Geschieht in Nahost ein Völkermord? Vielleicht noch nicht, aber die Voraussetzungen dazu liegen vor.
Das Verfahren des IGH gegen Israel wegen Völkermords hat begonnen. Es wird dauern, bis Ergebnisse vorliegen. Doch längst bevor verbindlich festgestellt werden kann, dass eine Ethnie oder eine Großgruppe systematisch getötet worden ist, gibt es Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit, mit der Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgeübt werden. Solche Hinweise liegen überdeutlich vor. Die internationale Gemeinschaft kann nur reagieren, wenn diese bekannt sind.
Juden sind nicht die besseren Menschen
Zunächst einmal: In keiner Weise lässt sich ausschließen, dass Juden oder Israelis Völkermord begehen. Juden sind nicht die besseren Menschen. Der Versuch, mit Juden unverbrüchlich solidarisch zu sein, scheint es in Deutschland fast unmöglich zu machen, sich eventuelle Verbrechen Israels einzugestehen. Dazu kommt die Furcht, Kritik an Israel werde als Antisemitismus gebrandmarkt. Dabei wäre es gerade jetzt geboten, Israel im Gazastreifen unmissverständlich Einhalt zu gebieten. Vor allem aber, ihm keine Waffen zu liefern.
Die Ausübung von Völkermord oder die systematische Ausrottung von Großgruppen hat nichts mit der Zugehörigkeit zu bestimmten Ethnien zu tun. Leider sind alle Menschenkategorien, ist homo sapiens an sich und überhaupt grundsätzlich zum Genozid oder Völkermord fähig. Unter bestimmten Umständen gehen ganz durchschnittliche und völlig normale Menschen zum systematischen Töten anderer über. Es kommt auf die Umstände an, nicht auf die Frage, ob es sich um Juden handelt oder um Menschen anderer Volksgruppen, die aktiv töten.[1]
Studiert man die einschlägige Forschung, könnte man erschrecken. Zur Erzeugung einer kollektiven Tötungsbereitschaft – so der Sozialpsychologe Harald Welzer – reicht die Verschiebung einer einzigen sozialen Koordinate.[2] Geradezu plötzlich werden dann aus zuvor friedlichen Menschen Massenmörder, die zur systematischen Vernichtung bestimmter Gruppen oder Ethnien bereit sind. Diese Koordinate oder dieser Faktor findet sich in den normativen Überzeugungen einer Gruppe. Ändert sich dieser normative Rahmen so, dass zuvor als verbrecherisch angesehene Handlungen nun positiv bewertet werden, kann das eine Gewaltdynamik erzeugen, die in unfassbarer Brutalität gipfelt. Wird dabei eine Feindgruppe systematisch abgewertet oder gar aus dem Verband des Menschlichen ausgeschlossen, kommt es zu einer Dehumanisierung, bei der Menschenrechte keine Rolle mehr spielen.
Die unter Umständen ungeheure Wirkung einer solchen Verschiebung des normativen Bezugsrahmens wird nur verstanden, bringt man in Anschlag, dass der Mensch ein durch und durch soziales Wesen ist. Kollektive Tötungsbereitschaft ist – so Welzer – „überhaupt kein individualpsychologisches Phänomen“.[3] Unsere modischen Vorstellungen von Individualismus verstellen uns die Einsicht in die Tatsache, dass wir Gruppen-, ja geradezu Rudeltiere sind. Wir reagieren, ganz ohne es zu bemerken, täglich hochgradig auf Konformitätsdruck. Dass wir unsere Werte, ja unsere ganze Weltsicht dabei ständig den herrschenden Meinungs- und Verhaltensvorstellungen angleichen, bleibt uns in der Regel verborgen. Wie Forschungen zeigen, kann daher damit gerechnet werden, dass kaum ein Fünftel der Menschen starkem Konformitätsdruck auf Dauer widerstehen kann.[4] Und das gilt selbst, wenn es um Verbrechen schlimmster Art geht.
Ganz normale Menschen
Beispiel: Von dem britischen Historiker Christopher R. Browning ist nachgezeichnet worden, wie während des Zweiten Weltkriegs aus einer Gruppe völlig normaler Männer einer Polizeitruppe nach und nach ein Killerkommando wurde.[5] Niemand wurde zum Töten gezwungen, niemand konnte sich anschließend auf den so genannten Befehlsnotstand berufen, obwohl dies die übliche nachträgliche Ausrede war. Trotzdem „liquidierten“ diese Polizisten tausende Menschen durch Erschießung in den Wäldern Polens. Nachdem Arbeitsfähige ausgesondert worden waren, wurden die anderen, auch Frauen, Alte, Kinder und Babys, geradezu im Akkord systematisch umgebracht. Später wurde vor allem die Ermordung von Juden „effizienter“ und gewissermaßen industriell in den Konzentrationslagern fortgesetzt. Erst hier kamen dann auch jene Sadisten zum Einsatz, denen das nationalsozialistische System besondere Karrierechancen bereithielt.
Der Blick hat sich also auf den Bezugsrahmen zu richten, in dem Menschen aktiv werden. Ohne etwas über den gesellschaftlichen Kontext zu wissen, in den Menschen eingebettet sind, bleiben ihre Handlungen oft unverständlich. Fälschlich werden sie dann unter Umständen auf Charaktereigenschaften zurückgeführt, etwa auf besondere Boshaftigkeit. Wie kommt es aber, dass häufig Massenmörder keinerlei auffällige Bösartigkeit aufweisen, dass sich ein unauffälliger Alltagsmensch, unter Umständen der freundliche Nachbar von nebenan, in eine Art Tötungsmaschine verwandelt, die mitleidslos an Erschießungskommandos teilnimmt?
Vergessen wird in solchen Fällen, dass es der gesellschaftliche Rahmen war, der die Amoralität derartiger Handlungen zum Verschwinden brachte. Wird Erschießen von oben angeordnet und tun es viele oder gar alle, wirkt das entlastend. Das eigene Gewissen muss nicht mehr befragt werden. Fast wichtiger als Persönlichkeitsmerkmale ist der Blick auf die Veränderungen des Bezugsrahmens und das vor allem im Hinblick auf die kollektiven Wertsetzungen.
Krieg heißt töten
Eine solche Verschiebung von Wertsetzungen findet bereits durch den Beginn eines Krieges statt. Jener Offizier, unter dessen Kommando im Vietnamkrieg das Dorf My Lai ausgerottet wurde, William Calley, rechtfertigte sich unter anderem durch die Einlassung: „What the hell else is war than killing people?“ (Was ist Krieg den anders, als Leute zu töten?) Insofern hatte er recht, als im Vergleich zum Frieden in Kriegen unbestreitbar stets eine schwerwiegende Verschiebung des normativen Bezugsrahmens stattfindet. Ist Töten in Friedenszeiten generell ein Kapitalverbrechen, auf das härteste Strafen stehen, verwandelt sich dieses Verbot durch den Ausbruch eines Krieges in eine Pflicht. Wer möglichst viele Soldaten der anderen Seite umbringt, erhält Orden und wird vielleicht als Held gefeiert. Kriegerdenkmäler glorifizieren erfolgreiches Töten. Nicht selten entstehen dabei Grauzonen, in denen kaum oder überhaupt nicht mehr zwischen militärischen Gegnern und Zivilisten unterschieden werden kann.
Der Vietnamkrieg ist ein „klassisches“ Beispiel für die Entstehung solcher Grauzonen. Dort kämpften reguläre Streitkräfte gegen die Guerilleros der Vietkong. Deren Vorgehensweise orientierte sich an Taktiken, die der chinesische Volksführer Mao Zedong empfohlene hatte. Partisanen sollten sich innerhalb der Zivilbevölkerung verstecken „wie Fische im Wasser“. Heute waren sie harmlose Bauern, morgen griffen sie aus dem Hinterhalt an. Von den US-Marines wurde schließlich schlicht jeder umgelegt, der „Schlitzaugen“ hatte und nicht zu den eigenen Leuten gehörte. Das Verfahren nannte sich treffend Body Count. Je mehr Leichen gezählt wurden, desto näher schien der Sieg zu rücken.
Schonung der Zivilbevölkerung ist unmöglich
Das ist die erste Verschiebung des normativen Rahmens, die auch im Gazakrieg eine Rolle spielt. Und auch dort wird eine Hamas-Kämpfer kaum an seiner Uniform erkennbar sein. Die Taktik, Militärisches mitten innerhalb ziviler Einrichtungen zu verstecken, entspricht genau jener Tarnung, die Mao Zedong für den Partisanen- oder Guerillakampf empfohlen hatte. Wie soll ein Angehöriger der israelischen Streitkräfte (der IDF) eigentlich sicher erkennen, ob die weißen Kittel, die in einem Krankenhaus herumlaufen, Ärzte sind oder Angehörige einer Hamas-Kommandozentrale? Hier einfach „reinen Tisch“ zu machen, dürfte naheliegend sein.
Welche Naivität zu unterstellen, Israelis würden – da sie irgendwie zu den Guten gehören – unter solchen Umständen keine Kriegsverbrechen begehen! Ähnlich wie damals in Vietnam die US-Marines werden sie kaum kleinlich Unterschiede zwischen Kämpfern und Nichtkämpfern beachten. Ist es möglich, ein Gebäude, das zerstört werden soll, gründlich darauf zu durchsuchen, ob dort noch Menschen leben, zumal im Vorhinein und etwa aus der Luft? Sollten junge Männer auftauchen, wie sie eigentlich überall im Gazastreifen anzutreffen sind – handelt es sich um Hamas-Kämpfer oder um Zivilisten?
Eine IDF-Mission wird dann erfolgreich sein, wenn Gebäude zerstört sind und sich nichts mehr regt. Unter solchen Bedingungen ist es selbstverständlich, dass eine hohe Zahl von Opfern Frauen, Kinder und auch Babys sind. Die ganze Operation ist darauf angelegt, eine Situation zu schaffen, die nur mit einem einzigen Wort belegt werden kann – es handelt sich um Terror. Im Übrigen entspricht das der israelischen Dahya-Doktrin. Diese fordert, jeden Angriff auf israelisches Territorium ganz ausdrücklich mit unverhältnismäßigen Strafmaßnahmen zu beantworten. Die Dahya-Doktrin ahndet Terror ausdrücklich mit Gegenterror.[6]
Die „Verteidigung“, die Israel als Reaktion auf den Überfall der Hamas seit dem 7. Oktober auf dem Gazastreifen durchführt, ist also bereits von der Anlage her ein Kriegsverbrechen. Als Zyniker könnte man sagen: ein unvermeidliches. Auf dem extrem eng besiedelten Gebiet des Gazastreifens kann man nicht Krieg führen, ohne dass die „Kollateralschäden“ die eigentlichen Ergebnisse dieser Art der „Verteidigung“ sind. Wird die Zivilbevölkerung nicht direkt getötet, so wird zumindest ihre Lebensgrundlage zerstört. Ein Großteil des Sterbens beginnt erst anschließend.
Dehumanisierung
Die momentane israelische „Verteidigung“ – sie geschieht übrigens mit dem ausdrücklichen Einverständnis der deutschen Regierung – ist nichts anderes als eine Racheaktion und schon von daher tendenziell ein Völkermord. Doch die wichtigste Verschiebung des normativen Rahmens im Vergleich zum Zustand des friedlichen Zusammenlebens ist noch gar nicht angesprochen worden. Es handelt sich um die feindselige, ja paranoische Trennung zwischen der Wir-Gruppe und der Sie-Gruppe. Sie ist die Voraussetzung einer konsequenten Dehumanisierung des Gegners. Keine Frage, dass sich bereits beginnend vor der Gründung Israels eine immer krasser werdende Feindseligkeit zwischen Juden und palästinensischen Arabern herausgebildet hat, die sich gegenseitig nicht mehr als gleichberechtigt wahrnehmen. Sie wurde und wird durch permanente wechselseitige Traumatisierung aufrechterhalten und verstärkt.
Welch katastrophale Auswirkungen die Konstruktion von Feindbildern sowie Prozesse der Dehumanisierung haben können, zeigten etwa die Massenmorde während des Bürgerkriegs in Ruanda 1990 bis 1994. Für den außenstehenden Beobachter überraschend und plötzlich ging die Ethnie der Hutu-Mehrheit dazu zu über, die Ethnie der Tutsi-Minderheit systematisch auszurotten. Zuvor waren die Tutsis etwa durch Rundfunkpropaganda als Wurzel allen Übels und als „Kakerlaken“ oder „Gewürm“ gebrandmarkt worden. Kakerlaken und Gewürm muss man vernichten. Und wieder verwandelten sich ganz normale Alltagsmenschen, auch Ärzte und Priester, in Serienmördern, die anschließend übrigens so taten, als sei nichts gewesen. Töten in ganz direkter Weise mit der Machete in der Hand galt als verdienstvolle gemeinnützige Arbeit. Folterungen wurden öffentlich durchgeführt.[7]
Angst und Paranoia
Kommt zu Feindbildern im Übrigen eine paranoische gegenseitige Furcht hinzu, speziell die Furcht, durch die andere Gruppe ausgelöscht zu werden, ist das besonders gefährlich. Jetzt heißt es: Entweder wir oder sie! Dabei kommt es noch nicht einmal darauf an, ob oder in welchem Umfang die Bedrohung real ist. Die etwa von Goebbels stets herangezogene jüdische Weltverschwörung war ein reines Hirngespinst. Dennoch war dieser Wahn stark genug, um eine riesige Vernichtungsmaschinerie in Gang zu setzen, an der sich fast alle direkt oder indirekt beteiligten, wenigstens indem sie die Maßnahmen tolerierten.
Anschließend hieß es freilich, man habe „von nichts gewusst“. Der heimliche oder öffentlich kolportierte Grundsatz lautete: Bevor uns die anderen ausradieren, werden wir sie vorher beseitigen. Erst wenn die „Endlösung“ in diesem Sinn erfolgt ist, ist die Welt wieder in Ordnung. Somit wird das Töten der anderen zur moralischen Pflicht. Der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober hat genau dieses Bild in israelischen Köpfen erzeugt: Es gibt einen Feind, der uns alle umbringen will. Ist es abwegig, den heimlichen Wunsch, in gleicher Weise mit den Palästinensern zu verfahren, auch bei einigen Israelis zu vermuten?
Der israelische Soziologe Moshe Zuckermann berichtet, dass zurzeit in Israel kaum Empathie mit den Menschen in Gaza zu finden sei.[8] Angst ist jene Emotion, die Empathie auslöscht. Jeder in Israel kennt jene Parole, die von Feinden Israels von allem Anfang an ausgestreut wurde und auch heute noch – etwa im Iran – eine bedeutende Rolle spielt: Wir werden sie ins Meer treiben! Erlebt man als Besucher Israels, wie nahe die Mittelmeerküste von jedem Punkt des Territoriums ist, kann man gut begreifen, dass solche Drohungen Angst auslösen. Der 7. Oktober war zweifellos ein Trigger, der das kollektive jüdische Trauma, nämlich vernichtet zu werden, wieder stimuliert hat.
Umso dramatischer aber ist es, dass die IDF nun – gewissermaßen voll traumatisiert – „Verteidigung“ als die Erzeugung eines weiteren Traumas inszeniert. Und zwar der Möglichkeit nach und vielleicht real als Völkermord. Die Verschiebung des oben angesprochenen normativen Bezugsrahmens (hier vom friedlichen Miteinander zunehmend in Richtung einer Todfeindschaft) gibt dem Töten gewissermaßen einen lebenserhaltenden Sinn. Je weniger Palästinenser leben, desto sicherer ist die Existenz Israels. „Ich töte, um meine Familie zu schützen“, könnte sich ein Soldat oder ein Pilot der IDF sagen. Verteidigung wäre gleichbedeutend mit Ausrottung oder zumindest Abschiebung und Vertreibung.
„Säuberung“ ist der dafür vorgesehene schreckliche Euphemismus. Auch die „Endlösung“ der Nazizeit begann mit Plänen, die Juden in andere Weltgegenden abzuschieben, nach Madagaskar war der verbreitetste Vorschlag. Was die Gazabevölkerung angeht, so gibt es Vorschläge, sie nach Ägypten zu vertreiben. Netanjahus Finanzminister Bezalel Smotrich plädiert jedenfalls für die „freiwillige Auswanderung“ der letzten verbliebenen Bewohner des Gazastreifens und für eine Besiedelung durch Israelis.[9] Wohin diese geplagten Menschen gehen sollen, darüber gab er keine Auskunft. Ägypten jedenfalls will sie nicht haben.
Terroristen und Heilige
Natürlich ist sich die israelische Regierung voll bewusst, dass ihr Ruf auch davon abhängt, ob sie zumindest den Anschein erweckt, die völkerrechtlichen Normen zu einzuhalten. Doch wie ernsthaft werden menschenrechtliche Belange von einer rechtsradikalen und fundamentalistisch geprägten Regierung berücksichtigt werden? In den Augen radikaler Siedler leben Araber völlig unberechtigt etwa auf dem Gebiet der Westbank. Gott hat dieses Gebiet den gläubigen Juden geschenkt. Ihr Wunsch ist naheliegend, Araber, die sich dort herumtreiben, sollten sich in Luft auflösen.
Einem Siedler in Uniform, der im Gazastreifen Dienst tut, sitzt daher der Finger gewiss sehr locker am Abzug. Was für einem Pazifisten ein Verbrechen wäre, mag für ihn ein gottgefälliges Werk sein. Leider existieren ganz ähnliche Sichtweisen mit umgekehrten Vorzeichen auch bei der Hamas oder der Hisbollah auf der anderen Seite des Konflikts. Sprengstoffattentäter etwa werden dort als besonders verehrungswürdige Märtyrer angesehen, die ihr Leben im Dienst der höchsten Wertsetzungen opfern. Es sollte kaum verwundern, wenn auch die Hamas-Terroristen des 7. Oktobers ihre Aktion als gottgefällige Taten für das Wohlergehen ihrer Gemeinschaft interpretieren. Was dem einen ein Terrorist ist, ist dem anderen ein Heiliger.
Permanente Traumatisierung
Was die Gesamtlage in Nahost angeht, so treffen dort jedenfalls Bevölkerungsgruppen aufeinander, die sich aufgrund ihrer normativen Vorstellungen permanent gegenseitig traumatisieren. Denn auch der Islamismus glaubt ein Recht darauf zu besitzen, sich mit aller Brutalität gegen den Erzfeind Israel zu „verteidigen“. Wo solche Traumatisierungen permanent aufgefrischt und aktualisiert werden, sollte unbedingt mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Es gibt jedenfalls keine Gründe, weshalb Israels Aktionen im Gazastreifen nicht in Völkermord ausarten sollten. Schon 2009 hatte die UNO im Goldstone-Report kritisiert, das Israel im Gazastreifen Kriegsverbrechen begangen hat.[10] Wie eigentlich immer nach solchen Kollektiverbrechen wurden sie anschließend empört geleugnet.
Aufgehalten werden kann diese Entwicklung nur durch den deutlichen und lauten Einspruch der internationalen Gemeinschaft und natürlich durch die Einstellung von Waffenlieferungen. Mit bedingungsloser Solidarität gegenüber Israel kommt man dabei allerdings nicht weit. Immerhin bedeutete es einen zaghaften Ansatz, als Außenministerin Baerbock neulich die radikalen Siedler in der Westbank kritisierte und auch die Forderung, den Gazastreifen zu okkupieren. Das könnte ein erster Ansatz sein, mit der ewigen Doppelmoral Schluss zu machen. Sie ist einfach nicht mehr glaubhaft. Sie deckt unter Umständen auch Verbrechen wie den Völkermord.
Fußnoten
[1]Sozialpsychologie ǀ Ganz normale Menschen — der Freitag
[2]Harald Welzer, Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden. Frankfurt/Main (S. Fischer) 2005, S. 246ff.
[3]Ebenda, S. 262.
[4]Alexander Thomas, Grundriß der Sozialpsychologie. Band 2. Göttingen, Berlin, Toronto (Hofgrefe), S. 97ff.
[5]Christopher G. Browning, Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen. Sonderausgabe der Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2022.
[6]Muriel Asseburg, Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl. München (C. H. Beck) 2022, S. 203ff.
[7]Jan Hatzfeld, Zeit der Macheten. Gespräche mit den Tätern des Völkermords in Ruanda, 3. Auflage, Gießen (Haland & Wirth) 2012.
[8]Israeli und Palästinenser: Blinde Wahrnehmungen | Overton Magazin (overton-magazin.de)
[9]Netanjahus Finanzminister will zerbombten Gazastreifen mit Israelis wiederbesiedeln (msn.com)
[10]Microsoft Word – A HRC 12 48 FOR PROCESSING _250909_ cleared by CL, FM & GC.doc (ohchr.org)
Da existieren Glaubensrichtungen, die sagen, wenn ‘Ihr’ein gutes wahrhaftiges leben geführt habt, kommt ihr in den Himmel (Paradies/Garten Eden).
Also lässt man das vermeintliche Paradies der Erde, zu einer andauernden Hölle verkommen. In der Wissenschaft ist vieles umstritten, aber eine Grundlage ist definitiv vorhanden, das ist die Erde auf der wir leben (es gibt keinen anderen lebenswerten Planeten), also lasst sie nicht mehr durch höllische Kräfte uns ins Verderben leiten.
Am Tag des Terrors standen tausende von
diesen sogenannten Palestinensern am
Strassenrand und haben die Ermordung von
Israelis frenetisch gefeiert. Daher empfinde ich nur
marginale Solidarität mit den jetzt Vertriebenen.
Wer sich eine so ekelhafte Suppe kocht,
sollte sie auch auslöffeln.
Der Zornist, wie sollten sich denn die Palis denn sonst benehmen nach einem dreiviertel Jahrhundert Terror und Gegenterror? Rachegefühle auf beiden Seiten sind allzu menschlich, helfen aber nicht bei der friedlichen Beilegung. Außer wenn eine der Seiten ausgelöscht oder vertrieben wird. Dann ist das zwar auch gelöst, aber wollen Sie den Völkermord?
Sie haben sich übrigens verschrieben. Das heißt Zionist, nicht “Zornist”
“Am Tag des Terrors standen tausende von
diesen sogenannten Palestinensern am
Strassenrand und haben die Ermordung von
Israelis frenetisch gefeiert. ”
Und in Israel feiert man frenetisch die Massenmorde an Frauen und Kindern im Gazastreifen und macht sich lustig über die Opfer.
Weitere Anmerkung: Wären Sie als Pali im Gazastreifen geboren und aufgewachsen, auch Sie hätten höchstwahrscheinlich am 7, Oktober der Hamas Beifall geklatscht. Vielleicht hätten Sie sich sogar an den Angriffen beteiligt. Warum, wird in gewisser Weise im Artikel erklärt.
“Wer sich eine so ekelhafte Suppe kocht,
sollte sie auch auslöffeln.”
Den Satz kann man ohne weiteres auf Israel anwenden. Wer wie der israel. Staat aus rassist./relig. Gründen ein anderes Volk Jahrzehnte lang systemat. vergewaltigt, terrorisiert und abschlachtet, hat sich die Suppe, aus dem solche Anschläge/Angriffe wie am 7/10 hervorgehen, selbst eingebrockt.
Zu dem Thema empfiehlt sich die Lektüre von zwei klassischen sozialpsychologischen Experimenten.
Das Stanford-Prison-Experiment
und
das Milgram-Experiment.
Bei beiden geht es darum, zu zeigen, wie in einer bestimmten sozialen Situation “ganz normale Menschen” zu Folterern und Killern werden können.
Das Wort von Kurt Tucholsky gilt immer noch:
“Soldaten/-innen sind Mörder!!!”
Trotz Versuch diese legitime Meinungsäußerung Tucholskys zu verbieten, der selige Tucholsky hat generell recht behalten…..
Im Frieden nennt man das Töten von Mensch “Mord”, und was ist da im Krieg der angebliche “Unterschied”?
Ist das nicht auch Mord aus “niederen Instinkten” wie ein Rechtsanwalt berechtigt vor Gericht vortragen könnte?
Da hat sich wohl seit Ur-Zeiten nichts geändert, wie sogar ein dänischer Karikaturist völlig richtig aufzeigt:
“[…]Originalos episode 13: Before Common Sense […]”
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=p2pre1gI9wY
Sarkastische, und amüsierte (tolles Video!!!), Grüße
Bernie
„Soldaten/-innen sind Mörder!!!“
Ein wenig Wokeismus-Nachhilfe tut Not.
Muss heißen: „Soldaten/-innen sind Mörder/inneninneninneninnen……………………………!!!“
Genauso wie beim Lied “die Mörderinnen waren immer die Gärtnerinnen”, von einer alten bekannten Liedermacherin aus den 70er Jahren.
Na ja, ob der selige Kurt Tucholsky das in der Weimarer Republik gekannt hat wage ich als “alter weißer Mann”, und “Lumpenpazifist”, zu bezweiflen.😎🙄
Ich bleibe also bei meiner unwoken Version – dennoch danke für die Belehrung 😁
Oder hat schon der alte A.H. gegendert🙄😁🤣
Amüsierte Grüße
Bernie
Neinnein. Ist schon richtig so. Böse Dinge bleiben im generischen Maskulinum.
Yep….übrigens A.H. das war mein eigener Großvater – ein Rheinschiffer, der leider mit den selben Initialen des GröFaz geschlagen war – hab heute noch Erbstücke mit diesen Initialen, die keiner will *augenroll*
Und mein Opa hat also echt noch nicht gegendert…..war nur mit diesen unsäglichen Initialen geschlagen, aber das ist ein anderes Thema, dass er mit ins Grab genommen hat ….lange bevor ich ihn kennelernen durfte…..;-)
Sarkastische Grüße
Bernie
PS: Dänischen Comic angesehen? Der ist echt toll, und zeigt wie schon seit menschlichen Frühzeiten aus einer Mücke ein Riesen-Elefant wurde denn dann die nächste Generation….und die übernächste….usw. usf…..*grins*
Auf GlobalBridge fragt Gideon Levy:
https://globalbridge.ch/wenn-es-in-gaza-kein-genozid-ist-was-ist-es-dann/
“Wenn es in Gaza kein Genozid ist, was ist es dann?”
Scheinbar gilt ein Genozid nur dann, wenn es dem Westen in den Kram passt und selbstverstaendlich sieht die Aussenministerin Baerbock “in Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen keine Absicht zum Völkermord”.
Wie skrubellos und empathielos muss diese Menschin sein, um Angesichts der Katastrophe solche Saetze in die Mikrophone zu plappern?
Genozid ist auch ein formaljuristischer Begriff, und ein Genozid lässt sich nur nachweisen, wenn ein Genozid stattgefunden hat. Alternativ und sehr treffend https://de.wikipedia.org/wiki/Demozid
Wenn es kein Genozid ist, ist es ein
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_gegen_die_Menschlichkeit
oder ein Verbrechen gegen den Frieden: Planen, Vorbereiten, Einleiten oder Durchführung eines Angriffskrieges oder eines Krieges unter Verletzung internationaler Verträge, Abkommen oder Zusicherungen oder Beteiligung an einem gemeinsamen Plan oder an einer Verschwörung zur Ausführung einer der vorgenannten Handlungen(…)
https://de.wikipedia.org/wiki/Angriffskrieg#Verbrechen_gegen_den_Frieden_und_Nürnberger_Statut_(1946)
Gilt für beide Seiten, der Vollständigkeit halber.
>>”Wie soll ein Angehöriger der israelischen Streitkräfte (der IDF) eigentlich sicher erkennen, ob die weißen Kittel, die in einem Krankenhaus herumlaufen, Ärzte sind oder Angehörige einer Hamas-Kommandozentrale? Hier einfach „reinen Tisch“ zu machen, dürfte naheliegend sein. “<<
Das ist sehr interessant, dann sollte die IDF mal erklaeren, wie sie die 8tausend tote Hamaskaempfer in Gaza ermittelt hat, wenn es doch schwierig ist zwischen den Zivilisten diese ausfindig zu machen?
Das Argument gilt für beide Seiten, und deutet auf komplettes Missverständnis des Völkerrechts (IHL) hin.
Was ich meine ist, wie kann die IDF 8000 Hamaskaempfer identifizieren, die sie im Gazastreifen neutralisiert hat. Wie hat sie die Zahl ermittelt, wenn sie doch angeblich nicht unterscheiden kann, wer jetzt Hamas ist, wer unschuldiger Zivilist und wer Sympathisant?
Ich lege das unter Propaganda ab, denn im Gazastreifen koennen heute weder die Toten
ueber den Ruinen noch die Toten unter den Ruinen genau ermittelt werden,
Pi mal Daumen duerfte die Zahl um die 23tausend aber hinkommen.
Schöner Überblick über das, was die deutsche Durchschnittskartoffel so mitbekommt. Und meint, schreiben zu müssen.
Im Westjordan sind jetzt erstmals jüdische Siedler? Falsch, die haben da immer gelebt. Aber wie wurden 1948 von den Jordaniern vertrieben, die sich das Land völkerrechtswidrig aneigneten. Die jüdische Bevölkerung wurde unter Verübung eines Massakers vertrieben, die Synagogen wurden dem Erdboden gleichgemacht, das jüdische Viertel in Jerusalem geräumt. Das weiß natürlich niemand, denn jammern dürfen die Opfer nur, wenn es Palästinenser sind.
Steht hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinakrieg#Jordanische_Offensive
Dass der Westjordan judenfrei im Sinne Heinrich Himmlers gemacht wurde, findet Waldrich völlig normal. Aber dann kamen Siedler. Siedler! Nein Terrorsiedler! Die gibt es auf der ganzen Welt nur hier. Wie auch friedensstiftende Selbstmordattentäter.
Netanjahu ist zwar rechts, aber gegen diesen Schmarren muss ich selbst ihn verteidigen. Er sagt (Wikipedia):
“Eine Zweistaatenlösung befürwortet Netanjahu nur bedingt. In einer Kabinettssitzung im Jahr 2009 gab er bekannt, dass er auf der Anerkennung Israels sowie einem demilitarisierten palästinensischen Staat beharren würde, sollte es mit moderaten Verhandlungspartnern künftig Schritte in Richtung Frieden geben.[66] Zudem schließt Netanjahu die Räumung jüdischer Siedlungen im Westjordanland aus.[67] Stattdessen sollen seiner Ansicht nach sämtliche jüdischen Siedler in einem künftigen palästinensischen Staat integriert werden. Damit erkannte Netanjahu im Jahr 2014 erneut einen palästinensischen Staat nur unter Bedingungen an.[68] 2016 bekräftigte er diese Position erneut auf seinem YouTube-Kanal, indem er die Räumung von jüdischen Siedlungen als „ethnische Säuberung“ bezeichnete. Demnach seien jüdische Siedler im Westjordanland kein Hindernis zum Frieden, genau so wie arabische Bewohner Israels kein Hindernis zum Frieden seien, sondern vielmehr Israels Bereitschaft zum Frieden beweisen würden. Netanjahu behauptet, ihm schwebe ein Naher Osten vor, in dem Juden und Araber friedlich koexistieren würden.”
Das ist deutscher Kolonialstil: wir legen fest, was die da unten in Israel für eine Meinung haben. Die nutzen wir dann, um sie zu diffamieren. Was sie tatsächlich sagen, ist uninteressant.
Du hast da was falsch verstanden oder erzeugst einen falschen Kontext: Zum Verständnis, am 14. Mai 1948 erfolgte die israelische Unabhängigkeitserklärung. Einige Stunden nach der Ausrufung des Staates Israel eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens einen Krieg gegen Israel (…) https://de.wikipedia.org/wiki/UN-Teilungsplan_für_Palästina
Etwas aktueller: https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Aqsa-Konfrontationen_2023 – sobald jemand versucht die Beteiligten in Gut oder Böse einzuteilen, ist eine Diskussion unmöglich. Deine Darstellung verzerrt die Situation historisch. Mit Ägypten existiert mittlerweile ein Friedensabkommen, der Irak und Syrien sind dysfunktional, die Situation mit dem Libanon und seit 2005 auch Jemen und dem Iran eskaliert vor sich hin.
“Einige Stunden nach der Ausrufung des Staates Israel eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens einen Krieg gegen Israel (…)”
Ja eben, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, den die fünf entgegen allen Erwartungen verloren. Die dann vertriebenen Palästinenser waren zwar nicht direkt den Angreifern zuzurechnen, wohl aber den Kombatanten. Dass man da 70 Jahre danach noch so ein Geschrei anstellen kann, das ist weltweit einmalig. Nach einem Angriffskrieg ist das Gebiet des angreifenden Staates eben kleine. Pädagogisch richtig und wir Deutschen haben da wesentlich mehr opfern müssen.
Und eben noch ein Unterschied: Israel hat auf eine Totalvertreibung verzichtet und keine Sakralbauten zerstört. Ist ja durchaus ein Unterschied.
Wenn Israel mit den Arabern einen durch Russland vermittelten Frieden schließen würde, um sich von Amerika unabhängig zu machen, das Naziregime in der Ukraine verurteilen würde, sich BRICS anschließen würde usw., dann wäre es mit der deutschen Solidarität wohl vorbei. Was würde man sich an Beschimpfungen einfallen lassen? Wahrscheinlich würde man entsprechend der Zeitenwende plötzlich die Kritik am Zionismus aktualisieren, die die Regierungsparteien früher übten, und besonders den Unterschied zwischen Judentum und Zionismus hervorheben und erklären, dass Israel ein autoritärer Staat sei, in dem keine Trennung von Religion und Staat bestehe und Moslems benachteiligt würden. Vor allem würde man aber auf die Bedrohung hinweisen, die Israel für die Welt darstelle, weil es Atombomben besitzt.
Israel hat lange Zeit mit Apartheid-Südafrika bestens gekungelt, um die Mehrheit des Volkes zu terrorisieren – hier wie dort. Da ist es nur zu verständlich, dass das demokratische Südafrika die Glacé-Handschuhe nun auszieht.
Nee , das ist imho eher ein Anzeichen daß die US-amerikanische Vorherrschaft nachlässt und sich jetzt zum Beispiel Südafrika und andere wieChile trauen etwas gegen den Hegemon zu sagen. Südafrika bietet sich da natürlich als Sprachrohr mit seiner eigenen Geschichte der Apartheid an. Ich glaube das ist vorher mit den anderen BRics abgesprochen.
Soweit ich erinnere, hat Israel zu Apartheid-Zeiten bei seiner Atombombenentwicklung die Tests in einer südafrikanischen Wüste vorgenommen. Die Negev war wohl zu klein dazu und zu auffällig/gut überwacht. Dimona (Entwicklungsstandort) ist dort lokalisiert, durfte nicht gefährdet werden.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Israelische_Atomwaffen
Die Kooperation war also SEHR eng.
Sollte man immer im Hinterkopf haben…
Vortrefflich beschrieben – nur in einem Punkt will ich widersprechen – es gab einen Krieg, ja sogar einen Bürgerkrieg, der den Sieg der 1848 Revolution – in der Schweiz – mit relativ wenig Gewalt und Toten durch Kriegshandlungen – bedeutete, während dieselbe Revolution überall in Resteuropa blutig niedergeschlagen wurde – und darauf brutale Unterdrückung und Gewalt der Sieger erfolgten.
Ist leider im “Großen Kanton” (= Deutschland) verloren gegangen dieses Wissen – zugegeben wurde erst selber zufällig drauf gestossen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sonderbundskrieg
Der General übrigens, der Siegreich war gehörte mit zu den Gründern des berühmten “Internationalen Roten Kreuzes”, dass bis heute besteht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Guillaume_Henri_Dufour#Wirken_als_Mitglied_des_IKRK
…es geht also auch anders, und die Bundeslösung der neutralen Schweiz wäre doch auch für die Ukraine, und Israel, etwas – Oder ist da (leider) doch etwas zufiel Gewalt passiert – aus mythologischen Gründen – zwischen Juden und Moslems?
Beide berufen sich übrigens auf religiöse (angebliche)Tatsachen, die weder einer historischen, noch einer archäologischen Bestandsaufnahme säkularer jüdischer, oder arabischer, oder westlicher, Historiker bzw. Archäologen, stand hält.
Religion(sfanatische) Märchen eben, mit massenmörderischen Folgen *daumenrunter*
Ich bleib dabei ein säkularer jüdisch-arabischer Staat wäre wohl die Lösung, aber das wird wohl im sogenannten “Heiligen Land”, dass schon durch das Blut der Kreuzritter und Seldschukken Saladins, gedüngt wurde, ein säkularer, frommer, Wunsch bleiben 🙁
Gruß
Bernie
Ich halte es für vermessen einen Bürgerkrieg vom 3. bis zum 29. November 1847 in der Schweiz mit einem seit Gründung des Staats Israel immanenten Konflikt in Nahost zu vergleichen, der mit Unterstützung der USA eskaliert und Konflikte in der Region (Jemen) und der ganzen Welt befeuert.
Ihre Ansicht, aber irgendwie muss es doch eine Lösung geben? Oder?
Es gibt seit Gründung des Staats keine Lösung, weil beide Parteien nicht in der Lage sind einen Konsens herzustellen. Israel müsste okkupierte Gebiete abtreten und 700.000 Menschen umsiedeln. Solange die USA und der Wertwesten nicht intervenieren, wird die Situation weiter eskalieren.
Ich vermute auch, es gibt keinen Plan B bis auf die Situation in Gaza soweit zu veschlechtern bis die Palästinenser das Gebiet aufgeben. Ähnlich wie die Situation im Berg-Karabach, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkarabachkonflikt#Rückeroberung_Bergkarabachs_durch_Aserbaidschan_2023
Unnötig zu erwähnen, Deutschland erkennt Palästina nicht an, und damit sind wir Teil des Problems.
Israel, der Judenstaat (nach Herzl) als säkularen Staat ist für viele Juden in Israel nicht denkbar, es zeugt vom mangelndem Verständnis (no offense).
„Im Krieg waren die Kennzeichen des idealen Soldaten Stärke und Mut, Großmütigkeit gegenüber dem unterlegenen Feind und Mitleid gegenüber dem Wehrlosen. Nichts davon ist übriggeblieben. Moderne Waffen der Massenvernichtung lassen keinen Raum für irgendwelche sittlich begründeten Einschränkungen und degradieren den Soldaten zu einem technischen Mörder.“ (Max Born, Die Zerstörung der Ethik durch die Naturwissenschaften. 1988)
Für die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse empfehle ich einen Blick auf https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppendynamik und https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenzwang
Im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten (Non-Kombattanten), gilt eine Kennzeichnungspflicht, nicht zwangsläufig eine Uniform, von Kombattanten. Ein Zivilist wechselt den Status wenn er eine Waffe führt, an einer miltärischen Aktion teilnimmt oder unter Befehl agiert. Das Argument der Nichtunterscheidbarkeit ist absurd, auch im Hinblick auf die Situation am 7. Oktober 2023.
Jede Form von asymmetrischer Kriegesführung fördert dieses Missverständnis zu Tage, das internationale Völkerrecht (IHL) ist eindeutig im Hinblick auf die Unterscheidbarkeit, zivile Infrastruktur und Schutz der Zivilbevölkerung, Berichterstattern und internationaler Hilfsorganisationen und den daraus resultierenden Protokollen.
Für die Situation im Gaza ist es wichtig festzuhalten, Hamas hat seit dem 7. Oktober 2023 mehrfach Geiselaustausch, Verhandlungen und Waffenstillstand angeboten oder gefordert. Der Begriff »Doppelmoral« ist irreführend, Israel formt das innen- und aussenpolitische Narrativ entsprechend, Zum Verständnis https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologische_Kriegsführung und https://de.wikipedia.org/wiki/Zensur_(Informationskontrolle) oder https://de.wikipedia.org/wiki/Framing_(Sozialwissenschaften)
Palästinenser:innen als Sunniten stellen den größten Teil (~90%) der Muslime. Mit entsprechenden Reaktionen über die Region hinaus, weltweit ist weiterhin zu rechnen. Israel nimmt diesen Zustand billigend in Kauf und verletzt damit Grundprinzipien (Nachbarschaftlichkeit) der Charta der Vereinten Nationen.
Im Gegensatz zum Autor bin ich nicht der Überzeugung, das die internationale Gemeinschaft einen Beitrag am ICJ/ICC leisten kann solange Israel Hilfslieferungen ver- oder behindert. Die Klage von Südamerika und eine Untersuchung werden nichts an der prekären Lage der Menschen in Gaza ändern. Mein persönlicher Eindruck ist, die Diskussion um einen möglichen Genozid verdeckt oder lenkt von der Situation vor Ort ab, während sich diese kontinuierlich verschlimmert.
Mindestens 700.000 Menschen siedeln auf von Israel besetztem Autonomie-Gebiet. Die Situation nähert sich einem https://en.wikipedia.org/wiki/Perpetual_war ähnlich der Ukraine an: Eine militärische Intervention die aufgrund mangelhafter Planung und Druchführung (Taktik) ohne klare Zielvorgaben (Strategie) in einer Notstandssituation geführt wird und in absehbarer Zeit nicht enden wird.
Lesende die eine komplexe juristische Betrachtung bevorzugen, das https://verfassungsblog.de/ hat seit geraumer Zeit komplexe formaljuristische Texte zum Thema Genozid in Gazakonflikt und der Klage Südamerikas gegen Israel.
Im Kontext wäre eine Tucholsky Referenz angebracht: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Tucholsky bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_Mörder
Bleibt noch festzuhalten, das erste Opfer im Krieg ist der Frieden.
Nun, es gibt ein kleines schmutziges Geheimnis des Zionismus, der in der selben nationalistischen Zeitströmung entstanden ist, die auch die Nazi-Bewegung hervorgebracht hat. Und so war eine Zusammenarbeit zwischen beiden Bewegungen nicht gerade abwegig, die nach Meinung mancher die Gründung Israels durch das Ha’avara-Abkommen (Palästina-Transfer-Abkommen vom 25. August 1933) sehr befördert hatte. Schließlich war es im Interesse der Zionisten, eine Auswanderung nach Palästina zu forcieren, insbesondere wenn die Ankömmlinge einiges an Geld mitbringen würden. Man kann dazu einiges bei Ron Unz nachlesen, der als Jude kaum des Antisemitismus verdächtigt werden kann. Als Einstieg mag man
https://www.unz.com/runz/zionism-anti-semitism-racialism/ lesen, wenn man an dem Thema interessiert sein sollte.
Übrigens war Adolf Eichmann der Verbindungsmann zwischen der SS und den Zionisten, sprach hebräisch und hatte sich, wie Gaby Weber herausfand, für die Auslieferung nach Israel entschieden, statt dem deutschen Haftbefehl zu gehorchen ( https://www.telepolis.de/features/Onkel-Arturo-und-der-Mossad-4590962.html – Absatz unter der Kopie der Tageszeitung “Prensa”). Er hatte sicher nicht mit seiner Hinrichtung gerechnet, aber als Kenner dieser Vorgänge war es schon sehr praktisch, dass er für seine Verbrechen in Israel mit dem Tode bestraft und dieses kleine, schmutzige Geheimnis gewahrt werden konnte.
Dass also die rechte Regierung Israels sich so verhält, wie sie es tut, überrascht wenig, wenn man diese historischen Wurzeln kennt. Und wenn man aufmerksam die Mechanismen der Ausgrenzung Andersdenkender während Corona bei uns verfolgt hat, überrascht es auch nicht, dass die Bürger Israels in ihrer großen Mehrheit hinter ihrer Regierung stehen.
Der Zionismus, und der politische Zionismus (Herzl) sind kein Geheimnis. Warum eine Behauptung aufstellen die widerlegbar ist?
Historischer Kontext, wie die Causa Eichmann ist sicherlich interessant, ist aber für die aktuelle Sitaution in Gaza nicht relevant. Bei mir entsteht zunehmend der Eindruck das Leid der Palästinser:innen ist nicht relevant oder für Kommentierden nicht zu ertragen, und man diskutiert deshalb am Thema vorbei oder oft falsch verstandenen Nebenschauplätze.