Kriege: Was sind die Gründe unserer Friedlosigkeit?

Soldaten im Krieg
US Army, Office of War Information (OWI), Public domain, via Wikimedia Commons

Ist der Mensch eine kämpferische Spezies oder sind es gesellschaftliche Bedingungen, die ihn kriegerisch machen? Forschungsergebnisse plädieren für Letzteres.

Als der Tiefenpsychologe Sigmund Freud, gerade aus Österreich nach London geflohen, Anfang September 1939 – Hitler war gerade in Polen einmarschiert – gefragt wurde, ob das nun der letzte Krieg sei, soll er geantwortet haben: Mein letzter Krieg.“ Bereits schwer krank, starb Freud drei Wochen später.

Freud, ein Pessimist, war weit davon entfernt zu hoffen, die Menschheit würde irgendwann einmal keine Kriege mehr führen. Während des Ersten Weltkrieges, als er erlebte, wie sich die Heere mit einer bislang unbekannten Systematik und Ausdauer gegenseitig massakrierten und zwar ohne eigentlich zu wissen, weshalb sie das taten, kam er auf den Gedanken, es müsse so etwas wie einen Todestrieb geben. Der Todestrieb strebe danach, wenn er übermächtig werde, an die Stelle des Lebens die völlige Auflösung, eine Art Nirwana zu setzen. Sind Kriege also ein in der Menschheit angelegtes und immer wieder zum Durchbruch kommendes Triebereignis? Sind sie Ausdruck einer menschlichen Natur, die sich letztlich selbst negiert, weil ihr eine irrationale Sehnsucht nach dem Ende innewohnt?

Kriege als unausrottbares Übel

Lange war es weit verbreitet, Kriege so oder ähnlich zu verstehen. Oft paradox verbunden mit Ideologien von Heldentum und Vaterlandsliebe. Kein Mann könne sagen, dass sein Leben erfüllt gewesen sei, wenn er nicht an einem Krieg teilgenommen habe. So ähnlich klang zumindest der deutsche Originalton zu dieser Angelegenheit etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs dröhnende Kriegsbegeisterung entsprach einer solchen Vorstellung.

Sind Kriege also irgendwie mit der menschlichen Natur verbunden, ein unausrottbares Übel? Das wäre eine äußerst schlechte Prognose, denn anders als zu Freuds Zeiten, würde der Todestrieb, wenn es ihn denn gibt, heute auf die atomare Selbstvernichtung zielen. Man muss schon an Wunder glauben, Atomkrieg in aller Zukunft für völlig ausgeschlossen zu halten, sofern es nicht zur atomaren Abrüstung kommt. Wenn wir triebhaft darauf zusteuern, was kann uns dann noch retten?

Angesichts so finsterer Aussichten mag es ein Trost sein, dass die Wissenschaft hier eine wesentlich optimistischere Perspektive vertritt. Auch wenn keine völlige Übereinstimmung herrscht: Es existiert eine starke wissenschaftliche Evidenz, dass der Krieg absolut keine historische Konstante ist und schon gar kein menschliches Triebbedürfnis. Die These lautet: Die Menschheit hat den größten Teil ihrer Entwicklung über keinerlei Kriege geführt. Während 99,9 Prozent ihrer Geschichte lebte sie in Frieden.

Kriege gibt es erst seit der Jungsteinzeit

Demnach sind Kriege eine Erfindung der jüngsten Vergangenheit, des Neolithikums bzw. der Jungsteinzeit, die gemessen an der ungeheuren Dauer der vorangegangenen Zeiten tatsächlich als das „Gestern“ der Menschheitsentwicklung angesprochen werden kann. Die These wurde etwa von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Quincy Wright (A Study of War, 1942) oder dem Sozialwissenschaftler und Tiefenpsychologen Erich Fromm (Anatomie der menschlichen Destruktivität, 1973) in großen Studien vertreten. Neuerdings verteidigen der Historiker Kai Michel und der Anthropologe Carel van Schaik diesen Ansatz.[i] Die Sammler und Jäger unserer fernen Vergangenheit seien friedlich gewesen. Mit der Sesshaftwerdung habe sich „eine Entwicklung des Menschen als Ausbeuter und Zerstörer“ vollzogen.[ii]

Was Freuds Todestrieb oder abgeschwächt eine triebhafte Anlage zu bösartiger Aggression angeht, so blieb davon tatsächlich nicht viel übrig. Vielleicht ist es so, wie es der Psychiater Joachim Bauer in seinem erhellenden Buch „Schmerzgrenze“ darstellt. Die normale, alltägliche Aggressivität sei absolut nicht auf Vernichtung oder Zerstörung gerichtet. Im Gegenteil: Sie habe eine Hilfsfunktion, um unsere Grundmotivation zu stützen, und diese sei auf Bindung, Kooperation und soziale Akzeptanz gerichtet.

Es handle sich gewissermaßen um den Ärger, der auftaucht, wenn das Bindungsbedürfnis gestört wird.[iii] In einer Serie von Experimenten der letzten Jahre sei belegt worden, dass es Menschen vor allem um soziale Anerkennung und befriedigende Kooperation gehe. Der Wunsch, sozial akzeptiert und in eine Gemeinschaft integriert zu werden, könne als das zentrale menschliche „Triebziel“ betrachtet werden.[iv] Wo dennoch Aggression auftauche, stehe sie als gesunde Aggression im Dienst dieser primären Wünsche, etwa zur Aufrechterhaltung der körperlichen Integrität. Ähnlich sieht es Erich Fromm. Er unterscheidet zwischen der gesunden Aggressivität und ihrer Abart der Destruktivität. Im Hinblick auf die Frage nach den Ursachen von Kriegen oder kollektiver Gewalt sei ausschließlich von der Destruktivität die Rede. Sie spiele in Kriegen die Hauptrolle.

Destruktivität entsteht nicht ohne Provokation

Sofern diese Auffassung stimmt, wären Kriege vielleicht so etwas wie Ausnahmen von einer langen historischen Regel der Friedfertigkeit. Man könnte so fragen: Wenn Kriege die längste Zeit der menschlichen Entwicklung über fehlten und wenn es keine angeborene Triebanlage gibt, die kollektive Gewalt erzeugt, welcher Hauptfaktor ist es dann, der Destruktion und Kriegshandlungen begünstigt bzw. hervorruft? Wenn es sich nicht um eine seelische Veranlagung handelt, welcher Einfluss ist es dann?

Die Antwort lautet: Es handelt sich um die Provokation. Bösartige Aggression, Destruktivität ist nicht ohne schmerzhafte Provokation möglich. Deutlicher: Aggression wird erst dann bösartig und zur Destruktivität, wenn ihr Verletzungen vorausgingen, die dem Betreffenden richtig weh taten. Bauer spricht von der „Schmerzgrenze“, von jenem Punkt, jenseits dessen Menschen ernsthaft seelisch beschädigt werden. „Wer sich der Schmerzgrenze eines Lebewesens nähert, wird Aggression ernten“, so Bauer.[v] Er hätte von bösartiger Aggression sprechen sollen, denn um deren Erzeugung geht es.

Vielleicht wäre es gut, genauer zu bestimmen, welcher Art jener seelische Schmerz ist, der bösartige Aggression oder Destruktivität hervorbringen kann. Es handelt sich um einen Schmerz, der auf Ausgrenzung folgt. Gehen wir davon aus, dass soziale Integration, also so etwas wie der Halt in einer Gemeinschaft, das Gefühl der Verbundenheit, das zentrale „Triebziel“ des Menschen ist, würde logisch jede Gefährdung dieses Ziels den größten Schmerz erzeugen.

Dazu gehört die Demütigung, die Verächtlichmachung, aber auch die Zerstörung von Bindungen, etwa durch die Ausschaltung oder gar Tötung von bedeutsamen Bezugspersonen. Letzteres geschieht vor allem in Kriegshandlungen, weshalb Kriege eine Tendenz aufweisen, Nachfolgekriege zu erzeugen. Das heißt, ein einziger Krieg kommt selten allein, zumeist findet er zeitversetzt irgendwann seine Fortsetzung. Diese Regel kann man gerade in Nahost beobachten. Die dort ausgeübte Gewalt ist eine Folge von Gewalthandlungen und wird neue Gewalt erzeugen.

Interessant ist, was Bauer über die neurobiologischen Grundlagen der „Schmerzgrenze“ sagt. Ausgrenzung, Demütigung, die Zerstörung von Bindungen wird vom Gehirn in der gleichen Weise und in den gleichen Regionen verarbeitet wie der physische Schmerz. Und tatsächlich bedeutete in alten Stammesgesellschaften die Ausstoßung aus der Gruppe in aller Regel auch den physischen Tod des Ausgestoßenen und das über Millionen von Jahren hinweg.[vi] Es handelt sich also um eine evolutionäre Regel.

Änderung der Blickrichtung

Suchen wir nach dem Hauptfaktor, der Kriege verursacht, so müssen wir demnach die Blickrichtung ändern. Es geht nicht um einen Trieb, der in jedem Menschen angelegt ist, sondern um gesellschaftliche Einflüsse. Diese unterliegen der historischen Veränderung. Sie können vorhanden sein oder auch fehlen. In der Altsteinzeit gab es sie offenbar noch nicht. Und diese Einflüsse scheinen jene Provokationen zu liefern, die nötig sind, damit es schließlich zu den Massentötungen kommt, die wir als Kriege bezeichnen.

Auch andere Forscher sind dieser Meinung. Der Kriegs- und Konfliktforscher Jochen Hippler formuliert es so: „Das Potential, die Fähigkeit zur Gewalt kann offensichtlich bei der menschlichen Gattung vorausgesetzt werden – aber die Bedingungen tatsächlicher Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit werden durch gesellschaftliche Kontexte geschaffen oder eingeschränkt.“[vii]

Die zentrale Frage also lautet: Was für soziale „Kontexte“ sind das? Gestehen wir ein, dass Kriege das Potenzial in sich tragen, irgendwann den ganzen Globus zu zerstören, ist das ein bedeutsames Thema. Es müssen Kontexte sein, die genau jene Provokationen enthalten, die erklären, woher die massenhafte Gewaltbereitschaft kommt, ohne die Kriege nicht geführt werden können. Zwar wird zurecht darauf hingewiesen, das moderne, mit Distanzwaffen geführte Kriege auch viel mit Gehorsamsbereitschaft zu tun haben. Aber ohne die Fähigkeit zu töten sind zumindest „gute“ Soldaten nicht denkbar. Wer im Krieg Auszeichnungen und Orden erwerben will, muss auch die Motivation haben, Feinde umzubringen, nötigenfalls auch auf grausame Weise.

Was wir ändern müssten

Was folgt aus solchen Erkenntnissen? Wir müssen generell darauf achten, wo Ausgrenzungen und Abwertungen anderer stattfinden. Sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens sollten danach durchforstet werden. Das beginnt mit der frühen Sozialisation, also der Kindererziehung und speziell den Umständen, unter denen sie stattfindet, und endet bei den internationalen Beziehungen zwischen den Staaten.

Die Demütigung ganzer Völker, ein Beispiel wäre Deutschland durch den Versailler Vertrag, entspricht ebenfalls jenen Ausgrenzungsprozessen, die kriegerische Ambitionen und die Neigungen zu Gewalthandlungen wecken. Vor allem aber ist die Armut, die soziale Spaltung der gegenwärtigen Gesellschaften jene massenhafte Ausgrenzung, die kollektive Destruktivität hervorrufen kann. Wenn, wie in unserer Zeit, eine Miniminderheit die Früchte der gemeinsamen Arbeit erntet und einstreicht, entspricht das einer Verweigerung: der Verweigerung, den Rest der Menschheit als gleichberechtigte Wesen anzuerkennen. Die daraus resultierende Wut kann leicht in massenhafte Destruktivität umgelenkt werden.

 

Fußnoten

[i]Carel van Schaik, Kai Michel, Mensch Sein, Von der Evolution für die Zukunft lernen, Reinbek 2023.

[ii]Erich Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität, Reinbeck 1977, S. 173.

[iii]Joachim Bauer, Schmerzgrenze. Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt,  3. Aufl. München 2011, S. 29ff.

[iv]Ebenda, S. 35.

[v]Ebenda, S. 49.

[vi]Ebenda, S. 60.

[vii]Jochen Hippler, Krieg im 21. Jahrhundert, Militärische Gewalt, Aufstandsbekämpfung und humanitäre Intervention, Wien 2019, S. 46.

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288 Kommentare

  1. Gier

    Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte. Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert.
    Carl von Ossietzky (1889 – 1938), deutscher pazifistischer Chefredakteur der “Weltbühne”, Schriftsteller und Symbolfigur des Widerstands gegen das NS-Regime, Friedensnobelpreis 1935

    1. “Gier…”

      Eine etwas schmalbrüstige Schlussfolgerung.

      Mir fällt dazu das Claus Kleber-“Interview” mit dem Siemes-Vorsitzenden Joe Kaeser in den Heute-Nachrichten ein.

      Kaeser wollte das Russland-Geschäft beschützen! Claus Kleber, ein Nato-Mann par excellence und sich der Unterlegenheit Russlands damals mehr als gewiss, wollte Eskalation. Noch bis vor einer Woche wollte die Mehrzahl der deutschen Elite-Journalisten, die sich zum Thema äußerten, Krieg.

      Krieg ist eklatanter Machtmissbrauch.

      Im Fall der bis zum Krieg vorangetriebenen Osterweiterung aus der Fehlvorstellung heraus, dass die Nato wirtschaftlich und finanziell haushoch überlegen sei.

      Auch in Israel. Würde sich die USA nicht in co-barbarischer Art hinter den grausamen Zerstörungs- und Vernichtungskrieg Israels stellen, hätte Israel bis zum Austausch der letzten israelischen Geisel verhandelt. Ich glaube allerdings auch nicht, dass alle, ohne Gerichtsurteil festgehaltenen Palästinenser, frei gekommen wären.

      Vor jedem Krieg werden die Menschen der Gegenseite entmenschlicht, eben weil es für Menschen so schwer ist, Menschen zu töten. Wie wird es bei Harry Potter so erzählungsstiftend erklärt? Es spaltet die Seele.

      1. ….. Claus Kleber, ein Nato-Mann ….

        … Sorry über meine Wortwahl ….

        …. diese Analmade haben wir mit dem Zwangs – Beitrag für den ÖRR auch noch fettgefüttert !!!!

      2. @Müsli zum Fest

        “Noch bis vor einer Woche wollte die Mehrzahl der deutschen Elite-Journalisten, die sich zum Thema äußerten, Krieg.”

        Hat sich das jetzt geändert?
        Wenn ja, dann muss ich das wohl verpasst haben

        1. Der Beobachtungszeitraum ist bisher begrenzt, aber da war natürlich erstens der Wahlsieg Trumps. In den US-Blogs geht die Deutung der US-Antipersonenminen und die Erlaubnis mit US-Raketen nach Russland reinzuschießen in die Richtung, das Biden/die Demokraten sagen können, dass sie alles geliefert hätten, was gefordert wurde, aber Trump ihnen dann durch (hoffentlich stattfindenden) Verhandlungen den Sieg verunmöglicht hat.
          Zweitens die neue Mittelstreckenwaffe vom Dnipro-Einschlag, die scheint’s dazu geführt hat, dass flugs Personal aus Großbritannien nach Kiew geflogen ist, um – so wird vermutet – die Einsatzerlaubnis für Storm Shadows neu abzusprechen. Man wird sehen.

          Die US-Blogs machten sich schon ziemlich lustig, als etliche heimische Kriegsbegeisterte über die Biden-Erlaubnis in Verzückung gerieten und dann selbst oder auf Nachfrage nachschoben, dass die US-Raketen nichts mehr am Krieg ändern werden und wegen ihrer geringen Anzahl, die geliefert werden kann, nie Aussicht Bestand. Dass Ass des US/Nato-Kalküls waren immer die Sanktionen, die bisher nicht ausreichend gewirkt haben.

          Die ganze Zeit schon, als Russland nach den Finanzsanktionen 2022 nicht bankrott ging und immer noch eine US-Wunderwaffe geliefert wurde, war es so, dass die medienträchtigen Angriffe auf Brücken und oberirdische Waffenlager nichts Kriegsentscheidendes beigesteuert haben. Richtiggehend desaströs verlief die Geschichte der “Gamechanger” F16. Zuerst keine Piloten und dann die Einsicht, dass wenn die F16 sich in die Nähe der Front wagen, sie abgeschossen werden. Dass die Storm Shadows bis zum erste Kommandostand nach Kursk flogen, war vermutlich das Maximum, das ohne starke Selbstgefährdung des Flugzeugs geht, sagen US-Blogs.

    2. Solange wir eine kapitalistische Wirtschaftsordnung haben, wird sich Barbarei nicht verhindern lassen – weder innenpolitische Barbarei in Form einer psychischen und materiellen Verelendung großer Teile der Bevölkerung noch außenpolitische Barbarei in Form von Neoimperialismus, Neokolonialismus und Krieg. Der Kapitalismus benötigt Kriege zu seinem Überleben; für die Völker des Südens hat – wie Jean Ziegler bemerkte(2) – der dritte Weltkrieg bereits begonnen.
      (…)
      Die Frage, welches Modell einer gesellschaftlichen Organisationsform der menschlichen Natur angemessen ist und zugleich geeignet ist, Barbarei zu verhindern, bezieht sich auf das wohl größte und drängendste Problem unserer Zivilisationsgeschichte. Auch wenn wir immer noch weit davon entfernt sind, klare Vorstellungen über mögliche Lösungen dieses Problems zu haben, lässt sich zumindest vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen eine wichtige Eingrenzung vornehmen:
      Je autoritärer eine gesellschaftliche Organisationsform ist, um so eher neigt sie dazu, zu menschenunwürdigen Zuständen und Barbarei zu führen. Das gilt auch für Organisationsformen innerhalb demokratischer Gesellschaften, etwa von Großkonzernen, die in höchstem Maße totalitär organisiert sind. Umgekehrt – und dies war nach langen blutigen Erfahrungen gerade die Einsicht der Aufklärung – verspricht eine Gesellschaftsorganisation, die auf der Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen, also auf einem universellen Humanismus, beruht, am ehesten, die Schaffung einer menschenwürdigen Gesellschaft zu ermöglichen. Diese Einsicht, die wir bisher trotz aller Lippenbekenntnisse kaum im erforderlichen Maße ernst genommen, geschweige denn politisch umgesetzt haben, stellt uns auch weiterhin die Leitideale bereit, durch die wir am ehesten hoffen können, uns gegen Rückfälle in die Barbarei zu schützen.

      Die Leitidee eines universellen Humanismus mag auf den ersten Blick als schlicht erscheinen, doch hat sie gewaltige Konsequenzen. Sie beinhaltet, dass ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die das eigene gesellschaftliche Leben betreffen, und verlangt somit nach einer radikal demokratischen Gesellschaftsorganisation. Zudem beinhaltet sie, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen. Sie beinhaltet ferner, dass wir moralische Kriterien, nach denen wir Handlungen bewerten, auch zur Bewertung unserer Handlungen heranzuziehen haben und missbilligt somit moralische Doppelstandards. Vor allem aber schließt die Leitidee eines universellen Humanismus alle Ideen einer Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe aus, und somit also Rassismus, Nationalismus und alle Formen eines Exzeptionalismus.
      – Rainer Mausfeld, Warum schweigen die Lämmer? – Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören, S. 243-245, Westendverlag

      Und um den Eingangsabsatz noch abzurunden, die große Krise in der sich das kapitalistische System befindet, hat dafür Sorge getragen, daß im Frühjahr 2020 der Krieg in verschärfter Form nach Hause zurückgekehrt ist.

      1. Der war kein Monster, sondern vorher ein normales Menschliches Wesen und nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft auch unauffällig.

        Hatte mal den Film über Severloh gesehen und hinter gedacht, Gewalt gehört zum Menschen mehr als alles andere. Oder welches Tier tötet so Viele der eigenen Gattung (Homo sapiens) ohne Rücksicht auf das eigene Leben?

        1. Wenn du im Krieg in so einer Situation nicht schießt, wirst du tot geschossen. Wenn du versuchst zu fliehen oder dich vorher verweigerst, knallen dich die eigenen Leute ab.
          Man muss die dabei herrschenden stufenweisen Dynamiken beachten. Jeder Einzelne an der Front kämpft im Grunde genommen ums Überleben. Die ‚Reise‘ dort hin, an die Front, ist kein Krieg.

          Kalsarikännit sagt:
          „Gewalt gehört zum Menschen mehr als alles andere.“

          Und wie erklärst du dann die nicht von oben autorisierte Waffenruhe?

          Aus Wiki:
          Der Weihnachtsfrieden (englisch Christmas Truce ‚Weihnachts-Waffenruhe‘) war eine von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe während des Ersten Weltkrieges am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen. Sie fand an einigen Abschnitten der Westfront statt, wo es vor allem zwischen Deutschen und Briten in Flandern zu spontanen Fraternisierungen kam.

          https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsfrieden_(Erster_Weltkrieg)

          .

          1. Na ja, eigentlich wollten alle Zuhause sein und den Sieg zu Weihnachten feiern. Die sind halt Sentimental geworden beim Absingen von Weihnachtsliedern lagen ja keine 50m Auseinander die gleiche Melodien, dann noch die Bäume mit Kerzen auf der Grabenwehr.

            Und wie sagt Pablikman immer, Fußball ist das Problem und so ein Weihnachtsfrieden hat ja nicht bis nächsten Fest gehalten.

    1. außer Bonobos
      Dabei ist etwas Rätselhaftes geschehen. Bonobos lösen Konflikte durch Sex, gerne auch zwischen Frauen. Begegnen sich fremde Bonobogruppen an Reviergrenzen, laufen die Weibchen mitunter auf die andere Seite und reiben mit den fremden Weibchen in Missionarsstellung ihre Genitalien aneinander.

      1. Wir sind mit den Bonobos mehr verwandt,aber haben uns für die “Schimpansenlösung” entschieden..

        ich fand das immer super interessant, weil die Bonobos martriarchalisch, , also egalitär organisiert sind, während Schimpansen partriarcharlisch und militaristisch organisiert sind (sie führen nachweislich “Kriege”, sind aber weniger verwandt mit uns.

        Bonobos also ficken für den Frieden. Kann ich mit leben.

        Sind wir nicht tatsächlich näher verwandt mit den Schimpansen? Können wir die Daten nicht nochmal erheben und neu auswerten.

        denn, wenn dir den Bonobos Style “ficken für den Frieden” aufgegeben haben für den Schimpansen Style “Töten für den Stärkeren”, obwohl wir mit den Bonobos näher verwandt sind, ist was mächtig schief gelaufen.

    2. Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, beide hatten vor 6 – 7 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren.

      Der Mensch ist kein Tier.

      Wiki schreibt:
      Zur Gattung zählen zwei Arten: der Gemeine Schimpanse (Pan troglodytes), der häufig auch nur „Schimpanse“ genannt wird, und der Bonobo oder Zwergschimpanse (Pan paniscus).

      Jetzt kann man wahlweise bzw. willkürlich eine Art für Vergleiche heranziehen. Kann man so machen.

      1. “Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, beide hatten vor 6 – 7 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren.”

        Nur war der gemeinsame Vorfahre auch ein Affe. So gehört auch der Mensch zur Klasse der Primaten.

        1. In der zoologischen Klassifikation, ja.

          Nur muss die Zeitspanne von 6 Millionen Jahren ausreichend Berücksichtigung finden.

          Angefangen beispielsweise bei der Lebensweise bis zur Verwendung von Technologien.

          Selbstverständlich könnte der gemeinsame Vorfahre zur Untersuchung herangezogen werden, wenn er denn noch leben würde.

          Darauf zielte mein zweiter Satz.

          Vom Tier auf die menschliche Natur schließen zu wollen, geht grundsätzlich schief. Wird aber immer wieder gerne gemacht.

          1. @Dan
            Was ist denn, für dich, der Unterschied, zwischen Mensch und Tier?
            Ich frage, weil ich mich damit über Jahre beschäftigt habe und keinen gefunden hatte.
            Ein Schwein kann keine Brücke über der Rhein bauen, aber du kannst keine Trüffel erschnüffeln.
            Wenn wir die, Art bedingten Möglichkeiten, der verschiedenen Tierarten weglassen, fällt mir kein Unterschied ein.

            1. „Was ist denn, für dich, der Unterschied, zwischen Mensch und Tier?“

              Sry, dein Kommentar wurde bei mir nicht angezeigt.

              Der Unterschied: Technologie & Bewusstsein.
              Der Mensch konnte damit eine neue, von den Tieren nicht erreichte ökologische Nische ‚erobern‘.
              Bewusstsein = schnellere, quasi aktuelle Anpassung an sich verändernden Umweltverhältnissen. Hausbau statt Höhlensuche. Das Bewusstsein bricht die genetische Programmierung.
              Technologie = über den Werkzeuggebrauch hinausgehende Verknüpfung: Die Axt besteht aus zwei ‚Werkzeugen‘: Der Stiel ist der verlängerte Arm (Hebelwirkung, größere kinetische Energie), und der Kopf ist Hack- bzw. Schneidewerkzeug. Und beispielsweise,
              wärmende Kleidung. Der Eisbär ist über Jahrmillionen hinweg optimal an das kältere Klima angepasst, der Mensch strickt sich warme Strümpfe.

        2. Der Ursprung des westlichen Menschen ist der Mars, auch als Atlantis bekannt. Die hochentwickelten Marsianer haben durch einen Atomkrieg ihre Lebensgrundlage zerstört und Überlebende sind auf den Nachbar- Planeten Erde geflüchtet. Noch heute ist der Mars radioaktiv versucht. Auf der Erde haben die Marsianer durch Genmanipulationen aus Menschenaffen Arbeitssklaven erschaffen. Zuerst war diese Sklave nicht fortpflanzungsfähig, später wurde es ihm ermöglicht. Die kriegsverliebten Marsianer haben sich dann auch mit Arbeitssklavinnen gepaart und so wurde die westliche Menschheit erschaffen, die immer noch die Kriegsverliebtheit der Marsianer in ihren Genen hat. Die Geschichte des Mars wird sich auf der Erde wiederholen.

  2. Jein.

    Das Thema ist wichtig und interessant, aber der Fokus im Artikel liegt zu sehr auf den normalen Einzelpersonen, die in der Realität gar nichts zu melden haben. Kriegsbegeisterung, wie sie beim ersten WK existiert hat, dürfte die Ausnahme und mindestens teilweise auf Propganda zurückzuführen sein.

    Man kann an den aktuellen Konflikten doch sehr schön sehen, dass “Provokationen” gern auch mal von interessierter Seite behauptet oder vorgespielt werden, während entlastende Faktoren hinten runter fallen.

    Ich sehe eigentlich nur einen Hauptgrund für “unsere” Friedlosigkeit: diejenigen, die mit Blut und Geld für einen Konflikt bezahlen, sind nicht identisch mit denen, die von einem Konflikt profitieren, sich entsprechende Propaganda leisten bzw. machen können und die die Macht haben.

    Oder in kurz: es ist schlicht ein Mangel an echter Demokratie und Wahrhaftigkeit, während sich an der Macht Psychopathen tummeln, die kein Problem mit Lügen haben und denen Moral egal ist, verstärkt durch intransparente Werkzeuge zur Konfliktherstellung, wie etwa Geheimdienste, Logen und Kungelrunden etc.

    Ich zitiere mal Wikipedia:

    “Das Pendant zu kriminellen Psychopathen bildet die Gruppe der hoch funktionalen „erfolgreichen Psychopathen“.[2] Obwohl Psychopathie nur eine geringe Verbreitung in der allgemeinen Bevölkerung hat, sind Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung nicht nur in Gefängnissen, sondern auch in höheren Hierarchiestufen überrepräsentiert, etwa sechsfach in Führungspositionen

    Die Berufsfelder mit den höchsten Anteilen an Psychopathen sind nach Dutton:[26][27] Geschäftsleitung, Rechtspflege (Richter, Rechtspfleger), Medien (Fernsehen/Radio), Vertrieb, Chirurgie. Die wenigsten Psychopathen finden sich dagegen in Sozial- und Pflegeberufen, da diese mit wenig Macht verbunden sind und einen adäquaten Umgang mit Gefühlen erfordern.

    Psychopathen haben eine Neigung zu Hochrisikoberufen und bevorzugen große Organisationen und klare Hierarchien. Nach Hare werden von Personalverantwortlichen psychopathische Verhaltensweisen wie Dominanz und Manipulation als Führungsqualitäten missgedeutet.[28] Aufgrund ihrer pathologisch fehlenden Einsichtsfähigkeit könne man ihrer nur Herr werden, indem man sie aus der Organisationsstruktur eliminiere.[26] Eine grundsätzliche Prophylaxe bestünde darin, „psychopathenfeste Anreizsysteme“ zu schaffen.”

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Psychopathie#Psychopathie_in_Politik,_Wirtschaft_und_Unternehmen

    Dort liegt das Problem!

    “Wir müssen generell darauf achten, wo Ausgrenzungen und Abwertungen anderer stattfinden. Sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens sollten danach durchforstet werden.”

    Auf so allgemeine Aussagen, reagiere ich allergisch. Das klingt schon wieder so totalitär, nach gegenseitiger Kontrolle und “Kampf gegen rechts”. Was soll denn mit demjenigen passieren, der “ausgrenzt” oder “abwertet”? Status Quo ist nämlich, dass er ausgegrenzt und abgewertet wird, was irgendwie keine nachhaltige Lösung ist…

    1. @Andudu
      Gut, es ist ein Zitat. Allerdings scheint mir aktuell die Aussage der geringen Psychopathielosigkeit von Sozial- und Pflegeberufen nicht logisch. Mit dem Grad der Hilflosigkeit und Abhängigkeit der Klienten/Patienten wächst doch im Gegenzug die Macht und auch mögliche Willkürmöglichkeiten der Betreuer. Das heisst natürlich nicht, dass die Betreuer als Psychopathen zu betrachten sind. Es wird bei entsprechenden Fällen dann möglicherweise anders definiert. Des weiteren kann es durch den Druck der oberen Hierarchien nach unten zu einer erhöhten Überforderung der am menschlichen Subjekt Arbeitenden kommen ( Folge: Burn-Out der Engagierten und Idealisten). Nur mal so am Rande…

      1. “wächst doch im Gegenzug die Macht und auch mögliche Willkürmöglichkeiten der Betreuer.”

        So einen Beruf wählt man i.d.R. wenn man anderen Menschen helfen will. Nicht für Ruhm oder Geld oder weil man gern Leute herumschubst. Natürlich gibt es Letzteres auch hin und wieder, gestörte Charaktere oder überforderte Menschen gibt es überall, aber sie dürften in dem Bereich eher die Ausnahme sein. Das liegt schon an der beruflichen Selektion, jemand der sich in der Pflege danebenbenimmmt, fliegt raus, im Management oder in den Medien kann das hingegen sogar Einstellungskriterium sein.

        1. Obacht, es gibt auch in Sozial- und Pflegeberufen und ähnlichen Bereichen Psychopathologien. Kennen Sie das Münchhausen-by- Proxy-Syndrom? Hierbei wird der Schutzbefohlene raffiniert manipuliert, absichtlich vernachlässigt oder gar aktiv geschädigt, um unentbehrlich und “fürsorglich” zu erscheinen. Das ist ganz klarer Machtmissbrauch und daher auch pathologisch.

    2. Ich habe mir erlaubt, die

      Kernmerkmale der psychopathischen Persönlichkeit

      (Psychopathie-Checkliste) von Robert D. Hare zu sortieren.

      * oberflächliche Gefühle
      * Gefühlskälte, Mangel an Empathie

      * betrügerisch-manipulatives Verhalten
      * Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein
      * Verantwortungslosigkeit

      * Promiskuität
      * viele kurzzeitige eheähnliche Beziehungen
      * oberflächliche Gefühle

      * Impulsivität
      * geringe Verhaltenskontrolle

      Impulsivität ist kongruent dem Merkmal ‚geringer Verhaltenskontrolle‘.

      Es werden deckungsgleiche und ähnliche Merkmale doppelt und dreifach gezählt.

      Kann man so machen.

        1. Das ist die Grundlage für die Einordnung in psychopathologisches Verhalten aus dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel. Wie ich deutlich machen konnte, ist die Grundlage mindestens mangelhaft, in meinen Augen nichts wert. Alle darauf stützend gemachte Aussagen sind zweifelhaft. Es gibt psychopathologisches Verhalten, es gibt Psychopathen, aber in welchem Ausmaß und in welcher gruppenbezogener Verbreitung sich diese darstellen und quantifizieren lassen, bleibt offen.

    3. …. “Das Pendant zu kriminellen Psychopathen bildet die Gruppe der hoch funktionalen „erfolgreichen Psychopathen…

      …. weshalb fallen mir spontan …. Hofreiter, Flak – Nimmermann, Kiesewetter ein ?

      … könnten bei Habeck ( Walter Granzow ), bei Baerbock / 1 / ( Opa Waldemar ), bei Trittin ( Vadder Klaus )
      eventuell noch spontane Nazi – Gene weiter vererbt worden sein ?

      https://www.welt.de/vermischtes/prominente/article252098570/Nazi-Vergangenheit-Habeck-spricht-ueber-Schuld-seiner-Grossvaeter.html

      https://www.juedische-allgemeine.de/politik/habeck-auseinandersetzung-mit-nazi-vorfahren-hat-mich-gepraegt/

      https://www.tagesspiegel.de/politik/trittin-vergleicht-russisches-vorgehen-mit-nazi-feldzug-gegen-die-sowjetunion-4332343.html

      https://www.focus.de/politik/deutschland/vater-von-juergen-trittin-war-bei-der-waffen-ss-biografie-des-spitzenkandidat-der-gruenen_id_2329551.html ….. ob das stimmt ?

      / 1 / P.S. …. ist der Wikipedia Eintrag von unserem … 360 Grad Dumm-Dumm Geschoß Anal ena Baerbock
      anscheinend mal wieder ( um- ) präzisiert worden, oder ? ….. Opa Waldemar ist verschwunden …..

      https://de.wikipedia.org/wiki/Annalena_Baerbock

      https://www.hna.de/politik/wehrmacht-geschichte-annalena-baerbock-gruene-grossvater-bedingungsloser-nationalsozialist-waldemar-zr-92824233.html

      … die nächste Frage … hatten die Gründungsmitglieder der Grünen( Baldur Springmann sowie braune Konsorten ? ) kontakt mit den obengenannten in Klammer stehenden ? alle oben in Nordwest – Deutschland ?

      https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/511831/gruendungsmitglieder-der-gruenen-waren-mitglieder-der-nsdap ….. Ps…. das am Ende genannte Video ist leider nicht mehr verfügbar ….

      https://www.miersch.media/gruen-mit-braunen-flecken/

      https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Vogel_(Politiker)

      … als letztes Leckerschen noch dieses ……

      https://www.kontextwochenzeitung.de/zeitgeschehen/459/gruene-anfaenge-mit-braunen-splittern-6452.html

  3. Die Erklärungen hier bleiben an der Oberfläche, bei denen handelt es sich allenfalls um begünstigende Faktoren. Kriegsursache ist einzig die Gier nach Profit in Verbindung mit dem Mißbrauch politischer Macht. Letztere wird dann benutzt, die dadurch gegebenen Mittel der Manipulation und Beeinflussung, des Ausnutzens gesellschaftlicher und persönlicher Umstände einzusetzen und die Menschen blind für ihre wirklichen Interessen zu machen. Ohne diese Blindheit würde doch niemand freiwillig in kriegerische Situationen taumeln, wo er doch nicht nur das Leben der als Gegner Gekennzeichneten, sondern auch das eigene aufs Spiel setzt. Ohne diese Blindheit wäre doch auch ganz leicht festzustellen, daß der Krieg nur denen nicht schadet, die durch ihre gesellschaftliche Stellung vor bzw. hinter den Kulissen gesellschaftliche Situationen derart anheizen, daß eine Seite mehr oder weniger zwangsläufig zur Waffe greift. Und diese Kräfte sind doch zu identifizieren, wenn man nur will.

    1. @ Otto Bismark
      In einer Beziehung möchte ich Ihnen widersprechen.
      Es gibt sowohl weibliche wie männliche sogenannte Kampfschweine (BW-Jargon), die Krieg als die ultimative sportliche Herausforderung sehen. Natürlich sind deren Vorstellungen von in der Regel schlechten Filmen, Genetik und Sozialisation mitgeprägt. Der Kampf des Individuums, modernisiert, als Fortsetzung der Tjoste im Rittertunier. Da in der aktuellen Realität die Artillerie als Königin der Schlachtfelder die Helden innerhalb von Sekundenbruchteilen verdampfen kann, wären reale Filmwerke zur Wehrertüchtigung: Vorspann/Handlung (eine Minute bis zum Exitus)/Abspann kosten- und zeitsparend herzustellen.
      SARKASMUS!

  4. Krieg ist Teil der Natur des Lebens, Es ist nicht “unsere” Gesellschaft, die ihn befördert, er ist prävalenter Teil in allen Gesellschaften gewesen. Es gab in den 1950ern eine Untersuchung an einem afrikanischen Stamm, bei dem ca. 1/3 aller Männer durch kriegerische Handlungen ums Leben kamen. Eine urtümliche, vom Kapitalismus gelöste Gesellschaft, die weitaus kriegerischer war als die unsere. Tatsächlich leben wir, wenn man es so will, in einer wirklich friedlichen Gesellschaft, denn trotz aller Kriege stirbt nicht 1/3 aller Männer durch Kampfhandlungen.
    Aber auch wenn wir das friedliche Tierreich betrachten, dann sehen wir z.B. Schimpansen, die organisierte Kriege gegen andere Schimpansen führen, das wird richtig brutal. Ameisen führen auch Kriege und natürlich machen das auch andere staatenbauende Insekten. Generell ist der Unterschied zwischen Kampf und Krieg eigentlich nur im Organisationsgrad zu sehen. Bakterien töten ihre Konkurrenten mittels biochemischer Waffen, sie führen aber keinen Krieg, weil sie nicht organisiert sind. Ebenso tötet ein Eisbär seinen Konkurrenten vielleicht, aber er führt keinen Krieg, erst einmal, weil dies nicht notwendig ist und weil es auch hier keinen Organisationsgrad gibt.
    Krieg ist unschön, aber vielleicht sollte man endlich mal ehrlich mit diesem Thema umgehen und nicht immer einen Buhmann suchen, egal ob dieser Buhmann ein “greifbarer” Feind ist (der Russe, der Ami, der Deutsche) oder ein “ungreifbarer” Feind (der Kapitalismus, der Islam, der Rechtsextremismus). Tatsächlich sind die Pazifisten von gestern, die Kriegstreiber von morgen und die Soldaten von heute, die Anti-Kriegsführer von morgen. Unter denen, die in den USA an stärksten für Frieden kämpfen, ist eine überraschend hohe Anzahl an Ex-Militärs.

    Wir sind eine kriegerische Spezies, will man den Krieg reduzieren, muss man jeden Tag daran arbeiten, es gibt keine Silberkugel, mit der das Problem endgültig gelöst werden kann, vor allem auch deshalb, weil die Vorstellung falsch ist, dass es ohne Krieg eine bessere Welt ist. Eine Sklavenhaltergesellschaft hat vielleicht auch seltener Kriege, aber es ist deshalb keine gute Gesellschaft.

    1. “..vielleicht sollte man endlich mal ehrlich mit diesem Thema umgehen und nicht immer einen Buhmann suchen,..”

      Der Ansatz ist absolut korrekt, bringt aber auch nicht weiter, wenn Mensch nicht an Ursache, sondern Schuldsuche und -übertragung interessiert ist.

      Denn wenn er es tatsächlich wäre, müsste bereits die Definition von ‘Krieg’ (gegen andere, zum eigenen Vorteil, als Mittel zum Zweck, zur Erweiterung der eigenen Macht/Dominanz ohne Rücksicht auf Kollateralschäden) beim eigenen Verhalten,
      im persönlichen Umfeld bzw. Alltag ansetzen – und eine Erkenntnis generieren.

      Aber DAS war/ist/bleibt unmöglich!

    2. es gibt gesellschaften, in denen gewalt in jeder form verachtet wird. die leben friedlich vor sich hin. kann also nicht ganz hinhauen mit der theorie, daß das alles “natürlich” sei. auch gorillas sind äusserst friedfertige tiere, deren konfliktbewältigung zumeist mit passiven strategien durchgeführt wird.
      es gibt auch keinerlei zwingende logik, die ein akzeptieren, tolerieren oder völlig teilnahmsloses nichtverarbeiten von gewalt als unabdingbar oder unkritisierbar unmöglich machen würde.
      die denkfähighkeit zu ratio und logik und den willen des menschen konflikte ohne gewalt zu lösen gibt es seit jahrtausenden. wäre es anders bräuchte man kein rechtssystem, es wäre alles unabänderliches schicksal und somit “natürlich” legitimiert. da fehlt nur noch die falschinformation des “survival of the fittest” flasch übersetzt als “der stärkere überlebt” auf das sich faschsiten so geren reduziert wissen wollen, als wissen-scgahftlicher anstrich quasi. “survival of the fittest” heisst überleben durch bestmögliche anpassung. die natur selbst hat hier also eine basis für vernunft und friedfertigkeit gelegt.

      1. Und welche Gesellschaft soll das sein? Würde mich wirklich interessieren, denn zumeist sind Gesellschaften, die sich dem Krieg verweigert haben, von ihren Nachbarn vernichtet worden. Friedfertigkeit ist keine Tugend. Würdest du dich der Gewalt verweigern, könnte es passieren, dass sich einfach jemand das nimmt, was du hast, deinen Besitz, deine Familie, dich selbst. In unserer Gesellschaft ist die Gewalt auf die Polizei ausgelagert, deswegen können es sich so viele leisten Gewaltlos zu leben. In dem Moment, wo das wegfällt, nimmt sich derjenige, der lokal am besten Gewalt ausüben kann, das was er will.
        Und klar, es gibt auch Lebewesen, die keine Kriege führen wie Kaninchen, deren Strategie ist es einfach so viel zu ficken wie möglich und sich zu vermehren. Deswegen schrieb ich ja von Organisation als Voraussetzung. Übrigens kämpfen auch Kaninchen im Wettstreit um Weibchen gegeneinander.

        Solange es nicht genügen Ressourcen für alle gibt, und damit sind nicht nur materielle Ressourcen gemeint, sondern z.B. auch Frauen, solange wird es Kriege geben, denn organisiert kämpft und raubt es sich besser. Deswegen heißt es ja, dass es im Himmel unendlich viel von allem für alle guten Seelen gibt, weswegen es ja auch keinen Krieg im Paradies gibt…oder doch?

    3. Ich würde einen Stammeskonflikt nicht als Krieg bezeichnen, das geht in die Irre, weil Größenordnung, Ausgangslage und Motivationen vollkommen unterschiedlich sind. Das Einzige, das diese beiden Bereiche gemeinsam haben, ist die menschliche Aggressivität, die evolutionär i.d.R. dem Überlebenskampf diente, aber heutzutage psychologisch instrumentalisiert wird (u.a. “information warfare”).

      Was kann ich für den Ukrainekrieg? Nichts! Ich würde auch niemals gegen Russen kämpfen, weil unsere Führer und Medien bis zum Anschlag verlogen sind.

      Ich würde aber sehr wohl kämpfen, wenn der Nachbarstamm unsere Frauen raubt…

  5. Ich fasse das “Thema” mal anders an:

    Wie lange schon wird diese “Frage” hingekackt und in der zerlaufenden Scheiße rumgestochert?
    Wenn eine etwas neblige Erinnerung mich nicht täuscht: Mindestens seit Plato.

    Was ist das Erste, was einem Zuschauer auffallen könnte?
    Daß derjenige, der da kackt, offenbar meint, etwas Exzeptionelles vollbracht zu haben, denn er nimmt sich erst von “der Menschheit” aus, um sich ihr dann mit seinem pfäffischen “uns” als ein Opfer wieder anzudienen.
    Und in dieser Erscheinungsform, der des virtuellen Opfers, leckt er dann den Kriegführenden, die er ja bestens kennt, die Füße und die Nille, zur Erbauung erfürchtiger Zuschauer.

    Auf fast jede irrationale Frage – wenn sie nicht einer physischen Krankheit entstammt – gibt es eine rationelle Antwort, weil Verleugnungen, Beschönigungen, und selbst schlichte Irrtümer den Gegnstand enthalten und zumeist auch elementar bestimmen, der verleugnet, beschönigt, irrtümlich aufgenommen wird.
    Hier ist die rationelle Antwort ebenso schlicht, wie erzwungen dümmlich: “Menschen” sind halt Tiere, und Tiere sind ab einem frühen Stadium organischer Diversifizierung wehrhafte Kreaturen.

    Damit habe ich hoffentlich für einige Leser eine Mitteilung nachgeholt, die in der Vorschule ausgefallen war …

    1. Übrigens: Seit vorgestern werden Auszüge aus Merkels “Memoiren” zirkuliert, die durchaus relevante Teil-Antworten auf die Frage nach der aktuellen “Friedlosigkeit” in diesem Lande erlauben und dabei Gerüchte, Fälschungen, Denunziationen kassieren, die von 95 von 100 Overton-Lesern seit zweieinhalb Jahren in Umlauf gehalten werden.
      Natürlich haben sich die Nillenlecker umgehend ‘dran gemacht, die Richtigstellungen zu fälschen … zum Beispiel im DLF. Und es fällt natürlich umgekehrt keinem Overton-Autoren ein, den Vorgang zu thematisieren. Auch Roberto bislang nicht, der sich, falls ich mich nicht falsch erinnere, an der Fälschung der Merkel-Aussagen in der Zeit mehrfach beteiligt hat.

      Das ist nur ein kleines Element der “Friedlosigkeit”, gewiß, aber es ist eines, und es motiviert mich zu einer Ergänzung des Vorgesagten:
      Der Kackhaufen ist ja eine gewaltige Heuchelei und heucheln ist eine Form der Lüge.
      Wenn man sich die zahlreichen Berichte und Mitteilungen von blutigen Kämpfen abseits von Klassengesellschaften genauer anschaut, und wenn sie überdies noch von gewissenhaft ehrlichen und wissbegierigen Berichterstattern kommen, dann lag ihren VerläufenNICHT IHNEN SELBST – stets eine Lüge zugrunde, die auf einem weitläufigeren Komplex von Lügen beruht, der wiederum in den meisten Fällen als eine Aufrechterhaltung brüchig werdender Mythen /Mythologien erscheint. Deren Brüche werden übertüncht, da richtet sich die Wehrhaftigkeit gleichsam “nach innen”, bevor sie nach außen Ziele sucht und findet.
      Ca y est. – Denke ich.

      Hört auf zu lügen. Dann braucht ihr auch nicht zu töten und zu verstümmeln, es sei denn in unausweichlichen Fällen.

      1. Etwas mehr könntest du den Mitlesern, die nicht immer die Zeit haben sich Umfassend zu Informieren, schon verraten. Geht es um die Minsker Verträge, bzw. die Einlassung, sie haben nur Zeit schinden sollen?

    2. Krieg ist Folge der Ausweglosigkeit, in die sich Menschen bringen. Das können Tiere nicht.

      Es gibt Meinungsverschiedenheiten, für die es keinen Kompromiss gibt. (Weiter oder Umkehren?)
      Wenn dann kein Platz mehr ist, um getrennte Wege zu gehen, müsste vom vorletzten Schritt, der zur Ausweglosigkeit führt, abgesehen werden.

      Diesen Schritt gehen nur diejenigen, die sich für was Besseres als die anderen halten.

      “Thomas Gruen” hält irgendwelche anderen für Nillenlecker, was immer das auch ist.
      Damit ist die Frage beantwortet.

      1. Nillenlecker ist ein anderes Wort für Schwanzlutscher.
        Wahrscheinlich der more sophisticated Ausdruck dafür.
        TG kann offenbar nicht anders als seine Posts immer mit solchen Geschmacklosigkeiten zu garnieren.

  6. Krieg ist ein gutes Geschäft für die Vertreter der Rüstungsindustrie und dient bekanntermaßen der einen und anderen Regierung dazu, von anderen Problemen abzulenken. Macht -Erhaltung und Macht-Ausdehnung sind die wesentlichen Beweggründe, wirtschaftliche Interessen lassen sich darunter subsumieren.

    Was den Menschen ausmacht, im Gegensatz zur Ameise etwa, aber durchaus nicht nur: ist, dass er sich entscheiden kann.
    Fragen sollte man sich also eher: was hindert Menschen daran, sich offen gegen Krieg zu entscheiden und dies auch laut und deutlich kund zu tun? Einer Gallup-Umfrage zufolge wollen z.B. nur noch 9 Prozent der Ukrainer, dass der Krieg fortgesetzt wird.
    Wo sind die Stimmen derjenigen, die einen Waffenstillstand bevorzugen? Ein Ende des Krieges, auch unter Eingehen von territorialen Kompromissen gegenüber Russland? Warum schweigen sie?

  7. Wir hatten seit 1945 Frieden in Europa. Und dann kamen die russischen Faschisten.

    Der einzige Grund, warum es überhaupt noch Armeen in Europa gibt, waren und sind die russischen Faschisten.

    1. Jugoslawien, Kosovo schon vergessen? War nach 1945,
      falls Sie das vergessen haben sollten….
      das grösste Hinderniss zum Frieden in Europa ist die NATO!

    2. Das Märchen hat der vergessliche Scholz dem Putin auch auf offener Bühne erzählt – und wurde dann argumentativ ausgeknockt. Hätt er mal vorher seinen Altvorderen Schröder gefragt, der wusste, wer zuerst einen Angriffskrieg in Europa angezettelt hatte.

      Und du Schlafmütze weist es heute noch nicht.

  8. Die Kopfjagd zählt zu den ältesten Ritualen überhaupt und war überall auf der Welt verbreitet. Sie war eine feste Tradition der keltischen Kriegerkultur während der Eisenzeit. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Kopfjagd auf Neuguinea noch verbreitet. (vgl. Wikipedia) Südamerikanische Kopfjäger präparierten ihre Trophäen häufig zu Schrumpfköpfen, die im Westen reißenden Absatz fanden, und veranstalteten dann deshalb Kopfjagden. In Indonesien bekriegten sich Stämme wegen perverser Praktiken, obwohl sie allesamt selbst pervers waren, aber jeweils anders. Gründe für Krieg lassen sich immer leicht finden. Aggressivität und Kriegslüsternheit sind angeboren, werden zwar kulturell unterdrückt, können aber leicht herausgekitzelt werden, weshalb im Westen viele eine Fortsetzung des Ukrainekriegs wünschen, obwohl er verloren ist und seine Fortführung gravierende Nachteile bringt. Genetisch betrachtet sind Leute Feiglinge, die nicht in Blut baden wollen, sondern Angst vor einem Krieg haben. Die meisten “zivilisierten” Menschen sind geil darauf, Unfallopfer zu begaffen und wenn möglich mit dem Handy zu filmen. Die ganze Zivilgesellschaft mit ihren NGOs ist eine Meute von Kriegshetzern, obwohl sie beansprucht, nicht politisch oder wirtschaftlich motiviert zu sein. Es gab nicht erst sondern schon in der Jungsteinzeit Krieg. Davor gab es zu wenige Menschen und keine geeigneten Waffen. Längere Friedenszeiten gibt es erst in der Neuzeit. Sie treten auf, wenn derart viele Menschen hingeschlachtet und Ressourcen vernichtet wurden, dass eine Erholungsphase unausweichlich ist. Früher oder später überwindet der Aggressionstrieb jede Angst, z. B. die vor einem Atomkrieg.

  9. Es ist natürlich nicht der Todestrieb der zu Kriegen führt. Im Gegenteil, ursächlich ist es der Lebenstrieb der zu Kriegen führen kann, nämlich immer dann wenn die materielle Lebensgrundlage als gefährdet angesehen wird. Das war auch schon bei unseren tierischen Vorfahren so und ist eigentlich das Natürlichste der Welt. Warum sollte es also bei den Menschen anders sein?

    Sieht man die natürliche Lebensgrundlage gefährdet, dann wird darum gekämpft. Das lässt sich auch bei den aktuellen Kriegen in der Ukraine und in Nahost sehen. Die Russen sehen ihre Existenz durch den Westen gefährdet und die Israelis durch Palestinenser und Iraner. Es sind letztlich Kriege um materielle Ressourcen und Sicherheit für das Überleben der eigenen Gesellschaft mit der dazu gehörenden Kultur. Und um diese Ziele zu erreichen werden ideologische Narrative gesponnen, wozu etwa auch die Entmenschlichung des Gegners gehört.

    In den Bereich der Ideologie gehören auch die im Artikel angeführten “Ausgrenzungen, Abwertungen und die Demütigung ganzer Völker”. Sie gehören nicht zu den Ursachen sondern sind lediglich Symptome, die deshalb auch nicht mit einer speziellen Erziehung beseitigt werden können. Der “Kampf gegen Rechts” hat ja auch nicht das Erstarken der AfD verhindert.

    1. Richtig ist, dass es bei Freud nicht nur den Todestrieb, sondern auch den Lebenstrieb gibt. Beide können zusammenwirken. Aber wenn sich Länder gegenseitig bedroht fühlen, dann ist das der Todestrieb, denn es geht nicht um natürliche Lebensgrundlagen. Darum ging es vielleicht mal, aber das ist nicht mehr so und noch nicht so. Die Instinktausstattung des Menschen passt nicht mehr in die technische Realität.

      1. “Aber wenn sich Länder gegenseitig bedroht fühlen, dann ist das der Todestrieb, denn es geht nicht um natürliche Lebensgrundlagen.”

        Wenn sich Länder bedroht fühlen, dann geht es natürlich um die eigene Lebensgrundlage der Existenz. Worum denn Sonst? Der Todestrieb gehört in den Bereich der Dichtkunst oder in die Pathologie.

      2. „Lieber rot als tot“ war die Parole der Pazifisten im Kampf gegen die Wiederbewaffnung. Das war Lebenstrieb. “Lieber tot als rot” war die Parole der Nazis im zweiten Weltkrieg. Das war Todestrieb. Als Student fiel es mir extrem schwer, die Hypothese eines Aggressionstriebs anzunehmen. Willy Brandt sagte mal, dass er als junger Mensch der Illusion erlegen sei, dass der Mensch gut sei. Ein schrecklicher Irrtum, sagte er. Man müsse froh sein, wenn sie sich im Schach halten. Es gibt auch viele Freizeitbeschäftigungen, die der Abfuhr von Aggression dienen, und die Hooligans verabreden sich freundschaftlich mit den “feindlichen” Fans zu ihren Schlägereien. Das ist o.k., wenn es nicht anders geht.

      3. Garno hat recht:
        1.Denn die “Technik” ist nichts anderes als die Erscheinungsform des von Nietzsche für den Übermenschen, beanspruchten “Willen zur Macht”. Nach Heidegger fördert die Technik eine Ausbreitung des nihilistischen, haltlosen Denkens. Ein Denken, das Freud zur Behauptung eines “Todestriebes” führte, obwohl ein solcher, im Unterschied zum Lebenstrieb, dem Menschen nicht innewohnt.
        2. Im übrigen hat Hitler in “Mein Kampf” nicht nur das wahre Motiv für seinen Krieg (der große Bedarf an Land und Ressourcen für das fleißige deutsche Volk) deutlich beschrieben, sondern auch die Theorien der Zeit, die ihm dafür die Legitimation lieferten (vor allem Darwins Überlebenskampf als Mechanismus der Höherentwicklung per Durchsetzung der Stärkern, sowie die Verallgemeinerung der Zuchtmethoden der englischen Schafzucht auf alle Lebewesen, einschließlich der menschlichen “Rassen”..
        3. Der Artikel von Waldrich verfehlt aufgrund der Psychologisierung den größten und wichtigsten Teil der Kriegsgründe, nämlich die materiellen Bedürfnisse (einschließlich der Hybris des Profitmachens) und folglich die physische Abhängigkeit der Menschen vom Stoffwechsel mit der Natur. und den natürlichen Lebensgrundlagen. Diese werden heute im großen Stil, vor allem auch in den Kriegen, verwüstet, so dass diese Abhängigkeit und mithin auch die Kriegsgründe ständig wachsen – wenn nicht auf ein friedliches Auskommen mit der Natur sowie mit Einander eingelenkt wird.
        4. Richtig scheint, dass Kriege mit der Sesshaftigkeit entstanden sind oder zumindest rasant zugenommen haben, was allein schon durch das starke Bevölkerungswachstum und die entsprechende Übernutzung der Natur in dem für die Sesshaftigkeit typischen eng begrenzten Territorium bedingt war. Der Krieg nach außen war nur die Fortsetzung des Krieges gegen die Natur nach innen, der zur fast völligen Entwaldung des Vorderen Orientes mit nachfolgender Wüstenbildung führte. In der sog. Bronze- und Eisenzeit waren Kriege im westlichen Eurasien an der Tagesordnung.
        5. Wie die “Wissenschaft” auf die “99,9” % kommt, in der die Menschheit angeblich in Frieden lebte, ist völlig schleierhaft. Die Vewendung dieser Zahl in dem Artikel entlarvt diesen gänzlich der völligen Abgehobenheit und Hörigkeit, offiziellen Narativen gegenüber. Wie errechtnet sich diese Zahl, wenn klar ist, dass allein in den beiden vergangenen industriellen Jahrhunderten mindestens jede Generation, also im Schnitt alle 30 Jahre, von einem Krieg unmittelbar im eigenen Land betroffen war oder in anderen Ländern Krieg führte. Rechnet man die Militarisierung für den Krieg und die Entbehrungen nach dem Krieg ein, dann kommt man selbst bei personenbezogener Schätzung kriegsbedingter Zeiten auf weit mehr als 20 % des Lebens eines Menschen in Europa: Mein 1876 geborener und 75 Jahre alt gewordener Großvater war selbst 3 Jahre im 1. Weltkrieg, 6 Jahre lang mittelbar vom 2. Weltkrieg betroffen und hatte ca. 12 Jahre lang unter den Kriegsfolgen zu leiden. Das ergibt 21 Jahre, von 75 Jahren Lebenszeit, Krieg und Kriegsleid, also ca. 30 % des Lebens.
        Nimmt man eine andere Referenz, z.B. das globale Territorium, dann gibt es heute so gut wie keinen Frieden mehr auf der Welt, sondern nur noch zahllose Kriege mit Millionen tagtäglich betroffener Menschen.
        Wie abgehoben muß man sein, um es fertig zu bringen, diese Zahl von 99,9 % zur Bilanzierung von Krieg und Frieden zu verwenden. Das diskreditiert den ganzen Artikel, wie im übrigen auch noch folgendes:
        6. E.Fromm hat die Forschungen zum “autoritären Charakter” initiert und größtenteils durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass Menschen, die in familiären und sozialen Unterdrückungsverhältnissen, Armut und kasernenhaften Schulen aufwachsen, weniger kritikfähig und auch staatlichen Stellen gegenüber viel gehorsamer sind. Bezieht man dies auf die heutigen Verhältnisse an den Grund- und Hauptschulen, dann läßt sich unschwer eine Mittäterschaft des derzeitigen Bildungssystems am Heranwachsen einer kriegsbereiten Generation erkennen. Aber es sind auch hier eher die materiellen physischen Verhältnisse an den Schulen, die das bewirken, weil der Staat bei Bildung und Kultur spart um aufrüsten zu können.
        6.Kriege sind also nur durch ein genügsameres Leben (Suffizienz als wichtigstes Ziel nachhaltigen Lebens), den Abbau sowie die Kontrolle der Macht der reichen Nutznießer eines verschwenderischen Lebens und eine umfassende Aufklärung über die historischen und aktuellen Motive für die Verteufelung anderer Menschen und Gesellschaften zu verhindern. Solange also die akuelle Haßpropoganda der staatstragenden Parteien als Friedenspolitik durchgehen kann, wird der nächste Weltkrieg nicht zu vermeiden sein.

        1. Ich denke dass meine Generation noch viel kasernenartigere Schulen hatten als heute.
          Verstärkt hat sich die Konkurrenz zwischen verschiedenen Schülergruppen, z.B. Islamisch gegen Westlich. Hier habe ich auch schon Vorstufen kriegerischen Verhaltens mitbekommen.

  10. es ist gar nicht so einfach, fuer einen angenommenen “guten” zweck, die eigenen hemmungen zu ueberwinden – das kann und muss man nicht selten einueben – mediziner kennen das. und selbstreflektion muss zwingend sein und das muss durch fremdueberwachung gesichert sein. nur so funktioniert das und das ist eminent wichtig und muss in das system zwingend implementiert werden.

  11. Ich krieg leicht Knoten im Kopf bei solchen Erörterungen, wenn auf der einen Seite von der Natur des Menschen die Rede ist und von dem, was alles genetisch vorbestimmt sein soll, und auf der anderen Seite über Gruppen geredet wird, die, in Auslebung der vermeintlichen menschlichen Natur, aufeinander einprügeln oder miteinander auskommen, so als ob Gruppen Gene hätten, oder Gefühle. Wie es von der angeblich angeborenen Bereitschaft des Einzelnen zur Aggression zur kollektiven Agression in Kriegen kommt, bleibt dabei unterbelichtet.

    Menschen haben Gefühle. Mitglieder einer Gruppe können die gleichen Gefühle haben, aber um das festzustellen, müssen sie miteinander reden. Ob daraus eine Gruppenaggression wird, hängt dann sehr daran, wie diese Kommunikation verläuft. Jedenfalls geht einer Gruppenaggression immer eine Verabredung dazu voraus.

    Hier kommt es für mich aber so rüber, als läge der Aggression eines Individuums, bspw. eines Mörders, dasselbe zugrunde wie der Aggression einer Armee. Für mich sind das aber so grundverschiedene Dinge, dass es mir eher irreführend vorkommt, so über Kriegsgefahr nachzudenken.

    Allgemein kommt es mir so vor, als wäre es leichter, Gruppen zur Vernunft zu bringen, als einzelne sagen wir mal pathologisch Aggressive. Das mag daran liegen, dass rein statistisch gesehen in Gruppen die pathologisch Aggressiven eine winzige Minderheit sind und echte demokratische Prozesse das auch zum Ausdruck bringen müssten.

    Schon Kant hat in seiner Schrift zum ewigen Frieden den einfachen Vorschlag gemacht, Kriegshandlungen per Plebiszit absegnen zu lassen. Hielten sich alle Länder daran, dürfte das die Kriegsgefahr schon bedeutend reduzieren.

    1. Stimmt. Sogar die seit 10 Jahren von Banderisten aufgehetzten Ukrainer haben die Schnauze voll vom Krieg und scheissen auf den Sieg über Russland. Sie wollen einfach nur Frieden. Nur geisteskranke Hetzer wie „Naturzucker“ und der andere NATO-Abschaum wollen das Schlachten fortsetzen, bis alle Atomraketen verschossen sind. Aber sie sind und bleiben eine Minderheit. Kriege brauchen nur Geistesgestörte und die reichsten 3% der Weltbevölkerung.

      1. Schön, deine Suada. Klingst wie ne 3-Schekel-Bahnhofsnutte auf schlechtem Crack nach der Frühschicht. Oh, passt dann ja auch.

    2. … , Kriegshandlungen per Plebiszit absegnen zu lassen……

      …. dann sähe unser …. 360 Grad Dumm-Dumm Geschoß Annalena ….. aber ziemlich dumm aus ….

      …. Mann o mann ….. hat ” Die ” eine große Fresse !!!

      https://www.rnd.de/politik/annalena-baerbock-krieg-gegen-russland-moskau-fordert-erklaerung-fuer-aussage-YNGEGJ7QACYAAZBNN2LPKSFLEM.html

      …. Mann o mann ….. hat ” Die ” hat die große Fresse wieder eingepackt !!!

      https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/annalena-baerbock-doku-diplomatie-russland-100.html

  12. Hans-Peter Waldrich

    „Sind Kriege also ein in der Menschheit angelegtes und immer wieder zum Durchbruch kommendes Triebereignis?“

    Nicht nur der Autor stellt diese Frage, sie ist ja Gegenstand allgemeiner Erörterungen.

    Seltsamerweise finden bei dieser Betrachtung maximal 50% der Menschheit Berücksichtigung. Es gibt kriegsbegeisterte Frauen, keine Frage, aber mit dem Säugling im Arm und der vierjährigen Tochter an der Hand stolpert keine Mutter in den Krieg.

    Zum Thema:

    Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut.
    Lord Acton

    Kriegsbegeisterung WK I

    Allgemeine Kriegsbegeisterung ist eine Mär

    Von Barbara Galaktionow

    Sehnte sich ein Großteil der Deutschen im Sommer 1914 nach einem großen Knall? Zogen sie tatsächlich begeistert und voller Heldenmut in den Krieg, großem Leid und frühem Tod entgegen? Diese Vorstellung war über Jahrzehnte hinweg im kollektiven Bewusstsein der Deutschen verankert. In jüngerer Zeit wurde sie durch eine Reihe wegweisender Forschungen berichtigt.

    Die Reaktion der Bevölkerungsmehrheit auf den drohenden Krieg sah anders aus. In den Tagen vor Kriegsausbruch rief die SPD in Berlin zu Anti-Kriegs-Demonstrationen auf. Trotz offiziellen Verbots nahmen mehr als 100 000 Menschen an diesen Protestzügen teil – weit mehr als an den patriotischen Demonstrationen. Zeitungen berichten in den Tagen um den Kriegsausbruch von einem regelrechten Ansturm auf die Banken sowie von Hamsterkäufen in Lebensmittelläden.

    https://www.sueddeutsche.de/politik/erster-weltkrieg-die-allgemeine-kriegsbegeisterung-ist-eine-maer-1.2075802

    .

    1. “Seltsamerweise finden bei dieser Betrachtung maximal 50% der Menschheit Berücksichtigung. Es gibt kriegsbegeisterte Frauen, keine Frage, aber mit dem Säugling im Arm und der vierjährigen Tochter an der Hand stolpert keine Mutter in den Krieg”

      Welche Täuschung, meine Mutter ist eines der Kinder im Krieg geboren und am Ärmel der eigenen Mutter auf dem Rückzug, in einen Katjuscha Beschuss der Roten Armee geraten. Krieg ist in der Regel immer Total und Frauen mit Kindern machen das auch mit, was für ein Frauenbild wird hier eigentlich Verbreitet.

      Das der gute Mädchen Napfkuchen Club’s

      1. Ja, genau. Frauen machen das mit, weil sie ihren Säugling im Arm haben, den sie unbedingt schützen wollen.

        Es ging mir dabei aber um die – angeblichen – ‚kriegsbegeisterten jungen Männer‘, die in den Krieg ziehen. Das ist der falsche , weil unvollständige Ansatz, Krieg aus der menschlichen Natur her erklären zu wollen.

    2. ….. Es gibt kriegsbegeisterte Frauen, keine Frage, aber mit dem Säugling im Arm und der vierjährigen Tochter an der Hand stolpert keine Mutter in den Krieg. ….

      … bei den Berichterstattungen aus der Ukraine ….. fallen mir spontan bezahlte Statisten … bzw … strammen Rechte ein !!

    3. Der Mythos von der friedlichen Frau wurde bereits widerlegt:
      https://www.geo.de/magazine/geo-magazin/17490-rtkl-studie-waere-eine-von-frauen-beherrschte-welt-friedlicher

      Zitat:
      “Die Wahrscheinlichkeit, dass Königinnen in Kriege zwischen Staaten verwickelt waren, war 27-fach höher als bei Königen. Besonders hoch war der Anteil bei verheirateten Monarchinnen.”

      Allein Dinge wie die öfter bei Frauen zu findende extreme Subjektivität, weibischer Rabulismus, intrasexuelle Konkurrenz (irrationale Zickenkriege und Krabbenkorbeffekt) zeigt, dass es Frauen faustdick hinter den Ohren haben können (obgleich sie ein wesentlich besseres Selbstbild von sich zu pflegen scheinen).

      1. Das habe ich auch nicht bestritten:

        Zitat: Es gibt kriegsbegeisterte Frauen, keine Frage, …

        Ich finde die Argumentation, die sich auf einige „kriegsbegeisterte“ Gruppen stützt, unvollständig und daher ungültig.

        PS: Krabbenkorbeffekt

        Danke, das nachgesagte Verhaltensmuster kannte ich, aber noch nicht als Metapher.

      2. Die Warscheinlichkeot, dass eine Frau auf dem Thron automatisch zum Ziel der sie umzingelnden Männer war ist 100% weil sie als schwach galt, und daher leichtes Opfer, daher der Drang Stärke durch Aggression zu beweisen.

        Kaiserin Maria von Österreich dass noch kaum auf dem Thron, da sind die Nachbarn schon einmarschiert und haben Teile vonn Österreich besetzt.

        Sie musste nun also mehrerer Kriege führen, um ihren Thron zu behalten, während von den Männern jeweils nur einer geführt wurde, da kommt man leicht auf 30%.

        Die Zahlen sprechen also ohne die Hintergründe gar nicht für sich, kann man aber gut benutzen, um mal wieder gegen Frauen zu hetzen, die im Übrigen auch die meisten Friedensbewegungen begründet haben.

        Martriarchalische Gesellschaften sind weitaus friedlicher, lassen sich aber schlecht benutzen, wenn man Fakten verdrehen will.

  13. Wenn Taurus Raketen mit aktiver Hilfe deutscher militärischer Spzialisten den Kreml treffen und anschließend russische Vergeltungsschläge Deutschland treffen, dann ist der Krieg Deutschland-Russland “ausgebrochen”. Irgendwie, wie eine Naturkatastrophe über uns hereingebrochen. Hat ja keiner voraussehen können …

    Ich denke, die Hauptgründe für Kriege sind Habgier (Rohstoffe), Größenwahn, Realitätsverlust.
    Das ist nun alles auf westlicher Seite zusammen gekommen.

    1. .. Wenn Taurus Raketen mit aktiver Hilfe deutscher militärischer Spzialisten den Kreml treffen und anschließend russische Vergeltungsschläge Deutschland treffen, dann ist der Krieg Deutschland-Russland “ausgebrochen”….

      …. hat Deutschland überhaupt genug Trümmerfrauen ? oder müssen Kräfte aus dem Ausland hinzugezogen werden ?

      …. ach ich vergaß ….. die lahme Ente ” Andrea Nahles ” wird endlich mal gefordert !!!

    1. @ bert huber
      So ist es. Wenn die herrschende politische Kaste nicht in der Lage ist die realen Probleme des nationalen gordischen Knotens zu lösen, bzw. diesen noch mehr zu verwirren, greift sie zur Waffe des grossen Alexander, dem Schwert, aka Krieg.

  14. In aller Kürze:

    Erstens: Wie oben von Mitforisten gefragt – Wer ist „uns“? Ich bin Wehrdienstverweigerer und lehne Gewalt als Mittel zur Konfliktaustragung ab – einige andere halten es auch so. Sind „wir“ dennoch friedlose Gesellen? In welchem Sinne? In wessen Sinne?

    Zweitens: Weil Herr Waldrich Fromm erwähnt, den mal noch etwas ausführlicher paraphrasiert… Denn Fromm unterscheidet in seiner Anatomie der menschlichen Destruktivität u.a. lebensbejahende von nicht lebensbejahenden Gesellschaften (S. 191 – 201, inkl. Beispiele für die jeweiligen Gesellschaftstypen).

    In ersteren fördern die sozialen Strukturen und gesellschaftlichen Werte das individuelle und kollektive Leben und Glück, sodass die Menschen zu einem erfüllten, kreativen und liebevollen Dasein befähigt werden. Solche Gesellschaften schätzen menschliche Beziehungen, sind ziemlich gewaltavers und fördern das Wohl des Einzelnen wie der Gemeinschaft. Sie sind laut Fromm geprägt von Verständnis, Zusammenarbeit (statt Egoismus), Gerechtigkeit, der Abwesenheit von Ausbeutung et cetera. Sie machen deutlich, dass der Mensch nicht von „seiner Natur her“ schlecht ist, sondern sehr wohl ein kreatives, fühlendes und kooperatives Wesen sein kann. Aggressivität ist laut Fromm explizit keine „angeborene Leidenschaft“ des Menschen.

    Im Gegensatz dazu stehen die nicht lebensbejahenden Gesellschaften. Ergo solche, die den Menschen in seiner Entwicklung hemmen und ihm die Möglichkeit verwehren, ein wirklich erfülltes Leben zu führen. Hier wird das Individuum oft zum Mittel für äußere Ziele gemacht, seien es „wirtschaftlicher“ Erfolg, Machterhalt oder ideologische Dogmen. In solchen Gesellschaften wird das Leben als etwas gesehen, das kontrolliert, ausgebeutet oder manipuliert werden muss, um gewisse Ziele zu erreichen. Es sind – wie ich ergänzen möchte – Gesellschaften, in denen Menschen anstelle von Authentizität eine bestimmte, fremd induzierte Identität haben müssen, die von einem -ismus regiert wird (Nationalismus, Konsumismus, Fundamentalismus, Konsumismus, Liberalismus, Stalinismus… pick your poison). Diese Gesellschaften tendieren laut Fromm dazu, Kriege und Konflikte zu fördern, da sie eben auf Gewalt, Konkurrenz und Zerstörung ausgerichtet sind. Sie sind allgemein geprägt von Gewalttätigkeit, Zerstörungslust und Grausamkeit.

    Ein prägnantes Beispiel für eine solche nicht lebensbejahende Gesellschaft ist natürlich unsere geliebte kapitalistisch-imperialistische Ordnung. Maaz beschreibt sie gerne auch als „Normopathie“ – eine Art psychischer Erkrankung, bei der die Gesellschaft bestimmte Verhaltensnormen und Werte so stark internalisiert hat, dass Individuen ihre eigene Menschlichkeit und kreative Freiheit verloren haben. Die kapitalistische Gesellschaft belohnt bekanntlich vor allem den Erfolg in Form von materiellen Besitztümern und Macht, und sie fördert jene normopathische Haltung, bei der Menschen ihre eigenen Bedürfnisse wie soziale Kooperation zugunsten von Profitmaximierung und Konkurrenzdenken unterdrücken.

    In einer solchen Gesellschaft sind Kriege oft das Mittel der Wahl, um Interessen durchzusetzen, Märkte zu kontrollieren oder politische Macht zu sichern. Die permanente Ausbeutung von Ressourcen und die Fragmentierung der Gesellschaft führen zu einem Klima der Unsicherheit, in dem Konflikte vielen als „natürlich“ und „unvermeidlich“ erscheinen – und es aufgrund der systemischen Bedingungen dann mitunter auch sind. Das menschliche Leben wird in diesem Kontext entwertet, was zu Gewalt und Zerstörung führt, sowohl in zwischenstaatlichen als auch in innergesellschaftlichen Konflikten. Zumal, wenn sich die betreffende Ordnung über den ganzen Globus erstreckt.

    Fassen wir die Gedanken der Autoren zusammen, lässt sich sagen, dass die Friedlosigkeit in unsere Teil der Welt von der nicht lebensbejahenden kapitalistisch-imperialistischen Gesellschaftsstruktur herrührt, die nun einmal auf Phänomenen wie Normopathie, Materialismus und Machtstreben basiert. Will man das ändern – müsste man eben ans System und seine Träger(schichten) ran. Aber wer will das schon? Ist doch nett hier, nicht wahr? Und der Lieferando-Fritze schleppt einem sogar wochenends das (Fr)Essen ins Haus…

    1. In aller Kürze:
      Ich halte Fromms “lebensbejahende Gesellschaft” für Druidentee. Wenn Menschen fähig wären, ein Paradies zu bauen, in dem jeder jeden liebt und alle Konflikte gewaltfrei gelöst werden, würde die Welt anders aussehen. Das Paradies wird immer ein Traum bleiben. Das liegt nicht am kapitalistischen Imperialismus, sondern an der Unfähigkeit der Menschen, ein Paradies zu bauen. Wir können uns ein Paradies vorstellen, wir können versuchen, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen, aber wir sind immer gefangen in unseren Lebensbedingungen, zu denen destruktive persönliche Eigenschaften ebenso gehören wie destruktive gesellschaftliche Eigenschaften. Das Destruktive ist immer Teil unserer Existenz, mehr oder weniger ausgeprägt, aber unüberwindbar. Der eigene Tod ist die ultimative Destruktion. Destruktion ist in diesem Sinne durchaus lebensbejahend. Der Tod nährt anderes Leben und macht Platz für neues. Leben und Tod bedingen sich gegenseitig. Wenn das ultimativ Destruktive das Leben bejaht, kann eine Gesellschaft nur leben, wenn es das Destruktive akzeptiert. Eine gesunde Gesellschaft setzt dem Destruktiven jedoch Grenzen. Sie sorgt dafür, dass es nicht überhandnimmt. Dafür schafft sie die nötigen Bedingungen. Zum Beispiel einen Rechtsstaat.

      1. @ Prosecco und @ Altlandrebell:
        Ich stehe mit meinen Ansichten mal wieder ein wenig zwischen euch.
        Altlandrebell, Ihre Position ist gut argumentiert, geht mir aber in der Tat ein wenig zu sehr in Richtung paradiesische Utopie. Einen wichtigen Punkt sehe ich in der Tat bei Prosecco, wenn er sagt, dass auch Destruktion und Tod lebensbejahend sein können. In der Tat ist das so, ohne das verkümmert das Leben auf Dauer auch und verliert seine Vitalität. Es kommt hier eben sehr besonders auf das WIE an.
        Wie geht eine Gesellschaft mit Tod und Destruktionstendenzen im Menschen um. Und bei den “nötigen Bedingungen”, Prosecco, sehe ich dich dann aber ein wenig zu kurz greifen. Ein Rechtsstaat ist sicher eine gute Sache, aber weit weg davon starke menschliche Triebe und Instinkte im Zaum halten zu können, jedenfalls nicht, wenn die Gesellschaft einer starken Belastung ausgesetzt ist.

        Destruktion und Tod, ja, aber ich möchte auch noch die beiden Begriffe Aggression und Macht dazu nehmen. Aus diesen vier Begriffen, die meiner Ansicht nach nicht aus der menschlichen Existenz wegzudenken sind und auch sich nicht gänzlich kulturell einhegen lassen, entsteht die psychische Konstellation, die zu Kriegen führen kann, aber nicht notwendigerweise immer muss.

        Man kann natürlich auch auf dem Standpunkt wie Stephan Hawking stehen, der seinerzeit meinte man müsse so schnell wie möglich andere Planeten besiedeln, weil der Mensch nun mal eben so wäre, dass er die Erde bald durch Kriege und Umweltzerstörung zugrunde richten würde. Daran würde kein Weg vorbei gehen.
        Das sehe ich allerdings nicht so. Meine These ist, dass man mit Destruktion und Tod, Aggression und Macht einen anderen Umgang finden muss. Bisher war das Ziel mehr oder minder diese vier Dinge zu unterdrücken oder unter feste Kontrolle zu bekommen oder weitestgehend zu ignorieren (Tod), wo es nicht anders ging.
        Dabei sind all diese Dinge, nach meiner Ansicht, untrennbarer Teil des menschlichen Daseins. Und man muss sich ihnen wieder in positiver Art zuwenden, anstatt sie als schlimm und böse und nur zerstörerisch aus dem Leben drängen zu wollen. Man muss es fließen lassen, anstatt es aufzustauen, bis dann irgendwann der Staudamm bricht und Aggression, Zerstörungswut und Machtgier sich über die Menschen ergießen.
        Es gibt so etwas wie schöpferische Zerstörung, die nötig ist um Überkommenes zu beseitigen. Aggression hat auch viele sinnvolle Eigenschaften. Im Kampf mit sich und anderen, auch entlang der Linien nahe am Tod entlang entwickelt sich der Mensch weiter. Die zeitweilige Nähe zum Tod oder auch die Möglichkeit ihm tatsächlich zum Opfer zu fallen, stärkt auch wieder sein Leben. Nicht umsonst riskieren gerade junge Leute oft und gerne ihr Leben. Selbst Macht hat einen bedeutenden Sinn in diesem Zusammenspiel und sollte nicht nur negativ besetzt sein, wie es das heute aber meistens ist. (Eine zu weites Feld es hier genauer zu erörtern)
        Will man aber all diese Dinge zu sehr einhegen oder es auf die falsche Weise tun, so wie es schon seit langer Zeit geschieht, dann suchen sich diese Dinge ihren eigenen Weg durch den Untergrund der menschlichen Psyche und der menschlichen Gemeinschaften. Negiert und abgelehnt entwickeln sie sich dann in ihre wirklich zerstörerrischen Varianten, die in der Tat das Leben und den Fortbestand der gesamten Menschheit bedrohen. Man muss schlicht erkennen wo man man die menschliche Natur unter Kontrolle bekommen kann und wo man ihr ihren Weg lassen muss. Das zu differenzieren ist jedoch eine sehr schwere Aufgabe angesichts der zur Zeit enorm verkorksten Sichtweise der Menschen auf ihr Leben.

        Wenn ich nun wieder ganz vorne anfange bei Hans-Peter Waldrich und seiner Einschätzung, dass es Kriege erst seit der Jungsteinzeit gab, aber noch nicht bei den Jägern/Sammlern, dann kann man ihm doch nur unzählige Beispiele vorhalten von Naturvölkern, die sehr gerne und viele Kriege geführt haben. Egal ob die Indianer Nordamerikas, die Kannibalen in Neuginea, die Zulus in Südafrika usw. Natürlich hatten die alle kriegsartige Auseinandersetzungen, teilweise – in Neuginea – bis heute.
        Es gibt aber mehrere Dinge wo sie sich von heutigen Zivilisationen wesentlich unterscheiden. Weniger Angst vorm Tod und vor Verletzungen und vor körperlichen Leiden und ein in der Regel deutlich gezügelter Vernichtungwille gegen den Gegner.
        Beispiele: Bei Prärieindianern war es oft wichtiger Mut zu beweisen indem man den Gegner nur berührte oder ihm die Pferde stahl anstatt ihn und seine Angehörigen zu töten. Bei den Zulus gab es manchmal große Aufmärsche zweier Stämme, die wie zwei männliche Tiere nur gegeneinander protzten und angaben und vielleicht rempelten, bis eine Gruppe ohne Blutvergießen nachgab.
        Die Stämme auf Neuginea sind bis heute teilweise sehr aggressive Menschen (manchmal, so habe ich den Eindruck, hängt so etwas auch mit der natürlichen Umwelt zusammen), die sehr brutale Kriege führen können. Sie haben aber eine Kultur, die so ganz anders gepolt ist, als die unsere, so dass man diese bei ihnen nicht so einfach werten kann. Hier muss man mehr auf das WIE als auf das WAS schauen. Für die ist es nicht so grausam wie das Gleiche für uns wäre. Ich erinnere mich an einen Film von einem frz. Ethnologen, der Anfang der 1950ger in völlig unbekannte Regionen Neugineas vostieß und Kulturen filmte, der Verhalten uns vollkomen unvorstellbar wäre. Ich war damals extrem beeindruckt, habe aber Details vergessen. Jedenfalls ist es aber wohl heute zB. noch so, dass diese Bergstämme Stammesmitglieder, die ein seelisches Problem haben, mit der ganzen Gemeinschaft betreuen und ihnen mit aller Nähe und Zuwendung beistehen, weit mehr als es bei uns der Fall wäre. Doch Stammesmitglieder, die verletzt wurden oder sonstwie körperlich geschädigt sind, werden, ganz anders als bei uns, mehr oder weniger sich selbst überlassen.

        Leben, menschliches Leben, kann sich ganz viele, sehr unterschiedliche Wege suchen, die alle gut und lebendig sein können, solange bestimmte Dinge im menschlichen Wesen oder der Natur von Lebewesen überhaupt beachtet werden. Da ist sehr viel möglich, merh, so denke ich, als man sich allgemein vorstellen kann. Aber manche Dinge, die wir auf eine falsche Art eingeschränkt haben, sind es wohl nicht. So ist meine Einschätzung des Problems.
        Daher: Nicht die Eindämmung von Destruktion, Aggression, Machttrieb und Tod kann die Lage zu Besseren wenden, sondern ein ganz anderer Umgang damit.

        1. Das sind sehr spannende und interessante Gedanken. Danke dafür.
          Ich würde das Fazit noch wie folgt ergänzen:

          Enttäuschungen, Verletzungen, Aggressionen und Hass gehören ebenso zum menschlichen Gefühlsleben wie Verständnis, Verzeihung, Versöhnung, Wiedergutmachung und Liebe. Zivilisation bedeutet, dem Gefühlsleben anderer Menschen denselben Respekt entgegenzubringen wie dem eigenen. Daraus ergibt sich ein Verhalten, das mit großer Wahrscheinlichkeit zum Frieden beiträgt.

        2. Wie @ Prosecco schrieb, führen Sie hier in der Tat einiges überlegens- und diskussionswürdiges an.

          Ich habe Ihren Kommentar zu spät gesehen und hoffe nun, dass ich die Zeit finde, Ihnen meine Gedanken noch aufzuschreiben. Da ist es leider in den nächsten Tagen etwas schwierig. 🙁

        3. @ Two Moon

          Es kommt hier eben sehr besonders auf das WIE an.

          Da gehe ich absolut mit.

          Ich habe hier ja schon öfters die Algophobie der Gegenwartsgesellschafts beklagt, also sage ich ganz sicher nicht, dass Schmerz, Leid und Tod zu verdammen sein. Das tut auch Fromm übrigens nicht, zumindest las ich ihn nicht so, sondern es geht ihm – wie auch Sie ja zurecht schreiben – um das WIE und das WOZU. Es mag schöpferische Zerstörung und sinnspendenden Schmerz (Muskeltraining, eine Knie-OP, durch die man wieder laufen kann…) geben und es gibt eben Qual, Folter und Zerstörung um der Vernichtung willen. So gibt es auch Konflikt in den lebensbejahenden Gesellschaften, aber sie gehen völlig anders mit ihm um (darauf verwies auch Fry).

          Ich paraphrasiere jetzt mal, beziehungsweise kopiere aus Notizen zu einer Nietzsche-Hausarbeit, die ich vor ein paar Jahren anfertigte und in der es um Algophobie ging. Stichwortartig.

          „Algos, Destruktion und Tod (ADT) sind auf den ersten Blick oft mit negativen Phänomenen wie Leid, Verlust und Zerfall verbunden. Sie können aber auch lebensbejahend gewendet werden – und für Veränderung, Transformation, Katharsis oder Anerkennung stehen:

          1) ADT und Transformation
          – Teil eines Wachstumsprozesses (Krisis eines Individuums – danach selbstbewusster)
          – Zyklen, in denen etwas zerstört muss, damit Neues entsteht (Baum fällt um und schafft Platz)

          2) ADT und Anerkennung
          – Akzeptanz als unvermeidliche Bestandteile des Lebens, führt zu Wertschätzung / erweiterten Erfahrungen
          – Wird man sich der Endlichkeit des Lebens und Unausweichlichkeit des Todes bewusst, erlebt man das Leben intensiver, kann es mehr genießen und Entscheidungen bewusster treffen (Epikur)
          – ADT regen an das Leben in seiner vollen Tiefe zu leben und zu erspüren
          – Helfen die Bedeutung von Beziehungen, Erfahrungen und existenziellen Momenten zu erkennen

          3) ADT und Katharsis bzw. Befreiung
          – Das alte wird zerstört, Platz für neue Ideen, neue Perspektiven und neue Lebensweisen entsteht
          – Ende einer toxischen Beziehung wirkt befreiend

          4) ADT und Veränderung
          – Sind nicht das Ende (auch der Tod nicht), sondern der Übergang in eine neue Form des Seins, um im Diesseits oder Jenseits
          – Bieten eine tiefere Bedeutung des Lebens an, die Möglichkeit, uns immer wieder neu zu erfinden und zu wachsen.“

          Gut, ist vielleicht trivial und nicht so hilfreich, ich müsste die tatsächliche, ausformulierte Arbeit mal in einen Artikel vielleicht verwandeln (*lach*), aber es ging darum, dass durch die Verdrängung und Sublimierung von Schmerz, Zerstörung und Tod in der Moderne, auch der Andere verdrängt wird. Der Andere ist immer derjenige Riss, durch den der Schmerz / Tod / Zerstörung, als die Potentiale des Reibens, Einzug (in die Debatte) erhalten. Isoliert man sich von ihm, bekämpft man ihn, stumpft man ab und landet im entleerten, klinischen Limbus, wo nur graue, rohe Masse über ist (wie bei Inception).

          Dementsprechend würde ich auch gar nicht sagen, dass man ADT eindämmen sollte. Vielmehr muss man sie wieder zulassen und einen neuen Umgang mit ihnen erlernen.

          Ich hoffe das Thema wann anders ausführlicher aufziehen zu können…

          1. Oh, vielen Dank Altlandrebell, dass sie noch die Zeit fanden auf meinen Post zu antworten!
            In der Tat treffen Sie damit deutlich ausführlicher und detailierter genau das, was ich sagen wollte, was sich bei mir aber aus ganz anderen Quellen sowie eigenen Erfahrungen entwickelt hat.
            Ich denke sogar, dass dieses ADT-Problem noch weit größer ist bzw. dass dessen Auswirkungen noch weit schlimmer sind, als man auf den ersten Gedanken annehmen würde. Es hält so furchtbar viele Bereiche der Gesellschaft und des alltäglichen Lebens und oft sogar der persönlichen, menschlichen Beziehungen in seinem Griff.

            Dazu passend noch ein schönes Zitat des englischen Schriftstellers D.H. Lawrence, mit meiner deutschen Übersetzung dazu:

            „If one accepts death and knows that nothing can take us away from that, one has the freedom and strength to live in truth, putting down the lies that pretend they own our living.
            But one must have the pure knowledge of death behind one, before one has really faith to tackle life and falsity. Being sure in death I am strong in life. And so, in life, and in all the world of man, I have no master, save the deepest desire of my own soul, in which death and life are one.“

            In deutsch (meine persönliche Amateurübersetzung):
            „Wenn man den Tod akzeptiert und weiß, dass nichts ihn von uns nehmen kann, dann hat man die Freiheit und die Stärke in Wahrhaftigkeit zu leben und die Lügen abzulegen, die vorgeben, dass ihnen unser Leben gehört.
            Aber man muss das echte Wissen (die echte Erfahrung) des Todes hinter sich gebracht haben, bevor man wirklich genug Glauben und Vertrauen in sich hat, um das Leben und die Falschheit anzugehen.
            Wenn ich sicher im Tod bin, dann kann ich stark im Leben sein. Und so habe ich im Leben und in der Welt der Menschen keinen Herren mehr, ich muss nur noch dem tiefsten Verlangen meiner Seele folgen, in der Tod und Leben eins sind.

      2. In aller Kürze:
        Ich halte Fromms “lebensbejahende Gesellschaft” für Druidentee.

        Ist absolut legitim. Sie dürfen alles für Kren mit Topfen erachten, was ich und andere hier schreiben oder anderweitig paraphrasieren. Aber mich interessiert schon, ob Sie die erwähnten Passagen bei Fromm – oder andere, gerade auch neuere Autoren zu dem Thema – auch intensiv gelesen haben, weil Sie doch recht klar und hart in Ihrem heutigen Urteil sind. Fromm zum Beispiel schreibt nämlich nicht, dass die von ihm untersuchten Völker „im Paradies“ lebten, sondern bloß dass – wie vorhin dargelegt – der Mensch nicht von „seiner Natur her“ schlecht ist.

        Sie haben allgemein eine sehr deterministische, pessimistische und – wie andere hier auch anführten – mitunter geradezu sozialdarwinistische Sicht auf den Menschen. Die dürfen Sie gerne haben, die sei Ihnen unbenommen. Ich hoffe aber, dass Sie verstehen können, wenn ich Ihre Sichtweise nicht teile und sie mich auch nicht überzeugt. Wir haben uns ja auch schon öfters zu den Punkten ausgetauscht.

        Aber nochmals und für neue Mitleser:

        1) Für mich gibt es kein „die“ und ich fühle mich auch von dem „wir“ nicht angesprochen oder gar mitgemeint. Es gibt nicht die – oder gar zugespitzt den – Juden, die Rechten, die Schwulen und auch nicht die Menschen. Solche Kollektivierungen sind mir fremd.

        2) Wenn Sie schreiben, dass „der“ Mensch unfähig sei eine bessere Gesellschaft zu bauen (ich interpretiere dergestalt mal ihr „Paradies“), unterschlagen sie zum einen menschlichen Willen zur Veränderung und die Möglichkeit von sozialem Fortschritt und gesellschaftlichen Alternativen. Und andererseits verzerren Sie den Punkt, indem Sie einen Dualismus aufbauen, wo es nur den Pol „Istzustand“ und sein Gegenüber „Paradies“ gibt – ohne Zwischenstufen oder mögliche (positive) Alternativausgänge. Es ging aber wie gesagt gar nicht, um das Erschaffen eines Paradieses, sondern nur um das Anerkennen, dass Destruktivität kein Selbstläufer oder eine TINA ist.
        Die Potenziale für Veränderung und Verbesserung werden von Ihnen leider allgemein nicht ausreichend gewürdigt und so wie Sie Fromms Gegenbeispiele beiseiteschieben, würdigen Sie auch die diversen bekannten Gegenentwürfe, etwa der spanischen Anarchisten oder Kronstädter Matrosen, herab. Für Sie scheiterten diese wohl aufgrund „der“ menschlichen Natur und nicht aufgrund des Tuns gewisser gesellschaftlicher Kräfte. Wie in 1) gesagt lehne ich es jedoch ab unter ein „wir sind gefangen“ und „wir können nix machen“ subsumiert bzw. kollektiviert zu werden. Mit der Haltung kann man bei jedem Totalitarismus mitmachen.

        3) Mit Ihrem Verständnis von Destruktivität sind Sie vielleicht bei Autoren wie Ian Morris („War – What is it good for“) richtig, aber auch hier für mich nicht sonderlich überzeugend, sondern bloß fatalistisch. Eine solche Einstellung fördert meiner Meinung nach bloß Achselzucken, Sandindenkopfstecken und Ellbogenmentalität. Fatalismus ist aber letztlich Maskenträgermentalität, 1G-Mentalität. Er verrät den täglichen Klassenkampf (ja, den gibt es!) gegen die herrschenden Kaste und entmutigt schlimmstenfalls jene, die sich bemühen eine bessere, friedliche Welt aufzubauen. Das finde ich jetzt auch nicht hilfreich. Und das schreibe ich als derjenige, der hier im Forum schon oft genug betont hat wie manifest gerade in den westlichen Kapitalen das System verfügt ist und dass der Kairos zur Kinesis bestenfalls im Moment des Kataklysmos besteht. Doch nur weil etwas schwierig ist, ist es nicht unmöglich oder gar inexistent oder mit einer Utopie zu verwechseln. Man könnte in Bezug auf Veränderungen – und eine Szene aus Inception paraphrasierend- vielmehr sagen: „It’s perfectly possible, it’s just bloody difficult“. Da wäre also Ermutigung notwendig, nicht Fatalismus.

        Zudem müsste erst einmal „Destruktivität“ definiert und abgegrenzt werden, Ihre Definition erscheint mir sehr eng. @ Two Moon geht da weiter; ich hoffe ihm noch angemessen die Tage antworten zu können.

        4) Indem Sie ferner die Verantwortung des herrschenden Systems negieren („liegt nicht am kapitalistischen Imperialismus“), begehen Sie in meinem Augen einen Kotau vor eben selbigen. Ist der Kapitalismus für Sie wirklich ein vernachlässigendes, nicht entscheidendes Element? Damit vernachlässigten Sie jedoch die vielschichtigen Beziehungen zwischen systemischen Bedingungen, Wirtschaftsstrukturen und gesellschaftlicher Destruktivität. Es erscheint mir mehr als hinterfragenswürdig, ob der Kapitalismus tatsächlich keine Rolle spielt bei der Erzeugung und Verstärkung von destruktiven sozialen Dynamiken – von Ungleichheit über Umweltzerstörung bis hin eben zum Thema dieses Artikels, dem Krieg.

        5) Sie betonen, dass eine sog. „gesunde Gesellschaft“ dem Destruktiven Grenzen setzen müsse. Abgesehen davon, dass man auch definieren müsste was unter „gesund“ zu verstehen ist und auch abgesehen davon, dass das Destruktive und Normopathische dem Kapitalismus intrinsisch eingeschrieben ist wie Mitforist @ Pablikman treffend schrieb… Wo führt Ihre Position hin? Wenn Destruktivität unüberwindbar, Teil der Existenz und in jedem Menschen selbst verankert ist und die strukturellen, systemischen Ursachen keine Rolle spielen, dann sind gesellschaftliche Probleme nur unvermeidliche, individuelle Schwächen. Dann muss wohl jeder bloß an sich arbeiten, was leisten und sich am Riemen reißen und alles wird besser oder wie? Bei der Haltung gehen vielleicht alle Thatcheristen, Neoliberalen, Manchesterkapitalisten und sonstigen Systemfreunde inklusive „Acker“ Schröder und Oskar „Fremdarbeiter“ Lafontaine mit, ich aber nicht. Ich habe es eher mit der Analyse tieferliegender, struktureller Ungerechtigkeiten als solch einer untauglichen Verlagerung.

        6) Am Ende kommen Sie auf den Rechtsstaat zu sprechen. Nur existiert der denn? Und für wen? Ich glaube, dass das biologistische Maßnahmenregime immerhin einigen Menschen eröffnet hat, wie es um Rechtsstaatlichkeit im herrschenden System bestellt ist, genauso wie die Bestellung von Typen wie Müller, Harbath und Co. deutlich macht, wessen Interessen das BverfG in Deutschland dient. (Das Bundesgericht in Lausanne hat nicht mal eine Verfassungsgerichtsbarkeit und wäre ein Fall für sich.)
        Der Rechtsstaat in seiner derzeitigen Form ist am allerwenigsten geeignet, Destruktivität und Ungerechtigkeit umfassend zu bekämpfen, sondern eher ein Miterzeuger. Seine Wirksamkeit für die Beherrschten ist massiv eingeschränkt, für die Herrschenden dagegen dienlich. Aber auch hierfür sind die Ursachen zuvorderst nicht in der „menschlichen Natur“, sondern der Machtstruktur der Gesellschaft, ihrer systemischen Verfasstheit und ihren sozialen Hierarchien und Hürden zu suchen.

        Nun – da haben wir mal wieder wohl sehr unterschiedlich Ansichten. Für mich ist Ihre Position zu deterministisch, auf die Unvermeidbarkeit des Destruktiven fokussiert und gewichtet den sozialen Kontext wenig bis gar nicht. Deswegen können Sie mich nicht überzeugen, so wie ich mit meinen Punkten wohl Sie nicht überzeugen kann. Ist eben so. No hard feelings there. 🙂

        1. Werter Altlandrebell
          Vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar zu meinem kurzen.
          Ich muss vorausschicken, dass ich nicht so belesen und auch nicht so detailreich im Kommentieren bin wie Sie. Es ist daher auch schwierig, meine komplette Weltanschauung verständlich zu machen. Damit liefere ich auch genug “Angriffsfläche” für Kritik. Sie haben also leichtes Spiel mit mir.
          Erich Fromm habe ich während meines Studiums gelesen, habe aber nur noch einen ungefähren Eindruck. Ich schätze Fromms Denken sehr. Soweit ich mich erinnere, enthält es einige idealistische Elemente. Wo stünden wir heute ohne Idealisten? Wir haben den Terror der Kirchen hinter uns gelassen. Wir haben die Aristokratie entmachtet und die Macht dem Volk übergeben. Wir haben technische Fortschritte erzielt, die einem großen Teil der Bevölkerung ein komfortables und abwechslungsreiches Leben ermöglicht. All diese Entwicklungen sind das Werk von Idealisten, die unermüdlich für eine bessere Welt gearbeitet haben.
          Die Welt ist trotzdem aus den Fugen geraten. Die Menschheit befindet sich ganz nahe am Abgrund. Noch nie war das Risiko eines Atomkriegs so groß wie heute.
          Sie sehen, werter Altlandrebell, der Idealismus stößt an seine Grenzen. Ich halte Sie und Pablikman für verwundete und gebrochene Idealisten. Sie erinnern mich an die Punk-Bewegung der Siebziger. Sie verachten die Demokratie, sie verachten den Rechtsstaat, sie bleiben Wahlen fern, sie haben sich als Citoyen aufgegeben. Sie diskutieren wie ein gebildeter Idealist und Humanist, verhalten sich aber dem System gegenüber wie ein Punk. Vielleicht liege ich mit dieser Vermutung völlig daneben, in diesem Fall bitte ich um Verzeihung. Nichts gegen Punks, aber mir persönlich ist so ein radikaler Ausstieg aus einer Demokratie zu viel Resignation und Nihilismus. Es gibt innerhalb dieses Systems so viele Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen, wenn sich Bürger zusammenschließen und auf der Grundlage von Fairness und Respekt kooperieren. Niemand hindert sie daran. Ich vertrete den Standpunkt, dass Idealismus und Eigeninitiative untrennbar zusammengehören. Das System nicht verändern zu können, heisst nicht, sein Leben nicht verändern zu können. Lebensbedingungen können natürlich beeinflusst werden. Das beweisen viele Menschen, die mit Erfolg ihren Idealen folgen und sich nicht vom Kapitalismus unterkriegen lassen.
          Die Gedanken von Erich Fromm, auch die Gedanken von Altlandrebell, sind wichtig, um den inneren Kompass zu kalibrieren. Die Kunst besteht darin, sich möglichst geschickt durch den Dschungel zu bewegen. In diesem Sinne: herzlichen Dank für Ihre Kommentare!

          1. Wir haben den Terror der Kirchen hinter uns gelassen. Wir haben die Aristokratie entmachtet und die Macht dem Volk übergeben. Wir haben technische Fortschritte erzielt, die einem großen Teil der Bevölkerung ein komfortables und abwechslungsreiches Leben ermöglicht.

            Sind Sie wirklich sicher, wer von uns beiden hier der Idealist ist? 😀

            „Wir“ haben den Terror der Kirchen hinter uns gelassen, nichts aufgearbeitet und in andere Winkel (der Welt) zum Weiterwirken abgeschoben. Dafür haben „wir“ diverse Ersatzreligionen bis zur Wissenschaft TM, die ihre eigenen Autodafés und Inquisitoren kennt. Overton berichtete erst unlängst über die Verbannten der Elfenbeintürme.

            „Wir“ haben die Blutaristokratie teilentmachtet, nichts aufgearbeitet und lassen sie in anderen Winkel weiterwirken. Dafür haben „wir“ eine Kapitalaristokratie und jede Menge andere Machtgruppen in der herrschenden Klasse. Und nicht selten sind die reichsten Leute von 1427 auch noch die reichsten Leute von heute.

            „Wir“ haben technische Knechtschaft erzielt, die einen großen Teil der Bevölkerung in Unmündigkeit, Ablenkung und Knechtschaft hält. Daten, Drohnen, Disziplin. Smartphone, Smartphone über alles!

            Ich erachte es für ziemlich idealistisch an die Existenz einer “Demokratie”, eines “Rechtsstaats” und “freien Wahlen” zu glauben.

            Und dann noch: „Wir“, „wir“ – who the fuck is „wir“?

            Die Welt ist trotzdem aus den Fugen geraten. Die Menschheit befindet sich ganz nahe am Abgrund. Noch nie war das Risiko eines Atomkriegs so groß wie heute.

            Woran erinnert mich das nochmals? Ach ja, das hier:

            SPIEGEL: Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung…–

            Adorno: Mir nicht.

            Wer hat die Welt eigentlich aus den Angeln gehoben? War das wieder so ein Naturphänomen? “Plötzlich” brach Krieg aus (aus welchem Knast eigentlich?) Plötzlich geriet die Welt aus den Fugen? Und wann überhaupt? Für wen war sie je in den Fugen? Beantworten Sie doch mal diese Fragen.

            Mag sein, dass Ihre Welt gestern, vorgestern oder vor ein paar Jahren erst aus den Angeln geriet. Meine war nie festverfügt. Ich bin Arbeiterkind, mit Hartz-IV- und sonstigen Gewalterfahrungen aufgewachsen und heute wieder Hartzer ohne Arbeit. Das heißt wir beide haben schon einmal strukturell andere Leben. Und ich bin vieles, aber sicher kein Idealist. Von Ihrer schönen neuen Welt habe ich nicht profitiert. Die Lebenserwartung von Männern meiner Klasse betrug in meinem Geburtsjahr in meiner Geburtsregion 69,3 Jahre – für “gesunde Menschen” (was immer das sein soll). (Bei Bürgerkindern lag die Lebenserwartung schon damals schlappe 15 Jahre höher.) Mein Vater starb übrigens mit 69. Ich bin schwerbehindert und werde wohl nicht einmal so alt wie er werden. Noch weniger, wenn die herrschende Klasse mit ihrem normopathischen Zerstörungskult so weitermacht. Ich will gar nicht wissen, was in den nächsten Jahren global für Sperenzchen auf dem Tableau stehen. Nur: überraschen tun sie mich nicht, weil ich eben die Schattenseiten des Systems von frühester Kindheit brühwarm mitbekommen habe. Overton hat viele saturierte linke Leser, die ein „abwechslungsreiches und komfortables“ Leben hatten. Ich zähle nicht dazu und decke vielmehr diejenigen ab, die im Dunkeln sitzen. Das macht mich nicht zum Idealisten, bestenfalls zum Kyniker. Schließen Sie doch bitte nicht immer von Ihrem Lager auf alle anderen Menschen.

            Sie verachten die Demokratie, sie verachten den Rechtsstaat, sie bleiben Wahlen fern, sie haben sich als Citoyen aufgegeben.

            Ich will Ihnen unter dem anderen Post gleich noch schreiben, dass ich nicht die „Demokratie“ und den „Rechtsstaat“ verachte, sondern das herrschende System, das weder demokratisch noch rechtsstaatlich ist. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Ich finde Ihre freiheitlich-demokratische Grundordnung wunderbar – nur ist die Grundordnung dieses Landes weder freiheitlich noch demokratisch noch sonstwas, sondern irgendetwas zwischen Normopathie, Bonapartismus und Tyrannei der Mächtigen. Kapitalistisch-imperialistische Verhältnisse eben.

            Und als „Citoyen“ aufgegeben habe ich mich auch nicht, dazu hätte ich ja überhaupt erst einer sein müssen. Ich war nie bürgerlich, ich habe allenfalls Arbeiter-Taqīya machen müssen an Gymnasium und Universität, wenn ich nicht Lust hatte mal wieder die Fresse vollzubekommen. Ich habe wie öfters geschrieben immer ausgelotet, was für Möglichkeiten es für einen einfachen Kerl hier gibt – und da gibt es für Arbeiterkinder eben schnell einen Deckel und eine Mauer, an die man stößt. Mir kann man keinen Strick drehen, ich sei unkooperativ oder unwillig, unverbesserlich.

            Tobias Hans hat Typen wie mich dann offiziös aus der Gesellschaft ausgeschlossen – die ungeimpften Asozialen sind jetzt eben raus.

            Es gibt innerhalb dieses Systems so viele Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen, wenn sich Bürger zusammenschließen und auf der Grundlage von Fairness und Respekt kooperieren. Niemand hindert sie daran.

            Erstens: Für wen gibt es diese Möglichkeiten?

            Zweitens: Ne, natürlich hätte mich niemand daran gehindert, zum Beispiel das Sakrament der Impfung anzunehmen. Man hat mir sogar eine Wurst offeriert. Gut, ich hätte wohl einen „Impfschaden“ bekommen wie ein Verwandter, der vorher Sportlehrer war und heute bettlägerig ist. Aber das sind Details. Niemand hat mich auch daran gehindert für S21 zu sein – ich war nur von diesem Immobilienspekulationsprojekt nie überzeugt, mein Fehler. Niemand hinderte mich auch daran meine Prinzipien zu verraten und für die NATO die Werbetrommel zu rühren oder ein regierungsamtlicher Factchecker zu werden. Doch – vermutlich mein Gewissen und meine Psyche, die dann am Rad drehte.

            Wenn Sie einen Kotau vor dem System machen, können Sie hier in der Tat tolle Jobs und fett Kohle bekommen. Sie sind dann Banker, Regierungssprecher, erster Polizeihauptkommissar, Waffenlobbyist oder Lehrer. Mir genügte freilich schon ein einfaches, auch nur halbwegs ehrliches Auskommen. Blöd: ist nicht drin (siehe unten). Meine Berufung darf ich hier ja ohnehin nicht ausleben. Denn daran hindert mich jemand: das System, das Leute wie mich nicht möchte. Wir sind pöse Querdenker.

            Lebensbedingungen können natürlich beeinflusst werden. Das beweisen viele Menschen, die mit Erfolg ihren Idealen folgen und sich nicht vom Kapitalismus unterkriegen lassen.

            Nochmals – wer ist hier von uns beiden der Idealist?

            Das herrschende kapitalistisch-imperialistische System mit seinen ungleichen Machtverhältnisse erschwert es Menschen nun einmal massiv gegen bestehende Strukturen anzukämpfen oder ihre Lebensweise erheblich zu verändern, selbst wenn sie Ihre starke Motivation oder Ideale haben. Arbeiter und sozial benachteiligte Gruppen sind von der breiten Gesellschaft und deren Ressourcen oft abgeschnitten. Das ist ein Fakt, den Sie nicht wegdiskutieren können. Und selbst wenn sie hier und da Türen öffnen können oder eine helfende Hand bekommen, führt das nicht zwangsläufig zu einer Lebensverbesserung. Allein die ständige Sorge um den Lebensunterhalt, die für uns (= meine Leute, nicht Ihre) nicht vorhandene soziale Absicherung, und die gesellschaftliche Stigmatisierung können die Fähigkeit seine eigenen Lebensbedingungen aktiv und erfolgreich zu verändern, erheblich beeinträchtigen. Und viele Hürden mehr…

            Auch wenn jemand motiviert ist, sein Leben nach eigenen Idealen zu gestalten, sich wäscht und rasiert (Zitat Kurt Beck), bleibt er nun mal den existierenden Rahmenbedingungen unterworfen – und kommt da seltenst raus. Einmal Proll, immer Proll. Ich weiß wovon ich schreibe. Ich habe Einserzeugnisse, Stipendien, Förderpreise gehabt und habe seit letztem Jahr fast 90 Bewerbungen geschrieben, in diversen Bereichen, „diverse“ eingeschlossen. Problem: niemand braucht stupid white trash aus der Arbeiterklasse. Es gibt genügend andere, bessere. Solche mit Connections. Leute wie ich haben aber einen anderen Nutzen – wir sind ein mahnendes Beispiel und machen euch Angst. Ist auch etwas, nur nix idealistisches, sondern real life shit.

            Also, ich verleugne hier ja nix: es ist zweifelsohne möglich, dass einige Menschen, auch Arbeiterkinder, erfolgreich ihr Leben verändern können, insbesondere wenn sie über die notwendigen „Ressourcen“, Vitamin B, Netzwerke etc. pp verfügen. Für viele von uns ist die Veränderung der Lebensbedingungen jedoch mit erheblichen strukturellen, ökonomischen und sozialen Hürden verbunden. Und die sind eben so groß, dass die individuelle Fähigkeit, sich vom kapitalistischen System zu „befreien“ und das eigene Leben nachhaltig zu verändern, extrem begrenzt ist. Der Kapitalismus hat eben eine Vielzahl von Mechanismen, die dazu führen, dass viele Menschen in prekären Verhältnissen hängen bleiben. That’s not a bug, that’s a feature. Da sind wir dann wieder bei meinem Punkt: Um tiefgreifende Veränderungen zu erreichen, wäre es notwendig, das System kollektiv herauszufordern und zu verändern.

            1. Danke für den Konter. Ich finde es stark, dass Sie Ihre Ansichten mit Ihrer persönlichen Lebensrealität anreichern, denn dadurch wird vieles verständlicher.
              Bei Ihren Erfahrungen mit dem System würde ich mir ehrlich gesagt auch ein anderes wünschen. Ich bin alles andere als ein Linker, und zwar genau darum, weil es die Linken zugelassen haben, dass die von Ihnen geschilderten Lebensumstände für viele Bürger zur Normalität geworden sind. Die Linken haben auf der ganzen Linie versagt. Sie haben sich vom Neoliberalismus korrumpieren lassen und ihre Wähler verraten. Was für eine historische Enttäuschung!
              Sie haben natürlich recht, was den Zustand der Demokratie und des Rechtsstaates betrifft. Da habe ich Sie offenbar missverstanden. Ich hatte den Eindruck, Sie lehnen diese grundsätzlich ab. Die Auszeichnung als “Punk” ist hiermit zurückgenommen.
              Ja, in diesem Sinn muss ich Ihnen beipflichten: Das System braucht eine Totalrevision. Wir müssen wieder zurück zu einer echten Demokratie.

          2. @Prosecco
            Guter Kommentar.
            Dennoch ein paar Anmerkungen :
            ” Wir haben die Aristokratie entmachtet und die Macht dem Volk übergeben. ”
            Nicht nur, daß ich mich ähnlich wie ALR mit dem “Wir” schwertue, ich würde diese Aussage auch stark in Zweifel ziehen. Nicht nur, daß die sogenannten ‘Adligen’ ihr Geschäftsmodell schlicht verlagert haben (Piketty zu lesen, ist in diesem Fall recht interessant), das deutlich Schwerwiegendere ist : wo sehen Sie bitte eine “Macht des Volkes” ? Wenn hier einer wohl weniger zu sagen hat, dann ist das doch der sogenannte ‘kleine Mann’.
            “Wir haben technische Fortschritte erzielt, die einem großen Teil der Bevölkerung ein komfortables und abwechslungsreiches Leben ermöglicht. ”
            Jein. Für manches mag das zutreffen, pauschal würde ich das nicht so beschreiben.
            Denn dieser sogenannte technische ‘Fortschritt’ hat häufig auch zu vermehrter Umweltbelastung, Lärm und Entfremdung geführt. Allein über diesen Punkt könnte man ein ganzes Buch schreiben. Z.B. führt dieses sich verlassen auf die Technik nicht selten zu einer Abnahme natürlicher Fähigkeiten und de facto nicht selten zu einem gewissen Anspruchsdenken.
            “Es gibt innerhalb dieses Systems so viele Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen, wenn sich Bürger zusammenschließen und auf der Grundlage von Fairness und Respekt kooperieren.”
            Wer ist jetzt der Idealist ? Dann schauen Sie sich doch nur mal das Verhalten sehr vieler Menschen allein in den letzten 4 Jahren an. Fairness ? Respekt ? Kooperation ? Weitestgehend Fehlanzeige (Btw : man muss gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Das Gebaren so einiger Foristen lässt schon jeden Respekt vermissen. Und damit meine ich nicht die Trolle). Darüber hinaus : ein ‘gutes’ Leben zu führen wird ausgesprochen schwierig, wenn man ständig damit beschäftigt ist, sowohl finanziell als auch seelisch zu überleben und diverse Umstände weder Perspektiven noch ein Herauskommen zulassen. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen : das klingt für mich zu sehr nach Lebenshilfe-Ratgeber, nach “Du schaffst es, wenn Du nur willst”. Und das wird der Situation vieler Menschen einfach nicht gerecht.
            “Niemand hindert sie daran.”
            Doch (siehe oben). Was sagen Sie den Menschen, die es nicht ‘geschafft’ haben ?
            Selbst schuld ?

            1. Danke für Ihre Anmerkungen, denen ich nicht widersprechen kann. Sie beschreiben die Verhältnisse, wie sie tatsächlich sind, da gibt es nichts zu beschönigen.
              Ich wehrte mich eigentlich nur gegen eine Weltsicht, die alle Schuld für die Verhältnisse dem kapitalistischen Imperialismus unterjubelt. Mir ist das zu einfach und zu verkürzt. Das Elend der Zeit ist multifaktoriell (tolles Wort, nicht?). Eine Gesellschaft ist permanent widersprüchlichen Kräften ausgesetzt, wie auch das menschliche Dasein. Es gibt immer Gewinner und Verlierer. Es gibt immer Starke und Schwache. Das lässt sich nun mal nicht aus der Welt schaffen. Gelobt sei die Gesellschaft, in der die Starken den Schwachen helfen, in der die Gewinner mit den Verlierern teilen. Eine Gesellschaft kann nur mit Solidarität und Disziplin funktionieren, sonst kann sie nicht bestehen. Die Unsterblichkeit von Gesellschaften ist keine beschlossene Sache.

    2. “In einer solchen Gesellschaft sind Kriege oft das Mittel der Wahl, um Interessen durchzusetzen, Märkte zu kontrollieren oder politische Macht zu sichern.”

      Seit dem 7. August 1495 herrscht im heiligen römischen Reich der ewige Landfriede. Das heißt das Fehden und Kriege per Gesetz verboten sind. Die kapitalistische Gesellschaft mag deshalb so barbarisch und kriegerisch sein wie sie will – Krieg als “das Mittel der Wahl, um Interessen durchzusetzen,” ist verboten.

      Deshalb auch an dich der Hinweis, dass in der Gesellschaft nach der Ursache von Kriegen zu suchen, ist eine Nebelgranate, das ist die Hirnwäsche des Herrn Waldrich. Individuen in der Gesellschaft führen keine Kriege, da ist das Gewaltmonopol des Staates vor. Ausschließlich S t a a t e n führen Kriege. Sie sind die Gewaltsubjekte der Gesellschaft. Schon deshalb ist es völlig verfehlt und eine Ablenkung angesichts der offenkundig sichtbaren Kriegsgründe in der Natur des Menschen oder innerhalb der Gesellschaft nach Aggressionspotentialen oder so einem Scheiß zu suchen. Über Krieg und Frieden entscheiden e i n z i g die Führer des staatlichen Gewaltmonopols. Und die Gesellschaften sind in Kriegen die Verfügungsmasse der staatlichen Gewaltsubjekte. Die haben zu tun was der Staat will und darüber hinaus haben die gar nichts zu melden.

      Die nationalen Gewalten dienen jedoch den Gesellschaften, die sie beherrschen. d.h. die Gewalt, die sie erstens über die Gesellschaft ausüben, beruht auf der Zustimmung der Gesellschaftsmitglieder genauso wie die Gewalt, die sie zweitens gegenüber ihresgleichen nach außen ausüben. Weiter unten zu Thomas Grün habe ich noch mehr ausgeführt. An dieser Stelle wäre also zu bestimmen. Was ist der Zweck einer bürgerlichen Staatsgewalt und was folgt daraus für die Staatsgewalt selbst. An dieser Stelle hilft vielleicht die Bestimmung von Gewalt im allgemeinen. Gewalt ist das Mittel in einem gegensätzlichen Willensverhältnis, indem die Gewaltseite versucht den gegensätzlichen Willen dem eigenen Willen unterzuordnen. Nach innen und nach außen wäre also zu bestimmen, wer sind die beteiligen Willen, und wie ist die Gewalt funktional für die Unterordnung des entgegengesetzten Willens. Nach außen wäre das die Abteilung Krieg und weil der entgegengesetzte Wille hier ebenfalls einem nationalen Gewaltsubjekt gehört, sind nach außen ganz andere Gewaltorgien erforderlich.

      1. Deshalb auch an dich der Hinweis, dass in der Gesellschaft nach der Ursache von Kriegen zu suchen, ist eine Nebelgranate

        Das müssten Sie zunächst an Fromm adressieren, ich schrieb zuvor ja explizit: „den mal noch etwas ausführlicher paraphrasiert“. Mein Kommentar galt zunächst ihm, weil der Verfasser des Artikels ihn nur peripher wieder gab. Darum gab ich zunächst Fromms Thesen umfänglicher wieder, dann hat sich der Rest der Diskussion entwickelt.

        Zweitens suche ich nicht in der Gesellschaft nach der Ursache, sondern in der gesellschaftlichen Verfasstheit. Das ist ein Unterschied. Eine anarchistische Gesellschaft kennt keinen Staat und auch einige andere Eigenheiten der hierzulande vorliegenden nicht. Feudalistische Gesellschaften – kennen die eigentlich immer einen Staat? In vielen feudalen Gesellschaften gab es ja gerade keine zentrale staatliche Bürokratie oder ein nationales Gewaltmonopol, wie wir es heute kennen. Und was ist mit bäuerlichen Gesellschaften? Steinzeitlichen?

        Es ergibt durchaus Sinn zu analysieren, welche (in)existenten Gesellschaft(sformen) lebensbejahend und kriegsverneinend sind und welche nicht. An denen kann man sich dann in Hinblick auf die Erkämpfung einer besseren Gesellschaft orientieren. Ansonsten stürzt man die alte Ordnung, erschafft aber an ihrer Stelle nichts besseres, sondern am Ende bloß eine genauso belliphile neue Tyrannei. Engels empfahl explizit vor Aufstandsbeginn sich grundlegend zu informieren und zu planen – er kannte die Konsequenzen von Frankfurt und Ungarn 1848/49.

        Und schließlich gibt es auch bis heute Gesellschaften mit komplexen sozialen Ordnungen ohne formellen Staat, die nicht frei von Gewalt oder Konflikten sind. Viele Stammesgesellschaften oder primitivere Gesellschaftsformen ohne zentrale politische Strukturen haben ebenfalls Krieg geführt oder tun dies bis heute. Gut, nicht in der materiellen Dimension der kapitalistischen Industrieländer, aber es waren Kriege. Und auch in Gesellschaften ohne formellen Staat kann es hierarchische Strukturen und soziale Differenzierungen, die zu Gewalt führen können, geben. Fehden, Blutrache et cetera. Deswegen hat Fromm diese unterschiedlichen Gesellschaften verglichen.

        Individuen in der Gesellschaft führen keine Kriege, da ist das Gewaltmonopol des Staates vor.

        Ist das so?

        Sie haben doch sicher schon mal von Charles Taylor gehört? Ist der nicht ein Paradebeispiel für den Einfluss, den ein Individuum und kleine Gruppe auf Kriege haben können. Er ging 1989 mit 100 Getreuen nach Liberia und entfesselte den dortigen Bürgerkrieg. Taylor führte Kriegsoperationen, die nicht nur gegen die liberianische Regierung gerichtet waren, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung. 1997 wurde er Präsident Liberias und stellte dann in der Tat den formellen Staat, aber während des Krieges agierte er als bloßer Führer einer bewaffneten Miliz. Dies zeigt doch, dass Krieg nicht nur durch Staaten initiiert oder geführt werden muss – auch Rebellenführer, die über ausreichend Truppen verfügen und Territorien kontrollieren, können als „Gewaltsubjekte“ in Kriegen fungieren.

        Außerdem war Taylor nicht nur national aktiv, sondern seine Truppen kämpften auch in den benachbarten Sierra Leone und Guinea, was den grenzüberschreitenden Charakter vieler moderner Konflikte und die Rolle von nichtstaatlichen Akteuren in Kriegen unterstreicht. Es gibt also einen klaren Fall von gewaltsamer Macht ohne die formale Legitimation eines Staates – Taylor agierte mit paramilitärischen Kräften, die auf keine souveräne Nation angewiesen waren, sondern auf die Unterstützung von lokalen Stammesgruppen und internationalen Waffenlieferanten.

        Oder wäre Taylors Geschichte für Sie auch ein Staatenkrieg, weil al-Gaddafi Taylor geholfen haben soll? Dann nehmen sie Joseph Kony oder irgendeinen anderen.

        Kurzum: Ich würde sagen, dass wir beide theoretisch durchaus zusammen einen Krieg entfesseln könnten. Es kommt a) auf die Definition von Krieg an, b) auf das Setting, c) unsere Machtressourcen und -fertigkeiten. Praktisch können wir beide es wohl nicht, da bei uns die notwendigen Bedingungen nicht erfüllt sind. Das heißt aber nicht, dass andere nicht über diese verfügten.

        Ausschließlich S t a a t e n führen Kriege. Sie sind die Gewaltsubjekte der Gesellschaft.

        Ist das so?

        Sie gehen davon aus, dass Gewalt immer nur im Rahmen des staatlichen Gewaltmonopols ausgeübt wird, und dass der Krieg ausschließlich ein Phänomen der Staatsgewalt ist. Diese Sichtweise ignoriert jedoch ein Füllhorn an historischen und aktuellen Beispielen, in denen nichtstaatliche Akteure aktiv an Kriegen und gewaltsamen Konflikten beteiligt sind.

        1) Britische Ostindien-Kompagnie

        Finden Sie nicht, dass die EIC ein besonders faszinierendes Beispiel für eine private Handelsgesellschaft ist, die Gewalt ausübte und Kriege führte? Sie war ja weit mehr als nur ein wirtschaftliches Unternehmen – sie hatte ihre eigene Armee und war in vielerlei Hinsicht eine militärische Macht, die nicht nur in Indien, sondern auch in anderen Teilen Asiens Krieg führte.

        Ja, sie führte Krieg natürlich im Namen der britischen Krone und bekam ihre Rechte von Karl II. verliehen, aber sie war kein Staat im traditionellen Sinne. Sie war ein Unternehmen, das die Macht hatte, Truppen zu rekrutieren, Festungen zu erobern und Kolonien zu verwalten. Und das gerne auch ohne Rückkopplung mit London agierte, zumal man damals ja nicht eben mal eine E-Mail nach Leadenhall schicken konnte.

        Wie ordnen Sie diese ein?

        2) Nichtstaatliche Akteure der Gegenwart

        Und wie ordnen sie nichtstaatliche Akteure wie Rebellen, Terrororganisationen oder paramilitärische Gruppen ein, die in vielen aktuellen Konflikten weltweit ja eine zentrale Rolle spielen? Diese sind in der Lage, große Gebiete zu kontrollieren, Kriege zu führen und Militäraktionen durchzuführen, ohne einen formellen Staat zu repräsentieren oder ihm anzugehören.

        In diversen sog. „fragilen Staaten“ wiederum agieren Warlords und Aufständische als gewaltsame Akteure, die entweder den jeweiligen Staat herausfordern oder in Gebieten ohne effektive staatliche Kontrolle operieren. Diese Akteure sind ebenfalls in der Lage, Kriege zu führen, Ressourcen zu kontrollieren und territoriale Konflikte zu schüren, ohne einen formellen staatlichen Rahmen zu repräsentieren. Ein prominentes Beispiel ist Somalia. Sie können aber auch Mali nehmen.

        Was machen Sie mit einem Konflikt wie dem dortigen zwischen den ethnischen Gemeinschaften der Dogon- und Bambara-Bauern und muslimischen Fulani-Hirten sowie diversen islamistischen Gruppen? Das ist nach Auffassung verschiedener Konfliktforschungsinstitute ein seit über einem Jahrzehnt laufender mehr oder weniger begrenzter Krieg um regionale Vorherrschaft und Ressourcen wie Wasser, Holz und Ackerland in einem Raum schwacher bis gar nicht existenter Staatlichkeit. Ein Konflikt, der im Westen niemanden interessiert, der in den Medien nicht vorkommt (außer ab und zu vielleicht bei France24) und der im Windschatten der anderen Kriege in und um Mali steht. Sagen Sie in Bezug auf diesen Konflikt auch „ausschließlich Staaten führen Kriege“?

        Ihr staatliches „Monopol“ ist schlicht nicht immer absolut. In vielen Konflikten haben nichtstaatliche Akteure das Gewaltmonopol übernommen – oder zumindest teilen sie es mit dem jeweiligen Staat. An vielen Orten der imperialen Peripherie existieren inzwischen parallel laufende Gewaltstrukturen, die auch unabhängig vom Staat gewaltsam agieren können.

        3) Söldnerheere und PMCs

        Wie gehen Sie eigentlich mit denen um? Das können sehr wohl auch unabhängige Krieger oder Kämpfer sein, die für Geld in Konflikte eintreten ohne direkte Verbindung zu einem Staat selbst zu haben. Heutige Söldnerunternehmen werden von Staaten, aber auch anderen Organisationen und Einzelpersonen für militärische Operationen engagiert, aber sie sind nicht Teil des staatlichen Gewaltmonopols. Zeigt das nicht, dass die Kontrolle und Ausübung von Gewalt nicht immer exklusiv dem Staat vorbehalten ist, sondern beispielsweise auch in der Hand einzelner Kapitalgruppen liegen kann?

        4) Volkskrieg

        Und was machen Sie mit einem Konzept wie Engels Volkskrieg, das später dann von Lenin, Mao und anderen übernommen wurde? Es sollte ja explizit den Beherrschten Möglichkeiten an die Hand geben einen Krieg gegen die besitzende Klasse zu führen. Oder liefe das für Sie nicht unter Krieg?

        Über Krieg und Frieden entscheiden e i n z i g die Führer des staatlichen Gewaltmonopols.

        Das ist fallbezogen korrekt, wenn Sie beispielsweise die deutsche Führung während der Julikrise betrachten. Die Auslösung des Ersten Weltkriegs erfolgte im Zusammenspiel von Jagow, Zimmermann, Bethmann und dem einen anderen, dessen Namen ich immer vergesse. Ziel war die endgültige Ausschaltung des Erbfeindes Frankreichs und die Unterwerfung bzw. Kolonisierung des neu gemachten Erzfeindes Russland. Man erachtete die Gelegenheit als günstig, hat sich mit dem Kriegseintritt der Briten und dem massiven belgischen Widerstand aber genauso massiv verzockt wie bei ein paar anderen Geschichten.

        Ein Punkt ist nun aber, dass Sie in der Form wie die kapitalistisch-imperialistischen Gesellschaften heute verfasst sind, nicht mehr unbedingt die Führer des Gewaltmonopols identifizieren können. Ein pöser pürgerlicher Forscher wie Glennon hat beispielsweise für das Fallbeispiel USA herausgearbeitet, dass es ein Mythos sei,

        that U.S. security policy is made through the visible, “Madisonian institutions”―the President, Congress, and the courts, proposing that their roles are largely illusory. Presidential control is nominal, congressional oversight is dysfunctional, and judicial review is negligible. (…) security policy is really made by the managers of the military, intelligence, diplomatic, and law enforcement agencies – a concealed “Trumanite network” of several hundred members who are responsible for protecting the nation, and who are primarily immune from constitutional restraints.

        Jetzt mal von Sabbel wie „protecting the nation“ („protecting the ruling class“ müsste es heißen!) abgesehen – es ist klar, dass ein schwerkranker, dementer Mann wie Biden nichts entscheidet und auch nicht Spießgesellen wie Blinken und Harris, sondern dass diese Emissäre bestimmter Kapital- und Machtgruppen sind, aus deren Zusammenspiel und Rankünen sich die eigentlichen Entscheidungen ableiten. Ich rate dringend davon wegzukommen, dass man sich die US- oder Bundesregierung als monolithischen Block mit festgefügten Interessen und einem Letztentscheider (Biden / Scholz / etc.) vorstellt. Ansonsten kommt man zu so einem Strull wie, dass die Nordstream-Sprengungen gegen ominöse „deutsche Interessen“ verstoßen hätten (ich sage nicht, dass Sie das behauptet hätten, das findet man hier nur immer wieder). Vielmehr gibt es doch in Deutschland unterschiedliche bourgeoise Flügel, von denen manche – und da muss man Nowak von Telepolis zustimmen – durchaus von diesem Akt profitiert haben. Dementsprechend wird auch klar, dass die gescheiterte Scholz-Regierung ein Kompromiss auf Zeit von unterschiedlichen bourgeoisen Kräften mit demgemäß unterschiedlichen Interessen war. Allein zu glauben, dass beispielsweise ein Mützenich, ein Michael Roth und eine Baerbock ein- und dieselben Interessen teilen und von ein und derselben bourgeoisen Fraktion entsandt sind, finde ich gagga. Da muss man sich nur deren jeweilige China-Positionen zu angucken.

        Zurück zu Ihrer Argumentation, @ Krim, die ich teilweise verengt und verwirrend finde. Das klingt mitunter bei Ihnen, als ob der Staat ein neutrales (!) Organ sei, das eben „über Krieg und Frieden entscheidet“. Das mag in irgendwelchen philosophischen Modellen so sein, in einer kapitalistisch-imperialistischen Gesellschaft ist der Staat doch am allerwenigsten neutral, sondern vor allem Protektor der Interessen der herrschenden Klasse und zugleich deren Instrument, mit dessen Hilfe sie die sozialen (Ausbeutungs)Verhältnisse aufrechterhält. Das sollte man auch deutlich machen.

        Die Entscheidung über Krieg und Frieden wird ja hierzulande nicht objektiv oder im Interesse der gesamten Gesellschaft getroffen, sondern ist geprägt von den Interessen derjenigen, die die Macht besitzen. Und das ist nun einmal die heterogene Bourgeoisie, die freilich in die oben erwähnten Kapital- und sonstigen Machtgruppen zerfällt. Wenn „die Führer des staatlichen Gewaltmonopols“ über Krieg und Frieden entscheiden, dann tun sie dies nicht im Interesse der breiten Bevölkerung, sondern im Interesse des jeweils dominierenden Flügels der Bourgeoisie!

        Allgemein hätte man auch mal deutlich machen können, dass es auch Krieg und Frieden keine monolithischen Blöcke sind, sondern es auch positiven wie negativen Frieden und unterschiedliche Kriegstypen geben kann. Auch Klassenkampf ist Krieg, wer das herunterspielt, will verwischen (das geht nicht explizit an Sie, sondern ist allgemein geschrieben).

        Und die Gesellschaften sind in Kriegen die Verfügungsmasse der staatlichen Gewaltsubjekte. Die haben zu tun was der Staat will und darüber hinaus haben die gar nichts zu melden.

        Das ist mir zu fatalistisch. Sie postulieren, dass die Menschen als bloße Opfer zu folgen haben, ohne Einfluss auf die Kriegführung nehmen zu können. Das übersieht schlicht die Tatsache, dass auch die formal Beherrschten oft eine aktive Rolle in der Kriegsführung spielen können – sei es durch direkte Beteiligung, durch Zustimmung oder durch Widerstand (Volkskrieg). Kriege sind eben nicht einzig das Ergebnis eines willkürlichen staatlichen Willens, da gibt es auch andere Akteure und Einflussfaktoren. Auch die mächtigsten Staaten sind nicht immer in der Lage, den Willen ihrer Bevölkerung vollkommen zu kontrollieren, und manchmal können gesellschaftliche Bewegungen, Proteste oder Aufstände einen Kriegsverlauf beeinflussen oder sogar verhindern. Stichworte: Russland 1917, Deutschland 1918.

        Was ist der Zweck einer bürgerlichen Staatsgewalt und was folgt daraus für die Staatsgewalt selbst.

        Ah, jetzt wird’s klar. Sie reden über bürgerliche Staatsgewalt. Da ist eben ein ganz spezifisches Setting. Brauche ich Ihnen nicht mit Kimbern, Teutonen und Wikingern oder den Maliern von heute zu kommen. Ist Fromm aber auch nicht. Der wollte diverse Gesellschaften, ob vor oder nach 1517, ob in oder außerhalb Europas vergleichen.

        Doch weil Sie dies inkriminierten:

        In einer solchen Gesellschaft sind Kriege oft das Mittel der Wahl, um Interessen durchzusetzen, Märkte zu kontrollieren oder politische Macht zu sichern.

        Hier steht nicht, dass Sie und ich die Kriegstreiber seien. Sondern es sollte klar sein, dass man, um Interessen durchzusetzen oder Märkte zu kontrollieren, schon ein paar Vorbedingungen erfüllt haben sollte. Da muss man eben Bourgeois zu sein, um eine Söldnerarmee zu finanzieren. Oder als bourgeoise Gruppe einen Staat dominieren oder gar kontrollieren, wenn man global Interessen durchsetzen möchte.

  15. …. es müsse so etwas wie einen Todestrieb geben. Der Todestrieb strebe danach, wenn er übermächtig werde, an die Stelle des Lebens die völlige Auflösung, eine Art Nirwana zu setzen……

    liegt es an der Kleidung ? ….. oder warum muß ich gerade an Selenskyj denken ?

    … oder liegt es an den USA, ….. die uns die Posse ” David gegen Goliath ” verkaufen wollen ?

  16. Das läuft soweit alles unbewusst ab: Die kapitalistische und fremdbestimmt Ausbeutung (der.”stumme Zwang der Verhtnisse” / anonyme Herrschaft) – sich dafür selbst hassend – masochistisch ertragen, kann in unserer Leistungsgesellschaft (mit Hassprojektion auf andere) sadistisch bestens ausgelebt und damit kompensiert werden.

    Die nächsten Krieger wurden für den laufenden WKIII durch die Corona-Maßnahnen in Serie “produziert”….

  17. Meine Arbeitshypothese ist, dass die Menschheit mit ihrer Schwarmdummheit noch nicht die passende internalisierte Sozialkompetenz entwickeln konnte, nachhaltig eine Hochtechnologiezivilisation betreiben und entwickeln zu können. Irgendwann kommt der Kipppunkt, wo die kreative Destruktion in destruktive Destruktion umschlägt, weil die Möglichkeiten und individuellen Vorteile von Zerstörungsakten, die ein signifikanter Anteil der Population begehen kann, will und soll, die gesellschaftlichen Vorteile für alle einer friedlichen Kooperation übertrumpfen. Menschliche Ökonomie ist reiner Irrsinn, nur wir können nicht anders. Deshalb wird die Menschheit sich früher oder später selbst auslöschen, und während sie das tun, werden sie immer noch glauben, völlig rational zu handeln. Wahrscheinlich jetzt früher als später, die globale Verblödung durch begeistert adoptierte Desinformationstechnologie hat den nahenden Untergang noch mal einen Zahn beschleunigt. Da ist wohl nichts mehr zu retten.

  18. Dies sind ja alles keine neuen Ereignisse. Schon Bert Brecht wusste:
    „…Die Besitzverhältnisse erzeugen die Barbarei…“. Ein Philosoph und marxistischer Theoretiker hat dies in seinem Standardwerk „Das Kapital“ einmal so formuliert:
    „…Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft: 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens…“.
    Diese Gesetzmäßigkeit ist in allen Gesellschaften latent, welche ein Wirtschaftssystem haben, welches auf Profitmaximierung beruht. Deshalb gab es ja auch nach dem 2. Weltkrieg zwei deutsche Staaten. Einen, der die alten braunen Eliten wieder an die Macht brachte, um das Ziel dieses Krieges (Land- und Ressourcenraub) weiter zu verfolgen:
    „…Die neue deutsche Armee wurde nicht gegründet, um den Bonner Staat zu schützen, sondern der neue Staat wurde gegründet, um eine Armee gegen die Sowjets ins Feld zu stellen…“
    Rudolf Augstein in Bilanz der Bundesrepublik, 1961
    Der zweite deutsche Staat hat eine Wirtschaftsordnung geschaffen, welche nicht auf Profitmaximierung setzt.

  19. Der Kapitalismus ist die Mutter aller Kriege, weil der Kapitalismus zyklisch immer zum Krieg führt.
    So lange es Banker, Versicherungsfuzzies, und Leute gibt, die meinen aus Geld mehr Geld machen zu müssen wird sich niemals etwas daran ändern!
    Anders gesagt. führt der Systemimmanente, kapitalistische Verwertungszwang immer zum Krieg.

    1. Der Kapitalismus führt keine Kriege. Menschen bzw. Lebewesen führen Kriege.

      Kapitalismus ist so viel mehr als nur ein Wirtschaftssystem. Es ist eine Ideologie. Ideologien zu bekämpfen ist ziemlich sinnlos, vor allem, wenn es sich um eine Ideologie handelt, die den Kampf zu ihrem zentralen Aspekt sublimiert. Da kannst du nur verlieren.

      Denkanstoß: Es geht nicht ums Kämpfen. Es geht um dessen Gegenteil: Liebe.

      1. “DasNarf” ist wohl ein echter Schlauberger. 😉
        Im Kapitalismus gibt es nur wenig Liebe, weil die i.d.R. auch dem kapitalistischen Verwertungsprozess unterworfen ist.
        Deine Ausführungen klingen nach Alternativlosigkeit und Kapitulation.
        Aber, nein, gegen jede Ideologie und Religion kann man sich wehren!!!

      2. Pablikman hat nicht geschrieben, dass der Kapitalismus Kriege führt, sondern dass er “immer zum Krieg führt”, und da hat er Recht. Gerade lässt es sich wieder sehr gut beobachten.
        Es handelt sich beim Kapitalismus auch nicht um eine Ideologie, sondern um eine Gesellschaftsordnung, in der die Bourgeoisie als herrschende Klasse Eigentümer der Produktionsmittel ist, was sie zur Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiterklasse befähigt.
        Liebe ist hier auch keine Lösung.

        1. Sie irren, Liebe ist tatsächlich sogar die einzige Lösung. Hat auch mal so‘n Typ behauptet, der wurde dann leider von den Urmenschen damals tot gefoltert und stilvoll an einen Baum geknüpft. Er war leider etwas zu früh dran, musste er enttäuscht feststellen.

          Wenn ich mich heute umsehe, ist es immer noch zu früh, aber wir sind einen Schritt weiter als damals. Wir haben Menschenrechte entdeckt, hin und wieder über Gewaltenteilung nachgedacht, sowas ähnliches wie einen Rechtstaat erfunden, kostenloses Klopapier auf Betriebstoiletten bereit gestellt, das Wort „Neger“ verboten und Gutenachtgeschichten für kleine Kinder geschrieben. Im großen Ganzen waren da ein paar gute Ideen dabei, auch wenn man halt nicht immer ins Schwarze treffen kann. Immerhin, es gibt Hoffnung. Ist ein dialektischer Prozess, verstehen Sie? Und wir alle, die gerade leben, sind ein Teil davon.

          Sie wollen Frieden? Frieden ist gelebte Liebe. Sie unterliegen der paradoxen Vorstellung wie die meisten unserer Vorfahren, das durch Gewalt erreichen zu können.

          Eine friedliche Menschheit ist ein evolutionärer Sprung. Wenn Sie zu diesem beitragen möchten, müssen Sie zunächst mal bei SICH SELBST beginnen. Und ihren Mitmenschen und Kindern ein entsprechendes Vorbild bieten. Ein erfolgversprechendes, denn wir haben ja immer noch Evolution mit ihren blöden Regeln! Erkennen Sie, dass das System “Kampf”, die Ideologie des Kapitalismus, der Darwinismus, nur durch eine Graswurzelbewegung überwunden werden kann, durch einen geistig-kulturellen Wandel aus dem Volk heraus. Alles andere wäre wieder gewaltvoll erzwungen, und Zwang ist das genaue Gegenteil von Freiheit. Geld übrigens auch, aber dazu später mehr.

          Mit dem Finger auf andere zeigen und die bekämpfen zu wollen, das ist Baerbock-Sprech. Damit beweisen Sie nur, dass sie nicht besser sind als die Kapitalisten, die sie loswerden möchten. Das ist das Niveau von Marvel-Filmen und anderem amerikanischem Propagandadreck, der uns seit Jahrzehnten eintrichtern soll, dass es so etwas wie das “Gute” (ist man immer selbst) und das “Böse” (irgendjemand anderes) gäbe, und man müsse nur ordentlich mit Thors Hammer drauf dreschen, und dann ist alles gut. Es gilt, Hierarchien und deren Gewalt als Problem zu erkennen, und nicht als Lösung. Dazu ist aber sehr viel persönliches Umdenken und ein gerüttet Maß an Toleranz nötig, denn es würde bedeuten, dass wir Menschen uns wieder annähern müssten, einen Teil der Internet-induzierten Isolation rückgängig machen (Gott bewahre!!!).

          Wie sieht so eine friedliche Bewegung aus? Entziehen Sie dem Kapitalismus und seiner Ideologie den Nährboden. Bekämpfen Sie das System an seiner Wurzel, sprich, werden Sie radikal, ohne gewalttätig zu werden, denn genau das ist zu vermeiden. Hören Sie auf, die Gier anderer zu füttern, arbeiten Sie weniger, leben Sie bescheidener und nachhaltiger. Nutzen Sie ihre Freizeit für etwas sinnvolles. Verbringen Sie mehr Zeit mit Menschen, auch mit welchen, die Sie nicht kennen. Kaufen Sie Produkte, die sich reparieren lassen, und lernen Sie das Instand setzen selbst. Dieses System lebt von Konsum, Konkurrenz, der Ausbeutung von Arbeitskraft und grenzenloser Gier nach Ressourcen. Letztere ist IMMER der einzige Grund für Krieg. Schalten Sie die Propagandaglotze aus, melden Sie Netflix ab. Verschenken Sie, was sie nicht brauchen, an Menschen, die es brauchen. Oder tauschen Sie es gegen einen Gefallen. Werden Sie unabhängiger. Unabhängiger vom Geld vor allem. Geld ist der Lebenssaft dieses Systems. Bieten Sie ihre Dienste kostenlos an, sofern Sie finanziell dazu in der Lage sind. Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten und zeigen Sie, dass das ein erfolgreiches Lebensmodell ist. Dann werden sich andere anschließen, die Bewegung wird wachsen. Versuchen Sie mehr Wahrhaftigkeit in Ihr Leben zu bringen, ersetzen Sie die gesellschaftliche Identität mit einer authentischen, eigenen, legen Sie den falschen Stolz und die anerzogene Eitelkeit ab und schließen Sie Frieden zunächst mal mit Ihrem Selbst und seinen Fehlern. Die Ursache unseres gesellschaftlichen Narzissmus‘ ist der Selbsthass, der den Gegenpol bildet zu einer Empathiefähigkeit, die über den persönlichen Inner Circle hinaus skalieren kann! Empathie ist eine Form von Liebe und die Voraussetzung für echten, gewollten und nicht erzwungenen Frieden.

          Das klingt vielleicht in Ihren Augen alles total esoterisch, ist es aber nicht. Dahinter liegen rationale Überlegungen, soziologische Beobachtungen, Psychologie und Hegelsche Dialektik. Schon die Hindus haben mit ihrer „Advaita Vedanta“ Philosophie vor Jahrtausenden dieselben Schlüsse gezogen. Deshalb wiederhole ich nochmal: Kapitalismus ist uralt. Es ist ein spieltheoretisches Handlungsmodell, das Erfolg hat. Es gibt aber noch andere erfolgversprechende, friedlichere Modelle. Die wurden auch schon im Kleineren erfolgreich erprobt. Es liegt aber an uns, ob die Wirklichkeit im großen Stil werden können, nicht an Jesus, nicht an Taylor Swift und auch nicht an Trump, Putin oder Scholz.

          Noch ein kleines Zitat von Ghandi, das Sie vermutlich kennen dürften: “Sei du die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst.”

          Wenn Sie lieber in den Krieg ziehen wollen, viel Spaß. Frieden stellt sich nicht ein, wenn man alle umbringt, die vermeintlich im Weg sind. Das haben schon größere Persönlichkeiten versucht als wir kleinen Forumsschreiberlinge es sind. Sie sind langfristig gescheitert. Immer. Dann drehen wir halt noch eine Ehrenrunde als Menschheit. Irgendwann ist es vielleicht so weit.

          Aber ohne die tatkräftige Mitwirkung von uns Menschen wird das nur eines werden: NIX.

          1. Das wird nur nicht funktionieren, weil die herrschende Klasse uns töten will.
            Die Frage hat sich einzig und allein auf “die oder wir” beschränkt.
            So lange es solche Leute gibt. wird es keine Gerechtigkeit geben.
            Es geht zur Zeit nur noch ums Überleben.
            Nicht, darum, wer besser ist???
            Ich hatte selbst auch nie diesen Anspruch besser, oder der Gute zu sein, nur diesen unbändigen Hass auf die Gesellschaft seit meiner Einschulung, der sich ja spätestens seit dem 12.4.2020 bestätigt hat.

            1. Der Mensch wird von der Wiege bis zur Bahre in diesem System verwahrt. Zunächst wird er abgerichtet (Vor- / Haupt- / Hoch-)Schule. Am Ende wird er hingerichet (spätestens im Altenknast, äh -heim) – und sei es medial.

              Und was die Schule betrifft – Illich hatte schon recht, als er damals die Entschulung der Gesellschaft forderte. Er plädierte dafür, dass Lernen flexibel, selbstbestimmt und gemeinschaftlich stattfindet. Dass Lernen auch wirklich Lernen heißt, statt institutionalisierte Abrichtung, äh “Schulbildung”.

              Heute heißt es dagegen weiterhin: Non nobis, sed systemati discimus.

          2. Menschenrechte sind die Werte des Kapitalismus. Menschenrechte bedeuten, da sie vom Staat gewährt werden, dass das Leben, die Freiheit, die körperliche Unversehrtheit, die Würde… des Menschen staatliche V e r f ü g u n g s m a s s e sind, dass der Staat sie beansprucht, dass also der Mensch mit Haut und Haar, mit Geist und Bewusstsein der Macht des Staates unterworfen ist. Dass das ein Fortschritt ist, gehört in die Abteilung Gehirnwäsche durch bürgerliche Propaganda.
            Das ist ein ziemlich ungemütliches Verhältnis, was man selbst wenn man mit Scheuklappen und Augenbinde unterwegs ist, spätestens dann erkennen kann, wenn wieder für den Staat massenhaft gestorben wird.

            Eine friedliche Menschheit ist ein evolutionärer Sprung. Wenn Sie zu diesem beitragen möchten, müssen Sie zunächst mal bei SICH SELBST beginnen.

            Das ist ein unausrottbarer fataler Fehler. Nicht Menschen führen Kriege – S t a a t e n führen Kriege. Unter Menschen ist das Kriegführen seit 1495 der ewige Landfriede Gesetz geworden ist, v e r b o t e n.
            Und deswegen ist es auch total hinrissig, bei sich selbst anzufangen. Ich habe noch keinen Krieg angefangen und kann das auch gar nicht. Ob ich meine Mitmenschen liebe, ob ich zum Lachen in den Keller gehe oder meinem Nachbarn vor die Tür scheiße. Für die Frage von Krieg und Frieden ist das völlig irrelevant. Ich k a n n gar keinen Krieg vom Zaun brechen und wenn ich es versuchen würde, würde ich eingesperrt werden.

      1. Aha, noch so ein total ahnungsloser. Recherchieren zur Vorgeschichte was Vietnam u. China betrifft ist wohl nicht deine Sache.
        Trotzki hat sich nirgendwo ausgezeichnet, außer daß er von JPMorgan & Co gekauft war und im letzten Moment zu den Bolschewiki rübermachte um sie zu unterwanderen – was aber nicht gelang. Die Kronstädter Matrosen wurden desinformiert und machten gemeinsame Sache mit den 14 Invasoren Russlands die dort während ihrer Besatzung von 1918-1922 13 Mio Russen ermordeten.

        Fakten gibts in folgendem Buch, russ. Geschichte sollte man schon kennen.
        https://zambon.net/shop/de/shop/302/gerhard-schnehen-stalin.-eine-marxistische-biografie
        Aus Brd-Schulbüchern erfährst du diese nicht sondern nur die kapitalistische Lügenpropaganda – wie aus der Stürmerpresse von Bild, Tagesschau, Spiegel.

        1. Die Totalitäre Partei hatte immer Recht, Stalin führte uns zu Glück und Frieden. Und in Spanien hatte die Totalitäre Partei auch nur wegen der fünften Kolonne verlorenen.

        2. Trotzki hat sich nirgendwo ausgezeichnet, außer daß er von JPMorgan & Co gekauft war und im letzten Moment zu den Bolschewiki rübermachte um sie zu unterwanderen

          Pardon, aber was Sie da hoffentlich unwissentlich ausführen ist ein Teil der ursprünglichen “Judeo-Bolschewismus”-Legende, nämlich der Behauptung, dass (jüdische) Bolschewisten gemeinsam mit jüdischen Bankiers in Russland eine Revolution veranstaltet haben, um anschließend weiltweit “die Arier” zu unterwerfen.

          Dieser Unfug stammt ursprünglich nicht von den Nazis, sondern aus dem Umfeld geschlagender russischer Weißgardisten und sonstiger Adliger, welche solche Geschichten diesseits und jenseits des Atlantik in den Jahren nach der Revolution verbreiteten (übrigens gemeinsam mit den berühmten “Protokollen der Weisen von Zion”, die ja ebenfalls aus dem zaristischen Russland stammen).
          In Deutschland wurden die Kontakte solcher Weißgardisten/Adliger mit den frühesten Nazis über die sogenannte “Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung” (siehe Wiki) des Baltendeutschen Max Erwin von Scheubner-Richter hergestellt. Diese “Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung” kaufte der NSdAP den “Völkischen Beobachter” mit dem Geld reicher russ. Emigranten wie Großfürst Kyrill Romanow. Scheubner-Richter starb an Hitlers Seite beim “Feldherrenputsch” 1923.
          Und in den USA war es vor allem der russ. Emirant Boris Brasol (siehe Wiki), der als Vertreter von Großfürst Kyrill das eben bezeichnete Gedankengut einschleuste, über Senatsanhörungen und “Berichte” an das State Department (siehe ‘Bolshevism and Judaism’ von 1918).

          Der Autor Antony C. Sutton nahm diese erwähnten Berichte 50 Jahre später für bare Münze und brachte sie in seinem Buch “Wall Street and the Bolshevik Revolution” (1974) in Umlauf.

          Das ist Interessierten seit längerem bekannt. Der russ.-franz. Antisemitismus-Forscher Léon Poliakov ging schon 1977 im vierten Band seiner History of Anti-Semitism (“Suicidal Europe. 1870–1933”) detailliert darauf, also auf Brasol – Sutton ein.
          Und auch bis Russland hat sich mittlerweile die Herkunfts- und “Vererbungs”-Linie dieser Mythologie herumgesprochen.
          https://regnum.ru/news/2336781

          Zurück zu Trotzki: Trotzki hat wie Lenin nach dem Ausbruch des Ersten WK eine Antikriegsposition eingenommen, nahm wie Lenin an den Konferenzen im Schweizer Zimmerwald teil, wurde 1916 wegen seiner Antikriegsagitation aus Frankreich ausgewiesen und landete in den USA. Ja, er traf im Januar 1917 in New York ein und ja, dort gab es Banken. Das war’s aber auch schon. Zwei Monate später, nach Ausbruch der Februarrevolution, bemühte er sich wie sämtliche russ. Polit-Emigranten nach Russland zurückzukehren.

            1. Ich schließe mich dem Mitforisten @ zero fox an. Wenn Sie Lust, Zeit und Interesse haben @ Besdomny, überlegen Sie sich doch, ob Sie dem Chefred mal einen Artikel anbieten. Es geht auch unter Pseudonym – ich bin das beste Beispiel für.

              Nur eine Stelle in Ihrem Kommentar war etwas missverständlich:

              “Scheubner-Richter starb an Hitlers Seite beim “Feldherrenputsch” 1923.”

              Die Weltgeschichte wäre sicherlich anders verlaufen, wenn es so gewesen wäre, doch sie starben nicht zusammen, sondern Hitler wurde vom getroffenen Scheubner-Richter zu Boden gerissen, wodurch er überlebte…

              Das Wirken von Baltendeutschen in solchen wie anderen rechten Organisationen ist allgemein ein spannendes Thema. Schon Fritz Fischer zeigte auf, wie gerade die Agitation von russlandfeindlichen Baltendeutschen dazu beitrug, dass das Feindbild Russland in den 1890er und 1900er Jahren sukzessive verankert und Russland dann (nach dem Antritt Bethmann-Hollwegs) als “Erzfeind” des Kaiserreichs aufgebaut werden konnte:

              Der russische Geist sei beherrscht durch einen neuen Nationalismus, vor allem der neuen industriellen russischen Bourgeoisie. Dieser Wandel des Rußlandbildes war von epochemachender Bedeutung und ebnete den Weg zu Hitler.

              Es waren vor allen dingen die Baltendeutschen, die in den 80er und 0 Jahren aus Protest gegen die damals einsetzende Russifizierung der baltischen Provinzen nach Deutschland kamen. Sie waren erfüllt von einem tiefen Haß gegen Russland, aber auch von Furcht gegenüber der wachsenden Macht des Slawentums. Unter ihnen waren so einflussreiche Männer wie der Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Berlin, Theodor Schiemann, der auch an der Kriegsakademie unterrichtete und durch seine Ideen von dem multinationalen Charakter des Zarenreiches und damit seiner Verwundbarkeit im Kriegsfalle das preußisch-deutsche Offizierskorps stark beeinflusste. (Fischer 1992: 37)

              Zu Schiemann gibt es weitere sachdienliche Hinweise im verlinkten Wikipedia-Artikel, Moneyquote:

              Im Ersten Weltkrieg propagierte Schiemann in einer Vielzahl von Schriften die „russische Gefahr“ und vertrat eine annexionistische Politik in Bezug auf das Baltikum. Er wurde der beredte Advokat der Vorstellung, dass „wir aus dem Ostseeland ein deutsches Gemeinwesen schaffen müssten“.

              (…)

              Deutschbaltische Publizisten wie Schiemann und Rohrbach beeinflussten die überwiegend antirussisch und ukrainophil eingestellte öffentliche Meinung in Deutschland nachhaltig und begünstigten dadurch die Politik der deutschen Regierung der „Revolutionierung“ oder „Befreiung“ der Ukraine

              Ja, Russland „dekolonisieren“ und die Ukraine „befreien“ will man nicht erst seit 2022, das gilt gerade auch für Berliner Schnauzen.

              Auf jeden Fall war bei der Auslösung des Ersten Weltkriegs für jene dann nicht nur die endgültige Ausschaltung des Erbfeindes Frankreich, sondern eben auch die Zerschlagung des neu definierten Erzfeindes Russland maßgebend. Dazu bediente man sich in den Folgejahren auch so illustrer Herren wie dem Hetman Skoropadski – in dessen Münchner Umfeld in den 1920ern dann ein gewisser Adolf H. aus B. verkehrte und unter anderem seine Bild von der Ukraine als „deutschem Indien“ gewann…

          1. Ergänzung, wenn wir nun schon mal diese Legende “dekonstruieren”:
            Die Phantasien des russischen emigrierten Adels in den Jahren unmittelbar nach 1917 waren, wenn man so will, nicht völlig aus der Luft gegriffen.
            Es gab da nämlich einen amerikanisch-jüdischen Bankier deutscher Herkunft namens Jacob Schiff (siehe Wiki), Chef des Bankhauses Kuhn, Loeb & Co., der sehr verärgert über die Behandlung der Juden im Zarenreich war (und insbesondere über die Pogrome nach der Ermordung Alexanders II.) und deshalb begann, seinen Einfluss gegen das Zarenreich einzusetzen. Schiff gelang es in den Jahren um die Jahrhundertwende, dem Zarenreich die Gewährung von Krediten in den USA zu erschweren und er unterstützte Japan im Krieg gegen Russland finanziell.
            Es hatten also tatsächlich jüdische Bankiers “gegen Russland” gearbeitet.

            Aber nach dem Sieg der Februarrevolution und der damit verbundenen rechtlichen Gleichstellung der Juden in Russland stellte Schiff seine Aktivitäten gegen den russichen Staat ein, nahm sie jedoch wenig überraschend nach dem Oktoberumsturz wieder auf.

            Trotzkis zweimonatiger Aufenthalt in New York wird übrigens mittlerweile in einem Buch beschrieben:
            Trotsky in New York, 1917: A Radical on the Eve of Revolution
            https://newyorklaborhistory.org/web/?page_id=1921

    2. Völlig korrekt. Das kranke System des Kapitalismus hat den Zwang zu Expansion integriert. Und der führt zu Krieg, Ausbeutung, Putsche, (Neo)Kolonialismus usw.

  20. … , Kriegshandlungen per Plebiszit absegnen zu lassen……

    …. dann sähe unser …. 360 Grad Dumm-Dumm Geschoß Annalena ….. aber ziemlich dumm aus ….

    …. Mann o mann ….. hat ” Die ” eine große Fresse !!!

    https://www.rnd.de/politik/annalena-baerbock-krieg-gegen-russland-moskau-fordert-erklaerung-fuer-aussage-YNGEGJ7QACYAAZBNN2LPKSFLEM.html

    …. Mann o mann ….. hat ” Die ” hat die große Fresse wieder eingepackt !!!

    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/annalena-baerbock-doku-diplomatie-russland-100.html

  21. Fast bin ich etwas erstaunt, welches Kommentarecho dieser Beitrag hervorruft.
    Die Erklärung dürfte wohl sein, dass wir uns hier auf einer linken Seite befinden.

    Für mich als Realisten und Konservativen reicht ein Blick auf … sagen wir mal … 6000 Jahre Weltgeschichte, um klar zu erkennen, dass der Mensch in anthropologischer Hinsicht an sich eben nur gelegentlich ein friedliches Wesen ist. Und zwar unabhängig von der Region, der Kulturstufe oder der wirtschaftlichen und politischen Ordnung.

    Und finden sich nicht auch schon in der Bibel menschliche Widersetzlichkeit und Aggressivität schon fast ganz am Anfang?!

    Dass dieser trübe Befund für Linke und überhaupt für alle idealistischen Humanisten eine bittere und immer wieder schmerzliche Erfahrung ist, das ist klar. Naheliegend, dass dann etwa Quincy Wright, Erich Fromm oder Joachim Bauer mehr oder weniger verzweifelt nach Auswegen suchen oder sich mühen, Situationen und günstige Rahmenbedingungen zu postulieren, wo es vielleicht mal ein bisschen anders ist …

    Und ja, für einzelne Individuen und kleine Gruppen gelingt das auch mitunter, doch sind solche Erfolge von entwickelten und reifen Persönlichkeiten schwer zu verallgemeinern.

    Außerdem hängt natürlich viel von der technologischen Entwicklung und besonders auch der Bevölkerungsdichte in einem Raum ab. Auch Fromm kam ja zu dem Schluss, dass Konflikte mit der zivilisatorischen technischen Entwicklung zugenommen haben. Verstreuten Ackerbauern und Sammlern fällt die Friedfertigkeit leicht … !

    Bemerkenswert ist übrigens auch der Umstand, dass die Agressivität im Innern einer Gesellschaft und die Aggressivität dieser Gesellschaft nach außen hin in einem Wechselverhältnis stehen. Es ist wie mit Yin & Yang: Wenn die Gesellschaft nach außen hin friedlich ist, dann machen sich destruktive Energien eben eher im Innern Luft – sei es im Innern der Person oder zwischen Individuen bzw. Teilgruppen. Ganz wegdrücken lässt sich die Aggressivität eben nicht, weil das Gegensatzpaar “Aggression und Frieden” nun einmal existiert. Man kann ja nie einen Teil von einer Dichotomie vernichten bzw. aus der Welt schaffen. Dumme Menschen erkennt man daran, dass sie eben das trotzdem anstreben. Klüger sind dann schon Versuche zur Sublimierung, Zähmung oder Umlenkung, z.B. beim Sport.

    1. Religionen sind, nach dem Kapitalismus, das zweite Problem der Menschheit.
      Die Bibel ist nichts weiter wie ein Märchenbuch der Menschheitsgeschichte.

    2. @Wolfgang Wirth:
      Ich gehe mit Ihnen einig und wiederhole hier meine Antwort an @Altlandrebell weiter oben:

      Ich halte Fromms “lebensbejahende Gesellschaft” für Druidentee. Wenn Menschen fähig wären, ein Paradies zu bauen, in dem jeder jeden liebt und alle Konflikte gewaltfrei gelöst werden, würde die Welt anders aussehen. Das Paradies wird immer ein Traum bleiben. Das liegt nicht am kapitalistischen Imperialismus, sondern an der Unfähigkeit der Menschen, ein Paradies zu bauen. Wir können uns ein Paradies vorstellen, wir können versuchen, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen, aber wir sind immer gefangen in unseren Lebensbedingungen, zu denen destruktive persönliche Eigenschaften ebenso gehören wie destruktive gesellschaftliche Eigenschaften. Das Destruktive ist immer Teil unserer Existenz, mehr oder weniger ausgeprägt, aber unüberwindbar. Der eigene Tod ist die ultimative Destruktion. Destruktion ist in diesem Sinne durchaus lebensbejahend. Der Tod nährt anderes Leben und macht Platz für neues. Leben und Tod bedingen sich gegenseitig. Wenn das ultimativ Destruktive das Leben bejaht, kann eine Gesellschaft nur leben, wenn es das Destruktive akzeptiert. Eine gesunde Gesellschaft setzt dem Destruktiven jedoch Grenzen. Sie sorgt dafür, dass es nicht überhandnimmt. Dafür schafft sie die nötigen Bedingungen. Zum Beispiel einen Rechtsstaat.

      1. @Prosecco
        23. November 2024 um 17:50 Uhr

        Ja, so in etwa sehe ich es auch.
        Muss gestehen, dass ich die anderen Kommentare bisher nicht gelesen habe.

        Gute und wichtige Stelle:
        “Eine gesunde Gesellschaft setzt dem Destruktiven jedoch Grenzen. Sie sorgt dafür, dass es nicht überhandnimmt. Dafür schafft sie die nötigen Bedingungen.”

        Ein Psychologe könnte die Fortexistenz von Konflikten vielleicht auch damit erklären, dass jeder Mensch eine Insel ist und die anderen Menschen – selbst die in seiner Nähe – immer nur eingeschränkt verstehen und begreifen kann.
        Beschränktheit bis hin zur Isolation und Angst als logische Folge.

        Empathie als einziger Ausweg gelingt nur teilweise und längst nicht allen. Daran ändern auch all diese Empathietrainingsprogramme wenig.
        Jeder Mensch ist mehr oder weniger eine Insel.

        Würde, könnte es so etwas wie eine gleichgeschaltete Schwarmexistenz geben, so wären die Menschen vielleicht friedlicher und weniger ängstlich.
        Das ist ja mit ein Grund, weshalb allerlei totalitäre Systeme bis hin zu Fußballhooligans oder Rockern sich bemühen, ihre Anhänger als Schwarm, als Masse zu organisieren und gleichzuschalten: Das zweifelhafte Glück vom Ende der Inseln in der Masse.
        Allerdings dürfte sich die Aggressivität dann eben nach außen richten.

        Ich überflieg jetzt mal die anderen Kommentare.

        1. Absolute Zustimmung. Es gibt keinen Rechtsstaat, nur jede Menge rechte Staaten.

          Und was es mit dem “Rechtsstaat” so auf sich hat, sieht man ja bei jedem biopolitischen Großereignis – ob AIDS-, Klima-, Terror-, Pandemieregime. Thomas Moser berichtet fortlaufend. Die hiesige Justiz alterniert irgendwo zwischen Klassenjustiz, Gegenrevolution und Bonpartismus, je nach befragtem Autor. Wenn man die “wiederherstellt”, verteilt man ergo bloß Paragraphen um und schustert der eigenen Klientel ein paar mehr Goodies zu.

          PS: Wann wollen wir uns eigentlich im Fahrradhelmbedienungswettabschreiben messen? Hier eine Beispielanleitung, die Dinger sind wirklich verflucht kompliziert… 😉

            1. In der Adventszeit ins Eiscafé statt auf den Fressalienstadel äh Winter-, Wonder-, Umnachtmarkt? Das ist eine interessante Einstellung. Gefällt mir! 😉

          1. Mehr Verachtung für Demokratie und Rechtsstaat kann man nicht zum Ausdruck bringen. Da haben sich zwei gefunden, Altlandrebell und Pablikman – die großen Revolutionhelden, die zwar öffentlich auf alles fluchen, was nach Bürgertum riecht, sich aber jeder demokratischen Partizipation stolz verweigern. Erinnert mich ein bisschen an die Punk-Bewegung der Siebziger. Wünsche frohes Poltern am Rand der Gesellschaft, liebe Punks!

            1. Mehr Verachtung für Demokratie und Rechtsstaat kann man nicht zum Ausdruck bringen.

              Lassen Sie mal bitte diese Unterstellung weg. Ich habe überhaupt keine Verachtung für Demokratie und Rechtsstaat, ich bezweifle lediglich, dass diese in der BDAZ wie in anderen westlichen Ländern existieren. Das liegt an der systemischen Verfasstheit jener Länder – das, was dort als „Demokratie“ und „Rechtsstaat“ verkauft wird, ist bloß feinster Druidentee.

              Und es ist ja wohl ein himmelschreiender Unterschied ob man bestimmte Konzepte, Dinge, Einstellungen per se verachtet (sie also zutiefst verdammt und ablehnt) oder ob man hinterfragt, ob diese hierzulande im vorliegenden System auch gegeben sind. Das hier ist in meinen Augen keine Demokratie und kein Rechtsstaat und um das zu konstatieren muss weder Punk sein noch Revoluzzer. Es gibt eine ganze Menge kritischer und weniger kritischer Autoren, die das konstatiert haben. Mal nur ein wenig Futter für Ihren und andere Nachttische:

              Bernard Harcourt: Gegenrevolution

              Johannes Agnoli: Die Transformation der Demokratie

              Colin Crouch: Postdemokratie

              Hacker & Pierson: Winner-Take-All Politics

              Domenico Losurdo: Demokratie oder Bonapartismus

              Katz & Mair: Democracy and the Cartelization of Political Parties

              Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels

              Jean-Paul Sartre: Wir sind alle Mörder

              Bauman & Lyon: Daten, Drohnen, Disziplin

              Das ist nur ein blind gewählter Anfang, um die Abgründe von „Demokratie“ und „Rechtsstaat“ auszuleuchten – zu beginnen. Da ist bestimmt auch ein Bändchen für den kleinen Preis oder den überfüllten Nachttisch dabei. Die blauen Bände und dortige Fallbeispiele setze ich als bekannt voraus…

              sich aber jeder demokratischen Partizipation stolz verweigern.

              Ich habe schon einmal dargelegt, dass ich an Ihrer ominösen „demokratischen Partizipation“ mitgewirkt habe und Wahlhelfer sowie Mitglied verschiedener Parteien war und den Schmu auch studierte. Prinzipiell bin ich immer jemand – um es im neoliberalen Marketingsprech zu sagen – der „offen für neues“ und „neugierig“ ist. Ihre „demokratische Partizipation“ habe ich ausprobiert und für Druidentee befunden. Den einzigen Grund, den ich sehe, mich in ein Parlament wählen zu lassen, ist, wenn man für Westend (oder wen auch immer) danach ein Buch über die dortigen Abgründe schreiben will. Das geschieht zwar gefühlt alle zehn Jahre von welcher Seite auch immer, aber die Leute vergessen schnell…

              PS: Das mit dem Punk nehme ich Ihnen jetzt persönlich übel^^, ich bin Goth. 😉 (Für die Mitleser: Nein, nicht jeder Freund der schwarzen Szene schächtet Kinder und Katzen, ist Nazi oder liest Nietzsche. Gut, letzteres habe ich in Auszügen getan, schon vom Studium her).

    3. Wolfgang Wirth schreibt :
      “Fast bin ich etwas erstaunt, welches Kommentarecho dieser Beitrag hervorruft.
      Die Erklärung dürfte wohl sein, dass wir uns hier auf einer linken Seite befinden.
      Für mich als Realisten und Konservativen reicht ein Blick auf … sagen wir mal … 6000 Jahre Weltgeschichte, um klar zu erkennen, dass der Mensch in anthropologischer Hinsicht an sich eben nur gelegentlich ein friedliches Wesen ist. Und zwar unabhängig von der Region, der Kulturstufe oder der wirtschaftlichen und politischen Ordnung.
      Und finden sich nicht auch schon in der Bibel menschliche Widersetzlichkeit und Aggressivität schon fast ganz am Anfang?! ”

      Es ist auffällig, dass gerade “Konservative”, Kriege als “natürlich” und “unvermeidbar” betrachten. Ich stelle einfach mal die These auf, dass Konservative eine – sicherlich meist ubewußte – Lust an Macht und Gewalt haben. Können Sie eine solche Lust bei sich feststellen ( eine solche Lust kann sich auf sehr unterschiedliche Weise äußern : zum Beispiel ist eine solche Lust häufig bei Jägern, Berufssoldaten, Männern die Prostitution in Anspruch nehmen, oder Menschen die Führungspositionen in Wirtschaft und Gesellschaft anstreben, festzustellen) ?

      1. Es ist auffällig, dass gerade “Konservative”, Kriege als “natürlich” und “unvermeidbar” betrachten. Ich stelle einfach mal die These auf, dass Konservative eine – sicherlich meist ubewußte – Lust an Macht und Gewalt haben.

        Es gibt auch eine Menge Konservative, die einfach nur ihre Ruhe wollen und gar keine Lust auf Macht und Geballer haben. Und es gibt leider auch nicht wenige Linke und Liberale, die Krieg als unvermeidlich ansehen. Eine sich “links” nennende Partei mit drei Vertretern im EU-Parlament, hat dort beispielsweise Vertreter sitzen, die Lust auf Macht und Gewalt haben, zumindest Lust auf Pöstchen und Waffen für Kiew.

        Das ganze Gewaltthema lässt sich aber meines Erachtens weniger durch die politische Verortung einer Person erklären, als durch ihre tiefere, identitäre Vorprägung. Zumal es bekanntlich auch nicht wenige christliche oder konservative Pazifisten gibt. Die Identität dagegen – welche sich in -ismen wie Nationalismus, Genderismus, Stalinismus und anderen Ideologien (bspw. religiöser Fundamentalismus) ausdrückt – spielt eine erhebliche Rolle dabei, dass Menschen Krieg und sonstige Gewalt als Lösungsmittel begreifen können.

        Mal ausgeholt: Die herrschenden Verhältnisse führen zur frühen Brechung der Menschen – ob in Elternhaus, Schule, Markt… – und bringen jede Menge entleerte Persönlichkeiten hervor. Diese dürfen ihre eigene Authentizität nicht mehr leben und könnten es auch oftmals gar nicht mehr. Als Surrogat greifen sie zu übernommenen – und nicht selten vom Brecher aufgezwungenen – Identitäten: den oben genannten -ismen. Das hilft die nach dem Abstoßen des Authentischen im Innern zurückgebliebene Leere zu füllen und dient nicht selten auch als Fluchtmechanismus. Freilich sind diese Surrogate aber genuin unecht und kein bisschen authentisch, sondern letztlich nichts als fremde Hüllen, die von außen auf die Betreffenden projiziert und ihm nicht selten schlicht eingeimpft oder gar eingeprügelt worden sind. Sie bieten den Betroffenen gleichwohl Krücken wie eine „glaubhafte Geschichte von sich selbst“ oder das ominöse „Gefühl der Zugehörigkeit“ – nur dass das Ganze sie nie wirklich zu sich selbst (zurück)führt.

        Das Problem: Menschen, die einer solche Ideologie anhängen, sind oft empfänglicher für dichotome Denkweisen – also für klare Trennungen zwischen „uns“ und „dem anderen“. Dem Fremden. Dem Feind. Dieses Denken führt zur Abwertung und Entmenschlichung des Gegenübers, das als zwangsläufig minderwertig (= Ziegenficker, Kanacken, Vatniks, Froschfresser, Neger…) erachtet wird sowie zu einer Vereinfachung von Konflikten, bei denen Gewalt oder Krieg als so legitime wie zwingende Mittel erscheinen, um jene „anderen“ zu bekämpfen und zu vernichten.

        Und bekanntlich wird in vielen ideologischen Strömungen das eigene „Lager“ als moralisch überlegen oder wahrhaftig betrachtet: Nationalisten neigen dazu, ihre „Identität“ stark mit der ihrer Nation zu verbinden und diese als überlegen oder zumindest als besonders wertvoll zu betrachten. Die anderen, die Fremden, die Feinde wiederum sind natürlich eine Bedrohung und müssen in „gerechten Kriegen“ bekämpft werden. Genderisten neigen dazu, ihre „Identität“ stark mit ihrem Geschlecht zu verbinden und dieses als überlegen oder zumindest als besonders wertvoll zu betrachten. Die anderen, die fiesen Maskus, die Feinde sind natürlich eine Bedrohung und müssen zurückgedrängt und bekämpft werden. Aktuelles Beispiel für diese ideologischen Fanatiker: 4G-Bewegung. Monarchisten… das Prinzip wurde hoffentlich klar. Man kann aus praktisch allem einen -ismus kreieren, gerade auch aus Konsum und selbst aus dem vermeintlich Guten (daraus sowieso).

        Wie gesagt: Das dichotome identitäre Denken fördert Feindbilder und schafft die Grundlage für Konflikte. Es begünstigt die Idee, dass Konflikte und Aggressionen notwendig, natürlich und legitim sind, um die eigene Identität zu bewahren oder zu „verteidigen“. Und in der Folge neigen auch die von Identität Betroffenen dazu, Gewalt als mögliche oder sogar notwendige Lösung für jene Konflikte zu sehen.

        Es ist somit weniger die politische Haltung im klassischen Sinne (wie konservativ, links oder liberal), die hier ausschlaggebend ist, sondern das spezifische, ideologische Denkmuster, das die Menschen dazu bringt, Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung zu akzeptieren. Dies ist auch der Grund, warum es auch innerhalb konservativer Strömungen pazifistische Bewegungen gibt: Authentische Konservative, die sich nicht von nationalistischen oder anderen ideologischen Denkmustern leiten lassen, sondern Werte wie bestimmte Traditionen, Diplomatie, Friedfertigkeit oder individuellen Glauben betonen, können Gewalt und Krieg ebenfalls ablehnen.

        Ansonsten:

        Männern die Prostitution in Anspruch nehmen

        Und was genau stört Sie jetzt daran?

        Ich hoffe, dass Ihr Verweis nicht Ausdruck irgendeines scheinprogressiven Abolitionismus ist („Wir brauchen das Nordische Modell, denn keine Frau geht freiwillig auf den Strich!“) wie ihn Lauterbach, Breymaier und Co. predigen.

        Zum einen gibt es nämlich auch Frauen, die Callboys in Anspruch nehmen. Zum anderen arbeiten viele Huren sehr wohl freiwillig und aus eigener Motivation heraus – so “freiwillig”, wie man in einem kapitalistisch-imperialistischen System eben arbeitet. Etliche sind sogar aus anderen “Care”-Branchen in die Sexarbeit gewechselt. Branchen, die übrigens nicht minder belastend sind oder sogar weitaus mehr. Es gibt auch Männer und Frauen, die “freiwillig” pflegend in einem Sterbeknast, äh Altenheim, tätig sind (auch sehr intim und belastend, gerade beim Sterbeprozess). Männer und Frauen, die “freiwillig” unser täglich Fleisch „produzieren“, indem sie Hühnern den Kopf abhacken (auch sehr emotional belastend mit jeder Menge PTBS und in der Regel weitaus brutaler als Escortdates und Laufhäuser). Allesamt Männer und Frauen, die ihren Körper tagtäglich verkaufen müssen – an ihren Arbeitgeber (vulgo: Lohnsklavenhalter). Nur redet kaum einer vom Pflege-, Fleischer- oder sonstigen Arbeitsstrichen (auch sehr „illegal“) oder dass eben die allerwenigste Arbeit „freiwillig“ geschieht, sondern man moralisiert lieber über „Prostituierte“ und ihr „schändliches Tun“. Nur: wer stellt sich im Kapitalismus eigentlich nicht zur Schau? Wer verkauft sich denn nicht auf irgendeinem Strich?

        Vorschlag: Wenn Sie nicht wollen, dass Ausbeutung und Menschenhandel existieren und Leute weiterhin ihre Körper verkaufen müssen, lassen Sie uns ans System rangehen. Ich bin dabei – aber bitte bei allen Formen von Arbeit und nicht nur denen, die aus irgendeiner Moralmode gerade als unfein gelten.

        1. “Die herrschenden Verhältnisse führen zur frühen Brechung der Menschen – ob in Elternhaus, Schule, Markt… – und bringen jede Menge entleerte Persönlichkeiten hervor.”

          Klar, alles Opfer. Wohin man schaut in dieser Welt – nur Opfer! Da gibt es niemanden mehr, der dem tyrannischen System etwas entgegensetzen kann. So lasst uns denn Opfer sein und dem System heldenhaft den Stinkefinger zeigen! Punk-Philosophie eben.

        2. Altlandrebell, eines noch. Eine kleine Detailergänzung, denn ich finde die Gleichsetzung von Pflegeberufen mit Prostitution etwas sehr undifferenziert. Ebenso wie den Verweis auf Frauen und Callboys, denn hier herrscht ein extrem ungleiches Zahlenverhältnis vor. Der recht neue Begriff Sexarbeiter könnte auch im Neusprechkompendium stehen. Dem Rotlichtmilieu hängt nicht umsonst ein Ruch an, denn Menschen sind schonmal von Natur moralische Wesen. Es wäre interessant zu beobachten, wenn das System gekippt wäre, wieviele Frauen noch zu diesen intimen Handlungen mit Männern, die sie mglw. nicht leiden mögen, bereit wären.

          Ich schätze mal das wären sehr viel weniger als das in der Pflegesparte der Fall wäre.

          1. Grüße Sie!

            Ebenso wie den Verweis auf Frauen und Callboys, denn hier herrscht ein extrem ungleiches Zahlenverhältnis vor.

            Nun, hier liegt eigentlich ein großer Datenmangel vor, das ist ähnlich wie bei Gewalt von Frauen gegen Männer, wo man sich gerade erst ans Ausleuchten des Dunkelfelds macht (@ Mitleser: Weisen Sie das bitte nicht reflexartig zurück, sondern fragen Sie hierzu zur Not bei Arne Hoffmann und Co. nach).

            Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Prostitution und sexueller Dienstleistung und es gibt auch einen großen, dunklen Bereich männlicher Sexarbeiter in unterschiedlichsten Formen (nicht nur Callboys und Gigolos).

            Der recht neue Begriff Sexarbeiter könnte auch im Neusprechkompendium stehen.

            Klar, Sie können argumentieren, dass der Begriff auch dazu dient und benutzt wird, die Zustände bei jener Arbeit zu verharmlosen oder die Aufmerksamkeit von den Problemen der Branche abzulenken, wie etwa Gewalt, Stigmatisierung und unzureichenden rechtlichen Schutz. Nur nochmals – mir fallen aus dem Stehgreif ein halbes Dutzend andere Tätigkeiten ein, bei denen jene Phänomene ebenso auftreten, wenn nicht sogar stärker, und die obendrein nicht minder belastend sind. (Wer definiert eigentlich „Belastung“?) Nur redet niemand darüber, weil jene Tätigkeiten nicht so moralisch aufgeladen werden.

            Man kann sich Begriffe aber unterschiedlich aneignen – das hatten wir schon bei der „Lügenpresse“-Debatte – und ich fände es nun entmündigend, wenn man Huren und Pornodarsteller als bloß Neusprech-irrgeleitet oder Angehörige der „Prostitutionslobby“ abstempelt.

            Der Begriff wird ja nicht selten auch von diesen Leuten selbstgewählt. Sie wollen aufzeigen, dass ihre Arbeit eine klare Tätigkeit darstellt und nicht mit den gängigen negativen Stigmata oder der Moralvorstellung von „Prostitution“ behaftet ist. Sie wollen zeigen, dass sie ihren Arbeitsplatz in bewusster Entscheidung gewählt haben. Sie versuchen ihr Tun somit zu entpathologisieren und entmoralisieren – das finde ich nachvollziehbar. Für viele von ihnen ist der Begriff ein Schritt hin zu mehr „Anerkennung“ und „Respekt“ für ihre Arbeit – ich dachte hier legen alle so viel Wert drauf? Ist Emanzipation “für uns” nicht sooo wichtig? Nochmals: Wen es stört, dass Arbeit eine ökonomische Notwendigkeit ist, die mit Druck, Ausbeutung und Menschenhandel verbunden ist, der muss ans System ran.

            Dem Rotlichtmilieu hängt nicht umsonst ein Ruch an, denn Menschen sind schonmal von Natur moralische Wesen.

            „Von Natur“ – verzeihen Sie, aber mit diesen biologistischen Prämissen kann ich nicht so viel anfangen. Moral wird nicht genetisch vererbt. Moral ist heilbar.

            Es wäre interessant zu beobachten, wenn das System gekippt wäre, wieviele Frauen noch zu diesen intimen Handlungen mit Männern, die sie mglw. nicht leiden mögen, bereit wären.

            Ich fände es mal interessant zu beobachten, wenn das System überwunden wird, wie viele Frauen und Männer noch bereit wären zu arbeiten. Mit Männern und Frauen, die sie möglicherweise heute gar nicht leiden mögen. In Tätigkeiten, die sie heute möglicherweise gar nicht leiden mögen. An Arbeitsstätten, die sie heute möglicherweise gar nicht leiden mögen.

            Ist Pflege nicht intim? Oder das „Soldatentum“? Wer definiert eigentlich wer was wann und wo als „intim“ empfindet? Sie? Ich? Der Chefred? Und wie freiwillig arbeitet man eigentlich in der Hühnerschlachtfabrik? Oder unter Tage? Wieso geht man eigentlich jeden Tag zur Arbeit, obwohl der Chef ein Choleriker, die Kollegen mobbende Drecksäcke und das Kantinenessen Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen ist? Und ist das nicht ziemlich belastend? Leidet man da nicht? Oder ist das jetzt „positives“ Leiden, weil es „anständige, saubere, deutsche Arbeit“ ist? Und nein – das ist kein Whataboutism, das ist Allaboutism.

            Ich schätze mal das wären sehr viel weniger als das in der Pflegesparte der Fall wäre.

            Oder auch nicht. Entweder man braucht keine Pflege, keine Puffs und keine sonstigen Tätigkeiten mehr, weil die Menschen neue Formen des Zusammenlebens und Austauschs entwickeln. Oder man sorgt in einem Zwischenschritt vielleicht für die ominösen „guten Arbeitsbedingungen“. Wenn es die in der Sex- wie Pflegearbeit und bei sonstigen Tätigkeiten gibt – vielleicht arbeiten dann sogar mehr Leute dar und es gibt keinen „Fachkräftemangel“ mehr…?

            PS: Das schreibe ich alles übrigens als Straight Edge-Vertreter hier im Forum, einer, der noch nie Huren, Dirnen oder Prostituierte aufgesucht hat. Bevor mich also jemand als Hurenlobbyist in Haftung nimmt – man muss mir bitte wieder mit der Idealistenschiene kommen.

            1. Fasziniernder Sermon, mit recht dürftigem Wahrheitsgehalt. Man kann natürlich auch die zur Kenntnisnahme von Studien verweigern. Oder die im Leben gemachten Erfahrungen.
              Deine Groteske von z.B. der intimen Pflege, ich wußte bereits vorher, daß diese Verquerung von dir kommt. Nette Klammer und wie üblich bei eurer Mischpoke, ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Denn in der Pflege sind das wohl kaum sexuelle Handlungen die dem Lustgewinn dienen.
              Und einem Wasserträger dem die natürliche Moralität abhanden geraten ist, mglw. weil sie ihm abgekauft wurde, erscheint sowas vlt. tatsächlich als krankhaft. Auch wenn ihm in diesem Fall eher ein Spiegel anstehen würde.
              Und natürlich gehst du nicht ins Puff. Wobei du dir solche Anmerkungen sparen kannst. Deine Legenden interessieren mich nicht.

              1. Vorab: Stehlen wir öfters zusammen Pferde oder warum duzen Sie mich eigentlich? Solche Übergriffigkeiten mögen typisch für Abolitionisten sein, ich verbiete mir sie jedoch.

                Fasziniernder Sermon, mit recht dürftigem Wahrheitsgehalt.

                Langweilige Replik ohne Argumente. Dafür eimerweise Moralin. Willkommen in Deutschland!

                Man kann natürlich auch die zur Kenntnisnahme von Studien verweigern.

                Argumentum ad verecundiam – hier in besonders arroganter Form sogar ohne Verweis auf irgendeine „Studie“. Kennt man sonst eigentlich eher von Woken, FFF-Bürgerkiddies und Pan(ik)demikern – die schicken auch immer die „Wissenschaft TM“ als (angebliche) Autorität vor, ohne Methode, Ziele und Qualität deren „Studien“ mitzuliefern. Klassischer Fehlschluss, zieht aber beim obrigkeitshörigen Volk. Bei mir jedoch nicht.

                Deshalb, bevor Sie mit irgendeiner zu wedeln anfangen, sollten Sie lieber mal prüfen: Wer hat Ihre ominösen „Studien“ denn angefertigt? In wessen Auftrag? Mit welcher Methodik? Untersuchungsgrundlage? Ziel?

                Und welche Studien oder Erkenntnisse soll ich überhaupt ignoriert haben?

                Ach, alles egal. Hörensagen, „gesundes Volksempfinden“ und Alltagsempirie („die im Leben gemachten Erfahrungen“ – welche eigentlich, Ihre Puffbesuche?) dürfen ohnehin mal wieder Trumpf sein.

                Deine Groteske von z.B. der intimen Pflege, ich wußte bereits vorher, daß diese Verquerung von dir kommt.

                Bewusstes Missverstehen mit schlichtem Beiseiteschieben des eigentlichen Punkts.

                Es ging bloß nicht um intime Pflege oder gar Intimpflege, es ging um die Definition von Intimität. Ihre ist äußerst eng und spezifisch und Sie versuchen sie obendrein als Maßstab für alle anderen Lebensbereiche und ihre Mitmenschen zu normieren. Bloß: Dat klopt niet.

                Ihre Haltung ist extrem problematisch, weil Intimität eine sehr subjektive und kontextabhängige Erfahrung ist. Was für Sie als intim gilt, muss nicht zwangsläufig vom Rest Ihrer Mitmenschen so empfunden werden. Es gibt schlicht keine universelle, objektive Definition von Intimität, die auf alle Situationen und Personen zutrifft. Jeder Mensch bringt seine eigenen Vorstellungen und Grenzen von Intimität mit – sowohl in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen als auch auf berufliche oder pflegerische Situationen. Sie jedoch versuchen Ihre Vorstellung von Intimität für alle zu normieren, natürlich moralisch unter Verweis auf angebliche „Sitten“ und „Gebote“, dabei schön den Werteschmu des Systems nachkauend und breittretend.

                Und obendrein ist es problematisch, Sexualität als das einzig wahre Maß für Intimität zu betrachten. Intimität ist nicht ausschließlich mit sexuellen Handlungen verbunden. Auch in anderen Kontexten können intensive, intime Erlebnisse stattfinden. Darauf wollte ich hinaus. Tätigkeiten wie Sterbebegleitung, das Helfen bei sehr persönlichen Dingen wie Körperpflege oder das Behandeln von Verletzungen können einem auch sehr nahe gehen und eine starke Bindung hervorrufen bzw. eben als intime Handlungen wahrgenommen werden. Das alles kann ebenso oder sogar als noch weitaus intimer empfunden sein kann als ein sexueller Akt. Und emotional als durchaus noch fordernder und belastender. Nicht weniger Nähe, Öffnen und Vertrauen erfordernd. Wer sind Sie, dass Sie festlegen, was diese Menschen wie als intim zu erleben haben? Was Sie und andere Abolitionisten letztlich machen ist eine Hierarchie von „wertvollen“ und „weniger wertvollen“ intimen Handlungen zu konstruieren, die nicht der Realität gerecht wird.

                Ach – weil Sie Alltagsempirie so mögen. Ich kannte mal eine Rettungssanitäterin, die aus Ihrem Beruf raus ist, weil dieser ihr zu intim war und sie bestimmte Geräusche irgendwann nicht mehr ertrug. Ist dann ins Kaufmännische gewechselt. Das unterstreicht bloß, dass Intimität mehr umfasst als körperliche oder sexuelle Nähe. Sie hat auch emotionale, psychische und sogar spirituelle Dimensionen.

                Nette Klammer und wie üblich bei eurer Mischpoke, ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

                Mischpoke? Sind wir etwa verwandt? Bist Du das, Großonkel Albert? Würde das Duzen erklären… Aber ne, der feine Herr Sturmbannführer ist ja inzwischen tot. Dann müssen Sie einfach ein anderer Rechter sein, der mit tendenziell antisemitisch konnotierten Abwertungen um sich wirft.

                Äpfel und Birnen kann man übrigens sehr gut miteinander vergleichen, ist beides Obst. Kann man gut einander gegenüberstellen und analysieren, etwa hinsichtlich ihrer Nährstoffe oder ihres Geschmacks. Sie dagegen vergleichen frische Äpfel mit kaputten Gummistiefeln. Und zu meinem Vergleich haben Sie abgesehen von pauschaler Ablehnung auch nichts Argumentatives anzubieten.

                Denn in der Pflege sind das wohl kaum sexuelle Handlungen die dem Lustgewinn dienen.

                Was sie alles wissen! Vermutlich sind Ärzte für Sie auch immer Götter in weiß. Chirurgen und Zahnärzte helfen immer und haben niemals auch nur einen kleinen Funken Sadismus in sich…

                Ich habe aber gar nicht geschrieben, dass die Pflegehandlungen dem sexuellen Lustgewinn dienten. Das hängt mit dem bewussten Missverstehen der Intimitätsdefinition zu tun (s.o.).

                Und einem Wasserträger dem die natürliche Moralität abhanden geraten ist, mglw. weil sie ihm abgekauft wurde, erscheint sowas vlt. tatsächlich als krankhaft.

                Wasserträger und gekauft! Doppelt hält besser, wat? Einfach Dreckwerfen ohne auf Argumente einzugehen.

                Und dann wieder die Geschicht’ mit der „natürlichen Moral“! Doch müsste man vielmehr endlich mal dafür eintreten wider die Geschicht’ mit der „natürlichen Moral“!

                So wie Sie postulieren, dass es die eine Intimität gäbe, implizieren Sie, dass die eine objektive, universelle und unveränderliche Moral existiert, die „natürlich“ in allen Menschen verankert ist. Das ist Nonsens.

                Bei Menschen und anderen Tieren mögen sich evolutionär Phänomene wie Empathie oder Fürsorge entwickelt haben – eine unveränderliche moralische Ordnung gibt es dagegen nicht. Moral entsteht durch den Einfluss von Erziehung, Erfahrungen und den Kontakt mit den Normen des herrschenden Systems. Sie ist fluide und unterscheidet sich je nach Zeit, System, Kultur… Die Vorstellungen von „Gut und böse“, „richtig und falsch“, sind nicht „natürlich“ oder „angeboren“, sie werden gemacht. In der Regel von den Herrschenden.

                Und ansonsten ist Moral wie Intimität vor allem eines: subjektiv. Was jemand als moralisch richtig empfindet, kann für einen anderen völlig anders sein.

                Was noch? Wenig Hilfreiches. Gar nix eigentlich.

                Natürlich müssen Sie versuchen mich als Vertreter der Ludenlobby zu beschmieren. Ich habe aber gestern schon geschrieben, dass Sie mich wenn schon, dann als naives Dummchen abqualifizieren müssen. Darum operieren Sie mit dem Lügevorwurf – auch durchschaubar.

                Ansonsten:

                Jede Menge argumentatio ad hominem. Jede Menge beleidigende und herabwürdigende Ausdrücke, einzig zur Diskreditierung des pösen Gegenübers gedacht. Jede Menge Diskursverweigerung – statt auf Aussagen einzugehen, wird einfach eine pauschale Suada losgelassen. Ihr Beitrag hat keinen einzigen informativen oder sachlichen Wert und wirkt einfach kindisch und despektierlich.

                Man analysiert den Sabbel und fragt sich, woher Ihre Emotionalität bei dem Thema und Ihr Hass auf Prostituierte und Libertäre stammt. Der quillt zumindest zwischen den Zeilen hervor wie noch was. Bestimmt sind Sie auch ganz stolz immer gegen Drogen gewettert zu haben, oder? Verbote sind geil, wenn es die richtigen trifft, ne? Riecht nach klassischem Erziehungsschaden – Erziehung ist Brechung, führt zu Knechtschaft und Hass kommt dabei raus.

                Aber „retten“ Sie ruhig Frauen weiter – ob die „gerettet“ und „erlöst“ werden wollen oder nicht. Sie wissen ja Bescheid. Wenn die Frauen nicht „gerettet“ werden wollen, sind sie bestimmt unmündig, verwirrt, haben ein falsches Bewusstsein, was auch immer… dann muss man sie ja erst recht retten! Eine Win, win, win-Situation! Warum eigentlich nur die Damen vom Straßenstrich und nicht auch die von Saisonarbeits-, Pflege-, Schlachter- und sonstigen Strichen? Weil man da nicht so gut den „rettenden Engel“ spielen kann? Oder eher, weil das täglich Fleisch nun mal auf dem Tisch stehen muss? Oma muss eben von irgendwem ihren Arsch abgeputzt bekommen, nicht wahr? Jaja, „wir“ definieren was Arbeit ist, vor welcher Ausbeutung die Augen geschlossen wird und wen zu „retten“ opportun ist und sich lohnt. Gehen Sie doch mal ans System, wenn Ihnen der Kampf gegen Ausbeutung so wichtig ist. Aber dazu sind Sie wohl zu feige, oder?

                Fazit: Ihr „Kommentar“ glänzt durch aggressive Ausdrucksweise, mangelnde Bereitschaft zur sachlichen Auseinandersetzung und den Fokus auf persönliche Angriffe sowie ein Schwelgen in Moralin. Eine konstruktivere Herangehensweise würde darin bestehen, spezifische Argumente zu widerlegen. Das kann man hier aber natürlich nicht erwarten.

                Wegen Leuten wie Ihnen blüht und gedeiht das System. Setzen Sie ruhig weiter brav Ihre Maske auf, wickeln Sie sich in Ihre Deutschlandflagge, ziehen Sie Ihre Tennissocken an, packen Sie das Moralin in den Rucksack und erklären Sie der Welt Ihre Herrenmenschlichkeit. Sie wird über Vollzeitdeutsche wie Sie lachen. Und das zurecht.

                Von weiterem Austausch mit Ihnen sehe ich dankend ab.

                1. Mach dir mal nichts draus, die Abneigung besteht ganz auf Gegenseitigkeit. Wegen Dreck werfen, lies deine Eingaben nochmal, nachdem ChatGPT sie für dich blumig und reich an Fülltext erstellt hat, das ist dein Metier. Zzgl. deiner Verlogenheit, was schon despektierlich genug ist. Also piss mich nicht an und sag daß es regnet.

                  Von was du absiehst oder nicht wird sich zeigen.

                  1. Bruder,

                    ich habe gesehen, dass du den Mitbruder auf eine sehr harte Weise angeschrieben hast. Ich fühle deine Wut und deinen Schmerz. Auch ich verabscheue Prostitution und sehe ihre Gefahren.

                    Dennoch möchte ich dich bitten, sachlich zu bleiben und statt Beleidigungen ihm mit Argumenten zu begegnen. Der heilige Koran lehrt uns mit Weisheit und guten Worten zu antworten. Ließ Sure 41,34:

                    „Und nicht gleich sind das Gute und das Böse. Wehre das Böse ab mit dem, was besser ist, und siehe, der zwischen dir und ihm Feindschaft besteht, wird wie ein enger Freund.“

                    Möge Allah dir Kraft und Geduld schenken, um diese Themen auf die richtige Weise anzusprechen und zu lösen.

                    Friede sei mit dir!

                    1. Nett gemeinter Versuch, aber ich fürchte, da wird Hopfen und Malz verloren sein. Von identitär geprägten Mitmenschen sollte man keine Vernunft erwarten oder sachliche Argumente einfordern. Der Mitforist hat es m.E. an keiner Stelle geschafft inhaltlich irgendetwas beizusteuern, sondern praktisch stets ad hominem „argumentiert“.

                      Die Ablehnung von Prostitution ist Bestandteil seines abolitionistischen Selbsts, da duldet er eben keine Abweichung und kann sie auch nicht dulden, da sonst seine ideologische Seinskrücke umkippen und sein Selbst zerbrechen würde. Dann kehrte der Urschmerz zurück und das darf nicht sein. Daher muss der pöse Libertäre als der Andere (der Trieb!) markiert, als Feind normiert und angeschmiert oder beseitigt werden. Bitter.

                      PS Ich habe kein Problem damit, dass der Mitforist Abolitionist ist. Sie und andere scheinen ja auch Prostitution abzulehnen. Allein, der Ton macht die Musik und jemand, der nur mit Beleidigungen und unsachlichem Zeug um sich wirft, ist für mich nicht satisfaktionsfähig.

            2. Bruder,

              Du schreibst viel und einiges mag vielleicht zutreffend sein, aber weißt du nicht, dass Prostitution auch die Würde des Menschen verletzt? Der heilige Koran mahnt uns, uns vor jegliche Form von sexueller Entwürdigung und Ausbeutung zu hüten. Ließ Sure 17,32:

              „Und kommt nicht nahe der Unzucht; wahrlich, sie ist ein schändliches Tun und ein übler Weg.“

              Und der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm) sagte (überliefert in den Sahih al-Buchari):

              „Jeder von euch ist ein Hüter, und jeder von euch wird über das, was er schützt, zur Rechenschaft gezogen.“

              Wir alle sind Hüter unserer Körper, unserer Ehre und unserer Gesellschaft. Prostitution aber entwürdigt den Menschen.
              Lassen wir uns nicht von der Verlockung des vergänglichen Gewinns täuschen. Lass uns das Gute fördern und das Schlechte meiden – und Prostitution ist ohne Zweifel ein Weg, der uns vom rechten Pfad abbringt.

              Möge Allah auch dir die Kraft geben, in seiner Führung zu verbleiben und dich vor solchen sündhaften Taten zu bewahren.

              Friede sei mit dir!

              1. Ja Bruder Areion, da sind wie hier Zeuge einer denkwürdigen Eskalation geworden. Ich habe noch immer nicht ganz verstanden warum der Streit zwischen den beiden so _schnell_ diese äußerste Stufe erreicht hat. Aber vielleicht gab es zwischen den Beiden schon bei früheren Diskussionen keine gute Stimmung.

                Dein Wirken hier im Overton Forum habe ich immer als positive Ergänzung der besonderen Art empfunden, vor allem weil du dich in der Regel allzu dogmatischer Aussagen enthalten hast, wie sie leider oft nur allzu üblich sind bei sehr Gläubigen der drei abrahamitischen Religionen. Auch hier verfällst du nicht wirklich in diese Schwäche, doch erhebst du schon leicht den Finger.

                Und das ist dann der Punkt wo ich eher geneigt bin die Position von Altlandrebell zu unterstützen.

                Weißt du nicht, dass Prostitution auch die Würde des Menschen verletzt? Der heilige Koran mahnt uns, uns vor jegliche Form von sexueller Entwürdigung und Ausbeutung zu hüten.

                Dass Prostitution die Würde verletzt gilt wohl für jeden sehr gläubigen Muslim. Und es gilt auch für mich. Ich könnte kein Freier sein und bevor ich mich prostituiere würde ich lieber reiche Leute bestehlen.
                Und die meisten Menschen in den meisten Kulturen werden das sicher ähnlich empfinden. Aber gilt das auch für Alle? Für jeden Menschen? Ich glaube nicht. Würde man eine große Umfrage unter Prostituierten machen ob sie sich bei ihrer Tätigkeit entwürdigt fühlen, so würde man – da bin ich mir sicher – eine ganze Reihe von Frauen hören können, die sich überhaupt nicht in ihrer Würde beeinträchtigt sehen.

                Nun könnte man sagen: “Ja, die wissen vielleicht gar nicht wie es ihrer Seele schadet und werden es später noch mal merken”.
                Aber das glaube ich ehrlich gesagt auch nicht, vielleicht wird es bei ein paar von Ihnen so sein, bei den meisten aber nicht. So sehr verschieden Menschen etwas als intim empfinden können, da gebe ich Altlandrebell recht, so individuell verschieden kann es auch mit der menschlichen Würde sein. Was den einen erniedrigt, muss den anderen nicht unbedingt groß stören.

                Voraussetzung ist aber natürlich, dass sich Frauen und Männer freiwillig prostituieren und keinerlei Gewalt im Spiel ist. Dass das oft nicht so ist, ist natürlich verbreitet ein großes Problem und macht Protitution für einen Großteil der darin Beschäftigten sicher zu keiner guten Sache.
                Auch viele von denen, die es freiwillig tun, würden vielleicht lieber etwas anderes machen, womit sie genügend Geld verdienen könnten. Aber oft werden das dann vielleicht Dinge sein, die ihnen noch unangenehmer und auch entwürdigender vorkommen als Prostitution, auch darauf hat Altlandrebell zurecht hingewiesen.

                Wenn nun aber Allah oder irgendein anderer Gott den Menschen vorschreiben will WAS er zu tun und WAS er zu lassen hat, dann habe ich damit ein Problem. Ein Problem was bei den drei abrahamitischen Religionen immer wieder auftaucht. Gebote und Verbote sind nach meinem Glauben Dinge, die von keinem Gott ausgehen können. Nach meinem Glauben ist es so, dass das Leben so beschaffen ist, dass es keine sinnvollen göttlichen Gebote und Verbote geben kann.
                Keine klar definierten Taten, also das WAS, darf in klaren eindeutigen Worten in Stein gemeißelt sein, denn sonst wendet sich die Dynamik und die ständige Wandlung des Lebens irgendwann, früher oder später, gegen einen selbst.

                Man kann an Gott glauben, Kraft und Weisheit von ihm zu erlangen versuchen. Seine Energie spüren, was auch immer. Aber ich rate dazu keine klaren Worte zum WAS, keine Moral und keine Gebote und Verbote von Gott zu fordern oder anzunehmen. Solche Dinge und Gesetze sollten nur Menschen machen, wenn überhaupt.
                Das ist mein heiliger Glaube, den ich dir hiermit kund getan habe und der mich auch dazu gebracht hat die Position von Altlandrebell zu unterstützen.

                Ich sehe mich damit aber jetzt nicht in einem großen Gegensatz zu dir, da du ein besonnener Mensch zu sein scheinst, der die Grenzen göttlicher Regeln vielleicht durchaus kennen könnte.
                Somit wünsche ich dir einen friedvollen Abend.

                1. Klinke mich mal ein, da ich hier erwähnt wurde und grüße Sie!

                  Da haben Sie mir gestern viel Abend abgenommen @ Two Moon. 😉

                  Weiter oben noch eine kurze Antwort auf Ihren anderen Beitrag. Da muss ich mal tiefer zu nachdenken, reichte mir leider – auch dank der Abolitionisten hier – nicht die Zeit für.

                  Den anderen Mitforisten kannte ich bisher kaum und ich weiß auch nicht, warum er mich gleich so anging. Prostitution ist – wie Drogen, Sterbehilfe und andere Themen – natürlich emotional behaftet. Ich habe mit der abolitionistischen Lauterbach-Breymeier-Fraktion als libertärer Freigeist aber so meine Probleme und lasse mich ungern von denen missionieren, da schreibe ich dann eben auch schärfer zurück. Der eine war ja ein Musterbeispiel für ad-hominem-Argumentation.

                  Ich hätte dabei keine Probleme gehabt, wenn er wie Sie, Herr @ Wolfgang Wirth, @ Areion oder andere hier schriebe. Aber bei weltanschaulichen Missionaren werde ich grantig, insbesondere wenn sie beleidigen und einen von der Seite her anduzen.

                  Ich weiß auch gar nicht, warum die einem immer unterstellen, man sei nur Lobbiyst, moralisch verkommen, wolle nur Exzesse schönreden etc. wenn man die Freiheiten seiner Mitmenschen verteidigt. Vielleicht können sie es besonders nicht ab, dass ich straight edge und libertär bin und sehen mich als Renegaten oder sonst was.

                  Ich könnte kein Freier sein und bevor ich mich prostituiere würde ich lieber reiche Leute bestehlen.

                  Ich kann schlicht mit Frauen nicht intim werden, die ich bloß fünf Minuten kenne, sondern nur mit Lebensgefährtinnen, mit denen ich eine Beziehung führe. Und dann wird Prostitution schnell zur Schuldenfalle, wenn Sie erst mal 20 Dates zum Kennenlernen brauchen. Entweder Sie haben danach eine Beziehung mit der Dame – mein Gott, wie viel Geld haben Sie dann ausgegeben? Oder nicht – mein Gott, wie viel Geld haben Sie dann für nichts ausgegeben? Und dann haben Sie vielleicht auch noch Ansprüche? Ich weiß nicht wie viel ein Edelescort für einen Nachmittag verlangt, aber nehmen wir mal 1500 Euro an. Wenn ich als Hartzer 50 Euro im Monat, die ich nicht habe, für das nächste Escort-Date zurücklegte, müsste ich zweieinhalb Jahre auf ein solches Treffen ansparen. Wenn Sie dann wie ich auch noch sozialkonservativ sind und erst mal zehn Dates zum Kennenlernen brauchten bevor es ins Bett geht – sind das mehr als zwei Jahrzehnte. In der Zwischenzeit sind manche Kinder erwachsen geworden und der HSV holte fünf Mal die Salatschüssel (deutscher Meister wird nur der HSV!). Dann will ich doch lieber die Waschmaschine ersetzen… Okay, es gibt natürlich immer auch billigere Dienstleisterinnen, aber das Prinzip wird klar…

                  Und die meisten Menschen in den meisten Kulturen werden das sicher ähnlich empfinden.

                  Das wiederum würde ich ad hoc nicht unterschreiben. Vielleicht ist das auch wieder eine gesellschaftsabhängige Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass lebensbejahende Gesellschaften auch sexuell offenere Gesellschaften sind, in denen Intimität und Moral ganz anders gelesen werden als bei den Abolitionisten hier.

                  Würde man eine große Umfrage unter Prostituierten machen ob sie sich bei ihrer Tätigkeit entwürdigt fühlen, so würde man – da bin ich mir sicher – eine ganze Reihe von Frauen hören können, die sich überhaupt nicht in ihrer Würde beeinträchtigt sehen.

                  In der Tat.

                  Man findet auch jede Menge Interviews im Netz, in denen Sexarbeiterinnen genau das sagen – für sie ist es weniger intim mit einem Menschen zu schlafen, als Oma den Hintern zu putzen, als Sanitäterin sich um verstümmelte Unfallopfer zu kümmern oder Sterbebegleitung zu leisten. Meistens hat man dann eine Off-Stimme oder einen Moderator, der darauf hinweist: „Sie sagt das. Aber mir erscheint es doch unglaubwürdig.“ Ja, danke für den Paternalismus. Ich kaufe auch vielen Leuten nicht ab, dass sie morgen um sieben freudig mit der Bahn ins Geschäft radeln.

                  Voraussetzung ist aber natürlich, dass sich Frauen und Männer freiwillig prostituieren und keinerlei Gewalt im Spiel ist.

                  Ich setze das schlicht voraus. „Prostituere“ bedeutet, wenn ich die Reste meines großen Latinums zusammenkratze, „sich zur Schau stellen“ und „preisgeben“.

                  Natürlich kann man in bestimmten Kontexten dazu gedrängt werden sich zur Schau zu stellen oder sein Privatleben bzw. sein Intimstes zu offenbaren – beispielsweise, wenn morgens um halb Sechs in Deutschland die Pegizei vor der Tür steht und einen vor versammelter Nachbarschaft zwingt seinen Rechner auszuhändigen. (Deutschland erwache!) Aber beim Gros der Fälle geschieht das Preisgeben von Informationen und das “Zur-Schau-Stellen” doch aus eigener Motivation heraus – nämlich, um sich auszudrücken, Anerkennung zu erhalten oder eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen.

                  Vielleicht übertrage ich da zu viel vom Umgang mit den sozialen Medien, wo diese Selbstentblößung rituell geschieht, aber für mich ist Prostitution – spezifisch gedacht – immer eine eigenständig getroffene Entscheidung. Diese Frauen stellen sich ganz klassisch kapitalistisch selbst zur Schau und bieten ihre Dienstleistungen aus eigenem Antrieb an (soweit man in einer kapitalistischen Gesellschaft eben von eigenem Antrieb sprechen kann).

                  Alles andere ist übrigens nicht Zwangsprostitution (meiner Definition gemäß ja ein Oxymoron) und auch nicht „Zwangsarbeit“ (welche Arbeit ist denn nicht zwangsinduziert? – kommen Sie mir nicht mit Heimwerkeln oder Yogalehrern) sondern Missbrauch und Vergewaltigung. Eine Frau, die, im Sinne des Mitforisten, vom Luden unter Gewalt- oder sonstiger Androhung auf den Strich geschickt wird, ist keine Prostituierte, das ist ein Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung und zwar genauso wie ihre Schwester, die auf dem Spargelhof im Akkord arbeiten muss, um um den Lohn geprellt zu werden oder ihr Bruder, der für 1250 Euro im Monat pro Kopf sich mit acht anderen eine eineinhalb Zimmermatratze teilen und irgendwo 10, 12, 14 h pro Tag Hühnerleiber zerschneiden darf, wofür er bei zu langsamen „Arbeiten“ dann eine Politur der Gesichtszüge erhält. Nur redet über die Schwester und den Bruder eben keine Sau, denn das tägliche Fleisch ist genauso wichtig, wie dass Oma der Hintern geputzt und die Saisonfrüchte geerntet werden…

                  Gruß + guten Morgen
                  Altlandrebell

                  1. Grüße Sie Altlandrebell!
                    Ich habe Ihnen schon im oberen Faden geantwortet, daher hier nur kurz, auch weil der Artikel wohl gleich von der Startseite verschwinden wird (ok man findet ihn immer noch über die Rubriken-Menus).

                    Wenn Sie und Gracchus Babeuf sich hier bisher kaum kannten, dann frage ich mich ob euer Streit nicht zum Teil auch auf beiderseitigen Missverständnissen basiert oder dass hier die beiderseitigen Empfindlichkeiten nicht gut zusammenpassen. Ok, wenn es beleidigend oder abschätzig wird, ist natürlich schnell ein Ende erreicht.

                    Und die meisten Menschen in den meisten Kulturen werden das sicher ähnlich empfinden.

                    Das wiederum würde ich ad hoc nicht unterschreiben. Vielleicht ist das auch wieder eine gesellschaftsabhängige Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass lebensbejahende Gesellschaften auch sexuell offenere Gesellschaften sind, in denen Intimität und Moral ganz anders gelesen werden als bei den Abolitionisten hier.

                    Sicher ist es so, dass lebensbejahende Gesellschaften auch sexuell offener und in dem Bereich weniger moralisch sind. Eine vitale Sexualität ist schließlich eine der Grundlagen und Grundkräfte des Lebens. In solchen Gesellschaften könnte es sein, dass z.B. Promiskuität weit weniger geächtet ist.
                    Aber ich denke auch in lebensbejahenden Gesellschaften wird es nicht allzu oft vorkommen, dass auch der Verkauf von sexuellen Dienstleistungen gut angesehen ist. Auch vielleicht deswegen weil Sexualität dort als wichtiger Teil des Lebens angesehen werden könnte, den man ehren sollte, anstatt ihn zur Ware zu machen, so wie bei uns, wo alles zur Ware gemacht wird.

                    Das sind ja zwei verschiedene Dinge. Man würde es da dann aber wahrscheinlich toleranter und weniger moralisch handhaben.

                    Da haben Sie mir gestern viel Abend abgenommen @ Two Moon. 😉

                    War das ein Typo? Eigentlich gibt es bei Ihnen kaum Typos, trotz ihrer riesigen Posts. Wenn ja ein gelungener. Ich hoffe jedenfalls, dass ich Ihnen nicht noch mehr Abend wegnehme 😉
                    In diesem Sinne, alles Gute bis zumnächsten Mal.

              2. @ Areion

                Ich respektiere Ihren Glauben.

                Mitforist @ Two Moon hat auch bereits viele kluge Gedanken in seinem Kommentar zusammengetragen, da habe ich eigentlich kaum etwas zu ergänzen.

                Wie oben dargelegt, teile ich nicht die Auffassung, dass Prostitution automatisch sexuelle Entwürdigung und Ausbeutung bedeutet. Sexarbeiter können von diesen betroffen sein, das gilt aber auch für viele andere Branchen. Hier wäre dann eben für mich das Ziel die Arbeitsbedingungen und das System zu ändern, das diese Phänomene hervorbringt, statt einfach Leuten ihren Beruf zu verbieten.

                Ich stimme Ihnen auch nicht zu, dass Prostitution den Menschen automatisch entwürdigt, da hat @ Two Moon ja ebenfalls bereits ausführlich zu geschrieben. Sexarbeiter können selbstverständlich entwürdigt werden – genau wie viele andere Arbeiter jedoch ebenfalls. Und viele – auch in Laufhäusern – gehen ihrer Arbeit so freiwillig nach, so wie man in einem kapitalistischen System nun mal freiwillig arbeiten kann. Doch sie trafen diese Wahl, weil sie andere Tätigkeiten als weitaus entwürdigender erachten. Lassen Sie uns doch an einer Welt arbeiten, in der niemand gezwungen wird seinen Körper für Lohnarbeit zu verkaufen.

                Zu Moral wiederum habe ich ebenfalls weiter oben bereits ausführlicher geschrieben. Ich respektiere wie gesagt Ihren Glauben und soweit ich weiß, sagt Ihre heilige Schrift, dass es keinen Zwang in ebenselbigem gibt. Demgemäß nehme ich für mich selbst in Anspruch selbst zu entscheiden, was das Gute und das Schlechte sind.

                Ihnen alles Gute!

                1. Altlandrebell,

                  du schreibst:

                  “… der Ton macht die Musik und jemand, der nur mit Beleidigungen und unsachlichem Zeug um sich wirft, ist für mich nicht satisfaktionsfähig.”

                  Und das ist z.B. der Eingangston deiner Musik:

                  “„Von Natur“ – verzeihen Sie, aber mit diesen biologistischen Prämissen kann ich nicht so viel anfangen. Moral wird nicht genetisch vererbt. Moral ist heilbar.”

                  Du stellst eine menschliche Grundeigenschaft als Krankheit, Menschen denen diese Grundeigenschaft noch nicht abhanden geraten ist als krank dar. Das ist nachgewiesenermaßen unsachlich und es ist beleidigend. Und es passt zufälligerweise sehr gut in jegliches Konzept kapitalistischer Machtausübung, bis hin und vor allem zum transhumanistischen Konzept.

                  Und hier zum Nachlesen, also, falls die gemachte Erfahrung nicht ausreicht:

                  Der Mensch verfügt als einziges Lebewesen über ein geradezu unerschöpfliches kreatives Potential – und zwar sowohl im Konstruktiven wie auch im Destruktiven.
                  Sein nahezu unbegrenztes destruktives Potential macht den Menschen dennoch nicht zu einem »Mängelwesen«. Denn Menschen verfügen von Natur aus über zwei besondere, weil in der Natur einzigartige, Kapazitäten für eine Bewältigung gesellschaftlich destruktiver Aspekte von Macht. Zum einen haben wir als Menschen ein natürliches Bedürfnis, nicht dem Willen anderer unterworfen zu werden. Auch verfügen wir über die Befähigung unser soziales Handeln durch Werte- und Normensysteme zu regulieren, wir verfügen über eine natürliche Befähigung zur Moralität. Dazu gehören Abscheu gegen Ungerechtigkeit, und Mitleid mit denen, die Leid und Unrecht erfahren. Zur universellen Grundausstattung unseres Geistes gehören insbesondere Bewertungen sozialer Handlungen als gerecht oder ungerecht. Kognitionswissenschaftliche Experimente mit nur wenigen Wochen oder Monaten alten Säuglingen belegen, dass diese bereits negativ auf Szenarien menschlicher Interaktionen reagieren, wenn diese Szenarien elementare Gerechtigkeitsvorstellungen verletzen. Diese moralischen Sensitivitäten sind grundlegend für jedes menschliche Zusammenleben. In der weiteren Lebensentwicklung werden sie weiter ausdifferenziert und mit spezifischen kulturellen Inhalten gefüllt. Unsere natürlichen moralischen und sozialen Kapazitäten stellen also, von totalitären Extremfällen abgesehen, eine verlässliche Basis für eine >gute< Organisation unseres gesellschaftlichen Lebens dar. Sie sind die Quellen, aus denen die Organisation von Widerstand gegen Machtexzesse, Elitenverkommenheit und demokratisch nicht legitimierter Macht entspringt.
                  (Rainer Mausfeld, Hybris und Nemesis – Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus 5000 Jahren, S. 43)

                  Daß du von einem Austausch mit mir absiehst, habe ich ohnehin keine Sekunde geglaubt. Gerne auch über Bande, so wie du das jetzt praktizierst. Die "Satisfaktion" nehme ich mir, Baronet, oder was auch immer.

                  1. @ Gracchus Babeuf:
                    Tschuldigung, dass ich mir hier einmische, ich kam aber gerade vorbei 🙂
                    Und war erstaunt, dass du den Ausdruck: “Moral ist heilbar.” direkt als unsachliche Beleidigung aufgefasst hast. Ich hätte es eher als polemische Überspitzung wahrgenommen. Aber nun ja, du musst wissen wie du das siehst.

                    Das was du da von Mausfeld zitierst, halte ich im Großen und Ganzen nicht für falsch. Aber Gerechtigkeitssinn und die Fähigkeit zu Mitgefühl als rein menschliche Eigenschaften zu bezeichnen, stimmt ja nicht. Sowas kommt auch bei Tieren vor. Zudem würde ich diese beiden Eigenschaften nicht unter “Moral” subsummieren. Das sind schlicht menschliche Grundbedürfnisse. Um nicht nur vollkommen egoistisch und ego-gesteuert durch die Welt zu eiern, braucht man keine Moral.

                    Und ganz wichtig: Auch wenn man den Menschen als moralisches Wesen betrachtet – das tue ich in gewisser Weise auch – also die Tatsache, dass der Mensch sowas wie eine moralische Abteilung in seinem Hirn hat, sollte man meiner Ansicht nach nicht den Fehler begehen _bestimmte_ moralische Inhalte, z.B. du sollst nicht töten oder Ähnliches, als naturgegeben anzusehen.
                    Wenn wir moralische Wesen sind, heißt das noch lange nicht, dass wir daher, sofern seelisch-moralisch gesund, auch bestimmte Dinge immer in unserer Moralabteilung vorrätig haben müssen.
                    Das kann sehr sehr unterschiedlich sein.

        3. Vielen Dank für Ihre Antwort !

          Sie schreiben :

          “Es ist somit weniger die politische Haltung im klassischen Sinne (wie konservativ, links oder liberal), die hier ausschlaggebend ist, sondern das spezifische, ideologische Denkmuster, das die Menschen dazu bringt, Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung zu akzeptieren. ”

          Ich gebe Ihnen recht : Die Begriffe “konservativ”, “rechts”, “links” sind zu Etiketten geworden, mit denen viel Schwindel getrieben wird.

          Die Frage die empirisch gelöst werden müßte ist die :
          Wie groß ist der Anteil der Menschen die Lust bei der Ausübung von Macht und Gewalt empfinden, in der Gruppe, die sich als konservativ bezeichnet.

          Unter derselben Fragestellung sollten auch die Gruppen untersucht werden, die sich als “links”,”progressiv”, “sozialistisch” usw. bezeichnen.

          Ich gebe offen zu, dass mir keine solchen Untersuchungen bekannt sind; meine Einschätzung der “Konservativen” ist rein subjektiv, sie beruht ausschließlich auf persönlicher Erfahrung.
          Lediglich zur Gruppe der “Freier” liegen mir gesicherte empirische Erkenntnisse vor ; so z. Beisp :
          “89 % aller befragten Frauen in der Prostitution gaben konkrete Formen sexueller Belästigung an, welche häufig als mehrmals erlebt benannt wurden. Viele der genannten Formen sind bedrohliche Formen mit der Tendenz zu Körperkontakt oder zur Erpressung sexueller Handlungen (siehe Tabelle). ”

          ( Quelle : Prostitution heute ; s 130-131 ; Verlag: Tectum – 2018 )

          1. Danke für Ihre Rückmeldung!

            Wie groß ist der Anteil der Menschen die Lust bei der Ausübung von Macht und Gewalt empfinden, in der Gruppe, die sich als konservativ bezeichnet.

            Oh, das wird ein Fest, da können Sie vermutlich 200 Politikwissenschaftler und Soziologen mit beschäftigen. 😉 Erst einmal müssten wir uns einig werden, wie wir „konservativ“, „rechts“ et cetera definieren. Das ist kein Pappenstiel. Nicht jeder, der sich als „rechts“ einstuft, ist „konservativ“. Und nicht jeder Konservative ist wiederum auch „rechts“ – ich bin zum Beispiel extrem sozialkonservativ in meinem persönlichen Tun vom Kaltduschen bis zum Drogenablehnen et cetera, aber politisch… nun, wenn Sie meine Beiträge hier verfolgen, wissen Sie das ja. Ich missioniere niemanden zum Kaltduschen und befürworte die Drogenfreigabe.

            Hängt alles von der Methodik, Datengrundlage, Forschungsgeldgeber und einer Menge anderer Autoren ab. Ich habe einfach mal blindlings geschaut – hier zum Start mal zwei Studien:

            Krispenz & Bertrams (2023 ): Understanding left-wing authoritarianism: Relations to the dark personality traits, altruism, and social justice commitment

            Moneyquote:

            Considering these results, we assume that some leftist political activists do not actually strive for social justice and equality but rather use political activism to endorse or exercise violence against others to satisfy their own ego-focused needs. We discuss these results in relation to the dark-ego-vehicle principle.

            Matsunaga (2024 ): Are right-wing populists more likely to justify political violence?

            Moneyquote:

            The analyses reveal that right-wing populists are generally more likely to justify political violence compared to mainstream voters and non-voters. Additionally, left-wing populist voters also support political violence, although the effect size is comparatively smaller. This indicates that voters’ radicalisation depends on populist ideologies rather than left-right ideological distinctions. The effect among right-wing populists depends on city residence, gender and immigration status. Subsequent analyses suggest that right-wing populists’ attitudes towards violence are not conditional on nativism or anti-immigration perceptions.

            Nur zwei Studien, weil mehr als drei Links Overtons Maske momentan nicht akzeptiert. Beim Überfliegen der Studien wird aber schnell deutlich, dass es extrem davon abhängt, wie, wann, wo, mit wem und was Sie messen. Fragen Sie drei Forscher – erhalten Sie fünf verschiedene Studien…

            Lediglich zur Gruppe der “Freier” liegen mir gesicherte empirische Erkenntnisse vor ; so z. Beisp

            Ja, das ist die nächste Geschichte, über die man ganze Doktorarbeiten verfassen könnte. Als Leser von Kuhns Schriften stelle ich erst einmal in Frage, ob es so etwas wie „gesicherte empirische Erkenntnisse“ überhaupt gibt. Für mich gibt es die nicht, das ist alles subjektiv und niemals abgeschlossen. Bestenfalls eine Annäherung an Wirklichkeit(en). Sie könnten auch bei der von Ihnen zitierten Studie also erst einmal Herausgeber, Methodiker, Befragte, Setting, Interessen, Bias-Verzerrung etc. durchspielen. Dann wette ich, dass von „gesichert“ nicht mehr viel übrig bleiben wird.

            Aber ich gebe meinen dritten Link mal für diese Untersuchung hier – „Häufigkeit von Gewalt in der Pflege“. Auch interessant und ebenfalls sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.

            Moneyquotes:

            Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen zu erforschen, ist mit verschiedenen spezifischen Herausforderungen verbunden. Das hat mehrere Gründe: Pflegebedürftige Menschen können nur selten direkt zu ihren Gewalterfahrungen befragt werden. Sie sind unter anderem aufgrund eingeschränkter Selbstständigkeit schlecht für Befragungen erreichbar. Zudem möchten sie über Vorfälle vielleicht nicht berichten, etwa aus Angst oder Scham. Eventuell können sie sich auch nicht erinnern sowie schlecht oder gar nicht mitteilen. Das betrifft insbesondere Menschen mit Demenz.

            Daten zu Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen werden daher häufig über Befragungen von Mitarbeitenden und Einrichtungsleitungen erfasst. [Ja, Bias-Alarmstufe Dunkelrot!] Sie werden nach ihrem eigenen Verhalten oder erinnerten Vorfällen befragt. So wird teilweise nur die Perspektive bestimmter Personengruppen eingeschlossen. Die Ergebnisse können in der Regel nicht verallgemeinert werden. Das heißt, sie sind nicht repräsentativ.

            Darin wurden über 1.300 Mitarbeitende befragt, ob sie in den letzten 4 Wochen Gewalt seitens Bewohnerinnen und Bewohnern erfahren hatten. 69 Prozent bestätigten dies. Sie berichteten vor allem von verbalen Angriffen (63 Prozent). Aber auch körperliche Gewalt (38 Prozent) und sexuell übergriffiges Verhalten (14 Prozent) kamen vor. Die Studie gibt auch Hinweise darauf, dass Pflegende, die Menschen mit kognitiven Einschränkungen betreuen, ein erhöhtes Risiko haben, Gewalt zu erfahren.

            89 Prozent der 2018 im Rahmen des Projekts PEKO 1.0 befragten knapp 1.500 Mitarbeitenden mehrerer Pflegeeinrichtungen in Deutschland berichteten, innerhalb der letzten 3 Monate Gewalt erfahren zu haben. Psychische Gewalt wurde mit über 80 Prozent am häufigsten genannt. Körperliche Gewalt erlebten circa 60 Prozent.

            Und jetzt – steche ma? Oder setzen wir uns lieber gemeinsam dafür ein, dass Menschen frei und selbstbestimmt über ihre Tätigkeiten entscheiden können und es eine Gesellschaft gibt, in der jeder die Berufung ausüben kann, die er wirklich sucht?

            1. Vielen Dank für Ihre Antworft.

              Altlandrebell schreibt :

              “Oh, das wird ein Fest, da können Sie vermutlich 200 Politikwissenschaftler und Soziologen mit beschäftigen. Erst einmal müssten wir uns einig werden, wie wir „konservativ“, „rechts“ et cetera definieren. ”

              Nein das müssen wir nicht ( siehe Fragestellung ) .

              Es geht darum wie sich Menschen verhalten, die sich selbst als konservativ bezeichen. Herr Witrh z.Beisp. bezeichnete sich selbst primär als Konsevativ , nicht erst als konservativ in dieser oder jener Einzelfrage. Es geht erstmal darum, wie sich ein eine Person spontan selbst definiert: Der eine sagt wie aus der Pistole geschossen : “ich bin ein Konservativer”, der nächste “ich bin ein Christ”, ein anderer “Ich bin ein Linker” usw. .
              Der nächste Schritt wäre zu untersuchen, wie sich jemand, der sich selbst vorrangig als Konservativer definiert, in einer Situation X verhält ; wie sich jemand der, sich selbst vorrangig als Christ definiert, in derselben Situation X verhält usw.

              Ein Ergebnis einer solchen Untersuchung könnte dann z.Beisp. sein :
              – Menschen die sich selbst vorrangig als Konservative definieren, leisten Wehrdienst .
              – Menschen die sich selbst vorrangig als Christen definieren, leisten keinen Wehrdienst.
              – usw.

              Sie schreiben außerdem :

              “Aber ich gebe meinen dritten Link mal für diese Untersuchung hier – „Häufigkeit von Gewalt in der Pflege“. Auch interessant und ebenfalls sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.”

              Sie setzen also die Gewalt, die Prostituierte bei der Ausübung ihres “Beruf” erleiden müssen gleich, mit der Gewalt, welche geschulte Pflegekräfte erfahren, die z.Beisp. Menschen mit kognitiven Einschränkungen betreuen.

              Der Vergleich den Sie hier anstellen ist haarsträubend !

              Bitte entschuldigen Sie, wenn ich jetzt ein bisschen vulgär werde :

              Ich habe in der Altenpflege gearbeitet, und u.a. auch Menschen mit kongnitiven Einschränkungen gepflegt; da kam es schon mal vor, dass ich wüst beschimpft wurde, oder eine geknallt gekriegt habe; diese Erfahrungen haben mich aber nicht belastet, eben weil diese Pfelgebedürftigen nicht wußten was sie taten; und wenn sich diese Vorfälle gehäuft hätten, hätte ich sagen können, und sogar sagen müssen : Sorry, aber für den Patienten XY bin ich ein rotes Tuch, den kann ich nicht fachgerecht pflegen, den muß ein anderer übernehmen, der besser mit ihm klarkommt. Oder ich hätte mir einen neuen Job gesucht.

              Nehmen wir einmal an, ich hätte als Drogenabhängiger keine andere Erwerbsmöglichkeit als die, auf den Strich zu gehen, und der Typ, der mich gerade in der Arsch fickt, zieht das Gummi ab, bevor er abspritzt, dann würde mich diese Ereigniss schon sehr belasten, und ich müßte bei jedem neuen Freier damit rechnen, dass der sich ebenso verhält, und obwohl mich dieser Job krank macht. hätte ich keine Möglichkeit, mir einen anderen Job zu suchen,

              Finde den Unterschied !

              1. Nein das müssen wir nicht ( siehe Fragestellung ) .

                Mir fehlen bei Ihrem Forschungsdesign einige Punkte, deswegen kritisierte ich das. Sie postulieren beispielsweise, dass sich alle Menschen intuitiv und eindeutig selbst als „Konservativ“, „Christ“ oder „Linker“ definieren können – ich hinterfrage, dass das ohne Weiteres immer und überall der Fall ist. Insbesondre ohne diese Begriffe vorher klar zu definieren. In der Sozialwissenschaft ist es jedoch unabdingbar vor Studienerstellung, zentrale Begriffe präzise und kontextualisiert zu definieren, bevor man sie in einer Untersuchung verwendet.

                Beispiel: Jemand könnte sich selbst als „Konservativen“ bezeichnen, aber in einer spezifischen Situation durchaus progressiv oder liberal agieren – und dann wieder nicht. Sein Verhalten könnte auch zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten und von bestimmten Gruppen unterschiedlich wahrgenommen werden. Herr Wirth ist ein schönes Beispiel dafür, denn wenn Sie seine Beiträge länger verfolgen oder in pfleglichem Austausch mit ihm stehen, werden Sie rasch feststellen, dass er in mehr als „dieser oder jener Einzelfrage“ nicht-konservative Einstellungen hat. Er stammt aus einem liberalen Elternhaus, war früher Grünenwähler und ist weder Neoliberaler noch Neokonservativer. Das merkt man. Konservatismus muss nicht Konservatismus sein.

                Für eine wissenschaftliche Untersuchung ist es zudem entscheidend, mögliche Störvariablen zu kontrollieren. In Ihrem Design wird nicht berücksichtigt, dass andere Faktoren (z.B. Alter, Bildung, Einkommen) das Verhalten einer Person ebenfalls beeinflussen können. Sie müssten sicherstellen, dass solche Variablen entweder kontrolliert oder systematisch erfasst werden, um Verzerrungen zu vermeiden. Etc. pp

                Sie setzen also die Gewalt, die Prostituierte bei der Ausübung ihres “Beruf” erleiden müssen gleich, mit der Gewalt, welche geschulte Pflegekräfte erfahren, die z.Beisp. Menschen mit kognitiven Einschränkungen betreuen.

                Nein, ich betrachtete unterschiedliche Ausbeutungsverhältnisse, berufsübergreifend.

                Das Problem in der Diskussion beginnt freilich damit, dass Abolitionisten unterstellen, kein(e) Prostituierte(r) könne seine / ihre Tätigkeit aus freien Stücken ausüben oder seine / ihre Tätigkeit wäre kein Beruf. Das ist herablassend und despektierlich-übergriffig.

                So wie es jede Menge Prostituierte gibt, die keine Gewalt bei Ausübung ihrer Dienstleistung erfahren, gibt es jede Menge Pflegekräfte, die nicht im Geringsten geschult sind. Schwarzarbeitende 24-Stunden-Pflegerinnen beispielsweise, die aus Osteuropa her gekarrt, ausgebeutet, um ihren „Lohn“ geprellt und von den zu Pflegenden wie deren Angehörigen missbraucht werden. Körperlich, seelisch, sexuell. Die Statistiken dazu sind – welch wunder – mau. Dafür gibt’s Reportagen, hin und wieder zumindest. Für den Grusel im Feuilleton. Pflegekräfte, die in solchen Situationen sind und kaum eine Möglichkeit haben sich zu befreien oder ihre Arbeitsbedingungen zu ändern, sind auf jeden Fall in einer alles andere als beneidenswerten Lage. Diese Art der Ausbeutung ist genauso verwerflich wie jede andere Form von Ausbeutung. Basta.

                Und natürlich, bevor das ganz unter den Tisch fällt, geht es auch andersrum – Missbrauch durch Pflegekräfte. Freilich ist hier die Datenlage noch mauer:

                Sexuelle Gewalt gegen Pflegebedürftige – also die erzwungene Teilnahme einer älteren, pflegebedürftigen Person an einer sexuellen Handlung ohne deren Einwilligung – ist bisher kaum untersucht.

                Bisher kaum untersucht? Woran kann das bloß liegen? Vielleicht hieran:

                Sexueller Missbrauch ist ein Tabu. Das gilt auch für Übergriffe durch Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen. Darum bereitet es große Schwierigkeiten, sexuelle Grenzverletzungen und seelische wie körperliche Gewalt innerhalb der eigenen Reihen wahrzunehmen und entsprechend professionell zu reagieren. Die Dynamik, die durch ein Fehlverhalten ausgelöst wird, gleicht oft der Dynamik im familiären Bereich: Die, die etwas beobachten oder spüren konnten, zweifeln an der eigenen Wahrnehmung, reagieren verunsichert, wollen die Situation nicht wahrhaben oder kommen in Loyalitätskonflikte.

                Nein, wirklich?

                Ich habe in der Altenpflege gearbeitet

                Ich habe zwei Verwandte, die ins Pflegemilieu abgeglitten waren. Die eine hatte noch vor Beginn des Pandemieregimes wegen den Arbeitsbedingungen nach fast zwei Jahrzehnten im Beruf das Weite gesucht. Die andere wurde Opfer der Impfpflicht. Und nun?

                Das Problem an Ihrer Argumentation ist, dass Sie von einer bestimmten Warte auf den Debattengegenstand blicken. Sie blicken als geschulter, vermutlich Sozialleistungen erbracht und Weihnachtsgeld bekommen habender Pfleger einzig auf jene Prostituierten, die Opfer von Menschenhandel, Gewalt und Ausbeutung wurden. Sie müssten aber den Blick auf die Pflege-, Saisonarbeits- und anderen (migrantischen) Arbeitskräfte richten, denen selbiges widerfuhr. Und das sind nicht wenige oder gar bloße Einzelfälle. Kurzum: Sie müssen schon gleiches mit gleichem vergleichen. Dann fänden Sie auch die Unterschiede – und Gemeinsamkeiten.

                Ansonsten wirkt Ihre Argumentation, als ob ein Luxusescort, das nur feinen Herren und Damen in Davos seine Dienstleistungen offeriert, auf die Opfer des Pflegestrichs blickte und sagte: „Seht, alle in der Pflege werden ausgebeutet, schafft Pflege ab!“

                diese Erfahrungen haben mich aber nicht belastet, eben weil diese Pfelgebedürftigen nicht wußten was sie taten

                Sie erwähnen dann Ihre Arbeit mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Sicher, in vielen Fällen ist das Verhalten der Patienten nicht absichtlich und resultiert aus ihrer Erkrankung oder Behinderung. Und es ist gut, wenn Sie damit haben umgehen können und es Sie weniger belastete. Nur bedeutet das keineswegs, dass alle Pflegekräfte, die täglich mit herausforderndem Verhalten konfrontiert sind, keine emotionalen und physischen Belastungen erfahren. Zumal diese Belastungen durch die gewollten systemischen Probleme wie Überlastung, mangelnde Wertschätzung, niedrige Löhne etc. noch verstärkt werden.

                und wenn sich diese Vorfälle gehäuft hätten, hätte ich sagen können, und sogar sagen müssen

                Schön, wenn es Arbeitgeber gibt, bei denen das möglich ist. Aber die Realität für nicht gerade wenige Pflegekräfte ist doch eine andere. Auch sie sind oft in einem System gefangen, das ihnen wenig Wahlfreiheit lässt. Die Pflegebranche ist bekanntlich gewollt unterfinanziert und überlastet. Viele Pflegekräfte arbeiten unter extremen Bedingungen, erhalten schlechte Bezahlung und sind oft gezwungen, sich Situationen auszusetzen, die sie psychisch und physisch belasten (siehe oben). Wo bleibt also die „freie Wahl“ der Pflegekräfte? Warum sollten wir annehmen, dass ihre berufliche Belastung weniger wert ist oder weniger ernst genommen werden sollte, nur weil der Klient, den sie betreuen, keine „absichtliche“ Gewalt ausübt? Die strukturelle Ausbeutung in der Pflege ist ebenso real wie die in der Prostitution – nur dass es in der Pflege selten dieselbe öffentliche Aufmerksamkeit erhält.

                Oder ich hätte mir einen neuen Job gesucht.

                Immer gut, wenn man das kann und es alles so einfach ist. Wascht und rasiert euch, dann findet ihr auch einen neuen Job, wenn es euch im alten nicht mehr passt!

                Nehmen wir einmal an, ich hätte als Drogenabhängiger keine andere Erwerbsmöglichkeit als die, auf den Strich zu gehen, und der Typ, der mich gerade in der Arsch fickt, zieht das Gummi ab

                Okay, ihr Punkt wäre sicherlich auch ohne zwanghafte Emotionalisierung und Moralisierung deutlich geworden. Aber spielen wir es doch für alle durch.

                Nehmen wir einmal an, ich käme aus einer dieser mittelosteuropäischen Werkbänke des deutschen Großkapitals, äh aus einem der stolzen neuen EU-Mitglieder, und hätte aufgrund der dortigen Existenznot keine andere Erwerbsmöglichkeit als die, auf den Arbeitsstrich zu gehen und meine Ware Arbeitskraft auf dem Bau, in der Hühnerschlachtung oder dem Spargelfeld zu verkaufen, und der Chef, der mich nach Feierabend gerne auch in den Arsch fickt oder verprügelt, hält mir obendrein noch den Hungerlohn vor. Dann würde mich dieses Ereignis schon sehr belasten, und ich müsste bei jedem neuen deutschen Kapitalisten damit rechnen, dass der sich ebenso verhält, und obwohl mich dieser Job krank macht, bliebe ich drin gefangen, denn obgleich ich formal natürlich jederzeit gehen könnte, habe ich real kaum eine Möglichkeit dem ganzen zu entfliehen und mir einen anderen Job zu suchen, insbesondere wenn ich zuhause keine Perspektive und vier, fünf, zehn kranke, alte, arbeitslose oder sonstige Verwandte habe, die auch versorgt sein wollen. Armut, Drogenabhängigkeit, mangelnde soziale Unterstützung gibt es nicht nur unter Prostituierten.

                Die Lösung liegt in der Schaffung eines Systems, in dem niemand in was für eine Beschäftigung auch immer gedrängt wird und als Lohnsklave seinen Körper zu verkaufen hat. Ein System, in dem jeder selbstbestimmt und sicher da tun kann, was er möchte, ohne von Gewalt oder Ausbeutung betroffen zu sein. Jedem nach seinen Bedürfnissen!

                Es geht also nicht darum, die (oder überhaupt) irgendeine Form der Arbeit zu idealisieren und gegen eine andere auszuspielen, sondern darum, eine Gesellschaft zu schaffen, in der keiner gezwungen wird, in einem ausbeuterischen System sich zu verkaufen und zu arbeiten – sei es als Pflegekraft oder als Sexarbeiterin. Eigentlich ziemlich einfach.

    4. Guten Morgen Herr Wirth,

      grüße Sie! Ich habe hier jetzt schon länger nichts von Ihnen gelesen und hoffe, dass nichts Betrübliches dahintersteckt. (Ich bin zugegeben momentan aus verschiedenen Gründen wenig hier im Forum – vielleicht schreiben Sie auch immer nur unter Artikeln, die ich nicht lese oder deren Leserbeiträge ich nur mäßig verfolge?)

      Zu dem Thema hier hatten wir uns ja öfters bereits ausgetauscht – da denken wir einfach sehr unterschiedlich. Da ich mich von Ihrem Beitrag aber mitgemeint fühlte, will ich vielleicht doch auf ein paar Punkte eingehen, auch auf die Gefahr hin, dass das meiste womöglich redundant und altbekannt ist.

      Für mich als Realisten und Konservativen

      Ich finde zunächst nicht, dass Fromm (der zugegeben inzwischen ein älterer Forschungsstand ist) und andere sich bloß verzweifelt bemühten „Situationen und günstige Rahmenbedingungen zu postulieren, wo es vielleicht mal ein bisschen anders ist“. Das erscheint mir als ein sehr hartes, geradezu dogmatisches Verdikt. Das hat mich offengestanden recht irritiert.

      Eine solche Position erscheint mir übrigens auch mit Verlaub weniger als konservativ (was ja immer auch ein dezidiertes Maß an Offenheit inkludiert) oder gar als realistisch (in welchem Sinne ist das gemeint? Ich kann mit der Vokabel offen gesagt wenig anfangen), sondern eher als parochial, geradezu als identitär – und das findet man auch bei Linken und Liberalen. Authentische Konservative wie Sie hatte ich dagegen immer als von einem kritischen – aber eben nicht dogmatischen – Geist beseelt eingeschätzt. Sie können die Thesen Fromms und Co. ja ablehnen, aber vielleicht weniger damnatio memoriae-mäßig (so erschien es mir zumindest).

      reicht ein Blick auf … sagen wir mal … 6000 Jahre Weltgeschichte, um klar zu erkennen, dass der Mensch in anthropologischer Hinsicht an sich eben nur gelegentlich ein friedliches Wesen ist.

      Vielleicht sollte man da noch ein paar Blicke mehr drauf werfen, was meinen Sie? Abgesehen davon, dass die Geschichte, doch nicht erst 4000 v. Chr. einsetzt. Stichworte: Jericho, Plowdiw und Çatalhöyük…

      Es erscheint mir schlicht als äußerst fraglich, ob der Mensch wirklich nur „gelegentlich ein friedliches Wesen“ ist. Diverse anthropologische Untersuchungen – die ich hier nicht alle verlinkt bekomme, weil sonst mein Kommentar wieder nicht reinkommt – zeigen, dass Menschen sowohl zu aggressivem als auch zu kooperativem und friedlichem Verhalten fähig sind.

      Wenn Ihnen Fromm nicht zusagt, könnten wir zum Beispiel auch Douglas P. Fry nehmen, einen US-amerikanischen Anthropologen, der vor allem für seine Forschung im Bereich der Friedensforschung und seine Untersuchungen zum menschlichen Friedenspotenzial bekannt geworden ist. Seine Arbeit zielt darauf ab, das Verständnis darüber zu vertiefen, wie friedliche Koexistenz innerhalb von Gesellschaften gefördert werden kann und welche sozialen, kulturellen und biologischen Faktoren das Friedenspotenzial des Menschen beeinflussen. In dieser Monografie hier stellt Fry explizit die Vorstellung infrage, dass Krieg ein unvermeidlicher Teil der menschlichen Natur sei. Stattdessen untersuchte er, welche gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Normen Krieg und Gewalt begünstigen können. Er betont, dass viele Gesellschaften Alternativen zu gewalttätigen Konfliktlösungen (Verhandlungen, Mediation, die Förderung von Vertrauen…) entwickelt haben und dass diese Beispiele genutzt werden könnten, um Lösungen für moderne gesellschaftliche Probleme (im Westen) zu finden.

      Diese Studie hier wiederum zeigt, dass bereits die Entwicklung von Kooperation und Konflikt in den Gesellschaften der Sammler und Jäger eine extrem komplexe Geschichte ist, in der Gewalt beileibe nicht immer die erfolgreichste Strategie war. Stattdessen betont die Autorin, dass gerade soziale und kooperative Mechanismen die Grundlage für das Überleben und den Erfolg dieser frühen Menschen gewesen sein müssten. Sie verweist freilich auch auf andere interessante Details, wie etwa, dass im Holozän die Bedrohung durch Kriege und Konflikte Gruppen zwang, kohärente, hierarchische Strukturen zu entwickeln, in denen die Elite die Kontrolle behielt, während die unteren Schichten durch den gemeinsamen Feind zum Mitmachen gezwungen wurden.

      Also, wir könnten so natürlich stundenlang weitermachen. Sie haben vielleicht auch Autoren zur Hand, die das wiederum kontrastierten. Für mich ist aber der entscheidende Punkt, dass man statt „dem“ Menschen (den es ja so gar nicht gibt!) und seiner monolithisch verstandenen „Natur“ lieber mal die diversen gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Normen vergleicht. Da kann von mir aus auch auf biologisches eingegangen werden, da können wir die Anthroposophen (Scheler, Plessner und Co.) heranziehen. Vieles ist möglich. Und vielleicht könnte man auch erörtern, wie es denn kam, dass der Westen seit (erst!) 350 Jahren in der Welt herrscht und diese mit seiner lebensnegierenden Kultur überziehen konnte, was massive Verwerfungen auslöste, das Verschwinden lebensbejahender Kulturen inklusive.

      Es ist also ein extrem weites Feld. Aggression mag ja eine Seite der menschlichen Natur sein, aber ebenso gibt es doch eine (mindestens!) ebenso ausgeprägte Neigung zu Kooperation und sozialem Zusammenhalt. Schon in den frühesten menschlichen Gemeinschaften wie den oben erwähnten Siedlungen und Städte wie Plowdiw und Jericho ist das Überleben oft nur durch Kooperation und kollektive Anstrengungen möglich gewesen. Und auch heute ist das beileibe nicht so schwarz und weiß. Auf jeden Fall sollten solche Aspekte der menschlichen Natur ausgewogen berücksichtigt werden.

      Und zwar unabhängig von der Region, der Kulturstufe oder der wirtschaftlichen und politischen Ordnung.

      Ich schrieb das obige auch gerade wegen dieser Passage. Ihr Kommentar neigt in meinen Augen nämlich leider dazu, die Aggression nicht nur als ein festes, unveränderliches Merkmal der menschlichen Natur darzustellen, sondern auch als eines, das von den äußeren Umständen lediglich “umgeleitet” oder “sublimiert” werden kann. Da zeigen uns aber der zitierte Fry und andere, dass Aggression in verschiedenen Kulturen eben sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und dass der Rahmen, den eine Gesellschaft schafft, die Art und Weise beeinflusst, wie jene Aggression ausgedrückt oder zurückgehalten wird. Friedliche und lebensbejahende Gesellschaften ticken da einfach anders als die lebensverneinenden. Betonung auf Gesellschaften – es sind nicht nur „einzelne Individuen und kleine Gruppen“. Und es gelingt denen auch beileibe nicht nur „mitunter“.

      Allgemein frage ich mich bei Ihnen wie bei @ Prosecco warum Sie die Rolle von politischen, sozialen und ökonomischen Faktoren so arg beiseiteschieben. Es ist doch eine Binse, dass Konflikte, Kriege und Gewalt oft nicht nur aus individuellen Neigungen, sondern gerade auch aus den Bedingungen, die die Gesellschaft schafft, entstehen. Ausbeutung, Ressourcenknappheit, Machtstrukturen, Ungleichheit und Diskriminierung et cetera pp spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Gewalt. Mit der These von der Aggression als unveränderlichem Merkmal des Menschen landet man letztlich nur beim Fatalismus – das schrieb ich schon @ Prosecco. Und man ignoriert die Möglichkeiten, durch politische und gesellschaftliche Veränderungen die Ursachen von Aggression zu verringern und sozialen Fortschritt zu fördern.

      Und finden sich nicht auch schon in der Bibel menschliche Widersetzlichkeit und Aggressivität schon fast ganz am Anfang?!

      Nun, in der Bibel – wie in anderen Schriften – findet sich vieles, da findet sich wohl für jedes Thema ein passender Spruch. Sie verweisen nun auf die Bibel, um die menschliche Widersetzlichkeit und Aggressivität zu belegen.

      Nur: Die Bibel spiegelt nicht nur menschliche Aggression wider, sondern auch eine Vielzahl von moralischen Lehren über Vergebung, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit. Über die Fähigkeit des Menschen zur Transformation und sein Streben nach Frieden. Für das Zitieren von heiligen Versen scheinen mir in diesem Forum ja andere als wahrlich besser geeignet, wenn ich durch die Beiträge hier scrolle – aber zum Start in den Sonntag will ich mal auf Stellen wie den Korinther 5,17 und Jesaja 2,4 (Schwerter zu Pflugscharen!) verweisen. Das sind jetzt keine „isolierten Geschichten“.

      Für mich unterschlägt die Betonung und Konzentration auf die negativen Seiten des menschlichen Wesens nicht nur die vielfältigen menschlichen Potenzialen, sie liefert letztlich auch ein verkürztes Bild der Bibel.

      Klüger sind dann schon Versuche zur Sublimierung, Zähmung oder Umlenkung, z.B. beim Sport.

      Sollten wir uns wirklich mit dem Status quo – ob der sog. menschlichen Natur oder des Systems – einfach abfinden und Aggression als unausweichlich betrachten? Maske auf und Fresse halten?

      Herr Wirth, werter Prosecco, die Geschichte zeigt doch, dass sich die Gesellschaften im Laufe der Zeit gewandelt haben und Veränderung machbar ist. Von der Abschaffung der Sklaverei bis zu diversen Arbeitskämpfen gibt es zahlreiche Beispiele, dass Fortschritt erkämpfbar ist, dass Fortschritt mach- und denkbar ist. Und sei es mit kleinsten Schritten. Anstatt sich auf das Unerbittliche der Aggression zu konzentrieren – könnte es produktiver sein, Wege zu finden, wie wir etwas zu einer friedlichen, freien und gerechten Gesellschaft beitragen könnten? Ja, es ist ein weiter Weg, ja es ist hart, aber vergessen Sie nicht Souchy:

      Revolutionen sind nicht der einzig wichtige Faktor der Geschichte. Mitunter kommt der Evolution eine ebenso große Bedeutung zu. Die Errungenschaften einer Revolution sind immer in Gefahr. Ein evolutionärer Fortschritt hat keine wirklich starken Gegner, er ist deshalb gesicherter als der Fortschritt durch Revolution.

      Nun, Sie mögen vieles anders beurteilen. Nehmen Sie es auch bitte nicht als Missionierungsversuch oder persönliche Kritik auf. Ich habe mir nur erlaubt meine Seite etwas weiter zu illustrieren, weil ich mich an ein paar Ihrer Formulierungen gerieben habe.

      Ich gebe Ihnen (und unseren Mitlesern) nun noch etwas Morgenstern mit:

      Ich habe den MENSCHEN gesehn in seiner tiefsten Gestalt,
      ich kenne die Welt bis auf den Grundgehalt.

      Ich weiß, daß Liebe, Liebe ihr tiefster Sinn,
      und daß ich da, um immer mehr zu lieben, bin.

      Ich breite die Arme aus, wie ER getan,
      ich möchte die ganze Welt, wie ER, umfahn.

      In jedem Fall wünsche ich Ihnen einen guten Sonntag und verbleibe bis bald
      Altlandrebell

      1. “Allgemein frage ich mich bei Ihnen wie bei @ Prosecco warum Sie die Rolle von politischen, sozialen und ökonomischen Faktoren so arg beiseiteschieben.”

        Vielleicht gibt es hier ein Missverständnis. Ich für meinen Teil schiebe diese Faktoren nicht beiseite. Diese Faktoren sind in meinem Weltverständnis einfach das Ergebnis menschlichen Funktionierens und Strebens. Einfach ausgedrückt: Der Mensch will Eigentum, darum gibt es ein Recht, das Eigentum schützt. Der Mensch will Sicherheit, darum gibt es einen Staat mit Gewaltmonopol. Der Mensch will Wohlstand, darum gibt es ein Wirtschaftssystem, das den Wohlstand erzeugt. Usw. Selbstvertändlich diszpliniert jedes System das Individuum. Sonst könnte es nicht funktionieren. Aber diese Beobachtung ist noch lange kein Bekenntnis zum Fatalismus. Im Gegensatz zu Ihnen und Pablikman halte ich das System in weiten Teilen für eine zivilisatorische Errungenschaft, die für die große Mehrheit der Bevölkerung gar nicht so schlecht funktioniert. Es ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber es ist immer noch viel besser als ein Luftschloss, in dem kein Mensch leben kann.

        1. halte ich das System in weiten Teilen für eine zivilisatorische Errungenschaft

          Eine zivilisatorische Errungenschaft? Guantanamo & Bagram, Hartz-Regime & Zwangsarbeit, Pandemie-Regime etc.? Eine Freddy-Krueger-Zivilisation vielleicht.

          Es ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber es ist immer noch viel besser als ein Luftschloss, in dem kein Mensch leben kann.

          Es ist auch weit davon entfernt nicht schlecht beziehungsweise gar anderen existierenden System und Gesellschaftsformen überlegen zu sein.

          Zumal Fromm, dessen Gedanken ich gestern darstellte, nie von Luftschlössern und Paradiesen gesprochen hat, sondern lediglich aufzuzeigen versuchte, dass es unterschiedliche Gesellschaften gibt und einige davon gewaltavers und lebensbejahend sind. Und Fry zeigte auf, dass man von diesen lernen kann. Es ging nie um Luftschlösser. Es ging um das hier und heute und den Vergleich des Existierenden.

          die für die große Mehrheit der Bevölkerung gar nicht so schlecht funktioniert

          Oh, come on. „Große Mehrheit“ – die große Mehrheit fand auch die Pandemiemaßnamen gut. Die große Mehrheit war 2022 für eine „Flugverbotszone über der Ukraine“. Die große Mehrheit ist von der Westerplatte bis zum Endsieg mitmarschiert. Es geht nicht um die große Mehrheit. In vielen Fällen kann die ominöse „große Mehrheit“ eine falsche oder schädliche Entscheidung treffen. Es reicht schlicht und einfach nicht aus zu sagen „Die Mehrheit will es!“ um eine Position zu legitimieren.

          Und schön, angenommen es funzt (noch) für 60, 70 Prozent. Zu welchem Preis tut es das eigentlich? Und auf wessen Rücken? Auf dem Rücken der unteren 30 Prozent, der 25 Prozent Armen und Armutsgefährdeten in Deutschland. Auch bei Ihnen in der Schweiz gibt es ja fast eine dreiviertel Million „Armutbetroffene“. Auch die Zahl der Armutgefährdeten steigt und liegt nun bei 1,3 Millionen. Die Caritas bei Ihnen schreibt dazu:

          Den betroffenen Haushalten steht das Wasser bis zum Hals, und sie verfügen über keinen finanziellen Handlungsspielraum, um steigende Kosten bei Mieten, Krankenkassen und Lebensmitteln aufzufangen. (…) Gar fast ein Fünftel der Menschen in der Schweiz können für eine unerwartete Ausgabe von 2ʼ500 Franken, wie etwa eine Zahnarztrechnung, nicht aufkommen.

          Für wen funktioniert es gar nicht so schlecht bei Ihnen in der Schweiz? Und wie sieht’s global aus? Auf wessen Rücken lebt die Schweiz und wäscht mal wieder weißer? Ziegler in Genf wird Antworten liefern können.

          “Die große Mehrheit will es” ist schlicht kein ausreichendes Argument, weil es die Qualität und logische Grundlage einer Entscheidung ignoriert und den Schutz der Rechte von Minderheiten beziehungsweise die Notwendigkeit informierte Entscheidungen zu treffen, untergräbt.

          Ich halte es darum mit Diogenes: Ich suche nicht die große Mehrheit, ich suche Menschen.

      2. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, lieber Altlandrebell,
        zu Ihrem Text vom 24. November 2024 um 1:45 Uhr

        Stimmt, in letzter Zeit war ich hier ebenfalls weniger aktiv. Der Grund ist einfach zu benennen: Teils interessierten mich die veröffentlichten Artikel in den letzten Wochen weniger, da sie den Schwerpunkt sehr auf die Außenpolitik legten, teils habe ich eben auch andere Dinge zu tun.

        Sooo unterschiedlich denken wir beim Thema „menschliche Aggression“ vielleicht gar nicht, denn ich schätze Fromm durchaus (habe ich ja schon mal erwähnt) und ich meine lediglich, dass er in seiner tiefen humanistischen Hoffnung, etwas Positives und Ermutigendes herausfinden zu können, gewisse Arbeitsergebnisse lediglich etwas zu sehr verallgemeinert. Es gibt eben beides: friedliche Kulturen und aggressive Kulturen.

        Auch und gerade bei Humanisten wie Fromm oder Fry findet man eben nicht selten ein Wunschdenken, weil sie mehr als andere an der trüben Realität leiden. Das spricht ja nicht gegen den Charakter der Person, sondern ist eher ein schwer vermeidbarer Nebenumstand bei allen Menschen, die die Dinge nicht mit einer gewissen kühlen Gleich-gültigkeit sehen können, sondern mit ira et studio. Deshalb gilt ja – ich glaube seit Ranke – für Historiker (und überhaupt für Sozialwissenschaftler) die unbedingte Forderung SINE, also OHNE Zorn und Eifer zu forschen.

        Ihre Links zu Fry werde ich später noch öffnen.

        Meine Haltung zu Fromm ist nach wie vor positiv, er war mir seinerzeit sehr wichtig!
        Wenn Sie mir hinsichtlich Fromm sogar eine damnatio memoriae unterstellen, so haben Sie mich fehlinterpretiert.

        Neben den von ihm oder Quincy benannten friedlicheren Kulturen gibt es ja bekanntlich immer auch andere, “Ausreißer” sozusagen, die das heile Bild stören. Vergessen wir auch nicht, dass es ausgeprägte Kriegerkulturen bereits in früher Zeit gegeben hat: Assyrer, Inka, Azteken, Mongolen, Stämme in Neuguinea usw.

        Bezeichnend für diese kriegerischen Kulturen ist nun, dass ihre aggressive Eigenart nicht von einer bestimmten Zeit oder Region abhängt und auch nicht von einem bestimmten technischen oder zivilisatorischen Entwicklungszustand, denn die kriegerische Art von Beduinen oder Mongolen betrifft ja Stämme, die im Grunde noch fast auf einer jungsteinzeitlichen oder bronzezeitlichen Hirtenstufe leben.

        ENTSCHEIDEND ist nun aber folgendes: Aus dem Umstand, dass es auch friedliche Kulturen gibt, darf man nicht schlussfolgern, dass es möglich sei, dass ALLE Kulturen friedfertig werden. Schließlich kann man beispielsweise aus dem Umstand, dass es schnellwachsende Pflanzen gibt nicht schlussfolgern, dass es möglich sei, ALLE Pflanzen zu einem schnellen Wachstum zu befähigen.

        Wenn Sie schreiben: „ … zeigen, dass Menschen sowohl zu aggressivem als auch zu kooperativem und friedlichem Verhalten fähig sind.“ , dann stimme ich zu. Ja, es ist möglich. Wo ich aber nicht mitgehe, das ist die verallgemeinernde Schlussfolgerung, die Sie daraus ziehen.

        Sie schreiben …
        „Es ist also ein extrem weites Feld. Aggression mag ja eine Seite der menschlichen Natur sein, aber ebenso gibt es doch eine (mindestens!) ebenso ausgeprägte Neigung zu Kooperation und sozialem Zusammenhalt.“
        Ja.
        Ja, aber.

        Was uns beide bei der Erklärung der menschlichen Destruktivität unterscheidet, das ist der Umstand, dass Sie die Prägung durch die jeweiligen gesellschaftlichen Umstände (einschl. Erziehung) sehr in den Vordergrund stellen und ich hingegen die psychische Grundsituation des Menschen bzw. die anthropologische Verfasstheit des Menschen schlechthin. Das heißt nicht, dass ich gesellschaftliche Einflüsse leugne, aber sie wirken erstens nicht alleine und zweitens m.E. auch nicht in erster Linie.

        Was ich vermutlich ebenfalls stärker als Sie gewichte, das ist das Verhalten des Menschen bei auftretenden Knappheitssituationen. Das Wort „Krieg“ kommt ja von „kriegen“. Wer Krieg führt, der will etwas kriegen, was ihm fehlt und was er – zumindest auf so einfache Weise – ansonsten nicht oder zumindest nicht so schnell bekommen könnte. Und das betrifft nur „Schießkriege“ … ! Das Ego will.

        Eine große Rolle bei der anthropologischen Grundsituation dürfte auch der Umstand spielen, dass jeder Mensch eine Insel ist (ich schrieb weiter oben schon dazu) und sich deshalb nur mit Mühe und unvollkommen in andere Menschen hineinversetzen kann – was die Bereitschaft zu aggressivem Handeln zweifellos begünstigt.

        Hinzu kommt der auch schon beschriebene sozialpsychologische Zusammenhang von Binnen- und Außenaggression. Binnenaggression umfasst sowohl die Konflikte innerhalb EINER Person wie auch die Konflikte zwischen einzelnen Personen oder Personengruppen in einem Land.

        Inwieweit Sie mir bei meinem ebenfalls schon weiter oben stehenden Gedanken zur gleichsam ewigen Existenz von Gegensatzpaaren (Dichotomien) folgen können, weiß ich nicht. Da kommen wir rasch ins Philosophische. Nach meinem Dafürhalten ist es unmöglich, einen Pol einer Dichotomie aus der Welt zu schaffen. Eine Überlegung, die auf der Yin&Yang-Lehre fußt. Da Krieg und Frieden die zwei Pole einer Dichotomie sind, kann demzufolge keiner der beiden Pole beseitigt werden. Und wird es versucht, so „quillt“ die verdrängte Sache bloß an anderer, unerwarteter Stelle wieder hervor …

        Wenn Sie mir oder @ Prosecco „Fatalismus“ unterstellen, so ist das vermutlich richtig, allerdings würden wir das dann stattdessen als Realismus bezeichnen.

        Missverstehen Sie mich bitte nicht dahingend, als ob ich eine aggressive und kriegerische Gesellschaft befürworten würde. Dem ist nicht so und
        @ B.Hohl hat mich völlig falsch interpretiert bzw. sein Vorurteil gegenüber Konservativen offenbart. Ich glaube nur sehr wenig an so etwas wie allgemeinen oder gesellschaftlichen Fortschritt. Sie sehen Konservative ja dankenswerterweise weitaus weniger voreingenommen.

        Dem EINZELNEN kann ein qualitativer Fortschritt hingegen sehr wohl gelingen. Die Geschichte ist voll von staunenswerten, ja bewunderungswürdigen Persönlichkeiten, die weit über das normale menschliche Maß hinausgewachsen sind. Menschen wie Janusz Korczak, Dietrich Bonhoeffer, Mathama Ghandi, Sokrates, Mutter Theresa und natürlich – und zu aller erst – auch Jesus. Man könnte hier noch viele andere Namen nennen. Ich bin also von der Möglichkeit individuellen Wachstums überzeugt und halte das sozusagen auch für die Lebensaufgabe eines jeden Menschen.
        Danke für die wunderbaren Sätze von Morgenstern! Ja, so ist´s!

        Ja, es mag sein, dass auf evolutionäre Weise mit der Zeit eine allgemeine Höherentwicklung gelingt – oder zumindest in bestimmten Gegenden. Skandinavien ist ja ein Beispiel für schon längere Friedfertigkeit. Wer weiß?

        Das Problem ist nur, dass dieses Wachstum aber längst nicht jedem gelingt. Und es gelingt verblüffenderweise auch bei nahezu gleichen äußeren und erzieherischen Rahmenbedingungen nicht … Ein merkwürdiger und irritierender Umstand. Hinduisten und Buddhisten würden jetzt auf die Wirksamkeit des Karmas aus früheren Leben verweisen. Kann man glauben, muss man nicht.

        Gruß,Gesundheit und Glück
        Wolfgang W.

        1. Grüße Sie, Herr Wirth!

          Da geht’s uns ja ähnlich. Ich habe auch viel am Hut und das außenpolitische Clickbait ist selbst für mich als pösen pürgerlich-studierten Konfliktforscher zu nervig.

          Nun, wie ich Ihre Zeilen so lese, sind wir in der Tat bei diesem Thema nicht weit auseinander. Ein paar Aspekte scheinen Verständlichkeitsproblemen oder Fehlinterpretationen geschuldet gewesen zu sein wie das ja im Netz passieren kann.

          ich schätze Fromm durchaus (habe ich ja schon mal erwähnt)

          Ja, deswegen war ich so irritiert, denn Ihr Satz klang für mich recht definitiv. Aber ich will ihn neu einordnen.

          Es gibt eben beides: friedliche Kulturen und aggressive Kulturen.

          Aber das ist ja genau, was Fromm (und andere) schreiben und was ich gestern zitiert habe. Nur schreibt er eben nicht direkt von „friedlich“ und „aggressiv“, sondern von „lebensbejahend“ und „nicht lebensbejahend“ sowie Zwischenstufen. Schauen Sie bei Gelegenheit einfach in den zugehörigen Wikipedia-Artikel hier für einen kurzen Überblick.

          die unbedingte Forderung SINE, also OHNE Zorn und Eifer zu forschen.

          Hm, das ist ein hehres Ziel. Allein, unter Verweis auf Feyerabend und Kuhn, bleibt mir da nur zu entgegnen, dass das wohl schwer verwirklichbar ist.

          Paul Feyerabend glaubte ja nicht, dass es die eine einfache, ideale Art des Forschens gibt, zumal eine, die ohne Leidenschaft und Emotionen auskommt. Vielmehr zeigte seine Philosophie, dass Forschung und Entdeckung oft im Spannungsfeld zwischen Rationalität und irrationalen, kreativen Elementen stattfinden.

          Und Thomas Kuhn wiederum bezweifelte, dass es irgendein endgültiges, abschließendes Wissen gäbe, da Paradigmenwechsel zeigen, dass wissenschaftliche Theorien und Erkenntnisse immer vorläufig und im Kontext eines bestimmten Paradigmas zu verstehen sind. Laut ihm können Wissenschaftler in ihrer Forschung ja auch niemals vollständig objektiv sein können, da sie immer durch ihre eigenen Überzeugungen, Vorannahmen und das vorherrschende Paradigma beeinflusst sind.

          Gut, das kennen Sie vermutlich alles. Aber die Bürgerkinder von FFF und „Wir sind geboostert!“ scheinen das schon lange über Bord geworfen oder nie erspürt zu haben – ich weiß es selbst aus dem Forschungssemester in meinem Masterstudium, das viele ganz irritiert waren als der Dozent (ein grundanständiger Liberaler und Ausländer obendrein) erklärte, dass es kein abgeschlossenes Wissen gäbe. Für entleerte deutscher Bürgerkinder unvorstellbar. Die predigen ja lieber: „Follow the science!“ Nur wohin? Und welcher Wissenschaft eigentlich? Na, der herrschenden und ab in die Knechtschaft…

          Wenn Sie mir hinsichtlich Fromm sogar eine damnatio memoriae unterstellen, so haben Sie mich fehlinterpretiert.

          Okay, gut. Dann will ich das selbstverständlich zurücknehmen.

          Vergessen wir auch nicht, dass es ausgeprägte Kriegerkulturen bereits in früher Zeit gegeben hat: Assyrer, Inka, Azteken, Mongolen, Stämme in Neuguinea usw.

          Das habe ich nie in Abrede gestellt und Fromm vermutlich auch nicht.

          ENTSCHEIDEND ist nun aber folgendes: Aus dem Umstand, dass es auch friedliche Kulturen gibt, darf man nicht schlussfolgern, dass es möglich sei, dass ALLE Kulturen friedfertig werden.

          Das war aber auch nicht mein Punkt. Ich halte die herrschende normopathische Kultur des Westens ja gar nicht für reformierbar, in dem Sinne, dass ich mir irgendeine Hoffnung machte, sie könne irgendwann friedfertig werden.

          Vielmehr habe ich mich dafür ausgesprochen, sie zu überwinden und eine friedliche Kultur als Ersatz anzustreben. Das Denken mag man für idealistisch oder utopisch erachten, aber ich bin einfach jemand, der das System hier nicht als gegeben hinnimmt. So schwer vorstellbar eine Veränderung auch scheint, ist mein Imperativ dennoch, dass man etwas gegen die Fortexistenz des Bestehenden tun sollte, statt die Hände in den Schoß zu legen oder mit den Achseln zu zucken. Da orientiere ich mich ganz an Diogenes und Epikur.

          Inwieweit Sie mir bei meinem ebenfalls schon weiter oben stehenden Gedanken zur gleichsam ewigen Existenz von Gegensatzpaaren (Dichotomien) folgen können, weiß ich nicht. Da kommen wir rasch ins Philosophische.

          In der Tat wird das rasch philosophisch. Ich will einfach mal ein paar kritische Gedanken aufzeigen, zwecks Meinungsaustauschs:

          Zunächst einmal könnte man die Frage stellen, ob es überhaupt sinnvoll ist, das menschliche Leben und die Welt in fest definierte Dichotomien zu zerlegen. Die Yin&Yang-Lehre liefert ja das Bild eines dynamischen Gleichgewichts zwischen entgegengesetzten Kräften, aber sind Dichotomien wirklich so fest und unveränderlich sind, wie Sie annehmen?

          Vielleicht ist es ja auch eine zu vereinfachende Sichtweise, die die Komplexität der Welt und der menschlichen Erfahrungen nicht vollständig widerspiegelt? Es ließe sich ferner argumentieren, dass solche Dichotomien nicht naturgegeben sind, sondern häufig kulturell und historisch konstruiert werden. Sie sprachen selbst von Kriegerkulturen und Fromm zeigte, dass es auch Nichtkriegerkulturen gibt. Daran anknüpfend könnte man die Vorstellung, dass Krieg und Frieden zwingend miteinander verbunden sind, als eine kulturelle Sichtweise kritisieren. Es gibt ja viele Gesellschaften und Philosophien, die sich nicht auf diese Dichotomie stützen, sondern auf das Streben nach echter Harmonie oder Transzendenz von Konflikten. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Beseitigung eines der Pole – etwa der Krieg – durch transformative Prozesse und die Förderung von Kooperation, Diplomatie und einer neuen Art des Dialogs möglich ist und Fry zeigt, dass das wohl manchen hier weniger bekannten Völkern gelang.

          Auch die Vorstellung, dass ein verdrängter Pol „wieder hervorquillt“, wenn er beseitigt wird, könnte hinterfragtet werden. Es ist möglich, dass Konflikte und Gegensätze durch bewusste Anstrengung, Bildung oder gesellschaftliche Reformen konstruktiv umgelenkt oder transformiert werden können, anstatt einfach in irgendeiner anderen Form wiederzuerstehen – und Sie selbst verwiesen gestern auf Sublimierungspotentiale.

          Die Idee, dass Gegensätze sich immer wieder neu manifestieren müssen, erschiene demgemäß auch wieder recht deterministisch und zudem widersprüchlich im Vergleich mit Ihren anderen Gedanken, zumal es keinen Platz für den aktiven menschlichen Wandel lässt. Den es ja gibt! Denn es gibt ja immer die Möglichkeit, die Logik solcher Gegensätze zu hinterfragen und zu überwinden, um eine tiefere und nachhaltigere Veränderung in der Welt zu schaffen. Sie haben selbst auf individuelle Potentiale verweisen. Da sollten wir – und da sind wir dann wieder bei der Struktur – vielleicht doch lieber auch nach den systemischen Inhibitoren schauen, welche Individuen wie Gruppen einhegen und am entwickeln hindern, finden Sie nicht?

          (Ich habe jetzt übrigens versucht vornehmlich Ihre, Fromms und Frys Gedanken aufzugreifen und mit diesen zu arbeiten – wie Sie wissen, habe ich es ja an sich nicht so mit „Kultur“-Konzepten. Inwiefern mein Versuch geglückt ist und Sie und andere etwas mit meinen Gedanken anfangen können, sei also dahingestellt.)

          Skandinavien ist ja ein Beispiel für schon längere Friedfertigkeit.

          Da wäre wiederum der Begriff „Friedfertigkeit“ zu definieren und der Aspekt des Preises zu erörtern. Gerade bei Skandinavien lohnt es sich anschließend an Galtung zudem über positiven und negativen Frieden nachzudenken.

          Gut, soweit heute von mir. Die nächsten Tage bin ich hier wohl wieder weniger zu finden.

          Ich wünsche Ihnen nun aber einen guten Abend und sende meine Grüße
          Altlandrebell

          1. Hallo Altlandrebell,
            Danke, ich habs gelesen, verzichte aber auf eine größere Erwiderung, zumal wir ja hier auch nicht mehr so viele kontroverse Punkte haben und andere sich wiederum in einem ohnehin eher spekulativen Bereich bewegen.

            Sie halten die Dichotomien für konstruiert??! Ich nicht.
            Aber auch das ist letztlich wie fast alles Geisteswissenschaftliche schwer zu klären.

            (Ich halte nicht viel von Geisteswissenschaften, von all den philosophischen oder sonstwie sozio-kulturellen Gedankengebäuden, neige im Grunde meines Herzens eher zu kühlen den Naturwissenschaften. Auch Geschichte, mein Steckenpferd, hört für mich da auf seriös und lesenswert zu sein, wo Deutung, Interpretation usw. überhand nehmen oder es gar um das leidige Spielchen mit neuen Begriffsprägungen geht.)

            Gruß

            1. Nur ganz kurz:

              Sie halten die Dichotomien für konstruiert??! Ich nicht.

              Kommt auf die Dichotomie an. Einige können sehr wohl konstruiert sein. Gerade auch aus bestimmten Interessen der herrschenden Klasse.

              Gruß
              Altlandrebell

    5. “Für mich als Realisten und Konservativen …”

      Süß. Was für eine allzu praktische Verklammerung. Wie meistens in der Politik meint “Realismus” die feige und oder opportunistische Anpassung an Rahmenbedingungen, die von starken Machtgruppen vorgegeben wurden, gegen die man nicht zu rebellieren wagt und oder von denen man profitiert. Der Ursprung des Konservatismus liegt nicht umsonst im Kampf um die Bewahrung der Monarchie. Dazu passt auch dein bevorzugter Schmöker.

    6. Konservative und Populisten machen es sich einfach, sie sehen die diversen Verhaltensweisen der Menschen und behaupten dann diese wären angeborene universelle Eigenschaften des Menschen. Sie ignorieren dabei allerdings die gesellschaftliche Dimension, durch die jeweiligen Umstände angelernte Verhaltensweisen. Freud nannte das Über-Ich, das dem Einfluss von Moral, Werten, Religion usw. oder kurz von Ideologien entspricht.

      1. @garno
        24. November 2024 um 12:16 Uhr

        Nun ja, da aber gewisse Eigenschaften des Menschen unabhängig von bestimmten Zeiten, Regionen, Kulturen und wirtschaftlichen Organisationsformen trotzdem immer wieder zu beobachten sind, kann das ja wohl kein Zufall sein, sondern es MUSS – ich sage es bewusst deutlich – mit der BIOLOGIE bzw. der Anthropologie des Menschen als Gattungswesen zusammenhängen.

        Dass viele Linke deshalb(!) Biologie und Anthropologie nicht mögen, ist ja bekannt. Ob das auf Sie zutrifft, weiß ich nicht.

  22. Das mit dem Kapitalismus als Wurzel aller Kriege überzeugt mich aus verschiedenen Gründen nicht. Ich finde, dass es nur auf den europäischen und angelsächsischen (Neo-)Kolonialismus richtig passt. Kapitalismus haben wir aber überall auf der Welt und da sind auch sehr friedfertige Staaten drunter. Es gehört schon auch ein entsprechend perverser kultureller Hintergrund dazu, denke ich, damit eine Gesellschaft es normal findet, dass Konflikte zwischen Staaten über das massenhafte Ermorden von Männern ausgetragen werden.

    Ansonsten stimmt es zwar, dass ständig irgendwo Krieg zu sein scheint, aber die meisten Menschen dürften die meiste Zeit ihres Lebens im Frieden leben. Krieg ist der Ausnahmezustand. Und das galt wahrscheinlich für alle Entwicklungsstadien der Menschheit. Aus der Tatsache, dass Menschen gelegentlich in finsterste Barbarei verfallen, sollte man nicht gleich schließen, dass Menschen ihrer Natur nach Mörder sind.

    1. Klar, Deutsche, Franzosen oder Belgier hatten ja nie Kolonien und führten nie Kriege.
      Die Bourgeoisie und deren Kapital geht in die Länder wo es am meisten Profit gibt und von wo man andere besser ausbeuten kann, also nicht in kleine, schwache Länder. Lange Zeit war das GB, heute Usa. Sie wollten auch gerne langsam zur VR China rübermachen, aber dort hat eine KP die Führung und hat die Kapitalisten (noch) bestens unter Kontrolle.

      1. Ich schrieb doch von europäischem und angelsächsischem Kolonialismus, bitte genauer lesen.

        Was China angeht: die Millionärsdichte in seinem Volkskongress liegt auf ähnlichem Niveau wie die im US-Repräsentantenhaus. Viele davon sind alter Kommunistenadel, also Nachfahren von Maos Weggefährten.

        Diese Bourgeoisie hätte durchaus die Macht, aus China einen aggressiven imperialistischen Staat zu machen. Sie werden auch nicht von der Partei in Schach gehalten, weil sie ja die Partei sind.

        Das ist doch das, was die Brics insgesamt kennzeichnet: kapitalistische Staaten, die die Werte, auf denen die UNO gründet, in die Tat umsetzen. Es ist in erster Linie der West-Kapitalismus, der hemmungslos militärische Stärke einsetzt.

        Apropos China: der vielleicht weltweit innovativste HighTech-Konzern, Huawei, ist eine Mitarbeiter-Genossenschaft. Das weist die Richtung ganz gut, finde ich.

  23. In bürgerlichen Gesellschaften gibt es zwei Sorten Wissenschaft. Die Naturwissenschaften haben den Auftrag die Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur herauszufinden. Sie produzieren Wissen, dass nur dann technisch sinnvoll anzuwenden ist, wenn sie mit ihren Theorien den Gegenstand korrekt bestimmen.

    Daneben gibt es eine zweite Sorte “Wissenschaft”. Die hat zum einen die Eigentümlichkeit, dass sie sich zur Gesellschaft wie zu einem unbegriffenen Stück Natur stellt.
    Die Nützlichkeit dieser Wissenschaften (die Marxisten auch bürgerliche Wissenschaften nennen), besteht in ihrem affirmativen Verhältnis zu gesellschaftlichen Zwecken. Eine korrekte Bestimmung ihrer Gegenstände ist nur nicht nicht verlangt, es wäre geradezu kontraproduktiv, wenn “Wissenschaften” wie die Soziologie mit ihrer Armuts- und Konfliktforschung richtiges Wissen hervorbrächten.

    Ihren ersten Dienst an der Gesellschaft leistet die Forschung, indem sie ihren Gegenstand als unbegriffen behandelt. Armutsforschung befasst sich mit der Armut, weil man unterstellt, da da etwas zu klären wäre. Man möchte ja eigentlich annehmen, dass in der Ökonomie, die auf Ausbeutung beruht, Armut nicht weiter erklärt werden müsste, die ist systembedingt. Und eine Gesellschaft, die lauter Gegensätze beherbergt wird sicher auch Konflikte produzieren.
    Die Forschung sieht das anders, ihr eröffnet sich ein weites Feld. Man wird sicher auch in Jahrzehnten noch Armuts- und Konfliktforschung betreiben.

    Wie geht das?

    Erst einmal, indem man in bewährter Manier lauter falsche Abstraktionen vornimmt. Dort wo Staaten Kriege führen, wird man an jedem Krieg noch seinen(!) Grund herausfinden können. Der Ukrainekrieg hat andere Gründe, das der Krieg in Gaza, und der wiederum andere Gründe als historische Kriege usw..
    Wenn man bei all diesen *verschiedenen* aus unterschiedlichen Gründen geführten Kriege, von den konkreten Gründen absieht, dann bleibt nur übrig “Staaten führen Kriege”. Das ist zwar nicht grundsätzlich verkehrt, erklärt aber nichts, es hält ja nur ein Faktum fest.
    In einem zweiten Schritt kann man den Gegenstand weiter fassen, da gibt es Kriege, bewaffnete Auseinandersetzungen, zwischen Staaten, Gruppen und Individuen usw..
    Je mehr man von allem abstrahiert, was bestimmend(!) für den jeweiligen(!!) Konflikt ist, desto leerer wird der Begriff, bis am Ende nur noch die Feststellung überbliebt, dass es von der Steinzeit an immer und überall Konflikte gibt. Dann ist man dort wo man hinwollte: jetzt(!) kann man eine Frage nach dem Grund für all die Konflikte stellen und steht -tata!!- in der Tat vor einem Rätsel.

    So geht bürgerliche Wissenschaft. Hans Peter Waldrich hat es geschafft, von allen konkreten Gründen zu abstrahieren und einen Artikel zu verfassen, der mit seinem Fazit niemandem weh tut. Sein Fazit wird jeder Politiker unterschreiben können, Putin genauso wie Baerbock. Das muss man erstmal hinbekommen!

    1. Wenn man bei all diesen *verschiedenen* aus unterschiedlichen Gründen geführten Kriege, von den konkreten Gründen absieht, dann bleibt nur übrig “Staaten führen Kriege”. Das ist zwar nicht grundsätzlich verkehrt, erklärt aber nichts, es hält ja nur ein Faktum fest.
      In einem zweiten Schritt kann man den Gegenstand weiter fassen, da gibt es Kriege, bewaffnete Auseinandersetzungen, zwischen Staaten, Gruppen und Individuen usw..

      Moment, in einem zweiten Schritt halten auch bürgerliche Forscher, jedenfalls die guten, fest, dass “Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln” ist, so dass man dann über die Politik bzw. die zwischenstaatlichen Konflikte reden kann, die zu Kriegen führen.
      Und auf diese Weise _kann_ man letztlich bei der Expansionstendenz des Kapitals oder der Aufrechterhaltung der hierarchischen Weltordnung als den grundlegenden Kriegsgründen _in unserer Epoche_ anlangen (im Feudalismus gab’s natürlich etwas andere Kriegsgründe).

      So geht bürgerliche Wissenschaft. Hans Peter Waldrich hat es geschafft, von allen konkreten Gründen zu abstrahieren und einen Artikel zu verfassen, der mit seinem Fazit niemandem weh tut.

      Das sehe ich auch so, aber die Ausführungen von Herrn Waldrichs Artikel sind m.E. auch für einen Autor, der innerhalb des bürgerlichen Rahmens denkt, recht bescheiden.
      Ich frag’ mich fast, warum er Nietzsches “Willen zur Macht” als fundamentalen Kriegsgrund ausgeschlossen hat.

    2. Eine korrekte Bestimmung ihrer Gegenstände ist nur nicht nicht verlangt, es wäre geradezu kontraproduktiv, wenn “Wissenschaften” wie die Soziologie mit ihrer Armuts- und Konfliktforschung richtiges Wissen hervorbrächten.

      Ich hoffe, dass Sie nicht jede Form von Wissenschaft, Soziologie und Konfliktforschung, die in bürgerlichen Gesellschaften erbracht wird, auch als „bürgerlich“ verdammen. Wenn ich Sie da falsch verstanden haben sollte, können Sie sich den Rest meines Kommentars schenken.

      Wenn nicht – ist Ihnen bewusst, dass der so polyglotte wie universalinteressierte Friedrich Engels einer der bekanntesten Kriegswissenschaftler seiner Zeit war – genannt der „rote Clausewitz“? Und in einer bürgerlichen Gesellschaft lebte? Dass er die Lage der arbeitenden Massen im England seiner Zeit trotzdem aus erster Hand analysierte – oder war das bloß „falsches Wissen“ eines Armutsforschers? Und ist Ihnen bewusst, dass Engels bereits 150 Jahre vor den sich auf „die Wissenschaft TM“ berufenden FFF-Bürgerkindern das Zerstörungspotential des Kapitalismus in Bezug auf die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen aufgezeigt hat und insbesondere vor nicht intendierten Konsequenzen der Ausbeutung von Boden und Ressourcen warnte? Und hierbei Natur- und Sozialwissenschaften verband (Anti-Dühring, Dialektik der Natur)? Selbst ein biederer Sozialdemokrat wie Streeck erkennt an, dass Engels mehr als der Sidekick von Marx war und gut und gerne als Begründer eines eigenständigen materialistischen Soziologiezweigs angesehen werden kann.

      Für Engels wie Marx war übrigens auch klar, dass der Weg zum Sozialismus letztlich über die kollektive Anwendung von Gewalt führen musste. Wollte man diesen Pfad erfolgreich beschreiten, musste man aber sein militärisches Handwerk verstehen, denn um Gewalt in die Praxis umzusetzen, bedurfte es laut ihnen geeigneter Instrumente. Sich mit den militärischen Grundlagen und -fertigkeiten erst während eines Aufstands zu beschäftigen, galt beiden dagegen als „unverantwortlich, denn theoretisch und praktisch unvorbereitet einen Klassenkampf zu führen, provozieren unnötige Opfer, Leid und Elend“ (siehe hier Metsch 2020: 19). Das war gerade für Engels eine der Lehren aus den gescheiterten Aufständen und Revolutionen von 1848 (Frankfurt, Ungarn…) und maßgeblicher Motivator warum er in den Folgejahren so ziemlich jeden Konflikt auf der Welt analysiert und kommentiert hat – vom Sepoyaufstand über den Amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Deutsch-Französischen Krieg etc. Und in „Po und Rhein“ hier hatte er bereits Jahre vor Abfassung des Schlieffenplans – und 55 Jahre vor der Ersten Marneschlacht – hellsichtig skizziert, warum ein solches Unterfangen scheitern musste…

      1. Sie reden an imvertrauengesagt vorbei. “Die Nützlichkeit dieser Wissenschaften (die Marxisten auch bürgerliche Wissenschaften nennen), besteht in ihrem affirmativen Verhältnis zu gesellschaftlichen Zwecken.” Hatte Engels etwa ein “affirmatives Verhältnis zu gesellschaftlichen Zwecken?”. Und seine Ergebnisse waren schließlich kontraproduktiv im Verhältnis zu den herrschenden gesellschaftliche Zwecken, denn schließlich waren sie eine Kritik daran.

        “Wollte man diesen Pfad erfolgreich beschreiten, musste man aber sein militärisches Handwerk verstehen, denn um Gewalt in die Praxis umzusetzen, bedurfte es laut ihnen geeigneter Instrumente.”

        Und trotzdem waren Marx und Engels ein Leben lang Theoretiker/Analytiker und k e i n e Soldaten. Es ging in dem Beitrag von iVg um die Funktion von bürgerlicher Wissenschaft und nicht um Wissenschaft.

        1. Gut, war spät, wahrscheinlich habe ich den Halbsatz überlesen. Da ich mir nicht sicher war, schrieb ich ja “Wenn ich Sie da falsch verstanden haben sollte, können Sie sich den Rest meines Kommentars schenken.” Nächstes Mal schaue ich vorher, nochmals drüber.

          Auf ein paar Punkte Ihrer Replik unter meinem Kommentar bin ich oben eingegangen. Alles habe ich auf die Schnelle heute Abend nicht geschafft.

    3. Ja. Beim Lesen des Artikels hats mir die Zehennägel aufgerollt. Der Artikel ist eine einzige Nebelgranate.
      Da gehört schon einiges dazu. Kriege zu einem Problem des Menschen zu machen. Dagegen muss man doch tatsächlich erstmal festhalten. Nicht Menschen führen Kriege – Staaten führen Kriege. Menschen haben weder die Absicht, noch die Mittel einen Krieg zu führen. Selbst wenn ich wollte – ich könnte gar keinen Krieg führen.

      Was wir ändern müssten
      Was folgt aus solchen Erkenntnissen? Wir müssen generell darauf achten, wo Ausgrenzungen und Abwertungen anderer stattfinden. Sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens sollten danach durchforstet werden. Das beginnt mit der frühen Sozialisation, also der Kindererziehung und speziell den Umständen, unter denen sie stattfindet, und endet bei den internationalen Beziehungen zwischen den Staaten.

      Der hat doch nicht alle Latten am Zaun. Er tut tatsächlich so, unterstellt, legt nahe, dass Kriege ihre Ursache im “menschlichen Zusammenleben” haben. Das ist ungefähr so, wie die Klimaerwärmung als Folge der kapitalistischen Produktionsweise mit dem Trick des ökologischen Fußabdrucks zum Problem jedes Einzelnen zu machen. Das ist eine dicke fette Lüge. Du und ich und mein Nachbar sind für Kriege nicht verantwortlich und sie müssen auch nicht “sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens” nach Ausgrenzungen und Abwertungen durchforsten. Staaten sind die Subjekte von Kriegen und die Menschen sind die Opfer, das Menschenmaterial, das sie zum Sterben an die Front schicken.

  24. Krieg ist natürlich eine zivilisatorische Errungenschaft. Ganz klar. Und da sie gesellschaftlich konstruiert ist, muss man sich die Eliten angucken, die sich für einen Krieg entscheiden.

    Und was finden wir da. Eine Auslese von Psychopathen und Willy Wichtigs, die sich und ihr Tun wichtig finden und was Bedeutsameres sein wollen, als sie sind. Und was könnte ihnen mehr Bedeutung verleihen als ein gewonnener Krieg?
    Da fragt sich dann so manche Aussenministerin, wozu haben wir eigentlich die tödlichste Armee auf der Welt, wenn wir sie nicht einsetzen dürfen – und liefert gleich die Gründe für einen Krieg per Fake News. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen, damit der Krieg beginnt. Der Rest ist dann Geschichte und Arbeit für die Medien.

    https://sonar21.com/lets-use-some-intelligence-in-describing-long-range-missiles/

    1. (ich bin ein anderer Simon)
      Es sind die Eliten, und wie entstehen diese Eliten bzw der Abschaum?
      Sie haben erfolgreicher als die Konkurrenz Arbeiter/Sklaven ausgebeutet, die Umwelt mehr mißachtet, Kriege führen lassen um an billige Rohstoffe zu kommen, Politiker im In- und Ausland bestochen um mehr Profit zu machen als die etwas ehrliche Konkurrenz. So läuft das im Kapitalismus.
      Kurz:
      Sie haben das Geld und damit die Macht. Grundlage sind ihre Einnahmen durch Produktionsmittel (Anlagen, Wald, Acker, Mietwohnungen…) und stehlen den Mehrwert den die Werktätigen erarbeiten.

      1. Also Abschaum würde ich die Eliten nicht nennen, denn sie sind in mindestens einer Hinsicht tatsächlich elitär: sie haben Sendungsbewusstsein und können sich durchsetzen.

        Sie entstehen allerdings notwendig in Gesellschaften, die fossile Brennstoffe nutzen, durch arbeitsloses Einkommen, das diese Energien bereit stellen. Dieses Einkommen muss sich irgendwer aneignen. Heute leben wir hier im goldenen Westen auf einem Level, das einmalig ist in der Menschheitsgeschichte.

        Im Mittelalter lebte der Adel noch nach dem Motto: Lebenskunst ist die Kunst, das Leben zu genießen, während man andere zum arbeiten zwingt. Damals hatte man keine Maschinen und eher wenig Wissenschaft. Heute ist das anders.
        Man sollte aber nie vergessen, dass nicht nur Kinder, Jugendliche, Arbeitslose, Kranke und Rentner von den Arbeitenden versorgt werden, sondern auch die Eliten – die Reichen! Als Superhartz-VI-Empfänger feiern sie das Leben.

  25. Das kranke System des Kapitalismus hat den Zwang zu Expansion integriert. Dazu zählen nun mal auch Kriege, Ausbeutung, Neokolonialismus, Putsche, Sklaverei.. Nur wer mehr Profit macht als die Konkurrenz der überlebt am Ende weil er die anderen verdrängt oder aufkauft.

    1. der kapitalismus entledigt sich selbst seiner eigenen vorraussetzungen.
      marxisten nannten das die inneren schranken des kapitalismus. alle profitorientierten meiden die diskussion darüber wie der teufel das weihwasser. 😀 wann immer es ihnen möglich ist, ist deren einzige strategie ein ad personam/hominem angriff. ich sag immer “scheissewerfen” dazu. diese politisch rhetorische strategie geht auch in der masse und auf lange frist bei unaufgeklärten, intoleranten und nicht emanzipierten gesellschaften, wie z.b. der deutschen, auf. weshalb auch heute wieder eine “restauration” das ziel der herrschaft ist.

  26. Um nochmal an meinen obigen Gedanken anzuknüpfen: warum will man überhaupt Krieg als solches untersuchen? Als hätte nicht jeder Krieg seine(!) Gründe?! Was bekomme ich über den Krieg in der Ukraine heraus, wenn ich mir den Krieg in Gaza ansehe? Oder historische Konflikte allgemein, gar solche in der Steinzeit?

    Natürlich bekommt man überhaupt nichts über den Ukrainekrieg heraus, wenn man sich nicht den, sondern irgendetwas anderes anschaut.
    Und genau ist auch Sinn und Zweck solcher Betrachtungen. Man verliert sich im Allgemeinen, beschäftigt sich mit der Natur des Menschen, schlägt weite Bögen über Zeit und Raum, fasst Dinge zusammen, die nichts gemein haben, macht falsche Abstraktionen und am Ende hat man ein Artikel, der nichts erklärt, aber so tut, als würde er das.

    1. Junge, um was gehts denn in der Ukraine und in Gaza und in jedem Krieg?
      Um Expansion, fette Beute an Rohstoffen in annektiierten oder neokolonial verwalteten Gebieten.
      Kann man denn wirklich derart naiv sein?
      Schon die Fettnapfede Göbbels kennst du offensichtlich nicht, die ein Kiesewetter um Lithium erweitert hat.
      Den Zionisten gehts um einen zweiten Kanal vom Roten Meer zum Mittelmeer und mehr Platz für neue Siedler. Dort träumt man schon von ISrael bis rüber nach Irak – auch wenn sie im Libanon totalversagen.

      1. Ich sag es mal so: das, was du hier als Bestimmung des Krieges ausgibst, ist nicht mehr als die schlechte Meinung, die sich Linke über Staaten und deren Kriege gönnen. Eine Bestimmung der Kriegsgründe ist das nicht.
        Erinnerst du dich an den Falklandkrieg 1982? Da gabs auch die Vermutung unter den Linken, dass dort Rohstoffe, womöglich Öl vorkommen müssten. Würde man sonst wegen ein paar Schafe Krieg führen?

        Wenn man sich anschaut, was heutige Kriege kosten, dann könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass das kein lohnendes Geschäft sein *kann*. Und zudem jede Menge Geschäft unterbindet und zunichte macht. Und das alles für ein paar Rohstoffe?

        Kiesewetter hat auf die Rohstoffe verwiesen, richtig. Die Kontrolle über Rohstoffe zu haben, ist wichtig, und durchaus auch ein(!) Grund für Krieg, aber nicht *der* Grund für Krieg. Und schon gar nicht der Grund dafür, dass die Ukraine in die NATO sollte. Es hätte für die Kontrolle über die Rohstoffe in der Ukraine vollkommen ausgereicht, wenn man 2012 der Ukraine ein akzeptables Angebot gemacht hätte, ein paar Milliarden Kredit gewährt hätte, und sich so nach und nach die Kontrolle über die Bodenschätze angeeignet hätte. Stattdessen wollte man die Ukraine fest im Westen verankern. Auch und vor allem militärisch.

        1. Richtig. Die Absicht, die Kriege korrekt zu bestimmen, das Herausfinden welche Gründe und Ursachen Kriege haben können, also das ganze begrifflich nachvollziebar zu erfassen und dann aufzuschreiben, wird schon in der als Überschrift benutzten Frage negiert.
          Eine Frage, die schon in der Frage beantwortet wird, wo schon Grund und Ursache für Kriege durch die friedlose Natur “des Menschen” als gegeben vorausGESETZT wird.
          Daraus folgt dann das fantasievolle Erfinden von x Determinaten IN der Menschennatur, die für das gewalttätige und bewußtlose “Verhalten” “des Menschen” verantwortlich sein sollen.
          Und so geht Mensch dann fleißig auf die Suche und wirklich, für jederfrau- und Mann der unterschdlichsten Weltanschauungen finden sich da dann auch, und zwar wie selbstverständlich(!), irgendwelche angebliche Determinanten.
          Alle Gründe und Ursachen für Krieg, Herrschaft, Interessen, Eigentum, Subjekt und Objekt, Oben und Unten….ist nicht von Interesse, weil wer so frech fragt, wie da oben im Beitrag, daran nicht das geringste Interesse hegt.

        2. Richtig. Die Absicht, die Kriege korrekt zu bestimmen, das Herausfinden welche Gründe und Ursachen Kriege haben können, also das ganze begrifflich nachvollziehbar zu erfassen und dann aufzuschreiben, wird schon in der als Überschrift benutzten Frage negiert. Eine Frage, die schon in der Frage beantwortet wird, wo schon Grund und Ursache für Kriege durch die friedlose Natur “des Menschen” als gegeben vorausGESETZT wird. Daraus folgt dann das fantasievolle Erfinden von x Determinanten IN der Menschen Natur, die für das gewalttätige und bewusstlose “Verhalten” “des Menschen” verantwortlich sein soll. Und so geht Mensch dann fleißig auf die Suche, und wirklich, für jederfrau- und Mann der unterschiedlichsten Weltanschauungen finden sich da dann auch, und zwar wie selbstverständlich(!), irgendwelche angebliche Determinanten. Alle Gründe und Ursachen für Krieg, wie Herrschaft, Interessen, Eigentum, Subjekt und Objekt, Oben und Unten….ist nicht von Interesse, darum, weil wer so frech fragt wie da oben im Beitrag, daran auch nicht das geringste Interesse hegt.

  27. es gibt gesellschaften, in denen gewalt in jeder form verachtet wird. die leben friedlich vor sich hin. kann also nicht ganz hinhauen mit der theorie, daß das alles “natürlich” sei. auch gorillas sind äusserst friedfertige tiere, deren konfliktbewältigung zumeist mit passiven strategien durchgeführt wird.
    es gibt auch keinerlei zwingende logik, die ein akzeptieren, tolerieren oder völlig teilnahmsloses nichtverarbeiten von gewalt als unabdingbar oder unkritisierbar möglich machen soll.
    die denkfähighkeit zu ratio und logik und den willen des menschen konflikte ohne gewalt zu lösen gibt es seit jahrtausenden. wäre es anders bräuchte man kein rechtssystem, es wäre alles unabänderliches schicksal und somit “natürlich” legitimiert. da fehlt nur noch die falschinformation des “survival of the fittest” falsch übersetzt als “der stärkere überlebt” auf das sich faschisten so gerne reduziert wissen wollen, als wissen-schaftlicher anstrich quasi. “survival of the fittest” heisst überleben durch bestmögliche anpassung. die natur selbst hat hier also eine basis für vernunft und friedfertigkeit gelegt.

  28. “Lieber tot als rot”, sagten die Nazis. LIEBER TOT ALS SOUVERÄN und LIEBER TOT ALS FRIEDLICH, sind offensichtlich die Maximen der deutschen Kriegstreiber.
    Denn Aggressionen sind oft komplett sinnlos. Das gilt sowohl für den Holocaust, als auch für deutsche Teilnahme am Ukrainekrieg. Was “verteidigt” die BRD damit, und gegen wen “verteidigt” sie sich. Die Demokratie in der Ukraine? Gegen Putin? Typische Ausreden für Kriegshetzen.
    Egal was zur Verleugnung des Aggressionstriebs alles angeführt wird, es widerspricht total der Realität. Offensichtlich können die Menschen ohne Aggressionsfähigkeit nicht überleben. Aber in sinnlosen, selbstgefährdenden Aggressionen offenbart sich ein Aggressionstrieb, der schlimmstenfalls auf das Töten von anderen oder von sich selbst gerichtet ist. Unter dem Eindruck der beiden Weltkriege bezeichnete ihn Freud als Todestrieb. Ich möchte das Motiv für den Krieg der BRD gegen Russland so auf den Begriff bringen, die Kriegstreiber machen den Ukrainekrieg zum Schlachtfeld ihrer autoaggressiven Impulse.

    1. Torwächter: “Egal was zur Verleugnung des Aggressionstriebs alles angeführt wird, es widerspricht total der Realität. … Unter dem Eindruck der beiden Weltkriege bezeichnete ihn Freud als Todestrieb.”

      Stammt von Freud nicht die Unterscheidung von Es, Über-Ich und Ich? Mit Es meinte er die biologische Veranlagung, das Ursprüngliche und Triebhafte, dem dann in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung das Über-Ich (mit Moral, Werten, Religion, Kultur usw.) überlagert wird. Mit dieser gesellschaftlichen Dimension wird das biologisch Triebhafte sozusagen zivilisiert. Das Wesen eines Menschen ist also von Es und Über-Ich bestimmt, aus deren Auseinandersetzung (quasi als Synthese) sich das eigentliche Ich ergibt.

      Konservative und Populisten machen es sich einfach, sie sehen die diversen Verhaltensweisen der Menschen und behaupten dann diese wären angeborene universelle Eigenschaften des Menschen. Sie ignorieren dabei allerdings die gesellschaftliche Dimension des Über-Ich. Was ja in gewisser Weise auch für Freud zutrifft indem er von “Aggressions- und Todestrieb” spricht.

      Torwächter: “… die Kriegstreiber machen den Ukrainekrieg zum Schlachtfeld ihrer autoaggressiven Impulse.”
      Das ist ebenfalls zu kurz gedacht, denn der Ukraine-Krieg hat als Motiv keineswegs die “autoaggressiven Impulse” einzelner Menschen, da diese Impulse zweifellos durch das Über-Ich motiviert werden, also gesellschaftlichen Ursprungs sind. Wir im Westen leben aktuell leider in Kriegstreiber-Gesellschaften.

      1. Das Über-Ich wird durch Frustrationsenergie gespeist, z. B. Sexualmoral aus sexueller Frustration. Das glauben Sie mir nicht, aber sogar in Wikipedia steht “Die Entstehung des Über-Ichs sieht Freud, inhaltlich und zeitlich, in enger Verbindung zum Ödipuskomplex und den damit einhergehenden Beschränkungen”. Es ist keine moralische Instanz, sondern scheinmoralisch und beruht auf dem Aggressionstrieb. Vernunftmoral ist eine Fähigkeit des Ichs. Sie schreiben doch, dass die Kriegstreiber-Gesellschaften durch das Über-Ich motiviert sind. Das sollte ihnen doch zu denken geben. Dass Aggression gesellschaftlich geprägt ist, bestreitet doch niemand. Freud sagt, der Nächste sei für den Menschen “auch eine Versuchung, seine Aggression an ihm zu befriedigen, seine Arbeitskraft ohne Entschädigung auszunützen, ihn ohne seine Einwilligung sexuell zu gebrauchen, sich in den Besitz seiner Habe zu setzen, ihn zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, zu martern und zu töten.“ (Das Unbehagen an der Kultur)

        1. “Sie schreiben doch, dass die Kriegstreiber-Gesellschaften durch das Über-Ich motiviert sind.”

          Nur haben wir unterschiedliche Vorstellungen über das Über-Ich. Für mich ist das in Kurzform gefasst schlicht die Ideologie einer Gesellschaft, zu der natürlich auch die Sexualmoral gehört, aber halt nicht nur.
          Wenn es in der Geschichte der Menschheit sehr grausame, kriegerische Kulturen gab, dann hatte auch das einen natürlichen, wirtschaftlichen Grund. Es diente dazu das natürliche Ressourcen zur Lebenserhaltung zu sichern. Dafür bedarf es keines angeborenen Aggressions- oder Todestrieb.

  29. An @prosecco, @Wolfgang Wirth und andere, die nach den allgemeinen(!) Günden für Kriege an sich suchen: lasst doch solchen Unsinn!

    Um mal polemisch zu sagen, die Antwort lautet weder 42, noch ist sonst eine der bemühten Theorien auch nur ansatzweise geeignet irgendwas zu erklären, weil die Fragestellung schon selber Unsinn ist.

    Wenn man lauter disparate(!) Dinge zusammenwürfelt und nach einem gemeinsamen(!!) Grund für deren Phänomene fragt, kommt nur Unsinn dabei heraus.
    Der Krieg in der Ukraine hat sicherlich andere Gründe, als Konflikte in der Steinzeit oder ein “Ehekrieg”. Israel führt aus anderen Gründen Krieg als Russland, oder die Huthies im Jemen. Was soll es also, all das über einen Kamm zu scheren?
    Lasst es lieber. Kümmert euch um die jeweiligen Kriege, bestimmt die Kriegsgründe – und dann kann man meinetwegen auch festhalten, ob und wo es Gemeinsamkeiten gibt – oder auch nicht.

    1. ÄÄHM nein!
      Natürlich ist jeder Krieg besonders und unter besonderen, von anderen Kriegen oft sehr abweichenden, Umständen und Einflüssen entstanden.
      Aber genau diese Umstände und Einflüsse wirken auf bestimmte Bereiche der menschlichen Psyche oder der menschlichen Instinkte, die in Aggression münden und sich schließlich in einen Krieg formen lassen. Und genau darauf kommt es an: Wie geht man in einer Kultur mit diesen bestimmten Bereichen der menschlichen Psyche um?

      1. Mit Verlaub gesagt: das ist geschwafelt. Wer davon redet, dass “Umstände” und “Einflüsse” auf “bestimmte(!) Bereiche der menschlichen Psyche” “wirken(!)” hat *gar nichts bestimmt*. Da hättest du auch gleich schreiben können, dass “irgendwas irgendwie wirkt, das es aber sehr wichtig ist, dass man damit irgendwie umgeht”.

        Der Krieg in der Ukraine hat einen politischen Grund. Der hat mit der menschlichen Psyche gar nichts zu tun.

        1. “Der Krieg in der Ukraine hat einen politischen Grund. Der hat mit der menschlichen Psyche gar nichts zu tun.”

          Dann hat also auch Politik nichts mit der menschlichen Psyche zu tun? Und Wirtschaft auch nicht? Darf man fragen, was denn Ihrer Meinung nach noch etwas mit der menschlichen Psyche zu tun hat? Die Frisur? Der Kleidungsstil? Die Tischmanieren?

          Selbstverständlich hat der Krieg in der Ukraine mit der menschlichen Psyche zu tun. Den Herrschern geht es um ihre Macht, ihren Einfluss, ihren Erfolg, ihren Gewinn, ihre Glaubwürdigkeit, ihre Reputation, ihren Triumph. Kriegsherren wollen sich in der Schlacht behaupten. Sie wollen den Feind vernichten, um ihre Größe und Stärke zu demonstrieren. Sie wollen als Sieger in die Geschichtsbücher eingehen. Schauen Sie sich nur mal die Hauptakteure Biden, Putin und Selenski an. Diese Männer sind besessen von ihrem Geltungsbedürfnis. Sie sind so besessen, dass sie lieber einen Weltkrieg anzetteln als nachzugeben. Das bedeutet nicht, dass die Psyche der Haupttreiber von Kriegen ist, aber sie spielt eine sehr bedeutende Rolle. By the way: Schon mal etwas von Informationskrieg gehört? Da geht es nur um die Psyche.

      2. Doch Two Moon. Im-Vertrauen-gesagt (legt dir mal nen kürzeren Nick zu) hat völlig recht. Solche Artikel wie oben sind reine Gehirnwäsche. Auf die Idee gegen Russland Krieg zu führen oder in die Ukraine Waffen zu liefern ist nicht Herr Hinz und Frau Kunz gekommen. Auch nicht der Kegelklub Schrobenhausen oder die Bastelgruppe “Rüstige Rentner”. Kriege führen Staaten, also die zu genau diesem Zweck überhaupt nur eingerichteten gesellschaftlichen Gewalten. Staaten sind der Grund für Kriege, weil Kriege zu führen ihr Hauptzweck ist. Der ganze Erdball ist in Staaten unterteilt, deren Zweck die Konkurrenz unter s e i n e s g l e i c h e n ist. Staaten, also gesellschaftliche Gewalten sind die Subjekte von Kriegen – nicht Menschen bzw. Menschen nur in ihrer Funktion als Stellvertreter von Staaten.

        Aber genau diese Umstände und Einflüsse wirken auf bestimmte Bereiche der menschlichen Psyche oder der menschlichen Instinkte, die in Aggression münden und sich schließlich in einen Krieg formen lassen.

        Kriege wirken auf die menschliche Psyche, weil Menschen als Soldaten und als Zivilisten Opfer sind. So rum wird ein Schuh draus, aber zu sagen dass eine aggressive Psyche Kriege formt ist eine völlige Vernebelung der tatsächlichen Ursachen eines Krieges.

        1. Krim, was du sagst würde stimmen, wenn man Staaten völlig losgelöst von der Psyche seiner Bewohner betrachtet. Aber selbst wenn das gelingt muss man die Staaten auch noch losgelöst von seinen Herrschern betrachten, wie Prosecco zurecht eingewändet hat. Das sind sie aber nicht. Es besteht immer eine Wechselwirkung zwischen den Herrschenden und den Beherrschten.
          Ich stimme ja auch nicht dem Artikel in seinen Schlussfolgerungen zu. Und natürlich hat das Staatliche, das System und der Kapitalismus eine enorme Wirkung, aber damit diese negativen Wirkungen einen Krieg entfachen, müssen sie erst auf eine dafür disponierte Psyche treffen.
          Klar eine diktatorische Staatsmacht kann einen Krieg befehlen – aber ohne die Mitwirkungen zumindest eines größeren Teils einer halbwegs aggressiv aufgeladenen Bevölkerung wird das nix.
          Der zweite Weltkrieg und auch Hitler sind nicht vorstellbar ohne die Art wie die deutsche Bevölkerung die “Demütigung”, die Kriegstraumata und die schweren wirtschaftlichen Folgen des ersten Weltkrieges verarbeitet hat. Da musste eben nur noch einer kommen und die Frustrationen aggressiv in die ihm genehme Richtung lenken.

    2. Der Autor schreibt:
      „Aggression wird erst dann bösartig und zur Destruktivität, wenn ihr Verletzungen vorausgingen, die dem Betreffenden richtig weh taten.“
      Die implizite Konklusion: Kriege können verhindert werden, wenn Verletzungen ausbleiben.
      Das ist Druidentee.
      Es gibt keine Gesellschaft, die Verletzungen verhindern kann. Weil verletzendes Verhalten nun einmal zum Repertoire jedes Menschen gehört. Man muss nur die Kommentare in diesem Forum lesen. Die Frage ist: Wie reagiert man auf Verletzungen? Da gibt es etliche Eskalationsstufen. Vernünftigerweise stoppt man die Eskalation vor der Stufe Atomkrieg. Man könnte auch erkennen, dass alle Beteiligten in einem Konflikt von Verletzungen betroffen sind. Das wäre der Einstieg in die Deeskalation. Der einzige Weg zum Frieden.

      1. “Diese Männer sind besessen von ihrem Geltungsbedürfnis. Sie sind so besessen, dass sie lieber einen Weltkrieg anzetteln als nachzugeben.” Nein. Machthaber bringen nur die Macht ihrer Nation zur Geltung, nicht ihr Geltungsbedürfnis. Es mag so sein, dass die Charaktermasken dieser Staatsfunktion narzisstische Charaktere begünstigen, weil sie ihre Geltung mit der Geltung der Nation verwechseln. Richtig ist aber trotzdem, dass es die Staatsfunktion, die sie ausfüllen nicht wegen ihres Geltungsbedürfnisses gibt, sondern wegen der Funktion, die sie für ihren Staat leisten und deren Inhalt ist tatsächlich die Geltung ihres Staates in der Welt.

        Das ist zwar Druidentee, aber nicht deshalb weil man Verletzungen nicht verhindern kann, sondern weil es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen Verletzungen von Individuen und Kriegen gibt.

        Verletzendes Verhalten gehört nicht zum Repertoire jedes Menschen, es gehört zum Repertoire von Konkurrenzsubjekten in einer kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft. Verletzendes Verhalten ist im Kapitalismus systemnotwendig.

  30. Der Kapitalismus ist bestimmt nicht der einzige Grund für Kriege, aber er trägt die Tendenz dazu in sich wie eine Gewitterwolke den Starkregen oder Hagel.
    Außerdem empfinde ich ein System, das primär auf Konkurrenzdenken basiert, als durchaus gewalttätig und kriegerisch, wobei die wichtigsten Waffen Geld und ökonomische Macht sind.

    1. Es ist schlicht eine falsche Verallgemeinerung. Und es ist ehrlich gesagt ein saudummes Bedürfnis den Grund für Kriege herausfinden zu wollen.
      Man müsste schon jeden einzelnen Krieg analysieren, und dann erst könnte man überhaupt sagen, ob es einen gemeinsamen Grund gibt.
      Oder man abstrahiert von jedem konkreten Grund, so daß am Ende nichts mehr übrig bleibt, und hat dann einen(!) Grund, der aber nichts mehr erklärt.

  31. Der Autor schreibt:
    “Die Antwort lautet: Es handelt sich um die Provokation. Bösartige Aggression, Destruktivität ist nicht ohne schmerzhafte Provokation möglich. Deutlicher: Aggression wird erst dann bösartig und zur Destruktivität, wenn ihr Verletzungen vorausgingen, die dem Betreffenden richtig weh taten. Bauer spricht von der „Schmerzgrenze“, von jenem Punkt, jenseits dessen Menschen ernsthaft seelisch beschädigt werden. „Wer sich der Schmerzgrenze eines Lebewesens nähert, wird Aggression ernten“, so Bauer.[v] Er hätte von bösartiger Aggression sprechen sollen, denn um deren Erzeugung geht es.”

    Diese Aussage macht Sinn und läßt sich gerade beim Ukrainekrieg m.M.n sehr gut empirisch belegen : Der Auslöser war die planhafte Diskriminierung der ostukrainischen, russischstämmigen Bevölkerung durch die Obrigkeit: Ihre Kultur wurde bekämpft, ihre Sprache wurde verboten, ihre Religion wurde verboten; das ganze Verhalten der Nach-Putsch-Regierung zeichnete sich eben durch jene “Provokation bis zur Schmerzgrenze” aus, die der Autor angesprochen hat.

    1. Kann man nicht einerseits westliche Werte haben und dennoch die östlichen wertschätzen?
      Dominanzgebaren in Form von LQBT oder wie sich das nennen mag, sind doch keine wirklichen, keine hehren Werte. Auch östliches Dominanzstreben stellt keinen hehren Werte dar.
      Hehren Werte sind immer um Akzeptanz, Verständnis und Toleranz bemüht. Aber solche Werte personifizierte weder ein Joschka noch ein Trittin, wenngleich dieser zumindest Ansätze dazu zeigte, noch werden diese durch Annalena oder Robert in diese Anstandsliga befördert.

      Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
      (Kümmere dich um deinen Nächsten wie dich selbst!)
      Das steht schon bei Levi im Alten Testament und gewiss sind Spuren davon in jeder Religion zu finden, welche ein Minimum an Weisheit beinhaltet.
      Aber Religionen interessierte die Liebe bestenfalls sekundär. Die eigene Macht als angebliches Zeichen der Herrlichkeit Gottes und damit die Verleugnung der Botschaft des Nazareners war bisher das Kernanliegen sich christlich bezeichnender Kirchen. Im Osten wie auch im Westen…

  32. Enttäuschungen gehören zum Leben.
    Verletzungen gehören zum Leben.
    Konflikte gehören zum Leben.
    Aggressionrn gehören zum Leben.
    Eskalationen gehören zum Leben.
    Verständnis, Verzeihung, Versöhnung und Wiedergutmachung gehören zum Leben.
    Menschen haben Gefühle, und manchmal sind sie stark und geraten ausser Kontrolle. Keine Gesellschaftsform kann daran etwas ändern.

  33. Brüder!

    Der Koran ruft uns immer wieder zum Frieden und zur Harmonie auf. Allah (swt) lehrt uns, dass der wahre Weg der Menschen der des Friedens und der Versöhnung ist! Lest Sure 5,32:

    „Wer einen Menschen tötet, ohne dass dieser ein Leben nimmt oder auf der Erde Unheil stiftet, es ist, als ob er die ganze Menschheit getötet hat. Und wer einem Menschen das Leben rettet, es ist, als ob er die ganze Menschheit gerettet hätte.“

    Diese Sure betont den hohen Wert des menschlichen Lebens und die Bedeutung des Friedens.

    Krieg dagegen ist das Werk von Schaitan, der die Menschheit spaltet und Unheil verbreiten möchte. Schaitan möchte Spaltung und Gewalt unter den Menschen säen und ist der wahre Anstifter von Konflikten. Lest Sure 8, 48:

    „Und als Schaitan ihren Handlungen schönredete und sagte: ‚Keiner unter den Menschen wird euch besiegen, und wahrlich, ich bin euer Helfer!‘“

    Dieser Vers beschreibt, wie Schaitan die Menschen zu bösen Taten verführt, insbesondere zu Krieg und Gewalt, indem er sie in ihrem Hass und Stolz bestärkt.

    Und lest auch Sure 5, 91:

    „O ihr, die ihr glaubt, der Wein, das Glücksspiel, die Götzensteine und das Loswerfen mit Pfeilen sind nur ein Gräuel des Werkes des Schaitans. Meidet es, auf dass ihr erfolgreich seid.“

    Dieser Vers geht auf unreine Praktiken ein, aber seine allgemeine Botschaft ist klar: Alles, was Unheil und Spaltung stiftet, ist ein Werk Schaitans. Krieg, der die Gesellschaft zerstört und das Leben von Menschen nimmt, gehört zu diesem Werk.

    Lasst uns daher stets den Frieden suchen und uns von den falschen Versuchungen des Krieges abwenden. Möge Allah uns die Weisheit und den Mut geben, Konflikte mit Weisheit und Gerechtigkeit zu lösen, und uns immer den Weg des Friedens und des Wohlwollens zeigen.

    Friede sei mit euch!

    1. Noch‘n Märchenbuch. Na toll!
      Hast du dich verlaufen?

      Areion sagt:
      „Der Koran ruft uns immer wieder zum Frieden und zur Harmonie auf.“

      Schön für den Koran.
      Ab wann werden die Korangläubigen sich daran halten? Und steht nicht auch im Koran, dass Ungläubige erschlagen werden müssen? Klingt jetzt vielleicht komisch, aber Ungläubige sind auch Menschen.

      „Sind aber die Schutzmonate abgelaufen, so erschlagt die Frevler, wo ihr sie findet, und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf! Wenn sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten und die Pflichtabgabe zahlen, so lasst sie ihres Weges ziehen! Siehe, Gott ist verzeihend und barmherzig.“

      Gott ist verzeihend und barmherzig. 🤔

      1. Bruder Dan,

        vielen Dank für deine Frage. Ich verstehe, dass der Vers, den du erwähnst, auf den ersten Blick missverstanden werden kann. Es ist jedoch wichtig, ihn im richtigen Kontext und im Einklang mit der gesamten Botschaft des Korans und der Lehren des Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm!) zu betrachten.

        Der Koran ist ein heiliger Text, der in einer bestimmten historischen Situation offenbart wurde. Du hast Sure 9,5 zitiert. Sie bezieht sich auf eine spezielle Zeit, als die Muslime in der Frühzeit des Islams mit militärischen Auseinandersetzungen konfrontiert waren. Der Vers fordert dazu auf, gegen diejenigen zu kämpfen, die den Frieden gestört haben und die Muslime während der „Schutzmonate“ angegriffen haben. Dies ist eine klare Anweisung in einem Kontext von Krieg und Selbstverteidigung, nicht jedoch eine allgemeine Aufforderung zur Gewalt gegen „Ungläubige“ oder Menschen im Allgemeinen. Der Koran selbst betont an vielen Stellen die Bedeutung von Frieden und Toleranz. Ließ nochmals: Sure 2, Vers 256:

        „Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der rechte Weg ist nun klar erkennbar gegenüber dem Irrweg. Wer also den Glauben an den Satan verleugnet und an Gott glaubt, der hat wahrlich den festen, unzerbrechlichen Halt ergriffen.“

        Sie stellt klar, dass niemand zum Glauben gezwungen werden soll. Jeder Mensch hat das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen, ohne Gewalt oder Zwang. Der Islam fordert die Muslime dazu auf, den Dialog und das friedliche Zusammenleben zu suchen.

        Des Weiteren zeigt der heilige Koran, dass Gewalt nur in Situationen der Selbstverteidigung gerechtfertigt ist, nicht jedoch zur Aggression. Sure 22, Vers 39-40 sagt:

        „Denjenigen, die bekämpft werden, wird Erlaubnis gegeben (zum Kampf), weil ihnen Unrecht zugefügt wurde. Und wahrlich, Gott ist in der Lage, ihnen zu helfen.“

        Dies verdeutlicht, dass Krieg im Islam nur als Verteidigung gegen ungerechtfertigte Aggression erlaubt ist, nicht jedoch als Mittel zur Verbreitung von Glauben oder zur Verletzung der Rechte anderer Menschen.

        Auch der Prophet Mohammed (s.a.s.) hat in seinen Hadithen wiederholt betont, dass Muslime auf Frieden und Verständigung ausgerichtet sein sollen. Ein bekanntes Beispiel ist der Hadith, in dem der Prophet sagte:

        „Der Beste unter den Menschen ist der, der den Menschen am meisten nützt.“ (überliefert von at-Tirmidi)

        In einem anderen Hadith sagte er:

        „Wer einem anderen den Frieden nicht gewährt, wird vom Paradies ausgeschlossen.“ (überliefert von Sahih Muslim)

        Der heilige Koran und die Hadithe lehren uns also, dass Muslime in erster Linie für den Frieden und das Wohl ihrer Mitmenschen arbeiten sollen. Sie verpflichten uns den Dialog zu suchen und Konflikte friedlich zu lösen, wo immer dies möglich ist. Der heilige Koran fordert uns auf, Respekt und Toleranz gegenüber allen Menschen zu zeigen, unabhängig von ihrem Glauben, und friedlich mit ihnen zusammenzuleben.

        Friede sei mit Dir!

          1. Bruder,

            vielen Dank für deine Frage. Der Vers, den du meinst, bezog sich auf eine bestimmte historische Situation. Der Koran sagt uns nichts zu Russland oder der NATO. Wir wollen uns dem Thema aber anders nähern.

            Sicher kennst du den Begriff „Dschihad“. Im heiligen Koran hat er eine vielschichtige Bedeutung und bezieht sich nicht ausschließlich auf einen physischen Krieg. Der Begriff selbst bedeutet „Anstrengung“ oder „Kampf“ und kann in verschiedenen Kontexten verwendet werden, sowohl für den inneren, geistigen Kampf als auch für den äußeren, physischen Kampf in bestimmten, klar definierten Umständen.

            Der „große Dschihad“ wird oft als der innere, spirituelle Kampf beschrieben, den jeder Gläubige gegen seine eigenen negativen Neigungen, wie etwa Egoismus, Arroganz oder Ungehorsam gegenüber Gott, führt. Der Koran betont, dass der wahre Dschihad zuallererst der Kampf gegen die eigenen inneren Schwächen ist. Lesen wir hierzu Sure 49, Vers 9:

            „Wenn zwei Gruppen von Gläubigen miteinander kämpfen, so schließt Frieden zwischen ihnen. Doch wenn eine von ihnen die andere bekämpft, dann kämpft gegen die, die die andere bekämpft, bis sie sich dem Befehl Gottes fügt.“

            Sowie Sure 2, Vers 286:

            „Allah belastet niemanden über das Maß seiner Fähigkeit.“

            Dies zeigt, dass der wahre Kampf gegen das Böse zuerst im Inneren beginnt. Der Koran fördert die Entwicklung der eigenen moralischen und spirituellen Stärke, und dieser „große Dschihad“ ist oft als der bedeutendere zu betrachten.

            Der „kleine Dschihad“ dagegen bezieht sich auf den physischen Kampf (Krieg) und ist ein Thema, das im Koran in einem bestimmten historischen Kontext behandelt wird. Der äußere Dschihad war oft mit der Verteidigung der muslimischen Gemeinschaft gegen Aggressionen oder Ungerechtigkeit verbunden. Der Koran erlaubt den Kampf nur in bestimmten Fällen, insbesondere zur Selbstverteidigung und zum Schutz der Freiheit des Glaubens.

            Wichtige Verse, die den äußeren Dschihad betreffen, sind zum einen Sure 2, Vers 190:

            „Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht die Grenzen! Wahrlich, Allah liebt nicht die Übertreter.“

            Dieser Vers betont, dass der Dschihad nur als Verteidigung gegen Aggressionen erlaubt ist, und er warnt vor übermäßiger Gewalt. Der Dschihad ist also nicht als Angriffskrieg zu verstehen, sondern als Reaktion auf Aggression. Zum anderen Sure 22, Vers 39-40:

            „Denjenigen, die bekämpft werden, wird Erlaubnis gegeben (zum Kampf), weil ihnen Unrecht zugefügt wurde. Und wahrlich, Allah ist in der Lage, ihnen zu helfen.“

            Dieser Vers spricht von der Erlaubnis, sich zu verteidigen, wenn man ungerecht angegriffen wird. Dies trifft auf die Situation der Menschen im Donbass zu, die in Reaktion auf die Aggression der ukrainischen Regierung gezwungen waren, zu den Waffen zu greifen.

            Wir sehen: Der Dschihad ist im Wesentlichen als Selbstverteidigung und Schutz des Glaubens erlaubt. Dies ist jedoch immer an die Bedingung geknüpft, dass keine unschuldigen Menschen verletzt werden und dass auf Frieden hingearbeitet wird, wenn der Feind bereit ist, sich zu versöhnen. Aggression und Gewalt gegen Unschuldige sind im Islam grundsätzlich verboten. Der heilige Koran ermutigt vielmehr immer wieder zu Versöhnung und Frieden, wenn der Feind zum Frieden bereit ist. Dies wird in mehreren Versen betont, wie zum Beispiel Sure 8, Vers 61:

            „Und wenn sie sich dem Frieden zuwenden, dann verweile du auch und vertraue auf Allah.“

            Sowie Sure 2, Vers 256:

            „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“

            In Bezug auf deine Frage kann man nun sagen, dass es zuerst die ukrainische Regierung und ihre Verbündeten waren, die den Frieden störten. Die Bewohner des Donbass haben daraufhin Gewalt in Selbstverteidigung und zum Schutz ihrer Freiheit eingesetzt. Auch Russland hat erst interveniert, als es darum ging die Gemeinschaft des Donbass gegen weitere Aggressionen oder Ungerechtigkeit zu verteidigen. Es gab 2022 ukrainische Invasionspläne, wie du vielleicht weißt. Russlands Intervention ist also eine Reaktion auf Aggression. Zudem hat Russland immer wieder zu Versöhnung und Frieden ermutigt. Der ukrainische Präsident hat Verhandlungen dagegen per Erlass verboten.

            Die umfassende Botschaft des Korans betont immer wieder die Bedeutung des Friedens und der gerechten Behandlung aller Menschen. Als Muslim strebe ich danach, diese Prinzipien im täglichen Leben umzusetzen. Das ist mein großer Dschihad. Lass uns dafür arbeiten, dass auch die Menschen in der Ukraine, in Gaza und auf der ganzen Welt endlich in Frieden leben können und gerecht behandelt werden.

            Friede sei mit Dir!

        1. Immer wenn’s brenzlich wird, muss die „wahrhaftige Auslegung“ ‘ran.

          Areion sagt:
          „Der heilige Koran und die Hadithe lehren uns also, …“

          Jetzt sind‘s schon zwei 🥳

          Areion sagt:
          „nicht jedoch eine allgemeine Aufforderung zur Gewalt gegen „Ungläubige“

          Ok. Kannste du lesen? Blöde Frage, ich weiß.

          „Sind aber die Schutzmonate abgelaufen, so erschlagt die Frevler, wo ihr sie findet, und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf! Wenn sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten …“

          Klingelts jetzt?

          Wer das Gebet nicht verrichtet, ist ein Ungläubiger.

          Wenn das dein Imam wüsste, dass du in der Koranschule gepennt hast. 😉

          Vielleicht kannst du mir mal eine Frage beantworten, an denen deine Vorgänger alle gescheitert sind:

          Wieso bedient sich Gott immer der Menschen, um seine Interessen durchzusetzen? Das lässt doch nur einen Schluss zu.

          Die Christen haben mit ihrem Slogan „wir sind die Hände Gottes“ dem Teufel in die Hände gespielt und der grinst hämisch und spottet, weil Gott ja dann keine hat.
          Tja…

          Friede sei mit dir.

          1. Friede sei auch mit dir, Bruder!

            Zunächst einmal möchte ich betonen, dass der Islam, wie viele andere Religionen, eine tiefe Verpflichtung zu Frieden und Gerechtigkeit betont. Es ist wichtig, den Koran und die Hadithe im richtigen Kontext zu verstehen, da einzelne Zitate ohne diesen Kontext missverstanden werden können.

            Nochmals: Die Stelle im heiligen Koran, auf die du dich beziehst, ist Sure 9,5. Sie ist oft als „Schwertvers“ bekannt. Doch viele vergessen, dass dieser Vers in einer spezifischen historischen Situation offenbart wurde, als die frühe muslimische Gemeinschaft in Verteidigung kämpfen musste. In der Geschichte des Islams gab es immer wieder Auseinandersetzungen, die sich jedoch niemals gegen Unschuldige richteten.

            Gott sagt im heiligen Koran in Sure 8,61: „Und wenn sie sich dem Frieden zuwenden, dann wende dich auch dem Frieden zu und vertraue auf Gott. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende.“

            In vielen Versen des heiligen Koran finden wir den klaren Auftrag, Frieden zu suchen. Das Gewaltverbot auch gegen Unschuldige und Ungläubige ist fundamental im Islam. Nochmals Sure 5,32: „Wer einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen oder Unheil auf der Erde gestiftet hat, ist so, als ob er die ganze Menschheit getötet hätte.“

            Ein Mensch, das kann immer auch ein Ungläubiger sein! Es ist darum wichtig, den heiligen Koran als Ganzes zu betrachten, nicht isolierte Stellen herauszupicken. Auch wenn es Verse gibt, die zur Gewalt aufzurufen scheinen, ist der Schutz unschuldigen Lebens und der Frieden ein viel zentraleres Thema. Beachte das bitte.

            Deine andere Frage, warum Gott sich der Menschen bedient, um seine Gebote zu übermitteln, ist tief und komplex. Der Islam lehrt, dass der Mensch ein freies Wesen ist, dem die Wahl gegeben wurde, zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Es liegt in unserer Verantwortung, das Gute zu tun und auf Gottes Weisungen zu hören. Es heißt im Koran: „Wir haben den Menschen in die beste Form erschaffen“ (Sure 95,4), was uns die Bedeutung der Wahl und der Verantwortung für unsere Taten verdeutlicht.

            Letztlich führt der Glaube an Gott im Islam zu einem Leben der Gnade, des Respekts und des Friedens. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass wir als Muslime dem Beispiel des Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm!) folgen sollten, der in seinem Leben stets nach Frieden und Versöhnung strebte, auch in schwierigen Zeiten.

            Ich hoffe, dass diese Worte dir helfen, das Verständnis zu vertiefen. Wir sollten uns immer bemühen, das Gute zu fördern und in allen unseren Handlungen Frieden zu verbreiten.

            Friede sei mit dir!

    1. Ganz recht!

      Im heiligen Koran wird mehrfach darauf hingewiesen, dass religiöse Eiferer, die sich von ihrem eigenen Ego und von Schaitan leiten lassen, in die Irre gehen. Es wird betont, dass wahre Gottesverehrung und das richtige Verständnis des Glaubens nicht durch fanatischen Eifer, sondern durch Bescheidenheit, Weisheit und Glaube in Übereinstimmung mit Gottes Willen erfolgen.

      Lesen wir Sure 4, Vers 60:

      „Hast du nicht diejenigen gesehen, die behaupten, sie seien gläubig, und sich dann bei den Ungläubigen um Hilfe wenden, während sie wissen, dass sie den Unglauben bevorzugen? Sie suchen bei diesen Hilfe, obwohl sie wissen, dass es Schaitan ist, der sie in die Irre führt.“

      Dieser Vers kritisiert Menschen, die sich von falschen Quellen beeinflussen lassen und durch ihren Stolz und ihre falsche Religiosität in die Irre geführt werden.

      Lesen wir auch Sure 2, Vers 204-205:

      „Es gibt manche Menschen, deren Worte dir gefallen mögen, doch ihr Herz ist in Unrecht. Und wenn sie sich abwenden, verbreiten sie auf der Erde Verderben und Zerstörung. Und Schaitan möchte nur Unheil verbreiten.“

      Diese Verse zeigen, dass Menschen, die mit falschem Eifer handeln, unter dem Einfluss von Schaitan stehen und Unheil verursachen. Fanatismus entspricht nicht dem wahren Weg Allahs, sondern ist das Werk von Schaitan. Der heilige Koran fordert uns dagegen dazu auf, in Weisheit und im Einklang mit der göttlichen Offenbarung zu handeln und sich von negativen Einflüssen wie Schaitan fernzuhalten.

      Friede sei mit Dir!

  34. “Bismark” schreibt: Die Erklärungen hier bleiben an der Oberfläche, bei denen handelt es sich allenfalls um begünstigende Faktoren. Kriegsursache ist einzig die Gier nach Profit in …

    Ja und wo kommt diese Gier nach Profit her ?
    Vor langer Zeit sagte mir mal jemand. Eigentlich brauchst Du gar nicht viel studieren um die Gesellschaft zu verstehen. Es reicht wenn Du in Grimms Märchenbuch das Märchen vom Fischer und seiner Frau liest. Dann weist Du was die Menschheit antreibt und wo es endet.
    Außerdem ist erstaunlich, dass es scheinbar für niemanden ein Thema ist, dass nur Männer in den Krieg ziehen, das man von Männern erwartet andere, die ihnen nichts getan haben zu töten und selbst für andere zu sterben.
    Aber egal, die wirklichen Urgründe menschlichen Verhaltens, den Blick in den Spiegel, wer will den schon.
    Und so geht es halt immer und immer weiter….

    1. Nachtrag,
      Dazu auch dieser interessante Kommentar eines users auf telepolis, man sieht also es ist durchaus möglich in der endlosen Diskussion warum gibt es Krieg mal an die Fakten ranzugehen, also Zitat:
      “In einem Telefonat von Alexander Borodai Mitglied der Duma und selbsternannter Premierminister der Republik Donetsk (also kein ahnungslos Stammtischschwätzer), sagte er, dass Russland im Ukrainekrieg nur den “nutzlosen Teil der russischen Bevölkerung entsorgt”.

      https://www.youtube.com/watch?v=_hsCgHVyNfE&t=2110s

      Diese Ausage hat er auf Nachfrage von Journalisten noch einmal bestätigt. Die Ukraine macht das übrigens nicht ganz unähnlich…dort werden neuerdings bevorzugt Männer eingezogen die keine Steuern zahlen und aus urkainischer Sicht als arbeitslos und unproduktiv gelten.
      Damit zeigt sich, dass auch der Ukrainekrieg nur das ist, was Kriege schon seit vielen Jahrhunderten sind….ein Mittel überflüssige männliche Bevölkerung als Mittel der “sozialen Hygiene” zu entsorgen.Ich weiss, klingt(und ist) zynisch und brutal….ist aber seit Jahrhunderten schlichte Tatsache.”
      Ende Zitat
      Ähnlich entsorgen ja die auch offiziell Harems-Strukturen zuneigenden Regionen des Islam ihre überflüssigen Männer in den Westen, wobei sie als Synergieeffekt gleich eine kulturelle Unterwanderung erreichen.

      1. @Grottenolm : “Die Ukraine macht das übrigens nicht ganz unähnlich…dort werden neuerdings bevorzugt Männer eingezogen die keine Steuern zahlen und aus urkainischer Sicht als arbeitslos und unproduktiv gelten. ”
        In Russland wird niemand eingezogen im Gegensatz zur Zwangsrekrutierung die in der Ukraine herrscht.
        Nein , Russland führt den Krieg aus anderen Gründen, und bis auf die : “… Teilmobilisierung angekündigt, und 300.000 Bürger, die bereits zuvor in der Armee gedient hatten, wurden einberufen ”
        … Das war 2022 , gibt es keine Zwangsmobilisierung.
        …” Volks- Hygiene ” ist wohl eher eine Ukrainische Idee und wird dort in schlimmster Faschistischer Tradition gepflegt.

      2. Um den “nutzlosen Teil der Bevölkerung zu entsorgen” bedarf keines Krieges. Die Schweden haben das während der Corona-Zeit mit ihren kranken Alten gemacht indem sie die Altenheime schutzlos ließen, was den Kranken- und Pflegeversicherungen viele Kosten ersparte.

    2. “Ja und wo kommt diese Gier nach Profit her?” – Die “Gier nach Profit” ist der in den Charakter projizierte ökonomische Zweck des Kapitals aus Geld mehr Geld zu machen. Da dieser Zweck in sich maßlos ist, erscheint seine Inkorporation in der Person des Kapitalisten als Gier.

  35. Wenn in ein paar Tagen das Parlament beschließen wird, den Taurus “zu liefern”, werden 97 von 100 Forenten sagen, “wir sind’s nicht, die Amerikaner sind’s gewesen”. Die Regierung wird das schon damit stützen, daß sie statt von “Lieferung” von “Freigabe” reden wird, und anschließend werden etliche tausend “normale Bürger” die deutsche Kriegserklärung an die russische Föderation, die weder Parlament noch Kanzler diplomatisch aussprechen werden, physisch liefern, obwohl jeder von ihnen, da gehe ich jede Wette ein, wissen, daß es sich um eine Kriegserklärung handelt, trotz der Nachrichtensperre über die Ansprache Putins und die Erläuterungen Peskovs und Lavrovs, weil der Olaf und seine Adlaten ihnen das seit Monaten sagen, wenn auch verheuchelt durch die Blume.

    Diese Leute werden gehorchen, weil der Preis des Ungehorsams ihr Leben ist, nicht ihr physisches Leben, aber ihr bisheriges gesellschaftliches Dasein.
    Es wird ein paar hundert Leute geben, die sich der Auslieferung demonstrativ und symbolisch in den Weg stellen, und die wissen, wenn sie auch nur die Symbolik über eine Schranke treiben, welche die Obrigkeit nicht zu dulden gewillt ist, werden sie verprügelt, gefoltert, ihr Geldbeutel wird ihnen abgeschnitten und die sogenannten “Rädelsführer” wandern für Monate, der eine oder andere für Jahre, in den Knast.

    Die “Obrigkeit” sind natürlich andere Leute, diejenigen, die die Wummen tragen, während die anderen buddeln, und hinter ihnen wird eine Hälfte der buddelnden Insassen dieses Staatswesens stehen, die sie beklatschen oder anfeuern.

    Das ist die Lage, die jeder, der hier geschrieben hat, kennt, und sich und andere darüber belügt, indem er eine Debatte über “Natur & / vs. Kultur”, “Individuum & / vs. Gesellschaft” geführt, oder sich darein verwickeln lassen hat, obgleich er’s besser weiß. Ja, “besser” – wenngleich offenkundig nicht “genau”.

    Wirklich “jeder”?
    Nein, ein A.F. hat geschrieben:
    “Am besten fände ich es, wenn diese Drecksäcke vor dem Einsatz vorn auf die Spitzen ihrer Mordwerkzeuge geschnallt würden.”
    Sollte mir jemand entgangen sein, bitte ich um Nachsicht.
    Und nein, “im Vertrauen” ist nicht ausgenommen, aber das begründe ich ein andermal.

    Das ist die erste Schicht der Lüge in einem gewaltig hohen Schichtkäse von Lügen, vom Artikel angefangen.
    Dessen gemeinste Lüge ist es, daß der Autor gefühlte 2500 Worte lang sich und anderen vormacht, er würde nicht über das antike Dauerthema “Natur vs. Kultur” schreiben, um diese Heuchelei dann unter der Überschrift “Was wir ändern müssten” aufzugeben. Oder zumindest fast aufzugeben, denn es ist nicht zu ermitteln, ob bzw. inwieweit er sich darüber belügt, daß folgender Text eine lupenreine Propaganda für einen zeitgeistigen imperialen “Wokeismus” ist:

    Wir müssen generell darauf achten, wo Ausgrenzungen und Abwertungen anderer stattfinden. Sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens sollten danach durchforstet werden. Das beginnt mit der frühen Sozialisation, also der Kindererziehung und speziell den Umständen, unter denen sie stattfindet, und endet bei den internationalen Beziehungen zwischen den Staaten.

    den er als Kenner des Publikumsgeschmackes auf Overton mit ein wenig postfaschistischer “Kapitalismuskritik” würzt:

    Wenn, wie in unserer Zeit, eine Miniminderheit die Früchte der gemeinsamen Arbeit erntet und einstreicht, entspricht das … der Verweigerung, den Rest der Menschheit als gleichberechtigte Wesen anzuerkennen.

    1. Und wenn’s nicht eintritt;
      Gibt’s ja noch zu Weihnachten die üblichen Ballerspiele mit Kampf- oder Kriegsszenarien zum stumpfen Rübe Ab machen.

      Aber was soll’s Nuclear Winter is coming und nie den “Bacon of Hope” aufgeben vielleicht hängt der, demnächst in knusprigen Streifen am eigenen Körper

  36. In den letzten 120 Jahren, so wie heute, waren die anglozionistischen Eliten, ihr vieles Geld und ihre Hegenomie der Grund für alle großen Kriege.

    Bisher war es so, dass diese Eliten bequem in ihren Villen saßen, während sie Millionen Zivilisten ermorden ließen, Genocid planten und junge Menschen mit ihren politischen Vasallen in grausame Gemetzel schickten.

    Wacht auf, diesesmal versuchen sie das Gleiche, weil sie um ihre Hegenomie bangen.

    Möglicherweise geht die gesamte Menschheit daran zu Grunde oder sie besinnen sich doch. Nicht weil ihnen die Leben anderer wichtig sind, aber ihr Eigenes.

    Traurig an der Sache finde ich, dass heute gekaufte Sozialisten für sie arbeiten, statt gegen diese brutalen Ausbeuter zu kämpfen.

  37. Tom Gard (Thomas Gruen) hat recht: Die Debatte über die Ursachen von Kriegen ist in Anbetracht der Aktualität abwegig.
    Fakt ist, dass die Menschheit ihrem Untergang noch nie so nahe gestanden hat wie heute.
    Es findet ein Krieg zwischen Atommächten statt, den keiner verlieren will.
    Niemand, der Macht besitzt, steht auf und schreit:
    STOPP! SCHLUSS MIT DEM WAHNSINN! WAFFENSTILLSTAND SOFORT!
    Alle, die Macht besitzen, fuchteln mit den Fäusten und schreien:
    WIR WERDEN SIEGEN!
    Es gab in der langen Geschichte der Kriege mal einen echten Game Changer: die Atombombe.
    Auf einmal wurde der Menschheit klar, dass diese Waffe alles verändert.
    Die Atombombe wurde zur Garantin für Weltfrieden.
    Der Krieg zwischen Großmächten konnte nur noch über Stellvertreter geführt werden.
    Doch nun haben die NATO-Staaten entschieden, einen direkten Krieg zwischen Großmächten vom Zaun zu brechen.
    Die Atombombe hat ihren Schrecken verloren.
    Der Westen lacht über die Drohungen der Atommacht Russland.
    Er verhöhnt Putin als Witzfigur, die nur Angst verbreiten will.
    Der Krieg sei sofort vorbei, wenn Putin seine Truppen abziehe, sagen sie.
    Aber sie liefern Waffen ohne Ende, immer mehr Waffen, immer tödlichere Waffen.
    Als wäre die Provokation einer Atommacht nur ein Pokerspiel ohne Einsatzlimite.
    Wenn die NATO ihre Strategie nicht sofort ändert, wird es zum Atomkrieg kommen.
    Wer da draussen Macht besitzt, möge jetzt bitte aufstehen und schreien: STOPP!
    An diesem STOPP! hängt das Schicksal der Menschheit.
    Kein Witz. Voller Ernst.

    1. Wir müssen das machen, nicht andere und schon gar nicht darauf hoffen, dass sich die herrschende Klasse besinnt.
      Wir müssen das System und die Elite beseitigen und zwar schnell und das auch noch weltweit, sonst werden wir untergehen.
      Glaubt ja nicht das “BRICS” die Lösung darstellt!
      Die wollen und werden uns in bewährter Salamitaktik alles nehmen, krank machen, krank halten, uns töten und einen kleinen Rest versklaven.
      SO IST DER PLAN!

      1. Ich würde mich an deiner Stelle tief im Wald in einer Höhle verstecken und mich von den Vorräten der Eichhörnchen ernähren. Denn bevor du das System und die Elite zusammen mit Altlandrebell beseitigst, beseitigen sie dich (sorry, so ist nun einmal der Plan). Es sei denn, du findest irgendwo eine Atombombe im Gebüsch und bringst es irgendwie fertig, die Systemeliten zu erpressen – wie der Gegenspieler von James Bond.
        Eins ist sicher: Mit deinen wilden Posts hier wirst du die Welt nicht verändern.
        Good luck, my friend!

        1. Diese “Wir” sind zu schwach und zu wenige.
          Ich habe es aufgegeben und bereite mich und die Meinen auf das Schlimmste vor soweit es mit unseren Mitteln geht. Die verblödete Masse und ihr Schicksal ist mir egal.
          Euch auch Viel Glück !

    2. “Auf einmal wurde der Menschheit klar, dass diese Waffe alles verändert”
      Bullshit, der Menschheit ist noch nie irgendwas klar geworden. Einzelnen Menschen ja, sieht man hier an Kommentaren, aber die Menschheit als handelndes Kollektiv gibt es nicht.
      Daher auch die richtige Erkenntnis von Einstein: Die Atombombe hat alles verändert außer dem Denken der Menschen.

    3. Nee, klar, ist abwegig. Dann muß der Geldadel sich stets immer nur auf des Messers Schneide bewegen, oder so tun als ob, um bestimmte Debatten bzw. Ursachenforschung und im Resultat eine Lösung des Problems zu unterbinden. Status quo Rechtfertigung, kein Witz, voller Ernst.

  38. Die zweite Schicht der Lügen

    Die zweite Schicht im Käse basiert auf der ersten und ist deshalb more sophisticated. Ich weiß grad nicht, wie ich das deutsch sagen soll, denn wenn ich “vermittelt” sage, versteht das ja auch kein Schwein.

    Die Leute, die hier geschrieben haben, wissen um die bewaffnete(n) Macht(e), die Krieg verfügt(en), und sie bekommen zusätzlich dreimal täglich mitgeteilt, warum Krieg sein soll, selten in Gestalt von Begründungen, überwiegend in Gestalt von Rechtfertigung des Gehorsamsverlangens.
    In der aktuellen Phase lautet der §1 des Gehorsamsverlangens in D.:
    “Putin bedroht uns alle, Putin bedroht Europa”.
    Ich denke, ich darf sagen, bis auf vielleicht 2 Leute eint das Kommentariat das Urteil, das sei “falsch”, eine “Lüge”, und diese würde von, ach, viel zu vielen Leuten geglaubt.

    Eine kleine Minderheit, vertreten von “Im-Vertrauen”, stellt sich mit der impliziten Behauptung auf, solcher Glaube sei durch Wissen zu ersetzen, dann bestünde Hoffnung, daß der Gehorsam entfiele und mit ihm der Krieg. Letzteres schon der Börsenkurse wegen, wenn mehr Aufruhr herrsche (das hat er uns im Vertrauen anderswo gesagt, nicht hier).
    Das ist gleich ein verwickelter Komplex von Lügen, deshalb sind ihre Vertreter auch eine verschwindende Minderheit, aber aus systematischen Gründen bespreche ich das zuerst.

    Der Komplex tritt zunächst als ein Kategorienfehler in Erscheinung: Glaube ist nicht Wissen. Diese Leute wollen ihrem Publikum heute noch gleich den Autoren der “Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers” vor 280 Jahren weis machen, Glaube sei dasselbe wie Unwissen. Daß die Gläubigen glauben wollen, daß sie ein Bedürfnis dazu haben, das wissen solche Modelle zugleich bestens, kriegen sie es doch in fast jeder Reaktion auf’s Butterbrot geschmiert.

    Im Faden hat diese Art Widerstand die Form erhalten, daß das Publikum gegen den korrekten Einwand “Im Vertrauens” gegen die Debatte, allgemeine Gründe für das Phänomen Krieg geltend zu machen, ruhe auf einer falschen Abstraktion, argumentlos fortfährt, solche “Gründe” freihändig zu erfinden. Die Reaktion darauf:

    Es ist ehrlich gesagt ein saudummes Bedürfnis den Grund für Kriege herausfinden zu wollen.

    Ja, sehe ich auch so, aber ist es auch saudumm, so hat es doch einen Grund und dann wohl auch einen Zweck, und das wiederum will “Im Vertrauen” nicht wahr haben:

    Man müsste schon jeden einzelnen Krieg analysieren, und dann erst könnte man überhaupt sagen, ob es einen gemeinsamen Grund gibt.

    Er / sie will an dem Dogma festhalten, Glaube sei dasselbe, zumindest funktionell, wie Unwissen. Und wenn einer seinem Unwissen nicht abhelfen lassen wolle, dann sei ihm halt nicht zu helfen. Da schlägt eine aufklärerische Attitüde glatt in ihr Gegenteil um. Deshalb – zum Beispiel – schwieg “Im Vertrauen” zu folgendem Einwand von “Two Moon”:

    ÄÄHM nein!
    Natürlich ist jeder Krieg besonders und unter besonderen, von anderen Kriegen oft sehr abweichenden, Umständen und Einflüssen entstanden.
    Aber genau diese Umstände und Einflüsse wirken auf bestimmte Bereiche der menschlichen Psyche oder der menschlichen Instinkte, die in Aggression münden und sich schließlich in einen Krieg formen lassen. Und genau darauf kommt es an: Wie geht man in einer Kultur mit diesen bestimmten Bereichen der menschlichen Psyche um?

    Solche Rechtfertigung des angekreideten Fehlers mittels gleich einem Bündel freier, aber verkehrsfähiger Erfindungen ist indiskutabel, das stimmt, insofern ist die ausbleibende Reaktion verständlich. Aber Two Moons Verfahren in diesem Schnipsel erlaubt den sicheren Schluß, daß hier eine zusätzliche Lüge (Selbsttäuschung) vorliegt. Two Moon schreibt da überhaupt nicht von Kriegsgründen, sondern hat dies Thema unterderhand in die Frage verwandelt, warum die vorgestellten Kriegsgründe der Kriegsherren geglaubt, oder vielmehr – das ist noch mal eine kleine Lüge obenauf –angenommen würden, um seine, Two Moons, Erfindungen zu rechtfertigen.

    Der eine sagt also: Der Glaube, mit dem Gehorsam gerechtfertigt wird, beruht auf Unwissen.
    Der andere sagt: Der Glaube (…) beruht auf aggressiven Instinkten.
    Beide verweigern den simplen Schluß: Die Leute glauben, weil sie gehorchen wollen. Sie rechtfertigen ihren Gehorsam damit. Sie tun so, als hätten sie die Kriegsgründe ihrer Herren angenommen, obgleich sie die nur hinnehmen, denn etwas anderes vermögen sie gar nicht.
    Dies Unvermögen ist die singuläre Wahrheit ihrer Gläubigkeit, und diesem Unvermögen ist mit Wissen eben nicht abgeholfen, siehe die erste Lügenschicht.

    1. In vorbürgerlicher Zeit waren die Mittel, gedungenen / ausgehobenen Kriegern und ihen Familien Kriegsgründe auch nur mitzuteilen, sehr begrenzt. Deshalb blieb es halt überwiegend bei Mundpropaganda und simplen Parolen. Die waren teils religiös, teils angelehnt an tribale Kriegstraditionen. “Es ist Krieg! Die Württemberger machen sich mal wieder mausig!”

      Weil ich nicht weiß, wie viel Konzentration ich heute noch aufbringe, will ich hier die Behauptung anfügen:
      Die Mehrheit von euch überschätzt den Einfluß der Kriegspropaganda völlig maßlos!
      Und das beruht wahrscheinlich überwiegend auf einer weiteren Lüge, nämlich der, die euch beispielsweise völlig irrsinnig auf Forenten wie “Naturzucker”, “Ottono”, und nicht zuletzt mich selbst reagieren und mit ihnen umgehen läßt. Es ist das Distinktionsbedürfnis der Rechtschaffenheit. Ihr gehorcht ja unter denselben Zwängen, unter demselben Druck, wie jeder andere Dödel, Naturzucker und Ottono eingeschlossen, aber ihr wollt die besseren Gründe dafür haben, und die findet ihr dann halt im “Anderen”.

      Davon legt der Faden hier ja insgesamt lebhaft Zeugnis, ich ziehe jetzt keine Beispiele ‘raus.

      Die Wahrheit aber ist, ihr gehorcht allesamt demselben Motiv folgend, wie diejenigen Krieger, die sich bzw. ihre Brüder “gegen die Württemberger” aufstellen ließen, weil das “anstand”, “recht” gewesen ist, und wie es gewiß bis auf den Tag die Mehrzahl der Proleten tut: Ihr behandelt einfach “die Gesellschaft”, die euch im Kriegs- und Gehorsamsverlangen entgegen tritt, als Naturbedingung eures Daseins. Kriege kommen halt wie Gewitter, und man weiß, irgend wann gehn die auch vorbei.

      Und das ist kein bißchen verkehrt. Ihr seid Tiere, habe ich euch in meinem ersten Posting erinnert, und zwar obligatorisch gesellschaftliche Tiere. Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber, nämlich ihr. Die Entgegensetzung von “Natur” und “Kultur” ist ein genuin religiöses Glaubensbekenntnis /Dogma, das den abrahamitischen Monotheismus wesentlich auszeichnet und ausmacht, die Trennung von einem Allmächtigen ist völlig palle, die Schweinepriester sind dann halt andere, c’est tout.

      Dabei belasse ich es für den Moment.
      Naja, bis auf die Bemerkung, daß es mich traurig und hassig macht, daß ICH das hinsagen muß, und Modelle wie “Im Vertrauen” und “zero fox” das nicht fertig gebracht haben, wenigstens in irgend einer anderen Gestalt.
      Schämt euch mal was, ihr “Materialisten”.

      1. Ich bin hier für gar nichts zuständig und ob ich etwas “fertig bringe” oder nicht, sollst du daran messen was ich schreibe und nicht an dem was ich nicht schreibe.
        Es gibt Diskussionen, die sind mir einfach zu blöd, und wenn da im-vertrauen-gesagt in zwei Zeilen alles dazu zu sagt, was zu sagen ist, dann kann man sich nur noch ein wenig SACHFREMD über bürgerliche Ideologie unterhalten .. oder auch nicht.

    2. Mir ist aufgefallen, daß ich eine logische Lücke gelassen habe – sie zu schließen, war im Plan, aber, wie angedeutet, um mein Konzentrationsvermögen steht es nicht so gut.

      In Brachialform:
      Ein Glaube an vorgestellte Kriegsgründe, Kriegsursachen, Kriegsmotive (dazwischen nicht mehr unterscheiden zu wollen, ist eine weitere Lügenschicht) erklärt nie, warum die kriegerische Konsequenz hingenommen wird.
      “Putin” will also unbedingt noch zu Lebzeiten zu Pferde nach Berlin zurückkehren?
      Soll er doch!
      Soll er doch und sich fragen lassen, was er hier will und zu suchen hat.
      Soll er doch die Verwaltung “entnatoisieren”, die Presse auf Russland verpflichten, Gold und Diamanten klauen, Edel-SUV’s requirieren, und was ihm sonst noch einfällt. Aber warum sollte er “uns” schlechter behandeln, als unsere “eigenen” Herren, Bullen, Gerichte und Chefs in der “Zeitenwende”? Macht irgendwie “keinen Sinn”, oder?

      Und wenn doch, tant pis, besser, als Krieg.

    3. Ich weiß nicht, wie du auf eine derart schräge Kritik kommst.

      Meine Kritik an der Soziologie im Allgemeinen und dem Artikel im Besonderen ist, dass nichts geklärt/erklärt wird, wenn man derartig allgemein daher schwafelt. Mit dem Ukrainekrieg oder der Frage, was man machen müsste habe ich mich nicht befasst.

      Kriege zu untersuchen um den allgemeinen Grund für Krieg herauszufinden, ist ein Fehler, weil eine falsche Abstraktion gemacht wird. Der Krieg, den Israel in Gaza führt unterscheidet sich von dem Krieg in der Ukraine. Zwei Kriege und zwei unterschiedliche Gründe.
      Völlig getrennt davon, dass die bürgerlichen Wissenschaften ihre Gegenstände nicht erklären, ist die Frage, warum der Bürger Partei für den Staat uns dessen Zwecke ergreift. Da hat die bürgerliche Wissenschaft auch einen Anteil dran, aber eher einen kleinen Anteil, der überwiegende Teil der Bürger bildet sich seine Meinung unabhängig von diesen Wissenschaften.

      Deine Vorstellung, dass die Leute glauben, weil sie gehorchen wollen ist nicht nur kontrafaktisch sondern geht auch komplett an der Sache vorbei. Den meisten Bürgern geht eines völlig ab: das Wissen darum, wie Wissenschaft geht und welche Aufgabe sie. Menschen, die eine Erklärung damit kontern, dass sie nicht wüssten, was ihnen das Wissen jetzt nützt, legen einen absurden Maßstab ans Wissen an: das hätte nützlich zu sein.
      Desweiteren legen Bürger sehr viel Wert auf ihre(!) Meinung, egal, ob die die Sache korrekt bestimmt oder völliger Mist ist. Sie sind sehr selbstbewusst und wissen sofort, dass man sie “bevormunden” will, wenn man ihre Ansichten korrigiert.

      Mehr als den Leuten erklären womit sie es zu tun haben (oder bekommen) kann man ja nicht. Aber wenn ich sehe, wie begeistert sich hier die Forenten der Frage widmen, inwiefern Kriege der menschlichen Natur entspringen und wie man damit umgeht, dann habe ich keinerlei Hoffnung, dass man den anstehenden Krieg gegen Russland abwenden kann.

    4. “Deine Vorstellung, dass die Leute glauben, weil sie gehorchen wollen ist nicht nur kontrafaktisch sondern geht auch komplett an der Sache vorbei. (Im-Vertrauen)

      Das ist keine Vorstellung, ich weiß es. Lustigerweise gibt I-V im eigenen Faden hierunter ein Beispiel (die Brutkastenlüge), in dem er dieselbe “Vorstellung” illustriert, die er bei mir “kontrafaktisch” nennt. Ohnehin knallt er da regelrecht durch, indem er beim Thema “Glauben” analoge falsche Abstraktionen anschleppt, wie die, die er beim Thema “Krieg” korrekt zurück weist, als käme es nicht auf Gegenstand und Inhalt eines Glaubens an (“Stellung zur Natur”, “ungeprüft übernehmen”). Mit sowas und dem priesterlich-elitären-autoritären Anspruch und Gehabe des vorgeblichen “Wissenschaftlers” werde ich mich nicht aufhalten.

      Das nimmt nicht weg, daß ich meinen kritisierten Satz nicht zureichend begründet habe, und das war kein Fehler, sondern es fehlt dazu noch eine komplette Abteilung, nämlich die der falschen Trennung und Entgegensetzung von “Individuum” und “Gesellschaft”, die, wie es grad genehm ist, mal das eine zum Subjekt gegen die andere, mal die Letzte zum Subjekt des Ersteren ernennt, jedenfalls aber beide zu Subjekten, gewöhnlich mit dem Wort “System”.

      Dann der Zusammenschluß mit den bereits geschriebenen Teilen, d.h. die Darstellung ihres inneren (i.e. begrifflichen) Zusammenhanges und die Begründung meines Satzes sollte mathematisch abgeschlossen sein. Dazu komme ich heute nicht mehr.

    5. PS: Immerhin kann ich zur Überleitung ja schon mal sagen:

      Das Eigentümliche der Wortmeldungen, die sich auf Individuum vs. Gesellschaft resp. Kultur vs Natur einlassen, besteht doch darin, daß sie beliebige vorstellig gemachte konkrete Kriegsgründe, Kriegsrechtfertigungen gelten lassen, so lange da nur irgendwie “tiefere” und “eigentliche” um- oder übergreifende Gründe unterzubringen gehen – aus ihrer Sicht zumindest.

      Auf der Basis kann ich dann auch schon polemisch hinsagen: Das ist alles gelogen.
      Das ist vielmehr die Art und Weise, wie diese Modelle Kriege rechtfertigen, indem sie sich zugleich von ihnen distanzieren.

      Das kann man an den einzelnen Wortmeldungen zeigen.

    6. Deine Erklärung ist aber auch nur halb fertig. “Die Leute glauben, weil sie gehorchen wollen.” Aber warum wollen sie gehorchen? Ihre Rechtfertigung ist ja nicht ihr wahrer Grund. Der Grund ist ihr Nationalismus. Die Parteilichkeit für ihre Nation ist der Ausgangspunkt ihres Denkens, dem sie ihre Urteile unterwerfen und da nehmen sie die moralischen Rechtfertigungsangebote der Medien an, die sagen, dass wir die Guten sind, weil Putin einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begonnen hat.

      Ihr behandelt einfach “die Gesellschaft”, die euch im Kriegs- und Gehorsamsverlangen entgegen tritt, als Naturbedingung eures Daseins.

      Notwendig falsches Bewusstsein.

      Kriege kommen halt wie Gewitter, und man weiß, irgend wann gehen die auch vorbei. Und das ist kein bisschen verkehrt.

      Beides ist verkehrt. Kriege kommen nicht wie Gewitter. Die werden aus imperialistischen Gründe bewusst herbeigeführt. Und sie gehen bloß vorbei für die Überlebenden und das ist nach dem Dritten die Minderheit. Zu behaupten, die gingen vorbei wie ein Gewitter ist purer Zynismus.

      Kriege zu untersuchen um den allgemeinen Grund für Krieg herauszufinden, ist ein Fehler, weil eine falsche Abstraktion gemacht wird. Der Krieg, den Israel in Gaza führt unterscheidet sich von dem Krieg in der Ukraine. Zwei Kriege und zwei unterschiedliche Gründe.

      Du hast das ja selbst aufgebracht als Konter gegen Two Moon. Ich halte das für einen misslungenen Konter gegen die Ansicht Kriege würden irgendwie von Menschen kommen. Der richtige Konter heißt (wie ich oben im Thread gegen Zweimond erläutert habe, dass die Subjekte von Kriegen Staaten sind und nicht Menschen. Dass Menschen die Urheber von Kriegen sind, ist bei kurzem nachdenken völlig absurd. Da muss man schon Staatenlenker als Vertreter der Menschheit betrachten, statt als Vertreter ihrer Nation.

      Man kann das aber schon machen, den allgemeinen Grund für Kriege herauszufinden. Bloß darf man halt dann nicht den Anspruch haben, dass einem der allgemeine Grund bei der Bestimmung des Grundes eines bestimmten Krieges sehr viel weiterhilft. Der allgemeine Grund ist nicht so schwer zu ermitteln. Er besteht darin, dass Staaten als die Gewalt ihrer Gesellschaft gegeneinander konkurrieren. Es geht um die exklusive Verfügung über Reichtumsquellen, die andere gesellschaftliche Gewalten von ihrer Verfügung ausschließt. Das erscheint dann als Sicherung eines staatlichen Territoriums. Die exklusive Verfügung schließt andere Staatsgewalten und deren ökonomische Subjekt von der Verfügung über Reichtumsquellen aus. Also ist die Sicherung der Reichtumsquellen überhaupt der Grund warum es diese Gewalt überhaupt gibt und warum die Gesellschaften, die sie alimentieren diesen überhaupt zustimmen und sie wollen. Die exklusive Verfügung über Reichtumsquellen ist die Voraussetzung ihrer ökonomischen Tätigkeit. Der allgemeine Grund für Kriege ist also die Existenz von Staaten als gesellschaftliche Gewaltsubjekte die die Verfügung über Reichtumsquellen gegen ihresgleichen sichern und auch zu erweitern versuchen.

  39. Glaube, Unwissen, Wissenschaft und Wissen.

    Um es kurz zu machen: man kann Wissenschaft betreiben und trotzdem die Sache nicht korrekt bestimmen. Das so erlangte Wissen ist verkehrt, aber kein Unwissen im eigentlichen Sinne. In den Naturwissenschaften korrigiert man bisherige Theorien, verwirft sie vielleicht auch komplett und stellt neue Theorien auf, die zwar den Anspruch erheben, ihren Gegenstand zu erklären, aber auch manch (gewusste) Lücken aufweisen.
    Als Beispiel mag hier die Quantentheorie illustrieren, wie man durch eine Entdeckung (1905 durch Max Planck) einen komplett neuen Zweig der Physik eröffnete und das obwohl die bisherige Physik ja nicht auf Glauben basierte.
    Glaube ist die willentliche Stellung, die man zur Natur einnimmt. In früheren Zeiten gabs die sog. Naturreligionen, die man so nennt, weil sich die Menschen natürliche Phänomene “erklärt” hatten, indem sie die den Göttern zuschrieben. Blitz und Donner oder Regen passierten, weil ein Gott es so wollte. Und man selber versuchte Einfluss auf die Götter zu erlangen, indem man sie mittels Opfergaben gnädig stimmen wollte.

    Dass die meisten Bürger “glauben”, was ihnen die Politik erzählt, ist nochmal etwas anderes. Hier werden Urteile/Aussagen ungeprüft übernommen. Das mache ich gelegentlich auch, insbesondere, wenn es Fachbereiche geht, in denen ich mich zu wenig auskenne, um überhaupt eine Prüfung vornehmen zu können.

    Nehmen wir als Beispiel die Brutkastenlüge. Eine vermeintliche Krankenschwester darf vor Politikern von den angeblichen Gräueltaten berichten, die sie als Augenzeugin gesehen hätte. Diese Schilderung wurde ungeprüft weiterverbreitet.
    Letztlich war die gefakte Story nur das Material für ein ohnehin feststehendes Urteil. Man wollte der Geschichte Glauben schenken, weil man so einen prima Titel für die geplante militärische Intervention präsentieren konnte. Hier ändert eine Enthüllung, dass die “Krankenschwester” gelogen hatte überhaupt nichts. Diejenigen die bereit waren ihr Glauben zu schenken, waren vielleicht enttäuscht, aber nicht weniger bereit den Irakkrieg zu befürworten.

    Generell ist es aber m.E. der einzige Weg, den Menschen aufzuzeigen, dass sie nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren haben, wenn sie für die eine oder anderer Seite Partei ergreifen. Der “Russische hacker” macht denselben Fehler wie “Ottono” oder “Naturzucker”.

  40. Warum Kapitalisten irren, wenn sie glauben, Krieg würde ihnen und ihrer Klasse helfen.

    Nach wirklich verheerenden Kriegen war die Bilanzsumme aller Kapitalisten niedriger als zu Beginn und auch das Geschäftsmodell wurde teilweise hinterfragt.
    Zweifelsohne kann ein einzelner Kapitalist am Ende eines Krieges reicher als zu dessen Beginn sein.
    Aber dieser Umstand ist nicht die Regel, sondern vielmehr eine Ausnahme.
    Insbesondere dann, wenn der Krieg auch wirklich bei jedem Kapitalisten stattfindet und damit Abschreibungen auf zerstörte Aktiva eher die Regel als die Ausnahme darstellen.

    Warum angeblich Linke diesen Umstand nicht aufgreifen und stattdessen dumme Parolen unreflektiert nachgrölen, kann nur in einem eklatanten Fehlen linken Verständnisses beruhen. Denn ein gebrauchter Verstand negiert diese Tatsache nicht, sondern operiert vielmehr damit.
    Das heißt nicht, dass Kriege auch aufgrund von Profitkalkülen herausgefordert bzw. geführt werden. Nur wirkt das in aller Gänze nicht nur suboptimal, sondern tendenziell kontraproduktiv.
    Das gilt es, in die Gehirne progressiver Menschen aktiv zu verankern.

    1. Es geht hier nicht um einzelne Kapitalisten. Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass der Kapitalismus eine Entwicklung hin zum Monopolkapitalismus durchlaufen hat. Dann verschmolzen Industrie -und Bankkapital zum Finanzkapital.
      Und wen entlarvte G. Dimitroff als Verursacher des Faschismus? Eben.

  41. Ich versuche das hier mal zusammenzufassen.
    Alle neuzeitlichen Kriege, resultieren aus dem Bestreben unterschiedlicher Blöcke der herrschenden Klasse ihren Besitzstand zu mehren, oder zumindest nichts davon abgeben zu müssen.
    Die Gründe, die sie uns dafür weißmachen wollen sind durchaus vielfältig.
    Wie z.B. Ideologisch und meist auch religiös verbrämte Moralitäten, die natürlich vice versa uns suggeriert werden soll, auf der richtigen (natürlich der guten Seite) zu stehen und irgendwelche (regelbasierten) Werte zu verteidigen.
    Seit dem Frühjahr 2020 haben die uns den Krieg ganz offen angetragen, ohne das es die Masse überhaupt bemerkt hat, weil sich auch die Parameter der Elite, hinsichtlich der Dringlichkeit gewisser Fakten nachhaltig verschoben haben.
    Ihr denkt jetzt sicher an den Klimaschutz, aber nein, weit gefehlt.
    Es geht schlichtweg darum, das die herrschende Klasse oder Elite, einfach nicht mehr die verbliebenen Ressourcen zukünftig mit und teilen möchte.
    Der Krieg hieß eigentlich schon immer “reich gegen arm”!
    Und da spielen alle Blöcke dasselbe Spiel, mit etwas unterschiedlichen arten der Umsetzungen.
    Es geht um die Aufteilung der noch verbliebenen Ressourcen..nichts weiter und wir sind der Spielball.
    Alle Großmächte, sind in ständiger systemimmanenter Konkurrenz dem kapitalistischen Verwertungsprozess unterworfen.

    1. Vielleicht kümmerst du – und deine zahlreichen “Genossen” hier – dich mal darum, was “der Fall ist”?

      Der eine Fall sind z.b. die Ankündigungen und Begründungen aus der Trump-Mannschaft, die darauf hinaus laufen, den Krieg “abzusagen”, weil er nur Verluste einbringt. Soll man letzteres in der Biden-Administration nicht gewußt haben? Prominente aus den eigenen Reihen haben es ihnen vorerzählt, vor zwei Jahren schon!

      Der andere Fall: Die EU macht genau das Gegenteil, sie bilanziert die horrenden Verluste bis dato plus diejenigen, die sie allen Wirtschaftssubjekten noch abzuverlangen gedenkt, als eine Kost, die jedermann von (fast buchstäblich) Gott und Teufel abverlangt ist, wenn er, resp. sie, die EU, nicht untergehen wolle.

      Mit anderen Worten:
      Hör auf, rumzuspinnen.

      1. Ohne den Kapitalismus hätten wir keinen Krieg!
        Was ist denn daran so schwer zu verstehen?
        Denn, wenn niemand mehr eine derartige Kapitalakkumulation betreiben kann, sich also durch ein gerechtes, zum Wohle der Menschheit, kooperatives, anstatt von Konkurrenz getriebenes System gewirtschaftet wird gäbe es keine Kriege mehr.
        Die wollen uns töten, vergesst das nicht, das ist das Ziel der herrschenden Klasse.

        1. Und ohne Atmosphäre gäbs keine Menschheit und infolgedessen auch keinen Krieg.
          Es ist ist eine Bedingung, aber kein Grund.

          Du müsstest schon ausführen, warum dieser Krieg wegen dem Kapitalismus geführt wird. Das wirst du aber nicht schaffen, denn an jeder Stelle wirst du darauf stossen, dass es zwar Kriegsgewinnler gibt, insgesamt der Krieg aber eine einzige Vernichtung von Reichtum ist.

          1. Im Krieg geht es um die Erhaltung des Besitztums der Reichen, bei gleichzeitiger Eindämmung der Rechte der Armen, durch Vernichtung der Güter derselben.
            Das ist der Krieg des Kapitalismus der zyklisch unumgänglich uns widerfährt, weil ab einem gewissen Stadium der Mehrwert nicht mehr erbracht werden kann.
            Geld, ist kein Reichtum wie oft denn noch?
            .

    2. @ Pablikman

      Sie schreiben …

      “Der Krieg hieß eigentlich schon immer “reich gegen arm”!”

      Nö.
      “Krieg” kommt von “kriegen”.
      Das sagt doch alles!
      Wer nicht hat, was er haben will, der fängt Krieg an.
      Es muss ja nicht immer der große Schießkrieg sein.
      Und es sind selbstverständlich nicht prinzipiell die Reichen, die immer anfangen.

      Auch Revolution ist Krieg. Die Revolutionäre wollen was kriegen.
      Jede Räuberbande, jede Mafiagang führt auf ihre Weise Krieg, denn sie wollen etwas kriegen, was ihnen nicht gehört.

      1. Revolutionäre wollen sich in erster Linie immer von den Machthabern befreien.
        Das ist die primäre Intention…und ja, natürlich ist das auch Krieg, aber halt als Antwort auf die Machtbedürfnisse der herrschenden Klasse.
        Wie schon erwähnt, geht es immer um Besitzstandswahrung derselben und um nichts anderes.

  42. Nach – gefühlt – 2000 Kommentaren jetzt ich auch noch? Na gut, also:
    Hab ich was überlesen, oder wird das Phänomen der Empathie, eine uns physiologisch verliehene Eigenschaft (Spiegelneuronen im Cortex), von niemand erwähnt? Diese angeborene Fähigkeit des Mitleidens kann natürlich von außen beeinflußt bzw. zerstört werden, wie meine Vorgänger-Kommentatoren in beeindruckender Ausführlichkeit darlegten, aber zunächst mal: sie ist einfach da!

    1. Was genau wollen Sie mit Ihrem äußerst knappen Kommentar eigentlich ausdrücken ?
      Wenn Sie schon die Physiologie (bzw. eigentlich eher die Anatomie, denn es handelt sich hierbei um eine Struktur) hervorholen wollen, dann sollte vielleicht auch noch der Amygdala-Komplex (als sogenannter Feuermelder oder Alarm-System) Erwähnung finden. Denn der kann der besagten Empathie einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen. Genauso wie der Präfrontal-Kortex. Als ein Ort der bewußten Entscheidungsfindung. Der Thalamus ? Als sogenanntes “Tor zum Bewußtsein” ? Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse ?
      Nebst zahllosen (und zum Teil noch unerforschten) Verbindungen untereinander ?
      Das könnte man natürlich auch noch endlos fortsetzen. Aber wenn wir mal die ganze Anatomie und Physiologie außen vor lassen : vieles im Leben hat auch schlicht mit einer Entscheidung zu tun (ohne dies direkt bewerten oder auf die Suche nach den Gründen gehen zu wollen). Und diese hat halt entsprechende Auswirkungen.
      Wobei wir direkt beim Dilemma sind : wenn z.B. ein Mensch in seiner Kindheit wenig Zuwendung, Vernachlässigung, vielleicht sogar Mißbrauch o.ä. erfahren hat, wird er nicht nur wenig Vertrauen in seine sogenannten Mitmenschen entwickeln können, sondern auch ggf. zur Empathie nur rudimentär (wenn überhaupt) fähig sein. Und das ist etwas, was wir m.E. seit zig Generationen erleben. Unterstützt von einem System, das dem wirklichen Potenzial des Menschen nicht nur noch nie gerecht worden ist, sondern dieses auch gar nicht will.

  43. Wenn man bürgerliche Wissenschaft, Konfliktforschung und Entwicklungshilfe kombiniert kritisieren möchte, dann vielleicht noch anhand dieses Beispiels:

    Der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRK), Jan Egeland, wirft der internationalen Gemeinschaft vor, die dramatische humanitäre Krise im Sudan zu vernachlässigen. Dies sei “wirklich empörend”, sagte der Leiter der Hilfsorganisation. Die humanitäre Krise im Sudan sei “größer als die (Krisen in der) Ukraine, Gaza und Somalia zusammen (…) 24 Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel. Wir erleben einen unerbittlichen Countdown hin zu Hungersnot, Verzweiflung und dem Zusammenbruch einer gesamten Zivilisation.”

    Rechte, die sonst überall „Whataboutism“ wittern, verweisen neuerdings gerne auf den Sudan, ein Land, das ihnen genauso wie der dortige Krieg, dessen Vorgeschichte und seine Hintergründe sonst am Allerwertesten vorbeigeht. Der Sudan hat rund 50 Millionen Einwohner. Natürlich ist die reine Zahl der Betroffenen dort größer als in Gaza (zwei Millionen). Oder auch im Donbass. Doch was sagt es uns sonst aus? (Das Moralin lassen wir mal außen vor.)

  44. In Schweden hat die Regierung eine Broschüre für die Bevölkerung rausgebracht, um sie auf den kommenden Krieg einzustimmen.
    Mit Hinweisen welche Vorräte man sich zulegen soll.
    was ich witzig finde. man soll für mindestens eine Bargeld haben.
    dabei ist Schweden Vorreiter in der Bargeldabschaffung.
    ein Kollegen hat dort mal urlaub gemacht , hatte sich Kronen besorgt.
    hat null davon gebraucht.

    1. Sowas hat das BBK in Teutschland doch schon vor Jahren hier herausgegeben.

      Und – haben Sie die 0,357 kg Fette und Öl in Ihrem 10-Tages-Vorrat?

      Von Bargeld war in dem PDF freilich keine Rede oder ich habe es übersehen…

      1. Ich neige grundsätzlich zum “preppen”, momentan eher oberflächlich.
        Aber nicht wegen den Russen oder wegen Krieg.
        Sondern wegen unserer Politiker und des grün-rot-wokem Mainstreams, die daran ganz konkret arbeiten das Land kaputt zu machen.

        Grundsätzliche Notfallvorsorge find ich schon ok. Und das ist die Broschüre die Sie verlinken.
        aber die Broschüre in schwede fokussiert wohl direkt auf Krieg mit _Russland.

        1. Ich habe nichts gegen grundsätzliche Notfallvorsorge, betreibe selber welche. Ich habe die Broschüre verlinkt, weil Punkte von Ihnen wie “Mit Hinweisen welche Vorräte man sich zulegen soll” auch in ihr vorkommen.

          In Deutschland begann die Militarisierung und Ausnahmezustandsverhängung eben nicht erst gestern oder 2022. Es gibt bei denen zudem auch Broschüren und Kampagnen, die in die Richtung Schwedens zeigen.

          PS: Was für ein “grün-rot-wokem Mainstream”? Die drei sind allesamt rechts, an denen ist nichts grün, nichts rot und schon gar nichts links. Link und woke mögen sie sein.

  45. Während die Bandbreite der Kriegsgründe in der aktuellen Propagandaschlacht zwischen dem Teufel Putin, Großmachtstreben Russlands, Verteidigung von Demokratie, Erhaltung der Weltvorherrschaft des Westens und dem hohen Naturalwert der Ukraine (fruchtbarste Böden der Welt, große Vorkommen an Rohstoffen wie u.a. Lithium) je nach Parteiposition schwankt, hatte sich Hans-Peter Waldrich in seinem Artikel auf die im Menschen angelegte Gewaltbereitschaft versteift, die es in der Altsteinzeit so noch nicht gegeben hat und erst in der Jungsteinzeit, durch die gesellschaftlichen Verhältnisse der Sesshaftigkeit erst entstanden seien.
    Was die gesellschaftlichen Verhältnisse der Sesshaftigkeit mit Gewaltbereitschaft und Krieg zu tun haben, klärt Waldrich nicht auf, sondern verengt seinen Ausblick stattdessen auf die Verletzlichkeit der menschlichen Psyche und der daraus folgenden Kränkung und Gewalt, die man durch die Vermeidung von „Ausgrenzungen und Abwertungen .. im menschlichen Zusammenleben“ reduzieren müsse, um Kriege zu vermeiden. Dass dadurch Kriege zu vermeiden sein sollen, „belegt“ Waldrich nur durch einen Salto mortale auf die Ebene von Völkern und Nationen, bei dem alle relevanten, spezifisch gesellschaftlichen Kriegsursachen auf der Strecke bleiben (materieller und systemischer Art, insbesondere die inneren Ungleichheiten zwischen den Menschen und die Störung des Gleichgewichtes mit den lebensnotwendigen inneren Naturbedingungen betreffend) – daher Salto mortale.
    Um nicht den Menschen an sich, also Jedermann für Kriegstreiberei und Kriege verantwortlich zu machen, wo es doch offensichtlich sehr viele Menschen gibt, die keinen Krieg befürworten, diesen sogar kategorisch ablehnen, haben einige Kommentatoren (Altlandrebell, Prosecco, Two Moon u.a.) mit einer stärkeren Differenzierung zwischen gesellschaftlichen und individuellen Determinanten geantwortet, die jedoch in der Frage, wo anzusetzen wäre, um auf längere Sicht Kriege unattraktiv oder ganz unmöglich zu machen, bisher nicht über die dualistischen Antworten (entweder Gesellschaft oder Individuum) der 18. Jh. Aufklärung hinausgelangt sind.
    Daran ändert auch das Bemühen der Schriften von Erich Fromm nichts, denn Fromm knüpft, vor allem in seinem Hauptwerk „Haben oder Sein“, wie letztlich auch Waldrich, hinsichtlich der Beziehung Individuum-Gesellschaft an die Position von Rousseau an, die den Menschen zwar potentiell für gut und friedlich befindet, was jedoch verlangt, dass er durch die Gesellschaft nicht schlecht gemacht, sondern in seinen positiven Anlagen zu einem eigenständigen und vernünftigen Leben gefördert wird. Nichts anderes schlägt Waldrich vor und auch Fromm skizziert das Lebendig-„Sein“, als Gegenpol zum entseelenden Besitzstreben, im finalen Kapitel über den „Wandel des Menschen .. zum neuen Menschen“ als „Funktion der neuen Gesellschaft .., die Entstehung eines neuen Menschen zu fördern, dessen Charakterstruktur folgende Züge aufweist:“. Diese können hier nicht alle aufgeführt werden. Um das Entscheidende dazu sagen reicht es aus, darauf hinzuweisen, dass Fromm hier nur mit Fähigkeiten und Bereitschaften der Menschen im Verhältnis zu sich und anderen argumentiert (Formen des Haben aufzugeben, sich bewußt zu sein, fähig und bereit zu sein … usw. usf.), indem er alle Idealismen und Positivwerte versammelt, die es seit der Aufklärung als dem Menschen wichtige Werte gibt (Selbstvertrauen, Liebesfähigkeit, Persönlichkeitsentfaltung usw.).
    Da das „Sein“ bei Fromm, als Gegenpol zum „Haben“ nur anhand von Fähigkeiten und Tugenden beschrieben wird, die der Mensch als Folge der gesellschaftlichen Förderung ausbilden sollte, beißt sich auch bei ihm, wie bei Rousseau die Katze in den Schwanz: Entscheidend ist die Gesellschaft und die durch sie erfolgende Erziehung der Staatsbürger zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft. Entscheidend ist die Gesellschaft, also eine Weichenstellung des Machbaren zugunsten der Determinante Gesellschaft gegen die Determinante Mensch, die bereits in der französischen Revolution zum Staatsterrorismus führte. Und heute führt die von der Politik und der soziologischen Systemtheorie (Luhmann), beanspruchte Vorherrschaft des Systems über das Mängelwesen Mensch, zur Zeitenwende und der fortlaufenden Einschränkung menschlicher Grundfreiheiten, bis hin zum totalitären Übergriff auf die Physis der Menschen in Form der Impfplicht und die Erklärung von Stärke und Krieg als Voraussetzung für Frieden.
    Was ist falsch an der Position von Rousseau, Fromm, Waldrich u.a., die sagen, dass man erst andere gesellschaftliche Bedingungen, also ein anderes System schaffen müsste, um friedlich sein zu können, oder, wie es Adorno verlangte, als er den Spruch vom Stapel ließ, „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, der jeden hedonistischen Opportunismus der 68-Bewegung bis heute – wie einige Kommentatoren erkennen lassen – legitimierte?
    Falsch ist die dadurch erfolgende Ermächtigung einer fiktiven Größe (Gesellschaft, richtiges Leben), die keine menschlichen –physisch-geistige- Eigenschaften hat, zur Herrschaft über die Menschen, ohne dass diese Größe in ihren guten, richtigen und förderlichen Eigenschaften beschrieben wird bzw. je werden könnte. Oder haben etwa Rousseau oder Adorno die gute Gesellschaft bzw. das richtige Leben skizziert?
    Die zur Verteidigung des Menschen als geistvolles physisches Lebewesen unerlässliche Gegenposition ist die absolute Behauptung und Verteidigung der individuellen menschlichen Existenz und deren Erfordernisse und Möglichkeiten als Basis der Gesellschaft, von Demokratie und einem richtigen Leben.
    Das aber ist nur möglich, wenn wir eine dritte Determinante in die Diskussion hineinnehmen, die Natur, die Ökosysteme, die Biosphäre, ohne die, wie man immer deutlicher spüren kann, auch das menschliche Leben nicht möglich ist. Es muss der Krieg gegen die Natur, gegen die Zerstörung der Ökosysteme für neue Techniken, Energiesysteme, Infrastrukturen und transhumane Bedürfnisse beendet und die Natur von jedem Einzelnen als Partner für ein lebendiges, lebensförderndes Sein akzeptiert werden. Native Gesellschaften können dies. Sie vermeiden deshalb die Akkumulation von Vorräten bzw. anderen Besitztümern, die sie meist, nach bestimmten Zeitabschnitten an die Gemeinschaft verteilen. Da gäbe es viel zu lernen, um der Wachstums- und Rüstungswirtschaft allmählich das Wasser abzugraben – in den Haushalten, Kommunen, Städten und Regionen.
    Für die These, dass Kriege mit dem Sesshaftwerden der Menschen im Neolithikum begonnen hätten, spricht sehr vieles, weil das Sesshaftwerden, durch die Erlangung einer erhöhten Lebenssicherheit und Fortpflanzungsrate den Turbo einer Gesellschaftsentwicklung auf Kosten der eingegrenzten Ökosysteme gestartet hat, deren Erschöpfung zur kriegerischen Expansion zwang. Da half kein Handel, da alle Gesellschaften das gleiche Ressourcenerschöpfungsproblem hatten. Rousseau bedauerte es, dass niemand die Pfähle ausriss, denn dann hätte der Wilde wild bleiben können. Aber Rousseau übersah den großen Überlebensvorteil der Sesshaften und er übersah, dass Gesellschaften nur mit der Ausbeutung der Natur bis zur ihrer Erschöpfung wachsen und sich über die Menschen erheben konnten.
    Heute geht es nicht um die Rückkehr zum Nomadentum, obwohl dieses mit dem Tourismus als positive Seinsform zurückgekehrt scheint.
    Heute geht es darum: Den Überlebensvorteil sesshafter Lebensweise bewahren und nutzen, um die heimischen Natursysteme zu fördern, die uns alles Notwendige zum Leben, einschließlich der Freude an der Natur, liefern und deren Ressourcenproduktivität Kriege a la long überflüssig macht.

    1. Danke für den ausgezeichneten Überblick! Ich finde Ihre Ergänzung in dieser Debatte sehr wichtig. Der Respekt vor der Natur und der Biosphäre und die damit einhergehende Dankbarkeit und Demut haben auf jeden Fall eine pazifistische Energie. Ich denke, dass viele Menschen das auch spüren. Das würde allerdings bedeuten, dass wir uns vom Industrie-Kapitalismus und Konsumismus total verabschieden. Es wäre ein Paradigmawechsel vom “produzierten Überfluss” zur “geschenkten Erfüllung”.

  46. @Thomas Gruen

    “Das ist keine Vorstellung, ich weiß es. Lustigerweise gibt I-V im eigenen Faden hierunter ein Beispiel (die Brutkastenlüge), in dem er dieselbe “Vorstellung” illustriert, die er bei mir “kontrafaktisch” nennt. Ohnehin knallt er da regelrecht durch, indem er beim Thema “Glauben” analoge falsche Abstraktionen anschleppt, wie die, die er beim Thema “Krieg” korrekt zurück weist, als käme es nicht auf Gegenstand und Inhalt eines Glaubens an (“Stellung zur Natur”, “ungeprüft übernehmen”). Mit sowas und dem priesterlich-elitären-autoritären Anspruch und Gehabe des vorgeblichen “Wissenschaftlers” werde ich mich nicht aufhalten.”

    Ganz schön arrogant, aber was soll es.

    1. die Brutkastenlüge war ein Titel, an den muss man nicht glauben, wenn man ihn verwenden will.
    2. Das Publikum, dem diese Lüge erstmals präsentiert wurde, bestand aus Politikern, die über Kriege entscheiden, die fallen also nicht in die Kategorie Gehorsam, sondern in die Kategorie Befehle erteilen.
    3. das Publikum, dem die Brutkastenlüge anschließend präsentiert wurde, will nicht “gehorchen”, sondern seine (weitestgehend) feststehenden Ansichten bestätigt sehen.

    Oder anders gesagt, die Brutkastenlüge wurde bereitwilligt geglaubt, weil sie zu der eigenen/herrschenden Moral passt. Die wird zwar durch solche Bebilderung bestärkt, ist aber auch Voraussetzung dafür, dass man solches Material ohne weitere Prüfung hinnimmt.
    Mit “gehorchen wollen” hat das alles nichts zu tun. Feindbildpflege ist der passende Begriff. Man liefert das Material für das Feindbild, welches schon vorab vorhanden sein muss, damit es überhaupt funktioniert. Und die ständige Feindbildpflege resultiert beim so betreuten Bürger in der Bereitschaft auch gröbere Übergänge zu machen, die er ansonsten so eher nicht machen würde. Man braucht schon einen “guten” Grund um auf wildfremde Menschen zu schießen, die vernichten zu wollen etc.. Mit dem Feindbild hat der Bürger den “guten” Grund, er sieht sich und seine Sittlichkeit angegriffen.

    1. Das pikante an der Brutkastenlüge war ja auch, dass jeder halbwegs integre Journalist schon anhand der genannten Zahlen spielend hätte widerlegen können, dass so etwas stattgefunden haben könnte. Nirgendwo auf der Welt gibt es 120 Brutkästen für Frühgeborene in einer Station. Im ganzen Großraum Los Angeles gab es zu dieser Zeit insgesamt 50. Ähnlich verhält es sich mit dem völlig unprovozierten Einmarsch der Russen in die Ukraine – abgesehen von allen anderen Provokationen muss jedem Journalisten, der sich mit diesem Thema beschäftigt, die OSZE-Mission bekannt gewesen sein. Und eben das Datum, zu dem dort über eine signifikante Zunahme der Bombardierung abtrünniger Gebiete berichtet wurde, wurde auch von Joe Biden als Stichtag genannt. Q-Jorn.

  47. @all
    Vielen Dank an alle hier beteiligten Kommentatoren. Auch wenn ich natürlich nicht allem zustimme (und einigen sogar vehement widersprechen würde), so war dies für mich trotzdem eine ausgesprochen spannende Diskussion mit vielen interessanten Gedankengängen.
    Siehste, geht doch…😉

      1. Ganz ehrlich: Machen Sie sich doch wegen so was keinen Stress!

        Schreiben Sie einfach, wenn Sie Zeit haben und verlinken Sie das Ergebnis. “Hier, für Interessierte, habe ich noch bei dem Artikel XY die versprochene Antwort gepostet…”

        Die Leserschaft wird das schon erreichen.

  48. “Kriege: Was sind die Gründe unserer Friedlosigkeit?”

    Das ist einfach: asoziale und irre Menschen haben mehr Einfluss und Wirkung als anständige Menschen. Und das liegt an unserem “Recht” das das so als _legal_ (legalisiert, zu Recht gemacht) eintütet und mit Gewalt und gegen die Interessen aller durchsetzbar macht.

    Was kann zB das für eine “Demokratie” sein bei der die “Volksvertreter” alles andere machen als den erkennbaren Mehrheitswillen durchzusetzen – und die Medien das als normal bzw. unvermeidlich darstellen.

    1. Weil das immer passiert wenn man auf Nationalstaaten setzt.
      Nur die Anarchie bieten dem Volk Frieden und Selbstbestimmung.
      So lange ihr alle nicht begreift, das man aus Geld nicht mehr Geld machen kann ohne den Bürgern zu schaden und das die Banker, Versicherungsfuzzies und alle sonstigen Bürokraten nicht dem Wohle der Menschheit dienen, brauchen wir gar nicht weiterschreiben.
      Kapitalismus, ist ungerecht und das führt zyklisch immer in den Krieg.
      Das sollten wir endlich mal begreifen.

          1. Anarchie ist Ideologie wie auch Kommunismus oder Kapitalismus. lass mich mit _Idiologien_ bitte in Ruhe.
            Ideologien dienen dazu, Großschwätzern und Intriganten Betätigungsfelder zu eröffnen.
            Es ist für mich unterm Strich bedeutungslos ob ich von einem Kapitalisten, von einem Diktator, von einem KP-Funktionär oder einem Blablabla-Anarchisten bedrückt und ausgebeutet werde.

            Jeder, der anderen Menschen eine Ideologie überstülpen will, also eine bestimmte Denkweise vorschreibt, ist ein Menschenfeind.

            Es gibt nur eine Freiheit: die Freiheit über sich und sein Leben zu entscheiden. Und diese Freiheit ist nur in konkreter Demokratie möglich. Alles andere will über mich in irgend einer Form bestimmen, ja, mein Denken verbiegen, meine Würde rauben, meinen Anstand untergraben.

              1. Genau da liegt der Fehler:

                dass man Anarchie irgendwie verstehen müsste.

                und das heißt nichts anderes, als das ich das dumme Geschwätz von irgendwelchen selbsternannten Schlaubergern fressen soll.

                Und nachher sitzt man da, und wird von irgendwelchen Oberanarchisten rumkommandiert und rumgeschubst.

                Warum müssen immer alle irgendwelchen IDIOLOGIEN nachrennen?

                Wir brauchen kein andere IDIOLOGIE sondern Selbstermächtigung und Selbstbestimmung, und das bietet einzig und alleine die konkrete, echte, reale

                Demokratie = Selbstbestimmung in der kooperierenden Gemeinschaft.

  49. Schon diese Formulierung “Was sind die Gründe unserer Friedlosigkeit” entlarvt den Autor als bürgerlichen Demagogen. ICH bin nicht friedlos, und die Mehrheit der BRD-Bevölkerung sicher auch nicht.
    Die Verantwortung für die derzeitige Kriegstreiberpolitik soll also wiedermal auf uns, das Volk, abgewälzt werden. Dabei ist doch offensichtlich, wer die Profiteure sind.Na dann, Prost Mahlzeit! Und guten Rutsch in den 3. Weltkrieg!

      1. Das ist ja auch der Sinn all dieser Art von Texten: nicht die Konzerne, Milliardäre, Wirtschaftsmonopole und Konglomerate, die Profitmaschinen, die Erd-, Natur-, Tier- und Menschausbeuter und ihre Papppolitiker und Propagandatruppe wären für irgend etwas verantwortlich – sondern immer nur wir, mit unserem Null-Einfluss, unseren puren Überlebensbemühungen, unserer fast völligen Einflusslosigkeit auf die großen Zusammenhänge und Material-, Geld- und Energieflüsse.

        Die asozialen egomanischen Erdzerstörer haben natürlich Null und Nichts für irgend etwas Verantwortlichkeit – immer nur die Kleinen, immer nur wir, immer nur die, die arbeiten und für das pure Weiterleben schaffen. Das zieht sich durch die gesamte moderne, oft “linksgrüne”, klima- und genderbewegte Politik. Es ist sowas von zum kotzen, vor allem weil uns deren Würgmedien das tagtäglich aufs Auge und Ohr knallen.

        Es ist nur noch die pure Vergewaltigung der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Und auch hier wird das mitbetrieben.

  50. Wichtig ist, zu verstehen, dass uns unsere angebliche Friedlosigkeit eingeredet wird.

    Hollywood, das ganze Science-Fiction- und Fantasy-Genre, bald alle Utopien arbeiten mit der Meme der angeblich zu Friedfertigkeit unfähigen Menschheit.

    Dass nur 1% der Menschen unheilbar friedlos sind – und dieses 1% aber uns “full spectrum” dominiert – das wird rundweg verschleiert und ignoriert.

    Die Frage ist also, warum 99% der arglosen und friedfertigen Menschen sich von 1% asozialen, egomanischen Irren bestimmen lassen. DAS ist eine gute Frage!

    1. Weil wir die herrschende Klasse haben machen lassen
      Es fing Anfang der 80er mit abebbenden Startbahnprotesten, und mit der aufkommenden “Political-Correctness” an,

      1. So einfach ist das nicht. Es ist die wissenschaftlich unterfütterte, amoralische, vernebelnde und verdummende volle Breitseiten-Propaganda und Meinungsmanipulation – und der Glaube vieler argloser Menschen daran, dass so ein nett lächelnder Politiker im Fernsehen oder eine seriös wirkende “Moderatorin” einem doch nicht vor Millionenpublikum frech die Hucke volllügen könnte.

        Doch, das können die. Dafür sind die geschult. Das ist ein Job für den man sich geeignet gezeigt hat, für den man trainiert wurde, und für den man verdammt viel Geld einsacken kann, wenn man darin gut ist. Und das sind natürlich die, die man uns prominent vorführt.

        Es ist den meisten Menschen überhaupt nicht klar, dass eine Tagesschau – oder Heutemitwetterkarte-Sprecherin mit genau der gleichen Miene, mit der sie von einem Ereignis oder vom Wetter berichtet auch sagen könnte, dass ihre Mutter eine dreckige Hure sei. Genau das ist die Professionalität eines Sprechers: alles sagen zu können und dazu minimalistisch (das unterscheidet eine Sprecherin von einer Schauspielerin) ein Gesicht zu machen, wie es das Drehbuch vorschreibt.

  51. Ja und auch dieses irreführende und vernebelnde Geschwätz von Infokriegern hier ist auch ein Teil dessen, was zu der scheinbaren Friedlosigkeit führt: verwirrte Menschen wissen nicht mehr aus sich selbst, wie sie entscheiden und handeln sollen – und lassen sich dann führen und kommandieren. Und darum werden wir ganz gezielt unsinnig belabert und in die Irre geführt.

    Da seicht einer den ganzen Kommentarbereich wortgeschwallmäßig voll mit der eigentlich sehr kurzen Behauptung, dass Menschen angeblich nur gehorchen wollten:

    “Beide verweigern den simplen Schluß: Die Leute glauben, weil sie gehorchen wollen. ”

    Oder kurz: die wollten es doch nicht anders und man kann doch Leuten keinen Vorwurf machen, wenn sie diesen angeblichen Defekt der einfachen Menschen ausnutzen würden – so oder ähnlich läuft das hinaus.

    Was für ein widerliches Menschenbild, was für ein mieses Stück muss dahinter stecken.

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