Das Aussetzen der Wehrpflicht – ein politischer Fehler

Wehrdienstleistende, 1968.
Unterillertaler, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Mit Abschaffung der Wehrpflicht verlor die Bundeswehr nicht nur Personal, sondern auch den Austausch mit der Bevölkerung. Entscheidende Politiker haben zudem keine Kinder mehr in der Armee.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges entdecken die Politiker über alle Parteigrenzen hinweg ihre Sympathien, um nicht zu sagen, ihre Liebe zur Bundeswehr und die Notwendigkeit einer funktionierenden Landesverteidigung. Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema, ob das Aussetzen der Wehrpflicht durch finanzielle Investitionen in die Streitkräfte kompensiert werden kann.

Die Wehrpflicht in der Bundesrepublik Deutschland

Die Basis für die Einführung der Wehrpflicht war/ist der Artikel 12a des Grundgesetzes. Weil dieser Artikel in den Absätzen 3-6 besondere Regeln für den Verteidigungsfall enthält, ist es wichtig den gesamten Artikel zu kennen, um die Konsequenzen der vor mehr als 11 Jahren erfolgten Aussetzung der Wehrpflicht beurteilen zu können.

Art. 12a Grundgesetz

(1) Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden.

(2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden. Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen. …..

Diese beiden Absätze sind sicherlich noch vielen Bürgerinnen und Bürgern geläufig. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sollte sich jeder darüber im Klaren sein, welche gesetzlichen Regeln eigentlich im Spannungs- und Verteidigungsfall zur Anwendung kommen können.

Art. 12a Grundgesetz; Grundlagen für den Spannungs-und Verteidigungsfall

(3) Wehrpflichtige, die nicht zu einem Dienst nach Absatz 1 oder 2 herangezogen sind, können im Verteidigungsfalle durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu zivilen Dienstleistungen für Zwecke der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung in Arbeitsverhältnisse verpflichtet werden; Verpflichtungen in öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse sind nur zur Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben oder solcher hoheitlichen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung, die nur in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis erfüllt werden können, zulässig. Arbeitsverhältnisse nach Satz 1 können bei den Streitkräften, im Bereich ihrer Versorgung sowie bei der öffentlichen Verwaltung begründet werden; Verpflichtungen in Arbeitsverhältnisse im Bereiche der Versorgung der Zivilbevölkerung sind nur zulässig, um ihren lebensnotwendigen Bedarf zu decken oder ihren Schutz sicherzustellen.

(4) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollendeten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden.

(5) Für die Zeit vor dem Verteidigungsfalle können Verpflichtungen nach Absatz 3 nur nach Maßgabe des Artikels 80a Abs. 1 (Spannungs-und Verteidigungsfall) begründet werden…. (6) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an Arbeitskräften für die in Absatz 3 Satz 2 genannten Bereiche auf freiwilliger Grundlage nicht gedeckt werden, so kann zur Sicherung dieses Bedarfs die Freiheit der Deutschen, die Ausübung eines Berufs oder den Arbeitsplatz aufzugeben, durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden. Vor Eintritt des Verteidigungsfalles gilt Absatz 5 Satz 1 entsprechend.

So viel zu den gesetzlichen Grundlagen der Wehrpflicht.

Am 1. April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen auf der Basis dieses Gesetzes zur Bundewehr eingezogen.

Auf Grund einer Initiative des damaligen Bundesverteidigungsministers unter Bundeskanzlerin Angela Merkel, Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, aus dem Jahr 2010 wurde am 24. März 2011, die allgemeine Wehrpflicht auf der Basis des »Wehrrechtsänderungsgesetzes« zum 1. Juli jenes Jahres ausgesetzt. Mit diesem Gesetz wurde zugleich ein freiwilliger Wehrdienst von sechs bis 23 Monaten geschaffen, der Männer und Frauen gleichermaßen offensteht. Bis zu 15.000 Freiwillige sollten in Zukunft neben den Zeit-und Berufssoldaten in der Bundeswehr dienen.

Die Aussetzung der Wehrpflicht gilt jedoch ausschließlich in Friedenszeiten. Im Spannungs- oder Verteidigungsfall kann sie wieder aktiviert werden. Deshalb bleibt Artikel 12a des Grundgesetzes, nach dem jeder männliche deutsche Staatsbürger »vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz (in der Bundespolizei) oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden« kann, unangetastet.

Konsequenzen aus dem Aussetzen der Wehrpflicht

Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht entfielen auch alle Regeln und Maßnahmen der Wehrüberwachung. Zur Zeit der Wehrpflicht unterlagen alle Wehrdienstleistenden noch für eine bestimmte Anzahl von Jahren der Wehrüberwachung, mussten Wehrübungen leisten, damit sie im Spannungs- oder Verteidigungsfall die aktive Truppe sofort verstärken konnten. Es gibt seit Aussetzung der Wehrpflicht auch keine Wehrerfassung und keine zivile Wehrersatzorganisation mehr. Da niemand mehr gemustert wird, wurden auch die Kreiswehrersatzämter ersatzlos abgeschafft.

Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht endete automatisch auch der ständige Austausch zwischen der Bevölkerung und den Streitkräften. In der Bundeswehr gibt es kaum noch aktuelle Erkenntnisse über soziale Entwicklungen der jungen Leute in unserem Land und auch keine Informationen über Veränderungen in der Ausbildung und Durchführung ziviler Berufe. Transport- und Busunternehmen haben auch deshalb Nachwuchssorgen, weil keine ausscheidenden Wehrpflichtigen mehr zur Verfügung stehen, die während ihrer Bundeswehrzeit Lkw- und/oder Busführerscheine gemacht haben.

Das größte Problem aber ist, dass die Streitkräfte den erforderlichen Nachwuchs nicht mehr aus der eigenen Organisation rekrutieren können, sondern auf zivile Bewerber zurückgreifen müssen, die von der Bundeswehr keine Ahnung haben. Deshalb scheiden auch viele Freiwillige nach oder während der Probezeit wieder aus. In der Luftwaffe wurden früher fast 50 Prozent der länger dienenden Zeit- und Berufssoldaten aus dem Bestand der Wehrpflichtigen gewonnen. Diese jungen Männer hatten das »Soldat-Sein« erfahren, sich bewusst für diesen Beruf entschieden und ihre Vorgesetzten konnten beurteilen, wen man als Freiwilligen oder sogar späteren Berufssoldaten gebrauchen konnte.

Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht entfiel auch der zivile Ersatzdienst, der von vielen jungen Männern zum Beispiel auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, in Alten-und Pflegeheimen, beim Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Katastrophenschutz und vielen gemeinnützigen Organisationen geleistet wurde. Dieses Defizit konnte bis heute nicht vollständig kompensiert werden.

Investitionen in die Streitkräfte

Wie bereits gesagt, ist der Krieg in der Ukraine offensichtlich für viele Politiker, angefangen beim Bundeskanzler, ein Eye-Opener. Man scheint verstanden zu haben, was Willy Brand einmal gesagt hat: »Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts

Auf Initiative des Bundeskanzlers verabschiedete der Bundestag das sogenannte »Sondervermögen« für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro – und der Kanzler versicherte, dass für die Verteidigung in Zukunft zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in jeden Haushalt eingestellt würden. Wörtlich sagte Bundeskanzler Scholz am 16. September 2022 auf einer Bundeswehrtagung: »Das Sondervermögen ist Realität. Auch meine Aussage, dass wir den Verteidigungshaushalt kontinuierlich auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts heben, gilt! Damit können Sie planen.«

Bei diesen zwei Prozent handelt sich um ein Ziel, das sich die NATO-Staaten gemeinsam bereits auf dem NATO-Gipfel 2002, also vor 20 Jahren, in Prag gesetzt hatten. Damals wurden die baltischen Staaten, Bulgarien, Rumänien und die Slowakei eingeladen, Mitglieder der Allianz zu werden. Eine Bedingung war, »genügend Ressourcen« in die Verteidigung zu investieren. Der Richtwert für jeden Aspiranten lautete zwei Prozent seines BIP. Der Gerechtigkeit halber sollten aber auch jene Staaten, die der NATO bereits angehörten, dieses Ziel anstreben.

Festgeschrieben wurde das Zwei-Prozent-Ziel noch einmal 2014 beim NATO-Gipfel in Wales. Das war nach der Annexion der Krim.

Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Militärausgaben am BIP in Deutschland rund 1,34 Prozent. Die Militärausgaben der Bundesrepublik beliefen sich auf ca. 56 Milliarden US-Dollar.

Der Kanzler formulierte auf der Tagung abschließend sein Ziel mit den Worten: »Als bevölkerungsreichste Nation mit der größten Wirtschaftskraft und Land in der Mitte des Kontinents muss unsere Armee zum Grundpfeiler konventioneller Verteidigung in Europa werden, zur am besten ausgestatteten Streitkraft in Europa!«

Zusammenfassende Bewertung

Am 24. März 2011 wurde die Wehrpflicht formaljuristisch zwar nur ausgesetzt, aber de facto abgeschafft; denn ohne eine ständige Wehrfassung und eine bestehende zivile Wehrersatzorganisation kann das Aussetzen der Wehrpflicht nicht rückgängig gemacht werden. Die jungen Menschen, in der heutigen Zeit wohl nicht nur Männer, sondern auch Frauen, müssen registriert und gemustert werden, was auch eine medizinische Untersuchung beinhaltet und einen Tauglichkeitsgrad für bestimmte Aufgaben und Waffengattungen erhalten. Das funktioniert nur mit Behörden, die mit den früheren Kreiswehrersatzämtern vergleichbar sind. Die gibt es aber nicht mehr und zwar weder strukturell noch materiell oder personell. Ein Neuaufbau würde Jahre dauern.

Das Argument, dass wehrpflichtige Soldaten heute viele Aufgaben in den Streitkräften gar nicht mehr wahrnehmen könnten, weil immer mehr technische Kenntnisse dafür erforderlich sind, sticht aus meiner Sicht nicht. Ich bin während meiner Militärzeit mehrmals mit einer Crew zum Jahresschießen nach Kreta geflogen, die zu 50 Prozent aus wehrpflichtigen Soldaten bestand. Diese technisch interessierten jungen Männer wurden dabei unter anderem als Bediener von Radargeräten und Computern eingesetzt. Das dürfte für die heutige Jugend sicherlich noch viel selbstverständlicher möglich sein.

Mit der de facto Abschaffung der Wehrpflicht endete auch die Einbindung der Streitkräfte in die Gesellschaft. Diese steht der Bundeswehr heute bestenfalls mit einem wohlwollenden Desinteresse gegenüber. Kaum ein Politiker ist von Entscheidungen über Auslandseinsätze der Bundeswehr persönlich betroffen und muss sich deshalb auch keine Sorgen machen über Leben und Gesundheit eines Angehörigen in Einsätzen wie Afghanistan oder aktuell in Mali oder vielleicht sogar in einem Krieg in Europa. Ohne eine Wehrpflicht werden Soldaten nicht anders betrachtet als andere, durchaus ehrenwerte Handwerker. Wenn die Heizung defekt ist, ruft man den Installateur, wenn das Auto streikt, bringt man es in die Werkstatt, und wenn das Land verteidigt werden muss zu Hause oder im Rahmen eines Bündnisses, dann ruft man eben die Zeit- und Berufssoldaten der Bundeswehr.

Bei Naturkatastrophen oder auch im Zusammenhang mit der Unterstützung bei den Corona-Maßnahmen wurde in der Vergangenheit bereits klar, wie sehr die Wehrpflichtigen fehlen. Man hat mittlerweile in den Streitkräften »immer mehr Häuptlinge, aber keine Indianer mehr«. Das nächste Problem sind die fehlenden Reservisten. In Zeiten der Wehrpflicht verfügte Deutschland über Millionen von Reservisten, weil ja jeder Wehrpflichtige nach seinem Ausscheiden aus der Armee für einige Jahre Angehöriger der Reserve war. Firmen, Behörden und Organisationen mussten einen solchen Reservisten freistellen, wenn er zu einer Wehrübung einberufen wurde. Es gibt zwar auch heute noch Reservisten, aber in einer vergleichbar deutlich geringeren Anzahl, weil es sich dabei nur um ausscheidende Zeit-und Berufssoldaten handelt.

All die aufgezeigten durch die Abschaffung der Wehrpflicht entstandenen Probleme können durch finanzielle Maßnahmen nicht kompensiert werden. Zunächst braucht man junge Menschen, die aus Überzeugung Soldat werden und bereit sind, sich für einige Jahre zu verpflichten und vielleicht sogar in einem Krieg ihr Leben einzusetzen. Eine Armee ist nicht wie ein Wasserhahn, aus dem – je nach Bedarf – mal mehr oder weniger Wasser fließt. Um einen einsatzbereiten Kompaniechef zu bekommen, dauert es acht bis zehn Jahre, und Bataillonskommandeur wird ein Offizier erst nach etwa 15 Jahren.

Im Rahmen der Wehrpflicht war es möglich, die Bundeswehr durch die Einberufung von Reservisten auch kurzfristig zahlenmäßig mit ausgebildeten Soldaten zu verstärken. Das wäre heute nur noch nach Feststellung des Spannungs-oder Verteidigungsfalles mit qualifizierter Mehrheit durch den Deutschen Bundestag möglich. Selbst wenn das geschähe, hätte man ja nur wenig ausgebildete Soldaten zusätzlich zur Verfügung. Das Ziel des Bundeskanzlers, die Bundeswehr zur am besten ausgestatteten Streitkraft Europas zu machen, verlangt nicht nur eine gute Organisation und eine erstklassige, voll funktionsfähige materielle Ausstattung, sondern vor allem auch eine hohe personelle Durchhaltefähigkeit mit motivierten und top-ausgebildeten Soldaten, Das ist mit Geld allein nicht zu erreichen, sondern nur mit einer ausreichenden und vor allem auch  aufwuchs fähigen Personaldecke, die ohne Wehrpflicht nicht zu erreichen sein wird.

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25 Kommentare

  1. Eigentlich mag ich die Artikel vo Jürgen Hübschen….

    Aber warum sieht der Autor den Elefant im Porzelanladen nicht?
    Eine allgemeine Wehrpflicht funktioniert nur bei einer Armee, die der Landesverteidigung dient. Und zwar ausschließlich der Landesverteidigung dient.

    Daran ist ja auch die USA im Vietnamkrieg mit den großen Friedensdemonstrationen in der USA gescheitert. Danach haben sie ihre Armee auf eine Berufsarmee mit Führungskräfte aus der traditionellen Offizierselite und Soldaten aus der unteren Klasse (die dort angebliche Aufstiegschancen haben) aufgebaut. Seit dem ist die Friedensbewegung auf dem Rückzug, weil sie keine Mehrheit mehr in der Mittelschicht findet.

    Und aus diesen Lehren heraus hat die Bundesregierung, auch um in zukünftigen Konflikten der NATO einfacher mitmachen zu können, 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt.
    Wenn jeder Junge von jeder Lehrerin, jeder Ärztin, jeder Rechtsanwältin, einfach jeder deutschen Mutter in einem Krieg in der Ukraine verheizt werden könnte, bloß weil die Ukraine in die NATO aufgenommen wird…. Das Thema NATO-Osterweiterung würde doch ganz anders diskutiert. Ein Litauen, welches Kalingrad blockiert und damit einen Krieg mit Russland und damit den Bündnisfall riskiert, würde doch von diesen Müttern in Sorge um ihre Söhne ganz anders beobachtet.
    Die USA und ihre ausführenden deutschen Politiker wollen diese Diskussionen nicht. Deshalb gibt es quasi keine Wehrpflicht.

    1. Mengel
      Gut erkannt. Und da eine Mehrzahl der Zeit- und Berufssoldaten sowieso aus dem Prekariat kommt, kann sich die Noch-Mittelschicht distanzieren, bzw den Militärdienst delegieren.
      Und ganz anders sieht es aus, wenn die Särge von Zwangsgepressten in großen Mengen zuhause ankommen. Eine solche mögliche Akzeptanz hat die staatliche Propaganda noch nicht erreicht. Wehrpflicht ist Zwangssolidarität und zwingt Viele sich schon im Vorfeld mit den Konsequenzen von Kriegstreiberei zu befassen. Noch ist der derzeitige Ukrainekonflikt für D eine mediale Angelegenheit mit persönlichen pekunären Einbussen.
      Dies kann sich aber recht schnell ändern.

  2. Das Aussetzen der Wehrpflicht war richtig, weil damit ein großer Bereich der Diskriminierung von Männern abgeschafft wurde. Es wäre politisch kaum möglich gewesen, eine bestehende Wehrpflicht auf Frauen auszuweiten, aber wenn die ausgesetzte Pflicht jetzt wieder in Kraft gesetzt werden sollte, dann wird es nur über eine allgemeine Dienstpflicht aller Geschlechter gehen.

    Und falls doch die alte Wehrpflicht nur für Männer wieder eingesetzt würde, dann bliebe die Möglichkeit, sich durch geplante neue Gesetz für die Jahre zwischen 18 und 35 als Frau oder Divers eintragen zu lassen und der Wehrpflicht für Männer damit zu entgehen.

    1. Die Diskriminierung wurde natürlich nicht abgeschafft. Zunächst ist die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern ausgesetzt, kann also jederzeit wieder aktiviert werden. Und auch das Schlupfloch “alle Männer deklarieren sich über Nacht zur Frau” würde im Kriegsfall auf “Mann = Biologischer Mann” werden. Politiker sind dumm, aber nicht blöd.

      1. nicht als Kritik verstehen: Ich halte Politiker für blöd, aber nicht dumm, weil sie sehr wohl nach ihren eigenen Interessen handeln. Aber ich bin kein Germanist, vielleicht meinen wir beide dasselbe.

  3. Danke für den guten Beitrag und die Erwähnung des anderen Bereiches neben der Wehrpflicht, wo dessen Abschaffung mehr Probleme als Lösungen geschaffen hat: Die Abschaffung des ,”Zivis” damals mit Gerechtigkeitsgründen begründet.

    Ich habe selber Zivildienst abgeleistet und es hat mir, und meinen Kollegen sowie den alten Menschen denen ich, neben beruflichen Pflegekräften, helfen durfte nicht geschadet.

    Die miese Situation die durch diese Abschaffung entstanden ist kann man heute vor allem im Pflegebereich sehen wo die Pflegekräfte überlastet sind weil die Zivis fehlen.

    Auch war der Zivildienst, mehr noch als das Freiwillige Soziale Jahr, eine Möglichkeit, wie ich von vielen Ex-Kollegen erfuhr, durch eine Beschäftigung herauszufinden ob man z.B. später eine Ausbildung zum Pfleger oder Altenbetreuer macht. Oft auch besser bezahlt als das FSJ. Zudem führte dieser Dienst Menschen zusammen die sich sonst nie im Leben begegnet wären, und viele andere positive Dinge wären noch zu schildern, daher sehe ich auch die Aussetzung bzw. Abschaffung dieses Ersatzdienstes neben der der Wehrpflicht sehr kritisch. Sie war ein Riesenfehler wie Herr Hübschen am Rande auch erwähnt, aber eben Wehr- statt Zivildienst abgeleistet hat. Aus dieser Erfahrung schreibt er seinen ansonsten guten Artikel was ich verstehe und hier Mal meine Erfahrung als anerkannter Kriegsdienstverweigerer mit einbringen will.

    Der Zivildienst war auch eine Lebenserfahrung, die Menschen wie mich, ein Leben lang prägt, und von der ich noch heute zehre.

    Ja, leider gibt es auch andere Ex-Zivis, vor allem bei der grünen Partei die von Pazifisten zu Kriegstreibern mutiert sind, aber die halte ich für Schwarze Schafe, die nur keinen Bock darauf hatten Hotel Mama zu verlassen oder in Kasernen zu dienen.

    Die habe ich als Zivi-Kollegen oft so erlebt weil die das sogar ausleben durften und man sehen und hören konnte, das die keine pazifistische Einstellung hatten.

    Wundert mich noch heute, aber es gab ja auch sonst viele Trickser, die um den Dienst an der Waffe herumkamen, aber das ist ein anderes Thema.

    Gruß
    Bernie

  4. Ich war selbst als Wehrpflichtiger Mitte der 90er bei der Bundeswehr und bin strikt gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Viele vorgebrachte Argumente halte ich für falsch, teils bösartig falsch:

    1. “Austausch mit der Bevökerung”

    Bereits zu meiner Zeit als Wehrpflichtiger wurde nur der geringste Teil der Wehrpflichtigen auch tatsächlich eingezogen. Ein weiterer geringer Teil machte den Ersatzdienst (warum ich das problematisch finde, siehe Punkte 2 und 4 unten). Aber der überwiegende Teil musste nie befürchten, ein Jahr seines Lebens bei einer Sache zu verlieren, die aus meiner Sicht weder der Gesellschaft, noch den Wehrpflichtigen erkennbaren Nutzen bringt. Einige haben es auch dank Beziehungen geschafft, sich gleich ganz befreien zu lassen.
    Alle diejenigen, die NICHT eingezogen wurden, hatten dadurch handfeste Vorteile: sie konnten z.B. früher mit einer Ausbildung oder einem Studium begimmen, oder mussten die Ausbildung nicht unterbrechen. Die damit gewonnene Zeit schlägt sich oft überproportional auf die spätere Rente nieder, zudem steigen sie als jüngere voll ausgebildete Kräfte oft schnelle in höheren Positionen auf.

    Die Bundeswehr hat sich übrigens nicht im geringsten für die Lebenswelt der jungen Menschen interessiert. Ich weiß nicht, woher der Autor diese Idee nimmt.

    Ganz nebenbei habe ich auch noch erheblichen Zweifel, ob das Argument der “Charakterbildung” gilt, denn ich glaube nicht, dass die Bundeswehr in der Lage ist, in einem Jahr die Persönlichkeit junger Menschen in irgendeiner Form zu verbessern, eher ist vom Gegenteil auszugehen.

    Auch der “Gesellschaftliche Zusammenhalt”, der angeblich durch den Wehrdienst gefördert wird, ist Unsinn. Ich habe mit niemandem aus meiner Wehrdienstzeit mehr Kontakt, ich WILL es auch gar nicht, weil ich einige meiner Mitwehrdienstleistenden schon damals für Verfassungsfeinde hielt, und auch generell für vieles beim besten Willen kein Verständnis entwickeln konnte.

    2. “Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht entfiel auch der zivile Ersatzdienst, der von vielen jungen Männern zum Beispiel auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, in Alten-und Pflegeheimen […] geleistet wurde”

    Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sind heute überwiegend privatwirtschaftlich oder zumindest gewinnorientiert organisiert. Junge Menschen (und hier möchte ich darauf hinweisen, dass es schon argumentativ problematisch ist, nur Männer zum Zwangsdienst heranzuziehen) leisten also ein Jahr oder länger einen Dienst, der für die als Aktiengesellschaften agierenden Gesundheitskonzerne eine kostenlose, aus Steuermitteln finanzierte Gewinnerhöhung darstellt. Und das bei der aktuellen Diskussion um ohnehin schon unterbezahlte professionelle Pflegekräfte, die dadurch noch mehr unter Druck geraten.

    Beim THW, DRK oder Feuerwehr mag ich noch einen gesellschaftlichen Nutzen sehen, nicht aber bei Privatunternehmen.

    3. “Reservisten als ausgebildete Soldaten”

    Das mag bei Offizieren und Unteroffizieren halbwegs zutreffen, bei den Mannschaftsdienstgraden war aber auch in diesem einen Jahr die Ausbildung nicht ansatzweise effektiv genug, um solche Leute im Ernstfall als irgendeine Hilfe betrachten zu können. Ausser vielleicht beim Vernichten von Spirituosen.

    4. “Katastrophenschutz”

    Wehrpflicht ist kein Ersatz für einen funktionierenden Katastrophenschutz! Soldaten sind keine ausgebildeten Katastrophenhelfer oder billige Arbeitskräfte, auch wenn der Autor das gern hätte. Wie schon erwähnt, kommt nur der geringste Teil der Wehrpflichtigen auch bei den sinnvollen Ersatzdiensten an.

    Dazu kommt, dass, man muss es leider so sagen, viele Wehrpflichtige auch schlicht nicht in der Lage sind, Sintuationen mit komplexen Anforderungen zu bewältigen. Als Corona-Helfer wären zu meiner Zeit ein guter Teil meiner “Kameraden” völlig nutzlos gewesen, da es bei einigen bereits am Schreiben und Lesen haperte.

    Statt also eine Wehrpflicht zu fordern, wäre eine Dienstpflicht mit passender Ausbildung für ALLE in einer der wirklich sinnvollen Organisationen (THW, DKR, Feuerwehr, Katastrophenschutz) wesentlich zielführender und zudem gesellschaftlich verträglicher.

    5. Weitere Probleme

    Wehrpflichtige stehen in der Hierarchie der Bundeswehr ganz ganz unten. Sie werden besch… behandelt, erhalten die schlechteste Ausrüstung, sofern überhaupt welche da ist, und die vorhandene funktioniert oft auch nur teilweise. Solange die Bundeswehr ihr Beschaffungssystem nicht grundlegend reformiert, wird der Wehrdienst immer ein Geldgrab bleiben, ohne dabei brauchbare Soldaten zu erzeugen.

    Dann ist die Wehrpflicht auch gesellschaftlich mindestens umstritten. Sie wird die Spaltung der Gesellschaft durch andere Faktoren nicht bekämpfen sondern eher noch vertiefen. In dem Zusammenhang ist zudem zu erkennen, dass diejenigen, die die Wiedereinführung Wehrpflicht am lautesten fordern, oft nicht selbst den Wehrdienst geleistet haben.

    1. @ Victor Void

      Zu Punkt 2 – ja, da gehört vorher auch dies abgeschafft – ich schreibe aus meiner Perspektive von 1993 als die Privatisierung der Krankenhäuser, die Agenda 2010 und Hartz IV, und viele anderer Sozialraub, noch Hirngespinste einer unsozialen, neoliberalen Minderheit in .de waren. Die gute alte Zeit wie es heute heißt.

      Übrigens mir fällt gerade ein, dass ihr Argument auch gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht spricht. Auch die Bundeswehr würde dem Privatisierungsdiktat ausgeliefert.

      Gruß
      Bernie

    2. Weitestgehend einverstanden, Milizarmeen haben einen militarisierenden Effekt auf das gesellschaftliche Bewusstsein. War as a service, wie jetzt praktiziert ist allerdings auch keine Lösung. Die Frage ‘Dienst’pflicht / keine ‘Dienst’pflicht ist offensichtlich nicht der Kern des Problem, das da lautet – wie kann ich die politische Führung eines Landes davon abhalten, irgendwelche Probleme mit anderen Staaten mililtärisch ‘lösen’ zu wollen.

    3. Volle Zustimmung!
      Ergänzend kann ich mich an eine Statistik aus Wehrpflichtzeiten entsinnen, dass damals etwa 80 Prozent der rechtsradikalen Vorfälle in der Bundeswehr auf das Konto von Wehrpflichtigen ging.
      Die schöne These der Zivilisierung der BW durch die Wehrpflicht als “Nabelschnur” zum (vermeintlich) demokratischen Volke geht fehl. Umgekehrt waren es gerade eher die autoritär gepolten Typen (die gerne brüllen und angebrüllt werden), die sich für die Kaserne entschieden.

  5. Sehr schöner Artikel mit einem schrecklichen Bild, welches noch ein weiteres Dilemma aufzeigt.
    Das Bild hätte auch innerhalb einer US-Kaserne in den USA aufgenommen worden sein. Da ich in der NVA (Betonung auf National) gedient hatte, ist die Entfremdung zwischen unseren Soldaten (oder sind es schon US Soldaten) und der einheimischen Bevölkerung voll aufgegangen.
    Der Kommentar von Mengel bestätigt sich im täglichen Leben und spiegelt sich in den Zusammensetzungen bestimmter Demoteilnehmer wieder. Wer sich in Gesprächen mit FfF und Antifa Teilnehmern einlässt, erfährt eine Verachtung für das eigene Land. Diese Klientelen würde die Waffe wohlmöglich noch auf die eigenen Leute richten.

  6. Meine Erinnerungen an das Kreiswehrersatzamt und die Bundeswehr sind alle negativ.

    Gerade als Gymnasiast war ich besonders ausgesetzt, weil sie gerne Offiziere gehabt hätten mit einem etwas höheren IQ als das übliche grottendumme Kanonenfutter für ihre Organisation, die noch rückständiger ist als die katholische Kirche. Krieg ist nur für geistig kaputte Menschen und macht Menschen kaputt. Weil ich die Verweigerung nicht Ernst nahm, musste ich noch zu einem Verhör mit Anwalt, wo 2 Männer und eine Frau saßen. Sie stellten mir die typischen, hirntoten Fangfragen: Wenn ich sähe, dass eine Frau vergewaltigt würde, würde ich sie verteidigen? Nein, ich würde wohl die Polizei rufen, wenn das ein Mob ist. Die Aufgabe einer funktionierenden, aufgeklärten Zivilgesellschaft ist, dass es gar nicht zum Krieg kommt und Verbrechen präventiv verhindert werden. Da ist kein Platz für solche abgebrochenen Figuren mit ihren vulgären Gewaltphantasien.

    Neulich hatte ich nach langer Zeit ein Zusammentreffen mit Bundeswehrsoldaten in der Nähe eines ihrer Standorte, wo seit dem Coup mit dem Sondervermögen große Hektik ausgebrochen ist. Sie wollten mich filzen, behaupteten, ich wäre im Sperrgebiet, obwohl es eine öffentliche Straße war, sich also Polizeigewalt anmaßen. Wenn die mehr Befugnisse im Inneren bekommen, weiß ich jetzt schon, dass das böse enden wird. Keine Ahnung von nichts, noch dümmer als der durchschnittliche Polizist, aber sie fühlen sich berufen andere Menschen zu schickanieren und ihnen die Zeit zu stehlen oder noch schlimmer! Klar mit der schlechten Bezahlung und den lausigen Jobs kriegt man keine kritischen Denker. Dienst nach Vorschrift ist gefragt, egal wie beknackt die Vorschrift ist. Befehl ist Befehl.

    Je nach Regierungsform braucht es eine bestimmte Organisation der Armee. Die jahrhunderte alte Diskussion um die amerikanische Verfassung ist eine Hilfe. Es gab die Seite um George Washington, den größten Landspekulanten seiner Zeit. Er ließ die Indianer aus dem Ohiotal vertreiben und ermorden, um mehr Land zu bekommen. Er wollte eine imperiale Armee nach dem britischen Vorbild. Schon der Name der amerikanischen Hauptstadt sagt, wer sich durchgesetzt hat. Am Besten wäre eine Art Bürgerwehr, wie es noch im Mittelalter Gang und Gäbe war, wie es die Schweiz versucht zu imitieren. Daraus wurde dann bei Nationalstaaten die Wehrpflichtarmee, bzw. wurden viele Soldaten in die Armee gepresst. Je brutaler und imperialer eine Herrschaftsform auftritt, umso brutaler werden die Soldaten behandelt und behandeln ihre Opfer. In Vietnam wurde deutlich, dass amerikanische Offiziere, die sich natürlich aus den höheren Schichten rekrutieren, ihre Orden und Beförderungen durch Kopfgelder und Kampferfahrung erwarben, die sie absichtlich provozieren. Auch das ist eine amerikanische Tradition, tote Indianer zu skalpieren, massenhaft Wildtiere auszurotten für den Pelzhandel. Landraub, Plünderungen und Genozid.

    Die BRD hatte eine große Chance nach der Wende ihre Armee umzubauen zu einer Bürgerwehr, für mehr Katastrophenschutz, also zum ersten Mal als absolute Neuheit zu ihren sonst hohlen Worten über Menschenrechte, Demokratie und Freiheit zu stehen, die Armee abzuschaffen und sich als neutral wie die Schweiz zu erklären. Da aber die Elite in Deutschland seit dem Young-Plan und nach dem 2. Weltkrieg immer weiter amerikanisiert wurde, entschied man sich eine imperiale Hilfstruppe für die USA zu werden. Gerade Adelige und andere ewig Gestige trauern auch dem preußischen Militarismus oder gar der Nazizeit nach. Habeck ist das Symbol davon, der den USA dienen will, genauso wie Angela Merkel damals mit ihrem Kniefall vor George W. Bush.

    Herr Hübschen liegt in Vielem falsch, was er schreibt. Die Wehrpflicht musste abgeschafft werden, weil es nie Wehrgerechtigkeit gab und immer weniger davon. Der Druck wurde immer größer. Die Bescheide wurden willkürlich verschickt an junge Menschen. Das war aber nur der Vorwand. Als Hilfstruppen eines Imperiums sind Wehrpflichtige keine gute Option, sondern man braucht professionelle Söldner und Mörder, denen man einen kleinen Teil der Beute verspricht. Führerscheine für LKW und Bussfahrer könnte man auch so in einem staatlichen Programm fördern, ohne junge Menschen zur Wehrpflicht dafür zu erpressen und ältere Menschen, die auch so eine staatliche Finanzierung wollen, zu diskriminieren.

    Dankenswerterweise erinnert der Autor mich daran, dass es einen guten Grund gab zu verweigern, den ich vergessen hatte:

    Man sieht es gerade sehr gut im Ukrainekrieg. In Russland wurden 300.000 Wehrpflichtige aktiviert. In der Ukraine wird noch viel brutaler rekrutiert, nämlich jeder Mann, der nicht in seinem schicken Auto mit ukrainischem Kennzeichen auf deutschen Straßen rumfährt oder den ukrainischen und westlichen Oligarchen dienlich ist als Lakai. Es ist sehr wichtig die Wehrpflicht zu verweigern und den Befürwortern eines Kriegs zu sagen, dass sie den doch selbst kämpfen sollen. Das müssen mehr verstehen, aber leider gerade durch die viele Kriegspropaganda seit Februar gehen viele Entwicklungen in die falsche Richtung. Wer den Ukrainekrieg auf telegram verfolgt, hört auch von “anti retreat troops”, meistens im Bezug auf die Nazi-Bataillione der Ukraine, die hinter dem Kanonenfutter an der Front positioniert werden. Das gehört zu so einem Krieg dazu. Menschen wollen nicht in den Tod geschickt werden. Diese widerwärtigen Typen laufen auch in der Bundeswehr rum und warten auf ihre Chance, dass sie Kanonenfutter, die nicht sterben wollen, in den Rücken schießen können.

    Wie damals merkt es kaum einer, aber in Deutschland geht die Massenhysterie um:

    Deutsche wollen lieber gegen Russland und dann China gewinnen als die Klimakatastrophe verhindern oder verhindern, dass immer mehr Menschen in die Armut stürzen, während eine kleine Schicht Reiche sich auch weiterhin alles klaut, was sie kriegen können und den Rest verarschen. Es ist die totale moralische und intellektuelle Bankrotterklärung. Alles ist grün: Das Wachstum, der Kapitalismus, alle 40 DAX-Konzerne, auch der Krieg. Es wird kein Happy End mehr geben. Die Menschheit hat ihre Chance verspielt und die Gefahr wächst, dass die Wahnsinnigen die Oberhand gewinnen, die das Ende mit Schrecken wollen. nicht nur Weltkrieg 2.5 sondern richtig 3.0. Die wollen so Verhältnisse wie in der Ukraine. Dort gibt es gerade viele Gelegenheiten von Krieg, dem Leid von Millionen Menschen und durch Preistreiberei und Spekulation, zu profitieren. Die Kriegsschulden, die da entstehen, sind das Vermögen einiger weniger Reicher in der Zukunft. Auch werden gerade Vermögen und Finanzströme in die Kapitalakkumulationszentren der Reichen umgeleitet. Krieg ist teuer. Der Krieg war gewollt, wie alle Kriege. Kriege müssen finanziert werden, sonst finden sie nicht statt.

    1. Kleiner Schwank von meiner Anhörung bzgl. Wehrdienstverweigerung, Kreiswehrersatzamt Siegen Wittgenstein, Frühjahr 1989.
      Drei durch massiven langjährigen Alkoholmissbrauch gezeichnete Mitarbeiter mit grau-purpurfarbenen gescheckten Gesichtern, sitzen vor einer Fahne im Hintergrund an einem Schreibtisch, der auch für 10 Leute gereicht hätte und schauen mich an, als ob ich der letzte Dreck wäre, bevor überhaupt ein Wort gefallen war.

      Ich nehme mir einen Stuhl aus einer Reihe Stühle an der gegenüberliegenden Wand, die sichtbar nicht dazu gedacht waren, dass der Delinquent darauf sitzt.
      Bääämmm der erste Ausfall eines der Purpurgesichter. “Waaaasss erlauben Sie sich! Stellen Sie sooooofoooooort den Stuhl zurück. Niiiiiieemand hat Sie aufgefordert sich zu setzten!”

      Ich meinte nur lächelnd, dass ich genau aus diesem Grunde niemals bei der BW irgendeinen Dienst absolvieren würde, weil ich mir von kolerischen Alkoholikern grundsätzlich und niemals Befehle erteilen lassen würde und auch sonst eine ganz schlimme Befehlsallergie hätte. Und wenn der nette Herr mich nochmal anbrüllen würde, ich meine gute Kinderstube vergessen würde und zurückbrüllen würde, dass die Bude wackelt.

      Eieieiieei…. das Gehähe der Drei von Tankstelle war göttlich. Der Zweite bellte noch lauter als der Erste…woraufhin ich einen Schritt an den Schreibtisch tat und dem Herrn Vollgas in die Fratze gebrüllt habe, dass er mit seinem Stricher am Bahnhof so reden kann, aber mit mir nicht und fragte ob ich einen Arzt rufen soll, weil er so zitterte.

      …wurde dann von der Polizei ( die gerufen wurde, nachdem ich den zwei Soldaten in Uniform die mich abführen sollten, gesagt habe dass ich das an deren Stelle nicht machen würde, da ich mich von ihnen nicht anfassen ließe, da ich kein Soldat wäre) abgeführt, bei der Polizei wurde dann Strafverfahren wegen Beleidigungsblablabla etc. eingeleitet.
      Letztendlich gab es dann einen Strafbefehl über 1500 Mark, wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber Amtspersonen ( der Richter hat mir nur den “Stricher” auf das Kerbholz geschnitzt). Ausgemustert wurde ich ein Jahr später, mein Hausarzt war ein echter Schatz, da konnte selbst der Amtsarzt nichts machen 😉

      1. Respekt, wenn du das wirklich so gemacht hast! Die 1500 Kröten haben sich gelohnt, wenn du das danach wieder in weniger Zeit reingeholt hast.

        Warum wurde der Satz “dass er mit seinem Stricher am Bahnhof so reden kann, aber mit mir nicht” als Beleidigung beurteilt? Es gab ja nur die 3 befangenen Zeugen oder auch deinen Anwalt? Haste dich da selbst belastet vor Gericht? “So könne er mit Strichern reden, aber nicht mit mir”, das wäre wohl nicht zu beanstanden gewesen. Das Problem ist leider, dass man bei der Polizei nicht sicher sein kann, wenn sie kommt, ob sie Partei für die anderen Uniformierten ergreifen, sich sogar Dinge ausdenken, die so gar nicht passiert sind. Dein Verhör war wohl einige Zeit vor Meinem. Das ist auch ein Punkt: Weil es so viel Missbrauch bei der Bundeswehr gab, das so ein Sauhaufen ist, gab es immer mehr Gerichtsurteile gegen sie.

        Man muss diese Bagage mehr filmen, wenn sie Gesetze übertreten, aber auch das kann dann als Beweismittel verweigert werden. Man muss denen auf jeden Fall zeigen, dass ihre Autorität nichts wert ist, gerade wenn sie sich Befugnisse anmaßen, die sie gar nicht haben. Das habe ich auch bei dem uniformierten Clowns gemacht, die behaupteten, ich wäre im Sperrgebiet. Die wollten am Ende mit diesem Trick meine Adresse, um zu kontrollieren wer da vor ihrer Anlage rumläuft. Das ist natürlich illegal. Sie dürfen nicht einfach willkürlich irgendwelche Passanten filzen. Dass sie das überhaupt versuchten, deutet darauf hin, dass sie das öfter machen und damit durchkommen. Ich war leider auch in der Situation nicht schlagfertig genug. Ich merkte, dass etwas ganz schwer schief lief, aber im Prinzip ging es Unentschieden aus ohne Konsequenzen für die und die zogen ab. So versuchen die das natürlich wieder. Es braucht sich auch niemand zu wundern, wenn die jetzt so viel Geld bekommen, dass dann Deutschland insgesamt undemokratischer und autoritärer wird. Wenn man solche destruktiven Institutionen so fördert, ist genau das das Ergebnis. In Zukunft werden Bundeswehrsoldaten noch übergriffiger.

        Damals war ich mit dem Verhör zur Verweigerung total überfordert als junger Mensch, weil ich sowas noch nie erlebt hatte. Mein Anwalt war selbst Berufssoldat. Er hatte später verweigert als er z.B. in den Gebrauch von Napalm eingewiesen wurde und sich damit auseinandersetzte, was Napalm für furchtbare Verletzungen auslöst. Seine Erfahrung half mir.
        Bei mir klappte dann noch die Verweigerung, weil ich ihnen nach einer Pause klarmachte, dass ich keinen einzigen Befehl ausführen würde, egal was sie sagen oder machen. Diese Verhöre hatten klar das Ziel Wankelmütige zu beeinflussen und einzuschüchtern, doch noch zu dem Trollhaufen zu gehen. Auch das zeigt wie verlogen diese Betonköpfe drauf ist, dass sie solche Methoden nötig haben, um Rekruten zu bekommen.

        Der Zivildienst machte mir richtig Spaß als Hilfe in einem Jugendzentrum in einem Problemviertel. Nur sah ich auch wie schlecht Sozialarbeiter behandelt und wie sie behindert werden. Praktikanten bekamen keinen Lohn und ohne monatelanges Praktikum kein Studienplatz an der kirchlichen Hochschule, Hilfreichen Eltern, die Kindergruppen leiteten, wurden ihre Mini-Jobs weggekürzt mit der Begründung sie könnten das auch ehrenamtlich machen usw. Als Zivi durfte ich nichts mit den Kindern dort machen, weil ich sie als Wehrkraftzersetzer beeinflussen könnte. In der Realität gab es zu wenig Betreuer für zu viele Kinder und der Zivi war regelmäßig Betreuer, nicht nur Hausmeister. Zivis, genauso wie Rekruiten wurden und werden missbraucht von den Herrschenden, damit sie ihre Herrschaft ausüben können und die Kosten dafür möglichst kleinhalten. Willkommen im Kapitalismus, Herr Hübschen!

        Geld für die Bundeswehr, Erhöhung von Diäten oder Banker ist da, denn natürlich ist Geld selbst nicht knapp. Es kann ganz einfach im Computer erzeugt werden. Aber es ist nicht da, damit alle Deutschen ein menschenwürdiges Leben führen können oder wir die Klimakrise aufhalten. Das ist eine reine Machtfrage. Sicherheitspolitik ist allgemein sehr orwellisch. Gemeint ist zuerst immer die Sicherheit der Herrschenden, was sie allerdings immer als Sicherheit für alle verkaufen. Wie man gesehen hat, mit viel Marketing und Propaganda fallen schnell die geistigen Schranken der meisten Deutschen, denn sie wurden schon als Kinder konditioniert, z.B. nicht einem Uniformierten zu widersprechen. Auch so Maßnahmen wie freie Fahrt in der Bahn für Soldaten in Uniform, aber keine Verlängerung des 9 Euro-Ticket zeigen jedem, was hier Sache ist und wo der Trend hingeht.

  7. In der heutigen Situation war der ‘damalige politische Fehler’ heute sehr richtig.
    Dadurch kann niemand von aussen eine Mobilisierung fordern, keiner da.
    Und die aufgeführten pro Punkte für eine Wehrpflicht ist nichts anderes als modernes Sklaventum und was die Zivildienstleistende angeht, hatte man doch die EU Erweiterung Ost mit all den günstigen Knebelvertrag…
    Der politische Fehler ist, wenn der Staat seine staatlichen Verpflichtungen an die privaten abgibt, diese nur Gewinn sehen wollen. Gibt es nicht genügend Gewinn wird eben too big too fail ausgerufen, der Steuerzahler zahlt das dann…
    Und als ich im 1rakbatallion52 meine Zwangs-Freizeit verbrachte, sah ich überwiegend Suffköppe, gescheiterte zivile Existenzen und Panzergrenadiere die während ihrer Übung die Übungshandgranate auf ein Ziel werfen sollte, aber hinter ihm landete.
    Die BW aus meiner Zeit (15) war ein Selbstbedienungsladen…

    PS Armeen wären alle überflussig, hätte man nicht soviele Interessenvertretungen die ständig einem das Hirn mürbe macht

  8. Zitat:
    “Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht entfiel auch der zivile Ersatzdienst, der von vielen jungen Männern zum Beispiel auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, in Alten-und Pflegeheimen, beim Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Katastrophenschutz und vielen gemeinnützigen Organisationen geleistet wurde.”

    Da kullern aber die Tränen, dass man junge Leute nicht mehr gratis knechten kann. Es gibt da eine Lösung, die alle Probleme beseitigt: Anständige Bezahlung. Hört sich einfach an, ja ? Ist es auch. *folgemirfürweiterefinanztippsjürgenhübschen

    1. @Mick Ross

      “[….]Da kullern aber die Tränen, dass man junge Leute nicht mehr gratis knechten kann. Es gibt da eine Lösung, die alle Probleme beseitigt: Anständige Bezahlung. Hört sich einfach an, ja ? Ist es auch. *folgemirfürweiterefinanztippsjürgenhübschen[…]”

      Ich bin geneigt dir zuzustimmen, aber “gratis”?!

      Das stimmt so nicht eher “kostengünstig”…..den Einrichtugen sind auch Kosten entstanden – Für Unterkunft und Verpflegung wenn der “Zivi” zu Hause nicht dienen konnte….oder wollte….

      Ja, es soll sogar “Zivis” gegeben haben denen der Zivildienst in ausländischen Einrichtungen – zur Völkerverständigung – ermöglicht wurde.

      Gibt da einen Film dazu, wo ein deutscher “Zivi” in einem polnischen Ort namens “Oswizie” (deutsch Auschwitz) bei alten, pflegebedürftigen Menschen ableisten durften – Hies glaub ich “Am Ende kommen Touristen”…..

      Der Dienst im Ausland soll sogar in Ländern wie Israel, oder anderen Ländern wo deutsche Wehrmachtssoldaten Kriegsverbrechen begingen, möglich gewesen sein?

      ….Ja, ich weis, dass war früher als “Völkerverständigung” und “Sühne” keine leeren Worte waren…..sondern noch Taten folgten, auf diese Worte….der 2. Weltkrieg lag auch auch nicht so lange weg wie heute als ich diente….1993…

      ….für die Wiedereinführung des Nicht-Kriegsdienstes 2022 müßte da vorher sicher wieder Einiges zurückkorrigiert werden, incl. anständiger Bezahlung für die Menschen, die pflegen, putzen, oder auch nur Alltagsbegleiter sind…..da sehe ich es ganz genauso wie du…..

      Gruß
      Bernie

      PS: Die Kriegsgräberfürsorge ist auch so ein Beispiel wo man früher seinen Nicht-Kriegsdienst ableisten konnte…..es gab eben auch Möglichkeiten zur Völkerständigung nicht nur Zwang……s.o…..das unterschied übrigens den Zivildienst auch vom Wehrdienst…..der angehende “Zivi” konnte sich seine Zivildienststelle selber aussuchen bzw. sich selber darauf bewerben….so lief das auch bei mir, der ich die AWO im Mobilen Sozialen Dienst (Pflege und Alltagsbetreuung) wählte.

  9. Diese Artikel sind nicht Bestandteil des Grundgesetzes, sondern nachträglich eingefügte braune Streifen aus Konrad Adenauers Unterhose.
    Schlimm genug, dass bei der Aushandlung des Grundgesetzes die Kommunisten weitgehend ausgeschaltet wurden.
    Dieser Dreck wird nicht zu etwas Gutem, nur weil auch hier und da etwas Gutes drinsteht um die dumme Masse zu ködern. Noch im nächsten Absatz wird es aufgehoben.
    Trotzdem sagte Reimanns, so ähnlich hieß glaub ich der eine von den beiden Kommunisten bei der Sache: Am Ende würden es die Kommunisten sein, die das GG gegen die anderen Parteien verteidigen müssten.
    Adenauer hat sie einfach verboten. Schade, dass es keine Volksverteidigungs – Armee gab, die ihn vorher hätte erschießen können. Na, ja, ein Nazi ist wie der andere, und der nächste hätte daraus noch Gewinn gezogen.

  10. Ich bin bis heute überzeugt, dass die Aussetzung der Wehrpflicht in erster Linie die Bevölkerung ohnmächtiger machen sollte. Aus Sicht der Herrschenden ist eine Bevölkerung, in der jedes Jahr junge Menschen in Häuserkampf, Waffenkunde, Versorgungslogistik, taktischem Vorgehen mit kombinierten Waffengattungen etc. ausgebildet werden, sagen wir mal….suboptimal.
    Eine Bevölkerung, die auch wenn sie wollte nicht IN DER LAGE IST, sich zu organisieren und koordiniert Widerstand zu leisten, wenn es zu krass wird, ist um Größenordnungen duldsamer. In Verbindung mit der Zerstörung der regionalen Landwirtschaft und Versorgung und all den anderen für sich genommen kleinen gesellschaftlichen Umwälzungen (Bargeldmarginalisierung etc.) sind es dann wirklich irgendwann Schafherden gleiche Gruppen, die keinerlei Handhabe haben, außer sich bei Demonstrationen ignorieren zu lassen und zu hoffen, dass die Vertreter des Staates ihnen bescheidene Hilfen zukommen lassen.

    Kurzum: Handynetze und Internet ausschalten und die Bevölkerung wird handzahm mangels Alternativen und sozialen Zusammenhalt.

  11. Schon bei der Überschrift rollen sich mir die Fussnägel hoch und bei manchem Kommentar kommt noch Brechreiz dazu.
    Da ich als Jugendlicher die “Wehrertüchtigung” in der DDR mitmachen musste und später den “Dienst an der Waffe” verweigert habe, geht mir die Fortführung dieser krude Ansichten auf die Nerven. Die Abschaffung der Wehrpflicht als ersten Schritt zur Abschaffung von Armeen zu begreifen, kann man von einem Militaristen natürlich nicht erwarten. Letztendlich geht es bei Kriegsspielen in Ost und West doch nicht darum die Bevölkerung zu schützen, sondern die Erträge der jeweiligen herrschenden Nomenklatura zu sichern. Ob sich die Ansichten ändern, wenn die ersten Särge nach Hause kommen ….vielleicht mit den eigenen Kindern drin? Aber manch einer schlägt ja bis zum bitteren Ende die Hacken zusammen…

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