Danke, Chamberlain!

Churchill und Chamberlain
Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Er war von 1937 bis 1940 britischer Premierminister – und hat heute einen schlechten Leumund: Arthur Neville Chamberlain. Angeblich habe seine Appeasement-Politik Europa in den Krieg gelotst. Das ist eine wohlfeile Betrachtung.

Gemeinhin erinnern sich nur wenige an britische Premierminister. Es ist schon schwierig, den amtierenden höchsten Minister der Regierung Seiner Majestät beim Namen zu nennen. Keir Starmer heißt der Mann, dessen Außenpolitik nahelegt, dass sie auch den Interessen der Ukraine dient. Aber wer war nochmal sein Vorgänger? Vor einigen Jahren saß mal eine Premierministerin für ganze 49 Tage in Downing Street 10. Die Briten wechseln ihre Regierungsvorsitzenden wie andere Leute ihre Socken. Wenige Premierminister sind haften geblieben – wer sich an jene erinnert, die in dieser Stellung waren, dem kommen Margaret Thatcher und Winston Churchill in den Sinn. Letzterer war der Gegenspieler seines Amtsvorgängers, der häufiger in Erinnerung gerufen wird, wenn es um Fragen des Krieges und des Friedens geht.

Sein Name: Arthur Neville Chamberlain – ein Konservativer, 1869 in Birmingham geboren. Mit 68 Jahren wurde er Premierminister des Vereinigten Königreiches. 1937 war das: In einer Zeit, da Europa gespannt auf die Entwicklungen rund um Deutschland starrte. Wegen seines Alters galt er als Übergangslösung – die Konservativen beriefen ihn, weil sie ein Problem mit dem eigentlich starken, sich geradezu aufdrängenden Mann in ihrer Partei hatten: Winston Churchill. Dieser galt als wankelmütig, als radikal und – wie Sebastian Haffner einst in seinem Churchill-Porträt schrieb – als Prototyp eines britischen Faschisten. Zwischen ihm und Oswald Mosley, dem Führer der British Union of Fascists, lag nach Meinung seiner Parteikollegen kein großer Unterschied.

Appeasement: Ein Schmuddelwort für jeden Kriegsbereiten

1940 erbte Churchill dann das Amt des Premierministers von Chamberlain. Die Konservativen waren nun, mitten im Krieg mit dem Deutschen Reich und Adolf Hitler, doch bereit, einen harten Hund wie ihn zu akzeptieren. Unumstritten blieb er in all den Jahren, da er in Downing Street 10 seiner Arbeit nachging, allerdings nicht. Es ist besonders auch diesem Winston Churchill zu verdanken, dass Arthur Neville Chamberlain als regelrechter Versager in den britischen und später auch europäischen Geschichtsbüchern Einzug fand. Denn Churchill machte Chamberlain von Anfang an Vorhaltungen, falsch mit Hitler und dem Nationalsozialismus umgegangen zu sein. Er habe sich weggeduckt und einen »verkehrten« Frieden geschlossen – bei den Verhandlungen in München habe er 1938 dann Hitler zu mehr ermutigt, indem er ihm keine Grenzen aufzeigte, sondern lediglich einen großen Krieg vermeiden wollte.

Appeasement: Unter diesem Schlagwort wurde diese Außenpolitik berühmt. Es hat heute einen ziemlich schlechten Ruf. Verhandelt jemand nicht mit der nötigen – oder auch unnötigen – Härte, wirft man ihm Appeasement vor. Als sei die Bereitschaft für einen Deal, wie man heute im Zeitalter Donald Trumps auch im politischen Kontext sagt, ein Frevel und eine Gemeinheit. Chamberlains Amtszeit war geprägt von den außenpolitischen Entwicklungen – seine Innenpolitik blieb daher Randnotiz, einige wenige Gesetze für die Arbeiterschaft erließ er jedoch. Er ließ die maximale Arbeitszeit begrenzen, bezahlten Urlaub einführen und es gab nun Vorgaben, die Bedingungen an den Arbeitsplätzen zu verbessern. Damit hatte er eine Basis in der britischen Gesellschaft – er erntete die Sympathien, die Winston Churchill zu jenem Zeitpunkt gerne gehabt hätte.

Dessen politische Karriere war eigentlich vorbei. Er verdingte sich als Schriftsteller und publizierte Artikel in Zeitungen. Ein Amt hatte Churchill nicht inne, er konnte mit der Leichtigkeit agieren, keinen Interessen Rechnung zu tragen. So warnte er immer wieder vor den revisionistischen Absichten dieses neuen Deutschlands unter dem ehemaligen »böhmischen Gefreiten«. Erst 1939 berief ihn Chamberlain in sein Kriegskabinett, Churchill wurde nochmals Erster Lord der Admiralität – dieses Amt hatte er bereits 1911 bis 1915 ausgefüllt. Die Deutschen hatten Polen überfallen, der Druck auf Chamberlain wurde größer – es setzte sich durch – und hat sich heute etabliert –, seine Appeasement-Politik als Fehler zu betrachten. Als dann auch noch Norwegen von deutschen Truppen besetzt wurde, ohne dass britische Einheiten sie davon abhalten konnten, war der einstige Friedenspremier nicht mehr haltbar. Chamberlain trat zurück, Churchill kam ins Spiel.

Ein Versuch, der aller Ehren wert war

Als Kriegspremier war Chamberlain dann tatsächlich schwach – er blockierte einige Operationen, hoffte noch auf Verhandlungslösungen und behinderte damit die britische Kriegskampagne. Ziemlich genau ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt am 10. Mai 1940 starb Arthur Neville Chamberlain: an Darmkrebs. Da galten er und seine Politik bereits als Urmotive dieses Krieges: Es sei seine Außenpolitik gewesen, die Europa in den Krieg manövrierte. Noch zwei Jahre zuvor hatten die Briten gejubelt, als ihr Premierminister aus München zurückkam. Dort hatten Adolf Hitler, der italienische Duce Benito Mussolini, der französische Premierminister Édouard Daladier und eben jener Chamberlain ein Abkommen unterzeichnet. In diesem machten sie den Deutschen in der Tat Zugeständnisse, schwächten die Position der Tschechoslowakischen Republik zugunsten deutscher Interessen: Aber sicherte den Frieden »für unsere Zeit«, wie Chamberlain damals, direkt beim Ausstieg aus dem Flugzeug, den wartenden Reportern in London sagte.

Im Nachhinein ist man immer klüger, könnte man hier feststellen. Chamberlain wusste, dass die Kriegsbereitschaft »seiner« Briten nach dem Schlachten des Ersten Weltkrieges gegen Null tendierte – außerdem war Großbritannien nicht ausreichend gerüstet, gegen einen deutschen Angriff wäre die Briten wehrlos gewesen. So weit die Sachzwänge handfesten Charakters. Grundsätzlich schien den Chamberlains allerdings das Verhandlungsgeschick in die Wiege gelegt, denn sein Halbbruder Austen Chamberlain erhielt 1925 den Friedensnobelpreis für sein Engagement bei den Verhandlungen des Vertrages von Locarno. Der brachte Deutschland zurück in die Weltgemeinschaft und machte das Land zum Mitglied des Völkerbundes. Auch dieser Integration eines Deutschlands, das den Krieg verloren hatte, fühlte sich Premierminister Chamberlain verpflichtet.

Doch überdies: Welche Möglichkeiten standen ihm denn offen? Dass Hitler ein halbes Jahr später abermals Forderungen stellte, war Ende September 1938 noch nicht absehbar. Selbstverständlich wussten viele, dass dieser Herr Hitler nach mehr strebte. Aber wer wusste denn, was die Zeit bringt? Hielt er sich überhaupt an der Macht? Wieso also als britischer Aggressor auftreten und etwas provozieren, was das Schicksal vielleicht gar nicht ohnehin vorbestimmt hat? Die Zukunft ist nach vorne immer offen und es war keine ausgemachte Sache, dass es einen Krieg geben muss – es sei denn, man forciert ihn selbst am Verhandlungstisch. Chamberlain hätte in der Tat härter auftreten können. Aber was, wenn damit ein Krieg befeuert worden wäre?

Und wenn Hitler schon 1939 gestorben wäre?

Es war in der Folge recht wohlfeil, die Position Chamberlains so fundamental zu kritisieren. Wäre er in München, bei den Verhandlungen zu jenem Abkommen, aggressiver aufgetreten, ja, hätte gar schon Winston Churchill als britischer Verhandlungsführer am Tisch gesessen: Vielleicht sprächen wir Zeitgenossen heute darüber, wie die Briten damals den Zweiten Weltkrieg entzündet haben. Es ist der Gnade der späten Geburt zuzuschreiben, dass noch heute über jenen Premierminister despektierlich gesprochen wird. Der Blick zurück schöpft stets aus einem Vollen, das den Zeitgenossen verwehrt bleibt. Immer wieder wird Chamberlain heute bemüht: Die Hardliner, die den Krieg in der Ukraine eskalieren möchten, kennen ihn auch und ziehen ihn dann und wann als warnendes Beispiel heran. Appeasement dürfe nämlich nie wieder passieren. Dabei liegt natürlich der Putin-Hitler-Vergleich in der Luft, denn man drückt damit auch aus: Dem neuen Hitler darf man nicht zu weit entgegenkommen, denn man wisse ja, wohin das führe. Aber nichts weiß man, die Zukunft ist immer nach vorne offen – alles kann, nichts muss!

Den Frieden für seine Zeit zu sichern: Was soll daran verwerflich sein? Zunächst alles dafür zu tun, dass nicht wieder Völker in tiefstes Unglück geworfen werden: Das ist keine Schwäche, sondern das Nötige. Natürlich kann man am Ende falsch liegen, selbstverständlich kann es so ausgehen, wie es dann 1939 und in den folgenden Jahren aussah. Doch was, wenn im Vorfeld nur für einen Augenblick lang die Möglichkeit bestand, jeden weiteren Waffengang zu vermeiden? Sollte diese Option nicht eine Chance bekommen? Hinterher weiß man immer mehr – für die damaligen Zeitgenossen sah es nicht zwangsläufig so aus, als müsse es auf Krieg hinauslaufen. Sicher, Winston Churchill predigte das lange, letztlich behielt er freilich recht. Aber auch er hätte sich täuschen können. Joachim Fest fragt im Vorwort seiner Hitler-Biographie, wie man Hitler heute werten würde, wenn er 1938 gestorben wäre: als Volkstribun, als politische Großgestalt vielleicht?

Wie würde man heute diesen Arthur Neville Chamberlain sehen, wenn Hitler noch im Juli 1939 verschieden wäre? Vielleicht als Mann, der im richtigen Moment nüchtern und friedfertig blieb und so Europa einen Krieg ersparte? Als großen Premierminister und Staatsmann? Winston Churchill gehörte in so einem Szenario heute jedenfalls nicht mehr zu den bekannten britischen Köpfen, denn Premierminister wäre er wohl nie geworden – er wäre eventuell noch einigen Historikern als Stimme der Kriegstreiberei bekannt. Wie man heute Chamberlain instrumentalisiert, um Verhandlung, Diplomatie und Friedenswahrung historisch untragbar zu machen, ist wirklich ein billiger Kniff. Denn Chamberlain hatte damals eine Chance. Er ergriff sie – und am Ende kam es doch nicht so, wie er es gerne gesehen hätte. Er wollte den Frieden: Das kann niemals ein Versagen sein. Man muss es probieren – alles andere ist keine Option.

Dieser Artikel erschien erstmals unter anderem Namen bei Manova.

Roberto De Lapuente

Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog »ad sinistram«. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs »neulandrebellen«. Er war Kolumnist beim »Neuen Deutschland« und schrieb regelmäßig für »Makroskop«. Seit 2022 ist er Redakteur bei »Overton Magazin«. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main.
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110 Kommentare

  1. Nun tituliert die Tagesschau „Polen schießst erstmals russische Drohnen ab“. Dabei sind diese offenkundig mit Mitteln elekronischer Kriegführung von der Ukraine nach Polen geleitet worden. Dafür sprechen ihre konfusen Flugbahnen und die Tatsache, dass ukrainische Blogger hierüber bereits kurz vor den polnischen berichteten. Gleiwitz ick hör dir trapsen.

      1. Was mich an solchen Meldungen gewaltig stört ist, daß die ja voraussetzen, daß die russischen Drohnen in der Ukraine nach GPS (oder Glonass, Baidu etc.) fliegen.
        Ähm… Die Satellitennavigation ist im Kriegsfall das erste, was abgeschaltet oder bewußt gestört wird, damit eben KEINE Waffensysteme diese gegen einen selbst benutzen können! Es sollte mich also sehr wundern, wenn in der Ukraine überhaupt noch sowas wie GPS funktionieren würde!

        Selbst in Russland wird das System immer wieder massiv gestört, und zwar von den Russen selbst, eben damit ukrainische Drohnen etwa den Weg nach Moskau nicht finden. Taxifahrer in Moskau können ihr Navi nicht mehr benutzen, weil es sie ständig in die Irre führen würde. In und um Sankt Petersburg fällt zudem in letzter ZEit öfter das Mobilfunknetz aus, weil auch dessen Sendemasten von Drohnen, die bspw. aus Estland (!!) einfliegen, zur Navigation und Steuerung benutzt werden können. Und im Kampfgebiet im Osten der Ukraine selbst werden von der Ukraine nur noch Drohnen mit Glasfaserkabel benutzt, weil Funkfernsteuerung und ähnliches massiv gestört werden.

        Und da sollen russische Drohnen immer noch nach Navi fliegen?

    1. Dass die Russen so blöde sind und einen Krieg mit der Nato provozieren, ist wohl eher nicht anzunehmen. Nach dem Flug v.d.L und die Lüge mit der Störung des GPS-Systems kommt die nächste Räuberpistole auf. Entweder waren das Provokateure, die in die russische Armee eingeschleust wurden oder die ukrainische bzw. polnische Armee waren die Urheber. Die Lügen werden immer dreister!

  2. Was wir von Chamberlain lernen können ist, man kann die Gewalt von verbrecherischen Staaten, Völkerrechtsbrechern wie Israel nur mit humanitärer Gegengewalt stoppen

    Gerade wird berichtet, Israel hat eine zweiten Drohnenangriff auf die Global Sumud Flotte, die Hilfsgüter nach Gaza bringen will, unternommen

    Man kann den zionistischen Terror, die ständigen Angriffe auf Zivilisten, die ständige Missachtung des Völkerrechts nur durch eine humanitäre militärische Intervention der UNO stoppen. Das lehrt uns doch Chamberlain

      1. Da gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich das Imperium USA gerade
        langsam und gezielt das eigene Grab schaufelt. Die Zölle mit denen Trump
        umsichwirft, schädigen die US Industrie und auch der Lebensstandard der
        Bevölkerung sinkt. Ohne die preiswerten Maschienen und Werkzeuge mit
        einer guten Qualität aus China und aus Indien, die jetzt viel teurer sind,
        wird die Qualität der US Produkte noch schlechter werden. Dazu werden
        die Amerikaner wohl bald „nackend“ herumlaufen, weil auch die billigen
        Textilien ausgehen. Also, positin denken.

    1. Was sich die Menschen immer wieder bewusst machen müssen, um den Manipulationen unserer gewalttätigen Eliten zu entkommen: Der Staat Israel ist nach den USA das größte Menschheitsverbrechen. Es ist ein Staat dessen DNA der Völkermord ist. Darauf baut dieser Staat auf. Und es ist ein Kolonialprodukt des Westens. Jede andere Erzählung dient nur der Täuschung bzw Manipulation.

  3. Diese Überlegungen sind zulässig und vielleicht auch notwendig. Nichts desto trotz unvollständig.
    Es ist nicht berücksichtigt, dass München eine mögliche Blockade Hitlers bewusst verhinderte. Die tschechische Armee war damals die stärkste und modernste Armee in Europa, es gab eine dominante Bewegung dort, den deutschen Gelüsten mit guten Erfolgsaussichten Paroli zu bieten. VorMünchen war sogar ein Militärputsch vorbereitet, um bei eventueller Kapitulation , was ja dann erfolgte, sofort gegen Deutschland vorzugehen. Dabei lag die Führung bei den Soldaten, die der SPC, besonders auch den deutschen Mitgliedern, unter Wenzel Jacksch. Der Putsch war vorbereitet, nach München losgetreten zu werden. Alle Organisation war bei Jacksch persönlich konzentriert, am Tag nach München warteten die Teilnehmer auf das Signal, jedoch Jacksch war und blieb verschwunden, der Putsch fiel zusammen bevor er begann. Jacksch meldete sich nach 14 Tagen über Radio London von dort und begründete sein Exil mit Gefahr für sein Leben, aber nicht zu seinem Verrat.
    Damit war eine strategische Voraussetzung etabliert, um Hitler gen Ost auszurichten.
    Eine andere und dem logisch aus Chamberlains Politik entsprechende Ausrichtung erfolgte mit der Ablehnung der dringlichen Abwehrorganisation Polens zusammen mit der UdSSR, dem Beistandsvertrag seitens Frankreichs und GBs mit Polen, der nie einsetzen sollte, aber den Weg weiter nach Osten garantierte.
    Auch das gehört zu Chamberlain.

    1. Die Beistandsverträge haben die Welt ein paar Jahre vorher in einen Weltkrieg gebracht. Im Ergebnis also gleich.

      Die Ursachen hätten beseitigt werden müssen. Versailler Vertrag + Weltwirtschaftskrise haben Deutschland erst dazu gebracht einen Hitler zu wählen. Sprich genaugenommen war es 1939 schon zu spät. Das hat man nach 45 erkannt.

  4. Lieber Herr De Lapuente, ist Ihre Charakteristik der Politik Chamberlains nicht zu einseitig? Ja, was hätte man wissen können? Jedenfalls ist Hitler seinerzeit nicht gestorben und daß er mit der Tschechoslowakei nicht aufhören wird war wohl damals schon klar. Und zu Appeasementpolitik, historisch belegt ist die Tatsache, daß England und wohl auch Frankreich das nahezu schon verzweifelte Ringen Stalins um eine Antihitlerkoalition unterlaufen haben mit allen Folgen wie eben diesen Hitler-Stalin-Pakt. Letzteres dürfte jedenfalls diesem Chamberlain anzulasten sein, zumal ja die Briten die Reste der deutschen Wehrmacht etwas später am liebsten wieder Richtung Osten in Marsch gesetzt hätten. Die Chance, 1938/39 den 2. Weltkrieg zu verhindern hat er jedenfalls nicht ergriffen.

  5. Aber wer wusste denn, was die Zeit bringt?

    Alle wussten es. Hitler machcte gar keinen Hehl daraus. Er hatte seine Pläne in seinen beiden Bänden „Mein Kampf“ dohc klar und unberblühmt offen gelegt. Das Buch galt als sein politisches Manifest und war jener Zeit nicht nur in Deutschland ein Bestseller gewesen. Wie auch Hitler selbst, unter den einflussreichen Eliten sowohl in Großbritannien als auch in USA ein angesehener Mann gewesen ist, mit welchen viele keine Berührungsängste hatten, ja gar Sympathien für ihn hatten. – trotz, oder gerade wegen seines Antisemitismus und was noch wichtiger war: wegen seinem Hass auf Kommunisten. Hitler wurde von der Times als „Man of the Year“ gekührt und von der Vogue portretiert. Bereits nach dem Inkrafttreten der s.g. Rassengesetze und als die ersten s.g. „Internierungslager“ bereits im Betrieb waren salutierte die britische Nationalmanschaft Hitler mit dem Hitlergruß bei den Sommerspielen 1936 in Berlin.

    Churchil war aber nicht der Einzige, welcher eine harte Kante gegenüber Hitler forderte. Am lautesten forderte Stalin eine Anti-Hitler Allianz zu bilden und ihn aufzuhalten. Kein Wunder – schließlich wusste Jedermann aus „Mein Kampf“ was Hitler mit den Völkern der Sowjetunion zu tun beabsichtete. Und auch Chemberlain stand unter Einfluss der Großindustriellen und deren Lobbies, welchen es eigentlich auch gar nicht so unrecht war, was Hitler vorhatte. Man wollte ihm dabei nicht unbedingt im Wege stehen und den „Lebensraum im Osten“ verweigern. Ja man war auch bereit ihm Österreich und die Tschechoslowakei in den Rachen zu werfen – solange er für sie „Die Drecksarbeit“ machte.

    Was nicht nach Plan lief, ist dass Hitler sich für die nördliche Route über Polen entschieden hatte direkt auf Moskau zu marschieren und versuchen Moskau blitzkriegartig zu überrennen, anstatt über die leichtere südliche Route über die zerschlagene Tschechoslowakei zu gehen. Hätte Hitler einen Bogen um Polen gemacht (verbündeter GBs), dann hätten sie sich rausgehalten, oder ihm sogar geholfen.

    1. Und weil wir alle außer Herr Lapuente aus der Geschichte gelernt haben, ist es notwendig, Putin mit harter Hand soweit wie möglich in seinen Grenzen zu halten, whatever it takes.
      Ich sage das also objektiver und neutraler Leser der Geschichte. Niemand will eine weitere Großdiktatur auf europäischem Boden.

      p.s. Ungarn hat gerade eine Großdeal mir Shell abgeschlossen. Sie lernen langsam, aber sie lernen.

      1. Wir haben längst eine Großdiktatur in Europa, nur das die Diktatoren in den
        USA sitzen. Auch die Eroberungsgelüste gehen erheblich mehr von den USA
        aus, als von Russland. Wer will den Grönland und Kanada anektieren? Wer greift
        den den Iran an und baut seine Truppen jetzt vor Venezuela auf? Wer sitzt immer
        noch mit zig tausend Soldaten in Deutschland? Wer hat rund 1.000 Stützpukte
        um den Planeten verteilt? Nein, es ist nicht Russland!!!

      2. Putin lässt sich ganz leicht stoppen. Die Ursachen des Konflikts müssen beseitigt werden.
        Die Ursachen des Konflikts liegt im vom Westen im Jahr 2014 eingeleiteten Regime Change und die Installation eines nazistischen Regimes mit dem Ziel die Ukraine in die NATO zu ziehen, sie zu militarisieren und in eine Bedrohung für Russland zu verwandeln und darüber hinaus die ethnischen Säuberungen an der russischstämmigen Bevölkerung der Ostukraine. Das einfach abstellen, dann hat Putin auch gar keine Gründe mehr diese Bedrohung mit militärischen Mitteln liquidieren zu müssen.

        1. … so die offizielle Propaganda, von der der Kreml meint, dass, wenn man sie nur oft wiederholt, sie auch im Westen geglaubt wird.
          Bei etlichen, besonders einfach gestrickten Zeitgenossen mag das sogar zutreffen.
          🫏

            1. Soweit bekannt fordert er die „Widervereinigung“ von Russland, Ukraine und Weißrussland und eine „Einflusssphäre“, die praktisch identisch ist mit den ehemaligen Grenzen der Sowjetunion, also de facto die „NATO-Grenze“ von 1991.
              Was sonst noch für Ambitionen in seinem Kopf herumspuken außer 150 Jahre alt zu werden, weiß ich nicht.
              Eine „Wirtschaftszone von Hǎishēnwǎi bis Lissabon“ kam glaube ich nicht von ihm, sondern einem seiner vielen Lakaien ebenso wie die Forderung nach „Rückgabe“ Alaskas.
              Von Dir kam noch, dass dieser Konflikt mit dem Einmarsch der Roten Armee in Washington enden würde. Ok, diese Prophezeiung war vielleicht aus nur aus einer manischen Phase geboren…

                1. In Russland spricht man Klartext erst post completionem (Putin: „Klar waren die grünen Männchen unsere Leute“). Und gerade Putin neigt dann dazu, ins Plaudern zu kommen („Wenn nichts passiert, ist uns langweilig“). Davor hat jeder Interessierte zwischen den Zeilen zu lesen. Die einen sind dazu in der Lage, die anderen nicht. Aus dir wäre in Russland jedenfalls nichts geworden.

                  1. Mit anderen Worten, außer Behauptungen auf dem geistigen Niveau einer Strack Zimmermann hast auch du nichts auf Lager.

                    War ja klar….

                    Und daß das deinem Geschwätz von 14:07 Uhr widerspricht, stört dich sicher auch nicht…

              1. Nein das stimmt nicht, er fordert keine „Widervereinigung“ mit der Ukraine. Von Anfang an, und das hat sich zu keinem Zeitpunkt geändert sagt er, dass die Ursachen beseitigt werden müssen und die hat er auch schon zichfach erläutert. Das ist nicht einmal in der Nähe dessen was man ihm an Forderungen oder Absichten durch eure Politiker unterstellt wird. Erst vergangenen Freitag wurde nochmal prezesiert, dass Russland nicht einmal einen Regime Change in der Ukraine fordert und auch nichts gegen Beitritt der Ukraine zur EU hat. Nur keine NATO, keine Militarisierung und aufhören russischstämmige Bevölkerung zu terrorisieren. Von der Ukraine wird nur Neutralität und Friedlichkeit erwartet. Mehr wird überhaupt nicht gefordert und wurde nie gefordert und das ist auch nicht zuviel verlangt. Es wäre nicht all zu schwer und es wäre auch vernünftig diese Forderungen zu erfüllen und Niemand müsste mehr sterben.

                Von mir selbst füge ich noch hinzu, dass es Grundsätzlich auch kein Problem wäre wenn Krim und die Ostukraine ein Teil der Ukraine bleiben würden, aber die Voraussetzung dafür ist, dass die Leute die da leben so leben können wie sie wollen und eine Sprache sprechen dürfen die sie sprechen wollen ohne dabei dem militärischen Terror ausgesetzt zu sein. Ukraine ist wie Kanada. Es gibt halt einen russischen Teil wie es in Kanada einen französischen Teil gibt. Das muss man einfach akzeptieren und dann gibt es auch keinen Grund für einen Konflikt.

        2. Aha, also „ukrainische Nationalisten räumen die Russen aus“ – nur, komischerweise werden die Russen immer mehr, während Ukrainer und andere Nationalitäten immer weniger werden. Wie geht das? Na ja, ein bisschen „roter Terror“, ein bisschen „zufälliger Hunger“ – auf einigen der fruchtbarsten Böden der Welt, ja genau –, ein paar Deportationen nach Sibirien – und schwupps: plötzlich haben wir hier eine „russische Mehrheit“. Und die Hälfte von ihnen sagt dann noch: „Unsere Verwandten sind in Russland, nicht im Westen.“ Logisch, schließlich kamen sie ja aus Russland, und ihre Familien sind dort geblieben.

          Und jetzt mal ehrlich: dieses ganze Gejammer vom „Genozid an den Russen“ in der Ukraine ist schlichtweg eine dreiste Frechheit. Eine verdrehte, dreckige Lüge. Auf der Krim und anderswo lief es genauso: zuerst deportierte man Tataren, Bulgaren, Griechen, Deutsche – und setzte dann „die richtigen Leute“ aus Russland ein. Klassische ethnische Säuberung, aber von Russland selbst, nicht von irgendwelchen „ukrainischen Nazis“.

          Genauso auf dem Donbass: Moskau schickte systematisch Arbeiter, Soldaten, Kader, Lehrer, Kultur-Funktionäre – alles durchgeplant, um die Region russisch zu dominieren. Keine „friedliche Ansiedlung“, kein Zufall – koloniale Besiedlung pur.

          Und jetzt kommt der absolute Hammer: dieselben Leute drehen die Geschichte einfach um und brüllen, „die Russen werden verfolgt“. Hallo? Jahrzehnte lang Land besetzen, die einheimische Bevölkerung verschieben, Schulen russifizieren, Militär überall – und plötzlich sind sie die armen Opfer? Lächerlich! Wer das glaubt, ignoriert bewusst die nackte Realität, die historischen Zahlen und die Fakten.

          Fakt ist: Russland hat jahrzehntelang Land besetzt, Menschen verschoben, Einheimische verdrängt – und tut heute so, als ob die Opfer die Täter wären. Wer jetzt von „Genozid an Russen“ in der Ukraine spricht, verdreht bewusst Geschichte, missbraucht historische Tatsachen und beleidigt jeden, der auch nur ein bisschen Ahnung von den Fakten hat.

          1. Da lügt Nazi Lren mal wieder, dass sich die Balken biegen. Die „Kader, Lehrer, Kulturfunktionäre“ wurden von der UdSSR in die Ukraine geschickt, und das waren Ukrainer, Russen, Juden, Balten und was weiss ich noch alles, die den kleinrussischen Bauern Lesen und Schreiben beibrachten und eine vereinheitlichte ukrainische Sprache schufen und verbreiteten.

            Dass Du ein dreckiger Lügner bist, zeigt sich schon an einer Erinnerung Nestor Machnos, der die Petljurabanden beschimpft hat, die ihm und den Bauern auf der Saporoshjer Stich die „Mowa“ aufzwingen wollten statt des Russisch, das sie gewohnt waren. Das war 1919/20.

            Die kleinrussischen Bauerndialekte waren so unterschiedlich, dass sich Galizier mit Wolhyniern nicht vernünftig verständigen konnten, die im Donbass sowieso nicht. das nördliche und das südliche/östliche Kleinrussisch unterschieden sich noch stärker. Russisch war die Lingua Franca, mit der sich Leute aus Lemberg mit solchen aus Kiew oder Kischinjew verständigten. Grundlage war das Kirchenslawisch, dessen Liturgie auch die unierte Kirche in Galizien nutzte. Noch Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Publikationen selbst im k.u.k Galizien in Russisch, nicht in „der Mowa“. Sogar die Banderaanbeterin Wendland – in ihrer bei allen Einwänden ganz ordentlichen Dissertation über Galizien – gibt zu, dass gläubige Bauern zu Pilgerstätten in Kiew und anderen Orten in Russland pilgerten.

            Die Industrialisierung brachte zwar auch Binnenwanderungen, aber von einer Russifizierung der Ostukraine kann keine Rede sein. Übrigens waren im Politbüro fast so viele Ukrainer wie Russen.

            1. Die Politbüromitglieder ukrainischer Abstammung waren vollständig russifiziert. Die Russifizierung der Ukraine dauerte Jahrzehnte an. Die Russifizierung der außerhalb der Ukraine lebenden Ukrainer (z. B. im Kubangebiet) ist abgeschlossen.

              Die russische Kultur in der Ostukraine blühte während der Sowjetzeit. Die ukrainische Kultur im Kubangebiet wurde zerstört.

              Die aus Moskau entsandten „Kader, Lehrer und Kulturfunktionäre“ waren Instrumente der Russifizierung.

          2. Aha, also „ukrainische Nationalisten räumen die Russen aus“ – nur, komischerweise werden die Russen immer mehr, während Ukrainer und andere Nationalitäten immer weniger werden. Wie geht das?

            Das ist mit Verlaub Bullshit.

            Die Ukraine im Bestand der Sowjetunion erlebte eine beispiellose Blütezeit.

            Aus Wikipedia: Ukrainisierung
            Eine zwischenzeitliche Blüte erlebte die ukrainische Sprache und Kultur zwischen 1923 und 1931. Im Rahmen der Korenisazija-Politik der Sowjetunion kam es im Gebiet der Ukrainischen SSR zu einer vorübergehenden starken Ukrainisierungsphase. Die Sowjetunion beabsichtigte, die Ukrainer so nachträglich in die Sowjetunion zu integrieren. Die ukrainische Sprache wurde explizit gefördert, die Alphabetisierungsrate stieg stark an, das Schulsystem wurde nahezu vollständig auf Ukrainisch umgestellt und die ukrainische Presse entwickelte sich, auf Grund staatlicher Förderung, in einem nie dagewesenen Ausmaß. Der Einfluss des Russischen wurde gleichzeitig stark zurückgedrängt.

            Die Ukraine war die Vorzeigerepublik der Sowjetunion. Sie war ihre Kornkammer und ihre Waffenschmiede. Von dort stammten mehrere Staatschefs der Sowjetunion – z.b. Nikita Chrustschew und Konstantin Chernenko stammten aus der Ukraine. Etwa die Hälfte des Politbüros der Sowjetunion bestand aus Ukrainern. Niemals zuvor und niemals danach wurde in der Ukraine soviel gebaut wie in der Sowjetzeit. Ihre Bevölkerungsanzahl stieg von 35 Millionen (1917) auf über 51 Millionen (1990) an, und dabei lag dazwischen der Zweite Weltkrieg bei welchen die Ukraine unter der Deutschen Besatzung einige Millionen verloren hatte. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg im selben Zeitraum von 35 Jahren auf 71,5 Jahre an. Zum Höhepunkt ihrer Entwicklung konkurierte die Wirtschaft der Ukraine mit der Wirtschaft von Frankreich und Großbritannien. Dort wurden seinerzeit die mächtigsten Raketen, die größten Schiffe und Flugzeuge der Welt gebaut.

            Nach dem Zerfall der Sowjetunion, und dem Wegbrechen der staatlichen Förderung, ging es mit der Ukraine stets nur bergab. Nach nur 20 Jahren „Unabhängigkeit“ war die Ukraine (2013) bereits das ämrste Land in Europa und in Folge schrumpfte deren Bevölkerung wegen massiver Auswanderung (größtenteils in Richtung Russland) ganz ohne Krieg wieder auf ca 40 Millionen.

      3. @ GBU57
        „p.s. Ungarn hat gerade eine Großdeal mir Shell abgeschlossen. Sie lernen langsam, aber sie lernen.“

        „Die langfristigen Verträge mit den östlichen Versorgern bieten uns eine sehr stabile Grundlage, die nun durch einen langfristigen Vertrag mit einem westlichen Partner weiter gestärkt wird“, “ Péter Szijjártó AM Ungarn

        Was verstehen Sie an diesem Satz nicht?

    2. Was nicht nach Plan lief, ist dass Hitler sich für die nördliche Route über Polen entschieden hatte direkt auf Moskau zu marschieren und versuchen Moskau blitzkriegartig zu überrennen, anstatt über die leichtere südliche Route über die zerschlagene Tschechoslowakei zu gehen. Hätte Hitler einen Bogen um Polen gemacht (verbündeter GBs), dann hätten sie sich rausgehalten, oder ihm sogar geholfen.

      Eine südliche Route um Polen herum war nicht praktikabel. Erstens grenzte die Tschechosslowakei damals gar nicht an die Sowjetunion und ein Weg über Rumänien wäre nicht so einfach gewesen, letztlich zu wenig Platz/Raum, schwierige Logstik um eine Offensive nach Russland hineinzubringen. Und Rumänien war ja später auch nur auf Seiten der Deutschen, weil die Russen sich 1940 größere Teile Rumäniens einverleibten, so wie es die Deutschen mit der Tschechoslowakei getan hatten.
      Dass den Briten aber alles recht war, was (Hauptsache) den Sowjets schaden konnte, ist natürlich richtig.

      1. Es wäre halt deshalb leichter, weil Hitler nicht damit rechnen musste, dass Großbritannien und Frankreich ihm den Krieg erklärten. Mit dem Einmarsch in Polen waren sie als Bündnispartner Polens durch ihre Bündnisverpflichtungen quasi an die Wand gestellt. Hitler spekulierte darauf, dass sie ihm den Krieg erklären aber ihn trotzdem gewähren lassen. Und in der Tat weder Großbritannien noch Frankreich haben formal den Krieg erklärt, taten aber Null um Polen zu helfen.

        1. Es wäre halt deshalb leichter, weil Hitler nicht damit rechnen musste, dass Großbritannien und Frankreich ihm den Krieg erklärten.

          Ja, das ist klar.
          Aber wo der Platz für eine Offensive fehlt, da fehlt eben der Platz, da hilft es auch nicht, wenn die Westmächste nicht eingreifen.

    3. Ach, wunderbar. Stalin – der große Antifaschist? Klingt wie aus einem sowjetischen Lehrbuch, Ausgabe 1975.

      Ja, Mein Kampf war bekannt. Ja, im Westen wollten viele nicht hinsehen. Bequemer so. Aber wenn „alle alles wussten“ – warum unterschrieb der angebliche Hitler-Gegner Stalin 1939 einen Freundschaftspakt mit ihm? Mit Händeschütteln, mit Aufmarschparade in Brest, mit Deportationen im Schlepptau.

      Und Hitlers „plötzlicher“ Richtungswechsel? Nichts da. Der Molotow-Ribbentrop-Pakt legte die Landkarte offen auf den Tisch. Stalin hoffte, Hitler knüpft sich erst Frankreich und England vor, während die Rote Armee im Hintergrund munter Finnland, die baltischen Staaten und Bessarabien „befreit“. Alles natürlich nur aus Verteidigungsgründen. Schon klar.

      Ja, Teile der britischen Elite hielten Hitler für einen „nützlichen Idioten gegen die Bolschewiki“. Aber Stalin war kein Mahner, sondern ein Mitspieler. Er reichte dem „Idioten“ die Hand und dachte, er kann das Spiel lenken.

      Fazit: Chamberlain hoffte, Hitler würde sich am Osten verschlucken. Stalin hoffte, Hitler würde den Westen erledigen. Beide irrten. Millionen bezahlten.

      P.S. Kleiner Nachtrag: Anders als Polen ließen die Balten 1940 die sowjetischen „Schutztruppen“ ins Land. Und dann ging’s im Stakkato: Auf eins stürzte die Rote Armee die Regierungen. Auf zwei kamen Kommunisten aus Moskau ins Amt. Auf drei wurden die Länder „feierlich“ in die UdSSR eingemeindet. Ergebnis: ein Terror, so brutal, dass die Leute 1941 den Wehrmachtssoldaten Blumen hinwarfen – ehrlich überzeugt, dass das das kleinere Übel sei.

  6. Sehr geehrter Herr De Lapuente, Sie sagen: 1938 konnte niemand wissen, was die Zukunft bringt. „Alles kann, nichts muss.“ Deshalb sei es unfair, Neville Chamberlain als Appeaser abzustempeln. Niemand habe ahnen können, dass Hitler immer neue Forderungen stellen würde. (obwohl na ja, gab es genug Hinweise. „Mein Kampf“ usw) Klingt plausibel – wenn man es nur oft genug wiederholt.

    Aber erklären Sie uns doch bitte: Warum sind Sie heute so sicher, dass Sie die Zukunft kennen? Woher nehmen Sie und Ihre Gäste in Interviews die Gewissheit, dass Putin „nicht die ganze Ukraine“ einnehmen will, dass er „Europa nicht angreifen“ wird, dass man „alles diplomatisch regeln“ könne? Woher kommt diese plötzliche Prophetengabe? Haben Sie eine Kristallkugel, die Chamberlain 1938 nicht hatte?

    Denn gerade Ihr eigenes Beispiel zeigt doch das Gegenteil: Diplomatie funktioniert nur, wenn im Hintergrund ein militärischer Plan B steht. Ohne glaubwürdige Abschreckung sind Verhandlungen wertlos. Die Tschechoslowakei hatte damals auch „Garantien“. Großbritannien, Frankreich – alle unterschrieben, alle versprachen Sicherheit. Und was war das Ergebnis? Prag wurde kampflos preisgegeben, die „Garantie“ war nicht das Papier wert. Genau so klingen Ihre heutigen Vorschläge für die Frieden in Ukraine: schöne Worte, hübsche Papiere, aber keine echte Sicherheit.

    Und dann dieser groteske Gedanke: Vielleicht wäre Hitler ja einfach gestorben, bevor er Krieg führen konnte. Ernsthaft? Das soll ein politisches Argument sein? Soll die Ukraine heute also hoffen, dass Putin demnächst tot umfällt – und damit alles gut wird? Diese „Hoffnungspolitik“ ist nichts anderes als Zynismus, getarnt als Realismus.

    Frieden bekommt man nicht durch Beschwichtigungen und Wunschdenken. Frieden braucht Diplomatie, ja – aber Diplomatie mit Rückendeckung, mit der Bereitschaft, notfalls auch militärisch zu handeln. Alles andere ist bloß eine Einladung an den Aggressor, weiterzumachen. Chamberlain konnte das vielleicht nicht wissen. Sie aber wissen es heute, nach all den Lektionen des 20. Jahrhunderts. Und trotzdem predigen Sie dasselbe Rezept: warten, hoffen, reden – bis es zu spät ist.

    P.S.: Die Geschichte der Tschechoslowakei macht die Parallelen heute glasklar. Damals die Sudetendeutsche Partei – heute die Partei der Regionen und ihre Ableger. Damals das Sudetendeutsche Freikorps – heute die „Volksmilizen“ im Donbass. Damals die „Verteidigung der Rechte der Deutschen“ – heute die „Verteidigung der Rechte der Russen“. In beiden Fällen hatten diese Minderheitenrechte mehr Substanz als die Rechte von Tschechen im Dritten Reich oder von Ukrainern in Putins Russland.

    Der Unterschied: 1938 wurde die Tschechoslowakei fallengelassen. Aber Ukraine kämpfte weiter – und der Westen unterstützte sie, anstatt sie wie Prag damals zu verraten. Doch sehen Sie: wenn man Widerstand leistet, entfesselt der Aggressor einen blutigen Krieg. Leistet man keinen Widerstand, kommt er genauso.

    Ja, Chamberlain konnte stolz sagen: „I brought peace for our time.“ Aber haben Sie die legendäre Antwort Churchills vergessen? „You were given the choice between dishonour and war. You chose dishonour – and you will have war.“

    Leider hat die Geschichte gezeigt, wer recht hatte.

    1. Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

      Es gab in der Tschechoslowakei keinen 8jährigen Bürgerkrieg nationalistischer Tschechen gegen Sudetendeutsche. Es gab auch keinen Putsch, der eine entsprechende rassistische Regierung an die Macht gebracht hätte, die alles Nichttschechische, Also Slowaken, Deutsche etc. ausrotten oder vertreiben wollte.

      Die Menschen im Donbass hatten übrigens auch keinen militärischen Beistandspakt mit Russland. Tatsächlich hat Russland sogar die Anerkennung der „Volksrepubliken“ bis 2022 verschleppt, weil man „Minsk“ umsetzen wollte. Die Tschechoslowakei hatte so einen Beistandspakt – mit der Sowjetunion. Sie wurde aber weder beim „Verrat von München“ hinzugezogen, noch erlaubte Polen die Verlegung von Schutztruppen durch sein Gebiet in die Tschechoslowakei, die zusammen mit der Armee der CSR den Einmarsch Deutschlands wohl verhindert hätten..

      Und – ach ja – Russland hat keine Ambitionen, die Ukraine einzunehmen.
      Lesen Sie nicht soviele Schundmedien!

      …dafür hat die NATO leider sehr viele Ambitionen, Russland zu zerstückeln. Ob dabei eine Ukraine als Alibi-Feind und Brückenkopf vor die Hunde geht, ist denen bekanntlich egal.
      Mal ganz abgesehen davon, daß die Nazis heute beim „armen Opfer“ Ukraine sitzen. Echte, übrigens!

      1. 👍👍👍

        die USA verteidigen ihre Interessen rund um den Globus, Russland darf das noch nicht mal vor der eigenen Grenze!
        Russland zerschlagen, wird heute ganz offen ausgesprochen.

      2. Wie bitte „es gab keinen Bürgerkrieg“? Genau darum ging es doch – die tschechoslowakische Regierung wurde von der NS-Propaganda genau dafür angegriffen: Als das von Berlin aufgestachelte und bewaffnete „Sudetendeutsche Freikorps“ begann, gegen tschechische Staatsbeamte und Regierungsgebäude vorzugehen, schickte Prag Truppen, um diese militärischen Sabotageakte zu unterdrücken – genau wie 2014 in der Ukraine.

        Und Sie sagen, niemand habe die Deutschen vertreiben wollen? Was passierte dann 1946 mit den Beneš-Dekreten? Eben.

        Na ja, die „Leute vom Donbass“ hatten natürlich keinen militärischen Pakt mit Russland – obwohl, hey, die Ukraine selbst hatte zahlreiche Verträge, in denen Russland und Putin persönlich versprachen, keine Truppen einzusetzen, die Grenzen nicht zu ändern und sich überhaupt nicht einzumischen – aber das sind ja nur Kleinigkeiten.

        Die „Führung des Aufstands“ kam hingegen direkt aus Moskau: Girkins, Borodais, Antjufejevs und Co., bekamen Befehle, Waffen, Panzer, „Grads“ und „Buks“ – also eine richtige militärische Unterstützung, alles direkt aus Russland, schon 2014.

        Genau so funktionierte 1938 der Sudetendeutsche Freiwilligenkorps: Offiziere – alles Deutsche aus der Wehrmacht, „in ihrer Freizeit“; Waffen und Stützpunkte aus Deutschland; Befehle direkt aus Berlin; und der einfache Soldat – oft tschechoslowakische Deutsche oder „freiwillige“ Deutsche aus Deutschland.

        Klingelt da was? 2014? „Donbass-Miliz“? Genau das gleiche Muster. Geschichte wiederholt sich, nur die Namen ändern sich.

        Genauso funktioniert es heute in der Ukraine: Die russische Propaganda dreht Ursache und Wirkung um. Das dauerhafte Einsetzen der verbleibenden Minderheit nach vorheriger Besatzung als politisches Druckmittel und Vorwand für Aggression erzeugt natürlich Widerstand – der dann als „rassistische Hetze“ dargestellt wird.

        „Russland hat keine Ambitionen, die Ukraine einzunehmen“ – aha, wirklich? Genau wie Hitler ja angeblich nicht die ganze Tschechoslowakei oder Polen erobern wollte. Nur ein bisschen, versteht sich.

        Kleiner historischer Fakt am Rande: 1941 plante die Wehrmacht auch nicht, die ganze Sowjetunion zu besetzen – nur etwa 20 % bis zur sogenannten Linie A-A. Kein Hirngespinst, sondern belegter militärischer Plan.

        Und jetzt? Was ändert das im großen Ganzen? Sollen wir jetzt etwa die Geschichtsbücher umschreiben: „Hey, das war kein krimineller Angriff, sondern eine klein angelegte „Spezialoperation zur Entbolschewisierung und Demilitarisierung der UdSSR“?

        Und ja, der klassische „Sie wollen uns doch zuerst angreifen, also müssen wir präventiv einmarschieren“-Argument war ebenfalls ein Lieblings-Trick der deutschen Nazis in den 1930er–1940er Jahren.

        1. Tschuldigung, aber zwischen dem „Münchner Abkommen“ und 1946 liegen wieviele Jahre und Tote?

          Und der Krieg in der Ostukraine wurde von Kiew begonnen! Nicht von irgendwelchen bewaffneten Separatisten im Osten. Der Staat, bzw. die an die Macht geputschte Nazi-Junta in Person des bekennenden (!!!) Nazis und Kommandanten des Putsches, Andrij Parubi (damals Chef des Sicherheitsrates) ging gegen die damals noch unbewaffneten (!!!) Protestanten vor, die den Putsch in der Ukraine nicht mitzutragen bereit waren. MAn schickte erst die Armee, und dann, nachdem zuviele davon desertierten, weil sie nicht gegen das eigenen Volk kämpfen wollten, kamen die Nazibataillone.

          Das sind keine Äpfel-mit-Birnen-Vergleiche, was du hier anstallst, das ist totaler Mumpitz!

            1. Na, sicher doch!

              Parubij, Jenzenjuk, all die Hakenkreuze und Wolfsangeln auf und neben dem Majdan beim Putsch, die von Parubij organisierten Scharfschützen, die ausschließlich (!!!) von Gebäuden aus, die seiner Kontrolle unterlagen, auf Demonstranten, Unbeteiligte und Polizisten schossen… die Nazis in der von niemandem gewählten Putschregierung des US-Vasallen Jazenjuk… alles nur geträumt…

              Ist dir so ein Teil, das deinen Nicknamen darstellt, durch die Rübe gegangen, oder woher stammt diese Realitätsverweigerung?

              https://youtu.be/wSYTh4lzSH4

              1. Irgendwie hört sich Dein Gekrähe nicht der Manifestierung von historisch gesicherten Tatsachen an, sondern nach ideologisch getriebenen Anekdoten. Nur Erstere zählen für mich.

                Der Regierungswechsel erfüllt nicht annährend die Definition von Putsch. Er reiht sich vielmehr ein in den Reigen von Revolutionen wie in Rumänien, DDR, Libyen und jüngst Syrien: Graswurzel frisst Diktatur.

                1. ..sagt einer, der in der Ukraine keine Nazis sieht….

                  Jungchen, selbst Israel und Polen protestieren schon dagegen!
                  Israel seit Jahren regelmäßig am 1. Januar (rate mal, warum, du Bombe!), und Polen hat kürzlich sogar die Einstellung der Militärhilfen für die Ukraine angedroht, wenn die offiziellen Heldenverehrungen von Nazis in der Ukraine so weitergehen.

          1. 20. Februar 2014 – Janukowitsch (nicht Parubij) verkündet eine „Anti-Terror-Operation” gegen die Demonstranten in Kiew. Unter Einbeziehung der regulären ukrainischen Armee.

            20. Februar 2014 – Die russische Armee beginnt eine Militäroperation auf der Krim. (siehe Medaille).

            27. Februar 2014 – Die russische Armee besetzt das Parlament der Krim und ernennt ihre Kollaborateure.

            1. März 2014 – Das russische Parlament erteilt offiziell (aber rückwirkend) die „Erlaubnis zum Einsatz der regulären russischen Armee in der Ukraine”.

            17. März 2014 – Russland annektiert die Krim.

            12. April 2014 – Eine Einheit des FSB-Oberst Girkin aus Moskau kommt aus der Krim in den Donbass. Die „unbewaffneten Demonstranten” sind mit automatischen Gewehren, Granatwerfern, MANPADS und ATGMs bewaffnet und machen keinen Hehl daraus, dass sie gekommen sind, um „alles Ukrainische” zu zerstören.

            14. April 2014 – Als Reaktion darauf beginnt die Ukraine ihre Antiterroroperation. Fast zwei Monate (!!!) nach dem offiziellen Einsatz russischer Truppen in Ukraine.

            Und ja – die gesamte „russische Version der richtigen Geschichte” in der Ukraine besteht aus der VERHERRLICHUNG von Putschen (wie der Oktoberrevolution) und Kriegen gegen das eigene Volk. Aus ihrer Sicht sind gerade solche Lenins, die aus Russland kamen, um den „Kommunismus“ mit Waffengewalt zu verbreiten, Helden. Während die ukrainischen Bauern, die ihre Häuser verteidigten, „Nationalisten, Banditen, Petljura-Anhänger, Bandera-Anhänger“ sind.
            Übrigens, ja – 1941 wurde die UdSSR tatsächlich von einer bolschewistischen Junta regiert, die 1918 gewaltsam die Macht übernommen hatte und seitdem keine Wahlen mehr abgehalten hatte. Die NSDAP hingegen hatte im Gegensatz zu den Bolschewiken zumindest die Wahlen 1933 auf demokratischem Wege gewonnen. Und was nun?

            Die Junta in Moskau hat nie einen Hehl aus ihren Plänen gemacht, in anderen Ländern, darunter auch Deutschland, einen bewaffneten Umsturz zu organisieren. Siehe „Sowjetische Bayerische Republik”. Sie unterstützte ständig kommunistische Aufstände oder Regime im übrigen Europa. Sie verstieß gegen geschlossene Verträge (siehe z. B. den Status Litauens gemäß dem Molotow-Ribbentrop-Pakt von 1939). Und nun?

            Wenn Historiker sagen, dass „der Angriff Nazi-Deutschlands eine unprovozierte Aggression war“, meinen sie damit nicht, dass er in einem vollständigen politischen Vakuum stattfand. Sie meinen damit, dass es keine nachgewiesenen Pläne der UdSSR gab, Deutschland in naher Zukunft direkt anzugreifen – und dass dies daher nur ein Vorwand war.

            Im Falle der Ukraine ist dies noch viel deutlicher – es gab keine eindeutige, unaufhaltsame militärische Bedrohung für Russland.

            Schließlich hat Russland während der „politischen Krise von 1994” sein eigenes Parlament mit Panzern zerstört – und der Westen hat diesen Moment nicht genutzt, um Königsberg oder die Kurilen-Inseln zurückzuerobern.

            1. „Schließlich hat Russland während der „politischen Krise von 1994” sein eigenes Parlament mit Panzern zerstört – und der Westen hat diesen Moment nicht genutzt, um Königsberg oder die Kurilen-Inseln zurückzuerobern.“

              nicht Russland hat sein Parlament beschossen sondern „Jelzin wollte die Demokratie retten“ und deshalb hat er das russische Parlament beschossen…..
              so steht es in der Welt „4. Oktober 1993: Auf Befehl von Boris Jelzin (1931–2007) eröffnen Panzer das Feuer auf das Moskauer Parlamentsgebäude „
              mann oh mann, der „Welt“ kann man auch nicht mehr glauben. L.Ren weiss es besser!
              Und fuer wen sollte denn „der Westen“ Koenigsberg erobern?
              Fuer Deutschland oder fuer Polen (erst 1999 Nato-Mitglied)
              Und die Kurilen Inseln sollte „der Westen“ fuer Japan erobern?
              mann oh mann Sie vermischen da vieles, ungeniessbar!

      3. Während des Geschichtsunterichts eingenickt ? Ein tschechischer Nationalist der übelsten Art, Eduard Benesch, träumte schon 1918 von der Vertreibung der Sudetendeutschen. Ihm sind letztlich auch die Benesch- Dekrete zu verdanken, die 1945 sofort umgesetzt wurden: Entschädigungsloses Vertreiben von Deutschen und Magyaren aus Gebieten, in denen sie 800 Jahre ansässig waren. Heute nennt man das ethnische Säuberung. Tschechische Pionierbatallione hatten bis Ende der 50er Jahre zutun, um mehr als 1000 Dörfer in Böhmen und Mähren zu schleifen, die Rückkehr der Bewohner sollte für immer verhindert werden. Für diese verbrecherische Vorgehensweise bedurfte es keines Putsches, es war eine von langer Hand geplante Aktion, schon seit einer Zeit ,als von Hitler noch keine Rede war. Übrigens weigern sich die Tschechen bis heute, die Dekrete für ungültig zu erklären, trotz Aufforderung durch das Europäische Parlament schon vor mehr als 20 Jahren.

        1. Wovon ein Benes 1918 träumte, ist mir völlig wurscht! Ein Konrad Adenauer träumte damals übrigens von einem Bundesstaat der Westdeutschen und Frankreich gegen das preussische Restdeutschland und schrieb später peinlich-anbiedernde Lobeshymnen auf einen gewissen Benito Mussolini, und unterstützte den Lobbyistenkreis der Industriellen bei der Machtergreifung Hitlers. Nach dem Krieg nannte er sich „Widerstandskämpfer jejen den Nassizonalsossialimus“, um als Mitglied des VVN Persilscheine für Altnazis auszustellen und bestückte seine Regierung mit Nazis bis unters Dach.

          Den VVN hat er als Kanzler dann übrigens bekämpft, mehrere Landesverbände wurden verboten, VVN-Mitglieder erhielten Berufsverbote…

    2. Ja ach, der Putin -Hitler-Vergeich muss ja rein, egal ob er passt oder nicht. Wenn man die Geschichte dabei auf den Kopf stellt, macht nichts, merkt ja keiner. Wie Russland zu seinem Vorgehen regelrecht gezwungen wurde, Interviews Arrestowitsch, lässt man einfach weg. Es gibt demnach keine Vorgeschichte, die russische Intervention begann 2022 und damit Basta.
      Schönen Gruß an die Belegschaft der Trolle!

      1. Nun, wenn Putin dieselben Vorwände für Krieg benutzt und ähnliche Methoden anwendet – warum dann nicht vergleichen? Wir vergleichen ja nicht ihre Frisuren oder ihr Aussehen.

        Natürlich gibt es Unterschiede, aber viele Punkte sind frappierend ähnlich: Ein populistischer Führer, der legal an die Macht kam, getragen von revanchistischen Stimmungen und Ressentiments nach einem „nationalen Trauma“. Jemand, der alles unternimmt, um nicht innerhalb des Wahlsystems gestürzt zu werden. Ein Politiker, der mit dem bestehenden „Weltordnungssystem“ unzufrieden ist und es durch ein „gerechteres“ ersetzen will – eines, das die Interessen seines Landes berücksichtigt.

        Und dann seine Aktionen, Grenzen neu zu zeichnen, um „gleichgesinnte Landsleute“ zu vereinen, die durch künstliche Linien getrennt wurden. Seine selbstgefälligen Erklärungen, dass er „nur verteidigt“, während er dabei meist schwächere und kleinere Staaten besetzt.

        Und jetzt die Frage aller Fragen: Worüber reden wir hier – über Putin oder über Hitler? Eben.

        Neben den Interviews von Arjestowitsch können wir auch Girkins eigene Worte lesen: das berühmte Interview, in dem er erzählt, wie er „den Abzug des Auslösers dieses Krieges“ auf dem Donbass betätigt hat. Oder das, in dem er völlig unverblümt berichtet, wie er mit seinen bewaffneten Männern die Abgeordneten auf der Krim gezwungen hat, „für das Referendum abzustimmen“.

        P.S. Und noch etwas – mich ekelt es einfach, wie die Putin-Anhänger sich ständig in der Luft umziehen. 2014, die Leitmedien: „Russland hat die Ukraine angegriffen!“ Und die „alternativen“ Medien: „Nein, nein, gar nichts dergleichen, da gibt es keinen einzigen Angriff! Das ist kein Krieg!!!“

        2025, die gleichen „alternativen“ Medien: „Die eigentliche Kriegsführung begann doch nicht 2022, sonst viel früher! Warum berichten die Mainstream-Medien nicht darüber?“ – das war buchstäblich in einem der letzten Interviews von De Lapuente (mit Osranek?) zu hören. Ach ja, Realität? Wer braucht schon Realität, wenn man sich ständig umdeuten kann.

        1. Einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass Putin gegen die imperiale Bedeutungslosigkeit kämpft, während Hitler sich mit größenwahnsinnigem Ausbau beschäftigte. Praktisch gesehen ist der Unterschied bedeutungslos, weil „Ihr Kampf“ von ihrer geografischen Referenzlinie aus gesehen, Ausdehnung bedeutet.

    3. @L.Ren.

      „Soll die Ukraine heute also hoffen, dass Putin demnächst tot umfällt – und damit alles gut wird?“

      Zur Klarstellung:
      „Die Ukraine“ als einheitlicher Meinungsblock gab und gibt es nicht. Nach dem gewaltsamen Putsch in Kiew haben sich die Bewohner der Krim und später die von 4 östlichen Oblasten von der Nachputsch-Regierung in Kiew losgesagt und die Aufnahme in die RF beantragt und bekommen.

      Die Nachputsch-Regierung in Kiew, die ihren Herrschaftsanspruch über die Bevölkerung der abtrünnigen Oblaste und der Krim mit Krieg durchzusetzen versucht, wird vom Westen als „Demokratie“ bezeichnet.

      Die Nato nutzt diesen Krieg Kiews gegen Teile der eigenen Bevölkerung, um aus der Ukraine heraus einen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen, der sich bald auch auf ganz Europa ausdehnen könnte.

      1. a klar, „das Volk hat sich entschieden“… Genau so wie die westlichen Teile der UdSSR sich damals „freiwillig“ vom Sowjetreich lossagten und sich dem Dritten Reich anschlossen. Natürlich ganz demokratisch – mit ein klein bisschen „Hilfestellung“ durch die Wehrmacht, die rein zufällig danebenstand, während das Volk seine ehrliche Wahl traf.

        Und reden wir nicht drum herum: 2014 standen es eben nicht „Bergleute und Traktoristen“ mit selbstgebastelten Kalaschnikows, sondern russische Kalaschnikows, russische Panzer und russische „Grads“ im Hintergrund. Ganz spontan, ganz freiwillig – nur eben unter schwerbewaffnetem Moskauer Schutzengel.

        Oder wollen wir ein noch frischeres Beispiel nehmen? Die sozialistische DDR, die sich ja auch „freiwillig“ von ihren dummen kapitalistischen Brüdern im Westen abgetrennt hat. Dort haben die Kommunisten natürlich bei jeder Wahl gesiegt (mit denselben Traumresultaten wie Russland auf der Krim), es gab Massendemonstrationen zum 1. Mai und endlose „dankbare Grüße“ an Genosse Honecker. Alles echt, alles vom Volk gewollt!

        Leute, worüber reden wir hier eigentlich? In Deutschland leben immer noch Millionen, die das persönlich miterlebt haben und genau wissen, wie diese „Referenden“ und „Wahlen“ nach Moskauer Drehbuch abliefen. Und trotzdem wollt ihr uns ernsthaft erzählen, 2014 auf der Krim sei das etwas anderes gewesen?

        1. So moskauhörige Meinungsforschungsinstitute wie Gallup. Pew Research und sogar einige aus Deutschland bestätigen, dass die grosse Mehrheit der Krimbewohner die Sezession wollte und mit dem Beitritt zur RF und seinen Ergebnissen zufrieden ist.

          In der Ostukraine kommt es immer wieder zu Gewalttaten der ukrainischen Besatzer gegen die Zivilbevölkerung, vor allem, wenn die sich nicht deportieren lässt. In ukrainischen Blogs werden die „Wartenden“ beschimpft, die ihre Rechte aus der HLKO und den Genfer Konventionen beanspruchen. Die Ukraine betreibt verbrannte Erde wie ihre Nazivorbilder.

  7. Autsch. Das ist eine klassische Fehlanalyse, wie sie nur durch fehlendes Geschichtswissen entstehen kann.
    Vor allem liegt hier wieder der Grundfehler aller bürgerlichen Intellektuellen vor, dass es im Kapitalismus ein Primat der Politik gäbe. Den Rest hat „Russischer Hacker“ schon erklärt. Churchil hätte wohl nichts gegen Hitler gehabt, wenn der sich gleich nach Osten gewendet hätte und nicht erst Frankreich und GB überfallen. Nicht umsonst hat er später gesagt: „Wir haben das falsche Schwein geschlachtet.“. Churchil hat alles versucht, Stalin zu einem Präventivangriff gegen Deutschland zu verleiten. Das hätte ihm den nötigen Grund geliefert, doch noch die Seiten zu wechseln.

  8. Warum muss man die Beiden unbedingt als Gegner sehen? Vielmehr bilden sie eine logische Kette. Chamberlain dachte, wir machen ein Zugeständnis, wohernach die Deutschen vielleicht vernünftig werden. Woran es natürlich damals schon Zweifel gab. Aber ausgeschlossen war es nicht.
    Aber Hitler war eben Nazi. Jedes Zugeständnis war ihm Grund und Anlass, noch frecher und unverschämter zu werden. Als das dann feststand, kam Churchill mit Blut, Schweiß und Tränen. Erfolgreich, er hat die Luftschlacht um England überzeugend gewonnen.
    Mühelos ließe sich dieses Muster auch bei der Hamas erkennen. Israel hat maximale Zugeständnisse gemacht, aber die Hamas hat mit Terror reagiert. Klassisches Nazi-Verhalten. Aber ach, hier ist Israel im Spiel. Wie immer das Ende aller Maßstäbe.

  9. @garno schreibt:

    „ Nur steht hinter Israel das Imperium. Und solange es noch so stark ist wird niemand eine militärische Konfrontation wagen.“

    Uns ist klar, das internationale Recht muß wieder zur Geltung kommen. Israel ist der größte Brecher des Völkerrechts, seit es diesen Staat gibt. Hier muß – um aus den Fehlern Chamberlains zu lernen – eine humanitäre militärische Intervention der UNO gegen Israel durchgeführt werden. Friedlich kann man die nicht mehr stoppen. Da aber hinter Israel das Imperium mit seiner militärischen Macht steht, muß man das Imperium schwächen, um das palästinensische Volk zu retten

    Überlegungen das Imperium zu schwächen führen zu unschönen Erkenntnissen. Denn das Imperium verausgabt sich im putinistischen Krieg. Also muß zur Schwächung des Imperiums dieser Krieg weitergehen, was mir gar nicht gefällt. Aber Russland bindet in der Ukraine Ressourcen der USA. Das wissen die Amis und wollen deshalb diesen Krieg beenden.

    Neben der militärischen Macht beruht die Macht des Imperiums auf seiner Softpower, also seiner ideologischen Macht die Menschen für den westlichen Liberalismus zu vereinnahmen. Diese Macht schwindet im globalen Süden, auch befeuert durch die Verbrechen Israels, die niemand mehr ertragen kann.

    Derzeit tagt die UN-Vollversammlung. Diese könnte Sanktionen gegen Israel verhängen, die dann viele westliche Länder nicht umsetzten würden. Aber das würde diese Länder entlarven, die westliche Softpower weiter schwächen.

    Wenn Israel so weitermacht, stärkt es mit jeder Bombe, mit jeden getöteten Kind, den Widerstand gegen sein Regime. Vielleicht sieht sich die Türkei gemüßigt der Global Sumud Flotte militärischen Schutz zu gewähren, die Handelsbeziehungen zu Israel hat die Türkei bereits abgebrochen?

    Vielleicht verbreitet der völkerrechtswidrige Angriff Israels gestern auf Katar die Angst in der arabischen Monarchien, ihr Geschäftsmodell könne zerbrechen, wenn sie nicht stärker gegen Israel vorgehen?.

    Wahrscheinlich stehen wir vor einen historischen Kipppunkt wie zu Zeiten Chamberlains?
    Hoffentlich überlebt das palästinensische Volk diesen Kampf,
    Wir hier im Westen werden uns auf eine Zeit des Leidens und des Niedergangs einstellen müssen.
    Aber vielleicht lernen wir aus diesen Leiden, denn die Hoffnung stirbt zuletzt?

    1. Ihren Überlegungen kann ich bis auf einen Punkt zustimmen. Die Amis wollen für
      „sich“ den Ukraine Krieg beenden, aber er soll mit Hilfe der EU und England möglichst
      weiter gehen, um noch ordentliche Gewinne aus dem Waffenverkauf zu generieren.

    2. Letztlich beruht die Macht des Imperiums auf der Masse an Kapital, das sich dort in privaten Händen angesammelt hat. Das macht die politische Struktur der USA so widerstandsfähig, die auch eine widersprüchliche Politik so relativ ungeschwächt wegsteckt. Die Politik der USA wird zwar wie es scheint immer irrationaler, aber der Reichtum der US-Milliardäre wächst immer noch.

      Es ist eine Volksweisheit: Geld regiert die Welt. Ich sehe nur China in der Lage dem in Zukunft Paroli bieten zu können. Berücksichtigen sollte man aber: Der Kampf gegen Nationalsozialismus und Faschismus wurde auch nicht aus moralischen Gründen aufgenommen, sondern aus existenziellen Gründen, weil diese wahnhaften Ideologien die Existenz anderer Imperien durch Eroberungskriege bedrohten.

      1. China wird früher oder später gezwungen sein, im Nah-Ost-Konflikt einzugreifen.
        Der Knackpunkt ist der Iran, Durch dieses Land läuft ein wichtiger Teil der neuen Seidenstraße. Ein erneuter Angriff Israels auf den Iran würde unmittelbare strategische Interessen Chinas berühren. China würde also auf jeden Fall den Iran mit seinen modernen Waffen unterstützen. Dann brennt Tel Aviv

          1. Die Chinesen handeln ruhig und im Himtergrund. Man sollte davon
            asusgehen, dass der Iran schon mit High Tech Waffen von den Chinesen,
            wie auch von Russland und auch von der Türkei versorgt wird. So wie
            sich Isreal gibt, verscherzt es sich gerade mit dem Rest der Welt, bis
            auf die USA und Deutschland.

            1. Ja, so sehe ich es auch
              China agiert im Hintergrund. Es wird selbst nicht militärisch aktiv, aber der Iran wird zunächst verdeckte chinesische Militärhilfe erhalten, was wahrscheinlich schon läuft

  10. Chamberlains Appeasementpolitik hatte nur einen Sinn, Hitler den Krieg gegen Russland zu ermöglichen. Deutschland alleine wäre viel zu schwach gewesen. Im ganzen Westen war von den Konservativen der Kampf Hitlers gegen die Sowjetunion gewollt und wurde bis Stalingrad unterstützt. Hitler durfte Österreich und die Tschechei einverleiben. Nach der Eroberung Polens gab es den Sitzkrieg. So wird die Untätigkeit der Westmächte genannt, bis Deutschland selbst Frankreich angriff, das von England prompt im Stich gelassen wurde, (Wunder von Dünkirchen) und Hitler konnte den Balkan erobern, um über die Ressourcen für den Krieg gegen die UDSSR zu verfügen, nachdem er sich schon in Deutschland und Spanien im Kampf gegen den Kommunismus bewährt hatte. Auch Chamberlain war kein verblödeter Pazifist, sondern wusste genau, was er tat. Pazifismus ist eine moralische Einstellung, die nicht immer durchgehalten werden kann. Jeder Pazifist hätte unter den gegebenen Umständen die Annexion der Tschechei verhindert.

    1. @Torwächter

      Ich möchte Ihren guten Hinweis noch etwas ergänzen:

      Nach der Deutung des ehemaligen Bundesministers Andreas v. Bülow soll die britische Strategie um 1938 eigentlich so gewesen sein, dass sich das Dritte Reich und die Sowjetunion in einem Krieg ohne echten Sieger gegeneinander erschöpfen und ruinieren sollten. Im Ergebnis hätte Großbritannien zwei Probleme weniger gehabt …

      aus: Die deutschen Katastrophen 1914 bis 1918 und 1933 bis 1945 im Großen Spiel der Mächte (2024)
      hier im Videogespräch mit Michael Friedrich Vogt : https://www.youtube.com/watch?v=4YMfkpycHNY

      Von daher passt die defensive Haltung von Chamberlain von 1938 durchaus ins Konzept.

      Der Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin störte da natürlich fundamental und erforderte neue Schachzüge …

      Trotzdem fällt auf, dass Großbritannien (noch unter Chamberlain) im September 1940 gar nichts zu tun bereit, um Polen zu helfen. Außer der Kriegserklärung geschah nichts. Die britisch-französische Garantieerklärung verpflichtete beide Länder eigentlich, spätestens 15 Tage nach einem deutschen Angriff eine eigene Offensive gegen Deutschlands zu beginnen.
      Es gab aber nicht mal symbolische britische Angriffe wie den der Franzosen im Saarland. Darüber wird wenig nachgedacht.

  11. Was wäre denn passiert, wenn das Münchner Abkommen nicht gewesen wäre ?
    Im Sudetenland brodelte es.
    Vielleihct wäre die tcheschishe Armee irgendwann einmarschiert.
    Dann wären die deutschen einmarschiert.
    Der Weltkrieg wäre halt ein halbes jahr früher losgegangen. also kein großer Unterschied.

    Mit den damaligen mitteln, und der geographischen Lage konnten England und Frankeich doch eh nicht wirklich
    helfen. Im Gegensatz zu heute mit der Ukraine.

    1. Wenn vor allem UK und auch Frankreich die Eindämmung der Nazis ernst genommen hätten, wäre es 1938 nicht zum Krieg um die Tschechoslowakei gekommen. Die Handvoll Terroristen der „Freikorps“-Marodeure hätte die Tschechoslowakei in den Griff gekriegt, und Nazideutschland war nicht bereit für einen umfassenden Krieg. noch weniger waren es die potenziellen Verbündeten Rumänien und Ungarn. Im OKW wurde bereits über einen Putsch nachgedacht.

  12. Dass Churchill als Sieger und Chamberlain als Loser gesehen wird, verdanken wir den Propagandisten. Objektiv hat Großbritannien den Sieg über Hitler-Deutschland mit dem Verlust des Empires und der Weltleitwährung bezahlt. Churchill hat dies weder gewollt noch gemerkt und ob er bei Kenntnis des Ergebnisses an seiner Politik festgehalten hätte, darf bezweifelt werden. Chamberlain wollte Großbritannien aus einem Krieg heraushalten, den es sich nicht leisten konnte.

    1. @Freiberufler

      Sie sprechen da einen interessanten Umstand an: die Wirkung des britischen Handelns auf lange Sicht.

      Nun sind ja diese Was-wäre-wenn-fragen bei Historikern ebenso verpönt wie heimlich beliebt.
      Die hypothetische Frage, was denn geschehen wäre, wenn sich Großbritannien unter Bruch seines Abkommens mit Polen 1939 neutral verhalten hätte, ist m.E. erst sehr selten gestellt worden. Zu ungeheuerlich und unmoralisch erscheint sie zu recht.

      Da aus den Quellen bekannt ist, dass die NS-Führung eigentlich eine Kooperation bzw. Machtteilung mit England angestrebt hatte und gewillt war, sich auf den Kontinent zu „beschränken“, spricht einiges dafür, dass das britische Empire dann entweder nicht oder zumindest nicht schon ab 1947 (Unabhängigkeit von Indien und Pakistan) zerfallen wäre.
      Großbritannien hätte seine Machtstellung gewahrt und sich wahrscheinlich – um einen Rückhalt gegen das NS-Imperium zu haben- stark an die USA angelehnt. Dieses britisch-amerikanische Bündnis wäre aber eines auf Augenhöhe gewesen und London wäre nicht der Juniorpartner gewesen, der es dann tatsächlich wurde.

      Im Prinzip hätte eine britische Neutralität 1939 auch Frankreich vollkommen ausgebremst und zum Verzicht auf Widerstand gezwungen, sodass es – zumindest 1940 – vielleicht gar keinen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland gegeben hätte. Mag sein, dass er von Hitler später nachgeholt worden wäre …

      Andererseits hätte all das natürlich die Etablierung eines fürchterlichen NS-Imperiums bis hinein nach Russland bedeutet – was gewiss niemand wünschen kann, der bei klarem Verstand ist.

  13. Im Zweiten Kapitel “ Ein Krieg bricht aus“ beschreibt Hans Fallada in „Der eiserne Gustav“ sehr gut die Folgen des Attentats von Sarajewo und die Vorkriegszeit 1914.
    Die Vorgeschichten von Kriegen ähneln sich auf erschreckende Weise. Sie haben nur sehr beschränkt etwas mit faschistoidem Denken zu tun, sondern mit Macht und materiellen Interessen. Bis ca. 1936 kennzeichnete die Konkurrenz zwischen der deutschen und der britischen Luftfahrtindustrie das Vorgehen beider Regierungen. Der Testfall „Guernica“ ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Auch der Rassismus des 19. Jahrhunderts war in diesen beiden imperialistischen Staaten ein festes Standbein.
    Faschismus wurde nicht von deutschen Nazis erfunden, sondern entstand mit dem Einsetzen des Nationalismus im 19. Jahrhundert. Zionismus und christliche Kirchen hatten daran ansehnlichen Anteil. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die herrschenden Klassen einiger europäischer Länder, der USA und der heutigen Türkei.
    Diese Einsicht bedarf keiner Lektüre der Säulenheiligen des Marxismus-Leninismus.

  14. „Das historische Urtel ist dem Dilemma ausgeliefert, dass es gefällt wird über Handlungen,
    deren Folgen dem Historiker bekannt sind, nicht aber denen bekannt waren, die handeln mussten.“

    (Peter Bamm, 1972)

    1. Theodor Lessing (Erschosssen 1933 in Marienbad) hat sich in „Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen“ eingehend mit dieser Tatsache auseinandergesetzt.

  15. Laßt uns noch mehr wohlfeilen:

    Samstag, 13. Oktober 2018, 15:45 Uhr
    ~5 Minuten Lesezeit
    Die Geschichtsfälschung
    Das Münchner Abkommen besiegelte das Schicksal der Tschechoslowakei und Europas.
    von Hermann Ploppa

    In der Schule wird uns erzählt, dass das Münchner Abkommen den kriegslüsternen Hitler besänftigen und den Weltkrieg so verhindern sollte. Doch wenn man weiß, dass Hitler einen Krieg in Richtung Osten vorhat, ist es dann logisch, ihm den Weg dorthin durch die Beseitigung des tschechoslowakischen Schutzwalls zu einem Spaziergang zu machen und ihm zusätzlich die Waffenkammer des kleinen hochmodernen Staates sowie die Rüstungsfabriken von Skoda zu überlassen?
    (…)
    Eine große Heldentat sei diese Übereinkunft gewesen. Chamberlain, der bei dem Münchner Deal die Feder führte, habe die Menschheit vor einem schrecklichen neuen Weltkrieg bewahrt. Denn Hitler wollte Krieg um jeden Preis. Der englische Premier habe sozusagen den Käfig ein bisschen aufgemacht und dem brüllenden Ungeheuer Hitler mit weißen Glacéhandschuhen das tschechoslowakische Lamm zum Fraß hingeworfen, um Schlimmeres zu verhüten. Er habe den Moloch besänftigt. Schlimmstenfalls könne man Chamberlain vorwerfen, mit dieser Appeasement-Politik geglaubt zu haben, nun sei der Hunger der Bestie gestillt.

    Das ist die amtliche Erzählung, die uns in der Schule, im Fernsehen, auf Online-Lexika immer wieder wie ein Mantra vorgebetet wird. Doch mangelt es dieser Legende an inhaltlicher und logischer Schlüssigkeit.

    Wenn man weiß, dass Hitler einen Krieg in Richtung Osten vorhat, ist es dann etwa logisch, ihm den Weg dorthin auch noch durch die Beseitigung des tschechoslowakischen Schutzwalls auf der Südseite des Erzgebirges wesentlich zu erleichtern? Hitler damit die Eroberung der restlichen Tschechoslowakei zu einem Spaziergang zu machen, und ihm zusätzlich die leichte Gelegenheit zu verschaffen, sich die relativ gut ausgestattete Waffenkammer des kleinen hochmodernen Staates anzueignen? Sich dazu obendrein die modernen Rüstungsfabriken von Skoda einzuverleiben?

    Und wie kommen Großbritannien und Frankreich, die mit Argusaugen darauf achteten, dass die demokratische Weimarer Republik sich nicht wieder erholen konnte, dazu, dem Faschisten Hitler sämtliche Verstöße gegen das damals bereits geltende Völkerrecht, wie die Remilitarisierung des Rheinlandes, die Wiedereingliederung des Saarlandes sowie den Anschluss Österreichs, durchgehen zu lassen?

    Nun, dazu muss man wissen, dass Italien, Frankreich und Großbritannien mit der frisch an die Macht geputschten Hitler-Diktatur bereits am 15. Juli 1933 den so genannten „Viererpakt“ abgeschlossen hatten. Es handelte sich also 1938 um jenes Quartett der damals in Westeuropa tonangebenden Mächte, das sich hier über die Tschechoslowakei hermachte.

    Dieser kollektiv von allen vier Paktstaaten verübte Bruch des Völkerrechts ermutigte dann Polen und nachfolgend Ungarn, sich ihrerseits Teile aus der niedergestreckten Tschechoslowakei herauszuschneiden. Schließlich wurde noch die Slowakei von Rest-Tschechien abgetrennt und in einen Satellitenstaat der Nazis umgewandelt. Am 15. März verpasste die deutsche Wehrmacht der Rest-Tschechei den finalen Todesschuss.

    Am selben 15. März 1939 sitzen im Rheinland die Spitzen der englischen und deutschen Wirtschaft, nämlich die Federation of British Industries und die deutsche Reichsgruppe Industrie, zusammen, um mit dem Düsseldorfer Stahlabkommen die bereits bestehenden Kartellvereinbarungen weiter zu vertiefen.

    Das Leid in der Tschechei ist den Gentlemen herzlich egal. Das Düsseldorfer Abkommen ist nur ein kleiner Teil eines größeren Kartells von Konzernen der westlichen Wertegemeinschaft, der damals neunzig Prozent der Weltproduktion abdeckte. Das Bild wird noch dadurch abgerundet, dass die Bank of England jene Goldbarren im Wert von 26 Millionen Dollar, die die tschechoslowakische Zentralbank wohlweislich nach Großbritannien auslagerte, nunmehr an das Nazireich aushändigte. Was der hochverschuldeten Aufrüstung in Deutschland wieder zu neuem Schwung verhalf.

    In Deutschland hatte eine durchaus einflussreiche Gruppe von Verschwörern unter Leitung der Wehrmachtsgeneräle Ludwig Beck und Hans Oster gute Chancen, den Kriegstreiber Hitler zu stürzen. Denn Hitlers Glanz war am Verblassen. Mister Chamberlain und seine Freunde Daladier und Mussolini verhalfen mit der kampflosen Eroberung des Sudetenlandes dem deutschen Diktator zu neuer Popularität. Beck, Oster und ihre Mitstreiter konnten ihre Pläne, einen deutschen Aggressionskrieg zu verhindern, ad acta legen.

    Neben der Tschechoslowakei war noch ein anderer Staat von den Münchner Verhandlungen ausgeschlossen gewesen, nämlich die Sowjetunion. Die UdSSR hatte einen Beistandspakt mit der Tschechoslowakei abgeschlossen. Ein Bündnispartner der Sowjets wenige Kilometer vor München war den Westmächten ein Dorn im Auge. Für die Sowjetunion wuchs mit der Frontbegradigung zugunsten Hitlers die Wahrscheinlichkeit, von Westen her angegriffen zu werden. Chamberlain hatte nicht Frieden gebracht, sondern den Krieg vor die Grenzen der Sowjetunion vorangeschoben und damit erheblich wahrscheinlicher gemacht. Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei war für Hitler der Weg zum Eroberungskrieg im Osten frei.

    https://web.archive.org/web/20190302112550/https://www.rubikon.news/artikel/die-geschichtsfalschung

  16. Wer Hitlers Buch „Mein Kampf“ gelesen hat, musste zwangsläufig zum Schluß kommen, dass Hitlers sogenannte »Weltanschauung« aus nur zwei Zielen bestand:

    1. Bereitstellung von Lebensraum im Osten, mit anderen Worten, die Eroberung der Sowjetunion,
    2. Die Entfernung aller Juden aus dem Einfluß-Bereich Deutschlands, das heißt den Holocaust.

    Insofern war Chamberlains Appeasement-Politik von Anfang an nur ein Entgegenkommen für Hitler, und da hatte Churchills Kritik an Chamberlain recht, was Churchill sonst betraf, war er weniger ehrenwert.

    Oktober 1937 schrieb Churchill im »Evening Standard«

    “The story of that struggle cannot be read without admiration for the courage, the perseverance, and the vital force which enabled him [Hitler] to challenge, defy, conciliate or overcome, all the authority or resistances which barred his path”.
    https://www.globalresearch.ca/us-british-government-business-ties-nazis/5735542

    1. Jede Schaltstelle, jegliche Kommunikationsebene hat ihren Teil beigetragen. Meine Mutter, über den BDM mit „Mein Kampf“ beglückt, suchte Rat beim örtlichen Vertreter der Ev. Kirche. Deutsche Christen – der Pfarrer dürfte einer gewesen sein – hatten damit kein Problem. Meine Mutter allerdings schon, die vor 33 als christliche Nachbarin half die Sabbat-Regeln zu erfüllen. Bei ihrem Vater, meinem Großvater, einem gewöhnlichen Konservativen, der am liebsten seinen Kaiser Wilhelm wieder gehabt hätte, bin ich mir nicht sicher, warum er er in der Pogromnacht die Feuerwehr verständiget und unterstützte. Er könnte schlicht Angst um die Häuser gehabt haben, die um die Synagoge standen. Kaum einer der noch lebenden Menschen hat noch eine Erinnerung an das Handeln der seinerzeit lebenden. Auch die mündliche Überlieferung und die Rechenschaft gegenüber den Nachgeborenen leidet unter dem Vertrauen auf die sog. KI.

  17. „Dabei liegt natürlich der Putin-Hitler-Vergleich in der Luft“

    Für Leute denen jedwedes Geschichtswissen fehlt, werden anscheinend immer mehr, oder die es auf Aufrüstung anlegen, aus welchen Gründen auch immer. Weder gehts den Russen schlecht, wie damals Deutschland, noch brauchen die Land was damals gesagt wurde, die sind das größte auf dieser Erde.

    Der Vergleich wird aber gerne gemacht, weil damit sich jede weitere Diskussion erübrigt, wenn man erstmal daran glaubt. Man kanns als propagandistische Abkürzung betrachten und als Ausrede auf Diplomatie zu verzichten. Genau deswegen wird dann auch Chamberlain schlecht geredet.

  18. Da hier viele auf den Autor des Artikels losgehen, meine 2 Cents:

    Ich kann mich daran erinnern, dass Chamberlain im Geschichtsunterricht als Weichei und Idiot dargestellt wurde und Churchill als der mutige und hochintelligente Macher, der am Ende jedoch mit seinem „Moral Bombing“ die schönsten Städte Deutschlands – etwa Dresden – platt gemacht hat.

    Auch wenn man mit Hitler und den deutschen Tätern als Schüler in keinster Weise sympathisierte, wunderte man sich (vielleicht auch nur klammheimlich) schon ein wenig über dieses Urteil zu Chamberlain. Zumal sonstige Eigeninteressen der Briten und Amerikaner im Unterricht damals ausgeklammert worden sind. Ende des 20. Jahrhunderts standen diese nämlich auf dem Höhepunkt ihres kulturellen Einflusses (insbesondere in bundesdeutschen Klassenzimmern), sie waren also ganz klar die Gewinner. Ich würde es begrüßen, wenn hier etwas aufbricht und es zu einer Neubewertung kommt. Im Fall der Bombardierung deutscher Städte ist das ja schon der Fall.

    1. Ich neige dazu, die Rede vom Geschichts“wissen“ für eine fixe Idee zu halten. Sagt eine, bis zum Abitur 1969 in Geograhie und Sozialkunde auf Grundlage der Wandkarte „Deutschland und SBZ“ unterrichtet wurde.

  19. @Two Moon 10. Sep 10:11 Uhr

    Deine Perspektive ist falsch. München beseitigte die mit der UdSSR verbündete Tschechoslowakei, einen wichtigen hoch entwickelten Industriestaat mit starker Armee, der das autoritär-semifaschistische Sanacjaregime in Polen in Schach hielt, das Anfang 1934 als erster Staat mit dem Naziregime Abkommen (u.a. einen Nichtangriffspakt) geschlossen hatte. Auf Grund der Differenzen um Danzig, den Korridor und Oberschlesien war ein direktes Militärbündnis Nazideutschland-Sanacjapolen nicht möglich, daher Polens Annäherung an UK, die es nicht an der Aggression gegen die Rumpf-CSR (Tecin) hinderte.

    Insofern hat RH Recht, dass die „Nordroute“ gegen die UdSSR 1938/39 ungünstig war. Die „Südroute“ war allerdings ebenfalls steinig. Zwar war das semifaschistische Horthyungarn eng mit Nazideutschland verbunden, aber vor der Zerschlagung der CSR war es von Norden und Süden von nicht mit Nazideutschland verbündeten Staaten (CSR und Jugoslawien) umgeben.

    Tatsächlich hätte das kollektive Sicherheitssystem, um das sich die UdSSR ein Jahrzehnt lang bemüht hatte, die Kriegsgefahr drastisch vermindert. Das war auch nicht im Interesse der Westmächte, denen die Bedrohung der UdSSR wichtiger war als der Frieden. Zur Verteidigung Polens haben sie auch nichts unternommen, und haben es Nazideutschland ermöglicht, praktisch keine Truppen an der Westgrenze des Reichs zu halten, als sie Polen angriffen.

    1. @ aquadraht:
      Ist immer möglich, dass meine Perspektive mal falsch ist.
      Allerdings kann ich nicht erkennen wo genau du sie als ‚falsch‘ erkannt hast, denn ich kann nicht erkennen wo deine Aussagen den meinen widersprechen….?

      Meine Hauptausage war ja: „Eine südliche Route um Polen herum war nicht praktikabel“.
      Du sagst nun: „Die südliche Route war ebenfalls steinig“.
      So groß ist der Unterschied ja nicht. Mein Gedanke war einfach, dass es unpraktikabel war für den Angriff auf Russland eine Logistik über Slowakei, Ungarn und Rumänien aufzubauen.

  20. Ist die Überschrift etwa eine Anspielung auf die „Thanks Bomber Harris“-Kampagnen der Früh-Wokeria?

    (Als die nämlich vor über 15 Jahren in Berlin im Zuge der Hoffnungsträger „Die Piraten“ auftauchten, wusste ich, es ist vorbei – für die Piraten.)

  21. Bei Interpretationen, Analysen und Bewertungen des II. Weltkrieges und dessen Vorgeschichte den Kampf der Imperialisten gegen die kommunistische ‚Gefahr‘ insbesondere gegen die Sowjetunion zu unterschlagen, ist keine Unterlassung aus Naivität oder Dummheit, sondern blanker Vorsatz. Überdies erweist der Autor gewollt oder ungewollt jeglichen Friedensbemühungen im Ukrainekrieg einen Bärendienst.

    Im sogenannten spanischen Bürgerkrieg seit 1936 unterstützten insbesondere Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland Francos militärischen Kampf gegen die Zweite spanische Republik, auf deutsch: gegen kommunistische ‚Umtriebe‘, gegen die kommunistische Gefahr. Der rote Faden zieht sich historisch noch sehr viel länger in der Geschichte Europas.

    Die Appeasement-Politik reiht sich nahtlos in diese ein. Chamberlain wollte keinen Frieden, Chamberlain wollte Krieg gegen die kommunistische Sowjetunion.

    Torwächter sagt:
    10. September 2025 um 10:46 Uhr

    Chamberlains Appeasementpolitik hatte nur einen Sinn, Hitler den Krieg gegen Russland zu ermöglichen.

    Ansonsten verweise ich noch auf

    Russischer Hacker
    https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/danke-chamberlain/#comment-285796

    und
    Gracchus Babeuf
    Text von Hermann Ploppa
    https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/danke-chamberlain/#comment-285850

    Zugunsten des Autoren Roberto De Lapuente nehme ich jetzt mal stark an, dass seine Motivlage der neuen Erwerbsquelle Overtons geschuldet ist.

  22. Chamberlain ist Geschichte!
    Wichtig ist, was wir aus der Geschichte lernen können:
    Aggressive Staaten wie Israel müssen so früh wie möglich gestoppt werden, sonst droht eine große Katastrophe.
    Länder auch mit unterschiedlichen Regimen – die wir vielleicht nicht mögen – wie der Iran und die Türkei (die nicht so schlimm ist) müssen im antifaschistisch/demokratischen Kampf gegen das zionistische Apartheitsregime unterstützt werden.
    Das tut China schon, wenn auch heimlich.
    Auch deshalb mag ich China!

    1. Um auf Deine Frage einzugehen: Dummheit, Arroganz? Auch die Deutschen unter Hitler sind kläglich gescheitert, da sie sich für „auserwählt“ fühlten, die Japaner ebenso. Das Ende für die USA und Israel wird vermutlich durch die eigene Bevölkerung herbeigeführt, da es natürlich auch dort Intelligenz, Internet und Nachdenken gibt.

  23. Danke für den Artikel, Roberto! Chamberlain war tatsächlich nicht so ‚dämlich‘, wie viele bis heute meinen. Er sah die Fakten ziemlich klar … Aber erstmal im Krieg, brauchte es – wie im römischen Reich – einen ‚Diktator auf Zeit‘, sprich: Churchill.
    Du kennst seine Werke? Ein durchaus guter Schriftsteller und mit Faschisten wie Mosley definitiv nicht zu vergleichen.
    Überhaupt ein interessanter Charakter …

    lg
    Frank

  24. Nur zur Information:
    Der Putin-Hitler-Vergleich ist in Russland kriminalisiert.
    Der Stalin-Hitler-Vergleich ist in Russland kriminalisiert.
    Der Putin-Stalin-Vergleich ist in Russland nicht kriminalisiert.

    1. Der Stalin-Hitler-Vergleich ist in Russland kriminalisiert.

      Jein, die „öffentliche Gleichsetzung der Handlungen, Ziele und Entscheidungen der polit. und milit. Führung der UdSSR und ihrer Soldaten“ mit denen Nazideutschlands ist seit 2022 eine Ordnungswidrigkeit nach §13.48 Ordnungswidrigkeitsgesetzbuch (KoAP). Keine Straftat also.
      Strafmaß 1.000 Rubel (=10 €) bis max. 15 Tage administrativer Arrest.

      Was die „Kriminalisierung des Putin-Hitler-Vergleichs“ angeht: Wären Sie bitte so freundlich und suchen uns das entsprechende Gesetz heraus. Vermutlich einfach Beleidigung oder üble Nachrede.

      1. Ein Beispiel hierfür ist der Fall Dmitri Denisow. Er wurde wegen „Rehabilitierung des Nationalsozialismus“ (Teile 2 und 4 des Artikels 354.1 des Strafgesetzbuchs) zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis verurteilt. (https://www.rbc.ru/spb_sz/17/04/2025/6800e2659a79475f89c8bb84) Ihm wurde vorgeworfen, den derzeitigen russischen Präsidenten Wladimir Putin in den sozialen Medien mit Adolf Hitler verglichen zu haben.

        Dem Gericht zufolge veröffentlichte Denisow am 15. Januar 2023 Bilder und Kommentare auf VKontakte, in denen er laut Ermittlern die russische Führung und Präsident Wladimir Putin persönlich mit dem Nazi-Regime gleichsetzte. Eines der Posts war mit einem Bild von Putin in Nazi-Uniform vor dem Hintergrund des russischen Wappens und der Aufschrift „Faschismus des 21. Jahrhunderts“ versehen. In einem anderen Beitrag beteiligte sich der Präsident mit einem Hitler-Porträt an der Aktion „Unsterbliches Regiment“. Denisow sagte, er sei ein „orthodoxer Kommunist und Stalinist“, er rechtfertige den Nationalsozialismus nicht, sondern habe lediglich einen Vertreter der Behörden beleidigen wollen.
        Der russische Staat könne jede Person, jede Organisation und jeden Staat beschuldigen, den Nationalsozialismus zu unterstützen.
        Es gibt noch einen anderen Ansatz: Die Staatsanwaltschaft ging vor Gericht in Omsk und forderte das Verbot mehrerer Bilder, die Putin mit Hitler vergleichen, weil diese Bilder „zu terroristischen Aktivitäten aufstacheln“. Diese Bilder „wirken sich negativ auf die Interessen der Gesellschaft und des Staates aus, stiften eine unbestimmte Zahl von Menschen zu terroristischen Aktivitäten und Verbrechen an und erleichtern deren Begehung.“ Und wer solche Bilder verbreitet, begeht „Aufstachelung zum Terrorismus und Beihilfe zum Terrorismus“.

        Hier sind zwei Strafartikel, die beim Vergleich von Putin und Hitler herangezogen werden. Was gefällt Ihnen besser: „Rehabilitierung des Nationalsozialismus“ oder „Aufstachelung zum Terrorismus und Beihilfe zum Terrorismus“?

  25. PTN ist ein chauvinistischer Kriegsherr, in Kriegen greift aber natürlich immer einer an (Angriffskrieg), sowas ‚bricht‘ nicht ‚aus‘. Der Verweis auf die zahlreichen – ja – Angriffskriege des Reichen Nordens (eigentlich immer gegen den armen Süden, ja, der ist auch zu nicht geringen Teilen recht autoritär geprägt, jedoch kann man sich auch mal fragen, warum das so ist, zudem ist auch System Change eigentlich geächtet, juckt(e) aber keinen in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten bzw. gar 533 Jahren) ist legitim, die ganzen Schauplätze spare ich mir hier. Sind bekannt, wer das partout nicht wahrhaben will, hört eh nicht zu, es ist dann immer die Rede von „… (umstrittene) Äußerungen sorgen für Kopfschütteln/Stirnrunzeln/hochgezogene Augenbrauen…“, ja, ganz toll und auch sehr sachlich, solche Kommentare.

    Man soll PTN mit allen möglichen Leuten vergleichen, kann man alles machen. Aber – und ja: gerade – Deutsche tun gut daran, nicht (auch hier wieder und vielleicht zum x-ten Mal) zu versuchen, die Vergangenheit der Richter und Henker nachträglich auszulagern, zu projizieren oder zu relativieren. Und auch kein Gelaber von „Gerade WEIL das hier passiert ist, sind ‚Deutsche‘ heutezutage geradezu ‚immun‘ gegen derlei“ – völlig unlogisch, eher im Gegenteil soll die Welt einen Staat immer Auge haben, so von wegen Gefahr der Wiederholung. Auch ist das Menschheitsverbrechen keine Flegelei, die halt durchgemacht werden musste, um jetzt geläutert zu sein – oder soll das überall passieren, damit das, äh, „Volk“ hinterher umso edler ist (ist es das hier heute?)?! Nein, sicher nicht. Die Vergleiche werden weitergehen, 99% der Menschheit (7,92 Milliarden) sollten genau hinschauen. Auch diejenigen unter den 1% (80 Millionen), welche recht bei Groschen sind. Irgendwann werden die Zahlen natürlich veraltet sein.

  26. Danke, Chamberlain!

    Focus online:

    Chamberlain riegelte Palästina ab

    09.03.2020, 15:32
    Neues Dokument zeigt, wie England Juden an der Flucht vor Hitler hinderte

    Daran, dass die Nationalsozialisten an der Vernichtung der Juden die Schuld tragen, herrscht kein Zweifel. Aber Regierungen anderer Länder hätten erheblich mehr für deren Rettung tun können. Das zeigt auch ein jetzt aufgetauchtes unbekanntes Dokument. Im Mittelpunkt steht Briten-Premier Neville Chamberlain.

    Zur selben Zeit wurde die Außenpolitik Adolf Hitlers aggressiver. Hatte noch das Münchner Abkommen von Ende September bei vielen Menschen, allen voran dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, die Illusion geweckt, jetzt sei ein dauerhafter Frieden geschlossen, so machte die „Sudetenkrise“ im März des folgenden Jahres klar, wohin der Weg unweigerlich führen würde: in den Krieg.

    Als Hitlers Wehrmacht in Prag einmarschierte und die bis dahin souveräne Tschechoslowakei aufgehört hatte zu existieren, verfielen die Vertreter der 3,5 Millionen im Nachbarland Polen lebenden Juden in Angst und Schrecken. Sie befürchteten in einer Falle zu sitzen, wenn Deutschland auch seinen östlichen Nachbarn angreifen und besetzen würde. Genauso sollte es nur wenige Monate später kommen.

    Zipperstein kommt zu einem sehr harten Urteil über Chamberlains Politik: „Abgesehen vom Motiv oder der Absicht, schienen Hitler und Chamberlain in einer taktischen Allianz Europas sechs Millionen Juden zum Tode zu verdammen“. Das geht sicher zu weit, denn Chamberlain mag eine dumme und kurzsichtige Politik betrieben haben, die sich als katastrophal falsch herausstellte, aber er schickte die Juden nicht bewusst in den Tod. Und er stand mit seiner Politik im Westen ja auch keineswegs alleine. So beschreibt Zipperstein auch, wie die in den USA sehr einflussreiche Zeitung New York Times die Politik des Briten-Premiers unterstützte.„

    https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/chamberlain-riegelte-palaestina-ab-neues-dokument-zeigt-wie-england-juden-an-der-flucht-vor-hitler-hinderte_id_11637353.html

    .

  27. Randnoitz:
    Als Frau A. Merkel öffentlich machte, dass das Minsker Abkommen, lediglich dazu diente Zeit zu gewinnen, um die Ukraine für einen Krieg zu rüsten, verglich sie es im Nachsatz mit der Appeasement Politik Chamberlains.
    Sowohl das Minsker Abkommen als auch das Münchner Abkommen von Chamberlain dienten also in Wahrheit der Kriegsvorbereitung.

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