Der Arabische Frühling: Welch Hoffnungen verband man damit! Und alles nur wegen Facebook und Twitter und weil die arabischen Machthaber die digitalen Treffpunkte nicht kontrollieren konnten. Der Westen hat daraus gelernt.
Anfang 2011 war der Westen – jedenfalls dessen Bürgergesellschaften – geradezu verzückt: In den arabischen Ländern tat sich was. Die Bevölkerungen standen gegen ihre Herrschenden auf. Dabei handelte es sich nicht selten um despotisch regierende Bonzen und Fürsten, die für das Schicksal ihrer Völker nur peripher etwas Verständnis aufbrachten. Der eigentliche Westen – die Gemeinschaft unabhängiger Deep States – bekam eher kalte Füße: Zu gut griff doch das System in jenen Ländern. Menschen, die sich einige Freiheiten erkämpfen wollen, brachten die ganze schöne Systematik bloß durcheinander.
Arabischer Frühling – so nannte man diesen Vormärz in der muslimischen Welt seinerzeit. Eine Innovation der digitalen Revolution machte besonders von sich reden: Die sozialen Netzwerke. Damals gab es noch wenige. Facebook war das Maß aller Dinge – Twitter steckte in Europa noch in den Kinderschuhen, war aber der heiße Shit der Zukunft, das wusste man schon. Diese Netzwerke hätten die Mobilisierung erst ermöglicht. Medienschaffende und eine Handvoll progressiver Politiker waren begeistert: Darin liege so viel Potenzial, um die Bürger autonom handeln zu lassen, sich aus der staatlichen Matrix herauszuziehen.
Wie einst Mubarak
Noch fünf Jahre später las man bei Jürgen Stryjak via Deutschlandfunk Kultur, dass es erst eine virtuelle, dann eine reale Revolution war. Die Rolle der neuen Medien war seinerzeit in aller Munde. Und etliche sahen in ihnen eine riesige Chance, ein basisdemokratisches Mittel – ja, fast schon ein Korrektiv zur Potenz des Staates und der Regierungen. Damals war man sich ja noch ziemlich sicher, dass im Westen solche Netzwerke nie auf diese Weise genutzt werden würden. Warum auch? So ein bisschen Finanzkrise ist ja noch kein Beinbruch – und »marktkonforme Demokratie« ist ja immer noch Demokratie.
Der Arabische Frühling ist mittlerweile längst vorbei. Der Westen zeigt sich indes enttäuscht, denn so richtig bürgerliche Regimes nach europäischen Vorbild sind nicht entstanden. In Ägypten trennt man immer noch nicht den Müll nach den Vorgaben des Grünen Punktes und Gelben Sackes. Und Tunesien mag zwar Fortschritte gemacht habe – 2015 wurden vier tunesische Organisationen mit dem Friedensnobelpreis belastet, weil sie demokratische Prozesse angeschoben haben –, aber da das Land mit China und Russland flirtet, zeigt sich der Westen auch hier enttäuscht. Dabei schien es ausgemachte Sache, dass die arabische Welt so werden will wie wir. Warum auch nicht? Wir waren, ja wir sind doch schließlich toll!
Was auch vorbei ist: Die Hoffnung, die man auf die Rolle der jetzt nicht mehr ganz so neuen Medien setzt. Ganz im Gegenteil. Mittlerweile haben auch westliche Regenten ein Gefühl entwickelt, wie es damals Husni Mubarak befallen haben muss. Dem ägyptischen Präsidenten jener Zeit dämmerte wohl sein Fehler durch Unterlassen. Als seine Ägypter anfingen, sich mittels Facebook zum Protest zu verabreden, beschlich ihn wahrscheinlich ein Gefühl: Er hätte diesem verdammten Facebook viel mehr Beachtung schenken müssen, verdammt nochmal! Konnte ja keiner ahnen, dass dieses Netzwerk so eine explosive Wirkung zeigen kann! Hätte er es doch mal verboten! Oder besser noch: Kontrolliert! Dann würden seine Ägypter vielleicht nicht gegen ihn, sondern jetzt zur Stunde für ihn protestieren!
Alles änderte sich, damit es so bleiben konnte
Er hat es verpasst, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Woher sollte er das auch wissen? Es gab damals noch keine Vergleichswerte. Offenbar hat der Westen – der echte Westen, nicht die Bürgergesellschaften, sondern der Deep State und seine Handlanger – aus dieser Geschichte für sich gelernt. Man wollte niemals so doof dastehen wie jener Husni Mubarak und andere arabische Regierende. Und weil man die Idee dieser Netzwerke nicht mehr aus der Welt befördern kann, konnte es kein Verbot sein, mit dem man ankam – sondern Kontrolle. Denn dann protestieren die Menschen am Ende nicht gegen die Einschläge, die die westliche Welt ereilen würden in einer damals schon als grau sich ankündigenden Zukunft – sie protestieren vielleicht sogar für die Einschläge. Ein bisschen so ist es ja dann auch gekommen.
Dass die Netzwerke mittlerweile in staatlicher Hand sind, steht außer Frage. Natürlich sind sie weiterhin in privatem Besitz und mehren den ungeheuerlichen Reichtum ihrer Besitzer und Anteilseigner. Und damit das ungestört so bleiben kann, mussten die Netzwerker irgendwann einfach nur ihre Wild-West-Romantik aufgegeben, ihren anarchistischen Ansatz, wonach ihr Netzwerk die Welt verändern könne, wenn man es nur richtig einsetzt und sein Leben als Second Life dorthin verlagert. Facebook und Konsorten sollten eben genau das nicht: Sie durften (und sollten) zwar User binden, gerne mehrere Stunden am Tag, aber nicht zum unabhängigen Denken erziehen. Diese Gefahr bestand aber, wie man am Arabischen Frühling sah. Und damit es so weit nicht kommen konnte, machte man einen Deal.
Der stand unter jenem Motto, das der Fürst Tancredi in Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman »Der Leopard« formulierte: »Alles muss sich ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.« Was sich änderte: Der Staat erkämpfte und erpresste sich einen Anspruch, die Netzwerke mit staatstragenden Inhalten zu entschärfen – staatstragend meint hier aber oft auf: regierungstragend. Dafür blieben die Macher am Ruder und scheffeln Milliarden. Elon Musk hat sicherlich kuriose Ansichten dann und wann: Die mediale Kampagne gegen das Wunderkind des technologischen Fortschritts, als das er einst galt, kommt sicher nicht von ungefähr. Als Musk Twitter aufkaufte, kündigte er an, dass er mit seinem Netzwerk zurück möchte in einen Raum, in dem die Regierung keine solchen Einflüsse hat. Alleine diese Ankündigung machte den Westen wieder unruhig; er zuckte nervös mit der Augenbraue wie einst Mubarak.
Deep State Talk
Und dann war da noch Telegram. Den größten Zuwachs erhielt das Netzwerk, das vom Russen Pawel Durow gegründet wurde, während der Jahre der Pandemie. Dort organisierten sich Querdenker und kritische Zeitgeister. Warum? Weil sie es bei Facebook oder Twitter kaum noch konnten. Jede kritische Anmerkung wurde mit einer Richtigstellung unterlegt – in Deutschland meist mit Hinweisen des Gesundheitsministeriums. Diese Praxis sollte der vermeintlichen Desinformation zuvorkommen – heute wissen wir recht sicher, dass die Desinformation unter den Tweets vieler kritischer Menschen stand: In Form einer Richtigstellung seitens der Behörde.
Oft wurden Beiträge aber grundsätzlich gelöscht – der Austausch war nicht mehr möglich. Es geschah damals genau das, was Mubarak schon vorab hätte tun sollen, um sich an der Macht zu halten. Man kontrollierte die Netzwerke – man löschte, berichtigte, man ließ Shitstorms anrollen, verbot Accounts und man setzte Trolle ein, die Kommentare zugunsten der Regierenden absetzten. Die Praxis mochte zwar nicht nur das Netzwerk, sondern auch gleich die Gesellschaft spalten: Aber das war besser als Widerstand, Protest und Demonstrationen. Telegram versprach den Usern jenen Jahren aber einen recht freien Umgang. Auch dort wurden zwar hin und wieder Kanäle gelöscht, aber so ganz ersichtlich war nie, weshalb das geschah – natürlich gab es auch Druck auf Telegram seitens der Regierungen. Und vielleicht war ein gelöschter Kanal eine Art quid pro quo, um wieder in Ruhe gelassen zu werden.
Sollte dies tatsächlich der Plan gewesen sein: Vermutlich ist er gescheitert! Denn Pawel Durow wurde vor einigen Tagen in Paris festgenommen. Angeblich soll der gute Mann nur befragt werden. Denn er soll sich »durch mangelnde Zusammenarbeit mit den Ordnungskräften des Drogenhandels, Betrugs und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht« haben. Die Anklagepunkte kennen wir schon: Vermutlich hat man einfach die Akte von Julian Assange mit dem Namen Pawel Durows neu beschriftet und legt das Spiel neu auf. Eine Sache stimmt aber wohl ganz sicher, nämlich die Formulierung: »durch mangelnde Zusammenarbeit mit den Ordnungskräften«. Das wirft man ihm vor. Wobei in der Formulierung noch ein Fehler im Detail liegt: Nicht Ordnungskräfte sind gemeint, sondern Ordnungserhaltungskräfte – also jene nämlich, die die Ordnung stützen sollen, koste es was es wolle.
Durow hat sich das Motto Tancredis nicht zu eigen gemacht. Er kommt aber sicher wieder frei: Wenn er sich bereiterklärt, dass sich alles ändert – dann bleibt für ihn alles so, wie es ist. Mit dem Deep State kann man doch reden – ab einem gewissen Kontostand.
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Der Unterschied zwischen Nordkorea und dem Westen ist, dass Nordkorea es nicht nötig hat seine Autokratie hinter Hirnwäsche zu verstecken. Deshalb da Kim hinter seiner Bevölkerung steht.
Ich glaube mittlerweile das es in Westen egal ist ob man zur Wahl geht oder nicht, denn das Ergebnis ist immer das selbe. Anschaffen tut ja eh nur die zionistische Hochfinanz.
Gut es ist eine schöne Illusion von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, ein schönes Gewichse. Ein Himmel für Naive und Dumme.
Und man kann damit den Einen Vasallen und Gieras begünstigen und den Anderen nicht.
Ich persönlich hab das ganze Spiel ab heute jedoch satt. Ich werde nicht wählen und damit aufzeigen, dass ich mich von dieser Kabale nicht veräppeln lasse.
Riskiert es einfach, ihr werdet sehen es ändert sich trotzdem nichts weil eure Stimme komplett egal ist.
Besser ist es, eine gültige Stimme für irgendwas ganz Kleines und Unbekanntes abzugeben. Wer gar nicht wählen geht, verstärkt die Stimmen der “Stammwähler” und spendiert zudem die Wahlkampfkostenerstattungspauschale an Parteien, die man an sich ja bestrafen will.
Wer gar nicht wählt – wählt gar nicht. Alles andere sind Ausreden um die Menschen zu den Wahlurnen zu treiben. Kleinere Übel bewirken in der Regel gar nichts – also kann man sich das Wählen ganz sparen.
Ich fände ein Wahlsystem gerechter, bei dem Nichtwähler durch leere Sitze vertreten werden. Aus naheliegenden Gründen ist das nichts was die Parteien wollen. Solange das aber nicht so ist hilft es, den Nichtwählern zu erklären daß sie mit Abwesenheit nicht das bekommen was sie (meistens) wollen, also niemanden aus der Auswahl stützen.
Bezogen auf das Individuum korrekt, bezogen auf das Wahlsystem falsch. Prozentzahlen der abgegebenen gültigen Stimmen sind durch Nichtwählen zu Gunsten der Stammwahlviehparteien verzerrt. Einfach gesagt, wenn keiner wählen geht ausser Olaf und Annalena haben SPD und Grüne je 50% der abgegebenen gültigen Stimmen während ihre Parteikassen dazu noch die Erstattungspauschale bekommen. Dann doch lieber mal Spazieren gehen und meinethalben “die Partei”, “die Basis” oder die APPD oder sonstwas Beklopptes ausser Soros (Volt) ankreuzen.
Ich kann durchaus nachvollziehen das man diese Pseudomokratie verachtet aber trotzdem sollte man nach Möglichkeit nicht völlig aufgeben und so gering es auch sein mag zurückschlagen statt resignieren.
BSWu d Die Linke sind für mich gute Alternativen. ich kenne PolitikerInnen, in beiden Parteien, die eine vernünftige, antiimperialistische und humanistische Politik vertreten.
Die Block-Parteien kann man schon bestrafen. Und da Wahlen ja nichts ändern, kann man auch die AfD wählen …
…oder BSW.
Ich kann mich noch gut an eine Konferenz in Genf erinnern wo es um Menschenrechte ging. Damals waren die Farbrevolutionen im vollen Gange. Es war der März 2011. Und im Saal saßen mehrere Jugendliche, die mit ihren Handys filmten und das offensichtlich ins Netz stellten bzw. dort posteten. Sie müssen sich besonders wichtig gefühlt haben, so kam es mir vor. Und die US- Botschafterin sprach von Cuba, wo die USA massivst die Internetpräsenz manipulierten. Oppositionelle wurden gefördert, ihre Gegner wurden gestört, so dass deren Argumente nicht verbreitet werden konnten. Das fanden alle ganz toll. Dass ein Staat sich massiv in die Belange eines anderen Staates einmischte, war kein Thema.
Da sah man das Wirken des Tiefen Staates der USA ganz deutlich – wenn man es sehen wollte.
Das musst du verstehen… Die Guten™ dürfen alles, gar einen Genozid…
Aber wenn Putin einen Furz loslässt. GIFTGASANGRIFF befohlen vom Kreml…
Das “nur Reden” ist schon Geschichte. Inzwischen wurde gegen Durow in sechs von ursprünglich 12 Punkten Anklage erhoben, und er selbst gegen Kaution und unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.
Aber das Land darf er nicht verlassen und ein Ermittlungsverfahren wird eingeleitet. Ob da wohl demnächst ein Auslieferungswunsch von interessierter Seite kommt?
Das Land zu verlassen ist wohl das kleinste Problem, auch ohne massive finanzielle Reserven; eher das wohin. Wo kann er wirklich sicher sein, das man keine Einsicht in die Telegram Chats rigoros durchsetzen will? Wohl nirgends. Für ihn wird es wohl darauf hinauslaufen, sich wie vorher bereits bei VK vom Business zu trennen und all den sicher folgenden Stress bzw den Kuhhandel anderen zu überlassen. Dann kann er in aller Ruhe etwas Neues beginnen, sofern er das möchte.
Wenn er das Land verlässt und sich den West-Ordnungserhaltungskräften entzieht, ist das ein willkommenes Argument, wenn nicht sogar Einladung, Telegram auszuknipst wie schon RT-Deutsch.
Die Mittel und Erscheinungen ändern sich, die Abläufe sind immer dieselben. Diese sog. sozialen Medien sind hinsichtlich der Prozesse, die an einer bestimmten Stelle der Gesellschaft einfach stattfinden müssen sicher katalytisch, mehr aber nicht. Entscheidend ist immer, ob die Zeit reif ist, konkret, wie wohl Lenin es formuliert hat, eine revolutionäre Situation entstanden ist. Natürlich, in Zeiten von X und Co. müssen nicht mehr Flugblätter gedruckt und verteilt werden, aber das ist eigentlich auch schon alles. De Lapuente ist allerdings insoweit zuzustimmen, wie das Establishment aus dem arabischen Frühling seine Lehren gezogen hat und auf die derzeit wichtigsten basisdemokratischen Möglichkeiten effektiv reagiert. Aufhalten kann es die gesellschaftliche Entwicklung aber auch damit nicht. Entscheidend ist, in welche Richtung diese verläuft und da besteht im Moment wenig Grund zu Optimismus.
Oft werden Unmut der Bevölkerung und innere Probleme eines Staates – besonders dann, wenn der Staat zu der Achse des Bösen gehört, von USA und Co. ausgenutzt. Wenn beides in gleicher Weise in ihren Staaten passiert, wird so reagiert, wie man es dem Bösen ankreidet.
Soziale Netzwerke sind eine mächtige politische Waffe. Und was die s.g. “Arabischen Frühlinge” angeht, das waren gezielte Einsätze dieser Waffen durch den Westen. Ein Probelauf sozusagen. Das war keine Demokratie oder sowas, der Westen benutzte soziale Netzwerke um Staaten, die nicht nach seiner Pfeife tanzten politisch zu destabilisieren und Regime Changes herbeizuführen. In vielen Fällen führte dies jedoch zu nichts gutem und stürzte die betroffenen Staaten in blutige Bürgerkriege. Libyen, Syrien, Ukraine um nur eine Paar zu nennen.
Der Westen, genauer eigentlich USA, wollen über die alleinige Kontrolle über die sozialen Netzwerke.
Zum größten Teil haben sie, sie ja auch bereits. Einzig Telegram steht noch wie ein Feld in der Brandung. Das Problem mit TG ist, es entzieht sich nicht nur der staatlichen Kontrolle wegen dessen Keine-Zensur-Policy, darüber hinaus setzt es unter der Haube eigens entwickelte Verschlüsselungs-Algorithmen. Ohne eingebaute Backdoors welche die Geheimdienste nutzen um verschlüsselte Kommunikation mitzuhören. Und Pavel Durows “Verbrechen” ist unter anderem, dass er sich weigerte solche Backdoors einzubauen, so dass “Rechtsfreie Räume” entstanden sind, in welchen Behörden und Geheimdienste in der Tat keinen Zutritt haben.
Freilich nutzen auch Kriminelle und sogar Terroristen dieses Feature. Und das ist durchaus bedenklich, jedoch ist das nicht das eigentliche Problem was den Deep State angst macht. Sie haben angst, dass diese mächtige Waffe gegen sie selbst eingesetzt werden könnte. Sie wolle es unter ihrer Kontrolle haben, wie alle anderen Netzwerke bereits schon.
Pawel, ist aus genau dem Grund aus Russland geflohen um aus genau den Gleichen Gründen in der Europäischen Union angeklagt zu werden.
Mangelde zusammenarbeit mit der Regelbasierten Ordnung!
Tja, er ist halt jung und naiv und glaubte an “Meinungsfreiheit”.
Er wird immer noch daran glauben, hoffe ich. Diese Verhaftung hat uns doch wieder klar gemacht, was da läuft.
Wir brauchen schleunigst dezentrale Strukturen. Die könnten längst existieren, wenn die Leute nicht zu faul wären.
Die existieren laengst. Dezentral ist aber nicht so konfortabel.
Korrekt! Komfortabel muss ja auch nicht, solange es lediglich um sicherere Kommunikation bzw Business im Graubereich geht. Dafür ist Telegram eh zu groß, zu bekannt/berühmt. Sicher ist nur, solange etwas klein ist, unter dem Radar bzw der Aufmerksamkeitsschwelle. Deshalb lieber regelmäßig nicht nur den Kanal, sondern die komplette Infrastruktur wechseln. Es sind ja meist eh nur wenig Beteiligte…
Für alles Andere kann man ja weiter den meiner Meinung nach hervorragenden Telegramkosmos nutzen, der ja wirklich viel Freude bereiten kann. “All in One Nutzung” ist schon von der Idee her deppert. Selbst WhatsApp oder normale Telefonie hat durchaus eine Berechtigung, aber eben jedes für seinen Zweck.
Aber so richtig hundertprozentig ist das alles eben nicht wirksam, womit man dann im Zweifelsfall doch einfach die Funkzelle manipuliert und auf den Endgeräten für Totenstille sorgt, so wie bei der Querdenken-Demo neulich in Berlin mutmaßlich geschehen.
Mit Briar waere das nicht passiert 😀
Da fehlt aber etwas. Die Sache ging ja ganz und gar nicht so aus, wie vom Westen gedacht. Zumindest in Libyen, Tunesien und Ägypten kamen erst mal die Islamisten an die Macht. Dabei hat Al Jazzera eine entscheidende Rolle gespielt. In der englischen Ausgabe Worte, die des Obamas Herz berührten und in der arabischen der knallharte Dschihadismus. Was durchaus der Plan von Katar und Saudi-Arabien war, die seinerzeit noch gemeinsam agierten. Ziel war ein Gürtel von islamistischen Staaten unter der Regie dieser beiden Länder. Nun hat in Ägypten Mohammad Mursi die Wahl gewonnen und der Westen brauchte einen Militärputsch, um ihn wieder wegzubringen. Mit Todesstrafe für Mursi. Längst vorbei, das war als in Katar der Vater des jetzigen Emirs regierte. Und Saudi-Arabien wäre 2017 um ein Haar in Katar einmarschiert, dem Land “Unterstützung des Terrorismus” vorwerfend. Wohl, um aus der Sache rauszukommen.
Facebook diente nur zur konktreten Mobilisierung und zwar in einer Weise, die dem Westen nicht passen konnte. Auch in Syrien nicht, wo Assad nach dem Willen des Westens von Islamisten gestürzt werden sollte. Misslang.
Nun soll dieser Durow für allerhand Verbrechen verantwortlich sein. Beweise bitte, ich sehe nichts. Andererseits sind auf Telegram die russischen Militärblogger, die halt ziemlich zuverlässig sind. Darauf legen auch westliche Beobachter wert.
Frankreich hat hier wohl einen Versuchsballon gestartet und wollte die Reaktion abwarten. Die ist ziemlich eindeutig: lass den Blödsinn.
“Da fehlt aber etwas. Die Sache ging ja ganz und gar nicht so aus, wie vom Westen gedacht. Zumindest in Libyen, Tunesien und Ägypten kamen erst mal die Islamisten an die Macht. ”
Ich denke das Hauptproblem bei solchen unterbewussten und unterschwelligen Manipulationsbemühungen von Geheimdiensten ist das man dem Versuchskanickeln nicht genau sagen kann was Mann von Ihnen genau möchte. Dan ist die Operation ja nicht mehr verdeckt, geheim, unterbewusst oder unterschwellig, dann ist es ganz ganz offensichtlich und die Versuchkanickel rennen dann ohne genaue Anweisungen alle in unterschiedliche Richtungen und das Experiment gerät außer Kontrolle. Haben Sie die Ausschreitungen in Myanmar mitbekommen als über 10.000 Muslime abgeschlachtet wurden?
Ich würde mal sagen dieses Experiment lief völlig aus dem Ruder. Die andere viel Erschreckendere Möglichkeit wäre das “social”-Media Experiment war ein voller Erfolg und ein erster Versuchsballon um zu testen ob man ganze Menschen Horde dazu bringen kann sich gegenseitig abzuschlachten.
Die Sache ging genau so aus, wie vom “Westen” gedacht. Kopfabschneiderbanden aka “demokratische Oposition” brachten unbequeme Regenten wie Gaddafi zu Fall und erlaubten, eigene Kreaturen zu installieren. Facebook und Twitter dienten zur propagandistischen Begleitmusik, befeuert von westlichen Trollfabriken.
Allein in Syrien misslang das aufgrund russischen und iranischen Eingreifens.
Die brauchen keine Beweise; im Zweifel hängt da mal jemand tot über dem Zaun! Die Verhaftung war mehr oder weniger eine letzte Ansage. Warum sollte Durow jetzt den Helden bzw den Märtyrer spielen; und vor allem: Für wen? Er hat doch 11 Jahre sein Ding durchgezogen; jetzt kann gerne ein Anderer den Helden spielen. Telegram selbst ist in seiner Gesamtheit auch ohne den für ohnehin nur Wenige entscheidenen Faktor toll; für 99% aller User, mich eingeschlossen. Dessidenten und Businesspeople aus dem gefährdeten Graubereich müssen jetzt halt umdisponieren; Durow hat ihnen so lange geholfen, wie es eben möglich war: 11 Jahre, ist das nichts? Somit hat er jetzt wohl jedes Recht, seiner Sicherheit oberste Priorität einzuräumen, oder? Es weiß doch jeder bescheid, das er sich für gewisse Dinge besser neu zu orientieren hat.
Da könnte man doch so manche Regierung mit der gleichen Begründung anklagen.
Eigentlich eine interessante Entwicklung. Wir erleben live die Konstituierung eines technologischen Faschismus’. Während medial die Phantasie der marodierenden Höckejugend verbreitet wird, Omas gegen rechts demonstrieren und gute Menschen erwarten, dass die Weidel den Fackelzug durchs Brandenburger Tor anführt, als Kanzlerin vereidigt wird und anschließend Lager errichtet, arbeitet der moderne digitale Faschismus daran, alle in ein großes Lager zu sperren, das wie das “Panoptikum” von Bentham funktioniert. Der war ein Irrer, der als Philosoph galt und das Modell eines Gefängnisses entwarf, nachdem auch Produktionsstätten gestaltet werden sollten. Die Idee, die damals noch architektonisch umgesetzt werden sollte, war, dass jeder Insasse permanent annehmen musste, unter persönlicher Beobachtung zu stehen, ohne es wirklich wissen zu können. Entsprechend jeder Arbeiter und in der schönen neuen Welt ausnahmslos jeder Bürger. Mit digitaler ID und -noch gefährlicher- digitaler Währung, ist eine unmittelbare Sanktion möglich. Die wird gar nicht so häufig angewandt werden müssen, da -und das ist Bentham- Jedermann zu jeder Zeit annehmen muss, unter Aufsicht zu stehen und unmittelbar sanktioniert zu werden. Er wird sich jederzeit entsprechend verhalten.
Der Jahrtausende alte Traum jeder Herrschaft, “alles unter Kontrolle” zu haben, steht vor der Verwirklichung.
Man könnte auch argumentieren: Wenn man den Unzufriedenen ein Instrument in die Hand gibt, wo sie Dampf ablassen können, ohne einen Fuss vor die Haustüre setzen zu müssen, bleiben sie ungefährlich. Soziale Medien sind ein solches Instrument. Es hilft den Herrschenden, wenn sich die Beherrschten emotional austoben können, ohne Flurschaden anzurichten. Darum ist es vielleicht auch gewünscht, dass der Hass im digitalen Raum – und nur dort – ausgelebt werden kann. Telegram ist ein Ventil. Wer dieses Ventil schließt, braucht einen sehr guten physischen Unterdrückungsapparat. Und der ist teuer. Die Überwachung und Liquidierung der Aufwiegler im digitalen Raum ist billiger.
Das er in Russland unter Druck gesetzt wurde, und im Wertewesten sogar mit Freiheitsstrafe bedroht wird verwundert eigentlich keinen. Aber einen Satz eines Russischen Diplomaten der Pawel nahgelegt wurde hat mir eine Gänsehaut beschert. “Pawel wird mit dieser Plattform in JEDEM Staat der Erde Probleme mit Geheimdiensten bekommen”
Für mich zivil-Schaf klingt dieser Satz irgendwie nach: Die Situation ist völlig aussichtslos nicht mal in der Antarktis oder auf dem Mars wirst du deine “freie” socialmedia Plattform betreiben können. WIR KRIEGEN DICH SO ODER SO!
Furchtbar was für eine Welt wir uns da eingebrockt haben. Mit Geheimdiensten die Weltweit mit der Lizenz zum töten rumrennen und außer Kontrolle geraten sind und niemand der dieses Monster wieder einfangen oder erlegen kann. Und uns selber wird die Möglichkeit entzogen sich zu organisieren und etwas an diesen Zuständen zu ändern.
Schachmatt würde ich spontan sagen.
Der Witz dabei in Dubai (Hauptsitz) war er sicher.
Und das ist eine strenge Monarchie. oO
Aber auch nur, weil er nicht die Monarchie in Dubai geärgert hat. Erfreute sich Telegram großer bei den Untertanen in Dubai sähe das auch anders aus.
Das ist m.E. ein wenig eurozentrisch gedacht, denn der westeuropäische Telegram-Markt stellt bis heute nur eine kleine Nische dar. Die Schwerpunkte der TG-Nutzung befinden sich in Indien, dem postsowjetischen Raum, Brasilien, Indonesien und anderen “Drittwelt-Staaten” sowie den USA (Platz 4).
https://www.demandsage.com/telegram-statistics/
Der laufende Ukraine-Krieg beispielsweise findet “auf Telegram statt” und zwar in vielerlei Hinsicht. Man muss diesbezüglich nicht alle Aspekte ausführen, sondern vielleicht nur auf eine griffige Formulierung verweisen, die sofort unter russ. Kriegskorrespondenten auf TG die Runde machte: “Die Franzosen haben quasi den Chef der Fernmeldeabteilung (“начальник связи”) der russ. Armee verhaftet”.
… oder je nach Sichtweise der ukrainischen Armee, eher von beiden! Übrigens kannst du Brasilien mittlerweile aus deiner Aufzählung streichen, aber das nur als Randnotiz.
Ich hatte hier eben auf einen mMn völlig unverdächtigen Kommentar von NCC1701D zu antworten versucht, der ursprüngliche Beitrag wurde gesperrt (?). Daher sende ich meinen Text jetzt als eigenen Beitrag, ich denke auch ohne Zitate wird klar worum es ging.
Ich finde den Vergleich unpassend. ThePiratebay ignoriert einen geltenden Rechtsanspruch von Leuten, die irgendwas geschaffen haben und das nach eigenen Lizenzbestimmungen vermarkten wollen.
Das ist ein Versuch, eine gesellschaftliche Veränderung mit der Brechstange herbeizuführen, auch wenn ich das angesichts der Eigenschaften digitaler Daten (leichte, verlustfreie Kopierbarkeit) durchaus nachvollziehen kann.
Assange hat über ein Verbrechen der US Streitkräfte berichtet, völlig im Einklang mit Verfassung und Gesetzen der USA. Natürlich im Widerspruch zu Wünschen und Absichten der tatsächlich Mächtigen.
Snowden hat öffentlich gemacht, daß es in den USA ein Ausmaß an Überwachung gibt das unvereinbar mit deren Verfassung ist. Auch hier, wie bei Assange, völlig im Einklang mit der Verfassung des Landes, aber offensichtlich wider die Mächtigen.
Die Einschätzung, daß Durow besser in Dubai, oder auch Moskau dran wäre als im Westen, die teile ich. Soweit mir bekannt ist hatte die russische Regierung immerhin “nur” das Anliegen, westliche Akteure auszuforschen. Auch wenn ich einen sicheren Messengerdienst persönlich für sehr wichtig halte sehe ich zumindest, daß die Leute etwa um Nawalny von Westen beauftragte und finanzierte Angreifer waren, nicht vorrangig freiheitsliebende Russen.
Typisch ist die mediale Verbreitung, Telegram Telegram Telegram, aber nicht ein Wort zum Zuckerberg Geständnis, das er ‘als privater Unternehmer’ von Seiten der Regierung, gedrängt wurde zu zensieren.
Man muss das im Kontext zur eigenen Demokratie ziehen, was da geschehen ist.
Auch sollte man in diesem Kontext, den eigentlichen Journalismus ziehen, da sind Sachen geschehen, die nichts mit den vier Säulen der Demokratie gemein hatte.
Es wurden Journalisten verhaftet, verstorben oder als Kriegsberichterstatter offensichtlich getötet. Medien wurden verboten, wegen anderer Sichtweisen.
Heute las ich einen Medienbericht über Telegram und seine Pornos auf ihrem Portal +++, und soll verbannt werden.
Das Problem liegt nicht am Porno oder politischen agitation Treffen, sondern viel tiefer in der weltweiten Aufteilung gewisser Oligarchen als Staat oder an der Börse agierend.
Denn ein US Gericht hatte einer Klage gegen Google und ihre monopolistische Stellung recht gegeben.
Wir erhalten wie üblich, Teilwahrheiten mit unterschwellige Desinformation, weil der Blick nach Russland geleitet wird. Das die USA mit ihrem IT Sektor den Grundstein gelegt hatten, für alles was das tiefe Netz betrifft, bleibt aussen vor.
Da im Artikel nichts über China steht, macht nichts, aber ich besitze ein Gefühl, das China der Initiator für ein ‘sauberes’ Netz ist und mit den anderen in einem ‘besseren oder gerechternen’ Aufteilung für die Zugriffe.
Ein sauberes Netz bedeutet, das die liberalen Leute dahinter, sich endlich ihrer nationalen Verantwortung stellen und ihren gerechten Beitrag für ihren gewählten Staat entrichten.
« Ein paar Minuten Suche in Telegram reichen aus, um Gruppen zu finden, die Drogen oder gefälschte Dokumente verkaufen, Terrorismus fördern oder Kryptowährungsbetrug fördern. «
schreibt Le Monde
Ich dachte immer, fuer solche Geschaefte waere das Darknet zustaendig ?
Dazu braucht man doch nur den Tor Browser zu installieren, wenn ich richtig informiert bin.
Die richtig « schweren Jungs » wissen das auch und soviel ich weiss, sind die CEO’s vom Tor Browser und die Darknet-Software-Spezialisten, zustaendig fuer anonymes Surfen etc, noch auf freiem Fuss.
Aber im Fall von Durow geht es wohl eher um die heissbegehrte “Backdoor”, die USA haben WhatsApp und
Meta in der Hand und demnaechst X und Musk, Frankreich hat, in vorauseilendem Gehorsam, schon mal den CEO von Telegram festgesetzt, Macron hat sich ein Fleisskaertchen verdient!
Die EU Kommissare suchen noch ob Telegram gegen ihren DSA verstossen hat.
Es ist erstaunlich, dass das Wissen, wie Google, Facebook etc. entstanden sind, so wenig verbreitet ist. Dabei konnte man bereits 2015 die Entstehungsgeschichte von Google hier nachlesen:
Teil 1: https://medium.com/insurge-intelligence/how-the-cia-made-google-e836451a959e
Teil 2: https://medium.com/@NafeezAhmed/why-google-made-the-nsa-2a80584c9c1
und 2021 die von Facebook hier:
https://unlimitedhangout.com/2021/04/investigative-reports/the-military-origins-of-facebook/
Man mache sich nichts vor, die “sozialen Netzwerke” sind ein wesentlicher Baustein von GloboKap, des entstehenden globalen Faschismus oder, wenn es gefälliger klingt, des globalen Neofeudalismus. Wie jede Waffe kann sie auch dem Erfinder gefährlich werden, wenn sie in die falschen Hände fällt. So ist das mitTelegram, das einerseits, wie TOR, nötig für die eigenen Umsturzpläne (Farbenrevolutionen) ist, andererseits aber auch die eigenen Narrative untergräbt, wenn man nicht eingreift. Und noch schlimmer, sollten die Objekte eigener Pläne die Metadaten von Telegram in Händen halten, könnten sie sich auf diese Situation einstellen.