Als Zeitenwende Deutschlands verkündete Bundeskanzler Scholz im Februar 2022 die Abkehr von wesentlichen Grundsätzen der deutschen Außenpolitik und erklärte dazu, Deutschland stelle sich auf „die richtige Seite der Geschichte“.
Seitdem liefert Deutschland Waffen in das Kriegsgebiet der Ukraine, inzwischen auch deutsche Kampfpanzer.
Währenddessen befindet sich die Menschheit in einer anderen Zeitenwende, im Übergang in ein tatsächlich neues Zeitalter, das sich schon vor Langem angekündigt hat.
1997: NATO-Beschluss zur Osterweiterung und russisch-chinesischer Beschluss zur Schaffung einer multipolaren Welt
Im April 1997 veröffentlichte Zbigniew Brzezinski sein bekanntes Werk „The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives“, dessen deutscher Titel „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ lautet. Darin legte der Berater des US-Präsidenten Jimmy Carter dar, Eurasien sei das große „Schachbrett“, auf dem die USA sich die Vorherrschaft sichern müssten, um „erste, einzige wirkliche und letzte Weltmacht“ zu werden.
Weniger bekannt ist, dass in Moskau am 23. April 1997 die „Gemeinsame russisch-chinesische Erklärung zur multipolaren Welt und zur Schaffung einer neuen Weltordnung“ vom russischen Präsidenten Boris Jelzin und dem chinesischen Präsidenten Jiang Zemin unterzeichnet wurde. Darin hieß es: „Beide Seiten verleihen ihrer Besorgnis wegen der Versuche zur Ausweitung und Stärkung von Militärblöcken Ausdruck, da diese Tendenz eine Bedrohung für die Sicherheit einiger Länder hervorrufen und Spannungen im regionalen und globalen Maßstab verschärfen kann.“ Nach der Unterzeichnung gab Jelzin kund: „Einige ziehen die Welt hin zu einer unipolaren Ordnung. Jemand will die Ordnung in der Welt diktieren. Und wir wollen eine multipolare Welt.“
Die russisch-chinesische Vereinbarung zur Multipolarität sah der Westen als Reaktion auf die NATO-Osterweiterung an, gegen deren Planung Moskau seit 1993 und Jelzin noch im Vormonat auf dem Helsinki-Gipfel gegenüber US-Präsident Clinton entschiedenen Einspruch erhob.
Am 27. Mai 1997 wurde die NATO-Russland-Grundakte von der russischen Seite widerwillig unterzeichnet, weil sie Russlands Interessen darin zu wenig berücksichtigt sah. Auf dieses Datum bezog sich am 17. Dezember 2021 das russische Vertragsangebot zu Sicherheitsgarantien an die NATO in seinem Artikel 4, der im Westen für besondere Empörung sorgte.
Fehler von historischem Ausmaß
Im Juni 1997 protestierten 50 prominente amerikanische Politiker, Militärs und Wissenschaftler, unter ihnen der ehemalige US-Verteidigungsminister McNamara, in einem Offenen Brief an Bill Clinton energisch gegen die NATO-Osterweiterung und bezeichneten sie als politisch-strategischen Fehler von historischem Ausmaß. Dennoch wurde auf dem NATO-Gipfel im Juli 1997 das Angebot zu Beitrittsverhandlungen an Polen, Tschechien und Ungarn und zuvor schon die NATO-Ukraine-Charta beschlossen.
Als Jelzin im Dezember 1999 trotz angeschlagener Gesundheit nach China eilte, um sich dessen Unterstützung bezüglich Tschetscheniens zusichern zu lassen, drohte er in Beijing vor laufenden Kameras: „Gestern erlaubte Clinton sich, Russland unter Druck zu setzen. Es scheint, er hat für eine Minute, eine Sekunde, eine halbe Minute vergessen, dass Russland ein volles Arsenal nuklearer Waffen hat.“ Darauf reagierte in Moskau der damalige Premierminister Russlands Wladimir Putin entsetzt und versicherte, Russland lege Wert auf gute Beziehungen zu den USA.
Im März 2000 wurde Putin Präsident Russlands und schlug den USA „radikalen Abbau der nuklearen Arsenale innerhalb kürzester Zeit“ vor. Dazu sagte er: „Wir sehen keinen Grund, der eine weiter gehende Abrüstung der strategischen Waffen verhindern könnte“. Laut des damaligen NATO-Generalsekretärs George Robertson zeigte Putin Interesse an der Aufnahme Russlands in die NATO und bat um eine offizielle Einladung dazu. Dem BBC-Journalisten David Frost sagte Putin damals: „Russland ist Teil der europäischen Kultur. Ich kann mir mein eigenes Land einfach nicht isoliert vorstellen von Europa und dem, was wir so oft die ’zivilisierte Welt’ nennen.“ Doch Putins Vorschläge für ein Europa von Lissabon bis Wladiwostok fanden im Westen keinen Anklang.
2001: „War on Terror“ – Krieg auf dem „Schachbrett“ Eurasien
Im April 2001 gab das US-Verteidigungsministerium die alle Bereiche umfassende Strategie-Doktrin „Full Spectrum Superiority“ heraus, die als „Full Spectrum Dominance“ bekannt wurde. Schon im September 2001 trat durch die als 9/11 bekannten Terroranschläge mit fast 3.000 Todesopfern für die USA der Grund ein, sie in ihrem „Global War on Terror“ auf dem von Brzezinski so bezeichneten „Schachbrett“ Eurasien zu erproben.
Im Oktober 2001 wurden mit der „Operation Enduring Freedom“ 20 Jahre Krieg in Afghanistan begonnen. Hillary Clinton konstatierte damals im Interview mit Fox News, dass die USA dort nun genau die fanatisch islamistischen Milizen bekriegten, die sie Jahre zuvor selbst organisiert, trainiert und bewaffnet hatten, damit sie durch zehn Jahre Guerillakrieg gegen die Sowjetarmee zum Zerfall der Sowjetunion beitrugen.
Beim Angriff auf den Irak 2003 wurde die Doktrin „Rapid Dominance“ erprobt, auch „Shock and Awe“ genannt. In deren Folge bekam die islamistische Terrormiliz IS Zulauf und besetzte Gebiete in Irak und Syrien, was den USA Anlass bot, auch in Syrien US-Truppen zu stationieren.
Nach einer Studie der Brown University hat der „War on Terror“ in Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien und Jemen mindesten 4,5 Millionen Todesopfer gefordert.
Seit dem 24. Februar 2022 wird es hierzulande als „Whataboutism“, wenn nicht gar als „russische Propaganda“ angesehen, daran zu erinnern, dass es sich in der Ukraine nicht um den ersten Angriffskrieg dieses Jahrhunderts handelt. Doch im globalen Süden sieht man es mit Blick auf all die Länder, in denen als Folge des „War on Terror“ weiterhin große Not herrscht, keineswegs als „Whataboutism“ an. Von der Mehrheit der Welt wird der Ukraine-Krieg als nur einer in einer langen Serie von Kriegen wahrgenommen.
Darauf weisen in den USA selbst zunehmend mehr Stimmen hin, die keineswegs als „Außenseiter“ oder als „russische Propaganda“ betreibend gelten. Neben einigen US-Medien hat auch der Council on Foreign Relations, zu dessen Mitgliedern US-Außenminister Blinken und US-Verteidigungsminister Austin zählen, in seinem Magazin Foreign Affairs seit Ende Februar mehrere Artikel veröffentlicht, die den Hegemonie-Anspruch der USA in Frage stellen.
2023: Übergang in die Multipolarität
Kürzlich hat Foreign Affairs eine Expertenumfrage zum Thema erstellt. Darin haben von 71 befragten Wissenschaftlern und Politikern nur 17 der Aussage zugestimmt, dass die globale Machtverteilung heute näher daran sei, unipolar zu sein als bipolar oder multipolar. Demgegenüber haben 46 dieser Aussage widersprochen und sich in ihren Begründungen mehrheitlich als von einer multipolaren Entwicklung überzeugt geäußert.
Unter ihnen hat Mark Leonard, Gründer und Direktor des European Council on Foreign Relations, die Vorstellung einer zukünftigen Bipolarität zwischen den USA und China als hinfällig bezeichnet, weil inzwischen aufstrebende Länder des globalen Südens mit großer Bevölkerung und großem Wirtschaftspotential ihren eigenen Platz suchen.
Noch viel deutlicher ist Fiona Hill, Mitglied des Atlantic Council und erst recht nicht „russischer Propaganda“ verdächtig, sondern von der Tageszeitung Politico als „russia hawk“, als anti-russische Falkin, beschrieben, in ihrer Rede am 15. Mai 2023 geworden. Sie sagt wörtlich, der „War on Terror“ habe die Erinnerung an den Horror der US-Kriegsführung in Korea und Vietnam wiederbelebt – und sie muss es wissen als damalige Beraterin Bushs und Obamas. Den Ukraine-Krieg bezeichnet sie als „Rebellion“ Russlands gemeinsam mit dem „Rest der Welt“. Sie betont, der Ukraine-Krieg zeige den Niedergang der US-Welthegemonie, weil die große Mehrheit der Welt sich aufgrund ihrer vorherigen Erfahrungen mit den USA nicht auf deren Seite ziehen lasse, trotz aller Ablehnung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Zitat/Fiona Hill: „Der Krieg in der Ukraine ist vielleicht das Ereignis, welches das Ableben der Pax Americana für jedermann ersichtlich macht.“ „Zusammengefasst, in 2023 hören wir ein durchschlagendes Nein zur US-Dominanz und sehen ein deutliches Verlangen nach einer Welt ohne Hegemon.“
Mit diesem Ergebnis hatte man im Atlantic Council ein Jahr zuvor nicht gerechnet. Sein Präsident Frederick Kempe hatte am 3. April 2022 bei CNBC dargelegt, der Ukraine-Krieg sei die Chance zur endgültigen Etablierung der globalen US-Hegemonie, nachdem sie in den vergangenen Jahren erodiert sei. Kempe schrieb wörtlich, es gehe darum „ob die USA und ihre Verbündeten durch die Ukraine die Erosion der Errungenschaften des letzten Jahrhunderts rückgängig machen können als ersten Schritt zur ersten wirklich „globalen“ Weltordnung.“
Es kündigt sich keine heile Welt an
Diese Formulierung mit „through Ukraine“, bei der die Ukraine nicht Subjekt, sondern Objekt ist, erinnert an das „Schachbrett“ von Zbigniew Brzezinski. Doch nun weigern sich immer mehr Länder, auch zuvor mit den USA verbündete, wie Schachfiguren benutzt und geopfert zu werden.
Mit politischem und wirtschaftlichem Druck haben die USA vergeblich versucht, mehr als nur die weiterhin mit ihnen verbündeten Länder zur Beteiligung an den Russland-Sanktionen zu nötigen. Der US-Abgeordnete Michael McCaul hatte dazu verkündet: „Wir müssen jeden Staat vor die Wahl stellen, Geschäfte mit der freien Welt oder mit einem Kriegsverbrecher zu machen“. Das US-Repräsentantenhaus brachte im März 2022 fast einstimmig die Gesetzesvorlage „Bekämpfung maligner russischer Aktivitäten in Afrika“ zur Kontrolle und Sanktionierung des Umgangs der afrikanischen Länder mit Russland ein. Sofort kam aus Afrika entschiedener Protest, aber auch Spott, beispielsweise darüber, dass ausgerechnet die USA sich Verteidigung der Demokratie zuschreiben.
Durch ihr nach dem Niedergang der Sowjetunion ungebremstes Machtstreben haben die USA und ihre Verbündeten Entschlossenheit im „Rest der Welt“ hervorgerufen, von Jahrhunderten westlichen Herrenmenschentums in ein Zeitalter überzugehen, das nicht mehr vom Westen dominiert wird. Der deutsche Bundeskanzler gab am 14. Dezember 2022 in seiner Regierungserklärung zu: „Die Welt des 21. Jahrhunderts wird eine multipolare Welt sein.“
Auch die multipolare Welt wird keine „heile Welt“ sein, doch sie bietet Hoffnungen und könnte die Chance dafür sein, dass die Menschheit drängende Probleme wie Klimawandel, Umwelt- und Ressourcenraubbau kooperativ zu lösen beginnt, um nicht in einer Dystopie zu enden.
Sabine Schulz schrieb diesen Text am 8. Juni 2023.
Wer bitte ist Sabine Schulz?
Daten zu ihrer Vita sind hier auf diesen Portal nicht zu finden.
Um die Glaubwürdigkeit eines Artikels beurteilen zu können, sind Daten zur Vita hilfreich.
Ich bitte dies zu tun.
Danke
Hast du irgendetwas zum INHALT zu sagen? Es kommt in starkem Maße der Verdacht auf, dass dir der Inhalt nicht so richtig passt.
Ich habe aber extra für dich recherchiert. Das Ergebnis
https://s.9f8.de/weristsabineschulz
wird dich überraschen.
Um Sabines Glaubwürdigkeit einzuschätzen, könnte es reichen, auf die zahlreichen Links zu clicken; sie hat alles Wesentliche mit Quellen belegt.
Danke an Sabine für die erstklassige Zusammenfassung der Lage; schade, dass sie fast nur von Leuten gelesen werden wird, die das Meiste davon ohnehin bereits wissen.
Off Topic: Beim Feindsender gerüchtet man, dass Kirill Budanow, der sympathische Chef des Ukraine-Militär-Geheimdienstes, seit 2 Wochen schwer verletzt in einem Berliner Bundeswehr-Krankenhaus liegt. Aber ohne weitere Quellen mag ich das nicht so recht glauben. Würde aber zu seinem mysteriösen Schweige-Video passen, über das Herr Rötzer hier berichtet hatte.
In einem russischen Blogbeitrag habe ich gestern gelesen, er sei bei dem Angriff auf das GUR-Hauptquartier schwer verletzt worden und befinde sich in einem BW-Krankenhaus in der Scharnhorststr. in Berlin. Leider habe ich den Artikel nicht gespeichert. Zu Zaluschny wurde erwähnt, er habe eine schwere Kopfverletzung und läge im Koma. (Da kann man ihm unwidersprochen auch NS2 in die Schuhe schieben).
Das kam bei RIA, aber das ist nicht sicher, es gibt nur wage Hinweise. RIA beruft sich auf einen anonymen Maulwurf in den Reihen von GUR. Schließt aber auch nicht aus, dass es Desinfo sein könnte.
Wer bitte ist Bella?
🙂
Ähnlich gut und prägnant wie https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/wer-entscheidet-darueber-ob-deutschland-auch-militaerische-fuehrungsmacht-europas-werden-soll/
Danke.
Der Tschechische Präsident Petr Pavel, hat in einem Interview gegenüber RadioFreeEurope dazu aufgerufen Russen, die auf dem Gebiet der europäischen Union leben aufmerksam zu beobachten. Auch denen die Russland verlassen haben um der Mobilisierung zu entgehen sollte man nicht vertrauen und sie ebenfalls beobachten. In Kriegszeiten sei es ganz normal Menschen aus verfeindeten Nationen in ihren Rechten einzuschränken und zu beobachten. Als Beispiel nannte er die Beobachtung der Japaner in USA während des 2. WK.
Dabei wäre anzumerken, dass die Japaner damals in USA in speziellen Lagern mit Barracken, Stacheldrahtzaun und Maschinengewehrtürmen zusammengepfercht wurden, (um sie besser beobachten zu können, versteht sich), wo sie von bewaffneten Soldaten bewacht wurden. Im Grunde waren es Konzentrationslager. Soviel zur “richtigen Seite der Geschichte”.
Bin ich froh, den braunen Sumpf Europa noch rechtzeitig verlassen zu haben.
Aber warum hast du so wenige mitgenommen?
Ich warte ja auch sehnlichst auf die Auswanderungswelle ins gelobte Russland.
Aber da passiert nix. So eine Scheiße.
Primitiver Pöbler. Sowas kann man nur verachten. Aber ok, Du musst Dir den Frust runterschreiben über das Scheitern Deiner braunen Freunde in der Ukraine.
Ich bin gechillt, den Frust sehe ich auf der Aggressorenseite.
Ja, die ukraininischen Nazi-Aggressoren sind frustriert, ihre tolle Offensive steckt fest. Nun sagen sie “war ja keine”, schliesslich nur 2 von 12 Brigaden in einer Woche verheizt.
Dann freu dich doch und sei nicht so aggressiv wie ein Zar.
Für eine militärische Spezialoperation muss man schon mehr als 3 Tage Geduld mitbringen.
Die permanente “Zar” Unterstellung seitens ottono, zeigt sehr deutlich das er/sie/es null Ahnung hat von politischen Strukturen besitzt! Solche unnötigen Ausfälle sind in einem Kindergarten noch tolerierbar, aber nicht unter Menschen!!!
Wer ständig auf alles und jeden der nicht seiner Meinung ist mit der Nazikeule einprügelt, kann sich kaum an einem Zarenvergleich für den selbstherrlichen Kremldiktator stören.
Da kann man dieser Fiona Hill nur recht geben. Genau so ist das. Es ist aber ein Statement, das vor einem Jahr noch unmöglich schien: der Westen war sich sicher, dass die Welt jetzt wieder so schön unipolar wird wie im Jahr 2000. Sie wird sich gegen den bösen Putin zusammenschließen und sich unter die Fittiche des US-Adlers begeben. Es sah gut aus: der Krieg gegen die Ukraine wurde mit großer Mehrheit verurteilt. Der Westen fühlte sich am Ziel. Da wollte er hin und man darf an dieser Stelle feststellen, dass er zumindest ein Motiv hatte, um Russland zu dem Überfall zu provozieren.
Aber dann: dieser Lula, Saudi-Arabien, Südafrika, der Globale Süden: überall wurde die Gelegenheit genutzt, um sich Frechheiten gegen das US-Imperium zu erlauben. Überall Entdollarisierung, BRICS und erfolgreiche chinesische Diplomatie. Ein großer Schritt hin zur Multipolarität ist tatsächlich das Resultat des Ukrainekonflikts. War das am Ende des fiesen Putins Kalkül? Kann durchaus sein.
Ist Russland durch die NATO bedroht worden? Darüber kann man 1000 Jahre streiten. Nicht bestreiten hingegen kann man die Tatsache, dass Russland im Dezember 2021 einen Vorschlag zum Abbau der Bedrohungen gemacht hat. Die deutsche Öffentlichkeit weiß davon nichts und der Vertragstext ist nur schwer zu finden. Hier:
https://www.ostinstitut.de/files/de/2021/Ostinstitut_Vertrag_zwischen_der_RF_und_den_USA_%C3%BCber_Sicherheitsgarantien_OL_2_2021.pdf
Absolut einleuchtend: der Westen hat alle Abrüstungsverträge einseitig verlassen, insbesondere den INF-Vertrag über Mittelstreckenraketen. Keinerlei Sicherheitskonzept mehr und die Kriegsgefahr wächst ständig. Russland hat nun angeboten, alle Atomwaffen bis hinter den Ural zurück zu ziehen und ganz Europa atomwaffenfrei zu machen. Insgesamt ein Zustand der Nichtbedrohung. Und wer wollte diesen Zustand nicht? Der Westen.
Ich empfehle, die Rede von Fiona Hill vollständig und sorgfältig zur Kenntnis zu nehmen.
https://news.err.ee/1608977948/fiona-hill-ukraine-in-the-new-world-disorder
Sabine scheint das nicht getan zu haben, andernfalls wäre ihre Zitierweise korrupt.
Wer, in ihrer Rede, ist “Wir”? Wo kommt das her? Es ist definitiv ein “Wir”, das die Militärpolitik und Diplomatie der Föderation der Vereinigten Staaten in Anspruch zu nehmen gedenkt, weil es das schon lange Zeit getan hat!
Jedenfalls danke für den Text, Sabine.
There is no such thing as multi polarity! Das ist, gleich “Unipolarität”, ein reinrassig militärpolitischer Kampfbegriff von Staatenlenkern, dem akademische Speichellecker zu einer gespenstigen “Realität” im elitären Diskurs verholfen haben. Das gelingt ihnen, weil es in der Tat in der Welt kapitalistischer Nationalstaaten ein grenzüberschreitendes militärisches und ökonomisches Einfluß- und folglich Machtgefüge gibt, wenn “Macht” definiert ist als Verfügung über Mittel, die einem Souverän die Freiheit und Potentiale einräumen, “am Rad zu drehen”, um das Gefüge willkürlich zu formen zu suchen, oder unwillkürliche Verschiebungen im Gefüge reaktionär zu kontern. Mit dem Bild, oder besser dem Simulacrum, eines oder mehrerer Kraft-Pole hat das genau den Anspruch von Souveränen gemein, beständig mit Krieg, oder mindestens kriegsträchtigen Eingriffen drohen zu können und folglich dazu berechtigt zu sein.
Das Urbild dazu ist die abrahamitische Weltordnung. Das ist die reinrassig zirkuläre Vorstellung, daß es eine ordnende Hand im herrschaftlichen und kanibalistischen Zugriff auf humane Ressourcen gibt, weil es die brauche PLUS es sie brauche, weil es sie (universell, essentiell, transzendental) gebe. Platt hingesagt ist “Weltordnung” der abrahamitische Götze, den die christliche Feier des abstrakten Menschen vor über 2000 Jahren ins Reich der weltlichen Sünden und Akzidenzen abzusortieren suchte, was stets vorsätzlich daran “scheiterte”, daß patriarchale Herrschaft in Familien, über Sippen, Clans und jede gottverfluchte humane Vergesellschaftung in den verschiedenen historischen Formationen der Sklaverei demselben Muster unter verschiedenen Simulacren folgte.
Naja, ich brech das hier ab. Eh alles Quatsch –
Weitermachen!
PS.: Nur als kleines historisches Schmankerl: Parallel mit den Chinesen und Russen, die Sabine zitiert, kam jemand anderes mit dem Bild “Multipolarität” vs. “Unipolarität” daher. Jacques Chirac! Es war eine, wenn nicht die Basis der Partnerschaft zwischen dem “rotgrünen” Kanzler Schröder und der gaullistisch / sozialistischen Kohabitation zwecks Schaffung der Voraussetzungen für ein “Vereintes Europa”, rüde gekontert vom angelsächsischen Krieg gegen Deutschland in der “Kosovo-Krise”. Ja, D. und F. haben mitgemacht – um die EU darüber hinweg zu retten.
PPS.: Hinweis zu Fionas Rede:
Indem sie folgende praktische Konsequenz aus ihrem Vortrag vorschlug:
” – a skillful and patient effort alongside the vital military track – ”
hat sie den NATO-Krieg gegen Russland gleichsam zum genuin militärischen Gründungsakt ihrer Version multipolaren Weltordnens (aktivisch!) stilisiert!
“Das ist, gleich „Unipolarität“, ein reinrassig militärpolitischer Kampfbegriff von Staatenlenkern, dem akademische Speichellecker zu einer gespenstigen „Realität“ im elitären Diskurs verholfen haben.” Na wenn es ein Kampfbegriff von Staatenlenkern ist, dann braucht es keine akademischen Speichellecker, die ihm zur Realität im Diskurs verhelfen. Das machen doch schon die Staatenlenker. Verstehe den Satz nicht.
Und wieso der Nato-Krieg gegen Russland zum militärischen Gründungsakt ihrer Version multipolaren Weltordnens (aktivisch!) stilisiert wird, verstehe ich auch nicht. Wie folgerst du das aus dem zitierten Satz: “All dies bedeutet, dass wir einen diplomatischen Vorstoß brauchen – eine geschickte und geduldige Anstrengung neben dem lebenswichtigen militärischen Weg – um Russlands brutalen und sinnlosen Krieg zu beenden.” ?
Wenn ein Berufener “unipolar” sagt, so meint er:
“Hier hätte nur einer das Sagen?! So geht’s aber nicht! Da hab’ ich ein Wörtchen mitzureden.”
Wenn einer multipolar sagt, so meint er:
“Hier haben alle was zu sagen! Auch diejenigen, die weniger zu Sagen haben, als andere.”
Ist das nicht gehuppt, wie gesprungen?
Es ist ein Sachverhalt, den ich im EP “grenzüberschreitendes militärisches und ökonomisches Einfluß- und folglich Machtgefüge” genannt habe, nicht deren Zweie, der mit dem Bildpaar unipolar / multipolar adressiert ist.
Fiona spielt mit diesem Umstand nach Belieben:
und ruft den auf der G7 deklarierten Weltkrieg gegen den Einfluß des “Autoritarismus” zum Krieg gegen die “falsche Wahrnehmung der Rolle der USA und der NATO” aus, also für “Multilateralismus” gegen “Unilateralismus” seitens Russland und der falschen russisch-sinologischen Wahrnehmung “der Welt”.
Ah, du wirfst Fiona Hill die Umkehrung der Begriffe vor. d.h. Russland sei eigentlich für eine unilaterale Welt und die USA für eine multilaterale Welt. Also multi – gut, uni – schlecht. Im Endeffekt sind die Begriffe austauschbar und es kommt nur drauf an, wer wem die beiden Begriffe mit welcher Bedeutungsbewertung vorwirft.
Nein, Krim!
1. Ich werfe Fiona keine “Umkehrung der Begriffe” vor!
2. Nein, die Begriffe “multipolar” und “unipolar” sind nicht “austauschbar”
3. Nein, insofern ihre Verwendung austauschbar erscheint, ist das der Ausgangspunkt der Chose, kein “Endeffekt”..
Du drehst mir das Wort im Munde herum, indem Du dich weigerst, den Sachverhalt zur Kenntnis zu nehmen, den ich mit “Kampfbegriff” adressiert und exemplifiziert hatte, und erst recht nicht das DING in den Blick nehmen willst, das ich „grenzüberschreitendes militärisches und ökonomisches Einfluß- und folglich Machtgefüge“ genannt habe.
So geht ideologische oder pragmatisch interessierte Resistenz gegen Argumente, die einer nicht zu widerlegen weiß.
PS.: Weil ich grad ‘reingeschaut hab … Folgender Artikel ist ein Paradebeispiel für die Mobilisierung von Verstandesleistungen für den kollektiven Wahnsinn der Inquisitionskultur:
https://www.telepolis.de/features/Heizen-mit-Holz-Nachhaltige-Alternative-oder-oekologisches-Dilemma-9189397.html
Die Methoden sind hochgradig infektiös, wie man an Deinem “Verständnis” meiner Sätz sieht.
Am Anfang steht:
“Als Zeitenwende Deutschlands verkündete Bundeskanzler Scholz im Februar 2022 die Abkehr von wesentlichen Grundsätzen der deutschen Außenpolitik und erklärte dazu, Deutschland stelle sich auf „die richtige Seite der Geschichte“.
Am Ende steht:
“Der deutsche Bundeskanzler gab am 14. Dezember 2022 in seiner Regierungserklärung zu: „Die Welt des 21. Jahrhunderts wird eine multipolare Welt sein.“
Das heißt doch, er hat seine Postition von 2021 im Jahr 2022 zugunsten der US-Politik geändert, oder verstehe ich da etwas falsch?
Na offenbar ist ihm die Seite auf die er sich schlägt oder der Pol dem er zugeordnet werden, will wichtiger als die Begrifflichkeit, ob die Weltordnung nun eine uni- oder multipolare ist. Von der Begrifflichkeit hängt ja nichts ab, vom Inhalt allerdings schon. Und der Inhalt ist so oder so, Konkurrenz um die Bestimmung der Weltordnung. Das ist ja überhaupt das Missverständnis, dass einige hier denken, wenn die USA nur zugeben das die Welt multipolar geordnet ist, dann wird die Welt friedlich schiedlich zusammenleben. Das ist Unsinn. Dann geht erst recht und wieder von vorne der Kampf um die Vormachtstellung in der Welt los.
“Mit politischem und wirtschaftlichem Druck haben die USA vergeblich versucht, mehr als nur die weiterhin mit ihnen verbündeten Länder zur Beteiligung an den Russland-Sanktionen zu nötigen. Der US-Abgeordnete Michael McCaul hatte dazu verkündet: „Wir müssen jeden Staat vor die Wahl stellen, Geschäfte mit der freien Welt oder mit einem Kriegsverbrecher zu machen“.”
Dies ist für mich eine gewollte Selbstisolierung und diejenigen Staaten die das mittragen, werden im Transstlantischen “Bündnis” bleiben. Dieses “Bündnis” ist erzwungen ohne jegliche Legitimation. Man könnte annehmen das dieses “Bündnis” die grösste gmbh wird.