
Deutschland ist mit großer Begeisterung globaler Lehrmeister – und tut verwundert, wenn die Welt nicht am deutschen Wesen genesen will. Woher kommt das?
Der Diktator Xi will den deutschen Außenminister nicht treffen. Hätte er selbst ohnehin nicht. Seine Minions hätten das für ihn erledigt. Tun sie aber nicht. Denn die Reise wurde abgesagt – beziehungsweise verschoben, auf dieses Wording scheint man sich auf diplomatischer Ebene geeinigt zu haben. Der Termin sei ungelegen gekommen. Dass sich das Reich der Mitte von der deutschen Außenmoralstelle nicht würdig behandelt fühlt, könnte die deutsche Öffentlichkeit schon seit der Amtszeit Annalena Baerbocks wissen, wenn die Tagesschau und andere Hofberichterstatter diesen bilateralen Bruch mit dem Diktator mal thematisch vertieft hätten.
Wieso ich dauernd vom Diktator spreche? Nun ja, ich bin nun mal Deutscher. Mein Wort hat Gewicht. Es ist das Wort eines Menschen, der aus einem Volk stammt, das für sich in Anspruch nimmt, moralisch mit allen Wassern gewaschen zu sein. »Am deutschen Wesen soll die Welt genesen« – dieser berühmte Satz stammt aus der Feder des deutschen Lyrikers Emanuel Geibel. Im Jahr 1861 formulierte er ihn in einem Gedicht. Geibel soll ihn idealistisch gemeint haben: So betrachtete er den Fleiß und den Tiefsinn als deutsche Tugenden – später rissen sich deutsche Chauvinisten den Satz unter den Nagel und verstanden ihn als Lehrauftrag, die Welt mit allem Deutschen zu beglücken. Auch wenn Germanisten Geibel zuweilen in Schutz nehmen, in seiner Aussage war durchaus schon begründet, was das Deutsche seit langer Zeit ausmacht und was vor noch längerer Zeit vorbereitet wurde.
Deutsche Moral für alle Welt
Das Gedicht, in dem der Satz vorkommt, heißt übrigens »Deutschlands Beruf« – und auch wenn seinerzeit damit »die Berufung« gemeint war, so möchte man heute hinausschreien, dass dieser Titel mittlerweile noch viel passender klingt als damals: Denn heutzutage ist es der Beruf des Deutschen in der Welt geworden, anderen Völkern klare Ansagen zu machen – zuletzt nannte man das wertebasierte Außenpolitik. Wahlweise auch feministische Außenpolitik, weil Feminismus schließlich immer stark wertebehaftet ist. Geibel war Kind einer Entwicklung, die die Deutschen stringent dieser Rolle im Weltentheater zuführte – als die sich endlich aus ihrem duodezfürstlichen Flickenteppich erhoben.
Die Frage muss erlaubt sein: Warum sind es immer wieder die Deutschen, die andere Völker von oben herab belehren? Die Briten verwalteten ein Weltreich, hier und da auch mit großer Brutalität – aber den Völkern, die sie in ihr Dominion aufnahmen, erklärten sie nicht, wie sie zu leben haben. Nicht anders die Franzosen – auch sie waren keine sanftmütigen Herren. Doch am französischen Wesen sollten die Völker des französischen Weltreiches nicht unbedingt genesen. Für Briten wie Franzosen standen die Verwaltung und freilich auch die Ausbeutung von Ressourcen im Vordergrund. Die Frage stellt sich also durchaus: Wie wurde aus den Deutschen ein Volk von Besserwissern, Moralaposteln und – wenn sie besonders aufgepeitscht sind – ein Rudel von Eiferern?
Der Protestantismus ist ein Kind aus deutschen Landen und barg bereits Grundelemente, die dem gemeinen Zeloten gut anstanden. Martin Luther prägte das »deutsche Denken« umfangreich, sein Widerstand gegen einen sittenlosen Katholizismus mündete in strikte Prinzipien: Konnte der reuige Katholik auf die Gnade Gottes setzen, galt für Luther und seine Auslegung nun, dass der Mensch einer inneren Wahrhaftigkeit ausgesetzt sei, die zur moralischen Korrektheit verpflichte – die Gnade musste sich jeder durch einen richtigen, später auch ökonomisch erfolgreichen Lebensstil verdienen. So entstand ein Ethos aus Pflicht, Disziplin und moralischer Selbstkontrolle, in welchem Prinzipien statt Umstände wirkten. Dem Altgläubigen war das Sündhafte der menschlichen Existenz bewusst, auch mit besten Absichten konnte er auf Abwege geraten – jene aber, die dem neuen Glaubensbild anhingen, folgten einer anderen Betrachtung: Sie mussten sich die Aufnahme in den Himmel durch eine strikte Einhaltung ethischer Standards verdienen – Calvin machte daraus später eine Prädestinationslehre, die noch weiterging: Wer im Leben erfolgreich war – auch pekuniär – ward von Gott bereits vorher auserwählt gewesen und zeigt durch sein irdisches Leben, dass er auf dem »rechten Weg« ist.
Das 18. Jahrhundert zwang auf deutschem Boden neue Denkrichtungen in dieses protestantische Korsett. Der deutsche Idealismus, zu dem sich auch Immanuel Kant zurechnen lässt, glaubte an einen apriorischen Ursprung der Sittlichkeit – sie ist in jedem Menschen angelegt, sodass man annehmen konnte, dass moralische Prinzipien überall und für alle Menschen zu gelten haben. Diesen Universalismus dehnten andere Vertreter des Idealismus aus. Für Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel konnte der deutsche Geist nur eine Aufgabe haben: Die Menschheit zur Vernunft führen. So wuchs aus einer eher deutschen Moral ein ethischer Kompass, der anwendbar sein sollte für alle Völker der Erde. Sie war gut für die Deutschen, für europäische Nachbarländer und mongolische Nomaden. Die deutsche Vernunft war der Maßstab, an dem sich der Weltgeist angeblich orientieren sollte.
Die perfektionierte Moral
Mit der Niederwerfung Napoleons und seines um sich greifenden Frankreichs, erwuchs auf deutschem Territorium – noch immer ein Flickenteppich – eine Romantik, die sich letztlich zu den militärischen Allüren des europäischen Nachbarlandes als überlegen wähnte. Der Kriegskaiser war unterlegen, die Kulturnation der Deutschen gehörte zu den Siegern – und das, obgleich man nicht so sehr ein militärisches, sondern eher ein kulturelles Volk war. Geist und Bildung hatten über Kanonen und Kavallerie obsiegt. Natürlich traf das so nicht zu, die Preußen setzten sich schließlich zusammen mit den Alliierten im Kampf gegen das napoleonische Frankreich durch, aber die deutschen Romantiker deuteten das als Sieg des Intellekts über die Kraft, denn der Krieg galt als aufgezwungen und so als eine Form der Notwehr – diese Haltung führte zu einer gewissen Überheblichkeit gegen andere Völker.
Preußens Glorie nahm mit dem Ende des französischen Hegemonialanspruches stark an Fahrt auf. Der preußische Staat adaptierte die deutsche Romantik auf seine Art: Die preußische Tugendhaftigkeit und Militärkraft etablierte ein wachsendes Gemeinwesen, das ab 1871 als Deutsches Reich fungierte und in dem Pflicht, Ordnung und Prinzipientreue zu Grundpfeilern des deutschen Wesens erkoren wurden. In diesem Preußen wirkten all die historischen Selbstüberhöhungsversuche mit, die Deutschland angeblich zu einem überlegenen, mit der eigentlichen Wahrheit ausgestatteten Volk erklärten. Von hier war der Weg zu den Exzessen des Nationalsozialismus nicht mehr weit – und in der Nachkriegszeit ab 1945 wurden zwar jene Verbrechen verurteilt, aber der moralische Perfektionismus, der schon die Altvorderen zu mörderischer Politik zwang, rettete sich in die Bundesrepublik hinüber.
Zunächst schüchtern, geläutert durch die Geschichte, traute sich die Bundesrepublik später selbstbewusster an den Komplex heran, den sie Aufarbeitung und Wiedergutmachung nannte. Nun sollte die Geschichte zu »einem Ort« werden, aus dem Menschen individuell lernen könnten – und das für alle Zeit. Diese vollkommen überzogene Vorstellung scheiterte, wie man dieser Tage sehen kann: Vom deutschen Boden könnte eben doch wieder ein Krieg ausgehen – wieder mal ein als aufgezwungen angenommener Krieg. Synchron zu dieser Entwicklung blieb aber eine Erinnerungskultur erhalten, die stark überzogen daherkommt und im moralisierenden Ton des Besserwissers klarmachen will, dass die Deutschen einen globale Vorbildfunktion haben – eben nicht nur, was die Aufarbeitung historischer Verbrechen angeht, sondern in allen Dingen, die dazu gedacht sein könnten, der Welt weiteres Leid zu ersparen.
Ob nun Migrationspolitik oder Klimawandel, ob Ukrainekrieg oder deutsche Staatsräson in Israel: Die Debatten sind stark polarisiert und sie werden im unmenschlichen Ton ausgefochten – und immer schwingt mit: Die Deutschen müssten in allen Fragen, die diese Welt beschäftigen, auf der richtigen Seite stehen. Denn diese Deutschen hätten schon viel Leid produziert auf dem Erdenrund – damit müsse endgültig Schluss sein. Daher sind alle Themenfelder, die sich auftun und die diskussionswürdig sind, immer auch von dieser geläuterten deutschen Nachkriegsrhetorik getragen und jeder, der ihr nicht folgen möchte, sei als ein Nachfolger jener Rotten anzusehen, die im Namen Deutschlands unsägliches Grauen produziert hätten. Es hat sich ein Hang zur Moralperfektionierung etabliert, der jene Hybris in sich trägt, die schon Idealismus und Romantik kannten – das deutsche Wesen: Es ist mal wieder hysterisch und glaubt auch noch, die Welt würde diesen Hang zum Überdrehten gerne auch für sich in Anspruch nehmen.
Der letzte Exportschlager der Bundesrepublik
Der Spanier Jorge Semprún war Mitglied der Kommunistischen Partei und im Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Frankreich – aus diesen Gründen landete er im Konzentrationslager Buchenwald. Semprún hatte – nicht nur weil er als Kommunist eine Nähe zu Karl Marx verspürte – ein Faible für die deutsche Hochkultur, saß nun aber in einem solchen Lager ein. Und dies nicht etwa in irgendeinem Lager, sondern in jenem Buchenwald, das seine Baracken über Weimar errichtet hatte. Ganz in der Nähe ging einst Deutschlands größter Dichter Johann Wolfgang von Goethe mit Johann Peter Eckermann spazieren – oder was heißt »ganz in der Nähe«? Es war genau hier, denn mitten im Lager stand der verkohlte Goethe-Baum, in dessen Rinde der Dichter und sein Begleiter die Initialen ihrer Namen eingeritzt haben sollen. Semprún verarbeitete seine Lagererinnerungen 1980 in seinem Roman »Was für ein schöner Sonntag!« und ging dabei unter anderem der Frage nach, wie ein so gescheites Volk, das der Welt so viel Kultur bringen konnte, gleichzeitig ein solches Menschheitsverbrechen anzurichten vermochte.
Womöglich schließt sich das aber nicht aus, die neue Vernunft mit der die Welt seinerzeit vermessen und »wissenschaftlich« ausgelotet wurde, ließ gar unmenschliche Schlüsse zu. Schließlich war die Genetik eine Wissenschaft, war Teil jener Vernunft, deren Träger und Verfechter sich schon seit Fichte und Hegel der deutschen Sprache bedienten. Wieso sollte man also zurücktreten, wenn diese vernunftbasierte Wissenschaft erkannte, dass es unwertes Leben gibt, das die Menschheit behindert? Sicher, nicht jede Raserei und jeder Eifer muss in einem Lager, muss in der totalen Vernichtung derer münden, die aus Vernunftgründen weniger wert sein sollen oder die sich offenbar der Belehrung durch den deutschen Weltversteher entziehen. Aber dass ein Volk von Kultur letztlich im Wahn der eigenen Auserwähltheit ebenjener Kultur eine Abfuhr erteilt und ganz unkultiviert vorgeht: Das erklärt sich damit, dass bei Betrachtung dessen, was auf deutschem Boden an Ideologie fabriziert wurde, ein Leitgedanke immer zu kurz kam: Die Gelassenheit.
Die Überspanntheit ist als Attribut immer präsent, wenn man außerhalb Deutschlands über das deutsche Wesen spricht. Fünfe gerade sein lassen: Eine deutsche Redensart zwar, die immer aber auch mit leichter Verachtung ausgesprochen wird – denn seiner Pflicht zur Perfektion nicht nachzukommen, den Wert der Schlamperei und des Chaos zu verkennen und als Makel zu betrachten: Das ist so tief in die deutsche Matrix eingraviert, dass es schier unmöglich erscheint, Debatten mit der nötigen Ruhe und Offenheit auszufechten. In der Diskussion steht daher stets alles auf dem Spiel: das Glück der Erde und die Vernichtung durch jene, die das deutsche Wesen nicht als den Weg zum Glück anerkennen möchten. Demut: Ein Wunder, dass das Deutsche überhaupt ein Wort für die Einsicht kennt, wonach es etwas Höheres oder Unerreichbares geben könnte. Denn das Höchste und für viele Unerreichbare ist doch – das deutsche Wesen!
In den letzten Jahren hat dieser Hang zur extrovertierten Belehrung anderer Völker wieder stark zugenommen. Ungeniert erklärt das zeitgenössische Deutschland den Nationen dieser Erde, wie sich ethisch aufzustellen ist, um auf den rechten Pfad zu gelangen. Diese neue deutsche Genesungsinitiative geschieht, während parallel die deutsche Wirtschaft darbt und das deutsche Ingenieurswesen in einer tiefen Krise steckt. Es ist, als ob man jetzt erst recht auf die Moral setzt, weil die Beiträge zur Weltverbesserung nicht mehr in Form von Waren und Maschinen exportiert werden können. Nun muss es die Moral richten – der letzte Exportschlager der Deutschen. Im Grunde aber »eine Ware«, die traditionell schon immer gerne aus Deutschland ausgeführt wurde. Denn die Deutschen wussten immer sehr genau, wie andere zu leben haben – nur wie sie selbst leben wollen, das haben sie in der heutigen Zeit längst verlernt.
Dieser Artikel erschien unter anderem Namen bei Manova.
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„Denn diese Deutschen hätten schon viel Leid produziert auf dem Erdenrund – damit müsse endgültig Schluss sein.“
Kann ich nur unterschreiben.
Jemand was dagegen?
Unterschreiben kannst Du ja eigentlich, was Du willst. Auf das Handeln aber kommt es an.
Soweit ich das hier im Forum überblicke, ist das „deutsche Wesen“ in Dir hervorragend repräsentiert. Selbst dann, wenn Du aus Südostanatolien oder vom Mars kommen sölltest. Du also wärest jemand, der aus dem Wunsche heraus das einzig Wahre und Rechte zu tun mit wehenden Fahnen Leid über jene bringen würdest, die dieses Dein Bild vom Wahren und Rechten sich weigern zu teilen.
Also wenn Du so dirket fragst, hätte ich schon etwas dagegen, dass Du das unterschreibst.
@Planze
Offensichtlich würden SIE das nicht unterschreiben.
Na dann ab an die Ostfront, da können sie bald den Bolschewisten das Deutsche Wesen in die Gehirne ballern.
Hindukusch ist ja nun leider erst mal vorbei… aber für solche Pflanzen wie sie, findet sich immer was.
DU bis ja vom antideutschen Hass ganz entstellt. Oder ist das da Dein wahres Gesicht, Dein deutsches Wesen? Die Applikation der brutalstmöglichen „Lösung“ für nicht bestehende Probleme, die Du hier ja eifrig versuchst mir aufzuschwatzen, ist ja schon irgendwie das, was das „deutsche Wesen“ so ausmacht. Danke für Deinen Vorschlag, aber nein.
Ich würde übrigens sofort unterschreiben. Am Rande allerdings sei erwähnt, dass sich an der derzeitigen Ostfront die Anzahl der Bolschewisten in einem außerordentlich bescheidenen Rahmen bewegen dürfte.
++++, dem schließe ich mich an
ich lebe im Ausland und wundre mich auch immer wieder über mich selbst 😎✌
@suzi
als ich vor 45 Jahren nach Portugal kam, kam ich als Internationalist.
In Portugal musste ich dann allerdings feststellen, dass ich ein echter Deutscher bin.
Und so sahen die Portugiesen das auch.
Lieber RDL, es ehrt Sie, daß Sie vor nichts zurückzuschrecken scheinen. Aber mit diesem Artikel haben Sie gewissermaßen die spezielle deutsche, faschistische Scheiße umgerührt. Den Artikel konnte ich leider nicht zu Ende lesen, denn was dann da an die Oberfläche kam (zurecht übrigens!) vertragen nur starke Mägen mit noch stärkeren Nervenkostümen…..
Ei du Ei Roberto, haste mal wieder gut in die Tasten gehaut, danke für diese Zeilen!
Ja das deutsche Wesen und ihr Frankenreich oder die Angeln und Sachsen hatten seit der zeitlichen Geschichte, immer ihre Griffel am arbeiten gehalten.
Irgendwann vor Monaten bin ich auf einer linguistischen Seite gestoßen, der Verfasser meinte:
das die deutschen ursprünglich aus dem Ural stammmten,…
Unser Stammbaum konnte bis in die Jahre, um 1640 zurück verfolgt werden, danke an alle Nazis und IBM, für diese Erkenntnis.
Seit der Herr Putin seine „Diktatur“ vollzog, hatte dieser Diktator mehrmals in öffentlichen Diskursen seine zynische aussagen zu Deutschland getroffen,… Hängt das zusammen mit der Aussage vom Linguisten zusammen?
Und auch dieses Mal wird das deutsche Streben wieder im Desaster enden. Wenn wir Glück haben, vielleicht nur für uns selbst. Wenn wir Pech haben, für (fast) ganz Europa. Unsere verfehlte Migrationspolitik, so ehrenhaft sie sein mag, hat Europa bereits gespalten und die Briten aus der EU getrieben. Man meinte den renitenten Osteuropäern die eigenen ethischen und moralischen Grundsätze aufzwingen zu müssen, ohne Erfolg. Von unserer Energiepolitik haben die Nachbarn deutlich hörbar die Schnauze voll, weil sie auch deren Netze und Märkte in Turbulenzen stürzen. Wir hatten eine Außenministerin, die den chinesischen Präsidenten öffentlich und wiederholt als Diktator bezeichnete, afrikanischen Ländern Vorschriften zum Feminismus und zum Umgang mit Homo- und Transsexuellen machen wollte und den brasilianischen Präsidenten zum Schutz des Regenwaldes belehren wollte. Leider scheint ihr Nachfolger nicht wirklich besser zu sein. Wir hatten einen Wirtschaftsminister, der im Alleingang das Weltklima retten wollte, ja das sogar für unsere moralische Pflicht hielt, ganz egal ob das im Ergebnis für das Klima irgendwas bringt.
Fazit:
es sind nicht nur Idealismus und Romantik verantwortlich, die tragen sicher ihren Teil bei zum Selbstbild des Moralweltmeisters. Es kommt zu gleichen Teilen mangelnde Bildung, Naivität und sogar Dummheit hinzu, sonst hätte Max Webers Verantwortungsethik gegenüber der Gesinnungsethik nicht so derart ins Hintertreffen geraten können. Das unterscheidet heutige Politiker von der Kriegsgeneration, die die Anfänge der brd gestaltet haben: die sind in die Politik gegangen, weil sie selbst gesehen und erlebt haben, wohin deutsche Hybris führen kann, das wollten sie verhindern.
Die Briten wollten schon immer raus. Glaub ich zumindest.
Deutschland hat keine eigenständige Außenpolitik, die bestimmt Washington. Das glaube ich.
Jedenfalls sprechen die sich alle in Hinterzimmern ab. Politiker und Think tanks.
Da gibt es Leute die werden bezahlt sich sowas auszudenken. Geopolitik und so…
Viele der Deutschen Schriften von früher kamen aus den Literaturvereinen.
Die Romantiker haben die Wahrheit oft vernebelt. Sind keine objektiven Historiker sondern damalige Propagandisten. Nicht vergessen.
Gab aber auch gute wie Schopenhauer, Kant… Im Frankenreich Voltaire, Rousseau und Montesquieu
Das wir unseren Verstand nutzen und richtig urteilen können mit dem Wissen, richtig Vernunft walten lassen können.
Darauf kommt es an.
Die Deutsche Rationalität hat viele gute Dinge hervorgebracht welche unser heutiges Leben sehr sehr bequem machen.
Dafür bin ich dankbar.
Das man Männer wie Einstein umbringen wollte….
Der Typ hat etwas berechnet… Wir verdanken ihm das Verständnis für geostationäre Satelliten und… Seine Berechnungen wurden erst hundert Jahre später bestätigt.
Die Theorie für Laser stammt von Einstein. Ohne ihn gäbe es vieles unserer Dinge nicht welche das 21Jhd. Geprägt haben!
Und viele andere…
Man reiche dem werten Herrn Autor eine neunschwänzige Katze
https://de.wikipedia.org/wiki/Peitsche
auf dass er seine nicht-spanische (katalonische/baskische?) Hälfte geisele, falls er sich von den instinktfreien, schamlosen Überheblichkeiten irgendwelcher deutschen Politikerschwadroneuren vertreten fühlt.
(Spässle!)
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwadronieren
Die Briten gelegentlich mit großer Brutalität. Hört sich lustig an, weckt die Millionen Toten die dieser „Gelegentlichen“ Brutalität zum Opfer gefallen sind nicht wieder auf. Westliche Werte waren schon lange vor Hitler Mord, Raub, Rassismus und noch so ein paar dieser Eigenschaften. Nur weil insbesondere die Briten ihre Millionen Morde nicht in Europa begangen haben, was übrigens der einzige Unterschied zwischen diesen beiden war, sind die Briten genausowenig Human, Demokratisch oder sonstige Lichtgestalten.
Die deutschen haben statt Kolonialreichen wie Spanien, Portugal, Niederlande, England und Frankreich, eben nur ihr Nachbar-Mini Fürstentum zum ausleben ihrer Mordgelüste und konnten keine fremden Länder Erobern und Brandschatzen. Für die Deutschen war nach dem 30 jährigen Krieg schlicht und einfach die Möglichkeit zum Morden, Rauben und Plündern stark eingeschränkt. Und für die anderen Europäischen Länder eben nicht, allein in Mittel und Südamerika sind diesen Europäischen Gelüsten zig Millionen zum Opfer gefallen. Oder etwa die Dealerkriege die der Opium Großdealer Großbritannien gegen China geführt hat. Wurden diese Opfer je gezählt? Da war für die deutsche Großmannssucht nicht mehr viel Raum (auch nicht im Osten) und da wars dann der Wesensspruch mit dem Genesen.
Wobei ohne deutsches Wesen (inklusive der anderen Europäer) könnte die Welt tatsächlich Genesen.
@ yat
der beste und einzig treffende Kommentar bisher diese Selbsterniedrigung und Selbstgeiselung einiger Kommentatoren hier Hat auch schon wieder etwas von deutscher Überheblichkeit nur in die andere Richtung
Bitte beantworte mir einige Fragen:
1) wer hat das Individualrecht eingeführt (statt Clangesetze)?
2) wer praktiziert ansatzweise etwas wie Demokratie?
3) wer hat die Sklaverei geächtet?
4) wer hat die Menschenrechte formuliert?
5) wer hat die Gleichberechtigung erfunden?
6) wer hat Sozialstaaten erfunden?
7) wer praktiziert in großen Teilen die Todesstrafe nicht mehr?
8) wer hat die Welt in die Moderne geführt (Computer, Automatisierung und so überflüssiges Zeug)?
9) wer hat Breitenbildung und Schulpflicht etabliert?
10) wer hat den Buchdruck etabliert? und das Internet?
…
Diese dümmliche, ungebildete, linke Einseitigkeit (oder Selbsthass?) hängt mir echt zum Hals raus! Das ist genau dieser Hypermoralismus den Herr Lapuente thematisiert!
Nur um das nicht zu vergessen: ALLE, wirklich ALLE Gesellschaften (wenn sie nicht gerade sehr weit abgelegen liegen) weltweit, kennen Kriege und erst recht innere Konflikte, Grausamkeiten usw. das einzige, was uns unterschied, war die technische Überlegenheit und das geographische Setting (Enge und Rohstoffarmut). Wären die Inkas ein Jahrhundert weiter in der Entwicklung gewesen, hätten sie vielleicht uns kolonialisiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Inkareich#Expansion_und_Konsolidierung
Lasst euch doch nicht von Mausfeld, Ganser und Co ins Bockshorn jagen! Verdammt nochmal!
3) wer hat die Sklaverei geächtet?
Dänemark-Norwegen -> 1792
Frankreich -> 1794
Großbritannien -> 1807
4) wer hat die Menschenrechte formuliert?
Die UNO -> 1948
Schlüsselpersonen waren Eleanor Roosevelt und
Stephane Hessel
5) wer hat die Gleichberechtigung erfunden?
Als Menschenrecht im Sinne der politischen Emanzipation? (Rechtssubjekte)
z.B. Immanuel Kant und die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte -> 1789:
„Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es.“
Im Sinne von Frauen z.B. Olympe de Gouges -> 1791
Ach ja, so eine wilde Aneinanderreihung von Schlagworten. Wer hat denn immer Stillschweigend die postulierten Menschenrechte ausschließlich auf Weiße begrenzt? Was soll an der realen Herrschaft des Kapitals demokratisch sein? Wo doch die so bezeichnete Demokratie immer das Problem der Korruption dieser Staatsform zum Opfer gefallen ist. Die Sklaverei wurde immer mal wieder in diversen Kulturen geächtet, also auch da nichts neues, dafür wurde doch extra die Leibeigenschaft erfunden. Zum Internet fehlt noch die Atombombe und die ICBMs/Interkontinentalraketen. Ach ja Gaskammern für Menschen sind glaube ich auch aus Europa.
Wieso Ganser?
Und bezüglich Mausfeld wollte ich mal anmerken, dass man nicht unbedingt alles glauben muss, was User hier zum Besten geben. Vielleicht einfach mal selber lesen, den Mausfeld. Das hätte immerhin den Vorteil, die Sache ein für alle Mal geklärt zu haben. 😉
Du bist ja in der Vergangenheit nicht sehr willig gewesen, Fragen zu beantworten, die ich dir stellte. So fürchte ich, dass du auch diesmal meine dümmliche, ungebildete, linke Einseitigkeit nicht mildern wirst , obwohl ich schon gern wüsste, was dich antreibt , Konkret vor der Rezeption von Mausfeld und Ganser zu warnen.
Mit deinen bizarren Quizzfragen kann ich eigentlich auch nichts anfangen. Was im Zusammenhang mit dem Artikel willst du zum Ausdruck bringen? Sicher nicht, dass das mit „ein Deutscher“ zu beantworten ist? Das wäre doch zu blöd.
Richtig hingegen ist deine Annahme, dass außereuropäische Gesellschaften, wenn ihre Entwicklung anders und schneller verlaufen wäre, all die Bestialitäten, die wir mit europäischer Kolonisierung verbinden, genau so begangen hätten. Daran besteht nicht der Hauch eines Zweifels und innerafrikanische Kriege oder das manifeste System der Schuldsklaverei in Westafrika, lange bevor Europäer da mitspielen, sind Belege. Das ließe sich um etliche weitere Beispiele erweitern und verweist alle Überlegungen, sowas als Resultat des Wirkens weißer Männer zu beschreiben, in den Bereich einer psychotischen Weltsicht. Zurückhaltend ausgedrückt. Nur wenn man solche schwachsinnigen Gesellschaftstheorien ablehnt, wird man sich darüber Gedanken machen müssen, wie anders man die Ursachen von Ausbeutung, Unterdrückung, Sklaverei und Krieg beschreiben kann. Ich kenne keine „rechten“ Theorien oder Ansätze, die da weiterhelfen. Wirklich nicht. Aber du vielleicht?
In Ragusien gab es schon vor Bismarck den Sozialstaat. War ein Stadtstaat.
Die Griechen haben in 100 Jahren Herrschaft, viele Dinge erfunden darunter die Demokratie. Diese auch gelebt. In der ANTIKE.
Die Spartaner herrschten mehrere hunderte Jahre und nix.
Übrigens. Nennt man es „Wiedergeburt der Antike“, Renaissance.
Die Aufklärung ist nicht die „Wiedergeburt der Antike“, sondern die Renaissance wird so genannt. Die Renaissance (ca. 14.-16. Jh.) war eine Epoche, die durch die Wiederbelebung antiker Kunst und Ideen geprägt war, während die Aufklärung eine spätere geistige Bewegung war, die auf der Vernunft basierte und sich von der Renaissance unterschied. Die Aufklärung folgte der Renaissance und betonte die Fähigkeit des Menschen, eigenständig zu denken und Wissen durch Vernunft zu erlangen, was durch die Renaissance-Humanisten und die Reformation vorbereitet wurde.
Den Abschnitt von Gemini. Google.
Die Preussen UND der FREIMAURISCHE Preussen König Friedrich der Große, welcher übrigens Österreich überfiel, hat zuerst das protestantische Lager gemeint. Dann Ministerien geschaffen mit Beamten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Preu%C3%9Fen)
Die Clans sind eine andere Baustelle…
@ Scheinregen
Na keiner.
Ihre „Clangesetze“ wurden nicht durch „Individualrechte“ ersetzt, sondern durch Goodies, die der Lude und Oberclanchef Staat Ihnen jederzeit wieder wegnehmen kann. Das Pandemieregime ist wohl bereits vergessen, oder wat? Oder haben alle hier zu viel Maskenabrieb geschnüffelt?
Fakt ist: Der Staat hat Ihr ominöses „Clanrecht“ nur zentralisiert und sich selbst als neuen Babo in da hood installiert. Rauben, vergewaltigen und morden darf jetzt nur noch
er – und natürlich seine amtsbestellten Häscher, die Angehörigen des Schlagstockclans. Man erkennt sie an den blauen Klamotten, dem Funkgerät und dem Bier in der Pranke.
Erstens: Was ist daran so gut, dass irgendwer herrscht? Sprich: Seine Meinung und Interessen anderen oktroyiert? In vorliegenden Fall, dass ein irgendwie gearteter „Demos“ über alle, die nicht zu ihm gehören (Ausländer, zu alte, zu junge, zu pöse „Kriminelle“ und sonstige) oder aus sonstigen Gründen vom Stimmzettelbeerdigen ausgeschlossen wurden, herrscht?
Zweitens: Ihr „etwas wie Demokratie“ ist Oligarchie mit völlig kommodifiziertem Wahltheater. Ist Fetisch. Sie dürfen alle vier, fünf Jahre zwischen von der Familie vorselektierten Kartellfraktionen wählen, die dann das „entscheiden“, was sie abzunicken haben.
Wenn Sie „etwas wie Demokratie“ suchen, probieren Sie es doch mal mit Konsensualdemokratie. Freiwillige Kooperation ohne Zwang, wo keiner überstimmt und schlechter gestellt wird. Funktioniert. Außer natürlich in Claninstitutionen wie Ihrem geliebten Staat.
Ihr geliebter Staat war’s schon mal nicht. Der hat die Sklaverei bloß umetikettiert – heute kennt man sie als „Arbeit“, „Zwangsdienste“ und „Steuern“. Kurzum: Auch hier wurde Gewalt bloß wieder verstaatlicht und mittels PR zur „Bürgerpflicht“ umdesignt. Dieser 🧙♂️☕ wird freilich fleißig geschlürft und geschluckt, am lautesten von Liberalen.
Die Sklaverei geächtet und sich von ihr befreit haben in der Regel immer nur die Sklaven selbst. Durch Flucht, Sabotage und Aufstände… für Anregungen lohnt sich ein Blick in ein kritisches Geschichtsbuch.
Irgendwelche Staaten(lenker) und ihre Zuarbeiter, die zuvor Millionen und Abermillionen von anderen Menschen niedergeschlachtet und versklavt hatten. Oder zumindest den Befehl dazu gaben oder höchstselbst mitwirkten.
Die haben da in den 1940ern ein hübsches Feigenblatt designen lassen, um ihre imperialistische Agenda weiter fortsetzen und moralisch verbrämt unter die Leute bringen zu können. Seitdem nutzt man sie als Freibrief um in unliebsamen Staaten nach Gusto intervenieren zu können.
Ansonsten hat man noch „Grundpflichten“ ausformuliert, die angeblich jeder Mensch haben soll. Hier Artikel 29:
Ja, die Moral und das Gesetz – wandelbar wie Moden und geschneidert von den Terziler der Herrschenden. Und das allgemeine Wohl – auf das beruft sich jeder gerne. Dem „größeren Wohl“ dient noch die schlimmste Barbarei.
Dieser Artikel sagt nichts anderes als das, was ich hier wieder und wieder betone: Rechte und Freiheiten sind vom Staat temporär gewährte Goodies. Lizensierte Privilegien, die Ihnen jederzeit wieder weggenommen werden können. Wenn die herrschende Klasse und ihre Kostgänger das so wollen.
Else Hackenröder aus der Buntfinkstraße 69 in 84130 Dingolfing.
Oder der Staat. Oder der Markt. Oder vielleicht doch Manuel Neuer? Wer weiß das schon genau?
Davon abgesehen ist es wirklich famos, wie man das Mitmischen im Hamsterrad der Lohnsklaverei so vielen Frauen als „Fortschritt“ und „Gleichberechtigung“ verkauft hat, sodass nun das Kapital ihren Körper leichter verwerten und auswringen kann. Jetzt hat die Kaste mindestens zwei Lohnsklaven pro Haushalt statt bloß einem. Ist doch geil! Und beide werden sogar gleichberechtigt ausgebeutet!!1!
Arbeit gemeinsam überwinden – wann?
Jene Angehörigen der herrschenden Klasse, die Revolutionen zu verhindern trachte(te)n. Ihr geliebter Bismarck hat die Sozialversicherung ja nicht aus Güte eingeführt, sondern, um die Arbeiter vom Revoluzzen abzuhalten. Und mit genug PR hat man diesen 🧙♂️☕ dann auch noch als kongenialen Akt verkauft.
Fakt ist: Auch Sozialabgaben sind Raub. Zwangsversicherungen, die mit Gewalt und Zwang eingetrieben werden.
Freie Gemeinschaften setzen auf gegenseitige Hilfe. Lesen Sie’s beim Souchy nach oder anderen, die Ihnen schildern können, wie es damals in Katalonien lief.
Aufgeklärte und vernünftige Menschen?
Der Staat praktiziert sie ja weiter, hat nur die Formen gewandelt. Er setzt auf lebenslange Käfighaltung und den Käfig dürfen die Hühner auch noch selbst bezahlen. Und wenn es sich um pöse Kanaken im Jemen oder „Drogendealer“ in der Karibik handelt, dann existiert die Todesstrafe munter weiter. Und auch der Blaulichtclan hat hierzulande weiterhin die licence to kill.
Hören Sie also bitte einfach auf dem Forum 🧙♂️☕ einzuschenken.
Welche Moderne?! Die Welt ist in vielen Teilen gefühlt rückständiger als vor 2000 Jahren. Damals gab es nämlich jede Menge gewaltfreie Gesellschaften und nicht nur „im hintersten Winkel“ wie Sie behaupten. Lesen Sie mal Fromm oder Beyond War von Fry.
Obendrein waren es kritische Querdenker, die die Aufklärung vorantrieben. Viele davon in Übersee – viele Ideen der Aufklärung entstanden nämlich nicht bei Rousseau und Montesquieu, sondern in Piratenspelunken und Indianerdörfern. Lesen Sie’s beim Graeber nach.
Und ne Menge technischer wie digitalisierender Müll wurde vom Militär entwickelt – also am fettesten bewaffneten Huskarlen der herrschenden Klasse. Um die Leute noch besser überwachen, gängeln und abhängig machen zu können.
Mhm, auf Pflichten fährt der Rechtsliberale ab, das ist ganz heißer Scheiß.
Die Zwangsindoktrination wurde gerade vom preußischen Staat hochgefahren, um schön geformtes Menschenmaterial zu züchten. Um brave Soldaten, brave Fabrikarbeiter, brave Untertanen zu haben. Es geht nicht um Bildung, sondern das Stopfen der Hühner mit gedrucktem Foie Gras. Um Dressur des Federviehs. Man kann dann lesen und schreiben, um Steuerformulare auszufüllen und sein Autogramm unter Knebelverträge zu setzen.
Echte, freie Bildung erfolgt selbstorganisiert und ohne Zwangsinstitutionen wie die staatliche Schule. Es braucht die Entschulung der Gesellschaft, wusste schon Ivan Illich.
Das Internet hatten „wir“ oben schon.
Ansonsten: Der Kinäs!
Quelle: hier
Gutenberg derweil war ein Privatunternehmer, der einen Gutteil seiner Druckerwerkstatt im Gefolge eines verlorenen Rechtsstreits mit seinem Geldgeber Fust demontiert bekam. Er lernte somit bereits gewisse „staatliche Segnungen“ kennen. Er ist dann auch eher ein Beispiel, warum das Rechtssysteme einer dringenden Ersetzung bedarf.
So bleibt es unterm Strich einfach dabei: Lieber Aal als liberal! Die Rechtsliberalen sind die schlimmsten Ideologen und 🧙♂️☕ -Verkäufer, die es gibt. Und alles, was als vom Staat „erfunden“ verkauft wird, wurde entweder von freien Menschen entwickelt – und dann vom Staat gekapert. Oder direkt in staatlichem Auftrag von Menschen entwickelt, um die Kontrolle über die Untertanen zu stärken und die Stabilität und Effizienz des herrschenden Systems zu stärken.
Wie viel weiter könnte die Welt heute entwickelt sein, wenn man sie aus dem Korsett der lebensverneinenden Gesellschaften und ihren autoritären Institutionen befreit hätte?
@ altlandrebell++++
hervorragende Einlassung.
Danke, du hast alles gesagt, was ich gedacht habe und niemals so schön, geduldig und freundlich hätte auf den Bildschirm bringen können.
Zur Gleichberechtigung fällt mir ein, gelesen zu haben, dass die Frauen und Männer in der Sekte des Pythagoras (vor 2600 Jahren?) gleichberechtigt waren.
Auch alles, was ich über Wildbeutergesellschaften in Erfahrung bringen konnte, deutet auf gelebte Gleichberechtigung hin.
Ich denke, die Unterdrückung begann mit der dauernden Sesshaftigkeit (die keineswegs freiwillig erfolgte), ins Leben der Frauen zu kommen. Also mit der Bildung sogenannter zivilisierter (stadtstaatlicher) Strukturen.
Da ist schon was dran, Max Webers „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ würde ich noch ergänzen. Als katholisch geprägter Schwabe im preußisch-protestantischen (oder vielmehr bereits gottlosen?) Berlin fühle ich mich auch hin- und hergerissen zwischen beiden Welten, bzw. politischen Kulturen. Denn jede hat etwas für sich. Sehr spannend, dieses typisch deutsche Thema.
Steckt in der protestantischen Innerlichkeit und ihrem Vernunftglaube nicht eher der Wunsch, jedem Menschen würde irgendwann – vielleicht nach ausgiebiger Bibel- oder Kant-Lektüre – schon von selbst ein Licht aufgehen?
Wobei mit diesem Wunsch eine regelmäßig erneut eintretende Enttäuschung einhergeht: Es will partout nicht funktionieren.
Ganz begeistert bin ich von dem Wortzusammenhang: hysterische Hybris!
Das kann man live und in Farbe immer mal erleben. Ein Schauspiel!
Aber nicht auf den Brettern die die Welt bedeuten.
Jeder Einzelne kann sich, wenn recht in Form ist,
derart gebärden (und sieht auch so aus), als wär er der Hund von Baskerville.
Die Decke der Zivilisation ist dünn.
„den sie Aufarbeitung und Wiedergutmachung nannte“
Das war wohl eher eine Relativierung der eigenen Verbrechen und so wird es noch heute praktiziert.
Ein interessanter Artikel.
Die Bezugnahme auf den Protestantismus und dessen spezifische Geisteshaltung ist sicherlich richtig und wichtig und im Hinblick auf die Deutung der frühen Neuzeit und auch der Moderne (bis sagen wir mal etwa 1920) auch angebracht.
Angesichts des Bedeutungsverlusts der Kirchen und – mehr noch(!) – der protestantischen Theologie bin ich aber unsicher, ob man hier für die Gegenwart noch eine Wirkungsmächtigkeit hat.
Wenn nun aber manche Leser meinen, dieses Belehrungshafte sei sozusagen – unabhängig von der deutschen Geistesgeschichte – ein spezifisch deutsches Merkmal, dann befinden wir uns in einem dubiosen Feld, auf dem (dem rassistischen Denken nicht unähnlich) einem Volk – nämlich dem deutschen – gewisse Verhaltensmerkmal per se zugeschrieben werden. Von da bis zu den üblen rassistischen Denken gewisser Leute in der Vergangenheit über DEN Russen, DEN Polen, DEN Engländer usw. ist es dann nicht mehr weit.
Anders gesagt: Wenn man dem Erbe des Protestantismus keine Wirkmächtigkeit mehr zugesteht, dann kommt man in Erklärungsnot, denn eine gleichsam biologische Begründung der Belehrungsmacke ist ja abwegig.
Mit Bernd Stegemann („Was vom Glauben bleibt“, 2024) und Markus Vahlefeld („Die Krisenmaschine“, 2025) könnte man allerdings argumentieren, dass das geistige Erbe des Protestantismus längst noch nicht aus der Welt sei, sondern in gewandelter Form, nämlich als Zivilreligion, durchaus aktiv sei.
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Wenn sich diese Hypothese nicht bestätigen ließe, dann bliebe eigentlich nur noch die – kaum beweisbare – Annahme, dass die überhebliche Geisteshaltung auf irgendeine mysteriöse Weise von bestimmten geheimnisvollen Unbekannten bei uns verbreitet wird … vielleicht von den Adepten der „Frankfurter Schule“?! Ja, könnte sein.
Na ja, ich halte das Reflektionsvermögen, den Hang zum Kollketivismus und zum Moralisieren schon teilweise für genetisch, na ja, „angelegt“ (passt vielleicht am besten, die Niederlande sind ja z.B. viel liberaler, es geht also auch anders) bei den Weißen, insbesondere halt in Mittel- und Nordeuropa, weil es da das Überleben begünstigte (kalter Winter und so).
Die Eigenschaft ist ja auch nicht schlecht (m.W. bewundern und beneiden viele uns darum, weil unsere Gesellschaften deshalb besser funktionieren), sie wird es nur dann, wenn sie nicht mehr offen ist, nicht den Austausch sucht, sondern wenn sie eifert und danach trachtet, sich anderen aufzudrängen (wobei der Übergang fliessend ist, die Ächtung der Sklaverei finden die meisten noch gut, den Transkult weltweit zu etablieren, nur noch wenige).
Wann eifert sie? Dann wenn die Dummheit überhand nimmt, wenn abstrakte Konzepte nicht mehr verstanden werden (Meinungsfreiheit gilt auch für meine Feinde, zum Beispiel) und wenn solche Dummköpfe dann in höchste politische Ämter und in die Massenmedien kommen, denn ein moralistisch-kollektivistisch orientiertes Volk, kann man mit Pseudomoral sehr leicht vor sich hertreiben!
Wir sind sozusagen besonders genötigt, ein hohes Bildungs- und Bewusstseinsniveau zu halten, sonst steuern wir unweigerlich in Katastrophen, während wir andererseits ein Vorbild für die Welt sein können, wenn es uns gelingt, unsere abstrakten moralischen Konzepte auch tatsächlich auf uns selbst anzuwenden (m.E. ensteht der Selbsthass der Weißen u.a. dadurch, dass wir es nicht tun, insbesondere unsere „Eliten“ nicht, dadurch entsteht Scham und Schuldbewusstsein)…
@Scheinregen
Der Deutsche ist zur Bildung verurteilt. (Ihr letzter Absatz, in Anlehnung an Sartre aus Frankreich.)
@Scheinregen
Ich denke zwar, dass durchaus vieles genetisch angelegt ist, aber diese Verhaltensweise auch … ???
Nein, das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass der Protestantismus als sozusagen Wurzel des duetschen Weltbeglückungsübels ausgemacht wird. Soweit mein bescheidenes Wissen reicht, waren zur Reichsgründung 1871 etwa 1/3 der Staatsbürger katholisch. Dass diese starke Minderheit bedeutungslos gewesen sein soll, kann ich kaum glauben. Aktuell sind die Konfessionslosen in der relativen Mehrheit und es gibt weniger Protestanten als Katholiken in deutschen Landen.
Irgendwie will mir der deutsche Protestantismus nicht so recht als Haupttriebkraft für das „deutsche Wesen“ einleuchten.
@Reimar Pflanz
Na ja, es gehörten zwar ab 1871 auch katholische Regionen zum Deutschen Reich, aber der neue Staat war ganz klar vom erzprotestantischen Preußen dominiert. Ja, die katholischen Regionen (z.B. das Rheinland) waren sogar Teil des Königreiches Preußen!
Hinzu kommt, dass unter Bismarck dann bald der sog. „Kulturkampf“ gegen die Katholiken begann, die man ihrer Romorientierung wegen als unsichere Kantonisten, wenn nicht gar als „Reichsfeinde“ ansah.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf_in_Preu%C3%9Fen_und_im_Deutschen_Reich
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„Irgendwie will mir der deutsche Protestantismus nicht so recht als Haupttriebkraft für das „deutsche Wesen“ einleuchten.“
Der Protestantismus stellte den Menschen in ein unmittelbares Verhältnis zu Gott; die Kirchenorganisation wurde zweitrangig. Dieses neue Verhältnis kannte nicht mehr die relative Großzügigkeit der katholischen Kirche bei Sünden (Ablass, Beichte usw.) Dies zwang den Einzelnen im Protestantismus zu besonderen Leistungen: Er musste nun mit aller Inbrunst brav glauben, um (theologisch) gerettet zu werden („sola fide“), er musste sehr bibeltreu sein („sola scriptura“) und die Schrift beständig studieren, er musste insbesondere versuchen, zu den Guten (bei Calvin sogar zu den Auserwählten) zu gehören und sich von den Sündern und Verworfenen fernhalten, er musste beständig sein Gewissen befragen und sich anstrengen.
Vor allem musste er besonders gut/moralisch sein, musste versuchen zu den Reinen (vgl. Puritaner) zu gehören!
Dies schuf für Protestaten eine anstrengende und fordernde Welt. Da war nichts mehr mit der teils laxen Großzügigkeit und relativen Trägheit der katholischen Südeuropäer. Nein, bei den Protestanten konnte man eben fünfe nicht gerade sein lassen. Alles wurde ihnen ernst, schwer und bedeutsam. Und wer nicht zu ihnen, zu den Guten und Reinen gehörte, der gehörte eben zu den Sündern, den Verworfenen – heute würde man sagen: zu den Rechten …
Es ist übrigens auffällig, wie viele berühmte deutsche Autoren, Denker und Intellektuelle in der Zeit zwischen 1550 und 1850 protestantisch waren.
Da ist durchaus was dran. Auch denke ich, dass der Protestantismus sehr wohl zur Konditionierung des bürgerlichen Subjektes passte und ich kann auch mit der These Todds etwas anfangen, der einen Zusammenhang zwischen der breiten Alphatisierung und dem protestantischen Anspruch, die Schrift Gottes allgemein zugänglich zu machen, herstellt. Nur, dass das eben ein grundlegendes Erfordernis der bürgerlichen Gesellschaft des kommenden Industriezeitalters sein würde, dürfte nicht absichtsvoll angestrebt worden sein. Es passte nur in wirklich jeder Hinsicht.
Und es passt auch, dass der deutsche Faschismus eine durch und durch katholische und süddeutsche / österreichische Angelegenheit war. Eine Modernisierungsdiktatur, die sich als Revolte gegen die „Moderne“ phantasierte (jüdisches Finanzkapital, dass tradiertes gutes Schaffen zersetzt ) und sich dabei aller Mittel der Moderne bedient. Bis hin zur industriellen Menschenvernichtung. Ich stelle nicht ernsthaft die These auf, dass Katholizismus kausal Faschismus bewirkt. Das hielte ich für albern. Nur dass er zuerst im Herzland des Katholizismus entstand ist evident und dass sowohl das führende Personal als auch die Regionen, woder deutsche Faschismus entstand, katholisch geprägt waren, ist klar. Was man aus Theologie und katholisch geprägtem Denken ableiten kann, wäre interessant, überfordert mich aber bei weitem. Nur ist eben klar, dass es „passte“.
@1211
Sie haben da mit dem Zusammenhang von historischem Faschismus und Katholizismus einen für mich ganz neuen Gedankengang ins Spiel gebracht.
Danke!
Muss darüber nachdenken.
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Klar, der Protestantismus und die entstehende bürgerliche Gesellschaft, später dann die liberal-bürgerliche Gesellschaft, haben viel miteinander zu tun. Auch schon vor Max Webers Gedanken zur „protestantischen Ethik“ und dem Aufkommen des Kapitalismus.
@ 1211:
Aber dann waren es doch vor allem die protestantischen Regionen Deutschlands welche der NSDAP und Hitler zu ihren Wahlerfolgen verhalfen, besonders der sehr protestantische Osten, aber auch der Norden – während dagegen das erzkatholische Rheinland als einzige Wahlregion sogar noch 1933 das Zentrum als stärkste Partei verzeichnen konnte und nicht die NSDAP. In allen anderen Wahlregionen lag die NSDAP vorn.
@Two Moon
Hier liegt m.E. kein Widerspruch vor.
Ich möchte hierzu folgende These aufstellen:
Der NS vermochte es unter Hitler vor 1933 in bisher unterschätztem Maße, sich durchaus unterschiedlichen Gruppen von Unzufriedenen als Lösung zu präsentieren.
Vermutlich war das auch Absicht, um als Partei/Bewegung rasch zu wachsen, und so blieb die Partei vor 1933, was ihre Ziele anging, weniger konkret (und auch weniger extrem) als viele Leute heute annehmen.
Anders gesagt:
Die Gruppe der NS-Wähler und auch NS-Parteimitglieder war heterogener als viele heute glauben und sie wählten die Nazis aus durchaus etwas unterschiedlichen Gründen bzw. hatten auch was die Zeit nach der Machtergreifung anging, etwas unterschiedliche Ziele.
Viele (vermutlich gerade im Norden) wollten ganz einfach eine „normale“ Diktatur, um „Ordnung“ zu schaffen. Andere nahmen das mit dem nationalen Sozialismus ernster (z.B. die Strasser-Brüder). Wieder andere neigten mehr zu dem von @1211 angesprochenen (eher katholischen) Klerikalfaschismus. Wieder andere nahmen Hitlers Rassismusmacke ganz besonders ernst, z.B. Himmler.
Sie haben natürlich recht, dass die NSDAP im preußischen Osten starke Wahlergebnisse erreichte, doch glaube ich, dass die dortigen Wähler sich von den bayerischen Wählern unterschieden und nicht unbedingt die selben Zielvorstellungen hatten.
Nun, ich will und kann keine stringente Theorie aufstellen, sondern habe meine Gedanken dazu aufgeschrieben, dass die Herkunft und die Führung der deutschen Nazis, meist aus Süddeutschland/Österreich kam und meist auch einen ausgeprägten katholischen Hintergrund hatten. Ich selber habe weder mit Protestanten noch mit Katholen etwas zu schaffen und dass ich sehr kritisch zu Preußen stehe, hat Wolgang Wirth zutreffen festgestellt. Mich bewegt da nichts Persönliches und ich stelle das als Fakt fest.
Ich habe dann mal überprüft, ob die Annahme stimmt, dass der preußische Osten protestantisch war. Ich hatte, tatsächlich aus der Erzählungen der „Alten“ ein anderes Bild und habe mal gesucht. Der preußische Osten war, schon weil er immer eine starke polnische/slawische Bevölkerung hatte, so waren ein Teil meiner Vorfahren polnische Schlesier, keineswegs protestantisch. Gefunden habe ich, dass in Oberschlesien 90% katholisch waren, in Teilen von Ostpreußen (Ermland) auch 80%. In Opeln hätte das Zentrum dann auch genau eines ihrer Mandate nach „englischem“ Wahlrecht errungen. Ein weiteres in Bayern, was ich nicht wusste, da lag ich falsch, und vier im Rheinland.
In den preußischen Kernlanden von Hannover bis Frankfurt an der Oder aber hätte die SPD sogar fünf Mandate errungen, die KPD nur eines im Rheinland. Wobei, das muss ich noch einmal schreiben, es eine sehr hypothetische Rechnung ist und die Nazis auf jeden Fall im Reich die stärkste Partei wurden, auch wenn sie es in Berlin sehr schwer hatten:
https://wahlen-in-deutschland.de/wrtwberlin.htm
Interessant ist auch, dass einer der wesentlichen Wegbereiter des Faschismus – Franz von Papen- auch aus einem katholischen badischen Haushalt kommt und Zentrumspolitiker war. Auch wenn es ein schwacher Trost ist, so muss man immer wieder erwähnen, dass die Nazis nie eine eigene parlamentarische Mehrheit hatten. Unter Papen wurde auch die sozialdemokratische Regierung in Preußen 1932 entmachtet (Preußenschlag).
Und wenn ich es richtig überblicke, dann wäre 11 der 12 (von theoretisch 35) Mandaten, die nicht an die Nazis gingen, in Preußen vergeben worden:
@ 1211:
Na was Sie sagen stimmt ja. Aber das mit den Konfessionen und dem Faschismus ist keine einfache Sache. Man kann es ja auch weiterspinnen und sagen, dass auch besonders katholische Länder wie Spanien und Italien vom Faschismus heimgesucht worden sind, während solche Tendenzen in den vornehmlich protestantischen Ländern außerhalb Deutschlands erst mit Hilfe der Deutschen an die Macht kamen, als diese Länder erobert wurden.
Die beiden Konfessionen haben wohl einen etwas unterschiedlichen Weg und unterschiedliche Motivationen zum Faschismus. Das deutet @Wolfgang Wirth ja auch schon an.
Und wiewohl das Zentrum in den katholisch geprägten Gegenden die NSDAP noch einigermaßen in Schach halten konnte, so war dieses Zentrum, sicher kein „Zentrum der Demokratie“, sondern hatte seine eigenen Verknüpfungen zu bestimmten Machteliten. Das Zentrum war nicht die Mitte, wie der Name andeuten soll, sondern gerade auch im Rheinland ein teilweise ziemlich übler, rechter, intoleranter Haufen, der ebenfalls vor Unterdrückungmethoden nicht zurückschreckte.
Es stimmt natürlich auch, dass der Osten nicht so ganz protestantisch war. Schlesien war halb-halb. Deswegen war dort wohl das Zentrum etwas stärker, aber die NSDAP nur minimal schwächer als im anderen Osten. In Oberschlesien war das Zentrum natürlich noch relativ stark, während das protestantisch geprägte Niederschlesien sehr deutlich von der NSDAP dominiert wurde.
Aber wer weiß, hätte es sowas wie eine protestantische Zentrumspartei gegeben, die eine ähnliche Zugkraft auf ihre Konfessions-Mitglieder gehabt hätte, so hätten die Nazis es vielleicht deutlich schwerer gehabt. Blos waren die protestantischen Teile Deutschlands vielleicht insgesamt schon deutlich weniger religiös, als die katholischen. Das ist allerdings nur eine Vermutung meinerseits.
Jedenfalls wurde die NSDAP in den protestantischen Regionen offenbar in Teilen als Ersatz für eine konservative Partei gewählt.
Religionen, bleiben Religionen.
Der Glaube ist der Tod der Vernunft.
Religionskritik ist eine der Wurzeln der Aufklärung, ohne sie wären weder der Niedergang des Feudalismus und sein Hinwegfegen durch bürgerliche Revolutionen, noch irgend welche weitergehenden Emanzipationsbestrebungen möglich gewesen.
Die Deutschen sind ein Volk von Moralaposteln, das allein wäre nur lustig oder lästig, das Problem ergibt sich daraus, dass sie keine Diskussionskultur haben (jemandem zu widersprechen wird leicht als persönlicher Angriff ausgelegt und derjenige ist mindestens beleidigt, weshalb die meisten Deutschen Diskussionen lieber aus dem Weg gehen), stark zum Kollektivismus neigen, wenig von der Welt wissen und der Bildungsstand weit niedriger ist, als er sein könnte und müsste.
Dabei meint jeder es nur gut (auch die Nazis und Kommunisten natürlich).
Ich bin unschlüssig, weshalb das in Deutschland so extrem ist. Vielleicht stimmt das aber auch gar nicht und ist in anderen Ländern ähnlich, etwa Schweden, dort kann man ja ähnliche Verirrungen und ähnlichen Gruppenzwang beobachten. Die USA haben eine bewusste Gegenkultur, dort ist der Kollektivismus weniger stark ausgeprägt (dank ihrer Geschichte und Geographie), aber sie haben ebenfalls ein überbordendes Sendungsbewusstsein, welches sie sogar Kriege führen lässt (ich weiß, die eigentlichen Gründe sind andere, aber der Masse gegenüber zieht die Moralbegründung).
Wie schafft man Abhilfe?
Meines Erachtens bewusstes psychologisches Diskussionstraining in der Schule, das Erkennen und Abwehren rabulistischer Tricks, das Aushalten von Beleidigungen usw. die Erkenntnis vermitteln, dass man immer auch falsch liegen kann (und den Umgang damit üben), falsche Dichotomien erkennen usw. usf.
Ich halte das für existentielle Fähigkeiten in der Informationsgesellschaft, erst recht, wenn sie demokratisch sein will! Es ist absolut fahrlässig, dass darüber noch nichtmal ein Bewusstsein existiert, sich der ÖRR sogar dummdreist hinstellen kann und stolz darauf sein „Haltung zu zeigen“ (=unverückbar an einer Position festhalten, egal was und wer dagegen spricht).
“ Die USA haben eine bewusste Gegenkultur, dort ist der Kollektivismus weniger stark ausgeprägt “
Eine herrliche Verschleierung, dass der gemeinsame Nenner das Bekenntnis ist, es ist rechtens, wenn ich den Anderen ungestraft über die Löffel balbieren oder sogar umlegen kann und so den Heldenstatus erreiche.
Ja, auch das ist menschliche Kultur.
Ich schlage folgendes Experiment vor: Stellen Sie sich in einer beliebigen US-Großstadt auf eine belebte Hauptstraße, halten Sie in der einen Hand Stars & Stripes und die andere Faust hoch. Dann brüllen sie repitetiv: „Ju-Ass-Ey!“ Wie lange wird es dauern, bis sich Passanten anschließen?
America, land of the free. Die Freiheit, jedem ungestraft auf’s Maul zu hauen, der nicht die Mittel hat, sich zu wehren. Auch deswegen mögen die ihre Waffen so sehr…
Die Amerikaner akzeptieren andere Meinungen.
Das ist bei vielen Deutschen nicht der Fall.
Dort hängen die Menschen aber auch nicht in einem gemeinsamen Sozialsystem zusammen?
Aber ja, Autoritätshörigkeit.
Viele Menschen in der BRD sind feige.
Angst den Arbeitsplatz zu verlieren.
Angst ausgeschlossen zu werden.
German Ängste hält.
Sehr viele Protestanten sind sehr schnell zu den Nazis gekommen.
Damals. Jedenfalls.
Polit-Verballhornung (Sinnperversion):
Bewusste u. absichtsvolle Entstellung, Verzerrung, Verwirrung, Entsinnlichung, Umdeutung oder ins
Gegenteil-Verkehrung eines Wortes/Begriffes, Namens, einer Denk/Kritik-Kategorie oder einer Redewendung,(Diskursverwirrung-Diskursverschiebung).
Das Problem ist nicht das, was der Autor hier unter „deutschem Wesen“ subsummiert. Dieses deutsche Wesen hat schließlich auch ohne militaristische oder kolonialistische Bemühungen der deutschen Landen eine globale Erfolgsgeschichte hinter sich, in dem eifrig bemüht wurde seine materiell greifbaren Ausbildungen zu kopieren und zu verfeinern.
Problematisch ist vielmehr, dass Nichtdeutsche und Deutsche, die im Ausland wohnen sehr intensiv wahrnehmen, dass wir als Staatsvolk eben nicht mehr so handeln wie wir reden. Der Selbstbetrug gewinnt eine eigene Dynamik. Beispielsweise arbeitet man als Gast heutzutage nicht mehr in Deutschland um fleißig zu sein und viel Geld zu machen, sondern schlicht, um weniger arbeiten zu müssen. 30-Tage-Urlaub, 40-Stunden-Woche als Maximum, Überstundenzuschläge, Krankschreibung durch Anruf beim Arzt, wo bitte geht das in der Welt?
Als fleißig, ehrlich, strebsam, genügsam, zuverlässig, pünktlich nimmt die Deutschen schon keiner mehr wahr. Das ist alles nur noch eine ferne Erinnerung. Das Ausland schaut irritiert lächelnd auf dieses Land. Bestenfalls.
Wo ist das Deutschsein nur hin oder wieviel Deutsche mit deutschem Wesen gibt es in diesem Land noch?
Ich hab in meinem Leben auch Deutsche angetroffen die nicht Bruchrechnumg können.
Die 43 Jahre alt sind und Deutsche Texte nicht lesen können.
Von anderen hörte ich das Kinder nicht mit Messer und Gabel speisen können.
Ich weiß das die Kinder und die Kämpfer der Hamas total indoktriniert sind ueber die Welt.
Wenn man abgeschottet ist….
Ist ein Spagat mit der Freiheit.
Ich weiß nur das es Bundesländer gibt die wirtschaftlich besser dastehen als andere!
Adorno stellte nach dem Holocaust die Frage, ob jetzt noch Gedichte geschrieben werden können. Paul Celan beantwortete sie, indem er in entsetzlicher Schönheit die „Todesfuge“ schrieb und sich später selbst tötete.
Es liegt ein großes Missverständnis bezüglich mindestens einer deutschen Tugend vor. Der Fleiß. Denn es ist nicht der Fleiß, der den Deutschen ununterbrochen machen lässt, es ist der Gehorsam. Der Deutsche erhält seine Befehle und führt sie aus, gewissenhaft gewissenlos. Das wichtigste Kulturgut ist ihm der Militarismus in all seinen Erscheinungsformen, der Deutsche fragt nicht, er sagt. Daraus entspringt die Regelwut, die exekutierende Moral, die Untertänigkeit, die regelbasierte Ordnung, die Liebe zum Imperativ. Er denkt nicht nach, er verharrt nicht, er zögert nicht, er ist in sich denkfaul, denn wenn niemand ihm sagt, dass er denken soll, wird er es nicht tun. Dann steht er dumm rum wie die Bäume in seinem geliebten Wald. Und zeigt auf bzw. denunziert alle, die dem kollektiven Imperativ zum Imperativ nicht folgen.
Nach 1945 gab wohl jemand den Befehl: „Sei gut!“ Also lief der Deutsche los und versuchte gut zu sein. Leider wurde nicht genau definiert, was denn dieses „Gut“ ist, somit wurde „das Gute“ aus sich selbst, in diese Leerstelle das deutsche Selbst erschaffen. Und frei nach Apokalypse Now erkannte der Deutsch den eigentlichen Befehl: „In jedem Mensch ist ein Deutscher, der nur rausgelassen werden will.“ – ein Untertan.
Und da haben wir den Salat.
(PS: Falls jemandem die Ironie entgeht und mich als Nestbeschmutzer titulieren möchte: Ich bin ein Euro-Bastard, meine Vorfahren haben sich quer durch den Kontinent gevögelt – und irgendwie macht mich das froh.)
Wenn es dich froh macht, dann soll es so sein. Interessanter finde ich deine Beschreibung des des deutschen „Volkscharakters „, die ich für ziemlich zutreffend halte.
Das letzte Mal, dass man sich da, wo heute Deutschland ist, ernsthaft erhoben hat, um sich gegen die Unerträglichkeit der Herrschaft zu wehren, war vor genau 500 Jahren in den Bauernkriegen. Die wurden 1526 mit der größten denkbaren Brutalität niedergeschlagen und die feudale Unterdrückung und Ausbeutung – vor allem in Norddeutschland – weiter verschärft.
Die wenigen späteren, meist lokalen Erhebungen, wie die der schlesischen Weber oder die Revolution von 1848, waren nie Massenbewegungen und wurden routiniert in Blut ersäuft und 1918 oder 1945 waren zweifellos auch nicht das Ergebnis emanzipatorischer Massenbewegungen des deutschen Volkes, sondern Folge der schweren Niederlagen in den beiden Kriegen.
Deutscher Untertanengeist, den du, ich wiederhole es, zutreffend beschreibst, hat auch etwas mit ebenso deutscher Herrschaft und Unterdrückung tun. Als die Franzosen schon „Ca ira“ sangen- hängt die Aristokraten an die Laterne – mussten märkische Bauern beim Gutsherren noch um die Erlaubnis bitten, heiraten zu dürfen.
Deine Interpretation des Deutschtums mit dem Begriff „Regelwut“ gefällt mir bisher am besten.
Im Mittelalter wurden die Deutschen von anderen Völkern als barbarisch, rau, unkultiviert beurteilt.
Tatsächlich ist Luther der Urvater des typischen Deutschen. Sein Hass gegen Juden und seine Aufforderung, die Bauern abzuschlachten, machen ihn schon zum Vorläufer der übelsten Episoden der deutschen Geschichte. Sofort ordnete er sich den separatistischen Fürsten unter. Damit begann die Zerstörung des HRR. Es folgten der Dreißigjährige Krieg und der Siebenjährige Krieg, nach dem Deutschland nur noch vierzig Jahre bestand.
Der Mythos des modernen Deutschlands beruht auf Einstein, Marx und Freud. Alle drei waren Juden. „Wissenschaft ohne Religion ist lahm“ sagte Einstein, Freud bezeichnete sich als ungläubigen Juden und Marx hielt Religion für Opium fürs Volk, trat aber trotzdem zum Protestantismus über. Trotzdem wurde die „jüdische“ Wissenschaft nur von Minderheiten akzeptiert. Beim Volk konnten sich die marxistische Geschichtsphilosophie, die Psychoanalyse und die Relativitätstheorie nie durchsetzen. Leider konnte sich auch Demokratie nicht durchsetzen. Die BRD ist eine repräsentative = Scheindemokratie. Und Scheinmoral dominiert in Deutschland und wird von deutschen Politikern im Ausland vertreten.
Scheinmoral dient nicht der Selbstkontrolle, sondern der Diffamierung, Denunzierung, Verurteilung und Bestrafung anderer. Wenn böse Menschen Gutes zum Vorteil der Allgemeinheit tun wollen, wird es brandgefährlich. Aus Pazifismus wird Friedenskrieg. Ökonomie wird Ausbeutung, Ökologie mündet in Spurengasphobie, Verhinderung eines Klimaoptimums (wissenschaftlicher Begriff für Warmzeit) und Vernichtung wirtschaftlicher Ressourcen. Gesundheitspolitik dient der Aufhebung der Menschenrechte sowie dem mörderischen Profitstreben der Pharmaindustrie. Der Kampf gegen die Opposition und die Spaltung des Volkes werden als Kampf gegen den Rassismus propagiert.
Auf diese Betrachtung habe ich schon länger gewartet, danke dafür. Die Deutschen sind und bleiben „speziell“, wie es der Autor gut auf den Punkt bringt.
„Die Briten verwalteten ein Weltreich, hier und da auch mit großer Brutalität – aber den Völkern, die sie in ihr Dominion aufnahmen, erklärten sie nicht, wie sie zu leben haben.“
Doch, doch, da waren die Briten mit von der Partie, wenn nicht federführend, vor allem auf dem Felde körperlicher Freuden. Man betrachte mancherlei Auswüchse des Viktorianischen Zeitalters.
Entspricht der Artikel noch schadenfroher Gehässigkeit oder ist das schon Leichenschändung?
Spätestens seit der widerspruchslos hingenommenen Pipeline-Sprengung dürfte Deutschland in der Außenwahrnehmung nicht mehr nur als US höriger Vasall gelten, sondern eher schon als suizidal eingeschätzt werden. Das verschüttete Moralin dient dabei weniger der Weltbelehrung als der eigenen Selbsttäuschung.
Ich habe wie meist wenig Grund, dem Autoren zu widersprechen. Und ich möchte schon garnicht in den Verdacht geraten, dass ich irgendwas mit Preußen und dem, wofür es stand, zu tun habe. Außer natürlich meine Herkunft. Die ist preußisch und nur preußisch, einschließlich meiner polnischen Vorfahren, die aus dem preußischen Schlesien nach Berlin kamen.
Preußischer Militarismus und sein Hauptträger, die dumpfdoofe, arrogante und brutale Junkerschaft, gehören zweifelsfrei zum widerlichsten, was die Deutschen und unsere Nachbarn erleiden mussten. Die Organisation des Staates wie eine Armee, das allgemeine Duckmäusertum, die Preußen zur Perfektion führte, waren für die Nazis wie maßgeschneidert. Wenn es das nicht schon gegeben hätte, hätten sie es erfinden müssen. Und trotzdem stimmt es nicht, dass die faschistischen Exzesse, wie überhaupt der ganze Nationalsozialismus, den Preußen anzurechnen sind. Schon allein wenn man sich das Führungspersonal der Braunen anschaut, stellt man fest, dass es eine österreichisch/süddeutsche Veranstaltung war. Und zutiefst katholisch von der Herkunft. Entstehung und Verbreitung der NSDAP bestätigen diese Feststellung. Wem die Zeit fehlt, sich das genauer anzuschauen, dem sollte auch ein Blick auf die Anklagebank in Nürnberg genügen.
Wenn Göring noch in Nürnberg höhnte, nach englischem Wahlrecht hätten die Nazis 33 alle Mandate im Reichstag gewonnen, so stimmt das nicht . Neben sechs Mandaten aus sehr katholischen Gegenden, die ans Zentrum gegangen wären, hätten sie in Berlin nicht eines bekommen. Es wären alle sechs Mandate an SPD (4) und KPD (2) gegangen.
Nochmal, ich bin der Letzte, der seine Stimme zur Verteidigung irgend eines Preußentums erheben wird. Aber die These des geschätzten Autoren ist falsch und das die Allierten die Auflösung Preußens anordneten hatte nur den Grund, dass es der absolut größte deutsche Teilstaat war. Schon Franz von Papen, der (badische) Wegbereiter der Machtergreifung, hatte deshalb im „Preußenschlag“ das sozialdemokratisch regierte Preußen unter Braun entmachtet (1932). Das wäre die letzte staatlich organisierte Macht mit 50.000 Polizisten unter Waffen gewesen.
Der Verlauf der NSDAP-Wahlergebnisse bis zur Machtergreifung zeigt ein anderes Bild, auch wenn ich meine süddeutsche Herkunft nicht verteidigen möchte. Die Partei wurde zunächst und in höherer Zahl in protestantisch geprägten Regionen gewählt, die katholisch geprägten Regionen sowie auch die Städte kamen später und mit geringeren Werten.
Eine mögliche Erklärung, unter vielen anderen: Der Katholizismus hat mit seinem Bezug zu Rom eine Referenz außerhalb des Staates, in welchem sich seine Anhänger gerade befinden, während durch Luther geprägte Kirchen geschichtlich gesehen eine engere Bindung zu den weltlichen Herrschern vor Ort, sozusagen, eingingen.
Weiter könnte man fragen, warum war das Junkertum so brutal? Woher rührt der Militarismus? Oder, modern gesprochen, die kriminelle Energie?
Dazu habe ich meine Überlegungen – mehr kann ich nicht bieten, ich bin kein Historiker oder ähnliches – vorhin in einem längerem Post aufgeschrieben. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen der Niederschlagung der Bauernaufstände 1525/26 und der folgenden Verschärfung der feudalen Unterdrückung. In Norddeutschland gab es weniger große Bauernhöfe unterhalb der feudalen Güter, weniger potente Städte, ein viel kleineres und schwächeres Bürgertum und weniger Widerstand. Schon vor den Bauernkriegen begannen die Hohenzollern die kommunale Selbstverwaltung von Städten zu zerstören und weil die Hanse jegliche Unterstützung, vor allem auch unserer jetzt gemeinsamen Heimatstadt (Berliner Unwillen) verweigerte, waren sie damit erfolgreich.
Mit anderen Worten, sie konnten Schalten und Wallten wie sie wollten. Dazu Bildungs- und Kulturferne.
Bis französische Dragoner durchs Brandenburger Tor ritten, war man außerhalb einiger Berliner Salons nicht wirklich in der modernen Zeit angekommen und wollte da auch nicht hin. Die großen preußischen Reformen der Folgezeit hatten auch nicht das Ziel der Bauernbefreiung, sondern die Sicherung militärisch-feudalen Herrschaft, womit sie in den folgenden Jahren auch Erfolg hatten. Der preußische / deutsche Obrigkeitsstaat wurde konserviert . Wie es aussieht bis heute, wo wir mehrheitlich geduldig zuhören, wenn man uns erzählt, wir sollten wieder fürs Vaterland kämpfen und sterben. Blendende Idee, finde ich.
@1211
Ich würde Ihren Gedanken mal kommentieren:
1. Der gewöhnliche Faschismus, wie er zuerst(!) in Südeuropa auftrat (Italien, später auch Spanien, Portugal, Rumänien), scheint in der Tat etwas zu tun zu haben mit katholischen Regionen, die in charakteristischer Weise rückständig geworden waren. Deren Eliten verstanden den Faschismus (hier passt das Wort als historischer Begriff tatsächlich einmal) als ein Mittel zur Herrschaftsstabilisierung und zur Modernisierung, ohne die üblichen „Risiken“ (Gewerkschaften, Demokratisierung usw.) eingehen zu müssen.
—
2. Preußen sehe ich weniger negativ als sie, weil im internationalen Vergleich das Militärische weniger ein Sonderweg war als man oft sagt. Preußen war ordentlicher, rationaler und fleißiger- das machte seine Stärke aus. Junker, Landadel und Großbürgertum gab es doch auch anderswo.
—
3. Der Nationalsozialismus begann als „gewöhnlicher Faschismus“ im katholischen Milieu. Stimmt! Seine Weiterentwicklung und Wandlung zum nationalen Sozialismus griff aber in der nachfolgenden Jahren vieles auf, was modern war und was überhaupt nicht mehr aus katholischen Regionen kam. Die Wandlungen des NS sind ein sehr wichtiges und oft vernachlässigtes Thema.
Der mittlere und späte NS – ab ca. 1936 – war anders als der „gewöhnliche Faschismus“ der Südeuropäer.
—
4. In der Zeit des Dritten Reiches waren Katholiken dann sogar widerständiger gegen das Regime als Protestanten. Beispiel: Bischof v. Galen.
—
Die preußischen Eliten, da stimme ich Ihnen zu, waren dem NS gegenüber überwiegend kritisch. Sie hatten ihn massiv unterschätzt und bereuten es am Ende sehr, dass sie sich mit ihm eingelassen hatten, um die demokratische Ordnung wieder abzuschaffen. Viele vom 20. Juli waren konservative Preußen.
Schön gesehen! Ernst Niekisch bezeichnete den Hitlerfaschismus auch als säkularisierte katholische Kirche, was dessen Ausdrucksformen betraf.
Evangelische Gottesdienste sind auch ziemlich langweilig im Vergleich zu katholischen.
Irgendwie empfinde ich den Artikel als oberlehrerhaft. Man könnte fast sagen, typisch deutsch .. *ducknrun*
Ich kann an den Artikel von Roberto nichts grob falsches erkennen!
Was er beschreibt – von Kleinigkeiten abgesehen -stimmt.
Ich frage mich aber, was will uns Roberto sagen, was sind die Kernaussagen seines Textes? Das der Protestantismus an der deutschen Arroganz schuld ist? Kann sein, kann aber auch nicht sein, ich weiß es nicht.
Da Roberto im Unklaren, im Schwammigen bleibt, sagt ich jetzt mal woher die deutsche Arroganz kommen könnte.
Deutschland, die deutsche Oberschicht, der deutsche Staat, ist bei der Aufteilung der Welt zu kurz gekommen, hat zu wenig Kolonien beherrscht. Freilich, das sehen von Deutschland Kolonialisierte wie Chinesen und Afrikaner anders, die der deutsche Kaiser abschlachten lies. Der Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion sollte den zu einen deutschen Kolonialreich im rohstoffreichen Osten führen. Hat aber nicht geklappt. Dieses Gefühl des zu kurz gekommen seins. das sich durchaus auf Fakten stützt, hat bei der deutschen Bourgeoise zu einer narzisstischen Kränkung geführt, die durch unrealistische, übertriebene Selbstgerechtigkeit mit Hang zum Größenwahn, kompensiert wird.
Das alles hab nicht ich erfunden, sondern das ist durch eine umfangreiche Literatur belegt. Einer wie Roberto kennt diese Literatur natürlich, ignoriert sie aber in seiner Anbiederung an die Rechten
Das Deutsche Kaiserreich hatte schon im ersten Weltkrieg Kriegsschiffe mit Kohle angetrieben.
Die Briten hatten bereits Öl-Derivate.
Berlin Baghdad.
Das war die Idee.
Kam nicht gut in gewissen Kreisen
https://en.wikipedia.org/wiki/Sykes%E2%80%93Picot_Agreement
https://de.wikipedia.org/wiki/Sykes-Picot-Abkommen
Es lag daran das man Spießer blieb während die Welt zu Musketieren wurde.
Also.
„Die Deutschen hat man entweder an der Kehle oder zu Füßen“ – an dem Churchill zugeschriebenen Zitat ist was dran.
Ich bin der festen Überzeugung, dass keine der ehemaligen Kolonialstaaten sich was Verbrechen anbelangt, etwas gegenseitig tun. Alle sind durch die Bank Verbrecher. Nur in Frankreich, Belgien und Großbritannien wird die Kolonialepoche kaum kritisch aufgearbeitet. Sie tun teilweise immer noch Spy als wäre das einzige Ziel des Kolonialismus gewesen, die unterdrückten Völker mit den Segnungen westlicher Zivilisation zu beglücken. Aber das ist ja nur faschistische Propaganda. (Sarkasmus Aus)
Zum Thema Preussen und heutiger Politik :
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ – Carl von Clausewitz
Clausewitz war Freimaurer wie Friedrich der Große 2.
Zum konialismus einfach mal diese Doku reinziehen
https://youtu.be/eojZW6xo3T8
Rottet die Bestien aus
Und noch ein Bibelvers über die Deutsche Geschichte :
»Der HERR ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.« (2Mo 34,6)
In einem US Artikel zum Thema Rassismus in Deutschland las ich die Kommentare der Leute.
Ein Ami schrieb etwas das ich mir notiert hatte, weil es das Verhalten der Deutschen im dritten Reich (was einige hier beschrieben haben), sehr gut beschreibt.
Hier ist es…
German ‚purity‘ is an illusion of people that don’t know their history.
Why is this relevant? Because German culture is about conformity, uniformity and deference to authority.
Warum ist das relevant? Denn in der deutschen Kultur geht es um Konformität, Einheitlichkeit und Autoritätshörigkeit.
Übrigens ist Perfektion auch eine Illusion. Rein naturwissenschaftlich betrachtet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kilogramm#Urkilogramm
Beschreibung des Internationalen Kilogrammprototyps, Kilogrammnormale
Von 1889 bis 2019 bildete der Internationale Kilogrammprototyp (auch das Urkilogramm genannt) das Referenznormal für die Maßeinheit Kilogramm. Er wird in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM) in Sèvres bei Paris aufbewahrt. Es handelt sich um einen Zylinder von 39 Millimeter Höhe und 39 Millimeter Durchmesser, der aus einer Legierung von 90 % Platin und 10 % Iridium besteht. Das Material ist chemisch weitestgehend inert. Seine hohe Dichte minimiert, wie die Wahl der Geometrie, die Auswirkung von Oberflächeneffekten. Der Iridiumanteil führt zu einer gegenüber dem relativ weichen reinen Platin deutlich höheren Härte (175 HV), was die Bearbeitbarkeit bei der Herstellung verbessert und insbesondere den Abrieb beim Umgang mit dem Zylinder verringert.
Perfektion ist eine Illusion, physikalisch NICHT zu erreichen.
Lediglich in der Mathematik irgendwie existent. Mathematik ein Konzept /Gedankengerüst des menschlichen Geistes.
Ein paar Definitionen :
Ver·nunft
/Vernúnft/
Substantiv, feminin [die]
geistige Fähigkeit des Menschen, Einsichten zu gewinnen, sich ein Urteil zu bilden, die Zusammenhänge und die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen und sich in seinem Handeln danach zu richten
„die menschliche Vernunft“
Ver·stand
/Verstánd/
Substantiv, maskulin [der]
1.
Fähigkeit zu verstehen, Begriffe zu bilden, Schlüsse zu ziehen, zu urteilen, zu denken
Stimme einigen Vorrednern zu, der Artikel beschreibt zwar richitig einen wesentlichen Teil des deutschen Wesens und ist auch eine gute Polemik, aber eben auch einseitig.
Zutreffend ist auf jeden Fall die Frage der Gelassenheit, das fehlt uns häufig, aber inhaltlich gibt es auch Dinge wo wir Deutschen nicht so verbissen sind wie andere, z.B.:
-die Liebe zur Musik ist hier weit verbreitet, auch mit verbiesterten Sichtweisen, überwiegend aber nicht.
-den religiösen Fanatismus haben wir erfolgreich zurückgedrängt, im Gegensatz zu den USA, Polen oder manchen Südeuropäern, von anderen Teilen der Welt ganz zu schweigen. Emphehle dazu die gute Miniserie „Hysterical“, spielt in den USA und lief gerade auf ZDF neo.
-Beim Fußball gibt es zuviel Beweihräucherung von Stars, aber das ist pillepalle gegen den peinlichen Ultrafanatismus in Südeuropa oder gar in Südamerika
-Wir haben eine starke Gegenöffentlichkeit in Sachen Atomkraft und digitalen Gefahren, anderswo ist man da weit „fortschrittsgläubiger“, oft auf fanatische Art.
Usw,usw.
Richtig ist aber daß gerade Deutschland eine starke Neigung hat seine negativen Seiten in den Vordergrund zu stellen und die positiven zurückzustellen.
45 Jahre Ostdeutschland. Knapp 40 Jahre DDR.
Ist das jetzt der berühmte „Fliegenschiss“?
Oder waren das alles keine ‚wahren Schotten‘?
Keine ‚richtigen‘ Deutsche?
Besser wäre es allemal gewesen, ‚nur’ den Zeigefinger zu erheben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hungersnot_von_Madras_1877
https://de.wikipedia.org/wiki/Opiumkrieg
Angesichts der Realitäten kann ich der Variante, andere Völker ‚nur‘ besserwisserich zu belehren, etwas abgewinnen.
Nazideutschland hat gezeigt, zu welchen Verbrechen Menschen fähig sind.
Menschen, nicht Deutsche.
Israelische Staatsbürger sind auch Menschen.
–
Und es ist bei Roberto J. De Lapuente ein Naturgesetz, dass der Katholizismus keine Erwähnung findet. Das ist eine ganz harmlose Trachtengruppe. Für Roberto J. De Lapuente.
Zum Thema Opiumkriege.
Das Verstehen viele nicht in Europa.
Weil das die Taiwanfrage ist.
HSBC die Bank der Grünen Bände und Kai Check. Drogenhändler und verbündete dessen.
Wird of hier in den Medien so zusammenhängend nicht erzählt ueber China.
Man kann über die Maoisten denken was man will.
https://www.voltairenet.org/article215289.html
Die WACL
https://youtu.be/NL_PhS56xnI
Der große Rausch
Danke.
‚Voltairenet‘ gucke ich morgen mal rein.
Ich denke vom Erfolg in Naturwissenschaften lernen und was die Menschheit voran bringt.
Davon profitieren wir alle.
Hier noch Info zu WACL und Taiwan.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Bande
https://de.wikipedia.org/wiki/Chiang_Kai-shek
Alles Im grossen Rausch erklärt.
Die Franzosen bauten Infrastruktur in Asien. Vietnam und China zb. Aber… Konnten das nicht finanzieren.
Man kam auf die Idee dies mit Opium zu machen.
Die Kommiss befreiten sie davon.
Die Grüne Bande gründete die HSBC
https://de.wikipedia.org/wiki/HSBC
Gründung zur Zeit des Opiumhandels mit China
Bearbeiten
Die Hongkong and Shanghai Banking Corporation wurde 1865 in Hongkong auf dem damaligen Höhepunkt des Welthandelsaufschwungs vom Schotten Thomas Sutherland gegründet, um den britischen Handel im Fernen Osten zu finanzieren. In der Anfangszeit spielte dabei die Finanzierung des Handels mit Opium zwischen der britischen Kolonie Indien und dem Kaiserreich China eine wesentliche Rolle.[12] Im ersten Vorstand der Bank saßen mehrere britische Opiumhändler.[13
https://de.wikipedia.org/wiki/Du_Yuesheng
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Bande
https://de.wikipedia.org/wiki/Chiang_Kai-shek
Great Minds Discuss Ideas. Average Minds Discuss Events. Small Minds Discuss People
Eleanor Roosevelt
Das Ding mit der Bibel ist dies, besonders wenn sie umgeschrieben wird.
Es wird Text verändert und der eigentliche Inhalt umgeschrieben.
So, bei Sekten.
Ich denke Luther war ein Spinner.
Er flüchtete zu den Sachsen. Heiden.
Ich möchte jetzt nicht wieder über Inzuchtprinzen sprechen aber ich tue es doch.
Die Germanen zerstörten das römische Reich und bauten überall in Europa Inzuchtfürstentümer etc…
Hat schon was Rassismus in sich wenn man darüber nachdenkt was das genau ist wenn man NUR untereinander heiratet.
Was man aber beobachten kann ist das man es nicht so genau nimmt mit „Du sollst nicht töten“!
Viele Westler geben sich christlich aber haben NULL Probleme eine Uniform anzuziehen und Menschen umzubringen.
Aber wenn es der Lord (oder Land-Lord) verlangt… Scheint es kein Problem zu sein, sofern es immer Minderheiten anderer Ethnien trifft.
Sie Geschichte.
Die verändern da alle die Bibel bis es für sie passt. Siehe Calvin. Die sind kapitalistischer als die Semiten.
Wäre gut sich an Tugenden zu orientieren :
Tugend
Demut (humilitas)
Mildtätigkeit (caritas)
Keuschheit (castitas)
Geduld (patientia)
Mäßigung (temperantia)
Wohlwollend (humanitas)
Fleiß (industria)
Untugend
Hochmut (superbia)
Habgier (avaritia)
Wollust (luxuria)
Zorn (ira)
Völlerei (gula)
Neid (invidia)
Faulheit (acedia)
Den guten 😉
https://de.wikipedia.org/wiki/Tugend
Denke der Luther war ein Hater.
Ich denke Hass ist die Endstation.
Neid eine Vorstufe davon.
Und ja, ich denke Hass ist eine Geisteskrankheit.
Hab die Lutherbibel NICHT verglichen mit dem lateinischen Text oder griechischen… Aber ich sehe das Verhalten der Menschen.
Die orthodoxen Mönche heiraten.
Die katholische Kirche hat Bücher verbrannt und Menschen.
Calvinisten sind in ihrer Arbeitsmoral schon extrem. Verlangen das auch von anderen. Würde aber denen meine Firma leiten lassen! Wenn ich eine hätte.
Menschen sind Menschen…
Die Korruption an Deutschen Gerichten und die Kungelei. Besonders wenn die meinen ALLE JETZT rechts sein zu müssen… Das ist ein Problem.
In Deutschland gibt es viele gute Menschen. Aber die sind leise.
Konformität, Autoritätshörigkeit…
Es gibt aber gute Dinge in der BRD.
Die Qualität der Produkte gehört dazu.
Originalität gehört oft nicht dazu. Da sind andere besser.
Aber die Deutschen halten das Rad am laufen. Sprich die Wirtschaft dreht sich weiter.
Der Protestantismus verspricht dem guten Arbeiter, zb Handwerker, ein gutes Leben das er sich erarbeiten kann. (Die Deutschen sind die besten Handwerker – – nicht weitersagen sonst gibt es Mondpreise).
Wenn natürlich Händler denselben Lebensstil hinbekommen oder minder Intelligentere Leute mit einem guten Geschäftsmodell dann erzeugt das Neid.
Dasselbe bei dem Calvinisten.
Er sieht im Resort Urlaub den verblödeten Neffen des russischen Oligarchen Millionen ausgeben. Da zweifelt man entweder an seiner Religion und seinem Leben oder aber man hasst den reichen Russen!
Ich denke die Welt braucht Menschen. Menschen die sich treu bleiben und ihrem Glauben… was auch immer das ist. Als Mensch über andere zu urteilen ist schwer. Ich kann lediglich versuchen es zu untersuchen und zu verstehen.
Jeder Mensch hat eine Funktion auf der Welt, sonst wäre er nicht hier.
Alle Menschen sind komisch. Und je länger man sie beobachtet, desto mehr fällt einem auf.
Viele Katholiken würden auch lieber in einem Land leben wo Kanalisation etc.. Richtig funktioniert.
Aber das haben wir den Engländern zu verdanken, Anglikaner.
Auch die Plastikrohre.
Auch einfach mal am Tag lachen…
Ein besserer Beitrag des Chefreds, nachdem er im Jahresverlauf m.E. leider so manche Graupen am Start hatte. Besser, weil dieser Beitrag endlich mal wieder Kanten und vor allem Reibepotential bietet. Aber für eine tiefere Beschäftigung habe ich jetzt nicht mehr Zeit und Nerv. Daher bloß ein paar Groschen hierzu:
Die, die, die. Das ist ohnehin das zentrale Problem dieses Beitrags – wie auch einige andere erkannten. Er bleibt nämlich in der generalisierenden Denke, im Kollektivismus verheddert. Die Deutschen, die Briten, die Franzosen – die gibt es eben nicht. Und es hat sie auch nie gegeben. Wer mit „nationalen Eigenschaften“ hausieren geht, der verkauft – bewusst oder unbewusst – 🧙♂️☕ mit Schmalzgrütze und trägt zur Verneblung der Sachverhalte bei.
Und zudem ist es ja wohl ein Mythos, dass „die“ Franzosen und „die“ Engländer bloß rational-pragmatisch vorgegangen seien. Der Chefred übersieht, dass jede Kolonialmacht ihre moralische Rechtfertigungsideologie im Rucksack über den Globus schleppte. Oder war die Mission civilisatrice etwa nicht explizit moralisch legitimiert? Sollten die Piratenhöhle Algerien, Vietnam, Westafrika… etwa nicht „zivilisiert“ werden? Und die Segnungen der Trikolore spüren? Für wen oder was gibt es heute dann noch Zeug wie die „Organisation internationale de la Francophonie“? Und war der britische „Abolitionismus“ nicht auch moralisch-religiös verbrämt worden (Quäker)? Gibt es etwa keinen „Commonwealth of Nations“ mehr? Dominiert in diesem nicht das „britische Wesen“ oder zumindest britisch-inspirierte Werte? Was ist eigentlich mit spanischen Konquistadoren und ihren portugiesischen Äquivalenten? Waren die nicht kreuzzüglerisch-moralisch? Wollten letztere nicht auch Kultur, Zivilisation und Fortschritt verbreiten? Beispielsweise nach Japan – das dem Westen zivilisatorisch selbstverständlich als rückständig galt? Und war die Acht-Nationen-Allianz anno domine 1900 (inklusive Deutschlands!) nicht schlicht ein gemeinsamer westlicher Raubzug, eingehüllt in passenden Sprech, Überlegenheitsgefühle, Rassismus und Moral? Von den Amis braucht man gar nicht erst anfangen…
Kurzum: Waren „die“ Deutschen etwa die einzigen Moralapostel – oder bloß die, die am spätesten zur Party kamen und sich am Buffet am ungeschicktesten bedienten (Stichworte: Willy 2, Baerbock)?
Davon abgesehen ist das ominöse „deutsche Wesen“ schlicht und ergreifend ein Spuk – eine zwangseingemeindende Formel, die dazu dient Leute in Geiselhaft zu nehmen für die (Un)Taten anderer. Was habe ich mit den Umtrieben der herrschenden Klasse Deutschlands am Hals? Ich wähle sie nicht, ich unterstütze sie nicht, ich versuche mich ihr soweit es geht zu entziehen. Dafür wurde ich sogar hochoffiziell ausgebürgert und zum „Plastedeutschen“ abgestempelt durch Typen wie Tobias Hans, der über Menschen wie mich sagte, sie seien nun „raus aus der Gesellschaft“. Tja – jetzt soll ich wohl wieder „rein“, nicht weil ich „rein“ bin, sondern weil der deutsche Staat für seinen Reichsvernichtungs- und Russenausrottungs- äh Verteidigungskrieg meinen Körper braucht. Kriegt er aber nicht. Aber ob ich das will oder nicht – für den „Kriegsgegner“ wäre ich – wären Sie – einfach aufgrund unseres Ausweises ein Gegner. Blanker Irrsinn, aber so geht Nationalismus.
Nein: Von „den Deutschen“ als handlungsfähigem Subjekt zu schwätzen, ist Quatsch. Egal ob lobend oder tadelnd gemeint. Und solcher Sabbel verunmöglicht letztlich bloß Widerstand – wie soll man sich noch gegen die herrschenden Verhältnisse organisieren, wenn alle hübsch kollektivistisch normiert sind und Widerstand als „Landesverrat“ gilt? Wenn für den „Feind“ wiederum alle als „Deutsche“ gelten? Wenn keine Differenz mehr möglich ist? Statt „den“ deutschen (Un)Geist zu perpetuieren, wäre es angebracht, mal die tatsächlichen Täter zu identifizieren, die konkreten Entscheidungsträger. Die Klasse beim Namen zu nennen, die sie vertreten oder der sie sich anheischig machen. Die Mitläufer und Mittäter zu bestimmen. Bonzen und Pfaffen, Politiker und Beamte, Presstituierte, Pegizisten, Manager… zu benennen.
Doch nochmals: Was habe ich mit denen am Hut? Nur weil ich einen scheißteuren Papier- / Plastedeckel in der Tasche haben muss, auf dem unter „Staatsangehörigkeit“ das Wort „deutsch“ steht, soll ich zu denen gehören? Was ist das für ein Nonsens? Den Vermerk hat man mir bei meiner Geburt zugeteilt, zusammen mit der Steueridentifikationsnummer. Doch mit diesen Leuten bin ich allenfalls zusammen in einer sogenannte (Hoch)Schule gesessen, um zu Menschenmaterial abgerichtet zu werden (hat leider nicht gut geklappt bei mir). Ansonsten bin hier qua meiner „Haltung“ und meiner gesundheitlichen Verfassung nur ein temporär geduldetes Objekt; eines das man bestenfalls abschöpfen will und weil das oft nicht geht nun zähnefletschend durchfüttern muss, weil die Lager noch nicht wieder offen sind. So wie viele andere auch. Die wahrhaften Staatsangehörigen sind doch die, die dem Staat als Wasserträger die Steigbügel halten oder sich gleich in seinem Rektum verkriechen. Die dem Staat freiwillig angehören. Für ihn als Bürger bürgen – an welcher Front auch immer. Und mit Kopf und Kragen. Das mag die Hälfte sein, zwei Drittel, drei Viertel. Aber eben nicht alle.
Merket: Es sind nicht „die“ Deutschen oder „die“ Briten oder „die“ Israelis, sondern der deutsche, britische und / oder israelische Staat und die durch ihn wirkende herrschende Klasse des jeweiligen Landes, die sich moralisch als „Weltverbesser“ inszenieren, um Macht auszuüben und konkrete Projekte auf ihrer Agenda-Bucket-List vabzuarbeiten. Die „Erinnerungskultur“ ist ein schönes Beispiel – ein „Aufklärungstheater“ (Czollek), das von den tatsächlichen Ursachen ablenkt und im schlimmsten Fall mittels einer staatlich induzierten Kollektivschuld, alle Staatsinsassen moralisch erpresst, sich schuldig zu fühlen. Während die Täter – beziehungsweise deren Nachkommen – grinsend herumlümmeln.
Noch ein Beispiel, noch ein Passus:
Hier kritisiert der Chefred ja zurecht moralinsauren Sabbel wie „wertebeasierte“ oder „feministische“ Außenpolitik – aber er schafft es nicht mit dem Läufer auf dem Bus zu landen. Seine Kritik bleibt selektiv. Schlicht jede von Form von institutioneller Moral muss nämlich hinterfragt werden. „Vadder Staat“ wie „Mudda Kirche“ und auch die „unsichtbare Hand des Marktes“ haben kein Recht irgendwelche moralischen und sonstigen privat-weltanschaulichen Schmu als Normen zu definieren, in Gesetze zu gießen und durchzudrücken. Weder national noch international. Moral – ob deutsche oder britische oder sonstige – ist nur das Mäntelchen, der Überbau, der ausgegossen wird, um Raub (Steuern), Zwangsdienste, Mordbrennerei (Krieg) und sonstigen Dreck zu legitimieren. Das Klimagedöns kommt zwar mit viel moralsichem Gedöns daher, ist aber grundsätzlich kein moralischer Akt, sondern eben politisches Programm gewisser Elemente der herrschenden Klasse, die in Konkurrenz mit anderen Macht- und Kapitalfraktionen stehen.
Wer waren denn diese Alliierten? Also der eine da aus dem Osten? Lesen Sie’s nach, beim Lieven zum Beispiel. Stichwort: Russia against Napoleon. The Battle for Europe, 1807 to 1814.
Ja genau – was heißt und bedeutet denn „ganz in der Nähe“? Kontaktschuld? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Hätte Goethe zur NS-Zeit gelebt, hätte er zwei Möglichkeiten gehabt. Entweder er wäre (sprichwörtlich) Hauptmann geworden. Oder er hätte nach Übersee gemacht, weil seine Bücher als undeutscher Dreck markiert und verbrannt worden wären.
Dieses In-die-Nähe-Rücken ist doch nur ein rhetorischer Trick, aber beileibe kein wirkliches Argument.
Es bleibt dabei: „Kultur“ und „Barbarei“ sind nicht kausal verbunden. Man kann in menschlichen Gesellschaften beides erwecken. In lebensverneinenden wie den westlichen tendenziell eher letzteres. Das Moralisieren ist kein deutsches Spezifikum. Eher lohnt es sich mal die Systeme in toto zu betrachten und zu schauen für was und von wem da Moral gebraucht wird. Aber dann müsste man ja an den Staat ran, an Kapitalismus und Imperialismus…
tldr: Der Weg aus der (moralischen) Hybris führt nicht über Selbstgeißelung und Zwangseingemeindung, sondern über Staats- und Systemkritik.
Touchdown!
Wobei ich mich gefragt habe, ob RDL mal die Leser an der Nase durch die Arena ziehen wollte.
Spiel, Satz und Sieg würde ich sagen.
Einfach Alltagsbeobachtungen helfen da aus, da finden sich faule Deutsche, fleißige Griechen, erotikfeindliche Italiener, spießige Franzosen, geduldige Araber usf., die alle keine Ausnahmen von der Regel sind. Die Andichtungen eines Nationalwesens sind weiter Selbstdekoration nach innen sowie Abgrenzungen nach außen, also Instrumente, um die scheinbare Legitimität von Nationen zu unterfüttern.
Der Rest des Posts sind mal wieder sehr amüsante Aus- & Überflüge über Landschaften der Merkwürdigkeiten und des Irrsinns.
Danke dafür!
PS: „Nationalität: Wenn ich alles bis zur Würde verloren habe, bleibt mir trotzdem das Vorurteil über mich selbst.“
👍👏 🤝
Treffer, mittschiffs versenkt.
Gruß
@Altlandrebell:
Danke für Ihre Klarstellung. Was fehlt? Die Gegenposition: Dass die Verteidigung der Menschenrechte und die Grundsätze der Aufklärung für jede Volksfront wichtig ist und die Universalität derselben eine richtige Forderung.
Wenn, wie in Deutschland, die Herrschenden Humanismus spielen lassen (der heilige Willy übernahm die Hauptrolle in diesem Spiel) heißt das nicht, dass sie diesen wirklich umsetzen.
So wie die USA-Oligarchen, als sie Israel in ihr ideologisches Exceptionalism Gedöns Aufnahmen, dies nicht aus antifaschistischer Motivation heraus taten. Sie hatten nur erkannt, dass es vorteilhaft ist, sich als Gutmenschen zu verkaufen.
Bei „Universalität“ und „Menschenrechten“ schrillen bei mir offen gestanden immer die Alarmglocken. Gesetz und Moral werden ja gerade vom Westen gerne als Deckmäntelchen und Propagandamittel verwendet um eigene Interessen durchzudrücken. In Syrien, dem Irak und Libyen ging es auch immer viel um „Menschenrechte“, in unserem geliebten Banderastan sowieso. In Wahrheit stehen jedoch immer bloß die Schürfrechte im Vordergrund. Und Sie wiesen ja selbst daraufhin, dass beim „Humanismusspielen“ ebenselbiger eher selten zum Tragen kommt. B. Traven schrieb deshalb nicht von ungefähr:
Das Totenschiff, S. 391
Und:
Die weiße Rose, Schlusssatz
Auch bei den „Werten der Aufklärung“ müsste m.E. sehr stark geschaut werden, welche gemeint sind, in welchem Sinn und auch – welche Aufklärung überhaupt.
Schade, ich hatte gehofft, dass wir uns da sehr schnell einig werden. Nur so viel: Die freie Meinungsäußerung ist nicht irgendein Gesetz, das heute so und morgen anders wäre, es ist die fundamentale Forderung, wenn man das Ziel einer menschlichen, freien Gesellschaft hat.
Wenn z.B. jemand behauptet, Putin wolle Europa angreifen, muss er das beweisen/belegen – nicht wir anderen müssen beweisen, dass Putin solches nicht anstrebt. Wenn jener Behauptende auch noch Teil des herrschenden Ideologieapparats ist und er abweichende Meinungen (die seine eventuell vorgebrachten Belege kritisieren) vom Diskurs ausschließt, deren Vertreter gar verfolgen lässt, kann wahr/falsch nicht mehr festgestellt werden.
Solches gilt, genau wie das Gesetz der Gravitation, weltweit, da können Sie noch so viele Beispiele anführen, bei denen die Herrschenden Kriege führen, um angeblich die Meinungsfreiheit in andere Länder hineinzutragen (oder – in diesem Zusammenhang echt peinlich – Ihr Travenzitat). Wie kann man so einem Unfug auf den Leim gehen und wie kann man daraus ableiten, dass die Forderung nach der freien Meinungsäußerung relativ sei, also nicht universell gilt? Dass jede irgendwo herrschende Autokratenclique das anders sieht, brauche ich wohl nicht zu erklären, oder?
Wenn Sie noch andere „Werte“ der Aufklärung haben wollen (da muss gar nicht „sehr stark geschaut werden“), hier bitte:
1. Wissen statt Glauben!
2. Behauptungen/Hypothesen sind durch Überprüfen in Experiment und Quellenkritik zu belegen statt durch Bezug auf Autoritäten!
3. Jeder soll seine Gedanken frei und ohne Bedrohung veröffentlichen können!
4. Glaubensfreiheit (keine Verfolgung wegen Mitgliedschaft in einer abweichenden Religionsgemeinschaft oder wegen Atheismus)!
5. Trennung von Kirche und Staat!
Entschulden Sie den etwas harschen Ton, aber mir fehlen manchmal einfach die (freundlichen) Worte.
Noch ne Frage, speziell an die früheren DDR-Bewohner hier im Forum – wurde jene „deutsche“ Republik im realsozialistischen Ausland oder in befreundeten Staaten auch als „moralisch“ oder gar „Lehrmeister“ wahrgenommen? Als Land, das anderen vorschrieb, dass an seinem Wesen gefälligst zu genesen sei? Wie sind Ihre Erfahrungen gewesen?
Der Blick auf jenen deutschen Staat fällt in der Debatte ja gerne hinten runter…
Franz Werfel schrieb noch während des Zweiten Weltkriegs in seinem Roman „Stern der Ungeborenen“:
„Zwischen Weltkrieg Zwei und Drei drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Der Gebrauch des Wortes ‚Humanitätsduselei‘ kostete achtundvierzig Stunden Arrest oder eine entsprechend hohe Geldsumme. Die meisten der Deutschen nahmen auch, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Humanität und Güte erschien ihnen jetzt der beste Weg zu diesem Ziel. Sie fanden ihn sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenlehre. […] Sie waren die Erfinder der undankbaren Ethik der ‚selbstlosen Zudringlichkeit‘. Zur Erholung hielten die Gebildeten unter den Heinzelmännchen philosophische Vorträge an Volkshochschulen, in protestantischen Kirchen und sogar in Reformsynagogen, wobei ihr eintöniges Thema stets der brüderlichen Pflicht des Menschen gewidmet war. Ohne Pflicht ging’s nicht, wie ja die deutsche Grundauffassung vom Leben in der ‚Anbetung des Unangenehmen‘ bestand. Sie waren, mit einem Wort, echte Schafe im Schafspelz. Da sie aber selbst dies krampfhaft waren, glaubte es ihnen niemand, und man hielt sie für Wölfe.“
– Stern der Ungeborenen, Neuntes Kapitel
Ist Franz Werfel jetzt ein Prophet oder hat er die Deutschen erst auf den Schmarn gebracht? (Scherz…)
Sehr hellsichtig, wie er die kommende Richtung des Pendels antizipierte.
Ja, hab ich mich auch gefragt.
Vielleicht war er Zeitreisender? Denn der Roman, aus dem das stammt, ist eine Art Zeitreise-Roman. 😉
Aha, also dann doch lieber mal die Angelsachsen, Belgier, Franzosen, die….. die Welt beherrschen lassen, die machen das besser ? Die belehren nicht, die rotten einfach aus, ist das besser ?
Der ganze Beitrag ist an sich nicht grundfalsch aber doch sehr einseitig am Kern des Problems vorbei.
Interssanter Weise kommt diese, alle belehren wollen, aber heutzutage aus dem, immerhin zur Hälfte katholischem Westen, der ehemaligen BRD, weniger aus der vergleischweise protestantischen, und in ihrem inneren noch recht preußischen, ehemaligen DDR….
Ja weil der Osten früher schon immer vom Westen belehrt wurde, da haben wir uns eben dran gewöhnt.
Tonangebend ist die West- BRD und ignoriert eigentlich alles aus den fünf neuen Bundesländern oder verteufelt es.
@altrebell
„ Noch ne Frage, speziell an die früheren DDR-Bewohner hier im Forum – wurde jene „deutsche“ Republik im realsozialistischen Ausland oder in befreundeten Staaten auch als „moralisch“ oder gar „Lehrmeister“ wahrgenommen? Als Land, das anderen vorschrieb, dass an seinem Wesen gefälligst zu genesen sei? Wie sind Ihre Erfahrungen gewesen?“
Die Antwort muß dialektisch sein.
Viele sozialistische „Bruderstaaten“ hatten Voruteile gegen uns, weil wir einst Nazideutsche waren. z. B. die Polen, aber auch die CSSR. Vielleicht war das ein Grund, warum sich die NVA der DDR nicht am Einmarsch in die CSSR beteiligte.
Einige nahmen uns als typisch deutsch war, als päpstlicher als der Papst. Wir setzten teilweise die kommunistischen Glaubenssätze „strenger“ um als die UdSSR oder die ungarischen Salamikommunisten. Aber andererseits, beim stalinistischen Terror machten wir nicht mit. Soweit einfach ein paar Gedanken .
Jetzt kommt kurz das Andererseits: Wegen unserer technischen Leistungen, unserer Industrie, bewunderte man uns, wenn auch heimlich. Wir waren industriell das entwickeltste realsozialistische Land. Westdeutsche mit Westblick können das nicht wahrnehmen. Wirtschaftsreformen im Sinne von mehr Markt, wie sie später China entwickelte, sah der große Bruder nicht gerne. Ulbricht wollte das, was westdeutscher Weltsicht völlig widerspricht. Eine Reihe DDR-Ökonomen fielen in Ungnade, weil sie diese von Ulbricht still und heimlich angedachten Reformen befürworteten. Honecker setzte dann, um das Volk still zu halten, auf Konsum, teilweise von der BRD schuldenfinanziert. Das war einer der Gründe für unseren Untergang.
Außenpolitisch waren wir wohl das weltoffenste realsozialistische Land. Wir hatten gute Beziehungen zu China. China wandte sich an uns um die Beziehungen zur UdSSR zu verbessern. Aber die Sowjetunion lehnte zum Leidwesen der DDR ab. Gorbatschow war der schlimmste doppelzüngige Verräter. Nach außen predigte er gute Beziehungen zum Westen. Als dies die DDR umsetzen wollte, blockierte er.
Aus unseren Erfahrungen haben viele von uns die Schlussfolgerung gezogen, vielleicht ist China das Land der Welt, wo der Sozialismus die besten Chancen hat. Vielleicht ist China noch irgentwie sozialistisch? Spielt das eine Rolle,wenn es den Volk langsam aber sicher immer besser geht?
Da viele von uns den chinesischen Weg der Reform und Öffnung bewunderten, können wir nicht so dogmatisch gewesen sein, wie es Westdeutsche gerne gehabt hätten.
Irgentwie waren wir also nicht so deutsch wie die Westdeutschen. Kulturell waren wir aber im positiven Sinn viel deutscher als die Westdeutschen. Der Aufbau-Verlag startete mit einer Goethe-Ausgabe, als wir nichts zu fressen hatten. Verwundet genehmigte die Besatzungsmacht die Papierzuteilung.
Ich könnte noch weiterreden, hör jetzt aber mal auf.
Die DDR-Führung hätte sich gern an der Niederschlagung der Aufstände in Polen und der Tschechei beteiligt, sie hatten sogar schon die Armee in Bereitschaft gesetzt, man hatte reservisten einberufen und große Truppenkontigente gammelten voll ausgerüstet in der Muskauer Heide. Allein die deutsche Generalität riet der SED- Führung davon ab, swie Moskau signalisierte, das man die Deutschen nicht dabei haben wollte, in der wohlbegründeten Annahme, daß es das Ganze eskalierr hätte und übel blutig geworden wäre..
Gerne hätten sie sich nicht beteiligt, aber in vorauseilenden Gehorsam haben sie Truppen zusammengezogen. Vorauseilender Gehorsam ist typisch deutsch in Ost und West
Jetzt huldigt die BRD den Amis, Trump in widerlich untertänigen vorauseilenden Gehorsam, viel schlimmer als damals die SED
Danke @ Naomi für Ihre ausführliche und interessante Rückmeldung.
Nur kurz, da zeitlich leider stark eingespannt:
Die DDR war ja gerade der Versuch eine andere Gesellschaft auf deutschem Boden zu errichten und zu zeigen, dass es eben auch ganz anders laufen kann. Dass der ominöse „deutsche Geist“ keineswegs alle durchdrangen und beseelt hat – sondern ein Spuk und allenfalls in bestimmten Milieus / Klassengruppen verwurzelt ist. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass dann später die Vokabel „Besserwessi“ entstand – weil es in der BRD keinen Elitenaustausch gab und dort der militaristische und reaktionäre Ungeist, der unter Bismarck, Willy 2 und Adolf kultiviert wurde, weiter sein Treiben führen konnte. Inklusive der für bestimmte Milieus typischen Arroganz und Besserwisserei. Nur war das beileibe kein Naturgesetz und auch nicht „in der DNA“ von „den“ Deutschen angelegt.
Dann:
These: Mit Breschnew wäre 1989 nicht passiert.
Die DDR war immer das Land, das nicht sein durfte. Das fing spätestens damit an, dass die US-Amerikaner im Frühjahr 1946 die Reparationen aus den Westzonen an die Sowjetunion stoppte, woraufhin Moskau sich umso massiver an der SBZ bediente, ging weiter mit Propaganda und gezielten Abwerbekampagnen von Seiten Bonns ab den 1950ern und all den üblichen mehr oder weniger bekannten Strangulationsmitteln. Für Moskau selbst war Ost-Berlin ohnehin ein ungeliebtes Stiefkind, das nur aus der Not geboren worden war. Gorbatschow hat es bei erster Gelegenheit fallengelassen – ein anderer Geist hätte womöglich anders gehandelt.
Es wäre spannend zu sehen gewesen, was geschehen wäre, wenn die DDR nicht all den Einschränkungen ausgesetzt gewesen wäre, mit denen sie konfrontiert worden ist. Was dann aus jenem Land geworden wäre. Man kann sich viel über ihr Regime, ihre Leute und verrußten Landschaften lustig machen. Man muss dann freilich so ehrlich sein und den Kontext mitbedenken. Entweder man kritisiert alle Staaten – dann kann ich das DDR-Bashing noch nachvollziehen. Oder man schwätzt eben vom hohen Wagen und überhöht bloß seine Weltenecke, während man über die Fesseln des anderen nonchalant hinweggeht.
Was für ein Schwachsinn….. die Aussage „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ so mit den deutschen Befindlichkeiten zu ihrer Schuldfrage zu vermengen, als würde beides – das dritte Reich – und die deutsche Überheblichkeit im Widerspruch zueinander stehen bzw als wäre die Einstellung der Deutschen zu ihrer Geschichte, nämlich es als Schuld zu betrachten und oberflächlich darauf zu reduzieren, selbst die gleiche Überheblicbkeit, was vollkommener Blödsinn ist.
Es ist eher ein Versuch die deutsche Überheblichkeit reinzuwaschen.
Es folgt doch der in revhten Kreisen beliebten Theorie, dass nicht das 3. Reich, sonderm die daraus abgeleitete Schuld das Problem darstellen.
Defacto die Aufklärung abzulehnen ist nichts Anderes als am Ende zu sagen „ich will wieder – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – zurück zu meiner Überheblichkeit“.
Der Text geht von einer falschen Annahme aus. Der Fehler liegt da, die Aufklärung defacto als Bürde zu betrachten, indem daraus eine Schuld abgeleitet wird. Es geht aber nicht um die Schuldfrage.
Wer Aufklärung als persönliche Schuld betrachtet, fühlt sich ertappt, nimmt die Aufklärung persönlich. Das geht nur, wenn man sich nicht über Werte definiert sondern über die Nation, über das Land. Dann nimmt man es persönlich, dass die weiße Weste des Identifikationspunkts „Nation“ ein paar äußerst dunkelbraune Flecken hat. Das ist übelster Nationalismus.
Ich bin aber nicht Deutschland, ich bin ich. Und ich ziehe ua aus dieser deutschen Geschichte die Erkenntnis, nicht dass ICH persönlich schuldig bin, sondern dass in jedem von uns die Gefahr steckt, zu solchen Taten fähig zu sein. Vielleicht sagt einem das Buch „die Welle“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_%282008%29) etwas, wo genau das in einem Sozialexperiment herausgestellt wird.
Wenn man so will ist es eine bösartige Umdeutung Aufklärung als persönliche Schuld zu betrachten und daher abzulehnen. Wie gesagt: Leute die das machen, fühlen sich ertappt, anaratt sich erwachsen damit auseinander zu setzen und zu erkennen und zu lernen sich soweit unter Kontrolle zu haben, dass so etwas unter keinen Umständen zum Ausbruch kommt, also in echten Taten mündet. Ok. Vielleicht fühlen sich die Menschen auch nicht ertappt, sonderm wollen die Wahrheit verdrängen, die diese Aufklärung mitsich bringt: dass in jedem von uns so etwas steckt. Das muss man auch nicht überbewerten, aber man muss es wissen.
Die deutsche Besonderheit ist jedoch sehr wohl, dass es in dieser obrigkeitshörigen Gesellschaft besondere negative Veranlagungen gibt. Dass Deutschland keine Revolution (ausgehend vom Volk), sondern den Faschismus (ausgehend von den Eliten) hatte, liegt sehr wohl auch an der deutschen Veranlagung. Das liegt an tiefen Traumata – Eliten, die sie permanent auch psychologisch misshandeln, schon über Jahrhunderte – und falschen Schlüssen, die die Deutschen daraus ziehen. Anstatt den Eliten die Leviten zu lesen, wollen sie ihnen gefallen bzw kompensieren ihre Minderwertigkeitskomplexe durch übertriebenen Nationalismus / Rassismus und benannte Überheblichkeit („am deutschen Wesen…“). Mit anderen Worten: sie kehren ihre inneren Konflikte nach außen, projezieren sie auf Andere, vor allem auf Schwächere bzw in ihren Augen minderwertige Kulturen. Dess man in so einer Gemengelage die Aufklärung über die dunkle deutsche Geschichte als „Schuldfrage“ ablehnt, passt ins Bild, weil eben die Nation der einzig verbliebene Identifikationspunkt ist, wenn man von den faschistischen Eliten als Mensch in jeglicher erdenklichen Form permanent in Frage gestellt wird (und auch die Eltern das Gleiche durchgemacht haben, dementsprechend ihren Kindern nichts Richtiges auf den Weg geben konnten). Da dürfen dann natürlich keine dunklen Flecken die weiße Weste „Deutschland“, als das falsche, weil nationalistische Weltbild stören. Die US-Anerikaner sind den Deutschen von daher Vorbild bzw „im Vorteil“ (NICHT), weil sie einfach ihre Verbrechen komplett ausblenden und jeden Tag deswegen neue begehen. Sie haben sich noch bei niemandem entschuldigt, nicht bei den Japanern, nicht bei den Vietnamesen, nicht bei den Ureinwohnern. Die „Indianer“ dürcen bis heute diverse heilige Stätten ihrer Vorfahren nicht betreten.
Dass die Eliten dem Volk die Tür eröffnen die deutsche „Schuld“ (siehe meine Ausführungen dazu) auf den Palästinensern abzuladen, also die eigene Verantwortung abzulegen, passt ins Bild. Dass der deutsche Staat diese Einstellung zur Staatsräson erklärt, zeigt, dass die Eliten nichts Gutes mit Deutschland vorhaben. Und die beschriebene deutsche Veranlagung macht es ihnen besonders leicht.
Ja. Die Deutschen sind traumatisiert, aber sie tragen trotzdem eine Verantwortung (für ihr eigenes Handeln). Ab dem Punkt, wo Du anderen Menschen schadest (Rassismus zB), kannst Du Deine Verantwortung nicht mehr auf irgendwelche Traumata schieben. Ok. Dazu müsste man erst einmal anerkennen, dass man traumatisiert ist…. egal. Ich denke es wird klar, was ich sagen will.
Die besondere Obrigkeitshörigkeit der Deutschen halte ich für Propagandaqutsch. Bei Coron ahat man gesehen, das selbst die sonst so demonstrationsfreudigen Franzosen jeden quatsch der regierung mitgemacht haben. Dagegen gab es in Deutschland doch sehr viel Renitenz gegen Masken- und Impfzwang…
Eins hat Roberto ja vergessen, was ihm eigentlich besonders übel aufstoßen müsste. Die Deutschen waren Pioniere bei den Erneuerbaren Energien. Im Jahr 2000 wurde ein Einspeisegesetz beschlossen. Weltweites Gelächter. Wind! Sonne! Aber eine große Mehrheit wollte das und will es immer noch. Unmassen von Trump’scher Propaganda können daran nichts ändern.
Psychologen wurden aufgeboten, um das im Sinne von Roberto einzuordnen. Die Deutschen nämlich trotzten dem Gelächter und traten dabei auch belehrend auf. Ist ja wahr.
Jetzt, 25 Jahre später, gehen 70 Prozent des weltweiten Invests in Erneuerbare. Sie haben ganz einfach den Preiskampf gewonnen und in der Dritten Welt sind sie oft die einzige Möglichkeit, um überhaupt an Strom zu kommen.
Ich halte das für eine der besten Episoden in der deutschen Geschichte. Erst haben wir für Heiterkeit und dann für billigen Strom gesorgt. Da sind wir, ganz gegen unsere sonstige Gewohnheit, angenehm aufgefallen.
Das neue deutsche Wesen zur Weltgenesung ist also Energie aus Licht und Luft?
Damit kann ich leben, auch weil es so schön zweideutig ist :-))
Den validen, technischen Aspekt hat @Artur_C einerseits hinreichend dargelegt.
Und wenn ich mir anderseits das aktuelle politische Toppersonal anschaue, sehe ich da eine Menge Blender und heiße Luft.
Wenn @Altlandrebell weiter oben betont, dass auch andere europäische Mächte die Welt oder zumindest ihre Kolonialgebiete an ihrem Wesen genesen lassen wollten, ist das absolut zutreffend!! Gerade Engländer und Franzosen taten sich doch hier hervor – die Franzosen, indem sie ihre Kultur als Zivilisation schlechthin verklärten und die Briten, indem sie – etwa bei Cecil Rhodes – eine ganz unangenehme und schon ins Rassistische gehende eigene Überheblichkeit kultivierten, an der sich andere zu orientieren hätten.
Deutsche Politiker und Intellektuelle waren in dieser Hinsicht bis 1945 weit weniger eine Ausnahme als es die heutige Geschichtsschreibung glauben machen möchte. Im Übrigen: Die Sieger schreiben die Geschichte und ihre späteren Helfer führen das dann fort.
—
Natürlich ist es immer falsch, von DEN Deutschen, DEN Polen, DEN Franzosen usw. zu sprechen, so als würden die Angehörigen dieser Völker gemeinsame und beständige Merkmale haben, wie das beispielsweise bei Hunde- oder Pferderassen tatsächlich der Fall ist.
Gleichzeitig ist es aber trotzdem möglich und erlaubt, bei den Angehörigen dieser Völker festzustellen, dass bestimmte Merkmale bei einzelnen Völkern tatsächlich statistisch gesehen etwas häufiger vorkommen als bei anderen: die in Italien häufige Art, Auto zu fahren, das in Deutschland häufige Interesse an Ordnung und Gründlichkeit, ja an Perfektion, die in Japan und China häufige Scheu, andere zu brüskieren und aufzufallen, der in der Schweiz charakteristische (calvinistische) Hang zu Fleiß, Sauberkeit und Ordnung, die in England häufige Art, das wirkliche eigene Denken hinter schönen und unverbindlichen Redewendungen zu verbergen usw. usf.
Das, was hier als spezifisch „deutsches Wesen“ angesprochen worden ist, hat viel mit einer in Deutschland etwas stärker verbreiteten Neigung zu ehrlichen und direkten Worten („Klartext“ reden) zu tun sowie auch mit dem oben schon erwähnten Hang zu besonderer Gründlichkeit und Perfektion. Meines Erachtens spielt hier das Erbe des Protestantismus tatsächlich eine erhebliche Rolle – wenn auch in etwas gewandelter Form (siehe Stegemann „Was vom Glauben bleibt“).
—
Warum nun in bestimmten Ländern und bei bestimmten Völkern bestimmte Eigenschaften etwas(!) häufige vorkommen, hat mit größter Wahrscheinlichkeit sehr viel sowohl mit der Geschichte dieser Länder zu tun als auch mit bestimmten geographischen Verhältnissen zu tun. So macht es, um bei der Geographie zu bleiben, natürlich einen großen Unterschied, ob es sich um eine dicht bevölkerte Region handelt wie z.B. in wichtigen Teilen von Japan und China, wo daher Rücksichtnahme und Nichtanecken wichtig werden oder ob es sich um einen nur locker besiedelten Raum wie z.B. in Nordeuropa handelt. Es wäre auch ein Fehler, das Klima zu vernachlässigen, denn in warmen Gebieten (z.B. Italien) kann sich das Leben mehr im Freien und im Kontakt mit anderen Menschen vollziehen als etwa in Nordeuropa. So etwas prägt auf Dauer schon.
Und dass die Geschichte das durchschnittliche Verhalten einer Bevölkerung prägt, das dürfte kaum strittig sein.
Die besondere deutsche Staatshörigkeit dürfte ohne Kenntnisse über die gescheiterten Revolutionen, die Obrigkeitsverherrlichung insbesondere des Luthertums und die (verwaltungstechnisch) vergleichsweise gut funktionierenden deutschen Fürstensaaten des 19. Jahrhunderts (v.a. Preußen) kaum zu erklären sein.
Der heutige deutsche Hang zur „Hypermoral“ (Gehlen) ist wiederum ohne das Trauma der NS-Verbrechen und den bereits erwähnten Hang zu Gründlichkeit und Perfektion nicht zu verstehen.
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Wichtig, aber oft etwas vernachlässigt, sind die Wechselbeziehungen der unterschiedlichen geographischen und historischen Prägungen, also die Art, wie sie sich wechselseitig summieren oder abschwächen, wie sie neue Mischtöne ergeben usw.
Noch einmal etwas grundsätzlicher …
Wenn @Altlandrebell weiter oben betont, dass auch andere europäische Mächte die Welt oder zumindest ihre Kolonialgebiete an ihrem Wesen genesen lassen wollten, ist das absolut zutreffend!! Gerade Engländer und Franzosen taten sich doch hier hervor – die Franzosen, indem sie ihre Kultur als Zivilisation schlechthin verklärten und die Briten, indem sie – etwa bei Cecil Rhodes – eine ganz unangenehme und schon ins Rassistische gehende eigene Überheblichkeit kultivierten, an der sich andere zu orientieren hätten.
Deutsche Politiker und Intellektuelle waren in dieser Hinsicht bis 1945 weit weniger eine Ausnahme als es die heutige Geschichtsschreibung glauben machen möchte. Im Übrigen: Die Sieger schreiben die Geschichte und ihre späteren Helfer führen das dann fort.
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Natürlich ist es immer falsch, von DEN Deutschen, DEN Polen, DEN Franzosen usw. zu sprechen, so als würden die Angehörigen dieser Völker gemeinsame und beständige Merkmale haben, wie das beispielsweise bei Hunde- oder Pferderassen tatsächlich der Fall ist. Genetik erklärt nicht alles!
Gleichzeitig ist es aber trotzdem möglich und erlaubt, bei den Angehörigen dieser Völker festzustellen, dass bestimmte Merkmale bei einzelnen Völkern tatsächlich statistisch gesehen etwas häufiger vorkommen als bei anderen: die in Italien häufige Art, Auto zu fahren, das in Deutschland häufige Interesse an Ordnung und Gründlichkeit, ja an Perfektion, die in Japan und China häufige Scheu, andere zu brüskieren und aufzufallen, der in der Schweiz charakteristische (calvinistische) Hang zu Fleiß, Sauberkeit und Ordnung, die in England häufige Art, das wirkliche eigene Denken hinter schönen und unverbindlichen Redewendungen zu verbergen usw. usf.
Das, was im Artikel als spezifisch „deutsches Wesen“ angesprochen worden ist, hat viel mit einer in Deutschland etwas stärker verbreiteten Neigung zu ehrlichen und direkten Worten („Klartext“ reden) zu tun sowie auch mit dem oben schon erwähnten Hang zu besonderer Gründlichkeit und Perfektion. Meines Erachtens spielt hier das Erbe des Protestantismus tatsächlich eine erhebliche Rolle – wenn auch in etwas gewandelter Form (siehe Stegemann „Was vom Glauben bleibt“). —
Warum nun in bestimmten Ländern und bei bestimmten Völkern bestimmte Eigenschaften etwas(!) häufige vorkommen, hat mit größter Wahrscheinlichkeit sehr viel sowohl mit der Geschichte dieser Länder zu tun als auch mit bestimmten geographischen Verhältnissen. So macht es, um bei der Geographie zu bleiben, natürlich einen großen Unterschied, ob es sich um eine dicht bevölkerte Region handelt wie z.B. in wichtigen Teilen von Japan und China, wo der Enge wegen Rücksichtnahme und Nichtanecken wichtig werden oder ob es sich um einen nur locker besiedelten Raum wie z.B. in Nordeuropa handelt. Es wäre auch ein Fehler, das Klima zu vernachlässigen, denn in warmen Gebieten (z.B. Italien) kann sich das Leben mehr im Freien und im Kontakt mit anderen Menschen vollziehen als etwa in Nordeuropa. So etwas prägt auf Dauer schon.
Und dass die Geschichte das durchschnittliche Verhalten einer Bevölkerung prägt, das dürfte kaum strittig sein.
Die besondere deutsche Staatshörigkeit dürfte ohne Kenntnisse über die gescheiterten Revolutionen, die Obrigkeitsverherrlichung insbesondere im Gefolge des Luthertums und die (verwaltungstechnisch) vergleichsweise gut funktionierenden deutschen Fürstensaaten des 19. Jahrhunderts (v.a. Preußen) kaum zu erklären sein.
Der heutige deutsche Hang zur „Hypermoral“ (Gehlen) ist wiederum ohne das Trauma der NS-Verbrechen, den bereits erwähnten Hang zu Gründlichkeit und Perfektion und den moralischen Furor im Gefolge des Protestantismus (-> ein gutes Gewissen haben wollen) nicht zu verstehen.
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Wichtig, aber leider oft etwas vernachlässigt, sind die Wechselbeziehungen der unterschiedlichen geographischen und historischen Prägungen, also die Art, wie sie sich wechselseitig summieren oder abschwächen, wie sie neue Mischtöne hervorbringen usw.
Es ist natürlich erlaubt (wäre sonst auch sehr deutsch), doch darf nicht verlangt werden, dass es ernst genommen wird oder als wahrhaftig in die Lexika tattoowiert werden kann.
Um es abzukürzen, hier wird ein sog. deutsches Wesen, das irgendwie in einem Deutschen verankert sein soll und bei Gelegenheit heraustreten muss (bewaffnet mit Besen und Zollstock), mit einem angelernten Habitus verwechselt bzw. gleichgesetzt, der gelehrt bzw. abgeschaut werden kann.
Als kleines Beispiel: Die angeführte „Geselligkeit im Freien“ der katholischen Südeuropäer, der die Geselligkeit der protestantischen Skandinavier in nichts nachsteht; sie findet verständlicherweise eher im Sommer statt. Bisweilen kann sie einem durchschnittlichen Deutschen bei Gelegenheit auch als übergriffig erscheinen. Vielleicht liegt’s am Duzen, vielleicht an der Sauna. Oder wie der Volksmund (grauenhaftes Wort) sagt: „Andere Länder, andere Sitten.“ Und nicht anderes Gewese oder anderer Nationalcharakter, der sich in jedem Individuum wiederfinden ließe, selbst wenn es alleine auf dem Mars aufgewachsen wäre…
Habitus, so ist es.
Spätestens seit P. Bourdieu wissen wir, dass der Habitus in (Klassen-)Gesellschaften sich selbst reproduziert. Habitus umfasst Weltbilder, politische Ansichten, Bildung etc. Ein gut erforschtes Feld (ist es doch ein Hauptaugenmerk der Sozialwissenschaften), das ausreichend Antworten für die vorliegenden Phänomene liefert.
Es gibt zig weitere Wissenschaftsfelder, die das genau bestätigen, z.B. Kriminalforschung. Entscheidend für eine kriminelle Karriere ist das Milieu, nicht die Gene oder sowas. Wer sich auf das Minenfeld begibt, nach „moralisch guten oder bösen“ Genen zu suchen, darf sich nicht wundern, wenn er auf eine Granate tritt. Ich dachte, das hätten wir hinter uns…
@El-G
Insofern der Habitus vergleichsweise dauerhafte Merkmale/Verhaltensweisen zeigt, IST er doch das Wesen; etwas anders gibt es dahinter nicht.
Im Bereich der Alltagskultur und der Erziehung existieren eine ganze Reihe von übermittelten, tradierten Dingen, die sehr langlebig sein können – und es auch sind.
Oder halten Sie es etwa für möglich, dass es darüber hinaus noch etwas Verhaltensmäßiges gibt, was in den Genen steckt?!? Das kann ich mir kaum vorstellen.
Genetisch sind m.E. nur noch Dinge festgelegt, die den Körperbau betreffen oder aber bestimmte körperliche Anpassungsleistungen an bestimmte Umweltbedingungen wie z.B. die Laktosetoleranz, die Sauerstoffaufnahme in größerer Höhe über NN, die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung oder die Fähigkeit, eigenständig mit Hilfe des Sonnenlichts Vitamin D zu bilden.
Obwohl – es heißt ja, dass Juden – vermutlich durch ihr besonderes Bildungsinteresse in der Diaspora – im Mittel eine höhere Intelligenz haben oder gehabt hätten. Andererseits ist auch das bloß ein körperliches Merkmal und keine Verhaltensdisposition.
Nun gut, »Habitus« verstehe ich hier als Haltung, etwas (bzw. sich selbst) halten (fast wäre Attitüde ein besseres Wort gewesen). Dass er angeeignet und nicht vorab angelegt ist, habe ich erwähnt, also ist er nicht das Wesen, oder auch ausdrücklich nicht immanent.
Nein, ich denke natürlich nicht, dass etwas wie ein deutsches Wesen in den Genen steckt. Ich würde folgendes sagen: Es liegt im Wesen des Menschen, dass er hochgradig sozial agiert und gemeinschaftlich denkt. Das macht es schwierig, die Ursachen einzelner Verhaltensweisen exakt herzuleiten (angeboren/erlernt).
Das ist sowohl auf Zellebene als auch bei Nicht-Säugetieren bzw. Arten, die keine Brutpflege betreiben, einfacher zu beschreiben. Woher weiß eine Schildkröte, dass sie sich aus der Schale picken muss, durch den Sand wühlen und zum Meer laufen? Ist wohl genetisch. Wie funktioniert das genau? Weiß keiner. Was mich zu der Erkenntnis bringt, dass die genetische Forschung gerade mal durchs Schlüsselloch geschaut hat, aber weit davon entfernt ist, das ganze Bild auch nur zu erahnen. Deswegen halte ich mich davon auch lieber fern, dünnes Eis…
Und das mit der »höheren Intelligenz« ist ebenfalls sehr torfiges Gelände, auch wenn die Psychologie versucht, kulturelle Vorannahmen, Erwartungshaltungen und Prägungen bei ihren Tests zu eliminieren. Trotzdem ist es schwierig, einen so weitläufigen Begriff wie Intelligenz zu quantifizieren. Vielleicht ist es sogar Quatsch und man bleibt lieber beim situativen Eignungstest: Es hat Hände, es kann klatschen…
Als Kompromiss, Ihren vorherigen Post einbezogen, mal folgenden Formulierungsvorschlag:
Es gibt nicht das deutsche Wesen (oder italienische, chinesische etc.), sondern „Verhaltensweisen und Selbstbilder, die geografisch häufiger anzutreffen sind“.
@El-G
Unsere Sichtweisen liegen nicht weit auseinander.
Im Grunde ist es ja auch bloß Definitionssache, ob man nun ein Wort wie „Wesen“ benutzt oder nicht. Zu meinem aktiven Wortschatz gehört es bei diesem Thema nicht. Ihr Hinweis auf die Nichtimmanenz ist natürlich richtig.
Ihre Kompromissformulierung wäre mir etwas zu vage, denn der Name des Landes und seiner Bevölkerung ist schon wichtig, auch schon allein wegen der historischen Bezüge.
—
Den Begriff „Habitus“ bedeutet für mich bloß so viel wie äußeres Erscheinungsbild; habe nun allerdings „gegoogelt“, dass es ein Begriff ist, der von bestimmten Wissenschaftlern doch mit noch etwas mehr Inhalt gefüllt wird. Egal. Ich bin kein Sozialwissenschaftler und eine sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise ist mir eher fremd. Egal.
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Zur Intelligenz:
https://schweizermonat.ch/aschkenasische-juden-sind-die-intelligenzweltmeister/#
(eine seriöse Seite)
Na, »vage« muss es ja nicht bleiben, wenn eine einzelne Verhaltensweise benannt wird.
Leider kann ich mich nicht freisprechen, gelegentlich einer wesenhaften Sturköpfigkeit anheim zu fallen. Aus welchem Land komme ich wohl? 😉
Danke für den Artikellink, er umschreibt das Problem und die Diskussion drumherum sehr gut (wenn auch mit einer Färbung). Nur schade, dass PISA so gut weggekommen ist, Finnland hat es ja inzwischen wieder kassiert…
Interessant sind dann auch die Verschiedenheiten im deutschen Kulturraum, die eine Varianz zur typischen Mentalität aufzeigen.
Hamburg, Berlin, Köln, Stuttgart und München sind schon recht verschieden.
Dennoch haben wir alle einen kulturell geprägten deutschen Habitus. Analog die Menschen aus anderen Ländern.
Man kann auch damit spielen.
Z.B. leite ich klare Ansagen in internationalen Projekten gerne damit ein: „Sorry to be so German. …“ Und alle nehmen den folgenden Klartext weniger krumm.
Oder man kann in rheinischen Tonfall auch freundlich Klartext reden. Kölsch verbindlich.
Aber dafür muss man sich schon über den spezifischen Habitus klar sein.
Bedauerlich, dass Sie, Herr Wirth, hier bloß in Strukturfaktoren der Geografie und Historie festhängen. @ DasNarf (grüße auch an Sie, schön, dass Sie doch noch mitschreiben) wies ja hübsch darauf hin, dass ein Schlüssel zum Ganzen in weiteren, gerade auch systemischen, Bedingungen (er erwähnte soziologische) zu finden ist. Denn in der Tat – entscheidend sind das Milieu und die politische Landschaft – nicht Gene und die klimatische Region.
Uruguay und Argentinien liegen in den Subtropen (bzw. darunter) und waren lange die beiden Musterstaaten Südamerikas. Dass Argentinien nun eine „Schuldenproblematik“ am Hals haben soll, liegt vermutlich daran, dass der faule Gaucho zu oft in der Sonne saß – die strukturellen Zwänge der internationalen Ebene (U, S und A) und andere systemische Faktoren (Auswirkungen der Kolonialzeit, ungleiche Landverteilung, Folgen des Peronismus…) haben damit nichts am Hut. Auch der Abstieg Uruguays liegt vermutlich daran, dass da einfach zu viele Nachkommen von Italienern leben, die können nun mal nicht wirtschaften. Nein, im Ernst: Schon dieser kleine Exkurs verdeutlicht doch, wie dusselig das Zuschreiben von Stereotypen auf bestimmte Bevölkerung(sgrupp)en ist. Uruguay und der Libanon waren lange Zeit jeweils „die Schweiz“ ihrer Weltenecke – vorbildlich, musterhaft, mit „Ordnung“ und allem. Zwar mag Montevideo heute noch immer eine Sonderstellung auf dem südamerikanischen Kontinent innehaben, aber die Analogie passt nicht mehr wirklich. Auf den Libanon würde sie überhaupt keiner mehr beziehen, außer er vergliche das Land mit der Schweiz der Habsburgerkriege. Die Ursachen dafür liegen freilich weder in Geografie, Genen oder Religion. Sehr wohl aber auch hier in Strukturfaktoren und dem internationalen Regime (Uruguay ist extrem von internationalen Märkten abhängig, Stichwort primärer Sektor, Rohstoffe, Preisschwankungen).
Kurzum: Der wirtschaftliche, politische, kulturelle und sonstige Auf- oder Abstieg eines Landes lässt sich schlicht nicht auf die Moral, Weltanschauung oder irgendeinen ominösen „Geist“ der Bevölkerung zurückführen. Den Zustand bestimmter Weltenecken mit Stereotypen zu erklären führt ins Nirgendwo.
Aha.
Und wer genau hat(te) dieses Interesse? „Der“ Deutsche im Allgemeinen? Wer oder was ist überhaupt ein „Deutscher“? Zählten da vor 150 Jahren nicht auch Luxemburger und Steirer zu? Sind die auch ordentlich und gründlich? Ich dachte immer die Österreicher seien schlampert und die Luxemburger geldgeil?
Das Faible für Ordnung und Gründlichkeit entstammt vielleicht dem preußischen Militarismus (nicht einmal dem handelsüblichen preußischen Ottonormaldackel höchstselbst). Es ist aber keine Kernsignatur oder Grundausstattung eines jeden in Deutschland geborenen Menschen. Man hat dieses (positiv gemünzte) Stereotyp bloß allen anderen übergestülpt, genauso wie das (negative) der Pickelhaube. Und letztere ist eigentlich nur ein schönes Beispiel wie wirkmächtig Symbole, Bilder und Meinungsmache sind und wie man aus ihnen Vorurteile zimmern kann, die noch Jahrzehnte / Jahrhunderte später virulent sind..
Kurzum: Das Bild des „deutschen Nationalcharakters“ – oder gar „deutschen Nationalgeists“ – ist wie gesagt ein oller Spuk. Ein Konstrukt, das obendrein oft durch (ausländische) Medien und Politik genährt worden ist. Es ist simplifizierend und lässt – wie die Mitforisten anführten – außer Acht, dass innerhalb Deutschlands etliche andere Regionen existier(t)en, deren Traditionen und Einstellungen nun mal völlig andere als die der Preußen-Deutschen sind. Und vergaß zudem (bewusst), dass auch nicht alle Preußen mit der Pickelhaube durch die Gegend rannten. Der preußische Militarismus ist weder die Grundlage aller deutschen Identitäten noch eine ausreichende Beschreibung für „Preußen“ an sich. Aber es ist ein Beispiel wie man ein bestimmtes Phänomen auf eine große, heterogene Masse projizieren und deren Tun damit normieren und einordnen kann. Und dann beschäftigt man sich letztlich weniger mit Strukturen und Hintergründen des Phänomens – was den Militarismus ausmacht, wie er entsteht, genährt wird und er wer ihn vorantreibt – sondern ergeht sich bloß in Ressentiments und Gegenressentiments. Hilfreich ist das alles nicht.
Also: Immer hinterfragen, wenn Stereotype ins Spiel kommen, immer schauen, warum sie entstehen, wem sie nutzen, wer von ihrer Verbreitung profitiert. Der wahre „Charakter“ eines Landes wie eines Menschen ist nie in einer einzigen Eigenschaft zu finden.
Der existierte ja wohl schon viel früher und ist eher Ausdruck bestimmter Milieus und Klassen. Hypermoral war doch in intellektuellen Kreisen der deutschen Eliten des ausgehenden 19. Jahrhunderts bereits weit verbreitet – und ist somit eben weniger ein posttraumatisches Phänomen als ein langfristigeres Merkmal solcher Milieus. Was ist denn zum Beispiel das Manifest der 93 („An die Kulturwelt“) bitte anderes gewesen als ostentative Hypermoral? Auch hier gilt es ergo auf Strukturen zu schauen. Reicht mir aber nicht die Zeit für heute und die Diskussion ist ja ohnehin schon weitergezogen.
Wir Deutschen können von Glück sagen, dass „dieser Hang der Deutschen zur extrovertierten Belehrung anderer Völker“ von diesen ab und an doch noch dankend abgelehnt wird.
Nur EIN praktisches Beispiel:
Deutschlands grüner Energiewende-Wahn mit der vollständigen Abholzung aller unserer AKW und zunehmender Abholzung unserer fossilen Grundlast-Kraftwerke (die sich durch die Fähigkeit ausgezeichnet hatten, auch dann noch Energie liefern zu können, wenn bei Dunkelflaute Wind und Sonne keine müde kWh mehr liefern), wäre längst im Blackout-Chaos versunken, wären da nicht die dankend ablehnenden Nachbarn, die den deutschgrünen Energiewende-Vorreitern dann (Ironie der Geschichte) gerade mit dem von den Grün-Deutschen geächteten AKW-Strom und „fossilen“ Strom aus ihren eigenen Kraftwerken (inzwischen regelmäßig) aus der Patsche helfen müssen.
Ach so, Hauptsache wir Deutschen werden unserer Vorbild-Rolle gerecht und produzieren keinen AKW-Strom und „fossilen“ Strom mehr (wir müssen ja nicht gleich aller Welt verraten, dass eigentlich die netten Nachbarn die „erfolgreiche“ deutschgrüne Energiwende absichern).
Noch ein Hinweis an alle die grünen Superschlau:innen, die aufgrund ihres schlichten Geistes immer noch meinen, wir müssen in Deutschland dann einfach nur noch mehr Windmühlen und Solarpanelen aufstellen, damit es klappt:
Bei Dunkelflaute ergibt die Multiplikation von 0 kWh auch mit 1Mio. (oder noch mehr) Windmühlen (oder Solarpanelen) immer noch 0 kWh!
Ernsthafte Fragen:
Wann war in ganz Deutschland das letzte Mal eine vollständige Dunkelflaute?
Wie lange dauerte die?
Wie oft kommt das vor?
Und nicht ganz so ernsthaft: Hörte dann auch das Wasser auf, aus den Talsperren abzufließen? (Ich weiß, das reichte lange nicht für den Bedarf…)
Und was spricht dagegen dann anderen überschüssigen Strom zu nutzen?
Natürlich gar nichts, wird ja auch vernünftigerweise gemacht, da es eine europaweite Vernetzung gibt.
Finde es nur nicht hilfreich, mit Begriffen wie »Dunkelflaute« herumzuwedeln, um das ganze Projekt der Klimaneutralität, das auch nach 25 Jahren zweifellos noch in den Kinderschuhen steckt, zu diskreditieren und rückggängig machen zu wollen, weil es angeblich völlig bescheuert ist.
Würde mich auch nicht wundern, wenn die »Dunkelflaute« aus den PR-Agenturen der monopolen Energiewrtschaft käme.
Das könnte in diesem Zusammenhang von Interesse sein:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=141985
Klimaschutz und der abnehmende Grenznutzen
12. November 2025 um 13:30
Ein Artikel von: Jens Berger
»Im brasilianischen Belem findet derzeit die COP30, die 30. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen, statt. Einmal mehr geht es um die Umsetzung nationaler Klimaziele. Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Die Debatte, wie das konkret zu erreichen sein soll, wird uns in den nächsten Jahren noch begleiten, zumal die Zielsetzung bereits jetzt großen Einfluss auf Investitionen mit langer Abschreibungszeit hat. Bei der gesamten Debatte wird gerne ein „Grundgesetz“ der Ökonomie vergessen: Das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens, das auch beim Klimaschutz gilt. Grob gesagt steigen die volkswirtschaftlichen Kosten dabei pro eingesparter Einheit Treibhausgas, je mehr man sich dem anspruchsvollen Ziel der Nullemission annähert. Da es für die globale Klimabilanz aber keinen Unterschied macht, in welchem Land Treibhausgase ausgestoßen werden, wäre es volkswirtschaftlich klüger, die Einsparungen und Ziele nicht national, sondern international zu definieren.«
Geht zwar etwas Off-Topic, aber ist wirklich interessant. Und ein sehr weites Feld.
Leider arbeitet (auch) hier Europa nicht zusammen, bzw. die Monopolisten der Energiewirtschaft, die sich nur darüber einig sind, dass die Netze nicht dezentralisiert werden dürfen, denn das würde ihnen Konkurrenz bzw. Gewinneinbußen bringen. Die unterschiedlichen Energiepreise innerhalb Europas und global sprechen da eine ganz klare Sprache, das hat nur mittelbar was mit Ressourcen zu tun.
Andererseits ist es eine höchst anspruchsvolle technische Aufgabe, schwankende Zulieferer in das Gesamtnetz zu integrieren und dieses Netz stabil, also im optimalen Schwingungsbereich zu halten (btw. sind da die Wärmepumpen und ihre Auswirkungen ebenfalls ein ganz großes Thema). Wenn man mit einem Profi aus der Netzwirtschaft (nicht Energiewirtschaft!) spricht, sagt er, dass sie sich selbst wundern, dass es nicht öfter europaweite Blackouts gibt und wir häufiger daran vorbei schrammen, als publik wird.
Der zitierte Jens Berger hat da schon recht, die Ziele sollten international definiert werden und zusätzlich sollte die Versorgung auch international organisiert werden. Und zwar unter der Prämisse, dass der Profit bei der Energieversorgung (wie auch bei Gesundheit und Verkehr) nicht die Kapitalvermehrung der Aktionäre sein sollte, sondern dass es für alle funktioniert und auch bei sich verändernden Bedingungen und Notwendigkeiten weiter funktionieren wird.
Aber da sind wir dann schnell wieder beim deutschen (Un-)Wesen: „Wo ist denn da mein Vorteil, wenn alle das gleiche haben?“ Nur dass dieses Unwesen international ist, das Kapital eben.
Der Text legt sauber offen, wie sich aus Protestantismus, Idealismus und Romantik ein deutscher Moralüberbau entwickelt hat, der sich für universell zuständig erklärt – vom „Deutschlands Beruf“ Geibels bis zur wertebasierten Außenpolitik Baerbocks. Was aus meiner Sicht fehlt, ist der nächste Schritt: Diese Struktur ist nicht nur eine historische Kuriosität, sondern die moderne Variante genau der Logik, die im Nationalsozialismus offen ausgesprochen wurde – nur heute eben codiert über „Werte“ statt über „Rasse“.
Im Kaiserreich und im NS-Staat hieß das offen: „Deutschland, Deutschland über alles“, „deutsches Volk“, „Untermensch“, „Ungeziefer“. Heute läuft derselbe Mechanismus über eine Ausweichfigur: Man behauptet nicht mehr, der Deutsche sei an sich höherwertig, sondern die deutsche Moral sei allen überlegen. Man ersetzt den biologischen Übermenschen durch den moralischen Übermenschen. Der Anspruch bleibt derselbe: Am deutschen Wesen – jetzt als „Aufarbeitung“, „Sittlichkeit“, „Werteordnung“ – soll die Welt genesen.
Der Artikel zeichnet diese Linie von Luther über Kant, Fichte und Hegel sehr treffend nach: erst die innere Wahrhaftigkeit des Protestanten, der sich den Himmel durch korrekten Lebenswandel verdienen muss, dann der Idealismus, der die eigene Sittlichkeit zum universellen Maßstab aller Menschen erhebt. Die modernen Deutschen haben diese Überhöhung einfach umcodiert: Man ist nicht mehr „von Natur aus besser“, sondern „moralisch weiter“. Das Ergebnis ist identisch – nur sprachlich entschärft.
Diese Mentalität wirkt nicht nur nach außen, wenn Deutschland China, Russland oder dem „globalen Süden“ erklärt, was Rechtsstaat, Klima, Krieg und Frieden „richtig“ bedeuten. Sie wirkt auch nach innen – gegen jeden, der nicht ins Bild passt: Migranten, „Abgehängte“, Unangepasste, Widerspenstige. Wer nicht in die Vorstellung vom „vernünftigen“, „einsichtigen“ Subjekt passt, wird nicht als Konfliktpartner auf Augenhöhe behandelt, sondern als Erziehungsobjekt – oder als Sicherheitsproblem.
Die Stammtisch-Mentalität, die der Text indirekt anspricht, ist Teil desselben Musters. Man legitimiert Politik nicht über Grundrechte und Verfahren, sondern über den Rückkanal „Fragen Sie doch mal in Ihrem Umfeld“ – also den Stammtisch. Was früher „gesunder Volkszorn“ und „Volkes Stimme“ war, heißt heute „Mehrheitsmeinung“ oder „gesellschaftliche Mitte“. Die moralische Selbstüberhöhung wird damit von der Philosophie in die Bierbank verlängert: Was die eigene Runde bestätigt, gilt als Evidenz für den moralischen Führungsanspruch.
Konsequent zu Ende gedacht, bedeutet das: Dieselbe Haltung, mit der Deutschland Xi, Putin oder beliebigen Regierungen erklärt, wie sie sich zu benehmen haben, steht auch hinter dem Umgang mit denen im Inneren, die „stören“. Wer als falsches Stadtbild, als Integrationsproblem oder als Sicherheitsrisiko wahrgenommen wird, bekommt es mit einem Apparat zu tun, der seine Überlegenheit nicht mehr biologisch, sondern moralisch begründet. Die Unterscheidung zwischen „wir Vernünftigen“ und „die anderen, die Belehrung brauchen“ ist strukturell identisch mit der alten Hierarchie.
Auf der Alltagsebene zeigt sich das in Phänomenen wie Racial Profiling: Bestimmte Menschen werden häufiger kontrolliert, häufiger verdächtigt, schneller zu Problemfällen erklärt – nicht wegen des objektiven Verhaltens, sondern wegen des Bildes im Kopf. Die alte Kategorik von „deutsch“ vs. „undeutsch“ ist in eine Matrix aus „westlichen Werten“, „Integrationstauglichkeit“ und „Sicherheitsrelevanz“ übersetzt worden. Der moralische Perfektionismus, den der Artikel beschreibt, liefert dafür die ideologische Energie.
Dazu passt, dass deutsche Debatten – ob über Klimapolitik, Migration oder Krieg – mit einer Überspanntheit geführt werden, in der „alles auf dem Spiel steht“: Wer nicht der moralisch aufgeladenen Linie folgt, gilt schnell als „Brandstifter“, „Putinfreund“, „Antisemit“ oder „Feind der Demokratie“. Auch das ist eine Fortsetzung der alten Logik: Die eigene Position steht nicht zur Diskussion, sie verkörpert das Gute an sich. Wer widerspricht, rutscht in die moralische Minderwertigkeit.
Der Text verweist zu Recht auf Buchenwald bei Weimar und die Frage, wie Hochkultur und Barbarei im selben Land möglich waren. Die Antwort liegt für mich genau in dieser Struktur: Wenn ein Volk sich einbildet, Träger einer höheren Vernunft zu sein, dann werden Grausamkeiten nicht trotz, sondern gerade wegen dieses Anspruchs möglich. Wer glaubt, im Besitz der überlegenen Moral zu sein, kann Gewalt und Ausgrenzung als notwendige Maßnahmen zur Durchsetzung des Richtigen rationalisieren.
Heute äußert sich das nicht mehr in Lagern und offenen Vernichtungsphantasien, sondern in einer flächendeckenden moralischen Belehrung – außenpolitisch und innenpolitisch. Der Artikel benennt das treffend als „letzten Exportschlager“: Wenn Waren und Technik nicht mehr reichen, exportiert man eben Moral. Das Problem ist: Diese Moral richtet sich nicht nur an andere Staaten, sie schlägt auch nach innen durch und trifft zuerst jene, die im deutschen Selbstbild schon immer am Rand standen.
Insofern ist das „deutsche Wesen“, wie es hier beschrieben wird, nicht nur eine mentale Marotte, sondern eine Gefahr: Eine Gesellschaft, die ihre eigene Überhöhung nur noch moralisch kodiert, statt biologisch oder national, hat den Kern des Problems nicht gelöst, sondern nur die Sprache gewechselt. Wer das ernst nimmt, müsste nicht nur über Außenpolitik und „Haltung“ reden, sondern darüber, wie man diese alte Struktur – Überlegenheitsphantasie plus Stammtisch-Bestätigung – endlich systematisch bricht, bevor sie erneut nach innen und außen zerstörerisch wirkt.
Ein sehr schöner Beitrag, danke dafür.
Dieses eiserne Festhalten an der Richtigkeit der eigenen Position ist wohl auch die beste Erklärung dafür, warum sich unsere westlichen Gesellschaften auch so hoffnungslos verheddert haben. Es gibt kein vor und kein zurück, egal bei welchen Themen. Links, rechts, arm, reich, alle haben recht und die jeweils anderen nicht. Quasi ein postmoderner gordischer Knoten. Um Argumente geht’s nicht mehr, also tritt die Gewalt an deren Stelle und zückt das Schwert.
@Miri
Chapeau!
So einen gelungenen Kommentar liest man hier nicht alle Tage.
Inder Tat, von Moral hat Deutschland im Überfluss. Es leistet sich meist sogar zwei davon. Die Doppelmoral ist eine deutsche Tugend.
Woran liegt es?
Preußen, Protestantismus, Romantik, Minderwertigkeitsvorstellungen, Angst – alles Zutaten zu einem schweren verdaulichen Eintopf.
Das Gute ist, man kann es auch verlernen. Wobei wir seit einigen Jahren durch die Moralisierung der Politik leider das Gegenteil erleben. Denn wer moralisch argumentiert Immunisierung sich gegen sachliche Argumente und es gibt dann nur noch Gut vs. Böse – egal von welcher Seite ausgehend. Und diese Emotionalisierung lässt sich in Stimmen ummünzen.
Dabei sollte Politik im besten Sinne amoralisch sein. Also die Fonger von moralischen Kategorien lassen.
Aber egal ob Ukraine oder „Ich will mein Schnitzel“ alle flachen das Feuer an. Moral sells.
Das Südseeparadies „Nördliche Marianen“ hat seine Nationalhymne mit der Melodie des deutschen Volkslieds „Im schönsten Wiesengrunde steht meiner Heimat Haus“ bzw. „Drei Lilien“ vertont.
https://www.youtube.com/watch?v=qzzYssl7LgY
Bezaubernd!
Ich kenne (vom Sound her und wenn die engl. Übersetzung stimmt) keine freundlichere Nationalhymne.
Weil hier auch um Luther, Bibel etc geht:
Septuaginta, ganz andre Übersetzung, tw ganz andrer Sinn.
Auch der Paulus kommt nicht gut weg.
Soll ja dem Petrus aus Neid die Show gestohlen haben.
Ziemlich willkürliche (machtorientierte) Textzusammenstellungen in den Konzilen
bestimmen heute und hier Gesetzgebungen und Chancen.
Letztlich geht’s auch im Ukr-krieg um Ostkirche versus Westkirche.
Konstantinopel/ Byzanz und Rom, inclusive Papst.
Keine Ahnung ob das stimmt.
Ich bin damit aufgewachsen, mir in der Schule schon genau dieses Zeug, was der Autor hier aufs Neue zum Besten gibt, wieder und wieder anzuhören!
Hegel und Fichte, na klar! Luther und Calvin, sicher!
Warum wird in derlei Artikel immer und immer wieder unterschlagen, das es gerade in Deutschland auch eine große linke Tradition gibt?
Was ist mit Marx und Engels? Mit Liebknecht und Luxemburg? Die Frankfurter Schule? Karl Jaspers, der schon 1969 in seinem Buch „Wohin geht die Bundesrepublik“ auf die Gefahren der Parteienoligarchie hingewiesen, die Notstandsgesetzgebung gegeißelt hat?
Was mit Leuten wie Kurt Tucholsky und Karl von Ossietzky? „Der Deutsche“….Scheisse mit „den Deutschen „.
Und wenn er schon mit den Preußen anfängt, so galt Preußen in friderizianischer Zeit als das aufgeklärteste Land Europas. Immer wieder Geschichte bemühen, Ereignisse aus der Zeit reißen, mit heutiger Sichtweise bewerten und als Belege für die eigenen Thesen verwenden!
Natürlich gab es immer Preußisch/Deutschen Militarismus, aber gab es in anderen Ländern etwa keinen?
Warum wird unsere große linke Tradition immer wieder unterschlagen?
Die Linken haben sich in Deutschland nie durchgesetzt, zugegeben, aber diese Tradition nicht zu erwähnen ist schlicht unausgewogen, der ganze Artikel ist unausgewogen.
Aber man muss ja immer wieder beweisen, das „die Deutschen“ schon immer so waren bla,bla,bla und sich bis heute nichts geändert hat, im Grunde!
Bis auf ganz vereinzelte Ausnahmen passen die Forenten auf Overton überhaupt nicht in das kolportierte Bild!!
Ist das eigentlich keinem aufgefallen hier?
Also, was soll der ganze Quark?
Ich das einfach nicht mehr hören, habe ich satt bis Oberkante Unterlippe und das seid der Schulzeit!
@Wallenstein
Sie beklagen eine geringe Beachtung der linken Tradition in Deutschland.
Ich würde sagen: Da ist ja auch nicht viel Gutes bei rausgekommen … !
Sie schreiben sogar:
„Die Linken haben sich in Deutschland nie durchgesetzt.“
Da bin ich jetzt aber doch sehr erstaunt, denn die zur SED gewandelte KPD war doch in der DDR ganz zweifellos sogar eine siegreich und herrschend gewordene Linke.
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Dass das, was dabei rausgekommen ist, Mist war, hat nun ganz gewiss etwas und sogar äußerst viel(!) mit der Linken an sich und ihrer geistesgeschichtlichen Tradition – Marx, Engels, Lenin usw. – zu tun!!!
Man könnte es auch so sagen: Deutschlands Tragik bestand darin, dass es hier im 20. Jahrhundert eine zu starke Linke gab.
Das war eine aufoktroyierte Linke, genauso, wie im Westen eine aufoktroyierte sogenannte Demokratie!
Beides kam von aussen und nicht von den Deutschen selbst!
Außerdem ist Marxistisch und Marxistisch-Leninistisch was anderes!
Aber ich verstehe Ihren Standpunkt, auch das man einen Erfolg der deutschen Linken als DDR so interpretieren kann!
Jedenfalls danke für die Antwort!
DDR Links war nicht Links und hätten wir keine 68er gehabt, hätten wir weitaus schlimmeres noch viel früher bekommen.
Die ausgehenden 60er und 70er waren ein wunderschöne linksgeprägte Dekade der Freiheit wie sie es wohl nie wieder geben wird.
@motonomer
Nein, die DDR und die SU jetzt mal schlichtweg nicht für „links“ erklären, das geht nicht!
Kleines Aber: Nun weiß ich aber, dass Sie aus der anarchistischen Ecke kommen, und von daher nehme ich es Ihnen ab, dass Sie das aus Ihrem Blickwinkel durchaus ernst meinen.
Wären Sie jetzt ein dogmatischer Altlinker – etwa so wie @Besdomny oder @Krim – so würde ich mit dem folgenden Zitat antworten; auf Sie passt es aber nicht ganz.
„Der klassische linke Seufzer: ´Wir wollten es diesmal ganz anders machen, und dann kam es doch wie immer.´”
(Michael Klonowsky, 2024)
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„Die ausgehenden 60er und 70er waren eine wunderschöne linksgeprägte Dekade der Freiheit wie sie es wohl nie wieder geben wird.“
Ja, da ist was dran; ich erinnere mich noch etwas: viel Aufbruch und Hoffnung … Und gute Musik!
Allerdings würde ich sagen, dass es damals nur deswegen so relativ schön war, weil gleichzeitig noch traditionelle Strukturen und Werte bestanden.
Anders gesagt: Man könnte linke Werte und Kultur in der Gesellschaft auch mit der richtigen Prise Salz vergleichen, denn in geringer Dosierung ist es eine unverzichtbare Bereicherung des Essens, doch darf man die Speise eben nicht versalzen …
Mit dem Liberalismus ist es ähnlich: Spaß und Freiheit hören in der Gesellschaft auf, wenn der Liberalismus zur herrschenden Ordnung wird. Da er außerdem kaum imstande ist, etwas Neues zu schaffen, lebt er von den (kulturellen) Beständen und zehrt sie auf. Das berühmte Böckenförde-Diktum erinnert daran.
Selbstverständlich ist das Verdikt des Mitforisten…
… absolut gültig.
„Die“ Linke (wer immer das sein soll) – und schon gar nicht die revolutionäre – hat sich nie in ganz Deutschland durchgesetzt. Allenfalls war die systemkonforme Sozialdemokratie – die dann meistens alles Mögliche betrieb außer linker Politik und Programmatik – mal am Ruder. Meist freilich in Koalitionen eingebunden und nach Ruhigstellung oder Entfernung ihrer wirklich gestalten und verändern wollenden Elemente. Die Revolutionen 1848 wie 1918 wurden dagegen niedergeschossen.
Ja, ab 1946 gab es in der SBZ dann die SED – nur freilich nicht in Ganzdeutschland. Und „durchgesetzt“ hat sie sich auch nur solange, wie die Sowjetunion als Anlehnungsmacht existierte. Das war ein sehr temporäres, ein sehr limitiertes „Durchsetzen“. Ein Fall für Mark Aurel:
Brandt und Schmidt wiederum regierten in Bonn, nicht in Berlin – und obendrein gemäß gesetzter Leitplanken in einem Staat, der von Adenauers und Amis ausgestaltet worden war. Also Brandt zu sehr ausscherte, wurde er sofort zurückgetreten.
Links war und ist an der BRD nichts. Und Schröder und Scholz schließlich waren nicht einmal mehr Sozialdemokraten, sondern bloß Vertreter bestimmter Segmente der Kartellparteien. Weder an der Agenda 2010, der Massenüberwachung oder den imperialistischen Kolonialabenteuern am Hindukusch oder im Sahel war und ist irgendetwas links.
Ja, mit den außenpolitischen und strukturellen Zuständen und Zwängen kann es natürlich nichts zu tun gehabt haben. Es lag bestimmt nur am Geist der Linken oder deren Traditionen. 🙄
Fakt ist: Die DDR war ein Land, das nie sein durfte, das schrieb ich bereits einer Mitforistin. In die Wiedervorlage:
Aber darüber wollen „wir“ lieber nicht nachdenken. Genauso wenig, was mit der BRD passiert wäre, wenn diese nicht so sehr von Uncle Sam und Co. gepampert worden wäre…
😂🤣
Schlichtweg lachhaft.
Eine starke Linke hätte 1914 mit einem Generalstreik dem deutschen Militarismus und Imperialismus in den Arm fallen können. Es gab aber nur eine deutschnationale, bourgeoise Sozialdemokratie. Die wollte kein „Vaterlandsverräter“ sein – wurde sie eben Arbeiterverräter. Und wirklich stark war in ihrer Fraktion nur einer, der Liebknecht, der sich auch vom deutschen Schänden in Belgien ein eigenes Bild machte. Doch selbst Liebknecht brauchte eine gewisse Anlaufzeit. Hat sein Tun dann freilich mit dem Leben bezahlt.
Eine starke Linke hätte 1918 die Revolution vorantreiben können. Es dominierte aber eine deutschnationale, bourgeoise Sozialdemokratie, die vom Generalen und anderen Zuckerli bekam. Die wollte demgemäß auch bloß Parlamentarismus – für echte Veränderung fehlte ihr damals wie heute die Courage. So hat sie dann die Arbeiter niederschießen lassen. Zum Dank wurde nach ihrem Führer eine Stiftung benannt (Arbeitermörder Ebert Stiftung), die heute als Denkpanzer in unliebsamen Ländern die Interessen der deutschen Eliten verbreiten und Farbrevolutionen vorbereiten hilft.
Eine starke Linke hätte in den 1920ern die Rechte vor sich hergetrieben und völlig anders auf die Weltwirtschaftskrise reagiert. Es dominierte aber die deutschnationale, bourgeoise Sozialdemokratie, die hat lieber für Panzerkreuzer gestimmt als für Kinderspeisung und das Dolferl und seine Schergen großmachen geholfen. In Spanien derweil stellten sich die – zahlenmäßig wie organisatorisch gegenüber den deutschen Genossen weit zurückhinkenden – Linken jedweder Couleur nach dem 19.07.1936 immerhin auf die Hinterbeine. Wenn sich die deutsche Sozialdemokratie auf die Hinterbeine stellt, dann nur um Goodies vom Herrchen zu empfangen.
Aber nachdem die Verwirklichungschancen für ein Rittergut im Osten sanken und das Stadtbild sich ab 1943 massiv verschlechterte, entdeckten die deutschen Rechten immerhin, dass ihr lange Zeit hochgeliebter Führer Adolf Hitler ja keiner der ihren (mehr war), sondern bloß ein nationalSOZIALIST. Also ein Linker!!1!
Und nach dem Endsieg 1945 kam dann natürlich der Altlinke Adenauer an die Macht. Brandt und Schmidt waren Kommunisten, Schröder auf dem Dritten Weg nach Moskau (Gerdgas!!) und Schloz ein woker, also auch mindestens Kulturmarxist. Alles Linke außer Mutti! Obwohl – Merkel und ihr Vadder Kohl waren ja auch links-versifft und Merz ist’s sowieso. Seine Verarmungsagenda ist ja linke Politik aus dem Lehrbuch, wegen Staatsquote und Massenarmut auf den Straßen. Gut, dass „wir“ das mal geklärt hätten.
Fakt ist: Einer der wenigen starken Momente einer Linken in Deutschland war ja wohl der Generalstreik, der den Kapp-Putsch abwürgte. Und nicht mal das Momentum wurde dann genutzt.
Die „große Tragik“ bestand ergo schlicht darin, dass man die herrschenden Gruppen und die deutsche Rechte nach 1918 wie 1945 nicht mit aller Härte zerschlagen und für die Verbrechen hat sühnen lassen, die sie auf dem halben Globus so angerichtet hatte. Dass die Räuber, Schänder und Mordbrenner davonkamen, statt mit eigener Hände Arbeit den Opfern – im In- wie Ausland – Wiedergutmachung zu leisten. Stattdessen hat man sie gerade nach 1945 in Amt und Würden belassen, mit ordentlich Kaviar und Knete dickgefüttert und für sich genutzt. Deutsche Waffen, deutsches Geld – morden darum bis heute mit in aller Welt…
der Verrat ist seit Marx fataler Motor der Selbstzerstoerung linker Denkrichtungen. Bakuin hatte eine tragfaehige Idee, die freies Wirtschaften nicht ideologisch verdammt und keine Feudalgesellschaft von Apparatschniks benötigt. in den selben Reigen stießen dann spaeter die Spezialdemokraten unter Ebert/Noske, die die Grundlage des deutschen Nationalsozialismus mit ihrem bis heute wirkendem Verrat an ihrer Klasse legten. – es ist KEIN zufall, dass sie die neoliberale Agenda20 und nun den Endsieg 2.0 umsetzen. – es gibt KEINE bedeutende deutsche Linke !! hier von zuviel Links zu sprechen zeugt von Unkenntnis politischer Begtiffe, im besten Falle. – ps: was es an linken Leuten in Deutschland noch gibt und wie schwer man es hat, dieses Potential auch nur in einem minimal Konsens zu einen, habe ich während C mit den Freien Linken erlebt. wir waren schon ein recht großer haufen von politisch heimatlos gewordenen links sozialisierten, aber die trägheit der Masse und eine handvoll Zersetzer haben gereicht, die Bewegung aus der Bahn und in die Bedeutungslosigkeit zu lenken. – ein Spiegel der Linken insgesamt: ideologische Befindlichkeiten, pseudointellektuelle Überheblichkeit, elitärer Mist, … , kurz: es ist zum Verzweifeln.
Das Lustige ist, dass viele Linke immer nur jene anderen überhaupt als Linke gelten lassen, die entweder stets nur im bunten Reich der Ideale und der Fantasie blieben oder aber die nichts Negatives bewirkt haben. Die Vorstellung, dass die DDR nicht links gewesen sei, ist so albern und unseriös, dass sich jeglicher Austausch hierüber erübrigt.
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Eine zu starke Linke war in Deutschland aus drei Gründen schlecht:
1. Ohne eine vergleichsweise starke Linke hätte es 1918 in Deutschland nicht die Novemberrevolution gegeben bzw. hätte diese Revolution nicht auf Systemwechsel gezielt. Mit einer gemäßigten konstitutionellen Monarchie anstatt der labilen Weimarer Republik mit ihrer ständig krakeelenden, aufbegehrenden und zur „Revolution!“ drängenden KPD hätte es mit großer Wahrscheinlich weder Hitlers Aufstieg noch das Dritte Reich gegeben. Das Deutsche Reich der Zeit nach 1918 wäre stabiler gewesen und die Geschichte wäre ganz anders verlaufen.
Natürlich wäre auch eine siegreiche und nicht abgewürgte Revolution in Deutschland verhängnisvoll gewesen, da dies höchstwahrscheinlich sowohl zu offenem Bürgerkrieg wie in Russland als auch zum Einmarsch der Alliierten ins Reichsgebiet (analog zur alliierten Intervention in den russischen Bürgerkrieg) geführt hätte – oder aber zu einem menschenverachtenden bolschewistischen System wie in der SU.
Dies alles einzusehen, ist natürlich für jeden Linken eine absolut unerträgliche Zumutung. Wahr dürfte die Einschätzung aber dennoch sein.
2. Ohne die starke KPD aus der Zeit vor 1933 wäre es der Sowjetunion nach 1945 schwerer gefallen, eine ideologisch auf Linie befindliche DDR zu installieren. Möglicherweise wäre diese alternative DDR dann weniger scharf und linientreu gewesen.
3. Ohne die starke neue Linke, die sich im Gefolge der Revolte von 1968 in Westdeutschland herausbildete und die mit Rückendeckung ihrer Intellektuellen aus der marxistischen „Frankfurter Schule“ den Marsch durch die Institutionen nunmehr siegreich beendet hätte, wäre unser Land heute nicht so am A…., wie es nun einmal der Fall ist.
vom Eifer her, den Leute wie du mit ihrem Moralisieren an den Tag legen und mit der Selbstgerechtigkeit mit der du anhand heutiger Maßstäbe verurteilst, unterscheidest du dich kaum in dem, was du verurteilst. – wenn schon Luther kritisieren, dann aber auch zielführend. er hat als großes Verdienst viele verkrusteten Dogmen und erstickende Doppelmoral der Kirche beendet, was ein enormer zivilisatorischer Forschritt war. (kannst du ähnliche Taten vorweisen ?) – jedoch hat er nie die göttliche Ordnung ansich in Frage gestellt und Thomas Münzer -den sozusagen ersten deutschen Klassenkämpfer- dem Adel geholfen zum Fraß vorzuwerfen und somit die bis heute herrschenden Machtverhaltnisse verstärkt.
antwrt auf
https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/das-deutsche-wesen/#comment-313704
– verrutscht