»Demokratie bedeutet friedliche Streitverwaltung und keine erzwungene Einigung«

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Ist Deutschland gespalten? Der Philosoph Michael Andrick verneint diese Frage. Denn es gibt nur eine Gesellschaft – und nicht zwei. Und Spaltung ist auch nicht einfach nur. Etwas zu spalten ist ein aktiver Vorgang.

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Wieso enden unsere Meinungsverschiedenheiten in bitteren Fehden, die uns entzweien? Warum können wir nicht mehr gesittet miteinander streiten und freundlich auseinandergehen? Woher stammt das peinlich-laute Schweigen in Familien, unter Freunden, Kollegen und in den Medien? Ob Coronakrise, Gendern oder Ukrainekrieg: Dass die Gesellschaft gespalten sei und der private wie öffentliche Diskurs erodiert, hören wir seit Jahren. Doch an einer profunden Analyse der Gründe und Mechanismen mangelt es. Der Philosoph Michael Andrick zeigt, dass es ein Übermaß an Moralin ist, an der unsere Debattenkultur krankt: Spaltung ist eine Infektion der Kommunikationswege mit dem Virus der Moralisierung. 

Wie konnten wir uns so stark voneinander entfremden – und wie wir endlich wieder zueinanderfinden? Und wer bewacht das Moralgefängnis, in das wir uns gesteckt haben, eigentlich von außen? Und ist es notwendig, dass man verzeiht, um gesellschaftlich weitermachen zu können?

Roberto De Lapuente spricht mit Michael Andrick über sein kürzlich erschienenes Buch »Im Moralgefängnis. Spaltung verstehen und überwinden«.

Michael Andrick ist promovierter Philosoph. Als Kolumnist schreibt er für die Berliner Zeitung und den Verbund Schwäbische Zeitung/Nordkurier. Sein Buch »Erfolgsleere« von 2020 analysiert das Leben und Funktionieren in der Industriegesellschaft, mit der er seit 2006 in der Wirtschaft Erfahrung sammelt. Für die stilistische Klarheit und Prägnanz seiner Texte erhielt er 2022 den Jürgen-Moll-Preis. Er lebt in Berlin und publiziert unter anderem in Freitag, DLF Kultur, Welt und Cicero.

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11 Kommentare

  1. Verzeihen ist eine der besten Wege, um wieder nach vorne schauen zu können.
    In meinem Leben war und ist die Verzeihung ein Bestandteil im täglichen Dasein, aber es gab Momente sich selbst ersteinmal zu überwinden und manche dieser Prozesse bedarf eine Zeitspanne.
    Mein nicht vorhandener philosophische Gedanke, führt in einen Planeten Erde ohne Grenzen und ohne Politik oder sonstigen Systemen. Eine Welt die sich und die anderen selbst hervorbringt.
    Na ja, spinnen darf man doch noch?

    1. Ja. Aber ich kann niemandem verzeihen, der das, was ich ihm u. U. gern verzeihen würde, weiterbetreibt. Ist denn die Voraussetzung für ein Verzeihen nicht zumindest meine Wahrnehmung eines gewissen Grades an Einsicht beim anderen Menschen?

      1. Die Voraussetzung für verzeihen ist, das man selbst erkennt auf einem falschen Pfade zu sein.
        Wer diese Erkenntnis nicht erreicht, wird nicht in der Lage sein verzeihen zu können.
        So einfach oder schwierig ist das Leben.

        Das sollte in einer Demokratie selbstverständlich sein, das alle nicht einer (meiner) Meinung sein können, aber wenn jemand die Größe besitzt, einem vermeintlichen ‘stärkeren’ zu verzeihen, heisst das noch lange nicht, ‘ihn’ mit besseren Argumenten zu überzeugen.
        Jeder Mensch, egal welcher Konfession dieser angehört, benutzt seine moralische Erkenntnis und manchmal ist der Weg der Verzeihung, der Weg zum Erfolg.

  2. Etwas zu spalten,
    ist ein aktiver Vorgang. Jaaa, und wird seit Jahrhunderten
    praktiziert: “Teile und herrsche!”
    Nichts Neues unter der Sonne.

    Wozu ist “Wannkommenwir
    wiederzusammen” gut – und
    für wen ?

  3. Um Verzeihung zu bitten, ist einen wunderbare Übung in Demut. Verziehen zu bekommen, ist das größte Geschenk. Beides ist Grundnahrungsmittel für die Seele.
    Leider sehen das nicht mehr viele Menschen so – oder fürchten sich zu sehr vor einer Ablehnung und Blamage. Hier gehört wirklich den Mutigen die Welt.
    Wer ausschließlich täglich hinter 20 Sekunden der Anerkennung und Likes her ist, wird das nicht verstehen. Und davon werden es eben immer mehr.
    Paint it black.

  4. Moralisierung ist in der Tat ein großes Problem, oder um mit Elon Musk zu sprechen, der “woke mind virus” ist ein zivilisatorisches Risiko.

    Aber die Gesellschaft ist auch gespalten. In diejenigen, deren Weltbild sich an dem orientiert, was die Politiker unserer Kartellparteien und die großen Medien erzählen und diejenigen, die irgendwann mal einen Blick hinter diesen Vorhang riskiert haben und dabei geblieben sind.
    Gespalten in dem Sinne, dass Diskussionen schwierig werden, wenn Argumente, die auf unterschiedlichen Weltbildern basieren, aufeinanderprallen.

    In der online Welt ist das natürlich noch schwieriger. Hier gibt es wohl niemanden, der den Blick hinter den Vorhang noch nicht riskiert hat. Und wo die sind, werden Diskussionen durch Zensur erschwert.

  5. Jetzt wird mir klar, warum es so viele Fehlkonstruktionen gibt: die Betriebswirte meinen, sie hätten die Technik verstanden. Das erklärt Vieles.

    Ohne Scherz: wer ist denn weltweit der Kopf der politischen Linken? Ich sehe da Xi Jinping. Den aber mögen nicht alle. Schon eher Lula da Silva in Brasilien. Der macht seine Sache gut und der ist Katholik.

    Ja, das wäre wünschenswert, wenn es mehr Lilas gäbe. Etwas mehr Utopie dürfte allerdings schon sein.

  6. Moin
    “»Demokratie bedeutet friedliche Streitverwaltung und keine erzwungene Einigung«

    Echt jetzt? Streit? Ideologiehamster gefrühstückt?
    Nich besser erstmal miteinander reden und wollen und können abgleichen?

    Ok, Streit.
    Macht – ohne mich.

    Gruß

  7. »Demokratie bedeutet friedliche Streitverwaltung und keine erzwungene Einigung«

    Das ist einfach nur Unsinn. zuallererst bedeutet Demokratie Machteinhegung. Die verliehene Macht muss ständig kontrolliert und begrenzt werden. Und damit ist auch klar, dass sich Demokratie und grenzenloser Riechtum nie und nimmer miteinander vertragen können. Denn die Viel-zu-viel-Reichen sind außerhalb jeder Kontrolle, kaufen sich Gesetze und Recht, machen, was sie wollen. Können über Leichen gehen, Kriege anzetteln, Völker aushungern, wenn es ihnen passt. Oder “Pandemien” ausrufen lassen.

    Der obige Satz ist gut für Schwachmaten die ernstlich noch glauben, wir lebten in einer echten Demokratie und es ginge immer nur um den Ausgleich zwischen gleichstarken Kräften.

    Wirklich lachhaft.

    Overtone, die Sendung mit der Maus für geistig Arme?

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