
Die FIFA Klub-Weltmeisterschaft ist der erste große Schritt in eine neue Ära des Profifußballs – sie leitet die nationale Abkehr der Top-Vereine ein.
32 Teams aus aller Welt spielen auf: Aus dem besseren Teil der Welt mehr Teams, aus dem, den man für eher unwürdig erachtet, eher weniger Teams. Mega-Event! Grandiose Show für den Sommer! Vereine, die eine Weltmeisterschaft spielen, wie man sie auf der Ebene von Nationalmannschaften kennt. Die FIFA Klub-WM ist in aller Munde. Oder auch nicht. Noch fremdeln die Anhänger. Jedes Turnier braucht seine Zeit. Aber dieses hier ist nochmal anders. Es ist das Einfallstor für die ganz große Fußball-Revolution, ein Trojaner, der den Leitgedanken der europäischen Superliga, die vor einigen Jahren noch lautstark abgelehnt wurde von den Fans, nochmal beleben soll.
Wo liegt Heidenheim nochmal?
Diesen Sommer kann interessierte Fachpublikum, vulgär Zuschauer oder Fans genannt, dem ersten Abgesang auf die nationale Fußballkultur zugucken. Die Substanz für nationale Wettbewerbe schwindet zusehends, die Top-Vereine haben längst die Nase voll von ihrem engen Ligabetrieb, in dem man immer wieder und in großer Zahl mit Gegnern konfrontiert wird, die wenig Attraktivität versprechen. Wer spielt schon gerne gegen den 1. FC Heidenheim, gegen US Lecce oder Rayo Vallecano? Global muss es sein! Kontinental mindestens! Nur das rechnet sich, damit kann man die besten Deals herausschlagen.
Ein von Scheichs finanzierter Klub wie Paris Saint-Germain ist beispielsweise seiner Liga längst entflohen. In Frankreich hat man sich in den letzten Jahren verkalkuliert mit TV-Geldern. Die Liga verkaufte ihre Fernsehrechte an ein spanisches Unternehmen, das nicht solvent war. Der alte Geldgeber Canal+ sprang ein, zahlte aber nicht mehr die horrenden Summen wie vorher. Die Liga war nach dem Ausfall in Bedrängnis geraten und war mit jedem Deal zufrieden. Alle Vereine bekommen einen Bruchteil früherer TV-Gelder. Der Pariser Nobelverein hat dieses Problem nicht. Das nötige Geld beschafft man sich in Katar. In Frankreich gibt es für die Pariser nichts mehr zu verdienen.
Die europäische Superliga ist 2021 krachend gescheitert. Der Widerstand aus der Basis war zu groß. Dabei handelte es sich um eine Idee nach dem Zuschnitt großer Global Player des Fußball-Business. Nur noch Spitzenspiele: Real Madrid mit und gegen Liverpool, der FC Bayern ringt mit Juventus und Manchester City mit PSG. Nie wieder zu Dorfvereinen, die die Liga nur mitzieht: Was für eine goldene Vorstellung! Welche Vergeudung ist es doch, die Muskelkraft der kickenden Edelschenkel für Gegner kleiner Vereine aufreiben zu lassen. Wenn sie schon laufen, dann um gegen die Giganten was zu erkämpfen. Gegen die Mit-Giganten.
Die Klub-WM, die nun erstmals in diesem aufgeblasenen Modus in den Vereinigten Staaten stattfindet, soll jetzt einen Vorgeschmack auf die ganz große neue Welt mit all ihre Marktpotenzialen geben. Das kann der nationale Ligabetrieb einfach nicht mehr garantieren. Die Ligen stoßen an ihre Grenzen, die TV-Gehälter wachsen nicht weiter. Und es kann schon sein, dass Traditionsduelle oder Lokalderbys zwischen Rayo Vallecano und Real Madrid, zwischen Liverpool und Everton attraktiv für die Fans sind. Aber damit verdient man doch nichts im Vergleich zu superbowligen Riesenspektakel zwischen den Größten der Großen, den Gigantischsten der Giganten. Die FIFA argumentiert mit altbekannten Floskeln: Mehr Spannung, mehr Spielfreude, der beste Fußball aller Zeiten. Mehr Einnahmen auch, klar doch. Aber die kommen den Zuschauern zugute, sagen die Funktionäre dann. Wen sie wirklich zugutekommen: Agenturen, Rechteverwertern, Sponsorennetzwerken und dem Funktionsregime.
Liverpool? Gleich bei Gelsenkirchen!
Bemerkenswert ist, dass sich der Protest gegen diese Entwicklung bislang in Grenzen hält. Wenn auch das Interesse für diese Art von WM sehr zurückhaltend bleibt. Es ist Sommer, wer will schon den FC Bayern sehen, den man das ganze Jahr über aushalten muss? Die Empörung, die 2021 zur vorübergehenden Auflösung der geplanten Superliga führte, bleibt diesmal aus. Warum? Viele Fans, insbesondere jüngere, sind dem regionalen Vereinsbezug mehr denn je entwachsen. Sie folgen Spielern, nicht Klubs. Sie konsumieren Highlights auf Social Media und nicht Spiele im Stadion. Und sie glauben, dass das höchste Niveau des Spieles nur entsteht, wenn PSG gegen Bayern und nicht gegen Nantes oder Augsburg spielen.
Regionalismus gilt in diesen Kreisen als rückwärtsgewandt. Wozu sich für lokale Identitäten begeistern, wenn Lionel Messi in Miami spielt und Erling Haaland wöchentlich um die Welt tourt? Der Fußball wird entortet, verliert heimatliche Bezüge und Lokalkolorit, weil er sie nicht mehr braucht. Stolz auf dem Verein der Stadt? Für was denn? Man kann doch morgen nach Liverpool jetten und zur Anfield Road pilgern. Liverpool ist doch gleich um die Ecke von Gelsenkirchen. Fußball ist dekadenter Globalismus und nicht mehr das Aushängeschild einer Region im Kampf der Regionen gegeneinander.
Dass die FIFA dieses Projekt vorantreibt, ist natürlich kein Zufall. In der Klub-WM sieht der Weltverband eine Gelegenheit, sich gegenüber der UEFA (und deren Nationalverbänden) zu profilieren, die bislang die dominanten Klubwettbewerbe kontrollierte. Mit der Klub-WM entreißt die FIFA der UEFA ein Stück ihrer Macht und positioniert sich als globale Instanz, die den Weltfußball radikalmöglich globalisiert. Die USA sind nicht zufällig Austragungsort des ersten großen Klub-WM-Turniers in diesem Jahr. Der dortige Markt ist wachstumsstark, kapitalgetrieben und konsumorientiert. Genau das Bild, das die FIFA vom modernen Fußball hat.
Finale dahoam in Chengdu
Die Auswirkungen auf die nationalen Ligen dürften gravierend sein. Wenn Großklubs im Sommer vor und um ein globales Millionenpublikum spielen, schrumpft die Aufmerksamkeit für regionale Wettbewerbe. Sponsoren könnten ihr Geld verlagern, Medien ihre Ressourcen umlenken. Kleinere Klubs, die nicht zur globalen Elite gehören, verlieren an Sichtbarkeit und Einnahmen. Die Schere zwischen Superclubs und dem Rest öffnet sich weiter.
Die Klub-WM zementiert die Hierarchie des Fußballs. Die kleinen Vereine, die heute dort teilnehmen, ekelt man auch noch raus. Eine Teilnahme bedeutet Zugang zu Vermarktung, Preisgeldern, globalem Ruhm. Wer außen bleibt, spielt zweite Liga – auch wenn er national Meister wird. Die Klub-WM ist der Einstieg zu mehr Globalismus. Wann werden die ersten Top-Klubs ihre nationalen Meisterschaften verlassen? Wann ziehen sie mit ihren Teams um, von München nach Los Angeles, von Turin nach Dubai? Und wann verkaufen sie ihre Heimspiele an chinesische Millionenmetropolen, spielen dann ein Finale dahoam in Chengdu oder Xiamen?
Was bleibt, wenn Vereine nicht mehr für Stadtteile, Regionen und Biografien stehen, sondern für Streaming-Zahlen und Markenstrategien? Sie tun es heute schon, das spürt man deutlich, weiß man eigentlich sicher. Kleine Jungs aus dem Ruhrpott sind große Fans von Manchester City oder Liverpool und marokkanische Buben von Borussia Dortmund. Ihre Heimatvereine kennen sie kaum. Die Klub-WM 2025 gibt eine erste Antwort darauf, wie der Fußball zur Entregionalisierung antritt. Sie ist der Beginn eines Spiels, das sich zunehmend von seinen Wurzeln löst. Vermarktet wird der Fußball seitdem es ihn gibt. Übervermarktet ist er auch. Wenn er sich in einer globalen Liga formiert, wird es nur noch um Vermarktung um der Vermarktung willen gehen. Das ist wenigstens radikal ehrlich. Sein Publikum wird das auch finden. Schließlich gibt es 1,4 Milliarden Chinesen und ebenso viele Inder.
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Ballkicken = viel Geld = Korruption.
Der Spocht blieb längst auf der Strecke, wie bei Olympia.
War da sonst noch was?
Wenn interessierts? Kapitalistische Erscheinungen gehen mir am Arsch vorbei.
Die Geldhaie lassen ihre Kamele laufen und heimsen dabei noch mehr Geld. Wie im alten Rom. Letztens sah ich in einer Hotel-Lobby auf dem Monitor ein Fußballspiel, ich dachte es wäre African-Club. Nö waren zwei mitteleuropäische Mannschaften. Wenn ich Fußball-Fan wäre, würde ich doch lieber live bei der einheimischen Liga sitzen.
Was braucht es regionale und nationale Bezüge in einer Welt die den multinationalen Konzernen gehört?
Dem Publikum ist es egal. Es genügen zwei Farben und ein Logo um zu wissen welchem Klub man gerade zujubelt. Auch die Spielerlegionäre der Mannschaften rekrutieren sich nach dem wie viel. Das woher ist längst egal geworden.
Der Ball ist Rund. Der Event, die Emotionen, der Rubel rollt. Das ist was zählt.
Hier Angaben/Schätzungen(?) zu Spielergehältern:
https://www.transfermarkt.de/wirtz-gehalt-in-liverpool-enthullt-instagram-dementi-nach-berichten-uber-ruckennummer/view/news/454908
Klickt mal durch:
https://www.transfermarkt.de/gehalter-fc-bayern-18-5-millionen-zwischen-platz-20-und-der-spitze/index/galerie/7659
Weshalb sollte ich denen zujubeln? Was hat das noch mit mir und meinem Leben zu tun?
Fußball war schon immer Teil des Problems!
Als Eishockey-Fan sehe ich das mit der NHL, wo es sogar Leute gibt welche Dinge ala Team Rest of Europe bevorzugen (gabs mal beim NHL „World Cup“) und niemals zb bei Olympia DE vs CH anschauen würden (weil das ja nicht „best on best“ ist, da spielen welche aus NL und DEL mit.. Igitt).
Die Liga wird nun auch regelmässig erweitert, in dem man anderen Superreichen oder Konsortiums erlaubt sich für 500+ Mio $ in die Liga einzukaufen. Und Werbung für Wettanbieter überall, aber das hatte die Champions League auch schon als ich vor ein paar Jahren das letzte Mal einschaltete.
Von da her wundert es mich kein bisschen dass diese Klub WM in Nordamerika stattfindet, dem Land der Franchises. Genau dahin wollen auch die europäischen und arabischen Superreichen. An Börsen gehandelte Franchises, keinen Fussball-Klub.
Die Snobs (die damaligen „Amateure“ welche die Konkurrenz der talentierteren Armen fürchteten welche als „Profis“ teilnehmen durften) sollten am Ende also doch Recht behalten: Das Ganze verkommt zu einem stromlinienförmigen Produkt und hat nur noch wenig mit den Idealen von Sport zu tun.
Apropos Fussball, offenbar ist bald Frauen EM (pardon me, „Women’s Euro“) hier in der Schweiz. Die Organisatoren haben einen derartigen Minderwertigkeitskomplex, dass sie den dümmsten Vergleich in der sportmedizinischen Geschichte anstrengen der mir je untergekommen ist:
https://www.srf.ch/sport/fussball/uefa-women-s-euro-2025/women-s-euro-frauen-sind-die-heldinnen-im-fussball-wissenschaftlich-belegt
(link geht auf das transatlantische Propaganda-Organ „SRG“).
Danke für den Link. Deine Meinung dazu teile ich nicht.
Ich bin noch nie Fußballfan gewesen. WM und Europameisterschaft habe ich trotzdem gerne in Kneipen mit Gesellschaft geschaut.
Seit Jahren schaue ich am liebsten, wenn überhaupt, Frauenfußball. Ist viel interessanter als Männerfußball. Und die grossen Clubs sind doch stinklangweilig anzuschauen. Da passiert nichts Überraschendes und die faulen sich auch viel zu viel. Spieler, die extra (um den Gegner zu stoppen) Foul spielen, sollten sofort den Platz verlassen und für den Rest der Saison gesperrt werden.
Dann würde das Zuschauen eventuell wieder Freude bereiten.
Die öffentlich-rechtlichen sollten den kleinen Vereinen Geld für die Übertragung bezahlen und die großen sollten bezahlen müssen, wenn sie übertragen werden wollen.
Und so ein Blödsinn wie Videobeweise hätte niemals eingeführt werden dürfen.
Mein Gott, das ist ja wirklich ein unfassbarer Schwachsinn. Das muss doch ein ungeheuer großer Erfolg bei den Woken werden.
Frauenfußball ist ein wirklich interessantes Thema. Die Wokeschisten klagen darüber, dass die Frauen entschieden weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Nur, sie sind, also die Wokies, vielleicht doch nicht so viele? Wenn sie alle in die Stadien gingen, Devotionalien kauften, Fernsehabos abschlössen, stünde die Frage nicht. Kein Mensch muss klagen, dass Taylor Swift weniger verdient.
Offensichtlich tun sie das nicht. Wie immer wollen sie unser Geld, wollen, dass wir uns so verhalten, wie sie es für richtig halten.
Da hilft nur Boykott keinen Pfennig für diese Söldnerligen
Mich juckts gehörig in den Fingern, weil ich überhaupt nicht damit einverstanden bin, wie unterkomplex der Autor hier nicht zum ersten Mal über Fußball schreibt. Ich erkenne hier weniger substanzielle Kritik als einfach nur Ressentiment.
Ich bin weit weg davon, dem Gebaren der FIFA und all der Millionäre und Milliardäre, die sich da im kommerziellen Fußball verewigen, auch nur im entferntesten irgendwas Positives abzugewinnen. Und diese Klub-WM ist eher ein Kirmes-Cup und vermutlich ein ziemlicher Rohrkrepierer, was das Zuschauerinteresse angeht, aber auch vom sportlichen Wert, wenn die beiden besten englischen Vereine (Liverpool, Arsenal) genauso fehlen wie beispielsweise aus Deutschland die Überflieger aus Leverkusen.
Man sollte aber, wenn man da von links drauf guckt, wenigstens wahrnehmen, dass der Fußball nun seit über hundert Jahren am Fließband Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten schreibt. Ich sehe weder etwas Verwerfliches darin, dass solche Jungs, die aus oft kleinsten Verhältnissen einfach aufgrund ihres Talents zu solchem Ruhm gekommen sind, zu Vorbildern von Ihresgleichen auf der ganzen Welt werden, noch darin, dass sie mit ihren horrenden Gehältern einen gehörigen Batzen von dem Kuchen abbekommen, den sie offenbar einspielen. Guckt euch doch auch einfach mal an, wen die Top-Verdiener über Stiftungen und Ähnliches an ihrem Reichtum teilhaben lassen und vergleicht das mit dem Gebaren von Herrn Bezos dieses Wochenende.
Und was die Ent-Regionalisierung angeht: das wird natürlich nicht passieren, weil der Profifußball einen stetigen gehörigen Nachschub an Talenten braucht, der ohne den Unterbau im Amateursport nicht zu gewährleisten wäre. In den USA ist das der College-Sport, bei uns der Vereinssport, wobei der Männer-Fußball bei uns so populär ist, dass die knapp 60 Vereine der ersten drei Ligen und noch einige aus den Regionalligen ihn professionell betreiben können, weil sie zum Beispiel größtenteils nach wie vor volle Stadien haben.
Im Übrigen, mein Tipp: besorgt euch nen Ball, ruft n paar Kumpels an und raus auf die Wiese! Denn entscheidend ist aufm Platz, egal, wieviel Geld da reingespült wird.
Ja, der Messi und der Ronaldo zum Beispiel haben ihre Stiftungen nur für wohltätige Zwecke, mit Steuerhinterziehung hat das nichts zu tun. FIFA-Ehrenwort 😉
Man kann die jetzt natürlich nicht mit %!*$&@! ala Bezos, Musk oder Gates vergleichen, aber als Vorbilder taugen sie auch nichts. Es sei denn man will seinen Kindern eintrichtern dass das einzige was zählt Geld ist.
PS: Es gibt natürlich auch welche die sich nach der Karriere in ihrem Heimatland tatsächlich für die Nachwuchsförderung etc einsetzen (und nicht nur als Agenten noch mehr Moneten abgreifen). Ich will nicht alle Fussballer in denselben Sack stecken.
Ja, pflegt ihr mal eure Vorurteile. Schnell mal gegoogelt:
„Als Ronaldo 2011 den goldenen Schuh für den besten europäischen Torschützen erhält, versteigert er diesen kurzerhand – und spendet die eingenommenen 1,5 Millionen an Organisationen, die Schulen im Gaza-Streifen aufbauen lässt. Den Ballon D’or aus dem Jahr 2013 verkaufte er ebenfalls und übergab das Geld dann der «Make A Wish Foundation», die schwerkranken Kindern grosse Wünsche erfüllt.“
https://www.blick.ch/sport/fussball/international/serie-a/grossverdiener-mit-herz-ronaldo-gibt-millionen-fuer-beduerftige-aus-id16337660.html
Cristiano Ronaldo kommt übrigens auch wirklich aus sehr kleinen Verhältnissen. Bei Messi sieht das alles ziemlich stromlinienförmig aus mit seiner Stiftung, und einem Vater, der seine Karriere quasi geplant hat und auch sein Manager ist. Der überzeugt mich da nicht wirklich. Dass die Medikamente gegen seine Kleinwüchsigkeit vom CF Barcelona bezahlt wurden, macht es für mich auch nicht besser. So, das sind jetzt zwei von mehreren Tausend, die in den Profiligen der Welt unterwegs sind.
Man könnt, wenn man tatsächlich von links drauf guckt, zum Schluß kommen, daß die vom Tellerwäscher zum Millionär Geschichte, die Möhre ist, die die Herde auf Trab halten soll.
Die Mär daß jeder reich werden kann, unterschlägt den Unterschied zwischen jeder und alle. Der überbordende Reichtum der Wenigen basiert auf der Armut der Vielen.
Solche Möhren sind aber auch manchmal nötig, um sich überhaupt vorstellen zu können, dass „unsereins“ auch ein anderes als ein Leben in Armut leben könnte, und ohne diese Hoffnung wird man sich nur schwer auf den Weg machen, ob individuell auf dem Karriereweg oder solidarisch in einer politischen Auseinandersetzung.
Ums Reichwerden geht es dabei auch nicht, sondern einfach darum, dass das Beispiel der Fußballprofis aus kleinen Verhältnissen beweist, dass die Plätze an der Spitze nicht den Sprösslingen des „Adels“ vorbehalten sind.
Mir entgeht der Unterschied in der Qualität des Unrechts, wenn einer mit dem Silberlöffel geboren wurde oder ihn opportuner Weise später eingeführt bekommt, um anderen Scheinidentifikationen anzubieten, Ablenkungen anzubieten und weil Andere mit ihm noch mehr Geld scheffeln, das dann der Gemeinschaft fehlt und Mangel erzeugt.
Da ja eingangs Anspruch auf eine linke Sichtweise, in deren Rahmen ein Anspruch von Egalität und die Ablehnung eines Führerprinzips, erhoben wurde, springen einen diese Widersprüchlichkeiten geradezu an.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie die breite Masse solche horrenden und absurd hohen Gehälter, die dort aber auch in vielen anderen Lebensbereichen gezahlt werden, nicht langsam mal ernsthaft in Frage stellt, denn die stehen ja sozial nun wirklich nicht mehr in irgendeiner Weise im Verhältnis zur erbrachten Leistung. Rein körperlich rackert sich jemand auf dem Bau sicherlich genauso ab wie einer dieser Edel-Kicker, muss aber froh sein, wenn er im Monat halbwegs das verdient was manch einer im Profi-Fußball in gerade mal einer Stunde. Und der verfügt dabei nicht über einen gewaltigen Apparat aus Ärzten und Masseuren im Hintergrund, muss froh seinen wenn er überhaupt noch eine halbwegs angemessene medizinische Versorgung bekommt, und kann nicht mit unter vierzig Jahren quasi in Rente gehen wenn der Körper langsam nicht mehr mitmacht. Von den ganzen Werbe- und Sponsoring-Geldern, die da noch oben drauf kommen, ganz zu schweigen. Eigentlich gibt es nur ein Wort dafür: pervers. Der Fußball wurde pervertiert, kann damit zurecht als moderne Form dessen angesehen werden, was man gerne als Brot und Spiele bezeichnet. Und kann damit eigentlich weg.
Und noch ein wesentlicher Punkt ist der Elefant im Raum, den niemand anspricht: Doping. Dafür gibt es dann andere Sündenbock-Sportarten, wobei der Radsport sich diesem Image ja nach der Armstrong-Ära ja erfolgreich etwas entledigt hat, ich aber nicht der Meinung bin, dass sich hier großartig etwas hinter den Kulissen geändert hat. Eher vermute ich das Gegenteil: alles wird sicherlich noch professioneller aufgezogen als das, was man damals kannte und einfach besser unter den Teppich gekehrt. Es geht um das Event, das Extreme will der Zuschauer scheinbar sehen. Wie das zustande kommt ist dabei nebensächlich, da verschließt man gern beide Augen und kommt dann immer mit so Ausflüchten wie dem berühmten „in dubio pro reo“ und solange es keinen positiven Test gibt ist alles gut.
Was den Fußball angeht: wenn man noch am Sport interessiert ist, bleibt man am besten auf der Ebene von irgendwelchen Lokalvereinen. An der Basis zählen sicherlich noch andere Werte, wobei ich auch denke, dass auch hier schon ein Leistungsdenken und -streben bei den Jungen eingezogen hat weil die große Karotte der potentiellen kommerziellen Ausbeutbarkeit in der Zukunft immer vor der Nase hängt. Dann doch lieber noch der Bolzplatz.
Im Prinzip alles richtig. Ob die Klub-WM mit ihrem bisher extrem öden Verlauf das beschleunigt, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist die Entwicklung seit Jahren vorgezeichnet und nicht aufzuhalten. Es wird am Schluss sowas wie diese intergalaktische Liga sein, die zuletzt noch scheiterte. Ob die besser oder schlechter als die Bundesliga, die langweiligste Liga der Welt, sein wird, weiß ich auch nicht, aber richtig interessant finde ich es auch nicht.
Fußball ist Teil einer globalen Unterhaltungsindustrie, wo Geld investiert wird, um Geld zu verdienen. Letztendlich werden immer betriebswirtschaftliche Überlegungen entscheiden. Das ganze Fan-Getue ist für mich irgendwas zwischen naiv und verlogen. Wenn in Gelsenkirchen Geld genommen wird, um eine Mannschaft aus Spielern zusammenzukaufen, von denen die meisten Google brauchen, um ihren neuen Wohnort zu finden, ist das großartig. Machen sie in Leipzig genau das Gleiche, ist das unerträglich und halbeverblödete Dortmunder Freunde des echten, großartigen, lokalen und heimatverbundenen Fußballs, wo sie natürlich genau das auch machen, verprügeln dann schon mal 12 jährige Kinder aus Leipzig, wie es dem Sohn eines Freundes erging.
Dass diese Intergalaktischen, die eben in den USA spielen, keine Lust haben oder einfach im 61, Spiel des Jahres nicht mehr können, sieht man in jedem Spiel. Dann lässt man sie bei 37°Grad antreten, um vernünftige Übertragungzeiten in Europa zu haben. Egal, sie haben schon Millionen sicher, ohne bisher was gerissen zu haben.
Derweilen wird berichtet, dass in Berlin fünf Regionalligamannschaften, das ist in Deutschland die vierte Liga, im Prinzip kein Stadion haben, dass die Anforderungen des DFB erfüllt. Alt Glienicke wird sich in Fürstenwalde einmieten. Schon in der dritten Liga braucht es eine Rasenheizung, die in der Anschaffung nicht unter 100.000€ zu haben ist. Ein Florian Wirtz sind wie viele Rasenheizungen?
Mann kann sich dem verweigern, was vollkommen korrekt und verständlich ist, oder dieses Schauspiel am Rande des Wahnsinns genießen. Ändern kann man nichts mehr und ob man sich phantasieren sollte, dass es innerhalb des Zirkuses bessere, authentischere, anständigere Zirkuspferde gibt, bezweifle ich entschieden.