Menschen können erstaunlich blind sein, selbst wenn es um ihr persönliches Überleben geht. Die neue nukleare Aufrüstung und die ständige Eskalation im Ukrainekonflikt bringt uns in die unmittelbare Nähe eines Atomkriegs. Doch die Köpfe stecken metertief im Sand. Die erstmals von dem Philosophen Günther Anders analysierte Ausblendung der nuklearen Realität ist so verbreitet wie nie zuvor.
Eine von der Münchner Sicherheitskonferenz in Auftrag gegebene Umfrage in der Urkaine, die im Februar bekannt wurde, besagt, dass 89 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer selbst dann entschlossen weiterkämpfen wollen, wenn Russland Nuklearwaffen einsetzen würde. Eine Mehrheit setzt auf einen Sieg über Russland und auch auf eine Rückeroberung der Krim, egal was passiert.1
Natürlich braucht man die Stimmung eines Volkes, das unter der Peitsche des Angreifers aufschreit, nicht als den Ausdruck kühler Überlegtheit zu werten. Dennoch ist sie von einer geradezu wahnhaften Apokalypse-Blindheit. Einerseits wäre der massive Versuch einer Rückeroberung der Krim für Russland entsprechend seiner Nukleardoktrin das deutliche Signal, zu Nuklearwaffen zu greifen, andererseits ist es kaum vorstellbar, wie weitergekämpft werden soll, wenn das nukleare Inferno erst einmal eingetreten ist. Man könnte eine so irrationale Positionierung übergehen, wenn sie nicht auch der zumindest impliziten Grundhaltung aller anderen am Ukrainekrieg Beteiligten entsprechen würde. Trotz begrenzter Friedensaktivitäten
und einer gewissen Geheim-Diplomatie im Hintergrund wird die Kriegsmaschine weiterhin befeuert. Was geschehen würde, wenn Nuklearwaffen ins Spiel kommen, weiß niemand und keiner will sich damit befassen. Apokalypse-Blindheit hat alle Beteiligten ergriffen, nicht nur die Menschen in der Ukraine.
Die Diskrepanz zwischen Herstellen und Vorstellen
Apokalypse-Blindheit ist ein Begriff des Philosophen Günther Anders. Anders emigrierte 1933 aus Deutschland, war mit Hannah Arendt verheiratet, wurde nach dem Krieg zu einem der prominentesten Medien- und Technikkritiker und zu einer Galionsfigur der Friedensbewegung. Günther Anders definierte Apokalypse-Blindheit als eine Diskrepanz zwischen Herstellen und Vorstellen. Der Mensch sei einerseits ein technisches Genie, also ein großartiger Hersteller, zugleich aber ein Wesen, das unfähig ist, sich die Folgen seiner technischen Errungenschaften angemessen vorzustellen. Anders spricht auch vom „prometheischen Gefälle“ und meint damit den Menschen als einen Prometheus, der an einer charakteristischen Schwäche leidet. Obgleich einerseits ein Titan, befindet er sich weit unterhalb seines eigenen Niveaus, wenn es darum geht, sich überhaupt nur auszumalen, wohin ihn seine technologischen Errungenschaften führen. Der Mensch also zugleich Riese und Zwerg, zur selben Zeit allmächtig und ohnmächtig.
Was die technische Entwicklung der Atombombe angeht, so zeige sich diese Diskrepanz besonders krass. Einerseits beweist gerade die Nutzbarmachung der Kernenergie, über welch gewaltige technische Kompetenz der Mensch verfügt. Deutlich wird aber auch ein dramatisches Defizit: Wo es darum geht, sich ein angemessenes Bild eines Nuklearkriegs zu machen, also die dadurch erzeugte Gefahr einzuschätzen, versagt die menschliche Vorstellungskraft in der Regel vollkommen. Unterdessen kommt noch ein Gewöhnungseffekt dazu. Wir vertrauen darauf, dass nach Jahrzehnten erfolgreicher Abschreckung von Atomwaffen keine Bedrohung mehr ausgeht. Atomwaffen gelten, jedenfalls bei den Atommächten und denen, die sich an die „erweiterte Abschreckung“ angeschlossen haben, als Garanten der internationalen Sicherheit. In Russland wie in den USA werden sie verbreitet als ganz normale, wenn auch äußerst kampfstarke Waffensysteme angesehen. Die Rüstungskontrolle verfällt, die Modernisierung der Kernwaffenarsenale geht – kaum nimmt es jemand zur Kenntnis – in Ost und West voran.2
Ende der Menschheit?
Zurecht kann daher gefragt werden, ob dieser Zustand noch irgendetwas mit angemessener Realitätswahrnehmung zu tun hat. Wie eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien übereinstimmend konstatieren, hätte jede nukleare Auseinandersetzung entsetzliche Konsequenzen. Auch ein begrenzter, ein „kleiner“ Atomkrieg, etwa zwischen Indien und Pakistan, würde zu einem „nuklearen Winter“ führen, in dessen Gefolge es zu weltweiten Hungersnöten käme.3 Würde der Ukrainekrieg bis zu einer nuklearen Auseinandersetzung eskalieren, so könnte dies durchaus das physische Ende Europas bedeuten, von einer Eskalation bis auf die interkontinentale Ebene zwischen Russland und den USA ganz zu schweigen. In diesem Fall würde die Menschheit voraussichtlich nicht sofort vernichtet, mit ihrem allmählichen Aussterben oder zumindest dem Ende der uns bekannten Zivilisation auf diesem Globus müsste aber gerechnet werden.
Es kostet Anstrengung, sich eine solche Apokalypse vor Augen zu führen. Irgendetwas sträubt sich gegen das Eingeständnis, dass ein globales Massensterben im Gefolge eines großen Atomkriegs nicht ausgeschlossen ist. Es würde sich um eine historisch ultimative, absolut singuläre Katastrophe handeln. Der globale Massentod wäre mit nichts schon einmal Dagewesenem vergleichbar. Mit dem möglichen Ende der Menschheit würden indirekt auch alle späteren Generationen ausgelöscht: Enkel, Urenkel, Ururenkel – sie alle würden niemals leben. Gewissermaßen rückblickend sähe es ähnlich aus: Alles, was der Mensch je hervorbrachte, seine gesamte Kultur, würde annulliert. Zurück bliebe ein Nichts vollständiger Leere. Kaum jemand wird Gefallen daran finden, sich das im Einzelnen auszumalen.
„Wissen“ und „Begreifen“
Und im Übrigen „wissen“ wir ja, dass ein solches Harmageddon möglich ist. Doch zurecht sieht Anders selbst für seine Zeit, in der die atomaren Gefahren noch einigermaßen präsent waren, einen entscheidenden Unterschied zwischen „Wissen“ und „Begreifen“. „Dass wir ›wissen‹, welche Folgen ein atomarer Krieg nach sich ziehen würde, kann nicht bestritten werden. Aber wir ›wissen‹ es eben nur. Und dieses ›nur‹ besagt eben, dass dieses unser ›Wissen‹ in nächster Nachbarschaft des Nichtwissens bleibt, mindestens des Nichtbegreifens: diesem viel näher als dem Begreifen.“4
Wann hätten wir denn wirklich „begriffen“, was ein Atomkrieg anrichtet? Zunächst einmal sollten wir damit aufhören, einfach wegzuschauen. Kinder halten sich die Augen zu und glauben dann, unsichtbar zu sein. Doch erst dann, so Anders, wenn das pure Wissen mit einem emotionalen Anteil in uns selbst verbunden ist, beginnt das Begreifen. Gefordert sind Phantasie, Imagination, vor allem Empathie, auch Furcht, ja Angst spielen eine bedeutende Rolle. Wir müssen diese mögliche Realität „an uns herkommen lassen“. Sie muss uns selbst betreffen, andernfalls bleibt sie „rein theoretisch“.
Anders hat immer wieder zu beschreiben versucht, was das bedeutet. Er unterstellt eine Art Wahrnehmungsschranke. Jenseits dieser Grenze oder Schwelle sind wir nicht mehr in der Lage, Phänomene angemessen einzuschätzen. Ist etwas zu groß, als dass es sich noch in unsere Alltagserfahrung fügen könnte, fällt es unter Umständen völlig aus unserem Erkenntnishorizont heraus. Es handelt sich um das „Monströse“.5 Das Monströse, das Riesenhafte, so Anders, ist für uns nicht mehr unmittelbar verstehbar. Es gehört nicht mehr zu jener Welt mittlerer Größe, die unser Erkenntnisapparat noch erfasst. „Vor dem Gedanken der Apokalypse aber streikt die Seele“, so Anders. „Die Universalität der Bedrohung erschwert deren Erkennbarkeit, nein, sie verhindert diese Erkennbarkeit sogar total.“6
Wir reagieren daher paradox: Wo ein Totalereignis von historisch uferloser Furchtbarkeit eintreten könnte, und wir auch so handeln, dass es jederzeit eintreten kann, berührt uns diese Möglichkeit eher überhaupt nicht. Der Gedanke daran bleibt nebensächlich und blass. Es zeigt sich uns nichts wirklich Bedeutsames, nichts das uns intensiv interessieren oder betreffen könnte. Ein momentanes Kopfweh oder eine berufliche Sorge tangieren uns unter Umständen weit mehr. Wie gesagt: Etwas Monströses „wissen“, das können wir schon. Wir registrieren in diesem Fall, was gedanklich damit gemeint ist. Doch gefühlsmäßige Warnreaktionen bleiben aus. Affektiv gesehen geht es uns nichts an. Wir sind „Analphabeten der Angst“.7
Denn die Angst steht eher im Verdacht, eine persönliche Schwäche zu sein. Vielleicht wird die allgemeine Unberührtheit von der Atomkriegsgefahr verständlicher, wenn wir an den Tod denken. Der Tod, speziell unser eigener Tod, scheint ebenfalls jenseits einer Schwelle zu liegen, bei der wir noch etwas Greifbares wahrnehmen. Lesen wir einen Namen in einer Todesanzeige, „wissen“ wir, dass jemand gestorben ist. Zumeist aber fühlen wir nichts dabei. Stirbt allerdings ein geliebter Mensch, dann „begreifen“ wir zumindest bis zu einem gewissen Grad, was Sterben bedeutet. Völlig „blind“ sind wir aber wiederum, wenn wir erfahren, irgendwo in der Welt seien Tausende Menschen umgekommen. Affektiv gesehen sind große Todeszahlen „leer“. Nur die empathische Beschreibung eines Einzelschicksals könnte uns eventuell erreichen, jedenfalls sofern wir nicht völlig „kalt“ sind. Auch solche innere Kälte ist nicht selten.
Diese Vorform der Apokalypse-Blindheit im Sinne von Anders scheint uns auch sonst in die Quere zu kommen, wo wir eigentlich human und moralisch sein wollen. Es sind nicht immer Unmenschen, die Kriege befürworten oder sie auslösen. Aber sie sind vielleicht blind für dasjenige, was dort wirklich passiert. Und wer am systematischen Töten in einem Krieg direkt beteiligt ist, muss unbedingt auf eine Art Blindheit umschalten oder er steht in Gefahr, „verrückt“ zu werden. Während des Ersten Weltkriegs trat das Phänomen der Kriegszitterer auf. Solche Soldaten kamen mit der Situation nicht klar, dass jetzt Töten und getötet werden die neue Normalität war. Dieses Umschwenken der kulturellen Normen in ihr Gegenteil, von der Achtung des Lebens in die Pflicht, Leben zu vernichten, brachte sie vollkommen durcheinander. Vor Angst und Entsetzen reagierten sie psychotisch. Sie hatten ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle, schlotterten und zitterten unentwegt. Bezeichnenderweise wurden sie als angebliche Simulanten von den Psychiatern mit Elektroschocks traktiert, um wieder auf die gewünschte Teilnahmslosigkeit umzuschalten.8
Wer heute als Soldat durch Knopfdruck unter Umständen Hunderte oder gar Tausende umbringt, muss in der Lage sein, das Elend der dadurch sterbenden und dahinsiechenden Menschen restlos auszublenden. Würde er das ausgelöste Leid empathisch an sich heranlassen, würde er unfähig sein, seine „Arbeit“ zu verrichten, denn Soldaten üben „Jobs“ aus, die – wie ihnen regelmäßig mitgeteilt wird – einem guten Zweck dienen. Man „weiß“ zwar, was man tut, aber man „begreift“ es nicht. Ein Bombenflieger, so Anders, nach seiner Rückkehr befragt, woran er denn nun bei seinem Flug gedacht habe, antwortete: „›Ich konnte und konnte mir den Gedanken an die $ 175, die ich für den Refrigerator zuhause noch nicht bezahlt hatte, nicht aus dem Kopf schlagen‹.“9 Paul Tippets jedenfalls, dem Piloten, der die Enola Gay flog, also jenes Flugzeug, dass die Atombombe über Hiroshima ausklinkte, mögen ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen sein. Später befragt, ob er irgendwelche Schuldgefühle habe, verneinte er das. Er brachte es bis zum General und galt als ein umgänglicher und humorvoller Mensch.10
Ist Apokalypse-Blindheit normal?
So könnte man fast annehmen, Apokalypse-Blindheit, jedenfalls die in Kriegen übliche Blindheit gegenüber dem Leid anderer, sei irgendwie normal. Offenbar können Menschen nicht anders, als in solchen Situationen blind zu sein. Andererseits fällt auf, dass es immer wieder Ausnahmen gibt. Die Kriegszitterer während des Ersten Weltkriegs gehörten dazu. Auch die enorme Verbreitung der Posttraumatischen Belastungsstörung bei Kriegsveteranen zeigt, dass tägliches Töten eben nicht „normal“ ist, sondern bei nicht wenigen zu Erkrankungen führt. Solche „Störungen“ scheinen darauf hinzuweisen, dass es sich eher nicht um Abweichungen vom Normalen, sondern um Signale handelt, dass der kulturelle Zustand Krieg selbst anormal und letztlich krankhaft ist, Kriege also etwas Unnatürliches sind. Blindheit gegenüber dem Entsetzlichen ist also auch ein gesellschaftlicher Tatbestand, denn auch Gesellschaften können in pathologische Zustände geraten. Und dennoch ist es nicht völlig ausgeschlossen, solche Tatbestände zu durchschauen. Sonst wäre es sinnlos, sich mit den Schriften von Günther Anders zu befassen oder wenigstens versuchsweise seine eigene Blindheit ein wenig zu kurieren.
„Keiner wird so dumm sein…“
Was die Atomkriegsgefahr angeht, so existieren bestimmte Redeweisen, die Apokalypse-Blindheit befördern. „Keiner wird doch so dumm sein …“ lautet eine solche Beschwichtigungsformel und unterstellt den Regierenden Einsicht und Rationalität. In der aktuellen Situation impliziert das paradoxerweise auch ein unbewusstes Vertrauen auf Putin. Er gilt zwar als Ausgeburt eines fast schon wahnsinnig gewordenen Tyrannen, getrieben von illusorischen Großmachtphantasien, sicher ist man sich aber, dass er keinen Atomkrieg beginnen wird.
Diese eher infantile Reaktion hat der Psychoanalytiker und Friedensaktivist Horst-Eberhard Richter in seiner „Psychologie des Friedens“ als Elternprojektion bezeichnet.11 Wo die Gefahr am größten ist, das beschützen uns die Eltern. Aber was sind das für Eltern? Sie sind – so Anders – ebenfalls apokalypse-blind! Sie begreifen alle gleichermaßen – nichts: „der Oberstkommandierende so wenig wie der Infanterist, der Präsident so wenig wie der Kumpel. Denn das Gefälle zwischen Wissen und Begreifen besteht ohne Ansehen der Person und ohne Unterscheidung von Rängen; keiner von uns ist von ihm ausgenommen. Womit also gesagt ist, dass es Kompetente hier nicht gibt; und dass die Verfügung über die Apokalypse grundsätzlich in den Händen von Inkompetenten liegt.“12 Und: „Von wenigen Dingen bin ich so fest überzeugt, wie davon, dass der Mann – vermutlich einer unserer Zeitgenossen – der bei Ausbruch eines (natürlich nicht erklärten Krieges) den Abschuss der ersten atomaren Rakete auslösen wird, ein im makabersten Sinne völlig Unschuldiger bleiben, nämlich (sofern er überleben sollte) post factum nicht wissen wird, dass er ›derjenige welcher‹ gewesen ist.“„In den Händen solcher Narren liegt unser Schicksal!“13
Moralisch sein – unmöglich
Ist Apokalypse-Blindheit moralisch verwerflich? Die Frage ist deshalb heikel, weil ein Atomkrieg ein riesiger, technologisch hergestellter Holocaust wäre. Auch das hat Günther Anders, selbst jüdischer Herkunft, ausdrücklich hervorgehoben.14 Der Holocaust, so schrecklich er war, beruhte auf einer gemeinsamen „Leistung“ menschlicher Anstrengung, insbesondere im Bereich der Organisation und Logistik. Anders betont, dass die Massenmörder in den KZ’s schlicht ihre „Arbeit“ verrichteten. Hinter der „Liquidierung“ von Juden und anderen stand die koordinierte Emsigkeit fleißiger und pflichtbewusster Menschen. Vielen, die mehr als „Zulieferer“ infrage kamen, war überhaupt nicht klar, auf welches „Endprodukt“ solche Betriebsamkeit hinauslief. Zumeist handelte es sich um spezialisierte arbeitsteilige Einzelleistungen, und wer sie erbrachte, wollte gar nicht erfahren, wozu sie dienten. Ahnte andererseits jemand, was etwa mit jenem Zyklon B geschah, das man „apokalypse-blind“ herstellte, so war es durch „die da oben“ gerechtfertigt, die schon wussten, wozu dieses Ungeziefer-Vernichtungsmittel gut war. Im Zweifelsfall hatte man deren Rechtfertigungen übernommen, Juden seien schließlich so etwas wie Ungeziefer.
Freilich stimmt der Vergleich zwischen dem Holocaust und dem Atomkrieg nicht in jeder Hinsicht. Insofern aber schon, als eigentlich jeder mitschuldig würde, der uninformiert in einen gesellschaftlichen Leistungszusammenhang eingeordnet ist, der die Atomwaffe und deren Verwendung ermöglicht. Objektiv Mitschuldiger wäre man also bereits dann, wenn man Politiker im Amt hält, die auf dem Besitz solcher Waffen bestehen oder eine Politik betreiben, die das Risiko eines Atomkriegs nicht ausschließt. Wegen ihrer Apokalypse-Blindheit trifft deshalb Menschen im Atomzeitalter, so könnte man sagen, in der Regel eine schuldlose Schuld. Denn, so Anders: „Das Absurde ist (….), dass, wenn man das Gerät besitzt, Moralisch-sein objektiv unmöglich ist“.15
Noch ein weiterer Umstand verbirgt uns allen, dass wir mit Atomwaffen objektiv Schuld auf uns laden. Das ist die Tatsache, dass ein Atomkrieg unwillentlich gewissermaßen aus Versehen ausbrechen kann. Es handelt sich um eine Art Selbstzündung des technischen Apparats. Sollten noch einmal Philosophen auftauchen, die sich wie weiland Karl Marx mit der menschlichen Selbstentfremdung befassen: hier ist sie mit Händen zu greifen. Das Schicksal der Menschheit steht nur noch sehr begrenzt zu ihrer eigenen Verfügung, sondern hängt an den Rechenleistungen von Maschinen. Die Frühwarnsysteme, die das Herannahen feindlicher Nuklearraketen erkennen sollen, lassen denn Verantwortlichen oft nur noch wenige Minuten Zeit, um festzustellen, ob sie sich vielleicht irren. Darauf weisen Informatiker immer wieder hin.16 Es sei eine Illusion, zu glauben, etwa die Künstliche Intelligenz sei in der Lage, dieses Problem zu lösen. Gerade unter dem Stress internationaler Konflikte sei ein Scheitern der technischen Sicherungen gegen einen Atomkrieg vorprogrammiert. Allzu leicht komme es zu Fehldeutungen des Materials, das die Frühwarnsysteme ausspucken.
Leider scheint gerade diese aktuelle Gefahr den Verantwortlichen völlig ungekannt zu sein, sie zumindest gleichgültig zu lassen. Gerade Moralapostel wie die Grünen starren stattdessen wie hypnotisiert auf auf eine Thematik, die isoliert betrachtet zwar von Relevanz sein könnte, aber nicht im Kontext der größeren Zusammenhänge. Sie meinen, selbstlos dem angegriffenen David Ukraine gegen den Goliath Russland mit Waffen beistehen zu müssen, apokalypse-blind fragen sie aber nicht nach dem möglichen Preis dieser Form der Hilfe. Und der könnte ungeheuerlich sein. Könnte es also sein, dass Apokalypse-Blindheit hier auf einen paradoxen Abweg führt? Nämlich dazu, dass Menschen mit untadeliger Moral ohne es zu realisieren an einem Menschheitsverbrechen mitwirken? Und wieder scheint Anders recht zu haben, denn heute können Menschen Katastrophen anzetteln, „ohne böse zu sein, ohne Böses zu wollen, ohne zu wissen, dass sie Böses tun, nein ohne zu wissen, dass sie überhaupt etwas tun.“17 Die Menschheit wäre also nicht unbedingt an ihrer Schlechtigkeit, sondern an ihrer kognitiven und emotionalen Ohnmacht zugrunde gegangen.
Fußnoten
1 Auch bei russischem Nuklearschlag: 89 Prozent der Ukrainer wollen unter allen Umständen weiterkämpfen (tagesspiegel.de)
2 Peter Rudolf, Zur Politik und Ethik nuklearer Abschreckung unter veränderten internationalen Bedingungen, in: Ines Jacqueline Werkner, Thomas Hoppe (Hg.), Nukleare Abschreckung in friedensethischer Perspektive, Wiesbaden 2019, S. 85 – 104.
3 Nuclear Famine Report: Nukleare Hungersnot | ICAN Deutschland (icanw.de)
4 Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution, Ungekürzte Sonderausgabe, München 1968, S. 269f.
5 Günther Anders, Wir Eichmannsöhne, Offener Brief an Klaus Eichmann, 2. Aufl. München 1988, S. 19ff.
6 Günther Anders, Atomarer Mord – kein Selbstmord, in: Ders.: Die atomare Drohung, Radikale Überlegungen, 4. Aufl. München 183, S. 55 – 92, Zitat: S. 64.
7 Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, S. 265.
8 Thomas S. Szasz, Der Mythos der Psychotherapie, Wien 1982, 109ff.
9 Anders Günther, Die Antiquiertheit des Menschen, S. 268.
10 Paul Tibbets – Wikipedia
11 Horst-Eberhard Richter, Zur Psychologie des Friedens, Reinbek bei Hamburg 1982, S. 109f.
12 Die Antiquiertheit des Menschen, S. 270.
13 Günther Anders, Über Verantwortung heute, in: Ders.: Die atomare Drohung, Radikale Überlegungen, 4. Aufl.. München 1983, S. 24 – 54, Zit. S. 39.
14 Günther Anders, Wir Eichmannsöhne, passim.
15 Günther Anders, Der Sprung, in: Ders.: Die atomare Drohung, Radikale Überlegungen, 4. Aufl. München 1983, S. 11 – 23, Zit. S. 16.
16 Atomkrieg aus Versehen – www.atomkrieg-aus-versehen.de – Karl Hans Bläsius, Reiner Schwalb, Michael Staak (Hrsg.): Künstliche Intelligenz und nukleare Bedrohung, Risiken eines Atomkriegs aus Versehen, Opladen, Berlin, Toronto 2022.
17 Günther Anders, Die Frist, in: Die atomare Drohung, Radikale Überlegungen, 4. Aufl.. München 1983, S. 170 – 221, Zit. S. 194.
Danke für den Beitrag zu Anders’ Überlegungen. Sehr wichtig aber recht nutzlos. Dummheit und Blindheit und eine gewisse infantile Sorg- und Gefühllosigkeit scheinen mir für die Mehrheit der Menschen symptomatisch.
Ein Aspekt, vielleicht nicht der wichtigste, aber ein interessanter kommt noch dazu. Mir scheint, dass durch den US-Kulturimperialismus die Vorstellungswelt der meisten Menschen auch auf diesem Sachgebiet sehr stark durch Hollywood-Filme geprägt ist. Und ein zentraler Punkt in diesen Filmen ist fast immer: Wir sind die Guten, was wir machen ist ok. Und egal welche Katastrophe, der Zuschauer kann sich immer mit denen identifizieren, die mehr oder weniger unbeschadet überleben. Das sind selbstverständlich immer welche von den Guten.
Was bleibt einen als normaler Mensch, also als angehöriger einer Minderheit, wenn man nicht die Mittel hat sich in sicherere Gebiete abzusetzen. Man kann nur versuchen sich so gut wie möglich auf Eventualitäten vorzubereiten und dann das beste hoffen.
Putin. Er gilt zwar als Ausgeburt eines fast schon wahnsinnig gewordenen Tyrannen, getrieben von illusorischen Großmachtphantasien, sicher ist man sich aber, dass er keinen Atomkrieg beginnen wird.
Ah ! Das ist noch schön beobachtet. Die Geisteshaltung von Eliten und Fußvolk des Westens ist im Prinzip als manifeste Schizophrenie anzusprechen.
Denn nicht nur das Putin Paradoxon, auch die Überzeugung Russland sei technisch rückständig, unfähig, wirtschaftlich und organisatorisch schwach, aber gleichzeitig eine Gefahr für den in jeder Hinsicht haushoch überlegenen Westen lässt sich mit der Annahme geistiger Gesundheit beim Träger dieser Gedanken nicht zwanglos vereinigen.
Man nennt es nicht Schizophrenie sondern Zwiedenk (nach Orwell), wenn man zwei sich gegenseitig widersprechende Dinge fest glaubt und beides für gleichzeitig richtig hält.
Gegen ein Land, das derart zielgenau den Mond beschießen kann, sollte man besser nicht in einen Atomkrieg ziehen.
phz
Der Mond ist eindeutig ein militärisches Ziel da er des Nachts die russischen Stellungen beleuchtet, und was da eingeschlagen ist war doch eindeutig eine fehlgeleitete ukrainische Luftabwehrrakete!
Gegen ein Land, das derart zielgenau den Mond beschießen kann, sollte man besser nicht in einen Atomkrieg ziehen.
Im Umkehrschluß leg’ Dich nicht mit den USA an, da die schon mit GRAIL (2011) den Mond beschossen haben. Was das einzige was diese im neuen Jahrtausend in dier Richtung zu Wege gebracht haben. Das bei einem Budget das um einiges höher ist als bei Roskosmos. Die NASA ist nicht mal in der Lage Robotermissionen zum Mond zu schicken. Das müssen Privatunternehmen machen. Was für eine Leistung.
Schon den Sekt kalt gestellt, für den nächsten Versuch einer anderen Nation, auf dem Mond zu landen? Wäre eine Blamage für die USA, wenn Indien das beim zweiten Anlauf schafft..
Hier der Link zum Livestream für Mittwoch:
https://www.youtube.com/watch?v=DLA_64yz8Ss
Haste mal von van Allen Gürtel gehört?
Nur mal so gefragt, denn nicht jeder “Spruch” muss für ne bare Münze genommen werden.
Das ist aber auch ein Elend, das Leben als Ukraine Fan. Es gibt ja gar keine Erfolgsmeldungen.
Aber recht hast du. Die Russen können gar nichts im Gegensatz zu den Amis. Denen ist es ja gelungen mit einer arschteuren Rakete einen billigen, chinesischen Wetterballon, der sie bedrohte, abzuschießen. Das haben die Russen, die Versager, bisher noch nicht geschafft.
Passend läuft aktuell bei ARD One die Serie Arcadia. Ich bin noch nicht durch, aber der Handlungfaden “keine gute Tat bleibt ungestraft” ist düster. Die Walter der Ordnung bestechen durch ihr Detail-Fokussierung einerseits und Ausblendung des persönlichen Leids für Individuen andererseits.
Seit die MSM gegen Russland und China Hass schüren, kann man an allen Ecken und Enden Leute beobachten, die sich für alle Infos über die von den MSM hinaus nicht nur nicht interessieren, sondern abblocken. Noch krasser bei Corona.
Da wirkt bei den Leuten ein “Harmonie”-Gen, das dazu führt, dass Kinder über viele Monate eingesperrt werden, Alte alleine sterben und geimpfte, aber möglicherweise Infektiöse mit Carte Blanche auf die Öffentlichkeit losgelassen werden, um Regeln zu haben und das Gefühl, dass was getan wird.
Seit Corona halte ich alles für möglich und für sicher, dass die MSM und die Funktionseliten das Unglück wieder in Heldenpose noch anschieben werden,
ich habe andere Beobachtung, seit gewissen “Urteilen” und Verleumdungen herrscht Angst sich zu äußern, da man ev. den Job verlieren kann…wir haben wieder die 50-er McCarthy Zeiten… und rückblickend hat es schon unter G. W. Bush Jr. begonnen mit den “eingebetteten Journalisten” und der Aussage “wer nicht mit uns ist, ist gegen uns”-
und diese Psychopaten sollen Demokraten sein? und die “westliche Welt anführen? gnade uns Gott,
ein Ungläubiger
Einer der klügsten und besten Artikel der letzten Zeit!
—
Bleibt lediglich anzumerken, dass man damit hier wahrscheinlich offene Tore einrennt. Hoffentlich veröffentlicht Herr Waldrich den Text auch an anderen Orten und vor anderem Publikum.
Aber das kann natürlich auch jeder von uns übernehmen, indem er den Link an ein oder zwei geeignete Bekannte schickt.
Sehr vereinfacht gesprochen, teilt sich die Menschheit in 2 Gruppen:
Der Teil der Menschheit, die ihre Zukunft noch vor sich und der Teil der Menschheit, der seine Zukunft bereits hinter sich hat, der den Höhepunkt seiner Entwicklung bereits überschritten hat.
Mittlerweile dürfte klar geworden sein, der Westen hat den Höhepunkt seiner Entwicklung bereits überschritten und befindet sich historisch im Niedergang. Diesen Niedergang spüren die Leute und das hat auch psychologische Auswirkungen. Ihr Zukunftsoptimismus schwindet, Pessimismus, Zukunftsangst und Frustration, gekoppelt mit unreflektierter Aggressivität machen sich breit. Aus diesen Stimmungen heraus erklärt sich zum Teil die Ignoranz gegenüber der Atomkriegsgefahr.
Die Stimmung im niedergehenden Rom muß ähnlich gewesen sein, der Staat finanzierte „Brot und Spiele“, es wurde ausgiebig gefeiert, während das römische Weltreich zerfiel..
Die Menschen mit Zukunft, das ist die Mehrheit der Menschheit, der globale Süden und Asien, kurz, der Teil der Menschheit, den der Westen 500 Jahre barbarisch kolonialisiert hat. Wer schon einmal Asien bereist hat stellt fest, hier herrscht Zukunftsopimismus einer überwiegend jungen Bevölkerung. Überall ist geschäftiges Treiben zu beobachten, selbst der Ärmste träumt von Good Business und möchte ein Geschäft gründen. Diese Menschen spüren instinktiv, sie haben ihre Zukunft noch vor sich.
Dieser Teil der Menschheit hat die Chance die westliche Dekadenz zurück zu weisen und einen Atomkrieg zu verhindern. Viel politischer Gestaltungswille ist in westlichen Gesellschaften nicht mehr zu spüren!
@Bella
” Ihr Zukunftsoptimismus schwindet, Pessimismus, Zukunftsangst und Frustration, gekoppelt mit unreflektierter Aggressivität machen sich breit. Aus diesen Stimmungen heraus erklärt sich zum Teil die Ignoranz gegenüber der Atomkriegsgefahr.”
Dann sollten wir daran arbeiten daraus einen konstruktiven Widerstand zu entwickeln statt zu jammern und es hinzunehmen.
“Die Stimmung im niedergehenden Rom muß ähnlich gewesen sein, der Staat finanzierte „Brot und Spiele“, es wurde ausgiebig gefeiert, während das römische Weltreich zerfiel.”
Heute gibt es dafür Ratspiele ohne Ende, Kochshows etc,. nur das Brot geht langsam aus!
“Dieser Teil der Menschheit hat die Chance die westliche Dekadenz zurück zu weisen und einen Atomkrieg zu verhindern. Viel politischer Gestaltungswille ist in westlichen Gesellschaften nicht mehr zu spüren!”
Anstatt das zu bejammern sollten wir lieber aktiv für eine/unsere bessere Zukunft eintreten und zwar jede/jeder Bürger/in.
Es muss hier geändert werden. Wer sich nicht wehren will, sich als armen Wurm betrachtet und immer wieder Deutschlands Schicksalsleid beklagt und voller Neid nach Asien oder sonst wo hinschaut darf sich nicht wundern wenn er zermalmt wird.
Ein alter Spruch sagte es bereits:
Es gibt nichts Gutes ausser man tut es, und zwar SELBST! … und nicht immer auf die ANDEREN warten.
Do it yourself!
Also, ran,ran,ran – wer nicht wagt der nicht gewinnt, wer nicht beischläft kriegt auch kein Kind
“Dieser Teil der Menschheit hat die Chance die westliche Dekadenz zurück zu weisen und einen Atomkrieg zu verhindern. Viel politischer Gestaltungswille ist in westlichen Gesellschaften nicht mehr zu spüren!2
Nun, es ist einfach, in Asien gibt es noch Chancen, im Westen gibt es die schon lange nicht mehr. Jede Nische ist bereits von den Alten besetzt worden. Es besteht keine echte Chance auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen, woher soll da Optimismus erwachsen. Wäre Corona eine echte Seuche und nicht eine PsyOp gewesen, wäre dies eine echte Chance für einen Reset gewesen, bei der die Alten, egal ob arm oder reich, dezimiert worden wären und es wieder Platz für Junge gegeben hätte, aber so wie es kam, wurde es für Junge nur noch schlimmer. Ich kenne keinen in meiner Generation, der wirklich optimistisch in die Zukunft guckt. Man schaut, wie man über die Runden kommt, aber macht sich keine Illusionen darüber, im Alter in Armut zu leben. Kinder, Haus, Karriere sind zumeist nicht vorhanden, dafür sind alle erschöpft, oftmals depressiv und bestenfalls optimistisch, was die hedonistischen Ablenkungen betrifft.
Wir leben im Universum 25 (https://link.springer.com/article/10.1007/s40664-019-0348-3) und das Ende kommt bald. Wir werden sehen, ob es nur den Westen oder die Menschheit als Ganzes betrifft, aber ich vermute, dass auch Afrika, Asien und Südamerika mittelfristig denselben Weg gehen. Der Mensch ist einfach nicht dafür gemacht, diese Art von Leben zu leben. Und wir sind unfähig, das zu ändern, da wir oftmals nicht einmal bereit ist über das Thema offen zu diskutieren.
In der Überschrift fehlt hinter dem “sehen” ein “wollen”, oder sogar
ein “können”. Wie Grottenolm schon schreibt, leben die Menschen
in Deutschland seit Jahrzehnten mit Hollywood- Schinken, die uns
vorgaukeln, speziel die Ammis sind die Guten und die gewinnen immer.
ihrer Blase passiert. Wenn man sie z.B. über die Vorgeschichte des
Krieges in der Ukraine befragt, bekommt man keine ordentliche Antwort,
sondern nur Hasstierarden auf Russen und Putin zu hören.
Es wäre interressent zu wissen, welche Ukrauner sich zu 89% für das
Weiterkämpfen entscheiden würden. Sind es die, die noch in der Ukraine
sind, oder die, die sich längst verkrümelt und in der Welt verteilt haben.
Die noch in der Ukraine wohnenden haben ja in den vom Krieg nicht
betroffenen Gebieten, noch gar nicht so viel abbekommen. Sie leiden
im Moment vor allem an dem Verlust der Männer. Ob die Umfrage bei
den noch lebenden Männern an der Front genauso aussehen würde,
mag ich bewzweifeln.
https://www.youtube.com/watch?v=mXS4Uh-rsas
@Träumer
“Wenn man sie z.B. über die Vorgeschichte des
Krieges in der Ukraine befragt, bekommt man keine ordentliche Antwort,
sondern nur Hasstierarden auf Russen und Putin zu hören.”
Ich weiss nicht in welchem Umfeld Sie verkehren aber ich höre auch viele andere Stimmen.
Die Leute regitrieren ja die Verschlechterungen in ihrem Lebensumfeld und sind zunehmend unzufrieden mit der Situation.
Abgesehen davon, daß man derzeit nicht wirklich von Künstlicher Intelligenz sprechen kann, was sollen Normalbürger eigentlich machen? In Schockstarre verfallen? Selbst beim eher kritischen Teil der Bevölkerung führen die mittlerweile lückenlosen Informationen über Verflechtungen von Finanzindustrie, Immobilieninvestoren, NGOs und all die inszenierten Lügen eher selten dazu Narrative mal in Gänze in Frage zu stellen, geschweige denn das eigene Handeln. Angesichts der sehr realen Bedrohung durch politische Zukunftspläne die an fiktive Dystopien der 70er Jahre erinnern ist die noch immer eher unwahrscheinliche Option eines Nuklearkrieges fast noch das kleinere Übel. Im Grunde ist jene Angst ja auch nichts anderes als eine dieser so beliebten Weltuntergangsvisionen. Ehe ich mich mit apokalyptischen Szenarien auseinandersetze, die ich eh nicht beeinflußen kann, setze ich meine Energie doch lieber dafür ein, den Blick auf Gefahren zu lenken, die um einiges realer und wahrscheinlicher sind und die man durch Verhaltensänderung der eigenen Mitmenschen zumindest konzertiert noch stoppen oder zumindest abbremsen kann.
In dem Artikel wird der IST-Zustand über die Unfähigkeit beschrieben, ein mögliches Armageddon und seine globalen Auswirkungen zu erkennen.
Als Beleg dafür werden direkt Kommentare gepostet, die eine fiktive Zukunft beschreiben, far far away, irgendwo in anderen Sphären und unbeeinflussbar unter der gedachten Käseglocke.
Herr Waldrich – danke für Ihren Beitrag, aber hätten Sie vermutet, Ihre Aussage derart zügig bestätigt zu bekommen!?
In dem Artikel wird der IST-Zustand über die Unfähigkeit beschrieben, ein mögliches Armageddon und seine globalen Auswirkungen zu erkennen.
Als Beleg dafür werden direkt Kommentare gepostet, die eine fiktive Zukunft beschreiben, far far away, irgendwo in anderen Sphären und unbeeinflussbar unter der gedachten Käseglocke.
Herr Waldrich – danke für Ihren Beitrag, aber hätten Sie vermutet, Ihre Aussage derart zügig bestätigt zu bekommen!?
Menschen zu interessieren, Menschen zu politisieren gelingt mit
kurzen und prägnanten Nachrichten.
Eine tolle Schablone, wahrscheinlich aus Pappe, hat sich da jemand geschnitzt und mit gesprühtem “Ami go home” den REWE im Ort zigfach verschönert.
Ein Asia-Imbiss in Köln nennt ich ” Kim Phuc” und
wieder Schablonen-Sprüh begrüßen den LIDL-Besucher neulich mit dem Vorwurf am Boden: ” Du Systemstütze!”.
Kaum ein Musikstil hat so viele junge Menschen politisiert wie der Punk.
Für wen schreibt ihr eigentlich und wer ohne Zeit im Leben soll das alles lesen ? Und wozu überhaupt ? Die anderen, denen man darüber erzählen könnte, sprechen und fühlen so nicht !
Mindestens 80% der Deutschen zählen sich nicht zum Bildungsbürgertum.
@ Joop:
“Mindestens 80% der Deutschen zählen sich nicht zum Bildungsbürgertum.”
Wahrscheinlich. Die sind aber deswegen nicht unbedingt weniger gebildet oder dumm. Man darf auch nicht vergessen, manche Menschen müssen arbeiten und sind mit Leben beschäftigt.
Wahrscheinlich. Die sind aber deswegen nicht unbedingt weniger gebildet oder dumm. Man darf auch nicht vergessen, manche Menschen müssen arbeiten und sind mit Leben beschäftigt.
Während der Zeit ist es dann nicht mal möglich ein Buch zu lesen oder die Zeitung aufzuschlagen (nicht die Bild Zeitung)? Lieber wird ab Abend die Glotze angemacht und sich berieselt. Wenn das für Bildung spricht, was der Großteil der Bevölkerung treibt, dann kann ich Dir auch nicht mehr helfen.
@ var:
Sie müssen mir auch nicht helfen, ich brauche ja keine Hilfe. Aber vielleicht Sie, bezüglich Lesekompetenz? Immerhin steht mein Satz ja in einem Kontext.
Jetzt schaue ich zwar kein Fernsehen, aber warum ich mich erhaben fühlen soll, wenn ich Seiten wie diese hier lese und hier kommentiere erschließt sich mir nicht. Ich nehme zwar teil, aber eigentlich gibt es sinnvollere Beschäftigungen, wenn man ehrlich zu sich selber ist. Und es ist ja nicht so, daß dieses ganze Internetgedöns irgendwelche positiven Veränderungen bewirken würde. Wir retten ja hier weder die Demokratie noch den Weltfrieden.
Die Transzendentalie “Moral” ist der falsche Maßstab. Es geht nicht um Fühlen, sondern um Rechnen bzw Denken.
In den Naturwissenschaften wurd es geschafft, sobalds um die eigene Horde geht regiert der alte Aff.
Was tun wenn es brennt?
Was tuun wenn es brennt? Die ganze Stadt alle Kirchen, alle Küchen, alle Aktenschränke, Akten, Fakten, alle Zahnbürsten? Alles geht kaputt. Alles geht in Schutt und ich lach. Tanz auf dem Vulkan, Tanz auf dem Vulkan, Tanz auf dem Vulkan, so nennt ihr daß!
Es brennt! > Nihilismus?
Ruhe bewahren! > Hybris?
https://youtu.be/JCAnFgiwCWo
YIPPIE YA YEAH! SCHWEINEBACKEN!
“Könnte es also sein, dass Apokalypse-Blindheit hier auf einen paradoxen Abweg führt? Nämlich dazu, dass Menschen mit untadeliger Moral ohne es zu realisieren an einem Menschheitsverbrechen mitwirken?”
Kennt ihr die Geschichte von dem Drogenabhängigen, der mal erzählte, wie er, voll auf Entzug, in Berlin eine Wohnung plünderte und dabei im Treppenhaus einem ahnungslosen Mitbewohner über der Weg lief? Weil er schweißüberströmt mit der Stereoanlage kaum zurecht kam, half ihm der freundliche Hausbewohner das Diebesgut ins Auto zu tragen. Man verabschiedete sich und beide waren glücklich – der Mitbewohner, weil er so solidarisch war und der Dieb, weil er was zum versilbern hatte. An diese Geschichte muss ich immer denken, wenn ich unsere hochmoralischen, dümmlich-stolzen Waffenlieferanten sehe. Ob die wohl irgendwann erkennen werden, dass ihre wunderbaren Hilfsleistungen sinnlosen Tod und Zerstörungen hervor gerufen haben?
Ursache dieses Verhaltens ist aber nicht Apokalypseblindheit, sondern schlichte Narrativgläubigkeit und vor allem Unehrlichkeit.
Es scheint tatsächlich so etwas wie eine Hollywood-James-Bond-Hybris in Verbindung mit der Haltung “es wird schon nicht soweit kommen” zu sein, gut erkennbar an der allseits geschätzten phz2000.🤣
Die “Letzte Generation” ignoriert den wahrscheinlichsten Grund dafür, dass sie tatsächlich die letzte sein könnte, geflissentlich.
Diese ganze Überlegung geht in die falsche Richtung. Deshalb sind die Menschen für diese Gefahr.
Man soll jedes Thema auf Grundlage “Gewinnoptimierung” beurteilen. Es geht immer nur ums Geld.
Die deutschen “Trotteln” (Zitat) wollen nicht verstehen, dass RU immer noch Gas für 5Cent/qm nach Deutschland
liefert.
Elendski der für westliche Werte Krieg gegen RU befeuert, hat angekündigt Ende 2024 den Transit über Ukraine
zu beenden. Schon jetzt versucht dieser IRRER auch die Türk/Pipeline zu sabotieren – natürlich mit D-Hilfe.
Natürlich ist für D inzwischen auch Orban auf der gleichen Stufe wie Putin.
Wahnsinnige sagen ” Ungarn ist ein schönes Land, aber so lange Orban regiert fahren nicht hin.
Der nächste wird Kroatien sein, der entscheiden muss Fuckinggas aus USA und die Adria verseuchen – oder
Tourismus, dieser schon Heute angegriffen wird. 2024 mind. 30% weniger Touristen.
Das Motto lautet – entweder besitze ich, das was ich haben will – oder der Konkurrent wird ausgeschaltet
wenn es nicht anders geht sogar mit A-Waffen.
Und WER ist Schuld na das saublöde Volk das seine kranken Milliardäre nicht beerdigen kann oder will.
Die Klatten bezahlte jedes Jahr an Merkel 500.000,-€ damit das dumme Volk auch für die Zwangsarbeiter
bezahlt. Und diese Frau erhält von diesen dummen weiter jährlich 250.000,-€ Rente.
Die Sender ZDF/ARD werden mit Luxusschlitten BMW/VW gesponsert. Damit das Volk ja nur DUMM bleibt.
Auf der anderen Seite wenn ich Kommentare lese, wird mir manchmal Schlecht – ohne die Beiträge von
bezahlten Schreiberlingen.
Zitat aus dem Artikel: “Moralisch sein – unmöglich”
So allgemein ist diese Aussage des Autors vermutlich nicht gemeint. Es gibt nämlich sehr wohl ethische Theorien, die Konsequenzen mit berücksichtigen (sog. “Konsequenzenthiken”, von Max Weber als “Verantwortungsethiken” bezeichnet). Aber selbst wenn moralische Regeln mit einer reinen “Pflichtethik” (von Max Weber abwertend als “Gesinnungsethik” bezeichnet) begründet werden, muss der Grundsatz berücksichtigt werden, dass die Regeln FÜR ALLE GLEICH zu gelten haben (von Kant zum Kategorischer Imperativ erhoben). Und da haperts bei den derzeitigen moralischen Selbstdarstellern doch beachtlich, wenn sie für sich selbst die Pflicht zur “humanitären Intervention” (Jugoslawien 1999) postulieren oder die völkerrechtswidrige Besetzung von Teilen fremder Länder durch Verbündete billigen (z.B. durch die USA derzeit in Syrien), dies aber bei anderen als verwerflich brandmarken.
So wird die “tadellose Moral” zu einer tadellosen Doppelmoral, oder, wie es in diesem Lied bezeichnet wird, zum “Messen mit zweierlei Maßlosigkeit”: https://youtu.be/PTNgV_5WTr0
Der Gefahr sind sich so gut wie alle Menschen bewusst. D. h. aber nicht, dass sie Willens sind, die Gefahr zu mindern oder gar gänzlich abzuschaffen.
Es gibt Statistiken über zu leicht zugängliche Messer in den Messerblöcken deutscher Küchen in Zusammenhang mit Familienkonflikten. Trotzdem schafft sie kaum jemand ab.
Der Mensch und sicher auch manche Tiere können ohne die Möglichkeit Gefahren auszublenden, nicht überleben. Würde ein junger Mensch diese Gefahren schon kennen, würde er sich wohl nicht auf den Weg durch den Geburtskanal machen oder und später lieber nicht schwanger werden.
Eine ganze Reihe von Sportarten verdankt ihr Renommé der langjährigen Übung von Techniken zur Überwindung realer Gefahren: Auto- und Motorradrennen, Skispringen, Bergsteigen, Langstreckenschwimmen in freiem Wasser z. B.
Warum sollten die gegenwärtigen `entwickelt´ genannten Gesellschaften ohne diese Begleiterscheinung menschlichen Lebens auskommen?
Ein Teil der Menschen ist davon überzeugt, dass besonders mächtige Menschen (sehr) nützlich sind, weil sie über Fähigkeiten verfügen, die Gefährdung der Individuen zu mindern. Andere sind davon überzeugt, dass sie alles daran setzen müssen, die Mächtigen an der Entfaltung von Kriegen zu hindern. Da letztere aber die PERSÖNLICHE Gefährdung durch Machtrepräsentanten (Verfassungsschutz, politische Polizei, Bereitschaftspolizei, Wasserwerfer…) für zu groß halten, oder es für wichtiger halten, zu arbeiten, damit es für Brot und Spiele langt, ziehen sie es gegenwärtig vor, um den richtigen Weg zum Frieden zu streiten oder auszuwandern, statt gemeinsam die Straßen der Regierungsstädte zu besetzen.
Dass Moralin, in einfacher oder doppelter Dosis, in dieser Frage hilft, bezweifle ich. Wohl eher das Vorschlagen geeigneter Wege zur Konfliktlösung. Dafür lassen sich nämlich jederzeit gute Gründe finden. Rüstung tötet durch Fehlleitung gesellschaftlicher Ressourcen nämlich schon im Frieden. Das ist manchen aber zu banal.
Die Erzählung über die Atombombe wird nun ja mal gar nicht hinterfragt. Gibt es die Atombombe wirklich, wie können wir das wissen? Wir glauben an die Existenz der Atombombe, denn die Erzählung ist über sie ist wirklich glaubhaft. Die gezeigten Schadensbilder von Hiroshima und Nagasaki damals sind doch wirklich überzeugend oder etwa nicht? Obwohl, solche Schadensbilder gab es andernorts auch schon vorher, da hatte man aber noch keine Atombombe. Und das ganze Bildmaterial über spätere Atombombenversuche, da ist garantiert nichts gefaked. Fakes gibt es ja erst, seit jeder Dödel im Internet was hochladen kann. Und die Hollywoodstreifen zum Thema Atomkrieg waren auch wirklich sehr überzeugend und einprägsam. Mit der aktuell wiederbelebten latenten, oder kann man schon sagen permanenten Atomkriegsdrohung hat man doch alles schön unter Kontrolle, egal ob aus Osten oder Westen kommend. Die Masse hat irgendwie Angst und die Geschäfte der Profiteure laufen hervorragend. Die Gefahr der Inszenierung eines Atomkrieges besteht allerdings aufgrund der erfolgreichen Indoktrination sehr wohl. If we can’t make it, fake it, lautet glaube ich die Arbeitsanweisung.