Wann stört ein Professor?

Hochschullehrer
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An Universitäten werden zunehmend Professorinnen und Professoren entlassen oder von hohen Ämtern degradiert, weil sie irgendwie stören. Aber wann stört ein Professor?

In den Medien liest man von missliebigen Äußerungen, falschen Haltungen, Mobbing oder Machtmissbrauch. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte. In ihrem Buch „Wer stört, muss weg!“ blicken Heike Egner und Anke Uhlenwinkel auf die Strukturen hinter den Fällen und zeigen, dass die Entlassungen immer wieder bestimmte Personengruppen treffen. Anstelle von Leistungsorientierung setzt sich zunehmend ein „Recht auf Zertifikat“ durch. Anstelle von Wissenschaftsfreiheit herrscht zunehmend ein allgegenwärtiger Druck, Forschung nur noch im Sinne bestimmter politischer Ideologien zu betreiben. Auf der Grundlage ihrer empirischen Erhebungen präsentieren Heike Egner und Anke Uhlenwinkel besorgniserregende Befunde und erinnern an die einst unerschütterlich scheinenden Grundsätze von freier Forschung und freier Lehre an unseren Universitäten. Ein Buchauszug.

Wie ein Brennglas

Die Konzentration auf Professorinnen und Professoren in einer Studie über die Entlassung von Wissenschaftlern findet ihre inhaltliche Begründung in deren herausragender Stellung im Wissenschaftsbetrieb. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit vom Grundsatz her ein Jedermannsrecht darstellt, von daher also grundsätzlich jeder, der eigenverantwortlich wissenschaftlich tätig ist oder werden will, unter ihren Schutzbereich fällt, zeigen sich im universitären Alltag jene Machtstrukturen, wie sie auch in anderen stark hierarchisch organisierten Institutionen üblicherweise vorkommen. Professoren stehen in dieser Hierarchie aufgrund ihrer herausgehobenen Position an einer Stelle, bei der davon auszugehen ist, dass sie genau diejenigen sind, in deren Arbeit sich das höchste Maß an Wissenschaftsfreiheit realisiert. Das plötzliche Einsetzen oder die Zunahme von Entlassungen auf dieser Hierarchieebene kann daher als wichtiger Indikator für Eingriffe in das Wissenschaftssystem verstanden werden. Vor dem Hintergrund des besonderen Schutzes der Wissenschaft bräuchte es erhebliche Gründe für eine Entlassung, ebenso wie adäquate, institutionelle Prüfverfahren unumgänglich sind, bevor eine solch folgenschwere Entscheidung getroffen und umgesetzt wird. Wir können mit unserer Studie zeigen, dass beide Notwendigkeiten in den von uns beobachteten Fällen nicht eingehalten wurden und erachten dies als hochbrisante Vorgänge, deren mittelbaren Folgen die Wissenschaft insgesamt und – aufgrund des spezifischen Auftrags der Wissenschaft – auch die Gesellschaft allgemein betrifft.

Die Analyse der leichtfertigen Entlassung von Professorinnen und Professoren wirkt in dieser Hinsicht wie ein Brennglas, in dem sich die rapide Veränderung der demokratischen Verfasstheit unserer Gesellschaft offenbart. Dabei zeigt sich eine wechselseitige Dynamik: Ohne eine bereits auf breiter Front einsetzende und an Fahrt gewinnende Erosion wesentlicher Grundsätze wäre diese Art von Umgang mit Professoren nicht möglich geworden. Gleichzeitig beschleunigt die Entlassung gerade von Professoren genau diese Erosion, da sie für alle – aber insbesondere in der Wissenschaft selbst – markante Signale setzt, dass nun wirklich andere Zeiten angebrochen sind. In der Zusammenschau aller von uns beobachteten Fälle lassen sich in der kurzen Zeit von nur sieben Jahren seitdem die Entlassung von Professorinnen und Professoren überraschend deutlich zugenommen hat, zwei markante Phasen unterscheiden. Phase I wirkt dabei als eine Vorbereitung für Phase II, die ohne die Etablierung der Praxis der leichtfertigen Entlassung eines Professors in Phase I so sicherlich nicht möglich gewesen wäre. Allen Entlassungen oder Degradierungen gemeinsam sind die verblüffende Willkür und eine tiefgreifende Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien in jenen Verfahren, die der Entfernung vorausgehen. In beiden Phasen spielen zudem die Medien eine wichtige, jedoch qualitativ ganz unterschiedliche Rolle; entlang der Medienbegleitung leichtfertiger Entlassungen von Professoren lassen sich so auch die eklatanten Veränderungen im Selbstverständnis der Medien gerade der vergangenen Jahre nachzeichnen. Insofern blicken wir mit unserem Fokus auf die Entfernung von Professorinnen und Professoren aus den Hochschulen zwar auf einen sehr kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, an dem sich jedoch das große Bild der aktuellen Umbrüche der Gesellschaft kristallisiert.

Kaum wiedergutzumachender Verlust

Bei der Frage danach, wer entlassen wird, fanden wir die überraschendsten Ergebnisse in den sogenannten sozialstatistischen Merkmalen, also Geschlecht, Alter, Herkunft und so weiter. Hier zeigen sich deutliche Auffälligkeiten: mehr als die Hälfte (55 Prozent) der in der Studie beobachteten Fälle betreffen Frauen; ebenfalls gut die Hälfte (53 Prozent) sind sogenannte Erstakademiker, entstammen also einer Familie ohne akademischen Hintergrund; der überwiegende Anteil der Betroffenen gehört der höheren bis höchsten beruflichen Altersgruppe an. In Österreich und der Schweiz spielt zudem der Ausländerstatus eine Rolle.

In der Zusammenschau verweisen die Ergebnisse der Studie weniger auf eine aktuelle, politisch motivierte Dynamik, denn auf einen gesellschaftlich-strukturellen Problemkomplex, der sich nun auch in dem neuen Phänomen der leichtfertigen Entlassung von Professorinnen und Professoren zeigt. Dass dies gerade in eine Zeit fällt, in der eine politisch und medial beförderte Tendenz zur Stigmatisierung und Ausgrenzung jener, die – aus welchem Grund auch immer – aus dem, was gerade als normal ausgerufen wird, herausstechen, mag zwar wenig verwundern, erschreckend bleibt es dennoch. In den vergangenen Jahrzehnten gab es vermutlich nie eine größere Akzeptanz in der Gesellschaft für die Sentenz »Wer stört, muss weg«. Dass es nun gerade Bildungsaufsteiger sein sollen, die offenbar die »heilige Ordnung« der Universitäten dadurch stören, dass sie ihre biographischen Erfahrungen umsetzen, indem sie universitäre Bildung im meritokratischen Sinne verstehen, mithin in ihrem beruflichen Umfeld auf Ringen um Erkenntnis, auf Leistung sowie Eigenständigkeit im Denken bestehen, klingt fast zynisch. Für den Funktionswechsel hin zu einer Wissenschaft, die ihr Kerngeschäft – die Suche nach Wahrheit – zugunsten von ideologischem Aktivismus und Legitimierung politischen Handelns preisgibt, mag dies wie eine notwendige Reinigung erscheinen. Im Sinne einer Wissenschaft, die ansonsten unverfügbares – und daher für die Entwicklung einer Gesellschaft notwendiges – Wissen hervorbringen soll, ist dies ein kaum wiedergutzumachender Verlust.

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24 Kommentare

  1. Das “Phänomen der leichtfertigen Entlassung von Professorinnen und Professoren” wird im Beitrag verstanden als nonkonformischer Dissenz zur dominanten Norm. Schlagwort “Wer stört muß weg.” War´s das?

    1. Sollte Sie das Thema tatsächlich interessieren, hören Sie sich den Beitrag und das Interview mit Heike Egner auf Kontrafunk an [ab min 16], dort erfahren Sie mehr zu den detailierten Gründen und der Art und Weise der Kündigungen: https://kontrafunk.radio/de/sendung-nachhoeren/politik-und-zeitgeschehen/kontrafunk-aktuell/kontrafunk-aktuell-vom-27-dezember-2024 Was in beiden Beiträgen überhaupt nicht analysiert wird, sind die systemischen Ziele dieser Bewegung, die ja wohl nicht erst mit Ulrike Guérot öffentlich wurde.

    2. War’s das? Nein, eher wohl nicht! Obwohl …

      Könnte durchaus sein, dass eine Frau Guérot nebst Kollegen wohl des Öfteren in ihren schriftlichen Verlautbarungen nicht nur das ‘Tschendern’ verweigert hat, sondern auch den Einsatz jeglichen, heutzutage geradezu pflichtigen ‘Pidgin-German’. Sowas geht natürlich gar nicht! Pfui aber auch!

      Übrigens: Dieser Tage war ja schon ein Professor G. Roth aus der Alpenrepublik Gegenstand eines Traktats wie dem von heute. Frage für einen Freund!! War vielleicht dieser ‘Verstoßene’ gar nicht nur namensgleich sondern ‘derselbige’ (um nicht ‘identisch’ zu mutmaßen). Da gab es mal z’Tübingha einen Historiker (oder so), der es wagte einen Ganser, Daniele (einen arg frühen zumal) an die schwäbische Alma m. zu locken. Soll einen Heiden Aufstand verursacht haben, damals Ganser, noch so ein pseudo-akademischer ‘Ketzer’ – gelle – aus Basel/Schweiz.

      Und wenn wir schon dabei sind. Sind wir nicht alle schon leicht dement, wenn wir – oder zumindest die Meisten hier – uns über die ‘Zeitenwende’ (andere so wie ich bspw. nennen es ‘Hirnfrass’) bei den Sozen wundern bzw. lustig machen? Damals, so ziemlich zu Anfang von Gansers (ohne Apostroph) Savonarola-Auftritten war ein solcher auch im ehemaligen Sozen-Imperium NRW geplant. Doch dann gab es auch dort einen Heidenaufstand gegen ihn. Die Jusos höchstselbst, die Otto-Brenner-Stiftung und ein paar andere verwahrten sich vehement dagegen, solch einen Menschen mit (ver-)queren Meinungen auftreten zu lassen.

  2. Zunächst einmal sind diese Entlassungen das Ergebnis von Machtkämpfen. Es gibt ein Ziel, dass man nur dadurch erreichen kann, dass man jemanden diffamiert und in letzter Konsequenz entlässt. Zum einen ist es die Hörigkeit der Wissenschaft gegenüber die Politik, die Hochschulleitungen veranlasst auf ein entsprechendes Verhalten ihrer Professoren zu achten. Die Pandemie ist dafür ein sehr gutes Beispiel, dass hier entsprechend durchgegriffen wird. Das ist auch verständlich, da der Staat der Hauptgeldgeber der Universitäten und Hochschulen sind, auch Drittmittel werden im wesentlichen von staatlichen Institutionen vergeben.
    Es gibt aber auch andere Ziele, z.B. möchte man die Professur anders besetzen, stört die Person an sich. Dann wird gern mit schlechter Lehre argumentiert (wobei man selbst natürlich den Studierenden klar macht, dass das Fach unwesentlich ist und man es nicht braucht, was dann wiederum zu schlechten Evaluationen führt, weil der Studierende einfach nicht lernen will) oder aber mit ungenügender wissenschaftlicher Tätigkeit, zu wenige Drittmittel, zu wenige Publikationen. Das mag durchaus zutreffend sein, nur können eben nicht alle Sieger sein. Solange ein Professor seinen Lehrverpflichtungen nachkommt und auch wissenschaftlich tätig ist, kommt er/sie seinen Dienstverpflichtungen nach und dann sollte er/sie auch nicht heraus gedrängt werden (z.B. vorzeitiger Ruhestand oder auch Teilzeit). In vielen Fällen sind es auch Professoren, die nur Servicelehre machen und keinen eigenen Studiengang haben.
    Man vergreift sich deshalb eben am schwächsten Glied und die “hehren Ziele”, die man vorgibt sind in der Regel nichts anderes als Mobbing. Die Vereinzelung der Professuren in Deutschland und Österreich trägt dazu auch bei, wobei solche Fälle überall vorkommen.
    Wenn dagegen ein Professor tatsächlich eine “Vorlesungsphobie” hat, dann passiert gar nichts, man will ja keinen Ärger und die Studierenden kommen damit schon irgendwie klar.

    1. Es gibt übrigens ein “historisches” Vorbild für diese Maßnahmen, das nur wenigen im Westen und nur einigen im Osten Deutschlands bekannt sein dürfte: Die staatlich verordnete “Evaluierung” der Hochschulkräfte nach dem Anschluß der DDR.
      Unter dem Vorwand, daß das ja alles nur verkappte SEDler gewesen wären, wurden alle Lehrkräfte in der Warteschleife geparkt, und nur im Falle einer positiven Evaluierung weiterbeschäftigt.

      Sicher wurden auf diese Weise auch etliche Systemlinge der DDR ausgesiebt, aber oft genug war das auch nur vorgeschoben, um Platz zu schaffen. Platz für Leute aus dem Westen, die dort oft aus guten Gründen keine Hochschulkarriere gemacht hatten. Dabei hatte man oft sogar echte Systemlinge behalten, die sich dadurch hervortaten, möglichst viele “störende” Kollegen aus dem Weg zu schaffen.
      Im Ergebnis haben wir übrigens bis heute (!! über 30 Jahre später!) ein extremes Mißverhältnis bei der Besetzung der höheren Stellen im Hochschulbetrieb Ostdeutschlands mit Kräften aus dem Westen, die ungeachtet der tatsächlichen Qualifikation allein wegen ihrer Herkunft bevorzugt werden, da über die Einstellung seit den 90er Jahren Westdeutsche entscheiden, die oft genug im Gefühl handeln, als “gebildete Elite” in der Ossi-Dispora zu leben, und besser unter sich zu bleiben.

      Für die Technische Universität Dresden habe ich das kürzlich mal recherchiert, weil die als “Exzellenz-Uni” dadurch auffiel, das Gendern an der TU proaktiv durchzusetzen, obwohl im Freistaat Sachsen das Gendern gerade im Bildungsbetrieben offiziell untersagt worden war. Ergebnis: das komplette Rektorat hatte westdeutsche Biografien!

      1. Die Säuberung de Hochschulen der DDR hatte zwei nahezu gleichstarke Motive.

        Zum einen sollte der nach 1945 erfolgte Elitenwechsel im Zuge des antifaschistischen Aufbaus der DDR rückgängig gemacht werden. Die alten, bürgerliche Eliten sollten wieder zum Zuge kommen die neuen, nichtbürgerlichen Eliten aus dem akademischen Raum wieder verdrängt werden. Zum andern wollte man sich des in der DDR aufgebauten Wissen, vor allem des gesellschaftswissenschaftlichen, marxistischen entledigen und das bürgerliche, westliche Wissenschaftsverständnis restaurieren. Wenig überraschend kamen dabei vor allem konservative Wissenschaftler zum Zuge. Was im Nachgang zum sowohl institutionellen als auch akademischen Verlust an kritischer Wissenschaft auch im Westen geführt hat.

  3. Peu à peu geht die Bildung in Arsch,
    auf der einen Seite werden Gefährliche-Gefährder* gefördert und alle Augen zugedrück bis zum bitteren Ende. Auf der anderen Seite werden Menschen für nicht’s und wieder nicht’s mit Infamie belegt und so auch noch der Rest diszipliniert.

    *https://de.m.wikipedia.org/wiki/Taleb_al-Abdulmohsen

  4. Der Wissenschaftsbetrieb wird kriegstauglich gemacht.

    Alle und zuallererst die Professoren müssen in den ideologischen NATO-Schützengraben, weil die Medien von dort Unterstützung bei der Lenkung der Gesellschaft erwarten und benötigen. “Die Forschenden” werden neben den ungenannten “Kritikern” und “staatlichen Stellen” in Zukunft eine immer wichtiger Rolle bei der Durchsetzung von politischen Maßnahmen haben. Das gilt für Krieg, für Epidemien, Verkehrs-, Sozial und jede andere Politik. Professoren gelten dem Publikum nämlich noch als kompetent, sachlich und neutral – da kann man Abweichler nicht gebrauchen. Ihr Wort verleiht der politischen Entscheidung Wirksamkeit, siehe RKI-Files.

    1. Nach Lektüre der Akten aus dem RKI sollte man nichts mehr glauben, was ein Professor vor der Fernsehkamera erzählt. Aber es gibt noch zu viele Leute, die einem Professor automatisch eine höhere Befähigung zuweisen. Weil: er ist ja Professor! Aber selbst nach den Skandalen um erschwindelte Doktortitel wird selbst einem Dr. immer noch mehr Befägung angedichtet. Professoren sind genauso windig eigentlich. Hauptkriterien sind die Einwerbung von Drittmitteln und das im Chor mit den anderen Schafen blöken. Selbst denken ist unerwünscht. Was narürlich der Forachung im Wege steht, weil man dafür selbst denken muss.

  5. Die Corona-Zeit war eindeutig ein Brandbeschleuniger eines seit langem gehegten Planes der ideologischen Gleichschaltung der Gesellschaft auf allen Ebenen. Der Wissenschaftsbetrieb ist da natürlich nicht ausgenommen.

    Nachdem man schon in der Klima”debatte” unliebsame Stimmen ausgeblendet (“97% ALLER Wissenschaftler sagen”… obwohl es nur 0,54 waren) oder vor die Tür gestellt hat (deshalb die Gänsefüßchen, weil ja eben nicht mehr diskutiert wird), zog mit Corona eine Gleichschaltung des Lehrbetriebes ein, die dem in der DDR oder schlimmer gleichkommt. Wer das “Falsche” lehrt, oder auch nur darüber reden will, wird abgestraft oder entlassen. Und das radikal, ohne Diskussion und mit vorgeschobenen Gründen. Und geht die Sache vor Gericht, wird das Arbeitsverhältnis bestenfalls in einem Vergleich beendet, da das Vertrauensverhältnis ohnehin zerrüttet ist. So oder so steht der Gedisste vor der Tür, und wird sogar noch im Anschluß daran bis ins Privatleben verfolgt.

    Schon die Frage, ob man nicht mal sachlich darüber reden solle, WAS denn richtig und was falsch ist, und ob man denn nicht auch über das Falsche zumindest reden sollte (warum es “falsch” ist), wird im mittelalterlichen Duktus der “Blasphemie” abgeschmettert. Auch und gerade in der Wissenschaft, wo der kultivierte Streit dem Erkenntnisgewinn vorausgehen muß! Das ist verheerend!
    Diese Entwicklung ist vorgegeben und kaum noch aufzuhalten. Dazu bräuchte es einen breiten Widerstand der ganzen Zunft – Lehrkräfte genauso wie Studenten. Aber gerade letztere sind – medial und von der Schule konditioniert – angepaßt bis zu Selbstverleugnung.

    1. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht bricht es an unerwarteter Stelle auf und es kommt eine “Zeitenwende”… Dazu muss vor allem Leuten immer wieder die Maske heruntergerissen werden, die gedankenlos mitschwimmen, feige wegsehen und brav das Maul halten – außer sie können noch mit draufhauen – und das als einen naturgegebenen, unhinterfragbaren und unausweichlichen Determinismus verkaufen…

    2. Nachdem man schon in der Klima”debatte” unliebsame Stimmen ausgeblendet (“97% ALLER Wissenschaftler sagen”… obwohl es nur 0,54 waren) oder vor die Tür gestellt hat (deshalb die Gänsefüßchen, weil ja eben nicht mehr diskutiert wird), zog mit Corona eine Gleichschaltung des Lehrbetriebes ein, die dem in der DDR oder schlimmer gleichkommt.

      Apropos “Gleichschaltung” und DDR: Die größte Massenentlassung (bzw. den Druck, sofort in den “Vorruhestand” zu gehen) von Professoren und Dozenten in der deutschen Geschichte gab’s doch gerade unmittelbar nach der Vereinigung in den fünfeinhalb neuen Bundesländern (1990/1991). Und zwar nicht nur in den Geistes- bzw. Gesellschaftswissenschaften, sondern in sämtlichen Fachbereichen, Naturwissenschaften, Medizin, Theologie usw.

      Die Forschung geht davon aus, dass im Zusammenhang mit dem unseeligen “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” von den Nazis etwa 18,6% des Lehrkörpers der Hochschulen entlassen wurde.
      https://www.catalogus-professorum-halensis.de/politische-verfolgung-ns/die-universitaet-halle-im-kontext.htm

      Für 1991 gibt’s natürlich keine Zahlen bzw. Forschung, aber nach meinem anekdotischen Eindruck waren es deutlich mehr.

      1. Japp!

        Das habe ich auch schon weiter oben in meiner Antwort auf “Eco” thematisiert.

        Ich weiß es auch nur, weil ich einen solchen Fall in der Familie hatte. Und da ging es um Lehrkräfte in der Musikpädagogik! Also nichts Politisches. Aber der Hebel wurde dennoch angesetzt. Und der einzige “Überlebende des Massakers” war der unfähigste Dozent des ganzen Fachbereiches, der mit einer Professur belohnt wurde, während das ganze Institut an einen westdeutschen Leiter überging.

        Der Anwalt, den mein Familienangehöriger damals beauftragt hatte, kam übrigens selber aus dem Westen, weil der sich eben damals schon mit dem “Besatzerrecht” auskannte, und selbst der gab im Gespräch irgendwann zu, daß er sowas in seiner Berufspraxis noch nie erlebt hätte, und daß hier bei der “Wiedervereinigung” mittels der Übergangsregelungen (bspw. aus dem Einigungsvertrag) bewußt eine Art rechtsfreier Raum geschaffen worden war, um das gesamte ostdeutsche Bildungswesen für westdeutsches Personal gewissermaßen “freizuschießen”. In den alten Ländern hätte das so nicht stattfinden können. Da galt der Rechtsstaat.

        …damals noch…

        Ps: interessant ist hier immer wieder mal daran zu erinnern, daß es die Fraktion Bündnis90 war, die als erste in der Volkskammer den Beitritt zur BRD nach Artikel 23 GG forderte, und zwar “sofort” in einer Spontan-Abstimmung (da rief die Parlamentspräsidentin Sabine Bergmann Pohl von der CDU laut “CDU unten lassen” in den Saal!). Das war im Sommer 1990, als hinter den Kulissen von Wolfgang Schäuble gerade eben dieser “Einigungsvertrag” aufgesetzt wurde, mit dem die Menschen im “Beitrittsgebiet” nach der Vereinigung systematisch rechtlich schlechter gestellt wurden. Mit einem sofortigen Beitritt hätte auch umgehend BRD-Recht im Osten gegolten. So aber gilt es teilweise noch nicht mal heute….

  6. Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, daher hält mittlerweile mindestens 3x des gleichen besser.

    Siehe auch 14.11.24, 23.12.24, 27.12.24.*
    Böse Zungen könnten behaupten, dass auf Vorrat geschrieben bzw. eingestellt wird, um vieles andere, was im Argen und zuhauf auf der “Straße liegt”, elegant zu umschiffen.
    Aber diese Undankbaren sind glücklicherweise in der zu vernachlässigenden Minderheit.

    *nur die dereinst permanente Anpreisung von Cannabis ist und bleibt bisher quantitativ ungeschlagen.

  7. Brüder!

    In der islamischen Tradition ist Wissen von höchster Bedeutung. Der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!) sagte, überliefert von Ibn Madscha:

    „Das Streben nach Wissen ist für jeden Muslim verpflichtend.“

    Dieses Streben sollte uns, ob Muslim oder nicht, nicht nur dazu anregen, unser eigenes Wissen zu erweitern, sondern auch den Respekt gegenüber denen zu fördern, die uns neues Wissen vermitteln – wie zum Beispiel Professoren und Lehrer. Sie sollten niemals als störend oder unangemessen betrachtet werden, sondern vielmehr als wertvolle Quellen des Wissens und der Weisheit!

    Der heilige Koran selbst fordert uns auf, Wissen zu suchen. Lest Sure 20, 114:

    „Und erhaben ist Gott, der König, die Wahrheit! Und übereile dich nicht mit dem Koran, bevor dir seine Offenbarung vollendet, und sprich: „Mein Herr, mehre mich an Wissen.““

    Es ist ein Akt der Demut, sich dem Wissen zu öffnen und zu verstehen, dass jeder Mensch, der uns hilft, unsere Unwissenheit zu überwinden, eine wichtige Rolle spielt. Professoren und Gelehrte sind auf diesem Weg unsere Führer. Sie sind wie Leuchttürme, die uns den richtigen Weg zeigen.

    Darum ist es immens wichtig, dass wir uns für die Meinungsfreiheit und den Respekt vor unterschiedlichen Ansichten stark machen, auch wenn uns Standpunkte begegnen, mit denen wir nichts anfangen können. Lest Sure 49,11:

    „O ihr, die ihr glaubt, lasset nicht die einen über die anderen spotten, die vielleicht besser sind als sie. Auch mögen nicht Frauen andre Frauen verspotten, die vielleicht besser sind als sie. Verleumdet euch nicht einander und gebet einander nicht beschimpfende Namen. Ein schlimmer Name ist Nichtswürdigkeit nach dem Glauben, und wer nicht bereut, das sind die Ungerechten.“

    Ihr seht, der heilige Koran ruft uns zur Toleranz und zum respektvollen Dialog auf. Der Respekt vor den Meinungen und dem Wissen anderer ist ein Zeichen von wahrem Glauben und Reife!

    Lasst uns daher stets bestreben, Wissen zu erlangen, und aufgeschlossen sowie respektvoll gegenüber denen zu bleiben, die dieses Wissen vermitteln. Wir sollten niemals in einem Geist der Intoleranz oder Überheblichkeit agieren, sondern stets auf Weisheit und Frieden bedacht sein.

    Möge Gott (swt) uns allen Frieden, Weisheit und den Segen des Wissens gewähren. Möge unser Streben nach Wissen stets in Einklang mit seiner Weisheit stehen und uns zu besseren Menschen machen.

    Friede sei mit euch!

  8. Hui, die von den Eltern als ultraschlau, einzig- und großartig gepypten Kinder studieren jetzt und mobben ihre Profs raus. Dekandenz kommt vor dem Fall.
    Manchmal bin ich froh, nicht mehr lange leben zu müssen, um mich mit diesen selbstverliebten Allmächtigen auseinandersetzen zu müssen.

  9. Wann stört ein Professor ?
    Hiermit eine unerlässliche Einlassung, die leider nicht kürzer ausfallen kann:

    Bei allem offensichtlichen Verstoß gegen die Freiheit der Wissenschaft durch die dramatische Zunahme der Kaltstellung kritischer Professoren mittels Entlassung, Ruhestandsversetzung u.a. ist es ein Fehler, diese hochbrisante Thematik nur unter dem Begriff der „Störung“ des Wissenschaftsbetriebes abzuhandeln und dadurch den fundamentalen inhaltlichen Dissens heutiger „Wissenschafts“-Praxis zu Wahrhaftigkeit, Neutralität und Gemeinnützigkeit außen vor zu lassen.
    Wie im Artikel selbst zu sehen ist, fördert die Nachfrage nach dem, „wann“ ein Professor stört nur oberflächliche, meistens vorgeschobene und in ihrem Gewicht wenig verständliche und kaum ausschlaggebende Faktoren zu Tage.
    Das Entscheidende hier ist, dass über den Begriff der „Störung“, als Grund für Entlassungen, kein Zusammenhang zu der von den Professoren verlangten Parteilichkeit für die kapitalistische Ökonomie, für einen autoritären (nicht-demokratisch regulierten) Staat, und für entsprechend systemfunktionale Theorien (Behaviorismus, Systemfunktionalismus, Fortschritt durch Technik und Wachstum usf.) hergestellt wird, also dazu, dass die gecancelten Professoren diese wie Dogmen aufgefassten Theorien nicht geteilt, sondern kritisiert und durch alternative Theorien gekontert haben.
    Und umgekehrt: Es wird für die breite Bevölkerung nicht sichtbar, dass sich hinter dem Vorwurf der „Störung“ die Abwehr von absolut begründbaren, empirisch validen und mit multiplen Allgemeininteressen kompatiblen Theorien und Forschungen verbirgt, wie nicht nur das Beispiel von Prof. Michael Meyen zeigt:
    So weit ich es verstanden habe, wurde das Kesseltreiben gegen Prof. Michael Meyen von einigen Studenten begonnen, als er den Widerspruch der amtlichen Pandemie-Erzählung und der damit aufgebauten moralischen Verpflichtung zum Impfen, zu grundlegenden Menschenrechten, vor allem dem Recht auf körperliche Unversehrtheit und individuelle Selbstbestimmung, diskutiert haben wollte.
    Wie heute zu sehen ist, wäre diese Diskussion im Interesse der Bevölkerung höchst wichtig gewesen, um den Schaden zu vermeiden, den die im vermeintlichen Allgemeininteresse erfolgten Impfungen tatsächlich in der Bevölkerung und beim demokratischen Selbstverständnis der Menschen, als vom Grundgesetz eigentlich gegen alle staatlichen Übergriffe geschützter Souverän, angerichtet haben: Massenhafte Impfschäden, für die niemand haftet und eine Bevölkerung, die sogar gegen die eigenen physischen Bedürfnisse und verbrieften Menschenrechte bereit ist, sich autoritär-totalen Anmaßungen des Staates zu unterwerfen, nur weil dies im Namen der Wissenschaft für „richtig“ gehalten wird.
    Wie soll die Bevölkerung merken, dass Meyen und viele andere gecancelte Professoren auf ihrer Seite waren und wohl immer noch sind, wenn der Grund ihrer Mundtotmachung nicht auf die inhaltliche Ebene der wirklich widerstreitenden Interessen zwischen Kapital, Staat und Bevölkerung gehoben, sondern im Kosmos bürokratischer Beliebigkeit aufgelöst wird?

    1. Longdown Erschöpfungssyndrom (Fatigue)
      Wenn man bedenkt wie die “Störer und Kritiker” im Laufe der kurzen Zeit recht behalten hatten. Dabei sind erst drei Jahre vergangen und für echte Spätschäden sind die nächsten Jahrzehnte noch zu weit weg.

      Zur Erinnerung es wurden freiwillig drei Unterschriften für jede Spritzen-Party geleistet. Vielleicht hilft auch die Luca App um Betroffenen Gruppen zu finden.

  10. Die Wissenschaftsfreiheit bedeutet erst einmal nur, dass niemand jemanden am Forschen hindern darf (sofern nicht größere Güter geschützt werden müssen, z.B. bei der Entwicklung eines Supervirus, das die Menschheit ausrotten könnte). Für die Anstellung an Hochschulen gelten arbeits- und beamtenrechtliche Regeln.

    Ich interessiere mich für die Perspektive der Autorinnen, habe aber jedes Mal den Eindruck, dass mir nicht alle wesentlichen Details verraten werden.

    Man kann im öffentlichen Dienst, schon gar nicht im Beamtenrecht, aber meines Wissens auch nicht im normalen Berufsfeld einfach so jemanden fristlos entlassen (Ausnahme: Probezeit). Was waren die Gründe? Was haben Gerichte dazu gesagt?

    Wenn hier wirklich “eine tiefgreifende Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien in jenen Verfahren, die der Entfernung vorausgehen” vorliegen, hätten Gerichte das ebenso tiefgreifend korrigieren müssen.

  11. Durch die Berufung erhält der Berufene einem Grundrechtsschutz nach Art. 5.3 auch für seine berufliche Tätigkeit. Das unterscheidet die Professur vom privaten Schutz nach Art. 5.3 GG für alle Anderen. Als Nichtjurist sind mir die Feinheiten für die habilitierten, und damit der für die Erlangung einer Professur formal fachlich qualifizierten Wissenschaftler, nicht vertraut.

    Den Verdacht der halbgaren Darstellung der Verfahren durch die hiesige Redaktion hege ich auch. Die konkret erhobenen Vorwürfe und offiziellen Entlassungsgründe fehlen regelmäßig.

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