Ukrainischer Schauspieler mit seiner bekannten Stiftung für Waffenkäufe unter Verdacht

 

Prytula mit seiner angesehenen Stiftung hat sich gerühmt, in 1,5 Tagen 6,5 Millionen Dollar  an Spenden für 60 britische Spartan-Truppentransporter für die ukrainischen Streitkräfte eingenommen zu haben. Das ist das Dreifache des Preises auf dem Markt. Die Erklärungsnot ist groß, die auf Nationalismus setzende Stiftung völlig intransparent.

Die Geschichte wurde in den Medien hochgespielt als Erfolg, beispielsweise „Entertainer als Kriegsheld“ oder „große Figur im Krieg gegen die Russen“. Die Prytula-Stiftung hat in etwas mehr als einem Tag  6,5 Millionen Dollar von privaten Spendern eingesammelt, um 60 FV103 Spartan-Truppentransportern von privaten Besitzern für die ukrainischen Streitkräfte zu kaufen, der Guardian spricht von 50. Großbritannien hatte bereits 35 der ausgemusterten Kettenfahrzeuge, die für den Winter gut geeignet sein sollen, der Ukraine übergeben. Sie haben sich als nützlich erwiesen.

Hinter der Stiftung steht der Schauspieler und Moderator Serhiy Prytula (41), der durch den Krieg eine neue Rolle als Waffenbeschaffer gefunden hat und auch vom Atlantic Council gefeiert wird. Entsprechend selbstbewusst und eitel tritt er als patriotischer Verteidiger des Landes auf. Wie Selenskij war er mal Politiksatiriker, moderierte dann den Eurovision Song Contest, scheiterte 2019 daran, Rada-Abgeordneter zu werden, und 2020 wurde er von Vitali Klitschko bei der Wahl zum Bürgermeister von Kiew abgehängt und erzielte nur 8 Prozent. Mit der Waffenbeschaffung durch Crowdfunding hat er nun sein Metier und die Stufenleiter zur Prominenz gefunden. Dazu ist ein permanenter Strom von Werbebotschaften notwendig, für den Schauspieler und Komiker kein Problem, ähnlich wie Selenskij durch meist mehrere Ansprachen am Tag die Bevölkerung und die ausländischen Unterstützer hinter sich einschwört.

Angefangen hat Prytula mit Kleidung, Ausrüstung und Lebensmittel, dann kamen Drohnen, Geländewagen, Medizin oder Funk- und Kommunikationstechnik für die Streitkräfte. Es muss natürlich immer mehr werden, um weiter für Aufmerksamkeit zu sorgen. Die Stiftung arbeitet direkt mit Einheiten der regulären Streitkräfte, der Freiwilligenverbände und der Territorialverteidigung zusammen, die Wünsche äußern können und diese dann eventuell direkt geliefert werden. Neben der Militärhilfe wird auch humanitäre Hilfe geleistet.

Transparenz scheint im Kampf gegen den Feind allerdings weniger gefragt zu sein. Es wird zwar darüber berichtet, wie viele Drohnen angeblich geliefert wurden, aber nicht für welches Geld und an wen. Die Organisation ist personalaufwendig, es gibt ein Logistikzentrum in Kiew und eines in Polen.

Zunächst hatte er im Juni  16 Millionen US-Dollar für drei türkische Bayraktar TB2-Kampfdrohnen eingesammelt. Für den Rest des Geldes kaufte er für die ukrainische Armee einen Zugang zu einem finnischen Satelliten für Satellitenbilder, was schon weniger sinnfällig ist, weil vermutlich nicht nur die Amerikaner bereits Satellitenbilder liefern. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Türkei der Ukraine die drei Drohnen schließlich schenkte. Viel Nebel also, zumal die Stiftung dann noch ein Video von den drei Drohnen zeigte, was aber auch eine Irreführung war, wie sie einräumen musste. Anfang Oktober sammelte er in einem Tag 9,6 Millionen US-Dollar, um 50 Ram-Kamikazedrohnen zu kaufen.

Jetzt mit aber mit der 6,5-Millionenspende für die Spartaner haben sich auch in der Ukraine Kritiker gemeldet. Es wird darauf hingewiesen, dass entweder die gepanzerten Transportfahrzeuge zu teuer eingekauft würden oder dass der scheinbar selbstlose Helfer der ukrainischen Streitkräfte einiges in die eigene Tasche abzweigen könnte.  In einer Erfolgsmeldung schürte er nicht nur einen übertriebenen ukrainischen Nationalismus für eigene Zwecke, sondern sagte auch, man habe in nur 1,5 Tagen Spenden für 60 Spartan-Fahrzeuge eingesammelt, erstmal waren anscheinend 50 anvisiert:

„Niemand kann jemals unsere Nation besiegen! Denn wir sind die Ukrainer! Wir haben mit Crowdfunding 60 britische Spartan APCs in nur 1,5 Tagen finanziert! Wir stellen diese Welt auf den Kopf. Und wir alle helfen unserer Armee zu kämpfen! Danke an alle in der Ukraine und darüber hinaus für die Spenden! Unbesiegbar, wenn wir vereint sind!“

Prytula bei der Erfolgsmeldung, 60 Fahrzeuge kaufen zu können.
Wenn der Schauspieler mit seiner Stiftung von den 6,5 Millionen US-Dollar 60 Fahrzeuge erwirbt, dann würde jedes etwas mehr als 100.000 US-Dollar kosten. Am 2. November kam allerdings die Mitteilung, es seien innerhalb von 9 Stunden mehr als 2,7 Millionen Dollar gezahlt worden, womit man 25 Fahrzeuge kaufen könne. Zuvor war am selben Tag davon die Rede gewesen, dass die Absicht sei, 5,47 Millionen einzusammeln, um 50 Fahrzeuge zu kaufen. Prytula behauptete zumindest, die Fahrzeuge würden bereits in Lagern auf den Kauf warten. Mit all dem erweckte er den Eindruck, dass der Preis feststeht.Kritiker monieren, ein Preis von um die 100.000 US-Dollar sei um das Dreifache teurer, als die Fahrzeuge in Großbritannien wirklich kosten. Klymenko Time verweist auf den ukrainischen Helfer Nazar Smyk, der mit dem Transport von Fahrzeugen aus Großbritannien zu den ukrainischen Streitkräften zu tun hat, nachdem diese um die 33.000 US-Dollar kosten würden. Dazu kämen 4000 Dollar Transportkosten. Er fragt ironisch, was durch die restlichen 67.000 Dollar mit den Spartan-Fahrzeuge wohl noch geliefert wird? Tatsächlich hatte der Oligarch und Ex-Präsident Poroschenko im August drei Spartan-Fahrzeuge zum Stückkostenpreise von 29.500 Dollar in Großbritannien für die ukrainischen Streitkräfte eingekauft.

Kurz nach der Peinlichkeit mit dem Video über die Drohnen der Stiftung, das aber andere zeigte, musste Prytula Stellung zu den Vorwürfen wegen der hohen Preise für die Fahrzeuge beziehen. Er leitete schon einmal mit dem Hinweis ein, dass Geld eigentlich nicht die entscheidende Größe ist, schließlich ist jedes Leben eines ukrainischen Soldaten unbezahlbar. Er sei auf dem britischen Markt unterwegs gewesen und habe die Preise in Höhe von 29.500 US-Dollar pro Fahrzeug gesehen.

Aber, so die Erklärung, man kaufe ja nicht einzelne Fahrzeuge, sondern gleich 50, 60 oder 100. Es gebe aber auf diesem Markt keinen Rabatt, wenn man mehr kauft, die Leute würden ihren Profit machen wollen, während die Käufer in einem Land leben, in dem Krieg herrscht. Die Preise seien in die Höhe gegangen, große Unternehmen hätten einen Großteil der Spartan-Fahrzeuge aufgekauft und den Preis auf 100.000 Dollar hochgetrieben. Ukrainische Patrioten, die in Großbritannien leben, hätten schon geholfen, einzelne Fahrzeuge zu kaufen. Die Preise hätten zwischen 38.000, 65.000, 100.000 und mehr variiert. Es stehe also noch nicht fest, ob man 60 erwirbt, die jetzt offenbar doch nicht schon bereitstanden. Wenn das letzte Fahrzeug in die Ukraine kommt, so verspricht jetzt die Stiftung, werde man umfassende Informationen über die Anzahl der Fahrzeuge und die Kosten geben.

Das mag alles glauben, wer will. Zumindest spielt Prytula mit falschen Behauptungen und dem Vertrauen der Ukrainer, die ihr Geld geben, um dem Militär zu helfen. Wenn schon so mit den Spenden der Ukrainer umgegangen wird, fragt sich natürlich, wie das mit den Milliarden ist, die aus dem Ausland ins Land fließen, das vor dem Krieg zu den korruptesten Staaten gehörte, was sich sicher in Kriegszeiten nicht geändert haben dürfte.

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7 Kommentare

  1. Wenn man sich dann noch die Bilder dazu anschaut – vor nicht allzu langer Zeit hätte das prima Stoff für eine Satire hergegeben, mit George Clooney in der Hauptrolle, z. B.

  2. Wie Selenskij war er mal Politiksatiriker, moderierte dann den Eurovision Song Contest, scheiterte 2019 daran, Duma-Abgeordneter zu werden,

    LoL, also das würde mich doch sehr wundern wenn Selenskij oder Prytula als Duma-Abgeordnete kandidierten 🙂

    Nochmal. Duma – ist das Parlament in Moskau.
    Das Parlament in Kiew heißt Rada.

    Nichts für Ungut, kommt man schon leicht durcheinander, aber sollten Sie vielleicht korrigieren. 😉

  3. Eine ziemliche Seifenoper. Ich stelle mir vor, Deutschland wäre im Krieg, und dann käme die Nachricht, Dr. Oetker, Uwe Seeler oder Freddy Quinn hätten ein paar Fahrzeuge für die Army eingekauft.
    (Sorry, dass ich eher den alten Namen verhaftet bin).
    Da weiß man nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll.

    1. Bei der Geschichte in der Geschichte soll es um Korruption gehen !

      Mann sammelt Geld für Panzerchen, kauft die für 30000, rechnet aber 100000 pro Stück ab. Mann steckt sich Differenz von 70000 pro Panzerchen ins eigene Täschchen.

      Soweit der Vorwurf, belastbare Beweise folgen eines dunklen Tages.

  4. „Niemand kann jemals unsere Nation besiegen! Denn wir sind die Ukrainer!“-
    Kein Wunder, die Jungs haben halt Oberwasser, seit 2014 etwa, als ihnen die ersten Ladungen Puderzucker in den Hintern geblasen wurden. Vom NATO-Westen (Nahtod-Westen?). Und als danach irgendsoeine Wertegemeinschaft auch noch die Monatsmiete von 3,5 Milliarden Eiro zu übernehmen versprach, war die Tapferkeit am höchsten. Dumm nur, dass die toxische Regierung um Selenskij zehntausende in den wirklichen Tod geschickt hat, unverantwortlicherweise.

  5. „Niemand kann jemals unsere Nation besiegen! Denn wir sind die Ukrainer!“ – „Niemand kann jemals die Ukraine besiegen! Denn wir sind die Ukraine!“ StandUp-Comedy.

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