Von Zensur, unglücklichen Zufällen und der Enge der Meinungskorridore

Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Verluste sind bitter. Wir sind traurig, wenn wir durch einen Fehler oder aus eigener Schuld etwas verlieren. Verbote sind schlimmer, zumindest wenn wir ihren Sinn nicht einsehen.

Wir trauern dem Verbotenen hinterher und empfinden zusätzlich Wut über die Anmaßung, dass jemand sich anmaßt, über unseren Zugang zu etwas bestimmen zu können. Schlimmer noch jedoch ist die Zensur, nicht nur für den Autor oder Künstler, sondern besonders auch für die Gesellschaft. Denn diese hat, ohne Zugriff auf das Zensierte, keine Chance, darin etwas Wertvolles zu finden und vom Wertlosen zu unterscheiden.

Für den März des Jahres 2025 hat der Westend-Verlag ein Buch angekündigt, das in Zusammenarbeit mit einer Schülergruppe des Gymnasiums Philippinum in Marburg entstanden ist, an dem ich unterrichte. Es trägt den Titel „2125 – Die Zukunft der Menschheit“. Die Schreibenden setzen sich darin jeweils individuell mit dem gleichen Szenario auseinander: Alles verfügbare Wissen der Menschheit sowie überhaupt alle Bücher, Kunstwerke und Tonträger der Welt sind auf einem Supercomputer gespeichert, der jederzeit von überall zugänglich ist. Das einzige, was man dafür braucht, ist ein mobiles Endgerät, auf dem selbst jedoch nichts gespeichert ist.

Der Telepolis-Vorfall

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Im Jahre 2125 löscht der Supercomputer durch einen technischen Fehler den gesamten Inhalt seiner Festplatte und alle Sicherheitskopien – das Wissen der gesamten Menschheitsgeschichte ist auf einen Schlag ein für alle Mal unrettbar verloren. Welche Folgen hat dies nun für die Welt und die Menschheit?

Während dieses Buch entsteht, macht mich Westend-Verleger Markus Karsten auf ein Ereignis aufmerksam, das ihn an das gemeinsame Projekt mit dem Philippinum erinnert und zu dem ich mich bereits in einem weiteren im Overton Magazin veröffentlichten Text geäußert habe: Die Sperrung bzw. Löschung von über 50.000 Artikel aus 25 Jahren Arbeit des Internetmagazins Telepolis durch den aktuellen Chefredakteur Harald Neuber. Die Begründung dafür: Es sei schwierig, die Qualität der Texte zu garantieren, die vor seiner Zeit – und damit unter der Regie des früheren Chefredakteurs und Gründer von Telepolis Florian Rötzer – entstanden sind. Sie entsprächen möglicherweise nicht den aktuellen „journalistischen Ansprüchen“ der Redaktion. „In einigen dieser alten Beiträge ließen sich mögliche Urheberrechts-verletzungen nicht ausschließen. […] Zudem waren Bilder nie barrierefrei und damit nicht für alle Leser zugänglich.“[1]

Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass die Gemeinsamkeiten zwischen dem fiktiven und dem realen Vorfall nicht so groß sind: Auf der einen Seite ein Supercomputer, der durch einen Technikfehler das Wissen der Menschheit löscht, auf der anderen Seite ein Mensch, der durch eine redaktionelle Entscheidung versucht, die Qualität des von ihm verantworteten Medienangebots sicherzustellen. Im Gespräch mit den am „Projekt 2125“ beteiligten Schülerinnen und Schüler erschloss sich jedoch recht schnell das Verbindende: Der Verlust des jeweils dem Zugriff der Gesellschaft entzogenen Wissens. (Fast absurd liest sich der im Netz zu findende Hinweis: Um eine Löschung handele es sich nicht, denn die Artikel seien ja noch da. Nur eben nicht mehr zugänglich.)

Keine Zensur, aber …

Wie wir alle wissen, ist Verlust eine sichere Konstante in unserem Leben. Wir verlieren erst Spielzeug, dann unsere Unschuld, später Autoschlüssel und Geldbeutel, Kindheitsfreunde, später dann Altersgenossen, den Überblick und schließlich das Leben. Bitter! Umso heftiger reagieren wir, wenn wir etwas dadurch verlieren, weil es uns jemand wegnimmt.

Um Zensur handelt es sich im Fall von Telepolis nicht, das haben wir mit den Schülern in unserer Diskussion sehr schnell definieren können. Die Zensurfreiheit in §5 des Grundgesetzes bezieht sich auf staatliche Akteure, nicht auf Internetmagazine privatwirtschaftlicher Kommanditgesellschaften.

Auch Diebstahl kann man das Vorgehen des Chefredakteurs nicht nennen. Es ist zu vermuten, dass keinerlei vertragliche Regelungen existieren, die besagen, dass der Artikel durch das Magazin zugänglich veröffentlicht bleiben muss. (Interessant wäre, ob vertragliche Regelungen es verhindern, dass die nicht zugänglichen Artikel auf einer anderen Seite neu veröffentlicht werden.)

Dennoch nimmt sich Harald Neuber ein Recht heraus, dass mir zumindest aus moralischer Sicht problematisch erscheint. Neuber verantwortet als Chefredakteur vor allem das, was unter seiner Regie neu auf Telepolis erscheint. Niemand käme auf die Idee, ihm persönlich vorzuwerfen, wenn bei einem der alten Artikel tatsächlich z.B. konkrete Verletzungen des Urheberrechts beklagt würden. Dass das Magazin rechtlich für einen solchen Fall belangt werden kann, stimmt. Dass das spürbar finanziell schmerzhaft wäre oder überhaupt im Geringsten wahrscheinlich, steht zu bezweifeln.

Telepolis: Auch nicht richtig Mainstream

Worum es Neuber geht, drückt er selbst aus als „das Brand Telepolis“ – den Ruf der Marke. Und dem würde eine Kontaktschuld mit zu kritischen, zu umstrittenen Autoren und Artikeln sicher schaden. Den Kommentar eines Schülers, dass ihn der Vorgang an Stalin erinnere, der später „umstrittene“ Weggenossen wie Trotzki aus alten Fotos retuschieren ließ (und damit sicherlich ebenfalls „sein Brand“ zu stärken im Sinn hatte), will ich mir nicht zu eigen machen, aber ich kann ihn gut verstehen.

Kritische Autoren und umstrittene Beiträge – gerade das jedoch war nun einmal das Profil von Telepolis. Ein weiterer interessanter Kommentar eines Schülers: Warum sich jemand als Chefredakteur an die Spitze eines Magazins setzt, wenn ihm dessen Profil so wenig liegt.

Welche Konsequenz die Sperrung der Artikel hatte, bewertet auch die Netzöffentlichkeit an mancher Stelle recht kritisch: Anstelle von Freiheit sei nun eine Qualitätskontrolle redaktioneller Inhalte getreten, die dazu geführt habe, dass sich Telepolis vom Meinungskorridor des sogenannten Mainstreams nicht mehr unterscheide.

Ich sehe mich nicht in der Lage, das umfassend zu beurteilen. Ich nehme wohl wahr, dass auf Telepolis auch unter dem aktuellen Chefredakteur durchaus auch kritische Themen Platz finden, die der sogenannte Mainstream kaum anstoßen und höchstens aufgreifen würde – als Beispiel verweise ich auf Texte rund um den Think Tank Zentrum Liberale Moderne aus dem Juni 2022.

Ein Verlust für die Gesellschaft

Auf der anderen Seite jedoch ist die Absicht Neubers, Telepolis „stärker zu einem Referenzmedium“ zu entwickeln und „auf- und auszubauen“, sicherlich nicht spurlos an der proklamierten Meinungsvielfalt des Magazins vorbeigegangen. Dass Neuber „die letzten 7 Jahre [vor dem Wechsel zu Telepolis, Anmerkung CS] im Bundestag tätig“ [2] war, mag ihn und seine Arbeit dabei geprägt haben.

Die Löschung der Artikel also: Eine konsequente Folge der Entwicklung des Magazins? Wahrscheinlich. Ein Diebstahl im rechtlichen Sinne? Wahrscheinlich nicht. Ein Verlust für die Gesellschaft? Mit Sicherheit.

Eine sichere Konsequenz der Löschung: Neuber wird sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, der Gesellschaft den Zugang zu einem großen Schatz an Wissen und Meinungen versperrt zu haben. So dramatisch wie die Löschung des gesamten Wissens der Menschheit durch den Supercomputer in „2125 – Die Zukunft der Menschheit“ ist das sicherlich nicht. Weder wird unser Überleben dadurch infrage gestellt, noch hat es eine signifikante Mehrheit der Internet-User überhaupt wahrgenommen.

Aber der Meinungskorridor in Deutschland wird damit wieder ein Stückchen enger. Und noch ein Stückchen dann, wenn diejenigen von uns, die sich an die gesperrten Artikel erinnern können, nicht mehr da sind. Und ohne ein Telepolis, an dem man sich ein Beispiel nehmen konnte und bei dem man auch sehr kritische Meinungen veröffentlichen konnte, wird es für die junge Generation sicherlich eine noch größere Herausforderung, als es sowieso schon ist, auch gegen den Wind zu wachsen und erwachsen zu werden.

 

[1] Dieses und vorherige Zitate aus: Qualitätsoffensive: Telepolis überprüft historische Artikel | Telepolis

[2]Alle Zitate dieses Absatzes aus  „Telepolis stärker zu einem Referenzmedium entwickeln“ | Telepolis

Christian Steiner

Christian Steiner unterrichtet die Fächer Deutsch und Englisch. Er ist nach Aufenthalten in Kanada und Osteuropa Oberstudienrat an einem hessischen Gymnasium. Seine Interessensschwerpunkte sind politische und literarische Narrative sowie öffentliche Kommunikation.
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48 Kommentare

    1. Sieht zumindest so aus. Mal schauen ob es überlebt.
      Ich würde jedenfalls sagen Neuber ist in seiner Verlogenheit unübertroffen, das ist wohl Hauptmerkmal seiner „Qualitätsoffensive“.

        1. An der eher mäßigen Forenaktivität bei den Artikeln, wo das überhaupt noch erlaubt wird von Vasallenkönig Neuber, kann man eigentlich von fast tot ausgehen.

          1. noch lange nicht, auch das Forum ist noch nicht ganz tot(auch wenn man sich da echt schon jahrelang bemüht).
            das Ding stirbt langsam und vielleicht wird es ja mal ein nasser Spiegelabklatsch, so als ehemaliges Nachrichtenmagazin, mit ehemaligen Kulturteil und kommt voll im Mainstream an. Das ist ja wohl das Ziel.
            Ich bin noch Leser, die Zahl der lesenswerten Artikel sinkt allerdings…

  1. Der Drops ist gelutscht, TP ist Geschichte. Warum dieser Site also noch irgendwelche Aufmerksamkeit schenken bzw. ständig daran erinnern? Vergangenheit ist Vergangenheit, wozu seine Zeit und die seiner Leser verschwenden?

    Volker Birk hat´s auch schön und deutlich gesagt…

  2. (Fast absurd liest sich der im Netz zu findende Hinweis: Um eine Löschung handele es sich nicht, denn die Artikel seien ja noch da. Nur eben nicht mehr zugänglich.)

    Nur „fast absurd“, augenscheinlich weil das hiesige Narrativ so sehr an einer Löschung hängt, was aber offensichtlich nie der Fall war. Übrigens sind die meisten Artikel wieder zugänglich, die Kommentare in den Foren leider nicht (wenngleich zweifellos auch nicht gelöscht).

    1. Die Foren kann man prima auswerten, oder glaubst du Neuber weigert sich die Klarnamen rauszurücken? Sind wie von Telepolis ausgeplaudert über IP fishing alle gespeichert.

      Und dann wird später unter Kriegsrecht schnell sortiert, wer ins Stadion von Santiago kommt.

      Gibt nen tollen Film mit Jack Lemmon darüber.

          1. Mein Konto war vom Sommer 2000 … da war es nicht absehbar daß man dort etwas anderes als seriöses Verhalten aufweisen müssen würde.

      1. @ EGOIST

        Es sind nicht die IP Nummern, sondern die Gerätenummern, welche sich auch durch VPN nicht unterdrücken lassen. Da gibt es zwar auch Mittel und Wege, aber wer betreibt schon wegen einigen Posts diesen Aufwand? Wo doch bereits ein minimales Niveau an Ausdrucksweise, Satzstellung, Grammatik und Rechtscheibung als ein zunehmend „zu aufwendiges Unterfangen“ betrachtet wird? Die Ausnahmen werden auch hier immer weniger…

      1. Doch schon, aber nur auserwählte. Die anderen versucht man zu vergraben, sind aber doch erreichbar(nur halt ohne richtige Suchunterstützung)
        Da schäumt ein Neuber ob des Zwangskompromisses.😉

      1. Davon hat Neuber dann doch abgesehen, es war aber so geplant und von ihm angekündigt… Die Art von Urheberrechtsverletzung hätte wohl Mütterchen Heise nicht verkraftet, ob der Klagewelle…

    2. Und gerade auch die Kommentare – ob man ihnen zustimmt oder auch nicht – waren ein Qualitätsmerkmal. Oft sogar informativer als der kommentierte Artikel selber. Und DAS nehme ich dem Wendehals Neuber übel. Der hats bei mir verschissen bis in alle Ewigkeit. Und nein, ich hatte nie einen Account dort.
      Aber zum Glück sind ja so einige Foristi hier bei OT gelandet. 🙂

      Edit: diverse dreckfuhler

  3. … das Wissen der gesamten Menschheitsgeschichte ist auf einen Schlag ein für alle Mal unrettbar verloren.

    Was natürlich völliger Blödsinn ist.

    Wieviele Schüler haben den Quatsch geglaubt?

    Dass Neuber „die letzten 7 Jahre [vor dem Wechsel zu Telepolis, Anmerkung CS] im Bundestag tätig“ [2] war,

    In welcher Funktion?

      1. Gerüchten zufolge verfügt das menschliche Gehirn über ein Gedächtnis.

        Dass diese Szenerie eine Katastrophe wäre, ist klar. Aber das „gesamte Wissen der Menschheit“ wäre nicht „unrettbar“ verloren.

        Im Rahmen der Schulpädagogischen Methoden ist eine solche Szenerie gut geeignet, das Denkvermögen von Schülern zu trainieren. Aber in dieser Absolutheit ist die Aussage Quatsch.

  4. Das ist wie mit den Sanktionen gegen Russland eine Etage höher, man schafft sich selbst ab, zumindest oberhalb der Springer-Blase. Und nun bitte keine Telepolis-Werbung mehr.

  5. Telepolis ist jetzt ein Aussenposten der Regimepropaganda.
    Die Autorenbeiträge waren aber nicht das Problem.
    Die Möglichkeit trotz wildwütender Zensuradmins( die Wahr-Nehmung dieser Zensur hatte einen ganz eigenen In- Formation Gehalt) noch Kommunikation zwischen anonymen Lesern aufrecht zu erhalten war die eigentliche Provokation für das SYstem.

    Rötzer mit 9/11 hat damals Pionierarbeit gemacht, und für mich war während der Corona Psy OP das Leserforum enorm wichtig die Filter der gleichgeschalteten Medien zu brechen.

    Neuber ist ein unerträglich langweiliger Schreibtischtäter. Er sollte irgendwo arbeiten gehen, sein Job wird sehr bald von einer KI erledigt( im doppelten Wortsinn).

    1. Da fällt mir aus unerfindlichen Gründen das Buch „Gott bewahre“ von John Niven ein.

      „Da kommt Gott – tut so, als wärt ihr beschäftigt.

      Kaum hat Gott sich im Himmel eine kleine Auszeit gegönnt und seinem Sohn Jesus Christus die Geschäftsführung überlassen, schon herrscht auf Erden das nackte Chaos. Bürgerkriege, Umweltsünden, Armut, Hassprediger, tödliche Krankheiten, moralischer Verfall und gnadenloser Kommerz, so weit das Auge reicht. Was wurde aus der Menschenliebe und dem einzig wahren Gebot: »SEID LIEB«? Gott denkt nach und findet nur eine Lösung – sein Sohn Jesus muss erneut auf die Erde zurückkehren, um Gutes zu tun. Doch werden die Menschen auf JC hören?“

      https://www.amazon.de/Gott-bewahre-Roman-John-Niven/dp/3453676335

      Da ging es auch um eine Casting Show. Ich meine die „fiktive“ Sendung hieß auch American Idol.

  6. Ich bleibe bei meiner These, dass es nicht Neuber aus eigenem Antrieb gemacht hat. Da kamen die Herren vom Amt und haben die Sperrung verlangt. Und zwar aus dem Grund, weil TP der einzige Ort war, an dem man die Vorgeschichte des Ukrainekriegs nachlesen konnte. Kritisch und aufklärend. Ich frage mal so: wo könnte man denn das sonst noch nachlesen? Auf Platz zwei wäre da das Compact-Magazin von Jürgen Elsässer. Aber das hat kein Archiv, man findet ein bisschen etwas über die Suchfunktion. Nicht vergleichbar mit TP. Das Niveau ist bei TP wesentlich höher. Also schon.
    Aber Neuber ist nicht der einzige Wegsperrer. Da ist noch ein gewisser Donald Trump, der alle Forschungsergebnisse der NASA zum Klimawandel seit 1980 sperren ließ. Klimaforscher haben entweder einen Maulkorb bekommen oder wurden entlassen. Worauf jetzt die bezahlten Dummschwätzer der Fossiliondustrie unter ihren Steinen hervorgekrochen kommen und die Nachrichten dominieren.

    Neuber ist dann doch nur der Zweitschlimmste.

    1. Man kann auch das Buch von Thomas Mayer Kaufen.
      Wahrheitssuche im Ukraine-Krieg
      aber nicht als e book kaufen? sonst heisst kiew womöglich Takka tukka land

  7. Auch, wieder so ein Beitrag mit gebremsten Schaum, da ja schon lange vorher ganz intensiv bei Telepolis zensiert wurde, auch durch Rötzer.
    Alles Schmuh…nichts weiter…

    1. Nein nicht durch Rötzer. Der musste das durch heise beauftragte Interred Dingsbums hinnehmen für das Forum. Und was da ablief wusste er wohl auch nicht unbedingt. Dir Sperrungen waren und sind ja auch absurd gewesen. Besonders wenn Autoren, Redakteure und Beiträge gesperrt wurden, die den Artikel wiederholten. Aber wenn es den kleinen Interred Capos nicht passte wurde gesperrt.

  8. Könnte es eine juristische Möglichkeit geben, Telepolis zu verklagen, wenigstens die eigenen tausende Beiträge/Kommentare herauszurücken?
    Sowas wie das Recht auf das eigene geschriebene Wort.

    Oder wäre das aussicbtslos?

    1. Die eigenen Beiträge kannst du dir ja runterziehen, sind ja irgendwo im Benutzerprofil aufgelistet. Brauchst die ja nur per Script abzusaugen. Hilft allerdings nicht viel, weil sie dann ohne Kontext sind. Hat jetzt halt jeder seine eigene Trollwiesen-Einzelhaft bei telepolis. Beeil dich aber, bei der nächsten Contentmamagenentsystem-Migration sind die wahrscheinlich alle weg.

  9. Dem Autor gebührt Dank, dass er seine Schüler das kritische Denken lehren mag.
    Zwei Anmerkungen zu seinem Artikel sind aus meiner Sicht jedoch nötig.

    1. Zu glauben, es handle sich im Falle von Telepolis nicht um Zensur,
    greift ja viel zu kurz. Einen stattlichen Akteur im Hintergrund kann man auch
    mitnichten ausschließen. In beiden Fällen bliebe es dennoch eines: Zensur.
    Ohne offen staatlichen Akteur wäre es immer noch „Selbstzensur“
    aus Angst vor restriktiven Maßnahmen, die verdeckt oder unverdeckt drohen.
    In Zeiten, in denen restriktive Maßnahmen gegen Oppositionelle wie zum Beispiel
    Zerstörung der finanziellen Basis durch sogenanntes „Debanking“,
    Hausdurchsuchungen durch Sonderkommandos, etc. alltägliche Realität geworden sind,
    ist alles Andere auch abwegig. Zudem ist Zensur im wesentlichen längst ausgelagert
    an die Privatwirtschaft. Das ist natürlich ebenso Absicht.

    2. Der gedankenexperimentelle Vergleich zum „Supercomputer“ hinkt gewaltig:
    Im Falle von Telepopis ist es eine voll intentionelle Löschung, absichtlich herbeigeführt,
    um zitierbare Argumentationsketten, die über Suchmaschinen auffindbar sind,
    für die Opposition unauffindbar zu machen und für jeden anderen,
    der nach alternativen Sichtweisen sucht.
    Übrig bleibt am Ende, wenn genug alternative Medien gelöscht wurden,
    nur noch politisch-medial gewollte, totalitäre faktenverdrehte Einheitsmeinung im Netz.

    Ich frage mich ernsthaft, ob der Autor den Unterschied nicht sehen kann
    oder nicht möchte: Zensur findet statt. Jeden Tag. Auch bei Telepolis.
    Wir sind längst im Totalitarismus angekommen.

    Besser, Sie sagen es Ihren Schülern jetzt als nie.

    1. Tatsächlich habe ich das damals im Englischunterricht lesen müssen. Aber das war noch im letzten Jahrtausend. Heute ist ja alles zeitgewendet. Wäre aber schön wenn Lehrer immer noch solche Bücher zum lesen aufgeben.

      Neunzehnhundertvierundachtzig
      Fahrenheit 451
      Farm der Tiere
      Brave New World
      Ahrendt (vor allem ihre Texte zum Totalitären)
      Kant
      Goethe
      Schiller (und andere der revoluzzigen Romantiker)
      Biedermann und die Brandstifter
      Lingua Tertii Imperii
      Bernays Propaganda
      Paar Reden von Hitler Goebbels usw durcharbeiten

      Darf man so etwas überhaupt noch lesen in der Schule und verstehen?

      1. „Darf man so etwas überhaupt noch lesen in der Schule und verstehen?“

        Ich glaube gegen lesen hat noch keiner etwas.
        Beim verstehen könnten Sie aber Probleme bekommen.

  10. Warum arbeitet ihr euch an Telepolis ab? Es gibt doch wahrlich wichtigere Themen, als alte Wunden zu lecken… Mit solchen Themen – und weiteren ähnlich einfach gestrickten, welche ihr in letzter Zeit hier zum Besten gebt – lockt ihr doch nur verstärkt Leser an, die hier im Forum Beiträge leisten wie „Habe nach der Schlagzeile erst gar nicht weitergelesen…“ oder Leute wie Temolo, die sich hier mit Begriffen wie „Frecher Jude“ meinen aufspielen zu müssen. Wenn ihr da nicht bald die Kurve kriegt, machen sie euch den Laden entweder bald dicht oder ihr dürft alternativ eine ähnliche 180° Wende hinlegen, wie es Telepolis tat. In wessem Sinne wäre das?

  11. Telepolis – die Kommentare waren das lesenswerteste. Die Artikel waren nur der Ausgangspunkt für die Forendiskussionen. Diese waren unterschiedlichster Qualität vom Inhalt her, aber von der Form her doch anständig. Nichts mit anonymen Hassbotschaften, wie oft unterstellt, wenn Menschen diskutieren. Aber es fanden Auseinandersetzungen statt, die in der Baumstruktur gut erfassbar waren.
    Und man kannte dann manche Kommentatoren, die sich durch fundierte Meinungen auszeichneten. Andere konnte man auch einfach ignorieren.
    Mein Abschied war durch die Zensur in den Kommentaren gekommen. Dazu kam noch die Cookie-Orgie von heise.
    Ich hätte auch das Abo genommen, aber ich bezahle doch nicht die Zensoren. Das war mein Abschied.
    Ich habe seitdem Telepolis nicht mehr besucht.

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