Talk mit japanischer Feministin schlägt in China hohe Wellen

Frau im chinesischem Kleid.
Bild: Pixabay License

Ein viel kritisiertes Video, dass eine Feministin vorzuführen versuchte, belegt eindrucksvoll, wie die Rolle der Frau in China immer noch verstanden wird.

Quan Xixi ist eine Influencerin auf der Plattform Bilibili. Jedes ihrer Videos wurde in der Vergangenheit hunderttausende Male geklickt. Für chinesische Verhältnisse ist das zwar nicht sehr viel, aber auch nicht ganz wenig.

Bis vor Kurzem das Gespräch mit der japanischen Feministin Ueno Chizuko online ging. Bei dem Talk sollte es um das neu erschienene Buch von Chizuko “Alles fing mit dem Sprengen der Grenzen an” und um den Feminismus im Allgemeinen gehen. Zur Verstärkung lud Quan Xixi zwei ehemalige Kommilitoninnen zum Talk ein. “Aus dem Studentenheim der Peking-Universität” hieß der Talk, um das geistige Niveau der drei Gastgeberinnen darzulegen. Schließlich haben alle drei ein Studium an der besten Uni Chinas absolviert, auch wenn das bereits zehn Jahre her ist.

Dementsprechend hoch war die Erwartung der User. Ein Cloud-Zusammentreffen der Feministinnen aus beiden Ländern würde doch erhellende Erkenntnisse, zumindest Anregungen zum Nachdenken hervorbringen.

Kritikpunkte

Doch daraus wurde nichts. In den sozialen Medien Chinas hagelte es Spott über und Kritik an den drei jungen Chinesinnen, so dass Quan Xixi das vollständige Video entfernen ließ.

Kritikpunkt Nummer eins: Fehlender Respekt gegenüber der bekannten Wissenschaftlerin und Professorin an der Tokyo-Universität. Ein Bild der Gegenüberstellung ging im Netz viral. Auf der einen Seite drei junge Chinesinnen in Schlafklamotten und Schneidersitz; auf der anderen Seite die 75-Jährige Japanerin Chizuko, fein geschminkt und im Business-Look.

Kritikpunkt Nummer zwei: Unverschämte und ungeschickte Fragestellung. Gleich die erste Frage, die an die japanische Feministin ging, sorgte für Aufregung und erzeugte Fremdscham. Sie lautete: “Warum sind Sie nie verheiratet gewesen und haben keine Kinder? Sind Sie von Männern verletzt worden oder lag das an unangenehmen Erfahrungen in der eigenen Familie?” Ganz schön aggressiv für die allererste Frage.

Kritikpunkt Nummer drei: Ein unbegründetes Überlegenheitsgefühl gegenüber der renommierten Wissenschaftlerin. Stolz erklärten die drei Chinesinnen, dass sie alle verheiratet seien. Ungefragt lieferte Quan Xixi gleich ihr Motiv zur Heirat mit: “Meine Eltern sind unglücklich verheiratet. Nachdem ich mir viele Fernsehfilme angeschaut hatte, kam ich zum Schluss, dass meine Eltern an ihrem Unglück selber schuld sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich durch meine Fähigkeiten mein Glück selber managen kann.” Eine Absolventin der Peking-Universität holt ihre Lebensweisheit aus Fernsehfilmen und prahlt auch noch damit?

Kritikpunkt Nummer vier: Die drei jungen Frauen seien vorbereitet gewesen und hätten daher jede Menge naiver Fragen gestellt. So fragte eine der Gastgeberinnen, ob verheiratete Frauen nur Feministinnen zweiter Klasse sein können.

Frauen in China

Den Kritikern gebe ich recht. Für jemanden wie mich, der etliche Jahre in Europa gelebt hat, hat der Talk dennoch eine sehr wertvolle Seite: Er wirft einen Einblick auf die Lage der Frauen in China. Der soziale Druck, in einem bestimmten Alter zu heiraten, lastet immer noch schwer, vor allem auf den Schultern der Frauen. So gab Quan Xixi zu, dass ihr zweites Motiv für die Heirat darin bestanden habe, sich den sozialen Druck zu nehmen: “Ich kann nicht mit 30 in einem unverheirateten Zustand in meine Heimatstadt zurückkehren. Was würden die alten Nachbarn über mich denken?”

Auch an dem Hierarchiedenken hat sich nichts geändert. Das bedeutet, dass ein Mann am besten eine Frau ehelichen soll, die vom Bildungsstand her eine Stufe niedriger ist. Im Umkehrschluss heißt es, dass es hoch gebildete Frauen auf dem Heiratsmarkt in China besonders schwer haben. So musste Quan Xixi, die sich an der Peking-Universität den Bachelor und an der Hongkong-Universität den Mastertitel hart erarbeitet hat, im “hohen Alter” von Ende zwanzig mit einem “Durchschnittsmann” zufriedengeben.

Nach der Heirat brach er allerdings das Versprechen, kein Kind von ihr zu verlangen, und drohte mit der Scheidung. Brav fügte sich Quan dem Willen des Mannes und brachte eine Tochter zur Welt (das geht aus einem früheren Video von ihr hervor). Ein anderes Mal signalisierte er, dass er Sex-Service konsumieren würde. Sofort justierte Quan Xixi ihre Arbeitszeit nach und sorgte so für einen regelmäßigen Sex mit ihrem Mann.

Die chinesische Gesellschaft ist also immer noch ziemlich patriarchalisch ausgeprägt. Das führt dazu, dass manche Frauen erschreckend kalkulierende Überlegungen mit in die Ehe bringen. Die Motive von Quan kennen wir bereits. Eine andere Chinesin sagte während des Gesprächs: “Für mich erfüllt eine Ehe gewisse Funktionen. Beispielsweise wenn es um das Erbe geht.” Heiratet eine Frau mit Mitte zwanzig, um die finanzielle Sicherheit in ganz ferner Zukunft zu regeln?”

Feminismus als Männerhass

Obwohl Feminismus längst in China Einzug erhalten hat und auch die MeToo-Bewegung nach China übergeschwappt war, steckt der Kampf um die Gleichberechtigung hierzulande noch in den Kinderschuhen. Feminismus wird mit Männerhass gleichgesetzt. So fragte eine der drei Chinesinnen die japanische Vorkämpferin für die Frauenrechte: “Als Feministin soll ich Männer eigentlich hassen. Auf der anderen Seite fühle ich mich von meinem Mann geliebt. Spüren Sie im Alltag auch solche Spannungen?”

Gott sei Dank hatte Ueno Chizuko auf jede noch so naive Frage eine kluge Antwort: “Ich mag Männer. Ich hatte nur nie vor, diese staatliche Institution Ehe einzugehen.” “Im Feminismus geht es um die Freiheit, wie eine Frau leben möchte. Verheiratet oder unverheiratet, mit Kindern oder kinderlos, jede Form soll respektiert werden.” “Es gibt keine Klassifizierung der Feministinnen. Verheiratete Feministinnen sind nicht weniger wert als unverheiratete.” “Verliebt sein heißt nicht, dass man vor lauter Liebe blind geworden ist. Im Gegenteil, im verliebten Zustand hat man einen besonders kühlen Kopf, so dass andere Dich für verrückt halten.”

In der ganzen Aufregung dachte ich für einen Moment: Vielleicht ist der ganze Talk ein abgekartetes Spiel. Ueno Chizuko gibt die Weisheit, und die Chinesinnen spielen die Dummies. Denn vom Ergebnis her müssen alle Seiten zufrieden sein: Der Verlag, der im Vorhinein ordentlich die Werbetrommel für den Talk gerührt hat, erfreut sich nach dem Gespräch eines Riesenverkaufserfolgs; die Feministin ist in China über Nacht wahrscheinlich bekannter geworden ist als der amtierende japanische Premierminister; und die Zahl der Follower von Quan Xixi ist trotz des Tsunamis der Kritik nicht nur nicht gesunken, sondern rapide gestiegen. Das besagte Video wurde im Netz zig millionenfach geklickt. Mit einem Gespräch mit Niveau und Tiefe hätte sie diesen Erfolg wohl nie erzielt.

Ähnliche Beiträge:

16 Kommentare

  1. Es geht westliche Medien und auch verwestlichte Asiaten einen Scheiß an, wie das Frauenbild in China entwickelt ist. Und solange in der Ukraine nicht Frauen und Männer in einem Verhältnis von 1:1 sterben, ist hier im Westen der Feminismus noch nicht wirklich fertig. Also meine Damen, ran ans Gewehr und ab in den Schützengraben nach Bachmut. Die russische Artillerie wartet bereits.

      1. Also mit ‘Frauenhasser’ hat das Statement von PfefferundSalz nun wirklich nichts gemein.

        Ihre/seine Meinung mag vielleicht kontrovers sein in der Bedeutung auf den März 2023 bezogen, vom Grundsatz jedoch ist die Darstellung eines Guan Xin deutlich problematischer, da so ausgesprochen einseitig westlich orientierte Agrumente auf chinesische Lebensweise transformiert werden. Das passt m.E.n. nicht wirklich, um von der Betrachtung her als ehrlich von mir wahr genommen zu werden. Ich sehe da eher einen “Künstler”, der ein neues Werk erschaffen möchte.

  2. Gerade stelle ich mir die Frage warum das kommunistisch-autoritäre staatskapitalistische System so einen Erfolg hat – könnte das mit dem uralten Konfuzianismus zusammenhängen, der sich leider auch mit der Behandlung chinesischer Frauen als Negativbeispiel zeigt?

    Positiv muss ich wohl nicht extra erwähnen – siehe globaler weltwirtschaftlicher Erfolg von China – das hängt wohl davon ab, dass Pu Yi nie wirklich abgesetzt wurde – er heißt heute nur: Xi Jinping..

    Die neuen/alten “Kaiser von China” setzten schon auf einen überaus hochgebildeten Beamten- bzw. Mitarbeiterstab, und nicht auf völlig bildungsferne Lebenslaufabbrecher wie Habeck, Baerbock, Lauterbach, Scholz und Konsorten.

    Im übrigen ist Japan ein US-Vasallenstaat wie Deutschland, das japanische Frauenbild war in längst vergangenen Zeiten dem chinesischen Frauenbild durchaus vergleichbar, wenn nicht sogar schlimmer (wie war das noch mit dem Massen-Sepuku der Frau des Shogun?), aber dank US-GIs, und Veramerikanisierung der uralten japanischen Kultur, gleicht sich Japan dem imperialen Hegemon USA eben wie Deutschland schon Jahrzehntelang an.

    Mir wäre es auch lieber, die Frauen in China hätten eine andere Rolle, aber was maßen wir uns im Westen an unser Frauenbild auf uralte asiatische, amerikanische oder afrikanische Gesellschaften via “feministische Außenpolitik” zu übertragen?!

    Die Frauen müssen sich, wie einst die Suffragetten in Europa und den USA selber emanzipieren bzw. ohne Einmischung von außen ihre Rechte erkämpfen, denn anders wird das nix mit einer Änderung der asiatischen Frauenrolle (ja, die gibt es nicht nur in China, sondern auch in vielen anderen Ländern), die muss nicht neo-kolonial aufgedrückt werden, und dann läßt man die Frauen allein – siehe Afghanistan/Taliban zurück nach 21. Jahren…..

    ….auch bei diesem Thema – unsäglche DOPPELMORAL des Westens und seiner Vasallenstaaten in Asien…..

    Ganz zynischer Gruß
    Bernie

    PS: Meine schwerstpflegebedürftige Mutter hatte vor ihrem Tod eine Betreuerin aus Rumänien – auch dort ein völlig anderes Frauenbild, wie ich feststellen mußte als ich der von einem FKK-Platz in .de erzählte – wir hatten einen Campingplatz, und die Konkurrenz im Dorf war eben der besagte FKK-Platz…..die ist wohl heute noch fertig von der Freizügigkeit in Deutschland……”Sodom und Gomorrha”…..würde meine längst verstorbene Großmutter dazu sagen – Jahrgang 1902…..und wie schon gesagt was maßen wir uns an anderen Kulturen unsere Kultur und deren Werte via “feministischer Außenpolitik” aufzudrücken?

  3. Die Professorin Ueno Chizuko ist übrigens Frau Ueno, nicht Frau Chizuko. Genau wie Quan Xixi Frau Quan ist. Besondere Tiefe ist bei Gesprächen zu diesen privaten Themen kaum zu erwarten. Wenn solches Gedöns Einzug in die Politik hält, ist es mit der Demokratie auch bald zu Ende. Wie schon vorher erwähnt wurde, wirkt das von Xi Jinping regierte China irgendwie kompetenter und rationaler als alles, was die feminisierte Demokratie zu erzeugen vermag.

  4. Ich finde, dass die Reaktionen des Publikums doch anscheinend gezeigt haben, dass es auch in China höchst unterschiedliche Positionen zur Rolle von Frauen in der Gesellschaft gibt.

    1. Danke für den Hinweis – im übrigen gibt es auch viele Auslandschießen – die schon seit Jahrhunderten außerhalb von China leben. Deren Rollenbild der chinesischen Frau interessiert niemand, und ich vermute ganz stark das dort das selbe Bild der Rolle der Frau vorherrscht wie im heute kommunistischen China -;Teil der chinesischen Kultur eben. Daher bleibe ich dabei: Was massen wir uns im “Wertewesten” an der chinesischen Frau unseren Feminismus aufzudrücken? Nein, dies muss von den Frauen selber geschehen, egal wo die daheim sind. Wie verlogen die angeblichen Kämpfe der Befreiung der Frauen sind davon können jetzt, nach 21. Jahren, die Frauen im afghanischen Talibanreich ein Lied singen, insofern ihnen die Flucht in unseren “Wertewesten” nicht gelungen ist, der diese Frauen nach 20 Jahren im Stich gelassen hat!🤮

      Gruß
      Bernie

      1. Sie sind hier jemand, der RESPEKT vor der Vielschichtigkeit der Zivilisationen der Welt fordert. Das ist für mich auf der Höhe Zeit und sollte auch im Westen endlich mehrheitsfähig werden. Die chinesische Zivilisation ist mit 5000 Jahren die älteste dieses Planeten. In China gab es schon eine Zivilisation, als es Deutschland noch gar nicht gab. Trotzdem maßte sich der letzte deutsche Kaiser an, China zu unterdrücken und zu demütigen. Die sog. Hunnenrede dieses Kaisers kennt in China jedes Kind, viele Dummköpfe in der BRD wissen nicht mal daß sie mal von einen Kaiser regiert wurden. Deshalb nimmt man in China Belehrungen aus den Wertewesten gelassen. Man weiß mit wem man spricht, kennt deren Bildungsniveau und der Klügere läßt den Dummkopf dummes Zeig daherreden, solange kein Schaden entsteht.
        Die chinesische Tradition wurde in der Kulturrevolution sehr stark in Frage gestellt. Jetzt findet wieder eine Rückkehr zu konfuzianistischen Werten statt. Der chinesische Staat mischt sich ganz grundsätzlich nicht in das Privatleben seiner Bürger ein. Die chinesischen Frauen wissen selbst am besten, was ihnen gut tut. Die Deutschen übersehen auch, daß in China Frauen mächtige Konzerne lenken, wovon die grüne deutsche Frau Frau gerne träumen darf…

    2. Eben. Schon der Teaser stellt heraus, dass es heftig Kritik gab. Das toppt der Artikel noch, denn unter der ersten Zwischenüberschrift wird bekannt gegeben, dass das Video zurückgezogen wurde.

      Deutlicher kann man kaum verdeutlichen, dass der nach Aussage des Autors leidlich bekannt Video-Blog der gesellschaftlichen Entwicklung in China wenigstens eine Generation hinterher ist.

      Gerade frage ich mich, ob der Artikel vielleicht ein abgekartetes Spiel ist?

      1. Kinder glauben oft, daß sie ihren Eltern überlegen seien, normale Entwicklung. China weiß, das es die ältere und damit reifere Zivilisation ist und verzeiht deshalb den Europäern ihren kindlichen Hochmut. Die amerikanische Zivilisation ist gerade mal 500 Jahre alt, steckt also im Flegelalter, frech, rücksichtslos und extrem kriegerisch. Und in welchen Stadium befindet sich die ukrainische Zivilisation, letztlich eine junge Abspaltung von der russischen Zivilisation?

  5. Ich finde an solchen Texten lustig, dass sie sich über “naive Fragen”, echauffieren und dann diese Formulierungen liefern: “Auch an dem Hierarchiedenken hat sich nichts geändert. Das bedeutet, dass ein Mann am besten eine Frau ehelichen soll, die vom Bildungsstand her eine Stufe niedriger ist.”

    Oder aber, Perspektivwechsel vorgenommen, Frauen einen Mann präferieren, dessen Bildungsstand und sozialer Status höher als der der Frau ist. Das nennt sich “Hypergamie” und ist ein außerhalb der feministischen Filterblase bekannter Sachverhalt: “Sozial nach oben heiraten.”
    Was Frauen zu diesem Zweck einsetzen, hat Frau Hakim recht unverblümt formuliert, nämlich ihr “erotisches Kapital”, welches sich ihr zufolge in alle anderen Kapitalsorten umtauschen lassen soll.

    Dass es sich so verhält, wird hier verklausuliert zugegeben: “Im Umkehrschluss heißt es, dass es hoch gebildete Frauen auf dem Heiratsmarkt in China besonders schwer haben. So musste Quan Xixi, die sich an der Peking-Universität den Bachelor und an der Hongkong-Universität den Mastertitel hart erarbeitet hat, im “hohen Alter” von Ende zwanzig mit einem “Durchschnittsmann” zufriedengeben.”

    “Hierarchie” bedeutet, die Spitze der Pyramide ist schmal. D.h. um so höher die durch die Ausbildung befeuerte hypergame Neigung, auf desto weniger Auswahl an geeignetem Männermaterial trifft sie. Gleichzeitig steigt mit dem Bildungsabschluss aber auch das Alter und das “erotische Kapital” verfällt. Dies ist schlecht im intrasexuellen Konkurrenzkampf (von dem aber auf weiblicher Seite geleugnet wird, dass er existiert).

    Da ist – realistisch gesehen – nicht mehr drin, als sich mit einem “Durchschnittsmann” zufrieden zu geben. Man beachte zwei Dinge, die hier gleichzeitig passieren:
    1. Wird mit dem Ergebnis “Durchschnittsmann” der enttäuschten Erwartung recht gegeben, es hätte mehr drin sein müssen.
    D.h. man teilt unverhohlen die hypergame Motivation.
    2. Gilt die beabsichtigte Mitleidslenkung nur der Frau.
    Man könnte sich umgekehrt fragen, ob der Mann enttäuscht ist, sich mit einer “Durchschnittsfrau” zufrieden geben zu müssen – ich nehme scharf an, das wäre “frauenfeindlich”.

    Wenn jedoch immer mehr Frauen einer bestimmten Altersgruppe einen akademischen Abschluss haben, dann wird der akademische Abschluss: durchschnittlich.
    Die Idee, es handle sich beim Bildungsabschluss immer noch um ein “Alleinstellungsmerkmal” hat sich dann blamiert.
    Das scheint in diesem Denken nicht angekommen zu sein.

    Deshalb geht es so weiter: “Die chinesische Gesellschaft ist also immer noch ziemlich patriarchalisch ausgeprägt. Das führt dazu, dass manche Frauen erschreckend kalkulierende Überlegungen mit in die Ehe bringen.”

    Das hat das “Patriarchat” mal wieder versemmelt.
    Wäre ich “Patriarchat”, dann müssten die weiblichen Erwartungen auf einen “Durchschnittsmann” hinauslaufen und das ohne “kalkulierende Überlegungen” der Frau.
    Denn das würde Männern nützen.
    Dass die “Gedanken der Herrschenden” (Patriarchat) sich nicht als “herrschende Gedanken” haben durchsetzen lassen ist nur im herrschenden Feminismus nicht erklärungsbedürftig.

    Aber weiter: “Die Motive von Quan kennen wir bereits. Eine andere Chinesin sagte während des Gesprächs: “Für mich erfüllt eine Ehe gewisse Funktionen. Beispielsweise wenn es um das Erbe geht.” Heiratet eine Frau mit Mitte zwanzig, um die finanzielle Sicherheit in ganz ferner Zukunft zu regeln?”

    Um zuerst die Frage zu beantworten: Ja.
    Die Funktion der bürgerlichen Ehe ist transaktional; es ist ein gegenseitiges Geschäft, abgeschlossen mit einem Vertrag und beide Parteien bringen Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche, Interessen (und Illusionen) in diesen mit ein.
    Die Frage ist in diesem Fall, wer die bessere Verhandlungsposition hat.

    Hypergamie zu unterstützen und gleichzeitig “kalkulierende Überlegungen” zu kritisieren ist ein Widerspruch in sich. Das Kalkül, also das Motiv mit dem Ziel, einen Mann mit höherem sozialen und sozioökonomischen Status zu heiraten ist natürlich bessere “finanzielle Sicherheit”.
    Das macht den “Durchschnittsmann” aus dieser Perspektive erst zu einem solchen: er kann “höher” und “besser” nicht bieten.

    Wenn man die Perspektive wechselt, dann ist aus männlicher Sicht die Frage, was das weibliche “höher und besser” ist oder sein kann.
    Dieser Perspektivwechsel sollte möglich sein, selbst wenn es schwer fällt.

  6. …dazu kommt noch, dass verschwiegen wird, dass es durchaus einen Fortschritt für Frauen in China gibt.

    Ich meine mich an einen älteren Film mit einer amerikanischen Nonne in China zu erinnern wo die Frauen – als Schönheitsideal – ihre Füße brutal behandeln mussten, sie mussten die abbinden, da dem chinesischen Mann kleine Füße besser gefallen als große – kann mich nur noch an den Inhalt des Filmes erinnern, aber es scheint wirklich so gewesen zu sein, und wie schon gesagt, die Änderungen müssen von “innen” kommen.

    Wozu das führen kann wenn die von “außen” kommen davon kann jede afghanische Frau im heutigen “modernen afghanischen Taliban-Land”, nach dem Abzug der US- und NATO-Truppen samt NGOs, ein trauriges Lied singen, so sie denn noch lebt, wenn sie vorher “westliche Werte” bzw. “westlichen Feminismus” angenommen hat.

    Gruß
    Bernie

  7. Was soll man dazu sagen? Ja, in der chinesischen Netzöffentlichkeit ist immer viel los, und man findet da alle möglichen Strömungen und Gefechte, Shitstorms, “Menschenfleischsuche” (Doxxing korruptionsverdächtiger Beamter und Parteifunktionäre) und vieles mehr.

    Ausserdem, gewiss gibt es in China tief sitzende patriarchalische Strukturen und Ideologien, Bis zur Jahrtausendwende lebten über zwei Drittel der Chinesen auf dem Land (heute noch über ein Drittel), 1949 waren es 95%. Der gesamte Prozess der Verstädterung, Alphabetisierung und Modernisiserung, der im Westen über fast zwei Jahrhunderte stattfand, hat sich in China in weniger als einem Menschenalter vollzogen, vorwiegend in den letzten 35 Jahren.

    Entsprechend sind natürlich auch Kultur und Wertvorstellungen geprägt. Ausserdem hat die Reformpolitik in mancher Weise auch den konfuzianisch und daoistisch geprägten Konservatismus rehabilitiert, ebenso wie den Rückbezug auf chinesische Traditionen.

    Und klar haben da patriarchale Traditionen und Ideologien ihren Platz, allerdings nur als Faktor in einem atemberaubenden sozialen und kulturellen Wandel. Viele Chinesinnen beschrieben noch vor kurzem (und tun es wohl auch heute) ihr Partnerideal als “kahl und fett”, weil sie davon ausgehen, dass ein solcher Partner sie wertschätzt und weniger fremdgeht ;). Natürlich machen sich viele junge Chinesinnen und Chinesen darüber lustig.

    Ich finde es ja nicht schlecht, wenn uns Einblicke in den chinesischen Alltag präsentiert werden. Bei dem Autor habe ich aber immer den Eindruck, dass er es der VR China so richtig zeigen will. Das entwertet seine Artikel.

  8. Der Tausch ist Status gegen Schönheit, beides Indikatoren für Reproduktionserfolg.
    Unser Bildungssystem ist auf Frauen zugeschnitten. https://www.youtube.com/watch?v=DBG1Wgg32Ok
    Frauen an der Spitze finden keinen Mann, Männer am Boden finden keine Frau.

    Konventioneller “Feminismus” ist für Mittelstandskiddies.

    Vor Einführung des Ackerbaus waren die Geschlechter der Jäger & Sammler viel gleicher, auch gesünder.
    Falls mal wieder jmd mit dem Argument “Natur” kommt.

  9. Ich war 6x geschäftlich in China allerdings in Großstädten und habe deutsche Technik übergeben und das Personal eingewiesen. Kein Unterschied zu Deutschland Frauen (Diplomingenieur) in leitender Funktion, Spitzenkraft. Eine Chefsekretärin beherrschte 6 Sprachen , sogar die deutschen Dialekte pfälzisch und bayrisch.
    Die Jungingenieure (meist männlich) sehr gut ausgebildet, häufig auch im Ausland.
    Meine Meinung, der Beitrag ist überflüssig .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert