Herrschaftstechniken in Demokratien

Schafe auf Wiese
Quelle: Pixabay

Neben der Angsterzeugung gibt es zahlreiche andere Herrschaftsinstrumente der Mächtigen, wie der Psychologe Rainer Mausfeld nicht nur in seinen Büchern zeigt.

Eine dieser Techniken des Demokratiemanagements ist die „Diskursvermüllung“ beziehungsweise die Desinformation durch eine Überflutung mit banaler Unterhaltung, die auch schon Neil Postman aufgezeigt hat, um dem politischen Diskurs den Boden zu entziehen. Ein Buchauszug.

In der Entwicklungsdynamik des Neoliberalismus hat die Methode einer Diskursvermüllung in den vergangenen Jahrzehnten einen besonders hohen Stellenwert erhalten. Philip Mirowski bemerkt hierzu: »Verwirrung wurde zu einer bewussten politischen Strategie, die sich stark von dem Top­-Down-Modell der »Propaganda« des frühen 20. Jahrhunderts unterscheidet. […] Heute basiert die Desinformation auf der Schaffung eines Nebels von Verwirrung und Desillusion. Sie beruht weniger auf einer direkten Medienmanipulation (dem Schreckgespenst der nostalgischen Linken) als auf einer Ernte des Gequatsches der allgemeinen Bevölkerung über die sozialen Medien, die anschließend über Plattformen wie Facebook, Twitter an die Massen zurückgespeist wird. […] Der Informations-­Markt wird als Verstärker genutzt, um das Vulgäre, das Geschwätz, das Kauderwelsch und den all­gemeinen Lärm wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, die ihn überhaupt erst in einem kybernetischen Rückkopplungskreislauf erzeugt, so weit, dass die Menschen keine Ahnung haben, was tatsächlich in ihrer eigenen Welt vor sich geht.«

Die sogenannten sozialen Medien haben Wege eröffnet, die verbliebenen Reste argumentationsbasierter Kommunikation aus den Köpfen zu spülen und ein Rauschen zu erzeugen, das Machtverhältnisse einer rationalen Verstehbarkeit entzieht und somit unsichtbar macht. Sie begünstigen eine Form der Kommunikation, bei der sich kaum noch ein Austausch von zumindest Argumentähnlichem beobachten lässt und die sich auf durch keine Verstandesakte gefilterten Äußerungen des je eigenen »gesunden Menschenverstandes« beschränkt. Politi­sche Kommunikation wird damit in noch stärkerem Maße Teil der für kapitalistische Demokratien unverzichtbaren Zerstreu­ungs-­ und Unterhaltungsindustrie.

Das mentale Flirren aus sinnentleerten Wörtern

Diese Entwicklungen führen zwangsläufig zu einer weiteren Entleerung des politischen Raumes und senken die Chancen auf die Schaffung einer halbwegs kohärenten und attraktiven emanzipatorischen Rahmenerzählung, auf deren Basis sich politischer Widerstand organisieren und politisch wirksam machen ließe.

Für die Stabilisierung der sich im Neoliberalismus herausgebil­deten Machtverhältnisse ist ein Verfall des öffentlichen politi­schen Diskurses, besonders, wenn er als solcher nicht erkannt wird, von enormen Vorteil. Da sich das Spannungsverhältnis von Kapitalismus und Demokratie in der neoliberalen Extremform des Kapitalismus nicht mehr durch bewährte orwellsche Stra­tegien einer Top­-Down-­Meinungsmanipulation – beispielsweise durch systematische Veränderung der Bedeutung von Wörtern – verdecken lässt, ist der Neoliberalismus darauf angewiesen, dass die Befähigung blockiert wird, überhaupt noch irgendwelche Überzeugungen ausbilden zu können. Die Befähigung zu einem vernünftigen Denken lässt sich auf relativ elementare Weise schwächen oder gar blockieren.

Wenn Wörter semantisch entleert und in ihrer Bedeutung beliebig werden, wenn Sätze nur noch affektive Appelle sind, ohne in argumentative Zusam­menhänge eingebettet zu sein, und wenn ein kommunikativer Austausch auf der Grundlage vernunftwidriger Rahmenerzählungen erfolgt, ist einem vernünftigen Denken die Basis entzogen. Das auf diese Weise erzeugte mentale Flirren aus sinnentleerten Wörtern, Sinnfetzen und Affekten blockiert grundlegend die Möglichkeiten, überhaupt eine geistige Ordnung zu gewinnen, und schafft damit die Grundlagen für eine kollektive gesellschaftliche Verdummung. Von all diesen Möglichkeiten, grundsätzlich die Befähigung zu schwächen, überhaupt noch irgendwelche Überzeugungen ausbilden zu können, macht der Neoliberalismus systematischen Gebrauch. In dem Maße, wie die Möglichkeiten zu einem vernünftigen Denken behindert werden, wird auch der politische Raum entleert und somit der Demokratie ein für alle Mal das Fundament entzogen.

 

Im November erscheint Rainer Mausfelds neues Buch »Hybris und Nemesis«: Jetzt vorbestellen.

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74 Kommentare

  1. Das ist sehr prägnant auf dem Punkt gebracht. Schöne Beschreibung.

    Dazu noch die Taktik, jegliche Fähigkeit zu unterbinden, sich überhaupt auf Fakten zu einigen.
    Inzwischen gibt es in jeder Hinsicht mehrere parallele Realitäten, selbst bei messbaren Fakten ist es mehr oder weniger unmöglich, allein über die Messwerte Konsens zu erlangen. Und über die Interpretation der Werte überhaupt nicht mehr.
    Im einzelnen nachzuprüfen ist dem Individuum alleine mangels Lebenszeit nicht nennenswert möglich.
    Da jedes Grundvertrauen in Aussagen anderer Dank der kapitalistischen Wirtschaftsweise und allzu vieler Lügen erschüttert ist, bleibt am Ende nur die Wahl darüber, wem man seine Fakten oder Interpretation glauben will.
    Daher neigt auch die Diskurskultur so sehr zur Eskalation. Denn wenn unterschwellig bewusst ist, dass die eigene Position auf Information basiert, die letztlich nicht sicher vertrauenswürdig ist, wird umso härter darum gekämpft.

    1. Der Entzug der Gemeinnützigkeit bei Attac und den Nachdenkseiten, direkte Staatsfinanzierung von „NGO“s wie dem „Zentrum liberale Moderne“ für pseudowissenschaftlichen „Gegneranalyse“ sowie Medienverbote wie bei RT zeigen aber auch, dass die Machthaber überzeugt sind, dass immer noch zu viele Menschen an regierungskritische Meinungen kommen.

      Diese Begriffs-, Wissens- und Denkverwässerung funktioniert eben dann am besten, wenn keine Vergleichsinformation zugänglich sind.

    2. Eine der wichtigen Methoden der Herrschaftselite, um ihre Machtstellungen zu behalten, ist, uns das Leben immer weiter immer komplizierter zu machen.

      Man mache sich nur mal bewusst wie viele hunderttausende Seiten Gesetze, Paragraphen, Vorschriften, Verträge, AGBs, … für einen Ottonormalbürger wie Du und ich gültig sind. Dazu diese ganze Informationsmüllflut. Als aufgeklärtere, halbwegs angesehener Bürger soll man über bald alles aus jeder Ecke der Welt Bescheid wissen – wie es heute ist und auch noch die Historie bis Annodubback dazu. Wir ersaufen regelrecht in dem, was man angeblich alles wissen müsste.

      Komplexitätssteigerung und Informationstsunamisierung sind wichtige Instrumente der Herrschaftssicherung.

      Wir können dem allem nur durch Relokalisierung entkommen. Wichtig ist nur das, was uns selbst betrifft. Und was in tausende Kilometer Entfernung von uns geschieht können wir meist sowieso nicht beeinflussen – geschweigen denn überhaupt sicher wissen.

      Solche Seiten wie die hier dient auch dazu, uns genau das vergessen zu machen.

  2. Man kann diese „geistige Konfusion“ aus jeder Ecke und stets aufs Neue beleuchten, Gründe und Ursachen (er)finden: Fakt ist und bleibt, dass der Homo Sapiens offenbar intellektuell irreversibel auf dem absteigenden Ast zu hocken scheint.
    Andernfalls würde das Gehirn vom Gros zum eigenständigen Denken genutzt werden bzw. gäbe es 100% Verwirrte!
    Diese Entwicklung geschah nicht von gestern auf heute, sondern mit der exzessiven, freiwilligen und unreflektierten Nutzung des Internets – ohne Rücksicht auf eigene Verluste oder der des Nachwuchses. Natürlich wird der Nachkomme nur das sein können, was ihm beigebracht oder versagt wurde. Ergo: eine neue „Qualitätsform“ des Nacktaffen!
    Obwohl: Außer in Laboren oder als Versuchstiere haben sich Affen evolutionär noch nicht von sich selber verabschiedet.
    Früher gab es den Spruch (verstanden alle): wenn dir einer sagt spring‘, fragst du dann noch wie hoch?
    Heute wird wohl die ernst gemeinte Antwort sein: wohin?
    HERR hilf – oder doch nicht, hat beim ersten Mal auch nur semi funktioniert!

    1. „…Das auf diese Weise erzeugte mentale Flirren aus sinnentleerten Wörtern, Sinnfetzen und Affekten blockiert grundlegend…“

      Wieso fallen mir hier bei der Beschreibung sinnverwirrender Diskurse spontan so einige Beiträge eines TomG ein? Weil ich da manchmal auch so ein „mentales Flirren“ verspüre?

      (Ich kann mir die kleine Spitze einfach nicht verkneifen, sorry. Denn diese Beschreibung finde ich so wunderbar…)

      1. Hhhhmmm… muss wohl akut verflirrt sein, denn andernfalls hätte ich den Kommentar verstanden.
        Sorry – muss wohl das Internet befragen, um wieder kognitiv auf Spur zu kommen 🤪🤫

      2. TomG ist genau so ein Informations-Müllwerfer aller erster Güte. Oh, es gibt noch sehr, sehr viele weitere von der Sorte.

        Dann gibt es noch die Anstandswauwauchen, die Aufpasser und Beschwichtiger, dann die, die auf raffinierte Weise Narrative in die Köpfe setzen bzw. festklopfen wollen, etc.pp

        Die Digisphäre ist der Tummelplatz der Influenzer und Müllwerfer und Vernebler. Ottonormalbürger sind hier in der Minderzahl (schon alleine weil die Influenzer und Agenten Vollzeit arbeiten und jeweils zig Sockenpuppen am Laufen haben. Ich denke, in der Wertewestlichen Welt sind locker mehrere Millionen Agenten im Internet und a“sozial“-medial (Digisphäre) dienstlich unterwegs).

      3. … geht es hier darum sich Gegenseitig anzugreifen oder zu zerlegen? Meinung zuzulassen und Ansichten zu widerlegen wäre tatsächlich sinnvoll! MfG

    2. „Fakt ist und bleibt, dass der Homo Sapiens offenbar intellektuell irreversibel auf dem absteigenden Ast zu hocken scheint.“

      Die Konzentration wird häufig durch die Arbeits- oder selbstgewählten Lebensbedingungen also durch E-Mails, What’s App etc. gestört. Die Denkergebnisse sind entsprechend.

      Die moderierten Talks in den Massenmedien oder die Meinungsartikel in der Presse setzen an dem Punkt an, dass Menschen dazu gehören wollen und dass sie Respektspersonen (Moderator, Promis) Interesse entgegen bringen und ihrem Urteil vertrauen, für was man sich in der Welt zu interessieren hat und für was nicht.

      Ebenso welchem Argument man Gewicht beimessen soll und welchem nicht. Oder welche Standardantwort man geben darf,, wenn man den Kriegskurs der USA+ kritisiert (Verschwörungstheorie, Assad-Freund, Putin-Versteher, kommend Xi-Kumpel).

  3. Was soll man auch machen, in Zeiten wo ein Glaubensbekenntnis verlangt wird:
    Ich glaube an Corona, seinen tierischen Ursprung und die Wirksamkeit der Spritze ……..

  4. Sehr richtige Beobachtung, die nicht nur unbewiesen im Raum steht, sondern offensichtliche und überprüfbare Auswirkungen zeigt. Nehmen wir die USA, in denen alles etwas früher kommt als bei uns: da sehen wir ein Duell der Methusalems, wobei einer, Bernie Sanders, schon ausgestiegen ist. Die restlichen sind über 75 und allen ist klar, dass man eigentlich Jüngere bräuchte. Die aber sind völlig unfähig, einen politischen Gedanken zu formulieren. Die Reps haben jetzt diesen De Santis, der sich mit Anti-Wokeness profiliert. Wird nicht ganz reichen, wenn es um den Weltfrieden geht. Nebenbei ist das politische Amerika eine einzige Schlammschlacht, eine irgendwie positive Perspektive ist nicht zu sehen, wo weit das Auge reicht.

    Hier ist ein gewisser Marx zu erwähnen. Der war bis 1990 immer irgendwie präsent und er hat allenthalben zur Hebung des Debattenniveaus beigetragen. Der Marxismus ist eben von sich aus anspruchsvoll und er bietet ein Denkschema, das die tatsächlichen Vorgänge abzubilden in der Lage ist. Zur Abwehr dieses Marxismus musste sich das konservative Lager anstrengen und das hat auch dort zur Hebung des Niveaus beigetragen. Seit dieser Marx aus der Debatte verschwunden ist, dominiert der Quatschfasel. Ihn gilt es daher zu entstauben, also den Marx. Den Lenin mit seiner Imperialismustheorie ebenfalls. Den auch.

    Eine nützliche Debatte wäre derzeit beispielsweise, ob unsere Handelsverträge mit den Entwicklungsländern fair sind und wenn sie es nicht sind, ob das vielleicht der Grund ist, warum sie in Scharen zum Chinesen überlaufen. Aber nein, bitte keinen Klartext. Man muss jetzt den Seniorinnen auf dem Mannheimer Maimarkt die Mexikanerhüte verbieten, weil das kulturelle Aneignung sei. Die totale Vermatschbirnung aller realen Problemstellungen. Das ist das Problem, das Rainer Mausfeld richtig beschreibt.

    Nochmal Marx: mit dem Ostblock ist ein Gegenmodell zum Kapitalismus gescheitert, das nur bedingt auf Marx zurückzuführen ist. Seine Kritik der politischen Ökonomie ist damit in keiner Weise widerlegt. Sein „Kapital“ ist und bleibt der Ansatzpunkt jeder sinnvollen Kritik der herrschenden Verhältnisse.

    Und last not least: eine Linke ohne Marx landet in der Beliebigkeit und sie bemerkt die Fernsteuerung durch die herrschende Klasse nicht. Beweis: die Grüne Partei.

    1. Und last not least: eine Linke ohne Marx landet in der Beliebigkeit und sie bemerkt die Fernsteuerung durch die herrschende Klasse nicht. Beweis: die Grüne Partei.

      Da hätte ich eher die Partei mit Namen »Die Linke« als zutreffendes Beispiel gewählt. Die »Grünen« waren niemals links, die sind bloß vom seinerzeitigen politischen Gegner (und heutigen Kumpan) so gelabelt worden.
      Sie erinnern sich – nur mal so als Beispiel – an das Gründungsmitglied der Grünen, Baldur Springmann?

      Auf »Die Linke« aber trifft Ihr Vorwurf vollends zu.

      1. Nun sollte man den Springmann nicht überschätzen: er war nicht einmal ein halbes Jahr Mitglied und nie im Vorstand. Da war zum Beispiel Jutta Ditfurth und die war und ist bis heute links. Springmann hat dann mit seiner ÖDP die Unmöglichkeit einer rechten Naturschutzpartei bewiesen. Das gilt bis heute.
        Moment doch noch die Kurve kriegt.

    2. Da kann ich nur zustimmen!
      Noch eine kleine Ergänzung:
      Eine Rückkehr vom Verdikt zum Argument würde der Restlinken gut zu Gesicht stehen.
      Ihre Einlassungen zum Thema Antisemitismus könnten dadurch z. B. ungemein gewinnen 😁

    3. Totalitarismus als einzig erlaubtes Antwortschema. Na danke.

      Nichts ist fehlleitender als eine Idiologie als einzige legitime Weltbeschreibung festzuklopfen. Einflussagent ick hör Dir trappsen.

      Neben Informationsvermülling ist die Denkbegrenzung einer der schlimmsten Feind des freien Menschen.

  5. Das „Internet“ hat vor allem eines erreicht, ältere ‚mit Hirn‘ ausgestattete Menschen werden von den jungen Ghostings einfach mal so ge’cancelt‘!

  6. „Eine dieser Techniken des Demokratiemanagements ist die „Diskursvermüllung“ beziehungsweise die Desinformation durch eine Überflutung mit banaler Unterhaltung, “

    Genau. Und DAS Medium schlechthin dafür ist das Digitale Medium, die „Digisphäre“. Erst mit dem frei volatilen Digitalen kann man fast kostenlos solche Ausmaße von Müll erzeugen, dass wirklich alles Ernsthafte völlig darin untergeht.

    Und Overtone ist der Nachfolge-Müllwerfer nach Telepolis.

    Und merke: unter den Müll wird, damit es nicht so auffällt, immer auch Sinnvolles gemischt – aber mit der Zeit immer weniger und weniger …

    Und die Haustrolle, später die „Moderatoren“ machen den Rest …

      1. Wie wäre das: ich versuche gegen die vorgegebene Fokussierung andere Akzente zu setzen.

        Wissen alleine reicht nicht, ist sogar an sich schier unnütz. Die Wichtung und Bewertung ist das A und O.

        Und genau so funktioniert die psycho-soziologische Fehlsteuerung, dort setzt sie an: wir werden von den wirklich wichtigen Themen abgelenkt.

        Nur ein Beispiel: Heizen zu können ist für jeden elementar wichtig. Aber mit dem CO2-Wahn werden wir von dieser unmittelbaren Tatsache abgelenkt – und wenn wir dann unbeheizbare Wohnungen haben (weil verboten oder Stromausfall) und das Selbstverständlichste bemerken … ist es zu spät.

        So funktioniert das.

        Nur ein Beispiel: hat von den FFF-Kindern die „Klimastreiks“ machen, je eines richtig gefroren? Also Tage und Nächte lang?

        Ganz gewiss nicht. Und deshalb wichten und bewerten die entgegen ihrer eigenen Interessen – und lassen sich von einer injizierten Wahn-Agenda leiten.

        1. wer gibt Deiner Meinung nach etwas vor oder fokussiert … Was wären wichtige Themen …? Werft Selenskyi raus …! Du versuchst Deine Befindlichkeiten zu verbreiten, eben nur Meinung … MfG

  7. Ein merkwürdig aus der Zeit gefallener Artikel.
    Seit der kritischen Theorie der späten 40er haben sich viele Autoren an den komplziertesten Mechanismen der bürgerlichen Bewusstseinsproduktion abgearbeitet.
    Heute scheint man durch Medienkonzentration und staatsfinanzierte NGOs doch eher vom Florett zum Säbel zurück gekehrt zu sein…

        1. Achso, danke für die Aufklärung! Aber das waren ja dann auch deutsche Philosophen, dann ist das sicher was Vernünftiges. Kartoffeln sind langweilig, aber nahrhaft!

  8. Meinung-Glauben-Wissen

    Die gesamte Kommunikation der Konfliktparteien erinnert an die Covid-19 Pandemie. Selbst Neutrale vermeiden daß Offensichtliche, es darf kein Frieden mehr geben! Nur ein ewiger Krieg ist einzige mögliche Lösung.

    Die Akkumulation des Kapitals ist am Ende!

    Krieg ist Frieden
    Unwissenheit ist Stärke
    Vernunft ist Gedankenverbrechen

    1. „Die Akkumulation des Kapitals ist am Ende!“

      Nein, eben nicht. Sie geht in Kriegsproduktion über.

      Krieg und Kapitalismus sind Geschwister Hand in Hand.

      Auch wenn Macron ein Arschloch ist, ein neoliberal verschissenes Arschloch, dass auf Gelbwesten hat schießen lassen und sich autokratisch gegen zwei Millionen Bürger auf den Straßen gestellt hat…

      Macrons Vorschlag ist der Weg aus der sich anbahnenden Katastrofe.

        1. Deine Unvernunft belegte gerade die Explosion der durch Sunag/GB gelieferten DU-Munition … Alles geschieht mit Ankündigung, ein Scholz, Sunak, Meloni … sind zu tief im Arsch eines Biden der tatsächlich Krieg gegen China plant …

  9. Artikelzitat: „Eine dieser Techniken des Demokratiemanagements ist die „Diskursvermüllung“ beziehungsweise die Desinformation durch eine Überflutung mit banaler Unterhaltung…“ Zitatende.

    Eine weitere Manipulationsmethode ist die „Strategische Kommunikation“. Bernhard Trautvetter(Strategische Kommunikation):
    https://www.telepolis.de/features/Strategische-Kommunikation-Nuklearbellizisten-gegen-Friedensbewegung-7463871.html?seite=all

    Dazu auch Ekkehard Sieker(Journalist, u.a. Die Anstalt und Monitor) – Medien und Kultur im Zeichen des Krieges
    https://youtu.be/z-qoZDYubZw?t=392

  10. Es fehlt noch etwas:

    Der Sinnentleerung und Banalisierung der medialen Kommunikation steht eine verschärfte waffenfähige Begrifflichkeit entgegen. Wir wechseln in die Epoche der harten Asseertive: Behauptungen mit dem unbedingten Anspruch für richtig angenommen zu werden.

    Denken wir nur an den Begriff Fall in der fast schon idyllischen Corona-Zeit oder wie die Begriffe Lüge oder Hetze exekutiert werden. Das Mantra Russlands Angriff auf die Ukraine wird verbunden mit dem Begriff Vernichtungskrieg. Begriffsschemata der natürlichen Sprache werden verschoben.

    Für mich passt da am ehesten „manipulative Kommunikation“.

  11. „Herrschaftstechniken in Demokratien“? Update: Mausfeld spricht nun davon, dass wir vollständig vergessen hätten, was Demokratie eigentlich bedeutet. “Wir haben uns an ein Surrogat, an die Illusion von Demokratie so gewöhnt, dass wir schon das Gedächtnis verloren haben, worum es eigentlich bei Demokratie geht. Demokratie bedeutet nämlich, dass diejenigen, die von irgendwelchen Entscheidungen vital betroffen sind, auch einen angemessenen Anteil an diesen Entscheidungen haben.”
    Vortrag vom 21. April 2023
    Rainer Mausfeld: Demokratie und Menschenbild
    > https://www.hintergrund.de/allgemein/aus-anderen-medien/rauner-mausfeld-demokratie-und-menschenbild/

    1. Sehr gut!
      Durch die viel beschworenen sozialen Medien, wird nicht die Demokratie gefördert sondern viel mehr unterwandert. Bestes Beispiel heutiger Zeit ist musk, er betreibt (als Sonderling neben anderen) Politik, die seinem Status und Position nicht würdig sind.
      Diese nicht gewählten Entertainer erhalten mehr Aufmerksamkeit, als die reale Politik.
      Und diese ‚installierten‘ Brandambassadore programmieren Umsatz!

  12. Man kann es sehr wissenschaftlich analysieren und erklären, wie Prof. Mausfeld es immer wieder hervorragend tut, aber eigentlich ist auch für jeden noch denkfähigen Menschen ohne akademische Laufbahn doch seit langem klar erkennbar, was unsere „Eliten“ wollen: Eine verdummte, konsumorientierte Bevölkerung, die leicht und ohne Widerstand zu lenken ist.

    Der amerikanische „Vordenker“ Thomas P. M. Barnett hat das beabsichtigte Ziel so auf den Punkt gebracht: Eine Bevölkerung mit einem durchschnittlichen IQ von 90: zu dumm, um zu begreifen, aber intelligent genug, um zu arbeiten.
    Sein Buch „Der Weg in die Weltdiktatur: Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert. Die Strategie des Pentagon“ denkt vor, was gerade passiert.

    https://hubwen.wordpress.com/2015/08/12/kriegerklaerung-der-globalisierer-thomas-p-m-barnett/comment-page-1/

    1. Die von dir verlinkte Seite würde jedenfalls deutlich weniger nach, nennen wir es mal planlosem Exzentriker, aussehen, wenn der Text in lesbaren Farben wäre statt in Türkis und Gelb. Wie kommt bitte jemand auf die Idee, auf einen weißen Hintergrund hellgelben Text zu setzen?

  13. 1 Marx beweist daß Kapitalismus nur zur Geldvermehrung taugt. Die Bolschewiki hatten Marx falsch gelesen als Bauanleitung. Sie versuchten einen idealen, gerechten K. zu implementieren mit durchaus wohlwollendem Staat.
    Leider hat das Planungsamt nie die richtigen Preise gefiunden und es gab wenig zu verteilen.
    https://www.youtube.com/watch?v=CLBXLg-XyQQ#2:31:11_70_Jahre_Oktoberrevolution
    https://www.youtube.com/watch?v=M81PSEpdnws#29:16_Decker_Sozialismus
    Das falsifiziert Marx‘ Kritik am Kapitalismus nicht wie Idioten wähnen.
    https://www.sueddeutsche.de/geld/boersenlegende-glickenhaus-am-ende-schluckt-der-staat-sie-alle-1.551229

    2 Marx hatte als Erkenntnistheorie Dialektik. Die faßt jeden Gegenstand als Einheit im Widerspruch und von seiner dynamischen Seite. Heut hamwa Poltiker die was nicht paßt als „linken“ Kulturkampf verkennen.
    https://web.archive.org/web/20180701204116/http://halbstark.blogsport.de/2018/01/13/dobrindts-thesen-oder-die-allgemeine-unfaehigkeit-die-herrschende-verhaeltnisse-zu-begreifen/

    3 Steve Bannon sagte „Flood the zone with shit“. Es reichen Dating-Shows. tagesschau zeigt nix mehr.
    Früher ham Leute gedacht. Heut fühlen die nur noch.
    Die Leut werden nicht nur blöd gemacht werden (wie Mausfeld verschwört), sie wollens auch.
    Früher konnt ma ohne Mathe nur bullshitten, heut halten Leute ChatGPT für intellent.
    Denken kostet Mühe. Nachdenkseiten sind rechter bullshit.

    1. „1 Marx beweist daß Kapitalismus _nur_ zur Geldvermehrung taugt.“

      Wer sowas – heißt: sowas Undialektisches – schreibt erweckt nachhaltig den Eindruck, nie einen Originaltext von Marx gelesen zu haben. Noch lustiger wird’s dadurch, dass derselbe weniger Zeilen weiter unten behauptet:
      „Marx hatte als Erkenntnistheorie Dialektik. Die faßt _jeden Gegenstand als Einheit im Widerspruch_ und von seiner dynamischen Seite.“
      Und sich noch weiter unten auf „die Aufklärung“ beruft, deren Verbindung zum aufstebenden Bürgertum und zum Kapitalismus ihm offenbar bisher verborgen geblieben ist.

      Der Marx, den ich kenne, behauptet jedenfalls, dass der Kapitalist „notgedrungen“ die Produktivkräfte entwickelt – in zuvor unbekanntem Ausmaß entwickelt: „industrielle Revolution“- um auf diese Weise Profit einzustreichen.
      Was Ihnen den Zugang zum Marxismus verwehrt, das sind Ihre kategorischen, „alttestamentarisch“ wirkenden Bannsprüche, die mit Dialektik eben genau gar nichts zu tun haben.

      „Die Bolschewiki hatten Marx falsch gelesen als Bauanleitung. Sie versuchten einen idealen, gerechten K. zu implementieren mit durchaus wohlwollendem Staat.
      Leider hat das Planungsamt nie die richtigen Preise gefiunden und es gab wenig zu verteilen.“

      Jaja, die scheiß Bolschewiken haben uns westeuropäischen Salonrevolutionären den schönen Kommunismus kaputt gemacht.
      Die Bolschewiken, die zwischen 1918 und 1929 vom sog. „Kriegskommunismus“ (1918 bis 1921) über die „Neue ökonomische Politik“ (1921 bis 1929) zur Stalinschen 5-Jahres-Zentralplanung, forcierten Kollektivierung und beschleunigten Industrialisierung übergegangen sind, haben nämlich „Marx falsch gelesen als Bauanleitung“.
      Anscheinend gab’s eigentlich – mindestens – drei „Baupläne“. Gut, es gab ja auch drei Bände des „Kapital“.

      Und das schreibt jemand, der ansonsten gern „den Idealismus“ kritisiert, also die Vorstellung, dass Menschen strikt danach handeln, was sie sich in den Kopf gesetzt oder halt gelesen haben, anstatt auf Umstände, Gegebenheiten und Kräfteverhältnisse zu reagieren und daran ihr (politisches) Vorgehen auszurichten.
      Chomsky hat diese These einst auf die absurde Spitze getrieben: Lenin habe nämlich am Vorabend der Revolution, im Sommer 1917, „Staat und Revolution“ eigentlich deshalb verfasst, weil er den revolutionären Teil der russ. Bevölkerung täuschen wollte. Wie kommt er darauf? Naja, in „Staat und Revolution“ – der Text erschien übrigens erst 1918 – geht’s ja letztlich um das Absterben des Staates als Weg zum Kommunismus, Lenin dagegen hat nach der Revolution bzw. dem Oktoberumsturz während des Bürgerkriegs den Staat gestärkt. Q.e.d.

      Was die Plankommission anbetrifft, die „nie _richtigen_ Preise gefunden hat“ (haha!), so sollten Sie bezüglich dieser These vielleicht der Wahrheit halber das Hayeksche Copyright angeben. Hayek hatte nämlich in den zwanziger Jahren (?) statuiert, dass Sozialismus unmöglich sei, weil die Preisbildung („die richtigen Preise“) nicht funktioniere.
      Im Kapitalismus ist Hayek zufolge dafür natürlich Angebot und Nachfrage im Rahmen einer Konkurrenzgesellschaft zuständig und „die richtigen Preise“ werden immer gefunden, weil die Preise im Konkurrenzkapitalismus nunmal die richtigen sind. Im Sozialismus dagegen gibt’s keine Konkurrenz, die Preise werden damit aus kapitalistischer Sicht zu Monopolpreisen, also „unrichtigen Preisen“ etc. pp.
      Keine Ahnung, ob er Flächentarifverträge, also „Kartellbildung“ auf Seiten der Lohnabhängigen, für „preisverfälschend“ hielt, wann laut Hayek im Verlaufe der Hyperinflation der 1920-er Jahre oder während des Börsencrashs von 1929 „die richtigen Preise“ gefunden wurden, ob der Lohn eines chinesischen Drehers nun der „richtige“ ist oder der Lohn eines deutschen. Aber das ist ja wohl kleinliche „bolschewistische“ Krittelei.
      Jedenfalls würde sich Hayek sicher freuen, dass seine These dank deutscher Internetmarxisten weiterlebt.

      Was weiters die Plankommission angeht, so hätten deren Aufgaben laut deutscher Internetmarxisten, deren Ergüsse ich lesen durfte, besser von den Werktätigen gelöst werden sollen. Wozu zum Zwecke gesamtgesellschaftlicher wirtschaftlicher Koordinierung extra auf das Mittel der Arbeitsteilung und den Beruf des Ökonomen zurückgreifen? Die Arbeitskollektive hätten sich einfach gegenseitig absprechen müssen, wer wieviel wovon zu produzieren hat und dann wäre das schon alles reibungslos gelaufen.
      Die Bauern einer Kolchose am Dnepr wären beispielsweise eines Tages im Jahre 1929 auf die Idee gekommen, dass sie gern elektrischen Strom hätten und dass die Gegend ja vielleicht für einen Staudamm prädestiniert sei. Bauern sind ja schließlich pfiffig.
      Dann hätten Sie einfach Briefe an die übrigen Arbeitskollektive des Landes geschrieben (selbstverständlich nach der Feldarbeit), hätten vorgeschlagen, dass alle etwas Geld (! da ist es wieder) zusammenlegen, damit man gemeinsam die benötigten Turbinen bei einer US-Firma kaufen kann und anschließend hätte man problemlos den damals weltgrößten Staudamm am Dnepr ohne Plankommission und ohne „den durchaus wohlwollendem Staat“ gebaut.

      P.S.
      Und noch eine Anmerkung.
      Sie gehen hier in letzter Zeit gern mit der These hausieren, dass „die Leute es ja selbst nicht besser wollen“, nicht betrogen werden, sondern sich selbst betrügen etc.
      Das gilt aber anscheinend nur für die Gegenwart.

      Ihnen kommt gar nicht in den Sinn, dass der Marxismus als letzte Konsequenz der Aufklärung einen derartigen Grad an Vernunft einfordert, eben letztlich von jedem Einzelnen einfordert, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung damit schlicht überfordert ist, obwohl’s objektiv in deren Interesse ist.

  14. Mausfeld drückt sich mit seiner „Diskursvermüllung“ und „Überflutung mit banaler Unterhaltung“ um die Frage herum, wie es den daran Interessierten gelingen konnte, die deutsche Bevölkerung innerhalb von wenigen Jahren mehrheitlich auf eine große Toleranz gegenüber dem Kriegskurs und die militärische Aufrüstung zu bringen, obwohl diese Politik allem schadet, was die Ampel an die Regierung gebracht hat:
    – Allen grünen Thematiken, vom Klimaschutz bis zum Schutz der Artenvielfalt und Ressourcen wie den Böden, Grundwasser usf..
    – Allen sozialen Thematiken, vom Mietwucher bis zum Kinderrecht auf Bildung und der Verhinderung einer weiteren Verarmung der breiten Bevölkerung
    – Allen Ansätzen auf eine Wende im Verkehrssektor zugunsten einer kostengünstigeren Massenmobilität bei weniger Ressourcen- und Umweltverbrauch,
    – Allen Ansätzen für eine wirkliche Bildungs- und Ausbildungsoffensive zugunsten der breiten Bevölkerung
    – U.a.
    Das ist eigentlich nur so zu erklären, dass die Elite Deutschland in einem Krieg gegen Russland kein Problem, sondern eher eine Notwendigkeit sieht und dass das obere reiche Drittel der Bevölkerung sich im Erhalt ihrer Besitzstände gut durch die Regierung vertreten sieht.
    Dies scheint sich tendentiell in den Kommentaren hier zu bestätigen:
    Die wenigsten halten den Klimawandel und die Zerstörung der Wälder für Rohstoffe wirklich für eine Gefahr. Auch wirkliches Sparen bei Material und Energie, vor allem im industriellen Großverbrauch, Baubereich, Mobilität und Landwirtschaft ist hier eher verpönt und wird mit Deindustrialisierung gleichgesetzt.
    Und was den Dialog anbelangt:
    Den gibt es auch hier nicht wirklich: Man streitet sich um Details und geht nicht auf gegnerische Meinungen ein, sondern übergeht sie oder kommentiert sie mit falschen Auffassungen, wie z.B. jüngst beim Artikel von Fell in Telepolis zum Schwindel Emissionshandel: Dass damit vor allem die größten Verschmutzer auch noch beträchtliche Profite machen, juckt die meisten nicht, oder sie haben das Prinzip nicht verstanden. Wichtig ist den meisten, dass Energie billig sein soll, damit die deutsche Wirtschaft ihre Vorrangstellung zumindest in Europa behält und dadurch die Arbeitsplätze sicher sind.

    Es gibt hier bei allen Kommentatoren von links bis rechts einen deutlichen Hang zum Weiterträumen unserer Überlegenheit durch Wachstum und Technik und keine Bereitschaft, dem Verlangen der USA nach Beherrschung der globalen Naturressourcen wirklich zu widersprechen und von ihnen eine Beschränkung ihrer Anmaßung, d.h. ihres Verbrauches und ihrer militärischen Macht zu verlangen.

    Das schein mir das eigentliche Problem: Die Eliten brauchen nicht manipuliert zu werden, sie vertreten von sich aus ganz klar und raffiniert immer die Richtung, die ihre Besitzstände und ihren Einfluss bewahrt, auch wenn die Sache ausgehen wird wie vor 100 Jahren. Nichts mit Vermüllung und Unterhaltung, sondern klare Ansage bis hin zur Drohung mit handfestem Säbel.

    1. Die Analyse finde ich gut und treffend, allerdings schwindet „der Hang zum Weiterträumen“, An seiner Stelle tritt bei vielen Entscheidungsträgern ein „trotziges weiter so“, bis zum (End)Sieg. Es gibt auch nur schwer „ein zurück“ zu diesen rossigen Zeiten, wie „Exportweltmeister“ usw.. Das Tischtuch ist zerschnitten ( die Pipelines sind Schrott auf dem Meeresgrund). Die Töne werden immer schriller.

      Die sog. dritte Welt kann ihre Energie günstiger produzieren. schon in naher Zukunft werden Großkonzerne dort investieren. Unsere Energiekosten sind auf absehbare Zeit zu hoch für den Wettbewerb. Eine Abhängigkeit wurde gegen eine andere ausgetauscht. Einen zuverläßigen Partner gegen einen Lieferanten, der alle 4 oder 8 jahre einen anderen Kurs fährt und seine Marktmacht (Verkäufermarkt) auslebt.

  15. Mausfeld drückt sich mit seiner „Diskursvermüllung“ und „Überflutung mit banaler Unterhaltung“ um die Frage herum, wie es den daran Interessierten gelingen konnte, die deutsche Bevölkerung innerhalb von wenigen Jahren mehrheitlich auf eine große Toleranz gegenüber dem Kriegskurs und die militärische Aufrüstung zu bringen, obwohl diese Politik allem schadet, was die Ampel an die Regierung gebracht hat:
    – Allen grünen Thematiken, vom Klimaschutz bis zum Schutz der Artenvielfalt und Ressourcen wie den Böden, Grundwasser usf..
    – Allen sozialen Thematiken, vom Mietwucher bis zum Kinderrecht auf Bildung und der Verhinderung einer weiteren Verarmung der breiten Bevölkerung
    – Allen Ansätzen auf eine Wende im Verkehrssektor zugunsten einer kostengünstigeren Massenmobilität bei weniger Ressourcen- und Umweltverbrauch,
    – Allen Ansätzen für eine wirkliche Bildungs- und Ausbildungsoffensive zugunsten der breiten Bevölkerung
    – U.a.
    Das ist eigentlich nur so zu erklären, dass die Elite Deutschland in einem Krieg gegen Russland kein Problem, sondern eher eine Notwendigkeit sieht und dass das obere reiche Drittel der Bevölkerung sich im Erhalt ihrer Besitzstände gut durch die Regierung vertreten sieht.
    Dies scheint sich tendentiell in den Kommentaren hier zu bestätigen:
    Die wenigsten halten den Klimawandel und die Zerstörung der Wälder für Rohstoffe wirklich für eine Gefahr. Auch wirkliches Sparen bei Material und Energie, vor allem im industriellen Großverbrauch, Baubereich, Mobilität und Landwirtschaft ist hier eher verpönt und wird mit Deindustrialisierung gleichgesetzt.
    Und was den Dialog anbelangt:
    Den gibt es auch hier nicht wirklich: Man streitet sich um Details und geht nicht auf gegnerische Meinungen ein, sondern übergeht sie oder kommentiert sie mit falschen Auffassungen, wie z.B. jüngst beim Artikel von Fell in Telepolis zum Schwindel Emissionshandel: Dass damit vor allem die größten Verschmutzer auch noch beträchtliche Profite machen, juckt die meisten nicht, oder sie haben das Prinzip nicht verstanden. Wichtig ist den meisten, dass Energie billig sein soll, damit die deutsche Wirtschaft ihre Vorrangstellung zumindest in Europa behält und dadurch die Arbeitsplätze sicher sind.

    Es gibt hier bei allen Kommentatoren von links bis rechts einen deutlichen Hang zum Weiterträumen unserer Überlegenheit durch Wachstum und Technik und keine Bereitschaft, dem Verlangen der USA nach Beherrschung der globalen Naturressourcen wirklich zu widersprechen und von ihnen eine Beschränkung ihrer Anmaßung, d.h. ihres Verbrauches und ihrer militärischen Macht zu verlangen.

    Das schein mir das eigentliche Problem: Die Eliten brauchen nicht manipuliert zu werden, sie vertreten von sich aus ganz klar und raffiniert immer die Richtung, die ihre Besitzstände und ihren Einfluss bewahrt, auch wenn die Sache ausgehen wird wie vor 100 Jahren. Nichts mit Vermüllung und Unterhaltung, sondern klare Ansage bis hin zur Drohung mit handfestem Säbel.

    1. „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind immer die herrschenden Gedanken das heißt die Klasse welche die herrschende materielle Materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich die herrschende geistige Macht. Die Klasse die die Mittel zur materiellen Produktion zu ihrer Verfügung hat, disponiert damit zugleich über die Mittel zur geistigen Produktion, so das ihr zugleich im Durchschnitt die Gedanken derer die die Mittel zur geistigen Produktion abgehen unterworfen sind. Die herrschenden Gedanken sind nichts weiter als der ideele Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse, also der Verhältnisse die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.“(Karl Marx, Die deutsche Ideologie 1845)

      1. Sie machen sich die Sache zu leicht: Auch „die Herrschenden“ nach den Revolutionen des 18. Jh. mussten die vormals Herrschenden, die Aristokratie und Kirche, mit überzeugenden Ideen für die Massen, die ihnen bei den Revolutionen geholfen haben, ins Unrecht setzen und so eine neue Legitimität im Denken und Handeln konstituieren. Sie viel nicht vom Himmel, die neue Herrschaft, sondern unterminierte die Dogmen der Kirche mit handfesten Gegenbeweisen und dem Pochen auf das Naturrecht, wonach alle Menschen gleich und niemand bevorrechtigt ist. Dass die Vermögenden es dann vermochten ihr Vermögen aus der Säkularisation herauszuhalten war wieder eine vorwiegend ideelle Angelegenheit, bei der die Masse der frei gewordenen Bauern und Tagelöhner wohl noch nicht das nötige ideelle Rüstzeug hatten, um den Trick mit der Reduktion der Gleichheit auf jene vor dem Gesetz zu durchschauen bzw. mit eigener Organisation zu begegnen.

    1. Nun ja, auf youtube tummeln sich die Kanäle der „alternativen Medien“ geradezu.
      Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Alternativen zur herkömmlichen Berichterstattung traditioneller Medien und ihrer Propaganda gehabt.
      Außer zur Kenntnisnahme des „angesagten Dings in Sachen herrschender Meinung“ lese/sehe ich sie gar nicht mehr.
      Dass youtube „gewollte Verblödung“ betreibt mag zwar geplant gewesen sein, aber in dem Haufen (Entertainment-) Müll finden sich eine Menge Perlen.

      1. Ich sehe das Problem .. aber. Tatsächlich stiehlt die Glotzerei Lebens- und Reflexionszeit. Das ist schon vom Fernsehen bekannt: Es ist passive Konsumtion. Ich erlebe den Unterschied selbst, wenn ich die selben Inhalte verschriftlicht oder als Video wahrnehme. Die Möglichkeit, eine ganze Textseite oder mindestens viele Zeilen simultan aufzufassen, hin- und zurückzuspringen ohne grossen Zeitverlust, gezielt nach Textmustern zu suchen, ermöglicht viel komplexeres Lernen.

        Hinzu kommt: Man wird zwar „grosszügig“ auf Invidious verwiesen, das ich auch benutze, weil es den Werbedreck ausfiltert (ok den meisten) und (vielleicht) Spyware und Datendiebstahl erschwert. Aber die ganzen Youtubehelden hier im Forum weisen in der Regel nichtmal darauf hin, sind letztlich Google-Werbevertreter.

  16. Mausfeld verdreht Ursache und Wirkung. Die Menschen werden nicht blöd gemacht durch Informationsmüll, sondern sie geben sich dem Informationsmüll hin, weil sie blöd sind.

    Wer das anders sieht muss sich der Frage stellen: Wer konkret schafft es mit welchen Mitteln, Menschen zum Twitterkonsum zu zwingen?
    Mehr als ein verschwörungstheoretisches Raunen von „den Eliten“ hat Mausfeld hier nicht zu bieten.

    Es wäre jetzt Aufgabe eines Psychologen zu ergründen warum die Mehrheit so empfänglich ist für fruchtlose und nebensächliche Meinungsbeiträge. Aber seltsamerweise hört Mausfeld genau da auf zu denken, wo seine eigene wissenschaftliche Disziplin anfängt.

    1. @ sikkomoto
      Früher gab es für das Problem u. a. die Bezeichnungen Zirkelschluss, Teufelskreis… , die bei Streitigkeiten um wissenschaftliche Ergebnisse zum Einsatz kamen..
      Da seit geraumer Zeit Regeln und Grenzen wissenschaftlichen Denkens nicht mehr diskutiert werden, sondern jeder Wahrscheinlichkeits-Sch(w)ätzer meint, im Besitz der „Wahrheit“ zu sein, wurde es zu einem Kern der „Wissenschaft“, auf die Frage der Messwerkzeuge keine Zeit mehr zu verschwenden. Es hat sich eingebürgert auf andere Wissenschaftszweige zu verweisen und politische bzw. moralische Urteile zu verwenden, wo Dialektik angemessen wäre.
      Was ist „verschwörungstheoretisches Raunen“? Wohl eher eine modische Antwort für all diejenigen, die behaupten, wegen regelmäßig stattfindender Wahlen gebe es keine Machteliten mehr oder es sei wissenschaftlich berechtigt, die Mitmenschen vom Gespräch auszuschließen, deren „gemessener“ IQ nicht ausreiche Zusammenhänge zu erkennen.
      Ich kann mich nicht erinnern, aus den Leitmedien skeptische Kommentare gehört zu haben, zur Qualifikation einer promovierten Physikerin, die sich erfrechte einen Abschnitt einer seit langem beobachteten Welle als exponentiell wachsende Bedrohung zu bezeichnen und in einer öffentlichen Sitzung einen Untersuchungsprozess erklärte, den sie offensichtlich nicht begriffen hatte.
      Sind Fehleinschätzungen der eigenen Kompetenz eine Voraussetzung für Kandidaturen zu öffentlichen Ämtern?

      1. Da ist jetzt viel Projektion die absolut gar nichts mit meinem Text zu tun hat und wo ich entsprechend keinen Grund sehe, näher darauf einzugehen. Denn wenn ihr bei Mausfeld aufgepasst habt wisst ihr: Einmal auf eine dümmliche Diskussion eingelassen und zack, man ist verblödet. Wahrscheinlich irreversibel. 😉

        Aber ernsthaft, ich hatte die Frage schon formuliert: Wer zwingt Menschen mit welchen Mitteln, sich auf Twitter zu verrennen? Wie erwartet kam keine Antwort.

    2. Deshalb ist Mausfeld beliebt. Schuld sind immer die anderen, die „Eliten“.
      Von der freiwilligen Knechtschaft haben sie nicht gehört.
      https://en.wikipedia.org/wiki/Discourse_on_Voluntary_Servitude
      Das Programm der Aufklärung ist daß man sich selber aufschlauen muß.

      Wenn das Weltmodell sagt daß Staat und Wirtschaft nur für uns da sind handelt es sich bei der von Mausfeld beklagten Verblödung um Verrat. Kapitalismus könnt so schön sein wenn die Elten ihrer hohen gesellschaftlichen Verantwortung (wem häten die zu antworten?) gerecht würden.
      Daß es in diesem System so sein muß kommt denen nicht in Sinn.

      1. blue_frisbee,
        zwischen „tendieren“ und „sein müssen“ ist doch noch ein recht weites Feld, das man als Materialist beackern müsste, solange man nicht unter eine „idealistische“ Scholle geraten ist.

      2. „Das Programm der Aufklärung ist daß man sich selber aufschlauen muß..“ Das ist doch nicht gleichbedeutend mit „Die Möglichkeiten zum sich aufschlauen sind gleich verteilt.“ .
        Unter den gebildeten Menschen, die hier herumturnen sind entsetzlich viele, die der festen Überzeugung sind, dass jeder, der nicht die gleichen Bücher gelesen hat wie sie, zu dumm zum Auswählen ist. Dissens kann für viele immer nur daran liegen, dass man das Falsche gelesen hat. Das ist keine gute Grundlage für einen Dialog im Interesse der Klärung. Die Vorstellung, Menschen, die sich als Aufklärer verstehen, seien befugt, andere aufzuklären ist ein Widerspruch in sich selbst. Wird hier aber sehr häufig vertreten. Vielleicht muss ich mir dafür eine Standard-Redewendung einfallen lassen. Kreative an die Front!

        1. Andere aufzuklären ist kein Widerspruch zur Aufklärung, wenn und weil man nur Informationen oder Theorien (also Erklärungen) anbietet und den Menschen die Freiheit lässt, das Wissen für sich anzunehmen oder zurückzuweisen. Eliten benützen in der Regel Theorien, die ihnen Vorrechte einräumen und sie dazu ermächtigen andere zu führen, zwischen Gut und Böse zu trennen, und am Ende über Leichen zu gehen. Eine solche Theorie ist z.B. der Marxismus, der wirkungsvolle gesellschaftliche Veränderungen in Richtung von mehr sozialer Gerechtigkeit nur durch Enteignung für machbar hält, was natürlich ein Unsinn ist, da ein Mindestmaß an Besitz von Produktionsmitteln für jeden nötig ist, um sich als Mensch entwickeln zu können. Viel wichtiger wäre, die private Aneignung der Gewinne aus der Produktion zu unterbinden bzw. zu begrenzen. Eine weitere Theorie, die Eliten zu lebensgefährlichen Experimenten ermächtigt, ist der Sozialdarwinismus: Die Annahme einer Entwicklung der Menschheit durch den allgemeinen Überlebenskampf der Völker, was wir bald bekommen werden, wenn sich gewisse Länder und Gruppen weiterhin wie Bevorrechtigte auf dem Planeten aufführen. Diese, im Faschismus über Rassenhygiene, Euthanasie und Massenvernichtung von angeblich minderwertigen Rassen realisierte Theorie der Höherentwicklung wies den Herrenmenschen diese Rolle als Menschenzüchter immanent zu, so dass die daran beteiligte Elite bis heute kein schlechtes Gewissen deswegen hat und sich abermals dazu berufen fühlt eine Selektion der Überlebensfähigen (Systeme) herbeizuführen. Darwin entwarf seine Theorie der Höherentwicklung durch Selektion im Überlebenskampf in unmittelbarem Konnex zu den Schwierigkeiten Englands, die Unterjochung vor allem von Indien zu legitimieren.
          Aufklärung ist also vor allem gegenüber (falschen) Theorien erforderlich, die anscheinend gegenstandsbezogen wissenschaftliche Legitimationen für Herrschaft z.B. über die Natur und vor allem auch von der einen Menschengruppe gegenüber anderen liefern.
          Da steckt man in Deutschland erst in den Anfängen, die von der Elite, die bis heute ihre Verantwortung für den Faschismus nicht reflektiert hat, systematisch und konsequent unterbunden werden. Von einer solchen Aufklärung über falsche Theorien und daraus abgeleitete illegitime Ansprüche, scheint Mausfeld meilenweit entfernt.

        2. Es geht nicht um Bücher lesen sondern um Weltsicht.
          Wenn man idealistisch glaubt daß das alles für uns da ist sucht man kein besseres System sondern bessere Führer.
          https://de.wikipedia.org/wiki/Gerechte-Welt-Glaube

          Mausfeld sucht schlechte Personen.
          Die Physik wurde modern als man trennte zwischen Objekten und unsichtbaren Kräften.
          Das System muß durch die Menschen, aber es gibt welche die kein System erkennen.
          Für die kommt der Wille aus unerforschlich Püschologischem oder Jenseitigem.
          Nazis haben auch a Kritik, aber an Menschen. Und halten sich für links.
          Die denken im moralischen Universum statt im realistischen.

          1. Das „gerechte Welt“-Gefasel, das man auch FFF vorwirft, ist selbst eine Ideologie, die von den Fakten ablenkt: Beim Vorwurf gegenüber den Alten, sie würden nichts tun gegen die Erderhitzung u.a. geht es nicht um einen moralischen Vorwurf, eine gerechtere Welt zu verhindern, sondern um den Vorwurf, dass Tatsachen verleugnet werden, was man auch großen Teilen der Wissenschaften vorwerfen kann.
            Der Vorwurf, dass man es hier mit Idealisten und nicht mit Realisten zu tun hat, stammt überwiegend aus der darwinistischen (Fressen und Gefressen werden) und materialistischen Ecke – Marxismus und Liberalismus – (zuerst kommt das Fressen, dann die Moral).
            Alle drei falschen Weltsichten träumen vom Recht auf ein gutes Leben für dessen Einlösung man sich nicht um natürlichen Bedingungen kümmern muß, von denen das Leben letztlich abhängt. Der Idealismus liegt ganz bei diesen naturfeindlichen Weltsichten.

            1. Wer Moral sagt will betrügen.
              Moral stellt sich auf ein unerreichbares idealistisches Piedestal.
              Es geht um Interessen. Zugegeben auch Ungeborene und Zukunft.
              Um eine lebenswerte Welt. Wie die beschaffen ist.

              Moral sind zur Allgemeinheit projezierte verkleidete private Interessen.
              Wenns ehrlich um Interessen gienge könnt ma reden.
              Aber über verlogene Transzendentalien streiten?

        3. Christa, wenn Du nicht so ein diskursresistentes, moralisch sittlichkeitsfanatistisches Monster wärest, hättest Du bemerken können, meine / Marx‘ kürzlich zum Besten gegebene abstrakt-allgemeine Bestimmung, was „Eigentum“ sei, zieht die Erkenntnis nach sich, daß alle Erkenntnis Selbsterkenntnis ist!

          Der Charme daran: Niemand braucht einen Hegel (dessen taugliches Erbe das sein könnte), um auf diesen Trichter zu kommen, weil es sich um das Produkt der ersten drei Phasen der geistigen Entfaltung eines kindlichen Verstandes handelt, das die Kinder in herrschaftlichen Gesellschaftsformationen (im krassen Unterschied zu tribalen Formationen und ihren Mythologien) in der vierten Phase zunächst abzuwickeln (zumindest im Sinne von „beiseitestellen“) gezwungen sind. Ja, gezwungen, denn die Kritik der Weltbilder ist halt just vom Standpunkt der kindlichen Urteilsfähigkeit der ersten genannten Phasen notwendig immanent, statt normativ, weil das Kind, das diese Kritik leisten will, erst aus den Weltbildern heraus zu pulen hat, wo, wie und warum sie mit der Selbsterkenntnis und darin eingeschlossenen periodischen Selbstkritik unvereinbar sind.
          Üblicherweise folgt aus dieser Erkenntnis freilich nichts als das notorische, überwiegend moralische, „Leiden an der Welt“ der Pubertierenden und dessen erwachsene, verkrüppelte Spätformen.
          Das, freilich, ist nicht notwendig!

    3. >>> „…geben sich dem Informationsmüll hin, weil sie blöd sind.“

      Sry, den versteh ich nicht.
      Meinst du das so wie ‚blöd geboren und nichts dazu gelernt‘?
      Oder bemühst du die Gene, um eine Unterscheidung zu konstruieren?
      Ist es möglicherweise etwas, was ich hier nicht sehe?

      1. Gibt halt Leute, die das „der Pöbel ist blöd“ für das eigene Ego brauchen. Oder auch „der Pöbel ist Nazi“, um sich „links“ und aufgeklärt vorzukommen.

    4. Wie bitte? Ihr Geschreibe, um in Ihrem Tenor zu schreiben, zeugt von stupider Dummheit … und die ist in deutschen Medien Ö-R, Springer, Burda, Bertelsmann … gewünscht

  17. „Zwingen“, dieses Wort wurde hier verwendet, kann man keinen Menschen. Weder dumme noch gescheite. Die Frage heißt: Mit welchen Folgen seines Handelns oder Nichthandelns kann oder will er (über)leben? Wofür riskiert er seine liebgewordenen Gewohnheiten, seine „Lebensqualität“, das Leben seiner Großmutter, seiner Freunde Lumpi oder Schnurrzi ?
    Weder die Philosphie noch die Religion oder die Wissenschaft haben darauf unbestreitbare Antworten. Ob die Überlebenden die klügeren sind oder die Märtyrer, weiß man nicht. Nicht einmal mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit. Auffällig finde ich, dass hier Rückgriffe auf den alten Materialismus (gemeint: vor Marx) selten eingebracht werden, auch kaum welche auf die Existenzphilosophie. Ich deute das als eine grundlegende, überhebliche Fehleinschätzung der Möglichkeiten der Gattung Mensch, die den Geist der monotheistischen Religionen atmet. Aus meiner Sicht zeichnet sich gegenwärtig ab, dass die Verweildauer der Gattung auf diesem Planeten sich als eher begrenzt herausstellen dürfte.
    Die Zahl derer wächst, die Lumpis und Schnurrzis Leben für wichtiger halten als das der Großmutter. Auch daran, dass die Neigung wächst, durch Kinder das eigene Leben zu bereichern, die daraus erwachsenden Pflichten aber eher am Rande wahrgenommen werden. Das kann man nicht nur an den vielen Katzen- bzw. Hunde-Videos ablesen sondern auch daran, dass man wegen der Menschlichkeit Tiere aus Heimen holt und Menschen dort verstaut, sobald sie zu lästig werden. Steine wälzen wie Sisyphos? Wofür, warum, weshalb? Beantwortet jeder in seiner Lebenspraxis. Weder auf overton noch am Stammtisch.

    1. Ist das Ihre Antwort auf Sikkimotos Frage, warum Menschen sich „auf Twitter verrennen“? Einen Furz von Information bzw. das Haustier als Ersatz für wirkliches Leben? Der heutige Zeitgeist wird geflutet mit Nietzscheanischem Nihilismus: Infragestellung von allem, was Frieden und Zuversicht gebracht hat, um die Menschen auf den kommenden Verlust vorzubereiten, der ihnen von den globalen oberen 10 Tausend abverlangt werden wird, auf dass sie die natürlichen Ressourcen der Welt allein für sich, ohne ernsthafte Konkurrenz, plündern können. Grundlage des Nihilismus ist der Verlust der Einsicht, dass man Teil der Natur ist und dass man nur in Gemeinschaft mit allen anderen Lebewesen die Geborgenheit vermittelt bekommt, die einen menschlich, einsichtsvoll, solidarisch, wertschätzend werden läßt. Der Verlust dieser Einsicht ist mehr als Dummheit, er betrifft die heutige naturentfremdete Seinsform der Gattung überhaupt. Weil einem der Informationsfurz auf Twitter hier nicht weiterhilft, verläßt man dieses Surrogat und wechselt zum nächsten – zu Overton? Nein, wie der gesamte Kommentarverlauf hier zeigt, wird das Medium hier sehr konstruktiv genutzt.

      1. Hätte ich auf sikkomoto antworten wollen, hätte ich es getan und keinen Beitrag geschrieben, der den Versuch unternimmt, einen völlig anderen Akzent zu setzen.
        Anders als ich in meiner Jugend erwartete, entstanden mit den Jahren mehr Fragen als Antworten.
        Ich kenne – vielleicht zufällig – keine Menschen, die bestreiten, dass der Mensch Teil der Natur ist. Trotzdem wähnt sich ein (großer)Teil von ihnen in der Lage die Natur zu berrschen. Insgeheim vielleicht sogar Sie. Wer von denen Nietzsche gelesen hat, weiß ich nicht.
        Menschen, die ich kenne, und die sich wie ich als Materialisten bezeichnen gehen von folgenden Grundannahmen aus: Alle Teile der Erde sind ständigen Veränderungen unterworfen, sowohl Bestandteile der unbelebten Natur wie der belebten. Das Lebendige nutzt diese Prozesse. Es nutzt und verarbeitet Energie und vorhandene Stoffe und gibt sie in anderer Form, wieder ab. Dass diese Aussage auf den Menschen nicht zutrifft, ist nicht anzunehmen. Der Mensch und die anderen Arten verfügen nach menschlicher Wahrnehmung über eine Vielfalt von Fähigkeiten, in diesen Vorgängen zu überleben, obwohl die dazugehörigen Stoffkreisläufe zum geringsten Teil erforscht sind, manche sagen sogar `fast nicht´. Noch weniger erforscht sind die Auswirkungen zufälliger Ereignisse auf diese Prozesse. Sowohl was die Kreisläufe der Erde anbelangt als auch gattungspezifische Kreisläufe oder den Stoffwechsel menschlicher Individuen.
        Dass insbesondere der Mensch in diesen Vorgängen nicht als Räuber oder Schädiger auftrete, weil er ein höheres Bewusstsein habe, kann man hoffen oder glauben, muss es aber nicht. Dass ausgerechnet die derzeit mächtigsten Menschen – die lt. Forbes obersten Reichen (2.400 von 8.200.000.000 Menschen) und die von ihnen ausgehaltenen wissenschaftlichen Dienstleister der oberen und obersten Etagen – die Gruppe der Angehörigen des höchstentwickelten Bewusstseins bilden, halte ich für ein Gerücht. Dieser Ansicht sind auf overton fast alle. Aber was tun?
        Seit Jahren, Jahrzehnten wird eine naturnahe, unmittelbare Welterfahrung der Nachgeborenen – vorgeblich aus Sicherheitsgründen – immer mehr eingeschränkt. Menschen werden in immer früheren Lebensjahren in genau die Dummheit gezwungen, die man ihnen später zum Vorwurf macht. In ihren frühen Lebensphasen sind sie nämlich noch gar nicht fähig zu entscheiden, ob sie schlau werden wollen, oder nicht. Wenn Menschen lernen, dann durch ihre eigenen Sinne, ihr eigenes Handeln und die daraus geschöpften Erfahrungen. Diese Lernprozesse sind immer risikobehaftet. Nicht alle Individuen lernen aus einem ähnlichen Erleben das Gleiche. Lernen und Entwicklung sind sehr vielfältig. Deshalb ist ein umfassender Austausch der Erfahrungen aus meiner Sicht die wichtigste Grundlage für individuelle und gemeinsame, gesellschaftliche Entscheidungen der Menschen.
        Gleichzeitig ist aber das Streben nach möglichst umfassender Sicherheit ein wesentlicher Zug aller Lebewesen. Sie wollen als Individuen nach Möglichkeit überleben. Alle Lebewesen! Auch manche Ameisenarten, deren Appetit auf reife Erdbeeren sie und mich zu Nahrungskonkurrenten macht. Zumindest im Einzugsbereich meiner Erdbeerstauden versuche ich, den Ameisen das Leben schwer zu machen. Und den Schnecken auch. Naturbewusstsein hin oder her.
        Ich weiß deshalb nicht, welchen Zusammenhang, welche Wirklichkeiten oder wen Sie mit Ihrer abschließenden Aussage meinen: „Der Verlust dieser Einsicht ist mehr als Dummheit, er betrifft DIE HEUTIGE NATURENTFREMDETE SEINSFORN DER GATTUNG überhaupt. Weil einem der Informationsfurz auf Twitter hier nicht weiterhilft, verläßt man dieses Surrogat und wechselt zum nächsten – zu Overton?“
        Können Sie´s mir sagen?
        Nachklapp betreffend die „Natur“. Bestandteil meiner persönlichen Seinsform ist die relativ hohe natürliche Radioaktivität in den Mittelgebirgen. Männer und Frauen in meiner Gegend erleiden hin und wieder in jungen Jahren z. T. oft tödliche Krebserkrankungen. Haben Sie einen Tipp, wo wir hinziehen sollen? Wir und alle, die in ähnlichen Gegenden wohnen?
        Friesland, wir kommen! Natürlich zu Fuß. Abwärts haben wirs leicht. Wenn das kein natürliches Privileg ist, was dann? [https://odlinfo.bfs.de/ODL/DE/themen/wo-stehen-die-sonden/karte/karte_node.html]

        1. Das Kernproblem der spezifisch menschlichen Seinsform ist ihre doppelte Vermittelheit: Als biologisch lebendiger Mensch ist seine Existenz vollumfänglich natürlich bedingt und hinsichtlich der Entfaltung seiner Fähigkeiten und Lebenschancen ist er auf Lebensgemeinschaften bis hin zu großen Gesellschaften angewiesen.
          Die individuelle Existenz der Menschen ist und bleibt also immer doppelt bestimmt von Seiten des biologischen Lebens und von Seiten der sozialen Organisation.
          Lucien Seve, ein französischer Philosoph, hat dies bereits in seinem Buch von 1972, Marxismus und Persönlichkeitsentwicklung (o.s.ä), als „Juxtastrukturverhältnis“ bezeichnet, also als Verhältnis zwischen dem Leben und der Gesellschaft als zwei voneinander in ihrer Substanz unabhängige Variablen.
          Was ich mit der „naturentfremdeten Seinsform der Gattung überhaupt“ meinte, ist die Selbstwahrnehmung und Empfindung der Menschen, vor allem in Industriegesellschaften generell und in Ballungsgebieten ganz besonders, als allein durch die gesellschaftliche Ökonomie bestimmte Wesen. Faktisch ist natürlich jeder, wie wir wissen, von einer intakten, ausbalancierten Natur abhängig (dazu unten).
          Marx hat in seinen Thesen über Feuerbach – z.B. „das Individuum als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse“, aber auch im Spruch: „die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern“ – und auch mit seiner auf die Mehrwertproduktion verkürzten Analyse und Darstellung der kapitalistischen Gesellschaft als ökonomisches System, erheblich zu dieser Verkürzung der Vermittelheit der menschlichen Existenz auf die sozioökonomischen Bedingungen beigetragen.
          (Heute, angesichts von Klimawandel, Artensterben und Kriegstreiberei wären wir froh, wenn die Welt sich nicht so rasch verändern würde, sondern beim gemäßigten, ausgeglichenen Klima und beim Frieden geblieben wäre).
          Daraus folgte die Reduktion des physisch autonomen Individuums auf seine gesellschaftliche Rolle (Arbeiter oder Unternehmer), die völlige Ausklammerung der Natur als Lebensgrundlage der Menschen aus der Analyse der Wertschöpfung und die Reduktion des Ideellen, auf eine Art direkter Widerspiegelung der gesellschaftlichen Seinsverhältnisse und nicht als Produkt aktiver Tätigkeit, das objektive Tatsachenwahrheiten ans Licht bringt, die, wenn sie die Massen ergreifen, zum Sturz von Herrschaftsformen führen kann, wie bei der Überwindung des Feudalismus im 18. Jhdt. geschehen.
          Eine andere Form des Materialismus praktiziert der Liberalismus, der alles auf die Karte des freien Unternehmers setzt, der alle Rechte dazu haben soll die Natur auszubeuten und sich die Überschüsse privat anzueignen (heute geht es auch um die Verfügung über das Leben selbst, wie der mRNA-Impfstoff und die Ambitionen der Agro- und Nahrungskonzerne in Richtung Gentechnik zeigen).
          Indem A. Smith meint, dass die Krümel vom Tisch der Reichen und die Arbeitsteilung auch die Allgemeinheit besser stellen würden, reduziert auch er die Vermitteltheit der individuellen Existenz auf den gesellschaftlichen Zusammenhang, der durch den Unternehmer und den Markt hergestellt wird.
          Aber es gibt auch den umgekehrten Fall, nämlich dass die individuelle Existenz ausschließlich durch die biologische Evolution determiniert gesehen wird, wie bei Darwin und dass das ganze Leben nur Kampf ums Überleben ist, bei dem der einzelne auf die überlebensfähige Population, das Volk, angewiesen ist, und die Vermittlung durch das Gesellschaftliche, die soziokulturellen Möglichkeiten und Sicherheiten, nur auf dem Wege der Stärkung des Volkes und nicht als wertvolle spezifische Leistung der sozialen Organisation selbst gesehen werden.

          Auch die Evolutionstheorie von Darwin ist eine materialistische Theorie, weil sie die menschlichen Fähigkeiten bis hin zu Symbolen und zur Sprache nur vermittelt sieht durch die biologische Auslese seiner zufällig entstandenen Variationen im Überlebenskampf, unter Ausklammerung der soziokulturellen Leistungen – Logik, Wissen, Forschung, Denken, Vernunft, Menschenrecht – die der Mensch nur über seine gesellschaftliche Existenzform zu schaffen vermag.

          Der Materialismus, wie Sie ihn verstehen, wonach „alle Teile der Erde .. ständigen Veränderungen unterworfen .. sind, sowohl Bestandteil der unbelebten Natur wie der belebten“ und dass „das Lebendige .. diese Prozesse nutzt .. und vorhandene Stoffe .. in anderer Form wieder ab ..gibt“, Und dass „der Mensch und die anderen Arten .. über eine Vielfalt von Fähigkeiten .. verfügen, in diesen Vorgängen zu überleben, obwohl die dazugehörigen Stoffkreisläufe zum geringsten Teil erforscht sind“, greift also in zwei Punkten viel zu kurz und leistet damit technozentrischen Krisenlösungen Vorschub:
          (1) Als physisches Lebewesen ist der Mensch Produkt der Evolution der Biosphäre und darauf angewiesen, dass ihre Produktivität in Hinsicht auf Biomasse und Ökosystemleistungen (Sauerstoffproduktion, Abfallverwertung, Regenbildung, Wasserreinigung, Kühlung der Erde usf.) erhalten bleibt. Ausschlaggebend dafür sind die Ökosysteme als Heimstätten der Artenvielfalt und Zentren der Photosynthese, ohne die auf Erden nix geht. Sie sind die Produzenten der Atmosphäre und sonstiger natürlicher Lebensbedingungen. Und diese Produktion erfolgt durch die Ökosysteme selbstregulativ über Fließgleichgewichte (z.B. zwischen Kohlendioxidausstoß und –abbau, Sauerstoffproduktion und –verbrennung, Stickstoffbindung und –Stickstoffausstoß, usw.).
          Was passiert, wenn die Gleichgewichte gestört werden, sehen wir am Klimawandel. Kenntnis davon haben wir über objektive Wissenschaft, die es tatsächlich gibt und nicht, wie Nietzsche nihilistisch meinte, nur Ideologie wäre – was auch Sie latent anklingen lassen. Wissen bedeutet Zusammenhänge zwischen Tatsachen erkennen und für sich zur Welterklärung oder auch Ablenkung der Ameisen nutzen. Durch Wissen sind die Gesellschaften auf heutige Größenordnung angewachsen. Aber es ist dies ein um die Determination durch die Biosphäre verkürztes Wissen, wie die drei oben behandelten wichtigsten Entwicklungstheorien zeigen.
          Heute käme es darauf an,
          a) den einzelnen Menschen als physisches lebendiges Lebewesen in seiner Souveränität zu stärken, weil der Mensch vor allem als Lebewesen von den katastrophalen Folgen der Erderhitzung oder eines abnehmenden Sauerstoffgehaltes der Luft, betroffen ist,
          b) dass die Gesellschaften die Naturbedingtheit ihrer Mitglieder voll anerkennen und alles tun, die Ökosysteme zu schützen und zu fördern, weil deren Zerstörung die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört.
          Vermittelt über die nicht hintergehbare physische Existenz der Menschen und ihre Bedürfnisse sind auch die Gesellschaften Teil der Natur und haben als solcher für eine konstante Reproduktion der Gleichgewichtsverhältnisse in der Biosphäre zu sorgen, an die alles Leben angepasst ist. Von permanenter Veränderung reden nur jene, die die Naturgrenzen ständig durch Eingriffe und Entnahmen überschreiten wollen. Für sein Leben benötigen die Menschen stabile natürliche Reproduktionsgrundlagen und keine permanente Umwälzung in Richtung Höherzüchtung, Produktionssteigerung und Transhumanismus.
          (2) Als soziales Wesen ist auch der individuelle Mensch auf die Infrastrukturen und Leistungen seiner Gesellschaften angewiesen. Aber diese werden heute in einem sehr großen Umfang für die Produktion von Überschüssen (privaten Gewinnen), ohne Verantwortung gegenüber den Ökosystemen und den Idealen eines guten Lebens für alle missbraucht, so dass die Arbeit nicht weniger und dennoch die Kluft zwischen Arm und Reich und die Lebensunsicherheiten für die Masse der Menschen immer größer werden.
          Diese fatale Schieflage der Entwicklung der Gesellschaften zu erkennen und zu thematisieren, wäre eigentlich Sache der Wissenschaften. Aber diese werden, vermittelt über entsprechende Forschungsförderung, primär zur Erzeugung von Überschüssen und falschen Legitimationen von technologischen Lösungen eingesetzt, mit denen allein noch Gewinne zu erzielen sind. Aber es gibt auch noch objektive wissenschaftliche Forschung, die nicht der Manipulation der Massen dient. Diese sollte gestärkt werden.
          Die Gesellschaften und alle Wissenschaften hätten heute die Abhängigkeit von intakten gleichgewichtigen Stoffkreisläufen in der Biosphäre anzuerkennen und alles zu tun, gestörte Gleichgewichte wieder herzustellen und neue Störungen zu unterlassen. Hier ist Demut und Vorsicht angesagt und nicht der unerfüllbare Wahn des Beherrschenwollens.
          Das wird mit dem Ersatz fossiler Energie durch erneuerbare allein nicht gelingen, weil zur Erzeugung erneuerbarer Energie eine Unmasse an neuen Anlagen und Infrastrukturen und eine Unmasse an Betriebsenergie benötigt wird, die ein ungeheueres Ausmaß an Zerstörung bisher unversehrter Ökosysteme mit sich bringen wird, was die Senkenprozesse dramatisch weiter vermindert.
          Eine ehrliche Hochrechnung des Strombedarfes und der Möglichkeiten zu seiner Deckung würde zeigen, dass die Wärmepumpen hier ebenwenig eine Lösung bringen, wie etwa jene der technischen CO2-Abscheidung. An der Energieeinsparung durch Verzicht auf energieintensive (graue und rote Energie) Technik, unnötig verbrauchsintensive Produktionen (z.B. Kleidung und Autos) und unnötig naturzerstörende Eingriffe (neue Straßen) führt kein Weg vorbei. Dafür braucht es Wissenschaften, die nicht primär die Konjunktur der Wirtschaft im Auge haben, sondern vor allem jene der Biosphäre.
          Sich als Teil der Natur sehen bedeutet also deren Belastungsgrenzen anzuerkennen und auf die Gleichgewichte zu achten. Da neue Techniken neue Rohstoffförderung und neue Standorte in der Natur verlangen, laufen sie dieser Aufgabe zuwider, so dass der Weiterbetrieb und die Nachrüstung bisheriger Technik dem gemäßigten Klima oftmals mehr dient als ihr Ersatz. Es geht wirklich darum, weniger zu verbrauchen und folglich auch zu produzieren. Gewinnmachen ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Folgen muss beendet werden. Die sozioökonomische Existenz der Menschen muss aus dem Zwang zur Arbeit für den Gewinn anderer, durch die Einführung eines ausreichenden bedingungslosen Grundeinkommens befreit werden, damit die Menschen mehr Zeit für ihre individuelle und regionale Selbstorganisation und -versorgung bekommen.
          Die Frage des individuellen Verhältnisses zur gesellschaftlichen Gesundheitsvorsorge (Pandemie, Impfung oder nicht) ist also durchaus nicht als Konfrontation zwischen individueller Autonomie und gesellschaftlicher Zumutung zu sehen und zu klären, sondern unbedingt auf der höheren Ebene der Sicherung der Seriosität wissenschaftlichen Expertise: Sicherzustellen, dass auch im Gesundheitsbereich objektive Wissenschaft und die entsprechenden Gesetze Vorrang haben vor Gewinn- und Machtinteressen ist hier oberstes Gebot. Darum muss es den Ungeimpften genauso gehen wie den Geimpften. Dieses Bestreben ist ihre gemeinsame Verantwortung allen gegenüber, weil der individuelle Horizont zur realistischen Einschätzung von Gesundheitsrisiken i.d.R. nicht ausreicht.
          Die flächendeckende Radioaktivität ist eine Folge der zahlreichen Nukleartest und Unfälle in Kernkraftwerden, also Folge einer Wissenschaft und Politik, die die wahrscheinlichen mittelbaren und langfristigen Negativfolgen ihrer technischen Erfindungen für die empfindliche menschliche Physis geringer achten als ihre positiven Erträge für die Wirtschaft und nationale Sicherheit. Wenn die Politik mit ihrem Hazardspiel um die Weltherrschaft noch länger weitermacht, könnte es bald noch viel mehr davon geben.

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