
Auf Welt.de ist ein Nachruf auf den verstorbenen Publizisten erschienen. Geprägt ist der Beitrag von Grenzen des Verstehens. Woran liegt das?
Der ehemalige Lehrer, Autor und Philosoph Gunnar Kaiser ist nach langer Krankheit verstorben. Auf Welt.de hat die stellvertretende Feuilleton-Ressortleiterin Hannah Lühmann einen Nachruf verfasst. Darin schreibt sie unter anderem, Kaiser sei der „Held einer Gegenwelt“ und habe „verschwörungstheoretische Freunde.“ Vorweg: Bei Gesamtbetrachtung ist der Nachruf eher gut gemeint, doch finden sich Stellen darin, über die auch mit Wohlwollen nicht hinweggesehen werden sollte. Es sind Aussagen, die viel weniger über Kaiser als über die Wahrnehmung und Realitätseinordnung der Verfasserin des Textes offenbaren.
Es lohnt, sich mit dem Text näher auseinanderzusetzen. Er kann als anschauliches Beispiel für ein größeres Gesamtproblem dienen. Bei näherer Betrachtung kommt beispielhaft zum Vorschein, wo eine der Hauptkonfliktlinien zwischen Vertretern aus dem Medienmainstream und der alternativen Medien verläuft. Vielleicht ist es sogar die Hauptkonfliktlinie. Zwischen Journalisten des Mainstreams und Vertretern alternativer Medienformate gibt es nicht einfach nur Differenzen bei der Einordnung bestimmter Themen. Die Streitigkeiten um Corona, Ukraine-Krieg, Klima und wie auch immer die jeweiligen großen Konfliktthemen gerade heißen: Sie sind gleichsam nur als Oberfläche zu betrachten. Wenn Journalisten aus Mainstreammedien argwöhnisch „die Anderen“ betrachten und für ihre jeweils unterschiedlichen Positionierungen zu Corona und Co kritisieren, geht es um einen Verstehenskonflikt.
Die Autorin will Kaiser verstehen, aber scheitert. Warum?
Verstehen – das ist ein Begriff, der jedem Muttersprachler leicht von der Hand geht. Wer wüsste schließlich nicht, was verstehen bedeutet? Doch langsam. Die Realität ist bisweilen komplexer, als sie uns durch die Brille unserer Sozialisation erscheint.
Lühmann versucht in ihrem Text Kaiser zu verstehen. Der Leser spürt förmlich, wie sie mit Kaisers Positionierungen, aber auch mit dem Phänomen kämpft, dass ein Akteur wie Kaiser überhaupt so agiert, wie er agiert. Beides verdient, gewiss, Respekt. Das Scheitern, das am Ende dieses Versuchs für den Analysten deutlich zum Vorschein kommt, offenbart allerdings: die Macht einer sozial geronnenen Orthodoxie ist nicht so einfach aufzubrechen – was auch daran liegt, dass es sehr schwer ist, etwas aufzubrechen, was manche überhaupt nicht erkennen.
Lühmann macht das, was jeder Journalist ständig machen muss. Er muss verstehen. Er muss verstehen, worüber er schreibt oder berichtet. Ohne ein Thema zu verstehen, kann ein Journalist kaum über den Vorfall X oder Y berichten. Doch Verstehen ist nicht gleich Verstehen. Ein Thema kann oberflächlich verstanden oder im Sinne eines Tiefenverständnisses durchdrungen werden. Lühmann ‚versteht‘, dass Kaiser eine Art eigenartiger Typ ist, sich inhaltlich, irgendwie, eigenartig positioniert. Zum Schluss des Artikels schreibt sie:
Vielleicht war Kaiser auch deswegen ein Unverstandener, weil wir uns hierzulande noch nicht an diesen neuen Typus des YouTube-Intellektuellen gewöhnt haben.
Das ganze Drama ihres Textes: In diesem Zitat liegt es offen da. Sie hat sich bemüht, Kaiser zu verstehen. Sie hat ihn gar einige Male selbst getroffen, wie sie in dem Text schreibt. Sie hat mit ihm geredet. Er hat ein Interview mit ihr geführt. Und vermutlich hat sie auch nicht wenig über ihn nachgedacht. Aus ihrer Einsicht, aus ihren Begegnungen und Reflexionen ist der Nachruf entstanden, der in dem Eingeständnis liegt, dass Kaiser ein „Unverstandener“ war. Aber was heißt hier: Ein „Unverstandener“? Wo bzw. bei wem war Kaiser ein Unverstandener? Und warum wurde er dort nicht verstanden? Hätte Lühmann diese Fragen konsequent gestellt und ebenso konsequent beantwortet, wäre ihr Text an den kritischen Stellen vermutlich anders ausgefallen. In dem Nachruf kommt zum Vorschein, dass Kaiser für die Mainstreammedien ein „Unverstandener“ war.
Doch warum hat ihn der Medienmainstream nicht verstanden? Lühmann liefert Ansätze, die aber allesamt auf einer oberflächlichen Verstehens- und Denkebene eingeordnet werden können und daher nicht zu einer befriedigenden Antwort führen. Kaiser sei einer, so schreibt Lühmann, dem die Floskel „Auf Abwegen“ angehängt worden sei. Und wer sich mit dem „Phänomen Gunnar Kaiser“ näher auseinandersetze, „konnte schnell zu der Ansicht gelangen, da sei jemand – über Corona – verrückt geworden.“ Lühmann verknüpft nach diesen Worten Kaisers ‚Verrücktheit‘ mit einer Art gesamtgesellschaftlichen Betrachtung und kommt zu der Schlussfolgerung, „Kaisers spezifische Art von mildem diskursiven Wahnsinn“ sei eine, „die sich nur als Ausdruck der ihrerseits nicht ganz unverrückten gesellschaftlichen Entwicklungen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verstehen lässt.“ Anders formuliert: Kaisers leichte Verrücktheit korrespondiert mit Entwicklungen in einer Gesellschaft, die sich eben auch in einer gewissen Schieflage des Wahnsinns befinde. Als Leser steht man da und denkt: Und jetzt? Jetzt sind wir so schlau wie zuvor.
Die Hürde ist das „Verstehen des Verstehens“
Lühmann hat im Grunde genommen die Antworten, die für eine auflösungsstarke Erfassung des „Phänomens Kaiser“ notwendig sind, nahe vor sich. Und doch, sie streift immer wieder nur daran vorbei. Der Leser des Nachrufs spürt förmlich, wie sie, obwohl sie sich bemüht, die Antworten geradezu nicht sehen kann.
Immer wieder offenbart sich, von welchem Denkstandort die Autorin den Nachruf verfasst. Sie erfasst – wie es tendenziell von Vertretern des Medienmainstreams zu erwarten ist – Kaiser aus einem orthodoxen Denken, also gemeint ist hier: ein Denken, dass die in ihrem Feld vorherrschende Denkweise spiegelt, nämlich dass Kaiser aufgrund seines irgendwie eigenartigen Verhaltens ein Außenseiter ist, während innerhalb des Feldes die mehr oder weniger „wahre“ und überhaupt nicht eigenartige Sicht vorherrschen muss.
Grundsätzlich: Wenn verstehen mit zu einer der Kernaufgaben von Journalisten gehört, dann darf man von ihnen erwarten, dass ihr Verständnis über das Verstehen des Geschehens auf der Vorderbühne hinaus geht. Der Blick auf die Hinterbühne (der Macht, der Herrschaft, der ‚Verhältnisse‘) fällt vielen Mainstreamjournalisten oft so schwer wie die Bereitschaft und die Fähigkeit, ihr Verstehen zu verstehen – wobei das eine mit dem anderen verknüpft ist. Scheitert die Bereitschaft oder die Fähigkeit, den Blick auf die Hinterbühne (des Denkens) zu lenken, scheitern Journalisten auch daran, ihr Verstehen zu verstehen. Wer tiefgreifend ein Phänomen durchdringen will, muss auch das Verstehen des Verstehens verstehen. Anders gesagt: Es gilt zu verstehen, warum ich was wie und so verstehe – und nicht etwa anders. Es gilt das eigene Verstehen zu objektivieren, zu betrachten, die Bedingungen, die es hervorbringt, zu dekonstruieren.
Dann, vielleicht, kommt die Erkenntnis, dass das eigene Verstehen viel zu oft weder wirklich eigen ist noch, dass es sich dabei um ein richtiges Verstehen handelt. Das so genannte eigene Verstehen, ist in vielen Fällen nichts weiter als ein sozial konstruiertes Produkt. Wenn ich also begreife, dass die eigenen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata nicht der Gipfel meiner „Weltbetrachtung“ sind, dann ließe sich auch leichter auf einen Gedanken kommen, wie etwa: Ist vielleicht Gunnar Kaiser gar nicht der „Held einer Gegenwelt“? Bin ich vielleicht selbst vielmehr Teil einer mainstreammedialen Sinnenklave, deren Weltbild einer hochgradigen Verzerrung unterliegt?
Wieso muss man sich an Personen wie Kaiser „gewöhnen”?
Die eigene Position, gewiss, sie kann doch nur die richtige sein. Doch nicht der Mainstreamjournalismus kann falsch liegen – es können, es müssen, ja es dürfen nur die anderen sein, die im Unrecht sind. So zu denken ist menschlich. Aber es birgt eine große Gefahr, wenn diejenigen, deren Aufgabe die öffentliche Objektivierung und Deutung der Realität ist, auf diese Weise agieren. Hätte es Gunnar Kaiser mit seiner Arbeit als politischer, kritischer Buchautor und Interviewer überhaupt gegeben, wenn Mainstreamjournalisten dem nachkommen würden, was ihr Beruf von ihnen verlangt? Nämlich wahrlich herrschaftskritisch zu berichten. Diese Frage ist gleichsam wie der Elefant im Raum des Artikels. Sie führt zu dem tieferliegenden Konflikt. Aber der Reihe nach.
Zum Schluss des Artikels schreibt Lühmann:
Vielleicht war Kaiser auch deswegen ein Unverstandener, weil wir uns hierzulande noch nicht an diesen neuen Typus des YouTube-Intellektuellen gewöhnt haben. Sein Engagement war vergleichbar mit dem von alternativen amerikanischen Medienstars wie Joe Rogan oder Jordan Peterson.
Solche Zeilen künden von dem Kernproblem, das eigentlich im Zentrum dieser Analyse steht. Das gesamte mainstreammediale Feld ist durchzogen von einer furchtbaren Konformität, die in einem tiefverwurzelten, naiven Glauben an Herrschaftsnarrative gebunden ist. Der Glaube an gefällige Wahrheiten (und Lügen), der sich, wie so oft, durch eine (staats-) konformistische Sozialisation und den damit entsprechend eingefrästen Denk- und Wahrnehmungsschemata ergibt, kann mit Leuten wie Kaiser und Rogan nichts anfangen. Im Gegenteil: Sie sind Störelemente. Wer vom Glauben an die politische Orthodoxie beseelt ist, wird oftmals aus einer Mischung aus Verachtung und Fassungslosigkeit auf die ‚Meinungsabweichler‘ blicken. Warum spricht Lühmann davon, dass wir uns hierzulande noch nicht an diesen neuen Typus des YouTube-Intellektuellen gewöhnt haben.“ Wieso muss man sich an Persönlichkeiten wie Kaiser, Rogan usw. überhaupt gewöhnen?
Was ist denn an ihnen oder genauer: an ihrem Tun gewöhnungsbedürftig?
Der YouTube-Kanal von Kaiser hat über eine viertel Million Abonnenten. Dort finden sich etwa Interviews mit dem Anwalt Alexander Christ zu den schweren rechtsstaatlichen Verwerfungen während der Corona-Krise. Kaiser spricht auch mit dem Künstler Jens Fischer Rodrian über „Das Schweigen der Intellektuellen“. Er interviewt den ehemaligen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus über die „Abwertung Andersdenkender, die Anbiederung der Politik an einfache Weltbilder“ oder „den Verlust eines antitotalitären Grundkonsenses“.
Was soll daran, genauso wie an den vielen anderen Themen, die sich Kaiser angenommen hat, gewöhnungsbedürftig sein?
Journalisten – im Zentrum der Orthodoxie
An einer anderen Stelle in dem Artikel schreibt Lühmann: Aber man wusste nie so genau, was man jetzt eigentlich mit ihm anfangen sollte, weil man befürchtete, er könnte sich inzwischen völlig radikalisiert haben. „Radikalisiert“? Kaiser? Und dann, vielleicht inzwischen auch noch „völlig“?
Diese aufschlussreiche Zeilen bieten wertvolle Einblick in vorherrschende Denkweisen innerhalb des journalistischen Feldes. Spätestens seit der umfangreichen 2006 veröffentlichten Journalismus-Studie von Siegfried Weischenberg ist bekannt: Ein großer Teil der Angehörigen des journalistischen Feldes stammt aus der „veritablen Mittelschicht“. Wie die Arbeiten des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zeigen, hat der in dieser Schicht vorherrschende Habitus zumindest in der Tendenz einen stark ausgeprägten Hang zur Anerkennung der vorherrschenden Ordnung. Die Träger dieses Habitus fühlen sich tendenziell am wohlsten am Pol politischer und gesellschaftlicher Orthodoxie. Die von der Autorin angesprochene Befürchtung innerhalb des Kollegenkreises vor einer Radikalisierung Kaisers verweist prägnant auf vorherrschende Habitusantriebe. Vermutlich ist für diejenigen, die im Zentrum der Orthodoxie stehen, jeder Gedanke, der einen Millimeter von dieser abweicht, schon „radikal“. Doch eine heterodoxe Denkweise sollte Journalisten nicht suspekt sein. Journalisten sollten möglichst weit entfernt von den Gravitationskräften staatlicher ‚Wahrheiten‘ (die immer auch ‚Wahrheiten‘ der Macht sind) stehen. In der Realität aber kleben viele Medienvertreter an diesen staatlichen ‘Wahrheiten’.
Das ‚Kleben‘ vieler Journalisten an den gefälligen, bequemen, die Realität bis zum Exzess verbiegenden ‚Wahrheiten‘ der Macht, ist eines der großen Übel im Journalismus unserer Zeit. Die herrschaftsnahen Positionierungen der Medien, ausgerichtet wie Eisenspäne an einem Magneten, basieren eben nicht nur – wie viele glauben – auf dem großen Einfluss von außen, auf Manipulation, angestoßen durch ‚die Mächtigen‘, die die gesamte Medienlandschaft bis ins Detail ‚kontrollieren‘ sollen. Hier wird gewiss nicht negiert, dass es Einflüsse von außen gibt – und natürlich ist auch die Macht, die sich unter anderem aus einer Konzentration von Besitzverhältnissen und Elitenzirkeln und anderen Verbindungen ergibt, zu betrachten. Aber die Antriebe der einzelnen Journalisten selbst, ihr Handeln, ihre Wahrnehmung, ihre Realitätsvorstellungen, ihre sozialen Hintergründe, ihre darauf basierende weltbildhaften Einordnungen und Gewichtungen von Informationen, Ereignissen usw. dürfen im Hinblick auf eine herrschaftsnahe ‚Berichterstattung‘ nicht unterschätzt werden, wenn es um die Erfassung der Schieflagen im Journalismus geht. Eine Passage aus Lühmanns Text macht dies in plakativer Weise deutlich:
Fakt ist, dass er teils falsche Informationen verbreitete, von der Corona-Impfung als „Gentherapie“ sprach, wahrscheinlich vom Ziel einer allumfassenden biopolitischen Kontrolle des Staates über unser Leben ausging. Dass er äußerst wohlwollend mit Leuten korrespondierte, die ihrerseits Verschwörungstheorien verbreiteten: mit dem Schweizer Historiker Daniele Ganser etwa, der regelmäßig russische Staatspropaganda vorträgt. Auch bei WELT wurde Kaiser hart kritisiert, etwa als er vor zwei Jahren rhetorisch fragte, ob ältere Menschen, die eingefordert hätten, dass Jüngere in ihrem Namen auf Freiheiten verzichten, die durch die Maßnahmen gewonnenen Lebensjahre auch „verdient“ hätten.
Dies ist wieder so ein Abschnitt, der die Doxa des journalistischen Feldes, das heißt etwas vereinfacht: die Glaubenssätze, die in Stein gemeißelt sind, unhinterfragt als gesetzt wiedergibt. Was soll denn die Aussage „die ihrerseits Verschwörungstheorien verbreiten“ bedeuten? Man sieht förmlich den erhobenen Zeigefinger vor sich. „Verschwörungstheorien zu verbreiten“ – das muss etwas ganz Schlimmes sein. Und das stimmt auch. Innerhalb der Subsinnwelt mainstreammedialer Wirklichkeitsvorstellungen sind Verschwörungstheorien ein absolutes No-Go. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: In Verschwörungstheorien liegt oft ein Angriff auf die offiziellen Wahrheiten, auf das orthodoxe Wissen. Ein an der Orthodoxie ausgerichtetes journalistisches Feld kommt damit nicht klar. „Kennedy? Ermordet etwa vom eigenen Staat? Corona aus dem Labor? Womöglich noch mit böser Absicht? Das kann, nein, das darf nicht sein.“ Viele Journalisten agieren geradezu reflexhaft aufgrund ihrer Habitusantriebe als ‚Bewahrer des Offiziellen‘. Das Offizielle fundamental kritisch zu hinterfragen bereitet vielen, wie die tägliche Medienbeobachtung zeigt, sichtlich Schwierigkeiten. Genau ins Bild passt, dass Verschwörungstheorien dann ein absolutes „No-Go“ im Mainstreamjournalismus sind, wenn sie so ausgerichtet sind, wie hier skizziert. Dient eine Verschwörungstheorie jedoch dazu, politisch opportun, einen vom politischen und medialen Mainstream als Feind Anerkannten zu diskreditieren, dann ist plötzlich keine noch so verwegene Verschwörungstheorie ein Problem (nachzulesen etwa hier).
Staatskritik, Machtkritik, Herrschaftskritik: Das hat das Schwarzbrot für Journalisten zu sein. Wenn es in der Einführung zu Kaisers Buch „Der Kult“ heißt: „Warum tun gute Menschen Böses? Weshalb werden so viele zu fügsamen Dienern des Unrechts? Und warum rebellieren sie nicht, wenn man ihnen die Freiheit nimmt? Antworten auf diese Fragen erhalten wir, wenn wir erkennen: Es geht tatsächlich ein Virus um ― ein verheerendes Virus des Geistes.“, dann hat das nichts mit Radikalität zu tun. In diesem Land mussten Bürger vor unseren Augen aufgrund einer rigiden Maßnahmenpolitik ohne ihre Angehörigen in Krankenhäusern und Heimen sterben. Wer unter anderem dieses Unrecht anprangert, ist nicht radikal. Er macht das, was Journalisten, die das Grundgesetz verstanden haben, auch laut hätten tun müssen – anstatt sich über „Querdenker“ auf Grundrechtedemos zu echauffieren.Und überhaupt: „Radikal“ waren Maßnahmen und was Kaiser sagte, hätte die Normalität sein müssen. Dass Kaiser „äußerst wohlwollend“ mit Personen, „die ihrerseits Verschwörungstheorien verbreiteten“ umgegangen sei, ist innerhalb des Mainstreamjournalismus offensichtlich ein Problem. Innerhalb dieser Medien scheint es auch ein Problem zu sein, wenn ein Mensch Beziehungen zu „verschwörungstheoretischen Freunden“ (was auch immer damit gemeint sein soll) hatte. Außerhalb ist es das nicht.
Vorwurf Falschinformation – zweierlei Maß
Lühmann fokussiert auch auf eine Art weiteres Knock-out-Kriterium, das große Medien gerne heranziehen, wenn es um „die Alternativen“ geht. Kaiser habe „Falschinformationen“ verbreitet.
Der Vorwurf „Falschinformationen“ ist eine vieleingesetzte Waffe, um die angebliche fehlende Seriosität aufseiten der neuen Medien hervorzuheben. Dass auch bei diesem Vorwurf mit zweierlei Maß gemessen wird, ist immer wieder zu beobachten.
Karl Lauterbach, der von einer „nebenwirkungsfreien Impfung“ auf seinem X-Kanal (vormals Twitter) mit über 1 Million Followern spricht? Kein Problem. Die Folgen aus einer derartigen Aussage könnten kaum weitreichender sein. Lauterbach ist weiterhin im Amt. Die kritische Qualitätspresse, die vermeintlich so genau hinschaut, wenn es um Falschinformationen aufseiten kritischer alternativer Journalisten geht, ignoriert weitestgehend mit Nachdruck Lauterbachs Tweet. Würde sie sich so verhalten, wie hier bei Kaiser, dürfte es keine Pressekonferenz mit dem Minister ohne entsprechende Hinweise der Pressevertreter geben.
Oder: Die Virologin Melanie Brinkmann. Sie sagte vor einem Millionenpublikum bei Markus Lanz: “…dass man die Angst hat, der Impfstoff kann irgendwie zu diesem Kind gelangen, über die Muttermilch…das ist biologisch gar nicht möglich.”
Ein Jahr später heißt es: „Vor rund einem Jahr erfolgte die Stiko-Empfehlung für alle Schwangeren und stillenden Frauen, sich mit einem mRNA-Vakzin impfen zu lassen. Ihnen wurde versichert, dass die mRNA nicht in der Muttermilch nachweisbar sei. Eine Studie beweist jetzt das Gegenteil.“
Doch welche Falschinformation soll Kaiser verbreitet haben? Im Artikel heißt es, er habe die Corona-Impfung als „Gentherapie“ bezeichnet.
Lesen wir, was Stefan Oelrich, Mitglied des Vorstandes der Bayer AG und Leiter der Medikamentensparte des Chemie- und Pharmakonzerns auf einer Gesundheitskonferenz im Oktober 2021 sagte:
Die mRNA-Impfungen sind ein Beispiel für Zell- und Gentherapie. Hätten wir vor zwei Jahren eine öffentliche Umfrage gemacht und gefragt, wer bereit dazu ist, eine Gen- oder Zelltherapie in Anspruch zu nehmen und sich in den Körper injizieren zu lassen, dann hätten das wahrscheinlich 95 Prozent der Menschen abgelehnt. Diese Pandemie hat vielen Menschen die Augen für Innovationen in einer Weise geöffnet, die vorher nicht möglich war.
Die ‚Gentherapie-Frage‘ hier umfassend zu diskutieren, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Eine kritische Auseinandersetzung zu dieser Frage findet sich hier.
Festgehalten werden aber kann: So einfach, wie es in dem Welt-Artikel rüberkommt, ist es offensichtlich nicht.
Zurück zur Analyse.
Denkgrenzen
Der Artikel erweckt den Eindruck, als müsste er regelrecht irgendetwas an Kritikwürdigen in Bezug auf die Person Gunnar Kaiser beinhalten. An dieser Stelle ist unklar, ob der Artikel auf diese Weise von der Verfasserin eingereicht oder ob gegebenenfalls entsprechend redaktionell „nachgestellt“ wurde. Für die hier vorgenommen Einordnung ist das aber auch nicht so wichtig. Was zählt ist, dass der Artikel so, wie er nun zu lesen ist, veröffentlicht wurde. Interessant ist, dass DIE WELT bzw. Welt.de durchaus immer mal wieder kritische journalistische Beiträge veröffentlicht, die sich angenehm von anderen Mainstreampublikationen unterscheidet. Der Eindruck entsteht, dass der Meinungskorridor innerhalb dieses Mediums zumindest bei bestimmten Themen breiter ist, als bei anderen Zeitungen. Wie eingangs dieses Beitrags auch geschrieben, darf man auch positiv hervorheben, dass überhaupt ein Nachruf auf Kaiser erschienen ist und die Autorin durchaus bemüht war, mit einer gewissen Empathie zu schreiben.
Doch selbst unter diesen Voraussetzungen werden die Grenzen der inhaltlichen Positionierung sichtbar. Wäre auch ein Nachruf möglich gewesen, der inhaltlich affirmativ Kaisers Positionen lobt? Oder anders gefragt: Hätte es überhaupt jemand in der Redaktion gegeben, der einen solchen Nachruf verfassen würde? Auch das kann hier nicht geklärt werden. Es erscheint aber äußerst unwahrscheinlich. Selbst bei solch einem mit Wohlwollen verfassten Nachruf gibt es Grenzen, die Mainstreamjournalisten offensichtlich nicht überschreiten wollen, oder, vermutlich, nicht überschreiten können, weil die eigenen Habitus-Barrieren in ihrem Denken sie daran hindern.
War Gunnar Kaiser also ein „Held einer Gegenwelt“? Aus Sicht so mancher Mainstreamjournalisten mag er das gewesen sein. Außerhalb war er wohl eher eine Person, die in schwierigen Zeiten den Totalausfall eines kritischen politischen Journalismus erkannt hat. Er hat das – wie Joe Rogan und Co in den USA – getan, was Bürger eben tun, die nicht bereit sind, „wegzuschauen“, wenn das Versagen der Experten offensichtlich wird. Dann betreten eben Amateure den Ring. Und nicht wenige von ihnen sind in der Lage, eine beachtenswerte Leistung zu liefern. Kaiser ist mit seiner mit seinem Wissen, seinem Intellekt, seiner Arbeit, seinen Interviews und Kommentierungen als Nichtjournalist in den journalistischen Bereich vorgedrungen. Ein Bonmot lautet: Profis haben die Titanic gebaut, Amateure die Arche. Was ist im Hinblick auf einen kritischen Intellektualismus und einen kritischen politischen Journalismus tragfähiger? Der Inhalt eines x-beliebigen Mainstreammedium oder das in Bücher, Texte und Video gegossenen Werk Kaisers?
Der Beitrag ist auf dem Substack-Kanal von Marcus Klöckner erschienen.
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Gute Reflexionen, die die Grenzen von Journalismus im Zeitgeist spiegeln.
DANKE dafür.
Sehr schöne Analyse des Welt-Nachrufs. Ich hatte ihn auch gelesen und mir ist die ganze Ambivalenz auch aufgefallen. Man spürt beim Lesen geradezu das Ringen der Autorin um eine Einordnung. Manchmal schreibt sie fast bewundernd und dann aber fällt sie sofort in das Mainstreamnarrativ zurück. Wie Klöckner schreibt, die “Doxa” darf nicht verlassen werden und die Auseinandersetzung mit Kaiser scheint Lühmann immer wieder zum Überschreiten der Grenze verführt zu haben…
Gunnar Kaiser war ein Held der Gegenwart ! –
“Gegenwelt” ist hier wie so oft in der Gossenjournaille eine narzistische Selbstprojektion der eigenen dogmatischen Denkbeschränktheit.
Gunnar war ein Klardenker sowie mutiger Pionier zur rechten Zeit.
Nee, der war ein Lappen. Schon das Wording, wo es nur so von Schlagworten wimmelt “Held” “Klardenker” “mutiger Pionier zur rechten Zeit” usw.
Der hat den Leuten erzählt, was sie hören wollten und damit Kasse gemacht und dann seinen Job als Lehrer gequittet, weil das so gut lief.
So viel GELD verdient Gunnar Kaiser. 20.000 €+ pro Monat? Reich mit Verschwörungserzählungen.
https://www.youtube.com/watch?v=JkhBwoooXxU
Dass er Krebs bekommen hat, war Pech, sonst hätte er das wie z.B. Heiko Schrang bis zum Ende ausgekostet.
Da ist nichts. Er ist ein gutes Beispiel, wie man sich bei asozialen Medien irren kann und seine Zeit verschwendet, überhaupt mit Vielem, was mit dem Internet kommt. Da wird auch nichts bleiben.
Das einzig ungewöhnliche an diesem Influencer war, dass er früh verstorben ist. Normalerweise sind sie ja jünger und damit besteht die schlimme Aussicht, dass sie uns endlos nerven mit ihrem Spam, wenn man sie nicht konsequent aus seinem “Stream” raus bekommt.
“So viel GELD verdient Gunnar Kaiser. 20.000 €+ pro Monat? Reich mit Verschwörungserzählungen.
https://www.youtube.com/watch?v=JkhBwoooXxU”
Wow, alles mit viel Spekulation und Wenns und Abers und zudem blendet es auch aus, dass Youtube ab einem bestimmten Zeitpunkt jedem die Monetarisierung abgedreht hat, der irgendwie kritisch bei Corona war.
Darüber hinaus finde ich die vermuteten Zahlen jetzt auch nicht so wild. Immerhin hatte er ein Team und hat mit diesem konstant Content von dutzenden verschiedenen Orten produziert. Hier aus 20.000 EUR irgendeine Abzocke zu machen ist schon ein wenig über, denn erstens finde ich es nicht verwerflich, wenn Menschen einem freiwillig für die eigene Arbeit Geld geben und zweitens kennt keiner seine Kostenstruktur, um das überaupt in der Summe sauber bewerten zu können. Evtl. ist das sogar recht wenig.
Wunderbar klar heraus gearbeitet, danke.
Ich musste mich über diesen Kaiser aufregen, gebe ich zu. Bis dahin war alles einfach gewesen: sämtliche Protagonisten der Querdenker waren entweder dem Nazi- oder Reichsbürgermilieu zuzuordnen. Kaiser nicht, in diese Schublade konnte man ihn nicht tun. Was eine Verkomplizierung meiner Argumentation nach sich zog. Kann denn nicht einmal etwas einfach sein und bleiben?
Kaiser steig dann rasant auf, eben wegen seiner (weitgehenden) politischen Unbedenklichkeit. 2020 war er noch einer unter Vielen, 2021 war er der Jupiter. Da kam der Begriff “Verschwörungsunternehmer” auf, weil er saftig daran verdiente. Wollen wir jetzt, wo er gestorben ist, nicht vertiefen.
Was hat er denn Gunnar so von sich gegeben?
“bis ins kleinste verwalteten, bargeldlosen, volldigitalisierten und steuerbaren Gesellschaft.. führen, gesteuert von einer technokratisch-totalitären, globalen planwirtschaftlichen Zentralregierung.”
Tja, Gunnar hat Mist behauptet, denn der Kapitalismus ist hinterher derselbe als wie zuvor. Das wäre ja mal das Erste und Wichtigste. Dass ausgerechnet er der Gegenseite “Angstmache” vorwirft, rundet das Bild.
Ansonsten halt das Übliche beim Querdenker: völlig unfähig, einen politischen Gedanken zu formulieren, aber ausgerechnet dann dem Staat in den Rücken zu fallen, wenn dieser eine Pandemie zu bekämpfen hat.
Echte Trauer will sich bei mir nicht einstellen.
Jetzt ist er tot. Da kannst du mal sehen, was deine Aufregung bewirkt.
Sei achtsam, dass nicht noch andere folgen.
“völlig unfähig, einen politischen Gedanken zu formulieren” sagt der, der immer nur unter die Gürtellinie haut. Im Gegensatz zu dir hatte Gunnar Kaiser sehr klare Gedanken und schafft es auch diese wohlwollend ruhig und sachlich zu formulieren. Aber selbst Sachlichkeit bringt dich wahrscheinlich nicht dazu einfach mal ein bisschen weniger rumzupöbeln.
Und wenn dir selbst jetzt noch nicht aufgegangen sein sollte, dass Corona eine völlig übertriebene Panikblase war, dann wünsche ich dir viel Spaß mit der nächsten Runde. Mich triffst du dann bei den Antisemiten und Nazis auf der Straße wieder… alle mit top Stimmung! 😉
Schwach!
Ganz schwach!
Was, das ich mit Antisemiten und Nazis laufe?
@ Yossarian
Missverständnis bzw. verrutschte Reihenfolge!
Mein kritischer Kurzkommentar von 17.08 Uhr bezieht sich auf den Kommentar von Artur_C von 12.27 Uhr.
Ach so, dachte schon mein Sarkasmus sei nicht rübergekommen! 😀
Guck mal hier, wie er so gearbeitet hat:
https://blog.gwup.net/2021/02/26/verschwoerung-fakten-gunnar-kaiser-und-der-pcr-test/
GWUP und Psiram überlasse ich dir Artur_C. Da habe ich schon einige Stunden Lebenszeit versenkt, nur um dann am Ende zum Ergebnis zu kommen, dass ich mir das auch sparen kann. Ich bin nun echt keiner von Gunnar Kaisers großen Fans, habe aber durchaus einiges von ihm gelesen, gesehen und gehört. Auf deiner gwup Seite sehe ich nur das übliche Dreckschmeißen. Ich kann das auch nicht in dem was ich von Gunnar Kaiser kenne, wiederfinden.
GWUP und Psiram erklärt für mich aber immerhin, warum du hinter jedem Grashalm einen Nazi lauern siehst.
Oh ja, GWUP und Psiram mögt ihr gar nicht. Weil da eben Verbindungen aufgezeigt werden, weil da wörtlich zitiert wird, was die Protagonisten sagen. Bitte, widerleg das.
Ich rechne mit nichts. Du kannst es nicht.
Nein, weil Zitate aus dem Zusammenhang gerissen werden und ständig mit Unterstellungen von Antisemitismus, rechts, Verschwörungstheoretiker und diesen ganzen Standardkampfbegriffen um sich geworfen wird. Ich verstehe, aber dass du es magst, sogar sehr!
Und es ist auch nicht so, dass ich von Anfang an der Meinung war, dass ich GWUP und Psiram nicht mag bzw. nicht für seriös halte. Das kommt schlichtweg daher, dass ich mir die Mühe gemacht habe ein paar Artikel von dort im Detail nachzurecherchieren und das war sogar eine ganze Weile vor Corona.
Und mal ehrlich: Willst du mit mir hier wirklich irgendwas zum PCR Test diskutieren? Ich habe da echt keinen Bock drauf und ich weiß auch teilweise was Gunnar Kaiser dazu geäußert hat. Fand ich alles nicht sehr wild und deckt sich auch mit genug Aussagen von Leuten, die sich damit auskennen… aber klar, das sind ja für dich wahrscheinlich alles Querdullis, keine Wissenschaftler, Schwurbler und Lügner. Und genau deswegen werde ich DIESE Diskussion nicht führen. Dafür ist sie mir sogar inhaltlich eigentlich viel zu egal.
Bei mir hat sich echte Trauer eingestellt, obwohl ich ihn nicht persönlich kannte! Für mich war und bleibt Gunnar Kaiser ein Held dieser Zeit! Wenn es stimmt, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, hat er uns ein grosses Erbe hinterlassen.
Das Gunnar verstorben ist, tut mir wirklich sehr leid! Er war so ein netter, ruhiger Mensch. Gute Recherche und Interviews waren sein Markenzeichen. Man fragt sich warum er so bald sterben müssen. Verdient hätte er ein langes Leben, um auf die Menschen im positiven Sinn länger einwirken zu können.
Mein Beileid den Verwandten!
Das Gunnar verstorben ist, tut mir wirklich sehr leid! Er war so ein netter, ruhiger Mensch. Gute Recherche und Interviews waren sein Markenzeichen. Man fragt sich warum er so bald sterben musste. Verdient hätte er ein langes Leben, um auf die Menschen – im positiven Sinne – länger einwirken zu können.
Mein Beileid den Verwandten!
Bürgerliche Journalisten können nicht anders als orthodox?
Flachwasser können nicht anders als seicht?
Das große Problem ist, das denke ich auch, dass in Politik und Medien viel zu viele Leute angesammelt sind, die dort nicht die Mehrheit haben dürfen, wenn die Demokratie noch eine Überlebenschance haben soll.
Statt dass unser Leitmedien die Mächtigen belauern, attackieren sie alles, was den Mächtigen vielleicht nicht gefallen könnte.
Ich habe Herrn Gunnar Kaiser immer sehr wohl verstanden. Wenn Frau Lühmann nichts verstanden hat soll es sie auch so schreiben und nicht suggerieren er wurde nicht verstanden.
Furchtbar diese Typen.
Vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen und schönen Artikel!
An diesem Punkt “Spätestens seit der umfangreichen 2006 veröffentlichten Journalismus-Studie von Siegfried Weischenberg ist bekannt: Ein großer Teil der Angehörigen des journalistischen Feldes stammt aus der „veritablen Mittelschicht“. Wie die Arbeiten des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zeigen, hat der in dieser Schicht vorherrschende Habitus zumindest in der Tendenz einen stark ausgeprägten Hang zur Anerkennung der vorherrschenden Ordnung.” möchte ich ergänzend anfügen, es handelt sich um eine akademisch gebildete Mittelschicht.
In der Bestrebung, die Anzahl der Studierenden und damit der Akademiker zu steigern, hat sich sich quasi eine Überproduktion dieser (auch anderer anderer potentieller Eliten) und damit eine verschärfte Konkurrenzsituation ergeben.
Diese verschärfte Konkurrenz wiederum erzeugte und erzeugt einen stärkeren Konformitätsdruck, der sich mit dem offensichtlichen Abstieg der MSM verbindet (die Tendenz ist nicht wirklich neu: Stichwort “embedded journalism”). Das ist ein Teufelskreis.
Erschwerend kommt m.E. hinzu, dass es nicht nur ein “dumbing down” des Abiturs und des Studiums (Bologna-Reform) gegeben hat, sondern auch eine Revision von dem, was als “kritisches Denken” zulässig ist. Auffällig ist, im Rahmen des “overton windows” ist das eine Verengung auf das, was in den USA oder im angelsächsischen Raum als “Critical Theory” gilt (und nichts mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule zu tun hat).
Praktische Konsequenz dieses importierten Ansatzes ist, man kann sich bspw. auf den Sündenbock des “alten weißen Mannes”, der alle “Privilegien” der Welt hat einigen und das ist dann eine neue “Orthodoxie”. Die verfehlt die empirische Realität Deutschlands aber um Meilen, weil es keine Bevölkerungszusammensetzung und Geschichte analog zu der in den USA gegeben hat und gibt.
Wie Dirk Oschmann – auf empirische Studien – gestützt zeigen kann, ist der (weiße) Mann im Osten die am meisten benachteiligte Bevölkerungsgruppe nach der Wiedervereinigung.
Man müsste demnach die eigene Theorie revidieren oder aber – das ist konkret der Fall gewesen – diese empirische Realität leugnen und fälschen.
Es lässt sich jedoch niemand dauerhaft eine Wahrnehmung seiner Realität die diktieren, die konträr zu seiner sozialen Lage ist.
Auch das ist ein Problem des “Verstehens”, denn wie der Autor richtig schreibt: “Wenn ich also begreife, dass die eigenen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata nicht der Gipfel meiner „Weltbetrachtung“ sind, dann ließe sich auch leichter auf einen Gedanken kommen, wie etwa: (b)in ich vielleicht selbst vielmehr Teil einer mainstreammedialen Sinnenklave, deren Weltbild einer hochgradigen Verzerrung unterliegt?”
Bzw. die “Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata” haben sich entlang eines (schichtspezifischen) Konsenses herausgebildet, der die Aufgabe hat, diesen Konsens medial hegemonial durchzusetzen.
Warum das zuverlässig scheitern muss liegt am Ansatz: er verfehlt die empirische Realität.
Ich habe daher auch ein Problem mit der begrifflichen Entgegensetzung von “Mainstream-” und “alternativen Medien”, denn erstere haben sich quasi “verschworen”, eine “alternative Realität” zu entwerfen, die es nicht gibt.
Ist das reformierbar oder wird das bleiben und sich verschärfen?
Ich fürchte letzteres.
Für die Spaß-Guerilleros unter uns als Maßnahme empfohlen, bei Google alle Artikel unter dem Suchbegriff “russia is running out of” aus dem Jahr 2022 einzusammeln.
Und dann darauf bestehen, dass jede davon abweichende Meinung russische “Desinformation” ist, die nicht auf Fakten basiert.
Wobei die echten und gültigen Fakten nur in den Artikel der Mainstreampresse stehen/berichtet worden sind.
Ich glaube, das wird lustig.
Stimmt in weiten Teilen. Ich will aber noch das Geld explizit ins Spiel bringen und sehe Schicht nicht unbedingt als relevant an.
“Konformitätsdruck” aka (worüber nicht öffentlich gesprochen wird)
– wer nimmt den Helikopter-Flug bei Bilderberg oder NATO-Meeting
– wer nimmt die Luxusreise nach Dubai oder Israel
– wer nimmt die kostenlose Dauerkarte vom Bundesligateam
– wer nimmt das Geld von der Stiftung
– wer trifft sich mit dem Politiker zum Hintergrundgespräch
– wer nimmt Redegebühren
usw. usf.
auch bekannt als “legale Korruption”.
In der Uni werden die jungen Menschen zwar angefüttert, ihnen z.B. beigebracht wie man eine Veranstaltung mit möglichst vielen Sponsoren organisiert oder Drittmittel für Forschung, aber da ist eben das Kind schon lange in den Brunnen gefallen. Sie lernten vorher nie einen moralischen Kompass zu haben. Das ist bei Real- und Hauptschülern auch nicht besser. Gut, die wissen nicht wie man sich in der “hohen Gesellschaft” repräsentiert und bleiben deshalb unten.
Moralisch verkommen sind in dieser Gesellschaft praktisch alle, egal welche Schicht.
Ich sehe gute Punkte bei deinen Ergänzungen und vor allem die “legale Korruption” (das wäre bereits ein Beispiel für moralische Verkommenheit).
Nur hat die OECD mit den PISA-Studien (die methodisch kritikwürdig sind, das mir klar) immer wieder darauf hingewiesen, wie sehr der Bildungserfolg der Jugendlichen in Deutschland von der sozioökonomischen Position ihrer Eltern abhängt. Das wiederum bestimmt ihr “kulturelles Kapital”, wie Bourdieu sagen würde, bzw. das Wissen zu haben, wie “man sich in der „hohen Gesellschaft“ repräsentiert”. Bevor man Geld von der Stiftung nimmt, muss man sich erst einmal als stiftungswürdig erwiesen haben. Das geschieht, indem man mit Werten, Einstellungen, “Haltung” und politischen Ansichten dieser Stiftung konform geht.
Das ist der Mechanismus der Selbstreproduktion von Eliten, die “einen der Ihren” wählen.
In der Diskussion über “Diversität” wird mit Geschlecht, sexueller Orientierung und “Rasse” nicht wirklich zufällig die soziale Schicht oder Klasse ausgelassen.
Das ist kein genanntes Einstellungs-, aber ein faktisches Ausschlusskriterium.
Das sind alles diese Sachen, die einem nicht gesagt werden. Stimmt wieder alles.
Nur bei der Folgerung, dass das dann Menschen aus den unteren Schichten besser machen würden, wenn sie mal von so einem Job erfahren und eingeweiht werden, das bezweifele ich vielleicht etwas mehr. Gut, die Chance ist da, dass sie dann nicht ganz so herzlos entscheiden, wenn sie selbst Leid erfahren haben.
Mir fällt gerade Nina Turner ein:
https://en.wikipedia.org/wiki/Nina_Turner
Die musste hart kämpfen für ihre Karriere.
Die konnte an entscheidender Stelle nicht die Klappe halten, was der Gegenkandidat ausnützte in seinen Wahlspots, und scheiterte mit ihrem Wahlkämpfen. Ich hatte aber bei der auch nie den Eindruck, dass sie wirklich Politik für Arme gemacht hätte. Die Lippenbekenntnisse gingen in Richtung “Martin Luther King II”-Predigt, spitzen Rednerin, immer flippige Ausstaffierung, aber das Ergebnis dann ein Flop, doch zu sehr in ihrem Umfeld und Denken als “Operative” der Demokratischen Partei gefangen. Oder als Rednerin mit Cornell West für Bernie Sanders im Bibelgürtel vor weißem Publikum war sie auch ein Flop. Da kam natürlich genau der Diversity-Gaga statt Klassenkampf und da hatten das ländliche, weiße Publikum keine Lust darauf.
Gleich mal auf Google “Russia is running out of” eingegeben und hier das Ergebnis:
Out of missiles (11.2023)
Out of scientists (11.2023)
Out of tanks (10.2023)
Out of ammunitions (10.2023)
Out of Tanks, Airplanes, Submarines (10.2023)
Out of fuel (09.2023)
Out of modern weapons (09.2023)
Out of equipment (08.2023)
Out of missiles (08.23)
Out of weapons (08.2023)
Out of gas (08.2023)
Out of manpower (07.2023)
Out of Options in Ukraine (07.2023)
Out of artillery (07.2023)
Out of tanks (06.2023)
0ut of Ammo (05.2023)
Out of Tanks (04.2023)
Out of money (03.2023)
Out of Iranian Drones (02.2023)
Out of options (01.2023)
Out of Ammo (01.2023)
Out of missiles (12.2022)
Low on Ammo (11.2022)
Short of long-range missiles (10.2022)
Out of missiles (09.2022)
Out of forces, frinds and options (09.2022)
Out of Troops and Equipments (06.2022)
Out of weapons (05.2022)
Out of steam (05.2022)
Out of Ammunition (04.2022)
Out of precision munitions (03.2022)
Out of gas and food (03.2022)
Out of soldiers (02.2022)
Out of cash (04.2016)
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Das erinnert mich an die Fahrt zum Urlaubsort mit der Tochter, als sie noch Kleinkind war, nach 15 Minuten Fahrt: “Wann sind wir da?” “Gleich, dauert nicht mehr lange!” Da hatten wir noch fünf Stunden Fahrt vor uns.
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Wenn man als Suchterm “Ukrain is out of” eingibt, so lautet ein häufiger Treffer “Ukraine is out of Popcorn”. Bitte, selbst googlen!
Ich bin begeistert! Vielen Dank für deine Mühe!!! 🙂
Es ist noch viel einfacher geworden, den Typ der Raketen zu identifizieren, die die Russen aktuell abfeuern. Sie heißen alle “running out of”. /sarcasm
Abgesehen von dem kleinen Spaß quasi “unter uns” – ist denen das nicht peinlich geworden, den gleichen Quatsch einfach nur zu wiederholen?
Die MSM blamieren sich nicht nur einmal, sondern wieder und wieder und wieder.
Und sie merken es nicht.
Danke für die aufschlussreiche Analyse! So ist im Endeffekt doch noch ein echter Nachruf auf Gunnar Kaiser entstanden! Im Zusammenhang als Nachtrag noch eine kleine Begebenheit aus der Arbeit mit geistig gehandicapten Menschen,- da nahm mich einer von ihnen beiseite und flüsterte mir mit Blick auf einen Anderen zu, ‘du, mit dem darfst du dich nicht unterhalten, der ist Irre!’ Die Frage, wer hier eigentlich Irre ist, hat der Artikel in der Tiefe sehr schön umrissen!
Zunächst meinen Dank an Herrn Klöckner für diesen wirklich guten Artikel und meinen Dank auch an die Redaktion von OT, dass sie es dem Autor ermöglichte, hier – wenn auch indirekt über die Kritik eines Nachrufs – an dieses herausragenden Menschen zu erinnern.
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Gunnar Kaiser war eine der gebildetsten und menschlich reifsten Persönlichkeiten, denen ich im Netz überhaupt JEMALS begegnet bin. Großer Respekt! Einer der Klugen und Stillen im Lande, der schließlich aber auch zu den Mutigsten zählte. Damit meine ich sowohl sein Nicht-mehr-mitmachen im Schuldienst angesichts der schulischen Corona-Maßnahmen als auch den gelassen wirkenden Umgang mit seiner Erkrankung und dem nahem Tod.
Unvergessen sein Video “Ich mach da nicht mit.” vom April 2021 …
https://duckduckgo.com/?q=gunnar+kaiser++ich+mache&atb=v332-1&iar=videos&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DITSfPrCkpJo
… und eines seiner letzten oder gar das letzte Video vom 22. Juli 2023 mit der Frage “Fliehe ich vor mir selbst?”
https://duckduckgo.com/?q=gunnar+kaiser+letztes+video&atb=v332-1&iar=videos&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3Dan5BGAoBc8Q
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Die Art und Weise, wie Herr Klöckner den Nachruf in der WELT und die Mentalität heutiger “Journalisten” analysiert, ist beeindruckend.
Außerdem finden sich Sätze, die dermaßen gelungen sind, dass man das Bedürfnis hat, sie sich auf einen Zettel zu notieren.
Etwa diese:
“Die Macht einer sozial geronnenen Orthodoxie ist nicht so einfach aufzubrechen – was auch daran liegt, dass es sehr schwer ist, etwas aufzubrechen, was manche überhaupt nicht erkennen.”
und
“Das gesamte mainstreammediale Feld ist durchzogen von einer furchtbaren Konformität, die in einem tiefverwurzelten, naiven Glauben an Herrschaftsnarrative gebunden ist.”
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Ich denke, dass Frau Lühmann nach ihren eigenen Begegnungen mit Gunnar Kaiser und dem Erkennen, dass es sich hier um einen äußerst kultivierten und gebildeten Gesprächspartner handelte, dann angesichts seines tragisch frühen Todes das starke innerliche Bedürfnis verspürte, einen Nachruf zu schreiben. Dafür verdient auch sie Anerkennung. Zwar ist damit überfordert, über ihren Schatten zu springen, hat sich aber dennoch am Thema abgearbeitet und anscheinend nicht bloß Plattheiten geschrieben.
Leider ist der Nachruf in der WELT hinter einer Bezahlschranke.
Inwieweit die Redaktion der WELT ihren Textentwurf dann noch verändern ließ oder inwieweit sie bereits im Vorfeld inhaltlichen Direktiven folgen musste, wissen wir nicht. Von daher ist es schwer zu unterscheiden, was sie selbst gedacht hat und was die Zeitung denkt.
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Das eigentlich Skandalöse aus Sicht des Mainstreams ist ja gerade dann erreicht, wenn unwiderlegbar intelligente, kluge und ethisch hochstehende Menschen auf der anderen Seite stehen.
DAS ist der verstörende und irritierende wunde Punkt!
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Es gibt ja eine ganze Reihe von Nachrufen im Netz, die sich im Hinblick auf die Würdigung und den großen Respekt wenig unterscheiden. Die Bandbreite der betreffenden Seiten reicht von “Tichys Einblick” über “Achgut” bis hin zur “Sezession”.
Guten Abend werter @ Wolfgang Wirth,
hier nur geschwind etwas anderes – seit Tagen versuche ich mein Antwortschreiben zu Ihren letzten Briefen unter einem Ihrer neueren Kommentare zu platzieren. Es klappte nicht. Vermutlich ist es zu lang oder seine Formatierung passt nicht oder ein anderer Grund spielt eine Rolle.
Ich will es nachher nochmals probieren oder nach einer Alternativlösung schauen, denn ich habe Sie keineswegs vergessen und bin auf Ihre guten Gedanken eingegangen.
Gruß
Ihr Altlandrebell
@ Altlandrebell
Hallo, guten Abend,
das freut mich ja, von Ihnen zu lesen!
Ich hatte auch schon immer mal wieder geguckt, bis hin zu älteren Seiten, aber nichts entdeckt. Bin gespannt.
Vielleicht klappt es nun hier, bei dieser vergleichsweise neuen Seite?!
Längere Texte kann man ja auch in zwei oder drei Kommentare packen.
Haben Sie früher eigentlich ab und zu Videos von Gunnar Kaiser gesehen?
viele Grüße und einen schönen Restabend!
Wolfgang
“Gunnar Kaiser war eine der gebildetsten und menschlich reifsten Persönlichkeiten, denen ich im Netz überhaupt JEMALS begegnet bin.”
Sie sind tatsächlich nur einem Menschen jemals im Netz “begegnet”? Irgendwie…traurig.
Das ist auch nur ein Klatschthema. Mir ist egal bei der Bewertung des Werkes einer Person, ob die an Krebs gestorben ist oder 750.000 Abonnenten bei Youtube hatte. Beides irrelevant.
Mir ist der Clown zum ersten Mal aufgefallen als er ein Buch von Harald Welzer “besprochen” hat und ich während dem Video bemerkte, dass er das Buch gar nicht gelesen hatte. Ihm passte einfach nicht die Einstellung von Welzer, linksgrün versiffter Intellektueller mit langer Karriere, während er nur ein einfacher Lehrer und rechter Libertärer war, also eher ein Anti-Intellektueller. Nix Philosoph. Lehrer wird man eher, wenn man nicht genug drauf hat, um Wissenschaftler zu werden, nicht Alle, aber Viele. Das ist z.B. auch in Jura so, wenn der Prof. sagt: “Anwalt in Ordnung, Richter lieber nicht, weil Sie zu vorschnell Urteile treffen”. So ähnlich intellektuell bankrott war auch Kaiser.
Ich werden den nicht vermissen. Es ist auch typisch, dass jetzt Salonlinke über den schreiben, obwohl der nie ein gutes Wort für sie übrig hatte. So entlarvt man sich als attention whore, was auch Kaiser war. Sich mit einer Welt-Kolumnistin über das Werk von Kaiser kloppen, ist doch lächerlich.
Übrigens war Kaiser die deutsche Kopie von Jordan Peterson, Dave Rubin oder Ben Shapiro, den Angehörigen des “intellectual dark web” – Betonung liegt auf “dark”, kann man mit “tumb” übersetzen. Die Welt-Tussi beschäftigen die Figuren nur, weil die mehr Clicks abgreifen (der Algo bevorteilt sie) bei dummen Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben, als die “alten” Medien, also weil die neuen Medien besser zu missbrauchen sind als die Alten. Das war noch nicht einmal das Thema, natürlich.
Klatsch eben, wenn man nichts Besseres zu tun hat.
ps: Mittlerweile hat gerade BILD TV aufgeholt, was Leute verblöden über asoziale Medien anbelangt. Julian Röpcke ist dafür ein wunderbares Beispiel. Das geschah natürlich mit Hinterzimmer-Deals, wovon wir nichts erfahren haben.
Vor der “Pandemie” war mir Kaiser nicht geläufig. Aufgrund des anhaltenden Hirntodes fast der gesamten Linken, war und bin ich allerdings für jeden klugen Einspruch gegen den verordneten und noch gar nicht beendeten Wahn inkl. der “gentherapeutischen” Massenvergiftung mehr als dankbar. Diese Einsprüche erforderten großen Mut, sehr starke Nerven, Durchhaltevermögen und das überhaupt nicht kleine Risiko, mit nicht nur existentieller Vernichtung bedroht und bestraft zu werden. Der nicht explizit Linke Kaiser stand mir alten Anarcho-Kommunisten da wesentlich näher, als all die linken Täter, Denunzianten und Hilfsbullen, die auch mir das Leben so schwer gemacht haben, wie sie konnten. Zur Hölle mit ihnen! Und dem Gunnar möge die Erde leicht sein.
Das haben Sie schön geschrieben!
Mein Dank an Hr. Klöckner für die Richtig- bzw. Infragestellung einiger grundlegender „Verstehensgrenzen“ im Nachruf der Welt.de-Ressortleiterin Hannah Lühmann.
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Journalisten müssen fähig sein, „ihr Verstehen zu verstehen“. Es ist jene Fähigkeit, die der Journalist immer wieder aufs Neue anwenden muss, wenn er soziale Gegebenheiten weitergeben, erklären und letzten Endes bewerten will.
Ohne die Dekonstruktion des eigenen Verstehens verkommt die Aufbereitung von Nachrichten zur Journaille.
Um Gunnar Kaiser zu verstehen, braucht es einen intellektuellen Zugang, der nicht zwangsläufig etwas mit IQ zu tun hat. Es braucht die Offenheit auf andere Menschen zugehen zu können und das Wort als Lebensphilosophie zu betrachten. Das Wort ist mächtiger als das Schwert und wer das Wort richtig beherrscht, wird die Menschen dazu bringen sich zu öffnen, um Meinungen zu überdenken. Genau das will der Mainstream nicht, da es sehr viel Mühe gekostet hat, das Meinungsbild zu installieren, wofür der Zeitgeist ein Instrument im Orchester ist. Man sollte annehmen, dass der Zeitgeist eine Graswurzelgeschichte ist, aber das war er noch nie, er wurde schon immer von den Mächtigen bestimmt und auch gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt. Er ist im Prinzip ein Kontrollinstrument, in wie weit die Mächtigen noch die Mehrheit oder Kontrolle haben. Gunnar Kaiser war einer der vielen Leuchttürme, die in dunklen Zeiten einen anderen Weg beleuchten, ob man diesen Weg gegangen ist, wurde dabei jedem selbst überlassen, niemand wurde verurteilt, nur weil dieser Weg nicht als gangbar betrachtet wurde. Der Mainstream bzw. die Mächtigen wollen die Menschen auf einen konstruierten Weg zwingen, der einem traumlosen Schlaf gleicht. Den alternativen Weg kann man dabei also durchaus als Gegenwelt betrachten oder bezeichnen. Der eine Weg steht für die Freiheit des Denkens, der den Weg erhellt und den man alleine geht. Dieser Weg führt in den Konsens, da die Wahrheit zwar viele Facetten haben kann, aber letztlich hat die Wahrheit einen monokausalen Charakter, der die Lüge zwangsläufig offenbart. Eine Lüge kann nur bestehen, wenn die Freiheit des Denkens nicht vorhanden ist. Dabei steht der Mainstreamweg für das Denken aus der Konserve, der im wahrsten Sinne einen Blindenführer benötigt. Es muss jeder selbst wissen, welchen Weg er gehen möchte. Adam und Eva hatten die Wahl, sie hätten im Paradies bleiben können, wenn sie sich an die Regeln gehalten hätten. Sie haben sich für die Freiheit entschieden, weil sie wissen wollten und genau diese Freiheit braucht es, um aus dem Paradies auszubrechen, um ein selbstbewusstes Leben führen zu können. Es ist davon auszugehen, dass der Baum der Erkenntnis ein Test war, ob der Mensch bereit für diese Freiheit war. Nun sollte man annehmen, dass das Paradies erstrebenswert ist. Aber was ist ein Paradies? Müßiggang, Stagnation, im Prinzip ein lebendiger Tod. Das war aber offenbar nicht das, was für den Menschen vorgesehen war. Die Freiheit zu Denken ist Leben, wer das nicht erkennt, der lebt nicht, er existiert. Wem das genug ist, darf seine Zeit so verschwenden, sollte aber anderen nicht vorschreiben, das sie es auch tun müssen. Gunnar Kaiser wollte auf seine intellektuelle und gebildete Art den Menschen die Freiheit lehren, die ihnen der Mainstream im Auftrag der Mächtigen abtrainieren will. Jeder darf Gunnar Kaiser sehen, wie er oder sie Gunnar Kaiser sehen will, aber sie können die Lehre von Gunnar Kaiser nicht mehr einfangen, das Erbe von Gunnar Kaiser wird den Weg über die Generationen finden und die Zukunft erhellen. Nur mit Gewalt lässt sich diese Keimzelle der Freiheit vorübergehend aufhalten, doch Gewalt ist der Geburtshelfer für die Freiheit, sie sind also dabei sich selbst zu entmachten.
Richtig guter Kommentar!
Danke
Hier wird der Hund in der Pfanne verrückt.
…was für ein schöner aufschlussreicher Artikel…
wo jemand, der das Verstehen des Verstehens zu verstehen vorgibt, in Wirklichkeit gar nichts versteht. Muss man erstmal hinbekommen.
Diese Lühmannjournaille macht ihren Job. Sie schreibt denjenigen die Meinung vor, die sich keine eigene machen. Die mal oder noch gar nicht von Gunnar Kaiser gehört haben und auch nicht mehr von ihm wissen sollen. Kassenzettel? .. brauch ich nicht!
Sie schreibt Kaiser in die Schmuddelecke, in die er soll. Mit der bewährten Coronakeule: Kritiker der Coronaimpfungen und -maßnahmen sabotieren den Kampf gegen die Viren und den Schutz der Gesunden, das macht sie unausgesprochen zu Terroristen. Zum Feind.
Mit einschmeichelnder Hintergrundrhetorik versucht sie, ein paar unentschlossene einzufangen, denen Kaisers sülzende Art suspekt war … mission accomplished. Es geht nicht um verstehen, sondern um die stetige Wiederholung, wie man zu denken hat – bei jeder Gelegenheit.
Nicht mit einer Güterzugladung Beweise lassen sich diese Bücklinge von der Coronakeule abbringen. Als Erklärung genügt ein Link im Nebensatz, wo Kaiser KEINE rhetorische Frage stellte.
Die Lühmann stellt mit “Gegenwelt” eine rhetorische Frage: auf welcher Seite stehst du?
Wer die Erklärung gerne hätte und den Link klickt, findet folgendes:
Zitat WELT-‘Journalist’ Gladić: “…Damit war auch deutlich geworden, wie lautstark, vulgär und perfide die Feinde des Grundkonsenses, der in diesem Land herrschen muss, damit es nicht zerfällt, mittlerweile geworden sind. Man muss es wiederholen: In diesem Land haben wir uns bestimmte Regeln gegeben und uns auf gewisse Werte geeinigt. Zu diesen Regeln gehört, dass an der Bedingungslosigkeit eines Rechts auf Leben und an der Menschenwürde nicht gerüttelt werden darf.”
Kapiert es, ihr Schwachköpfe, hier HERRSCHT Ordnung und ihr seid für uns oder gegen uns!
(Sie dürfen 17 mal raten, wer mit ‘uns’ gemeint ist.)
Wer wirklich verstehen möchte, was man an dem Zitat aussetzen könnte, sollte versuchen herauszufinden, was Hannah Arendt meinte, als sie schrieb: “Gekommen ist heute die furchtbare Zeit [..], dass der Tod seine Schreckensherrschaft genau dann beginnt, wenn das Leben das höchste Gut geworden ist.”
z.B. hier:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=79336
Schon interessant wie auch hier Texter auftauchen, die einfach nicht kapieren wollen, dass der Mann sich auf ihre Kosten ein schönes Leben gemacht hat, ist ja auch ausgewandert mit schöner Ausrüstung, kam wieder zurück, als er krank wurde usw. genauer habe ich das nicht verfolgt. Aber das Geld ging schön in seine Tasche und für seine Bedürfnisse. Wen wundert es auch, wenn der Libertärer ist, also bekennender Egomane?
Gibt es denn irgendwelche Rechte zu verwerten an seinem “Werk” für das Team oder Nachlassverwalter?
Das würde den Bohei hier auch erklären, ansonsten ist das Phänomen doch eher traurig, dass er so viele Menschen getäuscht hat, Geld von denen bekam und die das wohl nie merken werden, denn als Toter kann er eher keine Fehler mehr machen, die ihnen auffallen könnten.
Corona geht übrigens gerade wieder um und es gibt auch wieder schwere Krankheitsverläufe.
Das Geschwurbel von wegen “verstehen” und “Philosoph”, das ist ein Missverständnis. Der war eben kein Philosoph und hatte wie viele seiner Fans 0 Ahnung von Wissenschaft. Da hilft dann auch kein Geschwurbel mehr von wegen “verstehen mit dem Herz”. Nein, die Rationalität wird nicht im Herz gemacht, sondern im Hirn. Was ihr dem “Herz” zuschreibt, geschieht da auch. Es ist schon entlarvend, wenn man einerseits sich eine höhere Rationalität als Rationalmenschen, mit langer Ausbildung dazu, zu schreiben will “Güterzug an Beweisen”, dann aber doch scheitert an den eigenen hohlen Phrasen – und da kommt wieder das “Herz” ins Spiel, das Fühlen und all der andere emotionale Kitsch, der verschleiern soll, dass da nichts ist.
“Corona geht übrigens gerade wieder um und es gibt auch wieder schwere Krankheitsverläufe.”
Ich empfehle die sechste Impfung. Ist Wissenschaft und somit sehr sehr wichtig und richtig!
Und es bleibt faszinierend wie sie weiterhin darauf rumreiten, dass jemand mit seiner Arbeit Geld verdient. Niemand wurde dazu gezwungen, alles freiwillig, aber Freiwilligkeit ist für Menschen wie sie scheinbar auch schon ein Problem, wenn davon jemand begünstigt wird den sie für einen Schwurbler halten. Geld verdienen darf man bei ihnen wahrscheinlich nur, wenn man die richtige Gesinnung hat, gell?
Auf jeden Fall geht hier mal wieder ein Bi-Ba-Butzemann um und schmeißt seinen Plumpsack herum.
Danke für diese hervorragende Analyse und implizit auch die würdigende Erinnerung an Gunnar Kaiser