
Die Kulturzeit von 3sat legt ein journalistisches Armutszeugnis ab – der verantwortliche Redakteur fiel schon öfter negativ auf.
Kürzlich am Bahnsteig der S-Bahn in Frankfurt: Wie überall in diesem Land, wenn man auf verspätete Züge wartet, »versüßt« einem der Nachrichtendienst von Ströer die öde Wartezeit. Nach einem kurzen Einspieler las man den folgenden Slogan: #WeAreAllUkrainians, dazu eine weiße Hand auf einem gelb-blauen Hintergrund, der wohl die geographische Kontur des Landes andeuten sollte – die Werbung nimmt Bezug auf eine Initiative, die unter anderem von Wladimir Klitschko zu Beginn des Ukrainekrieges gegründet wurde.
Der Rede wert ist das freilich nicht, viele Unternehmen werben mit Solidarität – Moralismus ist zu einem Werbemittel »aufgestiegen«. Warum sollte also nicht auch Ströer diesem Projekt ein wenig Aufmerksamkeit gewähren? Jeder sollte schließlich werben dürfen – das kann man doch keinem vorenthalten. Das Problem mit Ströer ist nun allerdings, dass das Unternehmen in Nachrichten macht. Neben dem Jugendmagazin watson, giga.de und kino.de gehört Ströer zudem das Nachrichtenportal t-online.
Mit Ströer nahm es seinen Lauf
Es war t-online, namentlich Lars Wienand, mit dem die Diskreditierung des Journalisten Patrik Baab begann. Das Portal meldete, dass da ein deutscher Journalist in Begleitung eines Deutschrussen unterwegs sei, um die – im offiziellen Duktus – Scheinreferenden in Lugansk, Cherson und Doneszk zu beobachten. Dabei rückte man seine journalistischen Beobachtungen in die Nähe der offiziell berufenen Wahlbeobachtung. Wahlbeobachter war Baab allerdings zu keinem Zeitpunkt. Die Konsequenzen aus dieser Berichterstattung sind weitläufig bekannt, Patrik Baab verlor seine Lehrtätigkeit und wurde sukzessive zu einem Paria seiner Zunft degradiert.
Ausgerechnet Ströer wirbt also damit, dass wir alle Ukrainer sind – während es eine Plattform aus dem Hause Ströer war, die damit begann, die Arbeit von Patrik Baab zu skandalisieren. Überhaupt noch ein Wort zu Ströer: Großkunde dieser Werbefirma, die in den Bereichen Außen- und Onlinewerbung wirkt, ist die Deutsche Bahn und damit der Bund – also der Staat. Auf allen Bahnhöfen in Deutschland finden sich Displays dieses Unternehmens, die mit Werbung und Unterhaltungsbeiträgen gefüttert werden. Das Portal t-online ist insofern also – flapsig formuliert – als eine Art »Staatsbetrieb« einzuordnen.
2005 hat die Deutsche Bahn ihre Tochtergesellschaft Deutsche Eisenbahn-Reklame (DERG) für 140 Millionen Euro an Ströer verkauft. Ganz sicher ein Schnäppchen – auch wenn keine Zahlen existieren, wie viel die Deutsche Bahn oder die Kommunen für Werbung an Ströer DERG Media Jahr für Jahr überweisen, lassen sich mittels Preisliste Rückschlüsse ziehen. Dort werden fantastische Summen präsentiert, die letztlich vom Steuerzahler stammen.
Und es ist geradewegs grotesk, dass die Causa Baab dort ihren Anfang nahm: Bei dem Medium eines Unternehmens, das wesentliche Erträge durch den Bund erwirtschaftet – dort wurde die Recherche eines Journalisten vor Ort diskreditiert, die »versprach«, die in der deutschen Medienlandschaft vertretenen regierungsnahen Behauptungen zum Krieg in der Ukraine zu zerstreuen. Oder zumindest neu einzuordnen. Dass dieses Unternehmen sich mit Projekten gemeinmacht, die von einem ukrainischen Politiker initiiert wurden, der qua seiner Stellung zur Propaganda in eigener, das heißt ukrainischer Sache verurteilt ist, spricht wirklich Bände.
Lesung trotz Protest?
Im September 2022 war Baab auf Recherchereise gewesen, in kurzen Clips berichtete er von dem, was ihm dort begegnete. In Rostow zeigte er zum Beispiel Handel und Wirtschaft, die eben nicht von den westlichen Sanktionen betroffen waren – das empörte hierzulande einige. Mittlerweile ist es fast schon salonfähig, die Wirkungslosigkeit westlicher Sanktionen zu thematisieren. Spiegel Online versuchte im Zuge der beschlossenen EU-Verhandlungen mit Moldawien und der Ukraine das Narrativ von der schädigenden Sanktionswirkung nochmal neu zu beleben. Aber all die Wiederholungen der Narrative wirken müde – kriegsmüde. Wach ist man hingegen beim Diskreditieren derer, die schon vorher die Eindimensionalität westlicher Kognitivkriegsführung aufs Tapet brachten.
Und so erlebt Patrik Baab mehr als ein Jahr nach seiner Reise, wie sich der deutsche »Ukrainismus« noch immer mit seiner Person beschäftigt. Wie neulich die Kulturzeit auf dem Sender 3sat. Die leitete einen etwa zehn Minuten langen Beitrag zu seinem Auftritt in Kamenz mit den Worten ein, dass Baabs Buch »eine Reihe zweifelhafter Theorien« beinhalte. Etwa die These, dass der ukrainische Präsident von den Amerikanern gekauft und dass der Krieg ein Stellvertreterkrieg der NATO sei. Das sprach Moderatorin Ariane Binder mit einer Selbstverständlichkeit herunter, als könne man dergleichen noch nicht mal im Traum behaupten – und »trotz öffentlichen Protestes gegen den Text«, so sagt sie, hat der OB von Kamenz mit Baab eine Lesung und Gesprächsrunde veranstaltet.
Proteste gegen Texte also: Das ist die neue Normalität in Deutschland. Besser als Texte zu sammeln und zu verbrennen allemal. Oder ist es die Vorstufe? In diesem kurzen Einleitungssatz, der so lapidar dahingesagt wurde, steckt alles drin, was in der Debattenkultur schiefläuft. Ein funktionierender Diskurs diskutiert dem Wortstamm nach über Texte – er protestiert nicht gegen sie.
Man fragt sich zudem, wie man es so voller Inbrunst schaffen kann, die These des Stellvertreterkrieges als Propaganda abzutun? Seit etlichen Monaten erleben wir, wie der Westen, geführt von USA und NATO, der Ukraine Hilfeleistungen zukommen lässt – was beinhaltet: Waffen, Panzer und militärische Ausbildung. Selbst kämpft man nicht, man lässt aber kämpfen: Wie nennt man das?
Fuß- statt Haltungsnoten
Vielleicht haben die Kritiker Baabs ungewollt recht: Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat im Mai 2022 festgehalten, dass die Ausbildung ukrainischer Soldaten durchaus einen Kriegseintritt Deutschlands bedeuten könne. Ist das keine Stellvertreterschaft mehr? Sind wir also im Krieg mit Russland, wie selbst die Außenministerin es einst schonungslos offen behauptete? Der Beitrag der Kulturzeit strotzt nur so von Oberflächlichkeit – er tut genau das, was er Baab unterstellen will: Einfach behaupten. Baabs Buch führt aber so viele Quellen auf, dass man den Anmerkungsapparat nur online abgestellt hat. 618 Fußnoten hat Baab angemerkt – auf über 60 Seiten. Der Beitrag der Kulturzeit hat keinen solchen Apparat in der Hinterhand – es stünde auch nicht viel drin, außer vielleicht etwas über Haltungsnoten.
Was sollte auch dort nachzulesen sein? Dass die Historikerin Anna Veronika Wendland, die den Stein in Kamenz ins Rollen brachte, zwar zu sehen war, Baab der Propaganda bezichtigt, aber nichts Inhaltliches vorbrachte? Wie schon in ihrem Brief an Oberbürgermeister Dantz, in dem sie allerlei behauptete, nichts aber argumentativ belegte. Schlussendlich wollte sie mit auf die Bühne, wie sie Dantz schrieb, denn auch sie »habe gerade ein Buch publiziert, das sich mit der Rolle von Gewalt und Gewalterfahrung im ukrainischen Nationsbildungsprozess beschäftigt. Ich könnte es vorstellen und mit dem Publikum diskutieren«. Wendland ist mit einem Ukrainer verheiratet und zusammen mit Professorin Ricard Vulpius, die Dantz einige Tage danach auch einen Brief zukommen ließ, Mitglied der Deutsch-Ukrainischen Historischen Kommission.
Der Beitrag stückelt einige Bilder zusammen, arbeitet mit Kontaktschuld – weil Baab mit der als umstritten gelabelten Alina Lipp oder dem als umstritten bezeichneten Sergey Filbert zu tun hatte, kann seine Arbeit nicht stimmig sein. Das Team der Kulturzeit lauert Kamenzer Bürgern vor dem Veranstaltungsort auf, fragt penetrant, warum sie heute Abend hier seien. Man hört viel Missmut, viel Enttäuschung über die öffentlich-rechtlichen Medien. 3sat rückt diese Aussagen in die Ecke von Verschwörungsmythen und Querdenken, ohne es explizit zu sagen. Woher die Skepsis kommt, kümmert die Berichterstatter nicht. Der Auftrag lautet, Kamenz unter Druck zu setzen. Denn Oberbürgermeister Dantz lädt vielleicht bald wieder einen kritischen Kopf ein – vor Baab war bereits Gabriele Krone-Schmalz zu Gast.
Das Kulturzeit-Stück fokussiert sich darauf, dass das Team die Veranstaltung nicht filmen durfte. Als habe Dantz etwas zu verbergen, als müsste Baab seine Betrachtungen verstecken – »so blieben die Thesen von Patrik Baab im Stadttheater an diesem Abend unwidersprochen: Ein Trauerspiel in Kamenz«: So schließt der Bericht ab. Dabei wird simuliert, dass Baab Geheimwissen weitertrage. Doch gibt es unzählige Interviews und gefilmte Veranstaltungen mit seiner Person zum Thema. Auf die griff die Kulturzeit ja auch zurück, zeigte Ausschnitte – und widersprach, wenn auch ohne Substanz und nur auf ideologischer Gefühlsebene.
Dantz‘ Antagonist
Dantz kommt auch zu Wort, er sagt, er sei kein Oberlehrer, er sei Oberbürgermeister. Die Kulturzeit lässt es so aussehen, als habe er keinen Sinn für sensible Themen. Am Ende sprechen unglückliche Kamenzer. Die gäbe es nämlich auch. Sie werden als Mitglieder der Plattform Stadtwerkstatt vorgestellt. Darunter ein Mann namens Alex Theile, der Dantz als »Zensor« betitelt. Die Kulturzeit erwähnt nicht, dass Alex Theile Politiker der Linken ist, der schon vorher im Streit mit Dantz gelegen hat. Im Mai 2021 beschwört Theile »Meinungsdiktatur in Kamenz«. Man liest, dass Theile Dantz vorwarf, in Corona-Zeiten nicht linientreu gewesen zu sein. Später organisierte er – zusammen mit Peter Sondermann, der im Beitrag der Kulturzeit auch als Kritiker zu sehen war – eine Veranstaltung pro Corona-Maßnahmen und forderte das Rathaus auf, diese Demo zu unterstützen. Vielleicht beginnt nun mancher zu ahnen, wie es zwischen Theile und Dantz bestellt war, schon lange bevor Baab in die Stadt kam und der Ukrainekrieg begann.
Theile formierte sich in den letzten Jahren als Widersacher Dantz‘, forderte den Rücktritt des parteilosen Stadtoberhauptes – beziehungsweise fragt rhetorisch in die Runde, ob er noch tragbar sei. Zurecht oder nicht: Das ist an dieser Stelle unerheblich. Wichtig ist: 3sat hätte beleuchten müssen, dass Theile der regionalpolitische Kontrahent des Roland Dantz ist. Gezeigt hat man ihn als Bürger ohne politischen Background. Von einer Diktatur kann wohl indes keine Rede sein, wie Theile behauptet. Die Kamenzer scheinen mehr als zufrieden mit Dantz zu sein. Seit 2004 ist er im Amt, die letzte Bürgermeisterwahl gewann er ohne Gegenkandidaten. Würde eine unzufriedene Bürgerschaft nicht jemanden aufstellen, um Dantz aus dem Amt zu bekommen?
Tom Fugmann zeigt sich für den Bericht der Kulturzeit verantwortlich. Der Journalist fiel mehrmals wegen »tendenziöser Berichterstattung« auf. 2014 rückte er Bürger in die rechte Ecke, was Beschwerden hervorrief. 2016 berichtete er einseitig über Mark Bartalmai und macht das vor allem mit der »psychologischen Schiene«. 2021 erklärt die Berliner Zeitung, dass Fugmann für den MDR einen falschen Bericht über einen Neonazi-Mord vorgelegt hat. Dergleichen Vorwürfe gibt es etliche. Immer wieder wirft man ihm vor, dass er Berichte tendenziös gestaltet. Kann man dem Bürgerprotest im Beitrag glauben?
Amerikaner und Europäer: Ringen um die Ukraine?
Im Jahr 2018 wusste Fugmann noch zu erzählen, wie korrupt die Ukraine wirklich ist. Das »Mexiko Europas« nannte er das Land damals. Dass die Ukraine unter Präsident Selenskyj ein weniger korrupter Ort geworden sei, wird er nicht ernstlich glauben – dennoch leitete man den Bericht mit den Worten ein, dass es eine zweifelhafte Theorie sei, wonach Selenskyj gekauft sei. In der Ukraine fassten die Amerikaner bereits seit langem Fuß: BlackRock ist da – und Mister Pompeo übernimmt auch Aufgaben. Das Land ist längst in amerikanischen Händen – und man darf die Wahnsinnsidee, mit der Ukraine über einen EU-Beitritt zu sprechen, auch unter dieser Perspektive sehen: Wenn man die Ukraine nicht europäisiert, dann gehört sie den Amerikanern alleine.
Die Parolen des Durchhaltens werden seltener, die Menschen sind kriegsmüde – da hat die oberste Außendienstlerin schon recht. Aber die Verfolgung derer, die nicht auf Kurs sind, die nicht auf Linie einschwenkten, als es verlangt wurde, die bleibt bestehen. Der Trubel um den Journalisten Baab begann ausgerechnet bei einem »Medium«, dass Werbung und Nachrichten vermischt, wie kein zweites im Lande. Das sagt viel über die Güte der Berichterstattung in Deutschland aus. Wird aber ausgeblendet, denn Propaganda und ideologische Staatsmedien, das sind Begriffe, die nur auf Russland angewandt werden.
Eines hat die Kulturzeit am Ende aber vergessen: Während Baabs Buch prominent zu sehen war, ging die Historikerin Wendland, die auch ein Buch schrieb, wie wir von ihr wissen, vollkommen leer aus, man zeigte es nicht – Pech gehabt. Und alles für die Katz …
Dieser Artikel erschien erstmals am 19. Dezember 2023 bei Manova.
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Als ich noch vor dem Maidan erfuhr, dass einer dieser Klitschkos Bürgermeister von Kiew ist, war mir alles klar.
Eigentlich, brauchte ich mich danach gar nicht weiter über die Ukraine zu informieren….
Nur der guten Ordnung halber:
Klitschko wurde nach dem Maidan am 25.Mai 2014 zum Bürgermeister von Kiew gewählt.
Und eigentlich wollte die Adenauer-Stiftung ihn zum Präsidenten machen, aber da war ja Nuland mit “Fuck EU, jaz ist unser Mann!” und so wurde er nur Kiewer Bürgermister von deutschen Gnaden.
Er war aber vorher auch schon medial sehr präsent, und seine Wahl galt als sicher. Es war klar, dass er es wird.
Er hat 2010 die EU-UBoot-Partei UDAR gegründet. Deshalb war er (zusammen mit dem US-Hetzer Jazenjuk und dem Nazi Tjahnibok) auch an den Verhandlungen beteiligt, die vor dem Putsch unter der Schirmherrschaft des heutigen Bundespräsidenten stattfanden, und als Ergebnis hatten, daß 2014 vorgezogene Wahlen stattfinden sollten.
Das hat den Nazis und deren Strippenziehern im Westen aber nicht gereicht, und so kam es nur einen Tag später zum Putsch mit rund 130 Toten.
“Chersow” -> “Cherson” (wo kann ich sachdienliche Hinweise künftig diskreter zukommen lassen?)
Schauen Sie einfach unter Impressum; dort steht eine E-Mail-Adresse. Darüber kann man diskrete Korrekturen übermitteln.
Eine unkompliziertere Lösung wäre mir lieber. Ich würde hier lieber eine Nachricht absenden können, die nur der Autor lesen kann.
Ansonsten: “Professorin Ricard Vulpius” -> “Professorin Ricarda Vulpius”
“dass Werbung und Nachrichten vermischt” -> “das”
Trotzdem danke für den Text!
Wenn Fehler in der Orthographie die einzigen Defizite sind, die Ihnen auffallen, dann können diese auch als nebensächlich ignoriert werden.🙄
Danke für die motivierende Ansprache! Kann ich bei dem Blick auf die graue Suppe vor dem Fenster gerade gut gebrauchen!
Ach Mensch, das tut mir aber leid. Konnte doch wirklich nicht ahnen, dass die “graue Masse” erst optimaler äußerer Bedingungen bedarf, um sich ans Werk zu machen. Sorry😞.
Natürlich – und das zu Ihrer Ehrenrettung – vergaß ich leider das Wörtchen ‘hier’ (..die einzigen Defizite sind, ..), aber nun ist’s dummerweise geschehen.
Eventuell hilft ja das gegen Tristesse und beim Wieder-Aufrichten: ☝️
https://youtu.be/b0oZ5c1XjoY?si=jxuGLq8S-FheAH1c
Entschuldigung, aber das wird mir jetzt zu wirr! Das gucke ich lieber ZDF:
https://twitter.com/mz_storymakers/status/1741561521040179346
“Das Land ist längst in amerikanischen Händen..”
In Analogie zur neoliberalen Maxime Kosten sozialisieren und Gewinne privatisieren gilt für die Ukraine Kosten europäisieren und Gewinne amerikanisieren.
“Kulturzeit” hat kaum etwas mit Kultur zu tun, dafür immer schon mit Propaganda. Ich bin alt genug, um mich noch an die 2000er Jahre zu erinnern. Damals schon machte “Kulturzeit” Propaganda für die militärischen Überfälle der USA auf Afghanistan und Irak und zwar auf einem Niveau, das unfassbar war. Der Höhe( oder Tiefpunkt) war nach dem Bekanntwerden der Foltergefängnisse Abu Ghraid, als die Moderaten dann einen schmierig grinsenden Lobbyisten einluden, der erklärte, das alles wäre ganz untypisch USA, blabla etc. Seit damals habe ich das Programm nie mehr eingeschaltet. Kann seither nur noch schlimmer geworden sein.
Danke, genau dies sage ich auch. Der Schaden, den dieser Krieg anrichtet, findet nicht nur in der ukrainischen Demographie oder den Arsenalen unserer Militärs statt, sondern auch in unserer Politik, unserer Kultur, unserer Justiz, unserer Kommunikation, unserem Denken und in unserer öffentlichen Wohlfahrt.
Die letzten Bereiche sind nicht so offenkundig beschädigt, aber auf die Dauer sind die dortigen Deformierungen verheerender als die offensichtlichen Schäden der ersten Bereiche.
Das Konzept ist, den Zuschauern zu zeigen, dass alle (News, Kultur, Sport…) der gleichen Meinung sind. Journalistischer Pluralismus wird durch Köpfe-Pluralismus ersetzt.
Die Formate verschwimmen. So wie Kultursendungen Politik behandeln, so kümmern sich News immer wieder um Kultur.
Der Sport erfindet Sachen wie “russisches Staatsdoping”. Die Wetterprognosen die “Russenpeitsche”.
Laut Regierung werden regierungsnahe Russen sanktioniert, die Kultur nimmt sich alle vor, die nicht laut und deutlich abschwören.
Die Sendung mit dem irreführenden Namen “Kulturzeit” von 3sat fällt ohnehin seit Jahren nur durch extreme Politisierung auf — und gleichzeitig durch einen Mangel an Kultur.
Die ganze Sendung ist ein Etikettenschwindel, denn um das, was man gemeinhin unter “Kultur” versteht, geht es bei diesem gesellschaftspolitisch agitierenden 3sat-Format eben gerade nicht.
In Analogie zu jener bekannten Formulierung zum “Spiegel” kann “Kulturzeit” heute als Sturmgeschütz der herrschenden neoliberal durchwirkten Lifestyle-Linken gelten.
—
Was mich wundert, ist der Umstand, dass die schweizerischen und österreichischen Teilhaber hiergegen nichts einzuwenden haben.
die A und CH halten still, damit sie nicht auch noch sanktioniert werden
Die “kulturzeit” ist, wie so manch anders Format auch, eine mit abgepreßten Zwangsgebühren gemästete Propagandadreckschleuder.
Schön, dass auch mal der Osten vorkommt. Kamenz= Lessingstadt.
Und doch finden in Stadthallen und kleinen Landgütern sog. hochkarätige Veranstaltungen statt. Hier gibts ein Demokratieforum. Da kommt jeden Monat eine/r, den die grossen Städte wohl entbehren. Und die Säle und umgebauten Schafställe brechen aus allen Nähten. Uni-Profs samt Gefolge, Landarbeiter, Amtsleiter, halbe Dörfer und Familiendynastien trifft man da, vom Teenager bis zum 90jährigen Patron: alle zieht es zu Krone-Schmalz, Ulrike Herrmann, Michael Lüders. Und Ströer sowohl T-Online haben da gar keine Relevanz. Ausserdem gibts meist gute Gespräche und Suppe.
Ist Kamenz nicht hauptsächlich bekannt für sein KZ?
phz
Kommt halt drauf an, wofür man sich vornehmlich interessiert.
Ich dachte du bist zu Reparatur. Kürzlich in einem News-Video von Welt -TV (Interview mit General a.D. Roland Kather) : Bei dem dringenden Reparaturbedarf der modernen Waffen kommen auch schon mal Hammer und Meißel zum Einsatz.
Es sei also eine “zweifelhafte Theorie”, dass in der Ukraine ein “Stellvertreterkrieg der NATO” tobe. Jetzt ist schon zweifelhaft, was ganz offen ausgesprochen wird. Auf jeden Fall ist er ein Stellvertreterkrieg der USA, denn dort sagt der bekannte Abgeordnete Adam Schiff: “The United States aids Ukraine and her people so that we can fight Russia over there and we don’t have to fight Russia here.” Deutlicher gehts nimmer.
Das ist kollektives “Gaslighting”, also die Verunsicherung der Selbstwahrnehmung durch dreiste Lügen und hinterfotzige Verdrehungen. Eine sehr beliebte cognitive warfare-Methode des neoliberalen Autoritarismus.
Komplett lachhaft: “Das Land ist längst in amerikanischen Händen – und man darf die Wahnsinnsidee, mit der Ukraine über einen EU-Beitritt zu sprechen, auch unter dieser Perspektive sehen: Wenn man die Ukraine nicht europäisiert, dann gehört sie den Amerikanern alleine.”
“Europäisiert” und “USpäisiert” ist heute total eines. Woher hat der Autor seine von den Tatsachen deutlichst widerlegte Wahnvorstellung, dass die EU ein Gegenpol zu den USA wäre?
Warum kommen in sonst recht vernünftig daher kommenden Artikeln solche völligen Hohlklöpse rein? Wie kann ein sonst vernünftiger Mensch so Sinn mit Unsinn mischen? Oder wird sowas inzwischen auch schon von den blöden KIs (BlödKIsten) verfasst und unter beliebigen Namen veröffentlicht? Da ist dann wirklich mit allem zu rechnen.
Vielleicht wäre mal ein Artikel über die Eigentumsverhältnisse in deutschen/europäischen Unternehmen da hilfreich.
Ja sind “wir”. Im Wirtschafts- und Stellvertreterkrieg. Nicht zuletzt beweist der Umgang der MSM mit Baab und anderen Kritikern, dass Deutschland sich im Kriegsmodus befindet. Also sollte man der Außenministerin vielleicht einfach mal glauben. Sie weiß vielleicht nicht viel, aber das weiß sie schon.
Übrigens: Tolles Foto der Presse als Schwarm von Piranhas oder Rudel hungriger Wölfe.
“Amerikaner und Europäer: Ringen um die Ukraine?”
In diesem letzten Absatz wird deutlich hervorgehoben, das nicht Nationen um die geographische Hoheit kämpfen, sondern das KAPITAL in Form von B&R gegen andere.
Dieser Gigant ist nicht abhängig von Nationen, da dieser weltweit aufgestellt ist und ihr Kapital kann in nanosekunden von A nach B wandern.
Allein dieser eine Mann, Patrick Baab, stellt also für sich genommen schon so einen Großbrand da, dass bundesweite Löscharbeiten in Gang kommen. Das kann man ja mal vergleichen mit dem Ersten Weltkrieg: da hat die USPD weit mehr auf die Beine gestellt,. Jetzt aber begehrt die Obrigkeit die wirklich uneingeschränkte Deutungshoheit. Wobei allerdings gesagt werden muss, dass die Ukraine herausragt.
Mit dieser Intensität können sie jetzt nicht mehr fortfahren. Es gibt peu á peu kleine Lockerungen. Wissend, dass der Ukrainekonflikt nicht mehr zu gewinnen ist. Ich habe schon bei Telepolis nachgefragt, ob man meine Sperrung nicht aufheben könne. Nein hieß es, die einmal gefällte Entscheidung sei nicht verhandelbar.
Lebenslänglich. Neuber ist unerbittlich.
“Nein hieß es, die einmal gefällte Entscheidung sei nicht verhandelbar.
Lebenslänglich. ”
Das wundert mich; ich war jahrelang gesperrt und habe vor einiger Zeit durch Zufall gemerkt, daß ich entsperrt worden war. Offenbar gibt es beides.
Danke. Werd’s probieren.
Habe es spaßeshalber gerade ausprobiert. Ergebnis:
” Sie besitzen nicht die Berechtigung, Beiträge zu schreiben.
Sie haben kein Schreibrecht in den Foren. Der Grund und die Dauer der Schreibsperre
wurden Ihnen per E-Mail mitgeteilt. Sollte diese Nachricht nicht in Ihrem regulären
Posteingang angekommen sein, schauen Sie bitte im Spam-Ordner nach.”
Meine Sperrung dort liegt nun einige Jahre zurück. Oder mit der Band “Fehlfarben” gesagt: “Das war vor Jahren!”
Die haben mich nicht für ein paar Tage, ein paar Jahre oder “lebenslänglich” gesperrt, sondern ewiglich (nun gut, “dreimal lebenslänglich” kann ich naturgemäß nicht nachprüfen).
“Der Grund und die Dauer der Schreibsperre wurden Ihnen per E-Mail mitgeteilt.”
Wenn man nichtssagende Floskeln ohne Bezug zu meinen Äußerungen als Begründung betrachtet, ok, das haben die gesandt. Was die nicht mitgeteilt hatten, war die Dauer.
Und da es für meine Sperre keine Dauer gibt, bin ich ewiglich gesperrt, selbst wenn die Zeit enden sollte.
Lächerlich das.
Warum wundert es mich nicht,was da ein ÖR-Sender absondert?Langjährige Erfahrung mit der Hetze dieser Anstalten lassen nichts anderes erwarten.War es in der Vergangenheit noch verdeckte Regierungspropaganda,so treten diese „Berufslügner“ immer offener als Regierungssprachrohr auf.Alles was Regierungspolitik irgendwie kritisiert,wird auf das heftigste bekämpft.Andere Ansichten sind nicht erwünscht und werden auf das heftigste bekämpft.
Vor einigen Wochen war ich bei einer Lesung von Prof.Dirk Oschmann „Der Osten,eine westdeutsche Erfindung“.Vor dem Eingang wurden die Interessierten von der üblichen Mischung aus wohlstansverwahrloster „grüner Jugend“ und „Antifa“ mit Beschimpfungen begrüßt.Auf meine Frage,warum sie die Gäste als Nazis und Rassisten beschimpften,erhielt ich zur Antwort:DLF und ZDF „Aspekte“ sagen das…Mein Angebot,einigen den Eintritt von 6€ zu spendieren,um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen,lehnten die Angesprochenen ab.Wegen „Kontaktschuld“… https://www.l-iz.de/bildung/buecher/2023/02/dirk-oschmanns-geharnischte-streitschrift-warum-osten-westdeutsche-erfindung-517066
Die ÖR Anstalten sind zu Hetz und Lügensendern verkommen.Die müssen komplett personell erneuert und organisatorisch von Politik und Wirtschaft getrennt werden!
Der Staatsfunk ist in jeder Form auf dem
Propaganda Niveau angekommen, das autoritären Staaten zusteht. So ist das eben in einer besetzten Diktatur, in der Wahlen reine Showveranstaltungen sind und Politiker nicht verurteilbare, korrupte Kriminelle.
Ob 3sat “Kulturzeit”, das “T-Online Portal”, oder auch “arte” mit seinen diversen politischen Sendungen – da passt am besten “gehen Sie weiter, hier gibt es rein gar nichts zu sehen”.
Wenn man etwas niveauvollere Propaganda sehen möchte, auch wenn sie schon über 80 Jahre alt ist, dann schaue man die “Wochenschau” oder Reden von Josef. Der gab sich wenigstens noch etwas Mühe und seine steilen Thesen hatten noch einen rudimentär vorhandenen faktischen Hintergrund. Was man aber seit ein paar Jahren und ganz besonders seit dem Ukrainekrieg, der 2014 begann in deutschen Medien vorgesetzt bekommt, das ist sogar eine Beleidigung der Intelligenz einer Ziege. Wenn ich da nicht umgehend wegschalte, bekomme ich Aggro und das würde irgendwann womöglich noch zu “robusten Gegenmaßnahmen” führen, diesen intellektuellen Tiefflug der deutschen Mainstream-Propagandamedien in seine Schranken zu weisen…..
Zumindest könnte es klammheimliche Freude auslösen, wenn mal so eine Redaktion “heiß saniert” würde…. LOL
…… Gangnam-Style yo yo, nicht Kiew-Style
“Propaganda statt Kultur” generiert einen nur scheinbaren Widerspruch.
Was, wenn Propaganda die Kultur IST, immer war? Vielleicht nicht so plump und trampelig wie heute, aber seit vielen Jahrzehnten im Einklang mit der Anonymität der Städte gewachsen?
Dass es heute besonders ungelenk daherkommt liegt an den Auswirkungen derselben, die den intellektuellen Verfall eben beschleunigt, was selbstverständlich Rückkopplungen auf die Qualität der Propaganda auslöst.
Die Kultur besteht nur noch aus zwei Flügeln, nämlich der Propaganda einerseits und vorsichtigem, aber nachlassendem Auflehnen dagegen…
Vielleicht ist das gut so, vielleicht ist es ein notwendiger Abschnitt in der Entwicklung hin zum unvermeidlichen Weltfrieden…?
Was mich an der ganzen Kriegs- und Antifaschismuspropaganda am meisten stört, ist die unglaubliche Plumpheit und Dummheit. Man fühlt sich total verarscht! Aber es funktioniert. Das hat mich verstört. Ich habe jetzt einerseits das unangenehme Gefühl, von besonders dummen Lemmingen umgeben zu sein. Aber die Leute sehen für mich auch irgendwie anders aus, weil ich ihnen misstraue. Sie kommen mir tatsächlich wie von Aliens besessen vor. Besonders suspekt sind mir Politiker, die mit schiefem Mund reden. Wenn man darauf achtet, merkt man, dass das die Mehrheit ist.
Danke für den Link zum Anmerkungsapperat. Beeindruckend!
“…-der verantwortliche Redakteur fiel schon öfter negativ auf.”
Ohne mich zum Inhalt zu äußern, aber steckt nicht schon in der Anmoderation die gleiche Sprechweise, die z.Z. hier immer in der Kritik steht. Wem ist der Redakteur aufgefallen? Gibt es da im Hintergrund Negativ-Punkte-Sammler?
Schade, dass abzusehen ist, dass sich in Artikulation und scheinbar auch in der Denkweise nichts ändern wird. Aber diese Hoffnung habe ich eh schon lange aufgegeben.
Kultur wird vom Staat bezahlt. Sonst funktioniert sie nicht. Die Zeiten, als kritische Stimmen erwünscht waren sind längst vorbei. Dafür braucht es Bildung und Souveränität. Fehlt das, kann man keine wirkliche Diskussion brauchen. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Das alte Zeug liegt längst im Grab. Worüber reden wir?
Gespeichert unter Lesezeichen “beste Artikel”. Vielen Dank für die umfangreichen Recherchen und Informationen.