Der Kampf gegen rechts und die Reaktanz

Jetzt erst recht!
[1], Public domain, via Wikimedia Commons
Tausende Türken, die den Wolfsgruß zeigten: Der Kampf gegen rechts, den die Bundesregierung führt, fabriziert die Vorfälle, die dann skandalisiert werden, von selbst.

Dienstag, 2. Juli – Tatort Leipzig: In der 59. Minute des Achtelfinalspieles Türkei gegen Österreich erzielt der Spieler Merih Demiral das zwischenzeitliche 2:0 für seine Mannschaft – der Türke läuft über den Platz, reckt seine Arme in die Höhe und zeigt den Wolfsgruß. Dabei legt man den Ring- und Mittelfinger auf den Daumen und spreizt Zeigefinger und kleinen Finger nach oben ab. Symbolisch sieht das auch wie ein Wolf – oder wie ein Fuchs, weswegen in Deutschland viele Grundschullehrer im Unterricht den sogenannten »Schweigefuchs« anzeigen, wenn sie ihre Klasse zur Ruhe auffordern möchten.

Der Wolfsgruß gilt als Symbol der Grauen Wölfe. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss türkischer Rechtsextremer. Die Grauen Wölfe werden in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet. Sie sind aber hierzulande nicht verboten – auch der Wolfsgruß nicht. Die Empörung danach war dennoch groß. Insbesondere die Bundesinnenministerin war wieder ganz in ihrem Element, sie forderte die UEFA prompt zum Handeln auf. Das tat sie dann auch, sie sperrte Demiral für zwei Spiele. Ein Gummiparagraph macht es möglich. Der spricht vom guten Benehmen auf dem Platz – was das dann ist, entscheidet die UEFA nach Tagesform.

Allüberall Rechte?

Sucht man den Zusammenschnitt der Partie bei der ARD, ist von dem Gruß nichts mehr zu sehen. Man merkt aber, dass an der Szene herumgeschnitten wurde. Statt jubelnde Kicker wird man euphorisierter Zuschauer ansichtig – dann eine Wiederholung und schon geht es weiter. Das Land versank für einen Augenblick wieder in Hysterie, ganz so, wie man es seit geraumer Zeit kennt. So mahnte der Lehrerverband an, dass Kollegen über die Ähnlichkeit zwischen Wolfsgruß und den oben schon genannten Schweigefuchs aufmerksam gemacht werden müssten – außerdem sollten jetzt Eltern mit ihren Kindern sprechen.

Offenbar gilt es in diesem hochgradig symbolpolitisierten Deutschland als ratsam, kleine Kinder in Deutschland über eine extremistische Vereinigung in der Türkei aufzuklären – noch bevor sie richtig schreiben, lesen und rechnen können. Zuweilen erklärt sich von alleine, weswegen Kinder aus deutschen Schulen so miserabel bei der PISA-Studie abschneiden: Antifaschismus wird bei dieser Erhebung nämlich nie abgefragt.

Vier Tage nach dem Achtelfinalspiel trafen die Türken auf die Niederlande. Das Spiel fand im Berliner Olympiastadion statt. Ohne den gesperrten Demiral. Schon vorher war zu lesen, dass sich türkische Fans verabredet hatten, kollektiv den Wolfsgruß zu zeigen. Tausende wollten mitmachen. Auf dem Fanmarsch zum Stadion hielten sie ihr Wort, sie zeigten den nicht verbotenen und doch verbotenen Gruß. Die Polizei brach den Marsch umgehend ab. Auf welcher Grundlage, bleibt indes fraglich. Denn – wie gesagt – verboten ist der Gruß in Deutschland nicht. Die Polizei hat sich also offenbar mal wieder auf Zuruf der Politik instrumentalisieren lassen. Sie benötigt in Deutschland keine gesetzlichen Rahmen, um einzuschreiten – sie ist der gesetzliche Rahmen, wenn die Politik es zwischen Tür und Angel genehmigt.

Im Stadion dasselbe Bild. Tausende zeigten den Gruß. Was selbstverständlich die Frage aufwirft, die dieser Tage Hochkonjunktur in Deutschland hat: Warum sind denn so viele Menschen rechts? Und: Haben türkische Fußballfans ein Rechtsproblem? Denn nur so erklärt die Berliner Blase solche Phänomene. Nachdem junge Leute auf Sylt zur Melodie eines Hits von Gigi D’Agostino Parolen schwangen, vernahm man das mittlerweile auf öffentlichen Plätzen geächtete Lied an allerlei Stellen. Sogar beim Vorrundenspiel zwischen Spanien und Italien stimmten Fans es an. Alle rechts?

Jetzt erst recht!

Der Song heißt »L’amour toujours« und ist aus dem Jahr 2001. 23 Jahre später erlebt er eine Renaissance und war in den Charts auf Platz 8 zu finden – in den Top Ten war er auch schon 2001. Auf verschiedenen Volksfesten und in den Public Viewing Areas – ein Begriff, der nicht aus dem Englischen stammt; so würden Englischsprachige nie sagen – war der Song schon mal prophylaktisch verboten. Dennoch vernahm man ihn immer wieder.

Bei YouTube findet man ein kurzes Video, das Jürgen Elsässer zeigt. Elsässer war der Chefredakteur des Magazins Compact. In der deutschen Öffentlichkeit wird er als rechtsextrem eingeordnet.  In dem Clip erklärt er, dass er neulich an der Tankstelle war, dort an die Kasse ging und leise den Song von Gigi D’Agostino vor sich hin summte. Der Mann an der Kasse, einer mit Migrationshintergrund, wie Elsässer sagte, habe nur gesagt, dass ihm dieses Lied auch nicht mehr aus dem Kopf gehe. Man sieht an dieser Episode schon recht gut, wohin die Hysterie und die Cancel Culture führen: Sie stärken immer häufiger eine Jetzt-erst-recht-Haltung. Was man im Kleinen sieht, bei leidigen Grüßen oder verbotenen Melodien, scheint auf etwas höherer Ebene, bei Wahlentscheidungen etwa, auch zu greifen.

Der Zulauf zur Alternative für Deutschland (AfD) ist ungebrochen. Auch die Affäre um Maximilian Krah hat die Partei nicht in sich zusammensacken lassen. Seit Jahren erklärt die etablierte Parteienpolitik, dass wir ein zunehmendes Problem mit einem Rechtsruck hätten. Besonders im Osten des Landes. Fest macht man das an den Resultaten, die die AfD an den Wahlurnen erzielt. Dagegen müsse man vorgehen, man müsse um die Demokratie kämpfen – die Bundesregierung unterstützt hierzu Organisationen nach Gutdünken und nennt diese Willkür »Demokratieförderung«. Sie fragt sich nicht, was Menschen dazu bringt, eine Partei zu wählen, die für sie vielleicht gar nicht gut ist – oder mindestens so schlecht wie all jene Parteien, die sich jetzt gegen die AfD in Stellung bringen.

Wenn Arbeitslose für eine Partei stimmen, die in puncto Sozialpolitik eine arg neoliberale Agenda vertreten, dann ist das doch kein Rechtsruck – das ist auch ein gutes Stück Verzweiflung. Und noch etwas mehr: Es ist Widerstand. Jetzt-erst-recht-Haltung. Wie das Summen einer Melodie, die jetzt plötzlich als nicht mehr statthaft gilt – oder wie das Zeigen des Wolfsgrußes. Die türkischen Fans zeigen doch mit diesem Gruß nicht an, dass sie Anhänger der Grauen Wölfe sind – nein, sie wollen sich nicht von irgendwelchen politischen Gestalten belehren lassen. In der Psychologie nennt man dieses Verhalten Reaktanz. Das meint eine Haltung, die freiheitliche Einengung durch eine Flucht nach vorne weitet. Reaktanz stellt für viele heute eine letzte Möglichkeit zur Bewahrung individueller Freiheit dar. Denn wer sich nichts schert, wer sich nicht dauern um Außenwirkungen und pseudomoralische Vorgaben kümmert, lebt beträchtlich freier und ungenierter.

Übersprungshandlungen, die die Kontrolle zurückbringen

Der Begriff der Reaktanz korreliert stark mit Spielräumen der Freiheit. Werden diese beschnitten oder auch nur eingeschränkt, ist die Reaktanz eine Motivation, den so Eingeschränkten wieder selbst zu ermächtigen und sich die Kontrolle über seine Handlungen zurückzuholen. Insbesondere Einschränkungen, die mit wohlwollendem Ton vollzogen werden und so auf eine hinterlistig-freundliche oder gar fürsorgliche Art limitieren, münden nicht selten in einer Gegenreaktion, die nicht etwa annimmt und einknickt, sondern klarmacht: Jetzt erst recht! Das Magazin The Inquisitive Mind hat bereits im Jahr 2016 darauf hingewiesen, dass Gesundheitskampagnen am Reaktanzeffekt scheitern könnten – dass zu starke Beeinflussung zu dieser Form des Widerständigen führen könne.

Ohne das vertiefen zu wollen: Das war wohl mit ein Grund, warum viele Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung gegen Corona nicht mittrugen. Die einen glaubten, sie würden ihre Autonomie zurückerhalten, alles unter Kontrolle haben, wenn sie sich an genau diese Maßnahmen hielten. Wenn sie Abstände einhalten und Maske tragen würden, wären sie Herr ihrer Situation. Andere holten sich die Kontrolle anders zurück: Indem sie gegen die Bevormundung aufstanden und sich als Individuum ermächtigten. Nicht umarmen? Nicht treffen? Jetzt erst recht!

Tausende Fans, die einen Wolfsgruß zeigen, sind kein Indikator für einen eklatanten Rechtsruck in Deutschland und der Welt: Hier emanzipieren sich Menschen vom politisch-hysterischen Gebrauch einer oberlehrerhaften Moral, die mittlerweile in jeder Lebenslage zum Einsatz kommt. Die Menschen spüren zunehmend, dass sie in ein enges Korsett moralistischer Überwachung gesteckt werden sollen. Und dass es nur einen Ausweg gibt – und das ist nicht der Hinterausgang, denn der ist längst verriegelt. Sie treten die Flucht nach vorne an. Getreu dem Motto: Wenn ihr uns was verbieten wollt, ist das für uns Motivation genug, uns nicht daran halten zu wollen.

Die Politik fabriziert auf diese Weise den Rechtsruck, von dem sie dauernd spricht, selbst – die Moralisten sind insofern der Rechtsruck. Natürlich ist es kein wirklicher Ruck nach rechts. Das ist er nur für die, die mit moralistischen Scheuklappenblick durch das Land laufen. Sie sind das größte Problem für die Gesellschaft. In Wahrheit ist diese Reaktanz eine hochgradig demokratische Übersprungshandlung. Sie holt den Souverän aus der Bedrängnis heraus und gibt ihm die Kontrolle zurück – und die Freiheit, sich nicht wie ein Kleinkind behandeln lassen zu müssen. Wenn Tausende »L’amour toujours« intonieren, dann tönen sie auch: Wir sind das Volk!

 

Dieser Artikel erschien erstmals unter anderem Namen bei Manova.

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32 Kommentare

  1. Irgendwann reicht es halt, und dann gibt es auf die Nuss und nicht nur verbal… Aber nicht das mir nachgesagt wird dass ich Gewalt befürworte, sondern ich fürchte nur dass es so kommen wird.
    Dann hat die Regierung ein Problem: Denn die Massen an Menschen kann man nicht kriminalisieren, und da werden Teile der Polizei auch nicht mehr mitmachen.
    Und sind dann alle rechts?
    Im Gegenteil: Die Regierung und der Mainstream haben im Affenzahn die AfD inkl. Höcke rechts überholt, dass man es kaum glauben kann. Ich halte vor allem die Grünen für eine zutiefst rechtsextreme Partei.
    Ergo müssten die sich nun im Kampf gegen rechts angehen… Genau wie die antiFa, die in ihrem Wahn selbst faschistisch wurde.

  2. Herrschaftszeiten! Der Artikel ist 3 Wochen alt. Wird hier wiederverwertet.

    Sommerloch auch beim Oberschriftleiter?

    Wo bleiben Elsässer und RKI-Files?

    1. Ich vermute ja die Compact Affäre diente der Vorbereitung der Schließung des Moscheevereins in Hamburg. Damit keiner sagen kann die Faeser wäre Nazi und tue nichts “gegen rechts”. Von der eigenen Clique nicjt zerrissen zu werden ist das Wichtigste für viele Menschen. Besonders für die besonders tugendhaften Menschen.

      1. Ihre Vermutung wird ja insbesondere auch von jenen Gruppen und Alternativmedien, die Fancy Fieser als “rechtsextrem” bezeichnen lässt, als letztgültige Wahrheit vertreten (z. B. von Magnet/AUF1)

        Ich halte das für eine Verhamlosung des Treibens dieses demokratischen Systems und mit Blick auf die als “rechtsextrem” bezeichneten Gruppen und Alternativmedien, die diese “Wahrheit” vertreten, für ein parteiliches Vorurteil, das einen Mangel an oder einen politisch interessierten Unwillen zur Uebersicht über das große Ganze verrät.

  3. Eigentlich sitzen die Rechten in der Regierung. Ihr Schmähkampf gegen Rechts soll nur die Demokratie ausschalten. Damit die WählerInnen dann (zwischen Neos, Grün, CDU und SPD) nur die sich konkurrierende tiefbraune Einheitspartei wählen können.

    Getarnte Diktatur der Hochfinanz gegen das Volk, wie in der USA.

    Mediale Vertrottelung durch Hirnwäsche, Ausschalten der Demokratie durch kulturfremde Importwähler und Wahlautomaten.

    Die einzigen Waffen die wir gegen diese Autokraten haben sind Nihilismus und strikte Verweigerung.

    1. Gibt es etwar “Rechteres” als einen Krieg führen zu WOLLEN? Noch dazu mit der Behauptung er sei moralisch?
      Aber das Problem sind nicht die Politiker die diese Umwertung solcher Werte veranstalten.

      Das Problem ist seit ein paar Jahrzehnten dasselbe. Freundliche, politische korrekte Leute wie zB Roberto, die sich standhaft weigern auszusprechen, dass das eigentliche Problem die grosse verblödete Masse der linken und rechten Spiessbürger sind, ohne deren unfassbare Dummheit und Mitläufertum diese Entwicklung nicht möglich gewesen wäre.

      Da in DE aber eine grosse Mehrheit lieber die Konsequenzen ertragen will, als so unhöflich zu sein, eine banale Offensichtlichkeit auszusprechen, wird sie wohl tatsächlich nur durch eine Krieg zu belehren sein.

      Ich wünsche allen Deppen und Mitläufern ein schönes nächstes Jahrzehnt!

  4. “Dabei legt man den Ring- und Mittelfinger auf den Daumen und spreizt Zeigefinger und kleinen Finger nach oben ab. Symbolisch sieht das auch wie ein Wolf – oder wie ein Fuchs, weswegen in Deutschland viele Grundschullehrer im Unterricht den sogenannten »Schweigefuchs« anzeigen, wenn sie ihre Klasse zur Ruhe auffordern möchten.”

    Aha.
    Nun ja – wenn, dann werden zwar beim “Schweigefuchs” Mittel- und Ringfinger sowie Daumen, zu einem spitzen Maul geformt, was bei seitlicher Betrachtung auch einem Hasen ähnelt, aber so genau muss die hiesige “Aufklärung”, außer bei Narrativen, nun auch nie sein.
    Zumal dieses exorbitant !wichtige! Thema bereits am 14. 7. in den MSM abgehandelt wurde.
    Wobei der gestische “Schweigefuchs” definitiv ein probates und akzeptiertes Mittel im Unterricht ist und daher des Artenschutzes bedarf – Bildung selbstverständlich nachgeordnet.
    Schön, dass sich hier Hase und Fuchs gezielt und verabredet ‘Gute Nacht’ sagen.

    “Das war wohl mit ein Grund, warum viele Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung gegen Corona nicht mittrugen.”
    WOW
    Dabei hätte man meinen sollen, dass, bis auf Ausnahmen, ein Steigerung des “aufklärerisch” ebenen Niveaus kaum mehr möglich ist. Es bleibt zu hoffen, dass dies Engagement endlich durch Förderung honoriert wird!

  5. “Hier emanzipieren sich Menschen vom politisch-hysterischen Gebrauch einer oberlehrerhaften Moral, die mittlerweile in jeder Lebenslage zum Einsatz kommt.”

    Prägnant formuliert.

    “…die Moralisten sind insofern der Rechtsruck. Natürlich ist es kein wirklicher Ruck nach rechts.”

    Doch, genau das ist es, wenn ein immer engeres System an ungeschriebenen, flexiblen Regeln etabliert werden soll, das ausschließlich herrschaftsseitig definiert wird und von der vierten Gewalt widerspruchsarm kolportiert wird.
    Das ist die Vorbereitung des Zwiedenk, weil es einen Willküranteil hat, der je nach Erfordernis undefiniert werden kann, nötigenfalls zum strikten Gegenteil.

    So können echte Nazis in Deutschland um Freiwillige für den Krieg werben, während Altlinke und andere Denker zu Nazis umgewidmet werden, sobald sie den definierten Meinungskorridor verlassen.

  6. Weil ich einigermaßen gut geschlafen habe, was zu selten vorkommt, bin ich geneigt, die Verwandtschaft zwischen RDL und Jürgen Elsässer amüsant zu finden. Nein, gebt euch keine Mühe, solche Verwandschaft kann nur jemand sehen, der Elsässer einigermaßen kennt, und ich will nicht ausschließen, daß meine zwei Begegnungen mit ihm dabei eine gewichtige Rolle haben.
    Und nein, ich quatsche nicht nur dumm ‘rum, denn ein wesentliches Moment für den Vergleich wird im Artikel angesprochen und daher – bedingt – sichtbar: Auch die Wendung Elsässers vom “radikalen”, antideutschen Linken zum populistischen Neurechten muß für jedermann offenkundig ein Motiv gehabt haben, das RDL in seinem Koordinatensystem “reaktant” nennt.

    Für dieses Koordinatensystem mag ich RDL ausgeschlafenerweise auch eine “Gnade der späten Geburt” (H. Kohl) zubilligen. Er ist aufgewachsen und sozialisiert, als in D. die sogenannte “bleierne Zeit” ihr Werk getan und über diesen Weg – unter anderen – die Auswirkungen der sog. “antiautoritären Bewegungen” in den 50er und 60ern auf die Elitebildung schon ziemlich gründlich abgewickelt hatte. Es war neulich die Rede davon, wie das im Zusammenhang mit Parteigründung, Formierung, Säuberung der “Grünen” vor sich ging. Die Berufsverbote, die Kommunisten ziemlich kalt gelassen haben, hatten in der “in bunte Teilchen zerfallenden ‘Linken'” (ein Zeitschriftentitel der “Roten Zellen / AK-Fraktion”) ihr zähmendes und erzieherisches Werk getan. In die Lehrkörper zogen “Strukturalismus” und Habermas Abwicklung der antiautoritären Momente der “Kritischen Theorie” (“Historikerstreit”, “deliberative Demokratie”) ein, Sartre wurde in die Antike absortiert, Marcuse geächtet. Auch die “linke” Theologie, die in der antiautoritären Bewegung einen weithin unterschätzten Einfluß hatte, wurde autoritativ abgewickelt. Was in der jugendlichen “Zwischengeneration” noch übrig blieb, wurde mit tatkräftiger Unterstützung der zunehmend der Pop-Industrie überantworteten “demokratischen Öffentlichkeit” zum gesamtgesellschaftlichen Sozialfall gestaltet – die “Punk-Bewegung”.

    Tja. wie soll der RDL da das wunderhübsch technokratische Wort “Kontrolle” noch in Selbstkontrolle, Selbstbeherrschung, Normenkontrolle, Konformitätsdrang, Konformitätszwang, Konformitätsdruck etc.pp differenzieren können.

    Freilich – offenbar will er das auch nicht, sonst würde er nicht zwei Artikel ‘raushauen, von denen man sehr sicher annehmen kann, daß sie genau einen Zweck verfolgen: Seinem Clickbait-Publikum gegenüber zu rechtfertigen, daß er als ein verantwortlicher Politiker (aka “politisch verantwortlicher Mensch”) keinen Anlaß geben will, die ‘Spaltung der Nation’ anhand der RKI-Files noch zu vertiefen.
    Auch wenn das politologische “Reaktanz”-Theorem ihn just zum Gegenteil motivieren könnte.

    Es ist scho’ alles ziemlich luschtig.

    1. Danke. Das ist auch der Grund, weshalb mir der Versuch von S. Wagenknecht, zwischen AfD und ihrer eigentlich “guten”, nur verführten Wählerschaft zu differenzieren, so vorkommt, wie wenn einer versucht, aus einer Fischsuppe wieder ein Aquarium zu machen.

      So sehr ich mir auch wünschen würde, das das möglich ist, so befürchte ich eben doch, daß die Wähler, die in großen Kolonnen nach rechts abmarschieren, das aus den gleichen, schlechten Gründen tun wie die Massen an derangierten Kleinbürgern in den 1930er Jahren.

      Aber ich kann mich ja auch täuschen. Jedenfalls würde ich mir wünschen, daß BSW mal ein bißchen ihr Profil schärft und wenigstens die Teile der Gesellschaft stärker mobilisiert, die gegen den augenblicklichen Kriegskurs sind. Ihre letzte Antikriegs-Demo ist jetzt über ein Jahr her. Worauf warten die eigentlich?

    2. Das jeder Geld verdienen möchte, ist durch das alternativlose System nicht zu verdenken.
      Jedoch sind in Deutschland und anderen Staaten in dieser Welt, einige Journalisten auch ihrem beruflichen ethos angetan. Sie versuchen, wollen oder möchten Leser erreichen und zwar, wie im Impressum dargelegt, Diskussion zuzulassen, andere Meinungen zu respektieren…, denn jeder schreibende lernt auch vom schreibenden und das ist ein Teil der demokratischen Idee.
      Wir Leser sollten die Arbeit anderer für gut heißen und auch deren Intention!

  7. Ich habe es von der KI mal zusammenfassen lassen:

    “eine rechtsextreme, türkisch-nationalistische Bewegung, die seit Jahrzehnten auch in Deutschland existiert. Mit mehr als 18.000 Mitgliedern1 sind sie die stärkste rechtsextreme Organisation hierzulande. Ihre Ideologie basiert auf ethnisch-nationalistischem Gedankengut und einem großtürkischen Reich namens “Turan”. Sie hetzen gegen politische Gegner, Linke und Nicht-Türken, einschließlich Armenier und Kurden, selbst wenn diese die türkische Staatsbürgerschaft besitzen. Die Grauen Wölfe sind bekannt für ihre Aktivitäten, die Spannungen unter türkeistämmigen Menschen verstärken und gegen das Prinzip der Menschenwürde im Grundgesetz verstoßen”

    Und das meint unser Roberto jetzt unbedingt verharmlosen zu müssen? Sind halt ein bisschen rechts.

    Der politische Arm der Grauen Wölfe ist ja die MHP. Mit dieser zusammen regiert Erdogan, der im Bund mit der Gülen Bewegung halbwegs moderat war. Aber seither hat sich die Türkei doch zu einer der übelsten Diktaturen auf diesem Planeten entwickelt. Die Gezi-Demonstranten sitzen im Knast, wenn sie noch leben. Genozid an den Kurden, essentielle Unterstützung für die Terrororganisation Islamischer Staat und Al-Nusra-Front. Führen mehrerer völkerrechtlicher Angriffskriege gegen Syrien und Irak. Proaktive Unterstützung der Terrororganisation Hamas.
    Nur mal das Wichtigste. Für unsmern Roberto völlig normal.

    1. “Ihre Ideologie basiert auf ethnisch-nationalistischem Gedankengut und einem großtürkischen Reich namens “Turan”. Sie hetzen gegen politische Gegner, Linke und Nicht-Türken, einschließlich Armenier und Kurden, selbst wenn diese die türkische Staatsbürgerschaft besitzen.”

      Das Witzige daran ist ja, dass, die heutigen Türken ein Misch-Masch (noch mehr als bei anderen Nationen) aus Nachfahren der Griechen und Türken, der Hethiter, Phönizer, Kelten, der Assyrer, Araber, Slawen und noch einer Menge mehr ethnischer Gruppen sind.
      Was man ja auch daran erkennen kann, dass Türken mitunter extrem unterschiedlich aussehen können. Mit dem byzantinischen, seldschukischen und osmanischen Reich hatte der Staat in der Region schließlich oft genug eine große Fläche mit vielen Völkern und folglich auch viel Migration in die Region. In diesem “großtürkischen Reich” sollen aber eben nur die Turkvölker Klein- und Zentralasiens zusammen geschlossen werden, was vor diesem Hintergrund ziemlicher Blödsinn ist, denn die Türken in der Türkei sind ja ethnisch gesehen kaum ein echtes Turkvolk.
      An diesem Beispiel kann man gut erkennen zu welchen idiotischen Auswüchsen nationalistische Umtriebe fähig sind.

    2. Und du meist, dass ein Software, die du “KI” nennst, die mit den Elaboraten der MSM gefüttert wurde, nun der Weisheit letzter Schluss ist. jahrzehntelang hat man staatlicherseits so gar nicht viel gegen die Grauen Wölfe gehabt , als nämlich die malochenden Türken sich organisierten und sich nicht recht von der obrigkeitshörigen Gewerkschaft einhegen ließen.

  8. Was ist den jetzt eigentlich mit der “Pommesgabel” beim Rockkonzert?
    Darf man die noch machen?
    Das sieht ja bei flüchtiger Betrachtung ein wenig nach Schweigefuchs/wolf aus, wenngleich einer mit einem bösen Überbiss.
    Das wäre dann nicht nur ein rechter Gruß, sondern auch einer der gezielt Menschen mit einer Kieferfehlstellung diskriminiert. Doppelt böse.
    Alternativ könnte man den Daumen unter Mittel- und Ringfinger klemmen.
    Dann geht das unter Umständen als Bieber durch, und die sind ja geschützt.
    Je nach Hand kann es aber auch einem Nackmull ähneln.
    Das wird dann wieder problematisch, da das als sexistischer aufgefasst werden könnte (weil nackt).
    Ü40 Nudisten mit Hasenzähnen wären wegen der großen Ähnlichkeit ebenfalls angepisst.
    Generell droht Stress mit PETA, weil hier symbolisch Tiere für politische Äußerungen missbraucht werden.
    Wir leben schon in einer schwierigen Zeit, wo einen eine falsche Handbewegung hinter Gitter bringen kann oder man gesteinigt wird.

    1. “…wo einen eine falsche Handbewegung hinter Gitter bringen kann oder man gesteinigt wird.”

      Das ist m.E. leicht übertrieben, denn es gibt Gegenbeispiele:
      “Es wurde im Mittelalter besonders durch den Physiologus bekannt, gilt als das edelste aller Fabeltiere und steht als Symbol für das Gute.” (Wiki)
      Darum passt dessen nonverbale Darstellungsmöglichkeit nicht nur perfekt, sondern ist die höchste Form des Lobes; ja, auch hier:
      das EINHORN!

      Nun mag es Zweifler geben, die behaupten, dass es eine Mär sei und noch nie eines gesehen wurde. Die anderen werden einwenden, dass das Horn des Unicorns gedreht sei.
      Aber Obacht:
      Diese leben mittlerweile in einer Population von ca. 80.000 unter neuer Identität hauptsächlich vor Kanada und Grönland. Anonym ‘Monodon monoceros’ genannt.

      Darum stets lobpreisen, sooft sie, die Guten, uns begegnen.🖕

    1. Ist doch klar, dass ASOW frei dreht:
      – Russen gelingt TIEFER Vorstoß – Ukraine schickt NEUE 151. Brigade, Rückzug aus Yasnobrodivka!
      – Pokrovsk-Front bricht zusammen
      – Ukrainische Verteidigung bröckelt | Vorstöße von Charkiv bis Kherson
      – Krasnohorivka wird aufgegeben | Ukrainer entkommen der Einkesselung
      – Russland EROBERT Pishane, Ukrainer FLIEHEN aus Nowoseliwka Persha, bedrohliche Lage um Prohres!

  9. “Jetzt erst recht!”
    Kommt nicht von rechts, sondern einer anderen Seite.
    Wenn in D oder der nicht geeinigten europäischen Union, irgend einer von einer politischen Richtung faselt, dann bleibt in diesem ‘Establishment'(sind se real nicht, eingesetzte Schmarotzer durch ngo), bleibt dann nur noch der süffisante Satiriker der Partei übrig. Übrigens,nicht wegen seiner Vorstellungen, sondern vielmehr der politische Gehalt eingesackt oder packt als Satire!

    Deshalb möchte ich jedem anraten, trete aus aus der simulierten Welt der Fraktionen.
    Russland oder China oder zig andere Staaten führen vor, wie diese mit ihrer eigenen ‘Ideologie’trotzdem erfolgreich zusammen arbeiten, existieren und prosporieren.

  10. Dem Artikel kann man nur uneingeschränkt zustimmen, er beschreibt das, was in diesem Land vorgeht auf den Punkt.
    Die Menschen wollen sich nicht belehren und bevormunden lassen wie kleine Kinder und das auch völlig zurecht, denn in der überwiegenden Zahl wissen die Bürger besser Bescheid und haben mehr Ahnung vom jeweiligen Thema, als die dümmlichen Kasperle – vor allem von den “Grünen” – die in ihrer bildungsfernen Blase meinen, die Obermoralisten spielen zu müssen, ganz nach dem Motto: ich habe zwar von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber dafür eine umso gefestigtere Meinung!
    An der geschürten Klimapanik-Debatte kann man das mittlerweile auch schön ablesen und besonders peinlich wird es, wenn wie im Fall von Baerbock, die einen Flieger vom Deutschland-Spiel in Frankfurt a. Main nach Luxemburg nahm und dabei noch das von den “Grünen” vor ein paar Jahren verhängte Nachtflugverbot außer Kraft setzte, geschweige denn sich um den CO2-Ausstoß der extra für sie fliegenden Maschine im Vergleich zu einer Bahnfahrt zu scheren.
    Und warum wird zum Beispiel auf deutschen Straßen aggressiver gefahren als in unseren Nachbarländern? Wohl auch wegen der Oberlehrer-Kontrollmentalität der deutschen Bürokraten. In keinem anderen Land ist mir jemals ein derart dichter Schilderwald von Verboten, Geboten und sinnbefreiten – weil offensichtlichen – Hinweisschildern aufgefallen. Irgendwann nervt es einfach nur noch, alle 50m ein anderes Temposchild vor die Nase gesetzt zu bekommen und dann noch aufpassen muss, dass die Wegelagerer (private Blitzerunternehmen im Auftrag der Städte und Gemeinden) oder fest installierte Abzock-Einrichtungen nicht genau da, wo es am sinnlosesten ist, abkassieren.

  11. Noch ein paar Ergänzungen zu diesem wirklich guten Artikel:

    Zur Reaktanz gehören auch der Flüsterwitz und der bissige Sarkasmus. Dass beides heute nach langen Jahren der Ruhe wieder häufiger zu hören ist, lässt tief blicken.

    Man darf davon ausgehen, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Anteil derer, die ein reaktantes Verhalten zeigen, zunehmen wird. Der Grund dafür werden eigene(!) Erfahrungen sein. Nichts ist überzeugender, nicht mal das Fernsehen.

    Es ist zu vermuten, dass innerhalb der Regierungsparteien hinter verschlossenen Türen durchaus darüber debattiert wird, ob man durch wohltönende Ankündigungen und kleine Zugeständnisse eher etwas Dampf aus dem Kessel nehmen sollte oder ob weiterhin eine harte und kompromisslose Linie geeigneter ist.
    Manchen dürfte nun schwanen, dass man selbst in unkluger Weise überzogen hat – etwa bei der Coronapolitik.

    So ganz sollte man es (trotz andersartiger eigener Definition) nicht ignorieren, dass viele, die das Regierungshandeln heute unterstützen, sich selbst sehr wohl als “links” einschätzen …

  12. die Grünen sind die wahren Faschisten und Nazis in unserem Land, dumm, ungebildet, ohne Abschluss und wenn gelogen,bar jeder emotionalen Intelligenz und Muslimschwanzlutschend

      1. @ Sahra Zarenknecht und @ Guy Fawkes

        Haben Sie es nötig, sich hier so primitiv auszudrücken?
        Diese niveaulose Gewöhnlichkeit ist einfach nur abstoßend.
        Was glauben Sie, wo Sie hier sind?
        Merkwürdig, dass die Redaktion solche “Beiträge” nicht kassiert hat.

        1. Ja, meine ich. Wo ich hier bin? Ich nehme an, im Diskussionsforum eines Online-Magazines namens Overton. Und nein, es interessiert mich nicht, was ein ewiggestriger, reaktionärer, chauvinistischer Pausenclown namens Wolfgang tagein, tagaus so vor sich hindenkt oder -meint.

          1. Am liebsten würde ich euch beiden einen giftgrünen Schleimpfropfen in den Ärmel rammen aber wirklich erfolgversprechend wäre bei derart ausgeprägter Polarisierung nur eine H-Bombe mitten auf die 12.

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