“Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt” oder “Medien an den Rändern”

Stadtbücherei Münster. Bild: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW/ CC BY-ND-2.0

 

Wir kennen das von Zigaretten. Die Menschen sollen von Warnhinweisen und mit drastischen Bildern auf den Schachteln abgeschreckt werden, die gesundheitsgefährdenden Glimmstengel zu kaufen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen in der Öffentlichkeit nicht rauchen und Zigaretten kaufen. Eine Warnung vor gesundheitsgefährdenden Produkten ist nachvollziehbar, aber wir leben in Zeiten, in denen wir von Regierungen, Behörden und manchen oft staatlich unterstützten Organisationen vor gefährlichen Informationen, von Desinformation oder gar Information als Waffe, gewarnt und auch geschützt werden sollen. Unterstellt wird augenscheinlich, dass wir kein kognitives Immunsystem besitzen, weswegen andere fürsorglich einspringen müssen.

Online hat sich schon eingeschlichen, dass eine private amerikanische Organisation mit dem Namen Newsguard den Menschen, die mit Bing von Microsoft unterwegs sind, versichert, dass bestimmte Medien pauschal glaubwürdig seien, während anderen weniger vertraut werden kann. Die Konzerne, die Soziale Medien betreiben, stehen unter großem Druck, Inhalte ihrer Nutzer, die je nach Staat politisch anrüchig oder angeblich Desinformation sind, zu sperren.

In den USA hat sich vor allem in den Bundesstaaten mit rechten Regierungen die Praxis entwickelt, bestimmte, als gefährlich geltende Bücher aus Schul-, Universitäts- und öffentlichen Bibliotheken zu verbannen, bevor sie womöglich auch für den Verkauf verboten werden. Manchmal werden Bücher zwar gekauft, aber in zugangsbeschränkten Bereichen oder anderweitig versteckt platziert. Manchen werden auch nicht gekauft oder sie werden präventiv, bevor verboten, schon mal entfernt.

In den USA arbeitet die American Library Association mit dem Office for Intellectual Freedom gegen die Zensurbestrebungen. 2023 wurden 4240 Bücher gelistet, die aus Bibliotheken verbannt werden sollten. Oft gehen die Zensurforderungen von unten aus: „Die jüngsten Zensurdaten sind der Beweis für eine wachsende, gut organisierte, konservative politische Bewegung, zu deren Zielen es gehört, Bücher über Ethnie, Geschichte, Geschlechtsidentität, Sexualität und reproduktive Gesundheit aus den öffentlichen und Schulbibliotheken Amerikas zu entfernen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Über soziale Medien und andere Kanäle verbreiten diese Gruppen Bücherlisten an ihre örtlichen Ortsgruppen und einzelne Anhänger, die diese Listen dann nutzen, um eine Massenaktion zu starten, die die Regale einer Bibliothek leeren kann.“

“Medien an den Rändern”

Ganz anders in Deutschland der Berufsverband Information Bibliothek e. V. (BIB), der in Richtung betreutes Lesen geht und den Menschen keine eigene Urteilskraft zutraut. Da gibt es Bemühungen, selbst „umstrittene Medien“ zu schaffen, die also nicht verboten sind, sondern die man am liebsten in einen Giftschrank einsperren will. Unter der Rubrik „Medien an den Rändern“ sollen Handlungsempfehlungen für Bibliothekare gegeben werden, darunter auch, ob bestimmte Medien überhaupt gekauft werden sollen. Da stehe man „im Spannungsfeld zwischen der grundsätzlichen bibliothekarischen Berufsethik mit dem Gebot der Meinungs- und Informationsfreiheit und der Aufgabe, geprüfte Informationen und weltanschaulich vertretbare Inhalte in ihrem Medienbestand für die Bevölkerung anzubieten“. Was aber sind „geprüfte Informationen“ und vor allem „weltanschaulich vertretbare Inhalte“? Bibliotheken stünden für „Pluralismus und Weltoffenheit“, heißt es, das könnte allmählich Vergangenheit werden.

Während in den USA Bücher eher von rechts in Frage gestellt werden, stehen in Deutschland vom BIB rechte Bücher im Visier, auch wenn gesagt wird, dass „nicht nur (politische) Literatur am rechten Rand“ thematisiert werde, sondern es generell um Medien gehe, „die umstritten hinsichtlich ihrer Erwerbung sein können, vom Bilderbuch über das medizinische Sachbuch, von Musik-CDs bis zu religiös-esoterischen Publikationen“. Thematisiert bzw. problematisiert durch Kommentare der Arbeitsgruppe wurden bislang nur Bücher von rechts oder solche, die sich kritisch mit den Vorgängen um Corona auseinandersetzen. Da immer selektiert wird, ist eine Diskussion über Bücher, die manche als grenzwertig sehen, natürlich sinnvoll.

Der BIB scheint auch eher dahin zu gehen, dass randständige Bücher „kontextualisiert“ werden sollen, was durch „das Bereitstellen von Publikationen und Stellungnahmen“ geschehen könne, „die sich kritisch auf ebd. Literatur (einzelne Titel, Autor*innen, Verlage) beziehen und fragwürdige, verzerrende und falsche Aussagen einordnen, in Frage stellen oder gar widerlegen“. Man könne solche Bücher auch mit „Beipackzetteln“ versehen oder diese in Veranstaltungen thematisieren. Auffällig ist, dass das Augenmerk nur auf „rechte Bücher“ gerichtet wird, es wird lediglich gesagt, dass man das Vorgehen auch „auf andere ‚Medien an den Rändern‘ übertragen“ könne.

Nun könnte man fragen, wer welche Inhalte und Bücher dem „Rand“ des geduldeten Fensters als „umstritten“ zuschreibt und wer die Kompetenz hat, „fragwürdige, verzerrende und falsche Aussagen“ in allen Bereichen zu erkennen. Dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare Fragen beantworten müssen, warum sie welche Bücher anbieten und gerne dazu Leitfäden haben, ist klar. Aber wenn nur einzelne Bücher aufgrund bestimmter, also „rechter“ Inhalte kontextualisiert werden, tritt Willkür ein. Zwar liegt es heutzutage nahe, Desinformation nur in einer Richtung zu suchen, während der Rest dann scheinbar als richtig oder nicht zu beanstanden gelten muss, aber eigentlich müssten im Sinne der Prinzipien „Pluralismus und Weltoffenheit“ entweder alle Bücher zumindest stichpunktartig „geprüft“ und eventuell mit „Beipackzetteln“ versehen werden oder man überlässt dies der Urteilskraft der Leser, zumal wenn sie erwachsen sind. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Bibliotheksangestellte wie Apotheker bei der Ausgabe den Lesern raten sollen, wie sie das Buch lesen – „einnehmen“ – sollten.

Betreutes Lesen

Die Stadtbücherei Münster ist bei dem Projekt des betreuten Lesens vorangeschritten. Sie sieht als eine der besten Bibliotheken Deutschlands. Man will allen die Chance auf „freie Information und Bildung“ bieten. Zum Leitbild gehört: „Unser Angebot ist neutral. Wir respektieren die Pluralität der Gesellschaft.“ Bekannt wurde über Apollo News, dass die Bibliothek zwei Bücher mit einem Warnhinweisen versehen hat, was die Bibliothek bestätigt hat: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt.“ Dessen Inhalt sei „unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar”, heißt es darin.  „Aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit“ würde man die Bücher aber „zur Verfügung“ stellen. Das würde bedeuten, es sei mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar, Bücher ohne weitere Begründung als „umstritten“ zu titulieren und eine möglicherweise von ihnen ausgehende Gefahr hinzuweisen.

Warum die beiden Bücher „Putin, Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud im Westend Verlag erschienen) und „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ von Gerhard Wisnewski – besonders herausgehoben wurden, erfährt man nicht, auch nicht, ob das bedeutet, dass alle anderen Bücher nicht umstritten und mit den Grundsätzen vereinbar sind. Das Buch von Baud kann man als Würdigung von Putin, dem aktuellen großen Feind und Bösewicht des Westens – verstehen, aber es argumentiert mit zahlreichen Belegen aus kaum anfechtbaren Quellen. Eine solche Perspektive sollte mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft, der der freie Diskurs zur Willensbildung zugrunde liegt, vereinbar sein. Anders ist es beim auch vom BIB besprochenen Buch von Wisnewski, das unbelegte, spekulative Erzählungen im Stil von James-Bond-Szenarien einer globalen Diktatur oder Weltverschwörung liefert. Es mag manchen gefallen, solche Fantasien zu lesen, eine Demokratie und eine offene Bibliothek für den mündigen Bürger sollten das aushalten.

Auf Nachfrage antwortete  das Akt für Kommunikation der Stadt Münster: „Die Stadtbücherei Münster hat zwei der rund 350.000 Bücher im Bestand um den besagten Hinweis mit folgendem Wortlaut ergänzt: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.”

Nicht beantwortet wurden die anderen Fragen, was sich auch als Eingeständnis der willkürlichen, wenig durchdachten Entscheidung verstehen lässt. Falls die Stadt Münster antworten sollte, wird das natürlich hier dokumentiert werden.

Hier die Liste meiner Fragen:

– Ich bitte darum, mir den vollständigen Warnhinweis zu nennen

– Haben Sie eine nähere Begründung gegeben?

– Handelt es sich nur um zwei Bücher oder mehr und dann welche?

– Was ist für Sie ein “umstrittener Inhalt”?

– Wer hat den Warnhinweis veranlasst: Jemand aus der Bibliothek oder der Stadt?

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68 Kommentare

    1. woke-gruen oder woke-braun, das ist dasselbe in blau.
      Die einen verbieten Buecher, die anderen die Auslaender – was denen dann so nicht in den Oelschinken im Goldrahmen mit Hirsch – pardon: ‘Weltbild’ – passt.
      Kontrolleti ist das Mittel der Wahl.

  1. Die Kirschen sind immer süßer auf der anderen Seite des Zauns !

    Richte einen Giftschrank ein – es gibt keine bessere Werbung für dessen Inhalt…..

    1. Ja genau..wissen diese doch wohl dummen Bücherverwalter nicht dass gerade etwas Verbotenes umso mehr anzieht, in diesem Fall die Wissbegierigen? Absurder Versuch einer Bücherei die Meinungsbildung zu kontrollieren..tja, die Gedanken sind frei, und glücklicherweise hat keine Bücherei ein Wahrheitsmonopol, wenn nicht dort, dann informiere man sich eben anderswo..wie idiotisch diese kirren Bürokraten sind.

      1. Zur Ehrenrettung der “dummen Bücherverwalter”, im übrigen häufig sehr gebildete Leute, sei aber erwähnt, dass diese auch nicht im luftleeren Raum agieren, sondern dem Druck ihrer Vorgesetzten ausgesetzt sind und auch strukturell oft nicht anders können. Natürlich sollten Spielräume ausgenutzt und – ausgeweitet werden…

  2. Das ist mit Sicherheit nur der erste Schritt der Anhänger des totalitären Polizeistaates. Als nächstes werden diese Verächter des Grundgesetzes dann auf die Idee kommen, sie müssen die Bevölkerung vor allem was nicht zum Regime passt schützen und dann haben wir sie, die Bücherverbrennung der NN, der Neuen Nazis, welche ja den totalitären Polizeistaat zu ihrem Ziel haben.
    Diese Anhänger des Konformismus und der Plutokratie, diese Faschisten mit dem Hang zur Arschkriecherei, sind die größte Gefahr für den Staat und die Gesellschaft. Diese Bessermenschen müssen Entschärft werden, ansonsten endet diese Gesellschaft und dieser Staat noch viel weiter unten als deren Vorbild, Adolfs 3 Reich.

  3. “Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt.” Das beschreibt in seiner Beliebigkeit wohl den Inhalt eines Großteils von Publikationen überhaupt. Aber Diskurs, die Auseinandersetzung um einen Gegenstand ist heute (falls jemals) nicht angesagt.

    “Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar.” Das bestimmt der demokratische Souverän selbst, über z.B. ein imperatives Mandat.

    “Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.” Ein dahingeheuchelter Haftungsausschluß. Die angewandte Praxis im gesamten medialen Bereich läßt gegenteilige Schlüsse zu.

    Eine kleine Anmerkung noch, trau schau wem, gerade bei Wisnewski, der Angela Merkel einem linken Spektrum zuordnete und einen Corona-Kommunismus erkannt haben wollte. Davon gibt es zuhauf. Ich nenne das sammeln um in die Irre zu führen oder umleiten in ungefährliche Fahrwasser, für bestimmte Kreise. Aber das:

    “Anders ist es beim auch vom BIB besprochenen Buch von Wisnewski, das unbelegte, spekulative Erzählungen im Stil von James-Bond-Szenarien einer globalen Diktatur oder Weltverschwörung liefert. Es mag manchen gefallen, solche Fantasien zu lesen, eine Demokratie und eine offene Bibliothek für den mündigen Bürger sollten das aushalten.”

    Klingt auch nur nach Haftungsausschluss. Denn da muß man keine Verschwörung herbeidichten:

    Tabletop Exercise
    Event 201

    This training tabletop exercise is based on a fictional scenario. The inputs experts used for modeling the potential impact were fictional. It is a teaching and training resource for public health and government officials.

    The Johns Hopkins Center for Health Security in partnership with the World Economic Forum and the Bill and Melinda Gates Foundation hosted Event 201, a high-level pandemic exercise on October 18, 2019, in New York, NY. The exercise illustrated areas where public/private partnerships will be necessary during the response to a severe pandemic in order to diminish large-scale economic and societal consequences.

    https://centerforhealthsecurity.org/our-work/tabletop-exercises/event-201-pandemic-tabletop-exercise

  4. Keine Angst vor dem Streisand-Effekt?
    Der “Parental Advisory – Explicit Content”-Hinweis auf Musikalben war zu meiner Zeit eher ein Kaufargument 🙂

  5. Wer Gendert ist raus, ZERO Glaubwürdigkeit!
    Außerdem, würde ich, als extrem Linker, sofort alle Bibliotheken anweisen, LGBTQIA+ Publikationen zu vernichten.

    1. Sie sehen überall nur Feindbilder und wollen alles mögliche bekämpfen oder verbieten. Ist Ihr gutes Recht, können Sie von mir aus machen, aber das ist das Gegenteil von links. Das sind Eigenschaften, die man eher den Rechten andichten würde. Wobei mir diese Kategorisierung zunehmend auf den Sack geht, weil:

      Links sein bedeutet für mich, die Gemeinsamkeiten hervor zu heben, anstatt auf Unterschiede aufmerksam zu machen. Bedürfnisse (sowohl die eigenen als auch die fremden) in den Vordergrund stellen und deren Befriedigung zum kollektiven Ziel des Handelns machen. Konstruktiv sein und nicht destruktiv. Probleme friedlich und pragmatisch gemeinsam lösen. Niemandem vorschreiben, was er zu tun hat, sondern höflich zu fragen. Die Schwächeren schützen, ohne Sie zu beherrschen. Verstehen, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat, die gleichsam dialektisch nützlich und wertvoll sind.

      Dazu muss man sich im Anderen erkennen. Ob diese Erkenntnis aus religiösen oder empirischen oder humanistischen Motiven erfolgt, ist mir dabei ziemlich schnuppe. Nur so wachsen Gemeinschaften zusammen, nur so haben wir endlich ein Fundament, auf dem sich echte Verbundenheit und Nächstenliebe entwickeln können.

      Aktuell entwickeln wir uns eher voneinander weg.

      Wer nur in Gut-Böse-Schemata oder Hierarchiedimensionen denkt, hat eigentlich schon verloren, und ist dem schlimmen System, das er vorgeblich bekämpfen will, bereits auf den Leim gegangen.

      Ich mach’s mal kurz: Sie und ich und alle anderen Lebewesen, ob aufrecht oder kriechend, ob behaart oder rasiert, ob schweinchenrosa oder schokoladenweiß, sitzen hier im selben Boot namens Erde, einem unbedeutenden kleinen, blauen Drecksplaneten in einem besonders langweiligen Teil der Milchstraße, innerhalb eines äußerst lebensfeindlichen und brutalen, gefährlichen Universums. Überleben können wir das nur gemeinsam. Darum geht’s! Links und rechts? Arm oder reich? Oben oder unten? Scheißegal, Mann!

      Dieser ständige Ego-Kleinkrieg ist anstrengend, nervtötend, kindisch und vergeudet wichtige Ressourcen. Und er ufert gerne mal zu größeren Gräueln aus, wie wir ständig auf der Welt sehen können.

      1. Ach wie Schade. Ich las Ihren Beitrag zu Anfang mit zunehmendem Interesse.
        Aber ab dem vorletzten Absatz haben Sie es versaut.
        Der Klassenkampf ist real. Arm oder reich, oben oder unten, das ist überhaupt nicht scheißegal!

        1. Dann haben Sie den Kern meiner Aussage nicht verstanden. Kann passieren, sprachliche Kommunikation ist leider sehr fehleranfällig.

          Frieden kann man nur mit Frieden erreichen, nicht mit Krieg, egal gegen wen. Die kriegerische Geschichte des Menschen ist eine schier endlose Folge von Racheakten. Wollen Sie das weiter fort führen?

          Wenn wir ausbrechen und uns weiter entwickeln wollen, müssen wir “das Rad zerschlagen” (analog zu Game of Thrones). Nehmt euch Jesus oder Ghandi als Vorbild, nicht Che Guevara oder Pol Pot.

          Auch Reiche sind Menschen, das meinte ich mit “sich im Anderen erkennen”. Wer heute noch Feindbilder kultiviert, hat nix gelernt und spendet Wasser auf die Mühlen der Gewalt.

          Wir sind doch sowieso schon viel zu wenige, also hört auf zu spalten! Wenn jemand Frieden möchte, ist es doch völlig egal, ob derjenige schwul oder lesbisch oder divers ist, ob er reich ist oder arm oder ob er an Allah oder das fliegende Spaghettimonster glaubt. Wie blöd kann man denn sein sich selbst das Wasser abzugraben?

          Merke: Wer Krieg führt, verliert die Chance auf Frieden.

          Schöne Feiertage vom Narf.

      2. Ich formuliere es mal so.
        Wer Gendert, LGTB+, Klimagläubig oder Kriegslüstern sich verhält, ist ein Wasserträger der herrschenden Klasse und demzufolge ein Feind.
        Denn seit dem 12.4.2020 spätestens, hat und die herrschende Klasse ganz offen den Krieg erklärt.
        Die Elite möchte uns dezimieren, krank machen, krank halten und uns alles nehmen und einen kleinen Teil versklaven.
        Alle diese Leute sind Opportunisten nichts weiter.
        Es geht schlichtweg ums überleben.
        Die friedlichen Lösungen haben wir schon in den 70ern verschlafen.
        Wer jetzt nach fast 5 Jahren, immer noch nicht gerafft hat, wo der Hase langläuft, dem ist nicht mehr zu helfen.
        WEF, UN/WHO, die EU, die USA, wollen unseren Niedergang.
        Auch ein Trump, oder auch die BRICS werden uns nicht helfen.
        Die werden uns in den 3. Weltkrieg führen, mit dem Einverständnis eines Großteils der Bevölkerung und wenn nicht, dann werden die uns alle total überwachen, unter dem Vorwand des Klimaschutzes, das Bargeld. Reisen, den Individualverkehr, das gute Essen und auch unsere Behausungen nehmen.
        Es geht ums reine Überleben.

        1. Ich will das Klima retten, gendern ist mir wumpe und ich bin fuer Frieden in der Ukraine (ohne Nato da!), in Syrien (ohne Amis und Konsorten) und kein Genozid in Gaza.
          Die herrschende Klasse heisst so seit Beginn der Industrialisierung, da hast du was voellig verschlafen.
          Wenn eine Riesenelite einen kleineren Teil versklavt, ist das auch nicht sinnvoll :-).
          “ueberleben” ist doppelt – klingt nach Panikattacke (naja – “paniman” 🙂
          Die ’70er’ sind keine 5 Jahre her (und: “seit 2020 Krieg”?), die BRICS sind anderweitig beschaeftigt (ich druecke denen die Daumen) und Trump ist ein egomaner Idiot.
          Weltkrieg, Klimaschutz, Ueberwachung – du bist ja voellig verwirrt … trinkt ma n Kamillentee, oder n Scotch.

        2. “Die Elite möchte uns dezimieren, krank machen, krank halten und uns alles nehmen und einen kleinen Teil versklaven.”
          Da bin ich nicht wirklich sicher. Die Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten beginnen zu schrumpfen, dadurch wird auch die Wirtschaft schrumpfen, vielleicht wird es sogar einen Kollaps geben. Ich gehe davon aus, dass im 22. Jahrhundert junge Menschen eine extrem wertvolle Ressource sein werden und man kann davon ausgehen, dass es eine komplett andere Art der Wirtschaft geben muss, wenn die Menschheit überleben will. Und auch wenn die Reichen das vermutlich noch nicht verstehen, auch sie sind davon abhängig, dass es andere Menschen gibt, um zu überleben.

          1. SIE brauchen uns nicht mehr, wie Harari ja immer schön bekundet.
            Und nochmal, wer das Klima schützt ist der Feind, genaú so wie jeder Geimpfte und hat nichts verstanden!
            Es gibt keine Klimakrise ™1992.
            Es hat nie eine Pandemie gegeben.
            Der PCR-TEST kann keine Infektion feststellen
            Die Impfung macht uns krank.
            Tonkin ist eine Lüge
            Mutter Theresa ist ein Illusion.
            Hussein hatte keine Massenvernichtungswaffen
            Die Amerikaner ließen Pearl Harnor einfach geschehen.
            9/11 war Hausgemacht und WTC/7 wurde definitiv gesprengt.
            Der Ukrainekrieg wurde 2014 spätestens von der NATO iniziert.
            Wer hier zu nicht zustimmt, ist für mich der Feind!
            Nur, Vorsicht, die Elite präsentiert sich im allgemeinen ungeimpft!

            1. Das kann er so viel bekunden wie er will, es ändert trotzdem nichts. Auch die Elite kann nur Elite sein, wenn es Menschen gibt. Robinson Crusoe war auf seiner Insel auch die “Elite”, hat ihm alleine nur nicht viel genützt.
              Die Bevölkerung im Westen ist massiv überaltert und in den Staaten der Subsahara geht das Wachstum der Bevölkerung auch allmählich zurück. In ein paar Jahren gibts kaum noch Leute, die arbeiten können, da viele zu alt sind. Kannst ja mal nach Südkorea schauen, das ist die Zukunft, aber auf globaler Ebene. Und die Geburten gehen immer weiter zurück. Südkorea ist inzwischen bei 0,72 Kindern pro Frau, Tendenz fallend. Und viele der Jobs kann die KI immer noch nicht ersetzen.

  6. Es handelt sich mangels gesetzlicher Vorgaben um vorauseilenden Gehorsam, für den erschreckenderweise ausgerechnet diejenigen sich immer wieder als besonders anfällig erweisen, die sich gerne als besonders kritisch und aufgeklärt inszenieren. Wissen die wirklich nichts mehr über das geistige Klima in totalitären Staaten, wollen die ernsthaft da wieder hin? Ich kann nicht verstehen, dass die das nicht verstehen.

    1. Sie halten sich für die absolut Guten und Liberalen und Toleranten, und alle anderen Menschen mit anderer Meinung sind Nazis. So hat das Leben endlich Struktur für den biederen Kleingeist mit deutlichem Feindbild. Jetzt mit viel Heuchelei, weil der Hitler und seine Kumpels haben wenigstens ehrlich gesagt, daß sie intolerant sind und von Demokratie nichts halten. Diese neuen spießigen Besserwisser halten sich für weltoffen mit ihrem engen Meinungskorridor.

  7. Erschreckende Angelegenheit, lieber Florian, und danke für den Hinweis!

    Wie es “Wonko der Verständige” laut Doug Adams einst zugeschrieben wurde: “Ich lebe außerhalb des Irrenhauses …”

    Trotzdem ‘Schöne Feiertage’ and all this 😉

    Frank

  8. Was sind die Grundsätze einer demokratischen Gesellschaft?
    Die Grundsätze einer Gesellschaft in der heutigen Zeit beruhen auf dem Rechtsstaatsprinzip, das bedeutet, auf einer verfassungsgemäßen Grundlage. In einer demokratischen Gesellschaft, also volksherrschaftlichen, sollte bekannt sein, dass das Volk der Souverän, der Herr ist. Nun hat das sog. Deutschland bis 1990 Bundesrepublik Deutschland genannt, und seit dem zu einer US Kolonie verkommen, zu keiner Zeit eine rechtsgültige verfassungsgemäße Grundlage gehabt. 1948 hat Carlo Schmid dieses vor dem Parlamentarischen Rat klar aufgezeigt. http://www.bundvfd.de/wp-content/uploads/2016/11/opelt-recht-11-Carlo-Schmid.pdf

    Das Grundgesetz war und ist also keine Verfassung, sondern die Organisationsform einer Modalität der Fremdherrschaft und dies auf Grundlage des Art. 43 HLKO.
    1990 steht erneut als verfassungsgebender Kraftakt des deutschen Volks, mit dem es sich das Grundgesetz gegeben habe, in der Präambel zum GG. Dieser Kraftakt hat nachweislich nicht stattgefunden. Bis 1990 war die BRD eine staatsrechtliche Verwaltung und kein Staat unter Kontrolle der drei Westmächte. Die DDR wurde mit einer feindlichen Übernahme gekapert. Seit 1990 gibt es keinen Art. 23 alter Fassung mehr, in dem der Geltungsbereich des GG aufgezeigt war. Mit der groben Lüge, die aus sieben feingesponnenen Lügen gedrillt wurde http://www.bundvfd.de/wp-content/uploads/2016/09/opelt-recht-04-050601.pdf
    , hat die Präambel keine Geltung und damit mit der Aufzählung der Länder trotz allem keinen Geltungsbereich. Seit 35 Jahren also lässt sich der deutsche Michel mit dem Übereinkommen zur Regelung bestimmter Fragen in Bezug auf Berlin, also mit Besatzungsgesetz, unterdrücken und versklaven. Was er lesen soll, bestimmt die kognitive Kriegsführung. Deutscher Michel als Begriff für ein Volk, das die selbstbewusste Eigenverantwortung abgelegt hat und deswegen nicht in der Lage ist, eigenständig über diese oben genannten Tatsachen nachzudenken.
    Olaf Thomas Opelt
    Plauen, 23.12.24

  9. Ich frage mich, was denn in den letzten Jahrzehnten wirklich an den Kindergärten und Schulen gelehrt wurde. Eine Erziehung zum offiziell propagierten “mündigen Bürger” kann es ja wohl nicht gewesen sein, wenn man jetzt den Bürger glaubt bevormunden zu müssen oder sogar entmündigen zu können.

    1. Das ist der Grund warum von unten nichts mehr kommt und das geht, genauer gesagt seit den 90ern schon so.
      Nur, hat sich das Hochschuldilemma eben auch auf alle anderen schulischen Bereiche übertragen und ist an den Meisten halt auch vollständig vorüber gegangen, bis wir die Auswirkungen, spätestens, dann 2020 zu spüren bekommen haben.

    1. Ja Papa Staat guckt uns gerne beim Lesen zu und wer weiß, vielleicht bekommen wir demnächst auch eine Vorlesestunde vorgeschrieben, bei der wir anwesend zu sein haben.

      1. Nix wer weiß! Die “einzig wahre Wahrheit” und doch nur Lug, Trug und Niedertracht bekommen wir jeden Tag, jeden Abend und jedeNacht fast stündlich vorgelesen, um 19Uhr oder um 20 Uhr fast schon zuzuhören. In welchem Buch wurde das schon mal beschrieben mit der Mattscheibe, der man sich nicht entziehen darf? 1984 oder so was Ähnliches?

  10. Umstritten? Das ist doch inzwischen ein Qualitätssiegel! Wir sollten froh sein, daß so umsichtige Menschen sich die Mühe machen, uns die Arbeit abzunehmen, lesenswertes von belanglosem Krempel separieren zu müssen. Ich nehme an, ihr wißt, wie “Made in Germany” zustande kam? Genau auf diese Weise, die Briten führten es als Warnhinweis vor deutschen Produkten ein. Soweit bekannt, ging das richtig nach hinten los. Also, solange die nur herumlabeln, besteht keine Gefahr. Bedrohlich wird es, wenn die anfangen, Bücher tatsächlich verschwinden zu lassen. Aber das trauen sie sich nicht, zumindest noch nicht, denn “gegen Rechts” ist nicht wirklich glaubwürdig, wenn man selber mit den Bücherverbrennern auf einer Stufe steht.

    1. Man geht hier wohl eher den Weg der katholischen Glaubenskongregation: “Böse” Bücher auf den Index setzen und jeden exkommunizieren, der es wagt, das in Frage zu stellen. Natürlich wird – bisher – kein Dissident öffentlich physisch hingerichtet. Heutzutage reicht die berufliche und gesellschaftliche Vernichtung. Die Methoden haben sich verfeinert. Man möchte ja niemanden in seinen safe spaces verstören oder gar aufwecken…

    2. Stimmt. ” Umstritten” kann als Kennzeichnung für relevante Autoren gelten. Während man von allen, die diesen Begriff verwenden, um zu diffamieren und zu diskreditieren, ohne zu zögern das Gegenteil annehmen muss.

  11. Es ist wie mit “Sicherheits”gesetzen, die nebenbei (oder hauptsächlich) staatlicher Überwachung Unbescholtener Tür und Tor öffnen: Noch richtet sich all dies (hierzulande) gegen “Rechts” (oder “Kinderpornografie”) – wird zumindest behauptet. Dass diese Praktiken und Gesetze, einmal eingeführt, aber künftig auch in die andere Richtung wirken könnten, wollen oder können sich die beflissenen Bibliothekare in Münster in einer der wahrscheinlich besten deutschen Stadtbibliotheken offensichtlich nicht vorstellen.

    1. …aber künftig auch in die andere Richtung wirken könnten…

      In jede Richtung, und in jeder Hinsicht. Sie haben schließlich die Hoheit darüber, was ‘demokratischen Grundsätzen’ entspricht und was nicht. Und sie werden auch jederzeit verschärfen, wenn die ‘Rettung der Demokratie’ akuter wird.

  12. Wie kommt es eigentlich, dass die gefährdete demokratische Öffentlichkeit der Bundesrepublik 80 Jahre ohne solche Warnhinweise auskam? Waren unsere demokratischen Medienlenker von allen guten Geistern verlassen und vollkommen unverantwortlich? Wie konnten sie uns dumme Leser in dieser gefährlichen Weise allen und ohne Führung lassen?

    “Warum die beiden Bücher „Putin, Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud im Westend Verlag erschienen) und „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ von Gerhard Wisnewski – besonders herausgehoben wurden, erfährt man nicht, ….”

    Man erfährt es natürlich nicht, kennt aber in anderem Zusammenhang das Verfahren. Das Rezept lautet wie folgt: Wenn man eine seriöse Quelle in irgendeiner Weise mit einer vollständig unseriösen in einen Topf wirft, färbt das Unseriöse der zweiten Quelle automatisch auf die erste ab. Das schöne ist, man muss hier gar nicht gegen den seriösen Autor argumentieren.

    1. 80 Jahre ist übertrieben. In den fünfziger und sechziger Jahren des letzen Jahrhunderts unter dem Adenauerregime gab es in öffentlichen Bibliotheken (Landes- und Stadtbibliotheken) “Giftschränke”, die nur mit Bedarfsnachweis zugänglich waren.

      Damals galt noch die Ausrede “im Osten wird mehr zensiert”. Das ist heute vorbei.

      1. Es gab in Bayern Orte, wo der Spiegel in den 60ern nur eingeschweisst unterm Ladentisch verkauft wurde. Übrigens: der Spiegel, ehemals ein gutes Magazin, wurde damals von der CSU verfolgt .(Redakteure wurden verhaftet und Adenauer sprach von “einem Abgrund von Landesverrat”. Im Ernst !)

  13. Eine interessante Entwicklung. Ich habe in der DDR dereinst einen regieden Zensurismus erfahren. Nun war ich sehr roter Gesinnung, aber dass ich nicht lesen konnte was ich wollte, nervte mich gewaltig. Ziemlich klar, wie es Gegnern dieser Veranstaltung gegangen ist.
    Aber das Zensursystem war, wie es sich in einem autoritären System gehört, von oben angeordnet, wurde kontrolliert und durchgesetzt. Auch gegen Bibliotheken und Verlage. Fangen die jetzt am Ende der Distributionskette Agierenden von sich aus an, schon mal zu zensieren? Auch über Neuber haben wir hier schon reichlich diskutiert. Man fängt an den Frosch zu kochen. Was ist schon so schlimm an zwei gekennzeichneten Büchern?

    Trotzdem an den geschätzten Autoren eine Frage zu den USA. Ist es tatsächlich so, dass die amerikanische Rechten die Informationskontrolle anführen? Ich mache mir über die keine Illusionen, nicht die geringsten. Aber seit Jahren erfährt man, dass die sich als “links” phantasierenden amerikanischen Wokeschisten sich um Informationskontrolle verdient machen. Da werden auch Bücher mit Warnungen versehen, die öffentliche Ausleihe erschwert und diese Kulturtaliban lassen sogar den” Huck Finn” umschreiben. Sollte man wirklich darauf bestehen, zu erklären, dass das exklusiv bei rechten amerikanischen Schwachköpfen verbreitet ist?

    1. Kleines Beispiel zu diesbezüglichen US-Bestrebungen bereits im Schulunterricht, damit spätere McCarthy-Aktivitäten sich von selbst erübrigen:

      “The purposes of this Act are the following:
      (1) To help families, civic institutions, local communities, local educational agencies, high schools, and State educational agencies to prepare high school students to be civically responsible and knowledgeable adults.
      (2) To ensure that high school students in the United States—
      (A) learn that communism has led to the deaths of over 100,000,000 victims worldwide;
      (B) understand the dangers of communism and similar political ideologies; and
      (C) understand that 1,500,000,000 people still suffer under communism.”

      https://www.congress.gov/bill/118th-congress/house-bill/5349/text

      Ganz besonders apart auch das hier: der vollständige Shakespearetext könnte verderblich fürs Kindergemüt sein, deshalb ist die Lektüre gfls. auf Ausschnitte zu begrenzen.

      https://www.npr.org/2023/08/08/1192767641/shakespeare-florida-excerpts-dont-say-gay

  14. Ist doch ganz einfach zu erklären! Der Neoliberalismus strebt schon immer eine freiheitliche Sklaven, marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung mit Anerkennung von Privateigentum, Vertragsfreiheit und FreiZwangshandel an.

    Der Punkt ist das freiheitlich, gilt nur solange das Narrativ aufrecht erhalten werden kann, wenn das Narrativ bricht aufgrund herrschender Verfehlungen, zeigt es sein wahres Gesicht nämlich den Faschismus!

    Dann bündeln (fascio) sich die Kräfte z.B. in einem Einheitsparteiensystem (SPDCDUFDPLinkeBündnisSahra) in einer Einheitspresse in einen Einheitsmeinung (Bücherverbrennung) und alle Widersprüchliche müssen mit der Macht der Gewalt vernichtet werden, um das Narrativ weiter aufrecht zu erhalten zu können! Dabei ist jedes Mittel recht – sei es noch so abartig.

    “Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht” (Bert Brecht). – So war es früher und so ist es heute!

  15. Ha, das wird ja wie in der DDR!
    Auch da gab’s ‘Giftschränke’ in den Instituten- Zugang nur für eingewiesenes Personal.
    Erstaunlicherweise war dort sogar das ‘Kamasutra’ eingesperrt.
    Ganz zu Ende der 80er kam dann eine bilderlose Taschenbuch-Ausgabe heraus (Reclam?),
    die es nur unterm Ladentisch gab (Bückware), und die auch als Tauschgut taugte.
    Ich fand es eine Frechheit, dass man mündigen Bürgern Weltliteratur vorenthielt
    und man lieferte sich Scharmützel mit den Organen des Staats, in dieser Frage.
    Dazu gehörte auch die Frage: Darf jemand in einem sozialistischen Internat eine Bibel dabeihaben?
    Das ging dann bis zur Bezirksleitung, und man lachte sich ins Fäustchen, wie die da oben sich um diese Frage stritten (immerhin).
    Nee aber echt im Ernst: sowas braucht kein Mensch nochmal!
    Immerhin damals konnte man jene fragliche Literatur von der Oma aus dem Westen mitbringen lassen,
    durfte sich nur nicht erwischen lassen,
    was ja heute, wo es den Westen so nicht mehr gibt (und die Oma auch nicht) erheblich schwieriger werden dürfte.

    1. In der DDR war Publikation auch eine Frage der Ressourcen. Während hier jeder Dreck veröffentlicht werden kann da notfalls in Rumänien ein paar Urwälder geopfert werden und um Kosten zu sparen der Kram dann eben in der Ukraine, der Slowakei oder Polen gedruckt wird, standen der DDR solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung. Dort war insbesondere Papier eine echt knappe Ressource und viele Buchtitel erschienen in der DDR indem Westverlage die DDR-Großdruckereien beauftragten und die DDR sich einen Teil der Auflage “abzweigte”. Damals war also die DDR das Billiglohnland …

      Urheberrechte waren auch schon damals ein Thema viele Westverlage die ursprünglich aus dem Osten kamen (Duden, Brockhaus, Rowolt, Karl-May-Verlag, Reclam, Bibliografisches Institut, KiWi, Fischer) hatten natürlich auch ihre Autoren und sämtliche Rechte mitgenommen. Die DDR hätte die Bücher gegen Westmark importieren können, häufig scheiterte es daran. Oder man hätte die Rechte auch gegen DM lizensieren können, das wollten aber auch manche Westverlage nicht (da eben auch die Verstaatlichungsprozesse eine Rolle spielten) In der DDR erschienen häufig Titel deren Schutzrechte abgelaufen waren – oder eben die Bücher von DDR-Autoren. Und natürlich wollte die DDR auch bestimmte Autoren nicht – die knappen Ressourcen für irgendweinen hochgelobten Weststar aufwenden.

      Heute wird ja Oberhof als das “St. Moritz des Ostens” bezeichnet” (ZDF-Reportage gestern gestern über den Thüringer Wald da damals Ulbricht das Panorama-Hotel bauen ließ) oder Tamara Danz soll die “Tina Turner des Ostens” gewesen sein (Berliner Zeitung vor ein paar Tagen) Alles wird nur aus Westperspektive gesehen und verglichen. Warum ist nicht St. Moritz das Oberhof der Schweiz oder Tina Turner die Tamara Danz der USA? Auf so eine Idee würde natürlich niemand kommen. Alles wird nur durch die Westbrille gesehen. Und aus der Perspektive scheint es Menschenrechtsverstoß zu sein das dem Osten Westkonsumgüter vorenthalten worden sein sollen. Als ob das das wichtigste gewesen wäre.

  16. Der Rowohlt-Verlag ist schon einen Schritt weiter, er warnt nicht nur, sondern streicht zur Sicherheit gleich alle Passagen die nicht Zeitgeistkonform sind.
    Ich hab mir ‘Along the Road’ von Aldous Huxley (Rowohlt 2024)gekauft. Beim durchlesen des Anhangs bin ich auf diese Zeilen gestossen: “S.68 Auf dieser Seite wurde ein Absatz gekürzt, in dem biologistisch geprägte Vorstellungen von ‘Rasse’ und weißes Überlegenheitsdenken zum Ausdruck kommen” oder “S.88 In einer Bemerkung auf dieser Seite findet sich ein zeittypisches antisemitischen Stereotyp. Für diese Ausgabe wurde der entsprechende Halbsatz gestrichen.”
    Das ironische an der ganzen Sache ist ja, daß durch diese Zensur, der Autor in einem anderen Licht dargestellt wird.
    Beim Rowohlt-Verlag würde der Text “Eine Krone für Zion” von Karl Kraus wohl nur aus Füllwörtern bestehen(aber dafür wäre der Anhang umso länger), da er nur so vor antijüdischen Stereotypen strotzt.
    Wie heißt Huxleys erfolgreichstes Buch gleich nochmal??? Ah ‘Schöne neue Welt’. Willkommen.

    1. Wie schön zu lesen, das sie im Verlag so kluge und verantwortungsvolle Mitarbeiter haben, die wissen, was du nicht wissen sollst.
      Außerdem sollten wir bedenken, dass es sich um einen Traditionsverlag handelt und Zensur begleitet die Menschheit, seit es etwas gibt, was man zensieren kann. Zensur als uraltes Kulturgut – das gilt es zu bewahren.

    2. Habe gestern zufällig mal wieder Benn gelesen; sowohl in der Lyrik als auch in Prosatexten kommt gelegentlich das N….-Wort vor, gar nicht zu reden von einigen Morguedetails. Wann sie sich den wohl mal vornehmen werden?

  17. Das Beispiel von jg ist wahrlich krass.

    Seit Jahrzehnten habe ich immer mal Freunden, von denen ich annahm oder wußte, daß sie profitieren könnten, die Lektüre der “Ästhetik” Aristoteles anempfohlen, weil darin die Grundzüge einer Kultur von Herrschaft und Unterwerfung nicht schlecht heraus gearbeitet sind. Jetzt haue ich die Empfehlung heraus, unter Erwähnung der Zentralbegriffe “Mimesis” und “Katharsis”.

    Denn der verantwortliche Verleger von Rowohlt hat das wohl nie gelesen, oder komplett verdrängt.
    2016 habe ich auf meinem Blog getönt, es habe eine neues Inquisitionszeitalter begonnen, aber das von jg berichtete Phänomen gehört wohl einer anderen Klasse an, vergleichbar dem buchstäblichen Absterben der klassischen römischen Kultur unter der Wirkung einer Übernahme administrativer Restfunktionen im zusammenbrechenden römischen Imperium durch Proponenten des christlichen Klerus. Das wirkt schon ziemlich gespenstisch.
    Naja, aber es wird im Grundsatz Hegels “Kreis aus Kreisen” folgen.

    Ach Quatsch. Weitermachen!

    1. Dazu fällt mir glatt noch ein “Fisch” ein.
      Warum, wodurch, ist dies einfache Stück genial?
      https://www.youtube.com/watch?v=JHw-PzZ9Cr4
      Es handelt sich um die Studiofassung von “Hey, Big Brother”, Rare Earth, 1971.

      Zur Würdigung sollte man wenigstens global über die blutige Niederschlagung der Intellektuellen- und Ghettorevolten 1967 – ’69 Bescheid wissen, in Detroit, Chicago, Philadephia, Berkeley, New York. Teilweise fuhr die Nationalgarde Panzer auf, viele Dutzend Leute wurden offen hingemetzelt, verdeckter waren es hunderte, vielleicht Tausende im Gesamtraum der Staaten. “Hey, Big Brother”, komponiert und verfasst von “Motown”-Leuten, Unterklassen-sozialisiert, nimmt die Folgen auf – “ausbleibende”, wie eingetretende Folgen, und das halt nicht nur lyrisch, auch musikalisch …

  18. Das Buch von Baud hab ich gelesen. Abgesehen von der denunziatorischen Geste, Bücher nur mit dem Warnhinweis “umstritten” zugänglich zu machen: Mich würde interessieren, wie die Bücherei ihr Urteil begründet, der Inhalt des Buches sei “unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar”. Schon eine seltsame und seltsam verräterische Ausdrucksweise: “unter Umständen” – welchen denn? Sollten diese “Umstände” noch nicht eingetreten sein – auf wessen Maßgabe wird denn gewartet?
    Das Buch ist eine sachliche Widerlegung von allerhand Gemeinplätzen, die im Zusammenhang mit Russland und dem Ukraine-Krieg immer wieder gern aufgetischt werden, von “hybrider Kriegsführung” bis “unprovozierter Angriffskrieg”. Inwiefern eine solche Argumentation “unter Umständen” nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar sein soll, würde mich brennend interessieren. Genügt für diese Einordnung schon, dass der Autor sich die üblichen dämonisierenden Narrative nicht zu eigen macht? Oder muss man einen aktiven Beitrag zur Entlarvung derselben erbracht haben?
    Nebenbei bemerkt, es ist doch sicher eine interessante Aufgabe für die Diskursanalyse (oder wie auch immer das heute heißt), sich einmal mit der rhetorischen Gleichsetzung oder zumindest Parallelisierung einer ganzen Reihe von “Anklagepunkten” zu beschäftigen, die von “Unvereinbarkeit mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft” über “Delegitimierung des Staates” bis zu dem Vorwurf reichen, jemand “stehe” nicht “auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung”. Es ist davon auszugehen, dass sich dem Publikum die Feinheiten dieser fiktionalen Gespinste sowie deren Legitimierungsfunktion für eine “härtere Gangart” nicht unmittelbar erschließen und man stattdessen hier ein Kontinuum sieht: Feinde der Demokratie, wohin man schaut. Deswegen ist dann die Markierung eines Buches als “sich anbahnendes Gedankenverbrechen” durch eine Bibliothek auch kein Skandal, ebensowenig wie die Beobachtung von Journalisten und Journalistinnen durch den Verfassungsschutz wegen der – Achtung, Tautologie! – “verfassungsschutzrelevanten” sogenannten “Delegitimierung” des Staats. Im Gegenteil: die Mehrheit wird sich an der Feststellung erfreuen, dass wir in einer “wehrhaften” Demokratie leben, deren Vertreter überall schön aufpassen, dass niemand gedanklich auf Abwege kommt.

    1. Es liegt ja auf der Hand, dass “Demokratie” ein mittlerweile vollkommen entkernter Begriff geworden ist. Statt dessen wird er zum Synonym für das Gegenteil seiner ursprünglichen Bedeutung. Und das ist zu allererst nicht und auch nicht ausschließlich das Werk der AfD et al. …

    2. Es ist davon auszugehen, dass sich dem Publikum die Feinheiten dieser fiktionalen Gespinste sowie deren Legitimierungsfunktion für eine “härtere Gangart” nicht unmittelbar erschließen und man stattdessen hier ein Kontinuum sieht: Feinde der Demokratie, wohin man schaut.

      Verstehe ich diesen Satz richtig, wenn ich denke, du gehst davon aus, daß sich “jedermann” im Sinne einer Mehrheit des “Publikums” als braver (“demokratischer”, “demokratietreuer”, whatsoever) Staatsbürger versteht und deshalb (??) aus einem Unverständnis der Anklagen heraus jetzt jedermann der Staats- resp. Demokratiefeindschaft verdächtigt? Oder ist da sprachlich was verrutscht?

  19. Da heute vielerorts Weihnachtslieder gesungen werden: Gibt es für die auch schon Warnhinweise?

    „Nur das traute, hochheilige Paar.
    Holder Knabe im lockigen Haar,“
    So etwas ist doch antiwoke, oder? Muss umgeschrieben werden!

    „hat sie ein Kind geboren,“
    Wie bitte? Wie kommen die dazu, der gebärenden Person ein Geschlecht zuzuschreiben?

    „Christ ist erschienen,
    uns zu versühnen,“
    Vielleicht mit „dem Russen“, oder was?

    „Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
    nein, auch im Winter, wenn es schneit.“
    Das sind doch alles „Klimaleugner“!

    Die „Auto*rennen“ der im Artikel genannten Warnhinweise sind offensichtlich Antibibliothekare. Vermutlich schreiben sie gerade ein anderes bekanntes Werk um, etwa so: „Die Würde des Menschen ist unerträglich.“

    Passend zum Thema wurde heute ein Film uraufgeführt (der auf youtube wahrscheinlich bald gelöscht wird):
    https://ploetzlich-staatsfeind.de/

    Noch hier anzuschauen:
    https://www.youtube.com/watch?v=CTOA7EQpxeY

    Allen Foristeronen besinnliche, friedliche und schöne Weihnachtstage bzw. zumindest eine Atempause in erträglicher Umgebung ohne die üblichen täglichen Anwürfe, Maßregelungen und Schubsereien.

    1. *lol*

      Leider ist das Problem zu ernst, um es mit meiner Eingangs’äußerung’ zu bewerten.
      Ich halte nur mal fest, daß ‘Maulaufmachen’ und ‘sich schämen’ wohl nicht mehr erwünscht sind.

      Auch Dir rohe Weihnachten und einen guten Rutsch 😉

      F.B.

  20. Wann wir “umstritten” endlich mal zum Unwort des Jahres gewählt ?
    Scharfe Konkurrenten wären: Werte, Demokratie, Freiheit, Verantwortung, Menschenrechte.
    So, das wären glaube ich in etwa die wichtigsten Wörter, die permanent gewaltsam in den Arsch gefickt werden.

  21. Umgekehrt sind derartige schwarze Listen auch Empfehlungen und können in weisse Listen gewandelt werden. Das also eine Bibliothek nur noch diese Bücher anbietet…

  22. Wenn man bedenkt, dass sich der Nationalsozielosmums als Weltanschauung begriff und sich auch um “weltanschaulich vertretbare Inhalte” in Büchern kümmerte, wird die Haltung der BIB umso fragwürdiger.

    Wie schon zu Corona mit den Ausgrenzungrn retardieren wir rasant.

  23. Die allwissende WIKI sagt zum ehemaligen Standardwerk deutschen Vokstums “Mein Kampf” u.a. folgendes:
    “…Der Bundesgerichtshof hatte 1979 entschieden, dass der Besitz, Kauf und Verkauf antiquarischer Exemplare des Buches in Deutschland nicht nach § 86 StGB (Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen) strafbar sind.[71][72] Das Buch ist älter als die Bundesrepublik und kann sich daher als „vorkonstitutionelle“ Schrift nicht gegen ihre Verfassungs- und Rechtsordnung richten…. Denn das Buch dient „heute in erster Linie als Mittel der Unterrichtung über Wesen und Programm des Nationalsozialismus“, so dass der Band in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild angeboten werden darf”.
    Da haben wir den Salat! Was machen wir jetzt? Hitler gut, Wisnewski böse? In maximaler Verwirrung verharrend warte ich auf Vorschläge.

  24. Solche Maßnahmen sind Gesinnungsterror seitens des Staates und nichts anderes.

    Trotzdem frohe Weihnachten für die Redaktion, die Autoren und Autorinnen sowie den Forenten, auch wenn sie meine Meinung nicht mögen oder vielleicht sogar hassen!

    Aber diese Offenheit ist das, was ich u.a. an Overton so genial finde.

  25. Einer Ihrer besten Artikel hier auf Overton, lieber Herr Rötzer. Herzlichen Dank dafür, schöne Weihnachten und macht bitte unbedingt so weiter!
    (PS. Könnt ihr bitte einrichten, dass man Euch mit mehr als dem 24 Euro pro Monat unterstützen kann, ohne sich zweimal mit Bankverbindung etc. anmelden zu müssen? Also frei wählbarer Betrag über den Dienstleister wäre toll!)
    Herzliche Grüße! Michael Roebke

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