
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Denn zu den Irritationen meiner Jugend gehörten die Verbrechen, die meine Eltern begangen hatten.
In meinem Kinderzimmer hatte ich – ein pubertärer Protest – ein ausgeschnittenes Foto aufgehängt: Ein Berg ausgemergelter Leichen auf einem Karren irgendwo in einem deutschen KZ. Alles Juden, die man in irgendeiner Grube entsorgte. Meine Eltern sollten Farbe bekennen. „Ich weiß, dass ihr Hitler gut fandet. Bitte erklärt mir das!“
Aber es kam keine Erklärung. Die Empörung, der Ekel, die Wut, die das auslöste, haben mein Leben mitbestimmt. Schon als Schüler wollte ich Aufbauarbeit in Israel leisten. Später arbeitete ich in einem Kibbuz nahe Jerusalem. Wenn wir frühmorgens zur Apfelernte gebracht wurden, steuerte unsern Jeep ein Fahrer, der die besagte Nummer auf dem Unterarm trug. Als Kind sei er in Auschwitz gewesen. Ich schämte mich, weil ich Deutscher war.
So übernahm ich wenigstens indirekt einen ganz winzigen Teil jener Schuld, die die Generation vor mir auf sich geladen hatte. Keine Heldentat, aber ich fand es gerecht. Lange setzte ich mich mit der Frage auseinander, ob es so etwas wie Kollektivschuld gebe. Und ich kam zu dem Ergebnis, dass es sie gibt. Es war ja ganz undenkbar, dass Hitler den Holocaust alleine durchgeführt hatte. Es gab einen Kontext.
Der „Genozid“ – nur Lüge?
Und heute? An der Kasse des Supermarkts kaufte ich vor ein paar Tagen die Jüdische Allgemeine, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben wird. Sie präsentierte doch tatsächlich die Schlagzeile: „Die Genozid-Lüge“. Ist alles, was ich täglich über Gaza erfahre, nur Lüge? Wieder bin ich empört, geradezu angeekelt. Ja, ich weiß, „Genozid“ ist ein völkerrechtlicher Begriff, der präzise definiert werden muss. Die entsprechenden Tatbestände müssen genauestens ermittelt werden.
Andererseits: Ist es wichtig, wie man Massenmorde bezeichnet? Wären die Morde an Juden im Dritten Reich erst dann verwerflich gewesen, hätten sie einer juristischen Definition standgehalten? Den völkerrechtlichen Begriff „Genozid“ gab es damals noch gar nicht.
Andererseits ist deutlich, dass die Jüdische Allgemeine und daher wohl auch der Zentralrat der Juden in Deutschland eine rechtsradikale Position vertreten. Denn dass alle, die gegenwärtig Israel kritisieren, Opfer der Hamas-Propaganda geworden seien, das hören wir täglich von Netanjahu. Folgende Gleichung liegt also nahe: Judentum heißt, den Massenmord in Ordnung zu finden und den Rechtsradikalismus zu verteidigen. Wüsste ich nicht, dass viele Juden völlig anders denken, ich müsste so urteilen.
Was steht denn genauer in der Jüdischen Allgemeinen? Am 18. 9. schrieb sie: „Ein für alle Mal: Ein Staat, der seine Bevölkerung gegen Mörder, Vergewaltiger und Geiselnehmer verteidigt, verübt keinen Völkermord.“ Israel, so wörtlich, tue nur das, „was es tun muss“. Und: „Völkermord ist so ziemlich das letzte Wort, das uns einfallen sollte, wenn wir sehen, wie Israel in Gaza wirklich agiert.“
Ermordete Kinder sind ermordete Kinder
Und wieder sehe ich, dass es Kollektivschuld gibt. Sie beginnt, wo um Worte gestritten wird, wenn Verbrechen verhindert werden müssten. Zwar werden Tatbestandsmerkmale nach Kriterien festgelegt, aber auch wenn nicht alle Kriterien erfüllt wären, sind ermordete Kinder ermordete Kinder. Und ich halte es für nicht unbedeutend, dass mehrere ausgewiesene Völkerrechtler urteilen, der Tatbestand des Genozids liege vor. Für mich heißt das: Jenseits der Wortklauberei geschieht hier etwas Entsetzliches.
Am 22. September erschien im Freitag ein Interview mit dem renommierten jüdischen Genozid-Forscher Omer Bartov. Er verweist darauf, dass Pogrome auch im Westjordanland ablaufen. Ganz klar betreibe Israel Völkermord.
Was die Frage der Kollektivschuld Israels angeht, sagt er folgendes: „Völkermord ist – anders als Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit – per definitionem ein gesamtgesellschaftliches Ereignis. Wenn ein Staat ihn begeht, sind alle beteiligt – selbst jene, die dagegen sind, werden mitschuldig, wenn sie Steuern zahlen, Gesetze befolgen oder einfach normal arbeiten. Das heißt nicht, dass alle vor Gericht stehen. In Nürnberg wurden einige führende Nazis verurteilt. Aber Millionen Deutsche hatten durch ihr Schweigen, ihr Mitmachen, ihre Steuerzahlungen den Holocaust mitgetragen. Dasselbe gilt in Israel.“ Auch Deutschland, so Bartov, könne zurzeit als Mittäter betrachtet werden, als Komplize eines Verbrechens.
Wie gesagt: Hier spricht ein Jude. Er wurde in einem Kibbuz geboren, gilt als einer der führenden Historiker des Holocaust. Traurig, dass man das betonen muss. Vielleicht existiert eine Mehrheit von Juden weltweit, die Israels Verbrechen aktuell verurteilt. Etwa genauso, wie sie der Überfall der Hamas entsetzt hat.
Totale Vernichtung?
„Im israelischen Fernsehsender Channel 14“ so Bartov weiter, „kommen regelmäßig Journalisten und Politiker zu Wort, die zum Genozid an Palästinensern aufrufen: ‚Der Sieg wird nur unter einer Bedingung kommen (…), jetzt muss es wirklich die totale Vernichtung sein‘, sagte etwa der israelische Journalist Itamar Fleischmann.“ „Totale Vernichtung“? Soll auch hier um Begriffe gestritten werden? Meint der Jude Fleischmann vielleicht nicht „ganz“ total, sondern irgendwie nur halb total oder so ähnlich?
Wären wir also wieder beim Thema Antisemitismus. Nach hirnrissiger Definition betreibe ich gerade „israelbezogenen Antisemitismus“. Nach dieser Regel ist überhaupt keine Kritik an Israel möglich. Israel könnte Gaskammern bauen und wäre im Recht. Fast könnte man meinen, hier pflege man eine Art schrägen Rassismus: Israelischer Jude zu sein, heißt einer Rasse von Heiligen anzugehören. Judentum (jedenfalls dasjenige in Israel) definiere sich aufgrund einer Essenz: Sie besteht darin, immer nur Opfer, aber niemals Täter sein zu können. Das Wesensmerkmal des israelischen Judentums, so dieser „Rassismus“: eine Spezies zu repräsentieren, die aller moralischen oder rechtlichen Beurteilung enthoben ist. Wehe, wer es anders sieht!
Die Lehren des Holocaust sind nicht begriffen worden
Solch bodenlosen Quatsch lehne ich ab. Es war doch gerade dasjenige, was ich früh gelernt habe. Die Ausgemergelten Leichen auf dem Karren waren Menschen! Vielleicht waren auch Zeugen Jehovas oder Homosexuelle dabei oder Sintis und Romas oder „Schwachsinnige“. Fast schäme ich mich, dass es heute herausgeschrien werden muss: Jenseits aller dämlichen Kategorien sind Menschen Menschen und als solche von unantastbarer Würde!
Weil es aber Kollektivschuld gibt, fürchte ich eines: nämlich das sprunghafte Ansteigen von wirklichem Antisemitismus rund um den Globus. Was eigentlich eher den Zionismus treffen müsste oder Netanjahu oder die Tatsache, dass es Israel immer noch nicht geschafft hat, seine verbrecherische Regierung loszuwerden, wird unterdessen von vielen schlichten Gemütern dem „Jüdischen“ angedichtet. Ein neues Kapitel in der langen Geschichte der Antisemitismus wird aufgeschlagen. Ein wahrhaft schlimmes, paradox-tragisches Resultat aller Verwirrungen um dieses Thema. Die Lehren des Holocaust sind immer noch nicht begriffen worden!
Ja, tatsächlich benutzt Israel, so wie es wiederholt über die Hamas behauptet, die Judenheit der Welt als Schutzschild und hat sie in Geiselhaft genommen für seinen Staatsterror, der unter keinen Umständen kritisiert werden darf.
Da wird dann das Palästinenser-Tshirt des türkischen Überlebenden eines rassistischen Mordes an seiner Familie in den Augen eines deutschen Aufrechten zur existentiellen Bedrohung von Israel und der Juden (Wo sollen sie denn hin? fragt er) weil das Tshirt die Umrisse des palästinensischen Mandatsgebietes zeigt, das einfach die ursprüngliche und Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende alte Heimat der Palästinenser und Beduinen war und ist. https://www.instagram.com/reel/DO8dsuDDJ1E/
Der fragt, als gäbe es nicht Hunderttausende Juden, die in diversen Ländern ziemlich einflussreich und gesellschaftlich eher selten am unteren Ende der Nahrungskette leben.
Und wachsender Antisemitismus kommt Netanjahu und seiner Gesinnungsgenossen offenbar eher zupass. Umso hysterischer kann man sich als das ultimative Opfer der Welt, dem kein anderes Opfer gleich kommt, gerieren.
Und genau das wird den jüdisch-israelischen Kindern mit ihren jährlichen Exkursionen nach Auschwitz eingeprägt. https://www.youtube.com/watch?v=CTAjc1OSrmY
Thema Kollektivschuld
Kollektivschuld weil ich Steuern zahle? Das ist lachhaft. Es gibt verdammt noch mal KEINE Kollektivschuld. Wie war das noch einmal mit dem brutalen Austreiben von ca. 15 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat im Osten? Ethnische Säuberung! Das haben die BÖSEN Deutschen alles verdient?! Wie war das noch mal mit der Bombardierung deutscher Städte? Und Und Und…..mir kommt die Suppe hoch. Die Verbrechen der Alliierten, wo sind sie aufgearbeitet? WARUM sind sie nicht aufgearbeitet? Dann Versailles, der Schandvertrag, der WWII geradezu befördert hat. Alles grausame Verbrechen. Die Finanzierung von Hitlers Krieg durch die Wallstreet? Und und und …Dieses LINKE Gutsein, es geht mir auf die Nerven, Re-Education nach WWII, die Auswüchse sehen wir heute. Furchtbarste Verbrechen wurden immer begangen, kein Zweifel, aber IHR mea culpa, mea maxima culpa, DAS nehmen Sie bitte auf Ihre Kappe. Es geht und ging immer um Macht und Geld, Wirtschaftskriege. Und dann sind immer noch ein paar besonders Irre unterwegs. Diese LINKE Einseitigkeit ist unerträglich.
Oha.
Der Ton ist bekannt. Kannst den rechten Arm wieder runter nehmen.
„der israelische Journalist Itamar Fleischmann.“; die Stammbaumlinie von „Netanjahu“ heißt Mileikowsi; Minister „Katz“;…, nun erkläre mir mal jemand, wieviel davon semitisch ist und man daher von Antisemitismus reden kann, noch dazu, wenn die meisten Juden außerhalb Israels und Deutschlands den Genozid verurteilen.
Die Rechnung über 1,3 Billionen Euro für Polen, die derzeit noch auf Freigabe wartet, wird nicht die letzte für Deutschland sein, und ja, jeder Deutsche, der sich nicht aktiv gegen diese Barbarei da unten wehrt, ist mitschuldig, also alle, die die Parteien wählen, deren Führer sich die Kippa aufsetzen, wenn gerade eine neue Stufe der Verbrechen um Israel herum geschieht. Deutschland wird zahlungsunfähig werden, nicht nur wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die die perverse Lieferkettenvorgabe mit sich bringt, sondern auch wegen seiner Politik zur Unterstützung von Rassismus und Faschismus. Und das betrifft auch die Ukraine und Russland, auch dort könnte man in Zukunft Rechnungen an Deutschland schreiben.
Israel bestimmt was Antisemitismus ist. Es hat fast alle UNO Resolutionen zu Palästina abgelehnt, Es lebt gegen die Weltgemeinschaft. Der Vorwurf des Antisemitismus ist zur Ideologie verkommen, mit der Interessen durchgesetzt werden.
Genau genommen heißt das, wenn ich wegen Gaza als Antisemit bezeichnet werde, dann ist das edler Vorwurf. Es zeigt, das eigene moralische Gefüge gegen Gräuel und Völkermord ist intakt.
Nein, Herr Waldrich,
Sie irren: Es gibt keine Kollektivschuld!
ALLE Kollektivschuldbehauptungen gegenüber Völkern sind Unsinn!
Es sind wirklichkeitsferne und geradezu absurde Konstrukte und politisch motivierte Mythen bzw. Narrative.
Es ist mir völlig unbegreiflich, wie Sie als ein gebildeter Mensch, der früher zudem sogar als Lehrer tätig war, so eine falsche Ansicht vertreten können.
Damit begeben Sie sich geistig – ohne es zu wollen und ohne es zu merken(!!) – auf einen ähnlich falschen Bewusstseinsstand wie jene, die Sie so heftig kritisieren, etwa Ihre Eltern. Nur umgekehrt und unter anderen Vorzeichen.
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Dass Sie die israelische Politik kritisieren, ist hingegen angesichts der Maßlosigkeit der Regierung Netanyahu nachvollziehbar.
Schuld ist halt auch ein unscharfer Begriff. Vor Gericht schuldig gesprochen werden kann man vor Allem für seine Taten. Daneben gibt es aber auch die unterlassene Hilfeleistung.
Wenn man diesen Begriff auf die politische Ebene hebt, sitzt bezüglich Palästina buchstäblich die ganze Welt auf der Anklagebank.
Richtig der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen sich aber vor Gericht nur diejenigen, die Hilfe hätten leisten können, das aber nicht getan haben. Wer dafür ein bedeutendes Risiko hätte eingehen müssen, dem kann der Vorwurf nicht gemacht werden. Da gäbe es dchon einige, aber die einfachen Bürger sind das in der Regel nicht.
Bezüglich Nazideutschland klingt Kollektivschuld für mich entweder als Vorwurf an jeden einzelnen Deutschen, sich nicht wie Dietrich Bonhoeffer verhalten zu haben, was mir hypermoralisierend vorkommt, oder man bleibt auf der abstrakten historischen Ebene, wo ich sie als dringende Verpflichtung, aus der Geschichte zu lernen, aber hier vor Allem bezüglich des Staats, seines Aufbaus, seiner Leitlinien. Das wäre die m.E. richtige Ebene, und so wirds ja auch praktiziert. Der Autor mixt das leider etwas durch.
Gestern hat die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali so nebenbei erzählt dass die Flüchtlingswelle aus Syrien durch Russlands eintritt in den Syrienkrieg begann und gab damit Russland die Schuld an den Syrienflüchtlings- Strom nach Deutschland. Sehe da schon eine Kollektivschuld an dieser und anderen Falschinformation bei den „heute journal“-Machern. Es gibt schon eine Kollektivschuld, wenn auch nicht gegen Völkern.
In einigen Jahren sehe ich auch eine gewisse Kollektivschuld bei einem großen Teil des deutschen Volkes, wenn noch möglich.
Es gibt keine Kollektivschuld! Man kann nicht schuld an etwas sein, das man realistischerweise nicht bekämpfen kann ohne selbst unter die Räder zu geraten oder gegen das man nichts machen konnte, weil zu spät geboren! Es ist ein bösartiges und spalterisches Konzept.
Im Übrigen würde das Kollektivschuldprinzip Israel sogar Recht geben, weil dann die Hamas die Schuld aller Palästinenser wäre und damit alle Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung gerechtfertigt wären. Es ist primitve Stammesdenke und genau deshalb eskaliert das auch so, weil Juden sich im Kampf gegen alle andere wahrnehmen, ihre Geschichte (zumindest so, wie sie in der Bibel beschrieben ist) ist voll von Beispielen. Und die Araber sind dem Clanwesen und religiösen Zwängen auch nur teilweise entwachsen, vorsichtig ausgedrückt…
Eigentlich würde das eben nicht auf die Hamas zutreffen, denn sie bedient keinen riesigen Staatsapparat mit einer Armee, in der jeder Erwachsene mindestens einmal gedient hat und nach dem Dienst als Reserve zur Verfügung steht. In die Verbrechen Deutschlands waren mittelbar fast alle involviert, sei es per persönlicher Entscheidung, sei es per Arbeit im Verkehrswesen, in der Verwaltung, sei es in Zulieferbetrieben etc. Genau das wird ja gerade wieder im Zuge der allgemeinen Kriegsvorbereitung geprobt.
Die Hamas ist, je nach Standpunkt eine Befreiungs- oder eine Terrororganisation und mag zwar Sympathien genießen, aber sie hat keine Armee, kein Verkehrsnetz, keine gigantische Logistik zur Verfügung, womit sie Israel auf auch nur annähernd gleiche Ebene Paroli bieten könnte.
Man kann durchaus kollektiv Schuld auf sich laden, weil man aus Feigheit oder Desinteresse das Maul nicht aufmacht. Die Gefahr des UnterdieRäderKommens rührt dann daher, daß man das kollektiv so macht. Wir sind ja heute schon wieder so weit.
Auch Kohls „Gnade der späten Geburt“ fand ich unpassend. Brands Kniefall war angemessener.
Naja, ich bin alles andere als eine Anhängerin Kohls, aber der Satz war absolut richtig: Denn es ist die Gnade der „späten Geburt“ gewesen, nicht in dieser direkten Auseinandersetzung und der damit verbundenen Entscheidungsforderung gestanden zu haben. Als er das sagte, waren wir als Bevölkerung nicht mehr vor die Frage gestellt, wie verhalte ich mich angesichts überwältigender Propaganda, massiver Einschränkung von Bürgerrechten und Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen. Da klang dann oft gerade bei uns Linken im weitesten Sinne, eine ganze Menge selbstgerechte Überheblichkeit durch: Wir hätten da nie mit gemacht.
40 Jahr später zeigte sich, dass genau die eben doch zum allergrößten Teil und mit allergrößter Überzeugung mitmachen.
Sehr richtig – und deshalb ist das Nachdenken über „Kollektivschuld“ auch wichtig. Nicht als juristische Kategorie, sondern als Anfrage an sich selbst: Hätte ich damals nicht doch mitgemacht – um nicht anzuecken, weil man es meine Pflicht nannte, aus Überzeugung? Und bin ich heute frei von Verantwortung, weil ich ab und zu an einer Palästina-Demonstration teilnehme und die einzige Partei gewählt habe, die konsequent gg. das israelische Vorgehen protestiert hat?
Fragen, die man sich übrigens nicht nur als Deutscher stellen kann.
Teutonia hat den Holocaust an den Juden UND Russen/Sowjetbürgern begangen.
Jetzt ist genau diese Nation wieder am Holocaust an den Russen beteiligt. Und den Palästinensern.
Politiker in diesem Land sind Monster. Der Westen insgesamt ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Der grösste Holocaust steht uns noch bevor, den der Westen wieder begehen will.
Den dritten Weltkrieg, der das Potential hat sich zu einem Atomkrieg auszuweiten.
Das Wort Holocaust kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet Alles verbrannt.
Genau das wird der Dritte Weltkrieg bewirken. Und was genau hat der gesamte Rest des Globus
mit unserem scheiss Krieg zu tun? Rein gar nichts. Aber im Falle eines Atomkriegs werden auch Afrika,
Südamerika, Asien etc. zu Opfern. Unsere Politiker gehören bestenfalls alle eingebuchtet.
Abgesehen das Antisemitismus die Araber einschließt, die ja ebenfalls eine Ethnie sind die der semitischem Gruppe zu zurechnen sind, ist die Bezeichnung „antisemitisch“ zum ideologischen Totschläger verkommen. Die ganzen Diskussionen um den Antisemitismus, erinnern mich so an die DDR und deren ideologische Sittenwächter. Netanjahu begibt sich in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit und wir sind mit den USA seine letzten Schildknappen. Die Elendsbilder aus Gaza, Lager, die man auch mit einer bekannten Bezeichnung versehen kann, werden uns die nächste zehn Jahre begleiten.
Es ist halt die Politik der israelischen Regierung, alle Juden in eine Topf mit Bibi und der Israelischen Armee zu werfen. Jetzt soll Kritik an den einen automatisch Hass auf alle anderen sein. Seid doch so kooperativ und fallt drauf herein. Da wurde viel Geld investiert über die Jahre.
Wer in Israel gegen Netanjahu protestiert: aller Ehren wert ! Aber ermitteln Sie mal jenen Prozentsatz der jüdischen Bevölkerung in Israel und weltweit, der sich heutzutage an die Gründung dieses Paria-Staates 1948 durch Vertreibung, Enteignung, Besatzung und Apartheid ernsthaft erinnert und Reue, Wiedergutmachung und den Willen zur Aufarbeitung aufbringt? Fehlanzeige, ein blinder Fleck in der kollektiven Erinnerung! Stattdessen sieht man sich in aller Welt zunehmend von Feinden umgeben , und fragt sich verwundert, wo denn dieser „Antisemitismus“ bloss herkäme?
Shir Hever von der Jüdischen Stimme hat exakt das im Zuge einer Veranstaltung über Gaza und israelisches Terrorregime gesagt, dass er der Sohn (oder Enkel?!) eines dieser jüdischen Terroristen war, der am Massaker eines palästinensischen Dorfes beteiligt war.
Aber der ist ja ein jüdischer Antisemit so als Jüdische Stimme und BDS-Anhänger, zumindest in den Augen eines Ramelows oder Arthurs.
Guter Artikel! So wie hier beschrieben, geht es mir auch. Der philosemitisch erscheinenden Staatsräson Deutschlands fehlte mir das menschliche Gesicht, als wären Menschen jüdischen Glaubens die besseren Menschen und diie Palästinenser Menschen ohne Rechte. Nicht zu vergessen: Der israelbezogene Antisemitismus schützt ein in Teilen rechtsextremes verbrecherisches Regime. Die sog. einzige Demokratie im Nahen Osten versteht sich als Staat der Juden, nicht als Staat israelischer Staatsbürger unabhängig von Ethnie oder Religion und hat seine Staatsgrenzen bis heute nicht staatsrechtlich definiert. Eine Demokratie kann kein religiöser Staat sein.
Eigentlich nicht mein Thema, aber schöner Artikel bis auf di Click-Bait Überschrift, die mich normalerweise davon abgehalten hätte, ihn zu lesen.
Man kann in der Essenz sagen: Rechtsradikale tun, was Rechtradikale eben so tun. Es ist immer derselbe Plan und immer gibt es mehr als genug Mitläufer in jeder neuen Generation.
Die ursprüngliche, starke Reaktion gegen die Hamas war natürlich mehr als angemessen. Denn was für die ein Seite gilt, gilt hier auch für die andere. Die Hamas und ihr Mitläufer sind keine Opfer, so wie „die Deutschen“ in WKII keine Opfer waren.
@ GBU-57
„Es gibt keine Opfer“ so eine Gudrun Ensslin wie du hätte sich nicht besser ausdrücken können; – bleib lieber beim Sockenpüppchen Autoquartett!
Da ich in einen antifaschistischen deutschen Staat aufgewachsen bin, sehe ich das mit der deutschen Kollektivschuld anders. Alle Deutschen für die Verbrechen der Nazis verantwortlich zu machen, ist zu einfach. Viele waren Mitläufer, hatten schlicht Angst, wie heute auch. Wie hätten wir gehandelt, hätten wir unter den Nazis leben müssen? Hätten wir uns nicht auch angepaßt, um zu überleben? Die meisten Menschen werden nicht als Helden oder Märtyrer geboren. Aber im Gegensatz zu Japan hat Deutschland sich für die Naziverbrechen entschuldigt und das sieht die Weltgemeinschaft mit Wohlwollen.
Selbst wenn ich mich auf den Standpunkt stelle es gäbe die deutsche Kollektivschuld so stellt sich die Frage ist diese vererbbar? Wenn ja dann würde aus der Kollektivschuld eine Erbschuld wie bei Adam und Eva. Das ist doch Blödsinn.
Was Israel betrifft so sehen wir, aus Opfern wurden Täter. Hoch traumatisierte Flüchtlinge aus Europa – die aus guten Grund die britische Mandatsmacht gar nicht alle nach Palästina reinlassen wollte – gründeten einen Staat. Ergebnis bekannt.
Viele Deutsche sind noch so im Kollektivschulddenken verfangen, das sie die Realität nicht objektiv wahrnehmen können und sich deshalb instinktiv auf die Seite Israels stellen. Das tun andere europäischen Völker, wie die Iren oder die Spanier, nicht. Irland war lange britisch besetzt und führte einen langen, blutigen und grausamen Befreiungskrieg. Deshalb können die Iren die Palästinenser gut verstehen.
Israel war von Anfang an ein koloniales, rassistisches Projekt. IMMER unterdrückten die Israelis die Araber, auch im Kibbuz. Das widerte von Anfang an auch linke deutsche Juden wie Jakob Moneta an. Er konnte den jüdischen Rassismus im Kibbuz nicht mehr ertragen und ging nach Europa zurück
https://jacobin.de/artikel/der-judische-internationalismus-des-jakob-moneta-ig-metall-vierte-internationale
Israel ist zum Paria der Menschheit geworden.
Wer Kinder ermordet und dies auch noch offensiv verteidigt, hat jede Menschlichkeit verloren und verdient kein Mitleid.
Es gibt viele Berichte, das israelische Touristen in Flugzeugen aggressiv rassistische Lieder singen und deshalb aus den Flugzeugen zu recht rausgeschmissen werden.
Es wird Zeit das zumindest die gutwilligen, antifaschistischen Deutschen ohne wenn und aber sich von Israel abwenden.
Wer einfach zur zuschaut und die israelischen Verbrechen relativiert, macht sich mitschuldig.
Diese neue deutsche Schuld wird uns eines Tages wieder auf die Füße fallen.
Deshalb wird es Zeit diesen Teufelskreis zu durchbrechen
Free Palestine!
Zum Thema Kollektivschuld und Vererbung:
Selbstverständlich gibt es eine solche nicht im juristischen Sinne, aber sehr wohl im psychologischen Sinne.
Genau genommen ist auch Täter-Sein ein Trauma und es hat ähnliche gravierende Folgen für die Nachkommen wie die Traumata der Opfer.
Das hat niemand anderes gesagt als Dan Bar-On, der wunderbare israelische Psychologe.
https://www.perlentaucher.de/autor/dan-bar-on.html
Ich habe es selbst für mich über Jahrzehnte heraus gearbeitet, wie die Verstrickungen meiner Familie von beiden Seiten, in mein Leben hinein wirkten, ich sah es an Freundinnen und Patienten, und ich sehe auch, wie verheerend es wirkt, wenn diese Bearbeitung nicht oder nur mangelhaft gelingt (wie z.B. bei unserem Arthur oder in der Corona-Zeit)
Herr Waldrich, die Sache mit dem Foto im Kinderzimmer ist verstörend. Sie sollten prüfen, ob ihre sehr emotionale Ablehnung Israels dorthin, in das Kinderzimmer, führt – und dass sie dorthin führt, zeigt schon die Tatsache, dass Sie sie erwähnen. Wenigstens sollte Ihre Emotionalität gleich der sein, die Sie bei den US Kriegen im Irak, Lybien, Afghanistan, usw. empfunden haben.
Ich nehme an, dass wir uns einig sind, dass aus der Kollektivschuld (man könnte es auch Verpflichtung zum Antifaschismus nennen), eine Waffe geschmiedet wurde zur ständigen Verhinderung einer deutschen Souveränität, vor allem einer, die sich mit Russland verstehen will?
Dann sollten Sie den Begriff aber nicht mehr verwenden, denn er ist vergiftet.
Der Fehler der Eltern von Herrn Weidrich ist, dass sie ihn nach dem aufhängen
dieser grauenhaften Bilder nicht sofort zu eine Pychater geschleppt haben.