Die Bettles in Germoney – Eine haarige Geschichte. Zweiter Teil.
Hier geht es zum ersten Teil.
Damals, 1964, fragten die Schülerzeitungsredakteure am Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg ihre alte Geschichtslehrerin, ob sie wohl zwischen der Massenhysterie für die Beatles und dem einstigen Publikumsjubel für Adolf Hitler eine Ähnlichkeit entdecken könne? Absolut, meinte die Historikerin; es sei praktisch dasselbe.
Ich las das Interview und dachte, ob die Dame sich vielleicht an die Backfische erinnerte, die damals, ca. 1934, ihre Hakenkreuzwimpel flattern ließen, wenn es wieder einmal hieß “Der Führer kommt!”. Denn dass der Obernazi ein Vegetarier und sexueller Abstinenzler gewesen sei, erschien mir auch nur als ein Propagandamärchen. So wie bei dem erst unlängst ermordeten Saubermann John F. Kennedy, für den das “F” im Namen eine unzweideutige Bedeutung annahm. Hitlers treuester Diener, Martin Bormann, hatte doch mit Hitlers heimlicher Geliebten, Eva Braun, die Fotos geschossen, wo Hitler im Liegestuhl schnarcht, und Eva ziemlich viel Bein zeigt, während ihre weißen Söckchen um ihre Knöchel aufblitzen wie ein strahlendes Höschen. Für mich sah die Sache bei den Beatles eher so ähnlich aus wie im WW2 bei “Frankie Boy” Sinatra. Die Männer waren im Krieg, die Frauen saßen zuhause, ein superschlanker Gigolo sang den Daheimgebliebenen etwas über die Liebe. Die Karikaturisten zeichneten ihn als körperloses Strichmännchen, dem irgendwelche Noten aus dem Mund strömten.
Wenn es da eine physische Komponente gab, dann war sie quasi nicht erkennbar. Elvis dagegen hatte den Vornamen, der sich auf Pelvis reimte, relativ unspezifisch war damit “die Hüftregion” gemeint. Dass er bei seinen Auftritten unkontrolliert zuckte, als ob ihm ständig unwillkürlich einer abginge, machte seine Darbietungen natürlich nicht ganz “jugendfrei”. Deswegen zeigte man ihn dann im Fernsehen nur noch vom Nabel aufwärts. Auch seine Texte waren irgendwie hintersinnig, aber man hoffte, dass die Teenies das alles in ihrer Unschuld nicht so ganz mitkriegen würden. “Du bist nichts weiter als ein Haushund”, sang er. Was sollte das bedeuten? Es war auch nicht immer ganz klar, ob “I’m stuck on you” heißen sollte, “ich mag dich sehr” oder “ich stecke fest in dir wie ein Hund beim GV.” Wenn Elvis sang, “lass uns hinter der Scheune weiter machen, ich tu dir sicher kein Leid an”, dann hoffte man, dass die Zuhörerinnen solche Ausdrücke wie “barn” oder “harm” noch nicht in ihrer Begriffswelt verorten konnten. Jahre später würde sich John Lennon einmal eine Zeile aus dem Elvis’schen Poesiealbum ausleihen und einem Mädchen gesangsmäßig den Mord androhen. Dafür entschuldigte er sich dann gleich wieder ausführlich. Bei Elvis gehörte sowas noch zu seinem ganz normalen Sex-Appeal mit dazu.
Verrückt nach den Beatles
Wie die Sache mit dem Sex bei den Beatles stand, war von Anfang an weniger klar. Vier Jungs mit identisch nach vorn gekämmten Haaren; die Journalisten nannten es eine Mop-Top Frisur. Eine Frisur wie das Oberteil eines Wischmopps. Man war kreativ mit solchen Begriffen, wenn man die Erscheinungen nicht wirklich begreifen konnte. “Beatlemania” bedeutete nicht, dass die Beatles “verrückt” waren, sondern, dass das Publikum “nach ihnen verrückt war”. Die amerikanischen Journalisten hatten zudem Schwierigkeiten damit, die vier jungen Männer aus England überhaupt unterscheiden zu können. Jüdische Mädchen schlossen Ringo in ihr Herz, weil der Ärmste sich keinen “Nose Job” hatte leisten können. (Eine Nasenverkleinerung war das übliche Geschenk bei einer Bar Mitzwa für jüdische Teenies, um ihre demnächstigen Verheiratungschancen zu erhöhen.)
Die Liedtexte der Beatles blieben überhaupt unverständlich. Bob Dylan glaubte, die Boys hätten in einem ihrer Songs eine Huldigung an den Marihuana-Genuss angestimmt. Als er die Kollegen seinerseits mit der Droge bekannt gemacht hatte, war es bald auch vorbei mit den fünf gleichzeitigen Beatles-Hits an der Spitze der Hitparaden. Immerhin schaffte John Lennon später selber eine Fünf-Minuten-Darstellung eines “Cold Turkey”, oder bösen-Drogen-Trips, allerdings nicht, wie Sinatra, im Film sondern lediglich als Audio-Nummer.
Yeah, yeah, yeah!
In Deutschland konnte man mit den “Bettels” eher noch weniger anfangen. Anders als der vollmundige Cliff Richard, der (auf Deutsch) geträllert hatte “Rote Lippen soll man küssen / denn zum Küssen sind sie da…” beschwerte man sich darüber, dass diese Engländer statt “sie liebt dich — ja! ja! ja”” — etwas anderes gesungen hätten, nämlich: “sie liebt dich — jäh! jäh!jäh!”. Man stellte sich dabei vermutlich irgendwelche unkontrollierte Zuckungen oder Körperbewegungen vor, jähe Zugriffe an den Reisverschluss und was dergleichen mehr sein mochte.
Auch in England war es den Zeitungen ein paar Schlagzeilen wert, dass die Boys solch ungepflegte Amerikanismen wie “yeah, yeah, yeah” verwendet hätten statt auf gut Englisch “yes! yes! yes!” zu singen.
In Deutschland blieben die Songtexte auf immer unverständlich, oder, wie bei “Hey Jude”, missverständlich.
Suppentopf-Frisur
Sehr wohl aber erregten die Langhaar-Frisuren noch Jahre lang die Gemüter. Üblich war es, dass Lehrer unzählige Schüler abwatschten und stante pede nach Hause bzw. zum Frisör schickten. Es gab auch Schulverweise wegen zu langer Haare, nicht nur als symbolische Drohung avisiert, sondern als völlig echten Rauswurf von der Penne realisiert. Dabei hatte diese Haartracht ihren Ursprung in aller Unschuld einst sogar noch in Deutschland. Mütter, die sich den Kinderhaarschnitt beim Frisör pekuniär nicht leisten konnten, griffen zum Suppentopf. Was unter dem Topfrand hervorschaute, wurde mit der Schere abgesäbelt. Die Yanomamö-Frisur der Urwald-Wilden vom Orinoco galt allgemein als “süß” und “schnuckelig” – wenn sie von einem Kinderstar wie Oliver Grimm zur Schau getragen wurde. Bei dem englischen Quartett wirkte das Ganze irgendwie außerirdisch vor allem in Verbindung mit dem insektoiden deutschen Autonamen The Beatles.
Man erinnert sich: der amerikanische Rock ’n’ Roll hatte in England und Deutschland eine gewisse “Rocker”-Kultur hervorgebracht. In Leder gekleidete Männer auf Schwermopeds erschienen alljährlich auf Bill Haley-Konzerten und zertrümmerten das Mobiliar im Saal, bis die Polizei ihrem Treiben Einhalt gebot.
So kam es, dass die deutsche Photografin Astrid Kirchherr, die sich in Hamburg mit den Jungs aus Liverpool angefreundet hatte, ihnen das Rocker-Image wegputzte. Die mit Pomade über der Stirn hochgestülpte Nashorn-Fanfare, der sogenannte “Pompadour”-Haarschnitt, der quasi Potenz und sexuelle Absicht zugleich signalisierte, fiel der Schere zum Opfer. Die entblößte niedrige Stirn, die zusätzlich den Verdacht auf philosophische Zwiegespräche gebannt hatte, schien durch die erwachsene Intellektuellenfrisur bei solch jungen Männern der kompletten Verwirrung zu weichen. Wenn ihre Absicht nicht der sofortige Sex war, wozu wollten sie dann dem Mädchen das Händchen halten?
Die Schädigung des Gehörs
In Deutschland hatte man den quasi pfadfinderösen Sommerhaarschnitt immer schon ganz unmilitärisch als “zünftig” bezeichnet. Der amerikanische “Crew Cut” verleugnete seinen militärischen Ursprung weniger. Rein musikalisch dominierte dagegen immer die Ideologie des Vier-Viertel-Taktes, einer Marschiermusik, die sich bequem innerhalb einer halben Oktav ansiedeln ließ.
Die Vorliebe für eine solche Musik war natürlich mit Gewalt den jeweiligen Bevölkerungen eingetrichtert worden. Die Engländer hatten immer schon über die Unmusikalität der Deutschen gelästert. Auch Chuck Berry in Amerika konnte sich für diese klassische Krachmacherei nicht begeistern. “Rück rüber, Beethoven” hieß es bei ihm (als Echo auch bei den Beatles) “und sag die Nachricht gleich weiter an Tschaikowsky.”
Wenn deutsche Rock-Gruppen “Rock” spielten, meinten die englischen Zuhörer, “they lead with the drums” – “das Schlagzeug spielt immer vorne weg.”
Warum war das so? Ich konnte es mir nur damit erklären, dass die Deutschen eine Tradition pflegten, die sie für völlig normal hielten: die Beschädigung des Gehörs schon in jungen Jahren. Man stelle sich nur einmal einen Konzertgeiger vor, der jeden Tag mit einem superlauten Staubsauger das Wohnzimmer in seiner Behausung saubermacht – ohne Gehörschutz. Nach jeweils einer halben Stunde ist dem Mann das Trommelfell tief in seinen innersten Gehörgängen massiv angekratzt. Beschädigt. Ob er nachher ein F oder Fis spielt, hört er selber schon längst nicht mehr. Der Arbeiter im Straßenbau, der tagsüber den Dampfhammer bedient, merkt es am Abend erst, wenn der Nachbar mit dem Pantoffel an seine Türe klopft, dass bei seinem Fernseher der Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufgedreht ist. Und so immer weiter. Das Kind, das jeden Tag geschlagen wird, der junge Mann, der Ohr- oder Backpfeifen vom Vater oder vom Lehrer erhält, der junge Soldat, der täglich 100 Gewehrschüsse neben seinem rechten Ohr abgibt, kann später, als Bundespräsident, nie wieder die Nationalhymne “richtig” singen. Kein Wunder, dass in den Schulen immer nur Blockflöten ausgegeben wurden, denn wer weiß, wie oft schon dem Kleinkind die Löffel ordentlich langgezogen worden waren?
Ungeschlagene Fab Four
Der Krieg hatte in Deutschland das Gros der erwachsenen Männer stark gelichtet, und bei den Verbliebenen auch das Haar. Anders als oft noch vollbehaarte englische Männer, sahen deutsche Männer im Alter meistens aus wie Walter Ulbricht. Wenn sie noch Resthaare am Kopf hatten, trugen sie diese nach vorn gebürstet im Stil eines Bert Brecht. Junge Männer mit einem blühenden Altmänner-Haarschnitt gab es bis dato nirgends. Die verdeckte Stirn erlaubte zusätzlich keinerlei Rückschlüsse auf ihren intellektuellen Zuschnitt. Jede affige Schulbubenblödelei der “Fabelhaften Vier” wurde in Amerika als hohe Kunst des britischen Humors angesehen.
Stellt sich die Frage: Wurden die Kinder in England denn nicht geohrfeigt? Antwort: Eben nicht, nein. Es gab sogar bis ins ferne Neuseeland die geregelte Strafe für Schulkinder. Sie wurden zum Direktor geschickt, und bekamen dort vorgeschrieben, zahlenmäßig abgemessene Schläge mit dem Stock. Auf den Po. Oder auf die Hand. Mädchen wurden von den männlichen Schuldirektoren nicht geschlagen, vermutlich wusste man auch damals bereits Bescheid über den Zusammenhang zwischen sexueller Lust und Stockschlägen auf die entblößte Genitalregion. Ob die Head Mistresses dabei weniger Lust empfanden, wenn sie Mädchen schlugen, scheint niemand so recht untersucht zu haben.
Wie sich diese Tradition auf die britische Sangeskultur auswirkte, lässt sich indessen aus unzähligen Lustschreien nicht allein der Beatles heraushören. (Anspieltipp: “Day Tripper”, wobei das Wort “Tripper” wahrscheinlich extra als Vokabelhilfe für ihr ehemaliges Hamburger Star Club Publikum gedacht war.)
In Amerika, wo man gewohnheitsgemäß in militärischen Begriffen dachte, empfand man das plötzliche Auftauchen all dieser britischen Gesangsgruppen als “Invasion” – als einen “Einmarsch”. Dabei war die Sache relativ einfach. Die Beatles gehörten zur ersten Generation, die nicht mehr gewaltsam beim Militär eingezogen, deren Gehör nicht von Amtswegen beschädigt wurde. Diese Jungs verbrachten ihre Zeit damit, Gitarrenakkorde zu studieren, und komplizierte Gesangspartien aus jeder Rille einer Schallplatte heraus zu kopieren.
Bei den Beatles gab es nur einen, der körperlich behindert war. Ringo. Er hatte Jahre lang in Krankenhäusern verbracht, hatte Operationen über sich ergehen lassen müssen, und hatte seine Tage darauf verwendet, auf irgendwelchen Kartons oder behelfsmäßigen Schlagwerken herum zu klopfen. Er war musikalisch, aber im Grunde genommen “taub”. Ein Beethoven des Schlagzeugs. Wenn er in jungen Jahren bereits ein Hörgerät unter seiner Perücke versteckt gehabt hätte, wäre seine Gesangskarriere vielleicht noch wesentlich erfolgreicher ausgefallen.
Fast mit Mädchenstimmen
In Hamburg hatten die Beatles bis zu acht Stunden am Tag Gitarre gespielt und dazu gesungen. Die Stimme versagte ihnen dabei zuweilen, weil die normale Bruststimme eines jungen Mannes hier gar zu sehr strapaziert wurde. Es war einfacher, mit der Kopfstimme zu singen, fast schon im Falsett. Im Grunde sangen diese Burschen fast mit Mädchenstimmen. Sie coverten auch zahlreiche Songs, die von amerikanischen Girl Groups stammten, wie “Please Mister Postman”, “Baby, It’s You”, oder “Devil In Her Heart”. Wenn sie dann zu dritt im Chor sangen, kriegten sie trotzdem noch genug Power und Lautstärke zusammen, um wie eine Boy Group zu klingen.
Typisch amerikanische Sänger fühlten sich dagegen am wohlsten im relaxten Bass-Bariton Bereich, wie Elvis Presley, Johnny Cash oder Leonard Cohen. Das war der Sound, der auch die Muttis bei Tom Jones-Konzerten dazu animierte, ihm die Höschen auf die Bühne zu werfen.
Die Beatles und JFK
Der Dieter-Thomas Heck Amerikas, ein TV-Musik-Präsentator namens Ed Sullivan, der Jahre lang alle großen amerikanischen Hits ins Fernsehen gebracht hatte, dachte zunächst lediglich daran, sein Publikum zu amüsieren. Er beschloss, die britische Kuriosität mit dem seltsamen Namen (“die Käfer” — und dazu noch falsch geschrieben!) als Lachnummer zu präsentieren. Zufällig hatte er dabei aber die Atombombe der amerikanischen Pop-Musik gezündet. Der Auftritt der Beatles brachte 73 Millionen Bildschirme zum Flimmern, es war der “Urknall” des US-Pop der 60er Jahre. Noch lange Zeit danach klang jeder große amerikanische Hit wie ein jaulendes Beatles-Imitat, ein Trauergesang. (Beispiel 2: Sonny und Cher, “I’ve Got You Babe”.)
Die Kulturphilosophen glaubten, die Beatles hätten der aufgestauten Trauer Amerikas über die Ermordung Kennedys Ausdruck verliehen. Das kreischende Publikum wurde als greinende Trauergemeinde angesehen. Das englische Wort für “weinen” und “schreien” lautet gleichermaßen “crying”.
Tatsächlich bestand ein gewisser Zusammenhang zwischen den Musikern und dem Politiker. Die amerikanische Schallplattenfirma Columbia zeigte anfangs kein Interesse an den Beatles. Eine kleine unabhängige Plattenfirma (VeeJay) krallte sich die erste Beatles Platte und druckte ein englisches Publicity-Photo der Band, seitenvekehrt, auf das Cover. Die Platte erschien am Morgen des 22. November 1963 in England. Etwas später, im Verlauf des gleichen Tages, aber in einer offenen Limousine in Dallas, Texas, wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy erschossen.
Übrigens die Antwort auf die Frage aus dem ersten Teil, wie die Band auf ihren Namen gekommen sei, gab John Lennon schon selber beim ersten Besuch der Beatles in den USA. Eine Fernsehreporterin hatte den Ober-Beatle gefragt. Seine Antwort: »Ich habe ihn mir ausgedacht.«
Na ja… Jg. ’52
Naja, kann man so sehen und sagen.
Assoziationsketten von rückblickenden Zeitzeugen und aktuellen Fragern sind für mich anregender, als die gequälten und quälenden Reflexionen mancher Anmerker aus den Reihen der “Ich-bin-unschlagbar-schlau”-Fraktion. Für alle, die noch nicht über ein solches sprachliches und inhaltliches Repertoire verfügen, heißt mein Tipp: “Kommt Zeit kommt Unrat. Abwarten und Tee trinken”.
…
Zugriff auf den Reisverschluss ..
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Wie lässt sich das mit Rechtschreib- Programm machen ?
Der zweigeteilte Käfer hat mir sehr gut gefallen, da in jedem Teil die richtigen damaligen bis heute aktiven ‘Musiker’ ihre Instrumente praktizieren.
PS Würde mich freuen das Tom Appleton öfters etwas veröffentlicht
Wird er 😉
” …. ob sie wohl zwischen der Massenhysterie für die Beatles und dem einstigen Publikumsjubel für Adolf Hitler eine Ähnlichkeit entdecken könne? Absolut, meinte die Historikerin; es sei praktisch dasselbe.”
Womit im Grunde alles Wichtige gesagt wurde!
Die Historikerin hat sehr gut erkannt was die (gemeinsame) Aufgaben des einen sowie der anderen sind und allesamt letztlich für das heute Meinungsmanagement genannte Vorhaben genutzt wurden.
Ich vermute, dass es psychische Grundlagen für solche Massenhysterie gibt und vielleicht sind die vom Anbeginn der Menschheit immer gleich geblieben . Ich bin auch fest davon überzeugt, dass Herrschaft immer versucht hat, das zu nutzen. Wobei da auch die Unberechenbarkeit ist, die sich nicht ausschließen lässt und kaum gewünscht werden wird. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Beatlemania gesteuert war, wie ein Führerauftritt. War da nicht ein Traum von Revolte gegen die ” Alten”, gegen das “System”, gegen eine restriktive Sexualmoral usw. Klar, nur ein Traum. Aber doch was sehr anderes, als “Führer befiel, wir folgen “
Wenn man sich alte Videos ansieht, kann man verstehen, was gemeint ist, wenn es um das völlige Ausflippen der Fans geht.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass bei Taylor Swift oder Madonna es ähnlich abgeht. Denn auch bei ABBA war es ebenfalls. Und Michael Jackson…
So wird das Fanverhalten halt weitervererbt.
Schon nett. Viele der Leser des Magazins sind vermutlich mit den Beatles groß geworden, haben die Hälfte von ihnen überlebt und sind nun an der Reihe vor dem Rest der Kapelle, zusammen mit ihr oder knapp danach zu sterben. So sind die Regeln und das ist doch schön daran zu denken, wie es war. Oder wie es hätte sein können, jedenfalls für den Autoren.
Ich war noch ziemlich lütt, als Beat , so hieß das damals, und die Beatles erschienen und vor dem, was der Autor glaubt an Zeitgeist im Zusammenhang mit Beatles beschreiben zu können, schützte mich das Meisterwerk sozialistischer Baukunst, die Mauer. Ich wusste nicht, wie die aussehen, was die veranstalten, schon garnicht, dass da was mit Sex war. Schätze, ich wusste ob meines zarten Alters nicht mal was Sex ist. Jedenfalls nicht so genau.
Aber die Mauer konnte Radiowellen nicht blocken und das Radio der Familie gehörte mir. Ich kannte nur die Musik und die funktionierte und machte mich, ganz ohne Marketing, Bravo und irgendwelchen anderen Zirkus mit dem 1. Schuss abhängig. Und nein, ich könnte nicht jederzeit aufhören. Nicht nur Beatles , klar, man musste die Dosis halt immer erhöhen.
Dagegen konnte mein Vater – mach die Negermusik aus – nichts ausrichten, sowenig wie Kurt Hager – wer Kafka liest und Beatles hört, der ist für den Sozialismus verloren. Nun ging nicht ich dem Sozialismus, sondern er mir verloren, was man aber vielleicht nicht so genau nehmen muss. Habe beim Schreiben Beatles for Sale gehört. Egal, ob die damals alberne Frisuren hatten, egal, woran Teenies damals dachten, egal , was die Amis vorhatten, egal, was für Assoziationen dem Autoren durch den Kopf gehen – es funktioniert Und, dass sollte man, wenn man Gedankenbilder zur Zeit ersinnt und zeichnet, noch anmerken: waren halt gute Musiker.