
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Denn zu den Irritationen meiner Jugend gehörten die Verbrechen, die meine Eltern begangen hatten.
In meinem Kinderzimmer hatte ich – ein pubertärer Protest – ein ausgeschnittenes Foto aufgehängt: Ein Berg ausgemergelter Leichen auf einem Karren irgendwo in einem deutschen KZ. Alles Juden, die man in irgendeiner Grube entsorgte. Meine Eltern sollten Farbe bekennen. „Ich weiß, dass ihr Hitler gut fandet. Bitte erklärt mir das!“
Aber es kam keine Erklärung. Die Empörung, der Ekel, die Wut, die das auslöste, haben mein Leben mitbestimmt. Schon als Schüler wollte ich Aufbauarbeit in Israel leisten. Später arbeitete ich in einem Kibbuz nahe Jerusalem. Wenn wir frühmorgens zur Apfelernte gebracht wurden, steuerte unsern Jeep ein Fahrer, der die besagte Nummer auf dem Unterarm trug. Als Kind sei er in Auschwitz gewesen. Ich schämte mich, weil ich Deutscher war.
So übernahm ich wenigstens indirekt einen ganz winzigen Teil jener Schuld, die die Generation vor mir auf sich geladen hatte. Keine Heldentat, aber ich fand es gerecht. Lange setzte ich mich mit der Frage auseinander, ob es so etwas wie Kollektivschuld gebe. Und ich kam zu dem Ergebnis, dass es sie gibt. Es war ja ganz undenkbar, dass Hitler den Holocaust alleine durchgeführt hatte. Es gab einen Kontext.
Der „Genozid“ – nur Lüge?
Und heute? An der Kasse des Supermarkts kaufte ich vor ein paar Tagen die Jüdische Allgemeine, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben wird. Sie präsentierte doch tatsächlich die Schlagzeile: „Die Genozid-Lüge“. Ist alles, was ich täglich über Gaza erfahre, nur Lüge? Wieder bin ich empört, geradezu angeekelt. Ja, ich weiß, „Genozid“ ist ein völkerrechtlicher Begriff, der präzise definiert werden muss. Die entsprechenden Tatbestände müssen genauestens ermittelt werden.
Andererseits: Ist es wichtig, wie man Massenmorde bezeichnet? Wären die Morde an Juden im Dritten Reich erst dann verwerflich gewesen, hätten sie einer juristischen Definition standgehalten? Den völkerrechtlichen Begriff „Genozid“ gab es damals noch gar nicht.
Andererseits ist deutlich, dass die Jüdische Allgemeine und daher wohl auch der Zentralrat der Juden in Deutschland eine rechtsradikale Position vertreten. Denn dass alle, die gegenwärtig Israel kritisieren, Opfer der Hamas-Propaganda geworden seien, das hören wir täglich von Netanjahu. Folgende Gleichung liegt also nahe: Judentum heißt, den Massenmord in Ordnung zu finden und den Rechtsradikalismus zu verteidigen. Wüsste ich nicht, dass viele Juden völlig anders denken, ich müsste so urteilen.
Was steht denn genauer in der Jüdischen Allgemeinen? Am 18. 9. schrieb sie: „Ein für alle Mal: Ein Staat, der seine Bevölkerung gegen Mörder, Vergewaltiger und Geiselnehmer verteidigt, verübt keinen Völkermord.“ Israel, so wörtlich, tue nur das, „was es tun muss“. Und: „Völkermord ist so ziemlich das letzte Wort, das uns einfallen sollte, wenn wir sehen, wie Israel in Gaza wirklich agiert.“
Ermordete Kinder sind ermordete Kinder
Und wieder sehe ich, dass es Kollektivschuld gibt. Sie beginnt, wo um Worte gestritten wird, wenn Verbrechen verhindert werden müssten. Zwar werden Tatbestandsmerkmale nach Kriterien festgelegt, aber auch wenn nicht alle Kriterien erfüllt wären, sind ermordete Kinder ermordete Kinder. Und ich halte es für nicht unbedeutend, dass mehrere ausgewiesene Völkerrechtler urteilen, der Tatbestand des Genozids liege vor. Für mich heißt das: Jenseits der Wortklauberei geschieht hier etwas Entsetzliches.
Am 22. September erschien im Freitag ein Interview mit dem renommierten jüdischen Genozid-Forscher Omer Bartov. Er verweist darauf, dass Pogrome auch im Westjordanland ablaufen. Ganz klar betreibe Israel Völkermord.
Was die Frage der Kollektivschuld Israels angeht, sagt er folgendes: „Völkermord ist – anders als Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit – per definitionem ein gesamtgesellschaftliches Ereignis. Wenn ein Staat ihn begeht, sind alle beteiligt – selbst jene, die dagegen sind, werden mitschuldig, wenn sie Steuern zahlen, Gesetze befolgen oder einfach normal arbeiten. Das heißt nicht, dass alle vor Gericht stehen. In Nürnberg wurden einige führende Nazis verurteilt. Aber Millionen Deutsche hatten durch ihr Schweigen, ihr Mitmachen, ihre Steuerzahlungen den Holocaust mitgetragen. Dasselbe gilt in Israel.“ Auch Deutschland, so Bartov, könne zurzeit als Mittäter betrachtet werden, als Komplize eines Verbrechens.
Wie gesagt: Hier spricht ein Jude. Er wurde in einem Kibbuz geboren, gilt als einer der führenden Historiker des Holocaust. Traurig, dass man das betonen muss. Vielleicht existiert eine Mehrheit von Juden weltweit, die Israels Verbrechen aktuell verurteilt. Etwa genauso, wie sie der Überfall der Hamas entsetzt hat.
Totale Vernichtung?
„Im israelischen Fernsehsender Channel 14“ so Bartov weiter, „kommen regelmäßig Journalisten und Politiker zu Wort, die zum Genozid an Palästinensern aufrufen: ‚Der Sieg wird nur unter einer Bedingung kommen (…), jetzt muss es wirklich die totale Vernichtung sein‘, sagte etwa der israelische Journalist Itamar Fleischmann.“ „Totale Vernichtung“? Soll auch hier um Begriffe gestritten werden? Meint der Jude Fleischmann vielleicht nicht „ganz“ total, sondern irgendwie nur halb total oder so ähnlich?
Wären wir also wieder beim Thema Antisemitismus. Nach hirnrissiger Definition betreibe ich gerade „israelbezogenen Antisemitismus“. Nach dieser Regel ist überhaupt keine Kritik an Israel möglich. Israel könnte Gaskammern bauen und wäre im Recht. Fast könnte man meinen, hier pflege man eine Art schrägen Rassismus: Israelischer Jude zu sein, heißt einer Rasse von Heiligen anzugehören. Judentum (jedenfalls dasjenige in Israel) definiere sich aufgrund einer Essenz: Sie besteht darin, immer nur Opfer, aber niemals Täter sein zu können. Das Wesensmerkmal des israelischen Judentums, so dieser „Rassismus“: eine Spezies zu repräsentieren, die aller moralischen oder rechtlichen Beurteilung enthoben ist. Wehe, wer es anders sieht!
Die Lehren des Holocaust sind nicht begriffen worden
Solch bodenlosen Quatsch lehne ich ab. Es war doch gerade dasjenige, was ich früh gelernt habe. Die Ausgemergelten Leichen auf dem Karren waren Menschen! Vielleicht waren auch Zeugen Jehovas oder Homosexuelle dabei oder Sintis und Romas oder „Schwachsinnige“. Fast schäme ich mich, dass es heute herausgeschrien werden muss: Jenseits aller dämlichen Kategorien sind Menschen Menschen und als solche von unantastbarer Würde!
Weil es aber Kollektivschuld gibt, fürchte ich eines: nämlich das sprunghafte Ansteigen von wirklichem Antisemitismus rund um den Globus. Was eigentlich eher den Zionismus treffen müsste oder Netanjahu oder die Tatsache, dass es Israel immer noch nicht geschafft hat, seine verbrecherische Regierung loszuwerden, wird unterdessen von vielen schlichten Gemütern dem „Jüdischen“ angedichtet. Ein neues Kapitel in der langen Geschichte der Antisemitismus wird aufgeschlagen. Ein wahrhaft schlimmes, paradox-tragisches Resultat aller Verwirrungen um dieses Thema. Die Lehren des Holocaust sind immer noch nicht begriffen worden!
Ja, tatsächlich benutzt Israel, so wie es wiederholt über die Hamas behauptet, die Judenheit der Welt als Schutzschild und hat sie in Geiselhaft genommen für seinen Staatsterror, der unter keinen Umständen kritisiert werden darf.
Da wird dann das Palästinenser-Tshirt des türkischen Überlebenden eines rassistischen Mordes an seiner Familie in den Augen eines deutschen Aufrechten zur existentiellen Bedrohung von Israel und der Juden (Wo sollen sie denn hin? fragt er) weil das Tshirt die Umrisse des palästinensischen Mandatsgebietes zeigt, das einfach die ursprüngliche und Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende alte Heimat der Palästinenser und Beduinen war und ist. https://www.instagram.com/reel/DO8dsuDDJ1E/
Der fragt, als gäbe es nicht Hunderttausende Juden, die in diversen Ländern ziemlich einflussreich und gesellschaftlich eher selten am unteren Ende der Nahrungskette leben.
Und wachsender Antisemitismus kommt Netanjahu und seiner Gesinnungsgenossen offenbar eher zupass. Umso hysterischer kann man sich als das ultimative Opfer der Welt, dem kein anderes Opfer gleich kommt, gerieren.
Und genau das wird den jüdisch-israelischen Kindern mit ihren jährlichen Exkursionen nach Auschwitz eingeprägt. https://www.youtube.com/watch?v=CTAjc1OSrmY
Das glauben Sie doch selber nicht. Niemand hat die Redaktion der „Jüdischen Allgemeinen“ oder den Zentralrat, ihren Herausgeber, in Geiselhaft genommen.
Thema Kollektivschuld
Kollektivschuld weil ich Steuern zahle? Das ist lachhaft. Es gibt verdammt noch mal KEINE Kollektivschuld. Wie war das noch einmal mit dem brutalen Austreiben von ca. 15 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat im Osten? Ethnische Säuberung! Das haben die BÖSEN Deutschen alles verdient?! Wie war das noch mal mit der Bombardierung deutscher Städte? Und Und Und…..mir kommt die Suppe hoch. Die Verbrechen der Alliierten, wo sind sie aufgearbeitet? WARUM sind sie nicht aufgearbeitet? Dann Versailles, der Schandvertrag, der WWII geradezu befördert hat. Alles grausame Verbrechen. Die Finanzierung von Hitlers Krieg durch die Wallstreet? Und und und …Dieses LINKE Gutsein, es geht mir auf die Nerven, Re-Education nach WWII, die Auswüchse sehen wir heute. Furchtbarste Verbrechen wurden immer begangen, kein Zweifel, aber IHR mea culpa, mea maxima culpa, DAS nehmen Sie bitte auf Ihre Kappe. Es geht und ging immer um Macht und Geld, Wirtschaftskriege. Und dann sind immer noch ein paar besonders Irre unterwegs. Diese LINKE Einseitigkeit ist unerträglich.
Oha.
Der Ton ist bekannt. Kannst den rechten Arm wieder runter nehmen.
@Gilbert
Schämen Sie sich!
@ gilbert
Wer so dumm ist und auf Argumente und Fakten nur mit solchem Geschreibsel antwortet dem ist eigentlich nur zu wünschen,dass er das Ausmaß seiner Dummheit begreift. Das in Verbindung eines IQs oberhalb einer Zimmerpflanze wäre Strafe genug.
@Gilbert
Wie Gesellschaft tickt, sieht man an der Resonanz zu deinem Kommentar im Sinne von Ernst Noltes „Vergangenheit, die nie vergehen will“.
Die bekannte Täter-Opfer Umkehr.
Dass das keine Einzelphänomene sind, sieht man am ideologischen und herrschenden politischen Rechtsextremismus (demokratisch legitimierte Bewaffnung von Kriegen und Beihilfe beim Genozid), indem Verdrängtes in veränderter Form zurückkehrt.
Mitnichten. „Schandvertrag“. Gehts noch? 😀
Wenn ihr Staat einen Genozid begeht und Sie an diesen Staat Steuern bezahlen, machen Sie sich mitschuldig am Genozid, denn Sie finanzieren ihn. Ist nun mal leider eine Tatsache. Sie können diese Mitschuld allerdings mindern oder gar abstreifen, z.B. mit offenen Protest gegen das staatl. Handeln, streiken oder andere Formen des „zivilen Ungehorsam“ bis hin zur …. (Vorsicht, Dobrindt könnte mitlesen)
„Wie war das noch mal mit der Bombardierung deutscher Städte?“
Aus heutiger Sicht eindeutige Kriegsverbrechen, ebenso wie die Atombomben auf jap. Städte. Das ist übrigens Konsens in der völkerrechtlichen Wissenschaft sowie unter dem Großteil der „Linken“ (manche halten ja Antideutsche und so einen Murks fälschlicherweise für links). Churchill war ein skrupelloses Monster – ein Kriegsverbrecher und Massenmörder, mindestens ebenbürtig mit Hitler und Stalin, was ihn letztendlich auch zu seinem Amt verhielf, denn man brauchte einen Anführer, der ebenso skrupellos war wie die Anführer der Gegenseite.
Großbritannien war bis ins 20. Jahrhundert eine der grausamsten und brutalsten Kolonialmächte der Welt, die für hunderte Millionen getöteter Menschen weltweit verantwortlich sind.
Aber wie heißt es so schön, der Sieger schreibt die Geschichte – und bestimmt, was im Geschichtsunterricht gelehrt wird….
Und die Sieger waren nicht die Linken, denen Sie ja die Schuld für all das geben.
Das Thema Kollektivschuld ist zweischneidig und kann jeden treffen.
Man braucht nur nach Gaza zu gucken, da wird die palästinensische Zivilbevölkerung vom israelischen Staat unter dem Beifall der israelischen Medien und der Bevölkerung in Kollektivhaft für die Verbrechen der Hamas genommen. Diese Idee ist genauso dumm, wie die, umgekehrt die Israels pauschal für die Verbrechen ihrer Regierung haftbar zu machen.
Ich finde darum, nicht Steuern zahlen und Nichts machen ist das Kriterium für Schuld, sondern mitmachen. Wer macht aber mit?
Die Politiker, die Medienmacher, die Kleriker, die Soldaten, die Geldgeber, die Waffenlieferanten etc. pp. Wenn man sich an diese Leute hielte, hätte man schon genug zu tun.
„der israelische Journalist Itamar Fleischmann.“; die Stammbaumlinie von „Netanjahu“ heißt Mileikowsi; Minister „Katz“;…, nun erkläre mir mal jemand, wieviel davon semitisch ist und man daher von Antisemitismus reden kann, noch dazu, wenn die meisten Juden außerhalb Israels und Deutschlands den Genozid verurteilen.
Die Rechnung über 1,3 Billionen Euro für Polen, die derzeit noch auf Freigabe wartet, wird nicht die letzte für Deutschland sein, und ja, jeder Deutsche, der sich nicht aktiv gegen diese Barbarei da unten wehrt, ist mitschuldig, also alle, die die Parteien wählen, deren Führer sich die Kippa aufsetzen, wenn gerade eine neue Stufe der Verbrechen um Israel herum geschieht. Deutschland wird zahlungsunfähig werden, nicht nur wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die die perverse Lieferkettenvorgabe mit sich bringt, sondern auch wegen seiner Politik zur Unterstützung von Rassismus und Faschismus. Und das betrifft auch die Ukraine und Russland, auch dort könnte man in Zukunft Rechnungen an Deutschland schreiben.
Israel bestimmt was Antisemitismus ist. Es hat fast alle UNO Resolutionen zu Palästina abgelehnt, Es lebt gegen die Weltgemeinschaft. Der Vorwurf des Antisemitismus ist zur Ideologie verkommen, mit der Interessen durchgesetzt werden.
Genau genommen heißt das, wenn ich wegen Gaza als Antisemit bezeichnet werde, dann ist das edler Vorwurf. Es zeigt, das eigene moralische Gefüge gegen Gräuel und Völkermord ist intakt.
Nein, Herr Waldrich,
Sie irren: Es gibt keine Kollektivschuld!
ALLE Kollektivschuldbehauptungen gegenüber Völkern sind Unsinn!
Es sind wirklichkeitsferne und geradezu absurde Konstrukte und politisch motivierte Mythen bzw. Narrative.
Es ist mir völlig unbegreiflich, wie Sie als ein gebildeter Mensch, der früher zudem sogar als Lehrer tätig war, so eine falsche Ansicht vertreten können.
Damit begeben Sie sich geistig – ohne es zu wollen und ohne es zu merken(!!) – auf einen ähnlich falschen Bewusstseinsstand wie jene, die Sie so heftig kritisieren, etwa Ihre Eltern. Nur umgekehrt und unter anderen Vorzeichen.
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Dass Sie die israelische Politik kritisieren, ist hingegen angesichts der Maßlosigkeit der Regierung Netanyahu nachvollziehbar.
Schuld ist halt auch ein unscharfer Begriff. Vor Gericht schuldig gesprochen werden kann man vor Allem für seine Taten. Daneben gibt es aber auch die unterlassene Hilfeleistung.
Wenn man diesen Begriff auf die politische Ebene hebt, sitzt bezüglich Palästina buchstäblich die ganze Welt auf der Anklagebank.
Richtig der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen sich aber vor Gericht nur diejenigen, die Hilfe hätten leisten können, das aber nicht getan haben. Wer dafür ein bedeutendes Risiko hätte eingehen müssen, dem kann der Vorwurf nicht gemacht werden. Da gäbe es dchon einige, aber die einfachen Bürger sind das in der Regel nicht.
Bezüglich Nazideutschland klingt Kollektivschuld für mich entweder als Vorwurf an jeden einzelnen Deutschen, sich nicht wie Dietrich Bonhoeffer verhalten zu haben, was mir hypermoralisierend vorkommt, oder man bleibt auf der abstrakten historischen Ebene, wo ich sie als dringende Verpflichtung, aus der Geschichte zu lernen, aber hier vor Allem bezüglich des Staats, seines Aufbaus, seiner Leitlinien. Das wäre die m.E. richtige Ebene, und so wirds ja auch praktiziert. Der Autor mixt das leider etwas durch.
Gestern hat die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali so nebenbei erzählt dass die Flüchtlingswelle aus Syrien durch Russlands eintritt in den Syrienkrieg begann und gab damit Russland die Schuld an den Syrienflüchtlings- Strom nach Deutschland. Sehe da schon eine Kollektivschuld an dieser und anderen Falschinformation bei den „heute journal“-Machern. Es gibt schon eine Kollektivschuld, wenn auch nicht gegen Völkern.
In einigen Jahren sehe ich auch eine gewisse Kollektivschuld bei einem großen Teil des deutschen Volkes, wenn noch möglich.
Und ich dachte immer, dass die syrischen Flüchtlinge bereits ausserhalb des Landes in umliegenden Ländern in Flüchtlingscamps sassen, die von der UNO durchgefüttert wurden. Da aber die Geberländer, u.a. Deutschland unter Finanzminister Schäuble auf die Sparbremse drückten, Stichwort: Schwarze Null, war die Versorgung der Flüchtlinge nicht mehr gewährleistet. Und dann erst setzte sich der Flüchtlingstreck in Bewegung.
Die Journalisten tragen aus meiner Sicht tatsächlich eine große Verantwortung, vielleicht sogar eine größere als die Politiker.
Es gibt keine Kollektivschuld! Man kann nicht schuld an etwas sein, das man realistischerweise nicht bekämpfen kann ohne selbst unter die Räder zu geraten oder gegen das man nichts machen konnte, weil zu spät geboren! Es ist ein bösartiges und spalterisches Konzept.
Im Übrigen würde das Kollektivschuldprinzip Israel sogar Recht geben, weil dann die Hamas die Schuld aller Palästinenser wäre und damit alle Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung gerechtfertigt wären. Es ist primitve Stammesdenke und genau deshalb eskaliert das auch so, weil Juden sich im Kampf gegen alle andere wahrnehmen, ihre Geschichte (zumindest so, wie sie in der Bibel beschrieben ist) ist voll von Beispielen. Und die Araber sind dem Clanwesen und religiösen Zwängen auch nur teilweise entwachsen, vorsichtig ausgedrückt…
Eigentlich würde das eben nicht auf die Hamas zutreffen, denn sie bedient keinen riesigen Staatsapparat mit einer Armee, in der jeder Erwachsene mindestens einmal gedient hat und nach dem Dienst als Reserve zur Verfügung steht. In die Verbrechen Deutschlands waren mittelbar fast alle involviert, sei es per persönlicher Entscheidung, sei es per Arbeit im Verkehrswesen, in der Verwaltung, sei es in Zulieferbetrieben etc. Genau das wird ja gerade wieder im Zuge der allgemeinen Kriegsvorbereitung geprobt.
Die Hamas ist, je nach Standpunkt eine Befreiungs- oder eine Terrororganisation und mag zwar Sympathien genießen, aber sie hat keine Armee, kein Verkehrsnetz, keine gigantische Logistik zur Verfügung, womit sie Israel auf auch nur annähernd gleiche Ebene Paroli bieten könnte.
Kollektivschuld ist, wenn jemand aus dem Kollektiv ein Verbrechen an einem anderen Kollektiv verübt (und das eigene Kollektiv das nicht verhindert). Dafür eine staatliche Struktur vorauszusetzen, ist eine nicht notwendige Einschränkung.
Wenn man an das Kollektivschuldprinzip glaubt (was ich nicht tue) könnte man z.B. argumentieren: „die Mentalität der Bewohner hat das hervorgebtracht“, „es gäbe die Hamas nicht, wenn die Bewohner die Gewalt nicht befürworten würden“ oder um beim Beispiel aus dem Artikel zu bleiben: „weshalb hat sich niemand den Gewalttätern entgegengestellt?“
Überraschung: man muss(te, zumindest damals) arbeiten, um Überleben zu können. Und noch eine Überraschung: man kann sich einer totalitären, übergriffigen Diktatur nicht entziehen, wenn man Verantwortung für z.B. eine Familie hat (und selbst wenn man keine hat, ist ein Gestapo-Folterkeller keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?).
Es besteht eine gewisse Asymetrie, aber ein Jude, der unbescholten in Tel Aviv lebt und vielleicht nichtmal Nethanjahu gewählt hat, ist deshalb trotzdem nicht schuldiger, als ein Pali, der Gewalt ablehnt.
Man kann durchaus kollektiv Schuld auf sich laden, weil man aus Feigheit oder Desinteresse das Maul nicht aufmacht. Die Gefahr des UnterdieRäderKommens rührt dann daher, daß man das kollektiv so macht. Wir sind ja heute schon wieder so weit.
Auch Kohls „Gnade der späten Geburt“ fand ich unpassend. Brands Kniefall war angemessener.
Naja, ich bin alles andere als eine Anhängerin Kohls, aber der Satz war absolut richtig: Denn es ist die Gnade der „späten Geburt“ gewesen, nicht in dieser direkten Auseinandersetzung und der damit verbundenen Entscheidungsforderung gestanden zu haben. Als er das sagte, waren wir als Bevölkerung nicht mehr vor die Frage gestellt, wie verhalte ich mich angesichts überwältigender Propaganda, massiver Einschränkung von Bürgerrechten und Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen. Da klang dann oft gerade bei uns Linken im weitesten Sinne, eine ganze Menge selbstgerechte Überheblichkeit durch: Wir hätten da nie mit gemacht.
40 Jahr später zeigte sich, dass genau die eben doch zum allergrößten Teil und mit allergrößter Überzeugung mitmachen.
Sehr richtig – und deshalb ist das Nachdenken über „Kollektivschuld“ auch wichtig. Nicht als juristische Kategorie, sondern als Anfrage an sich selbst: Hätte ich damals nicht doch mitgemacht – um nicht anzuecken, weil man es meine Pflicht nannte, aus Überzeugung? Und bin ich heute frei von Verantwortung, weil ich ab und zu an einer Palästina-Demonstration teilnehme und die einzige Partei gewählt habe, die konsequent gg. das israelische Vorgehen protestiert hat?
Fragen, die man sich übrigens nicht nur als Deutscher stellen kann.
oder gar weil ich:
– nicht informiert war (damals gabs kaum alternative Medien)
– weil mir nicht klar war, wo das endet (danach ist es immer leicht, zu klugschei**en)
– weil ich nicht im KZ landen wollte
– weil ich mitmachen musste, um nicht exekutiert zu werden (Mobilmachung)
– weil ich Verantwortung für meine Familie hatte?
Es ist witzig zu sehen, wie die heutigen Generationen sich das mit der Moral so vorstellen, insbesondere wenn es aus einer freiheitlich-dekadenten Ecke des Westens kommt.
Wieso solltest du als Deutscher überhaupt Verantwortung für irgendwas in einem anderen Land tragen? Die Vorstellung ist ziemlich absurd und globalistisch, weißt du, von wievielen Konflikten wir überhaupt nie erfahren? Und die wir doch unbewusst vielleicht mitfinanzieren, weil wir z.B. Rohstoffe aus dem entsprechenden Land kaufen oder eine Partei wählen, deren Vertreter ausreichend korrupt sind oder einseitig Position beziehen (ohne wirklich Ahnung vom Konflikt zu haben)?
So wünschenswert der Einsatz für Frieden ist, wenn ich darüber nachdenke, wie man den Nahostkonflikt nachhaltig beenden könnte, stoße ich an meine Grenzen, ich weiß zu wenig darüber, ich verstehe die Mentalitäten nicht wirklich und mir fällt keine Lösung ein, die erstens durchsetzbar wäre und die zweitens nicht auf einer von beiden Seiten ein Blutvergiessen erforderte. Es ist halt nicht mein Konflikt! Ich kann mit viel Tamtam und Einsatz vielleicht ein bisschen Druck machen, dass das aktuelle Morden und Wegschauen aufhört, aber das wird absehbar auch wieder nur einen Aufschub bringen, wie schon seit Jahrzehnten…
Nein, es handelt sich um psychologische Gesetzmässigkeiten von Kollektiven, die von entsprechend skrupellosen Herrschern sehr bewusst ausgenutzt werden (auch und gerade aktuell wieder). Das ist so, als ob man ein unmündiges Kind zu einem Verbrechen aufstachelt, das Kind würde von keinem (zivilisierten) Gericht der Welt verurteilt werden.
Im Übrigen sind weder Feigheit noch Desinteresse verwerfliche Eigenschaften, sondern sehr menschlich. Niemand kann sich für alles interessieren und nicht jeder ist bereit sein Leben für irgendeine politische Sache zu opfern (und das muss auch so sein, sonst wären wir längst ausgestorben).
„Repräsentanten“ und große politische Gesten, das interessiert mich nicht wirklich, nur ein Hype in den Linksmedien, wenns zur Versöhnung beiträgt, warum nicht?
Dass die Spätgeborenen moralisch überheblich sind und sich nicht in ihre Altvorderen einfühlen können, ist hingegen heutzutage besser beobachtbar, als noch zu Kohls Zeiten. Immerhin dämmert einigen seit dem Coronaregime und mit Beginn des Ukrainekrieges usw. langsam, wie sich das damals angefühlt haben könnte und wie verdammt machtlos man im Endeffekt ist (und wie wirkungsvoll Propaganda sein kann). Offenbar ist es nötig, sowas am eigenen Leib zu erleben, auch für die kritischen Juden in Israel dürfte das Verhalten der eigenen Regierung einen gewissen Erkenntnisgewinn bringen…
Teutonia hat den Holocaust an den Juden UND Russen/Sowjetbürgern begangen.
Jetzt ist genau diese Nation wieder am Holocaust an den Russen beteiligt. Und den Palästinensern.
Politiker in diesem Land sind Monster. Der Westen insgesamt ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Der grösste Holocaust steht uns noch bevor, den der Westen wieder begehen will.
Den dritten Weltkrieg, der das Potential hat sich zu einem Atomkrieg auszuweiten.
Das Wort Holocaust kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet Alles verbrannt.
Genau das wird der Dritte Weltkrieg bewirken. Und was genau hat der gesamte Rest des Globus
mit unserem scheiss Krieg zu tun? Rein gar nichts. Aber im Falle eines Atomkriegs werden auch Afrika,
Südamerika, Asien etc. zu Opfern. Unsere Politiker gehören bestenfalls alle eingebuchtet.
Abgesehen das Antisemitismus die Araber einschließt, die ja ebenfalls eine Ethnie sind die der semitischem Gruppe zu zurechnen sind, ist die Bezeichnung „antisemitisch“ zum ideologischen Totschläger verkommen. Die ganzen Diskussionen um den Antisemitismus, erinnern mich so an die DDR und deren ideologische Sittenwächter. Netanjahu begibt sich in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit und wir sind mit den USA seine letzten Schildknappen. Die Elendsbilder aus Gaza, Lager, die man auch mit einer bekannten Bezeichnung versehen kann, werden uns die nächste zehn Jahre begleiten.
Es ist halt die Politik der israelischen Regierung, alle Juden in eine Topf mit Bibi und der Israelischen Armee zu werfen. Jetzt soll Kritik an den einen automatisch Hass auf alle anderen sein. Seid doch so kooperativ und fallt drauf herein. Da wurde viel Geld investiert über die Jahre.
Wer in Israel gegen Netanjahu protestiert: aller Ehren wert ! Aber ermitteln Sie mal jenen Prozentsatz der jüdischen Bevölkerung in Israel und weltweit, der sich heutzutage an die Gründung dieses Paria-Staates 1948 durch Vertreibung, Enteignung, Besatzung und Apartheid ernsthaft erinnert und Reue, Wiedergutmachung und den Willen zur Aufarbeitung aufbringt? Fehlanzeige, ein blinder Fleck in der kollektiven Erinnerung! Stattdessen sieht man sich in aller Welt zunehmend von Feinden umgeben , und fragt sich verwundert, wo denn dieser „Antisemitismus“ bloss herkäme?
Shir Hever von der Jüdischen Stimme hat exakt das im Zuge einer Veranstaltung über Gaza und israelisches Terrorregime gesagt, dass er der Sohn (oder Enkel?!) eines dieser jüdischen Terroristen war, der am Massaker eines palästinensischen Dorfes beteiligt war.
Aber der ist ja ein jüdischer Antisemit so als Jüdische Stimme und BDS-Anhänger, zumindest in den Augen eines Ramelows oder Arthurs.
Guter Artikel! So wie hier beschrieben, geht es mir auch. Der philosemitisch erscheinenden Staatsräson Deutschlands fehlte mir das menschliche Gesicht, als wären Menschen jüdischen Glaubens die besseren Menschen und diie Palästinenser Menschen ohne Rechte. Nicht zu vergessen: Der israelbezogene Antisemitismus schützt ein in Teilen rechtsextremes verbrecherisches Regime. Die sog. einzige Demokratie im Nahen Osten versteht sich als Staat der Juden, nicht als Staat israelischer Staatsbürger unabhängig von Ethnie oder Religion und hat seine Staatsgrenzen bis heute nicht staatsrechtlich definiert. Eine Demokratie kann kein religiöser Staat sein.
Eigentlich nicht mein Thema, aber schöner Artikel bis auf di Click-Bait Überschrift, die mich normalerweise davon abgehalten hätte, ihn zu lesen.
Man kann in der Essenz sagen: Rechtsradikale tun, was Rechtradikale eben so tun. Es ist immer derselbe Plan und immer gibt es mehr als genug Mitläufer in jeder neuen Generation.
Die ursprüngliche, starke Reaktion gegen die Hamas war natürlich mehr als angemessen. Denn was für die ein Seite gilt, gilt hier auch für die andere. Die Hamas und ihr Mitläufer sind keine Opfer, so wie „die Deutschen“ in WKII keine Opfer waren.
@ GBU-57
„Es gibt keine Opfer“ so eine Gudrun Ensslin wie du hätte sich nicht besser ausdrücken können; – bleib lieber beim Sockenpüppchen Autoquartett!
Da ich in einen antifaschistischen deutschen Staat aufgewachsen bin, sehe ich das mit der deutschen Kollektivschuld anders. Alle Deutschen für die Verbrechen der Nazis verantwortlich zu machen, ist zu einfach. Viele waren Mitläufer, hatten schlicht Angst, wie heute auch. Wie hätten wir gehandelt, hätten wir unter den Nazis leben müssen? Hätten wir uns nicht auch angepaßt, um zu überleben? Die meisten Menschen werden nicht als Helden oder Märtyrer geboren. Aber im Gegensatz zu Japan hat Deutschland sich für die Naziverbrechen entschuldigt und das sieht die Weltgemeinschaft mit Wohlwollen.
Selbst wenn ich mich auf den Standpunkt stelle es gäbe die deutsche Kollektivschuld so stellt sich die Frage ist diese vererbbar? Wenn ja dann würde aus der Kollektivschuld eine Erbschuld wie bei Adam und Eva. Das ist doch Blödsinn.
Was Israel betrifft so sehen wir, aus Opfern wurden Täter. Hoch traumatisierte Flüchtlinge aus Europa – die aus guten Grund die britische Mandatsmacht gar nicht alle nach Palästina reinlassen wollte – gründeten einen Staat. Ergebnis bekannt.
Viele Deutsche sind noch so im Kollektivschulddenken verfangen, das sie die Realität nicht objektiv wahrnehmen können und sich deshalb instinktiv auf die Seite Israels stellen. Das tun andere europäischen Völker, wie die Iren oder die Spanier, nicht. Irland war lange britisch besetzt und führte einen langen, blutigen und grausamen Befreiungskrieg. Deshalb können die Iren die Palästinenser gut verstehen.
Israel war von Anfang an ein koloniales, rassistisches Projekt. IMMER unterdrückten die Israelis die Araber, auch im Kibbuz. Das widerte von Anfang an auch linke deutsche Juden wie Jakob Moneta an. Er konnte den jüdischen Rassismus im Kibbuz nicht mehr ertragen und ging nach Europa zurück
https://jacobin.de/artikel/der-judische-internationalismus-des-jakob-moneta-ig-metall-vierte-internationale
Israel ist zum Paria der Menschheit geworden.
Wer Kinder ermordet und dies auch noch offensiv verteidigt, hat jede Menschlichkeit verloren und verdient kein Mitleid.
Es gibt viele Berichte, das israelische Touristen in Flugzeugen aggressiv rassistische Lieder singen und deshalb aus den Flugzeugen zu recht rausgeschmissen werden.
Es wird Zeit das zumindest die gutwilligen, antifaschistischen Deutschen ohne wenn und aber sich von Israel abwenden.
Wer einfach zur zuschaut und die israelischen Verbrechen relativiert, macht sich mitschuldig.
Diese neue deutsche Schuld wird uns eines Tages wieder auf die Füße fallen.
Deshalb wird es Zeit diesen Teufelskreis zu durchbrechen
Free Palestine!
„Viele waren Mitläufer, hatten schlicht Angst, wie heute auch. Wie hätten wir gehandelt, hätten wir unter den Nazis leben müssen?“
Die Frage müsste lauten: „Wie handeln wir jetzt?“ Bei Mitläufern und Karriereristen die angeblich Angst vor einer „demokratischen“ Staatsregierung haben aber den atomaren Krieg nicht fürchten ist doch davon auszugehen das sie Idioten sind.
Falls es noch ein danach geben sollte haben diese Gestalten mal wieder von nichts gewußt.
Als Entschuldigung kann das nicht gelten denn im Moment haben sie alle Möglichkeiten sich zu informieren und NEIN zu sagen.
Leute ohne Rückrat haben wir schon zu viele!
Warum ich einen Atomkrieg nicht fürchte, habe ich mehrfach dargelegt. Ein Atomkrieg könnte nur durch Zufall ausbrechen, wenn ein russischer Offizier versagt. Das gab es gelegentlich auch im kalten Krieg. Russland wird niemals Atomwaffen gegen Europa einsetzen. Vorher müßte es doch Kiew und die Ukraine platt machen, was Russland nicht tut.
Die Angst für einen Atomkrieg ist ein Relikt der alten Friedensbewegung der BRD und war damals gerechtfertigt. Aber die Lage hat sich geändert. Um Ramstein zu zerstören braucht es keine Atomwaffen, dazu genügen die modernen, nichtnuklearen, russischen Raketen.
Furcht muß man von der Kriegshysterie, der antirussischen Kriegspropaganda haben und diese bekämpfen. Europa ist doch zum Glück viel zu schwach und heruntergekommen um ernsthaft Krieg gegen Russland führen zu können.
Diese Tatsachen spürt auch die junge Generation. Für sie ist die Solidarität mit Palästina wichtiger als irrationale Ängste der alten, westdeutschen Friedensbewegung. Der vielfältige Protest der Jugend der Welt gegen den Völkermord in Gaza ist zu vergleichen mit der Bewegung gegen den Vietnamkrieg.
Im Nahen Ostern wird über Menschlichkeit und Barbarei entschieden, was einige alte, westdeutsche Altlinke noch nicht ganz kapiert haben
Zum Thema Kollektivschuld und Vererbung:
Selbstverständlich gibt es eine solche nicht im juristischen Sinne, aber sehr wohl im psychologischen Sinne.
Genau genommen ist auch Täter-Sein ein Trauma und es hat ähnliche gravierende Folgen für die Nachkommen wie die Traumata der Opfer.
Das hat niemand anderes gesagt als Dan Bar-On, der wunderbare israelische Psychologe.
https://www.perlentaucher.de/autor/dan-bar-on.html
Ich habe es selbst für mich über Jahrzehnte heraus gearbeitet, wie die Verstrickungen meiner Familie von beiden Seiten, in mein Leben hinein wirkten, ich sah es an Freundinnen und Patienten, und ich sehe auch, wie verheerend es wirkt, wenn diese Bearbeitung nicht oder nur mangelhaft gelingt (wie z.B. bei unserem Arthur oder in der Corona-Zeit)
Wissen Sie, was mich in diesen Zusammenhang schon wieder nervt ist die Ausschließlichkeit des jüdischen Leides.
Nach den letzten Weltkrieg war die ganze Welt von Kriegsgeschehen traumatisiert, nicht nur die Juden, auch die Deutschen und die Russen. Die Traumatisierungen in Ostasien sind den linksliberalen Weltenerklären wenig bekannt. Die koreanischen Trostfrauen tauchen erst jetzt etwas verwundert in der Berliner Erinnerungskultur auf.
In diesen Zusammenhang findet ich auch die linksliberale These von „der Singularität von Ausschwitz“ Quatsch. Jedes Verbrechen, auch die Verbrechen an nichtjüdischen Opfern, sind auf ihre Art einzigartig. Was ist denn hierzulande von Völkermord der Roten Khmer, die später der Westen unterstützt hat, bekannt?
„Und wachsender Antisemitismus kommt Netanjahu und seiner Gesinnungsgenossen offenbar eher zupass. Umso hysterischer kann man sich als das ultimative Opfer der Welt, dem kein anderes Opfer gleich kommt, gerieren.“
Ein Satz aus meinem ersten Kommentar.
@A.F.
Danke für Ihren guten Hinweis auf Dan Bar-On, den ich bislang nicht kannte.
Scheint wirklich lesenswert zu sein!
Herr Waldrich, die Sache mit dem Foto im Kinderzimmer ist verstörend. Sie sollten prüfen, ob ihre sehr emotionale Ablehnung Israels dorthin, in das Kinderzimmer, führt – und dass sie dorthin führt, zeigt schon die Tatsache, dass Sie sie erwähnen. Wenigstens sollte Ihre Emotionalität gleich der sein, die Sie bei den US Kriegen im Irak, Lybien, Afghanistan, usw. empfunden haben.
Ich nehme an, dass wir uns einig sind, dass aus der Kollektivschuld (man könnte es auch Verpflichtung zum Antifaschismus nennen), eine Waffe geschmiedet wurde zur ständigen Verhinderung einer deutschen Souveränität, vor allem einer, die sich mit Russland verstehen will?
Dann sollten Sie den Begriff aber nicht mehr verwenden, denn er ist vergiftet.
Der Fehler der Eltern von Herrn Weidrich ist, dass sie ihn nach dem aufhängen
dieser grauenhaften Bilder nicht sofort zu eine Psychater geschleppt haben.
Vielleicht hätte er auch noch Bilder von, durch von den Engländer abgeworfenen
Phosphor verbrannten, deutschen Frauen und Kindern, oder die vom US Napalm
verbrannten vietnamesichen Menschen an die Wände tackern sollen. Typen wie
der Heer Weidrich sind mit immer zu schräg gewesen. Aus meiner Familie sind
viele im II. Weltkrieg umgekommen. Zerfetzt und verbrannt von englischen und
US Amerikanischen Bomben. War das kein Holocaust, wenn der Begriff sich von
„verbrannter Erde“ ableitet? Wenigstens die Engländer hatten tatsächlich so etwas
wie Reuhe zu diesen Taten: Sie haben das Denkmal von „Bomber Harris“ wieder
abgerissen.
Es ging ja bei den Bildern um eine Anklage gegen seine Eltern und deren Verantwortung. Ich sehe nicht, was das Bombardement auf Dresden – ein Kriegsverbrechen – und anderer deutschen Städte damit zu tun haben sollte. Die Verfolgung und Vernichtung der Juden in Europa war ein Zivilisationsbruch, sicherlich der tiefste Punkt der deutschen Geschichte, so, wie die ganze Nazizeit eine Ungeheuerlichkeit war, die man nicht mit der Schuld der anderen aufrechnen sollte – soviel zur Klarstellung meiner Position.
Ich sehe den Fehler der Eltern eher darin, zu schweigen, statt sich zu erklären.
Aber die Anektode zeigt die Auswirkungen der Reeducation und welchen Bruch sie zwischen den Generationen bewirkte (ein Bruch, der vermutlich als der Todesstoß für unsere Kultur in die Geschichte eingehen wird).
@Routard
Sie schreiben ganz richtig: „… die Sache mit dem Foto im Kinderzimmer ist verstörend.“
Nun ja, man weiß nicht, in welchem Maße Waldrichs Eltern in der NS-Zeit womöglich involviert waren – vielleicht viel mehr als wir denken.
Ich persönlich würde das bewusste Foto so deuten, dass er damit seine Eltern provozieren wollte, und ich sehe das weniger als andere Kommentatoren als einen Fall für den Psychiater.
Doch wie auch immer – man dürfte nicht falsch damit liegen, wenn man ihn als einen indirekt traumatisierten Jugendlichen der 1960er Jahre einschätzt. Es gab ja damals eine ganze Reihe davon, die dann mit ihrer Familie gebrochen haben. Von ihrer umgekehrten Fixierung, auf die NS-Zeit, ja von einer regelrechten Besessenheit, kamen diese Leute dann oft ihr Leben lang nicht los.
Dem stimme ich zu.
Ich habe die in dem Artikel geäußerte Empörung Israel gegenüber als „überdeterminiert“ empfunden, deshalb mein Hinweis. Ganz anders in seinem kürzlichen Artikel M. Zuckermann, der darauf hinweist, dass in der Empörung sehr viel Enttäuschung darüber verborgen ist, dass aus Israel, der Heimat vieler Opfer, jetzt ein ganz stinknormaler Staat wurde. Und diese Enttäuschung empfinde ich selbst sehr intensiv.
Die Kollektivschuld ist eine Erfindung der Westmächte! Sie diente als Herrschaftsinstrument in ihren Besatzungszonen
Die Soldaten der Westalliierten hatten das sog. Fraternisierungsverbot, d h. sie durften sich nicht mit Deutschen einlassen. Gerne aber tauschten amerikanische People of Color – denen es im besetzten Deutschland besser ging als in den USA der Rassentrennung – Schokolade gegen Sex mit „deutschen Fräuleins“. Diese liesen sie dann meist sitzen und die dunkelhäutigen „Besatzungskinder“ mußten mit der Diskriminierung ihrer westdeutschen Landsleute leben.
Jetzt lobe ich die DDR ein wenig und brauchte dazu keine westdeutschen Belehrungen. Ich kenne meine“verlorene Heimat“ besser als ihr Westdeutschen. Zur Sache, ein Fraternisierungsverbot gab es in der sowjetischen Besatzungszone nicht. Die Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee versorgen die Berliner Bevölkerung, sonst wären viele verhungert. Später mußten diese Soldaten in heruntergekommen Kasernen hausen, schlechter leben als die besiegten Deutschen. Die DDR blickte nach vorne, wollte aus der Geschichte lernen und ein neues, besseres Deutschland aufbauen. Viele der hohen Nazitiere wurden gehängt oder nach Sibirien gebracht, auch ein paar kleine Nazis und einige Unschuldige. Der Masse der Bevölkerung sagte aber die spätere DDR-Regierung, sie solle die Vergangenheit hinter sich lassen, da es keine Kollektivschuld gäbe. Es gab eine reichhaltige antifaschistische Erinnungskultur, die jetzt die Westdeutschen zerstören. Dieselben Westdeutschen hatte allerdings Nazis in ihrer Regierung, verweigerten Entschädigungen und machten einen Deal mit Israel um die deutsche Schuld zu begleichen.
Die DDR war antikolonial eingestellt. Freilich, Israel wurde akzeptiert, aber auch die PLO, die in der DDR eine Vertretung hatte. Wir setzen uns viel früher als die Westdeutschen mit den Palästinakonflikt, den Zionismus und den jüdischen Antifaschismus auseinander.
Der Autor ist ein typischer Westdeutscher aus der gebildeten Mittelschicht, aus den linksliberalen Bürgertum. Dieses war immer zu sehr von sich selbst überzeugt und deshalb wenig lernfähig. Das muß sie jetzt nachholen!
Diese linksliberale Selbstgefälligkeit, die keinen Zweifel zuläßt, ist ein Grund für das Erstarken der AfD
Nein, die AfD ist im Osten so letztendlich stark, weil in der DDR die Vergangenheit nicht aufgearbeitet wurde. Weder die von Nazi-Deutschland („wir sind ja alles Antifaschistischen“), noch die der DDR(„Diktatur? War da was? Wollen wir nichts mehr von hören).
Das ist der typische Quatsch eines Westdeutschen, dem der Osten egal ist und der noch nie sich mit der DDR auseinandergesetzt hat. „Die AfD ist die Rache des Ostens“ für die mißlungene Wiedervereinigung, sagte das östliche Urgestein Frank Castorf, den viele Wessis gar nicht kennen.
Nicht – wie Wessis vermuten – nicht aufgearbeiteter Faschismus hat im Osten die AfD stark gemacht, sondern die vielen Demütigungen durch den Anschluss der DDR. Ossis merken schnell, die Wessis kann man am besten ärgern, wenn man AfD wählt
Die AfD ist eben doch die Rache des Ostens
Liebe Wessis, gebt einfach Eure typisch westdeutsche Arroganz auf, seit ein wenig demütig, denn ihr seit ganz bestimmt nicht die besseren Deutschen, ihr habt schließlich Nazis in Eurer Regierung toleriert, nicht die DDR!
Ich würde gerne einmal vorschlagen, bei der Beurteilung des Krieges, den Israel gegen die Palästinenser (offiziell „die Hamas“) führt, radikal in der Gegenwart zu bleiben und ausschließlich völkerrechtliche Kriterien anzulegen.
Daraus ergibt sich dann m.E. sehr klar:
ein ganzes Volk für die Verbrechen Einzelner oder Gruppen verantwortlich zu machen, ist völkerrechtswidrig.
Einem Volk in vielfältiger Weise die Lebensgrundlagen zu entziehen: ist völkerrechtswidrig.
Auffallend: viele „rechte“ Seiten (Tichy, Achgut, Apollo, Wallasch, Reitschuster, BLÖD, …) stehen stramm an der Seite Israels. Woher kommt das? Ganz einfach: die Gelder die früher noch nach „links“ flossen, fliesen jetzt immer mehr nach „rechts“. Die „Rechte“ wird als Stütze des Zionismus aufgebaut, jetzt, da „Links“ wegbricht. Auch die afD wird in dem Sinne konditioniert. Sie ist noch nicht ganz eindeutig auf Linie, und daher kann, darf sie noch nicht an die Macht. Sobald sich die afD klar bzw. glaubwürdig zum Zionismus bekennt wird sie in den Bundestag einziehen. Wetten?
Wohlgemerkt: „links“ und „rechts“ ist ein reines Affentheater das aber aufgeführt wird, um die Bürger zu spalten und damit unten und brav zu halten. Aber es gibt eben die, die sich selbst als „links“ bezeichnen und die, die sich selbst als „rechts“ bezeichnen. Die Verarschung besteht darin, dass so getan wird als wäre das Politische eine Medaille und es gäbe als nur zweit Seiten.
Zum Beispiel Frieden: würde nicht diese Ausschließeritis betrieben, dass „Rechte“, oder als „rechts“ gekennzeichnete, nicht auf „linke“ Friedensdemos kommen dürfen, dann hätten wir bald eine machtvolle Friedensbekundung des Volkes.
Durch die „rechts“-„links“ Spaltung wird alles wieder nur lau und klamm. Und das ist die Absicht dahinter. Es hat schon immer so geklappt, und es wird immer wieder so klappen, so lange sich alle hier so verblöden lassen.
In den „linken“ Kreisen gilt: lieber erfolglos sein, lieber gegen die Arbeiter und Proletarier sein, als mit angeblichen „Rechten“ gemeinsam gegen die unhaltbaren Zustände zu protestieren. Und natürlich gibt es „rechts“ genau die gleichen Scharfmacher, die jede Zusammenarbeit mit „links“ verhindert. Würden diese Köpfe, diese Nomenklatura, diese Lautsprecher und Strippenzieher, „rechts“ wie „links“, einfach ignoriert werden, dann könnten wir so stark sein. Denn der größte Teil der „Rechten“ ist nicht „rechts“ im extremen Sinne, und der größte Teil der „Linken“ ist nicht „links“ im extremen oder marxistischen Sinne.
Es sind fast alle einfache, wohlmeinende Bürger, die die Schnauze voll haben von dem, was uns die Politik einbrockt! Und nur durch das Spalteundherrsche! kommt dieser Bürgerwille nicht zum Ausdruck, kommt nicht zum Tragen. Und das ist die ganze Absicht hinter der Scharade, die uns vorgespielt wird mit „linken“ und „rechten“ Lautsprechern und Agitatoren.
Was spielt es für eine Rolle ob man in Eigentumsfragen oder Grenzkontrollen verschiedener Meinung ist – wenn es doch in dem Moment gar nicht darum geht!? Und auch in nächster Zeit keiner der Beteiligten überhaupt irgend einen Einfluss auf die Sachen hat? Warum können Menschen nicht gemeinsam für Frieden demonstrieren OBWOHL sie an verschiedenen anderen Punkten verschiedener Meinungen sind? (Was ja eigentlich völlig normal ist.) Weil das gezielt verhindert und untergraben wird, deshalb! Es ist so einfach. Und es werden so massiv die Augen davor zugekniffen. Spalte und Herrsche funktioniert, weil wir es selbst betreiben! Weil wir uns dazu treiben lassen!
@ ratzefatz
Treffender Kommentar. Danke dafür.
Ein klassischer Mainstream-Artikel. Sofort die Frage nach Genozid, alle anderen Aspekte fallen unter den Tisch. Zum Beispiel der, ob es Israel zuzumuten ist, mit einer Terrortruppe in unmittelbarer Nähe zu leben, die jederzeit wieder den 7.10. wiederholen wird, sobald sie kann. Im Rest der Welt hat man sich überall anders entschieden. Die Tschetschenienkriege forderten über 80.000 Tote, ausgeführt von Russland, das sonst immer verurteilt wird. Ja Frage: war das dann auch ein Genozid? Muss Russland dann auch verurteilt werden? Oder die Kurden in Raqqa? Da gibt es nie eine Antwort. Die Waldriche machen um das einen Bogen.
Wann begann denn das Gebrüll mit dem Genozid? Das begann sofort nach dem 7.10. und zwar weil sich Israel erlaubt hatte dorthin zu feuern, wo die Raketen herkamen. DAS war das Ziel, dass Israel da sitzt und sich beschießen lässt aus Gaza, Libanon, Irak und Jemen. Womit dann endlich das Werk von Adolf Hitler zu Ende geführt werden würde. Nazis, jeder Depp sieht das.
Oben schreibt Roberto über kanadische Warnungen bezüglich der Sicherheit in Deutschland. Das sind genau die Richtigen. In UK, Kanada und Australien gab es diese riesigen Islamistendemonstrationen, mit Al-Quaida, Hisbollah- und ISIS-Fahnen. Und genau diese Länder haben dann den Palästinenserstaat anerkannt. Als Appeasement. Sie kapieren es einfach nicht. Das sind Nazis, die werden dadurch nur frecher und noch unverschämter. Jetzt will Starmer die Cousinenehe erlauben, eben ist man schon bei der Geschwisterehe.
Unfassbar.
Und was halten Sie von der These, dass der 7.10. nach dem Muster WTC ablief? Hat nicht Israel die eigenen Soldaten abgezogen, um nachher um so besser lange geplante Landnahmen bewerkstelligen zu können?
Unsere tägliche Durchsage zum korrekten Denken von einem der dienstältesten Mossad-Accounts in D-Land…
Israel feuert in ein Gebiet, das dichter besiedelt ist als Berlin. Israel feuert auf Krankenhäuser und Kinder. Israel verhängt eine Blockade und verweigert Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente. Israel sagt laut und deutlich, dass es die Palästinser auszurotten vorhat.
Sich als junger Westdeutscher für „antifaschistisch“ zu halten um dann ruck-zuck in einem defacto nationalsozialistischen Kibbuz mitzuhelfen. Als ob das Hippiekommunen wären und nicht Wehrsiedlungen voller gewalttätiger Rassisten.
Das sind so teutsche Spezialitäten im Doppeldenk die ich nie nachvollziehen konnte.
@ Emil
Vielleicht wollte der Herr, nebst möglichen Herrinnen, Busse tun, sich läutern, und seine familiäre plus völkische Kollektivschuld abarbeiten. Seinem weiteren beruflichen Werdegang in einschlägigen Institutionen hat es vermutlich in Folge auch nicht geschadet.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hans-Peter_Waldrich
https://www.youtube.com/watch?v=-mxfnya3ZRc
What really happened on Oct.7