Jupiter und die Ochsen

Bauernprotest
Z6ehswhha5HGRTd, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

 

Die Blockade von Schlüttsiel sorgt medial für einen Aufschrei der Empörung. So schrill, so erwartbar. Ein paar Gedanken zum anti-systemischen Protest.

Das Jahr ist noch jung, aber im politischen Berlin herrscht bereits wieder helle Aufregung. Das Rauschen im Blätterwald geriet binnen Stunden zum Dröhnen, der Sturm im Twitterglas erreichte Orkanstärke. Das lyrische Ich im Wirtschaftsministerium – pardon – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war blockiert worden. Nicht stilecht von Klimaklebern auf der Ringstraße, sondern von ein paar Dutzend Bauern auf einem Fähranleger in der schleswigschen Provinz. Ein Schiff durfte nicht kommen. Erst zur Geisterstunde gelangte der Super-Minister wieder an Land. Um Himmels willen!

Die nordfriesischen Dörfler sind amtsbekannte Revoluzzer. Bereits Hauke Haiens Deichplanungen sollen bei so einigen nicht gerade auf Zustimmung gestoßen sein. Später züchteten örtliche Bauern das dänische Protestschwein. Heuer hatten sie statt Säuen bloß ihre Traktoren dabei. Aber Habeck – oder seine Leibwächter – wollten trotzdem nur drei zur Audienz vorlassen. Sicher ist sicher, schließlich hat bereits Martin Luther vor dem aufrührerischen Landvolk gewarnt. Doch die Situation eskalierte, wie es im Jugendjargon so schön heißt. RT-Deutsch mochte zwar nur „lautstarke Sprechchöre und andere demonstrationstypische Unmutsäußerungen“ bemerkt haben. Gewalt sei nicht im Spiel gewesen. Aber was weiß schon der russische Feindsender. Den deutschen Leidmedien zufolge changierte die Lage irgendwo zwischen Sturm auf die Bastille, Vitalienbrüdern 4.0 und Meuterei auf der Bounty. Fluch der Karibik an der Waterkant. Ohne Johnny – aber mit Depp(en). Der Geschäftsführer der Reederei durfte den dramatischen Augenblick des Ablegens schildern: „Es war keine Minute zu spät, sonst wäre der Mob an Bord gewesen“.

Der „Kartoffel-Mob“, um genau zu sein, wie Nikolaus Blome ihn taufte. Die „Meute“, „Nazi-Bauern“, und potentiellen Brunnenvergifter um noch genauer zu sein. Eine Debatte ohne antisemitische Sager und Nazivergleiche bleibt in Deutschland eine verlorene Debatte. Hierzulande misst man weiter alles in Hitler. Weswegen auch der aktuell „neueste Hitler“ natürlich nicht fehlen durfte – der Protest sei nämlich angeheizt worden „von extrem Rechten u. Putin Fans“ wie Konstantin von Notz sogleich kundtat. Der lange Arm des Kremls reicht sogar bis nach Schlüttsiel, Perle des Nordens. Und die Gegend war sowieso schon immer ein braunes Loch.

Der Moment der Asebie

Warum reagierten Medien und Politik mit solcher Verve? Treckerproteste, auch ruppigere, sind nun wahrlich kein neues Phänomen. In den Niederlanden machte die BoerBurgerBeweging in den letzten Jahren von sich reden, in Frankreich kippen die Bauern regelmäßig Mist vor die Mairie, selbst in Berlin soll es schon vorgekommen sein, wenn nicht gleich mit Kuh und Kegel aufmarschiert wird. Auch Politiker sind schon weitaus heftiger angegangen worden. Helmut Kohl trafen in Halle die Eier, nachdem er den frisch einverleibten Ostländern statt blühenden Landschaften lediglich Treuhand und Aderlass gebracht hatte. Kurt Georg Kiesinger bekam die antifaschistische Schelle Beate Klarsfelds zu spüren. Und Björn Höcke eine mehr als hinterfragungswürdige Bauaktion konformistischer Berufsaktivisten, die regelmäßig mit so zweifelhaften wie systemfreundlichen Happenings von sich reden machen. Habecks verhageltes Urlaubsende war somit gewiss nicht der erste Protest mit Übergriff ins Private. Aber warum hat sich jetzt wieder jeder in Verurteilung zu ergehen und pflichtschuldig zu distanzieren? (Der Verfasser wohnt knapp tausend Kilometer von Schlüttsiel entfernt und ist kein Landwirt – reicht das oder muss er sich vom Dorfbüttel bestätigen lassen nicht mit der Forke in der Hand zu tippen?)

Des Rätsels Lösung ist recht trivial: Robert der Außerfriesische ist für große Teile der bourgeoisie bohémienne und angeschlossene Rundfunkhäuser ein Übervater. Ein Gott. Emmanuel Macron beschrieb sich einst als Jupiter und schwebte auch sonst gern über den Niederungen des Volkes. Habeck, der sich gerne als Anti-Politiker inszeniert, mag solche Titel vielleicht nicht annehmen. Aber die an seinem Rockzipfel hängende Journaille von taz bis FAZ himmelt ihn bis heute als ihren Optimus Maximus an. Gehen Sie einfach mal die Elogen und Porträts der letzten Jahre durch – Liebesbriefe von Boygroup-Girlies klingen dagegen wie trocken-rationale Sachstandsanalysen.

Doch wie die Girlies empört aufschreien, wenn man eines ihrer Idole in Frage stellt, so laufen jene Edelfedern Sturm, wenn es um ihren Habeck geht. Weil er eben ihr Idol ist. Er mag zwar modisch nicht parkettsicher sein. Aber er ist doch so „gefühlvoll“, so „unkonventionell“. Ein „Erklärbär“ (noch so eine depperte Vokabel) und rhetorisch einfach brillant (solange man ihn nicht mit Fang- oder Rückfragen konfrontiert). Gut, inzwischen hat sich hier und da ein Schatten über das Götterbild gelegt – aber richtig ab ist sein Lack nicht. Ob fachliche Unkenntnis oder  Vetterleswirtschaft und Bespitzelung von Ministerialbeamten – man lässt es seinem Jupiter durchgehen. Er hatte es ja schwer. Die Krisen. Die Kinder. Und irgendwie und sowieso.

Deswegen war die Blockade von Schlüttsiel einerseits schlicht Frevelei. Gotteslästerung. In den Worten der alten Griechen: Asebie. Hier ist ein Heiliger befleckt, ein Sakrileg begangen worden. Bei anderen Übergriffen wird derlei Maß nicht angelegt. Als Sahra Wagenknecht eine Torte ins Gesicht geklatscht bekam, gab es keinen Sturm im Twitterglas, sondern mehr oder weniger offen zelebrierte Genugtuung. Nix da mit „sexualisierter Gewalt“ gegen eine junge, migrantisch-stämmige Ostdeutsche. Ähnlich als die Familie des thüringischen Kurzzeitministerpräsidenten Kemmerich nach seiner Wahl 2020 bedroht und bespuckt worden war. Beide sind eben nicht Teil des deutschen Politiker-Olymps, sondern nur Widergänger aus dem Tartaros.

Der Moment des Zorns

Jupiter gegenüber standen laut Aussagen von Überlebenden mehr oder weniger kräftige Männer. Stinkende, behaarte Kerle in Warnwesten und Funktionsjacken. Brüllende Stiernacken. Die Ochsen. Im Sport mag man sie in der Abwehr schätzen, dem politik-medialen Betrieb gelten sie als nicht satisfaktionsfähig. Wütende, weiße alte Männer haben draußen zu bleiben. Sie sind, in den Worten des früheren Pop-Beauftragen Sigmar G., Pack, was sich da rumtreibt.

Doch warum trieb sich das „Pack“ da eigentlich herum? Warum brüllten die „Ochsen“ so wütend? Die Hintergründe der Bauernproteste sind wohlbekannt. Das jahrzehntelangen Sterben der Höfe – in den letzten fünfzehn Jahren war es EU-weit mehr als jeder dritte Betrieb. Der zunehmende Druck durch Bürokratie, Preise, Aktivisten, Agrarkonzerne und andere Stressoren in einer Branche, in der es ohnehin naturgemäß weder geregelte Arbeitszeiten noch Planungssicherheit gibt. Und eben der Blick auf die Zukunft oder Damoklesschwerter wie die anrollenden EU-Freihandelsabkommen – im benachbarten Ausland haben jene schon weit heftigere Reaktionen hervorgerufen. Es ist die Gesamtlage, die den Betroffenen unter den Nägeln brennt, die sie frustriert und empört. Denn hier geht es sprichwörtlich um das Existenzielle. Wie der Sozialstaat, die Arbeiterkultur oder die Freiheitsrechte stirbt auch die bäuerliche Welt ihren Tod auf Raten. Die jüngsten Streichungspläne aus Berlin waren da nur der Tropfen, der das Fass (mal wieder) zum Überlaufen brachte.

Doch sind diese Themen nicht sonderlich angesagt. Denn auch bei Protesten wird medial fein säuberlich zwischen dem Demo-Olymp und den Schergen aus der Unterwelt differenziert. Den Klimaklebern gesteht das Establishment seine Übergriffigkeit zu. Man hat Verständnis für ihre Übertritte. Die Demonstranten sind überwiegend jung, akademisiert und bunt. Obendrein stammen sie aus derselben Schicht wie die Eliten, sind häufig deren Kinder. Und sie seien ja so besorgt um das Schicksal des Planeten, wollten die Welt erretten und von der drohenden Apokalypse erlösen. In einer atheistischen Gesellschaft ist letzteres bedeutsam – trägt die Klimabewegung doch unzweifelhaft Züge einer Heils- und Erweckungsbewegung. Sie ist – gerade auch bei gewissen Elitenteilen – ein verbreitetes Religionssurrogat, welches das Bedürfnis der Gläubigen nach Offenbarung und Spiritualität befriedigt. Und wie die Habecks und Thunbergs (bis zu ihrem Palästina-Sager) die Heiligen jener Gemeinschaft darstellen, verkörpern die Klimakleber ihre sprichwörtlichen Märtyrer. Die natürlich auch über das Ziel hinausschießen oder (strafrechtliche) Verfolgung erleiden können. Aber das ist bei Märtyrern ja nichts Neues und ändert prinzipiell nichts an der Reine der restlichen Lehre oder dem Gutsein ihres Glaubens(kampfes).

Die „Lidl-Bauern“ (Zitat Habeck) dagegen stehen für das Profane, Unheilige, Gestrige. Sie versprühen fortwährend Glyphosat und Gülle, haben die „notwendigen Modernisierungen“ und die Umstellung auf Bio immer noch nicht auf die Reihe bekommen und betanken ihre Trecker weiterhin mit Diesel statt mit Solarstrom. Sie haben nicht studiert, oder wenn, ist’s auch egal, auf dem Hof wird meistens nicht gegendert und ihr Protest ist irgendwie „rechts-offen“. Kurzum: Es protestieren die falschen Leute mit den falschen Themen. Es ist eben etwas völlig anderes, wenn Heilige Autobahnen blockieren, Leute nötigen oder irgendwelche Objekte mit Farbe beschmieren als wenn der „Kartoffelmob“ dies macht. Wobei der einstweilen noch gar nicht auf die Idee gekommen ist das Brandenburger Tor mit Jauche zu besprühen. Aber gemäß der systemischen Logik wäre es ein weiteres Sakrileg, wenn die Ochsen so handelten oder auf den Reichstag kletterten beziehungsweise eine Politikerrede sprengten. Lateiner pflegen zu sagen: Quod licet Iovi, non licet bovi. Orwell schrieb schlicht: Manche sind gleicher als andere.

Der Moment des Risses

Aber es gibt bei dieser Geschichte noch einen tieferen Aspekt. Geschlecht, Alter, Herkunft und Beruf der Demonstranten sind nur von nachgeordnetem Belang. Der alte, weiße Bauersmann ist längst mehr Zerr- als Feindbild. Ja selbst Anliegen, Religionsersatz und Militanz sind nicht der springende Punkt. Das eigentlich Störende an Schlüttsiel ist die Essenz dieses Protests. Denn es war eine spontan übers Netz organisierte Demo. Sie war nicht im Geringsten vom Bauernverband sanktioniert, dessen Präsident sich im Nachgang auch fleißig zu distanzieren suchte. Es handelte sich nicht um das so ritualisierte wie kanalisierte „Dampfablassen“, wie man es von ver.di-Streiks oder DBV-Protesten kennt. Der handelsübliche Druckabbau, bevor die Mitglieder die nächsten Kröten zu schlucken bekommen. Die Bauern in Schlüttsiel waren keine Ackermillionäre oder Hühnerkaiser. Sie wollten nicht bloß ein wenig die Subventionsschraube zurückdrehen oder ein paar Goodies abholen. Sie wollten an die Wurzel ran und darum konfrontierten sie die herrschende Macht. Ihr Protestakt hatte somit eine erhebliche anti-systemische Schlagseite. Er war roh, unverblümt und radikal – denn er ging an das Wesen des Ganzen, eben an die Wurzel. Wie weiland so manch unautorisierte Aktion während des längst vergessenen Milch-Streiks. Oder wie die Gelbwesten-Lager auf den Verkehrskreiseln.

Momente wie Schlüttsiel oder die Kreisel stellen eine Ruptur dar. Einen Moment des Risses, an dem – wenn auch nur für einen Augenblick – das Andere Einzug in die Debatte erhält. An dem deutlich wird, dass die Gesellschaft – das ganze System – nicht funktioniert, das holde Trugbild zerplatzt wie eine Seifenblase und die Ungehörten, die Anderen, ihre Stimme erheben. Es ist ein anti-systemischer Moment, kein betreutes Protestieren. Diejenigen, die seit Jahrzehnten den Schikanen und der Militanz der herrschenden Klasse ausgesetzt sind, agieren eigenständig, werfen den Bettel hin und sagen laut: „Es reicht!“. Und das schmerzt die Adressierten. Ihre Welt droht aus den Fugen zu geraten.

Denn in der sedierten, eingeebneten Gegenwart, der Palliativgesellschaft, sind Reibung und Schmerz unerwünscht. Sie gelten nicht mehr als Möglichkeit zu Erfahrung und Austausch – und das schließt die politische Ebene mit ein. Aus den Fugen geraten ist nicht vorgesehen. Die Leute sollen arbeiten gehen, während ringsum der Pegel steigt. Sie sollen bitteschön zivilisiert bleiben, während die herrschenden Götter ein Maß an Unzivilisiertheit, Unkontrolliertheit und Radikalität an den Tag legen, das längst keine roten Linien mehr kennt. Und sie sollen gefälligst abrüsten, während fleißig aufgerüstet und beständig neue Geschütze gegen sie in Stellung gebracht werden. Kurzum: Die Ochsen sollen schlucken, ihr Joch ertragen oder sich allenfalls bei ritualisierten Latschmärschen einreihen. „Maske auf und Fresse halten“ bleibt der Refrain der Gegenwart.

Der Schmerz der Ruptur erinnert nun daran, dass es Alternativen zu diesem Heute gibt. Dass ein anderes Land möglich wäre. Und dass große Teile der Bevölkerung für diesen Systemwechsel begeistert werden könnten. Aus diesem Grund muss der Schmerz aus Elitensicht sofort gestoppt und der Andere als Feind zum Verschwinden gebracht werden. Die Proteste der Anderen zu ersticken bevor sie echten Gelbwesten- oder gar Revolutionscharakter annehmen. Deswegen bekommen die Ochsen sogleich ihr offiziöses Brandzeichen („rechts“) während die Polizei das Trecker-Entsperren übt. Und die mediale Kureten-Schar schließt die Reihen um Jupiter.

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53 Kommentare

  1. Hammer und Sichel,
    die Traktorist*Innen (Bauer) und der Kartoffelmob (Arbeiter)

    kann mich noch an die Kanadischen Trucker mit ihrem “Freedom Convoy” erinnern, der mit aller Härte von der Staatsmacht beendet wurde.

    1. Daß Streikrecht gehört genauso, wie daß Demonstrationsrecht zu einer Demokratie, siehe auch in das Grundgesetz und in die Landesverfassungen der einzelnen Länder der Bundesrepublik Deutschland. Daß Streikrecht und daß Demonstrationsrecht sind damit, verschiedenen Bestandteile einer Funktionierenden Demokratie.

  2. Lieber Altlandrebell
    Chapeau! Sie und Roberto de Lapuente bringen alles mit, was einem journalistisch anspruchsvollen Magazin intellektuellen Glanz verleiht: Wissen, Beobachtungsgabe, Scharfsinn, Präzision, Eloquenz, Stil, Witz, Menschlichkeit.
    Mit solchen Beiträgen macht sich das Overton Magazin unsterblich!

    1. Das unterschreibe ich 🙂

      Man kann nur hoffen, dass das Beispiel Schüttsiel ein Präzedenzfall ist und eine Vorlage für viele weitere ähnliche Aktionen gegen die bürgerverachtende Politik in Berlin und Brüssel!

  3. Die MSM sind die eine Seite, der denkende Bürger die andere. Ich konnte und kann als Mensch mit mittlerem IQ an Habeck nichts, aber auch gar nichts, gut finden. Seine Reden untermauert er stets mit Kopfnicken, als ob er einem 3-jährigem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest und zum Ausdruck bringen will, dass alles, was er sagt, richtig ist und Zweifel nicht geduldet werden. Solche Menschen sind mir von Natur aus suspekt. Ob die Verhinderung seiner Landung humaitär korrekt war oder nicht, ist für mich deshalb nebensächlich, weil er für mich ein unehrlicher Prophet ist. Selbst dieses Szenario hebt ihn wieder für seine Anhänger als Held in die Medien. Besser wäre, man würde von dieser Sorte Mensch gar nichts mehr sehen oder hören.

    1. “Ob die Verhinderung seiner Landung humaitär korrekt war oder nicht, ist für mich deshalb nebensächlich,”

      Die Politiker sind abgeschirmt, verschanzen sich hinter unzugänglichen Palisaden.
      Das gibt den Politikern offenbar das Gefühl, dass sie einfach alles machen können, ohne je Konsequenzen befüürchten zu müssen – und angesichts der Pensionen, welche ihnen auch nach einer Nicht-Wiederwahl winken, ist auch dies keine wirkliche Konsequenz.

      Und die Bürger sind – in diesem Sinne – machtlos, ungehört, ignoriert, wenn nicht sogar heruntergeputzt und verächtlich gemacht.

      Das ist besonders bei Entscheiden von allergrösster Tragweite stossend, und von daher ist es sehr zu begrüssen, wenn Politiker eindringlich zu spüren bekommen, wenn Ihre Entscheide grossen Teilen des Landes schaden und darum eine grosse Empörung auslösen.

      Früher (im guten alten Mittelalter) hätte man solche Leute auch durchaus mit Knüppeln belehrt oder sogar geteert und gefedert und aus der Landschaft verjagt.
      Schade, konnte diese Tradition nicht aufrechterhalten werden, eine Menge Inkompetenz wäre da vorzeitig abgestoppt, vom Regieren abgehalten worden.

    2. In letzter Zeit ist ganz oft zu
      hören, dass Radio-Moderatorin-nen in ihren Interviews ein zu –
      stimmendes “mmh” verwenden,
      um Aussagen zu bekräftigen –
      im Sinne: ja, genau so ist es =
      ein subtiler Versuch der Beein- flussung. Sie sagen es ja auch, sie sind dazu da, Nachrichten einzuordnen = damit die Hörer wissen, was sie zu glauben haben.

  4. @ Altlandrebell
    Hut ab, so ich denn einen hätte.
    Grandios!
    Auch die sorgsam eingestreuten Spitzen, Stacheln und Anspielungen, soweit von mir erkannt, sind ein Genuß.
    Danke sehr für Ihre Zeit und Mühe.

  5. Versehentlich hatte ich vor Lektüre des Artikels zuerst die Kommentarspalte angeklickt. Und da zeigte sich der Guaido Biland begeistert.

    Dachte mir: “Ein Text, der Guaido Biland mundet? Kann nur schlecht sein.”

    Doch weit gefehlt. Räschbeggt, Räschbeggt! Sehr kreativ und schön geschrieben.

    Gäbe aus revolutionärer Sicht zwar einiges zu kritisieren. Wolln aber zur Feier des Artikels heut mal die Kirche im Dorf und die Schäfchen im Trockenen lassen.

    Und dass der gelernte Springer-Schmierfink Blome bei seinen Nazi-Vergleichen selbst ein klassisch antisemitisches Klischee (“Brunnenvergifter”) bemüht, sollte im besten Deutschland aller Zeiten keinen mehr wundern.

    1. Freut mich, dass wir dieselben Qualitätsvorstellungen haben. Allerdings wundert es mich auch, denn wenn einer schon beim Abschreiben eines einfachen Klarnamens strauchelt, muss doch ein Handicap vorliegen, das seine Urteilskraft in Zweifel zieht. Aber vielleicht wars auch nur ein Tippfehler. Kann passieren. Schwamm drüber, Pfarrer Nulpe!

    2. @Pfarrer Nulpe:
      Du hast alles richtig gemacht. Man soll lange Texte auch lesen, wenn man sie für schlecht hält, bevor man sie gelesen hat.

      1. Danke Biland Guaido, ick habe Sie ooch lieb, ooch wennse mir vor lauter Froide mitn penetranten Duzen loslejen.

        Wetze schon die Tasten für Ihren nächsten Artikel. Da werden die Qualitätsvorstellungen wieder deutlich divergieren. Auge und Auge, Zahn um Zahn.

    3. @ Pfarrer Nolte

      Danke für Ihre Anmerkungen (und auch für Ihren lesenswerten Kommentar im heutigen Streik-Artikel).

      Kritisieren Sie ruhig noch aus revolutionärer Sicht, so Sie möchten oder Zeit haben. Konstruktive Anmerkungen sind bei mir immer gern gesehen. Und auch wenn wir komplett unterschiedlich ticken sollten – ich fänd’s nicht schlimm. Reibung belebt doch das Geschäft.

      Anmerken möchte ich ansonsten bloß, dass es nicht Blome war, der die Brunnenvergifter ins Spiel brachte. Den Sager habe ich dem verlinkten Kommentar von Joachim Müller-Jung in der FAZ entnommen. Verzeihen Sie bitte, wenn das missverständlich rüberkam.

      Gruß
      Altlandrebell

      1. @Altlandrebell

        Vielen Dank für die Klarstellung. Leider hatte ich es ja unterlassen, den Link anzuklicken und dadurch übersehen, dass Fazke Müller-Jung den Brunnen vergiftet hatte.

        Im Grunde ist es aber gleich, ob Müller-Jung oder gelernter Springer-Schmierfink: Der demokratisch-deutsche Einheiz-Leitartikel hat heutzutage einfach viele Väter.

        Wenn man also alle in einen Sack steckt, trifft man, wie echte Bauern wissen, immer den Richtigen. Bauer Mecke lässt grüßen.

        Und diese Sack-Strategie korrespondiert ja auch mit jener der Gegenseite, die Bauern als Nazis zu diffamieren. Nur dass die Strategie dort interessiert-verleumderisch ist und hier auf analytisch-wahrhaftigen Erkenntnissen beruht.

        Was Ihre Einladung betrifft, aus revolutionärer Sicht zu kritisieren, verspüre ich dagegen einigen Widerstand, weil ich den Artikel lieber so stehen lassen möchten.

        Daher nur einige kurze Anmerkungen dazu:

        Anders als Sie kann ich hier keinen “anti-systemischen Protest” erkennen, falls wir darunter denselben Sachverhalt verstehen.

        Die Bauern sind wütend und wollen, ja müssen protestieren. Ihr Protest bewegt sich aber himmelweit innerhalb des vom staatlichen Gewaltapparat zugelassenen, also völlig unschädlichen und unwirksamen (systemischen) Spektrums. Auch wenn die Meinungskundgabe den Schlozen und Habaerböcken nebst angeschlossenem Einheiz-Leitartikel augenscheinlich nicht gefällt.

        Mit “augenscheinlich” ist gemeint, dass er denen und dem staatlichen Gewaltapparat insofern sehr wohl gefällt, als diese unverbindliche bäuerliche Meinungskundgabe weiterhin unter der schönen Vokabel “Meinungsfreiheit” firmiert und die Herrschenden objektiv gar nicht dabei stört, die Bauern weiter zu strangulieren. Wäre der Protest anti-systemisch, würde, müsste er die Herrschenden stören und es gäbe vielmehr Kriminalisierungsversuche, Razzien, Strafverfolgung usw. gegen die Bauern (wobei keinesfalls behauptet werden soll, dass Kriminalisierung, Razzien, Strafverfolgung durch den staatlichen Gewaltapparat bereits einen eindeutigen Beleg für anti-systemische Aktivitäten darstellen).

        So aber bleibt es erstmal hauptsächlich bei Diffamierungen und Hetze gegen den Bauernprotest, also rein moralischer Abwertung. Vorläufig kann es auch dabei bleiben.

        Dass die Bauern nun “den Bettel hinwerfen” , sehe ich auch nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Als Beispiel mal Schlüttsiel. Wütende Bauer blockieren den Wirtschaftsminister. Wollen dem mal so richtig die Meinung geigen und Forderungen rüberreichen. Doch Habeck flüchtet.

        Dass die Bauern “den Bettel” gar nicht hinwerfen, sondern im Gegenteil als Bittsteller – wenn auch wütend und mit “Forderungen” – an Habeck herantreten, sieht man eben daran: Dass die Bauern sich an Habeck wenden und ihn damit und darin als gewalttätige Instanz über sich anerkennen, der, als Charaktermaske des Systems, nach seinen eigenen Kriterien bzw. den Erfordernisse des Kapitalstandortes über der Bauern Wohl und Wehe entscheidet, den Daumen hebt oder senkt.
        Darin ist wirklich nichts “anti-systemisches”.

        Und es ist dabei sogar völlig unerheblich, welchen Reim die Bauern sich auf Habecks Beschlüsse machen, ob die Bauern Habeck für einen vertrottelten Kinderbuchautor halten, der zu blöd ist, Insolvenz von einer Mistgabel zu unterscheiden ob die Bauern meinen, Habeck wäre von Joe Biden, Bill Gates, Raketenuschi fremdgesteuert oder würde sich aus irgendeinem anderen Grund an den Buchstaben des Grundgesetzes versündigen.

        Die gehen dort hin und appelieren an Robert, dass sie doch kaputtgehen, wenn er so weitermacht (oder, etwas staatstragender: dass Habeck “unsere Demokratie” und die Versorgung der Bevölkerung mit Feldfrüchten gefährdet).
        Dem Habeck geht das am Arsch vorbei. Der haut ab und lässt am nächsten Tag sein Zeug beschließen (und vielleicht lässt er dabei sogar ein paar kapitalistisch unnötige Gemeinheiten weg, die er sich vorher zusätzlich ausgedacht hatte, um das danach von der Tagesschau als “Entgegenkommen” und Erfolgsmeldung für die Bauern verkaufen zu lassen).

        Die Bauern ziehen aus diesem Vorgang aber nicht den naheliegenden Schluss, dass das kein Unfall, kein Versehen, kein Irrtum von Habeck war, sie zu strangulieren und das vielmehr mit systemischer Notwendigkeit geschieht und sie das (landwirtschaftliche) Menschenmaterial sind, mithilfe dessen Benutzung das alles geschieht.

        Die bäuerliche Erkenntnis ist also nicht: Das System weg muss. Das wäre “anti-systemisch.

        Der bäuerliche Fehl- und Trugschluss lautet vielmehr: Die Charaktermaske Habeck muss weg und “die Ampel”. Und so sehen dann auch die weiteren Maßnahmen der Bauern aus: Mehr vom selben. Mehr Proteste innerhalb der vom System zugelassenen Grenzen, dieselben Forderungen nur mit mehr Dezibel und drastischere Darstellungen der bäuerlichen Elends- und Schuldenwirtschaft, von Höfesterben und Bauerlegen, in der Hoffung, die Adressaten der bäuerlichen Bittsteller mögen sich angesichts des Schreckens doch noch emotional erweichen lassen.
        All das ist nicht “anti-systemisch” und all das muß mit Notwendigkeit scheitern, weil die Berechnungen im Kapitalismus eben andere sind.

        Zwar ist anzunehmen, dass sich in der Bauernschaft nicht unwesentlich “klammheimliche Freude” eingestellt hätte, wenn es ihnen gelungen wäre, Habeck kielholen zu lassen oder der Kinderbuchautor auf seiner Schlüttsiel-Flucht Schiffbruch erlitten und ein kühles Seemannsgrab gefunden hätte.

        Jedoch hätten solche Vorgänge gar nichts geändert. Im Amt “Wirtschaftsminister” wäre einfach statt eines vertrottelten Kinderbuchautors irgendeine andere Charaktermaske installiert worden, eine, die z. B. auf die Berufsbezeichnung “Gesundheitsökonom” oder “kommt aus dem Völkerrecht” hört. Und ansonsten ändert sich nix.

        In Ihrer Replik schreiben Sie an Wolfgang Wirth selbst, dass die Bauern mehrheitlich eher konservativ sind. Aus meiner Sicht schließt auch das ein “anti-systemisches” Vorgehen der Bauern aus, jedenfalls ein auf die Abschaffung der Kapitalverwertung gerichtetes “anti-systemisches” Vorgehen.

        Und zuletzt noch etwas zu Ihrer Diagnose, dass ein “anderes Land möglich wäre” und sich dafür viele Leute – zweiffellos- “begeistern” ließen:

        Das Konzept “Land”, verstanden als Nationalstaat (mit seiner Abstraktion “Volk” statt eines Klassenstandpunktes) ist eine der Ursachen dafür, dass es den Bauern heute so dreckig und dem Kapitalismus so gut geht.

        Und der Glaube an den Nationalstaat (oder an einen “anderen”, “besseren” Nationalstaat) ist eine Ursachen dafür, dass die Bauern den Bettel nicht hinwerfen und keine anti-systemischen Aktivitäten entfalten.

        Das mal in aller Kürze.

        Beste Grüße

      2. @ Pfarrer Nolte

        Danke für Ihre Replik – so kurz ist sie ja gar nicht geraten, da schaffe ich es heute wohl leider nicht angemessen auf alles einzugehen.

        Grosso modo würde ich sagen, denken wir aber gar nicht so verschieden.

        Anders als Sie kann ich hier keinen „anti-systemischen Protest“ erkennen, falls wir darunter denselben Sachverhalt verstehen.

        In diesem Fall vermutlich nicht. Unter anti-systemisch verstand ich hier jegliche Protestform, die – und sei es in Nuancen – gegen einen oder mehrere Glaubensgrundsätze des herrschenden Systems und der sie tragenden – extrem heterogenen – bourgeoisen Klasse verstößt.

        Zwei Begriffsklärungen:

        „Glaubensgrundsätze“ / „Gebote“ heißt für mich:

        – Pro-kapitalistisch sein auf ökonomisch-sozialen Ebene
        (Befürwortung von Privatisierung, Austerität, Verwertung, weiterer Ökonomisierung von Mensch und Gesellschaft etc. – alles Phänomene, die heute oft als „Neoliberalismus“ bezeichnen werden, aber das ist bloß wie Raider „Twix“ zu nennen)

        – Pro-imperial sein auf außenpolitischer
        (Befürwortung von Nationalismus und Imperialismus sowie der westlichen Kolonialregimes und ihrer Vehikel EU / NATO etc., Kampf gegen Russland und China (nicht weil diese anders oder gar anti-kapitalistisch wären sondern zwecks Durchsetzung von Herrschaftsinteressen und zur Kapitalvermehrung sowie aus nationalistischem Ressentiment (gerade im Falle Deutschlands sollte dieser Aspekt nicht unterschätzt werden – hierzulande gibt es einen veritablen Anti-Russismus in der herrschenden Klasse))

        – Pro-identitär im gesellschaftlich-kulturellen Segment
        („Nationalradikal“ für die einen Elitengruppen, „woke“ für die anderen, früher auch religiöse Identitäten wie man sie heute in verschiedenen muslimischen Gesellschaften in Form von „islamistischen“ Herrschaftsfraktionen findet und heute einige andere mehr – der Supermarkt ist groß)

        Hinzu kommen noch Aspekte wie pro-Massenüberwachung, pro-Zwangsmigration, pro-„Klimaschutz“ (ungleich pro-Umwelt- / Klimaschutz im Sinne eines Engelsschen Anti-Dühring, was ja auf Systemabschaffung hinausliefe) und anderes mehr.

        Es genügt jedoch inzwischen, wenn man eine gewisse Bedeutung als Person und Gruppe hat, gegen einen Aspekt und eben auch nur in Nuancen zu verstoßen, um gebrandmarkt zu werden. Man denke an die Kampagne gegen Andrej Holm, der im Grunde nur sozialdemokratische Wohnbaupolitik machen wollte und dann schnell abgesägt und durch einen Linkspartei-Funktionär ersetzt wurde, der die Kapitalsicherung- / -mehrung sowie die Herrschaftsverwaltung reibungslos mittrug. Oder den Dichter Handke, der es wagte sich in Jugoslawien selbst ein Bild der Verhältnisse zu machen und die Politik der Neo-Achse (Berlin-Wien-Rom) und ihre Kampagne zur Zerschlagung der (partiellen) Systemalternative Jugoslawien kritisierte. Handke war ja kein Revoluzzer, aber seine andere Meinung war eine Gefahr für das herrschende Narrativ. Und deswegen mussten angesichts seines Nobelpreisgewinns nochmals die Kampagne hochgefahren werden, um ihn als spinnerten Alten, Diktatorenkuschler und Verschwörungstheoretiker zu brandmarken. Denn Serbien pfeift immer noch nicht vollends nach der deutschen Tanze.

        Heterogene Klasse heißt für mich:

        „Die“ Bourgeoisie gibt es nicht, auch nicht bloß den „militärisch-industriellen Komplex“. Für mich gibt es ein sehr differenziertes Geflecht aus miteinander um Macht, Einfluss und Vorherrschaft rangelnden Kapital- und Elitenfraktionen – gebildet aus Konzernen, Trusts, Verwaltungen, Militär, Medien (privat wie ÖRR), Kultur- / Entertainmentapparate (Hollywood / Netflix „Babelsberg“), Institutionen, Glaubensgruppen (Kirchen, Dianet), NGOs und Lobby- und Funktionärsgruppen (Verbände und Gewerkschaften) etc. Fluide Allianzen, die sich bei dem Thema so und bei einem anderen so konfigurieren und formieren und beharken können. Alle Fraktionen eint allerdings, dass sie die Glaubensgrundsätze verinnerlicht haben, wobei insb. über Mittel und Wege natürlich Uneinigkeit besteht.

        Sie (und unsere Mitleser) mögen einiges anders beurteilen oder auch nicht. Das ist nur meine Sicht und ich bin ideologisch nicht hundertprozentig sattelfest, zumal ich mich in den Blauen Bänden eher für die sozialen und aufstandsbezogenen Schriften von Engels interessiert habe.

        Aber wenn man nun „anti-systemisch“ marxistisch auslegen (Kapitalverwertung etc.) oder allgemein schauen will, ob die protestierenden Bauern jetzt die herrschenden Verhältnisse an sich abschaffen wollen – dann waren diese Demos und die Blockade natürlich nicht anti-systemisch. Sie waren womöglich aber auch nicht pro-systemisch oder im System-verfangen sondern einfach nur – Protest. Unmutsäußerung. Wie Sie zurecht schrieben: „Die Bauern sind wütend und wollen, ja müssen protestieren.“

        Der von Funktionären organisierte Protest verläuft sicherlich in den vom System gesetzten Bahnen. Schlüttsiel war da m.E. anders – wenn auch nur für ein paar Momente, wie ich bewusst schrieb. Vorkommnisse wie Schlüttsiel – oder die Gelbwesten-Kreisel-Lager – störten m.E. die Herrschenden, sonst würden sie nicht mit solcher Verve reagieren. Aus dem Grund, warum sie Holm und Handke störten oder Aiwanger, der am allerwenigsten Revoluzzer war, aber eben bei einigen Themen (Impung, Russlandsanktionen) für ein paar Sekunden ausscherte. Weil sie in Nuancen abwichen. Die meisten Bauern rütteln sicher nicht am Gebot des Kapitalismus oder dem des Imperialismus. Viele sind sicher bspw. überzeugt, dass die „Schwarze Null“ notwendig ist oder „Inflation“ und „Schulden“ böse sind und überall lauern. Viele werden den herrschenden Narrativen zur Pandemie, zu Russland oder zu mehr Videokameras auf öffentlichen Plätzen zustimmen. Aber sie vertreten eine falsche identitäre Position (u.a. nicht pro-„Klima- / Umweltschutz“). Weswegen ein herrschaftsnaher Soziologe wie Quent ja auch all zuvorderst verlangte, dass sie Regenbogenflaggen zur Abgrenzung mit sich führen sollten. Er forderte sie bewusst nicht auf die Blauen Bände wegzulegen, weil er natürlich weiß, dass ihr Protest nicht gegen das Kapitalismus-Gebot verstößt.

        Und wegen dieser mehr oder weniger stark ausgeprägten Abweichung vom herrschenden Diskurs wurden in allen obigen Fällen Kriminalisierung und Diffamierungsapparate in Stellung gebracht. Wo die Gelbwesten ein „gelbes U-Boot“ des Kremls waren (das glaubten am Ende in Umfragen bis zu 30 % der Franzosen – ohne dass die Regierung irgendeinen Beweis oder ein bloßes Indiz vorgelegt hätte) und Handke ein „Diktatorenkuschler“, sind die Bauern – wie von Notz und Habeck insinuierten – vom Kreml oder extrem Rechten oder beiden angeheizt. Die angeblichen Gelbwesten-Rädelsführer wurden vom Herrschaftsapparat mehrfach arrestiert – wie auch viele französische Demonstranten. Das könnte bei der Wiederholung von Schlüttsiel auch geschehen und die „Querdenker“-Demos waren ja auch schön Beweise, ebenso die Kampagne gegen Ballweg (was immer man von ihm halten mag). Und warum? Weil die Herrschenden m.E. eine „Revolutionsfurcht“ gepackt hat, eine Gruppenpsychose, vergleichbar mit der „Franktireur-Furcht“ der deutschen Mordbrenner-Truppen, die 1914 Belgien überfielen. Die glaubten, dass es überall Franktireurs gäbe, obwohl dem nicht so war und reagierten mit massiven Repressalien. Und die heutigen Herrschenden im Westen glauben, dass die „Revolution“ vor der Tür stehe, obwohl es gar keine mächtigen, ihre Herrschaft oder das System herausfordernden, Kräfte (mehr) gibt. Insbesondere keine linken. Bernard Harcourt hat dazu das Buch „Gegenrevolution“ verfasst, in dem er aufzeigt, wie seit 20 Jahren verstärkt gegen angebliche „aktive Minderheiten“ aufgerüstet wird (Blockupy, Muslime, Einwanderer…), weil man fürchtet, dass diese die Herrschaft bedrohten. Und so hat man eben hierzulande Furcht, dass Schlüttsiel das Startsignal zu den Bauernkriegen sei.

        Dass die Bauern nun „den Bettel hinwerfen“ , sehe ich auch nicht.

        Wie gesagt – nur für einen Moment. Die Bauern treten auf, sind wütend, wollen an die Wurzel – und jetzt brauchte man im Grunde, wie Engels schrieb, Führungsfiguren, die den Moment ergriffen und die Barrikaden errichteten. Die linken Inhalte vermittelten. Das alles war natürlich nicht vorhanden, da die Linke fehlt, wie Losurdo es nannte. Und wo es Barrikaden gab, waren es bloß Alibi-mäßige. Im Grunde ein Michael Kohlhaas-Protest bloß ohne Bauernkrieg – der Kleistsche Protagonist wollte ja auch nie das System stürzen, sondern nur zu seinem Recht gelangen und war am Ende mehr oder weniger zufrieden, weil immerhin seine Rappen vom Kurfürsten dickgefüttert wurden. (Ich kann mich irren, ist lange her, dass ich das Werk gelesen habe.)

        In Schlüttsiel sprengten die Bauern für einen Moment das etablierte (Protest-)System, wollten an die Wurzel. Aber dann zerplatzt das und sie liefen nach Hause. Da haben Sie natürlich recht. Es endete im Grunde wie im Revoluzzer von Mühsam. Wäre eine eigene Betrachtung wert, wie und warum es zum Zerplatzen kam und warum Revolution so unmöglich ist wie sie nun einmal ist.

        Dass die Bauern zu Habeck hingingen, heißt aber für mich nicht automatisch, dass sie ihn anerkennen. Das war dann die Folge, da der eine Moment des Systembruchs eben sehr schnell verging und man wieder einschwenkte. Aber potentiell würde ich das Hingehen nicht mit Anerkennen gleichsetzen. Es hätte auch eine Ostentatio der Systemablehnung werden können.

        Die Bauern ziehen aus diesem Vorgang aber nicht den naheliegenden Schluss, dass das kein Unfall, kein Versehen, kein Irrtum von Habeck war, (…) Die bäuerliche Erkenntnis ist also nicht: Das System weg muss. Das wäre „anti-systemisch.

        Naja, „die“ Schlüttsieler Bauern gibt es nicht, da habe ich wohl auch zu sehr vereinfacht. Ich denke durchaus, dass einige das System weghaben wollen und wie ich schrieb nicht bloß Hilfen, Subventionen oder sonstige Goodies abzuholen gedachten. Aber diese Gruppen müssten organisiert und angeleitet werden – und das haben wir nicht vorliegen. Meines Erachtens auch ein Versagen der (Ex- und Kaviar-)Linken, die lieber zur „ruhebedürftige Mitte“ geworden sind wie Nowak es nannte.

        Und der Glaube an den Nationalstaat (oder an einen „anderen“, „besseren“ Nationalstaat) ist eine Ursachen dafür, dass die Bauern den Bettel nicht hinwerfen und keine anti-systemischen Aktivitäten entfalten.

        Kann ich unterschreiben, das Opiat Nationalismus ist sicherlich als eine, wenn nicht die, maßgebende Ursachen zu benennen (neben dem Glauben an Funktionäre, Folgen medialer Beeinflussung und anderen mehr).

        Aber ich hatte das Konzept „Land“ gar nicht im nationalstaatlichen Sinne verstanden. Tut mir leid, wenn das so rüberkam. Das hätte ich präzisieren und von „Welt“ oder „Gesellschaft“ schreiben müssen. Ich verwendete es ohne größeres Nachdenken, bloß im Sinne der Gegend, in der man gerade lebt. In meinen Augen wird irgendein Landstrich vorangehen und dem System ein Ende setzen müssen. Denn zur Befreiung der Menschen ist die Abschaffung sämtlicher ihn knechtenden Institutionen – seien es Staat, Markt, Religion (Kirche / Tempel / Moschee) etc. – und Autoritäten notwendig. Irgendwer wird den Anfang machen und den Stein ins Rollen bringen müssen. Augustin Souchy war optimistisch und meinte er denke bezüglich dieses Prozesses in Jahrhunderten. Ich bin nicht so optimistisch und bezweifle, dass man das System so bald wird erschüttern können. Systeme kollabieren oft nur in den Stunden der höchsten Not (verlorener Krieg, keine Unterstützung mehr von ausländischer Anlehnungsmacht, Naturkatastrophe…) und allenfalls dann besteht die Möglichkeit zur Revolution und für bessere Verhältnisse im Land – wie in der Welt.

        Mit „dem“ Volk kann ich abschließend auch nichts anfangen, zumal es das in meinen Augen genauso wenig gibt wie „die“ Eliten oder „die“ herrschende Klasse. Das sind für mich alles weit heterogenere und kompliziertere Verhältnisse.

        So, ist doch länger geworden und ob Sie – oder andere – daraus etwas mitnehmen können, vermag ich auch nicht zu sagen. Das einfach bloß als meine ergänzenden und antwortenden Gedanken. Womöglich sehen Sie einiges oder vieles anderes – das sei Ihnen unbenommen und wäre für mich auch vollauf okay. Man muss nicht alles einebnen und abnicken, sonst vereindeutigt sich die Welt doch bloß noch weiter, als sie es im Kapitalismus ohnehin schon tut.

        Gruß
        Altlandrebell

        1. @Altlandrebell

          Vielen Dank für die ausführliche Auseinandersetzung.

          Resümee: Riesig ist der Unterschied nicht, aber fein – wie man damals zu sagen pflegte, als beim Diskutieren noch geraucht und gesoffen werden durfte.

          Trotz fehlendem revolutionären Bauernelan wünscht man sich in dieser bleiernen Zeit ja doch, “dass mal irgendwas passiert und dann ist alles anders”, um mal den kritikablen Rudi Dutschke zu zitieren.
          Angesichts des stimmungsvollen Schlüttsiel-Dramas keimten deshalb gewisse Hoffungen auf. Aber auch der in Schlüttsiel längst abwesende Dutschke wusste schon, dass das so nicht geht.

          Bin jedenfalls zufrieden und angenehm überrascht.

          Daher nur noch 2 kleine Anmerkungen:

          a) “Mit „dem“ Volk kann ich abschließend auch nichts anfangen, zumal es das in meinen Augen genauso wenig gibt wie „die“ Eliten oder „die“ herrschende Klasse. Das sind für mich alles weit heterogenere und kompliziertere Verhältnisse.”

          Beim Volk im heutigen Sinn, das eng mit dem Nationalstaat verknüpft ist, beziehe ich mich auf das vom staatlichen Gewaltapparat angewendete Prinzip, das von ihm kommandierte und benutzte Menschenmaterial, insbesondere auf seinem Territorium, formal gleichmacherisch unter “Volk” zu subsumieren und damit von allen tatsächlich vorhandenen Unterschieden zwischen den Menschen, Gruppen usw. zu abstrahieren, insbesondere von Klassenunterschieden und Klassengegensätzen.

          Jedenfalls insoweit gibt es tatsächlich das “Volk”, denn die bürgerliche Herrschaft stellt es mithilfe ihrer absoluten Gewalt per Verwaltungsakt her und behandelt die Menschen entsprechend.

          Auf der Grundlage von Nationalstaat und “Volk” und angereichert durch allerlei weitere Propaganda und Staatsideologie und die “Sachzwänge des Alltags” entstehen dann – leider auch mindestens bei manchen Bauern – im Volk verkehrte Auffassungen darüber, was das Volk ist und wie es in diesem System vorkommt. Stichwort wäre da etwa “notwendig falsches Bewusstsein” .

          Eine der am schlimmsten diesbezgl. grassierenden Auffassungen ist die, wonach das Volk der Souverän und die Regierungsmannschaft die Angestellten des Volkes wären, also auch der Robert, die Annalena und der Olaf ihre Anweisungen eigentlich aus Oma Meiers Kohlenkeller bekämen.

          Manche, z. B. (aber nicht nur) Nazis, wollen aufgrund dieses Fehlurteils nicht nur Volk sein, sondern werden gleich Volker.

          Und das hatte ich dann auf die Bauern und deren – aus revolutionärer Pespektive, denn danach war ja gefragt – verkehrte Urteile bzw. nicht zielführende Aktivitäten bezogen.

          Da Sie einige Lektürequellen genannt hatten, möchte ich im Gegenzug auch etwas einbringen.
          Wer sich zum Konzept “Volk” gewinnbringend und ausführlich informieren möchte, dem sei der teilweise nicht ganz anfängerfreundliche Text empfohlen: “Das Volk – eine furchtbare Abstraktion” :

          https://de.gegenstandpunkt.com/kapitel/ddr-kaputt-deutschland-ganz/volk-eine-furchtbare-abstraktion

          b) Jenen Bauern und Schlüttsielsympathisanten, denen die MEW zu umfangreich und/oder zu dröge sind, die aber trotzdem mitten in unserer schönen Demokratie an Revolution denken, könnten für den Anfang mal in Blanquis “Instruktionen für den Aufstand” reinschauen (bitte nicht davon abschrecken lassen, dass der Reformist Frank Deppe das Vorwort ergriffen hat):

          https://frankdeppe.de/wp-content/uploads/2018/05/deppe_frank_1968_auguste_blanqui_instruktionen_fuer_den_aufstand.pdf

          Falls Bill Gates in Zukunft Giftspritzen erfindet, die lebensverlängernd wirken, könnten wir möglicherweise noch Augenzeugen der Revolution ca. im Jahr 4242 werden.

          Falls nicht, aber die Revolution bricht wider Erwarten trotzdem noch zu unseren Lebzeiten los, wird Pfarrer Nolte, sofern er dann was zu sagen hat, die Möglichkeit schaffen, dass Altlandrebell öfter Texte publizieren kann. Sofern Altlandrebell das möchte. Versprochen.

          Beste Grüße

  6. Sehr guter Artikel, kann mich dem Lob nur anschließen.

    Zeigt für mich auch sehr gut, was der “wahre” Krieg ist: oben gegen unten. (Warren Buffett)

  7. Unterschlagen wird wieder einmal dass sich die “kleinen” Bauern für die Interessen der Großbauern/Agrarindustrie einspannen lassen. Und wie ist das mit der DEUTSCHE WOHNEN die die meisten Agrargrossflächen im Osten besitzt und kräftig Millionen-Subventionen angreift – wo gibt es mehr “Rendite” auf eingesetztes Kapital ohne jegliches Unternehmer Risiko?

  8. Anstatt zuzugeben, dass er eine feige Sau sei, und deshalb Leine zog, beschuldigt Habeck die Demonstranten des Landfriedensbruchs und argwöhnt, er habe nur den Personenschützern sein Leben zu verdanken, aber die Durchschnittsmenschen seien den Bauern schutzlos ausgeliefert. Özdemir nutzt das, um sich zu profilieren, indem er sich auf Bauernkundgebungen Buh-Rufen und Pfeifkonzerten unerschrocken aussetzt und trotz Aufforderungen nicht abhaut. In dem Artikel wird das Vokabular der Propaganda gut analysiert. Natürlich glauben die journalistischen Agenten für Volksaufklärung und Propaganda selbst nicht, was sie verzapfen, und in der BRD ist inzwischen jeder Minister ausschließlich ein Propagandaminister des tiefen Staates. Und weil es keine Möglichkeit mehr gibt, an sichere Informationen zu kommen, verhält man sich am Besten nach der Maxime, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht.

  9. Ziemlich viele Worte, um irgendwann doch noch auf den Punkt zu kommen, ohne ihn wirklich zu erkennen.

    Das eigentlich Störende an Schlüttsiel ist die Essenz dieses Protests. Denn es war eine spontan übers Netz organisierte Demo. Sie war nicht im Geringsten vom Bauernverband sanktioniert, dessen Präsident sich im Nachgang auch fleißig zu distanzieren suchte.

    Der Bauernverband will so „demonstrieren“, dass er die Bevölkerung behindert und nervt. Politiker will der nicht angehen, dafür steckt er viel zu tief und viel zu traditionell drin im politischen Geschehen in Deutschland und der EU. Immerhin gibt es keine andere Branche in der EU, die in dieser Weise bevorzugt wird.

    Da findet sich auch der eigentliche Grund für den erstaunlichen Furor der Bauernverbandsfunktionäre: Diesmal haben Politiker mal was beschlossen, ohne dass die Bauernlobbyisten vorher um Erlaubnis gefragt wurden. DAS wollen die den Politikern nicht durchgehen lassen! Das ist der wahre Grund dafür, dass diesmal die Bauernproteste dieses außergewöhnliche Ausmaß annehmen: Man will klarstellen, dass politische Entscheidungen, die irgendwie Bauernbetriebe tangieren, niemals ohne Zustimmung des Bauernverbands erfolgen dürfen.

    Deshalb reicht denen auch die weitgehende Rücknahme der angekündigten Beschlüsse nicht, es müssen ALLE Beschlüsse zurückgenommen werden (mindestens)! Kein Kompromiss!

    Ach ja, hören Sie alle doch bitte auf, das „Bauernsterben“, also den steigen Rückgang der selbständigen Betriebe zu bejammern. Schon mal was von Kapitalismus gehört?
    Ich bin Bäcker, das ist ein Beruf, der auch nicht gerade geringfügig mit der Lebensmittelversorgung der Menschen befasst ist. Hat sich hier schon mal jemand darüber aufgeregt, dass alleine von 1990 bis 2022 die Zahl der selbständigen Bäckereien von 23.626 auf 9.607, also um knapp 60 Prozent zurückgegangenist? Eben!

    Hören Sie den Bauernverbandsfuzzis doch mal zu: Die beschweren sich ein ums andere Mal darüber, dass die neuesten Polit-Beschlüsse ihre internationale Wettbewerbsfähigkkeit untergraben würde. Von der Gefährdung der Versorgung der Bevölkerung ist da keinerlei Rede. Das ist wie in der Autoindustrie: Der heimische Markt ist bloß noch das Zubrot, in der großen weiten Welt will man sein Zeug vermarkten. Das ist die Logik und das Anliegen der agrarischen Großbetriebe. Nur für diese findet der ganze Tumult jetzt auch statt. Dass die kleinen Agrarunternehmer da so engagiert mitmachen erkläre ich mir so, dass die möglicherweise wirklich Zukunftsängste plagen und sie nun ihren Funktionären glauben, das Ende der Fahnenstange sei erreicht. Dass die Verbandsfunktionäre eine ganz andere Fahnenstange meinen als die kleinen Unternehmer, ist diesen vielleicht nicht bewusst. Das kennt man auch aus anderen Branchen.

    Und so ein kleines bisschen ganz ordinäre Boshaftigkeit ist auch noch im Spiel. Jedenfalls bin ich gestern gegen Abend auf der Landstraße auf eine mordsmäßige Autoschlange aufgelaufen, die sich hinter ein paar großen Traktoren gebildet hatte. Vermutlich kamen die von einer Demo in der Landeshauptstadt Düsseldorf zurück. Diese Schlange fuhr mit 40 km/h so dahin, also der Geschwindigkeit, die für solche Geräte zulässig ist. Überholen für Autofahrer fast unmöglich.
    Bis dem Leitbauern im vordersten Traktor plötzlich einfiel, dass 20 km/h doch eine viel schönere Geschwindigkeit sei. Immer im Dienste der Bevölkerung wollte er sicherlich dafür sorgen, dass die Leute nicht zu früh nach Hause kommen, also hat er die ganze Schlange weiter ausgebremst.
    (Mit meinem Motorrad konnte ich mich dran vorbeiquetschen – keine Ahnung, ob sich irgendwann im weiteren Verlauf des Abends mal ein paar Autofahrer veranlasst gesehen haben, handgreiflich für Beschleunigung zu sorgen. Das ganze hat sich im Heinsberger Land abgespielt – die Menschen dort können auch recht direkt ihre Interessen vertreten.)

    Momente wie Schlüttsiel oder die Kreisel stellen eine Ruptur dar. Einen Moment des Risses, an dem – wenn auch nur für einen Augenblick – das Andere Einzug in die Debatte erhält. An dem deutlich wird, dass die Gesellschaft – das ganze System – nicht funktioniert, das holde Trugbild zerplatzt wie eine Seifenblase und die Ungehörten, die Anderen, ihre Stimme erheben.

    Mag sein. Das ändert aber nichts daran, dass es neben der Spur ist, eine Person provozieren zu wollen, deren man zufällig gerade habhaft werden kann. Dass das ganze System nicht funktioniert, liegt nicht an Habeck. Der ist nur ein Symptom und dafür dank seiner Unbedarftheit (manche sagen: Dummheit) auch bestens geeignet.

    Wir werden sehen, ob es dem Bauernverband gelingt, die Politiker wieder in ihre Spur zu bringen: Alles für die agrarischen Großbetriebe und keine Entscheidung, der wir nicht explizit zugestimmt haben. Kann schon sein, dass Ihnen die Freude über die „Unbotmäßigkeit“ mancher Leute in diesem Fall noch vergeht.

    1. Das ist infam:

      “Hören Sie den Bauernverbandsfuzzis doch mal zu: Die beschweren sich ein ums andere Mal darüber, dass die neuesten Polit-Beschlüsse ihre internationale Wettbewerbsfähigkkeit untergraben würde. Von der Gefährdung der Versorgung der Bevölkerung ist da keinerlei Rede.”

      Diese “internationale Wettbewerbsfähigkeit” ist aber eben existenziell! Denn aufgrund der abgeschafften Handelsbeschränkungen ist der deutsche Agrarmarkt gleichzeitig ein Weltmarkt. Und wenn deutsche Bauern da systematisch schlechter gestellt werden, übernehmen ausländische Anbieter das Feld. Und genau das haben viele Bauern auf Plakaten auch thematisiert. Ich erinnere mich an Sprüche wie:

      “Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert”.

      Was übrigens auch ein wirtschaftliches Problem wäre! Denn wenn wir alle Lebensmittel, die wir aktuell noch selbst erzeugen, importieren müßten, müßten wir umgekehrt entsprechend mehr andere Güter gewinnbringend exportieren, um die Handelsbilanz wieder auszugleichen. Und gerade das wird ja aktuell extrem schwierig, da aufgrund der explodierten Energiepreise die dafür in Frage kommende Industrie dem Land den Rücken kehrt, und sich bspw. in den USA ansiedelt.

      1. Damit bestätigen Sie eigentlich, worauf umbhaki vorher hingewiesen hat.
        Es geht den Bauernprotesten und ihrer Lobby um eine bessere Förderungspolitik in der deutschen Agrarwirtschaft, die sich von der gestückelten Erfüllung ihrer Subventionsforderungen durch die rot-grüne Ampelpolitik kaum mehr beeindrucken lässt. “Die Ampel muss weg!” sieht man auf den Traktoren, so wie es schon länger die christliche Opposition orchestriert hat.

        Für die “kleineren” Familienbetriebe, so es sie im idyllischen Bild vom Bauernhof noch gibt, sind Subventionsstreichungen in der Tat eine Existenzbedrohung und Überlebensfrage, allerdings gar keine so neue und “rot-grüne”, im Rückblick auf die gesamte Landwirtschaftspolitik. Die nationalen und EU-Förderungen waren immer auf möglichst große Agrar-Betriebe mit Massenproduktion und schlagkräftigen Produktionskosten ausgelegt. Die Konkurrenz um Niedrigpreise mit den Vermarktern Aldi & Co. hat das Übrige dazu beigetragen, dass die modernen Agrar-Unternehmen sich in den Dumping-Bereich konkurriert haben – MIT den ganzen Subventions-Milliarden und nicht weil ihnen ein paar davon mal gekürzt wurden.

        – “Denn aufgrund der abgeschafften Handelsbeschränkungen ist der deutsche Agrarmarkt gleichzeitig ein Weltmarkt. Und wenn deutsche Bauern da systematisch schlechter gestellt werden, übernehmen ausländische Anbieter das Feld.”

        Genau, die Konkurrenz um Weltmarkt-Preise kommt als kapitalistischer Hammer auch noch dazu. Und da möchten deutsche Bauern auf keinen Fall “systematisch schlechter”, sondern bitte “systematisch” besser gestellt werden, durch eine deutsche Politik, die ihnen Vorteile in ihrer Konkurrenz verschafft und sie nicht länger mit großkopfertem “EU”- oder “grünen” Öko-Klimbim belastet.
        ‘Scheiss was’ auf “tonnenweise” EU-Verordnungen zum Verbraucherschutz, zur Lebensmittelsicherheit, zum Tierwohl und Bio-Quatsch! Echte Bauern-Freiheit braucht keine “studierten”, acker-fremden Belehrungen über Pestizid-Einsatz und Bodenzerstörung. Der bäuerliche “Kragen” ist endlich geplatzt, “das Fass” übergelaufen: Ein deutscher Bauernhof ist eben kein kuscheliger, woker Ponyhof, wie in den Werbe-Märchen, sondern: ein Kampf, ums Existenzrecht und angeblich für die “Volksernährung”.

        Da muss man doch einfach “solidarisch” sein, mit dem Schutz der heimatlichen “kleinbäuerlichen Familie”, auch wenn der subventionierte deutsch-europäische Agrar-Markt nicht nur ständig inländische Erzeuger aus der Konkurrenz schmeisst, in Deutschland wie Frankreich, Italien, Spanien, sondern mit seinen Billig-Produkten genauso ganze ausländische Märkte ruiniert, in den afrikanischen Ländern, z.B. – Um “Ernährung” geht’s da genausowenig wie in Deutschland.

        Bevor “ausländische Anbieter das Feld übernehmen”, sollen es dann schon lieber deutsche Anbieter tun – mit der richtigen Unterstützung durch eine Regierung, die ihnen weiterhin alle nötigen Zuschüsse für ihren ruinösen Wettbewerb zur Verfügung stellt.

        Man kann Habeck ja gerne weiter für eine Arschgeige halten, aber viel Spaß dann noch mit dem Mitgefühl für die “deutsche kleinbäuerliche Familie”, dem neu entdeckten “Widerstand” und der “Solidarität” mit dem deutschen Agrar-Imperialismus.
        “Nazi” braucht man dafür übrigens wirklich nicht sein.

    2. @ umbhaki

      Danke für Ihre Replik und Ihre kritischen Anmerkungen. Ich kann heute nicht auf alles eingehen, aber hier mal ein paar Punkte.

      Mir ging es in meinem Beitrag weniger um die Bauernverbandsfunktionäre. Was die betrifft haben Sie sicher im Großen und Ganzen recht. Auch was den Standortnationalismus betrifft. Wobei es beileibe nicht das erste Mal ist, dass jene Funktionäre sich übergangen fühlten. Da gab es auch Proteste in den 2000er Jahren – surfen Sie bei Interesse einfach mal in die Zeit zurück. Bei WSWS, SPIEGEL oder wen auch immer man lesen will, finden sich im Artikelarchiv sachdienliche Hinweise.

      Ach ja, hören Sie alle doch bitte auf, das „Bauernsterben“, also den steigen Rückgang der selbständigen Betriebe zu bejammern. Schon mal was von Kapitalismus gehört?

      Ja, ich habe schon vom Kapitalismus und seinen Akkumulations- und Zerstörungsprozessen gehört. Aber ne, tut mir leid, aufhören mich darüber aufzuregen kann ich nicht. Ob es die Bauern betrifft oder die lokalen Bäcker. Hier in meinem Ort sind erst letztes Jahr zwei eingegangen. Mich regt das einfach auf. Wenn Sie ein zu alter Hase sind und das so oft erlebt haben, dass Sie sich nicht mehr aufregen oder wütend werden können – okay. Ich kann Ihre Haltung vollauf nachvollziehen. Aber gerade, wenn man die Leute kennt, geht mir das schlicht sehr nahe. Und mir ist deren Schicksal dann einfach nicht egal, insbesondere nicht derjenigen, die nach dem Bankrott vor dem Nichts stehen und ALG II beantragen müssen. Bin selber Langzeitarbeitsloser und kenne die Schikanen des Systems, vielleicht rührt es daher.

      Ansonsten: Respekt für Ihre Bäcker-Tätigkeit. Ist ein Beruf vor dem ich – im Gegensatz zu Rechtsverdrehern, Waffenkonstrukteuren oder Presstituierten – sehr hohe Achtung habe. Soweit es mein Budget zulässt, versuche ich immer zum letzten hier verbliebenen Bäcker zu gehen.

      Dass die kleinen Agrarunternehmer da so engagiert mitmachen erkläre ich mir so, dass die möglicherweise wirklich Zukunftsängste plagen und sie nun ihren Funktionären glauben, das Ende der Fahnenstange sei erreicht.

      Das „möglicherweise“ kann man streichen. Viele Kleinbauern hierzulande haben berechtigte Ängste und Zukunfts- wie Gegenwartssorgen und sind nicht bloß „gefühlt“ abgehängt wie medial nicht selten suggeriert.

      Ja, viele glauben den Funktionären. Das ist ja auch bei den streikenden Lokführern so, die auf ihre „kämpferische Gewerkschaft“ GdL vertrauen und sie nicht als den Druidentee erkennen, der sie wirklich ist (beziehungsweise vielleicht haben sie auch keine Probleme damit). Weselsky gibt wieder den Dampfhammer, hinter den Kulissen macht er Bakschisch und wird seine Tätigkeit mit einem fetten Grinsen, einem miesen Abschluss für die Beschäftigten und einer langen Streikruhe (wie u.a. 2014) beenden. Die WSWS hat da einige gute Punkte zusammengetragen, auch wenn ich den Trotzkisten in vielem kritisch gegenüberstehe.

      Aber bei den Protestanten in Schlüttsiel war die Situation anders gelagert – die Leute dort sahen m.E. sich von den Funktionären nicht vertreten und folgten einem anderen Protestangebot. Wenn auch nur für einen Moment, bevor sie in die systemkonforme Schiene zurückkippten.

      Und so ein kleines bisschen ganz ordinäre Boshaftigkeit ist auch noch im Spiel.

      Was die Boshaftigkeit der Proteste betrifft – nun, ein Protest oder Streik, der nicht wehtut, ist, wie RdL gestern schrieb, kein Protest oder Streik. Auch bei mir standen in hundert Metern Entfernung auf der Bundesstraße Trecker und haben den halben Nachmittag und Abend getrötet. An irgendwen müssen sich die Streikenden und Demonstranten wenden – Habeck als Repräsentant des Systems ist eine naheliegende Wahl, wenn er schon in der Region weilt. Natürlich ist er nicht der (Haupt-) oder sogar irgendein maßgebender Verantwortlicher. Aber es ist wie mit dem Schleichen bei mir und bei Ihnen auf der Straße – wo sollen Sie sonst hin? Das System als solches ist ja nicht fassbar, oder?

      Nun gut, man kann es selbstverständlich anders beurteilen. Wir haben hier womöglich unterschiedliche Ansichten. No hard feelings there.

      Gruß
      Altlandrebell

  10. Der neoliberale Kapitalismus ist eine Gesellschaftsform die eine Schönwetter-Politik ist. Und diese Schönwetter-Politiker wissen nicht, wie ihre Politik funktioniert. Durch den Ukraine-Konflickt und das Vasallentum der Schönwetter-Politiker beginnt die Schönwetter-Politik des neoliberalen Kapitalismus Risse zu bekommen, und die Mainstreammedien ist die Spachtelmasse, mit der die Risse im neoliberalen-kapitalistischen Gebäude zugekleistert werden soll.

  11. Die “Zeit” verlor nicht die Selbe um gleich wieder die Beteiligung der AFD zu verorten.
    Mal sehen wann der Münchner Merkur mit einer persönlichen Beteiligung von Putin
    aufschlägt. Warum hat diese unrasierte und scheinbar sogar ungewaschene Pfeife
    von Habeck eigentlich keinen Hubschrauber genommen. War die Sache mit der Fähre
    möglicher Weise inziniert, um vorsorglich die Bauernproteste zu diskreditieren?

      1. Hahaha. Das ist die treffendste Untertitelung des absurden Peinlichkeitsdramas um einen fischeresk aus dem Leim gegangenen, doppelkinnbartstoppeligen, hälftigen “Kinderbuchautor” auf Deutschlands Vizekanzlerstuhl, klagend: “Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen.” Und “Die Wirklichkeit zu gestalten ist für mich der Sinn von Politik. Das bedeutet für mich Verantwortung.“

        Tja, Robert H., wer “Sous les pavés, la plage” tolpatschig mit “Unter dem Gully liegt das Meer” verballhornte, hat nicht begriffen, inwiefern Demokratie und Protest untrennbar verbunden sind.

        1. Der Mümchener Merkur wird vermutlich den Bauernpräsident und die Protestbewegung der Bauern in die Abhängigkeit von CDU/CSU zu führen.
          Damit würde sich aber an der Situation der Bauern nichts ändern da CDU/CSUf selbst mitverantwortlich für die derzeitge Misere sind.

    1. – War die Sache mit der Fähre möglicher Weise inziniert, –
      Einige YouTuber meinen, dass nur eine Handvoll Leute versucht hat auf die Fähre zu kommen.
      Und wie viele davon V-Leute waren weiß ja keiner so genau.

  12. Was die deutsche “Demokratie-Kultur” wert ist, mit den “erlaubten”, weil brav angemeldeten und im Rahmen der Genehmigung zelebrierten Demonstrationen, zeigt ja auch, daß zeitgleich mit den Bauernprotesten am Montag die Regierigen in Berlin genau die auf den Protesten thematisierten Kürzungen beschlossen hatten.

    Die Botschaft ist klar: “Ihr Bürger könnt uns mal!”

    Allen voran der Laienprediger Habeck, der auf seinem Internet-Kanal im Stile einer Regierungserklärung satte 8 Minuten salbaderte, und sicher sein konnte, daß alle, wirklich ausnahmslos alle angeschlossenen Medienanstalten diesen Unsinn noch am selben Tag in Auszügen weiterverbreiten würden.

    Apropos Unsinn: Was passiert, wenn der mit der Realität konfrontiert wird, im Artikel mit Augenzwinkeren als “Fang- und Rückfragen” umschrieben, sah man ja an seiner “Molekül”-Rede. Da hatte es ja auch ein Journalist gewagt, darauf hinzuweisen, daß Deutschland nach wie vor russisches Erdgas brauche, um über die Runden zu kommen, und dieses nun aber teurer über den Umweg LNG und Belgien importiere.
    Joa… es sei schon möglich daß sich das eine oder andere “russische Molekül” weiterhin ins deutsche Gasnetz einschleiche – AAAAABER! Deutschland selbst kaufe nichts mehr beim Russen!

    Und das so mit dem Stolz eines deutschnationalen Bürgermeisters in den 40er Jahren, der seine Stadt gen Berlin als “judenfrei” meldete!
    Wo soll das noch enden?

  13. Robert ist ist nicht Gott, sondern der Watschenmann. Der Autor schreibt schön, aber die Götter des Agrobusiness kennt er gar nicht.

    Die Watschen kassiert Robert zurecht. Auch die Naturschützer in Roberts Landkreis haben sich längst von ihm distanziert. Und nun war er noch nicht einmal fähig, mit den Bauern seiner Heimat zu reden. Jämmerlich, was aus den Grünen geworden ist: ein Bild des Watschenmanns.

    Der Reporter ermittelt, wie es wirklich ist:

    — “Die Bauern in Schlüttsiel waren keine Ackermillionäre oder Hühnerkaiser. … Sie wollten an die Wurzel ran und darum konfrontierten sie die herrschende Macht.”
    — Die Demo war “nicht im Geringsten vom Bauernverband sanktioniert”, sondern war “spontan übers Netz organisiert”.

    Und nu? Was folgt daraus? Auch die Ökobauern demonstrieren ja nicht mit dem Bauernverband. Vielleicht sollte sich der Autor doch mal mit den Göttern des Agrobusiness befassen – und warum die “Ochsen” Furcht vor ihnen haben?!

    1. @ Estragon

      In der Tat, die Götter des Agrobusiness kenne ich nicht. Zumindest nicht persönlich. Ging mir in meinem Beitrag aber auch nicht um diese; er war eher als Kritik von Doppelmoral und Medien gedacht.

      Der Akkumulationsprozess des Agrarkapitals und seiner Ackermilliardäre und Hühnerkaiser (Wiesenhof, Tönnies) wäre sicher eine eigenständige Abhandlung wert. Gerade auch die Landnahmen der westdeutschen Agrarier in den letzten Jahrzehnten – zunächst in Ostdeutschland, dann in (Mittel)osteuropa (Stichwort Ukraine). Vielleicht schreibe ich dazu wirklich mal etwas, denn Sie haben recht, man sollte diese Götter öfters beleuchten.

  14. Och ja, Demonstranten gegen Höcke sind “systemfreundlich”. Eine Feststellung, mit der man den ganzen Artikel mühelos einordnen kann. AfD-Werbung und zwar für den “gesichert rechtsextremen” Flügel.
    Es gibt von dem Vorfall an der Fähre zwei Sorten von Fotos: auf der einen ist die Fähre zu sehen, aber keine Traktoren. Auf anderen (wie über dem Artikel), sieht man Traktoren, aber keine Fähre. Ich schließe daraus, dass das gar keine Bauern waren, sondern die übrig gebliebenen Nazi-Hools aus der Coronazeit. Die nun wollten nicht an der Subventionsschraube drehen, wie der Autor meint (und was eh Blödsinn ist), sondern die wollten an die Wurzel. Woher will er denn das wissen, irgendwelche politischen Sätze waren nicht zu hören. Er fühlt das eben.
    Dann sieht er Zustimmung für die Klimakleber. Wo? Der Mainstream war äußerst kritisch. Verurteilung der Bauern? Höchstens teilweise. Dann weiß er ganz genau, was Habeck denkt. Immer wieder erstaunlich, was sich das rechte Hirn so ausdenkt. Um aus dieser Wahnwelt dann Frechheiten abzusondern.
    Özdemir hat sich recht beachtlich geschlagen: die Bauern werden wohl nicht so dumm sein, AfD zu wählen. Denn alles, um was es hier geht, wäre dann weg. Im AfD-Grundsatzprogramm als Subventionierung diffamiert und damit abzuschaffen. Klassischer Neoliberalismus eben.
    Özdemir hat recht.

    1. Och ja, Demonstranten gegen Höcke sind „systemfreundlich“.

      Werter Artur_C (und natürlich auch unsere Mitleser),

      Sie müssen schon dem Link folgen. Es gibt sehr wohl auch dezidiert linke Kritik am Zentrum für politische Schönheit im Allgemeinen und seiner Protestaktion gegen Höcke im Speziellen. Ich bezog mich hier auf den immer lesenswerten Peter Nowak, der für Jungle World, ND und Telepolis schreibt. Hier finden Sie auf seiner Homepage einen ganzen Reigen von Artikeln, warum die Aktionen des ZspS konformistisch und system-nah sind. Reicht von Zustimmung zur imperialistischen deutschen Außenpolitik bis zur Shoa-Relativierung. Immer wieder ein Genuss diese kaviarlinke Truppe…

      Ich bin gespannt auf Ihre Argumente, warum auch Nowak rechts ist; in den Leserposts bei TP wird er zumeist als durchgeknallter Fundi-Linker verschrien. So wie ich. Für die einen bin ich eben „Anarchist“ und „linksextrem“, für andere wie Sie „rechts“ und „AfD-nah“. Tja.

      Wer’s genau wissen will: Ich bin nur Altlandrebell, mit allen meinen Stärken und Schwächen, von niemandem gesponsert oder gekauft und ganz sicher nicht von den Rechten. Ich bin mit meinem kleinen bisschen Menschsein so ausgefüllt, zum rechts / deutsch / [irgendeine andere Ideologie]-Sein komme ich gar nicht. Und will es auch nicht, denn Ideologien sind mir zuwider und ganz besonders die der Kaviarlinken und sonstigen Rechten.

      Die nun wollten nicht an der Subventionsschraube drehen, wie der Autor meint

      Ne, meinte ich nicht. Ich schrieb doch:

      Sie wollten nicht bloß ein wenig die Subventionsschraube zurückdrehen oder ein paar Goodies abholen.

      Dass die Bauern nicht links sind heißt übrigens nicht, dass sie nicht anti-systemisch sein können. Es gibt anti-systemischen Protest von links, rechts und sogar von libertären und liberalen. Auch bei der nationalradikalen Rechten gibt es beispielsweise anti-kapitalistische Versatzstücke, auch wenn diese in einem gewissen Kontext um- und überformt worden sind. Sogar handelsübliche Konservative können kapitalistisch- und / oder Imperiums-kritisch sein, auch wenn sich ihre Kritik aus einem anderen weltanschaulichen Hintergrund speist.

      Ich habe “anti-systemisch” hier in einem generellen Sinne verwendet, nicht in einem dezidiert linken, auf Kapitalakkumulation bezogenen. Mir ging es um den Umgang mit solchen Protestformen – egal von woher er kommt, die Delegitimierungsprinzipien sind dieselben. Das hierzulande herrschende System ist kapitalistisch, imperial (die Kolonialregimes der westlichen Nationalstaaten und ihrer Vehikel NATO, EU etc. bejahend) und identitär (wobei bei den Identitäten die jeweilige Kapital- / Elitenfraktion zu berücksichtigen ist – von woke-identitär bis national-radikal). Wer gegen einen oder mehrere Aspekte dieser (und weiterer) Glaubenssätze verstößt, hat es schwer. Habe ich letzten Sommer am Vergleich der Fälle Rammstein / Aiwanger / Handke / Andrej Holm zu illustrieren versucht. Findet sich irgendwo hier im Forum.

      Stichwort “fühlen”: Meine Beobachtungen zur Protestintention der Bauern war nicht gefühlt, sondern aus eigenen Gesprächen abgeleitet. Gut, ist nicht auf alle übertragbar, zumal ich gewiss nicht jeden Bauern kenne. Von mir aus war es also extrapoliert. Vielleicht täusche ich mich auch – so wie ich mich mit anderen Beobachtungen in anderen Texten zu täuschen vermag. Die Forderungen, die mir in Gesprächen aber begegneten, hatten den im Text beschriebenen Charakter.

      Was nun medial mit den Bauern von Schlüttsiel gemacht wird ist dieselbe Schiene wie bei den als „gelbem U-Boot“ (= fünfte Kolonne Putins), „Antisemiten“ und „Nazis“ verunglimpften Gelbwesten. Erinnern Sie sich beispielsweise an Christophe Castaner, der den Gelbwesten vorwarf in ein Paris Krankenhaus eingedrungen zu sein und Pflegekräfte attackiert zu haben. Und obendrein von rechts / Russland gesponsert zu sein. Auch jetzt will man ja überall rechte Sponsoren und russische Einflussagenten bei den Bauernprotesten entdeckt haben. Habeck selbst hat das insinuiert (und seine Sprecherin war bemüht dies später wieder wegzureden wie die NDS heute dokumentierten).

      Stichwort Habeck: Wo habe ich denn geschrieben, was der alles denkt? Ich habe vornehmlich meine Beobachtungen zur Berichterstattung der Medien-Schickeria von taz über X bis FAZ wieder gegeben. Launisch bis zynisch, aber so bin ich eben gerade drauf gewesen. Und dass bei den Leidmedien ein veritabler Habeck-Fanclub existiert, werden Sie hoffentlich nicht in Abrede stellen.

      Dann sieht er Zustimmung für die Klimakleber. Wo? Der Mainstream war äußerst kritisch.

      Was die Klimakleber betrifft – ich weiß nicht, welche Medien hier konsumiert werden, aber den Mainstream als Klimakleber-kritisch zu bezeichnen halte ich für verwegen. Gehen wir doch einfach mal Zeitungen und ÖRR-Sender der letzten Jahre durch. Und achten wir auf das Wording und den Tonfall, selbst bei distanzierteren Beiträgen. Wenn Sie nicht bloß NZZ und Tichys Einblick als Mainstream erachten, werden wir feststellen, dass das Gros der Medien für die Gruppen Verständnis hatte und erst seit den krassesten Aktionen kritischere Töne einzustreuen begann. Beispiele finden sich zuhauf.

      Ich habe übrigens nichts gegen Demonstrationen egal von wem – ob Antifas oder Nazihools, Bauern oder FFF. In einer freien Gesellschaft sollen alle ihre Meinung äußern und marschieren dürfen so viel sie wollen, auch wenn ich diese Gruppen persönlich unappetitlich finde. Nur sollte gleiches Maß bei der Bewertung angelegt werden. Gerade wenn man sich „ÖRR“ und „neutral“ nennt.

      Özdemir hat sich recht beachtlich geschlagen

      Vom Bonusmeilen-Cem will ich gar nicht anfangen. Im Gegensatz zu mir ein Rechter durch und durch. Vielleicht sollten Sie sich darum lieber mal diesen Herrn und seine politische Kuhhaut zur Brust nehmen, Artur_C. Weil Sie vom „Fühlen“ schrieben – es ist eher Özdemir, der hier „fühlt“, denn die Bauern lehnten ihn vornehmlich wegen seiner Politik ab und nicht wegen seiner türkeistämmigen Vorfahren oder seines Namens. Diese Figuren mag es zwar sicher auch geben, sie sind aber nicht die entscheidende Größe. Dass Özdemir diese Karte spielt, zeigt doch vieleher, dass wie schwach er argumentativ aufgestellt ist.

      Nun gut – beim heutigen Thema werden wir uns wohl nicht einig werden. Vielleicht wieder beim Thema deutscher Imperialismus / Ukraine oder den anti-russistischen Stereotypen der deutschen Kapitalfraktionen und Elitengruppen.

  15. Ein wirklich guter Kommentar.
    Insbesondere die Herausarbeitung der Unterschiede zwischen den verschiedenen unterschiedlichen Gruppen von Straßenblockierern ist sehr gelungen.

    Tja, Habeck – die gefallene Lichtgestalt. Derjenige, in den sie so große Hoffnungen gesetzt hatten, und dessen Scheitern ihnen nun weh tut.

    Ein Satz, den ich mir angestrichen habe:
    “Momente wie Schlüttsiel oder die Kreisel stellen eine Ruptur dar. Einen Moment des Risses, an dem – wenn auch nur für einen Augenblick – das Andere Einzug in die Debatte erhält. ”

    Man erkennt ja dieser Tage sofort, dass die politische Klasse eiligst versucht, die protestierenden Bauern und sonstigen Mittelständler zu spalten: hier die noch erträglichen Demonstranten (mitsamt dem Bauernverband), dort die “rechtsoffenen” verdächtigen anderen.

    Allerdings scheint mir, dass die Sache bereits insoweit Eigendynamik gewonnen hat, dass es vielen Demonstranten recht egal ist, was der Bauernverband und Rukwied sagen. Für die nicht zu den Landwirten gehörenden Teile des Mittelstands, die sich dem Protest anschließen, ist der Bauernverband sowieso irrelevant.

    Und eben deshalb sind die Töne aus den regierungsnahen Medien – etwa von Leuten wie Blome – auch so schnell schrill geworden.

    Wie es ganz zutreffend im Artikel heißt:
    “Der Schmerz der Ruptur erinnert nun daran, dass es Alternativen zu diesem Heute gibt. Dass ein anderes Land möglich wäre. Und dass große Teile der Bevölkerung für diesen Systemwechsel begeistert werden könnten. Aus diesem Grund muss der Schmerz aus Elitensicht sofort gestoppt und der Andere als Feind zum Verschwinden gebracht werden. Die Proteste der Anderen zu ersticken bevor sie echten Gelbwesten- oder gar Revolutionscharakter annehmen.”

    Wichtige Stelle: Der Andere als Feind. Das ist ohnehin ein Merkmal unserer Zeit, dass die Feinderklärungen nämlich in zeitlicher Hinsicht eher vom Establishment ausgehen als von den Andersdenkenden.

    Lohnend auch dieser Artikel: https://www.manova.news/artikel/der-landwirt-lockdown

    1. Guten Abend @ Wolfgang Wirth,

      grüße Sie! Danke für Ihre Antwort und den Link.

      Heute etwas kürzer, es wird schon spät:

      Habeck ist ja als Lichtgestalt noch gar nicht gefallen. Das ist ja der Witz. Er genießt immer noch viel Zuspruch in gewissen Milieus der herrschenden Klasse. Seine Partei steht in Umfragen auch wie festgemauert in der Erden. Gescheitert ist der noch lange nicht – zumal auch denkbar ist, dass er beispielsweise in einem schwarz-grünen Kabinett wiederverwertet wird (Recycling soll ja ohnehin gut für die Umwelt sein – Zynismus am Rande).

      Ansonsten ist Schlüttsiel – wie der Fall Aiwanger, der Umgang mit Handke oder die Causa Andrej Holm – schlicht ein schönes Beispiel wie die herrschende Klasse mit anti-systemischem Protest und (potentiellen!) Normabweichlern umgeht. Ob der jetzt von links, von Liberalen (gibt’s solche noch?) oder von rechts kommt. Deswegen habe ich meinen launigen Artikel dazu verfasst. Die konkreten Mechanismen zeige ich vielleicht ein andermal sachlicher auf.

      Ich fand es zudem einfach lächerlich, dass man die Bauern jetzt medial als „rechts“ etikettiert. Einerseits gibt es nicht „die“ Bauern auch nicht „die“ Protestierenden. Andererseits stellen „die“ Bauern in (West-)Deutschland seit Jahrzehnten mehrheitlich ein konservatives Milieu dar mit entsprechenden Wertehaltungen. Ergo ist die Etikettierung ein Pleonasmus und man fragt sich: Was haben die Medienmacher denn gedacht wie die Bauern politisch so ticken? Alles Anhänger von Machno? Wahrscheinlich hat man gar nichts gedacht, weil man nie auf’s Land rausfährt und nur den vorgesetzten Stichwörtern nachgeht.

      Mein persönlicher Hit in dem Zusammenhang war der regimenahe Soziologe Quent, der allen Ernstes forderte, dass die Bauern jetzt Regenbogenflaggen und „Kein Bock auf Nazis“-Sticker zwecks „optischer Abgrenzung“ mit sich führen sollten. Das ist eben nur die übliche Schubladisierung und Stigmatisierung, wie ich im Artikel auch aufzuzeigen versuchte. Es wurde ja auch betont, dass der Fährprotest von AfD-Mitgliedern angeleitet worden sei. Und weiter? Waren alles Nazis, nur weil AfD-Mitglieder? Darf nur die Antifa zukünftig Minister blockieren? Die „Linken“ hätten ja auch einen Protest gegen Habeck initiieren können, aber die sind heute entweder noch mit Anhimmeln ihres Jupiters beschäftigt oder lieber obrigkeitshörige ruhebedürftige Mitte.

      Abschließend noch: Die wechselseitigen Feinderklärungen kommen durchaus auch auf unterer Ebene vor. In meiner Gegend haben heute Anhänger der „Letzten Generation“ mit einem Spielzeugtrecker protestiert, weil die „Nazi-Bauern“ die ganze Aufmerksamkeit bekämen. Da wird also der Regierungssprech brav von einfachen Aktivisten wiedergekaut. Umgekehrt haben aber auch viele Autofahrer und Bauern ihren „Feind“ in den Klimaaktivisten entdeckt. Das ist natürlich so gewollt – divide et impera. Die gesellschaftlichen Gruppen werden gegeneinander in Stellung gebracht und aufgehetzt. Alles nicht schön, aber so ist es eben im „besten Deutschland aller Zeiten“.

      Und was die “Eigendynamik” betrifft – die würde ich nicht überschätzen wollen. Die gab es früher auch, etwa bei den “Milchstreiks” Ende der 2000er. Dabei rausgekommen ist wenig, wie auch Nowak in dem von mir verlinkten Artikel festhielt (man braucht Nowak selbstverständlich nicht in allem zustimmen).

      Grüße
      Altlandrebell

      1. Hallo Altlandrebell,

        wünsche Ihnen einen guten Vormittag und ein gutes, gesundes und erträgliches Jahr dazu!

        Zu Habeck:
        “Habeck ist ja als Lichtgestalt noch gar nicht gefallen. Das ist ja der Witz.
        Er genießt immer noch viel Zuspruch in gewissen Milieus der herrschenden Klasse. ”

        Okay, aber auch nur in den “gewissen Milieus”. Sein absolut größter Fehler war ja das Heizungsgesetz. Damit hat er die Leute in einer Weise verprellt, die einfach nicht mehr reparabel ist. Das war noch viel schlimmer und folgenschwerer als seine wirtschaftliche Unerfahrenheit (Stichwort: “Insolvenz”), seine Positionen zum Erdgas oder jetzt zu den Bauern. Der Mann ist in der breiten Bevölkerung unten durch und nur noch innerhalb seiner grünen Gesinnungsblase und in gewissen begrenzten großstädtischen Milieus anerkannt. Ich halte ihn für politisch abgewirtschaftet und kaum mehr einsetzbar. Auf dem Lande sowieso, nun aber auch zunehmend in den Städten.

        Die Grünen werden ohnehin in Deutschland auf absehbare Zeit nie mehr den großen Einfluss haben, den sie bislang hatten. Sie werden nicht in der nächsten Bundesregierung sein, und wenn sie noch in Landesregierungen beteiligt sein werden, dann nur noch deshalb, um eine AfD-Beteiligung zu verhindern. Die CDU wird ihre Stelle einnehmen, und zwar in Teilen auch ideologisch.

        “Ich fand es zudem einfach lächerlich, dass man die Bauern jetzt medial als „rechts“ etikettiert.”

        Klar!
        Hinzu kommt, dass der Begriff “rechts” heute ähnlich beliebig und entkernt ist wie die CDU unter jener Kanzlerin. Seine Verwendung folgt politischen Interessen und keinem erkenntnistheoretischen Ansatz.

        Was ist denn aus Sicht der Medien und der Mächtigen heute überhaupt die exakte Definition von “rechts”?

        Quent zeigt das vollkommene Nichtverstehen eines Zeitgeistsurfers.

        Ja, Feinerklärungen gibt es noch mehr. Die Frage ist, wer damit angefangen hat?
        Für meine Begriffe hat das um 2020 herum angefangen.

        Gruß

  16. Zwei Dinge fallen mir zur Debatte hier gerade noch ein:

    (1) Es sind ja nicht nur die Bauern, die derzeit mächtig protestieren und die Veränderung politischer Beschlüsse verlangen. Da sind beispielsweise auch die Ärzte zugange, die weniger demonstrieren als vielmehr „streiken“ (komischer Ausdruck dafür, dass Selbständige nicht arbeiten). Also noch so eine Berufsgruppe mit extrem starker und einflussreicher Lobby (inklusive Pharmaindustrie).

    Warum also gerade jetzt und warum gerade solche Berufsgruppen mit starker Lobby? Meine Erklärung wäre, dass dies an der Hilflosigkeit der aktuellen Regierung liegt. Alle merken doch, dass in unserer Regierung ausschließlich Dilettanten zugange sind, die erstens von ihren Sachgebieten keine Ahnung haben und zweitens auch noch untereinander vollkommen unterschiedliche Ideologien pflegen und Ziele verfolgen.

    Vom Regieren an sich haben die auch keine Kenntnis, sonst würden sie nicht derart chaotisch irgendwelche Beschlüsse verzapfen und zehn Minuten später wieder zurücknehmen. Jeder merkt doch, dass bei dieser Regierung überhaupt nichts mehr gesichert ist und rund läuft. Die machen nur noch hektisch »irgendwas« und versuchen das als verantwortliches Regierungshandeln zu verkaufen.

    Eine solche Lage ist doch für jeden Lobbyisten eine Einladung dazu, Druck auszuüben, die er niemals ausschlagen kann. Wer laut genug brüllt, dem kriecht diese Regierung hinten rein.

    Wer bei mir Führung bestellt, der bekommt sie auch“, das hat der Herr Bundeskanzler zu Beginn seiner heldenhaften Amtszeit gesagt. Selten so gelacht! Aber vielleicht haben wir ihn bloß falsch verstanden und er hat gemeint, dass er die Bestellung nur von bestimmten Gruppen annimmt.

    (2) Anderen ist die gewisse Schieflage in der öffentlichen Be- und Verurteilung von Verkehrsbehinderungen je nach Lobby auch schon aufgefallen, wie man hier schön sehen kann.

    Andererseits stoßen wohl auch die Bauernproteste nicht durchgängig auf schiere Begeisterung, auch wenn die Medien das so darzustellen versuchen: Klick.

  17. Liebe Mitforisten,

    danke für Ihre freundlichen wie kritischen Rückmeldungen!

    Zunächst möchte ich Ihnen, da ich hier die letzten Tage nicht „on“ war (wie es im Netzsprech heißt), noch ein gutes neues Jahr wünschen. Möge es, obgleich beim Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse natürlich sehr wenig Anlass zur Hoffnung besteht, ein besseres werden.

    Ich will schauen auch in der kommenden Zeit in (un)regelmäßigen Abständen hier dabei zu sein und nach Gusto Analysen, Kommentare oder einfach nur kurze Gedanken beizusteuern. Sicherlich werden da auch mehr oder weniger viele Ansichten dabei sein, die Sie etwas anders sehen oder mit denen Sie sogar überhaupt nichts anfangen können. Aber darum soll es ja bei Overton gehen – um den Meinungsaustausch. Es ist ein Debatten- und kein Fanclubforum. Ansonsten könnten wir uns ja gleich einen Adler, Geiß- oder Baerbock zulegen und bloß ritualisierte Schmähgesänge gegen wen auch immer anstimmen.

    Schauen Sie also ruhig hin und wieder bei mir oder anderen Autoren vorbei, denen Sie einstweilen wenig haben abgewinnen können, und sei es nur für das tägliche Kopfschütteln (soll die Nackenmuskeln entspannen). Konstruktive Einwände und fundierter Austausch sind immer gern gesehen, wobei ich nicht garantieren kann und will, dass ich jedem zu allem werde antworten können. Auf ein paar der heutigen Repliken will ich aber versuchen in den kommenden Tagen noch einzugehen.

    In diesem Sinne – Ihnen gute Gedanken und auf ein baldiges Widerschreiben
    Ihr Cygnus Ruber / Altlandrebell

    1. Wirklich gut zu Lesen und differenziert – Obiges. Mein erster (wissentlich) entdeckter Text von Ihnen, nun aber mit Vemerk “lesenswert” im Oberstübchen angeheftet. Sonst/vorher (u.a.) dem Herrn Lapuente folgend.
      Wünsche ein interessantes u. gut gelingendes 2024!
      Gruß von einem Neulandfatalisten und Rebell im Kleinen – immerhin! ..denn da fängts ja wohl an.. ;*)

    2. @ KB und Sven
      Danke für Ihre freundlichen Rückmeldungen!

      Ich werde mich bemühen das Niveau zu halten, kann und will aber natürlich niemandem hier versprechen, immer oder überhaupt „top of the art“-Artikel zu schreiben. Schauen Sie also ruhig trotzdem weiter rein, auch wenn Ihnen mal ein paar Beiträge hintereinander nicht gefallen sollten oder Sie bei vielen Themen ganz andere Sichtweisen haben.

      Und an diejenigen, die einstweilen gar nichts mit meinen Texten anfangen konnten – ebenso. Vielleicht finden Sie hin und wieder doch etwas, das Sie als brauchbar empfinden. Oder an dem Sie sich zumindest reiben können.

      Und @ Foren-Trolle – bei mir könnt ihr euch Energie sparen, denn ich werde euch nicht antworten. Geht lieber mal an die frische Luft oder lest ein gutes Buch. Vielleicht kommt ihr dann auf bessere Gedanken als ständig Mitforisten, Autoren oder die Redaktion hier zu bepöbeln.

  18. Sehr schöner Artikel.
    An der Darstellung der MS-Medien zur Situation an der Fähre gibt es jedoch zumindest Zweifel.
    https://youtu.be/E3Uwmx3j63I?si=wnaA9WepPcuADpP8

    Eins dürfte jedoch klar sein, Habeck hat Angst vor einer Bevölkerung die seine irrsinnige Politik, die weite Teile der Bevölkerung in berechtigte Existenznöte versetzt, nicht mittragen will.

    Politiker wie er, die immer groß von Verantwortung schwadronieren, übernehmen sie am Ende selbstverständlich nicht.
    .Deshalb wird seine tausendfache Angst auch tausendfach bewacht.

    Wenn er Format hätte wäre er längst zurückgetreten und würde sich seinen Kinderbüchern zuwenden , auch wenn die wenig erfolgversprechend sein dürften.

  19. Endlich liest man mal über was Bier-ernstes in der passenden Tonart. Danke! Und ich sags auch mal so: Reicht ja völlig aus wenn die Forke im Kopf ist, beim Texte tippen! 😉 Doch egal, wo man nun hinsieht (drüber stolpernd, o. nicht) dort wo die übliche drecks Arbeit überwunden wird und nun sogar die ehrenwerte – lol, naja – des Journalismus ausgedünnt gehört, weil wegen der Industrie, Fortschritt, Profitraten u.so – sagen die jedenfalls, und sicher ist sicher, denken dann die anderen.
    Also, wenn man sich nach solch einer Rationalisierung, dann endlich dem wesentlichen Publikum, also denen die es wirklich interessiert und die es skalieren (plus eskalieren) können und die es natürlich bezahlen – ja-nee – aber das Geld halt “verwalten” – egal – Juristengeschnetzeltes.
    Sich also ganz ausgedünnt und dem direkten Wohlwollen versichert – schriftlich.. ? ..wills mal hoffen für die betroffenen Gemüter – andererseits warum? Würde zudem auch so manches Übergriffige gut erklären! Eujeujeujeu! Plus also Vitamin B u.so.
    Ja – und dann wird halt endlich wieder amtlich Geklotz und nicht so umständlich-ineffeizient Gekleckert und Gemeckert..
    So wie vor der “Zeitenwende” ! Meint vorallem: innerhalb der treuen Verbündeten der marktkonformen Demokratie unter der Führung von …
    Also wäre wohl treffender “im Jahr 3 n.Merkel” formuliert..
    ;*)
    Achja (vergesse ich sonst immer – nun nicht), sowas nannte man früher übrigens “Fasching”, also unter den “schweren” Jungs u. Mädels, was die Merkel da veranstaltet hat bei ihrem Abschied nach dem “Vollzug”.

  20. In deutschen Medien nicht erwähnt aber auch Landwirte in Deutschland kritisieren die Einfuhr von Getreide zu Dumpingpreisen aus der Ukraine.

    Zitat aus Berliner Zeitung – Scholz geht voran, aber keiner folgt ihm
    “Doch der polnische Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski hat bereits Bedenken hinsichtlich der Agrarimporte aus der Ukraine angemeldet. Laut Politico schrieb Wojciechowski an die EU, dass der Freihandel mit der Ukraine dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Hände spiele, weil die EU durch zusätzliche Importe aus der Ukraine destabilisiert werden würde.”

  21. Jupiter versus Ochse
    Das eigentlich Beklagenswerte an dem lateinischen Sprichwort ist es doch, dass man dem Jupiter zugesteht auf die Wiese zu kacken (der darf das, weil er die Macht hat), der Ochse soll das aber nicht dürfen. Korrekt müsste das Sprichwort lauten: Was dem Ochsen erlaubt ist, ist dem Jupiter noch lange nicht erlaubt.
    In der Praxis könnte es so sein, dass Jupiter und Ochse immer wieder verwechselt werden.

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