Wo sind denn die Millennials?

Millennials
Umary.marketing, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die nun in Verantwortung kommenden Millennials sind auch nur Opfer der Umstände in die sie hinein geboren wurden.

Immer wieder wurde in den vergangenen fünf Jahren die Frage gestellt, wo denn die Millennials auf der Straße bei den Protesten seien, die sich gegen den Coronairrsinn richteten, gegen die Aufrüstung, gegen den Krieg, den der Westen in der Ukraine gegen Russland führt. Warum, so die Frage, gehen sie nicht auf die Straße und beschäftigen sich nicht einmal kritisch mit den Dingen, die auf der Welt geschehen? Die Antwort auf diese Frage ist möglicherweise in dem Umfeld zu finden, in dem diese Generation sozialisiert und traumatisiert wurde.

Seit Ausbruch des Corona-Faschismus in Deutschland und den damit verbundenen Protesten, die sich nun auch gegen Krieg, Aufrüstung und Russophobie fortsetzen ist eines immer wieder zu beobachten: Die Proteste werden in der Regel getragen von älteren Menschen. Wer nicht gerade wahlweise eigene Kinder hat, die er oder sie vor dem Genspritzenwahnsinn und dem Tod im Krieg beschützen will, oder aber alt genug ist, um sich noch an die großen Friedensdemonstrationen zu erinnern, sprich, wer also jünger ist, findet sich im Durchschnitt nicht auf der Straße wieder. Die sogenannten [Millennials](https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y), also jene, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden, sind kaum repräsentiert. Die Millennials werden auch Generation Y genannt, was so ähnlich ausgesprochen wird wie das englische why, das englische Wort für „warum?“. Dies soll deren Neigung zum Ausdruck bringen, Dinge zu hinterfragen.

Ende der Geschichte?

Interessanterweise ist diese Neigung in dieser Generation aber überhaupt nicht verbreitet. Denn diese Generation ist nicht nur auf den Straßen unterrepräsentiert, sondern, zumindest meiner Erfahrung nach, auch überhaupt nicht dazu geneigt, die herrschenden Umstände, in denen sie lebt, zu hinterfragen. Lieber schwimmt man mit der Masse, folgt der vorgegebenen Richtung und kümmert sich lediglich um das eigene, individuelle Leben, anstatt damit aufzufallen, sich kritisch zu äußern. Gedanken macht man sich, wenn überhaupt, nur oberflächlich, und übernimmt dazu vorgegebene Denkrahmen, Klischees und Inhalte. Am stärksten scheint dieser Trend ausgeprägt in der Mittelschicht, und zwar egal, ob akademisch geprägt oder nicht.

Immer wieder wurde ich im Laufe der vergangenen fünf Jahre mit der Frage konfrontiert, wo sie denn seien, die Millennials. Da mich als Vertreter dieser Generation diese Frage ebenso umtreibt, habe ich mir dazu einige Gedanken gemacht und eine These entwickelt, die aber nicht unbedingt ins Schwarze treffen muss. Ich denke aber, dass sie zumindest einen Teil der Erklärung geben könnte. Um die Generation der Millennials zu verstehen muss man sich die Umstände vor Augen führen, in denen wir geboren wurden und aufgewachsen sind. Es waren die 80er und 90er Jahre. Der Untergang der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre und die Wiedervereinigung Deutschlands etwa zur selben Zeit hat den Philosophen Francis Fukuyama dazu verleitet, das Ende der Geschichte auszurufen.

Dieses Ende der Geschichte ist in den 90er Jahren eingetreten, und auch, wenn diese Idee selbstverständlich eine naive Vorstellung war – denn die Geschichte endet niemals, selbst dann nicht, wenn die Menschheit endete – so fasst sie das Lebensgefühl ab den frühen 90er Jahren doch gut zusammen, das auch die Kinder der 80er Jahre, die sich zu dieser Zeit in ihrer Jugend befunden haben, geprägt haben muss, und damit beinahe alle Millennials. Wir wuchsen auf in dem Glauben, sämtliche historische Ereignisse von bedeutendem Ausmaße bereits hinter uns zu haben. Der Mauerfall, gerade erst Geschichte geworden, markierte das Ende dieser Geschichtsprozesse, die nun zu einem absoluten Stillstand gekommen waren. Auch der Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 konnte an diesem Gefühl, das tief in uns eingesickert war, erst einmal nichts ändern. Viele von uns waren noch zu jung, um den Hergang wirklich zu verstehen, und selbst wenn, so verdrängen Fakten bekanntermaßen keine Gefühle. Zudem fand dieses Ereignis, ebenso wie die sich anschließenden Kriege, irgendwo statt, nicht jedoch vor unserer Haustür. Hier war die Geschichte zu ihrem Ende gekommen.

Hier gab es für uns nichts anderes zu tun, als in einem merkwürdig geschichtslosen, ewigen Jetzt zu leben, das im Grunde eine sich ständig wiederholende Schleife aus wiederkehrenden Jahreszeiten und monotonem Alltag darstellte. Das Ende der Geschichte bot keine wirklich verlockenden Perspektiven mehr. Da es keine Geschichte mehr gab, waren auch alle Erzählungen von Abenteuer und Bedeutung, die den Alltag transzendierten lediglich Geschichten, die von einer weit entfernten Vergangenheit erzählten. Das Leben am Ende der Geschichte zielte lediglich auf eine Sache ab: Einen möglichst guten Platz in der gleichförmigen Massengesellschaft zu sichern, was bedeutete, alles daran zu setzen, einen guten Arbeitsplatz zu ergattern.

Etwas werden

Diese Vorstellung kam natürlich nicht aus uns selbst, sie wurde uns von außen auferlegt. Die Generation unserer Eltern, die genau diesen Weg vor uns beschritten hatte, glaubte darin das Patentrezept für ein gutes Leben gefunden zu haben, und stülpte uns dieses Patentrezept über – ob wir wollten oder nicht. Und da wir jung und wehrlos waren, wussten wir noch nicht einmal, ob wir das wollten. Zumindest die Meisten wussten es nicht. Diejenigen, die aus einem inneren Instinkt heraus eine gewisse Ablehnung dieser Vorstellung gegenüber empfanden, hatten jedoch kaum Möglichkeiten ihr auszuweichen. Denn die ganze Gesellschaft am Ende der Geschichte war darauf ausgerichtet, alle nachfolgenden Generationen mit aller Macht in sie hinein zu pressen – etwas, das auch bis heute noch anhält.

So wurde die Erziehung durch Eltern und Schule – so wie jede Erziehung jemals – zu einem Prozess der Unterwerfung aller Kinder und Jugendlicher. Wo die Eltern in der Regel noch mit sanftem, subtilen Zwang agierten, der vorgab, lediglich „das Beste“ für uns zu wollen, und uns daher schon den von ihnen selbst gewählten Weg der absoluten Anpassung und Unterwerfung aufzuzwingen, da agierten die Bildungseinrichtungen mit härterer, psychischer Gewalt. Diese sah vor, die natürliche Impulse der Kinder – laufen, sprechen, spielen, kooperieren – zu unterbinden, und durch Gehorsam, stillem sitzen, aufmerksamen Zuhören, Konkurrenz und Vergleich zu ersetzen. Die Unterwerfung erfolgte in Form von negativen Zukunftsaussichten, die uns schon in jungen Jahren angedroht wurden, wenn wir uns widersetzten, und fanden ihren Ausdruck in den Schulnoten, die ein Zeugnis darüber gaben, wie weit wir auf dem Weg der Unterwerfung bereits vorangeschritten waren.

Als Belohnung für diese Unterwerfung stellte man uns allerdings, zumindest auf dem Gymnasium wo ich mich herumtrieb, aber eines in Aussicht: Beruflichen Erfolg und damit verbunden ein hohes Einkommen, das uns materielle Absicherung und ausufernden Konsum ermöglichte. Dies war auch für unsere Eltern der Antrieb, diesen Prozess der Unterwerfung Zuhause fortzusetzen. Denn sie wollten nur unser Bestes, hatten nur gute Absichten, und mussten daher dem, diesem Lebensweg oftmals entgegenstehenden, kindlichen Willen brechen helfen, um ihm in Sinne dieser guten Absichten zu formen, und in die richtige Richtung zu lenken.

 

Dies geschah oftmals über die Abwertung dieser kindlichen Regungen und Ideen. Alles, was nicht den Erwartungen der Massengesellschaft entsprach, wurde mit den Worten „Quatsch“, „Unsinn“, „Zeitverschwendung“ oder ähnlichem tituliert. Schon früh mussten wir „zusehen“, dass aus uns „etwas wird“. Und dieses „etwas werden“ war vielleicht der ausschlaggebende Punkt. Schon in frühen Jahren wird man als Kind mit der Frage traktiert „Was willst du später einmal werden?“ Als Kind lernt man dabei sehr schnell, dass als richtige Antwort hier nur eine der vielen belanglosen Berufsbezeichnungen erwartet wird, und passt sich an diese Erwartung an. „Etwas werden“, ist also reduziert auf diesen Beruf, und auch, wenn man als Kind, und auch später, als Jugendlicher und junger Erwachsener, natürlicherweise keine Ahnung davon hat, was ein bestimmter Beruf bedeutet, so lernt man doch, selbst in diesen Kategorien zu denken.

Kein Wunder, dass sie nicht rebellieren

Das führt dazu, dass der Beruf zu einem Bestandteil der Identität wird. Die Frage nach dem „was willst du werden?“ wird damit zu einer fundamentalen, ja schicksalshaften Frage, da ihre Antwort die eigene Identität maßgeblich bestimmen wird, sie also zu einer Frage über die eigene Identität an sich wird. Das stellt gerade junge Menschen vor eine unüberwindbar hohe Hürde. Denn wie soll man aus der Reihe der gleichförmigen und sehr begrenzten Berufe denjenigen auswählen, der vermeintlich am besten zu einem passt? Diese Wahl ist es zudem, die in unserer westlichen Kultur mit dem Schlagwort der „Freiheit“ vermarktet wird – die sich auch genau auf diesen Bereich beschränkt. Wir haben damit die „Freiheit“ zu entscheiden, auf welche Art und Weise wir uns der Maschinerie der Gesellschaft unterwerfen wollen – und mehr nicht. Die Frage, ob wir uns ihr unterwerfen wollen, kommt gar nicht erst auf, sie wird erstickt in der Frage „Was willst du werden?“. Denn diese Frage erlaubt als Antwort gar nicht die individuelle Entfaltung, das persönliche, geistige und seelische Wachstum, sodass man jeden Tag ein bisschen mehr man selbst wird. Nein, man selbst sein ist tatsächlich das Letzte, das diese Gesellschaft am Ende der Geschichte will.

Ständig soll man sich in andere Weltbilder, vorgegebene Rollenbilder und fertig ausgestanzte Muster pressen, um den zahlreichen Erwartungen gerecht zu werden, die einen quasi ab Geburt überfluten. Überhaupt erst einmal selbst zu entdecken, wer man ist, was man will vom Leben, wie man sich selbst entwickeln kann, ist überhaupt nicht vorgesehen. Man wird von Anfang an in eine Richtung gedrängt, die als Ziel lediglich eine Funktion im System hat, die dann noch mit der eigenen Identität verwechselt wird. Die jungen Menschen am Ende der Geschichte haben also eines gelernt: Sich zu unterwerfen und sich künstliche Identitäten auferlegen zu lassen.

Die Frage „Was willst du werden?“ suggeriert zudem eines: Dass man noch nicht vollständig und richtig ist. Die Frage führt den jungen Menschen beständig die eigene Unvollkommenheit vor Augen, die scheinbar nur überwunden werden kann, indem man sich den elterlichen Erziehungsmethoden und den schulischen Leistungsanforderungen beugt, um am Ende gelobt zu werden, einen Schulabschluss zu erhalten und damit den Anforderungen, die von außen auf einen einprasseln, irgendwie gerecht zu werden. Die eigene Minderwertigkeit wird einem durch diese Frage ständig vor Augen geführt, ebenso, wie durch die ständigen Bewertungen. Die meisten Menschen meiner Generation haben also gelernt, unvollständig und minderwertig zu sein, etwas, das nur dadurch auszugleichen ist, dass man sich Autoritäten unterwirft, ihnen gehorcht, ihren Willen ausführt, um dann, eventuell, einen entsprechenden Lohn zu erhalten. Es ist kein Wunder, dass diese Generation nicht rebelliert.

Hinzu kommt, dass es uns nicht einmal wirklich möglich war, eine eigene Persönlichkeit auszubilden. Diese Möglichkeit wurde uns durch die Erziehung von außen ebenso genommen. Wir konnten also nicht herausfinden, wer wir waren, was für Neigungen und Ideen naturgemäß in uns wuchsen, sondern mussten uns schon früh die Erwartungen, die von außen an uns herangetragen wurden, zu eigen machen, und wurden dahin manipuliert, dass wir sie als eigene übernahmen – in der Traumatherapie nennt man das ein Introjekt. Man könnte auch von Täter-Introjekt sprechen denn die Eltern, Lehrer und andere, Möchtegern-Autoritätspersonen wurden Täter an uns. Das führt dazu, dass noch heute die meisten Menschen nur vermeintlich aus einem inneren Antrieb heraus handeln, während in ihnen in Wirklichkeit noch die Mutter, der Vater, die Großmutter oder der Mathelehrer der fünften Klasse schreit.

Arbeit, Fressen, Saufen und Ficken

Die Werte, die wir lebten, wurden uns zudem vorgekaut von einer Kultur, die im Großen und Ganzen US-amerikanisch geprägt war. Eine rigide Selbstverwirklichungsideologie, die lediglich auf die optimale Selbstverwertung in der kapitalistischen Maschinerie abzielte, wurde uns in Filmen und Musik vorgelebt. Darüber hinaus predigte diese Kultur nicht mehr, als eine reine Spaß- und Ablenkungsgesellschaft, die uns oberflächliche Ziele und Vorstellungen von der Welt vermittelten. Etwa eine überromantisierte, in den Kitsch hereinreichende Vorstellung von Beziehung, oder eine Verengung der Vorstellungswelt des Lebens auf die Bereiche Arbeit, Fressen, Saufen und Ficken. Die letzteren drei wurden dabei oft kombiniert, und kulminierten trotz ihres primitiven Ruchs am Ende trotzdem wieder in die spießbürgerlichen, gesellschaftskonformen Vorstellungen von Ehe, Familie und Bausparvertrag – ein Verlauf, den man beispielsweise an den ersten drei American Pie-Filmen verfolgen kann, die meine Generation maßgeblich geprägt haben dürften.

Diese Ablenkungsindustrie erfüllt ihren Zweck am Ende der Geschichte, nämlich die Selbstentfremdung unsichtbar zu machen, indem man sie hinter den kulturell vorgegebenen Idealvorstellungen versteckte, an denen wir uns auszurichten hatten, und die uns ein erfülltes Leben versprachen. Sie verengten zugleich den Horizont der Menschen so sehr, dass selbst die Vorstellung eines gänzlich anderen Lebens unmöglich wurde. Damit wurde jede Alternative undenkbar. „There is no alternative“ fasste es die neoliberale Ideologie in den 80er Jahren auch schon zusammen, ein Slogan, der auch politisch programmatisch wurde.

Und warum auch nicht? Immerhin lebten wir, so zumindest die vermittelte Ideologie, bereits in der besten aller Welten. Denn das Ende der Geschichte hatte uns nicht nur die Demokratie beschert, sondern, zumindest vermeintlich, alle Probleme dieser Welt von uns gehalten. Deutschland war ein sicheres, starkes Land, in dem das Leben gut für alle war, und jene, die kein gutes Leben hatten, die hatten auch einfach selbst schuld daran. Sie waren zugleich mahnendes Negativbeispiel für uns alle, und spornten uns zur Anstrengung und Unterwerfung an.

Viele in dieser Generation nahmen die dünnen Aussichten für ihre Zukunft nur zu gerne an. Denn das Ende der Geschichte versprach uns nicht mehr, als genau das. Keine Abenteuer, keine echten, lebendigen Erlebnisse, nur das gleichförmige Arbeiten einer die gesamte Gesellschaft durchziehenden Maschinerie, die im Takt der Jahrgänge neues Menschenmaterial ausstieß, und am laufenden Band Waren ausspie, nach denen zwar niemand gefragt hatte, die uns aber als willkommene Ablenkung von der Sinnlosigkeit der Existenz ablenkte. Denn das Leben am Ende der Geschichte hatte keinen höheren Sinn mehr. Es bot keinerlei größere, metaphysische Erzählung mehr. Gott war bereits gestorben, ermordet auf den Seziertischen und unter den Mikroskopen der Wissenschaftler. Wir hatten ihn zwar nicht selbst getötet, waren jedoch mit der Aufgabe befasst, die Leerstelle zu füllen, und alles, was uns dafür blieb, waren der Konsum und das Streben nach Erfolg. Einen höheren Sinn gab es nicht, da es nichts Höheres gab. Und so konnten wir nicht mehr tun, als uns in dieser Maschinerie einen Platz zu suchen, der uns am wenigsten unangenehm war, und dort gleichförmig und monoton vor uns hin leben, um das Ende des Ganzen abzuwarten, das wir jedoch in unserer Vorstellung stets verdrängten.

Angekommen in der besten aller Welten?

Die Generation der Millennials ist also schwer traumatisiert, nicht durch Krieg und Vernichtung, sondern durch die nihilistische Alternativlosigkeit eines Systems vollkommener und umfassender Verwertung. Sie hat jede Verantwortung abgetreten an irgendwie geartete Autoritäten, und ist daher umfassend steuerbar. Jede Rebellion gefährdet den sicheren Platz im Gefüge, das einzige, an das sie sich noch zu klammern in der Lage sind, weil es darüber hinaus nichts von Sinn und Bedeutung mehr gibt. Das Ende der Geschichte hat keine Versprechungen gemacht außer jene, bereits in der besten aller Welten zu leben, eine Vorstellung, die irgendwie mit der täglich erlebten grausamen Wirklichkeit in Einklang gebracht werden musste, wozu die Verdrängung und der Konsum herhalten mussten.

Natürlich, es gibt eine Minderheit, die auf den Straßen vertreten ist und immer wieder demonstriert. Sie demonstriert beispielsweise gegen den Klimawandel, gegen „Coronaleugner“ und „gegen Putin“, oder dergleichen. Das ist jene Minderheit, die am Ende der Geschichte verzweifelt, keine vernünftige Stellung für sich selbst in diesem Gefüge finden kann, und dennoch an Konsum und Autoritätsglauben festhält. Während der größte Teil der Millennials schon gar nicht mehr rebelliert, so ist dieser Teil zumindest noch der emotionalen Regung fähig, lässt sich aufgrund seiner Autoritätshörigkeit aber von der Macht instrumentalisieren, und gegen jede Opposition ins Feld führen. Es sind zugleich diejenigen, die den Nihilismus, die Leerstelle, die Gott hinterließ als er starb, mit religiösen Ideologien füllten.

Es sind Ideologien, die sich aus dem Negativen her ableiten. Hier muss ständig etwas verhindert werden – der Aufstieg des Faschismus, die Überhitzung der Erde, die Eroberung Europas durch Putin – eine Vorstellung, die also von einer metaphysischen Hölle kaum zu unterscheiden ist, die lediglich auf Erden bereits abgewendet werden muss.

Damit verbunden ist aber auch die Vorstellung, am Ende der Geschichte in der besten aller Welten angekommen zu sein, und diese beste aller Welten nun nur noch gegen rückwärtsgewandte Kräfte verteidigen zu müssen, die immer wieder versuchen, uns in historische Vergangenheit zurück zu führen – augenfälliges Beispiel ist der Vergleich der AfD mit der NSDAP und derlei Albernheiten. Diese Generation hat sich an das Ende der Geschichte mit seinem Konsum und seiner monotonen Lebensführung derart gewöhnt, dass sie in diesem gleichförmigen Lauf nicht gestört werden will, und ihre Bequemlichkeit immer wieder gegen vermeintliche Unbequemlichkeit zu schützen sucht.  Zugleich hat sie die Verantwortung für den Zustand der ewigen Geschichtslosigkeit höheren Mächten übertragen, deren undemokratisches Vorgehen im Zweifelsfall auch irrelevant ist, wenn es sich gegen jene Kräfte richtet, die drohen, die Gesellschaft wieder in die Geschichte zurück zu zerren.

Und dann gibt es da noch den verschwindend geringen Anteil derjenigen, die all dem widersprechen, was tatsächlich schiefläuft. Die gegen Krieg und gegen Coronafaschismus auf die Straße gingen und gehen, die sich nicht von den Versprechen des Endes der Geschichte dazu verleiten lassen, an das politische System zu glauben, und diesem die Verantwortung für das eigene Leben zu übertragen. Was genau diese von den anderen unterscheidet, muss wohl noch herausgefunden werden. Möglicherweise sind es einfach die Reaktionen auf die traumatisierenden und entfremdenden Erfahrungen am Ende der Geschichte.

Der Artikel erschien erstmals bei Manova.

Felix Feistel

Felix Feistel, Jahrgang 1992, studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht. Schon während seines Studiums war er als Journalist tätig; seit seinem Staatsexamen arbeitet er hauptberuflich als freier Journalist und Autor. So schreibt er für manova.news (https://www.manova.news/), apolut.net (https://apolut.net/), die freie Medienakademie (https://www.freie-medienakademie.de/) sowie auf seinem eigenen Telegram-Kanal (https://t.me/Felix_Feistel). Eine Ausbildung zum Traumatherapeuten nach der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie und -therapie (IoPT) erweiterte sein Verständnis von den Hintergründen der Geschehnisse auf der Welt.
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21 Kommentare

  1. Herr Feistel widmet sich einer zweifellos wichtigen Frage, die sich wahrscheinlich schon so mancher gestellt hat.
    Seine Vermutung hinsichtlich der Ursachen wirkt recht überzeugend.
    Anderes mag noch hinzukommen, etwa ein verändertes Erziehungsverhalten der Eltern.

    Widerspruch anmelden möchte ich allerdings bei den Gedanken des Autors zum Schulbetrieb.
    Wenn er schreibt …

    „[Die Schule] sah vor, die natürlichen Impulse der Kinder – laufen, sprechen, spielen, kooperieren – zu unterbinden, und durch Gehorsam, stillem sitzen, aufmerksamen Zuhören, Konkurrenz und Vergleich zu ersetzen.“

    … so wird natürlich jeder ältere Leser sofort anmerken, dass das zu allen Zeiten so war. Ja, dass dieses Einfordern von Gehorsam und Impulskontrolle einerseits für einen erfolgreichen Schulbetrieb nun einmal nötig ist und dass die Schule in dieser Hinsicht in den 1960er, und auch 1980er Jahren zweifellos strenger und konsequenter war als heute. Trotzdem zeigten aber frühere Schülergenerationen ein deutlich anderes Verhalten!

  2. Interessanter Artikel, aber ich sehe das etwas differenzierter. Ich habe Kinder und viele Neffen und Nichten in dieser Generation und kann nicht behaupten, dass sie nicht kritisch sind. Im Gegenteil: Sie richten ihren Lebensstil meist danach aus, dem Klima nicht zu schaden und fürchten um unsere Demokratie, sind gegen den Völkermord im Gaza.
    Nur äußert sich ihre kritische Haltung nicht nach außen, sondern eher durch einen Rückzug nach innen. Das traditionelle Familienbild ist besonders beliebt, dabei legt man Wert auf traditionelle Abläufe: Antrag, Verlobung, großes Hochzeitsfest mit allem was dazu gehört, erstes Kind, Haus, zweites Kind. Mutter bleibt zu Hause, arbeitet bestenfalls halbtags. Innerhalb der Familie geht es dann im Alltag (Urlaubsreisen klammere ich mal aus) ganz ökologisch zu: Kind vegetarisch oder vegan ernährt, Mülltrennung usw. Es ist als ob man die Kontrolle, die man im Außen verloren hat in der Familie zurückgewinnen möchte. Da trackt man auch mal den Partner oder das Kind. Für mich eine Horrorvorstellung, dort aber ganz normal.
    Allerdings muss ich auch hier differenzieren. Es ist vor allem der deutsche Teil meiner Familie, der solche Lebensentwürfe hat, der andere – nichtdeutsche – Teil hat wesentlich vielseitigere und innovativere Lebensentwürfe.

    1. Sie beschreiben das Dilemma sehr gut. Die Jugend hat Angst um das Klima, obwohl es das in der Realität gar nicht gibt. Schicken Sie sie doch mal nach draußen und lassen sie das Klima suchen.
      Lassen Sie die Kinder doch mal aufzählen, wie oft die Politik etwas beschlossen hat, was die Bürger wünschten oder ihnen wichtig war. Kennen diese Kinder den Begriff der Klassengesellschaft?

    2. Klingt für mich zum Teil tatsächlich nach „Biedermeier“. Ich meine es wirklich nicht böse, aber das ist das erste was mir auf diese interessante Beschreibung einfällt. Ich glaube tatsächlich, dass große Teile unserer Gesellschaft in solch einer Art von Schockstarre verharren.

  3. Seit gestern ist Greta Thunberg und ein Teil der Teilnehmer der Global-Sumud-Flotte, die Hilfsgüter nach Gaza bringen wollte, wieder frei. Greta und die anderen Teilnehmer der Hilfsfotte berichten von schweren Mißhandlungen durch die Israelis. Insulinpflichtigen würde das Insulin verweigert und die Israelis sagten „Für Tiere haben wir keine Ärzte“

    Greta hat die israelische Folter nur noch stärker gemacht. Sie sagt, sie sei keine Heldin, sie habe nur das Mindeste getan, was getan werden muß, denn ein Völkermord findet vor unseren Augen statt.

    Während die Welt demonstriert, Israel verurteilt, schweigt Deutschland. Die deutschen Medien berichten kaum über das Kidnapping der Flotte in internationalen Gewässern. Das ist ein beredtes Schweigen und sagt mehr über diejenigen aus, die schweigen als tausend Worte.

    Auch die alternativen Medien schweigen oder berichten spärlich und oberflächlich.
    Ist das Eurer beredtes Schweigen?
    Ihr könnt später nicht behaupten ihr hättet von nichts gewußt!

      1. Auch die Tausende Palästinenser, die von den Zionisten in Folterzentren als Geiseln gehalten und bestialischen Foltern unterzogen werden, sind noch immer nicht frei!
        Immer schön auf einem Auge blind….das ist der deutsche Spießer.

      2. … und sie musste tatsächlich keine Perücke tragen, wie es die „anständigen“ Frauen der in dem Siedlerstaat vorherrschenden Religion zu tun pflegen, damit man ihr natürliches Haar nicht sieht. Die einen stehen offen zu dieser Abstrusität, indem sie ein Kopftuch aufsetzen, die anderen, indem sie sich als Meisterinnen der Heuchelei gerieren.

  4. Hallo. Selber gehöre ich auch zu den Millennials und auf den Protesten gegen die Coronamaßnahmen musste ich die Beobachtung des Autoren leider teilen. Überwiegend Ältere, viele Rentner auch, mit denen ich mich aber im Ganzen gut verstanden habe. Seinerzeit hatte ich mich auch zunehmend für Politik interessiert und wollte mich in die Partei „Die Basis“ integrieren. Dort waren auch einige in meinem Alter oder sogar Jüngere zugegen.

    Folgend mein persönlicher Erfahrungsbericht zum Thema Schule:

    Ob das Schulsystem daran Schuld ist, kann ich nicht beurteilen, da mir der direkte Vergleich zu den Jahrzehnten davor fehlt. Ältere sagten mir immer wieder, es sei in der Vergangenheit sehr autoritär zugegangen bis hin zu körperlicher Züchtigung. Da wurde offenbar bei Fehlverhalten schon mal mit dem Lineal auf die Finger gehauen. Eher hatte ich den Eindruck, dass die Lehrer nicht Herr der Situation waren und sich im Umgang mit unbequemen Schülern als unfähig erwiesen, oft sogar selber Opfer von Mobbing oder Dergleichen wurden. Ich litt auch unter dem Mobbing meiner Mitschüler und von der Lehrerseite konnte ich mir keine Hilfe versprechen.
    Salopp gesagt: Ich hatte keine Ahnung was an der Schule los war – auf jeden Fall stimmte irgendwas nicht. Auch wenn die Lehrer es sicher nicht leicht hatten, hielt es sie nicht davon ab, den Schülern Angst vor der Zukunft zu machen, quasi dem Leben nach der Schule, wo ja alles schwieriger würde und sich jeder durchzubeißen hätte. Sorry, wenn ich das so sage, im Großen und Ganzen hatte ich aber den Eindruck, dass die Lehrer selber etwas infantil unterwegs waren.

    Später hatte ich noch die Chance das Fachabi zu machen, aber da hatte ich schon einen psychischen Dachschaden, der meiner „beruflichen Karriere“ im Weg stand. Mir ist seinerzeit aufgefallen, dass Lehrer das System für absolut bombensicher hielten, die Tagesschau würde immer seriöse Informationen bereitstellen und die Gewaltenteilung würde Diktaturen im Keim ersticken. Diese Aussagen als Teil des Unterrichts. Dieses, ich nenne es mal Gottvertrauen, konnte ich schon damals nicht aufbringen – vielleicht auch wegen meiner negativen Erfahrungen an der Realschule, auf der ich „mich herumtrieb“.
    Mir ist außerdem aufgefallen, dass eine bestimmte Art von Schülern, es waren meist ehrgeizige Streber mit naiven („ich hab ja nichts zu verbergen“) bis zu fragwürdigen Sichtweisen, die besseren Abschlüsse machten. Ich war noch nicht mal neidisch darauf, weil ich andere Probleme hatte, als gute Noten zu schreiben.
    Summa Summarum glaube ich, dass beim Aussieben (manche Lehrer benannten es zynischerweise auch als „die Spreu vom Weizen trennen“) einiges schief gegangen ist. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Schüler nach dem Verlassen der Schule erwachsener geworden wären (mich selbst schließe ich damit ein). Dazu war die Schule gar nicht in der Lage. Weil die Schule an sich kein erwachsener Ort war. Alle, die die Schule verließen, waren vieles, aber nicht selbstbestimmt.

  5. Leider gilt der Text auch und vor allem für den Autor.
    Was fehlt ist das dialektische Denken, weil es in der Schule seit 1990 nicht mehr gelehrt wird. Auf Alt-BRD Gebiet wurde es zwar nie gelehrt, aber auf DDR-Gebiet schon. Deshalb ist der DDR-Bürger bis heute der gefährlichste natürlich Feind der BRD und darf nie zu Wort kommen, weil er eben zwischen Erscheinung und Wesen einer Sache unterscheiden kann. Nach dem Desaster mit Lenin und der Oktoberrevolution hat das Kapital seine Hausaufgaben gemacht und dafür gesorgt, dass die breite Masse den intellektuellen Status von Labormäusen angenommen hat. Es gibt leider nur sehr wenige Menschen, die sich wie weiland Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Bildungssumpf ziehen können.

    1. 👍👍👍
      …“Tiefer greifender betrachtet ist die negative Dynamik der Fragmentierung kultureller Natur: Massenhafte Hochschulbildung schafft geschichtete Gesellschaften, in denen die Hochgebildeten – 20, 30, 40 Prozent der Bevölkerung – beginnen, unter sich zu leben, sich für überlegen zu halten, die Arbeiterklasse zu verachten und Handarbeit und Industrie abzulehnen. Grundschulbildung für alle (allgemeine Alphabetisierung) hatte die Demokratie gefördert und eine homogene Gesellschaft mit einem egalitären Unterbewusstsein geschaffen. Hochschulbildung hingegen hat Oligarchien und manchmal Plutokratien entstehen lassen – geschichtete Gesellschaften, die von einem ungleichen Unterbewusstsein durchdrungen sind. Das ultimative Paradox: Die Entwicklung der Hochschulbildung führte letztlich zu einem Rückgang des intellektuellen Niveaus in diesen Oligarchien oder Plutokratien! Ich habe diese Entwicklung vor über einem Vierteljahrhundert in meinem 1997 erschienenen Buch „Die ökonomische Illusion“ beschrieben . Die westliche Industrie hat sich in den Rest der Welt verlagert, natürlich auch in die ehemaligen Volksdemokratien Osteuropas, die, befreit von der sowjetischen Unterdrückung, ihren jahrhundertealten Status als westeuropäische Peripherieländer wiedererlangt haben. In Kapitel 3 gehe ich ausführlich auf diese Art von innerem China ein, in dem es nach wie vor zahlreiche Industriearbeiter gibt. Überall in Europa hat jedoch der Elitismus der Hochgebildeten zum „Populismus“ geführt.

      Der Krieg hat die Spannungen in Europa verschärft. Er verarmt den Kontinent. Vor allem aber delegitimiert er als schwerwiegender strategischer Misserfolg Führer, die unfähig sind, ihre Länder zum Sieg zu führen. Die Entwicklung konservativer Volksbewegungen (von der journalistischen Elite üblicherweise als „populistisch“, „rechtsextrem“ oder „nationalistisch“ bezeichnet) beschleunigt sich. Reform UK im Vereinigten Königreich. AfD in Deutschland, Rassemblement National in Frankreich … Ironischerweise werden die Wirtschaftssanktionen, von denen die NATO einen „Regimewechsel“ in Russland erhofft hatte, eine Kaskade von „Regimewechseln“ in Westeuropa auslösen. Die herrschenden Klassen des Westens werden durch die Niederlage genau in dem Moment delegitimiert, in dem Russlands autoritäre Demokratie durch den Sieg relegitimiert oder vielmehr überlegitimiert wird, da Russlands Rückkehr zur Stabilität unter Putin ihr zunächst unangefochtene Legitimität sicherte.

      So sieht unsere Welt aus, während wir uns dem Jahr 2026 nähern.“…

      Quelle: https://substack.com/home/post/p-175377338

      1. Danke nochmals für den Hinweis auf den Todd (sammeln um in die Irre zu führen). Einen Doppeltäuscher, mit seinem die sind konservativ und der Konservativismus ist ganz toll, könnt man ihn auch nennen. Ein Gaulist, ist er recht gewiss. Also auf den Führer kommt es an, ein Elitenaustausch und schon klappt das. Nur ein weiterer Rosstäuscher zur Bewahrung des Status quo der tatsächlichen Herrscher und zur Abwehr einer Demokratie die den Namen verdient. Ich häng mal noch einen Kommentar an:

        Gracchus Babeuf
        20.11.2024 17:59 Uhr

        Ein Jammer, die verlorene Religiosität. Putzigerweise wird die Ersatzreligion mit keiner Silbe erwähnt:

        Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d.h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die so genannten Religionen Antwort gaben.
        – Walter Benjamin: „Kapitalismus als Religion“, 1921

        Eine weitere demagogische Phrase sollte noch entlarvt werden:

        Liberale Demokratie bedeutet eine höchst eingeschränkte Demokratie, da der Einfluss des Volkes konstitutionell eng begrenzt wird und zentrale Bereiche der Gesellschaft jeder demokratischen Willensbildung und Gestaltung entzogen sind. Durch den Liberalismus wurde die Bedeutung von >Demokratie< fast nur noch die bürgerlichen Freiheiten – wie Schutz der Privatsphäre und des Privateigentums, Meinungsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie Schutz und Anerkennung gesellschaftlicher, insbesondere diskriminierter Partikulargruppen – verbunden werden. Folglich erscheint heute der Ausdruck »liberale Demokratie« den meisten nahezu als Pleonasmus, während er de facto ein Widerspruch in sich ist.

        – 6.2 Demokratie im Liberalismus: Elitenkonkurrenz, Verachtung des Volkes und Zuschauerdemokratie, Rainer Mausfeld, Hybris und Nemesis – Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus 5000 Jahren, S. 391/392

        Was also bleibt mitzunehmen aus diesem Gespräch. Lügen, Obskurantismus, Fremdenfeindlichkeit (ja ja, die wenig Gebildeten, anscheinend auch ohne Migranten ein schier unerschöpfliches Reservoir, dafür wurde und wird Sorge getragen), Chauvinismus, Antikommunismus und Geschichtsrevisionismus.

        https://overton-magazin.de/dialog/es-ist-schwierig-die-idee-zu-akzeptieren-dass-deine-schutzmacht-dir-schaden-will/#comment-179179

  6. Ich musste beim Lesen der These doch sehr oft schmunzeln, denn alles was dort niedergeschrieben wurde ist m.E. nicht generationsspeziefisch. Wir sollten uns allgemein gegen die These eines Generationskonfliktes wenden, denn der lenkt vom eigentlichen Konflikt ab, dem zwischen arm und reich. Das ist auch der Sinn der Konstruktion von Generationenkonflikten.

  7. Journalismus funktioniert so nicht. „Gesunder Altruismus“ unterliegt genau so Entwicklungen wie alles andere auch. Jede Generation wird diesen zum Teil anders definieren und leben als die vorhergehenden Generationen.
    „Persönliche Entwicklung “ kann niemals etwas anderes sein als ein Bestandteil von Allgemein Entwicklung …
    Wenn Kritrik , müsste man Vorwürfe dieser Art den vorhergehendenen Generation machen o))

    Bei Uns damals am Kinderheim hing ein Spruch….

    “ Was Du nicht kannst, das musst Du lernen
    Wenn es Dir schwerfällt werden Wir Dir helfen ..
    Wenn Du nicht willst, werden Wir Dich zwingen “

    (Anton Semjonowitsch Makarenko)

    Der werte Autor hat einfach dabei übersehen ,das dafür auf anderen Teilen dieses Erdballs Entwicklungen stattfinden, die für sichtbare und spürbar Veränderungen da auch stehen. Das war noch niemals anders, auch wenn es bei Uns nach „Stillstand “ aussieht, so ist es am Ende doch keiner o)

  8. Deutschland ist (immer schon) das Land des Konformismus
    Das führt zu den Erscheinungen, die der Autor sehr wirklichkeitsnah beschreibt, da sich das Gesellschaftsbild der großen Mehrheit mindestens seit 1945 an dem sehr flachen Materialismus US-amerikansicher Prägung orientiert. Irgendwann wird den Millenials aufgehen, dass sie damit eine sehr langweilige und wenig zukunftsfähige Variante gewählt haben, denn die wirklich interessanten Teile des menschlichen Potenzials haben mit ganz anderen Dingen zu tun: mit dem Schaffen von und Leben in Gemeinschaften, mit geistiger und spiritueller Entwicklung. Und nur wenn diese Bereiche des menschlichen Potenzials ausgeschöpft werden, ist gedeihliche Entwicklung möglich. Wir müssen wohl warten, bis sich irgendwo zukunftsfähige Weltbilder erfolgreich entwickeln, damit wir sie dann übernehmen können (China? Russland?).

  9. Corona-Faschismus

    Ja, klar. Überall diese Nazis, die nicht machen, was der Autor will. Darum geht es hier doch eigentlich, aber weil er so verlogen ist, spielt er sich noch auf als Beschützer der Kinder.

    1. Ich habe jetzt auch keine Zeit auf den Timer zu warten, um das kaputte Zitat zu reparieren, bleibt es eben so stehen. Macht im den Artikel jetzt auch nicht viel aus.

  10. > Arbeit, Fressen, Saufen und Ficken

    Richtig. Das war aber schon immer so. Solange das alles passt gehen die (Masse der) Leute nicht auf die Strasse, egal in welchem Land und welcher Ausrichtung. Massenproteste sind auch zumeist nicht politisch, sondern hängen an diesen 4 Sachen.

    Im Prinzip kann man sagen den (meisten) Leuten gehts aktuell noch gut, alles 4 vorhanden. Die Abstriche passieren derzeit schleichend und werden deshalb noch nicht so wahrgenommen. Zudem wurden die Millenials für Klima hysterisiert und die Proteste in diese Bahnen staatlich gelenkt (mit Aufrufen in den Schulen usw).

  11. So einfach ist das nicht. Es ist nicht Identifikation sondern vielmehr die Angst, die die Millennials passiv macht. So einen Terror wie zur Coronazeit und seither gab es in der BRD noch nicht. Adorno, Habermas und Marcuse und andere kritische Kritiker waren (vielleicht zu Unrecht) geachtete Leute und wurden in den Feuilletons hoch gelobt, selbst in der FAZ.
    Hingegen wurden die Coronamaßnahmen kritisierenden Ärzte und andere Wissenschaftler sogar strafrechtlich verfolgt. Sucharit Bhakdi wurde sogar wegen Volksverhetzung angeklagt, allerdings frei gesprochen.
    Die Millennials riskieren mehr als die älteren Leute. Aber Beamte gehen auch nicht demonstrieren, aus Angst um Job und Pension.
    Auch ich ging nicht demonstrieren, weil ich gravierende Nachteile befürchtete. Begnügte mich mit dem Schreiben von Leserkommentaren und hielt mich meiner Klientel gegenüber ziemlich bedeckt. Feige auf jeden Fall, aber aus meiner Sicht auch ein bisschen klug.

  12. @Igel: Gut auf den Punkt gebracht: „Nur äußert sich ihre kritische Haltung nicht nach außen, sondern eher durch einen Rückzug nach innen“ Ist das nicht auch ein Zeichen von Ohnmacht?
    Dem würde die Sozial/Friedenstechnik geloster Demokratie entgegen wirken können, da alle BürgerInnen gefordert wären gemeinsam Politik im Sinne des Gemeinwohls zu machen. https://losdemokratie.de/docs

    Das hier müsste gerade die Klimaschützer aus Ihrem familiären Umfeld interessieren:
    „Ökologischer Fußabdruck & Nichts-Bewirkung: Frauke Rostalski weiß auch nicht, was zu tun ist! 🙌🏽“
    https://www.youtube.com/watch?v=3w8Flu_RKu0&t=2007s

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