Depressive Zombies

Außer Betrieb
PantheraLeo1359531, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Welt zu Gast bei … sehr armen, sehr unaufgeräumten Freunden. Das dürfte das Motto dieser Europameisterschaft sein.

Anfang dieser Woche fochten die Nationalmannschaften Belgiens und der Slowakei ich erstes Gruppenspiel aus – und zwar in Frankfurt am Main. Am Nachmittag begegneten mir Schlachtenbummler beider Nationen im Bahnhofsviertel. Fühlte ich mich in dieser Stadt, in diesem Land, noch für irgendetwas Gemeinschaftliches verantwortlich, hätte ich vermutlich ein schlechtes Gewissen gehabt oder mich mindestens geschämt: Lädt man Gäste in so liederliche Zustände ein?

Da ist die Obdachlosigkeit, die seit geraumer Zeit überhandgenommen hat in der hessischen Metropole. Überall wird gebettelt, werden Mülleimer durchwühlt. Drogenkonsum geschieht ungeniert vor aller Augen. Notdurft auch. Man kann manchem beim Scheißen zusehen. Dazu überall Dreck auf dem Boden, heruntergekommene Häuser, Gebäude, die nur mit Taubendreck verputzt sind. Der Hauptbahnhof selbst ist eine Baustelle. Die B-Ebene seit langer Zeit nicht mehr zugänglich. Seit vielen Monaten soll hier die Modernisierung voranschreiten. Wie lange dauert sowas eigentlich woanders? Und zu allem Überdruss: Manche Tram kommt gar nicht, viele S-Bahnen kommen massiv zu spät. Für die Fans ist all das die reinste Zumutung.

Die Ostblockisierung Deutschlands

Wer hier Deutschland erlebt, bekommt zwangsläufig den Eindruck, dass es sich um ein nicht funktionierendes, überdies schrecklich tristes Land handelt. Wer es in Berlin tut, glaubt wahrscheinlich, dass das Land kurz vor dem Kollaps steht. Wie es in großen deutschen Städten heute aussieht: So hat man sich in den Achtzigerjahren den Ostblock vorgestellt. In einer Plattenbau-Siedlung in Timișoara kann es 1983 auch nicht schlimmer ausgesehen haben. Vermutlich gab es in Timișoara weniger Obdachlosigkeit. Wir sind heute so farblos, wie all die grau-weißen Aufzeichnungen, die wir aus den Achtzigern kennen.

Wenn das das beste Deutschland aller Zeiten sein soll, müssen die Deutschländer vergangener Tage wirklich grauenhafte Orte gewesen sein. Dabei haben die meisten Menschen, die dieses Land kennen, ganz sicher eine andere Erinnerung in ihrem Kopf. Ein Paradies war das hier nie. Aber es ist doch nicht vermessen zu behaupten, dass Deutschland früher besser funktioniert hat – weniger dreckig, weniger ungepflegt war. Man nahm da noch Geld in die Hand, investierte in Infrastruktur und Städtebau. Züge kamen weitaus pünktlicher an.

Natürlich war das Frankfurter Bahnhofsviertel stets ein liederlicher Ort. Das würden die Apologeten des besten Deutschlands aller Zeiten wohl einwenden. Aber so wie dort sieht es mittlerweile in vielen Stadtteilen aus. Man kommt aus seiner Wohnung und stolpert über Sperrmüll, Dreck oder herumlungernde Gestalten. Eine Frau aus meiner Nachbarschaft, die seit den Sechzigerjahren in dem Stadtteil lebt, in dem ich als Zugezogener seit vielen Jahren zu finden bin, sagte mir schon vor Jahren, dass sie kaum noch rausgehe – alles sehe anders aus, es gibt keinen Bäcker, keinen Metzger mehr. Sie fühle sich nicht sicher. Auch nicht wohl. So viel Dreck war früher nicht. Vor Jahrzehnten war das ein Arbeiterstadtteil – man achtete aufeinander.

Alltag in Deutschland: Nichts geht mehr

Die belgische Polizei warnte nach Deutschland reisende Fans vor dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Ein Zombieland sei das, erklärte sie. Das ist nur die halbe Wahrheit. Das Zombieland erstreckt sich nämlich viel weiter. Geht bis tief in die Innenstadt hinein. Breitet sich in Anrainerviertel aus. Die Stadt hat längst die Kontrolle verloren. Frankfurt ist – wie viele deutsche Städte – eine failed town.

Zombies sind Untote. Die Belgier meinten damit ja die Drogenabhängigen in Frankfurt. Aber tatsächlich passt der Begriff für dieses ganze Land wie die Faust aufs Auge. Deutschland ist ja nicht tot. Aber so richtig lebendig ist dieses Land auch nicht mehr. Anders als 2006, als die Welt zu Gast bei Freunden war, hat sich vor der aktuellen Europameisterschaft wenig Stimmung ausgebreitet. Das hatte sicher Ursachen in der Wahrnehmung der Menschen im Lande. Wer nicht sieht, dass es einen Investitionsstau gibt, dass die Intrastruktur sukzessive auf Verschleiß gefahren wird – oder schon verschleißt ist –, mag wirklich gute bewusstseinserweiternde Substanzen verinnerlicht haben. Aber der Großteil der Menschen weiß doch, wie sich der Alltag hier anfühlt. Er ist anstrengend, dauernd muss man fürchten, gleich gebremst zu werden: Von den Mobilitätsunternehmen, die dauernd im Modus eines Ausfallfahrplanes arbeiten – oder von einer Arztpraxis, die kurzfristig keinen Termin vergeben kann – oder vom Internet, das schon im Stadtpark seinen Geist aufgibt. Deutschland ist ein schöner Ort, wenn man es sich leisten kann, gar nicht mehr vor die Haustür seiner 220-Quadratmeter-Eigentumswohnung gehen zu müssen. Oder wenn man gar keine Ansprüche ans Leben mehr stellt. Dann lässt es sich hier aushalten.

Vor einigen Wochen machte ich Urlaub in der Türkei. Mir fiel in Gesprächen auf, dass viele in meinem Urlaubsort ansässige Türken schon mal in Deutschland lebten. Verwunderlich ist das nicht. Suchte man jedoch den Plausch mit ihnen, kam eindeutig heraus: Sie möchten nicht mehr zurück, Deutschland ist für sie ein Land, in dem man auf nichts hoffen sollte. Eine junge Frau fragte mich, wo ich lebte. Ich sagte es ihr. Kennen Sie Deutschland, fragte ich auf Englisch. Sie wäre mal dort gewesen. Aber sie glaube, das sei ein Depressionsort. Das sei nichts für sie. Die Türkei gefiele ihr viel besser, das Leben sei hier ruhiger und die Menschen nett.

Holt mich hier raus!

Das war bezeichnend: Eine Generation vor ihr strebten viele Menschen aus dem Ausland – und eben auch aus der Türkei – nach Deutschland. Das Land bot Arbeit und Chancen. Hier wartete eine bessere Zukunft auf diese Leute. Schon ihre Kinder haben aber mittlerweile eingesehen, dass Deutschland nichts bietet. Außer vielleicht eine ausgemachte Depression. Als die junge Frau sagte: Place of depression – da dachte ich mir nur ein Wort: Passt! Diese Formulierung trifft es genau richtig. Und an diesen Depressionsort kommen nun Europas Fußballversessene an.

Die Frankfurter Stadtoberen feiern Zombieland übrigens jedes Jahr aufs Neue. Bahnhofsviertelnacht. So heißt der Spaß. Da tut man dann so, als sei es eine große gesellschaftliche Leistung, dass Banker, Versicherungsmanager und Obdachlose am Abend ein Bierchen zusammen heben könnten. Hier würden die sozialen Schichten auf Tuchfühlung gehen. Ungeschminkt – jeder wie er ist. Sei ganz du selbst! Man spürt schon, wie selbst die Bahnhofsviertelnacht einer ganz kruden identitätspolitischen Ideologie untergeordnet wird. Und am Ende dürfen die Habenichtse vielleicht sogar die Flaschen der Hautevolee wegbringen und Pfand abstauben. Herrlich, wie da ein Zahnrad ins andere greift!

Vor einigen Jahren war Deutschland noch damit befasst, den Europäern klar zu machen, was sie nun wirklich bräuchten: Sparsamkeit. Und eine Agenda 2010. Die habe nämlich Deutschland fit gemacht. Nun erntet man hierzulande das, was kritische Geister damals schon kundtaten: Wir haben das Tafelsilber verjuxt und spulen den Betrieb auf Anschlag ab. Inzwischen ist die Substanz so weit abgetragen, da ist kaum noch was dran. Die, die jetzt wegen der EM zu uns ins Land kommen, besuchen ein Land nach einer neoliberalen Rosskur. Sie kommen in einen Staat, der handlungsunfähig ist – auch wenn der so tut, als sei er noch im Vollbesitz seiner physischen Kräfte. Zombies und Depression, österreichische Fans, die zu spät ins Stadion kommen, weil die Bahn nicht kommt: Willkommen liebe Freunde – und vielleicht will ja einer von euch einen von uns adoptieren und mitnehmen. Bei griechischen Straßenhunden macht ihr das doch auch so …

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54 Kommentare

    1. Stimmt, die zunehmenden sommerlichen Hitzeorgien in den letzten 10 Jahren, Unwetter mit Flutkatastrophen, Winter, die keine mehr sind etc.
      Aktuell haben wir wenigstens einfach nur ganz normale mitteleuropäische Sommertemperaturen, wie sie früher immer üblich waren, ganz einfach!

      1. Was früher üblich war, vor früher unüblich und vor-vor-früher vielleicht sogar auch üblich, oder noch unüblicher. Auf den Punkt gebracht: es gab noch nie “übliches” Wetter oder Klima 🤣
        Dazu ändert es sich einfach zu häufig 😉

    2. Ja, man bekommt die “Erderhitzung” mit immer häufigeren Dürre-Hitzesommern in Deutschland auch dieses Jahr wieder hautnah zu spüren 🤣

      1. Ach ja? Hat in den letzten Jahren natürlich nie Sommer in Deutschland gegeben, wo man den Rhein an manchen Stellen zu Fuß durchqueren konnte und die Schifffahrt massiv eingeschränkt werden musste, is‘ schon klar.

  1. “place of depression” -könnte man auch als “Ort der Unterdrückung” interpretieren. An dem jede noch so unbedeutende, konstruierte Minderheit wichtiger ist, als der ganz normale Bürger und diesem bevorzugt wird.

  2. “Wer es in Berlin tut, glaubt wahrscheinlich, dass das Land kurz vor dem Kollaps steht.”

    Vor dem Kollaps jetzt nicht unbedingt, vor allem jedoch dysfunktional. Man bekommt schon seinen Termin beim Bürgeramt: Wenn man sich ein Quartal im Voraus darum kümmert.
    Die öffentliche Ordnung wird schon aufrecht erhalten, allerdings durchaus mit mit gewissen Lücken, und manchmal auch etwas verzögert.
    Ok, der Wohnungsmarkt, der ist gerade am zusammenbrechen. Ohne imensen Wohlstand oder gute Kontakte geht da gar nichts, da sehe ich schon so etwas wie eine Schattenwirtschaft aufziehen.
    Mein größtes Problem ist, dass der graduelle Verfall von vielen als modern und schick umgedeutet wird.
    Aber es einen Kollaps zu nennen, ist aus meiner Sicht überspitzt. Zerfall wäre passender. Das System als Ganzes arbeitet vorerst weiter, aber gewisse Teile geben halt häufiger den Geist auf.
    Aber als (nicht zugezogener) Berliner habe ich das Gefühl, dass die Bahnhofviertel überall zu kleinen Ghettos werden.
    Ich war noch nie wirklich in München, sondern bin immer nur durchgereist. Habe stets nur den Hauptbahnhof gesehen. Ich kam mir immer vor wie in Berlin, nur halt mit bayerischer Folklore.

    1. “Mein größtes Problem ist, dass der graduelle Verfall von vielen als modern und schick umgedeutet wird.”

      Wer tut das? Ich war letztens beim Klassentreffen, und meine alten Klassenkameraden haben sich überall hin verteilt, und die Klagen über Wohnungssuche und nicht funktionierende öffentliche Verwaltung und unpünktliche Bahn usw usf waren alle ziemlich gleich. Sieht überall im Deutschland in dem wir gut und gerne leben ziemlich verlottert und kaputt aus.

      1. Ich beschreibe berliner Verhältnisse. Ich habe bis vor kurzem in einem dieser Viertel gelebt, welche eigentlich jahrzehnte lang von der unteren Mittelschicht geprägt waren, aber nun unaufhaltsam gentrifiziert werden. Die neue Oberschicht, welche jetzt dort lebt findet es schon zu einem gewissen Grad schick, wenn die Hauswände ein bisschen beschmiert sind, und es schätzt die zunehmende Diversität, auch wenn das manchmal bedeutet dass mitten in der Nacht jemand laut Techno spielt.
        Zu liederlich sollte es natürlich auch nicht sein, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass man sich bei den Bourgeois Bohemiens immer auch ein bisschen nach der Abenteuerlichkeit des Großstadtjungels sehnt, auch wenn das für Eingesessene eine Belastung und eine Verschlechterung ist. Denken sie an Kreuzberg: Wenn sie aus der Ubahn steigen, ist, bzw. war mancherorts der Bahnsteig voller Dealer. Das hat dem Ruf des Bezirks aber keinen Abbruch getan, im Gegenteil.
        Ich rede da aber auch von der eher jüngeren Generation von international orientierten Akademikern. Wenn man New York erlebt hat, ist Berlin vielleicht noch ganz entspannt.
        Naja, nur meine Meinung.

  3. Und Deutschland steckt ‘dank deutscher Gründlichkeit’ voller Rassismus und Ressentiments. Überall. Selbst im Sport. Beispiel Katrin Göring-Eckardt.

    Hierzu schrieb ich dieser Dame Fr 21.06.2024 08:41:
    “AW: Ihr Tweet “Diese Mannschaft … ” — Hass und Hetze und Verunglimpfung einmal wieder

    Guten Morgen,

    Danke für Ihren kurz und bündigen ‚Verweis‘; oder sollte ich von Hinweis sprechen?

    Ihr öffentliches Agieren erfolgt einem seit Jahrzehnten bewährten Politik-Verdummungs-Populismus-Strickmuster: erst einen behaupteten Unsinn / Was-Auch-Immer in die Welt setzen, abwarten, was geschieht, insbesondere auch medial, denn Öffentlichkeit und Medien greifen gerne, ohne einen Sachverhalt hinreichend zu verifizieren, zur Vorverurteilung / Verunglimpfung / Diffamierung ( Stichwort „Pazifisten“ im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ), dann Zurücknahme / Relativierung des Behaupteten unter Hinweis auf ( schade, schade, schade ) missverständliche Formulierungen oder rhetorische Entschuldigung.

    Die Verunglimpften / Geschädigten können dann sehen, wo sie bleiben. Derlei müsste übrigens Straftatbestand werden: Öffentliche Vorverurteilung ohne Beweise. Aber das nur am Rande. – Sorry, Sie machen sich das zu einfach. Geht bei mir, dem Souverän, der Sie alimentiert, gar nicht durch. „Punkt“, wie Sie immer so schön zu formulieren pflegen: [ Hier platzierte ich den Screenshot zum zweiten Post. ]

    Wut ( und Hass, gepaart mit Arroganz und Unterschätzung des Gegenübers ) ist immer ein schlechter Ratgeber. – Der Text oben von Ihnen ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Sie nichts begriffen zu haben scheinen und für Ihr Amt Vizepräsidentin des deutschen Bundestages in jeder Hinsicht ungeeignet sind, denn:

    • Sie sind nicht irgendeine Feld-Wald-und-Wiesen-Aktivistin irgendeiner Antifa, sondern Amts- und Mandatsträgerin auf politischer Spitzenebene. Aber vielleicht sind Sie doch noch Aktivistin im Nebenamt und stehen nicht auf dem Boden der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung? Das muss überprüft werden; also ein Fall für den Verfassungsschutz. Aus meiner Sicht besteht der Anfangsverdacht vom Anfangsverdacht: Es existieren also Hinweise verbaler Natur, Äußerungen, aus denen man schließen könnte, dass. Wenn ich recht erinnere, läuft das doch jetzt so in der Behörde von Herrn Haldenwang auf Geheiß von Frau Faeser und der SPD.

    Auch fände ich es nützlich und richtig, einen „Aufstand der Anständigen“, wie Sie ohne hinreichende Faktenkenntnis der Ereignisse in Grevensmühlen zu fordern pflegten, gegen Grünen Extremismus / Bevormundungsstaat / Rassismus und Gesinnungsterrorismus / Moralismus bundesweit zu initiieren. – Derlei Extremismusformen samt damit verbundener Indoktrinationen lehne ich ab; benötige sie weder von Ihnen im besonderen oder der AfD oder den anderen bundesweit agierenden politischen Parteien. Das gab es im deutschsprachigen Raum bereits: im Deutschen Reich wie in der ehemaligen DDR. Das sollten Sie eigentlich wissen.

    • Sie schreiben, dass Sie wütend ( „aufgeregt“ ) auf 21% des Souveräns waren, der eine andere Meinung als Sie vertritt, und deshalb den ersten Post formuliert haben. Das nenne ich Souveränbeschimpfung durch Sie. Das nenne ich Delegitimierung. – Schlimmer jedoch: Wenn Sie also wütend sind, das ist nun der Umkehrschluss, neigen Sie dazu, rassistisch / extremistisch / herabwürdigend über Dritte, in diesem Falle den Souverän, zu urteilen? Und den wollen Sie „auch noch überzeugen“! Das stellt sich die Frage nach dem Wie. – Neigen Sie also zu Hass / Hetze und Verunglimpfung? Wer garantiert mir als Souverän, dass Sie nicht noch zu anderen Taten willens sind, wenn Sie sich wütend oder „aufgeregt“ fühlen? Ein Fall für das BKA und Frau Faeser sowie das Bundestagspräsidium und den Ältestenrat. Dies alles lässt Schlüsse auf Ihren Charakter, Ihre Psyche zu; von intellektuellen Fähigkeiten und Bildungshorizonten zu Ihren Gunsten ganz zu schweigen.

    Im Berliner Abgeordnetenhaus gab es im Zusammenhang mit der Diskussion über die Ermordung des Polizisten in Mannheim einen perfiden zwischen Zwischenruf durch Frau Tuba Bozkurt ( BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ) samt folgender „Lacher“. Un-ent-schuldbar, wie Ihre Posts! Dennoch: Diese Dame trat als Konsequenz Tage später von ihrem Amt als Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses zurück. So geht Übernahme von Verantwortung für eigenes Fehlverhalten. Sie sollten dem Vorbild von Frau Bozkurt folgen: Treten Sie vom Amt der Vizepräsidentin des deutschen Bundestages zurück. Schaden Sie nicht weiter dem Ansehen des Amtes, welches Sie noch bekleiden.

    • Der zweite Post ist darüber hinaus keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung, eine Rechtfertigung des ersten. Er befeuert, ja verstärkt, das im ersten Post evozierte Wut-, Rassismus-, Ausgrenzungs- und Spaltungspotential; insbesondere im Zusammenhnag mit Ihrem Wunsch, auch die übrigen 21% überzeugen zu wollen. Quod erat demonstrandum.

    Kennen Sie den?: Versöhnen statt spalten [ – nicht verhöhnen ]! Ich befürchte nicht. Googeln Sie, aber sorgfältig!

    Sie haben das Vertrauen des Souveräns verwirkt. Treten Sie vom Amt der Vizepräsidentin des deutschen Bundestages zurück. Schaden Sie nicht weiter dem Ansehen des Amtes, welches Sie noch bekleiden. Wie gesagt, ich gehöre zu den ‚Weißen‘, welche Sie offentkundig verachten und die Sie auch noch fürstlich monatlich bezahlen müssen qua eigener Hände Arbeit.

    Arbeiten Sie weiter für Krieg in Europa / der Welt und gegen die überwiegende Mehrheit des Souveräns, Lieschen Müller und Fußball Willi dabei verachtend. Der Souverän wird diese Ihre Partei kurz und klein wählen. Denn Ihre Bevormundungspartei braucht kein demokratischer, selbst und eigenständig denkender Souverän, kein Staat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung – gelinde und milde formuliert.

    Und noch etwas: Politisieren Sie bitte nicht auch noch den Sport weiter!

    Keine Grüße

    Roland Weinert [ … ]”

    1. Gestern stand ich wartend an der Busstation. Dort erblickt ich ein Plakat, dass für demokratisches Engagement werben sollte. Fotografiert war eine diese Anti-Rechts-Demos mit Demonstranten, die selbstgebastelte Plakate trugen.

      Darunter ein Plakat mit zwei Riesenstinkefinger und dem Text: “Alle meine Freunde hassen die AfD”, ein weiteres verkündete: “Ganz Leipzig hasst die AfD” und dann ein drittes mit dem Slogan: “Hass ist keine Meinung”

      So demaskiert sich dieser Anti-Rechtshaufen als aktuelle Hasskappenfraktion – ob sie es selbst merken? Wie wäre es, wenn diese Leute ein wenig Toleranz übten?

      1. Zwei Minuten Hass braucht es täglich um das Volk abzulenken und gefügig zu halten in Ozeanien. Sich dabei auch noch auf der richtigen Seite zu fühlen ist umso besser. Das spricht direkt die Gefühle an und umgeht den Verstand und aktiviert das Rudelverhalten.

  4. Komisch, ich finde Frankfurt gar nicht so gräslich. Letztes Jahr war ich zweimal da, beide male direkt am Bahnhof im Hotel. Viel los auf den Straßen, aber irgendwelche Gefahren hab ich nicht gesehen, die Junkies waren doch viel zu zu, um irgendwas anstellen zu können. Die Straßenbahnen empfand ich als sehr bequem, kommen dauernd, ob da mal eine ausfällt oder nicht ist doch vollkommen Wurscht.

    1. Aus Paris kommend und zwecks Umsteigen in Frankfurt Hbf gelandet.
      Auf dem Bahnsteig fielen aufeinmal Schüsse und zwei Leute liefen fluchtartig den Bahnsteig entlang.
      Man konnte nicht erkennen ob die Polizei jemand verfolgte oder ob es sich um zwei Kriminelle handelte.

      Ehrlich gesagt, LUSTIG fand ich das nicht!

  5. Hier ein gestern erschienener, gleichlautender Lagebericht von Rumen Milkow aus Schlands größtem Shithole:

    https://www.manova.news/artikel/schnauze-voll-von-berliner-schnauze

    Der kapitalistische Einheitsbrei ist also noch gleichmacherischer als Ceaușescu? Als es noch eine Systemalternative gab, hatten die Herren des Geldes und ihre Parteisoldaten doch immer warnend lancieren lassen, so etwas gäbe es nur drüben.
    Wenn das also kein Argument für die sofortige Einführung des Kommunismus ist!

    Das Bahnhofsviertel in FFM mag zwar ökolinxversifft sein und sicher kann man dort so manchem Crackloch beim Verlegen seiner Tretminen zugucken. RDL unterschlägt aber, dass und warum sein Zuhause trotzdem Sehnsuchtsort und Touristenmagnet für Millionen jährlich ist. Und dass das auch so bleiben wird.

    “Wir sind heute so farblos, wie all die grau-weißen Aufzeichnungen, die wir aus den Achtzigern kennen.”

    Die Gretchenfrage: Wer ist eigentlich “WIR”? RDL im Pluralis Majestatis? Overton? Die Niddastraße? Ganz FFM? Ganz Schland?

    Zudem ist mal wieder ein Widerspruch erkennbar. Da schreibt RDL eingangs, er fühlte sich für nichts mehr zuständig, um dann eine ellenlang-interessierte Abhandlung vorzulegen über den Gegenstand seines vermeintlichen Desinteresses. Und schreibt dann auch noch das allzuständige “WIR” .

    “Eine Generation vor ihr strebten viele Menschen aus dem Ausland – und eben auch aus der Türkei – nach Deutschland. Das Land bot Arbeit und Chancen. Hier wartete eine bessere Zukunft auf diese Leute.”

    Leider lässt RDL jedwede Reflexion darüber vermissen, warum das damals so war. Kurz zuvor hatte doch Landolf Ladig (hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei?) ganz Schland in Schutt und Asche gelegt. Dabei war auch ein Großteil des mehrwertproduzierenden einheimischen Menschenmaterials abhandengekommen. Deshalb hatte der demokratische Staatsapparat gesteigerten Bedarf an Trümmertürken und nachmaligen Pleitegriechen. Der Einmillionste bekam medienwirksam sogar ein flottes Mopped geschenkt. Heute unbedenkbar, wo die ganz große demokratische Koalition von Wagenknecht und Norripurri über Fotzenfritz und Heilbeil bis zu Lindwurm und Alice im Wunderschland einmütig darüber rechtet, wer die Ausländer am besten auf Schmalkost gesetzt hat und wer sie zukünftig am niederträchtigsten drangsalieren wird.

    https://m.youtube.com/watch?v=FvcGrCjoOhE&pp=ygUZRWxlZmFudGVucnVuZGUgYmxvbWUgd2FobA%3D%3D

    Wenn allerdings Eisenfuß Siechmar Gabriel Putin weiterhin seinen verkleinerten Magen entgegenstellt, darf RDL begründete Hoffnung hegen, alsbald einen alten Schlager wieder intonieren zu dürfen:

    “Ich weiß, es wird einmal ein Wirtschaftswunder gescheh’n”

    Wolle mer sei reinlasse?

    Auch, dass im Frankfurter Bahnhofsviertel das größte Elend direkt, ganz unmittelbar neben und zusammen mit dem größten Reichtum vegetiert, im Dunstkreis einiger Hauptquartiere der kapitalistischen Bestie, kommt bei RDL leider viel zu kurz. Dabei ist doch gerade das so prägnant und sowohl überdeutliches Sinnbild als auch Lehrstück des Kapitalismus (nicht erst des “Neoliberalismus” ).

    Abschließend noch ein warmer Lektüretipp für alle, die RDLs Erleben im Frankfurt Bahnhofsviertel literarisch vertiefen möchten:

    Bodo Kirchhoff: Die Einsamkeit der Haut.

    https://www.fva.de/Buecher/Alle-Buecher/Die-Einsamkeit-der-Haut.html

    1. “Das Bahnhofsviertel in FFM mag zwar ökolinxversifft sein und sicher kann man dort so manchem Crackloch beim Verlegen seiner Tretminen zugucken.”
      Von Crack abhängige, also schwer kranke Menschen als “Crackloch” zu bezeichnen, zeugt von wahrhafter Empathie. Kann man nur hoffen, dass es Ihnen immer gut geht und Sie stets glücklich und zufrieden sind!

      1. Ach Gottchen. Sie Moralapostel. So redet man eben bei uns auf der Straße.

        Hätten Sie mich mal ordentlich beschimpfen, sich richtig auskotzen sollen. Aber dieses wehleidige Hintenrum-Gejammer ist doch nicht Fisch und nicht Fleisch.

        Ihre Reaktion ist so typisch für den Zeitgeist. Je barbarischer der Kapitalismus auch hierzulande wütet, je weiter er den Menschen und die Erde in Besitz nimmt, zugrunde richtet, zum Objekt degradiert, umso scheinheiliger werden seine exponiertesten Apologeten, um so fanatischer eifert der Mainstream-Knigge.

        Gerade wird gemeldet, dass die öffentlich-restliche Inquisition dem nationalen Spielermaterial das Wort Spielermaterial verboten hat.

        https://www.t-online.de/sport/fussball/em/id_100431788/-spielermaterial-ermahnung-von-tv-moderator-an-mertesacker.html

        Kann man nur hoffen, dass es Ihnen immer gut geht und Sie nie persönlich das Frankfurter Bahnhofsviertel aufsuchen. Und falls doch: Bitte achten Sie darauf, die letzte Bahn nicht zu verpassen.

        1. Ich als Apologet des Kapitalismus und der woken Scheiße, Mensch, was ich alles nicht über mich wusste!
          Und keine Sorge: Bin schon häufiger im Frankfurter Bahnhofsviertel gewesen.
          Außerdem wüsste ich gerne, in welcher deutschen Großstadt die Bahnhofsviertel speziell nachts keine Shitholes mehr sind.

          1. “Ich als Apologet des Kapitalismus und der woken Scheiße, Mensch, was ich alles nicht über mich wusste!“

            Genau das sollte gesagt sein: Sie als (subalterner) Apologet des Kapitalismus und der woken Scheiße.

            Zum Glück macht Pfarrer Nolte Sie endlich mal darauf aufmerksam, was Sie alles nicht über sich wissen.

            Kein Wort verlieren Sie über die Zustände und die Strukturen, die Schreibtischtäter und Entscheidungsträger, die diese Leute ins Elend getrieben haben und dort halten und verwalten und laufend für Nachschub sorgen.
            All das ist für Sie selbstverständlich abgehakt und eingepreist! Das erscheint Ihnen bereits als Naturphänomen wie die Gravitation.

            Bloß „Crackloch“ darf man diese Leute nicht nennen, denn das verletzt dann deren Menschenwürde!

            Sie scheinen gar nicht zu merken, wie siamesisch Sie verbandelt sind mit den exponiertesten „Apologeten des Kapitalismus und der woken Scheiße.“
            Halten sich wahrscheinlich sogar für einen Wohltäter mit „wahrhafter Empathie“ für „von Crack abhängige, also schwer kranke Menschen.“

            Ihr sprachpolizeiliches Mitgefühl hat Ihren Sorgeobjekten gerade noch gefehlt! Das brauchen die bestimmt am allerdringendsten!

            Darüber sollten Sie Ihre Sorgeobjekte bei einem Ihrer „häufigen“ Besuche im Frankfurter Bahnhofviertel auch unbedingt endlich selbst belehren, dass die zwar sonst gar nichts erwarten dürfen, aber einen grundgesetzlich garantierten Anspruch darauf haben, nicht „Crackloch“ genannt zu werden.

            1. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich weiß sehr wohl, wer die Schreibtischtäter und Verantwortlichen in diesem Schweinesystem sind, bezeichne suchtkranke Opfer trotzdem nicht abfällig als “Löcher”.

              Aber da hat wohl jeder seinen eigenen Geschmack.

              1. “Aber da hat wohl jeder seinen eigenen Geschmack.”

                Genau. Denn Konfuzius sagt:

                Jeder soll nach seiner Façon selig werden.

                Wie ich andernorts lese, sind Sie auch ein ordentlicher Klimawandelleugner. Da haben Sie meine Sympathie.

                1. “Wie ich andernorts lese, sind Sie auch ein ordentlicher Klimawandelleugner.”

                  Oh nein, Herr Pfarrer, ganz im Gegenteil!
                  Aber ich bin der Überzeugung, dass dem Klimawandel ebenso wie der Umweltzerstörung im Allgemeinen letztendlich nur entgegengewirkt werden kann, wenn dieses kapitalistische Irrsinnssystem überwunden wird.

                  Außerdem wird dieses Thema (wie so viele andere wichtige Themen) leider von den komplett falschen Leuten besetzt wie etwa der Dreckspartei der Olivgrünen, die uns u.a. mit LNG als “umweltfreundlichem” Energieträger sowie dem nuklearen Winter als finaler Maßnahme gegen das Global Warming beglücken wollen.

    2. Naja, die Hohepriester der NML können nicht mal Bulgarien und Rumänien auseinanderhalten. Auch RDL schwelgt mit “Ostblockisierung” etwas im “linken” Antikommunismus. Obdachlose und Drogenkranke (ausser Alk) waren eher keine Markenzeichen des Realsozialismus, verdreckte Städte auch nicht so, die Öffis waren vielleicht für “Weltniveau” ärmlich und ein wenig schäbig, aber billig und pünktlich.

      Die Zerfallstendenzen des Neoliberalismus sind Phänomene sui generis. Sehr lesenswert dazu
      https://de.rt.com/meinung/209781-kinderquaeler-messerstecher-dunkle-seite-migration/

  6. Mal zum Schlussabsatz: es ist nun tatsächlich so, dass sich D als einziger Staat eine Schuldenbremse verordnet hat und sich damit zur Lachplatte des Kontinents gemacht hat. Wenn nich die deutsche Bundesbahn schon weltweit für Erheiterung sorgt. Dass da ein Zusammenhang besteht, springt regelrecht ins Auge.
    Die Schwarze Null ist nicht durchhaltbar, aber schon der Versuch hat diese Ergebnisse. Wir können ja mal überlegen, was wäre, wenn alle Staaten eine Schwarze Null konsequent durchgehalten hätten. Es ist nämlich so, dass der Staat, wenn er ein Prozent des BIP als Schulden aufnimmt, damit ein Prozent Wachstum generiert. Ohne Schulden hätten wir da in allen kapitalistischen Staaten ein Minuswachstum. Es ist der Schrumpfkapitalismus, den Karl Marx prognostiziert hatte.
    Denn, so Marx, die Profitrate fällt tendenziell im Kapitalismus. Derart, dass die Kapitalisten keine Lust mehr haben, zu investieren. Dann wird versucht, durch Drücken der Löhne gegen zu steuern, was aber dann zur Überproduktionskrise führt. Einziger Ausweg ist ein sich verschuldender Staat, der stattdessen investiert und überdies richtig gute Profitraten generiert. One Schulden ist der Kapoitalismus nicht mehr weiter zu betreiben. Eine Erkenntnis, die sich langsam durchsetzt. Selbst der IWF sagt den Deutschen inzwischen, sie sollen den Blödsinn lassen.
    Die Kapitalfraktion sieht das natürlich gern. Denn ein zum Sparen gezwungener Staat muss die Sozialleistungen kürzen. Aber der Preis ist der Niedergang der Wirtschaft.
    Darüber sollten wir mal diskutieren: wollen wir ein Sytem beibehalten, das ohne Schulden nicht lebensfähig ist?

  7. Beiträge wie dieser sind einerseits richtig und notwendig, andererseits aber auch bitter und ziehen einen daher gleich etwas runter – insbesondere dann, wenn man andere Zeiten erlebt hat.

    Leider gewöhnt sich der Mensch so schnell an so vieles, auch an Absurdes und Verkommenes. Die Sache mit dem Frosch im Kochtopf.

    Wie alt muss man heute in Deutschland eigentlich schon sein, um noch deutliche Erinnerungen an bessere Zeiten und somit Vergleichsmöglichkeiten zu haben?
    Wenn man unterstellt, dass solche Erinnerungen überhaupt erst mit einer gewissen Reife, also ab dem etwa 16. bis 20. Lebensjahr, entstehen und dass man zweitens bis mindestens ins Jahr 2005/10 zurückgehen muss, um noch halbwegs bessere Verhältnisse erlebt zu haben, dann landet man leicht bei Jahrgängen, die bis spätestens etwa 1990 zur Welt kamen. D.h., dass fast alle, die heute jünger als ungefähr 35 Jahre alt sind, kaum noch etwas anderes erlebt haben …

    1. Guten Abend Herr Wirth,

      diese Verhältnisse sind schlicht so gewollt wie erwünscht. Es ist die „Detroitisierung“ Frankfurts (und anderer Großstädte). Und dieses hessische Detroit soll – und muss – ja wie viele andere Großstädte auch noch in den nächsten Jahrzehnten weiterwachsen, schließlich haben jüngere „Prognosen“ die Mär vom Bevölkerungsschwund korrigiert und schätzen jetzt 85,5 Millionen Einwohner bis 2045. (Sie erinnern sich vielleicht an diese „Prognose“ hier
      von 1987 – da war ein Rückgang der westdeutschen Bevölkerung auf 42,6 Millionen bis 2030 prognostiziert worden. Oder diese Modelle hier von 2003, von denen einige ebenfalls ein Sinken für wahrscheinlich hielten. Heuer sind es in Gesamtdeutschland knapp 85 – wer sagt, dass es nicht 95 Millionen 2045 sind?)

      Die USA „funktionieren“ ja auch trotz ihrer Slumstädte – die Frage ist immer bloß für wen. Es gibt schlicht Leute, die von genau solchen Städten profitieren – das Morbide, der Hauch von Verfall, bietet für viele schlicht einen größeren Markt als das gepflegte Katharische. Für nicht wenige hat es auch mehr „Charme“ – naja, für mich nicht und für Sie wohl auch nicht. Aber kaputte Häuser lassen sich verwalten – oder betüteln, man kann aus jedem kaputten Dach und jeder Mauernische noch Profit schlagen und jeder Brennpunktplattenbau schafft zehn neue Stellen, um sich um seine Instanthaltung bzw. Verwaltung (und die seiner Bewohner) zu kümmern. Zur Not kann man ihn dann irgendwann abreißen und neu bebauen – mit Luxuswohnungen. Bei mir am Ortsausgang steht seit zweieinhalb Jahrzehnten ein ehemaliges Pflegeheim leer – es ist im Besitz eines „Vermögensverwalters“ aus Übersee und für den ist es günstiger das Gebäude verrotten zu lassen als es zu renovieren und alte Menschen darin unterzubringen. Denn der Wert des verfallenden Objekts wächst paradoxerweise von Jahr zu Jahr. Und so hat man neben dem Grundstück Aluminiumcontainer aufgestellt, in die man Asylsucher gepfercht hat. Wenn es jetzt im Sommer heiß wird und man in den Blechbüchsen nicht mehr atmen kann, sitzen die eben bis spätabends am Bahndamm oder streifen durch die verfallenden Gemäuer des Pflegeheims…

      Doch wenn man in einer „gated community“ in Kalifornien oder irgendwo in einer Villa auf dem Land in Arkansas leben, kann es sein, dass man davon wenig mitbekommt und sich für einen ziemlich wenig verändert hat. Ebenso, wer hierzulande über die von Roberto de Lapuente paraphrasierten 200 m² Wohnfläche verfügt. Wir leben schließlich in der ausgehenden Republik / beginnenden Kaiserzeit – und neben Morden in den Gassen, Großkriegen im Osten, Problemen mit / für die Bauern, massenhaft importierten (Lohn)Sklaven, muss es nun eben auch die überquellenden Städte mit zugehörigen insulae geben. Ein Glück, wer seinen kepos hat, in den er sich zurückziehen kann..

      Wie alt muss man heute in Deutschland eigentlich schon sein, um noch deutliche Erinnerungen an bessere Zeiten und somit Vergleichsmöglichkeiten zu haben?

      Ich stimme Ihnen zu, dass Menschen unter 35 (eher: unter 45) kaum etwas anderes erlebt haben. Ich weiß auch nicht, was 2006 groß anders gewesen sein soll – es war vielleicht in manchen Großstädten nicht ganz so marode und die Leute liefen nicht gebückt mit ihrem Blick auf das blitzende Smartphone herum, den Kaffeebecher allzeit verschüttbereit in der anderen haltend… Das damalige Fußballturnier wurde bloß noch breiter und affiger beworben und außerdem erfolgten mehr Debatten um jenes selbst, da es keine internationalen Großkrisen gab (die waren ja davor (Kriege 2001 / 2003 f.) bzw. danach (Finanzkrise ab 2007))

      Ich schreibe Ihnen aber eigentlich, weil hier jetzt meine Antworten zu Ihren Fragen unter dem „Belohntes Morden“-Artikel zu finden sind. Die Formatierung ist teilweise hinüber und viele Antworten werden Sie weder befriedigen noch Ihrer Weltanschauung entsprechen, aber bei jenem Thema ticken wir eben sehr unterschiedlich.

      Gruß
      Altlandrebell

  8. Alle größeren Städte habe für die kommenden Jahrzehnte ein positive Bevölkerungsprognose qua Zuzug. In manchen Stadtteilen Berlins ist die Verkehrssprache mittlerweile Englisch.
    Ich glaube, La Puente projiziert seine Depressionen einfach auch seine Mitbürger. Was erlaube La Puente?

    1. @ Naturzucker

      Betrachten Sie Zuzug also allein schon als Gewinn?
      Das würde bedeuten, dass Sie nur nach Quantität gehen und außerdem die tatsächlichen Gründe für den Zuzug ausblenden.
      Glauben Sie, die Tatsache des Zuzugs ließe automatisch auf die Attraktivität der jeweiligen Stadt schließen?
      Objektiv erkennbare Missstände als “Depressionen” zu veralbern, trägt nicht dazu bei, Ihren Beitrag ernst zu nehmen

      Darf ich fragen, wie alt Sie sind?

      1. Habe ich mir schon gedacht, dass Dir der Zuzug von gebildeten, englischsprachigen, europäischen Ausländern auch wieder nicht passt. Ich fürchte, Du musst der Wahrheit ins Auge schauen: der potentielle Fundus an bösartigen, alten, weißen Arbeits-Migranten ist sehr begrenzt. Das sind doch die Kennzeichen von Qualität, die dir vorschwebt, oder?

    2. Normal antworte ich eher nicht auf rechtsradikale Schwachköpfe, aber hier mal eher ausnahmsweise:
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157446/umfrage/hauptherkunftslaender-der-zuwanderer-nach-deutschland-2009/ Der Linktitel ist wohl ein Versagen des Praktikanten, die Daten sind von 2022 .
      “Anzahl der im Jahr 2022 nach Deutschland Zugewanderten nach Herkunftsländern”

      Die Million Ukrainer sind natürlich den aktuellen Ereignissen geschuldet, aber auch beim Rest sucht man “Englisch als Verkehrssprache” eher selten, ok bei den 48.000 aus Indien und den 23.000 aus USA schon. Die Verkehrssprache in Neukölln und Reinickendorf ist Kanack-sprack, Türkisch und Arabisch. Aber da gehen Faschos wie Na(zi)turzucker wohl nicht hin, nicht fein genug.

      1. Der Bobo-Naturzucker, meint bestimmt die “kosmopolitische Party Crowd” mit ihren albernen Rollkoffern, da ist die Verkehrssprache natürlich Airbnb Englisch.

    3. American Conditions
      “Positive Bevölkerungsprognose” ist nur ein anderes Wort für Wohnungsnot, Obdachlosigkeit und ausufernde Alltag’s Kriminalität.

  9. Timișoara 1983:
    -es fehlten einige Gullydeckel, einfach so, mitten auf der Hauptstrasse, nicht abgesperrt oder sonstwie kenntlich.
    -Panjewagen waren unterwegs mit einem einsamen dürren Pferdchen oder Muli vornedran, im Dunkeln komplett unbeleuchtet.
    -vor den sozialistischen Neubaublöcken weideten Ziegen das dürre Gras.
    -an der einzigen Tanke weit und breit ein Schild, dass es erst in einer halben Woche wieder Sprit gäbe. Einheimische Autos durften, je nach ungeradem oder geradem Nummernschild, nur an ungeraden oder geraden Datum fahren.
    -Scharen bettelnder Kinder langten durch geöffnete Fenster ins Innere um irgendwas zu ergattern, und auf der anderen Seite des Wagens kamen die sie zu Vertreiben angeeilten Milizionäre zum selben Schluß: dass man für diese Dienstleistung ruhig etwas Bakschisch verlangen könne.
    Da ist also noch Luft, würde ich sagen, was die Verhältnisse zu damals angeht.

  10. Roberto De Lapuente, hatte doch vor kurzem geschrieben was er seiner Tochter Empfehlen würde, verlass Deutschland solange du noch kannst das wäre meine Antwort. Hier wird sich nichts mehr zum Positiven entwickeln, es denn man hat Spaß am Untergangs Szenarien und ist Gefahrensucher wie Bruce Willis.

  11. Im “Ostblock” gab es sowas eher nicht. Timosoara ist bestimmt nicht stellvertretend für die Staaten des Warschauer Paktes. Mich erinnern diese Zustände an die Bronx der 70er Jahre…

    1. Naja, nicht in der DDR, Tschechoslowakei, Polen, Weissrussland oder den Oblasten Moskau, Leningrad, Kursk etc. Aber in Bessarabien (Rayon Ismail, Oblast Odessa) sah es auch so aus, wie jane.otto beschrieben hat. Es war anders, aber nicht unbedingt besser.

      Der gegenwärtige Prozess erinnert an eine “Drittweltisierung”, wie sie auch in den USA eher in den letzten Jahrzehnten Fahrt aufgenommen hat, und in UK seit Thatcher und Bliar.

  12. Letztlich vollzieht sich im Land des austeritären Lächelns doch bloß eine nachholende Entwicklung. Frankreich, Großbritannien und Nordamerika sind schon viel weiter.

    Beispiel 1.

    Beispiel 2.

    Aber der Verfall von Großstädten und die Entstehung von Slums sind schlicht Begleiterscheinungen und Folgen der kapitalistischen Ordnung. Seit mit der Wende von 1989 ff. die Systemkonkurrenz vollends wegfiel, muss man eben nicht mehr aus Marketinggründen einen bescheidenen Wohlfahrtstaat, bestimmte Grundrechte wie Meinungsfreiheit oder Aufstiegsversprechen für die breite Bevölkerung bereithalten, um sich als das „überlegene System“ zu gerieren. Das kann man peu à peu alles schleifen und zum guten alten Manchesterkapitalismus mit begleitendem Vor-Merz zurückkehren.

    Die kapitalistisch-imperialistische Ordnung beinhaltet ohnehin einen Reigen von Charakteristika, die diese Entwicklungen bedingen und verstärken, sodass zukünftig noch mehr Zernichtung (Zerfall und Vernichtung) zu erwarten ist. Es ist nun mal ein System, in dem sich Macht und Reichtum in den Händen einer Herrscherklasse (und deren Wasserträgern und Speichelleckren) konzentriert. Da muss es aber immer 60, 70, 80 prekarisierte Prozent und mehr geben, die in den Ofen gucken, während die Oberen fett Party machen. Geschichten wie Spekulation und Gentrifizierung sind natürliche Folgen der sozialdarwinistischen Verdrängungsordnung. Bestimmte Gebiete werden aufgewertet und die dortigen Mieten steigen. Die weniger wertvollen Menschen, die dort bisher lebten, aber eben zu faul und zu dumm sind, um sich ihre Wohnungen weiter zu leisten – zumindest suggerieren das bis heute die Leidmedien, insbesondere eine gewisse ZEITUNG – werden verdrängt und landen woanders. In maroden Stadtteilen, im Slum oder gleich auf der Straße. Der Trend zur Urbanisierung und Landflucht verstärkt das Ganze, ebenso wie die gewollte und geförderte Zwangsmigration, die bedingt, dass sich Einwanderer und Asylsucher vor allem in den ohnehin schon wachsenden und angespannten Städten konzentrieren.

    Wer etwas ändern will – nun, der müsste ans System ran.

    Problem 1: Will kaum keiner.

    Problem 2: Slumviertel sind – wie alles im Kapitalismus – eben auch ein Markt. Auch das Marode ist ein Gut, kann zum Fetisch werden.

    Zum einen sind Slumviertel ein Zwischenschritt im obigen Gentrifizierungsprozess – durch Vernachlässigung und Verfall von Objekten können Bonzen und Trusts bekanntlich günstig Grundstücke erwerben und diese dann durch Sanierungsmaßnahmen und Neubauten in teure Wohn- oder Gewerbegebiete umwandeln. Sehe ich selbst bei mir im Ort (Kleinstadt im Speckgürtel einer Universitätsstadt) – ehemaliges Altenheim im Besitz eines „Vermögensverwalters“ aus Übersee, verrottet seit einem Vierteljahrhundert. Zum anderen ist auf Verschleißfahren mitunter schlicht profitabler als Sanieren oder Erhalten – wir hatten hier ja neulich das Beispiel der DB. Und das gilt auch für Städte, zumal die ja solche Stadtteile auch gerne verwalten und betüteln. Also nicht die Bewohner – aber es werden „Maßnahmen“ ergriffen, man stockt Streetworker, Polizeien, Sicherheitstechniken auf, investiert in irgendwelches Zeug. Und schafft so einen Markt im Maroden beziehungsweise Fördertöpfe für irgendwas, die dann statt in womöglich zielführenden Projekten weiß Gott wo versickern und am Ende auch wieder bloß bei den Bonzen oder irgendwelchen Clans (mitunter dasselbe) landen. Die Bewohner gucken wie gesagt in den Ofen, aber das tun in diesem System letztlich viele.

    So, zum Abschluss noch ein bisschen was Lyrisches zur Untermalung.

    Zum einen:

    Prophezeiung
    (von Alfred Lichtenstein)

    Einmal kommt – ich habe Zeichen –
    Sterbesturm aus fernem Norden.
    Überall stinkt es nach Leichen.
    Es beginnt das große Morden.

    Finster wird der Himmelsklumpen,
    Sturmtod hebt die Klauentatzen.
    Nieder stürzen alle Lumpen.
    Mimen bersten. Mädchen platzen.

    Polternd fallen Pferdeställe.
    Keine Fliege kann sich retten.
    Schöne homosexuelle
    Männer kulllern aus den Betten.

    Rissig werden Häuserwände.
    Fische faulen in dem Flusse.
    Alles nimmt ein ekles Ende.
    Krächzend kippen Omnibusse.

    Zum anderen:

    Die Fahrt nach der Irrenanstalt 1
    (von Alfred Lichtenstein)

    Auf lauten Linien fallen fette Bahnen
    Vorbei an Häusern, die wie Särge sind.
    An Ecken kauern Karren mit Bananen.
    Nur wenig Mist erfreut ein hartes Kind.

    Die Menschenbiester gleiten ganz verloren
    Im Bild der Straße, elend grau und grell.
    Arbeiter fließen von verkommnen Toren.
    Ein müder Mensch geht still in ein Rondell.

    Ein Leichenwagen kriecht, voran zwei Rappen,
    Weich wie ein Wurm und schwach die Straße hin.
    Und über allem hängt ein alter Lappen –
    Der Himmel… heidenhaft und ohne Sinn.

    Dazu reicht man am besten einen Fado, oder auch zwei. Oder etwas zur Ermunterung.

    1. “Seit mit der Wende von 1989 ff. die Systemkonkurrenz vollends wegfiel, muss man eben nicht mehr aus Marketinggründen einen bescheidenen Wohlfahrtstaat, bestimmte Grundrechte wie Meinungsfreiheit oder Aufstiegsversprechen für die breite Bevölkerung bereithalten, um sich als das „überlegene System“ zu gerieren. Das kann man peu à peu alles schleifen und zum guten alten Manchesterkapitalismus mit begleitendem Vor-Merz zurückkehren.”

      Gut, dass Sie diesen Punkt aufgreifen, denn viele haben im Wertewesten bis heute nicht geschnallt, dass der Kollaps des Realsozialismus in vielerlei Hinsicht für “uns” eine größere Katastrophe als für “den Osten” war.

  13. Ich habe schon besseres von Roberto gelesen. Diese Kolumne hat eher “BILD” Niveau. Seiner Meinung nach wollen einige Türken nicht in Deutschland bleiben. Mag sein. Mag auch sein, es sieht in Frankfurt so aus wie beschrieben. Ich kann es nicht beurteilen. Selbst wohne ich in einer Stadt, die da nicht “mithalten” kann.
    Roberto sollte sich fragen, warum in Deutschland knapp 3 Millionen Türken leben. Wollen die alle irgendwann zurück? Wenn man sich im Moment diese alberne EM anschaut, bei einem Spiel der Türken sind nie unter 40.000 im Stadion.
    Also, was soll so ein Artikel? Die MSM argumentieren genau so. Nur aus einer anderen Richtung.

    1. Roberto sollte sich fragen, warum in Deutschland knapp 3 Millionen Türken leben. Wollen die alle irgendwann zurück? Wenn man sich im Moment diese alberne EM anschaut, bei einem Spiel der Türken sind nie unter 40.000 im Stadion.

      Wie kommen Sie auf jene drei Millionen? Laut Statista lebten 2001 knapp 1,95 Millionen Türken in der BRD, diese Zahl sank (!) bis 2021 auf 1,46 Millionen. Die wurden sicher nicht alle eingebürgert, vielmehr wanderten etliche – wie von Roberto korrekt geschildert – in die Türkei zurück. Gab sogar Berichte zu, dass mehr Türken gingen als kamen.

      2021 hat sich der Trend umgekehrt, weil aufgrund der ökonomischen Lage in der Türkei auch viele Türken auf die Idee kamen mal in der BRD Asyl zu beantragen. Wenn Sie das reduzieren wollen – drehen Sie eben am Asylrecht oder besser: sorgen Sie dafür, dass der Westen seinen ökonomischen Feldzug gegen die Regierung Erdoğan beendet. Die hat nämlich ökonomisch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

      Ansonsten: Wenn die Deutschen nicht in ihre Stadien wollen…? Es sind auch jede Menge Holländer, Serben, Albaner und Polen da. Die Ukronazis können sich auch nicht über lautstarke Gesänge ihrer „Anhänger“ beschweren…

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