Nachrichtenmüdigkeit nimmt weltweit zu

Bild: picryl.com

Nach einer internationalen Umfrage nimmt das Interesse an Nachrichten ab, gegenüber weitgehend mit KI erzeugten Nachrichten herrscht noch weltweit Skepsis.

In vielen Redaktionen wird schon generative KI eingesetzt, um Artikel zu verfassen oder zu überarbeiten, Zusammenfassungen zu erstellen oder Bilder und Videos zu generieren. Die Verlage hoffen, angesichts der schwindenden Umsätze von Nachrichtenmedien zumindest einige Journalisten und Grafiker durch KI ersetzen zu können. Wenn Nachrichten vorwiegend in Social Media und zunehmend in Form von Videos auf YouTube, Instagram oder TikTok rezipiert werden, mutieren Nachrichtenmedien und Journalisten zu Erzeugern eines ausbeutbaren Rohstoffs, wo es vielleicht nicht mehr darauf ankommt, ob nun Menschen oder „intelligente“ Maschinen den Content erzeugen. Noch allerdings lehnen viele Menschen es ab, von KI erzeugte Nachrichten vorgesetzt zu bekommen.

Nach einer umfangreichen Studie von Reuters Institute for the Study of Journalism, basierend auf YouGov-Umfragen von 100.000 Menschen in 47 Ländern. Danach sind 55 Prozent nicht bereit, für Nachrichten etwas zu bezahlen. Selbst in 20 reicheren Ländern haben nur 17 Prozent im letzten Jahr etwas bezahlt. Gleichzeitig findet eine Verschiebung der Online-Plattformen statt, die für Nachrichtenrezeption genutzt werden. Facebook ist noch immer am größten, bricht aber stark ein, X, Whatsapp oder Instagram wachsen nicht, YouTube und TikTok legen stark zu. Je jünger, desto eher werden vor allem kurze Videos bevorzugt.

Insgesamt nimmt das Interesse an Nachrichten ab – und dies oft drastisch wie in Spanien, wo 2015 noch 85 Prozent sagten, sie seien sehr interessiert, jetzt sind es noch 52 Prozent. In Deutschland ist das Interesse von 74 Prozent auf 55 Prozent gefallen. Die Nachrichtenmüdigkeit ist besonders bei jüngeren Menschen ausgeprägt. Weltweit vermeiden 39 Prozent jetzt oft oder manchmal Nachrichten. 2019 haben das in Deutschland 26 Prozent gesagt, jetzt bekennen sich 41 Prozent dazu.

Es wird vielleicht schick, wenig von der Welt, wie sie in Nachrichten thematisiert wird, mitzukriegen. Für Hegel war die Zeitung noch ein „realistischer Morgensegen“, also nach der Nacht und den Träumen ein Wahrnehmen der harten Wirklichkeit. 39 Prozent aller Befragten sagen, sie würden von der Masse der Informationen überlastet, 2019 sagten dies erst 19 Prozent.

Eine Mehrheit in 22 Ländern erklärt, sie würde nicht gerne Nachrichten erhalten, die überwiegend mit KI erstellt werden. Das sei beunruhigend (incomfortable). Nur  die sehr vagen Begriffe comfortable / incomfortable wurde ihnen als Antwortmöglichkeit angeboten. In den USA sind mit 52 Prozent sogar mehr als in Europa mit 47 Prozent skeptisch, vielleicht weil man dort schon mehr Erfahrung damit hat.

Die Versicherung, dass zwar ein Mensch letztlich verantwortlich ist und angeblich die Aufsicht hat (human in the loop), aber nach der alten Kodak-Werbung „You press the button, we do rest“ kaum mehr etwas macht, wird also vielen (noch) als beunruhigend empfunden, wobei um die 30 Prozent kein Problem mit weitgehend KI-generierten Nachrichten hat, in Deutschland allerdings nur 14 Prozent. Vor allem wenn es um Politik, Kriminalität, lokale Nachrichten, Wirtschaft oder Wissenschaft geht, traut man der KI eher nicht. Dagegen gibt es weniger Skepsis, wenn der Mensch die KI nur als Hilfe oder Assistent benutzt. Die Übergänge sind wohl fließend. Kaum überraschend ist, dass junge Menschen mit KI-News weniger Schwierigkeiten haben. Dabei ist klar, dass nicht nur Menschen einseitig berichten, Desinformation verbreiten oder sogar Geschichten erfinden, sondern dass auch die generative KI halluziniert, wie man sagt – und es bei ihr wie bei den Menschen darauf ankommt, was man „hineinsteckt“.

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16 Kommentare

        1. Und das war ja nur die plakativ-peinlichste der bekannten Siggelkow-Nummern! Und sowas produziert der am Fließband!

          In einem ersten Statement zu Seymour Hershs Artikel über die Nordstream-Anschläge versuchte er Hersh mit einem Video zu widerlegen, das einige Schiffe beim Einlaufen in einen Hafen zeigte, die laut Hersh an dem NATO-Manöver teilnahmen, innerhalb dessen die Sprengsätze installiert worden sein sollen. Laut Siggelkow soll aber “auf keinem dieser Schiffe auf dem Video eine Druckkammer zu sehen gewesen sein”. Ein unverzichtbares Gerät für Taucheinsätze in solchen Tiefen.

          Damit war für ihn die Sache schon erledigt. Auf die Idee, daß Kriegsschiffe solche Dinger (für Kampftaucher etwa) nicht offen an Deck herumstehen haben, sondern diese fest eingebaut sind, kam der “Fachmann” Siggelkow bezeichnenderweise nicht.
          Und daß er später nichts einzuwenden hatte, als die Schwachsinnstory mit der “Andromeda” veröffentlicht wurde, wobei an Bord dieser 15m-Yacht mit 4 Tonnen Tragfähigkeit eine solche Kammer nie und nimmer vorhanden ist, obwohl man sie für diese Aktion benötigt hätte, paßt nur zu gut ins Bild.

          Ich wette, Siggelkow mußte sogar den Namen Seymour Hersh erst mal googlen….

          Ps: Hier eine kleine Auswahl seiner Fehlleistungen:

          https://norberthaering.de/?s=Siggelkow

  1. Für den schon länger verstorbenen Herrn Hegel mag die Zeitung für einen „realistischen Morgensegen“ gehalten haben, aber auch schon damals waren die Nachrichten von den Absichten der Journalisten und ihren Brötchengebern bestimmt. Immerhin gab es damals viele verschiedene Zeitungen und man bekam wenigstens unterschiedliche Sichtweisen berichtet. Heute mit den zusammengelegten Redaktionen zur Kostenreduzierung, die dann sowieso nur die Meldungen der handvoll Agenturen durchreichen, ist dir Vielfalt praktisch nicht mehr vorhanden. Eigene Recherche mit?eigenen Reportern gibt es sich fast nicht mehr, Zu teuer bei sinkenden Auflagen, Werbeeinnahmen und Klickzahlen.

    Zum eigentlichen Thema, passend zur derzeitigen Fußballeuropameisterschaft, snd doch die ganzen Nachrichten der Art “FC A hat den VfL B mit 3:2 besiegt”, doch schon lange vom Computer geschrieben. Oder zumindest lesen sie sich so als ob. Wenn jetzt Large Language Modelle Artikel in Zukunft schreiben, werden wir uns wohl auf fantasiereich halluzinierte Zeitungsenten freuen können?? Diese künstlichen angeblichen Intelligenzen verstehen nicht und wissen nicht. Sie schreiben Texte, die anmuten wie Nachrichten, aber mit Wahrscheinlichkeiten zusammengewürfelt sind. Angeleitet von den alten Zeitungs- und Websiteartikeln mit denen man sie trainiert hat. Das Ergebnis imitiert die äußere Form einer Zeitungsmeldung, aber der Inhalt ist erfunden nd es ist Zufall, wenn dad Geschriebene das Geschehen beschreibt.

    1. “„Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten…”

      Sagte 1965 der Gründungsherausgeber der FAZ, Paul Sethe. Und führte weiter aus:

      “Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher…”

      Heute wären diese 200 Leute eine Offenbarung gegen die aktuelle Machtkonzentration im Mediensektor.

      1. Danke, daß sie das Zitat nochmal herausgesucht haben. War ich zu faul zu.

        Wobei meiner Meinung nach viel mehr Macht in den Nachrichtenagenturen konzentiert ist. Fand ich als Kind schon auffällig wie die immer Itar-TASS abfällig gesagt haben, wenn doch dpa, Reuters usw genauso die zentralen Knoten für Nachrichten sind von denen alle abschreiben. Diese kontrollieren schon einen Großteil der berichteten oder nicht berichteten Geschehnisse. Genauso diese Recherchenetzwerke. Bisschen seltsame öffentlich-rechtliche Privatpresse Zusammenarbeit dort.

  2. Der Westzentrismus ist am auffälligsten, als gäbe es keine Alternative. Verständlich ist entsprechend das Ergebnis.
    Wobei, bei einer Ministerdarstellerin könnte wohl die KI effektiver für den Bürger sein.
    Die grossen Feinde der Ordnung, arbeiten mit ihren dauerbesoffenen rostigen Schrott oder eben ‘Zwangsrekrutierte’ Menschen an Systemen, da wird der Westen noch ein bisschen mehr Zeit benötigen um ihre demokratischen Strukturen auf Vordermann zu bringen. Ihr heutiger Brain Drain ist allgegenwärtig.

  3. Diesen Artikel hätte auch die KI schreiben können.
    Viel zu allgemein gehalten und ein Haufen eher nichtssagender Zahlen.

    Ist es denn nicht erfreulich wenn die Menschen den MS-Medien den Rücken kehren?
    Und was die Mainstreammedien betrifft, so ist es völlig wurscht ob dort menschliche Meinungsklone den Text verfassen oder eine KI halluziniert.

  4. Nach einer internationalen Umfrage nimmt das Interesse an Nachrichten ab.

    Inzwischen ist das Meiste, was uns als „Nachricht“ verkauft wird, Propaganda. Die Mainstreammedien sind zum Transmissionsriemen für Narrative geworden – kein Wunder, dass die Bereitschaft, für solche Werbung zu bezahlen, nicht besonders ausgeprägt ist. Zugleich leidet die Glaubwürdigkeit, manche Erzählungen stehen offenkundig im Gegensatz zur Realität.

    Ob nun aber die nahezu flächendeckend abgestimmten Narrative, ohnehin von zweifelhafter Qualität, von einem menschlichem Schreiberling oder einer KI stammen: what’s the fucking difference? Ich traue mir nicht zu, bei Fließbandtexten sicher zwischen Schreib- und Rechenknecht unterscheiden zu können – ist aber auch egal, das Zeug soll mir ja nur zu einer genehmen Meinung verhelfen.

  5. In gewisser Weise ist Nachrichtenmüdigkeit ja auch das vernünftige Selbstschutzverhalten eines mit viel zu vielen Infos konfrontierten Gehirns.
    Und wenn nun noch hinzukommt, dass es durch KI immer mehr vielfältige Möglichkeiten zur “Bearbeitung” und Fälschung von Informationen gibt … ?
    Und dann das schiere Ausmaß von Propaganda !
    Außerdem: Was ändert es, dass ich etwas weiß, selbst wenn es wahr ist?
    Ich muss auch nicht alles wissen, was in der Welt passiert: ob in China ein Sack Reis umfällt, in Afrika ein General putscht oder in Brasilien ein Bus verunglückt.
    Was hat das mit mir zu tun?? Nichts.

    Da ist es doch eigentlich nachvollziehbar, wenn nicht sogar gesund und empfehlenswert, sich da rauszuziehen und nur noch das wahrzunehmen und zu beachten, was man selbst mit eigenen Augen und Ohren bzw. durch vertrauenswürdige Freunde /Bekannte erfährt.
    Immerhin konzentriert man sich dann mehr auf das, was eher in der Nähe passiert und was mit einem selbst zu tun hat. Auch entgeht man so der Dauerberieselung von Meinungsmache und der Belästigung durch gehirnbelastenden Infomüll.
    Gehirnhygiene!

    Ich weiß also gar nicht, ob man diese Nachrichtenmüdigkeit überhaupt als Problem ansehen sollte.

  6. Ich warte auf die „KI“ die durch „KI“ erzeugte Texte ausfiltert.
    Ich denke aber das da wo ich lese die Seiten dann nicht weiß bleiben. 🙂

  7. Das Interesse an der veröffentlichten Meinung, an der staatstragenden Presse, das nimmt doch verdientermaßen ab.

    Aber über das Weltgeschehen sind viele Leute ziemlich gut informiert, dank sozialer Medien. Deshalb möchte der Staat doch am liebsten diese Medien zensieren, was aber den Geschäftsinteressen von Instagram, TikTok etc. zu wiederläuft. So erlaubt die Profitgier Kritik, die der Staat, der diese Profitgier doch schützen soll, verbieten möchte.

    Langsam glaube ich, diesen Staat haben nicht mal die Kapitalisten verdient! Das merken die und wandern aus! Nennt man Deinvestition

  8. Von Nachrichten im Sinne von Information ist hier offensichtlich nicht die Rede, sondern von den Nachrichten der Massenmedien. Die bekommen aber zunehmend den Charakter von Propaganda, deshalb muss man sich nicht wundern wenn die weniger gewünscht sind. Mit welchen Mitteln nun die Propaganda erzeugt wird, dürfte in erster Linie aus Kostengründung von Bedeutung sein.

  9. Das Interesse an Nachrichten ist ganz sicher noch vorhanden – diese sind nur immer schwerer zu finden und werden immer häufiger durch Propaganda substituiert. Und daran besteht eben kein Interesse.

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