Jim Baker versucht sich an seine neue Heimat zu gewöhnen. Er dachte, dass es in Sachen Karneval gar nicht möglich sei, etwas besseres als das Rheinland zu erleben. Doch er wurde eines Besseren belehrt.
Sehr geehrte Overton-Gemeinde,
Karneval ist gerade vorbei. Nach einem Jahr im Exil war ich gespannt, wie sehr ich das vermissen würde. Schließlich hatte ich mich nach Jahrzehnten im Rheinland an das närrische Treiben gewöhnt. Mir wurde von Leuten aus Rio und Venedig glaubhaft versichert, dass der rheinische Karneval unübertroffen sei. Ein wichtiges Stück Heimat ist es zudem.
Wir wurden mit frisch gegrillten Fleisch begrüßt und das ist der Beginn der Karnevalssaison
Weiberfastnacht 2023: In Köln würden jetzt schon die ersten Alkoholleichen auf den Bürgersteigen liegen, diese Härte störte mich nie besonders, es darf auch mal dreckig sein, schließlich geht es ja darum, den ganzen Scheiß mal zu vergessen. Mit einem Freund, der aus Deutschland zu Besuch kam, sind wir in die Altstadt von Thessaloniki gegangen – verkleidet. Lust hatte ich nicht besonders, wie sieht das denn aus – so offensichtlich fehl am Platze?
Aber schon beim Zwischenhalt bei einem Baumarkt konnte ich aufatmen. Wir wurden mit frisch gegrillten Fleisch begrüßt und das ist der Beginn der Karnevalssaison, der Psygno Pempti – der geräucherte Donnerstag. In der Stadt waren wir denn auch nicht die einzigen Verkleideten und gegrillt wurde an jeder zweiten Ecke. Straßenkarneval so wie es sein soll.
Später, als die Sonne verschwunden war und sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt näherten, wurden die Grills in Feuertonnen umgewandelt und aus Bier wurde Schnaps, es wurde getanzt, getrunken und gelacht. Immer wieder habe ich mal versucht, den Leute zu erklären, dass da, wo ich herkomme, die ganze Stadt im Rausch liegt. Aber das hat hier niemanden interessiert. Sechs Tage durchfeiern? Kein Problem.
Wir huldigen Dyonsisos, dem Gott des Weines
Karneval: Das ist der Beginn des Frühjahrs. Es ist ein alte antike Tradition, wir begrüßen den Frühling, das Leben kommt zurück und das wird gefeiert: Wir huldigen Dyonsisos, dem Gott des Weines. Das ist hier nur eine kleine Feier, es gibt richtige Hochburgen, in Patras zum Beispiel. Am Donnerstag geht es los, es folgt eine zehntägige Feier-Periode und dann fangen wir an zu Fasten. Da kommt die christliche Tradition ins Spiel und die besagt, dass man 40 Tage vor Ostern anfangen soll auf Fleisch, Alkohol und Sex zu verzichten. Umso mehr ein Grund, vorher nochmal Gas zu geben …
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