
Bei der letzten niederländischen Parlamentswahl gelang es Geert Wilders „Partei für die Freiheit“ (Partij voor de Vrijheid; PVV) überraschenderweise, doch so überraschend auch wieder nicht, die stärkste Partei zu werden. Im Anschluss daran reflektierten zahllose Journalisten, Intellektuelle und andere Figuren der Linken die näheren Umstände dieses Triumphs. Doch sie zogen oftmals die falschen Schlüsse.
In diesem kurzen und spekulativen Essay skizziert der Künstler und Philosoph Eef Veldkamp einige ihrer Argumente und schlägt eine alternative Interpretation des Rechtsrucks vor. Er kommt zu dem Schluss, dass sich die meisten dieser Analysen allein bei der Betrachtung des psychologischen Ressentiments aufhalten, das dem Wahlsieg zugrunde liegt, aber kein Verständnis für seine ökonomischen Grundlagen aufweisen. Um die ökonomische Seite des Ressentiments in den Blick nehmen zu können, führt Veldkamp die Konzepte „Wohlergehensknappheit“ und „falsche Adressierung“ ein.
Dieser Artikel[1] erschien erstmals in der neunten Ausgabe der Zeitschrift Narthex. Heft für radikales Denken, die vor wenigen Monaten im Westend-Verlag erschien. Das Philosophiemagazin versammelt noch vierzehn weitere Artikel, die unter der Überschrift Jenseits der Mitte? Zur Kritik der (neu-)rechten Ideologie unterschiedliche Aspekte des gegenwärtigen Rechtsrucks beleuchten und ihn in größeren ideengeschichtlichen und sozialen Kontexten verorten. Mehr Informationen zur Zeitschrift und eine weitere Leseprobe finden Sie auf der Internetseite der sie herausgebenden Halkyonischen Assoziation für radikale Philosophie.
1. Ein erwartbarer Triumph

Seit einigen Jahren sind von Populisten befeuerte Nationalismen und entsprechende Fremdenfeindlichkeiten in den Niederlanden auf dem Vormarsch. Wie in so vielen Ländern. Das sind keine Neuigkeiten, auch wenn es rätselhaft bleibt. Ähnlich den Wählern, die erst jetzt, nach mehreren Anläufen, Geert Wilders „Partei für die Freiheit“ (Partij voor de Vrijheid; PVV) ins Amt beförderten, haben kritische Beobachter hektisch unterschiedliche Pfade zur Erklärung dieses Rechtsrucks beschritten. Bis dato haben viele politische Theoretiker, Journalisten und sogar linke Intellektuelle jedoch enttäuscht. Einige haben sich resigniert in Psychologismen geflüchtet, so etwa Sander Schimmelpenninck, der zu dem Schluss kommt, dass „der niederländische Protestwähler einfach nur spielen will; er nimmt das alles nicht ernst und hat’s nicht so gemeint.“[2] Andere geben sich selbstkritisch und argumentieren beispielsweise, dass ‚wir‘ die rechten Wähler „verwaist“ und „entwurzelt“ und sie „einsam“ gemacht hätten.[3] Anscheinend entschuldigt es diese Entfremdung, grausam zu sein. Konsequenterweise haben einige von ihnen im Nachgang gefordert, damit aufzuhören, den Aufstieg der Rechten in seiner gesellschaftlichen Vermitteltheit zu erfassen, wie es eigentlich viele Jahre lang der Goldstandard war.
Der Kolumnist Thomas Hogeling zum Beispiel statuierte: „Das Volk hat gesprochen, wir müssen seine Botschaft ernstnehmen.“[4] In der Folge haben sie selbst angefangen, diese Gefühle des Unterdrücktwerdens als Prinzipien anzuerkennen. Prinzipien aber tragen ihren Gehalt unmittelbar in sich; die soziale Vermitteltheit von Prinzipien aufzuzeigen, indem man sie auf Gefühle zurückführt, heißt, sie zurückzuweisen. Man hat also damit begonnen, die Kritik bestimmter Moralen zu moralisieren, indem man sie als unsittlich zurückweist. Meiner Ansicht nach beweist das nur das Paradox dieser Toleranz – Toleranz gegenüber der Intoleranz und umgekehrt –, die für diejenigen, die sich bislang als die Türhüter gegenüber der ‚irrationalen‘ Rechten verstanden, so typisch ist. Aber dieses Vorgehen ist auch zynisch, entschuldigt es doch nichts weiter als rechte Gefühle, die einst als in sich selbst durch Unterdrückung bedingt verstanden worden sind. Von diesen zwei Punkten einmal abgesehen, erscheint es mir aber schlicht und ergreifend falsch zu sein, wie diese Analysten zu dem Schluss kommen, rechte Gefühle zu entschuldigen, indem sie ihnen entweder mit Apathie begegnen oder sie zu normalisieren versuchen.
2. Was bewegt die Wähler der Rechten?
Umfragen zeigen, dass im Fall von Wilders Wahlsieg die Wähler der PVV nicht für diese fremdenfeindliche Prinzipien stimmten, sondern gegen ihre liberalen oder progressiven Gegenteile. Insofern handelt es sich in der Tat um so genannte ‚Protestwähler‘. Aber eine Stimme gegen etwas hat keine Substanz. Möchte man eine Stimme positiv anerkennen – und folglich ‚mit Respekt‘ behandeln –, muss man danach suchen, für was sie stimmt. Im Fall der Wählerschaft der PVV stimmte sie nicht zuletzt für dasjenige, was historisch betrachtet die sozialdemokratische Agenda gewesen ist: für besseren Zugang zum öffentlichen Nahverkehr, geringere Kosten für die medizinische Versorgung, eine Anhebung des Mindestlohns, günstigere Sozialwohnungen etc.[5] Mit anderen Worten: Wenn man sich wirklich darum bemüht, die Beweggründe der rechten Wähler zu verstehen, dann stellt sich heraus, dass diese selbst soziale Werte mit den abwertenden ‚Prinzipien‘ maskieren, die ansonsten die rechte Politik kennzeichnen – und sich insofern erst recht nicht mit ihnen identifizieren.
Wir können also die Behauptung wagen, dass, wenn man die eigene Perspektive dieser Wähler ernst nimmt, diese ‚Prinzipien‘ nichts weiter als Gefühle sind, die von ihrer „im Allgemeinen misstrauischen“[6] Einstellung zeugen. Auch wenn das beweist, dass soziale – wenn nicht sozialistische, so doch sozialdemokratische – Werte ihnen prinzipiell zusagen, ist es bemerkenswert, dass solche Werte für sie nur dann akzeptabel sind, wenn sie unter dem Deckmantel einer harten Austeritätspolitik auftreten. Darin besteht die Identität des rechten Wählers, der eines externen Verantwortlichen bzw. Sündenbockes nicht bedarf um willen des eigenen Wohlergehens, sondern zur vermeintlichen Erklärung des eigenen Untergangs. Ersteres bedarf andere im bejahenden Sinne des Wortes, da sie zum eigenen Wohlergehen beitragen, letzteres erfordert andere im verneinenden Sinne, indem sie zu Konkurrenten im Streben nach Wohlergehen werden. Es wird nun versucht, diese beiden Politiken, die in sich selbst widersprüchlich sind, für politisch voneinander abhängig auszugeben. Dadurch werden sie aber machtlos und politisch enttäuschend. Es erscheint jedoch so, dass sich gerade in der Politik niemand um solch einen lähmenden Widerspruch schert. Das wurde sonnenklar während der Koalitionsverhandlungen, als die PVV nahezu alle ihre positiven sozialen Programmpunkte fallen ließ bis auf diejenigen, die negativ den Sündenbock betrafen. Unmittelbar, nachdem das Wahlergebnis bekannt wurde, hob Wilders hervor, dass er während der Koalitionsverhandlungen „vernünftig agieren“[7] würde. Dies bedeutet realiter, das konservative neoliberale Dogma als ‚Vernunft‘ zu behaupten; soziale Werte seien unvernünftig. Ironischerweise beweist das damit, dass Wilders seine Wahlen mit Werten gewann, die er selbst für unvernünftig erachtet. Die politischen Anliegen der PVV werden dadurch entkräftet. Es scheint sich also so zu verhalten, dass die Wählerschaft der PVV genau, indem sie sich für eine sozialere Politik aussprach, realpolitisch in ihrem Wahlverhalten für genaue jene Austeritätspolitik votierte, die erst die Ursache ihres schwindenden Wohlergehens ist und ihrer darauf gründenden misstrauischen Grundhaltung. Es bedarf also einer abwertenden Politik, um die Wähler der PVV dazu zu bringen, Unvernunft als Vernunft anzuerkennen. Obgleich sie an einer sozialen Politik interessiert sind, wollen sie sie auf eine unsoziale Weise, d. h. für sich selbst unter Ausschluss anderer. Der rechte Populismus setzt den sozialen Willen als neoliberale Wirklichkeit ins Werk.
3. Scheinwidersprüche
Wenn man mit solch einem Widerspruch konfrontiert wird, ist es bei seiner Untersuchung verführerisch, der Unvernunft, die einem begegnet, vernunftlos entgegenzuschreiten. Das bedeutet im Klartext jedoch einen Regress zu Psychologismen, wie wir sie oben beschrieben haben. Aber wie genau werden soziale Positionen benutzt, um als Ausreden für den Neoliberalismus zu dienen? Um die Psychologismen als solche zu verstehen, müssen wir uns soziologischer Methoden bedienen, den linksliberalen Ausflüchten, denen man in den Niederlanden im Augenblick auf Schritt und Tritt begegnet, zum Trotz. Im Anschluss an Anna Freud, die zu diesem Ausdruck von Sándor Ferenczi inspiriert wurde, sprechen wir etwa von einer (Über-)Identifikation mit dem Aggressor. Dieser Mechanismus wirkt sich in ihrem Konzept besonders stark auf diejenigen aus, die sich in prekären sozialen Positionen befinden.[8] Diese Doktrin wird in immer wieder neuen Formen von immer neuen Autoren reartikuliert, beispielsweise Eric Hoffer, wenn er schreibt: „Leute, die die Hand, die sie nährt, beißen, lecken üblicherweise die Stiefel, die sie treten.“[9] Sie geht von einem (von außen her) fehlgeleiteten Tragestolz des ‚kleinen Mannes‘ aus, der an die Stelle des Strebens nach sozialen Veränderungen tritt. Beruft man sich alternativ dazu auf Erich Fromm, dann erscheint es so, als wäre dieser Widerspruch typisch für eine autoritäre Persönlichkeit, die im Wesentlichen „die Unfähigkeit“ auszeichnet, „auf sich selbst zu stehen, unabhängig zu sein oder, um es anders auszudrücken, die Freiheit zu ertragen“[10]. Die Wähler der PVV fürchten also vermeintlich die Freiheit. Und in demselben Sinne könnten wir auch Herbert Marcuse ins Feld führen, der schreibt, dass dieser Widerspruch zur Eindimensionalität der Existenz gehöre, in welcher „die unterworfene Bevölkerung an den Bedürfnissen und Befriedigungen teil hat, die der Erhaltung des Bestehenden dienen.“[11] Dieser Widerspruch verweise also auf die Verdrängung des Klassenbewusstseins und die Idealisierung der bürgerlichen Kultur. All diese Beobachtungen sind beherzt und informativ, aber die meisten von ihnen ermangeln einer kausalen Erklärungsstruktur, die Psychologie in Soziologie aufheben würde. Die kausale Erklärungsstruktur, die es eigentlich bräuchte, ist eine ökonomische: Was ist der Kompensationscharakter des (national-)sozial verschleierten Neoliberalismus?
In jedem Fall beweist der bisherige Gedankengang den widersprüchlichen Charakter der Wahl, die, wie ich glaube, kein Ausdruck einer kognitiven Dissonanz oder irgendein anders gearteter Effekt koexistierender unversöhnlicher Prinzipien ist, sondern vielmehr – in Wahrheit – eines mangelhaften ökonomischen Selbstverständnisses. Die Wählerschaft der PVV hat sich als Unterstützer einer Wirtschaftsordnung erwiesen, die ihrer eigenen politischen Agenda widerspricht. Dieser Konflikt bringt eine ganze Bandbreite von innerkollektiven Ängsten mit sich, die sich am besten, um einen psychologisierten ökonomischen Neologismus anzubringen, als (künstliche) Wohlergehensknappheit beschreiben lässt. Es handelt sich um ein nietzscheanisches Ressentiment, unterstützt von einer kapitalistischen Doktrin, die ein solches Ressentiment verdinglicht. Ein Indikator für eine solche Wohlergehensknappheit ist eben die neoliberale Beugung sozialer Bedürfnisse mittels rechtspopulistischer Imago bzw. der laissez-faire-‚Sozialismus‘, der soziale Werte verspricht, aber durch seinen Gegenbegriff der negativen Freiheit kompatibel mit den Dogmen des Neoliberalismus macht, sodass das Soziale zu einer exklusiven Kategorie für Auserwählte wird bzw. zu einer Asozialität gegenüber allen Nicht-Inkludierten. Nietzsche nuanciert seinen Begriff des Ressentiments, indem er die Schuldner-Gläubiger-Beziehung einführt, in welcher gilt: „Der Ausgleich besteht […] in einem Anweis und Anrecht auf Grausamkeit.“[12] Nietzsche zufolge handelt es sich primär um eine interpersonale oder primordiale Beziehung statt um ein ökonomisches System, denn im Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner „mass sich zuerst Person an Person“[13]. Demgegenüber ist für die Wohlergehensknappheit die Beziehung zueinander elementar, wie sie sich aus dem Kapitalmarkt ergibt, oder genauer gesagt die Knappheit dieses Kapitals. Wohlergehensknappheit ist insofern finanzialisiertes Ressentiment. Das macht die Beziehung zwischen Schuldner und Gläubiger kompetitiv; nicht unbedingt in einer profitorientierten Weise, aber in einer ausbeuterischen Weise: Sie privatisiert das Gemeinwesen. Die Gemeinschaft fungiert nicht länger als der Garant jener Beziehung, indem sie Bestrafung garantiert, sondern sie erfüllt die Aufgabe des Marktes, indem sie Austerität garantiert. Nietzsche hätte diese Einstellung sicherlich als schwach klassifiziert, da sie den anderen für den eigenen Verlust verantwortlich macht. Ich würde eher vorschlagen, sie als schwächend aufzufassen, denn was Ausbeutung kennzeichnet, ist für das Subjekt der sukzessive Verlust an Handlungsmacht. Es geht nicht mehr um eine Schwäche des individuellen Charakters, sondern des eigenen Kollektivs.
4. Der Rechtsruck als Folge des Neoliberalismus
Das Scheitern der Entwicklung eines ökonomischen Selbstverständnisses im Rahmen des Kapitalismus verwandelt, ökonomisch gedacht, Politik in eine Art Werbeveranstaltung. Wir haben es, um das der Logistik entlehnte Vokabular Paul Virilios zu verwenden, mit einer richtungsgebenden Infrastruktur zu tun. Sie zeigt an, wo man ein gewisses politisches Gefühl erwerben kann, doch dies stets im Rahmen des Marktes von heimlichen Beweggründen, auf dem Knappheit herrscht. In sich selbst sind die Gefühle, die der gegenwärtigen rechten Politik zugrunde liegen, Demagogisierungen einer rhetorischen falschen Adressierung. Wenn die Knappheit ‚den Weg weist‘, in Wahrheit jedoch eher Überfluss herrscht, der Reichtum sich nur zu einem großen Teil in Privatbesitz befindet, dann gibt diese Adressierung eine falsche Richtung vor, vor allem wenn diese Adressierung im Appell an soziale Werte besteht, die sich unter der Prämisse der Wohlergehensknappheit aber nicht inklusiv realisieren ließen. Aus einer solchen falschen Adressierung folgt zwangsläufig, dass eine Figur erschaffen wird, die genau dort eingesetzt wird, wo sie versagt – was auch der Grund ist, warum sie benötigt wird. Diese Figur ist der Sündenbock (heute insbesondere: ‚der Migrant‘). Dadurch beweist sie jedoch vielmehr ihre Unfähigkeit, die wahren Quellen des Elends zu benennen, auch wenn das ideologische Symbol anderes verspricht. Diese ökonomische Struktur gibt der kognitiven Dissonanz, der Schizophrenie, der Apathie, die andere diskutieren, Nahrung und macht die sich widersprechenden Prinzipien des Sozialen und des Neoliberalismus dem Schein nach miteinander kompatibel.
Fußnoten
[1] Aus dem Englischen übersetzt von Paul Stephan.
[2] Sander Schimmelpenninck, „De Nederlandse proteststemmer loopt maar wat te klieren; echt serieus neemt of meent hij het allemaal niet“. In: Volkskrant (10.06.2024), https://www.volkskrant.nl/columns-van-de-dag/de-nederlandse-proteststemmer-loopt-maar-wat-te-klieren-echt-serieus-neemt-of-meent-hij-het-allemaal-niet~b7d343d1/ (abgerufen am 20.11.2024). Anm. d. Übers.: Alle fremdsprachigen Zitate wurden von mir selbst ins Deutsche übersetzt, ggf. auf der Grundlage von Veldkamps eigener Übersetzung ins Englische.
[3] Arjen van Veelen, „Wakker worden in een guur land“. In: NRC (03.12.2023), https://www.nrc.nl/nieuws/2023/12/08/wakker-worden-in-een-guur-land-a4183776 (abgerufen am 20.11.2024).
[4] Thomas Hogeling: „Het volk heeft gesproken, die boodschap moeten we serieus nemen“. In: Volkskrant (13.02.2024), https://www.volkskrant.nl/columns-van-de-dag/het-volk-heeft-gesproken-die-boodschap-moeten-we-serieus-nemen~bdc744d8a/ (abgerufen am 20.11.2024).
[5] Vgl. R. Voogd / K. Jacobs / M. Lubbers / N. Spierings: De verkiezingen van 2023. Van Onderstroom naar Doorbraak: Onvrede en Migratie. https://www.kennisopenbaarbestuur.nl/documenten/rapporten/2024/07/11/nko-rapport-verkiezingen-2023-van-onderstroom-naar-doorbraak-onvrede-en-migratie (abgerufen am 20.11.2024). Vgl. auch das Wahlprogramm der PVV (https://www.parlement.com/id/vm55j354wtx8/pvv_en_tweede_kamerverkiezingen_2023 [abgerufen am 20.11.2024]).
[6] „PVV profiteerde van zwevende kiezer die ook naar BBB en NSC“. In: NOS Nieuws (21.12.2023), https://nos.nl/collectie/13962/artikel/2502444-pvv-profiteerde-van-zwevende-kiezer-die-ook-naar-bbb-en-nsc-neigde (abgerufen am 20.11.2024).
[7] „Feest, schrik en boosheid na grote overwinning PVV“. In: NOS (23.11.2024). https://nos.nl/collectie/13958/artikel/2498903-feest-schrik-en-boosheid-na-grote-overwinning-pvv (abgerufen am 20.11.204).
[8] Vgl. Anna Freud, Das Ich und die Abwehrmechanismen. Frankfurt a. M. 2006.
[9] Eric Hoffer, Reflections on the Human Condition. New York 1974, S. 84.
[10] Erich Fromm, „Die autoritäre Persönlichkeit“. In: Deutsche Universitätszeitung Bd. 12, Nr. 9 (1957), S. 3 f.; 3. Vgl. auch das Kapitel „Flucht ins Autoritäre“ in ders., Die Furcht vor der Freiheit. München 1995, S. 107–132.
[11] Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft. München 2005, S. 28.
[12] Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift. In: Kritische Studienausgabe, Bd. 5. München 2012, S. 245–412; 300 (Abs. II, 5).
[13] Ebd., S. 306 (Abs. II, 8).
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Das passiert in der West-Bank:
In Beita im Süden von Nablus im Norden der West-Bank wurden vom Markt die Geschäftsinhaber vom Militär aus ihren Geschäften vertrieben. Das Militär hat dann mit Bulldozern sechzehn Geschäfte zerstört und Gebäude beschädigt. Das Militär will die Hälfte aller Geschäfte in der Gegend zerstören.
Und in Gaza:
Am Sonntag wurden einhundertfünfzig Gebäude zerstört oder beschädigt. Um diese Gebäude wohnen viele in Zelten. Es wurden mehr als zweihundert Zelte zerstört.
Das wurde von Mahmoud Basal dem Sprecher des Zivilschutzes mitgeteilt. Hr. Basal hat vor zwei Monaten einen mehrtägigen Hungerstreik durchgeführt.
Mindestens vierzig Menschen wurden bisher getötet.
In den letzten vierundzwanzig Stunden sind sechs Menschen verhungert.
Greta Thunberg aka (Leila Chaled) wäre gerne dabei gewesen
https://youtube.com/shorts/rbSobJzA_Oo?si=OFokcyrMj1xJ31yh wie Hamas mit der al-Aqsa-Flut die Höllentore für den eigenen Untergang öffnet.
Der Autor „Eef Veldamp ist Künstler, Philosoph, Dozent an einer Kunsthochschule (Arnhem) und Doktorand der Philosophie (Nijmegen). In seinen Schriften aktualisiert er die antikapitalistische Kulturkritik der Frankfurter Schule.“
Zu diesem Artikel fällt mir der Kommentar von @Scheinregen in einem anderem Artikel ein:
„Es gibt sowas wie „grundsätzliche Philosophie“? Eigentlich jeder Philosoph, dem ich bisher zuhören konnte, hockt irgendwo zwischen der zehnten und zwanzigsten Etage des Elfenbeinturms und ist i.d.R. nicht mehr als ein geschickter Rabulist, ein spitzfindiger Wortjongleur, der schwafelige bis unverständliche Bücher darüber schreibt, warum sein Bauchgefühl richtiger ist, als das der anderen.
Optimalerweise verlässt er den Elfenbeinturm möglichst selten, auf dass sein wertvoller Geist nicht mit dem Schmutz der Realität kontaminiert wird, an der ein Philosoph so wenig gemessen werden will, wie ein Volkswirtschaftler an der Wirtschaftsentwicklung. Man könnte auch die Nase rümpfen und einfach sagen „Geisteswisschenschaftler halt“.
Für die „antikapitalistische Kulturkritik der Frankfurter Schule“ dürfte das wohl zutreffen.
Ich finde auch, Herr Veldamp sollte sich dafür entschuldigen, dass er Philosoph und Künstler geworden ist. Und dass er es wagt, das bodenständige Overton-Publikum mit seinen Einlassungen zu belästigen.
Philosophie: Wie kann sie es wagen, eine eigenständige, nicht triviale Fachsprache zu entwickeln, die nicht jedem auf Anhieb zugänglich ist, sondern die man/frau sich mühsam in jahrelangem Studium aneignen muss.
Der Gipfel ist dann die Frankfurter Schule, die eh schon verdächtig ist, zersetzend zu sein. Möge Gott all diese Ketzer strafen.
Regen Sie sich nicht so auf. Overton wollte doch nur die neue Zeitschrift bewerben. Die Leute hier scheinen als Käufer eher nicht in Frage zu kommen, falsche Zielgruppe
Bei dem dramatischen Fachkräftemangel in Berlin sollte man Wilders nach Deutschland holen.
Bei der neuen SPD würde er sicher Karriere machen und bei den Grünen sind ja ebenfalls ein paar Plätze kürzlich frei geworden.
Warum so kompliziert?
Ein Land wie die Niederlande hat – wie viele europäische Länder – eine erfolgreich politische (sowie auch ästhetische!) Kultur im Laufe der Jahrhunderte entwickelt: Kolonien, Kapitalismus, die Schönheit des alten Amsterdam, Liberalismus, Landgewinnung durch Polder, Grachten, Tulpenblase usw. fällt mir spontan dazu ein. In Frankreich, England und – man höre und staune – Deutschland ein ähnliches, jeweilig auf das Land angepasstes Bild. Ohne diese Errungenschaften moralisch zu bewerten, sie haben für eine gewisse Zeit zu einer erfolgreichen Gesellschaft innerhalb der Landesgrenzen geführt. Und das ist nun einmal überhaupt nicht selbstverständlich, wenn man sich in der Welt umschaut. Es ist vielmehr die Ausnahme.
Nun beschließen Menschen außerhalb dieser Landesgrenzen (oder auch Menschen innerhalb der Landesgrenzen, die auf Profit hoffen), dass diese Geschichte ab sofort nicht mehr gilt. Einfach so, ohne demokratische Legitimierung. Und so ziehen immer mehr Leute aus fremden Regionen, die mit der Geschichte der Niederlande oder Europas nichts anfangen können, in ein eben solches europäisches Land. Nach mehreren Jahrzehnten stellt sich heraus, es findet keine Assimilierung statt, das Experiment schlägt fehl, der Traum einer funktionierenden, friedvollen und solidarischen multikulturellen Gesellschaft – geplatzt.
Folgerichtig entstehen in einem demokratischen System Parteien mit jenem Angebot: Wenn ihr uns wählt, machen wir das alles wieder rückgängig. Das wird gekoppelt mit der alten Idee eines selbstbestimmten, bürgerlichen Lebens, welches zumindest versucht, nicht von staatlichen Leistungen abhängig zu sein. Auf der linken Seite hingegen setzt man eher auf die neu hinzugekommenen Wählerschichten und hofft auf deren Stimmen.
Ein Erklärungsversuch in verständlicher Sprache.
Du meinst also das Zeitalter des Kolonialismus geht zu Ende und da fehlen die Extraprofite mit denen man bisher das Volk bei Laune halten konnte?
Vielleicht so: Ein wahrer Bürger möchte nicht „bei Laune gehalten“ werden, er rümpft über Volksbelustigungen eher die Nase. Auch das gehört zur europäischen Geschichte. Siehe etwa die Abkehr vom Feudalismus (Sparsamkeit, vernünftige Staatsinvestitionen) oder die Ausbildung des Rechtsstaats und der Versuch, Kriminalität und Korruption zumindest zu bändigen.
Ohne Kapitalismus keine Kriminalität und auch keine Korruption.
Der Mensch ist kriminell und korrupt, nicht irgendein Ismus.
Eine entwickelte Gesellschaft weiß darum und versucht, dieses Wesen – „aus krummen Holz geschnitzt“ (Kant) – in ihr Modell einzubeziehen, denn anders geht es nicht.
Der Kapitalismus bietet den Überbau dazu.
Könnte niemand mehr reich werden, hätten wir nicht das Problem.
Äh, nein. Leider, nein. Kapitalismus in seiner reinsten Form ist lediglich die politische Aufgabe jeglichen Widerstands gegen diese nur allzu menschlichen Versuchungen.
Eigentlich dachte ich bisher Kapitalismus sei Privateigentum an Produktionsmitteln.
Ich erkenne aber langsam, die Wessis wurden in Sachen Kapitalismus besser ausgebildet als wir?
Die Idee der Sozialen Marktwirtschaft (noch so eine europäischer Gedanke…) ist es, entsprechend den Kapitalismus zu bändigen.
Ich meine es ernst mit den kolonialen Extraprofiten. Da diese ausbleiben, kann sich unsere Oberschicht die soziale Marktwirtschaft nicht mehr leisten, möchte dies aber nicht ganz so direkt und brutal kommunizieren
Wenn Sie statt kolonialen Profiten schlicht Rohstoffe, insbesondere fossile Energien, meinen, bin ich bei Ihnen.
Dass man in einer Demokratie den Leuten etwas versprechen muss, ansonsten wird man nicht gewählt, gilt jedoch für beide Seiten des politischen Spektrums.
Bei Wilders und Co geht es aber in erster Linie um die Eindämmung der Migration, weniger um sozialstaatliche Leistungen. Interessant wäre die Frage, ob die Menschen mittlerweile soweit sind, dass sie freiwillig auf Geld verzichten würden, wenn man dabei die Migration in den Griff bekäme. Könnte sein, dass bei der jüngeren Generation hier langsam ein Umdenken stattfindet – im Sinne von „Ich möchte das alte Holland meiner Eltern zurück und verzichte dann auch auf Smartphone und SUV.“ Wäre mal eine interessante Straßenumfrage.
Wären Sie bereit auf Geld, ihre Pension zu verzichten? Wären Sie bereit Ihr schönes Heim mit einen syrischen Flüchtlinge oder vielleicht bald mit einen Rücksiedler aus der Westbank zu teilen?
Warum sollte ausgerechnet die Jugend teilen, denen es wahrscheinlich schlechter geht als Ihnen?
Sorry, wahrscheinlich haben Sie mich falsch verstanden?
Ich meinte, auf Dinge, auf Konsum (Smartphone, SUVs) verzichten, wenn ich dafür als Gegenleistung das alte Europa mit überschaubarer Migration zurückbekomme. Um Ihr Beispiel aufzugreifen: Weniger Rente, dafür keine illegalen Flüchtlinge mehr aus Syrien, Afghanistan oder ähnliche Länder.
Ich glaube, ich würde den Deal eingehen. Vieles ist sowieso eitler Tand. Wenn man bewusst auf’s Land zieht oder Deutschland verlässt, macht man ja was ähnliches. Andererseits lebe ich gerne in der Stadt und möchte das alte urbane Gefühl wiederbekommen. Naja, schwierig.
Um zurück zum Thema des Artikels zu kommen: Vielleicht gibt es beim Thema Migration versus sozialstaatliche Leistungen so etwas wie eine Schmerzgrenze des Volkes, bei der sichere Grenzen wichtiger werden als staatliche Fürsorge? In den USA etwa gehört das ja zur politischen Kultur (Disclaimer: Wie immer ohne moralische Wertung gemeint!)
Kapitalismus ist nicht zu bändigen.
Und „Soziale Marktwirtschaft“ ist ein Paradoxum!
Sie sollten mal alte Polizeiruf-Folgen gucken
Aha,
hätte man dies nicht einfacher sagen können?
Dann hätte allerdings dieser Artikel nicht in der Theoriezeitschrft mit den komplizierten Namen erscheinen können!
Hoffentlich finden sich genügend Käufer für diese neue Zeitschrift.
Die Leser werden dann so tun, als ob sie alles verstanden hätten. Ich Wirklichkeit haben sie aber – wie ich – kein Wort verstanden, können dies aber nicht zugeben, weil sie sonst für blöd gehalten werden würden.
Was tun wir jetzt KONKRET gegen den Rechtsruck, europaweit, weltweit, ich meine natürlich damit nur die winzige westliche Welt, wo im Niedergang der Tanz der Verrücktheiten beginnt, oder sogar der Todestanz der Verrücktheiten.
Das hab ich jetzt aber ganz schön kompliziert ausgedrückt, denn Soziologendeutsch spreche ich nicht.
Schönen Abend!
Um mal das Wenige rauszuklauben, was ich aus dem Beitrag mitnehmen kann: die PVV hat den kleinen Leuten vor der Wahl versprochen, was für sie zu tun, und all diese Versprechen wurden in den Koalitionsverhandlungen fallengelassen.
Trotz dieses klaren Befunds scheint der Autor zu glauben, die Rechtspopulisten würden für eine andere Politik stehen als die Liberalen und Sozialdemokraten, die erfahrungsgemäß genau das Gleiche machen.
Er scheint auch trotzdem der Meinung zu sein, die Leute hätten besser die Liberalen oder die Sozialdemokraten wählen sollen, obwohl das Ergebnis für sie eben genau das Gleiche gewesen wäre.
Er scheint keine Rationalität darin erkennen zu können, dass die Wähler sich für die Partei entschieden haben, die versprochen hat, diejenigen, die bei der letzten Wahl das Volk betrogen haben, von den Fleischtrögen der Macht zu verjagen.
Nun ja, wir werden bei den bevorstehenden Wahlen sehen, ob der Wähler sich treu bleibt und nun den aktuellen Betrüger PVV zum Teufel jagt.
Man kann auch Texte missverstehen.
Nach den Regeln der Kommunikation muß sich der Sender einer Nachricht so ausdrücken, das diese beim Empfänger ankommt. Das schöne an obigen Artikel ist, man kann alles in ihn hineininterpretieren und dann tagelang darüber streiten. Das ist doch wahrlich sehr kommunikativ?
Das ist mir zu wenig. Was haben Sie denn verstanden?
Nichts, denn der Autor hat sich nicht an die Regeln der Kommunikation gehalten!
Er hat mir allerdings gezeigt, ich bin zu blöd für seine großartigen geistigen Ergüsse. Damit muß ich nun leben!
Es bestätigt sich wieder einmal die Entscheidung, die Lektüre nach den ersten Sätzen abzubrechen und gleich zu den Kommentaren zu wechseln, als große Zeitersparnis.
Bei manchen Autoren drängt sich der Verdacht auf, daß sie gar nicht verstanden werden wollen.
Im übrigen würde ich dem Autor ein intensives Studium von Le Bon, Bernais und co. empfehlen, wenn er ein echtes Interesse daran haben sollte, zu erkennen, warum die Wähler wählen, was sie zu wählen wollen sollen.
Die in den Fußnoten genannten Quellen haben mich davor bewahrt, den Artikel zu lesen. NRC und Volkskrant: übelste Kampfpresse. NOS: TV-Funkstunde. Kein einziges Alternativ-Medium oder mal eine originelle Quelle. „Waardelos“.
Immer wieder das Problem mit den Begriffen. Hier sehe ich den Begriff Nationalismen. Ein Begriff, der den nationalen Gedanken nicht zugute kommt. Deswegen sollte man einen solchen Begriff auch so zeigen, was er eigentlich bedeutet. Nämlich faschistisches Gedankentum. Man sollte also den Begriff richtig darstellen und nicht der allgemeinen Gewohnheit nachgehen, um die Kürze als Würze zu sehen. Ansonsten eine Abhandlung, die es vor allem philosophisch in sich hat, die der denkenden Wissenschaft einen Meilenstein gibt . ein Meilenstein, der erkennen lässt, dass die westliche Demokratie Volksbeherrschung bedeutet und nicht wie im eigentlichen Volksherrschaft. Hervorragend hervorgehoben der ökonomische Hintergrund, der erkennen lässt, dass es um Profit der selbsternannten Herren der Welt geht, denen sich Wilders als williger Vasall zur Verfügung stellt, obwohl er in der Öffentlichkeit das Gegenteil behauptet.. Das kommt in dieser Abhandlung besonders deutlich zur Geltung:“ Dies bedeutet realiter, das konservative neoliberale Dogma als ‚Vernunft‘ zu behaupten; soziale Werte seien unvernünftig.“ Wie deutlich soll man es denn noch aufzeigen und ist es nicht bei den Deutschen dasselbe Dilemma, dass 83% der Bewohner des Bundesgebietes wieder einmal eine schwarz-rote sog. große Koalition an die Macht gehievt haben? Der Begriff große Koalition mit GROKO abgekürzt um damit auf Großkotzig zu kommen. Ist Wilders nicht im Black Rocker Com.Merz wieder zu erleben, der einerseits die Kriegstreiberei befeuert und andererseits dem Sozialstaat den Garaus macht? Dabei kann dieser dem Staat gar keinen Garaus machen, da der deutsche Staat nach wie vor mangels Organisation (fehlende Verfassung) handlungsunfähig ist. Aber das kann mit dem Missbrauch des Begriffs Demokratie immer wieder verschleiert werden.
Und jetzt ein Querdenken, zurück zu den Hitlerfaschisten mit ihrem 25 Punkte Programm und dabei zur Hilfe ein Blick zum Buch „Einig gegen Recht und Freiheit“ von Bernt Engelmann http://www.bundvfd.de/wp-content/uploads/2016/11/Bernt-Engelmann-Einig-gegen-Recht-und-Freiheit.1pdf.pdf
, der auf Seite 359 aufzeigt, wie diese deutschen Faschisten mit ihrem Parteiprogramm das Volk in die Irre geleitet haben und im eigentlichen nur dem deutschen Großkapital gedient haben, das letztendlich unter anderen unter Standard Oil von den selbsternannten Herren der Welt im Würgegriff gehalten wurde. Ich bitte also die Deutschen, diesen Text zu speichern um ihn wahrhaftig zu studieren.
Olaf Thomas Opelt, Plauen, 8.9.25
„Menschen, die ökonomisch schlechter dastehen als ihre Eltern, wählen signifikant häufiger rechtspopulistische Parteien. Das zeigt eine internationale Studie mit Daten von 89 000 Befragten.“
(der Artikel ist hinter der Schranke, die Studie such ich noch)
https://www.sueddeutsche.de/politik/afd-waehler-ursachen-studie-wirtschaft-li.3297540?reduced=true
Da muss man gar nicht so verdrechselt rumnietzschen. Das Ganze ist ziemlich einfach zu verstehen. Solange die Rechtsradikalen nicht regieren dürfen, können sie die Wähler nicht enttäuschen und da die Anderen Letzteres fortwährend tun, steigt die Zustimmung zu den Rechtsradikalen permanent.
Wenn dann noch realer Wohlstandsabstieg dazukommt, nicht bloß Abstiegsangst, dann wird jeder Zuwanderer zu einer Gefahr, weil er einem ja nicht fiktiv oder in der Zukunft, sondern ganz real jetzt und hier was wegnimmt. Das ist nicht einfach nur Ressentiment, sondern der Kampf ums Überleben.
Ungefähr so was Ähnliches les ich aus dem Text noch raus, aber bei diesem poststrukturalistischen Schwurbelduktus rollen sich mir die Fußnägel hoch.
Ja, so sehe ich es auch!
Das heißt aber im Umkehrschluß, wenn man sie nicht regieren läßt, dann werden es immer mehr. Denn entzaubern tut sie nur die Wirklichkeit. Der Mensch lernt nur durch Leiden, neudeutsch, sinnliche Erfahrungen!
Nun ist das auf der ganzen Welt so, dass die Rechtspopulisten Verrat brüllen, wenn Linksparteien nachgeben müssen. Beim Bürgergeld etwa. Wobei der Eindruck entsteht, die Rechten seien sozial. Indes ist das Bürgergeld einfach weg, wenn sie regieren. Überall.
Mit wenigen Ausnahmen (Polen und Ungarn) sind sie neoliberal bis in die Knochen. Xavier Milei schafft es, das als soziale Politik zu verkaufen. Der ist gerade am Abkacken, das aber wird leider nicht zu einer Neubewertung der Rechtspopulisten führen. Das geht einfach unter.
Wilders ist einer der Rechten, die sich eindeutig mit Israel solidarisieren. Genau diese sind überall in Europa besonders erfolgreich. Hingegen das BSW, das bei den Terroristenfreunden grasen wollte, hat den Ertrag weit überschätzt.
Das Sie von so komplizierten philosophischen Fragen etwas verstehen überrascht mich. Sie denken doch eher in dualen Kategorien, also alle Zionisten sind gut und böse sind die Islamisten (früher waren das die Kommunisten), die nach Weltherrschaft streben.
Sie denken auch dialektisch, ein Ding kann sich in sein Gegenteil verwandeln, also ein zionistischer Landräuber kann zu einen Vertriebenen werden. Das könnte bald wahr werden und ich hoffe, Sie haben eine offenes Haus für Rücksiedler aus der Westbank!
Da sie dialektische denken können – ein Ding kann sich in sein Gegenteil verwandeln – können sich gute Islamisten in gute Zionisten verwandeln dann wäre die Welt wieder in Ordnung!
Ich würde mich freuen, was mich überraschen werden würde, wenn Sie das verstanden haben würden?
Es gab einmal eine Zeit, da konnte man im Zentrum einer europäischen Großstadt – man denke etwa an München, Amsterdam oder Kopenhagen – in einen kleinen, gemütlichen Buchladen gehen, einen Stapel Bücher, Bereich Soziologie und Politik, aus den Regalen nehmen und im Sessel versinkend, den Aschenbecher in Reichweite, bis in den Abend hinein lesen und reflektieren. Hatte man etwas nicht verstanden, fing man mit dem oberen Satz einfach nochmal von vorne an.
Ich habe Politik studiert, schon etwas länger her. Dieser Text erinnert mich an den Geruch und den Sprachstil der älteren Bücher in unserer Bibliothek, die mit den coolen minimalistischen Cover im Stil der 70er und frühen 80er Jahre. Ich nehme an, viele möchten diese vergangenen Dekaden und das damalige Lebensgefühl wieder heraufbeschwören. Ich habe auch schon in Interviews mit waschechten 68ern gehört, dass sie ihren unbändigen Lesensdurst der damaligen Zeit heute mit Abstand sehen, da er letztlich doch zu wenig Erkenntnis geführt hat.
Ich schreibe das, weil mich diese Zeit einerseits tatsächlich fasziniert, andererseits, weil ich den Glaube der damaligen Studenten, durch das Lesen und Verstehen allzu komplexer Texte, etwa im Bereich Soziologie, ein tieferes Weltverständnis zu erlangen, nicht mehr nachvollziehen kann. Die Geschichte und auch die technischen Entwicklungen seit den Umbrüchen jener Tage haben somit Politik selbst entzaubert.
Kann mich auch an die Zeiten erinnern wo man im Musikfachgeschäft ganze LPs vor Ort Probehören könnte.
Sind zwei erhellend Texte: Die Rezension zum neuen Buch von Aly und diese Überlegungen zu den Mechanismen des Rechtstrends in den Niederlanden. Ich habe das Buch von Aly nicht gelesen, nehme es aber auf den Schirm, weil er immer sehr viel Quellen bearbeitet hat und verständlich schreiben kann. Das würde ich vom hier vorgelegtenText so nicht sagen. Aber ich weiß nicht, an welche Leser er sich ursprünglich wandte und ob er da erwarten durfte, besser verstanden zu werden.
Beiden Autoren aber aber ist ein Vorgehen gleich. Sie sehen über die konkrete Lebenslage der Subjekte ihrer Kritik einfach hinweg. Wahrscheinlich kennen sie die nicht mal. Ich meine das einfache Volk, das Aly als initialen Schöpfer des Faschismus denunziert. Bei Aly ist die Absicht mehr als deutlich, das Kapital, im weiteren Sinne das Bürgertum zu exculpieren. Nachdem es die Arbeitermassen in die Massengräber von WK1 trieb, blendend am Schlachten verdiente, ersäuften es die zaghaft Versuche, sich der Peiniger zu entledigen, mittels präfaschistischer Freikorps in Blut, ließ die Arbeiter in Inflation und Weltwirtschaftskrise aushungern und ging mit einer reaktionaren Justiz, die bei den Nazis nur weitermachen musste, gegen jegliche Versuche des politischen Widerstandes vor.
Um es weniger geschwollen zu formulieren: es ging den von Aly denunziert schlichtweg Scheiße. Es ging nicht um irgendwelche sozialen Wohltaten, mit denen die Nazis die Deutschen kauften, es ging um die Existenz.
Sicher war es trotzdem die falsche Entscheidung, sich den Nazis zuzuwenden, aber das hat die Mehrheit der Deutschen auch nie gemacht. Die Nazis hatten in freien Wahlen nie eine eigene Mehrheit. Die haben sie erst mit Hilfe der Rechtskonservativen und sehr viel Geld vom deutschen Kapital bekommen.
Könnte man noch sehr viel schreiben, aber beim hier vorliegenden Text erkenne ich auch keinen Versuch, die reale Lage der Menschen, die Wilders wählen, auch nur in Betracht zu ziehen. Es erscheint viel mehr so, als wäre die dortige Entwicklung, die ja in Wirklichkeit eine europäische ist, einfach als Fehler in der Beurteilung des eigenen Lebens zu begreifen. Nun, vielleicht ist es aber nicht so und die, die wirklich von der Massenmigration betroffen sind, wissen was sie ablehnen? Aber wie immer in der Geschichte weiß es der bürgerliche Intellektuelle besser……