
Andere nicht kränken: Ist das das Ziel von Kommunikation und Debatte? Völlig abwegig! Gekränkte sollten eines begreifen: Sie sind nicht der Mittelpunkt der Welt – gekränkt zu sein ist eine Entscheidung, kein Schicksal.
Deutschland führt einen harten Kampf — gegen verletzende Worte. Nie wieder soll von deutschem Boden ein Satz ausgehen dürfen, der das Zeug dazu hat, andere Menschen zu verletzen. Der Kränkung soll es jetzt an den Kragen gehen. Wie, Sie meinen, das ist doch schon verboten? Nein, was Sie meinen, ist die Beleidigung — jemanden ehrabschneidend zu titulieren, das kann unter Umständen juristisch verfolgt und letztlich auch teuer werden. Aber das ist nicht der Kampf, in den sich dieses Land jetzt begeben hat. Denn der geht über das Justiziable weit hinaus. Gekränkt sind zuweilen Leute aus Gründen, die kein politisch unbeeinflusstes Gericht mehr verfolgen könnte und die dennoch Wiedergutmachung wollen.
Wenn nun jemand behauptet, er habe nie eine Beziehung zu einer dicken/dünnen, blonden, kleinen, dunkelhäutigen — Sie können hier beliebig tauschen — Frau gehabt, weil er sich von solcherlei Frauen nicht angezogen fühlt, dann nimmt das manche dicke/dünne, blonde, kleine, dunkelhäutige — was immer Sie hier lesen wollen — Frau hierzulande als Angriff auf ihre Person wahr. Sie fühlt sich dann gekränkt und möchte Satisfaktion. Oder doch zumindest Aufmerksamkeit. Der gesellschaftliche Diskurs spricht ihr diese auch zu und suggeriert der Gekränkten, dass sie ein Recht darauf habe, eben nicht gekränkt zu werden. Unliebsame Erfahrungen solle nämlich keiner mehr machen müssen: Eine bessere Welt funktioniere so. Doch besser wird dadurch gar nichts, im Gegenteil, man beschwört eine Alltagshölle herauf.
Selbst das Uneigentliche wird unsagbar
»Tut mir leid, dass du diese Erfahrung machen musstest« — so hat Facebook einst jene »getröstet«, die einen lästigen »Freund« blockierten. Leidige Erfahrungen machen und das bedauern: Die heutige Gesellschaft hat dazugelernt, sie möchte so was von Haus auf vermeiden. Keiner sollte demnach Erfahrungen machen, die unerfreulich sind. Das steckt letztlich hinter dem Diskurs: in allem, was unbequem ist, sofort eine Kränkung zu wittern. Kurz vor dem 90. Geburtstag von Dieter Hallervorden meldete sich dessen Sohn zu Wort. Er distanzierte sich von einigen Aussagen seines Vaters, die der in der ARD-Dokumentation »Hallervorden — Didi gegen den Rest der Welt« gemacht hatte. Sein Vater suggeriere, so der Filius, dass man nicht mehr sagen dürfe, »was man denkt. Dabei darf man einfach nur nicht mehr sagen, was andere Menschen verletzt, was andere Menschen kränkt und was diskriminierend ist«.
Für diese Aussagen wurde Johannes Hallervorden in den Netzwerken gefeiert. Man beglückwünschte seinen vermeintlichen Mut, sich gegen den Vater zu positionieren, gegen diesen alten weißen Mann. Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich man dort annimmt, dass es genau so sei, wie der Sohn des Vaters kundtut: Man dürfe nicht mehr sagen, was andere kränkt. Tatsache ist, dass man in Deutschland massiv daran arbeitet, diese Vorstellung zur Realität werden zu lassen. Vorbild: Großbritannien — dort gibt es so viele Prozesse zur sogenannten Hasskriminalität wie nirgends sonst auf der Welt. Im Jahr 2024 waren es 14.657 Fälle. In rund 86 Prozent dieser Fälle kam es zu Verurteilungen und teils auch zu Gefängnisstrafen. Nun ist nicht davon auszugehen, dass die Briten besonders anfällig für Hass wären. Und betrachtet man die Einzelfälle, erkennt man schnell, dass es nicht um wirklichen Hass geht, sondern um die Sanktionierung von Menschen, die andere direkt oder indirekt, wirklich oder nur angeblich kränken. So kann es passieren, dass man auf der Insel mit dem dortigen Rechtsstaat zu tun bekommt, wenn ein Kabarettist einen lustigen Tweet zu Frauen oder Homosexuellen absetzt oder eine besorgte Britin die mittlerweile aktenkundigen und in den Medien behandelten Fälle der Massenvergewaltigungen durch meist pakistanische Migranten thematisiert. Selbst wenn man »uneigentlich« postet, das heißt, die eigentliche, nämlich die direkte Sprache meidet und zu satirischen Umwegen greift, kann das empfindliche Strafen nach sich ziehen.
Das, was in Großbritannien längst Realität ist, findet mancher auch hierzulande attraktiv. Meldestellen, die rassistische, sexistische oder andere Fälle erfassen, gibt es in der Bundesrepublik bereits. Die Meldefälle wachsen seit Jahren, auch wenn sie bisher überschaubar bleiben. So meldete die Antidiskriminierungsstelle für das letzte Jahr 11.405 Fälle, die dort »Beratungsanfragen« genannt werden. Das ist der Rekordwert: Im Jahr 2019 waren es noch 4.247, und im Jahr 2021 wurden 7.750 Fälle gezählt. Wie viele dieser Anfragen zu juristischen Verurteilungen führten, ist nicht weiter dokumentiert; grundsätzlich strebt man aber an, auch Vorfälle zu melden, die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen. Anders gesagt: Auch Sachverhalte, die gar keine Relevanz für einen Richter haben können, möchte man festhalten und damit schon indirekt Verhalten ahnden, das nicht justiziabel ist. Auch so lässt sich das Anwachsen der Vorfälle bewerkstelligen. Angesprochen sollen sich dann solche fühlen, die eine Kränkung erfahren haben, welche aber ohne strafrechtliche Konsequenzen für den Kränkenden abgehen — noch!
Überempfindlichkeit als Egozentrik
Die 11.405 Beratungsanfragen, die die Antidiskriminierungsstelle präsentiert, sind also ein Sammelsurium aus Meldungen, die eine Berechtigung haben mögen, und solchen, die bestenfalls subjektiv-gefühliger Natur sind. Weshalb sollen Letztere erfasst werden, wo sie doch ohne Gewicht für den momentanen Rechtsstaat sind? Offenbar ist es nötig, bloße Kränkungsopfer ohne Rechtsansprüche zu mobilisieren, um dem britischen Modell Tür und Tor zu öffnen. Denn wenn die Stimmung im Land so angespannt wird, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden sollte, so lässt sich früher oder später ein Staat herstellen der genau so vorgeht, wie es der britische Staat seit einigen Jahren tut: Alles, was dazu geeignet ist, andere zu kränken, wird dann zu einem per Sprech- oder Schreibakt begangenen Verbrechen aus Hassmotiven umdefiniert und die Bevölkerung langfristig zu mehr Zurückhaltung domestiziert.
Dass Regime, die dem Volk gar keine Nischen mehr lassen, sich selbst das Wasser abgraben, hat man vor einigen Wochen in Großbritannien gesehen, als angeblich drei Millionen Menschen im ganzen Land dem Hooligan Tommy Robinson und seinen Protesten gegen Migration folgten. Die britische Regierung treibt die Menschen in die Arme dieses Mannes und eben nicht nur, weil die Migrationspolitik auf der Insel zu Unruhe führt und teils katastrophale Folgen wie Massenvergewaltigungen zeitigte, von denen mittlerweile selbst die Mainstreampresse berichtet. Sondern eben auch, weil sie den Bürgern jeden Raum raubt, in dem sie sprechen können, wie es ihnen beliebt. Notorische Kränkungsopfer wurden gewissermaßen von der britischen Regierung zu Blockwarten befördert. Sie sollen rege melden, wenn einer der Untertanen Seiner Majestät über die Stränge schlägt; die Überempfindlichen sorgen für ein bedrückendes Klima und haben aus Großbritannien — einst der Ort, an dem die freie Rede als eines der wichtigsten Güter der Demokratie betrachtet wurde — einen Platz gemacht, an dem nur noch die Gedanken frei sind. Jedenfalls solange man keinen Weg findet, auch diese transparent zu machen.
Dieser Trend ist in Europa allerorten zu spüren, auch wenn er sich nicht überall so ausgeprägt zeigt wie im Vereinigten Königreich. In Deutschland ist diese Grundstimmung bei den Eliten aus Politik, Medien und Kunstbetrieb ebenso deutlich erkennbar. Sie machen sich immer wieder zu Advokaten der Überempfindlichen und deuten Kränkung als eine Form der Körperverletzung, die man einhegen muss. Die Überempfindlichen werden in Stellung gebracht, um die freie Rede einzuhegen und so jedes offene Wort zu einem Risiko zu machen, das dann vielleicht nicht mehr eingegangen wird. Die Überempfindlichkeit ist eine übermäßige, oft unangemessene Reaktion auf Reize, die normalerweise harmlos sind; oft ist sie Folge psychischer Probleme, immer aber auch Ausdruck starker Egozentrik. Der Überempfindliche deutet sich selbst als Mittelpunkt der Welt, alles in seinem Umfeld geschieht nur im Kontext seiner Existenz, daher nimmt er auch alles als persönlichen Angriff wahr, auf den er freilich reagieren muss — selbst dann, wenn das, was er wahrnimmt, eigentlich nichtig wäre in der objektiven Schau. Er gibt sich gekränkt und zeigt so seinem Umfeld, wie tief getroffen er ist.
Gekränkte Elitetruppen
Diese »Kränkungsopfer« vollziehen eine Form emotionaler Erpressung. Denn die Empfindung von Kränkung kennt kein Argument: Schließlich kann man schlecht behaupten, dass das Gegenüber gar nicht gekränkt sei; was weiß man denn schon vom Innersten seines Gegenübers? In den letzten Jahren hat sich diese Reaktion zu einer kuriosen Form »politischer Teilhabe« gemausert, weil es attraktiv ist, Aufmerksamkeit zu erhalten, ohne dass man sich mit leidigen Gegenargumenten befassen muss. Plötzlich erpressten die Überempfindlichen den öffentlichen Raum und zerstörten mit dieser toxischen Art von Aufmerksamkeitserregung jede noch vorhandene Debattenkultur. Da sie gekränkt wurden, waren die moralischen Attribute bereits vergeben. Schuld und Unschuld waren verteilt, sodass die Debatte nur ein Ziel haben könnte: die Wiedergutmachung des vermeintlichen Unrechts und, besser noch, die Sensibilisierung der Gesellschaft, damit so ein Vorfall sich nie wieder ereignen kann.
Die Regierenden haben erkannt, dass sie diese Ressource fruchtbar machen können, um ihre eigene Empfindlichkeit zu schützen: Sie wollen Kritik minimieren und eine Gesellschaft größtmöglicher Zufriedenheit simulieren. Diese Simulation ist der letzte Ausweg, denn Zufriedenheit mit wirklichen Mitteln herzustellen, durch eine Politik, die Zuspruch findet, kommt den Protagonisten gar nicht erst in den Sinn. Von ihrer Warte aus scheint es zu genügen, wenn alles nach Zufriedenheit aussieht, auch wenn es keine Zufriedenheit ist. Kritiker stören da bloß. Menschen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, halten sie für Totengräber ihrer Zufriedenheitssimulation. Wenn diese Leute lernten, dass eine allzu freie Äußerung schlimme Konsequenzen haben kann, würden sie künftig vielleicht schweigen. Die überempfindlichen Egozentriker, die schnell gekränkt und beleidigt sind, könnte man als die Prätorianer dieses Gedankens betrachten. Sie sind zudem intensiv mit sich selbst beschäftigt, sie merken nie und nimmer, dass sie als Agenten der Zerstörung der Meinungsfreiheit fungieren.
Der gekränkte Mensch mag ja im privaten Kontext eine Berechtigung für seine Empfindung haben — wenngleich hier anzumerken ist, dass man zunächst einmal eine Kränkung annehmen muss. Ebenso steht es jedem frei, sich proaktiv nicht in so einen destruktiven Zustand zu begeben, was wohlgemerkt eine gewisse Reife voraussetzt. Dennoch kann man es verstehen, wenn jemand, der von seiner Liebsten betrogen wurde, sich wirklich tief gekränkt fühlt. Schließlich verliert er mit diesem Vertrauensbruch einen Bezugspunkt in seinem Leben, vielleicht sogar seine ganz persönliche Mitte. Aber wie kann jemand, zum Beispiel ein Schwuler, gekränkt sein, wenn ein ganz und gar fremder Mensch, dessen bürgerlicher Name noch nicht mal bekannt ist, bei X ein bisschen über Schwule frotzelt? Dieser Vorgang meint ihn doch nicht mal persönlich. Wie arrogant kann man sein, sich selbst so in den Mittelpunkt zu stellen und eine Kränkung vorzugeben? Diese Form von Mitteilungsbedürfnis sollte die Gesellschaft geflissentlich ignorieren, denn sie ist nicht demokratischer Natur, sondern egozentrischer — und damit ein privater Feldzug und kein gesellschaftlicher. Mit notorisch Gekränkten lässt sich kein Staat machen. Mit ihnen trägt man Staaten ab.
Dieser Artikel erschien erstmals bei Manova.
Ähnliche Beiträge:
- Telepolis: Von der „Qualitätsoffensive“ mit Sperre des Archivs zur Einschränkung des Forums und der Bitte um Spenden
- In der deutschen Staatsräson steckt Antisemitismus
- Was das liberalste Deutschland, das es je gab, alles nicht aushält
- Max Otte: „Wir müssen mehr für die einfachen Leute tun“
- »Sie haben eine Meinung? Gut! Ich habe eine andere Meinung? Auch gut!«
Ganz ehrlich,
ich mag derlei Blödsinn nicht mehr!
Da wird in der Gesellschaft Nebensächlichkeiten und Befindlichkeitskram zu angeblich gesellschaftlich relevanten Problemen aufgeblasen, als ob wir keine anderen Probleme hätten, die wirklich existenziell sind!
Alles Ablenkung und einfach Schwachsinn!
Die. Menschen verarmen, Massenentlassungen stehen ins Haus, Hochrüstung, Kriegsgefahr, Migration, eine Parteienoligarchie die gegen die Interessen der Bevölkerung handelt usw usf.
Ich kann diesen Scheiss nicht mehr hören, mit dieser ganzen Pseudoproblematik.
So ist es. Es geht vor allem auch darum, mit völlig irrelevanten Trallala-Debatten die Massen von wirklich relevanten Themen abzulenken.
Dazu kommt noch das, was sich in der EU (und GB) ebenfalls ausbreitet wie eine Pestepidemie: die Beschneidung der Grundrechte der Bürger, bzw. deren Abschaffung und dazu gehört natürlich auch die freie Meinungsäußerung.
Man will eine hörige, ängstliche, leicht zu kontrollierende Bürgermasse, totalüberwacht und wenn nötig sich widerstandslos verheizen und vorher verarmen lassen in einem von den „Eliten“ angezettelten Krieg.
Gerade kam ein Beitrag über „Mikrofeminismus“. Wohl erdacht von Mikrogehirnen…😁
Weidel muss sich als „Nazi-Schlampe“ beschimpfen lassen. Habeck ist nicht zuzumuten, als „Schwachkopf“ tituliert zu werden.
Ich behaupte mal, dass es nicht um Gekränktsein geht, nicht mal um übertriebenes.
@ Heribert W: zwischen „nazi-Schlampe“ und “ Schwachkopf“ ist aber ein gewal -tiger Unterschied !
Als alter weißer Mann,
muss man das Uneigentliche schon Aushalten können 😜
(Jeweils Richard Dawkins)
Ich finde es zutiefst zynisch, dass gerade Menschen, die für sich das Recht in Anspruch nehmen wollen, junge Menschen zu zwingen in den Tod zu gehen, nicht in der Lage sind eine Kränkung, Pöbelei oder auch mal eine faule Tomate ins Gesicht hinzunehmen.
+++++
Ich bin vermutlich ein Dinosaurier, aber ich finde es ausgesprochen unehrenhaft von diesem Hallervorden-Sohn, sich öffentlich so gegen seinen Vater zu positionieren, nur um sich billigen Applaus der Woken zu holen, die mit Kränkungen ein Problem haben, mit Krieg aber nicht. In meinen Augen ist die woke Denke ausgesprochen krank.
Sehr schön auch, dass dieser Hallervorden-Sprössling keinerlei Gedanken daran verschwendet, wie dieses öffentlich in die Pfanne hauen bei seinem betagten Vater ankommt: Ziemlich kränkend vermutlich.
Mir geht der Ego-Tripp der Woken zunehmend auf den Sack. Ichichichichichichich. Selbst nichts aushalten, aber bei anderen auf die Kacke hauen. Selbst bei einer gefühlten Kränkung herumheulen, aber anderen nichts zugestehen und sogar Krieg gegen die führen wollen, die einen nicht so toll finden wie man sich selbst.
Manchmal frage ich mich als Pädagogin, ob die totale Gewaltfreiheit in der Kindheit dieser toxischen Mimosen wirklich der richtige Weg war, weil die mit Gewalt offenbar nicht umgehen können. Die halten eine Bemerkung für ganz ganz schlimm und sind gleichzeitig bereit, einen Atomkrieg zu riskieren. Vielleicht hätte man diesen Leuten bezeiten wirklich mal den Hintern versohlen sollen, damit das eigene Ego nicht so dermassen aufgeblasen wird, dass jede kleine Bemerkung als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird, während man die existentiellen Belange von anderen einfach gepflegt ignoriert.
Ich sehe das inzwischen so: Gewalt ist wie Feuer. Man muss damit umgehen lernen. Es hat schon seinen Grund, warum die kriegsgeilsten Politiker gefühlt alle verweigert haben (bzw. Frauen sind, die sich in Sachen Emanzipation in Hinblick auf das Militär aufällig zurückhalten, was ich als Frau übrigens zum Kotzen finde).
Ich glaube, man muss in die Nähe von Gewalt kommen, um die Gewalt wirklich zu fürchten. Man muss sich mal verbrannt haben, um zu begreifen, was Feuer ist. Die meisten Leute lernen nicht durch nachdenken, die lernen aus Erfahrung und ich glaube, es ist eine gute Erfahrung, wenn man im Schulhof mal verdroschen wird, weil man das Maul zu weit aufgerissen hat. Nur so lernen die meisten Menschen. Dass man auch mal unterlegen ist.
Woke kapieren derlei nicht, weil denen alles im Leben faktisch zugeflogen ist und sie nicht wissen, wie es ist, mal zu unterliegen und zwar aufgrund echter und nicht nur gefühlter Gewalt. Ich glaube inzwischen, dass die Erfahrung, dass andere Menschen einem körperlich überlegen sind (z.B. die eigenen Eltern) eine Erfahrung ist, die Kinder machen sollten, damit nicht so eine Scheisse rauskommt wie bei den selbstmitleidigen Woken, die mit anderen keinerlei Mitgefühl haben, während sie sich selbst für das Zentrum des Universums halten.
Ich bin Pazifistin. Ich bin gegen staatlich angeordnete Gewalt in Form von Krieg. Ich bin aber nicht gegen die Erfahrung von Gewalt. Ich glaube, dass das die Grundvoraussetzung ist, um überhaupt den Wert des Pazifismus erkennen zu können. Es hat seinen Grund, warum gerade altgediente Militärs und Politiker und Schauspieler wie Hallervorden, die den Krieg noch erlebt haben, für Frieden plädieren! Vielleicht sollte man Boxen als Schulfach einführen, um die „Kriegstüchtigkeit“ gleich mal im Keim zu ersticken, weil in diesem Schulfach dann annähernd 99 Prozent auf die Fresse kriegen. Wie in einem Krieg halt auch.
„Ich glaube, man muss in die Nähe von Gewalt kommen, um die Gewalt wirklich zu fürchten.“
Ein interessanter Gedanke, aber es besteht immer auch die Gefahr der Imitation. Wer in der Jugend oft Gewalt erfahren hat, hält Gewalt irgendwann für normal. Man hat dann keine Angst mehr vor dem Feuer – und macht selber welches.
Wichtig ist, seinen Kindern klare Grenzen aufzuzeigen und sie zur Verantwortung zu erziehen. Das geht fast immer auch ohne Gewalt. Gewalttätig wird man, wenn man verzweifelt und mit seinem Latein am Ende ist. Das ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Scheitern, Schwäche und Ohnmacht. Ich denke, die Erziehung hat schon Fortschritte gemacht, nun aber lassen viele das Pendel zu stark in die entgegengesetzte Richtung schwingen.
Ein wichtiger Aspekt ist auch die psychische Gewalt, die oft viel tiefere Wunden hinterlässt als ein paar Backpfeifen.
Dem kann ich nur Wort für Wort zustimmen! +++
Mir wird regelmäßig übel, wenn ich die Waschlappen und Dampfplauderer über Krieg fantasieren höre, über „man muss Stärke zeigen“, „das darf man XXX nicht durchgehen lassen“, blablabla und man denen schon ansieht, welche erbärmlichen Hanselchen sie wären, würden sie auch nur ein paar Minuten in der Nähe der Kriegsfront verbringen müssen.
Oder die „Kampf-Weiber“ vom Schlag einer Strack-Zimmermann, Baerbock, v.d. Leyen – wohlwissend, dass es stets die anderen ausbaden müssen, während sie sich wie die Ratten schnell übern Teich in Sicherheit bringen, wenns knallen sollte.
Und die ganzen berufsempörten, woken Schwachköpfe gehen mir eh prinzipiell schon auf den Sack. Nicht weil sie woke sind, sondern weil sie sich über jeden Fliegenschiss empören und dauerbeleidigt sind.
Sie haben das völlig richtig auf den Punkt gebracht und in die richtigen Zusammenhänge gesetzt!
@ Bettina – di – Monaco: Beispiel: Ein Volksschüler tyrannisiert eine ganze Schulklasse. Nichts hilft, gar nichts. Immer wieder spuckt er anderen Kindern ins Gesicht. Lehrer, Psychologe, Sozialarbeiter und Eltern chancenlos.
Eines Tages spuckt er der Lehrerin ins Gesicht. Die spuckt zurück. – Was passiert ? Die Lehrerin wird von der Schulbehörde belangt .
„Manchmal frage ich mich als Pädagogin, ob die totale Gewaltfreiheit in der Kindheit dieser toxischen Mimosen wirklich der richtige Weg war“
Und als leider erzogener Mensch frage ich mich manchmal, warum „totale“ Gewalt von Pädagoginnen und anderen Erziehungsberechtigten gegenüber Kindern, später solch „toxische Mimosen“ hinterlassen hat.
Bettina-di-Monaco
„Man muss sich mal verbrannt haben, um zu begreifen, was Feuer ist.“
Nein. Es reicht völlig aus, in die Nähe des Feuers zu geraten. Die zunehmende Hitze sorgt für einen ausreichenden Abstand. Ansonsten hätten wir es mit massenhaften schwersten Verbrennungen kleiner Patschehändchen zu tun.
„Ich sehe das inzwischen so: Gewalt ist wie Feuer. Man muss damit umgehen lernen.“
Richtig. Damit umgehen lernen heißt nicht, Kinder pro Forma zu verdreschen.
Und nur, weil einige wenige Dauergekränkte politisch als Totschlagargument in den Vordergrund geschoben werden, wie Lapuente schon in seinem Text ausführt, sollten wir nicht die gewaltfreie Erziehung zur Disposition stellen.
„Richtig. Damit umgehen lernen heißt nicht, Kinder pro Forma zu verdreschen.“
Warum nicht? Solange dies in entsprechender Form geschieht, kann eine Prügelstrafe tatsächlich Erfolg bringen. Ich stelle mir das nicht so vor, wie der Vater, der den Knaben verhaut, sondern eher so, wie dies in Singapur vor ein paar Jahren durch die Presse ging. Da hat ein Ami Junge die Idee gehabt, ein paar coole Sprüche an die Wand zu sprayen. Die Strafe, nachdem er erwischt wurde, 5 Hiebe mit dem Rohrstock (einem 2 m langen, der wirklich krass ist). Ich bin mir ganz sicher, dass der Junge, auch als er wieder in den USA war, nie wieder auch nur in die Nähe einer Spraydose gegangen ist. Generell bin ich eh dafür, dass Strafen immer öffentlich vollstreckt werden sollten, auch Gefängnisstrafen – jeder soll sehen, was einem blüht, wenn er sich nicht benimmt. Gleichzeitig sorgt man so für Transparenz.
Ist so etwas schlecht? Vielleicht, aber wer das nicht will, der sollte dafür sorgen, dass er seine Kinder anständig erzieht. Ich persönlich bin ja sowieso dafür, dass junge Leute statt zum Militär zu gehen lieber zwangsweisen einen Kurs in „wie erziehe ich Kinder“ besuchen sollten. Das würde allen mehr bringen.
Ernsthaft?
Körperliche Gewalt für Sachbeschädigung?
Und wenn das nicht reicht, dann gibt es das nächste Mal 15 und das übernächste Mal 50 Stockhiebe? Und dann?
Man stutzt Menschen nicht wie Hecken; und Kinder schon gar nicht.
Warum nicht? Eine Sache herzustellen und zu reparieren ist Lebenszeit, die zerstört wird. Das wird in dieser auf Geld fixierten Welt vergessen. Wenn jemand nicht in der Lage ist, diese Lebenszeit des anderen zu respektieren, warum sollte man dann die Unversehrtheit des anderen respektieren? Das Problem ist Respekt, der ist hierzulande vielen abhandengekommen ist, weil es einfach nie Konsequenzen hat, respektlos zu sein. Wäre schön, wenn das wieder kommen würde, aber Teile der Gesellschaft, in diesem Fall die Linksliberalen treiben diese Respektlosigkeit in Zusammenarbeit mit den „sozialen“ Medien voran. Hier sind ausnahmsweise mal nicht die Rechten schuld, sondern die Linken (nein, nicht die Kommunisten), die nicht verstehen wollen, dass jeder das Recht auf Respekt hat, und zwar wirklich jeder. Und da Selbstjustiz (dem Arschloch eines auf die Fresse geben) nicht gewünscht wird, sollte der Staat das übernehmen.
Da sie sich Argumenten gegenüber resistent zeigen, erübrigt sich jedes weitere Wort.
Und Nein, das Argument des Wohnortes, – übrigens – ist keines, ich bin Berliner 🙂
Dein Problem ist, dass du gar kein Argument gebracht hast. Nur Moral – und die ist wertlos.
Ich zitiere:
„Und wenn das nicht reicht, dann gibt es das nächste Mal 15 und das übernächste Mal 50 Stockhiebe? Und dann?“
Das ist doch kein Argument, das ist eine Polemik. Aber um einfach mal so zu tun als wäre es eines – natürlich gibt es eine Eskalationsspirale. Wiederholungstäter sind eine Gefahr und ich spreche hier von Erfahrung. Ich war als Jugendlicher in einer Schule mit 50% Ausländeranteil, Schlägereien waren an der Tagesordnung. Einmal haben ein paar Freunde von mir ihre Akte einsehen können und eine Kopie mitnehmen dürfen. Was du da gelesen hast, war krass, Schlägereien, Abziehen, Sachbeschädigung. Wir haben uns damals lustig darüber gemacht, dass die Bullen nicht mal den Namen konsistent richtig schreiben konnten. Die Strafe: Ein paar Stunden Sozialarbeit, die nie eingefordert wurden. Und das ist 30 Jahre her.
In der Türkei oder in dem arabischen Raum, wo meine Freunde herkamen, wäre so etwas nie durchgekommen. Und das wusste jeder.
Straflosigkeit dieser Art sorgt dafür, dass Parteien wie die AfD oder schlimmeres immer mehr Zuspruch gewinnen. Dein „Humanismus“ sorgt dafür, dass die Leute härtere Strafen fordern und dabei allerlei andere Sachen bereit sind mit in Kauf zu nehmen. Und ich bin mir recht sicher, dass keiner meiner damaligen Freunde heute bereit wäre dies so mit einem Schulterzucken abzutun wie Leute wie du.
PfefferundSalz
heute 07:55 Uhr
„Das ist doch kein Argument, das ist eine Polemik.“
Das ist jetzt aber ein bisschen albern. Wenn sie nicht diskutieren wollen, ist das ihre Entscheidung. Dann stellen sie ihr Statement ein und gut.
Und wenn sie den Überblick nach 3 Postings verlieren, würde ich das hier an ihrer Stelle nicht für alle nachvollziehbar dokumentieren.
Sehen Sie sich einfach einmal im Tierreich bei vielen Säugetieren um.
Wenn da der Nachwuchs unfug macht, wird er meißstens von den
erziehenden Müttern, mit einem körperlichen Rüffel ermahnt. Es ist
im Tierreich für den Nachwuchs überlebenswichtig keinen Scheiß zu
machen. Einem Menschenkind sagt man heute 1000 Mal, dass die
Herdplatte heiß ist. Aber trotzdem kapiert es das erst, wenn es mit
eigenen Händen drauf gelangt hat. Man kann ruhig einmal Trottel
zu seinem Filius sagen. Das bleibt haften und er stellt sich dann
wahrscheinlich beim nächsten Mal nicht wieder so an.
Kann der Vergleich zielführend sein, eine gesellschaftliche Entwicklung – wie im Artikel/Kommentar beschrieben und von Woke-Alarmisten und Aufmerksamkeitsökonomen nervtötenden performt – neben die täglichen Herausforderungen der individuellen Kindererziehung zu stellen?
Btw. sind Beispiele aus dem Tierreich für die Herleitung eines Verhaltens manchmal hilfreich, aber als Argument dafür, wie etwas sein soll, doch nicht so richtig klasse. Oder wie weit soll man da zurück gehen: Nur bis zu den Säugetieren oder doch bis zu den Mikroben und Reflexamöben?
Träumer
Wurden andere (!) Säugetiere schon mal dabei beobachtet, wie sie den Nachwuchs mit einem Striemen grün und blau schlagen?
Das würde ich keiner Mutter übelnehmen. Aber genau darum geht es nicht.
Im Übrigen sind Vergleiche oder gar Handlungsanweisungen aus dem Tierreich für die menschliche Welt unergiebig. Sie finden dort genau das, was sie suchen, – und das exakte Gegenteil.
Stämme in Südamerika hatten Sicherungen für ihre Dörfer mit lebensgefährlichen Fallen:
ein falscher Tritt resultiert in schwersten Schnittverletzungen.
Den Kindern wurden die Standorte dieser Fallen beigebracht, indem man sie dort hin geführt hatte und eine kräftige Watschen gegeben hat, damit sie sichs merken.
Ich sage nicht dass das gut oder schlecht ist. Aber es hat offenbar funktioniert.
Quelle?
Tristes Tropiques von Claude Levi-Strauss, ein anthropologischer Klassiker
Ok, Danke.
Unsere Taktik war: Herdplatte ungeschützt anmachen, aber unterhalb der Grenze für veritable Hautschäden. Funktionierte. Einmalige Berührung hat gelangt!!! Auch sehr junge Menschen verfügen über Wahrnehmungsmöglichkeiten. (Sinne) Man muss ihnen die nicht beibringen. Ihren Gebrauch schon. Anders kann ich mir gegenwärtig weit verbreitete Sinn-Losigkeit nicht erklären. Wenn man sich mehrere solche Bespiele einfallen lässt, lernen sie sogar, dass Verbote Sinn machen und nicht der Absicherung der eigenen Macht dienen. Auch das könnte ein Hinweis darauf sein, was Dialektik ist – nicht bloß die Lektüre von Säulenheiligen.
Die körperliche Strafe (auch wenn ein Rohrstock heftig und zerstörerisch ist) wird wohl eher vergessen als die öffentliche Erniedrigung.
Feine Sache. Da sollten doch alle Gefängnisse in die Fußgängerzonen verlegt werden (die sind ja eh inzwischen verwaist), die Insassen in Glaskuben ausgestellt, sodass sie jeder und zu jeder Zeit und bei allem sehen kann. Natürlich auch die Bekloppten aus den Anstalten, Verzeihung, die mental Erkrankten aus den Kliniken, und wenn sie die transparenten Wände mit Kot beschmieren oder mit dem Blut aus ihren aufgebissenen Pulsadern, wird sich das geneigte Publikum in heimeliger Kränkung (wir erinnern den Artikel) vor Entzücken und vollendeter Rache, sorry, Gerechtigkeit winden, wie unter den zärtlichen Zuneigungen eines ostasiatischen Rohrstocks. Dann noch etwas Balsam-Essig und Öl gereicht, denn PfefferundSalz gibt es manchmal wirklich zu viel.
Ja, früher gab es den Pranger für kleinere Vergehen. Es hatte schon seinen Grund, warum es den gab und warum, trotz fehlender Totalüberwachung kaum Verbrechen herrschten. Keiner wollte öffentlich ausgestellt werden. Natürlich kommen jetzt wieder wohlmeinende Klugscheißer, die das alles ganz schlimm finden, aber sie präsentieren interessanterweise selbst nie eine Lösung.
Vermutlich fehlen da einschlägige Erfahrungen, wer aus Berlin oder einer anderen Großstadt kommt, versteht meistens das Problem viel eher als wenn jemand aus einem beschaulichen Dorf in Bayern kommt und in einem Einfamilienhaus statt im Plattenbau wohnt. Deswegen nehme ich die meisten der Kommentatoren auch nicht wirklich ernst.
Früher gab es das eine, heute das andere. Einige nennen das Entwicklung andere Perversion. Wer hat recht?
Das halte ich für eine steile These, weiß es aber nicht besser, denn ich war nicht dabei. Viele schriftliche Aufzeichnungen aus dem Volk gibt es auch nicht, denn die meisten konnten nicht schreiben.
Ich werde mich hier nicht entblößen, doch ich versichere Sie, ich kannte Gewalt vor dem ersten Wort. Meine militärische Ausbildung habe ich zum Missfallen meiner Ausbilder mit 16 Jahren beendet. Seitdem fahre ich ohne Gewalt ganz gut. Hat mich das geprägt? Sicher. Zum Guten? Weiß nicht. Wie ist ein Leben, ohne immer und überall auf der inneren Bremse zu stehen? Ich werde es nicht herausfinden.
Das ist nicht schön, dass du Gewalt vor dem ersten Wort kanntest. Nur schüttest du halt das Kind mit dem Bad aus. Es gibt Gewalt, die als Reaktion auf Gewalt gebracht wird und es gibt Gewalt, die einfach nur aus Spaß gebracht wird. Die Nazis wurden nicht durch nette Reden besiegt, sondern, es war die Rote Armee, die sie zurechtgestutzt hat. Und zwar durch Gewalt.
Aber nun lassen wir mal die ganze Nostalgie fahren – was ist denn dein Vorschlag?
Ich bin wirklich neugierig, was deine Methode ist, wie man mit aggressiven Verhalten mancher Zeitgenossen umgeht.
Wenn du in Berlin lebst, dann siehst du aggressives Verhalten andauernd. Erst letzte Woche wurde eine kleine asiatische Touristin in meinem U-Bahnabteil von einem offenbar unter Drogen stehenden Typen angegriffen. Ich habe den Typen zusammen mit anderen rausgeschmissen – aber vielleicht hätte ich mal lieber mit ihm reden sollen, während er auf die Frau einschlägt.
Vorab: Es werden hier verschiedenste Arten der Gewalt nebeneinander gestellt, Überfälle neben Kindererziehung neben staatlicher Selbstverteidigung neben performter Strafe (besonders hierfür sei die intensive Lektüre von Kafkas “In der Strafkolonie“ empfohlen).
Gewaltverzicht bis zur Selbstaufgabe und der eigenen physischen Vernichtung? Nö, bestimmt nicht, das habe ich nicht gesagt und gemeint. Selbstverteidigung im Angesicht von Gewalt ist richtig und ich stimme hier @micapi (17.10.2025, 18:20 Uhr) vor allem was die Ausbildung zur Selbstverteidigung bei Frauen angeht vollkommen zu, sie sollten keinen Kajalstift in die Hand bekommen, bevor sie das gelernt haben, und Jungs, die Kajalstift mögen, auch nicht.
Aber wer sich bei einem Kind in einer solchen Hilflosigkeit wiederfindet, die nur noch Gewalt als Antwort kennt, sollte sich selbst von seinen elterlichen oder pädagogischen (s.o.) Pflichten entbinden. Gleiches gilt für Menschen, die Gewalt als Erinnerungsmarker für affirmatives und wohlgefälliges Verhalten verwenden möchten, weil ihnen nichts besseres einfällt, um ihre Ideen und Vorstellungen zu vermitteln. Und was archaisches Verhalten angeht: Nicht alles, was funktioniert, ist auch gut und richtig.
Der allseits beliebte Pranger ist übrigens nicht dazu da, um dem Publikum mittels Empathie oder sonstiger Transferleistung etwas beizubringen oder irgendeine Form der Sühne zu bewerkstelligen; der Pranger soll Herrschaft darstellen (von Gott, König, whatever) und alle dazu bringen, sich dieser Herrschaft zu unterwerfen.
Wenn Gewalt als normal angesehen wird, wird sie auch so verwendet. Ansonsten verhandeln bis zum letzten, denn es gilt: Ich werde niemals zuerst zuschlagen, aber möglichst immer als letzter.
Und was Sie persönlich angeht (»U-Bahn«, ich nehme an, sie haben auf den Typen nicht so lange eingetreten, bis er nur noch ein Blutfleck war) und alle anderen auch: Zivilcourage ist gut und richtig, mehr davon. Es ist eine angemessene Reaktion und keine initiative Tat, um die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
Und jetzt wird gebadet…
Über lange Jahre war ich als Lehrerin überwiegend unter „Pubertieren“ tätig. Nach meiner Beobachtung lernen Menschen fast nur durch Beobachtung und Erfahrung. Lernwille kommt meistens erst dann dazu, wenn die Phase persönlicher Interessenfindung einigermaßen abgeschlossen ist. An ein paar Situationen kann ich mich erinnern, in denen ich „gewaltsam“ interveniert habe bei Selbstgefährdung, Raufereien im Pausenhof und im Schulgarten etc. . Ich teile voll umfänglich Ihre Einschätzung. Die Ausübung von Gewalt in Kriegen hat eine ganz andere Funktion, völlig andere Ziele als ein persönlich wehrhaftes Verhalten unter gleich gestellten Mitmenschen.
In diesem Sinne halte ich auch sehr viel von weiblicher körperlicher Abwehr. Knie hochziehen kann manche Übergriffigkeit im Keim ersticken. Auch Judo statt Yoga kann hilfreich sein.
Ich stimme Ihnen rundum zu.
„Die meisten Leute lernen nicht durch nachdenken, die lernen aus Erfahrung…“ – das unterschreibe ich sofort.
Nun weiß ich nicht, wo Sie leben, für meinen Teil sehe ich täglich Gewalt in all seinen hübschen Formen und prächtigen Verheerungen. Klar, warum nicht noch ein wenig mehr, passt schon.
Doch vielleicht vorher zwei Gedanken:
1. Denken Sie mal an die Kinder, die Sie mit Ihrer beruflichen Pädagogik bedacht haben, die auch, ohne dass sie mit fürsorglicher oder willkürlicher Gewalt beschenkt wurden, ein irgendwie vernünftiges Leben entwickelt haben. Denken Sie, denen fehlt etwas?
2. Mir sind gelegentlich PädagogInnen begegnet, die immer gekränkt und empört waren, wenn deren Werkzeugkasten nicht funktioniert hat, denn sie hatten doch für alles das richtige Tool, haben ihr Leben lang gelernt, sich fortgebildet und wussten es doch bessser als diese renitenten Kinder. Manchmal erreicht ein Mensch einen anderen, der sonst unerreichbar bleibt. Kommt vor. Manchmal sind Menschen auch einfach irreparabel kaputt; schrecklich das zu sagen und dem zu begegnen.
Letztendlich wissen Sie, dass es für das menschliche Verhalten keine universelle oder finale Antwort geben wird, da Menschen sich weiter entwickeln, in unvorhersehbare Richtungen, egal unter welchen Umständen: Das ist eine ihrer Eigenschaften und meistens eine gute. Aber es gibt, was Menschen angeht, keine Garantie.
„Aber es gibt, was Menschen angeht, keine Garantie.“
Das ist die Auswirkung der religiösen Vorstellung, Menschen seien ganz besondere Tiere. Für Menschen ohne eine eigene, persönliche Vorstellung von Transzendenz, Jenseitigkeit, Gottesebenbildlichkeit … ist das eine Selbstverständlichkeit.
Was statistisch arbeitende Gesellchaftswissenschaften belegen: Real sind Normabweichungen möglich, aber ziemlich selten. Anpassung ist die Devise alles Lebendigen. Anscheinend neigen einfach zu viele Menschen zu einer Überschätzung der eigenen Art. Deshalb bleibt die Unterscheidung von Verantwortung und Schuld wichtig. Verantwortung gibt es unter Gleichen. Schuld setzt eine magische, vorgestellte, vorgetäuschte höhere Instanz voraus. Wenn man der Formel folgt „Der Mensch ist des Menschen Wolf“ könnte man nach dem gegenwärtigen Stand der Verhaltensforschung an Mensch und Tier zu dem Schluss kommen, dass die Menschen die einzigen sind, die sich gegenüber der eigenen Art wölfisch verhalten. Sie müssen sich immer wieder gegenseitig ausrotten, damit es nicht zu viele werden.
Entweder ist es eine Entschuldigung bzw. Begründung für das eigene Fehlverhalten anderen gegenüber, sozusagen eine elitäre Sichtweise.
Oder es ist fantasiefreier Fatalismus in dem Sinne, „ich kann eh nix ändern, das Mensch ist das Tier und ich bin die Beute“.
Insofern folge ich der Formel nicht. Prinzipiell bevorzuge ich die Prämisse, dass die Kooperation der Konfrontation vorzuziehen ist, denn die Anthropologie zeigt (auf schöne und etwas hoffnungsvollere Weise), dass Mensch die größten Erfolge im Miteinander erreicht und nicht im Gegeneinander.
D’accord.
Anpassung, ja, aber woran? An die Gruppe oder eher an die Umwelt? Oder ist die Gruppe (bzw. der Normen-Raum einer Gruppe) die einzige Umwelt, die zählt, die zählen darf?
»Schuld« ist ein vielschichtiger, weil in vielen verschiedenen Kontexten verwendeter Begriff. Die Abneigung gegen die Schuld als religiöse Beurteilungskategorie teile ich.
Das ist ein trauriger, sogar fürchterlicher Satz. Da würden Seiten nicht reichen, um auch nur ansatzweise das Grauen auszudrücken, das dieser Satz beinhaltet. Und dann wäre ich noch nicht bei den Argumenten.
Doch würde ich zugestehen, dass es oft mehr Anlässe für Pessimismus als Optimismus gibt. Manchmal sind mir auch alle Menschen zu viel, aber gleich ausrotten? Da kommt Ihre Sichtweise »Anscheinend neigen einfach zu viele Menschen zu einer Überschätzung der eigenen Art,« ergänzt durch den Begriff „individuelle Selbstüberhöhung“ zum Vorschein. Nicht schön.
PS: Es ist einfach nicht hilfreich, Beispiele aus dem Tierreich verallgemeinernd auf den Menschen anzuwenden. Stichworte: Paarungsverhalten der Gottesanbeterin, Springspinne, Kopffüßler; Ameisenkriege; der neue Löwenrudelführer, der den Nachwuchs seines Vorgängers tötet; usf.
Das sollte der Fabel vorbehalten bleiben, denke ich.
„Überempfindlichkeit als Egozentrik“ Diese Überschrift trifft es gut.
Früher dachte man, die Erde sei der Mittelpunkt der Welt, heute ist man weiter:
Der Mittelpunkt der Welt ist der eigene Bauchnabel, um den sich alles zu drehen hat.
Aber immer dann, wenn es heißt, „das wird man doch noch sagen dürfen“ kommt meist ein verdruckster kleiner Scheißer zum Vorschein, der um Anerkennung buhlt. Ich finde es peinlich, Witze über eine Personengruppe zu machen, der man selbst nicht angehört, weil man da nur allzu schnell Vorurteile und Stereotypen bedient. Als alter weißer Mann darf ich Witze über alte weiße Männer machen – weil, den kenne ich ja aus eigener Erfahrung, aber als Hetero einen Schwulen nachzumachen ist peinlich. Eine dicke Frau darf Witze über dicke Frauen machen, wer Schwul ist, Witze über Schwule, wer Jude ist, Witze über Juden, das nennt man dann jüdischen Witz, und den darf ich auch als Nichtjude erzählen, weil da eben trotzdem immer noch die ursprüngliche Selbstironie durchschimmert.
Uns ist das natürliche Taktgefühl abhanden gekommen, und so teilt sich die Gesellschaft in beleidigte Leberwürste und unangenehme Typen, die Witze auf Kosten anderer machen.
Was man wohl mit einer solchen Meldung (nach Ersetzung von X) bzgl. Kränkung bzw. mutmaßlicher Hassrede machen könnte:
„Ich fühle mich dadurch gekränkt, dass mir andere mit meiner Aussage X unterstellen, dass diese Aussage eine Hassrede wäre und ich die Aussage nur getätigt hätte, um eben andere zu kränken.“
ps. Mit genug Kreativität und Phantasie kann man eigentlich für fast alle Äußerungen jemanden finden, der/die/das sich dadurch beleidigt (oder gekränkt) fühlen könnte.
Ich entscheide, wer mich beleidigt.
(Klaus Kinski zugeschrieben)
Das Dauerbeleidigtsein mag ein Ausdruck von Egozentrik sein. Für mich ist es aber viel mehr noch ein Zeichen von innerer Unsicherheit desjenigen, der sich beleidigt fühlt. Klar, alles hat seine Grenzen. Aber wenn beispielsweise ein Politiker viele tausend Anzeigen wegen eher harmloser Beleidigung erstattet, dann sehe ich ein Problem bei ihm, nicht in der Gesellschaft. Das Bedürfnis, genau diese aber regulieren und erziehen zu wollen, entsteht aus der Unfähigkeit zur eigenen inneren Regulation. Ich glaube, Habeck – nur als stellvertretendes Beispiel! – war in seinem Amt zutiefst verunsichert und überfordert, konnte sich das aber nicht eingestehen. Als Grund für diese Unsicherheit muss daher die Außenwelt herhalten. Als Schüler „litt er unter einer Rechtschreibschwäche mit Tendenz zur Legasthenie“ (Wikipedia), vielleicht müssen die Ursachen für solche Überempfindlichkeiten auch in den jeweiligen persönlichen Lebensläufen gesucht werden. Auch bei anderen, insbesondere unseren kriegsbegeisterten Aggro-Schreihälsen, vermute ich früh angelegte und nicht vollständig verarbeitete Konflikte, kann ich mir anders nicht erklären.
Was tun diese empfindlichen Leute eigentlich, wenn sie von einer KI beleidigt werden? Immer noch beleidigt? Wie verstörend muss für diese Leute die Erkenntnis sein, dass sie in vielen hundert Sprachen beleidigt werden könnten, die sie nicht verstehen? Wo sie gar nicht mehr feststellen können, dass sich sich beleidigt fühlen müssten.
Ausgehend von der Sachlage, dass Moral und Ideologie zur selben Begriffskategorie gehören würde ich sagen, dass diese moralisierende Über-Empfindlichkeit der Gegenpol zum Faschismus ist (mit seiner Ideologie der Un-Empfindlichkeit). Beides Auswüchse der bürgerlichen Gesellschaft – die Entfernung zum „gesunden Menschenverstand“. Ein moralisierendes Elite-Denken, welches autoritär zum Allgemeindenken werden soll.
Ich denke sogar, die eigentliche Problematik sitzt noch viel tiefer, nämlich in der bürgerlichen Ideologie selbst, dem Liberalismus. Der will ja nicht nur die eigene Gesellschaft „vergewaltigen“, sondern die ganze Welt mit seiner Ideologie infiltrieren (wohlwissend, dass Moral und Recht ein Herrschaftsmittel ist), woraus dann viele Konflikte entstehen.
….“würde ich sagen, dass diese moralisierende Über-Empfindlichkeit der Gegenpol zum Faschismus ist (mit seiner Ideologie der Un-Empfindlichkeit).“
Ich fürchte sehr Sie liegen da ganz falsch.Faschismus zeichnet sich auf gesellschaftlicher Ebene gerade dadurch aus, daß die UN-Empfindlichkeit von Anderen verlangt wird, während man selbst zu den Übermenschen gehört, die gewissermaßen sakrosankt sind.
Meiner bescheidenen Ansicht nach leben wir wieder in einer Zeit die glasklare Faschisten an die Macht bringt. Die „Petzportale“ des Internets sind ja nicht durch Zufall entstanden. Gleichzeitig erreicht man damit eine Spaltung der Gesellschaft, in der Keiner mehr seine Blase verlassen kann ohne sich einer Hexenjagd auszusetzen. Und über allem trohnt sowas wie habeck, baerbock und jetzt merz. Wohl bekomm´s !
Habeck, Baerbock und jetzt Merz, sind nur Teil der Funktionselite, wobei 2 der genannten Protagonisten ihren Zenit schon längst überschritten haben.
Es geht hier um die gesamte westliche Erzählung, respektive die westliche Lebensweise, die uns alle durch den unhinterfragten kapitalistischen Verwertungsprozess wohl tief in den Abgrund reißen wird.
es geht nur noch um Wachstum und Profit und das um jeden Preis.
Einfach, weil dieses System zyklisch immer, durch Inflation, Krieg, und veramung der Bevölkerung einen Reset braucht.
Luisa: (Faschismus) „die UN-Empfindlichkeit von Anderen verlangt wird, während man selbst zu den Übermenschen gehört, die gewissermaßen sakrosankt sind.“
Und als Gegen-Pol die Über-Empfindlichen, die diese Über-Empfindlichkeit auch von anderen verlangen, sich selbst sehen sie als moralische „Übermenschen“, „die gewissermaßen sakrosankt sind“.
Beides hat autoritären Charakter mit einer „Heilsbotschaft“ in Bezug zu „Empfindlichkeit“. Faschismus umfassender als eine Ideologie mit Negation von Empfindungen; die Überempfindlichen lediglich moralisierend. Aber was noch nicht ist, das kann ja noch werden – eine Ideologie der Empfindlichkeiten, kann ich mir als eine Abart des Liberalismus (mit seiner Individualisierung) gut vorstellen, dass linksliberale Ideologen eifrig daran arbeiten. Die gesellschaftliche Funktion dieser neuen Ideologie könnte Religionsersatz sein. Die Tendenz dahin ist schon erkennbar.
Da haben Sie mir glatt einen Gedanken voraus ! Soweit war ich noch gar nicht mit meiner Wahrnehmung….
Klar doch, die Schneeflöckchen als neue faschistische Elite, Eintritt nur als geborener Narzißt und Soziopath.
Gekränktsein und Beleidigtsein als Waffe. Am besten als Dauerzustand. Von dieser Sorte gibt es so einige Leute.
Die meisten davon wollen sich dadurch von jeglicher berechtigter Kritik an Ihnen schützen und sie von vornherein abwehren.
Es gibt Leute, die tragen eine Art Dauergekränktsein -und Beleidigtsein wie eine Art Monstranz vor sich her:
Kommt mir bloß nicht zunahe.
Gleichzeitig kränken und beleidigen sie andere, wie es ihnen gerade in den Kram passt.
Ich kann solche Leute nicht ausstehen, aber es gibt sie nun mal, und es werden nicht weniger.
Seit Anfang der 80er es mit der „Political-Correctness“ begonnen hat, sind wir ein Volk von Weicheiern geworden!
Es gilt weiterhin, wer Vögeln will sollte freundlich sein, ansonsten, immer schön den Finger in die Wunde legen.
Und, wer das alles nicht will, der wählt eben rechts, so ist es gewollt.
Die begriffliche Gleichsetzung von Diskriminierung im öffentlichen Handeln (durch den Staat und seine Vertreter) einerseits und im privaten Handeln andererseits ist eine Erfindung der akademischen „Linken“ im Gefolge von 1968, scheint mir, und auch verwoben mit dem postmodernen Diskurs, für den das Private politisch und das Politische privat ist – eine ursprünglich vielleicht mal progressiv gemeinte Sichtweise (Stichwort Misshandlungen in der Familie bspw.), der alle Zensurfans sicher freudig zustimmen würden.
Das Problem ist dabei für mich auch weniger, dass man abschätzige Rede über Andere beobachten kann, als dass man schnell verurteilt und die „Täter“ nicht als grundsätzlich lernfähige Mitmenschen zu betrachten scheint, bei denen es eigentlich genügen müsste, ihnen zu sagen, was einem aufstößt.
Gerichte werden so zu einem Pranger und für die Ahndung von etwas missbraucht, das nichts weiter ist als schlechtes Benehmen im privaten Umgang. Wie in Bezug auf in Gesetzgebung eingehende Sprachregelungen scheinen mir hier Politik und Justiz etwas gesetzlich zu regeln zu versuchen, was gar nicht regelbar ist, weil es um unscheinbare Aspekte alltäglichen Verhaltens geht, die kein Mensch bei sich selbst völlig kontrollieren kann. Das gilt insbesondere für die Fantasie, die man aufbringen müsste, um sich alle Menschen vorzustellen, die durch das, was man sagen möchte, beleidigt sein könnten. Jeder Versuch, eine derart überbordende Vorsicht im alltäglichen Handeln per Gesetz wirklich durchzusetzen, würde vermutlich zu allgemeinem Schweigen führen, oder eben nur den besonders darin Trainierten das sorglose öffentliche Reden gestatten, also den akademischen „Linken“, die ohnehin schon dominieren. Darum gehts ja auch eigentlich.
@ Ralf
Guter Kommentar (in der Tendenz). Danke.
Nur wer fest in einer sprachlich gefestigten, einfältigen Gedanken-Blase gefangen ist und bleibt, kann mittlerweile Missverständnisse ausserhalb seines selbstgewählten Kommunikationsghettos vermeiden.
PC-Credo: Spalte, isoliere, grenze aus, herrsche!
= communication breakdown
https://m.youtube.com/watch?v=2atkj_KWLl0&list=RD2atkj_KWLl0&start_radio=1&pp=ygUkY29tbXVuaWNhdGlvbiBicmVha2Rvd24gbGVkIHplcHBlbGluoAcB
Danke, und auch für den Led Zeppelin-Link, auch wenn ich denke, dass der communication breakdown, von dem der Song handelt, andere Ursachen hat – ist halt Rock’n’Roll. 😉
„Die begriffliche Gleichsetzung von Diskriminierung im öffentlichen Handeln (durch den Staat und seine Vertreter) einerseits und im privaten Handeln andererseits ist eine Erfindung der akademischen „Linken“ im Gefolge von 1968, scheint mir, und auch verwoben mit dem postmodernen Diskurs, für den das Private politisch und das Politische privat ist – eine ursprünglich vielleicht mal progressiv gemeinte Sichtweise (Stichwort Misshandlungen in der Familie bspw.), der alle Zensurfans sicher freudig zustimmen würden.“
Dazu merke ich als 1968 noch nicht ganz erwachsene Autonome Aktivistin an: Auch unter 68ern lassen sich Idealisten und Materialisten unterscheiden. Da fast alle Menschen beide Komponenten aufweisen, müssen sie sich im politischen Sektor irgendwann einmal entscheiden, was ihnen lieber, wichtiger ist. Da Moral im allgemeinen weniger Sachkenntnis erfordert, sind mir Materialisten lieber.
Wird der ÖRR-Zwangsgebührenzahler nicht permanent, nicht jede Stunde fast gekränkt, beleidigt, missachtet ohne jegliches Recht auf ‚Selbstverteidigung‘? Wie ein ‚Höchstes Gericht’ in diesem Lande gerade per Verlautbarung ‚entschieden hat‘, darf er nicht mal die Gebührenzahlung verweigern. Dazu müßte er nachweisen können, dass … nein, es ist nicht zu fassen, was da mal wieder …
Vor ein paar Tagen war für die vornehmlich in der ersten Reihe – irgendwo im HeuteJournal oder in den Tagesgthemen – ein gewisser John Bolton als Kekspeeerte präsentiert worden. Als ehemaliger Sicherheitsberater von ‚Donald T. Trump‘ hätte er ja bestimmt einiges zu vermelden. Nun, in der Zwischenzeit ist aus dem Schnauzbart ja ein gnadenloser Kritiker mutiert, wohl auch, weil gekränkl&beleidigt. Die Frage sei dann doch erlaubt, ob das Erste oder Zweite Deutsche Staatsfernsehen uns deswegen sowas antun darf bzw. muß? Wir haben ihn doch lange genug geniessen dürfen, als er noch in Amt und Würden war.
Gerade eben ist mir anderswo was untergekommen, das den Auftritt von Mister Bolton im dann doch etwas konterkariert. Voila, das Imperium bzw. Imperator schlägt – Surprise, surprise – zurück:
„Am Donnerstag wurde John Bolton wegen Weitergabe geheimer Dokumente angeklagt. Hier ist, was er vor 15 Jahren über Chelsea (ehemals Bradley) Manning gesagt hat, die dasselbe getan hat:
Frage: Was halten Sie von Bradley Manning?
Bolton: Ich denke, er hat Verrat begangen. Ich denke, er sollte mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.
Frage: Was bedeutet das?
Bolton: Nun, Hochverrat ist das einzige Verbrechen, das in unserer Verfassung definiert ist. Dort heißt es, dass Hochverrat nur darin besteht, Krieg gegen die Vereinigten Staaten zu führen oder sich ihren Feinden anzuschließen und ihnen Hilfe und Beistand zu leisten. Und er hat unseren Feinden viel Hilfe und Beistand geleistet.
Frage: Was sollte also mit ihm geschehen?
Bolton: Er sollte strafrechtlich verfolgt werden, und wenn er für schuldig befunden wird, sollte er mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.
Frage: Und wie sieht diese Strafe aus?
Bolton: Der Tod.
Frage: Sie meinen, er sollte getötet werden?
Bolton: Ja.“
(Aus: https://www.counterpunch.org/2025/10/17/roaming-charges-aspirations-to-omnipotence/)
Aber warum denn nur durfte dieser Hotzplotz Bolton denn – nicht zum ersten Mal – als Top-Experte bei den Slomkas, Hayalis, Illners, Maischbergers und etliche Andere – zu unser aller Bestem auftreten? Keine Ahnung? Doch, doch: gestern hieß es noch auf dem eNTenkanal wie folgt: „…Bolton kritisierte Trump erst kürzlich wieder wegen dessen Umgang mit Kremlchef Wladimir Putin im Ukraine-Krieg…“ Wohl nicht ganz up-to-date der Herr und die SchreiberlingerInnen die Stuhlrunden-Täterinnen.
Man bedenke: Alle die gegen Putin sind, sind gute Experten! Alles für Deutschland, also … stopp… das geht ja gar nicht. Nun, meine bzw. unsere angeblich unantastbare ‚Würde‘ – zumindest als Gebührenzahler – ist dennoch missachtet, gekränkt per solcherlei ‚Provokationen‘.
ALLES NUR WIDERLICH !
Warum so einer bei den Slomkas, Hayalis, Illners, Maischbergers und etliche Andere – zu unser aller Bestem auftreten“ kann, kann ich Dir sagen.
Weil die herrschende Klasse jeden töten will, der aus der Reihe tanzt.
Und die oben genannten, die Funktionselite der herrschenden Klasse darstellt.
„Nie wieder soll von deutschem Boden ein Satz ausgehen dürfen, der das Zeug dazu hat, andere Menschen zu verletzen.“ – Krieg aber schon. Was sind schon abgerissene Gliedmaßen gegen eine „Kränkung“.
Diese Leute sind krank, schwer krank…
Und es ist ein Genuss, den sich jede/r unabhängig vom Geldbeutel im Überfluss leisten kann – und so wird es dann auch getan…
Und ich denke, Lapuente hat recht, wenn er sagt, gekränkt Sein ist eine Entscheidung: Ich gebe dem/der Kränkenden eine Macht, die eigentlich nicht vorhanden ist. Und sie kann einfach wieder entzogen werden.
Vorhin frisch bei der sportschau reingekommen, ein Musterbeispiel für diese Denke:
https://www.sportschau.de/fussball/gewalt-gegen-frauen-nicht-der-rede-wert,kommentar-bayern-boateng-100.html
„Jetzt könnte man argumentieren, dass Jérôme Boateng nicht vorbestraft ist. Dass er zwar wegen häuslicher Gewalt zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, die Strafe aber unterhalb der Grenze blieb, bei der eine Vorstrafe eingetragen wird. Und natürlich sollte niemand vorverurteilt werden und jeder die Chance haben, sich zu rehabilitieren. Diese Chance hat Jérôme Boateng aber nicht genutzt. Stattdessen hat er noch im April gemeinsam mit Rammstein-Sänger Till Lindemann für ein Foto posiert und dieses auf Instagram geteilt.“
„Und da stellt sich dann schon die Frage: Ist jemand mit dieser Vorgeschichte geeignet, Jugendliche auszubilden? Denn es geht ja nicht nur um den Fußball. Trainerinnen und Trainer sollen auch Menschen sein, an denen sich Kinder und Jugendliche orientieren können.
Zudem gilt die Trainerlizenz ja auch für den Leistungssport der Mädchen und Frauen. Wie würde es denen eigentlich gehen mit einem Trainer Jérôme Boateng? Würden die sich gut aufgehoben fühlen? Hätten die vielleicht aufgrund seiner Vorgeschichte Vorbehalte gegen den Trainer – oder gar Angst, ihn durch ihr Verhalten zu provozieren? Angst angeschrien und gedemütigt zu werden? Und wäre das für den Bayerischen Fußballverband und den Fußball allgemein tragbar?“
Dazu aus https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A9r%C3%B4me_Boateng:
„Das nun wieder zuständige Landgericht München I schloss das Verfahren im Juni 2024 mit einer Verwarnung mit Strafvorbehalt wegen vorsätzlicher Körperverletzung ab. Boateng musste 100.000 Euro an zwei gemeinnützige Einrichtungen für Kinder zahlen; falls er gegen die Auflagen der Verwarnung verstoßen sollte, müsste er 200.000 Euro Strafe zahlen. Die Vorsitzende Richterin hob hervor, es sei nichts von den Vorwürfen übrig geblieben, dass Boateng „ein notorischer Frauenschläger“ sei. Boateng gilt damit nicht als vorbestraft.“
In einem freiheitlichen Staat mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung darf ich selbst entscheiden, wen ich mag, bzw. wen ich verachte. Ich darf verachten, wen immer ich will und es diesem auch sagen. (Sogar Regierungsmitgliedern.)
Es sind autoritäre Staaten, die einem vorschreiben wollen, wen man zu mögen hat (Regierungsmitglieder zum Beispiel), bzw. wen man verachten muss (die vermeintlichen oder tatsächlichen Feinde des Staates zum Beispiel).
Da Gedanken bekanntlich frei sind und nur ihre Äußerung verfolgt werden kann, ist es daher das Ziel, die Äußerung politisch nicht gewünschter Gedanken mit der Moralkeule zu unterbinden.
Das Postulat, man dürfe nicht sagen, was andere kränke, ist in meinen Augen ein autoritärer Angriff auf das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.
Und wer das nicht so sehen will, dem sei gern noch ein herzliches „Ich verachte dich!“ mit auf den Weg gegeben.
[+++]
Das Problem tritt vor allem in den selbsternannten „arischen“ Staaten auf. Deutschland, England, Frankreich, Niederlande, Skandinavien und den USA – ich bin fest davon überzeugt, dass auch hier das Faschismusgen eine große Rolle spielt. Es hat schon seinen Grund, warum es selbst in der europäischen Peripherie, Polen, Spanien, Italien, usw. kaum verbreitet ist und im Rest der Welt komplett unbekannt ist. Nehmen wir es wie es ist – die Leute in den Arier-Staaten haben ein Problem – psychologisch oder genetisch. Da ich das aber bei Leuten mit Migrationshintergrund nie bemerkt habe, würde ich es für ein genetisches Problem halten. Zum Glück stirbt das Gen mit diesen Menschen zusammen allmählich aus.
Beim Barte des Propheten, was für ein Unfug. Gerade die “ Nichtarier“ mit nahöstlichen Migrationsvordergrund neigen massiv zum Beleidigtsein, und das nicht nur aus religiösen Gründen. Die Freude über das Aussterben der „Arier“ , inkl. deren Gene dürfte allerdings behandlungsbedürftig sein. Als Therapie empfehle ich einen Wohnortwechsel nach Pakistan oder Haiti, da werden Sie geholfen.
a so a schmarn……..
preißen keena sched a no bleedln und deppert ratsch
s gresste problem is das oi fui zfui gfui ham und letscherde hosnbisla san
oizam zipflklatscher
Andrew Onuegbu ist Wirt in Kiel , Er hat nigerianische Wurzeln und dementsprechend dunkle Hautfarbe.
Sein Restaurant hat er mit voller Absicht „zum Mohrenkopf“ genannt.
Er sagt , der Satz „Hier kocht der Mohr“ war früher ein Qualitätsmerkmal.
In einem Interview hat er mal einen, wie ich finde sehr wichtigen Punkt genannt:. die Weissen mögen doch bitte aufhören,
den Schwarzen vorzuschreiben , wovon sie sich verletzt zu fühlen haben.
Oft ist es nicht so, dass bestimmte Personen von etwas gekränkt sind.
Sondern es sind Leute die sich überlegen , wo man was rauspicken und verbieten kann, dass ihrer Meinung nach andere kränken könnte. Das machen sie mit großer Akribie und Intensität und schlechtem Willen. Sie suchen sich ein wort dass sie verbieten wollen raus, und unterstellen allen die dieses Wort benutzen dass schlechtteste.
Grotesk find ich auch das Theater um angeblichen Rassismus in Fussballstadien. Grade heute wo schon fast jede Dorfmannschaft mindestens 1-2 dunkelhäutige Spieler hat.
Wenn irgend ein Idiot von den Rängen schreit : du Affe , werden Spiele abgebrochen. Macht man das auch, wenn einer schreit: spiel doch ab, du blöder Sack?
Es mag Pakistaner geben, die Frauen vergewaltigen. Daraus zu schlussfolgern, dass alle Pakistaner…. ihr wisst wie der Satz weitergeht….ist Rassismus.
Mich stört auch, dass ich als Mann vielfach diskriminiert werde. Dann fahre ich in ein Parkhaus und da steht „Frauenparkplatz“ mit der pauschalisierenden Begründung „weil Männer Frauen belästigen“ (um jenen vorzugreifen, die sagen „ist doch so“…. nein ist es nicht, nicht jeder Annäherunsversuch ist gleich eine Belästigung, sowie diese Pauschalisierung grundsätzlich falsch ist), also „kränken“ (das übrigens – wie bei regulären Rassisten auch nicht anders – noch bevor etwas passiert ist). Es ist das Äquivalent zu „Parkplatz nur für Weiße“. Sollte das strafbar sein? Nein! Das ist ein gesellschaftliches Problem.
Ich fürchte bzw sehe bereits, dass bei diesem Thema eine ganze Menge durcheinander geworfen wird, was auch den konstruktiven, diskursiven Umgang damit erschwert.
Das Parkplatz-Beispiel zeigt doch, dass da auch eine Menge mit zweierlei Maß gemessen wird. Nicht zu gendern wird als Kränkung betrachtet, nicht aber mir anzudichten, dass ich ein böser Mensch sei, wenn ich Sprache so benutze, wie sie mir kulturell überliefert wurde.
Anderes Beispiel: einen biologischen Mann als Mann bezeichnen, obwohl er bzw es sich als Frau sieht, kann heutzutage auch eine strafbare Kränkung sein. Nun…. als solch ein Etwas – Frau, Mann oder Beides gleichzeitig – eine biologische Frau vermöbeln in einer sportlichen Disziplin soll demnach nicht „kränkend“ sein?
Es geht gar nicht um die Kränkung, sondern um Macht, Macht und Unterwerfung, Unterdrückung…. wenn Du wem jederzeit eine strafbare Kränkung andichten kannst…..dann hast Du diesen in der Hand…. Und was macht das mit einer Gesellschaft? In meinen Augen ist so eine Gesellschaft hochgradig toxisch, am Ende nicht überlebensfähig.
Als ob wir keine anderen Probleme hätten, zB den staatlich abgesegneten Völkermord von Gaza. Da geht es nicht um das Ablenkungs- und Spaltungsthema „Kränkung“.. Da geht es um handfeste Verbrechen, die seit Jahrhunderten systemimmanent für den „Westen“ bzw Europa sind. Das will man nicht angehen….sondern mit Gendersternchen davon und anderen echten Themen ablenken.