Die Mafia hat in der Kunst als Sujet eine eigene Ästhetik entwickelt. Was ist dran an noblen Paten und eiserner Ehre?
Roberto De Lapuente hat mit dem Journalisten und Mafiaexperten Sandro Mattioli gesprochen.
De Lapuente: Wenn man sich wie Sie mit Mafiastrukturen befasst, guckt man dann noch Mafiafilme oder Mafiaserien? Und wenn ja, wie betrachten Sie diese Filmproduktionen?
Mattioli: Ehrlich gesagt lese ich so viel in Akten, Ermittlungsunterlagen und Gerichtsurteilen über das Thema, dass ich zur Entspannung meist andere Dinge anschaue. Eine beeindruckende Serie, die ich gesehen habe, war aber »Il Miracolo«, zu Deutsch: »Ein Wunder«. Ganz tolle Machart, eine feine Analyse der italienischen Gesellschaft. Das Thema Mafia tauchte dabei jedoch nur am Rande auf. Generell gilt, dass das italienische Filmschaffen verschiedene Zugänge zum Thema Mafia gefunden haben und in den vergangenen Jahren verstärkt deren schädliche Wirkung auf die Gesellschaft in den Blick nimmt und auch eher die Perspektive auf die Opfer einnimmt. Heroisierung und Glorifizierung ist zum Glück inzwischen eher wenig angesagt.
»Die meisten Mafiosi leben wenig glamourös«
De Lapuente: Nehmen wir mal die Paten-Reihe. Die Mafiosi werden dort als Ehrenmänner gezeichnet, Marlon Brando als Vito Corleone strahlt Ruhe und Sachlichkeit aus. Der Film basiert auf dem Roman von Mario Puzo – kannte er die Cosa Nostra nicht? Oder wurde hier vielleicht gar gezielt vernebelt?
Mattioli: Puzo hatte keinen persönlichen Bezug zum Thema, seine Eltern kamen aus Kampanien und nicht aus Sizilien, er selbst wuchs in New York auf. Er wollte einen populären Stoff schreiben und das ist ihm gelungen. Mehr nicht. Dass wir seine Werke heute als dokumentarisch wahrnehmen, ist nicht seine Schuld.
De Lapuente: In der Serie »Die Sopranos« gibt es einen Mafioso, der unbedingt nach Hollywood will. John Dickie beschreibt Ähnliches in einem seiner Sachbücher zur Mafia. Haben Mafiosi zuweilen auch den Drang, ihr Tun und ihren Lebensstil der Öffentlichkeit zu präsentieren?
Mattioli: Mafiosi sind auch nur Menschen und haben infolgedessen Eigenschaften wie Sie und ich, dazu gehört auch Eitelkeit. Die mafiöse Kultur allerdings wirkt solchen persönlichen Bedürfnissen entgegen, indem sie die Bedürfnisse des Kollektivs über alles andere stellt. Dazu gehört vor allem bei der ‘ndrangheta Unauffälligkeit, erst recht außerhalb ihrer angestammten Gebiete. In Ihrer Frage schwingt mit, dass der Lebensstil von Mafiosi etwas wäre, was des Präsentierens wert wäre. Dem ist oft nicht so. Ja, die Bosse haben Geld und zeigen das auch unter ihresgleichen. Aber die meisten Mafiosi leben wenig glamourös, oft ärmlich, manche erbärmlich, ganz zu schweigen davon, dass die Mitgliedschaft im Clan viele Leerstellen im eigenen Leben nicht füllen kann.
De Lapuente: Sie kennen selbst Mafiosi. Die Idee der Sopranos beruht darauf, dass ein US-amerikanischer Mobster psychische Probleme entwickelt – Grund ist das schlechte Verhältnis zu seiner Mutter. Sind Menschen aus diesem Milieu Ihrer Erfahrung nach anfällig für psychische Erkrankungen? Wie gehen Sie damit um?
Mattioli: Von Leuten, die mit Mitgliedern von Mafia-Familien Kontakt haben, weiß ich, dass es sehr wohl reale Entsprechungen für Tony Soprano gibt. Daraus resultieren Konflikte, denn Schwäche zeigen zu können, ist in Mafia-Kreisen keine Stärke, es wird als Gefahr wahrgenommen. Ob psychische Erkrankungen häufiger vorkommen, weiß ich nicht, ich kenne keine Studien dazu. Überraschend wäre es nicht, denn die Leute stehen naturgemäß unter großem Druck.
De Lapuente: Sie sprachen die ärmlichen Verhältnisse an: Der capo di tutti i capi, der Mafiachef Toto Riina soll in solchen gedarbt haben. Das war der strafrechtlichen Verfolgung geschuldet. Wieso entscheiden sich Menschen, fast immer Männer, für so ein Leben? Ist das auch was Dynastisches?
Mattioli: Mit ärmlichen Verhältnissen meinte ich eher das Fußvolk der Clans. Den Führern der Clans hilft es ja nicht, wenn alle Mitglieder an den immensen Gewinnen profitieren, denn dann mag die Motivation sinken mitzumachen, wenn man erst einmal genug Geld beisammen hat. Matteo Messina Denaro etwa, ein weiterer wichtiger Boss der Cosa Nostra, lebte ein Leben mit vielen Annehmlichkeiten. Die Gründe, sich in einem Mafiaclan zu betätigen, sind vielfältig: Abstammung spielt eine Rolle, Geltungsdrang und die Suche nach Prestige ebenso. Für niedere Chargen häufig auch die Suche nach einem Ausweg aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
»Das Gerede von Ehre und Familie sind hohle Phrasen«
De Lapuente: Die Mitglieder der Mafia oder der ‘ndrangheta definieren sich nicht nur als Ehrenmänner, sie kokettieren auch mit der Nähe zum Katholizismus. Sie definieren sich als eigentlich gute Männer und Familienväter, die ihr Geschäft aus Liebe zur Familie betreiben. Liest man die Literatur von Leuten, die auspackten, hat man immer ein wenig den Eindruck, der Mafioso sei ein Opfer. Ist das auch Ihre Erfahrung im Umgang mit dieser Klientel?
Mattioli: Viele Mafiosi sind Opfer und Täter zugleich. Aber die vielen Kronzeugen und Aussteiger, die es gibt, zeigen, dass es Auswege gibt. Niemand ist »gezwungen«, Mafioso zu sein, wirklich niemand. All das pseudoreligiöse Getue und Gerede von Ehre und Familie sind hohle Phrasen, allein schon deshalb, weil die Zugehörigkeit zu einem Clan die Zugehörigkeit zur eigenen Familie ersetzt. In einer gesunden Familie sorgen Eltern dafür, dass es den anderen Mitgliedern der Familie gut geht. Ich erzähle in meinem Buch auch die Geschichte von Luigi Bonaventura, einem Boss der ‘ndrangheta und späteren Kronzeugen. Sein Vater versuchte ihn umzubringen, nachdem er ihm mitgeteilt hatte, dass er sich nicht mehr in den Dienst des Clans stellen wird. Es gibt viele Fälle, wo im Namen des Clans Familienangehörige ermordet wurden, Frauen, Männer und sogar Kinder. Das sagt alles.
De Lapuente: Glauben Sie, dass der Mafioso als Held diverser Filme, Serien und Spiele auch deshalb große Beliebtheit erfuhr – und erfährt –, weil er eine Sehnsucht erfüllt – nämlich, dass die kleinen Leute darin eine Art höherer Gerechtigkeit erblicken, was den Umgang mit hohen Damen und Herren aus Politik und Wirtschaft betrifft?
Mattioli: Das Zerrbild gewiss. Wenn es der ‘ndrangheta gelingt, sich als Vertreter einer höheren Gerechtigkeit darzustellen, dann ist das so. Deswegen habe ich eben auch mein Buch geschrieben, um diese Mythen zu zertrümmern. Ein Mythos ist auch, dass Geldwäsche niemandem weh tut, ein anderer, dass es ja nicht schlimm ist, wenn ein Gastwirt in Deutschland Mitglied der Mafia ist, er tut ja nichts. Tut er doch, er unterstützt nämlich das brutale System, dessen Mitglied er ist, bis hin zu unzähligen Morden an Unschuldigen. Die höhere Gerechtigkeit gibt es aber nicht, es ist eine Tyrannei, es ist undemokratisch, es ist nicht gemeinsinnorientiert und dient nur dem Wohl einiger weniger.
De Lapuente: In Ihrem Buch »Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt« schreiben Sie viel über die Verbindung zwischen italienischen und deutschen Kriminellen. Wie steht es heute mit den Verbindungen über den großen Teich? Spielt die amerikanische Cosa Nostra noch eine Rolle? Oder ist die mit der Gefangennahme von John Gotti unbedeutend geworden?
Mattioli: Ich kümmere mich vor allem um die ‘ndrangheta und um die italienische Organisierte Kriminalität (IOK) in Deutschland. Für die IOK in den USA gibt es andere Experten. Mein Eindruck ist aber, dass die Cosa Nostra wie in Italien selbst auch anderswo in der Welt inzwischen weniger bedeutend ist: Sie hat sich selbst geschwächt mit ihrer blutigen Strategie. Sich gegen den Staat zu stellen und zugleich massive Kämpfe untereinander auszutragen, sorgt für zu viel Aufmerksamkeit und Gegenwehr seitens des Staates. Aufgrund dieser Schwächung suchte die sizilianische Cosa Nostra Unterstützung bei der traditionell ihr freundlich gesinnten kalabrischen ‘ndrangheta. Auch in den USA ist die ‘ndrangheta viel bedeutender geworden. Generell ist die Rolle von Einzelpersonen in kriminellen Organisationen oft überschätzt und somit auch die einzelner Verhaftungen. Einzelpersonen werden ersetzt, mal mehr, mal weniger gleichwertig. Systemische Schwächungen dagegen sind viel wichtiger. Deswegen beschreibt Germafia eben auch politische Ansätze für eine bessere Bekämpfung der Mafia in Deutschland.
Sandro Mattioli arbeitet als Journalist seit 2009 zum Thema italienische Mafia. In diesem Jahr erschien sein Buch »Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt« beim Westend Verlag.
Ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Lust, mich mit Mattiolis Pappkameraden zu befassen. Kleine Fische im Vergleich zu den richtig Kriminellen. In Schweden war es so schlimm, dass man wirklich einmal hinschauen musste, Und was kommt heraus?
https://taz.de/Terror-in-Schweden/!6014168/
Ach Gottchen! Der Iran! Steckt hinter beiden angeblich konkurrierenden Verbrecherbanden. Also damit konnte man ja überhaupt nicht rechnen. Sowas!
Man könnte ja mal den Herrn vom Mossad auch zu uns einladen. Aber man weiß schon, was der erzählt: dass diese angeblichen Clans nichts anderes sind als die Hisbollah in Deutschland. Was eh alle wissen. Man könnte dem Spuk in einem Tag ein Ende machen, aber man will nicht. Nur nichts, was den Mullahs eine Sorgenfalte auf die Stirn zaubern würde. Hündische Unterwürfigkeit. Ich wiederhole mich.
Nun hat man unlängst gemeldet, es seien in Hamburg 35 Tonnen Kokain gefunden worden. Das waren garantiert nicht Mattiolis Mafiosi, dis sind da um ein paar Nummern zu klein. Alle wissen, dass nur die Hisbollah in der Lage ist, solche Mengen zu handeln. Man geht wie üblich vor: man meldet den Fund ein Dreivierteljahr später und nimmt damit schon mal die Aufmerksamkeit heraus. Wie 2021, als man 21 Tonnen fand. Zwar wurden Personen angeklagt, aber niemand freigesprochen oder verurteilt. Man hat sie laufen lassen.
So sieht Verbrechensbekämpfung bei uns aus. Genau so.
Ich glaube kaum, daß irgendeinen hier die Sorgenfalten auf der Stirn auch nur eines einzigen Mullahs interessiert. Vielmehr ist es so, daß die Law and Order Politik, die hierzulande massiv Anhänger hat, natürlich eine glaubhafte Bedrohung benötigt, um ihre immer größeren Forderungen in die Militarisierung des Polizeiapparates zu stellen. Und natürlich kann man solche Bedrohungen dann nicht einfach mit einem juristischen Fingerschnippen beseitigen, das würde ja wiederum allen zeigen, daß das vorhandene durchaus reichen würde, wenn man denn wollte. Nein, die Mafiastrukturen haben hier durchaus ihren Zweck für das Regime, sie dürfen einzig nicht aus dem Ruder laufen und solange das nicht passiert, werden sie nicht nur gedultet, sondern regelrecht verhätschelt (siehe zB auch NSU, deren 3 “echten” Mitgliedern über 40 V-Leuten zur Seite standen, und das ist nur das, was heute bekannt ist!).
Zustimmung. Zitat:
“Nein, die Mafiastrukturen haben hier durchaus ihren Zweck für das Regime,….”
Ergänzung: Die Mafiastrukturen SIND teilweise das Regime, sind sie doch damit verwoben. Die Politik erzeugt ausreichend Grauzonen, in denen legale Ableger der Mafia gedeihen mit Hilfe der dahinter stehenden illegalen Strukturen.
Mafiafamilien sind halten heutzutage Aktien, Immobilien und allerlei Betriebe, die mit der organisierten Kriminalität auf den ersten Blick nichts zu tun haben. Sie haben Kontakte in die höhere Politik oder sind selbst politisch aktiv.
Das Thema Mafia so anzugehen wie hier sorgt lediglich dafür, dass die allgegenwärtige Korruption im “legalen” Business weniger beachtet wird, solange der Mythos Mafia in den Köpfen bleibt. Klassische Ablenkung.
Allein Versicherungen und Paketdienstleister und Krankenhausbetreibet begehen jeden Tag viele Male gewerbsmäßigen Betrug. Organisierte Kriminalität eben.
Halten wir auseinander: es gibt diese Verbrechen. 35 Tonnen Kokain sind kein Broccoli. Auf der anderen Seite wird die Polizei militarisiert, ohne in diesem Sinne aktiv zu werden.
Startschuss war wohl das bayrische “Polizeiaufgabengesetz”, das hier treffend gewürdigt wird:
https://krautreporter.de/nachrichten-erklart/2460-bayerns-neues-polizeigesetz-erwischt-alle-menschen-in-deutschland
Dagegen gab es in Bayern noch erheblichen Widerstand. Nicht aber in den anderen Bundesländern. Das fiel in die Corona-Zeit und da wurde jeder Protest von den Querdenkern überbrüllt. Die Lieblinge der herrschenden Klasse haben ihr wieder mal geholfen, die übelsten Gesetze ungestreift durchs Parlament zu bringen.
Vielleicht bringt das jetzt den einen oder anderen Querdenker zum Nachdenken.
Sicher, die iranischen Mullahs – und natürlich palästinensische Brüllaffen – regieren die Welt. Ein wahrlich würdiger Nachfolger der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung.
Für Volksgenossen Artur ist der Iran, was für seinen Opa das Weltjudentum war.
Die Frage ist, was tun Mafia, Cosa Nostra und N’dragheta, was CIA und MI6, und wohl auch BND und Verfassungsschutz, das ukrainische Regime sowieso, nicht tun?
Das gilt auch für die Atlantikbrücke.