Zerstörerische Folgen der Entgrenzung von Macht in kapitalistischen Demokratien

Reichstag, Berlin
Quelle: Pixabay

Macht drängt nach mehr Macht und Reichtum nach mehr Reichtum, eine Dynamik, die den Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährdet und sie zu zerstören droht: Dies ist eine der frühesten Einsichten der Zivilisationsgeschichte.

Macht bedarf daher stets einer robusten Einhegung. Das bedeutendste Schutzinstrument für eine Zivilisierung von Macht stellt die egalitäre Leitidee der Demokratie dar. Der Psychologe Rainer Mausfeld zeigt in seinem neuen Buch „Hybris und Nemesis. Wie die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt“ entlang historischer Linien auf, dass der Begriff der Demokratie seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt worden ist und heute als Demokratierhetorik für Herrschaftszwecke missbraucht wird. Dadurch ist es in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Entzivilisierung von Macht gekommen, deren psychische, gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen die menschliche Zivilisation insgesamt bedrohen.

Politische Apathie

Der neue Mausfeld, ein Muss: Seit heute ist das Buch erhältlich!

Die USA, oft als »älteste Demokratie der Welt« bezeichnet, haben unter den kapitalistischen Demokratien die Entzivilisierung von Macht am rigorosesten betrieben, innen- wie außenpolitisch. Wollte man Bill Clintons Charakterisierung der USA als »die größte Kraft der Welt für Frieden und Freiheit« an die Realitäten anpassen, könnte man sie als die größte Kraft für eine Entzivilisierung von Macht bezeichnen. Die Konsequenzen sind, wenig überraschend, auch im Land erkennbar. Die USA gehören unter den Industrienationen zu den Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung, die zudem seit mehreren Jahrzehnten kontinuierlich sinkt, und zu denen mit den höchsten Suizidraten. Sie weisen 2016 weltweit den höchsten Anteil der Bevölkerung auf, der im Gefängnis sitzt, und mit 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung eine der höchsten Quoten an mentalen Störungen in kapitalistischen Demokratien.

Von 2010 bis 2015 erhielt das reichste Prozent der amerikanischen Bevölkerung zwanzig Prozent des Einkommens des Landes. Diese Einkommensungleichheit ist größer als im Römischen Reich, wo Mitte des 2. Jahrhunderts das oberste Prozent sechzehn Prozent des Gesamteinkommens kontrollierte. Die Vermögensungleichheit ist in den USA noch stärker ausgeprägt als die Einkommensungleichheit: Das oberste Prozent der Amerikaner besitzt vierzig Prozent des Vermögens des Landes, während die unteren vierzig Prozent mit 0,2 Prozent praktisch besitzlos sind. Das Ausmaß der in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigten Entgrenzung von Macht ist in seinen konkreten zerstörerischen Folgen in allen Bereichen der Gesellschaft qualitativ wie quantitativ klar zu erkennen.

Ein weiterer Aspekt gezielter gesellschaftlicher Zerstörungen kommt hinzu: Im Zuge der neoliberalen Revolution einer gezielten Umverteilung von unten nach oben, von Süd nach Nord und von der öffentlichen in die private Hand wurden diejenigen gesellschaftlichen Instanzen systematisch geschwächt oder zerstört, die auf wechselseitiger Anerkennung und Solidarität beruhen und dadurch gesellschaftlichen Zusammenhalt stiften. Zentrale Institutionen der Gesellschaft – vor allem jene, in denen es um Schutz von Menschen in ihren Lebensphasen hoher Verletzlichkeit geht, also Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime – wurden ökonomischen Einflüssen ausgesetzt und damit in ihrer gesellschaftlichen Funktion beschädigt.

Die Prekarisierung von Lohnarbeit und die Ökonomisierung aller gesellschaftlichen Bereiche haben berufliche und soziale Unsicherheit und gesellschaftliche Ängste zu einem Massenphänomen gemacht. Dies sind von den Nutznießern dieser Umverteilung geradezu gewünschte Effekte, denn sie verhindern Partizipation, erzeugen politische Apathie und disziplinieren gerade diejenigen gesellschaftlichen Gruppen, die eigentlich das größte Interesse an einer gesellschaftlichen Änderung haben sollten. Noam Chomsky stellt im Hinblick auf diese gewaltigen gesellschaftszerstörenden Folgen fest: »Sobald die kapitalistische Demokratie ihre Form gefunden hast, erweist sie sich als ausgesprochen stabil, welche Leiden auch immer sie hervorruft.«

Die Bedrohungen werden weiter wachsen

Die mit extremer gesellschaftlicher Ungleichheit, mit sozialer Spaltung und Fragmentierung der Gesellschaft und mit der Zerstörung sozialer Identitäten einhergehende Bedrohung zivilisatorischer Substanz wird durch eine weitere Bedrohung gravierend verstärkt, und zwar durch die weltweit erstarkenden rechtsextremen Strömungen. Eine radikal antiegalitäre und antipluralistische Politik von oben muss unvermeidlich affektive Gegenreaktionen von unten erzeugen. Diese Gegenreaktionen teilen oftmals die antiegalitären und antipluralistischen Haltungen neoliberaler Ideologie, nur eben im Dienst eines ethnisch aufgeladenen Volksbegriffs.

Die für kapitalistische Demokratien charakteristische Verbindung eines – in das Gewand eines selektiven Hypermoralismus gekleideten – moralischen Nihilismus und einer Ideologie der Alternativlosigkeit mit der damit einhergehenden Zerstörung des Raumes des Politischen wurde im Zuge der neoliberalen Globalisierung ebenfalls globalisiert. Die Entleerung des politischen Raumes und die Zerstörung kollektiver Identitäten bilden zwangsläufig eine gesellschaftliche Atmosphäre, in der nationalextremistische, rassistische und fundamentalistische Bewegungen einen Nährboden finden können. Diese Bedrohungen werden dadurch massiv vergrößert, dass kapitalistische Demokratien derartige Strömungen in anderen Ländern bedenkenlos fördern, wenn es ihren militärischen oder ökonomischen Bedürfnissen dient.

Diese Bedrohungen werden weiter wachsen, da die bislang erfolgreichen Methoden zur Sicherung der Kapitalrentabilität zunehmend an ihre natürlichen Grenzen stoßen. In Zukunft ist daher mit einer weiteren Intensivierung der Ausbeutung in Verbindung mit einem zunehmenden Rückgriff auf autoritär-repressive Mittel zu rechnen. Das lange für die Entwicklung des Kapitalismus förderliche Gewand einer Demokratierhetorik ist damit verschlissen und hat ausgedient. Gegenwärtige und zukünftige Entwicklungsformen des Kapitalismus werden den autoritären Kern des Kapitalismus immer offener zum Ausdruck bringen. Und den intellektuellen Schichten zusammen mit den großen Medien kommt dabei die dämonische Aufgabe zu, einer Transformation zum autoritären Sicherheitsstaat die Zustimmung der breiten Massen zu sichern.

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67 Kommentare

  1. Ich weis nicht ob es mir was bringt den Ist-Zustand noch genauer zu erkennen.
    Ich würde lieber Ideen sammeln wie wir diesen Zusatnd ändern.
    Wenn möglich ohne sowas wie der Diktatur des Proletariats.

    1. Mir würde es etwas bringen, würde mir zur Zeit nicht dauernd Wasser auf den Kopf fallen, wenn ich vor die Haustür trete. Wer hat Ideen zur Abhilfe?

        1. @ aquadraht, noly
          ICH MAG ABER BEI REGEN NICHT RAUS!
          Wie lange wird es dauern, bis Menschen begreifen, dass sie nur sehr begrenzt wirkmächtig sind. Wissenschaft hin oder her. Und? Allmachtsvorstellungen sind nicht zielführend. Unabhängig davon, ob man sich selbst für allmächtig hält, oder sich einen Allmächtigen zurechtlegt.

            1. Frage zu Ihrer eigenen Erziehungspraxis, denn jemand der anderen Begriffsstutzigkeit unterstellt muss ja eine erfolgreiche solche haben: Wie viele der geborenen Allmächtigen in Ihrem unmittelbaren Einflussbereich haben Sie über den Eintritt der Strafmündigkeit hinaus in dieser angeborenen Sicherheit bestärkt und mit welchem Erfolg?

              1. Sie haben mich falsch verstanden, ich meinte nicht Sie, sondern sie – die Menschen.
                Es gibt Menschen, die etwas nicht begreifen. Da kann man nichts tun.

    2. Diktatur des Proletariats

      Billiger ist es vermutlich nicht zu haben, es sei denn, man überzeugt die Gates, Albrechts und Co dieser Welt davon, dass sie doch bitte endlich aufhören mögen, immer mehr Kapital anzuhäufen um immer mehr Kapital anzuhäufen.

  2. Schuld ist weniger die Demokratie, sondern die Globalisierung. Aufhebung der Zollschranken setzt Hochlohnländer der Konkurrenz mit Billiglohnstaaten aus. Es kann im Ausland billig produziert und im Inland teuer verkauft werden. Auch ist die Verlagerung von Industrie in arme Länder möglich. Dazu wird Masseneinwanderung zur Etablierung eines Niedriglohnsektors benutzt. Außerdem entsolidarisiert Multikulti, was schon die Sklavenhalter wussten, und deshalb gemischte Gruppen zusammenkauften. Der “Mittelstand” versucht seine “Privilegien” zu erhalten. Konkurrenz zwischen Klassen wird als Rassismus ettikettiert. Frauen werden als benachteiligte Klasse bezeichnet. Jeder wird gegen jeden aufgehetzt. Entsolidarisierte Demokratie funktioniert nicht! Ich finde es merkwürdig, dass hier der Rechtsextremismus als Gefahr hingestellt wird, der als Popanz für das Systemversagen fungiert!

    1. Das ist eine etwas eingeengte Sicht. Denn die erste Form der Globalisierung war der Kolonialismus. Und durch die im Rahmen des Kolonialismus organisierten Reichtumstransfers, wurde nicht nur Revolutionen vorgebeugt (Cecil Rhodes: Wir brauchen die Kolonien, um die Revokution zu verhindern). Kolonialismus war auch eine der Grundbedingungen für die gigantische Produktivitätsentwicklung im 19. Jh, durch die Ende des Jh. die Lebensbedingungen vor allem der Arbeiterschaft verbessert werden konnten und in der Folge die politischen Zügel gelockert wurden.

      1. Davor gab es schon die Globalisierung durch den Islam, und davor zumindest in Europa und Nordafrika und dem Nahen Osten durch die Römer. Finden Sie solche Argumente gut? Es müsste eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein, dass die jetzige Globalisierung etwas ganz anderes ist, als die Ausbeutung von Kolonien, nämlich Ausbeutung der Industrieländer zugunsten von inzwischen ehemaligen Entwicklungsländern. Die Entwicklung Ostasiens begrüße ich natürlich, aber Trump hat schon festgestellt, dass damit ein industriellen Abschwung der USA einhergeht, weil die westlichen Länder sich nicht schützen.

    2. Darüber habe ich auch gerätselt und keine Antwort darauf gefunden.

      Demokratie funktioniert nicht.
      Hat noch nie funktioniert.

      Die kleinste Einheit eines Volkes ist die Familie. Da funktioniert Solidarität.
      Und so werden die Kreise immer größer, erst kommt die Sippe, dann der Stamm, dann das Volk.
      Je weiter man sich voneinander entfernt, desto anonymer ist man miteinander und hat auch i.d.Regel kaum mehr etwas Kulturgleiches.

      Linke Gedanken wie “wir sind alle Menschen” und damit unweigerlich verbundene Forderungen “nun seid doch endlich mit allen Menschen solidarisch” sind der Untergang der homogenen Völker.
      Der Mensch will unter seinesgleichen leben und nicht in einer anonymen entwurzelten Multi-Kulti-Masse.
      Erst wenn man das gesamtgesellschaftlich verstanden hat, wird Änderung möglich sein.

  3. Und wodurch entsteht die Kumulation von Macht? Durch Zugriff der Macht auf einen Staat dem zu viele Rechte übertragen wurde und der zu tief ins Leben der Bürger eindringen kann. Erst die Kollektivierung macht Monopoly möglich. Weder Behemoth noch Leviathan sollte es sein, sondern ein Vertragsgebilde in dem nicht einer über viele, aber auch nicht viele über einen Herrschaft ausübt.

      1. @ Guido Biland:

        Nö. Ich lasse mich nicht meines Vaterlandes verweisen. Erst recht nicht von einem Schweizer, der es mit seiner eigenen Heimat nicht so hat. Sie müssen mit aber auch nicht immer wieder erneut beweisen, daß Sie nur innerhalb Ihrer ideologischen Grenzen denken können und für komplexe Gedankengänge nicht zugänglich sind.

        Pro fide contra proditionem

        1. Aber im Ernst, Argentinien mit einem zukünftigen “anarchistischen Kapitalisten” als Präsidenten müsste Ihnen doch als Ihr ideales Paradies erscheinen. Individuelle Freiheit grenzenlos.

          1. @ garno:

            Warum? Wollen Sie mich loswerden?
            Gehen nur weil ich weg will käme bei mir nie in Frage, wenn dann würde ich irgendwo ganz gezielt hinwollen. Da hätte es schon ein Ziel gegeben, das habe ich aber verpaßt, also bleibe ich wo ich bin. Ich bin aber auch ein Improvisationskünstler. Ich überlebe auch im Sozialismus, den Sie und viele andere ja angeblich hier nicht bemerken wollen.

            Das einzige was mit fehlt ist ein Waldorf, dann wäre es in der Loge lustiger zu beobachten, wie das linke Narrenschiff gerade an den Klippen der Realität zerschellt.

            1. Ich staune was heute alles als links und sozialistisch etiquettiert wird. Diese Begriffsverwirrung ist ja auch Verwirrung im Geist. Es ist als reden wir verschiedene Sprachen, Verständigung klappt nur auf niedrigster Ebene. Es herrscht intellektuelle Sprachlosigkeit, dafür aber ästhetisch überhöht. Man muss ja seine individuelle Identität zur Geltung bringen.
              Aber zu Ihrem “Sozialismus”: Im Bismarckschen Kaiserreich hatte der Staat noch mehr Macht als heute, war das dann auch Sozialismus?

              1. @ garno:

                Das Kaiserreich war noch „Kostgänger der Länder“. Man vergleiche mal die Einkommensteuersätze. Zwar gab es auch zig Verbrauchssteuern, das Fressen wurde aber nicht dreifach besteuert. Dafür gab es noch Zölle und Vermögenszuwachsabgeben. Alles in allem war das Kaiserreich zwar ständischer, aber vermutlich leistungsgerechter als heute.

                Ist aber auch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, immerhin liegt die Verbesserung der Lebensqualität ja auch in Innovationen begründet, die es damals eben noch nicht gab. Und man darf auch nicht die positiven Einflüße vergessen als ein Teil von Deutschland noch West Germany war.

                Vergleichen läßt sich das Kaiserreich nur direkt mit anderen Staaten jener Zeit, genau wie sich die Bundesrepublik auch nur mit heutigen Staaten vergleichen läßt und da ist die Enteignungshöhe mit kaum einem anderen Land vergleichbar.

                Das Kaiserreich drang aber als Staat nicht so tief ins Privatleben hinein. Und in der Buntrepublik Deutschland muß heute keiner mehr was können um in Funktionen zu gelangen, es reicht das richtige Geschlecht, die richtige sexualle Orientierung und die richtige politische Gesinnung.

                Hat man aber die falschen Ansichten, dann ist es mit der politischen, ökonomischen und sozialen Teilhabe ganz schnell vorbei. Ja, man darf in Deutschland heute noch fast alles sagen, man sollte nur hinterher keine Karrierewünsche mehr haben.

                Würden Sie wissen, wenn Sie auch in Deutschland leben und mal eine andere Perspektive einnehmen. Mich würde aber auch nicht wundern, wenn Sie zu den vielen Exilanten gehören, die mir als in Deutschland gebliebem Deutschen vorschreiben wollen, wie ich dieses Land zu empfinden habe.

                Da Sie aber doch eh der Meinung sind, daß es besser wäre mich zu ignorieren wüßte ich mal gerne was Sie von mir wollen? Auf meinen Ausgangskommentar gehen Sie inhaltlich ja eh nicht ein, dafür kommen Sie mir mit jeder Menge Rabulistik. Wenn Sie sich nur an mir abarbeiten wollen nehmen Sie sich ein Beispiel an Typen wie Woody aka SK, der schafft das kürzer. Es ist besser Sie scrollen einfach über mich hinweg, dann brauchen Sie sich nicht so echauffieren, daß es noch Andersdenkende gibt und wir stehlen einander nicht so viel Zeit.

                1. Nun haben Sie sich zwar breit zum deutschen Kaiserreich geäußert, aber meine Frage nicht beantwortet, nämlich ob das bismarcksche Reich in Ihren Augen sozialistisch war, da Sie sozialistisch scheinbar am Einfluss des Staates festmachen. Es geht mir um das Verständnis Ihrer Definition von Sozialismus, den Sie ja an vielen Stellen anwenden um etwas Negatives auszudrücken.
                  Wenn Sie allerdings mit Begriffen um sich schmeißen ohne sie definieren zu wollen oder zu können, dann ist es in der Tat besser über Sie “hinwegzuscrollen”.

    1. Kumulation von Macht, wenn man das so nennen will, entsteht durch Mitläufer, die einem helfen, hierarchisch aufzusteigen. Sie tun das in der meist nicht unberechtigten Hoffnung, dadurch selbst mit aufzusteigen. Kooperierende Konkurrenz, um Vorteil durch den Tribut der Unterlegenen zu bekommen.

      Mit steigendem Rang und Einfluss steigt natürlich die Zahl der Widersacher, weshalb Machtmittel beschafft und angehäuft werden, um die Macht zu behaupten.
      Zum Machtmittel Nr. 1 hat sich mit der Zeit das Geld entwickelt (vorher war es komplizierter). Mit steigendem Rang kommt man näher an seine Quellen heran und kann mehr abschöpfen. Selbstverstärkender Nebeneffekt: weil es unten nur noch tröpfelt, steigt die Anzahl und sinkt der Preis derer, die als unfreiwillige Helfer angeheuert werden können. Der Rest ist Geschichte.

      Gar nicht so abwegig ist dabei der Gedanke, dass es umso verlockender erscheint, die Spitzen bestehender Hierarchiepyramiden zu verdrängen und zu übernehmen, in denen ein großes Machtgefälle etabliert ist oder die Machthaber wenig Ansehen genießen. Ist ne dumme Angewohnheit von Mitläufern, gerne mal opportunistisch das Zugpferd zu wechseln.

      Es kommt aber darauf an, wie gut versorgt und wie störrisch und selbstbewusst die ranglosen Massen sind, also auf die Balance zwischen Loyalität und Unterdrückung. Auch die Vernetzung zwischen den Rangstufen ist sehr wichtig, man wird nur überlaufen, wenn das Gefolge mitzieht.

      Deshalb halte ich den Ansatz mit der Kollektivierung für nicht schlüssig. Auch weil die in den letzten Jahrzehnten hier stetig zurückgegangen ist (Strom, Post, Krankenhäuser usw.)
      Auch eine “Enteignung” von Abgaben und Privatleben hält sich (noch) in Grenzen.

      Aber eine zunehmende Veruntreuung von Machtmitteln für private Interessen ist zu beklagen. Mausfeld ist zuzustimmen, wenn er sagt, mit der “Umverteilung [..] von der öffentlichen in die private Hand wurden diejenigen gesellschaftlichen Instanzen systematisch geschwächt oder zerstört, [..] in denen es um Schutz von Menschen [..] geht.”

      Abbau von Schutz ist das Gegenteil von Eindringen ins Leben

      1. @ Kraut:

        “„Umverteilung [..] von der öffentlichen in die private Hand”

        Stimmt so aber auch nicht. Umverteilt wurden vielleicht Gewinnabschöpfungen, aber nur zum Teil. Wenn man sich mal die Aktionärsstruktur z.B. bei der Telekom anschaut, dann liegt die Kontrolle ganz eindeutig beim Bund und der macht auch klar die Vorgaben, daß z.B. ab einem bestimmten Alter kein Glasfaseranschluß mehr möglich ist. Genau wie der Bund es der Bahn ermöglicht kein Bargeld mehr an Automaten zu akzeptieren oder Sparpreise vom Bargeld auszuschließen. Noch deutlicher ist der Umbau bei den Krankenkassen oder der Deutschen Rente, die eindeutig mehr direkter staatlicher Kontrolle unterliegen als jemals zuvor.

        Es ist immer viel die Rede von Marktwirtschaft. Wo gibt es diese bitte z.B. im Agrarsektor? Das ist kein freier Markt, sondern längst ein Subventionsmarkt geworden. In der Bauwirtschaft laufen ähnliche Dinge ab. Die Zunahme an Beschäftigten im öffentlichen Sektor spricht eine sehr deutliche Sprache, die jeder beobachten kann, der sich mal irgendeine Behörde von innen anschaut. Und das ist ja nicht alles.

        Gleichzeitig bekommen auch die Betriebe immer mehr Nutzlospersonal aufs Auge gedrückt. Das zieht sich durch alle Lebensbereiche. Wenn heute beim Arzt die Zeit für Patienten knapp wird, dann liegt das einerseits daran, daß heute deutlich mehr Frauen in dem Berufsfeld arbeiten, die anders als die männlichen Kollegen eben keine 60 oder 70 Stunden Arbeitszeit investieren. Gleichzeitig muß ein Arzt heute viel mehr Zeit für die Protokollierung seiner Arbeit aufwenden.

        Wenn man dann noch Feldversuche beobachtet wie man gerade die Entziehung von Bargeld an Asylanten testet, weiß man woher der Wind weht. Gleich welche Pläne die Finanzwirtschaft macht, Bargeldverdrängung, digitale Identitätspflicht, soziale Selektion per Impfung und zig andere Dinge mehr sind gegen den Staat nicht möglich.

        Wenn der Staat Entscheidungshoheit abgibt, z.B. an die WHO ist das eine Sache, aber auch die WHO braucht dann die staatliche Struktur und die dem Bürger vom Staat auferlegten Teilnahmepflichten um ihre Agenda umsetzen zu können. Gilt auch z.B. für den Weltklimarat, der zwar eine Art Deutungshoheit hat, aber auf die Durchsetzung seiner Ziele durch die kooperierenden Staaten angewiesen ist. Beim Migrationspakt, der ja angeblich nicht bindend sein soll läuft das ähnlich.

        Möglich ist das alles aber auch nur, weil die Menschen es mit sich machen lassen. Würde hier den Rahmen sprengen und will ja eh keiner lesen, ich belibe aber dabei, das größte trojanische Pferd der gesellschaftlichen Zersetzung war und ist der Feminismus. Ob das nun alles zielgerichtet war oder eine sich selbst beschleunigende Dekadenzerscheinung.

        Fakt ist jedenfalls, wo der Bürger seine Rechte verliert, weil der Staat immer mehr Macht über ihn hat löst man das Problem nicht mit noch mehr Staat. Zumal es in Europa ja sogar zwei Ebenen gibt, die jeweils nationalstaatliche und dann noch die suprastaatliche in Brüssel die jeglicher demokratischen Kontrolle entzogen ist.

        Niemand bestreitet den Einfluß der Gier auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen, aber die Umverteilung läuft schon rein faktisch zwischen jenen die privatwirtschaftlich arbeiten und jenen die behördennah beschäftigt sind. Kann man auch an der Einkommensentwicklung in Behördenstädten sehen. Von wegen Gender Pay Gap. Gender Tax Gap müßte es heißen.

        Und die wirklich Reichen, die schon durch passive Vermögensgewinne immer reicher werden sind steuerlich immer im Vorteil gegenüber jenen die ihren Lebensunterhalt über ein Arbeitseinkommen erwritschaften müssen. Dieser Vorteil wird aber von staatlicher Seite ermöglicht. Heutige Einkommensteuersätze, Mehrwertsteuer auf alle Alltagsgüter, das ist Raub und ich halte den Begriff Steuersklaverei längst nicht mehr nur für eine satirische Überspitzung.

        Unter den Gesichtspunkten ist es für mich nicht verwunderlich, daß immer mehr Leute die Flinte ins Korn werfen, es ist für mich kaum nachvollziehbar, daß überhaupt noch jemand eine Arbeit verrichtet, die auch als Arbeit empfunden wird.

        Zu verdanken hat man diese Entwicklung aber einerseits einem feministischen Gesellschaftsumbau, inklusive aller Nebenwirkungen bis in die Familien hinein und den zwei anderen ideologischen Umbauplänen Klima und Masseneinwanderung, die ich vom Ergebnis her klar Umvolkung nenne. Das Ergebnis kann ich mir hier in räumlicher Nähe jede Woche selber anschauen.

        Die Marktanteile die Deutschland gerade verliert, die bekommt jemand anders. Das ist Zersetzung und Demontage und ich wiederhole das gerne immer wieder, eine fünfte Kolonne könnte nicht wirkungsvoller sein.

    2. Es hat alles mit dieser Geschichte hier:
      https://www.amazon.de/Verborgene-Geschichte-geheime-Menschheit-Weltkrieg/dp/3864454964 , der Gründung der Fed usw. zu tun. Gewisse Kreise hatten vor dem ersten Weltkrieg die Möglichkeit, sich an die Macht zu bringen und halten sie bis heute. Ein paar neue kamen dazu, Bill Gates zum Beispiel. Sie sind in verschiedenen “Gesellschaften” vertreten und halten sich Think-Tanks, mit deren Hilfe sie Politik beeinflussen. Diese Kreise “an den Hammelbeinen” zu kriegen dürfte schwierig sein. Selbst in Davos trifft man nicht alle gleichzeitig an, sie agieren aus dem Hintergrund. Würde das internationale Finanzsystem zusammenstürzen, bestände vielleicht eine Chance. Es geht aber auch manchen mig “den Bach runter”.

  4. Es gibt im globalen Wertschöpfungsprozess zahlreiche Interdependenzen. Jeder ist auf jeden angewiesen, Investor auf Produzent und umgekehrt, Arbeitnehmer auf Arbeitgeber und umgekehrt, Arbeitgeber auf Staat und umgekehrt, Lieferant auf Kunde und umgekehrt usw. Es gibt eine Unmenge von reziproken Abhängigkeiten.
    Ohne ein Mindestmaß an zivilisatorischer Substanz kann keine Gesellschaft funktionieren. Die USA sind dafür ein warnendes Beispiel. Gut möglich, dass es dort mal einen Volksaufstand gibt.

    1. Was ist denn “zivilisatorische Substanz” anderes als das übliche Werte-Gelaber, das unsere westliche Elite ständig im Munde führt. Damit lässt sich trefflich manipulieren und damit wurden auch schon die Kolonialkriege gerechtfertigt.

        1. Natürlich ist Zivilisation eine menschliche Erfindung. Was genau dazugehört, das ist abhängig von der jeweiligen Ideologie (mit ihrem Wertekanon).

          Nun ist man aber im reichen, politischen Westen (mit max. 15% der Weltbevölkerung) so anmaßend zu behaupten, dass die eigene Ideologie die einzig wahre und richtige für die gesamte Welt wäre, die man deshalb (mit der wertegeleiteten Außenpolitik) der gesamten Welt überstülpen muss. Obwohl die das gar nicht will, die will nur etwas abhaben vom ergaunerten Reichtum des Westens. Aus den sich daraus ergebenden Missverständnissen resultieren die meisten Konflikte in der Welt.

    2. @ Guido Biland
      Warum gilt es eigentlich als unwissenschaftlich festzustellen, dass es ohne soziale Erfahrung kein Wissen von gegenseitigen Abhängigkeiten der Menschen untereinander geben kann? Das ist etwas, was für ALLE MENSCHEN gilt. Das Lesen einer Statistik über die Ergebnisse gesellschaftlich organisierter Wertschöpfung verschafft einem diese Erkenntnis nicht – wie man unschwer im sozialen Alltag feststellen kann.

        1. Sie könnten Recht haben, wenn Sie den Begriff der sozialen Erfahrung inhaltlich so ausdehnen, dass jegliche Begegnung mit Produkten menschlicher Gesellschaften eine soziale Erfahrung darstellt. Die von vielen hier zu Recht kritisierten Ergebnisse der Manipulationsindustrie lassen mich befürchten, dass die dafür verantwortlichen Leistungsträger im Dienst der Profiteure das so ähnlich sehen. Auch das tägliche Erleben von Big Brother wäre unter dieser Voraussetzung eine soziale Erfahrung.
          Ist es nicht genau dieses Problem, das Rainer Mausfeld in seinem neuesten Buch zu umreißen versucht und zu dem er menschliche, artgerechte Antworten vorschlägt?

  5. “Gegenwärtige und zukünftige Entwicklungsformen des Kapitalismus werden den autoritären Kern des Kapitalismus immer offener zum Ausdruck bringen.”

    Wenn schon “autoritär im Kapitalismus”, dann dürfte die Autorität einer kommunistischen Partei besser geeignet sein als das planlose und anarchische Agieren des liberalen Kapitalismus westlicher Prägung – für die Gestaltung der die Zukunft. Die Chinesen machen es uns schon vor wie sie den Kapitalismus unter politischer Kontrolle kriegen – den Kapitalismus bändigen. Und wie es aussieht ist der gebändigte Kapitalismus dem freien, liberalen Kapitalismus auch überlegen, da er in einer langfristigen politischen Planung eingebettet ist.

    1. ” Und wie es aussieht ist der gebändigte Kapitalismus dem freien, liberalen Kapitalismus auch überlegen, da er in einer langfristigen politischen Planung eingebettet ist.”

      Und wie es aussieht trifft der gebändigte Kapitalismus auch auf wesentlich höhere Zustimmungsraten in der Bevölkerung.

    2. Das, was China resp die KPCh-Führung macht, ist eine Anwendung Leninscher Erkenntnis auf Grund industrieller Nachholnotwendigkeit für das damalige Russland. Der (übrigens parteidemokratisch gewählte) Diktator Stalin hat auf diese NEP verzichtet, weil er neue Machtkonkurrenz durch kapitalkräftige Oligarchen* vermeiden wollte. Für Chinas Mao war Stalin das Vorbild, obwohl er ihn aus Konkurrenzgründen nicht leiden mochte. Deshalb konnte das NEP-Modell (in modernisierter Form) dort erst nach seinem Tod und dem anschließenden Machtkampf installiert werden. Den Erfolg sieht man nun. Wäre wohl bei der frühen SU auch nicht viel anders gewesen. Allerdings kommt in China eine mehr als 2tsd-jährige zentral-dezentrale Verwaltungserfahrung und -gewöhnung hinzu.
      ————
      * Deshalb hatte Lukaschenko deren Wildwuchs in Belarus auch ab Amtsantritt verhindert, Jelzin nicht, was später Putin Probleme bereitete. Dabei ist von der Ukraine ganz zu schweigen, denn Oligarchenmacht existiert dort bis dato, obwohl beim Kampf untereinander einige auf der Strecke blieben bzw ins Ausland verdrängt wurden – auch Selenskis Patron.

          1. “Er hat auch schon viele zutreffende Sachen gesagt”

            Ist ja ein echtes Wunder. Wer 24/7 die virtuelle Welt zusche**t, trifft auch ab und an mal zu. üBeRrAsChUnG. Auf Hitler und Pol Pot passt das ja ebenso. Okay, waren ja auch ähnlich angenehme Zeitgenossen wie Majestyk.

                    1. Einbildung ist auch eine Art von Bildung. Eine die Sie perfektioniert haben, ach ja, und die Suche nach Rechtschreibfehlern. Aufregend, so ein Leben als Internetoberlehrer und Schlammschleuder.

          2. Das stimmt für viele seiner Beobachtungen, nur zieht er aus ihrer Summe zumeist die falschen Schlussfolgerungen. Oder anders gesagt, er bleibt in der Analyse oft auf dem 1.Erkenntnislevel hängen. Meine Erfahrung ist die 3Stufigkeit der Erkenntnis bei Problemanalyse und -lösung:
            1. Nachdenken – Simplizität – simple (Moment-)Lösung
            2. Überdenken – Komplexität – komplizierte (mögliche) Lösung
            3. Rekombinieren – Eleganz – einfach-elegante (End-)Lösung
            Die Meisten dürften sich schon mit Stufe 1 begnügen und wer Stufe 2 erreicht hat, hat oft keinen Sinn für neue Mühen mehr. So erreichen nur wenige (und die auch nicht immer, schon gar nicht schnell) Stufe 3, die allein einen Aha-Effekt garantieren kann.

  6. Geld hat die Eigenschaft sich zu sammeln. Sich wie Wasser in wenigen Oasen zu treffen, während alles Andere trocken bleibt. Aber ursprünglich sollte Geld ein Handelsmittel sein, das zu aller Wohlstand dient. Ja, es hat uns verraten. Zu schön haben ihm die schlimmsten Monster der Menschheit getan. Daher muss es dort unweigerlich begrenzt werden, wo es den Menschen schadet. Vielleicht sollte es auch mit einem Ablaufdatum versehen werden, dass es wiederum der Wirtschaft zugefürhrt wird. Wie Bananen, damit der Haufen auf dem größte Affe sitzt unter ihm fault und dabei einen widerlichen Gestank abgibt.

    1. “Geld hat die Eigenschaft sich zu sammeln.”

      Bei mir hats diese Eigenschaft noch nie gezeigt. Aber im Ernst: Kapital ist ein scheues Reh, es will gehegt und gepflegt werden, sonst verzieht es sich zu lukrativeren Weidegründen. Für diese Pflege des (privaten) Kapitals geht leider ein guter Teil der staatlichen Ressourcen drauf, sodass für staatliche Infrastruktur wie Verkehr, Bildung usw. zu wenig übrigbleibt. An diesem Umstand krankt unser liberaler Staat: Er muss sich per Gesetz verausgaben um das private Kapital zu pflegen. Da frag ich wozu noch wählen, wenn der Rechtsstaat die wichtigen Dinge sowieso schon vorschreibt.

  7. “Macht drängt nach mehr Macht und Reichtum nach mehr Reichtum, eine Dynamik, die den Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährdet und sie zu zerstören droht: Dies ist eine der frühesten Einsichten der Zivilisationsgeschichte.”
    Das ist die Geschichte das Simulanten die Simulation simulieren und hat nichts mit Zivilisation zu tun. Wäre die Menschheit im Jahr 2023 zivilisiert, könnte man sich diesen ganzen Quatsch ersparen. Denn die Macht ob Demokratisch, Autokratisch, Diktatorisch etc wird immer in ihrem System die Zivilisation der Menschen unterbinden, um ihre Narrative zu manifestieren. Am Ende des Tages, ist jegliches System, nur so gut wie das mitgetragen wird!
    Oder wie in Argentinien gerade auf den Kopf gestellt wurde…,und das schreibe ich weil die meisten nicht so blöd sind, um zu erkennen was gerade läuft, aber die immanente Angst fest verankert wurde.

  8. Wusstet ihr das, was Rainer da schreibt? Ich selbst wusste es nur teilweise. Meine Zeitgenossen haben aber von alledem nicht die geringste Ahnung. Es ist ja nie Thema. Wobei es inzwischen durchaus existentiell wird. Während der Corona-Pandemie wurde festgestellt, dass 50 Millionen Amerikaner nicht genug zu essen haben. Kann durchaus sein, dass das nur wegen Corona überhaupt bemerkt wurde. Da hat man sich ausnahmsweise um die gekümmert, die sonst überall draußen bleiben. Eine Soziologie, die diese soziale Katastrophe wissenschaftlich untersucht, existiert nicht mehr. Warum auch? Das würde ja nur für Unruhe sorgen.

    In der Tat ist hier etwas Neues zu sehen: seit der Aufklärung haben die unteren Klassen immer aufbegehrt. Diesmal lassen sie sich das alles gefallen. Wie haben die das geschafft?

    Die Wut ist durchaus da. Diese aber wird umgelenkt in die Richtung Trump. Der nochmal einen Kahlhieb im sozialen Bereich vornahm und die Steuern der Reichen senkte. Dann haben es die Leute nicht anders verdient. Was auch sonst zu sehen ist. Solche Gurken wie die jetzige Generation sind noch nie über Gods Own Country getappt.

    Habe neulich den Bericht eines Gewaltforschers gelesen. Er untersuchte den Zeitraum von 14.000 v.Chr bis zur Zeitenwende. Was seit 16.000 Jahren immer und überall gilt: die Gewalttätigkeit nimmt mit der Ungleichheit in der Gesellschaft zu.

    Eigentlich sollte das reichen, um endlich einmal Konsequenzen zu ziehen.

    1. Die Leute haben zuviel Angst. So hat C. funktioniert.

      Heute sind sie froh, “das” überlebt zu haben. Wobei viele krank geworden sind, oder kränker als sie vorher waren – durch die “Impfung”.

      Aber allgemein herrscht eine Art Endzeitstimmung, in der jeder, so gut er kann, auf die Pauke haut.

      Politisch ist alles resigniert. Wut wird da nicht mehr entstehen.

    2. Wusstet ihr das, was Rainer da schreibt?

      Ja. Alles. Alles jeden Tag deutlich sichtbar, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht und die Zeichen lesen kann. Hilfreich ist aktive Teilnahme an direkten sozialen Kämpfen, um zu verstehen, wie die Leute ticken.
      Mausfeld ist der Verdienst zuzuschreiben, eine saubere marxistische Analyse in lesbare und sehr präzise und komprimierte Textform gebracht zu haben. Ganz ganz selten heutzutage. Und noch dazu ohne Scheu vor Elitenentlarvung. Grösste Hochachtung.

      1. Bin zwar noch nicht ganz durch mit “Hybris und Nemesis”, teile Ihre Einschätzung aber in vollem Umfang. Ich wäre froh, gäbe es mehr Marxisten, die das Studium der Klassiker nicht weiterhin für den einzig akzeptablen Weg zur Umsetzung egalitärer Ansätze halten.

  9. Diese gendernden, woken, regenbogenfarbenen LGBTxyz-verstrahlten Oberschichtler bedienen sich also eines selektiven Hypermoralismus’ als Tarnmantel, um damit ihre zynische Verachtung derer zu verschleiern, die ihre Wohnung selber putzen und für ungesunden Billigfraß körperlich arbeiten müssen.

    Denn sie finden sich selbst so außergewöhnlich supertoll dabei, vegane Biowürstchen zusammen mit Freunden, die gelegentlich schwule und lesbische Beziehungen haben, zu dinieren, dass man nur noch mit dem Wort Nihilismus ausdrücken kann, wie weit ihnen die Probleme des gemeinen Pöbels am @rsch vorbeigehen.

    Mit inquisitorischem Eifer zerstören sie kollektive Identitäten wie deutschsein oder Bewahrung familiärer Traditionen und verwechseln dabei den gesellschaftlichen Zusammenhalt mit egalitären Denkweisen, die gerne auch mit Überwachungstechnik und Cancelculture von ‘falschen’ Meinungen gereinigt werden dürfen.

    Danke Herr Mausfeld, dass Sie sich als einer der wenigen Ihrer Zunft dieser dämonischen Aufgabe der Augenwischerei entgegenstellen.

  10. Alter Wein in neuen Schläuchen.

    Das der Westend-Verlag das Buch
    wie ein Standardwerk als den ” neuen Mausfeld” versilbern möchte,
    spricht gegen Westend und seine überzogenen Buchpreise. Nach vorn klassenkämpferisch, nach hinten bürgerlich und abgezockt.

    Der Ursprung, dort wo sich auch Mausfeld bedient, liegt im Jahr 1967. In diesem Jahr veröffentlichte
    Johannes Agnoli seinen Essay
    “Die Transformation der Demokratie”

    „Es dient keinem Herrschaftssystem, wenn die Techniken des Herrschens den Beherrschten zum Bewusstsein gebracht werden.“

    „Massen, die demokratischen Gefühlen zuneigen, sind am besten durch ein Organ neutralisierbar, das ihnen die Illusion einer Beteiligung an der staatlichen Macht vermittelt.”

    Das Büchlein, “Die Transformation der Demokratie” gibt es bei medimops gebraucht für 2 € oder gratis als .pdf im Netz

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