Wokes Heimatgefühl

Heimat
Kreuzschnabel, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons, bearbeitet

Der Kampf gegen rechts hat eine Hymne: „Für immer Frühling“ erzählt von einem Land, in dem der Himmel immer blau ist. Ganz ohne Regen wird die Dürre besiegt.

Erst ging er auf TikTok und Instagram viral, dann avancierte er zur inoffiziellen Hymne der Demonstrationen „gegen rechts“: der Song „Für immer Frühling“ der schwäbischen Sängerin Soffie. Aktuell steht er auf Platz 17 der deutschen Single-Charts. Sofie Aspacher alias Soffie aus Backnang bei Stuttgart studiert an der Popakademie in Mannheim im Master Popular Music alias Popmusik. Die 24-Jährige mache das, „was sich Frauen im deutschen Indie-Pop lange nicht getraut haben. Mit fetten Beats und noch fetteren Vocals, macht sie Platz für sich selbst und alles, wofür sie steht“, freut sich die Popakademie.

Eine moderne junge Frau also, die sich ihren Raum nimmt, um einfach nur sie selbst zu sein, woran sie – so lesen wir zwischen den Zeilen – irgendwer zu hindern versucht, vermutlich das Patriarchat. Auch in ihren Texten werde klar: „Soffies Gedanken sind intensiv und komplex.“

Gefühle statt Gedanken

In der Tat. Sehr intensiv kommt der Refrain rüber: „La-la-la, la-la-la-la-la …“. Komplex ist Soffies Neuordnung der vier Jahreszeiten. Sie singt von einem Land, „in dem für immer Frühling ist“. Der Herbst fällt offenbar aus. Sommer und Winter gibt es aber irgendwie doch: Die Sommer sind „kühler“, die Winter „nicht so trübe“. Der Himmel ist „nur noch blau und rosarot“. Obwohl es also niemals regnet, sind die Sommer dennoch „grüner“. Von Gedanken allerdings handelt das Lied nicht. Es geht ausschließlich um Gefühle. Haderten Revolutionäre früherer Tage noch damit, nicht alles sagen zu dürfen, was sie denken, hat Soffie in ihrem Traumland „keine Angst zu sagen, was ich fühl“.

An anderer Stelle singt sie von einem Land, in dem sie „noch was fühl‘“. Auch die Liedzeilen „Das Herz wohnt auf der Zunge“ und „Kinder an die Macht“ (© Herbert Grönemeyer) deuten darauf hin, dass sich Soffie für Erwachsenenkram wie Denken nicht sonderlich interessiert. Die Revolution, die ihr vorschwebt, findet nur im Traum statt. So gesehen ist sie eine Sozialdemokratin der alten Schule, wie sie einst Kurt Tucholsky in der Weltbühne charakterisierte: „Es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich.“

Bei Soffie hört sich das so an: „Du nennst es Utopie – Ich nenn‘ es Heimat – Revolutionierte Freiheit – Und wenn ich in meinem Bett abends einschlaf‘ – Träum ich davon“. Gut zu wissen, dass die Sängerin sich abends schlafen legt und das in einem Bett. Es hätte ja auch sein können, dass sie sich mittags zum Träumen auf die Couch legt. Und wovon träumt sie nun? Von einem Land, in dem alle quietschgesund alt werden und sich in trauter Einigkeit am Esstisch mit „rotkarierter“ Decke versammeln. Mit „alle“ sind potenziell sämtliche Erdenbewohner gemeint, denn es gibt „keine hohen Mauern mehr“ und „alle sind willkommen – kein Boot, das sinkt im Mittelmeer“.

Wundersamerweise schmausen die Menschen in diesem weltoffenen Land dennoch „Kaviar und Hummer“, und zum Dessert gibt es Vanille-Eis. Geld spielt keine Rolle. Zwar heißt es nicht „Klarna-Konto voll“, wie ich fälschlicherweise zunächst hörte, sondern „Karma-Konto“. Doch die folgende Zeile ist eindeutig: „Keiner ist im Soll, sag mir einfach, was du brauchst“. Was bei Soffie das lyrische Ich ganz alleine schafft, dazu brauchten die Bläck Fööss noch eine dritte Person. In ihrem Karnevals-Evergreen „Drink doch eine met“ spendiert ein anderer Kneipengast dem armen alten Mann ein Bier und sagt: „Häs de och kei Jeld, dat es janz ejal, drink doch met un kümmer dich nit dröm.“

Veganer Hummer für alle

Doch die Bläck Fööss waren gestern, Soffie ist die Stimme einer neuen Generation – sagen Presse, Funk und Fernsehen, denn Millionen TikTok-Nutzer können ja nicht irren. Hier und da wird angemerkt, dass es in den sozialen Medien auch kritische Stimmen gebe. So mutmaßten einige, Soffie wolle nur Klicks generieren, andere fänden ihre Schlaraffenland-Utopie ein wenig zu naiv. Die von Vegetariern erhobene Klage über den Verzehr tierischer Produkte konterte die singende Studentin geschickt: Selbstverständlich gebe es in ihrem Traumland nur veganen Hummer und Kaviar. Und natürlich hat Soffie gegen Geld und Ruhm nichts einzuwenden.

Im Interview mit MusicHub stellt sie sich als „Sängerin und Produzentin based in Mannheim“ vor und erklärt: „Mir ist es wichtig, als Frau in dieser Branche ein Zeichen zu setzen und Platz in Playlisten und Line-Ups einzunehmen, denn die ungleichen Verhältnisse für FLINTA* in der Musik kotzen mich schon immer an.“ Des Weiteren verrät sie in diesem Interview, dass das „ff“ in Soffie für fortissimo stehe, da sie „schon immer viel zu laut“ gewesen sei. Schon im zarten Alter von etwa fünf Jahren habe sie begonnen, zu singen und auf dem Klavier ihrer Mutter im Wohnzimmer zu spielen.

Fassen wir zusammen: Sofie Aspacher hat eine behütete Kindheit in nicht allzu armen Verhältnissen genossen. Nur an veganem Kaviar und Hummer mangelte es offenbar. Vermutlich spielt Geld daher auch in der von ihr besungenen Utopie keine allzu große Rolle. Heute ordnet sich Soffie der Opfergruppe „FLINTA*“ (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) zu. Sie wohnt nicht in Mannheim, sondern ist dort „based“, was in der Hipster-Sprache bedeutet, dass sie sich nur vorübergehend dort aufhält, bald wird sie woanders „based“ sein.

Wie für Angehörige der sogenannten urbanen Eliten üblich, wird sie sich zu den Anywheres zählen. Daher unterscheidet sich ihr Heimat-Begriff von dem der Somewheres, der breiten Masse derer, die noch eine gewisse Bindung an die Scholle haben. In dem Land, das Soffie besingt, ist die ganze Welt willkommen, so wie sie sich ja auch umgekehrt in der ganzen Welt zuhause fühlt. Das soll gut für das Karma-Konto sein.

Vorwärts in die Vergangenheit

Doch bei Lichte betrachtet unterscheidet sich die in „Für immer Frühling“ entworfene Gesellschaftsutopie gar nicht so sehr von den Sehnsüchten typischer AfD-Wähler. Frédéric Schwilden hat in der Welt, unter der Überschrift „Reaktionärer als Heino“, darauf hingewiesen, dass auch AfD-Anhänger, „die von ihrer kleinen Rente ihren Herrenmenschenlebensabend zwischen Einheimischen, die in Deutschland böse Ausländer wären, in Ungarn verbringen“, auf rotkarierte Tischdecken schwören. Auch mit seiner Aussage, heute bedeute „Progressivität, Linkssein, der größte Spießer vom Platz zu sein“, trifft Schwilden ins Schwarze. Wenn man denn Menschen wie Sofie Aspacher und ihre Fangemeinde als links bezeichnen möchte. Das Klischee des Salonsozialisten, der Reichtum für alle fordert und so tut als wachse Geld an Bäumen, erfüllt ihre Anti-AfD-Hymne allemal.

Wirklich deprimierend ist aber nicht, dass eine erkleckliche Zahl an Menschen in den alten und neuen Medien ernsthaft zu glauben scheint, mit solch einem gesinnungsethischen Stuss einen Beitrag zum „Kampf gegen rechts“ zu leisten. Dieselben Leute halten ja auch Annalena Baerbock für eine geniale Außenministerin und glauben, Deutschland könne mit seiner famosen Energiepolitik den „Planeten“ im Alleingang vor der Klimaapokalypse retten. Bedrückender ist, dass die gesamte Gesellschaft im Fahrstuhl nach unten, zurück in die Fünfzigerjahre, rauscht. Was kaum jemand merkt, weil die selbsternannten Progressiven mit dem Rücken vor den Knöpfen stehen und steif und fest behaupten, es gehe nach oben. In welche Richtung es geht, wird deutlich, wenn man Soffie mit einer Frau vergleicht, die ihre Großmutter sein könnte: Lili-Marlene Premilovich, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Lene Lovich. Hier die biedere Studentin mit hippem Oma-Style-Pullover und Nasenring, dort die New-Wave-Ikone, die auch mit über siebzig noch genauso verrückt aussieht wie sie nun einmal ist.

1978 erschien Lovichs Debütalbum „Stateless“ (dt.: Staatenlos). Die US-amerikanische Singer-Songwriterin mit englisch-serbischen Wurzeln, geboren am 30. März 1949, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Sie spielte Theater, Saxophon in verschiedenen Bands, trat als Stripteasetänzerin auf, besuchte Salvador Dalí in Spanien und nahm Schreie für Horrorfilme auf. Lovichs Karriere fiel in eine Zeit, in der Frauen es in der Musikbranche tatsächlich noch schwer hatten. In „Home“, dem ersten Song ihrer LP Stateless, geht es ebenfalls um Heimat oder das Zuhause – bekanntlich lässt sich „Heimat“ nicht eins zu eins in andere Sprachen übersetzen. Doch anders als im deutschen Heimatfilm der Fünfzigerjahre und in Soffies Heile-Welt-Hymne erscheint dieses Zuhause ambivalent. Heimat ist auch hier ein Gefühl, jedoch eines, das einem die Luft abschnürt. Heimat ist dort, wo das Herz ist, aber doch so fern. Sie steht für ein gutes, ordentliches Leben, aber auch für Enge und Überwachung. Die Schlusszeile lautet: „I don’t wanna go back anymore“ – Ich will nicht mehr dahin zurück.

Heute, 46 Jahre später, verkörpert Soffie den regressiven Zeitgeist der sogenannten Progressiven, die genau dorthin zurückwollen. Nur dass in ihrer wohlgeordneten, problem- und keimfreien kleinen Welt der Käsekuchen vegan ist. Statt Kaffee gibt es Chai mit Hafermilch. Und alle gendern korrekt.

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21 Kommentare

  1. Gute Kritik. “alle Waffenspeicher leer” – Wahrscheinlich alles in die Ukraine geliefert. 😄

    “Du nennst es Utopie, ich nenn’ es Heimat” – Das ist schon irgendwie seltsam. Denn die Soffie
    erträumt sich ja eine bessere Welt, die sich von der realen unterscheidet, wo:
    Flüchtlingsboote im Mittelmeer sinken, wo viele hungern, frieren, Fremde nicht willkommen sind, niemand sagt was er denkt, viele nicht haben was sie brauchen. Alles das, was der realen Welt fehlt, ist dann Heimat. Aber warum nennt sie den Traum/die Utopie Heimat? Weil sie will dass sich die Wirklichkeit mit ihrem Traum versöhnt. Die Wirklichkeit soll zur Heimat werden. Kritikwürdig ist nicht so sehr was sich Soffie für ihre Heimat wünscht. (blauer Himmel – naja) Kritikwürdig ist der Affirmationswunsch. “ich will mich ja mit der Welt einverstanden erklären, aber das geht nur, wenn ich mir die Welt schön träume.” Es wird keine Kritik an etwas oder gegen jemanden geäußert, sondern es wird Affirmation verweigert, die bloß noch im Traum möglich ist. Und das ist wirklich eine sehr untertänige Art einen Widerspruch zu formulieren. Kein Wunder, dass es zur Hymne der Demonstrationen gegen rechts geworden ist. So säuselnd und handzahm sollte demokratischer Protest nach dem Geschmack der Regierung wohl sein. Dann wird Deutschland auch für die Regierung zur Heimat, die sie sich besser nicht erträumen kann.

  2. “FLINTA*”!

    Wieder so ein künstlicher Problembegriff, den ich erst mal googlen mußte, um zu erfahren, was die Verfasserin “Soffie” eigentlich sagen will. Vergleichbar mit dem ständig veränderten LGBTQXYZ+/-√0815 und offenkundig aus demselben ideologischen Sumpf entstammend.

    „Mir ist es wichtig, als Frau in dieser Branche ein Zeichen zu setzen und Platz in Playlisten und Line-Ups einzunehmen, denn die ungleichen Verhältnisse für FLINTA* in der Musik kotzen mich schon immer an.“

    Aha… Von welchen “ungleichen Verhältnissen” phantasiert das dumme Mädchen hier?

    Frauen – dafür steht das F – sind gerade in der aktuellen Musikszene massiv präsent! Bei den letzten Grammys waren sie sogar deutlich überrepräsentiert, und räumten fast alle Preise ab! Das lag sicher nicht (nur) daran, daß Frauen die bessere Musik machen! Das war ein – von den Mainstreammedien laut gefeiertes – politisches Statement!

    L – Lesben. Machen, wie Homosexuelle in der Gesamtgesellschaft, unter Frauen wohl 5% aus und sind in der Kunstszene auch eher massiv überrepräsentiert.

    Und die übrigen Buchstaben für “intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen” machen in der Bevölkerung nunmal wirklich nur einen verschwindend kleinen Teil aus! Das läßt sich noch nicht mal in Prozenten ausdrücken. Vielleicht nicht mal in Promill! Wieso sollten die in den “Playlisten” einen besonderen Platz einnehmen?

    Das ist pure Demagogie! Und wie bei LGBTQ werden Menschen, die ihren Platz in der Gesellschaft längst gefunden haben – Homosexuelle nämlich und Frauen – argumentativ als Geiseln genommen, um Sonderrechte für Mini-Minderheiten zu begründen, mit denen Frauen, Lesben und Schwule mehrheitlich auch nichts zu schaffen haben! Ja, es gibt solche Menschen! Und sie sollen auch alle GLEICH behandelt werden! Eben als Menschen! Nicht weniger aber eben auch nicht mehr!

    Selbst Lesben- und Schwulenverbände gehen lägst auf die Barrikaden gegen diese Vereinnahmung durch die diese ideologisch Verbohrten! Und fragt man Frauen, was sie denn von dieser ach so “gleichberechtigenden” Gendersprache mit Binnen-I, Sternchen und betont neutralen Subtantiven wie “Forschende” halten (neulich las ich sogar das Wort “Mahnwachende” – irre), dann ist die Antwort meist ein verständnisloses Schulterzucken. Die Sprache ist nicht das Problem! Das Problem sind Ideologen, die mit aller (leider zunehmender) Macht versuchen, die Gesellschaft in Gruppen aufzusplittern um diese dann gegeneinander auszuspielen.

    1. Ich kannte den Begriff auch nicht, finde die Entwicklung aber folgerichtig. Früher gab es Lesben und Schwulenverbände, dann folgten immer mehr Sexualitäten und jetzt scheint man die Schwulen ganz rausgeworfen und durch Frauen ersetzt zu haben. Letztlich sind Schwule eben auch Männer und gehören in der Opferhierarchie des Wokismus deshalb klar unter die Frauen.

      1. Wikipedia:
        FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.

        Männer sind ausdrücklich nicht gemeint, was zweifellos ja auch der Sinn dieser Bezeichnung ist. Es geht ja gerade (siehe das Zitat oben) darum, dass alle Nicht-Männer anders behandelt werden als eben jene. Insofern hat diese Abkürzung durchaus einen verstehbaren Sinn.

        Wieso da allerdings Frauen und Lesben getrennt aufgeführt sind, habe ich bis jetzt noch nicht verstanden. Sind Lesben jetzt keine Frauen oder können „richtige“ Frauen keine Lesben sein?

        1. Es geht darum, Frauen und Lesben zu einer “Verfolgten Minderheit” zu erklären, und im Namen derer eine Art Krieg zu führen gegen “alte weiße Männer”.

          Das ist derselbe “woke” Schwachsinn, den schon “LGBTQxyz….” symbolisiert.

    2. LGB hat als sexuelle Orientierung mit dem ganzen anderen Buchstabensalat nix zu tun.
      TIQAN – das ganze Genderuniversum ist völlig unabhängig davon zu betrachten. Dass diese Wirrköpfe LGB zu ihrem Nutzen kapern konnten ist eines der größten Unglücke der Zeitgeschichte.

    3. Der eigentliche Witz bei “FLINTA”: eine Gruppe der “sexuellen Minderheiten” ist rausgeworfen worden, nämlich die Schwulen. Es ist quasi LGBT ohne das G.

  3. Wenn wir schon bei Hymnen sind, die die biedermeierische Sehnsucht nach einem Ort der Sorgenlosigkeit (“Heimat”, “zu Hause”) konterkarieren, dann würde ich noch Gil Scott Herons “Home is where the hatred is” hinzufügen. Der Song erzählt die Sichtweise eines Drogenabhängigen auf sein “Home”:
    “…
    Home is where the needle marks
    Try to heal my broken heart
    And it might not be such a bad idea
    If I never, if I never went home again”

    https://www.youtube.com/watch?v=DuaugaX8N2U

  4. “Wirklich deprimierend ist aber nicht, dass eine erkleckliche Zahl an Menschen in den alten und neuen Medien ernsthaft zu glauben scheint, mit solch einem gesinnungsethischen Stuss einen Beitrag zum „Kampf gegen rechts“ zu leisten.”

    Große Töne für jemanden, der jede israelische Propogandalüge ungefiltert und geistlos wiederkäut – völlig egal wie oft sie wiederlegt wurde.

    Bevor man naive Menschen verächtlich macht wäre es angebracht, vor der eigenen Haustür zu kehren. Herr Rieveler würde sicher davon profitieren, sich Grundlagen im kritischen Denken zu erarbeiten.

  5. Hans Dieter Rieveler ein guter Artikel, bin da ganz bei Ihnen.
    Bei meinem täglichen spazieren gehen, sehe ich oft junge Pärchen, also Männlein und Weiblein und zum Glück selten dieser neuen bewegten Szene. Die Unterhaltung erfolgt über ihre Aktivitäten in den sogenannten sozialen Medien (ich empfinde das als asozial!), wer nun was oder auch nicht gemocht oder nicht gemocht hatte.
    Die Utopie besteht darin, das diese Knilche dafür bezahlen bzw die Versorger und wahrscheinlich dabei fast 24/7/360 zur Verfügung stehen, um ihren ‘Status’ zu überprüfen.
    Diese aktiven ‘Kontentkreierer’ stehen ja im Dauerstress, um ihren Status beizubehalten und dann sind sie stolz auf ihr alleine sein. Denn das ist gepriesener Individualismus und führt die Gesellschaft zum einzelnen Individuum und vernichtet die soziale Verantwortung für die ursprüngliche Gesellschaft. Welch eine Infiltration hier stattfindet ist m. E. schon bemerkenswert, denn viele Säulen der “Demokratie” ermöglichen diesen Weg.
    Morgen werde ich wieder vormittags zum spazieren gehen und werde mich dann an der Natur erfreuen, da die Knilche ja beschäftigt sind mit blablabla Ausbildung oder Arbeit.

  6. In diesem Themenfeld Gil Scott Heron unterzubringen, ist etwas – na, ja, riecht streng.
    Die Demonstrationen für die Regierung leiden unter dem Mangel passenden musikalischen Materials. Es ist wirklich nicht einfach, auf der Straße aus den Lautsprechern Songs zu schießen, die die augenblickliche Stimmung treffen ohne ausgelutscht zu klingen. Abhilfe zu schaffen, wird nun versucht. Der Erfolg lässt auf sich warten.
    Das macht der Erfolg immer so …

    1. Das war doch als Gegenbeispiel gemeint (wie der Song von Lene Lovich im Artikel). Ich wollte doch Gil Scott Heron nicht als Soundtrack für die aktuell stattfindenden Demonstrationen vorschlagen – das wäre ja völlig unpassend!

  7. Ein schöner und auch gut geschriebener Artikel,
    der mir vermittelt, was für Seltsamkeiten es heute in der jungen Generation gibt.

    Von dieser Sängerin hatte ich bislang nicht mal den Namen gekannt.

    Nun habe ich mir wirklich ein Video mit ihr und „Für immer Frühling“ angesehen, nein: zugemutet. Dass es mit dem Text nicht weit her ist, das hat Herr Rieveler ja schon beschrieben, aber dass sie auch nicht gut singen kann, keine besondere Stimme hat und die Melodie lediglich Kinderliedcharakter besitzt – das kommt noch dazu. Auch sonst wirkt sie auf mich ein bisschen blass – eben eine Identifikationsfigur für deutschstämmige Durchschnittsmädchen von heute.
    Nun ja, sympathisch wirkt sie schon. Aber würde ich sie gerne als Nachbarin haben wollen??

    Auch mit Chic und Charme hapert es etwas, zumindest bei diesem Video:
    https://duckduckgo.com/?hps=1&q=Soffie&atb=v332-1&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3D4oS2zIAH5wc
    Aber das ist Geschmackssache, ich habe damals jedenfalls wie auch Herr Rieveler für andere Sängerinnen geschwärmt, echte Stars, etwa …
    https://duckduckgo.com/?q=debbie+harry+rapture&atb=v332-1&iar=videos&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DpHCdS7O248g
    Aber das ist natürlich alles Geschmackssache.

    Auch der Vergleich mit Lene Lovich ist gut gewählt. Soffie wirkt verglichen mit ihr so unsäglich bieder und lahm, so provinziell und angepasst an “politische Korrektheit”, so fad und spießig. Bin fast sprachlos.
    Okay, heute bin ich auch spießig, aber jenseits der 50 darf mans sein. Was ist das aber für eine Zeit, wo die 24-jährigen Mädchen so spießig wirken wie es ihre Mütter nie waren?
    Selbst verglichen mit soften Hippiesängerinnen wie z.B. Melanie Safka wirkt diese Soffie lahm.

    Soffie wirkt sehr jung, fast noch wie eine Schülerin. Ich recherchiere kurz ihr Alter … Aha: 24 Jahre. Ach, doch schon so alt. So, so.
    Ja, was soll man da sagen. Echte gute Musiker waren früher mit 24 Jahren häufig schon berühmt; sie wirds nie werden. Wahrscheinlich wird sie in Kürze bei den Grünen in irgendeiner Funktion auftauchen.

    Und diese Sängerin ist also trotzdem so bekannt und wichtig, dass Herr Rieveler ihr einen Artikel widmet. Ich staune etwas. Oder macht er es nur, weil sie exemplarisch für politisierte Mädchen der „Generation Z“ steht?
    Kann auch sein.

    Zum Inhalt mag ich gar nichts schreiben. Da ist eigentlich im Artikel schon genug gesagt worden.

    Dass sie auch im Wachzustand träumt, das ist das eigentlich Besondere und Charakteristische, was vermutlich sowohl sie als auch ihre Fans charakterisiert:
    Traum statt Wirklichkeit, Wunsch statt Analyse, Emotion statt Ratio.
    Weglaufen vor der Wirklichkeit und dem Ernst des Lebens. Ich glaube, im Artikel wird im Hinblick auf ihre Wünsche das Wort „Regression“ verwendet. Ja, das trifft es gut.
    Sie träumt sich alle Probleme oder vermeintlichen Probleme weg.

    Oder bin ich jetzt zu kritisch gewesen? Egal. Schätze, sie wird meinen Weg nicht mehr kreuzen.

  8. »Stateless« bedeutet auch »Zustandslos«, eine treffende Beschreibung für »Salonsozialisten«. Vielleicht singt uns ein Migrantenchor »Keine Heimat« (1982) von Ideal: http://www.youtube.com/watch?v=xvQ1szm3GQ8 – ich vermute die Leute demonstrieren weil das Wetter es erlaubt. Und nicht gegen rechts zu demostrieren, sieht aus als wäre man auf der falschen Seite – magisches Denken bleibt fester Bestandteil des Problembewusstseins, Dabesein war alles und Bild sagt: Danke!

    Wer nicht auf einer Demo war, darf sich auf die Schulter klopfen, weil nicht von Springer vereinnahmt.

  9. OMG, wow. Das ist ja sozialistischer Realismus in Reinform. Stalin wäre stolz drauf (das Ganze ist näher an Bildern von hart arbeitenden Metallurgen, blonden Bäuerinnen und süßen Pionieren, die ihrem Chef einen Blumenstrauß überreichen, dran, als sich das Soffie vermutlich vorstellen, äh, pardon, ‘erträumen’ könnte), aber Adorno rotiert im Grab. Wie sagte er noch? »Lieber keine Kunst mehr als sozialistischer Realismus.« Ich hätte nie gedacht, dass er komplett recht hatte.

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