Stimmen hören

Science-Fiction Hall of Fame
Razvan_Orendovici_-_Sci-Fi_Hall_of_Fame_(4170589302).jpg: Flickr: Razvan Orendovici from the United Statesderivative work: Clusternote, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Trump auf Deutsch, Hitler auf Amerikanisch? KI und Kino.

Unlängst ließ ich mich in einem Beitrag darüber aus, wie man eine Rede des deutschen Bundespräsidenten auf der Deutschen Wiese in Washington zu einem Humorfilmchen aufpeppen könnte, dank KI, der Kicher-Technologie.

Soeben sehe ich, in einem Humorprogramm des österreichischen Staatsfunks, eine Ansprache des neuen US-Präsers nicht nur in der KI-Übersetzung von Englischen ins Deutsche, sondern auch in vokalisierter Trump-Spreche, aber eben auf Deutsch. Amüsant, aber man erkennt natürlich sofort die Möglichkeiten. Auch der deutsche Bundespräsident könnte nun in Washington, quasi in Echtzeit, Amerikanisch sprechen, ohne erst auf die Nachbearbeitung warten zu müssen. Ganze Heere von UNO-Übersetzern, könnten an die Gymnasien entlassen werden, überhaupt wäre Fremdsprachen-Büffeln ganz überflüssig, weil ja jeder sein Übersetzophon im Handy hätte. “Wo sind wir den jetzt gerade?” –”Irak.” – “Ach ja? Also dann hands up, you towel heads.”

Hitler auf Amerikanisch?

Aber auch die deutschen Synchronsprecher von Robert de Niro und Meryl Streep könnten Urlaub machen, weil jetzt die Originalsprecher mit eigner KI-Stimme ihren Sums auf Deutsch wiedergeben würden – und zwar in Sekundenschnelle. Rasant übersetzt und rasant dahin geplappert. Vielleicht ein bisschen schrauben hier oder dort. Aber sonst: kostensparend.

Die alte Frage, Wie hätte Hitler auf Amerikanisch geklungen?, wäre im Nu übersetzt. Hat Kikero oder Käsar mit K oder TSCH gesprochen? KI weiß Bescheid. Sprachen die Denisovaner eine Frühform des Chinesischen? No na, was sonst?

Die ganze KI-Kinderei verdirbt mir natürlich den Spaß an der Freud. Da hatten sie auf dem besagten Austria-Kanal einen betagten Sänger, der eine Version von “Hey Joe” präsentierte, auf Englisch. Einmal abgesehen davon, dass ich mir aus freien Stücken keinen Pop- Song anhören würde, der mehrfach die Zeile wiederholt, “Na Joe, ich höre du hast deine Alte abgeknallt?” Dachte ich dabei aber auch, mit heftigem Wiener Dialekt à la Wolfgang Ambros (“Da Hofa”), würde ich das noch amüsant finden (weil: “schwarzer Humor”). Aber quasi auf Hochdeutsch, schon weniger. Was wäre die KI-Variante?

Nun, die sicher humorträchtigste deutsche Stimme wird wohl für immer die von Helmut Kohl sein und bleiben. Vielleicht Kohl mit Jimi-Hendrix-Intonation und Gitarre, oder Cielito-Lindo-mäßig, mit Mex-Akkordeon?

Sci-Fi und KI

Jedenfalls Kohl. Mein amerikanischer Lieblingsfilm – seit Jahren – ist ja die Film-Version von “Coneheads”. Er ist mir nicht nur Lieblingsfilm als solcher, sondern auch Lieblings-Science-Fiction-Film. Ich könnte eine ganze Cinemascope-Abhandlung abliefern über die brechtschen – man denke hier nur mal an die “Spitzköpfe”! – Inszenierungsmomente des Films, über die so ganz unamerikanische – vielleicht kanadische – Ironie, schließlich ist der Hauptdarsteller Dan Aykroyd ein Kanadier, also ein halber Brite. Die geniale Verwendung und Auf-den-Kopf-Stellung eines Paul-Simon-Schmankerls zu einem bittersüßen Video-Insert usw. Es ist ein Sci-Fi-Film, der die Realität von 1993 aufs Korn nimmt, und erst recht die Ausländerjagd von heute. Das Schönste am Film ist die Verwendung, in der deutschen Synchronisation, der Stimme von Helmut Kohl als dem Oberbösewicht von Remulak. Leider kann man den Film keinem Jugendlichen unter 20 anbieten ohne dass er nach 1:01 Minuten sein Urteil abgibt. “Crap!” (“Ein Kack!”)

Weil ich schon mal dabei bin, rasch meine Lieblingsliste amerikanischer Sci-Fi- Filme. Nummer Zwei, “The Age of Adaline” – es geht dabei um eine ewig jung gebliebene Hundertjährige in San Francisco.  Nebenbei spielt Harrison Ford seine beste Rolle und die Hauptdarstellerin heißt Blake Lively, eine Australierin, die man niemals wieder vergisst.

Danach ist die Reihenfolge egal, “Back to the Future” alle drei Teile sind drei Filme in einem, mit dem damals jungen Michael J. Fox in der Rolle seines Lebens. Es war der Sci-Fi-Film der die Frage aufwarf, inspirierte wirklich ein Junge aus der Zukunft den jungen Chuck Berry zu seinem größten Hit, “Johnny B. Goode”? Der neuseeländische Filmemacher Peter Jackson, der mit KI auch schon die Beatles reanimierte, schaffte es einst mit kameratechnischen Tricks, den an “Schüttellähmung” (Parkinson) erkrankten Schauspieler zu einer quasi letzten Filmrolle zu befähigen. Der Trick dabei war, keine Einstellung länger als drei Sekunden lang beizubehalten, und den Schauspieler oft auch außerhalb des Bildes bleiben zu lassen. “The Frighteners” blieb ein wenig erfolgreicher Gespenster-Film, den man vielleicht mit KI nochmal auffrischen bzw. wiederbeleben könnte. Genau das passiert zurzeit jedenfalls auch mit dem vierten Teil von “Zurück in die Zukunft” wo man den britischen Schauspieler Tom Holland zu einem Klon von Michael J. Fox umpolt.

Unsere tägliche KI gib uns heute

Mein persönlicher Lieblingsschauspieler aus Amerika heißt Eddie Murphy und ich würde mir gerne zehnseiner Filme bei jeder Gelegenheit wieder ansehen. Der Sci-Fi-Film unter diesen heißt “Pluto Nash” und zeigt uns im Weltraum herumkurvende reifenlose Autos. In der Hinsicht ein bisschen Ähnlich wie “Das fünfte Element”, aber doch Kintopp, der Jugendliche unter 20 leichter begeistern kann. Leider auch Murphys am wenigsten erfolgreicher Film. Die australische “Mad-Max”-Serie fand nach 30jähriger Pause eine Fortsetzung in “Mad Max: Fury Road”, die zu einem der besten Filme seines Jahrgangs gekürt wurde (2015). Technische Tricks und Stunts zum Abwinken und Charlize Theron mit per Computer abgerissenem Arm. Eine dystopische Horror-Zukunft, die in “Furiose: A Mad Max Saga” noch eins draufsetzt. Da wird auch der Arm nochmal in echt abgerissen.

Im Gegensatz zu dem etwas schlichten amerikanischen Intellektuellen-Zauber “Gödel, Escher, Bach” bringt der amerikanische Sci-Fi-Film “I.Q.” gleich mehrere Namen kluger Leute zusammen, Meg Ryan, die Schauspielerin, und Einstein, den “Mathematiker”, wie ihn der berühmte Filmkritiker Roger Ebert nannte.  Die anderen Berühmtheiten, mit Ausnahme von Gödel (“who?”) bleiben unerwähnt. Dumm wie Brot sämtliche Rezensionen, aber ein wunderbarer Film.

Zu erwähnen bleibt noch “Jurassic Park”, ein Science-Fiction-Film für Kinder, aber ebenfalls wunderschön, ich meine den ersten Teil – ich sah mir letzthin auch noch mal den vierten Teil an. Auch von Peter Jacksons Firma ist der erste Teil des Remakes von “Planet der Affen”, sicher einer der besten Filme seiner Art, ich war begeistert. Das feministische Remake von “Frankenstein” (Roman einer 18-Jährigen aus dem Jahr 1818) ist sozusagen der soundsovielte Dracula-Film, jetzt unter dem Titel “Poor Things”, mit Emma Stone in der Hauptrolle. Die Filmtricks sind allesamt magenumstülpend, aber eben auch neuartig. Auch die Sexszenen sind neuartig, und zum Glück zahlreich. Und das ist meine Liste für heute. Wie Sie sehen, ohne KI geht gar nichts mehr.

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11 Kommentare

  1. Gähn,
    Science-Fiction und Dystopien laufen gerade in der echt Welt, in Farbe, in Dolby Surround, mit verbrannt Fleisch statt Salzigen Popcorn und Süßer Brause.

  2. Ich habe eine Menge Science-Fiction-Romane gelesen. Die meisten davon sind nie verfilmt worden, und wenn es dann doch war, war der Film oft wesentlich schlechter als das Buch.
    Für mich waren “Odyssee im Weltraum”, die kultige “Orion”-Kleinserie und die ersten “Raumschiff Enterprise”-Serienfilme die Höhepunkte.

    1. lieber leser gunther, gerade für dich schrieb ich diesen artikel. kaufe dir im nächsten DVD laden in deiner heimatstadt den film CONEHEADS in der zweisprachigen version, original amerikanisch aber besonders schön auf deutsch. dann erkundige dich bei der stadtbibliothek ob sie dir per fernleihe alles auf deutsch oder auch russisch oder englisch greifbare von VADIM SHEFFNER besorgen können, meinem lieblings-russischen SC-FI autor. besoners schön seine kurzgeschichte EIN BESCHEIDENES GENIE. es ist keine kindergeschichte, aber ich habe sie unztählige male in schulklassen vor kindern um das alter von 8, 9, 10 jahren vorgelesen, und es war immer ein riesenerfolg. auch für erwachsene eine runde sache.

      als schreiber dieser zeilen will ich dich noch darauf aufmerksam machen, dass der appleton niemals im appell=ton schreibt, also da gibt es einen gewissen unterton, einen unterschied, den ich gerade bei OVERTON lesern sehr zu schätzen weiß.

  3. So jetzt wird auch noch
    Dr. Strangelove
    “How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb” zur Realität und echten Vorlage

    für die Weltherrschaft!

    https://www.telepolis.de/features/Im-Fall-eines-Atomkrieges-USA-wollen-auch-danach-Weltmacht-bleiben-10175072.html

    Jetzt hab ich mal eine doofe Frage auf der International Space Station ISS sind doch Russen und Amerikaner, machen die Kriegsgefange und landen die anschließend auf der Verseuchten Erde oder bleiben die Oben bis die Luft ausgeht?

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