
Warum endlich die Reichen zahlen müssen und nicht die Armen.
Es ist ein Trauerspiel, das sich Jahr für Jahr wiederholt. Sobald die Haushaltszahlen nicht stimmen, sobald ein paar Milliarden im Bundesetat fehlen, sobald eine Krise den Staatshaushalt in Schieflage bringt, passiert fast reflexhaft dasselbe: Man stürzt sich auf die Schwächsten. Bürgergeldempfänger werden durch die Schlagzeilen gejagt, Erwerbslose an den Pranger gestellt, Familien in prekären Verhältnissen zu „Leistungsunwilligen“ erklärt. Immer wieder sollen die kleinen Leute den Kopf hinhalten, immer wieder wird nach unten getreten.
Dabei weiß jeder, der einmal genauer in die Zahlen geschaut hat: Das große Geld liegt nicht bei den Armen, sondern bei den Reichen. Aber dorthin zu greifen, dorthin zu schauen, dazu fehlt der politische Wille. Warum? Weil die, die entscheiden, oft selbst zu jener Kaste gehören, die man eigentlich belasten müsste. Ein Bundestagsabgeordneter, der sich im maßgeschneiderten Anzug vor die Kamera stellt und davon redet, dass „gespart werden müsse“, der weiß natürlich, dass er sich selbst mit einer Luxussteuer treffen würde. Man bestraft sich eben ungern selbst.
Ein Gedanke aus unerwarteter Richtung
Und so war es fast schon eine kleine Sensation, als in einem Gespräch zwischen Markus Lanz und Richard David Precht plötzlich eine Idee zur Sprache kam, die wie ein Hauch von Vernunft wirkte. Precht wagte es, laut darüber nachzudenken, nicht den Ärmsten noch mehr zu nehmen, sondern jene zur Kasse zu bitten, die im Überfluss leben. Seine Vorschläge waren entwaffnend schlicht: eine Luxussteuer von zehn Prozent auf besonders teure Waren, Handtaschen, Schuhe, Anzüge, Autos und eine Transaktionssteuer von 0,5 Prozent auf jede Geldbewegung in der EU.
Das ist nichts Revolutionäres, sondern gesunder Menschenverstand. Wer 500 Euro für eine Handtasche zahlt, die in der Produktion keine 50 Euro wert ist, kann auch 50 Euro mehr entrichten. Wer einen Wagen für 80.000 Euro kauft, kann auch 8.000 Euro Steuer tragen, ohne dass sein Lebensglück daran zerbricht. Wer mit Milliarden über die Börse jongliert, kann 0,5 Prozent seiner Transaktionen abgeben, ohne in die Suppenküche zu müssen.
Ein halbes Prozent, die Magie der kleinen Zahl
Doch sehen wir uns das nüchtern an. 0,5 Prozent klingt nach nichts. Ein halbes Prozent. Ein paar Krümel vom Kuchen. Aber wenn man es auf die gewaltigen Geldströme ansetzt, die täglich durch Europa rauschen, wird plötzlich klar, wie groß der Effekt ist.
Das Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union lag 2024 bei rund 17,9 Billionen Euro. Über die Hälfte entfällt auf den privaten Konsum: Mieten, Lebensmittel, Kleidung, Dienstleistungen. Nimmt man nur diesen Teil, dann ergibt ein halbes Prozent schon fast 47 Milliarden Euro jährlich, rund vier Milliarden im Monat. Eine kleine Abgabe, kaum spürbar für den Einzelnen, aber ein Riesenbatzen für die öffentlichen Haushalte.
Und das ist nur die vorsichtige Rechnung. Zieht man auch den Staatskonsum und die Investitionen hinzu, wächst die Basis auf 17,1 Billionen Euro. 0,5 Prozent davon ergeben rund 85 Milliarden jährlich. Monat für Monat wären es gut sieben Milliarden. Mit diesem Geld ließen sich ganze Schulsysteme renovieren, Pflegekräfte anständig bezahlen oder die Energiewende finanzieren, ohne immer neue Sondervermögen aufzulegen.
Und Deutschland? Hier ergibt dieselbe Rechnung zwischen 11,5 und 20,7 Milliarden pro Jahr – je nachdem, ob man nur die privaten Konsumausgaben oder die gesamte Endverwendung einbezieht. Monatlich wären das zwischen einer und knapp zwei Milliarden. Summen, die locker jedes Haushaltsloch stopfen könnten.
Für den Einzelnen bleibt es lächerlich gering. Wer für 100 Euro einkauft, zahlt 50 Cent. Eine Tankfüllung für 80 Euro? 40 Cent. Der Kauf einer Eigentumswohnung für 600.000 Euro? 3.000 Euro. Und genau da liegt die Gerechtigkeit: Für die breite Masse sind es Centbeträge. Für die Wohlhabenden, die ohnehin mit großen Summen hantieren, sind es relevante Summen. Eine Art versteckte Progression.
Luxus darf nicht steuerfrei bleiben
Noch spannender wird es bei der Luxussteuer. Der Markt für persönliche Luxusgüter in Europa liegt bei rund 110 Milliarden Euro pro Jahr. Handtaschen, Schuhe, Anzüge, alles weit jenseits dessen, was man zum Leben braucht. Wer für ein Paar Schuhe 1.200 Euro ausgibt, kann auch 120 Euro mehr an den Staat abtreten.
Rechnet man vorsichtig, ergeben allein Handtaschen, Schuhe und teure Anzüge eine Steuerbasis von rund 35 bis 40 Milliarden Euro. Zehn Prozent davon ergeben gut vier Milliarden Euro pro Jahr. Kein Weltrekord, aber ein klares Signal: Luxus darf nicht länger steuerfrei sein, während der Staat bei jedem Sozialetat den Rotstift ansetzt.
Noch deutlicher sind die Autos. In Europa wurden 2024 rund 10,6 Millionen Neuwagen zugelassen. Der Anteil der Fahrzeuge über 50.000 Euro steigt seit Jahren, nicht zuletzt wegen der Elektromobilität. Der Durchschnittspreis für ein E-Auto liegt bei über 62.000 Euro.
Nimmt man an, 15 Prozent aller Neuwagen kosten mehr als 50.000 Euro, dann bringt eine Luxussteuer von zehn Prozent rund 9,5 Milliarden Euro im Jahr. Bei 25 Prozent Anteil sind es fast 16 Milliarden, bei 35 Prozent über 22 Milliarden. Für Deutschland allein läge der Ertrag je nach Szenario zwischen 2,5 und knapp sechs Milliarden.
Man muss also gar nicht die „Bonzenjagd“ ausrufen. Ein paar wohlplatzierte Schrauben reichen, um Milliarden einzunehmen, ohne dass der Bürgergeldempfänger noch einmal sein karges Budget kürzen muss.
Warum das nicht passiert
Und genau hier stellt sich die Frage: Warum reden wir nie darüber? Warum schiebt man immer nur die Armen in den Vordergrund?
Die Antwort ist banal und bitter zugleich. Weil die Politik längst selbst Teil dieser Kaste ist. Wer im Bundestag sitzt, wer in den Vorstandsetagen der Parteien die Strippen zieht, wer zwischen Berlin, Brüssel und Davos pendelt, bewegt sich in denselben Sphären, in denen eine Handtasche für 2.000 Euro oder ein Auto für 100.000 Euro völlig normal ist. Viele Abgeordnete tragen die Maßanzüge, fahren die Firmenwagen, fliegen Businessclass. Man legt sich ungern selbst Ketten an.
Dazu kommt die Nähe zur Wirtschaft. Lobbyisten schreiben Gesetzesentwürfe, Anwaltskanzleien erfinden Steuertricks, Banken und Fondsmanager sitzen längst im Maschinenraum der Gesetzgebung. Wer dort mit am Tisch sitzt, denkt nicht daran, die eigene Klientel zu schröpfen. Man kennt sich, man schätzt sich, man wechselt fließend die Seiten.
Und so bleibt es bei der alten Leier: sparen bei den Armen, schonen bei den Reichen.
Ein Blick zurück, immer dieselbe Geschichte
Die Finanzkrise 2008/09 zeigte es in aller Deutlichkeit. Damals wurden Banken mit hunderten Milliarden Steuergeldern gerettet. Die Begründung: „Systemrelevanz“. Ein Jahr später waren die Gewinne zurück und die Bonuszahlungen höher als zuvor. Der Normalbürger, der mit seinen Steuern die Institute gerettet hatte, bekam nichts außer Rezession, Arbeitsplatzverlust und sinkenden Rentenanwartschaften.
Die Pandemie spielte das nächste Kapitel. Während kleine Selbstständige reihenweise Insolvenz anmelden mussten und Pflegekräfte unter Applaus, aber ohne Lohnerhöhung schuften, stiegen die Vermögen der Superreichen schneller als je zuvor. Impfstoffhersteller, Tech-Konzerne, Onlinehändler, sie alle machten Rekordgewinne. Wieder floss kein ernsthafter Steuerbatzen zurück.
Und heute? Heute wird über Bürgergeldempfänger diskutiert, während die Rüstungsausgaben explodieren. Wer glaubt, man könne mit Kürzungen bei den Ärmsten ein Haushaltsloch von 40 Milliarden in Deutschland stopfen, der lügt. Aber er lügt bequem.
Ein Plädoyer für die Schwachen
Es wird Zeit, diesen Reflex zu durchbrechen. Eine kleine Abgabe von 0,5 Prozent auf Transaktionen würde das Gewicht dorthin verschieben, wo es hingehört. Sie würde die Finanzströme anzapfen, die sich bislang ungehindert durch Europa bewegen. Sie würde den Luxuskonsum erfassen, der sonst ungebremst weiterläuft.
Und sie würde endlich jenen eine Stimme geben, die keine haben. Die Rentnerin mit 890 Euro im Monat. Der alleinerziehende Vater, der zwischen zwei Jobs jongliert, um die Miete zu zahlen. Der Student, der nicht weiß, wie er sich sein Studium finanzieren soll. Sie alle zahlen schon jetzt überproportional. Zeit, dass die andere Seite endlich ihren Beitrag leistet.
Das Fazit
Die Zahlen sind klar. Die Rechnung ist einfach. EU-weit reden wir über fast 100 Milliarden Euro jährlich. Für Deutschland allein über 15 bis 28 Milliarden. Geld, das sofort verfügbar wäre, wenn man es wollte. Aber man will nicht.
Weil die Politik in den gleichen Kreisen verkehrt, weil die Maßanzüge in den Ministerien genauso sitzen wie in den Vorstandsetagen, weil niemand seine eigene Party besteuern will.
Doch genau das wäre nötig. Nicht die Armen noch ärmer machen, sondern die Reichen ein Stück weit in die Pflicht nehmen. Nicht weiter nach unten treten, sondern endlich nach oben greifen.
0,5 Prozent reichen, um die Debatte zu drehen. Es ist ein Klacks für die Reichen, aber ein Rettungsanker für die Gesellschaft.
Quellen
Haushaltskonsum / Konsumausgaben als Anteil des BIP
Laut Eurostat betrug 2023 der Anteil der Gesamthaushaltsausgaben (Household consumption) 52,1 % des BIP in der EU.
→ Quelle: Household consumption by purpose – Eurostat
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Household_consumption_by_purpose
In den nationalen Konten von Eurostat erscheinen auch Daten zu privater Nutzung, Konsumausgaben etc.
z. B. Eurostat – GDP_per_capita, consumption per capita and price level indices
Investitionen / Vermögensbildung / Haushaltseinsparungen
Eurostat: In 2023 betrug die Investitionsquote der Haushalte (Bruttoanlageinvestitionen im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen) in der EU 9,5 %.
→ Households – statistics on income, saving and investment
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Households_-_statistics_on_income%2C_saving_and_investment
Automobilmarkt in der EU / Neuzulassungen
Laut der ACEA (European Automobile Manufacturers’ Association) wurden 2024 etwa 10,6 Millionen neue Autos in der EU zugelassen.
→ New car registrations: +0.8% in 2024 – ACEA
https://www.acea.auto/pc-registrations/new-car-registrations-0-8-in-2024-battery-electric-13-6-market-share/
JATO zieht Preise und Marktanteile heran; z. B. in European new car market growth in 2024 driven by hybrids wird die Entwicklung des Automobilmarkts beschrieben.
https://www.jato.com/resources/media-and-press-releases/european-new-car-market-growth-in-2024-driven-by-hybrids-and-chinese-brands
Verteilung von Einkommen, Konsum und Vermögen
Eurostat: In der Statistik Joint distribution of household income, consumption and wealth findet man Daten, wie sehr sich Einkommen/Konsum/Vermögen konzentrieren – ein Beleg, dass die oberen Schichten überproportional profitieren.
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Joint_distribution_of_household_income%2C_consumption_and_wealth_-_main_indicators
Im Household budget survey zeigt Eurostat, dass in vielen EU-Ländern die obersten Einkommensgruppen doppelt so viel konsumieren wie untere Gruppen – ein Hinweis darauf, dass Luxussegmente relevant sind.
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Household_budget_survey_-_statistics_on_consumption_expenditure
Wie diese Quellen in unseren Modellannahmen verwendet werden
- Wir stützen uns auf den 52,1 %-Anteil der Haushaltsausgaben am EU-BIP (Eurostat) als Basis für die konservative Variante der 0,5-%-Transaktionssteuer.
- Die Investitions- und Sparquoten der Haushalte zeigen, dass nicht alles konsumiert wird – das relativiert unsere Annahme, wenn wir auch Staat & Investitionen miteinbeziehen.
- Die Neuzulassungszahlen (10,6 Mio. Autos in der EU) geben eine belastbare Größenordnung für das Auto-Segment, in dem wir den Luxusanteil ansetzen können.
- Verteilungsdaten zu Einkommen und Konsum zeigen: Die oberen Zehntel konsumieren überproportional und besitzen überproportional, was unsere Annahme stützt, dass eine Abgabe auf Luxussegmenten erhebliche Einnahmen generieren kann.





Das wird nicht passieren, so lange wir dem Kapitalismus frönen.
Und so lese ich hier ein weiteres Pamphlet, das im Grunde, weiterhin das bestehende Machtgefüge zementiert, anstatt die Systemfrage zu stellen.
Kapitalismus, ist nicht regelbar oder zu kontrollieren, weil seine Strukturen Tür und Tor zur Korrruption öffnen und dieses System immer das Kapital bei ein paar Wenigen akkumuliert.
Jeder sollte den Luxus haben oder eben keiner.
Es dürfte gar keiner so reich werden, das er überhaupt Luxussteuer bezahlen müsste… capice???
Keine Herren keine Sklaven.
👍👏🤝
Danke
Jede Lüge die wir erzählen geht zu lasten der Wahrheit und irgendwann erhalten wir dafür die Quittung.
Das mit dem reich werden ist aber auch eine psychologische Sache. Wenn kein
Anreiz da ist, sein Leben zu verbessern und Träume zu verwirklichen, dann wird
auch kein Unternehmen gegründet. Ohne Unternehmen, keine Arbeit! Das haben sogar
die Kommunisten in China kapiert und das Produzieren in private Hände gelegt. Dort
wird allerdings reguliert, wenn die Reichen es zu üppig treiben. Und genau das
Regulieren fehlt eben im Westen und vor allem in Deutschland. Übrigens der SPD
sei dank!
Die CPC hat das Ziel des Sozialismus für das Jahr 2050 – da ist dir wohl einiges entgangen.
Außerdem sind schon viele Unternehmen mit Staatsbeteiligung und das erfolgreich. Obdachlose gibts in der Volksrepublik auch nicht, denen wird sofort Wohnung und Arbeit gegeben.
Also nein, China geht definitiv Richtung Sozialismus.
Mit Kapitalismus hast du nur Arbeitslose, also keine Arbeit und Obdachlosigkeit mit Mietwucher. Das haben immer noch zuviele Trottel hier noch immer nicht kapiert – sie wollen die Realität hier nicht sehen.
Ja, genau. ganz nach dem Motto: „Wir brauchen die Reichen, denn sie geben uns die Arbeit“!
Encore rien a ajouter, 😉
Man nannte das dann VEB. Der Vorteil ist, man produziert was gebraucht wird und wie es gebraucht wird – umweltfreundlich und nachhaltig. Den ganzen Müll aus Werbung und Verpackung kann man sich sparen. Und anders als noch die DDR haben wir heute die technischen Mittel für eine solche Wirtschaftsplanung.
Vor allen Dingen hätten wir dann keine Banker, Versicherungsfuzzies, Werbelügner, und Steuerberater mehr.
Und die Beraterfirmen, Coaches, Thinktanks und die Drogen und Beschaffungskriminalität, sowie alle Kapitalverbrechen wären auch ad acda.
Ja, jede Menge Arbeit und Parasiten die man sich ersparen könnte.
@ Motonomer
Die „Blaulichtfamilie“, diesen Hort von Rassismus und Gewalt, lassen „wir“ mal wieder außen vor? Oder die ganzen Presstituierten? Wobei – irgendwo wird man die sicher auch unter Beschaffungskriminalität und Kapitalverbrechen subsumiert bekommen…
Absolut. Hier geht es nämlich – wie Fromm bereits vor einem halben Jahrhundert festhielt – um den Unterschied von Haben und Sein.
Man kann „reich werden“, indem man „arbeitet“, sprich: schafft, bestiehlt, sich verkauft, verdingt, schindet und die ganze Zeit dabei dem Staat noch dient und vor ihm kriecht. Dann hat man am Ende vielleicht eine Villa, eine 30 Jahre jüngere Frau, die aus Versicherungsgründen mit einem zusammen ist, einen kläffenden Köter und bedrucktes Papier unter der Matratze oder Brillanten im Safe. Dann hat man was erreicht. Leider nichts, um die innere Leere zu füllen, aber man glaubt immerhin, dass man wer sei. Ist man bloß nicht, man ist bloß ein braver Konsumist. Man ist enfremdet, krank, verroht, unterschwellig aggressiv – und sehr häufig sehr deutsch. Doch wenn man dann mal aus der Reihe tickt und die falsche Meinung hat, geht die Alte einem flöten, der Staat nimmt einem Klitsche, Kohle und (Rest-)Freiheit weg – und dann sitzt man da hinter schwedischen Gardinen und bibbert.
Man kann natürlich auch „reich“ werden, indem man sich vom Habenwill lossagt, seine besitzergreifende Haltung gegenüber Menschen, Tiere, Dingen und Erfahrungen hinter sich lässt und dem Materialismus entsagt. Indem man statt Cash und den anderen großen K’s der Gesellschaft Geben, Erleben und Lebendigkeit den Vorzug gibt. Indem man statt eine Identität anzunehmen, sprich: eine Maske aufzusetzen, authentisch zu leben beginnt. Wenn man anfängt zu sein. Ja, das ist schmerzhaft, ja das ist unbequem. Aber so kann man auch reich werden. Reich an Liebe, Wärme, Menschlichkeit zum Beispiel.
Kurzum: Wenn ich bin, der ich bin, und nicht, was ich habe, kann mich niemand mehr berauben oder meine Sicherheit und mein Selbst bedrohen. Wusste auch schon Marc Aurel.
@Altlandrebell
Auf dem Kontoauszug steht:
„Soll-Haben“ 🤣
😂🤣
Aber wenn sich dir jemand in die Sonne stellt, bist du im Schatten.
@ andreas h
Da hilft dann Diogenes weiter:
Daraufhin kamen viele Politiker und Philosophen zu ihm, um ihm zu gratulieren. Alexander nahm an, dass auch der in Korinth lebende Diogenes von Sinope, das Gleiche tun würde. Da dieser aber überhaupt keine Notiz von Alexander nahm und in aller Ruhe im Kraneion blieb, machte er sich selber zu ihm auf.
Als er bei ihm ankam, lag Diogenes gerade in der Sonne. Er setzte sich ein wenig auf, als er die große Menge an Leuten bemerkte und blickte Alexander an.
Dieser begrüßte ihn und fragte, ob er ihm einen Gefallen tun könne.
Darauf antwortete Diogenes:
„Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“
Quelle: hier
Ja, ja, die Systemfrage.
Die ist nur noch utopischen als die Maßnahmen im Artikel.
So ganz ohne revolutionäres Element kommst Du da nicht weiter.
Also Sand in den Kopf stecken oder wat? Wer bestimmt überhaupt, dass der Wechsel so utopisch ist?
Stimmt nicht. Auch evolutionäre Veränderung ist ein Weg. Und gangbarer, zielführender:
Quelle: hier
Der evolutionäre Weg braucht auch nicht viel. Er beginnt mit dem Hinterfragen und arme Verschränken – danach steht einem der ganze Werkzeugkasten der direkten gewaltsamen Aktion offen.
Es gibt keinen revolutionären Weg ohne ein entsprechendes Element.
Der evolutionäre Weg hat uns recht weit gebracht. Wir müssen wieder sie Tugend der Organisation lernen uns die SPD vergessen. Seit 1998 spätestens haben die die Seiten gewechselt.
Auch aus dem oben verlinkten Interview:
Wenn Revolution heißt, dass man kartätscht und einfach nur ein anderes Gewaltregime an die Stelle des alten setzt, ändert sich null.
Die SPD, die 1914 die Arbeiter an die Front führte, in Weimar dann Panzerkreuzer statt Kinderspeisungen vorantrieb und mit Brüning pa(c)ktierte, bevor sie in Bonn Notstandsgesetzen und Berufsverboten den Weg bahnte – die hat in meinen Augen schon ziemlich lange die Seiten gewechselt.
Ja, stimmt schon was Haffner schreibt. Die Revolution 1918/19 ist tatsächlich aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt. Die SPD und ihre Freikorps ersäufen die nahezu unblutige Revolution in Blut. Perpetuieren und vertiefen damit den faschistischen Geist im Lande, aber irgendwie scheint es nicht passiert zu sein.
Allenfalls weiß man vlt. noch daß Luxemburg und Liebknecht ermordet wurden und mglw. hörte man mal von einer Münchner Räterepublik. Wobei, das ist schon sehr exotisch. Anscheinend ist man mit seiner Blutsäuferei noch sehr stolz. Immerhin heißt die Parteistiftung danach. Krass oder?
Die hätte ich natürlich auch erwähnen müssen. Es sollte freilich ein Dreiklang werden und 1914 schien mir für das Jahrzehnt immer noch als das ekelhaftere Beispiel. Auf jeden Fall: danke für die wichtige Ergänzung!
Es gäbe natürlich noch weitere Beispiele – Freikorps-Noske war schon in den 00er Jahren (des 20. Jahrhunderts) für Kolonien. Und über den hier gerne als Säulenheiligen herumgetragenen Lafontaine weiß inzwischen wohl einzig die WSWS noch zu erinnern:
Quelle: hier
Die wird ja nicht umsonst immer „Arbeitermörder-Ebert-Stiftung“ genannt…
@Altlandrebell
„Die SPD, die 1914 die Arbeiter an die Front führte, in Weimar dann Panzerkreuzer statt Kinderspeisungen vorantrieb und mit Brüning pa(c)ktierte, bevor sie in Bonn Notstandsgesetzen und Berufsverboten den Weg bahnte – die hat in meinen Augen schon ziemlich lange die Seiten gewechselt.“
Wird leider immer wieder vergessen.
Dann sorgen wir eben dafür, dass es wieder ans Tageslicht kommt. 😉
Am besten wäre eine Gesellschaft ohne Geld.
Aber das bleibt wohl vorerst eine Utopie – und jede Utopie kann schneller, als man denkt, in eine Dystopie kippen. Genau das gilt es zu verhindern. Wenn man ehrlich ist, lebten die meisten Menschen in diesem Land vielleicht 20, 25 Jahre lang halbwegs ordentlich. Doch diese Zeit ist vorbei. Der Wohlstand, mit dem man uns jahrzehntelang eingelullt hat, entgleitet Stück für Stück – und für die Mehrheit wird er zunehmend unerreichbar.
Es wirkt, als sei die Dystopie längst der Normalzustand. Der Mensch ist nämlich kein besonders lernfähiges Wesen. Er trägt einen Geburtsfehler in sich: Größenwahn gepaart mit grenzenloser Gier. Und solange diese beiden Triebe unser Handeln bestimmen, wird jede noch so schöne Idee irgendwann im Morast der Realität versinken.
Natürlich wird jeder, der eine Utopie auch nur andenkt, sofort als Spinner, Träumer oder Querulant abgestempelt. Das Establishment verteidigt seine Besitzstände mit Zähnen und Klauen. Aber genau deshalb sollten wir uns nicht abbringen lassen – denn nichts wäre gefährlicher, als sich mit der Dystopie abzufinden.
Der Kapitalismus liefert durch seine barbarischen Strukturen, erst den Überbau.
Normalwerweise ist der Mensch kooperativ und bescheiden und möchte in der Gruppe aufgehen.
Erst die Religionen im Verbund mit dem Kapitalismus schaffen diesen ideologischen Überbau, um die Menschen negativ zu beeiflussen damit sie in Konkurrenz miteinander treten in dem sie ewigen Wachstum und Profit propagieren
„Religion“ – also ab und zu ein paar psychedelische Beeren einschmeissen und das Universum abfeiern muss mit drin sein. Sonst mach ich nicht mit. Dann könnt ihr Euer Mammut alleine zerlegen.
Religionen sorgen dafür, dass sich die kleinen Gruppen nicht die Schädel einschlagen.
Genau das Gegenteil ist der Fall.
Religionen sind immer exkludierend.
@n.b
„Im Sommer 1967, hatte der deutsch-jüdische Philosoph Herbert Marcuse, der im amerikanischen Exil zu einem der Stichwortgeber der dortigen Studentenbewegung aufgestiegen und prompt vom damaligen Gouverneur Kaliforniens, Ronald Reagan, zum Staatsfeind erklärt worden war, Westberlin besucht.
Im überfüllten Audimax der Freien Universität hatte er zwischen dem 10. und 13. Juli mehrere Vorträge gehalten und an Podiumsdiskussionen teilgenommen, in denen er mit rhetorischer Dringlichkeit den die gegenwärtigen Bedingungen für eine grundlegende Transformation der Gesellschaft diskutierte.
Zwar rief Marcuse in seiner Eröffnungsrede das „Ende der Utopie“ aus, tat das aber nur, um im Umkehrschluss zu statuieren, dass die entfalteten Produktivkräfte des Kapitalismus die gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Verwirklichung der Utopie längst bereithalten würden.
Die Menschheit, so verkündete er, könne die Welt heute ebenso zur Hölle machen, wie zu ihrem Gegenteil – sie also in ein Paradies verwandeln.
Der Weg in das von ihm projizierte „Reich der Freiheit“, in dem der Mensch erst zu seinem eigentlichen Wesen gelange, führe jedoch – da es die Überwindung der alten, entfremdeten Welt voraussetze – zwangsläufig über die Revolution.
Nur hatte jener Umsturz durch die materielle Eingliederung des von Karl Marx als Trägerin des menschheitlichen Fortschritts heraufbeschworenen Proletariats in die westlichen Gesellschaften sein Subjekt verloren. Und so schlussfolgerte Marcuse, dass die erstarrten gesellschaftlichen Verhältnisse nur durch die Revolutionierung des Menschen selbst überwunden werden könnten.
Was genau er damit meinte, sollte er kurz nach seinem Aufenthalt in Berlin in einem in London geführten Interview mit dem SPIEGEL ausführen.
Das wichtigste Element jener Revolution war in den Augen des Philosophen die Erziehung eines Neuen Menschen.
Dieser Neue Mensch sollte nicht nur einen neuerlichen Rückfall in die Barbarei verhindern, er sollte auch über das Bestehende hinausweisen. Marcuse nahm an, dass bei möglichst rationaler Entfaltung von Technik und Wissenschaft endlich das denkbar würde, was Karl Marx als die Abschaffung der Arbeit bezeichnet hatte.
So würden nicht nur die physische Last durch die Tätigkeit und die Entfremdung vom Arbeitsprodukt überwunden. Ebenso würde ein Mensch die Bühne der Geschichte betreten, der „nicht mehr in seinem Leben und in seinen Instinkten bestimmt ist durch das, was Max Weber die ‚innerweltliche Askese‘ genannt hat, ein Neuer Menschentypus, der das gute Gewissen zum Glück hat – der das Leben nicht verdienen muß, sondern der das Leben wirklich genießen kann.“
Träger jener Revolte war für Marcuse jedoch nicht – wie noch bei Marx – die anhand ökonomischer Strukturen bestimmte Arbeiterklasse, sondern eine Avantgarde aus Studenten und Intellektuellen. Die These des Marxismus, nach der die fortschreitende Industrialisierung zu wachsendem Elend und damit letztlich in die Revolution führen würde, hatte sich ganz offensichtlich als unzutreffend erwiesen. In Anbetracht von wirtschaftlichem Aufschwung und arbeitsrechtlicher Absicherung hatten die westeuropäischen Lohnabhängigen anderes im Kopf, als einen gewaltsamen Aufstand anzuzetteln.
Wenngleich dem Aufgehen weiter Teile der deutschen Arbeiterschaft im Nationalsozialismus, ihrer Rolle im Zweiten Weltkrieg und bei der Vernichtung der europäischen Juden innerhalb der Linken erst einige Jahre später Rechnung getragen werden sollte, hatte die verdeckte Ahnung vom Zivilisationsbruch zusätzlich bereits vorsichtige Zweifel an der historisch-materialistischen Rede vom vernunftgeleiteten Fortgang der Geschichte gesät.
Um unter den sozialökonomischen und politischen Bedingungen der Nachkriegsjahre dennoch an der Hoffnung auf eine Revolution festhalten zu können, wandte sich Marcuse von der bisherigen marxistischen Grundüberzeugung ab, dass die objektiven Bedingungen notwendige Voraussetzungen für eine Revolution seien. Vielmehr ging er davon aus, dass die aus der materiellen Sättigung erwachsende Herrschaft des repressiven Ganzen von einer Manipulation des Bewusstseins getragen sei, die nur durch die von der intellektuellen Avantgarde getragene Erziehung des Neuen Menschen durchbrochen werden könne.
Damit schrieb er die revolutionäre Triebkraft nicht nur einem Milieu zu, das kaum weiter vom eigentlichen Produktionsprozess hätte entfernt sein können. In einer Situation, die vom Schwinden der Gewissheit geprägt war, dass sich die Geschichte aus sich selbst heraus früher oder später im vielbeschworenen „Reich der Freiheit“ aufheben würde, sprach Marcuse seine Zuhörer direkt an und eröffnete ihnen, dass sie selbst diejenigen waren, die den Himmel im hier und jetzt erstürmen konnten. Völlig folgerichtig sah er in der Revolte der aufbegehrenden Studenten bereits „das Einbrechen der Freiheit in das Reich der Notwendigkeit.“
Auf sein westdeutsches Publikum hatten Marcuses Worte eine geradezu elektrisierende Wirkung. Insbesondere Rudi Dutschke griff immer wieder auf diese von halb apokalyptischen halb eschatologischen Naherwartungen durchwobenen Denkfiguren zurück. Vehement warb er in einem gemeinsam mit Hans-Jürgen Krahl auf der Delegiertenkonferenz des SDS im Oktober 1967 gehaltenen Organisationsreferat für die „Propaganda der Tat in den Metropolen.“
Wenige Monate später – auf dem Vietnam-Kongress im Februar 1968 – propagierte er bereits die Schaffung des „Neuen Menschen des 21. Jahrhunderts“, der das Resultat eines langen und schmerzlichen Kampfes sei. Es böte sich, so führte er weiter aus, eine historische Situation, in der es primär vom eigenen Willen abhänge, wie diese Periode der Geschichte enden werde. Insofern es also um nichts weniger als die Vervollkommnung der Geschichte selbst, also die Verwirklichung der Utopie ging, war für Dutschke dieser Kampf durchaus unter Anwendung revolutionärer Gewalt zu führen – ein wohl bewusst gewählter Terminus, der einiges an Spielraum offen ließ. Die Anwendung von Gewalt sei legitim, da sie im Dienste der Emanzipation und der Heraufführung eines Neuen Menschen stehe und jede Phase des Kampfes so direkt auf die Revolution abziele.
Den in besagte Metropolen zu tragenden Kampf um den Ausgang der Geschichte verband Dutschke – ebenso wie Marcuse in seinen Berliner Vorträgen – mit einem weiteren, im Vergleich zum ausgemusterten Proletariat gänzlich neuen revolutionären Subjekt. In der Überzeugung, selbst unmittelbar in den Gang der Geschichte einzugreifen, ja eingreifen zu müssen, sahen die Vordenker der Studentenbewegung ihre geradezu naturwüchsigen Verbündeten in jenen Akteuren, die ihre Geschichtsmächtigkeit im Kampf gegen die westlichen Staaten bereits unter Beweis gestellt hatten: den nationalen Befreiungsbewegungen der Dritten Welt.
Dutschke trug jener Verbindung, durch die nach seinem Kalkül erst ein revolutionärer Umsturz von globaler Bedeutung vorangetrieben werden könne, bereits in seiner Rede von der „Propaganda der Tat“ Rechnung, war sie doch eine explizite Analogie der im Trikont geprägten Parole der „Propaganda der Schüsse“.
Für seine Zeitgenossen offensichtlich, bezog er sich damit, ebenso wie das imposante Spruchband, das versehen mit dem Aufruf
„Die Pflicht jedes Revolutionärs ist es, die Revolution zu machen“ https://overton-magazin.de/unterstuetzt-das-overton-magazin/
im Vortragssaal des Vietnam-Kongresses prangte, auf einen Mann, der wie kein anderer die Hoffnungen auf eine Revolution im Hier und Jetzt zu verkörpern schien: Ernesto „Che“ Guevara.“
@ Motonomer:
Völlig korrekt! Das ist der große Nachteil bei Artikeln von Burbach – aber nicht von ihm – die allesamt auf „Overton“ veröffentlicht werden. Ich kann mich an keinen einzigen erinnern, der die Systemfrage stellt.
Allein schon die Forderung nach einer „Reichensteuer“ ist Augenwischerei, all das wird auch von der Partei „die Linke“ propagiert.
Reichensteuer bedeutet doch nur…. wir wollen alles beim Alten lassen, aber bitte, bitte gebt doch von euren Milliarden nur ein paar %chen ab. 0,5% reichen ja schon.
Das alles ist lächerlich und zeigt, dass es sich auch „Overton“ und deren Schreiberlinge im Ausbeutersystem gut gehen lassen. Unterschied zu den MSM in DIESER Frage ist nur…….. die Presstituierten der MSM fordern nicht einmal das.
Korrekt.
Nur muss man irgendwo anfangen, dieses geisteskranke kapitalistische System zu zerstören.
Welches im übrigen im gesamten Unwertewrsten die Grenze zu einem reinen Feudalsystem schon lange überschritten hat.
Auch wenn ich Herrn Burbach durchaus zustimme, dass bei denen, die sich nicht wehren können am meisten gespart wird und nicht bei den Reichen, halte ich es aber für nötig, hier noch eine kleine Anmerkung zuzufügen:
„Es ist ein Trauerspiel, das sich Jahr für Jahr wiederholt. Sobald die Haushaltszahlen nicht stimmen, sobald ein paar Milliarden im Bundesetat fehlen, sobald eine Krise den Staatshaushalt in Schieflage bringt, passiert fast reflexhaft dasselbe: Man stürzt sich auf die Schwächsten. Bürgergeldempfänger werden durch die Schlagzeilen gejagt, Erwerbslose an den Pranger gestellt, Familien in prekären Verhältnissen zu „Leistungsunwilligen“ erklärt. Immer wieder sollen die kleinen Leute den Kopf hinhalten, immer wieder wird nach unten getreten.“
Am meisten getreten und ausgequetscht wie eine Zitrone werden in Deutschland die lohnabhängig Angestellten mit mittleren bis höheren Einkommen. Damit sind nicht die wenigen Spitzenverdiener mit mehr als 300.000 brutto im Jahr gemeint, sondern die Facharbeiter, Ingenieure, Büroangestellten mit Bruttoeinkommen zwischen 4000 und 15000.
Abgaben und Steuern, dass man mehr als die Hälfte des Jahres nur für den gefräßigen „Staat“ arbeiten geht und von Jahr zu Jahr immer mickrigere Gegenleistungen – sei es in der verrottenden Infrastruktur, sei es bei ständig steigenden Gebühren für staatliche Leistungen, sei es im Gesundheitswesen, das von der Mittelschicht finanziert wird, aber meist von Nicht-Leistungseinzahlern genutzt wird, sei es bei ständig steigenden Mieten.
Darin dürfte wohl auch der Grund für die ständig steigende Popularität der AfD zu finden sein, auch wenn mir zumindest klar ist, dass es mit der AfD als Regierungspartei noch schlimmer werden würde….
Das sowieso aber der Michel will das ja auch so.
„Law and Order“ halt.
Seit 2 Jahren werden die Kosten für eine Behandlung von Kassenpatienten
reglimentiert. Ein Zahnarzt kann gerade einmal einen Zahn eines Patienten
behandeln und dann ist das Budget weg. Zum großen Problem für die Gesetz-
lichen Kassen sind die Patienten aus der Ukraine und andere Flüchtlinge die
Bürgergeld beziehen. Deren Behandlungen müssen mit getragen werden, obwohl
diese nie in die Kasse einzahlen. In der Ukraine muß eine Zahnbehandlung selbst
gezahlt werden. Also kommen die Ukrainer hier her und lassen sich die Kauleiste
auf Vordermann bringen. Die böse AFD will das stoppen.
Wieso die Deutschen fahren doch nach Ungarn oder in die Türkei um sich die Zähne machen zu lassen
Diese Behandlungen bezahlt aber nicht die türkische oder ungarische Krankenkasse. Das sind alles Selbstzahler.
Weißt Du die Ursache?
Weil man eben den Top3% nicht ans Sockelleiste gehen will.
Wenn man das täte, könnte man jede Menge Verbesserungen herbeiführen.
Aber nach unten treten schadet uns allen, weil es Druck auf unsere Löhne und soziale Sicherheit erhöht.
Es wäre schön, wenn in Dwutschland mal diese Erkenntnis das absurde Stockholm -Syndrom mit unseren Plünderern ersetzt.
Das habe ich nicht bezweifelt. Mir ging es um die Aussage, dass nur die sozial schwächsten – also größtenteils die Bürgergeldempfänger / Sozialhilfeempfänger diejenigen wären, die das ausbaden müssen. Ist meines Erachtens aber nicht richtig, denn am meisten ausbaden müssen es die, die ich genannt habe.
Bringt ja auch nichts, wenn keiner mehr motiviert ist, arbeiten zu gehen und Werte zu schaffen, von denen dann natürlich auch andere leben können, die nicht arbeiten gehen.
Die 3% der wirklich Reichen sind nicht reich wegen Arbeit. Das Problem in Deutschland ist, dass Arbeit viel zu hoch besteuert ist und viel zu hohe Sozialabgaben herrschen, kurzum – der Nettolohn zu niedrig ist, für die entstandenen Lebenshaltungskosten der letzten Jahrzehnte.
Das Problem nennt man Kapitalismus und der ist nicht zu zähmen…wie oft ™1974 muss ich das wohl noch schreiben.
stell dir vor, du ackerst ausschließlich für dein hartz4 (3köpfige bedarfsgemeinschaft)
da wirste ausgequetscht, sag ich dir. und wennde dann nur noch schale bist, nehmse dich noch zum marmelademachn…..
tja, den mittleren nimmt er geld, den „armen“ arbeits- + lebens-kraft-vermögen….aber ja, die mittleren greifen gern auf solche kostenlos zur verfügung gestellten zitronen zu 😉 ….is halt der deal hmmm, naja, „war“ mal n deal ……. arme mittelarme…..
Ich bin dafür, Milliardäre zu enteignen! Die große Mehrheit der Bevölkerung darf es einfach nicht hinnehmen, dass Einzelne so mächtig werden.
Rischtisch 👍
Das funktioniert aber nur, wenn man ebenfalls die Ursache angeht, nämlich den Kapitalismus mitsamt seinen barbarischen Strukturen beseitigt.
Was enteignen? Es geht doch um die Herkunft ihres Vermögens: Die Produktionsmittel. DAS muß enteignet und volkseigen gemacht werden.
Aber die meisten denken eben nur innerhalb des hiesigen, kranken Systems des Kapitalismus. Doch nur im Sozialismus kann man an die Ursache.
Wer so viel Geld hat, hat viele Menschen betrogen. Er hat unehrlich gehandelt.
Offenbar wird er nicht gebremst. Er ist unser Ideal.
BSW wählen, dann kann das umgesetzt werden.
Auch das BSW stellt nicht die Systemfrage, die wollen ja nicht einmal mehr aus der NATO raus!
Geschweige denn alle anderen hehren linke Ansinnen zu beherzigen.
Die wollen nicht mal aus Deutsch-EU und Bundeswehr raus. Genauso wenig wie die AfD.
Darum: Tut euch selbst so richtig weh – beide Stimmen BSW!
Oder AfD – das reimt sich auch…
oder SPD, FDP
Lernt ihr niemals etwas dazu – beide Stimmen…
@ Krim
Wieso sollte jemand denn noch SPD oder FDP wählen? Das tut im Overton-Forum doch laut den Umfragen von vor einem halben Jahr so gut wie keiner mehr. Warum also mit denen beschäftigen?
Außerdem gibt es doch für die bereits Sprüche, z.B.:
Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. Wer war mit dabei? Die grüne Partei. Wer vervollständigt das Gruseltriumvirat? Natürlich der Liberaldemokrat.
Sie können die Sprüche ja noch ergänzen / verbessern…
Ich hab mich immer gefragt ob der Spruch nicht älter ist, so post Versailler Vertrags Zeiten, und vielleicht ein Nazispruch. Wir werden es nie herausfinden denn das spezialdemokratische Umfallen ( „mit Bauchschmerzen“ ) hat ja noch längere Tradition.
„BSW – Jammern und fordern tut niemand weh.“
Immerhin muss man dem BSW zugestehen dass sie auf dem Teppich des real machbaren bleiben.
Ab und zu Fisch statt Fleisch ist ja quasi vegetarisch. So gut wie.
Wenn wir schon bei realer Demographie sind, die Leude wollen fettes Audo, Besäufnis zu Kirmestechno und Netflix, und dem Neger nix abgeben müssen. Kernmarke des BSW ist zurück in die 90er. Wollen die Leute aber nicht mal. Die wollen den status quo ohne Abstiegsangst, das ist alles.
Das völlig neutrale Politmagazin „Vorwärts“ versucht hier die Genese nachzuzeichnen – wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Co.
Mir ist es offen gesagt egal, wer den Spruch erfunden hat. Ist wie bei „Lügenpresse“. (Das wurde vor 100 Jahren auch von Linken verwendet – heute beißt man sich auf die Zunge, weil „rächts“ und „pöse“.) Mir ist das wuppe, mir kommt es bei einem Satz oder Spruch darauf an, ob er inhaltlich passt. Und da ist das Problem, dass sich die SPD-Wähler schon 1912 und vorher vielmehr höchstselbst verraten haben, weil man den Laden kennen konnte und er auch (u.a. von Engels und anderen) frühzeitig demaskiert worden ist.
Das scheint mir jetzt eher ein großer Kritikpunkt zu sein.
Zu sagen was ist, bleibt die revolutionäre Tat und bereits daran scheitern diese Granden ja regelmäßig („Putins Angriffskrieg“).
Zumindest zu viele Leute. Die sind eben Habenwill-orientiert.
Machste nix draus, am Ende wird dann geliefert wie bestellt. 🤷♂️
Was dann umgesetzt werden könnte, kann man erahnen, wenn man nach Thüringen schaut! Die Partei bekommt es ja nicht einmal hin, diese Eiterbeule endlich auszudrücken! Falls sie das überhaupt will.
Eiterbeule war gut!
@ Michael
Leider nein.
Es ist in diesem Land nicht möglich eine systemverändernde Kraft in die Regierung zu bekommen. Wenn sie wirklich systemverändernd ist – wird sie verfolgt, verleumdet und wenn alles nichts hilft verboten. Andernfalls wird sie irgendwann katzbuckeln, lieb Pfötchen geben – und zugeschliffen bevor sie sich im Parteienkartell an dem und jenem Fleischtopf mitlaben darf.
Man sieht es an der AfD, aus der alle tatsächlich kritischen Elemente Stück für Stück zugunsten der pro-transatlantischen, pro-neoliberalen, pro-identitären Kräfte – kurz: der Weidelschen Melonen – herausgedrängt und entfernt werden.
Beim BSW ist es nicht anders. Und bei der Linkenden sowieso nicht. Das erste, was sie für R2G in Bremen aufgab, war – ihr Wunsch nach Abschaffung der Hartz-Sanktionen. Und anderswo war sie fleißigste Privatisiererin, Steigbügelhalterin und Bonusmeilensammlerin.
Nein – der Reformismus wird „uns“ nicht erlösen. Egal was ihr auch wählt – es kommt immer Herrschaft bei raus. Und Kröten, die ihr schlucken müsst, wenn ihr nicht anfangt eure Arme zu verschränken und „Nein!“ zu sagen. 🤷♂️
Es bleibt dabei: Auch gut gemeinte Steuern sind RAUB!
Lest Tolstoi:
Quelle: hier
Und Herr Burbach mag zwar soziale Ungleichheit oder das Schonprogramm für Reiche kritisieren, doch bleibt er von seiner Grundlogik her etatistisch und reformorientiert – also im Rahmen der bestehenden Denk- und Handlungskreise gefangen. Mit seinem Vorschlag wird er bloß zur Stabilisierung, zum Erhalt des Systems, beitragen. Es ist dann gerade kein Plädoyer für die Schwachen, sondern ein Plädoyer für eine bestimmte Form der Staatsausgestaltung. Kann das genügen? Kann das zielführend sein?
Es mag Rachefantasien stillen, wenn man hofft und fordert, der Staat möge durch dieses und jenes Tun den Reichen etwas wegnehmen. Souverän oder fortschrittlich ist diese Denke freilich nicht. Ja, Luxusgütersteuern sind schöne Kosmetika und zuckerhaltige Goodies für die aufgebrachte Masse. Aber sie verpuffen schnell und haben einen schalen Nachgeschmack. Insbesondere wenn die Gegenseite sich organisiert. Und obendrein hat man dann keine Argumente mehr, wenn das so organisierte Gegenlager in einer Retourkutsche verlangt, die Armen mehr zu schröpfen. Man hat allenfalls Moral, aber die ist billig und eine Modeerscheinung und von der kann man sich auch nichts kaufen. Außer vielleicht Applaus.
Aber auch, wenn der Staat morgen „den Reichen“ (wer ist das überhaupt?) mehr Geld wegnehmen sollte – ja, dann können Sie immer noch nicht entscheiden, was mit dem so eingezogenen Geld geschieht! Wer sagt Ihnen denn, dass er das Geld für Sie ausgibt, für ihre Klos und Klöße? Der Staat mag es statt in Kinderspeisung einfach in noch mehr Kreuzer und Kanonen stecken. Und dann? Fühlen Sie sich gut, weil Sie jetzt zwar keinen Heller mehr in der Tasche haben, aber die pösen Reichen immerhin zwei Kronen rausrücken mussten? Reicht Ihnen das? So klein sind Sie? Und selbst wenn er sie mit dem ganzen Zaster übergösse und auch noch ihre Toilette schrubbte und zum Glänzen brachte – dann ist es immer noch durch Raub erfolgtes Schrubben. Erraubter Zaster. Nur, dass heuer mal Sie ein wenig profitieren und den Duft des Geldes in Ihrem Bad einatmen konnten. Sitzen Sie also zufrieden auf der Schüssel, weil Sie heute profitieren und mitrauben durften? Wie können Sie sich dann empören, wenn der Staat den Reichen nach dem nächsten Fischzug mit Ihrem Geld goldene Waschbecken und silberne Pissoirs einbaut? Pardon: Ihren Sohn einbauen lässt. Denn der Staat selbst baut ja nichts ein, der führt auch keine Kriege. Der bedient sich dazu seiner Untertanen. Ergo: Ihnen und Ihrer Kinder.
Nein – Steuern, Gebühren und Abgaben bleiben immer Instrumente der staatlichen Machtausübung. Mit ihnen wird ökonomische Macht in die Hände von politischen und bürokratischen Eliten gelegt. Und auch die „gerechteste Umverteilung“ ist zum einen nichts anderes als ein organisierter Beutezug, die unter Gewaltandrohung erfolgte Abpressung von Geld, Land et cetera. Und zum anderen verhindert sie nicht, dass Reichtum und Kontrolle fortbestehen, dass die Gesellschaft auch weiterhin hierarchisch organisiert ist und in ihr mit Gewalt geordnet wird.
Das Problem ist ergo nicht, wie Steuern erhoben oder verteilt werden, sondern dass Steuern erhoben werden! Das Problem ist, dass es Eigentum und die damit verbundene Herrschaft über / durch Produktionsmittel überhaupt gibt! Daher muss auch heuer das Ziel, sein auf die Überwindung von Steuern, Bürokratie und Eigentumsrechten hinzuarbeiten. Die Schaffung egalitärer, herrschaftsfreier Selbstverwaltung anzustreben. Niemand sollte Steuern zahlen oder zum Einbau von Goldtoiletten abkommandiert werden müssen!
Zum Abschluss noch mehr Gedankenanreger aus dem Hause Tolstoi. Ganz unten am Artikel sind sogar noch Lösungsvorschläge – die kopiere ich heuer mal nicht mit, das habe ich an anderer Stelle wiederholt getan.
Raub ist eine moralische Kategorie, die besagt, dass man so was als „schlecht“ empfindet und also nicht möchte.
Steuern sind dazu da, um Aufgaben des Gemeinwesens zu bestreiten. Dass das in einer Klassengesellschaft auch Instrumente ebendieser Klassenherrschaft sein können, hat mit der Klassengesellschaft zu tun, nicht mit den Steuern als solchen. Wenn man keine Steuern möchte, kann auch das Gemeinwesen nicht existieren. Man kann natürlich auch Staatsausgaben privatisieren. Das ist aber dann das Ende von Demokratie, weil dann Privatinteressen über die Belange des Gemeinwesens entscheiden.
Haarsträubend.
Nein, Raub ist keine moralische Kategorie („Herr Richter, kommen Sie mir nicht mit moralischen Kategorien, bloß weil Sie es persönlich als schlecht empfinden, dass ich meinen Nachbarn überfallen habe!“). Nein, Steuern sind nicht dazu da, um Aufgaben des Gemeinwesens zu bestreiten, sondern um die Ausgaben des Staats zu bestreiten (ja, das ist ein Unterschied) …
Es ist sinnlos. Die Leute WOLLEN dumm bleiben – gut, bitte, sollen sie dumm bleiben, die Menschheit ist überbewertet.
Genieß deinen schönen Staat.
Sie geben ein wunderbares Beispiel für eine ideologische Diskussion jenseits der Realität.
(Es ist aber theoretisch möglich, in einer kommunistischen Gesellschaft, in der das Geld abgeschafft wurde, ohne Steuern auszukommen.)
Alles Kollektive (wie Staat, Gemeinwesen, usw.) ist den Linksliberalen, aber auch den Anarchisten von Übel. Sie sehen darin ihre persönliche Freiheit bedroht, ihr höchstes Gut. Eigentlich ein eindimensionales Weltbild, denn der Mensch ist ja ein gesellschaftliches Wesen.
Eine weitere Projektion jenseits jeder Realität. Es sind die Kapitalisten, die alles Kollektive ablehnen – bis auf das „ihr buckelt kollektiv für mich“ natürlich.
Es gibt einen Unterschied zwischen Diskutieren und Fantasieren.
garno hatte wahrscheinlich gar keine Familie und ist wahrscheinlich eher im Waisenhaus aufgewachsen… 😉
Deutschland ist doch ein einziges Waisenhaus, so verlassen und verloren wie die Leute häufig sind…
Da ist sicher etwas dran.
@ garno
Himmel hilf, was haben Sie denn bitte über Anarchismus und Libertarismus gelesen oder gehört?! Das ist ja gruselig.
Wer behauptet, Freiheitliche lehnten das Kollektive ab, missversteht deren Position mehr als nur grundlegend. Für Anarchisten sind die Menschen gerade durch freie Kooperation und Selbstorganisation sozial und kollektiv miteinander verbunden – das ist das Gegenteil eines jeden eindimensionalen oder eines Raub-Individualismus. Anarchisten lehnen schlicht jede Form hierarchischer und zwanghafter Strukturen ab – ob Staat, Markt, Kirche oder andere. Aber doch nicht Kollektive an sich! Sie streben vielmehr die Harmonie zwischen Individuum und Kollektiv an.
Haben Sie sich eigentlich je mit den Kollektiven im Katalonien der 1930er beschäftigt?! Haben Sie je Kropotkin gelesen, der für freiwillige Kollektive wie Genossenschaften oder Kommunen warb und die soziale Natur des Menschen aufzeigte? Haben Sie sich je mit den Tolstoianern beschäftigt? Also über Westipedia hinaus?
Ich habe es vorgestern bereits unter dem Flassbeck-Artikel hier aufzuzeigen versucht. Der hat auch einfach Libertäre mit Musk, Milei und Milton Friedman gleichgesetzt. Aber das sind Raub-Individualisten und dieser „„raue Individualismus“ ist nur eine der vielen Täuschungen der herrschenden Klasse, um ungehindert ihren Geschäften und ihrer politischen Erpressung nachgehen zu können“ (Emma Goldman).
Und Ihr höchstes Gut ist der Zwang? Oder der Staat? Oder wat?
Kein ernstzunehmender Freiheitlicher wird Ihnen da widersprechen. Nur ist Gesellschaft ≠ Staat. Die Vorstellung einer Eindimensionalität kann nur aufkommen, wenn man bei Betrachtung der Welt der Libertalia ihre positive Vision von sozialer Organisation bewusst negligiert. Libertäre wollen eine Gesellschaft, in der individuelle Freiheit durch kollektive Solidarität gestärkt wird – das ist nicht eindimensional, sondern vielmehr nuanciert. Hier wird nämlich versucht die gesellschaftliche Essenz des Menschen einzubeziehen und zu stärken, ohne ihn zu missbrauchen oder zu knechten.
Anarchisten und Libertäre sind Träumer oder Spinner. Ein umfassendes Gemeinwesen wird immer eine Governance benötigen. Das sieht man ja schon in kleinen Projektgruppen.
Und wenn es das Recht ist, das das Leben organisiert. Und schwupps ist der Staat da.
Es wird immer irgenjemand geben der mehr Plan hat und eben auch vielleicht verantwortungsvoll und im Sinne aller handelt.
Nur, in einer Anarchie, wäre dann ganz schnell weg vom Fenster, wenn er dies nicht täte.
Hauptsache ad hominem, ne? 😉
Ich drehe den Spieß mal um: Träumer und Spinner sind diejenigen, die nicht den Mut haben, auf echte Veränderungen zu setzen und die Freiheit zu umarmen.
Nein, muss es nicht. Beispiele sind Legion wie man bei Kropotkin, Souchy oder Graeber nachlesen kann.
Ja – vielleicht in Projektgruppen, die in westlichen lebensverneinenden, bellizistischen und schlicht normopathischen Gesellschaften zusammengestellt worden sind. Es gab und gibt eben noch andere Gesellschaftsmodelle wie man bereits Fromm und Gruen entnehmen kann. Der Westen ist nicht der Standard – er ist allenfalls die Normabweichung. Do your research.
Wer setzt denn Ihr holdes Recht?
Recht ist wandelbar wie Mode. Und die Schneider, die diese Moden fabrizieren, sind die Advokaten und Rechtsgehrten der Herrschenden. Schon B. Traven wusste:
Nun – Sie mögen es anders sehen, da kommen wir eben nicht zusammen. Lassen wir die Meinungen einfach nebeneinander stehen.
Sie bekommen eine anarchistischen Gesellschaft nicht hinreichend effektiv organisiert, ohne dass es neue Machtverhältnisse geben wird.
Und auch in der Gesellschaft wird es Regeln, also Recht geben.
Und das wird auch da Machtverhältnisse spiegeln.
Ich kenne Traven, etc. finde aber Orwells Animal Farm wesentlich zutreffenden.
Das ist ebenfalls bloß Ihre Meinung, keine Widerlegung meiner Punkte.
Lesen Sie es bei Souchy und anderen Beobachtern nach, wie es nach dem Juliputsch 1936 ablief. Der spanische Staat war teilweise handlungsunfähig, teilweise weg – und die Menschen organisierten Produktion und Versorgung kurzum selbst!
Ich schreib Ihnen und unseren Mitlesern nicht alles aus Nacht über Spanien ab, nur so viel als Zusammenfassung:
Fabriken und Farmen wurden von den Arbeitern übernommen. Entscheidungen trafen man in Vollversammlungen. Die Delegierten waren jederzeit abwählbar und hatten klar begrenzte Aufgaben. Anstatt einer zentralen Leitung gab es Kollektiv-Förderationen, die Ressourcen austauschten. Die Produktion und Verteilung wurde von den Beteiligten direkt gesteuert – Bürokratie adè. Die Transportbranche in Barcelona wurde dezentral koordiniert und erreichte eine bessere Versorgung als vor der Revolution. In der Landwirtschaft gab es in diversen Dörfern und Orten höhere Produktivität und faire Verteilung. Wasser, Strom und Müllabfuhr lief weiter – und war besser organisiert.
Daran waren über eine Millionen Menschen beteiligt – unter Kriegsbedingungen, unter Druck. Und trotzdem hat man die Aufgaben zwar vielleicht nicht friktionsfrei, aber sehr wohl effektiv und ohne Chaos – und vor allem ohne Herrscher – organisiert bekommen. Daran ließe sich anknüpfen und weiterdenken.
Meine Fresse. Regeln ≠ Recht!
Regeln können gemeinschaftlich von mündigen Menschen freiwillig ausgehandelt und situativ angepasst werden, sie basieren auf Konsens. Sie werden horizontal verhandelt und nicht institutionalisiert.
Recht hingegen ist eine kodifizierte Form von Normen, die durch die Herrschenden nach Gusto festgelegt, institutionalisiert, mit Moralin verbrämt und mittels Gewalt und sonstigen Zwangsmitteln durchgesetzt werden. Sie werden vertikal oktroyiert.
Und davon abgesehen existieren in einer freien Gesellschaft schlicht keine Machverhältnisse.
Zutreffender? In Bezug auf was bitte?
Traven verarbeitete real existierende und real von ihm erlebte Verhältnisse und Erfahrungen und hat seine Geschichten dann mit fein eingewobenen Gesellschaftsbeobachtungen angereichert. Seine Bücher wurden gerade deswegen von Arbeitern so viel gelesen, weil sie eben – im Vergleich zu Karl May und Co. – keine Fantasy- oder bloßen Abenteuerromane waren. Sondern Schilderungen des echten Lebens. Schilderungen dessen, was die Arbeiter eben so erlebten – und noch heute oft erleben. Gerade Das Totenschiff (aus dem ich zitierte) und Die weiße Rose sind da maßgebend.
Blair hat eine Parabel geschrieben, in der auch nicht mal der Anarchismus, sondern der Realsozialismus sowjetischer Prägung Ziel und Gegenstand waren. Eine freiheitliche Gesellschaft hat mit der Farm schlicht nichts am Hut – sie ist weder autoritär noch totalitär.
„Und wenn es das Recht ist, das das Leben organisiert. Und schwupps ist der Staat da.“
Richtig, Moral und Recht machen gesellschaftliches Leben erst möglich. Letztlich muss sich der Einzelne dem Gruppenzwang immer unterordnen. Seine Freiheit besteht nur darin das Kollektiv zu verlassen. Dann ist er nur noch ein Ausgestoßener, ein Vogelfreier ohne menschliche Gemeinschaft. Ihm bleibt dann nur noch, um nicht unterzugehen, Gleichgesinnte zu finden – für eine neue Gemeinschaft.
Die Gemeinschaft zu verlassen wagen allerdings nur sehr Wenige, entweder sehr Mutige oder von der Gemeinschaft Ausgestoßene (wie etwa Straftäter, Perverse usw.).
Christus, mein Erlöser!
So was wie der erste Satz klingt ja immer ganz harmlos, so nach soziologischer Seminar-Selbstverständlichkeit. Nur ist er das eben nicht. Zu dem Punkt gelangt man spätestens, wenn man nach Durkheim dann einen Giovanni Gentile aufgeschlagen hat. Bei Typen wie dem war der Staat ja auch immer so ein „ethisches Ganzes“. Und diese absurde Vorstellung, dass Moral, Recht und Staat eine Einheit bildeten und das Individuum darin dann aufgehe, ist zentral für Faschismus und andere etatistische und sonst wie autoritäre Ideologien. Der Einzelne hat sich für „das größere Wohl“ zu fügen. „Solange der Bu‘ an meinem Tisch sitzt, hat er zu tun, was ich sage!“ Da sage ich nur: 🤢
Hier wird Druck und Zwang zur Norm erhoben, als unvermeidlich und legitim verkauft – und das ist totalitäres Denken in Reinkultur. Wer „immer“ und „muss“ ins Feld führt, der lässt einfach wenig Raum für Dissens oder andere Gedanken. Und da kann er sich dann nada niente beschweren, wenn die Gegenseite irgendwann die Macht hat und ihn drückt und knüppelt. Aber die deutschen Knechte tun es dann doch immer, rufen nach ihrer Moral und verlangen, dass man an ihrer statt andere prügelt, weil sie immer „brav“ gewesen sein. Tja – ihr verlangtet nach harter Hand, Zwang und Knute, ihr habt nicht zu entscheiden, wen sie trifft.
Ich habe es hier in der Debatte schon eingebracht: Moral und Recht sind Moden und ihre Schneider Advokaten und Rechtsgehrte der Herrschenden. Moral und Recht sind schlicht wandelbar, mehr als nur relativ – und vor allem sind sie Ausdruck der jeweiligen Machtverhältnisse. Nur weil man sie in Stein meißelt, sind sie nach lange nicht in Stein gemeißelt, im Sinne von stabil und zeitlos. Sie sind eben bloß Ausdruck der Moden zeitgenössischer Babos und können von den nächsten bereits wieder ausgetauscht werden. Und weil das so ist, ist der eigensinnige Einzelne nicht nur berechtigt, sondern sogar angehalten solchen Schmu infrage zu stellen. Denn was hier – und besonders gerne auch von Westlern dem Rest der Welt – als vorgebliche „universelle Normen“ und „allseits / aller Zeiten gültige Ordnung“ propagiert wird, ist in Wahrheit doch nur eine schäbige Unterdrückungsideologie, die man mit viel Moralin und Wörtern wie „Vernunft“ verbrämt.
Merke: Es waren immer Einzelne, pöse Querdenker und Abweichler, die für Erfindungen und neue Ideen sorgten. Gesellschaftliches Leben, Atmen und Voranschreiten entsteht deshalb nicht trotz Abweichlern, sondern gerade durch sie und wegen ihnen.
Klingt nach einem Freiheitsbegriff beziehungsweise einer Freiheitskenntnis, die nicht weiter reicht als bis zu: „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“
Hilfreich und überzeugend ist das alles nicht.
Mich juckt es überhaupt nicht wie man mich schubladisiert. Ein Tobias Hans hat Menschen wie mich, die das Sakrament der Impfung ablehnten, von der Kanzel herunter als „raus aus der Gesellschaft“ bezeichnet. Für das rechte Geschmeiß bin ich sowie qua politischer Grundhaltung nur „Plaste-Deutscher“, da helfen mir meine blauen Augen, blonden Haare und mein Gardemaß genauso wenig wie die Blutgruppentätowierung meines Großvaters (Silbermedaille für den Zweiten Platz im Weltkrieg 1939-1945!!). Für andere bin ich nur ein Krüppel, pöser Hartzer, Russlandversteher, Islamkuschler, linksextremer Nazi oder sonst was.
Dass Sie mich jetzt mit jetzt mit sogenannten Vogelfreien, Straftätern und Perversen in einen Topf packen, freut mich offen gesprochen. Die meisten sogenannten Vogelfreien, Straftäter und Perversen sind höchst anständige Leute mit weltbilderweitenden Anschauungen. Und noch der versauteste Strichjunge hat weniger Dreck am Stecken als das niederste Mitglied der Berliner Blase. Davon abgesehen bin ich gern gefallener Engel sowie ein stolzes Schwein in der Herde Epikurs. Letztere ist übrigens auch nach gewaltfreien Regeln und nicht nach ex cathedra verhängten Gesetzen organisiert.
Ja und die ist nicht „von Natur aus“, „automatisch“, „weil das so ist“ unter Prämissen von Macht, Gewalt und Herrschaft organisiert. Just do your research.
„Moral und Recht sind Moden und ihre Schneider Advokaten und Rechtsgehrte der Herrschenden.“
Diese Aussage ist oberflächlich und von der Grundidee auch falsch, denn Moden sind etwas Beliebiges oder Willkürliches. Auf die Substanz verkürzt bedeutet es ja: Moral und Recht sind die Moden der Herrschenden. Moral und Recht sind in der Realität jeder Gesellschaft jedoch weit mehr als nur beliebige Moden der Herrschenden. Sie haben nämlich eine unverzichtbare Funktion in jeder Gesellschaft, und zwar gänzlich unabhängig von der politischen Herrschaftsform.
Moral und Recht bilden zusammen mit den staatlichen Institutionen (den Gruppenzwängen) den ideologischen Überbau als Begründung und Rechtfertigung für gesellschaftliche und wirtschaftliche Zwänge, die zur Existenzsicherung und zur Reproduktion der Gesellschaft notwendig sind – insbesondere werden damit die Herrschaftsverhältnisse im Produktionsprozess gerechtfertigt.
@ garno
Nein, sind sie nicht. Das ist von Autoren wie Graeber und anderen auch zusammengetragen worden. Die von Ihnen wiedergegebene Behauptung ist einfach nur eine eurozentristische Sicht, die obendrein allenfalls für das Westfälische System der sogenannten Moderne passend ist. Und selbst da gab es Abweichungen, von Gesellschaften, die überhaupt kein Recht setzten mal abgesehen. Ich schrieb es in dieser Debatte bereits mehrfach: Recht (staatlich oktroyiert, vertikal) und Regeln (gemeinschaftlich-konsensual festgelegt, horizontal) sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel.
Moral und Recht sind soziale Konstruktionen, die nun einmal entscheidend von den vorgefundenen herrschaftlichen Bedingungen geprägt werden. Sie entstehen nicht neutral, unabhängig und / oder universalistisch, sondern sind von konkreten Menschen gesetzt worden. Sie entwickeln sich – oder besser: werden von bestimmen privilegierten Kreisen entwickelt – zur Rechtfertigung und Aufrechterhaltung einer bestimmten Herrschaftsordnung und der mit dieser einhergehenden Unterdrückung. Und in der Tat sind sie der ideologische Überbau, um Zwang und Ungerechtigkeit zu rechtfertigen. Daraus folgt logischerweise, dass man das ganze auch anders organisieren kann. Dass es Alternativen gibt.
Regeln, in einem freiheitlichen Sinn, sind gerade kein starres, von oben auferlegtes Maßnahmenbündel, sondern Ausdruck gegenseitiger Verantwortung und Rücksichtnahme. Sie sind Teil einer sozialen Praxis, die nicht durch Zwang, sondern durch Konsensualität und Respekt unter sich als Gleichwertige Erkennenden definiert wird. Dadurch steht die libertäre Ausgestaltung und Regelung einer gesellschaftlichen Ordnung natürlich in schärfstem Kontrast zur autoritären, die sich über moralisch-verbrämten Rechtszwang organisiert.
Recht und Moral sind Westprodukte, die unter dem Deckmäntelchen eines vorgeblichen Universalismus verkauft werden, um in anderen Regionen herumzufuhrwerken. Man sollte sich von ihnen lösen.
Schön, Sie haben das Problem also doch noch erkannt. Der Staat und andere autoritäre Institutionen sind jene Instrumente, die die herrschaftlichen Machtverhältnisse aufrechterhalten und legitimieren, gerade auch im Produktionsprozess. Sie dienen nicht dem Gemeinwohl, sondern der Aufrechterhaltung einer bestimmten, durch nichts zu rechtfertigenden, Hierarchie und der damit einhergehenden Repression.
Altlandrebell: „Ich schrieb es in dieser Debatte bereits mehrfach: Recht (staatlich oktroyiert, vertikal) und Regeln (gemeinschaftlich-konsensual festgelegt, horizontal) sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel.“
Auch vom vielen Wiederholen wird es ja nicht richtiger, die „völlige Unterschiedlichkeit“ von Recht und Regeln. Oder meinen Sie damit etwa die „regelbasierte internationale Ordnung“? Die hat in der Tat nichts mit Moral und Recht zu tun.
Moral, Recht und Regeln gehören in die selbe Begriffskategorie, wobei sich Regeln aus der Moral und dem Recht (der kodifizierten Moral) ableiten. Die Unterscheidung (in völlige Unterschiedlichkeit) der Begriffe ist künstlich und ideologischer Natur, vermutlich um Anarchismus und Libertarismus plausibler erscheinen zu lassen.
@ garno
Im Gegenteil. Sie hat sehr viel Moral und Recht zu tun. Mit westlicher Herrschaftsmoral und dem Recht des Stärkeren.
Nein, tun sie nicht.
Und leider habe ich noch immer kein Argument von Ihnen erhalten außer „Das ist halt so“. Ist ja schön, dass Sie Ihre hierarchische Auffassung gesellschaftlicher Ordnung propagieren. Nur wirkt es auf mich nicht überzeugend. Und es hilft auch nicht, wenn Sie meine Begriffskritik einfach durch Ihre konstruierte (ergo: künstliche) Ordnung und Begriffsgleichsetzung wegzuschieben versuchen.
Regeln sind etwas, das nicht zwangsläufig über autoritäre Institutionen, Moral oder kodifizierte Systeme vermittelt werden muss. Sie können genauso gut emergente soziale Phänomene darstellen, die sich aus horizontalen Interaktionen erwachsen. Das hängt sehr stark von der gesellschaftlichen Verfasstheit (insbesondere auch der Scheidung lebensbejahend / -verneinende Ordnungstypen ab). Es gibt tatsächlich auch Menschen, die in der Lage sind, sich spontan und vernunftbasiert zu organisieren, ganz ohne Zwang von außen. Regeln ergeben sich bei ihnen nicht aus Autorität, sondern aus gegenseitiger Vereinbarung und gegenseitigem Nutzen. Gemeinschaften vermögen es informelle Konventionen, die auf Vertrauen und Reziprozität beruhen zu entwickeln – Regeln von unten, ganz ohne irgendwelche Kodizes und Moral. Solche Regeln sind flexibel, konsensual und gerecht – im Gegensatz zu von oben (Kirche, Partei, Staat, Eltern…) zentral verordneten Gesetzen und Moral. Ihre Gültigkeit erwächst nicht aus einem äußeren Machtanspruch. Auf entsprechende Autoren und Beispiele zur Illustration habe ich in der Diskussion verwiesen.
Die Zurückweisung der Unterschiedlichkeit ist künstlich und ideologischer Natur, vermutlich um Anarchismus und Libertarismus als spinnerte Projekte abwerten zu können. Sie wird wohl von einer immanenten Angst vor Freiheit und Eigenverantwortung gespeist, wie sie für das heutige Deutschland typisch ist.
Sie möchten Herrschaft. Sie möchten Gewalt. Sie möchten Zwang. Sie möchten Steuern. Sie möchte autoritäre Ordnung. Sie verkaufen das alles als Natürlichkeit und Normalität und suchen somit zu normieren. Das ist okay. Sie haben Ihren Punkt rübergebracht.
In der Debatte habe ich verschiedentlich meine andere Auffassung deutlich gemacht – wenn Sie nichts mit ihr anfangen können, dann ist das eben so. Sie werden mich nicht überzeugen und ich habe kein Interesse Sie zu etwas zu bekehren. Für mich ist hier Schluss.
Ja, weil wir bspw. zwangsweise in den Krieg gegen unseren Nachbarn ziehen, oder wir als Laborratten im freien Feldversuch uns einer experimentellen Genmanipulation unterziehen sollen.
Du projizierst. Deine Idee vom fürsorglichen Staat ist es, die sich jenseits der Realität befindet.
Der Staat ist ein Gemeinwesen. Da ist kein Unterschied, den Sie hier konstruieren wollen. Man kann sogar noch weiter gehen und den Staat als eine erweiterte Familie betrachten.
Ihre ‚Betrachtung‘ kling ja sehr nett, aber Institute wie Gefängnis, Wehrdienst, Polizei, Zwangsvollstreckung etc. zu erklären als eine ‚Erweiterung‘ von Familie, das ist theoretisch gesehen nicht so ganz überzeugend. Oder ging es in Ihrer Familie so ruppig zu?!
Spaß beiseite: Diese platte Gleichsetzung kann nur eines leisten, nämlich den Staat als etwas Naturwüchsiges, Vertrautes und Nettes zu präsentieren. Nationalisten sind damit gut bedient, sonst aber niemand….
👍👏 🤝
Nationalisten – und natürlich Etatisten jeglicher Couleur.
Wenn man unter Familie versteht, dass Vater (oder Mutter – bleibt sich eins) die Kinder unter Androhung von Existenzentzug zum Anschaffen zwingt, könnte was dran sein.
@ Foehre
Jetzt ist es an mir zu sagen: MMD (made my day)! 🤣
Herrlich auf den Punkt gebracht! 👍👏 🤝
@ garno
😵😡🤢
Das ist eine unglaublich garstige Verfälschung und Verharmlosung der zutiefst autoritären und hierarchischen Natur von Staaten.
Der Staat ist doch keine freiwillige, vertrauensbasierte Gemeinschaft – sondern eine auf Herrscht und Gewalt beruhende Organisation.
Der Staat beruht nicht emotionaler Bindung, Fürsorge oder gar Liebe – er ist die Antithese dazu! Er ist kalt, verwaltend, abstrakt. Er kontrolliert, reglementiert und schikaniert.
Der Staat macht Menschen zum Befehlsempfänger, zum Beherrschten, zum Bürger, der mit Kopf und Kragen, Land und Geld, Leib und Seele an diversen Fronten mit Blut, Schweiß und Tränen zu bürgen hat. Seine Bewohner sind keine gleichberechtigten Mitglieder einer Gemeinschaft.
Mein Bild von Familie entspricht dem jedenfalls nicht. Gleichwohl mag es sein, dass viele deutsche Familien denselben Grad an Lebensverneinung, Zwang, Unterordnung, Gewalt, Brutalität und Kälte aufweisen, der auch den Staat kennzeichnet, in dem sie zu existieren haben. Das ist dann einfach nur traurig, aber beileibe kein hinreichender Grund eine handelsübliche Familie mit einem Staat gleichzusetzen. Das spricht eher dafür endlich mal für eine lebensbejahende Gesellschaft zu kämpfen, in der dann auch endlich gute, warme, liebende Familien erblühen können.
Jetzt weiß ich endlich auch, warum ich nie ein Famillienmensch geworden bin. 😉
Familie und „Familie“ sind zwei paar Stiefel. Für alles andere fragen Sie Prof. Dr. Corleone. 😉
Prof. Dr. Corleone: Ich würde sagen, auch Staat und „Staat“ sind zwei paar Stiefel. Es gibt ihn nämlich, den fürsorglichen Staat (bei Liberalen verschrien als Mama-Staat). Im Gegensatz zum Anarchismus, der nur als Idee (oder als Hirngespinst) existiert, vornehmlich bei Leuten, die aus ihren infantilen Träumen nicht herauskommen.
Es gibt auch fürsorgliche Vergewaltiger – völlig richtig. Die haben zwei, drei Ehrenämter, sitzen im Betriebsrat, backen Kuchen für den Verein, sind alle hochgeachtet und sehr anerkannt. Und nach den Schlimmsten werden Straßen und Flugplätze benannt. Und zuhause wird dann Sohnemann verdroschen, wenn er nur eine „3“ nach Hause gebracht oder eben das Töchterchen eingeritten. Stolzdeutschland, willst ruhig sein!
Was jucken mich denn Ihre Liberalen? Was habe ich mit denen am Hut? Lieber Aal als liberal!
Den Unterschied zu Raub-Individualisten wie Musk, Milei und Co. habe ich schon unter dem Flassbeck-Artikel die Tage aufzuzeigen versucht.
Im Gegensatz zum fürsorglichen Staat, der nur als Propagandatrope (oder als Tagtraum) existiert, vornehmlich bei Leuten, die nie ihr Stockholm-Syndrom und ihre innere Leere behandelt haben.
„Was jucken mich denn Ihre Liberalen? Was habe ich mit denen am Hut?“
Der Liberalismus (mit seinem Fokussieren auf den Einzelnen) ist die seit Jahrhunderten prägende Ideologie im Westen, dem sich kaum jemand entziehen kann. Meiner Erfahrung nach ist er im Westen Deutschlands prägender als im Osten. Bekanntlich war in Ostdeutschland vorübergehend eine kollektivistische Ideologie vorherrschend, was sich bis heute bemerkbar macht. Autoritäre und kollektive Strukturen haben im Osten eine ganz andere Bedeutung als im Westen (werden weniger verachtet).
Um es kurz zu machen: Was ist der Anarchismus mehr als ein infantiles Aufbegehren gegen kapitalistische staatliche Strukturen? Die kapitalistische Herrschaftsform wird auf den Staat an sich übertragen und damit das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Was bleibt ist eine Wunschvorstellung von einer besseren Welt als normatives Ziel und als moralische Kategorie – analog der „Normativen Wissenschaft“ der Liberalen.
@ garno
Das hat niemand hier bestritten.
Es gibt freilich einen fundamentalen Unterschied zwischen Liberalismus und Libertarismus, den ich hier wie unter anderen Artikeln mehrfach zu skizzieren versucht habe. Ich habe mehrfach hier in Texten meine Ablehnung des Liberalismus zum Ausdruck gebracht und mich auch scharf von jeglicher Eingemeindung in irgendeinen Raub-Individualismus abgegrenzt. Wenn Sie den Punkt und die Links nicht zur Kenntnis nehmen wollen – bitte. Wenn für Sie das alles eins ist – bitte. Ich zwinge Sie zu nichts. Und ich oktroyiere Ihnen auch nichts.
Ist ja schön für die. Wenn die geknechtet werden wollen und gerne die Rute spüren, dann sollen die das so halten. Wenn Sie das persönlich auch so halten – dann halten Sie es eben so. Das ist mir doch völlig egal. Was habe ich mit diesen Leuten am Hut?
Nur: von was soll mich der Punkt bitte überzeugen? Das ist nur das Masse-Argument. Die im Osten verachteten Autoritarismus weniger, die seien dafür offen, also habe man sich anzuschließen – oder wat? Weil alle sich impfen ließen, soll ich mich mitimpfen lassen? Weil alle von der Brücke springen ist das jetzt „in“ und du musst mitmachen? Nö. Und die Gründe habe ich auch schon dargelegt.
Davon abgesehen gibt es auch einen manifesten Unterschied zwischen libertärem Kollektivismus wie ihn Freiheitliche und pöse Anarchisten vorantreiben und autoritären Kollektivismen jeglicher Couleur wie Sowjetbürokratismus, Faschismus, Islamismus oder Maoismus.
Dadurch, dass Sie einfach nur Ihre Punkte wiederholen, werden sie jetzt auch nicht automatisch wahr. Wenn Sie Libertarismus nicht mögen, dann mögen Sie ihn eben nicht. Sie müssen dann freilich andere Weltanschauungen nicht zwanghaft mit abwertenden Adjektiven versehen. Ihr Punkt wurde auch so klar.
Ansonsten ist Anarchismus das reife Streben mündiger Menschen nach einer Gesellschaft, die ohne Herrschaft, Gewalt und Ausbeutung auskommt. Es ist ein durchdachtes Konzept und bei aller Moralkritik von einer ganz speziellen Ethik beseelt. Eine, die älter als Kapitalismus und neuzeitliche Staatsverfasstheit ist und sich nicht nur gegen diese, sondern sämtliche andere Strukturen richtet, die den Menschen knechten – ergo auch gegen religiöse Autoritäten (Kirche, Mufti) oder großfamiliäre Zwangskorsette (Clans).
Das Ziel ist nicht Chaos, sondern eine friedliche Ordnung. Das Ziel ist nicht Verbot des Kollektivs, sondern seine harmonische Verbindung mit dem Individuum – und zwar ohne Zwang und Hierarchien. Das Ziel ist nicht blinder Widerstand, sondern der Ausgang in eine lebensbejahende Gesellschaft. Der Anarchismus ist bereits verschiedentlich verwirklicht worden und daher keine Seifenblase. Er ist ein Prozess – kein statisch abzuarbeitenden Rezept. Und wenn Ihnen der Anarchismus nicht schmeckt – dann kochen Sie ihn eben nicht. Niemand zwingt Sie mitzumachen.
Wir kommen bei diesem Thema nicht zusammen – und ich bin jetzt die Tage raus. Vielleicht ist man sich bei einer anderen Debatte dann wieder näher.
@ Foehre
Schön auf den Punkt gebracht.
Vielleicht müssen viel mehr Leute in die Ferne ziehen, um die deutschen Zustände vernünftiger einstufen zu können?
Aber die Menschheit ist m.E. nicht überwertet. So, wie auch nicht alle aus Deutschland ausgewanderten so drauf sind wie der Bekannte meines Vaters. Es ist eher das von Fromm und anderen skizzierte Problem von Haben vs. Sein. Das Problem der lebensverneinenden, normopathischen Gesellschaften, die dann auch sehr viele dergestalt geprägte Individuen hervorbringt. Statt zu sein, wollen viele lieber schaffen, raffen und Güter haben – oder eben einen Staat, der auf sie „aufpasst“. Der Staat als Ersatzpapi / -mami, denn einer muss Dich ja gängeln… 🤷♂️
Aber es sind ja zum Glück nie alle so und das sollte man denke ich immer wieder deutlich machen.
@Altlandrebell
Ich hatte vor meinem Wegzug kein anderes Urteil. Ich weiß außerdem, dass es kein Entkommen gibt. Die Dosis ist hier nicht so absurd hoch, das ist alles.
Nein, ist sie nicht. Manches von dem, was ich schreibe, sind einfach Schmerzensschreie. Ich weiß, wir sind allesamt „genau ins Aquarium reingewachsen, total viereckig, es sieht scheiße aus … der blöde Hai, er kann nichts dafür. Ich auch nicht“. Ich weiß auch, dass jedes Urteil über den „Menschen an sich“ in dieser Lage lächerlich ist (was wir wissen, wissen wir über den deformierten Menschen) und dass man sich vielmehr wundern muss, dass wir uns nicht alle täglich gegenseitig vor die U-Bahn schubsen. Dass wir mitten in diesem Affenzirkus – zumindest manchmal – noch freundlich, konstruktiv und mitfühlend sind, ist das Bemerkenswerte, das viel mehr über „den Menschen an sich“ sagt als seine Viereckigkeit.
Ja. Es sind nie alle irgendwie. Nur:
1.) Der Laden läuft absolut stabil. Seine größten Opfer verteidigen ihn am verbissensten. Es gibt auch aussichtslose Lagen. Dies ist eine davon. Wer daran zweifelt, begreift in meinen Augen einfach nicht, wie tief der Karren im Dreck steckt.
2.) Der Laden ist so grauenhaft, produziert in einem solchen Maße überflüssiges Leid für so viele Lebewesen, dass alles besser ist als er. Leider auch „keine Menschen“, denn siehe 1.) (und nein, ich bin nicht scharf drauf zu sehen, wie die abhandenkommen. Der Gedanke „2.)“ ist das Gegenteil von Sadismus oder Rachsucht.)
Was du schreibst, tröstet Leute wie mich, die sehen, dass es noch irgendwo Restvernunft gibt und der Wahnsinn noch nicht ausschließlich und die Einsamkeit noch nicht vollkommen ist. Das ist natürlich schön, aber an 1.) und 2.) ändert es nichts.
Mein Biolehrer sagte oft „Manchmal bin ich einfach nur müde“. Ich habe das „Manchmal“ inzwischen gestrichen.
Ja geht mir genau so.
Bevor ich zu müde werde, nehm ich noch ein paar mit…
Alex Comfort
Würde ich nie tun. Ich denke nicht daran, das Leid noch zu vergrößern, wenn ich es denn irgend vermeiden kann – „seine Drecksarbeit“ (mit Mühsam, NICHT mit Merz) soll der Scheißladen gefälligst selber machen. Nolo.
Der zitierte Alex Comfort hat recht.
@ Foehre
Absolute Zustimmung. Das ist einer der maßgebenden Gründe, den ich auch immer wieder den Leuten entgegne, die fragen, warum ich nicht nach Russland ginge, nach Vietnam, oder Südamerika. Was soll ich da? Von Barrieren wie Sprachen und Lebensstilen abgesehen? Ist es da besser? Da kommt dieselbe Sutsche doch allenfalls ein paar Jahre später an – wenn sie nicht schon da ist!
Als Freiheitlicher bist du einfach überall auf der Welt verfolgt. Als Pazifist noch mehr.
Fühle ich.
Für Sie und die anderen, denen es ähnlich geht, versuche ich darum zumindest durch die getippten Worte auch einen Blick, einen Gruß, eine Umarmung, oder ein Gefühl von Füreinanderdasein auszudrücken.
Ja, das ist ein Punkt, über den ich auch oft nachdenke. Die meisten Menschen sind eben sehr sozial – und gerade bei denen, die im Dunkeln sitzen, richtet sich die Aggression oft nach innen. Bemerkt oder unbemerkt, bewusst oder unbewusst. Auch bestimmte Erkrankungen führe ich darauf zurück, dass der Schmerz, die Wut, die Angst keinen rechten Ausgang mehr findet. Es gibt nicht umsonst so viele Autoimmunerkrankungen, wo die körperliche Abwehr sich dann gegen den eigenen Leib richtet.
Absolut.
Ich schreibe nicht umsonst immer wieder hier diesen sperrigen Satz hin: Nur im Kataklysmus gibt es den Kairos zur Kinesis. Nur wenn die Kacke so richtig, richtig, richtig am Dampfen ist (gewaltige Naturkatastrophe, verlorener Krieg, Zusammenbruch aller Banken und Konzerne…), dann gibt es die Möglichkeit zur Bewegung und Veränderung. Und selbst dann ist – eingedenk der gesellschaftlichen Strukturen und Vorbedingungen – es alles andere als ausgemacht, dass eine positive Veränderung zustande kommt und nicht ein Sklavenhalterregime bloß durch ein anderes (und ggf. schlimmeres) ersetzt wird.
Aber gerade, wenn man das weiß, gilt es in meinen Augen umso mehr für sich und seine Liebsten Freiräume zu schaffen. Sie haben sich gewisse Freiräume in der Ferne geschaffen, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Die sind begrenzt – natürlich – aber immerhin gegeben. Ich versuche es hier an meinem Ort, wobei ich weiß, dass ich auch irgendwann weiterziehen muss / werde. Spätestens wenn der Staat wieder kommt, um sich meinen Körper für eine seiner Fronten zu holen. Davor beschützen mich weder Schwerbehindertenausweis noch Kriegsdienstverweigerungsbescheid. Das ist nur bedrucktes Papier, das können die Bullen und anderen Büttel vor deinen Augen zerreißen. Und dabei wie üblich dumm grinsen. 🤷♂️
Daher hat man es mit dem alten Mey zu halten:
Ach, die ganze Strophe, das ganze Lied ist zitierwürdig.
Hier zum Nachhören für alle Mitleser, die es nicht kennen. 🎧🎵 Oder einfach mal wieder hören wollen. Runde 30 Jahre alt und gereift wie Wein. Leider.
Gruß in die Ferne
Genau. Wenig Menschen, völlig uninteressante Weltgegend statt Kriegsgebrüll und 80 Millionen Zombies, die „Was ist denn die Alternative“ statt „braaaain“ krächzen … Meine Nerven danken, das ist schon alles.
Ich bin ein lebendiges Beispiel. Kann mir keine weiteren Zerstörungen leisten. Bei dem Krawall in Europa schaff ich nicht mal eine Inventur.
Die ist nur räumlich. Eine harmlose Variante. Grüße zurück, und danke.
@ NoComment et al.
😂🤣
Herrgott, da geht so viel durcheinander, das ist ja fast schon ein Kessel Buntes hier.
Erstens: Raub ist keine moralische Kategorie, sondern eine konkrete Handlung – nämlich das gewaltsame Wegnehmen eines Guts. Eine moralische Kategorie wäre zum Beispiel „gut“ vs. „böse“. Was ich geliefert habe war eine schlichte Deskription jener Handlung: Steuern sind Raub, weil jemandem nun mal mit Gewalt sein Hab und Gut weggenommen wird.
Zweitens: Sie tun so als sei die Bedeutung von „Raub“ davon abhängig, wie jemand ihn empfindet. Wenn man Ihren Satz ernst nimmt, würde das letztendlich bedeuten, dass Raub nur existiert, wenn jemand ihn schlecht findet. Das wäre so, als würde Mord aufhören zu existieren, wenn niemand ihn schlimm fände – das ist gaga und das hat @ Foehre bereits zurecht kritisiert. Bloß: der Akt existiert, er ist brutal und unfrei, ganz unabhängig davon wie man das moralisch einordnet.
🤣
Sie ignorieren schlichtweg den Zwangscharakter dieser Gesellschaft im Allgemeinen und den von Steuern im Speziellen. Stattdessen versuchen Sie hier eine Illusion von Legitimität zu verkaufen („Gemeinwesen“).
Nur ist ihr ominöses „Gemeinwesen“ eben kein freiwilliger Bund, sondern ein krudes Monopol, das sich durch Gewalt, Manipulation und Zwang etabliert hat – und aufrechterhält. Das ist kein güldener Sozialvertrag, zumal ihn niemand unterschrieben hat. Da ist auch keine Möglichkeit zu bestimmen, für was die abgepressten Steuern so verwendet werden. Oder können Sie Ihrer Einkommenssteuererklärung eine Liste beifügen, in der Sie festlegen, wofür der Zaster ausgegeben wird?
Und wer überhaupt zu Ihrem holden Gemeinwesen gehört, entscheiden weder Sie noch ich, sondern die Babos der herrschenden Kaste an der Spitze. Und da wird gerne alle paar Jahre neu festgelegt, wer die Ehre und den rechten Zinken aufweist, um dazuzugehören. Ich zum Beispiel gehöre seit 2021 nicht mehr dazu, denn als Ungeimpfter bin ich seither „raus aus der Gesellschaft“ wie ein Tobias Hans von der Kanzel aus verkündet hat. Pöse Migranten gelten je nach Gusto als „Deutsche“, „Plastedeutscher“ oder „pöse Migranten“.
Ein echtes Gemeinwesen funktioniert sehr wohl ohne Staat. Kooperation funktioniert ganz ohne Zwang. Steuern dagegen finanzieren Kriege, Bürokratie und Unterdrückung, Sie fördern kein echtes Wohl. Sie dienen der Elite, nicht den Menschen.
Arme Gesellschaften ohne Steuern. Arme Gesellschaften ohne Geld. Die Menschen dort sind wahrscheinlich alle nur gemeine Wesen. Für ein Gemeinwesen hat es nicht gereicht. 🙄
Das ist einfach nur noch mehr moralische Beschämung. Warum schreiben Sie nicht gleich: „Lasst euch gefälligst prügeln und schröpfen, sonst seid ihr unsolidarische Rüpel!“
Wie wäre es stattdessen mit etwas Lektüre? Kropotkin bietet sich an – Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt. Ich verspreche weltbildbewegende Erkenntnisse. Es braucht nämlich – ich kann mich nur wiederholen – keine Peitschen und Zwangsabgaben, um eine echte Gesellschaft am Leben zu erhalten. Menschliche wie sonstige Gemeinschaften können ohne Weiteres auf freiwilliger Kooperation, gegenseitiger Hilfe und dezentraler Organisation basieren – und eine friedliche, funktionierende Ordnung sicherstellen.
Wenn die westliche Repräsentativdemokratur verschwände, wäre das sicherlich kein Trauerfall. Die beruht auf Mehrheitszwang und unterdrückt – alles Gewäsch über Minderheitenschutz hin, alles Gewäsch über Minderheitenschutz her – die Schwächsten und Kleinsten. Ein zentralisierter Staat, selbst ein demokratischer, basiert nun mal auf Hierarchie und Gewalt (Max Weber) und das ist mit jeder tatsächlich freien Gesellschaft schlicht unvereinbar.
Eine Konsensualdemokratie dagegen wäre eine hübsche Alternative. Sie brauchte sicher ein paar Voraussetzungen; Geld, Staat und Steuern gehörten aber nicht dazu.
Oh du heilige Agathe von Quassel an der Strippe! Projizieren Sie doch bitte nicht vom Istzustand auf die Alternative! Hier und heute dienen Steuern und Staatsausgaben einzig der Aufrechterhaltung von Machtstrukturen, der Aufrechterhaltung von Privatinteressen, namentlich denen der Eliten, Macht- und Kapitalinteressen(sgruppen). Dem Gemeinwohl wird in diesem Land nirgends gedient, dafür dem Wohl der oberen 20 Prozent. Für den Rest fällt – in periodischen Abständen und in unterschiedlicher Größe – hier und da ein paar Goodies ab.
Echte Privatisierung bedeutet nicht Herrschaft von Konzernen, sondern Freiheit von Zwang. Konzerne wie Staaten sind zu überwinden.
Wenn Raub in einem rechtlichen Rahmen begriffen wird, ist der Satz „Steuern sind Raub“ noch wesentlich mehr verfehlt als ich dachte. Soll die Organisation von Gesellschaft (auch in einer angeblich völlig freien libertären Form) mit Spenden finanziert werden?
Sorry, da läuft jemand gewaltig in den Wald.
Lach….. der Mann kann sich nicht vorstellen, das es auch eine völlig anders organisierte Gesellschaft geben könnte, wie so viele es mittlerweile eben nicht mehr können, weil sie alle völlig entfremdet sind.
Nochmal speziell für „jjkoeln“: Ohne Staat auch keine Steuern“ capice? 😉
👍🤝 🥂
Regeln ≠ Recht!
Steuern ≠ Freiwilligkeit
Haben sich die Katalanen über Spenden finanziert? Wurde das piratische Libertalia mit Spenden finanziert? Was ist mit den ganzen anderen historischen Beispielen?
Sie hängen im Wald der Raub-Individualisten vom Schlage Musk-Milei-Milton-Friedman fest. Dort ist Charity mit Spendenaufruf. Dort muss der Staat Gesetze setzen und ein „Recht“ installieren, um die Kapitalakkumulation anzuheizen. Dort braucht es Steuern, Gebühren, Abgaben. Dort muss man etwas haben.
Länge macht die Dummheit des Eingangssatzes nicht wett.
Wenn alles privat geregelt.werden soll, kommt es nicht in die Fläche, word schlechter und teurer. Nur das wollen die Libertären Schwätzer trotz aller Fakten nicht wahrhaben.
Erstens: Es ist nicht mein Problem, dass die Aufmerksamkeitsspanne zu vieler in Deutschland inzwischen nur noch für ein Post-it oder einen Fresszettel reicht. Overton ist nicht Twitter oder Tinder, hier muss nicht alles nach 150 Anschlägen vorbei sein.
Zweitens: Nicht alles, was Ihnen nicht gefällt, ist „dumm“.
Drittens: Auch Sie bitte ich libertäre Ideen nicht mit Raub-Individualisten à la Musk, Milei und Milton Friedman zu verwechseln. Ich habe das mehrfach aufgezeigt und klar gemacht, dass durch eine Befreiung von Staat und anderen Autoritäten überhaupt nichts zwangsläufig schlechter und teurer werden muss.
Es „muss“ vielleicht nicht, aber es wird. Denn es gibt eben jenseits des Staates reale existierende Machtverhältnisse, die sich durchsetzen. Oder wie wollen Sie z.B. Vermögensgleichheit herstellen?
Man mag ja philosophieren, aber bei Licht betrachtet ist der Satz „Steuern sind Raub“ einfach unglaublich dumm. Auch in einem libertären System kommt sehr schnell die Frage auf: „Wer bezahlt die Party?“ Und wie kann ich das für mich nutzen.
Sie können evtl. ein Nomandenvolk libertär als Gleiche organisieren, obwohl ich auch das bezweifle.
Eine Industriegesellschaft mit enormer Ungleichheit ist zum einen nicht in so eine Idealwelt überführbar.
Zum anderen wird sich in dieser such in einer Idealwelt eine Ungleichheit auf Basis Recht und der Notwenigkeit der Organisation ausbilden.
Und wie werden diejenigen, die sich um die Organisation kümmern versorgt („bezahlt“)?
Insofern kommen wieder Steuern auf.
Damit bin ich wieder am Anfang. Der Satz „Steuern sind Raub“ ist schlichtweg dumm.
Von der real zu beobachtenden Existenz von Machtverhältnissen kann man nicht extrapolieren, dass diese naturgegeben oder unvermeidlich seien. Sie sind gerade im Westen ein Produkt staatlicher und im Speziellen kapitalistischer Strukturen. Sie sind menschengemacht und fielen nicht wie Manna vom Himmel. Dass Macht existiert, rechtfertigt nicht ihren Fortbestand. Und Ihr Verweis auf bestehende Machtverhältnisse als Argument für deren Notwendigkeit ist auch kein Beweis, sondern bloß die Kapitulation vor der Möglichkeit einer freien Gesellschaft. Ist Angst, den Weg zu einer anderen Welt zu gehen. Meine Güte – da sind mir die Biologisten hier lieber, die sagen wenigstens offen, dass sie alles auf die ominöse Natur des Menschen zurückführen.
Mir geht es dagegen – wie verschiedentlich gezeigt – nicht bloß um die Abschaffung des Staates, sondern die Auflösung jeglicher auf Gewalt basierender Autorität – ob Staat, Markt, Kirche, whatever. Ob sie durch Eigentum, Kapital oder andere Formen von Zwang entsteht. Obendrein ignorieren Sie historische wie aktuelle Beispiele alternativen Gesellschaften und Organisationen.
Wieso zum Henker sollte ich irgendwelche Vermögen gleichmachen wollen?! Wer bin ich, die Leute alle zu normieren? Was für Vermögen überhaupt – materielle, immaterielle?
Anarchie strebt doch keine staatlich erzwungene Gleichmacherei an, sondern die Aufhebung der strukturellen Bedingungen, die Ihre „Vermögensungleichheit“ überhaupt erst hervorbringen! Im speziellen sind dies das Privateigentum an Produktionsmitteln, die staatlichen Schutzmechanismen für Kapitalakkumulation und natürlich Lohnarbeit.
In einer freien Gesellschaft erfolgt die Produktion dagegen kooperativ und dezentral. Die Verteilung der Güter erfolgt nach Bedürfnissen nicht nach Profitzielen (Nicht umsonst heißt es: „Jedem nach seinen Bedürfnissen“.) Damit entfällt dann auch die Grundlage für irgendwelche Ungleichheiten und irgendeine komische autoritäre Instanz (Staat) muss gar nicht eingreifen. Man geht zur Gesellschaft des Seins, überwindet die des Habenwills (Fromm).
Ja bei Pseudo-Libertären wie Musk, Milei und Milton Friedman vielleicht.
Ihre Frage verkennt einfach die Vorstellung von freiwilliger Kooperation. Die „Party“ wird gemeinsam organisiert, jeder bringt etwas mit – und niemand wird durch eine zentrale Instanz beraubt und gezwungen dies und jenes einzukaufen oder zur Verfügung zu stellen. Simple as that. 🤷♂️
Ja, wenn deutsche Stukas die besagte Industriegesellschaft mal wieder angreifen. 🙄
Ihr Punkt unterstellt, dass Anarchismus ein Wolkenkuckucksheim anstrebe und nie durchführ sei. Das ist ein Vorurteil. Erstens gab es historische Gegenbeispiele und zweitens ist die libertäre Gesellschaft kein statisches Endziel, sondern ein kontinuierlicher Prozess, auf den hingearbeitet wird. Lesen Sie es bei Goldman nach, die ich unlängst schon einmal in diesem Zusammenhang zitiert habe. Einfach in die Wiedervorlage:
Sowie:
So wenig Rom in einer Nacht errichtet wurde, so wenig wird die notwendige Transformation hin zu einer freiheitlichen Gesellschaft in einem Ruck oder nach einer Maßgabe erfolgen. Sie erfolgt schrittweise, durch Vorleben von Gegenbeispielen, Anpassung an regionale Eigenheiten, Errichtung konsensualer Strukturen – und nicht durch einen naiven Sprung nach vorn.
Das postulieren Sie und das mag Ihre Meinung sein, aber das ist jetzt auch kein Beweis. Sie unterstellen einfach lapidar, dass Organisation notwendigerweise Herrschaft bedeute und das ist schlicht nichtzutreffend.
Und Sie verkennen dabei, dass Freiheitliche Organisation völlig anders organisieren. Wer organisiert, verfügt nicht über Macht, sondern übernimmt Verantwortung. Verantwortung, die jederzeit widerrufen werden kann. Angelegenheiten werden zwischen freien und mündigen Menschen in konsensualer Übereinkunft auf Augenhöhe geregelt, nicht durch Zwangsverhältnisse.
Ungleichheit entsteht dort, wo Macht aufkommt und zentralisiert wird – was in den Gegenmodellen eben unterbunden wird.
Jemanden versorgen und jemanden bezahlen sind auch zwei fett unterschiedliche Paar Stiefel.
In einer freiheitlichen Gesellschaft wird niemand im Sinne einer Bürokratie „bezahlt“, da die Angelegenheiten, die Organisation, – zum x-ten Mal – kollektiv und konsensual geregelt wird. Alle Mitglieder einer Gemeinschaft tragen nach ihren Fähigkeiten bei, sei es durch Arbeit, Planung oder Entscheidungsfindung. Und allen wird nach ihren Bedürfnissen gegeben. Versorgt wird durch gemeinschaftlichen Zugang zu und gemeinschaftliche Bearbeitung von Gütern – und nicht durch Staat, Steuern oder Geld. Auch dafür lieferte Katalonien Beispiele, kleine Reste sind in den Mondragón-Kooperativen und andernorts noch vorhanden.
Ja, ist ein schöner Zirkelschluss von Ihnen, aber sonst?
Der Satz ist nicht dumm, sondern schlicht eine präzise Beschreibung der Wirklichkeit. Ich fette es jetzt einfach mal: Steuern sind Zwangsabgaben, die durch staatliche Gewalt eingezogen werden, ohne dass Individuen oder Gemeinschaften echte Kontrolle über deren Verwendung haben. OHNE KONTROLLE. Oder wie @ Motonomer sagen würde: Capice?
Der Satz ist obendrein einfach nur der Ausdruck einer völlig anderen Weltanschauung: Nämlich einer, wonach niemand das Recht hat, anderen Menschen unter Gewaltandrohung Ressourcen oder gar die Verfügungsgewalt über ihren Körper zu entziehen. Der Unterschied zwischen freiwilliger kollektiver Selbstorganisation – wie ich ihn hier jetzt ad nauseam darzustellen versuchte – und der Zwangsabpressung mittels Steuern, Gebühren und Abgaben ist nicht graduell. Sondern prinzipiell. Schlicht fundamental.
Sie mögen am Ende bei Ihrer Annahme bleiben, dass Herrschaft notwendig sei, weil Menschen ohne Zwang nicht kooperieren könnten. Schön – ich bestreite das einfach. Ich sage es nochmals: Menschen sind fähig, sich jenseits von Staat, Kapital, Markt, Kirche, Eltern und sonstigem Zwang zu organisieren. Dumm ist vielmehr zu glauben, dass Organisation nur durch Zwang und Gewalt möglich sei. Oder, dass der Mensch „von Natur aus“ so und so sei.
Tja – wir kommen bei diesem Thema nicht zusammen. Lassen wir unsere Thesen eben so stehen.
Mir stellt sich die Frage, wie Sie Typen wie Musk, Milton ,Friedman verhindern, bzw eingrenzen wollen? Dazu brauchen Sie Regeln, deren Nichtbeachtung Konsequenzen – also Strafen – nach sich ziehen. Um zu bestrafen, bzw. Regeln durchzusetzen braucht es aber eben die nötige Macht innerhalb der Gruppe. Mit demokratischen Entscheidungen werden Sie sich in solchen Fällen ins Knie schießen, denn lt. Gaußscher Normalverteilung werden die meisten Mitglieder Ihrer Gruppe intellektuell gar nicht in der Lage sein den Sirenengesängen besagter Typen zu widerstehen.
Fällt nur mir auf, daß alle genannten Beispiele anarchistischer Organisation schlicht nicht mehr existieren? Warum wohl?
Das ist der entscheidende Unterschied zwischen mir und Altlandrebell.
Während er meint, das friedliches „Nein sagen und die Arme verschränken“ zum gewünschten Ergebnis führt, bin ich der Meinung das nur der bewaffnete Kampf einer waschechten Revolution die herrschende Klasse dazu bringen wird, uns nicht zu überwachen, dann zu kontrollieren später zu versklaven und uns letztendlich zu töten, weil sie künftig die letzten Ressoucen und einzig und allein darum geht es, zukünftig nicht mehr mit uns teilen wollen.
Insgesamt eine sehr interessante Diskussion zu diesem Thema. *Daumen hoch*
„Ergebnis führt, bin ich der Meinung das nur der bewaffnete Kampf einer waschechten Revolution die herrschende Klasse dazu bringen wird…“
Zu diesem Part hätte ich eine Frage: Wenn der bewaffnete Kampf dann erfolgreich war, was passiert dann mit den Waffen und den Menschen die sie geführt haben?
Glaubst du, die geben die Waffen und damit die Macht freiwillig wieder ab?
Und weil weiter unten das Thema BGE aufgetaucht ist: ich finde es etwas schade, dass es damit abgewiegelt wird, dass es ja von „oben“ in der gewünschten Form aufoktroyiert wird (was sehr wahrscheinlich ist), diese Kritik aber bei der eigenen Idee „Anarchie“ aber anscheinend nicht akzeptiert wird.
Sagt die Geschichte nicht etwas anderes?
@ afos
Dazu zitiere ich nur:
Quelle: hier
Nein, natürlich nicht. Warum sollten sie?
Wie soll denn bitte Anarchie „von oben“ oktroyiert werden?! Das schließt sich ja bereits definitorisch aus.
Anarchie ist wie das obige Zitat verdeutlich grundsätzlich nur in Abwesenheit von Gewalt, zentraler Herrschaft und Hierarchien denkbar. Anarchismus basiert auf freiwilliger Kooperation, Selbstorganisation und konsensualen Entscheidungsfindungen. Eine von oben auferlegte „Anarchie“ ist ein Oxymoron – ein weißer Schimmel, eine schwarze Milch. Kurzum: Gaga. Anarchismus entsteht schlicht niemals durch Dekrete oder irgendeine krude Top-down-Führung.
@Altlandrebell
Es ging mir nicht darum zu sagen, dass Anarchie von oben oktroyiert werden soll, sondern dass das Machtvakuum genutzt wird um eine neue Macht zu etablieren.
Oder das eben die, die die „alte“ Macht vertrieben haben, die neu gewonnene nicht abgeben.
Die Geschichte ist voll von solchen Beispielen. Du hast z. B. positive Beispiele genannt, aber wie lange haben sie gehalten?
Wie soll eine Anarchie vor Kräften von außen und innen gesichert werden?
Sehr unterschiedlich. Von Monaten über Jahrzehnte bis vielen Dekaden und unbestimmten Zeiträumen. Abhängig vom Ort, gesellschaftlicher Verfasstheit etc. Ansonsten habe ich den Zeitaspekt bereits in der Replik an @ Luisa thematisiert.
Nochmals: Anarchie ist nicht als etwas Statisches zu verstehen, sondern immer etwas Prozesshaftes. Das verstehen wohl viele nicht. Sie erwarten ein Küchenrezept: „So und so muss man vorgehen und dann kommt man zum (fertig konsumierbaren) Produkt Anarchie.“ So läuft das aber nicht, deswegen auch mein Verweis auf Emma Goldman. Anarchie hängt immer von Faktoren wie Zeit, gesellschaftlicher Verfasstheit, Umständen vor Ort et cetera ab. Und vor allem von Freiwilligkeit – es ist kein Club, in den man hineingezwängt wird, sondern ein Angebot.
In Spanien war damals ein fruchtbarer Nährboden vorhanden, weil es jahrhundertelang gewachsenen Widerstand gegen autoritären Kollektivismus (Kirche) und systemische Ungleichheit (Feudale Latifundien) gab. Die Gruppen dort waren weniger groß und organisiert als deutsche Gewerkschaften und „Linke“ – aber so groß die deutschen auch waren, nach dem 30.01.1933 war davon wenig zu sehen. Dagegen haben die ach so unorganisierten katalanischen und anderen Gruppen nach dem Juliputsch 1936 sofort zur Tat schreiten können. Weil im Gegensatz zu Deutschland ein ganz anderer Boden und eine ganz andere gesellschaftliche Verfasstheit vorlagen. Das haben auch die Sowjets nicht verstanden, die Spanien nur aus der Linse ihrer gesellschaftlichen Verfasstheit und der Zustände der 1910er Jahre zu Beginn ihrer Revolution betrachteten. Das führte dann zu den genannten Problemen.
Ansonsten: Ein anarchisches System kann sich gegen Bedrohungen nur sichern, wenn es stabile soziale Mechanismen entwickelt, die ohne Zwang funktionieren. Es kann sich nur durch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen, Bewusstsein und Solidarität erhalten – nicht durch äußere Institutionen und Büttel. Gewalt wird allenfalls zur Selbstverteidigung im Fall von Angriffen sanktioniert (obgleich es auch dann andere Methoden wie Streik, Boykott, Aikido… gibt). In Katalonien und Aragon wurden damals auch Munitionsfabriken etc. aufgebaut und Milizen gebildet – es war kein bloßes „Happening“.
Natürlich ist auch klar, dass Anarchismus weniger etwas für das bis heute preußisch-militaristische Deutschland und seine zutiefst autoritäre Mehrheitsgesellschaft ist. Aber das habe ich auch nicht behauptet – und darum ging es mir auch nicht –, sondern ich habe hier im Forum wiederholt für eine Bewusstseinsschaffung plädiert. Der von mir zitierte Souchy sprach davon, dass er in Jahrhunderten denke und dass es dauern werde bis der Anarchismus global verwirklicht sei. Und wenn man das betrachtet – ob es in Jahrhunderten noch ein Deutschland gibt (geschweige denn braucht) ist ja mehr als fraglich. Aber den Weg zur Freiheit, den werden auch in Zukunft immer Menschen gehen wollen. Und man kann ihn persönlich hier und heuer bereits beschreiten – und sich von Staat und System weitestgehend frei machen. Dadurch wird man dann zu einem Beispiel, an dem sich andere orientieren können.
@ Motonomer
– Alex Comfort
@ Luisa
Das ist jetzt die übliche statische, etatistische Kritik am Libertarismus, aber auch nicht sonderlich überzeugend in meinen Augen. Eher kommen hier nur wieder einige der Missverständnisse und Fehlannahmen vor, die oben bereits erörtert wurden. Insbesondere die biologistische Prämisse, dass die Organisation menschlicher Gesellschaften immer Macht, Strafen und Kontrolle erfordere. 🙄
Die Triple-M werden nicht verhindert oder eingrenzt, sondern die strukturellen Bedingungen abgeschafft, die ihr Handeln überhaupt erst ermöglichen. Hierzu ist das Lähmen jener zugrundeliegenden Strukturen zielführend:
Nachdem die Betriebe, Fabriken und Latifundien dergestalt übernommen wurden, wird ihren vorherigen Eignern die Möglichkeit offeriert als Gleicher unter Gleichen mitzuarbeiten – oder eben zu gehen. In Katalonien machten die meisten damals übrigens mit.
Anarchie ist Ordnung ohne Gewalt, Anomie ist Gewalt ohne Ordnung. Anomisten sind die verwöhnten Bürgerkinder von der „Antifa“, die am 01. Mai randalieren und sich dann ganz toll fühlen, weil sie der Pegizei neue Einsatzwagen verschaffen geholfen haben und somit ihre konsumistische Bürgerpflicht erfüllten.
Selbstverständlich kennt die Libertalia Regeln – ich schrieb es gestern früh bereits (siehe Diskussion oben). Was sie nicht braucht sind Strafen – die sind nämlich schlicht Ausdruck staatlicher oder sonstiger autoritärer Macht. Und letztlich dienen sie nur der Befriedigung von Rachegelüsten. An die Stelle der Rachejustiz muss die Sühnejustiz treten. Regeln und Sühnen sind horizontal organisiert – Strafen und Gesetze vertikal (hierarchisch).
Nein, einfach nein. Dass dieser Punkt x-fach wiederholt macht, ist weder ein Beleg noch macht es ihn jetzt irgendwie besser. (Siehe Diskussion oben.)
Ihren elitären Biologismus teile ich auch nicht. Der Mensch ist lernfähig und kooperativ – das habe ich hier schon x-fach im Forum geschrieben, insbesondere den Proseccos. Und Manipulation und Autoritätsgläubigkeit wurzeln auch nicht in der ominösen „Natur des Menschen“, sondern in sozialen Verhältnissen, die es zu überwinden gilt. Der einzige Sirenengesang den ich höre, ist der der Biologisten. Zeit dieses Radio abzudrehen.
Der alte rhetorische Trick, um eine Idee zu kritisieren. Weil sie nicht (mehr) da sei, habe sie ja wohl nichts getaugt. Fällt nur mit auf, dass das recht billig ist?
Die drei Transatlantiker der Olympic-Klasse schippern auch nicht mehr über die Weltmeere, spricht das gegen die Existenz dieses Hochseeschifftyps? Oder gegen Schiffe im Allgemeinen? Nein, tut es nicht. Ihr Argument basiert einfach auf einer fehlerhaften Lesart von „Umsetzbarkeit“. Denn wenn etwas einmal existiert hat – obgleich für kurze Zeit –, zeigt das ja bereits, dass es umsetzbar war. Umsetzbarkeit bemisst sich schlicht nicht an ewiger Dauer, sondern an der Fähigkeit, Prinzipien in der Praxis anzuwenden – was in Katalonien, im Falle der Piraten-Entitäten und vieler anderer nun mal der Fall war. Ich habe es oben dargelegt. Das Nicht-Existieren einzelner Instanzen im Heute sagt nichts über die prinzipielle Umsetzbarkeit einer Idee als solcher aus.
Und die genannten Beispiele endeten i.d.R. nicht durch innere Instabilität oder inhärente Fehlerhaftigkeit – sondern durch massive externe Intervention. Interventionen, an denen übrigens auch konventionelle Modelle gescheitert wären. Die hätten in Katalonien auch eine Demokratie oder Monarchie errichten können – die wären bei der Übermacht weg gewesen. Vielleicht sogar schon schneller. Ach – und wo wir dabei sind: Das HRRDN existiert auch nicht mehr – ist deswegen für Sie der Feudalismus auch „nicht umsetzbar“ gewesen? Der ist so historisch und nicht umsetzbar, dass er inzwischen wieder zurückschleicht und sich breit zu machen beginnt…
Das Problem liegt weder bei den Schiffen noch bei den Libertären per se in der Konstruktion, sondern in spezifischen Bedingungen, denen sie ausgesetzt gewesen waren. Die Olympic-Klasse mag verschwunden sein – trotzdem schippern Hochseeschiffe weiter. Mit der Queen Mary 2 gibt es sogar noch immer einen waschechten Transatlantiker. Ebenso leben die freiheitlichen Gedanken weiter. Darum mein Vorschlag zur Güte: So wie sich der Schiffsbau verbessert, kann jeder auch beitragen die libertäre Idee weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Na, wäre das was? Oder haben „wir“ alle lieber Angst vor der Freiheit?
@Altlandrebell: Leider wird uns aber der Kapitalismus auf nicht absehbare Zeit erhalten bleiben, abgesehen davon, dass es immer noch keinen realistischen Gegenentwurf zu diesem System, das ich ebenfalls wie die Pest hasse, gibt.
Unrealistisches Revolutionsgeschätz und Ähnliches nützen den Verarmten, Ausgebeuteten und Geknechteten im Hier und Jetzt gar nichts und deshalb bin ich für jede Idee offen, die auch innerhalb des bestehenden Systems eine gewisse Umverteilung von oben nach unten bewirkt und diesen Menschen hilft.
Für mich gehört dazu auch der schon seit langem diskutierte Gedanke eines bedingunglosen Grundeinkommens dazu, das ich absolut befürworte.
Man ist gezwungen, pragmatisch zu denken und ncht einfach von besseren post-kapitalistischen Zeiten zu träumen, die wir wohl alle nicht mehr erleben werden, und ich bin diesbezüglich auch absolut pessimistisch und befürchte, dass wir Kapitalismus forever haben werden, bis uns der ganze Laden aufgrund der ökologischen und sozialen Zerstörungen, die dieses Dreckssystems anrichtet, um die Ohren fliegt oder das Elend durch einen dritten Weltkrieg beendet wird.
Ich habe jedenfalls keine große Hoffnung mehr.
Wunderbar. Wird aber nur geschehen in einer Form, die dem Armen weniger bringt als die besrehende „Grundsicherung“.
👍
@ jemp1965
Das ist schlicht falsch. Gegenentwürfe wie sie in Katalonien, durch Tolstojaner, Gilden, oder im sonstigen Libertalia-Kosmos ausprobiert wurden, waren sehr wohl tragfähig und realistisch. Denn sie existier(t)en in der Wirklichkeit. Das waren keine Elfenbeinturm-Theorien, das war erlebte Praxis. Es gab auch nicht-kapitalistische und nicht-etatistisch organisierte Gesellschaften, die über große Zeiträume existierten. Und bei etlichen der kaputtgemachten Projekte des 20. Jahrhunderts hat gerade der deutsche Staat, der durch Wählengehen, Steuerzahlung etc. legitimiert wird, eine höchst unrühmliche Rolle gespielt und den Gegenentwurf geplättet. Ich verweise auf Stichworte wie „Legion Condor“.
Wenn Sie sich die Hand schneiden, sind Sie dann zufrieden, wenn man Ihnen ein paar Globuli gibt und im Gegenzug noch die andere Hand quetscht – oder springen Sie über Ihren Schatten, klingeln Sie bei dem Nachbarn, den sie vielleicht nicht so mögen, und lassen Sie sich von ihm die Hand verbinden, bevor man sie ins Krankenhaus bringt, wo sie zwar warten müssen, aber am Ende die Wunde halbwegs versorgt bekommen (ich meine ein echtes Krankenhaus – kein krankes Haus wie im modernen Deutschland)? So ist es auch hier. Die gewisse Umverteilung sind die Globuli und Goodies, die man den Leuten hinwirft, um sie ruhig zu halten und ihre Zustimmung und Legitimation zu erlangen. Es gibt keine Alternative, also ziehen wir in den Krieg, das ist scheiße, aber nicht ganz so scheiße, denn der Sohn vom Junker und der Kanake müsse ja auch mitziehen und vielleicht erwischt’s die am Ende sogar mehr als mich.
Überzeugt mich nicht.
Placebos und oberflächliche Interventionen wie die Umverteilerei helfen nicht, da sie in der Regel bloß mit zusätzlicher Kontrolle einhergehen – Unterdrückung durch Bürokratie, noch mehr Überwachung oder sonstigen Zwang und Abhängigkeit. Ein Staat gibt nie etwas umsonst, er hilft nie neutral, sondern er herrscht immer und holt sich auf die oder andere Weise seine „Gegenleistungen“. Steuern für Reiche sind Symptombehandlung und nicht mal das, sondern eigentlich nur Zeit und Ruhe erkaufen. Ablenkung, indem neue Sündenböcke geschaffen oder altbekannte Säue durch’s Dorf getrieben werden. Heute die Reichen, morgen die pösen Ausländer, übermörgen die Ungeimpften… und immer so weiter. An die Wurzeln geht es nicht ran, nur mehr divide et impera, mehr Hass, mehr Aufhetzung und Spaltung.
Ich will aber, dass man Ihnen die Wunde versorgt, nicht Sie mit Globuli abspeist.
Und Reformen als Brücke zu radikaleren Veränderungen nutzen, hat sich leider immer als Trugbild herausgestellt. Die Sozialdemokratie warb 1914 mit dem Ende des Dreiklassenwahlrechts und sonstigen Leckerli – wo hat das ganze hingeführt? Am Ende würgen Reformen nur echte Veränderung ab oder schaffen potemkinsche Dörfer. In so autokratischen Systemen wie diesem – und da mag es sich noch so sehr jeden Tag „demokratisch“ oder „freiheitlich“ und „sozial“ nennen – ist der Bruch und die Verweigerung der gangbarere Weg. Auf Alternativen, die man auch selbst praktizieren kann, habe ich immer wieder verwiesen. Im verlinkten Tolstoi-Text in meinem Eingangskommentar findet man auch Hinweise, was man selbst tun kann, um sich Stück für Stück vom Staat frei zu machen.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) wurde bereits von Erich Fromm in Haben oder Sein in den 1970ern erörtert. Das war m.E. einer der schwächeren Teile jenes Werks.
Und ich sage Ihnen ansonsten, dass dieses Modell weitaus unwahrscheinlicher ist als ein Systemwechsel. Wenn das BGE eingeführt wird, dann – wie der Mitforist vor mir, aber auch Flassbeck und Co. zurecht kritisierten – nur in einer Variante der Neoliberalen oder einer anderen Form, die der herrschenden Klasse genehm ist. Das wird dann die Krumen von „Sozialstaatlichkeit“ wie sie jetzt existieren, nochmals kleiner malen und zerhackstücken. Ein BGE wie es dem früheren DM-Müller oder FDPlern vorschwebt, passt vielmehr perfekt zu jüngeren Forderungen nach einer modernisierten Schuldknechtschaft – nämlich Hartz-IV und andere Sozialleistungen von den Empfängern teilweise zurückzahlen zu lassen. So wäre dann ja auch sichergestellt, dass selbst beim BGE weitergearbeitet würde; die große, alte Angst der Raub-Individualisten, das niemand mehr ihre Latifundien beackert.
In einer anderen Gesellschaft wiederum braucht es dagegen gar kein BGE, denn dort wird ja jedem nach seinen Bedürfnissen gegeben.
Wo habe ich geschrieben, dass man davon nur träumen soll? Ich habe hier wiederholt zum Handeln aufgerufen – jeden nach seinen Möglichkeiten. „Pragmatisch denken“ heißt für mich nicht den Staat zu unterstützen oder durch Wahlen zu legitimieren, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, so weit wie möglich von diesem wegzukommen und nichts mit ihm und seinem Treiben am Hut haben zu müssen. Es gilt die geistigen wie praktischen Grundlagen zu schaffen, dass eine freiheitliche Gesellschaft selbst auf dem Boden des heutigen deutschen Reichs möglich wird – und es überwindet. Oder zumindest genügend Menschen, die es ablehnen, einen rettenden Fluchtpunkt eröffnet.
Das ist sehr traurig.
Für mich jedoch ist der Zustand der Gesellschaft kein Grund aufzugeben, sondern vielmehr Anlass in meinem Rahmen Freiheit und Freiräume zu schaffen.
Tja – bei diesem Thema ticken wir wohl unterschiedlich. Dann ist das eben so. Bei anderen Themen sehen wir die Dinge womöglich wieder anders.
Ganz so pessimistisch bin ich zwar nicht, denn auch der von Menschen gemachte Kapitalismus („die Reichen“) hat nichts von einer völlig zerstörten Erde. Irgendwann müssten sie aus ihren noch so tief gegrabenen Löchern kriechen.
Letztlich liegt es an der Natur des Menschen, dass utopische Entwürfe scheitern. Es wird immer jemanden geben, der versuchen wird, sich über die anderen zu erheben, und sei es nur, um z.B. die „Anarchie“ (gewaltsam) aufrecht zu erhalten. Den Menschen zu idealisieren, ist zwar ehrenwert, aber wenig realitätsnah. Man muss mit dem Material arbeiten, das vorhanden ist. Ansonsten bespielt man m. E. lediglich eine andere Form des Transhumanismus, der das Humanum negiert.
„Für mich jedoch ist der Zustand der Gesellschaft kein Grund aufzugeben, sondern vielmehr Anlass in meinem Rahmen Freiheit und Freiräume zu schaffen.“ (Ausdrücklich Zustimmung, lieber Altlandrebell).
@ AeaP
Danke für Ihre Rückmeldung. 🙂
Diesen Punkt teile ich freilich überhaupt nicht:
Ich halte wenig von der „ominösen Natur des Menschen“; meine Ablehnung und von Biologismen und zugehörige Begründung habe ich im Forum verschiedentlich geteilt.
Anarchismus ist nur gewaltlos denkbar (siehe auch meine Antwort an @ afos). Wo irgendeiner ihn „durchzudrücken“ oder mit Gewalt aufrechtzuerhalten sucht, mag es sich um vieles handeln – aber ganz sicher nicht (mehr) um Anarchismus.
Sie mögen das natürlich anders sehen, da denken wir eben unterschiedlich.
„Anarchismus ist nur gewaltlos denkbar…Wo irgendeiner ihn „durchzudrücken“ oder mit Gewalt aufrechtzuerhalten sucht, mag es sich um vieles handeln – aber ganz sicher nicht (mehr) um Anarchismus“
(Altlandrebell)
„Gewalt wird allenfalls zur Selbstverteidigung im Fall von Angriffen sanktioniert (obgleich es auch dann andere Methoden wie Streik, Boykott, Aikido… gibt). In Katalonien und Aragon wurden damals auch Munitionsfabriken etc. aufgebaut und Milizen gebildet – es war kein bloßes „Happening“
(Altlandrebell)
Der nächste rabulistische Versuch – der Scheinwiderspruch.
Ne, @ Phineas, meine beiden Punkte lassen sich durchaus miteinander vereinbaren, nämlich, wenn man sie im Kontext versteht.
Mein erster Sager bezog sich darauf, dass Anarchismus grundsätzlich gewaltlos ist. Gewalt als Herrschaftsmittel führt zwangsläufig zu autoritären Strukturen.
Der zweite addressierte eine konkrete historische Situation, in der manche Vertreter anarchistischer Gruppen Gewalt zur Abwehr unmittelbarer äußerer Unterdrückung einsetzten – zumeist ohne das Ziel einer herrschaftsfreien Ordnung aufzugeben.
Das Spannungsfeld im damaligen Spanien ist bekannt, und viele Anarchisten äußerten sich kritisch zu Gewalteinsatz, Milizen wie Munitionsfabriken. Dies habe ich durch ein Schlüsselwort zu verdeutlichen versucht: allenfalls. Selbst in Fällen äußerer Angriffe bleibt Gewalt nicht das Mittel; deshalb nannte ich gleich anschließend Alternativen wie Streik, Boykott und Aikido. Wir hatten diese Erörterung glaube ich auch schon einmal.
Und ich bin kein dummer Naivling, sondern konzediere, dass Menschen – und sei es aus Reflex – unter Bedrohung auch zu gewaltsamen Selbstverteidigungsmitteln greifen können. Das widerspricht dem Prinzip des Anarchismus nicht und gleich zwei Mal nicht, weil das Tun nicht auf die Errichtung oder Aufrechterhaltung von Herrschaft abzielt.
Wenn ich Sie nachts im Bett überfiele und mit einem Baseballschläger attackierte, würden Sie wahrscheinlich reflexartig zurückschlagen – ist das dann Gewalt? Herrschaftsgewalt? Im nächsten Moment könnten Sie bereits zu Aikido oder evident gewaltfreien Strategien übergehen. Wenn Sie hingegen mit mir ein Attentat auf Machado planten und sie bei der Preisverleihung mit einer Uzi niedermähten, würden wir das im Leben nicht als „direkte gewaltfreie Aktion“ oder „Selbstverteidigung“ verkauft bekommen – obgleich dies angesichts des Friedensbegriffs des noblen Komitees zunächst durchaus naheliegend erschiene. Das wäre einfach nur Terrorismus, oder eher Nihilismus.
Das Wörtchen „allenfalls“ in meinem zweiten Zitat bleibt entscheidend.
„Der nächste rabulistische Versuch – der Scheinwiderspruch“
Das sind beides deine Zitate, nur zur Erinnerung.
„viele Anarchisten äußerten sich kritisch zu Gewalteinsatz, Milizen wie Munitionsfabriken“
Wo hasst du das denn her? Der heilige Sankt Souchy vermute ich hier mal.
Naja, auf jeden Fall wäre dass dann halt nur noch ein Grund von vielen mehr, warum der „Sommer der Anarchie“ in Katalonien leider nur so kurz gewesen ist, falls es solche Idioten innerhalb der CNT/FAI überhaupt gegeben haben soll. Korrumpel, Verräter und anderes Gelichter gab es halt leider, wie überall, auch in diesen ehrenwerten Organisationen. Drei von ihnen saßen sogar als (unbedeutende) Minister in der republikanischen Regierung, wie sich das bekanntermaßen ja für gute Anarchisten ziemt.
Diese verdammten Schmerzen. Liest du eigentlich, was er schreibt? Also auch den zweiten Satz, sagen wir mal?
Danke, wenigstens eine, die meinen Punkt verstanden zu haben scheint. 🙂 💐 🌵
Sicher, den zweiten Satz und auch die übrigen Sätze.
Ja, und es war Ihr Konstrukt, die aus den jeweiligen Unterdiskussionen zu pfriemeln und in einen Scheinwiderspruch zu setzen.
Sie waren darum für mich nach @ Luisa einfach der zweite Rabulistiker. 🤷♂️
Kalicha, Borries et al. Kann auch Apolte gewesen sein. Ist eine ziemlich triviale Deskription.
Halten wir fest: Zum Heiligen haben Sie ihn heute erklärt, nicht ich.
Ansonsten müssten Sie mir auch unterstellen, dass ich Goldman, Tolstoi, Nietzsche – und wen ich sonst so regelmäßig zitiere – zu „Heiligen“ erklärte. Ich bin allerdings weder orthodox noch katholisch, überall mit Weihrauch klimpern und Bildchen beleuchten ist nicht meins.
Souchy unterstützte den Regierungsbeitritt, wurde aufgrund seiner Tätigkeiten von Gegnern auch als „Außenminister“ verunglimpft. Der Punkt des Regierungsbeitritts ist dann schon der erste, bei dem ich ihm widersprechen würde – sein Gewäsch über die UdSSR im verlinkten SPIEGEL-Interview der nächste. So viel zum Thema Säulenheiliger.
Ja und dann gab es da übrigens noch diesen klitzekleinen Einflussfaktor namens „faschistische Anlehnungsmächte im Ausland“. Es war da auch irgendwas mit „Legion“ und „Condor“ – keine Ahnung, Deutschland hatte ja mit dem Konflikt nichts am Hut. Aber das war alles wirklich völlig unbedeutend.
Wenn die in Barcelona eine repräsentative Demokratie ausgerufen hätten oder brav den Vorgaben aus Moskau gefolgt wären, hätten die sich sicher viel länger gegen eine vergleichbare Überzahl an Gegnern behaupten können. 🙄
Also neben Heiligenbildern sind natürlich auch Ehr-Begriffe zu überwinden. Die kommen aus demselben Stall wie Kirche und Moral. 🗑️
Deinen Idealismus kann ich dir nicht nehmen, den kannst nur du selbst überwinden.
Sie sind knorke – ich bin es ja immer, der hier schreibt: den Kairos zur Kinesis gibt es allenfalls im Moment des Kataklysmus. Und selbst dann ist nicht gesagt, dass nicht ein Unterdrückerregime bloß durch ein anderes ersetzt wird. Und darum wurde ich schon wiederholt hier von anderen des „Pessismus“ geziehen.
Aber in dieser Debatte ging es doch eigentlich nur um prinzipielle Machbarkeit. Ich versuchte die halbe Runde lang überhaupt diesen Punkt mal rübergebracht zu bekommen, weil allenthalben Leute ankommen, die schon solche Gedanken vehement bestreiten.
Dass auch eine libertäre Gesellschaft freilich nicht über Nacht so mir nichts dir nichts angegangen und verwirklicht werden könnte, selbst gesetzt, dass sie prinzipiell machbar sei – zu der Debatte wurde ja noch nicht mal wirklich vorgestoßen. Doch in Bezug auf die verweise ich einfach nochmals auf Goldmans Äußerungen zur Prozesshaftigkeit von Anarchie.
Und Katalonien stand – zumindest von gewissen Punkten gesellschaftlichen Verfasstheit her betrachtet (Widerstandserfahrungen gegen Latifundien, Kirche; Neigung zu Kollektivismus; Freiheitsgeist) – vor 90 Jahren besser da als das damalige wie heutige Deutschland. 🤷♂️
Und waren Sie es nicht sogar, die mir gegenüber darauf letztes Jahr oder wann das war verwiesen? Gerade, weil Sie ja mit Schmerz und Trauer auf die verlorene Gelegenheit blickten? Vielleicht war es auch ein anderer Mitforist – ich will da niemanden für festnageln.
@Altlandrebell
Heiliger Bimbam. Mir ging in deinen Predigten nicht vorrangig dein Dogma der „Gewaltfreiheit“ auf den Senkel – das kann ein jeder so halten und dafür streiten – sondern dieses auch noch zum eigentlichen Grundprinzip des spanischen Anarchismus des 19ten und 20ten Jahrhunderts erklärst.
Das ist einfach kompletter Bullshit.
Die Anarchisten und ihre Verbündeten hatten das reale Problem nicht zu wenig Gewaltmittel, also militärisches Gerät und Waffenproduktionskapazitäten zu haben, sondern viel zu wenig davon! Woran das lag und welche andere Gründe für ihr Scheitern sorgten, ist den „Geschichtsbüchern“ (naja, zumindest einigen) zu entnehmen.
Angesichts der Bedrohungen denen wir aktuell ausgesetzt sind kann ich das moralische Geschwätz über „Gewaltfreiheit“ nicht mehr hören.
Was Gewalt ist definieren immer die Herrschenden. Nicht du oder ich.
Nur ein Beispiel:
Wenn das Kampfmittel eines friedlichen und unbefristeten Sitzstreiks von Arbeitern und Angestellten in „ihren“ (Rüstungs)Unternehmen das Resultat hat, das die Produktion erfolgreich geschädigt wurde, dann ist das für den Staat Gewalt, und wird entsprechend behandelt, als wenn eine Bombe diese „Arbeit“ gemacht hätte.
@ Phineas
Erstens: Warum duzen Sie mich jetzt eigentlich die ganze Zeit? Stehlen wir neuerdings gemeinsam Pferde?
Dann:
Vs.
Ja was denn nun?
Ihr zweiter Sager impliziert für mich, die Gegenseite solle das Maul halten – Sie können’s ja nicht mehr hören, Sie nerve es. Nun, wenn Sie bestimmte Kommentare hier nicht hören wollen, dann lesen Sie sie doch einfach nicht oder stellen Sie (@ Alexander gab Anleitungen) sie in Ihrem Browser aus. 🤷♂️
Als Erwachsener sollten Sie freilich auch andere Stimmen aushalten können. Ich enthalte mich ja auch bei neunzig Prozent der Diskussionen hier und dem Gros der leidmedialen Beiträge.
Dann: das ist kein Dogma, sondern meine persönliche Meinung. Ich oktroyiere sie niemandem, ich streite, wie Sie erkannt haben, lediglich dafür. Gerne auch engagiert – irgendwer muss es ja tun. Sehe hier nicht viele freiheitliche Pazifisten. Ob und was Sie oder andere freilich mit meinen Links und Positionen anfangen können – nochmals 🤷♂️.
Es ist auch keine Pflicht oder ein Imperativ darin – wie soll das bei Frieden und Freiheit auch gehen? Oder halten Sie mich für eine Zwangsgewalt? Frieden wie Freiheit kann nicht verpflichtet, sondern nur gestiftet werden. Ist wie mit Eierkuchen – den kann man auch nicht erzwingen, der kann nur gelingen. Wenn man ihn richtig macht. Alles andere ist dann eben kein Eierkuchen, sondern bestenfalls Pampe.
Sie scheint meine Meinung auf jeden Fall ziemlich zu triggern, zu schmerzen, dazu zu bringen in ihr nur „Predigten“ zu erkennen. Vielleicht weil Sie früher selbst wie ich argumentiert haben, aber jetzt „angesichts der Bedrohungen“ anders drauf sind? Oder wegen anderer Schmerzen.
Nun, für mich sind die Bedrohungen ziemlich konstant und als langjähriges Gewaltopfer (gerade auch weiblicher Gewalt!) erlaube ich mir einfach eine gewisse eigene Perspektive. Nämlich, dass Zurückschlagen keine Lösung ist. Sie bringt mir nichts. Ist wie mit Strafen und Macht. Ja, es fühlt sich geil an – genau fünf Sekunden lang und dann ist da nur Leere und die Scheiße ist immer noch da, genauso wie der Geschmack, die Gefühle, Bilder, Gerüche und Geräusche. Die sind nicht weg, nur weil ich jemanden verdresche oder ihm meinen Stiefel in den Nacken stelle.
Sie, der Grün und @ Motonomer können es ja anders halten. Überfallen Sie die nächste Wache, wenn Sie glauben, dass das „was bringt“, machen Sie einen anti-kapitalistischen Raubüberfall oder wie heists noch mal auf Englisch – ist mir wumpe. Ich gehe eben einen anderen Weg. Können Sie sich ja drüber beömmeln.
Ich erblicke im Wunsch nach Gewalt und im Abwerten von Gewaltlosigkeit zu „Geschwätz“ nur ausgeprägte Hilflosigkeit. Und diejenigen, die so handeln, tun mir dann einfach nur leid.
Mir sind die diversen linken Strömungen im Spanien vor und nach dem 19. Juli durchaus ein Begriff. Und Katalonien und Aragon waren Tummelplatz diverser anarchistischer Strömungen, von syndikalistisch-militanten Gruppen (dominant) bis gewaltfrei und pazifistisch. Das Wirken letzterer wurde in der medialen wie öffentlichen Rezeption aber oftmals bestenfalls tertiär beleuchtet – klar, ohne Waffen gilt es dem Massenfunk eben als nicht sexy. Deswegen waren die aber noch lange nicht nicht-existent oder unbedeutend. Ich schrieb bewusst von einem Spannungsfeld und ich habe auch darauf verwiesen, dass die Mehrheit Gewalt einsetzte und dass das Blatt bei einer Invention anderer Mächte zugunsten der Republikaner anders ausgesehen haben könnte. Und damit meinte ich keine diplomatische Intervention. (Die freilich auch schon etwas gewesen wäre.)
Ja, genau. Darauf wies ich in dieser wie der alten Diskussion hin. Und auch auf die Werke, in denen die pazifistischen Teile nicht untergebuttert wurden wie es gerne mal passiert. Wir hatten hier im Forum auch eine (ehemalige) Mitforistin, die nämlich davon schrieb, die Anarchisten hätten „nur die Gräben vollgeschissen“.
Ja und? Was hat das denn mit mir zu tun? Mit Ihnen? Orientieren wir uns an denen? Warum?
Also Gewalt ist schon mal nicht primär danach zu bewerten, ob sie von staatlichen Autoritäten als „illegal“ oder „gefährlich“ eingestuft wird, sondern gerade auch danach ob sie Mensch und Tier Leiden verursacht. Und da kann jeder sehr wohl ermitteln und feststellen.
Gewalt ist jenes Handeln, das Individuen ihrer Autonomie beraubt, ihre Grenzen übertritt und / oder ihnen persönlich Schaden zufügt. Da gibt es viele Ausprägungen und Formen – strukturelle, aktiv-physische, psychische – da gibt es Ausbeutung, Armut, Pegizisten-Knüppel (Repression), Kriegsdienst…
Ihr Sitzstreik mag ökonomischen Schaden verursachen, aber da wird niemandem physischer oder psychischer Zwang angetan. Das ist eine menschenorientierte Perspektive. Nicht das Materielle, nicht das Habenwill ist entscheidend, sondern wer konkret betroffen ist, wessen Freiheit eingeschränkt wird, und ob jemand verletzt wird. Armeverschränken und Sitzenbleiben, um die Waffenproduktion zu stoppen, ist direkte, gewaltfreie Aktion. Oder ernennen Sie doch gleich Boykott zum Terrorismus – kauft gefälligst Jaffa-Orangen 🍊 oder es ist ein Akt brutalster Gewalt! 🙄
Der Staat definiert Gewalt dagegen systemorientiert, nämlich danach was seine Ordnung bedroht. Das ist mir auch bekannt, aber wie gesagt: was juckt mich denn Ihr Staat? Der kriminalisiert alles und jeden, das ist klar. Der wird wohl auch irgendwann eine Pflicht zum Kauf von Jaffa-Orangen einführen und jeden als Antisemiten einsperren lassen, der sich weigert. 🍊 Ich dagegen orientiere mich einfach nicht nach dessen Katalogen und Prinzipien. Wenn ich eine andere Gesellschaft möchte, dann möchte ich die eben konkret vorleben helfen, Absurditäten demaskieren (🍊🍊) und dann auf Mittel verzichten, die einer lebensbejahende Ordnung abträglich sind. Nennt sich Ziel-Mittel-Relation.
Wenn Sie Sitzstreiks und Überdenhaufenschießen unter dieser Prämisse immer noch zusammenwerfen, haben Sie in meinen Augen definitiv einen Clown oder zu viel 🍊🍊🍊 gefrühstückt. 🤷♂️
@Altlandrebell
Junge, Junge.
Da kann ich mich nur wiederholen:
Deinen Idealismus kann ich dir nicht nehmen, den kannst nur du selbst überwinden.
@Phineas
Dein Ne scio ne scio mag noch so erschreckend sein, es ist symptomatisch. Die NI wird uns offenkundig abgezüchtet.
Altlandrebells Idealismus besteht darin, dir zu antworten … und da hast du doch mal einen Punkt, das sollte er tatsächlich bleiben lassen. Soll besser ein Loch graben und wieder zuschaufeln.
@Foehre
„Soll besser ein Loch graben und wieder zuschaufeln“
Nur zu.
Zum Thema Löchergraben fiel mir einfach noch das hier ein. Da können wir uns wohl alle drauf einigen:
War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.
Und er schrie: „Ich revolüzze!“
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.
Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonsten unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.
Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.
Aber unser Revoluzzer
Schrie: „Ich bin der Lampenputzer
Dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!
Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Lasst die Lampen stehn, ich bitt!
Denn sonst spiel’ ich nicht mehr mit!“
Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.
Dann ist er zuhaus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich, wie man revoluzzt
Und dabei doch Lampen putzt.
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet
Es wird keine gewaltlose Veränderung geben.
Dafür ist die herrschende Klasse mittlerweile einfach zu gut aufgestellt.
@ Motonomer
Ich blätterte heute im Bus mal wieder durch Liebknechts Schriften. Was der über den inneren Militarismus sagte und schrieb, klingt 1:1 wie das, was heute abläuft. Einfach zurück in den preußischen Halbabsolutismus. Er meinte das freilich als Kritik, nicht als Blaupause für die Wiedervorgabe
Ansonsten:
– Alex Comfort
Da werden wir beide uns eben immer unterscheiden. 🤷♂️
Dann gibt es eine Veränderung erst nach dem großen Knall, wie immer der auch aussehen wird.
Aber sicher nicht die, die wir uns gewünscht haben.
Nur, werde ich vielleicht auch diesen leider auch noch erleben müssen.
Im Übrigen, bin ich pragmatiker und gebe nicht all zuviel auf historische Ereignisse und Spekulationen.
Ich weiß wie Menschen ticken, weiil ich (fast) die ganz Welt gesehen habe in meinen subversiven Dasein. 😉
Der Kairos zur Kinesis ergibt sich allenfalls im Moment des Kataklysmus. 🤷♂️
Im Gegensatz zur Kataklysmus-These, die bereits mehrfach durch Beobachtungen bestätigt werden konnte (vgl. Apolte), ist Ihr Postulat nicht so ausgemacht.
Die Leute haben es schlicht in der Hand. Wenn genügend Vorarbeit für eine lebensbejahende Gesellschaft geleistet wird, dann eröffnen sich Perspektiven. Dagegen wenn man bei Belliphilie, Habenwill und Bäumchen-wechsel-dich-an-der-Spitze verbleiben mag… 💩 + 🧙♂️☕
Den Grad der Gewalt bestimmt die Gegenseite.
Wir haben keine Lebensbejahende Gesellschaft und hatten auch nie eine, zumindest nicht, in den letzten Jahrhunderten.
Und um etwas Neues entstehen zu lassen muss immer das Alte erstmal weg.
Die herrschende Klasse wird sich nicht gewaltlos die Butter vom Brot nehmen lassen.
Diese Chance haben wir in den 70ern verpasst, warum?
Weil wir immer viel zu wenige waren. und die herrschende Klasse jetzt globale Strategien in Echtzeit gegen uns nutzt.
Und vor allem, die brauchen uns jetzt auch nicht mehr als Konsumenten.
@ Motonomer
Ja, im Westen vielleicht. Lesen Sie Fromm, der aufzeigte, wo es die überall auf der Welt schon gab. Gerade bevor Westler dort aufkreuzten. Und nicht alle lebensbejahenden waren automatisch gewaltfrei – nur hat ihnen Gewalt gegen die Westler auch nichts genützt. Weil es nicht nur um Gewalt geht.
Unsinn.
Wenn man keine Alternativen parat hat, landet man nach dem Verschwinden des Alten – nur wieder beim ganz Alten. Man muss jetzt beginnen konkrete Alternativwege aufzuzeigen und vorzuleben.
Jeder kann jetzt konkret beginnen etwas beizutragen und andere Verhaltensweisen, andere Gesellschaftspraktiken et cetera gestalten helfen.
Wenn die Reichsbürger eigene Kolonien gründen können, könnte man genauso gut Orte der Lebensbejahung schaffen und zeigen wie es andersläuft. Es muss ja nicht zu dubiosen Ökodörfern (es soll auch nicht dubiose geben) oder zu Esoterikanlagen mutieren. 🤷♂️
Ich kenne die Bunker der Reichen, die haben für mehr als 80 Jahre und das war schon in den 80ern als ich mal in so einem war.
https://braveneweurope.com/robin-mcalpine-the-biggest-threat-we-face-the-rich
Im globalen Kapitalismus darf man doch die Reichen mit einer Steuer nicht verscheuchen, man braucht doch deren Kapital für Investitionen. Das würde vielleicht mit einer Kapital-Verkehrskontrolle funktionieren. Aber dann wäre es mit der Freiheit (des Kapitals) vorbei und wir hätten keine liberale Demokratie mehr. Es wäre also nicht rechtens. Der ideologische Überbau verhindert das.
Das mit dem Verscheuchen ist eine Fabel. Die wirklichen Reichen in Deutschland
haben ihren Reichtum geerbt. Die investieren nichts von ihrem Besitz. Investitionen
werden über Schulden bezahlt, damit sie dann steuerlich wieder positiv wirken.
Wenn ein Unternehmen seinen Standort in ein anderes Land verlegt, dann, weil
es dort Subventionen, zB. in Form von kostenlosem Grund und Boden und Zuschüssen,
gibt. Dazu trägt der Staat dann auch noch die Verluste, wie jetzt bei der „Giga-Faktory“
in Schleswig-Holstein, die wir dem immer unrasieren Traumtänzer zu verdanken haben.
„Investitionen werden über Schulden bezahlt“
Schulden machen kann man aber aber nur wenn man über Sicherheiten (Vermögen) verfügt. Der liberale Kapitalismus ist auf die Reichen angewiesen um zu funktionieren.
Bis zur Klammer gebe ich Ihnen recht. Die Sicherheit besteht aber nur zur Not in der Einziehung Ihres Vermögens, zuvörderst jedoch in dem Versprechen gegenüber der Bank, die geliehene Knete nebst Zinsen in der Zukunft „irgendwie“ zu erwirtschaften. Aus dem geliehenen Geld soll also mehr Geld werden. Wenn ein Staat sich verschuldet, verspricht er, dass seine Bürger (oder deren Kinder) den Kredit plus Zinsen zurückzahlen werden – indem sie dafür arbeiten.
Man beachte, dass die privaten Vermögen nie zur Haftung herangezogen werden, höchstes muss der Staat Gemeineigentum verkaufen (Bahn, Infrastruktur, Schulen, Gesundheitswesen, Telekommunikation, …) und damit kapitaldienlich machen. Wie das funktioniert, haben die Treuhand in der DDR und die Troika in Griechenland vorbildlich demonstriert. Ob man diese Art des Kapitalismus ausgerechnet als „liberal“ bezeichnen sollte wage ich zu bezweifeln. Es handelt sich in meinen Augen eher um Raubzüge, um den privaten Reichtum (auf Kosten des Gemeinwesens) zu mehren.
In der liberalen Ideologie gilt die Freiheit des Einzelnen als höchstes Gut. Entsprechend muss dann die Gemeinschaft für den Einzelnen geradestehen, also „privaten Reichtum (auf Kosten des Gemeinwesens) mehren“.
Du meinst den privaten Reichtum der herrschenden Klasse gelle….? meine Fresse …
Genau, das ist das Resultat liberaler Ideologie. Auf Liberalismus folgt Neo-Liberalismus.
Die Gier, der Hass, der Neid und das Gegeneinander sind die Triebkräfte unserer Gesellschaft. So der FDP-Mann Brüderle vor zig Jahren im Bundestag. Und diese Triebkräfte werden gepflegt und ausgebaut, denn sonst würde dieses System auseinanderbrechen.
Und der Autor wird offenbar nicht schlau draus. Nun Herr Burbach, immer schön dranbleiben und Forderungen stellen. Irgendwann muss es ja mal klappen, oder?
Wo doch Demokratie und Marktwirtschaft „eigentlich“ zum Wohle des Volkes eingerichtet sind.
Jede Scheiße, die auf ihre Kosten geht, machen die Leute mit. Wenn man sie drauf hinweist, wie schlecht die Scheiße ihnen bekommt, werden sie „kritisch“. Fragen nach der „Alternative“, die Scheiße ja angeblich braucht. Und an die sie ganz strenge Maßstäbe anlegen wollen. Weil sie so kritische Denker sind.
Soll man sich an dieser Verweigerung abarbeiten? Oder sich einfach in den Garten setzen?
🙂
Ja, es ist schon ziemlich frustrierend. Der Bürger sucht sein Auskommen in dieser Gesellschaft, er will zurechtkommen, er will sich einrichten.
Da ich keinen Garten habe, werde ich mich wohl weiter an der Verweigerung abarbeiten. Zumindest gelegentlich.
Abseits von der Frage nach Sinnhaftigkeit bewundere ich das. Ich habe nicht solche Nerven.
Das gilt auch für die idiotische Veranstaltung selbst. Erklär die mal einem Marsianer. Der lacht sich tot, und schon war es wieder nichts mit der Übernahme der Erde.
Hast du wenigstens einen Balkon?
wennde im garten sitzt, kommt die verweigerung zwangsläufig vorbei und schon biste wieder am ackern 😉 …aber diese notwehr ist den scheißeantragenden wenigstens verständlich, wenn auch nicht zwangsläufig akzeptabel 😉 …
Eine kurze Geschichte des Kapitalismus!
https://www.youtube.com/watch?v=_iyH-TDGIj4&list=WL&index=1
Nix gut, 18.40 Minuten für die Katz!!!
Warum?
zB die Mieten sind jetzt schon teuer genug, das muß auch nicht nochmal 0,5% teurer werden.
Warum traut sich der Autor nicht an die Ursachen und beschränkt sich auf die Symptome?
Das Privateigentum von Produktionsmitteln ist der Grund für die Einkommensunterschiede, sonst nichts.
https://sascha313.wordpress.com/2014/06/17/die-entscheidende-frage-wem-gehoren-die-produktionsmittel
Auch „Kapitalismus“ genannt!
Ist doch alles tacko!
Containern zu erlauben, reicht doch wohl als soziale Politik!
Was die Leute immer haben?
Schließlich sind die „Reichen“ ( alle anderen Ausdrücke, die mir so einfallen sind leider justiziabel) doch die Stützen der Gesellschaft; und dafür sollen sie noch bestraft werden?
Bettelscheine, wie der alte Fritz sie an seine invaliden Veteranen verteilen ließ,
sollten doch eigentlich genügen !
Bürgergeld brauchen wir auch nicht!
Da reichen doch am Ersten 31 Dosen Ravioli und zwei Kisten Wasser!
Dazu die ganzen Schmarotzer und Kanacken in eine zu gründende Fremdenlegion, pferchen und die Probleme sind gelöst!
Reichensteuer! Ha!
Geht doch nach drüben!
Irgendwie lustig wie sich Burbach Lanz und Precht im Einklang befinden das die Reichen teilen könnten ohne daß es ihnen [z](s)[ä](ee)
[h]lisch weh tun würde. Hat was von einen Buddhistischen Märchen.
Für Deutschland stellt er sich ca. 20 Milliarden vor die aber nicht den armen Ärmsten zukommen soll sondern den Staat.
Nebenbei erwähnt er das die Luxussteuer selbstverständlich sozial-marktwirtschaftlich gerecht für alle gilt.
Auch den Niedriglöhner der vielleicht motiviert ist sich ebenfalls durch seine Arbeit
nach einer längeren entbehrlichen Phase mal Luxus zu kaufen. Sozusagen als Ausgleich.
Dummerweise trifft er dann aber auf die Pläne von Burbach.
Schade.
Desweiteren sind die ca. 20 Milliarden eine zutiefst lächerliche Summe für den deutschen Staat. Dieser kann mal eben mehrere Hundert Milliarden Sondervermögen aus den Hut zaubern.
Doch diese will Hr. Burbach nicht.
„Mit diesem Geld ließen sich ganze Schulsysteme renovieren, Pflegekräfte anständig bezahlen oder die Energiewende finanzieren, ohne immer neue Sondervermögen aufzulegen.“
Mit diesen Absatz verwechselt er die EU-Ebene und die Deutschlandebene.
Warum er das Sondernvermögen nicht mag lässt er komplett offen erwähnt es nur in einen Nebensatz.
Er hält es wohl für unmoralisch oder unethisch.
Er scheint hier ein stilles Einverständnis des Publikums vorauszusetzen.
Auch stellt sich die Frage was er unter Schulsysteme renovieren versteht. Schulen renovieren ist klar aber Schulsysteme ?
„Luxus darf nicht länger steuerfrei sein, während der Staat bei jedem Sozialetat den Rotstift ansetzt.“
Na da wär ich mir jetzt gar nicht sicher ob bei Hr. Burbachs Weg 0.5 Prozent für die Gerechtigkeit nicht sogar der Rotstift leerlaufen würde.
Burbach, Lanz und Precht sind Sozialromantiker, mit ihrer Folklore bedienen sie die staatstragende Erzählung, nach ein paar klitzekleinen Reparaturen sähe das System wieder vorzeigbar aus. Wobei ich dem Precht noch unterstelle, dass er es (ein wenig) besser weiß.
Mit dem halben Prozentpunkt aus der Überschrift lässt sich keine Gerechtigkeit herstellen. Überhaupt vermischt Burbach zwei vordergründige Kategorien, nämlich Steuern und Gerechtigkeit, ohne die notwendige Eigentumsfrage zu stellen: Wem sollen Staat und Produktionsmittel gehören? Über den Istzustand lohnt sich keine Diskussion, die Klasse der Wenigen plündert die Vielen nach Kräften aus; an diesem gewinnbringenden Prinzip wird sich nichts ändern, wenn die Vielen nicht die Machtfrage stellen.
Mal davon abgesehen, dass eine Umverteilung im Rahmen des herrschenden Systems stets verhindert wird, wenn sie nicht der herrschenden Klasse zugute kommt, kursieren ständig irgendwelche Reparaturvorschläge am Steuersystem, die eines gemeinsam haben: Angeblich tun sie niemandem weh. Burbach schmeißt verschiedene Konzepte fröhlich durcheinander, Luxussteuer (gibt’s in Frankreich), Vermögenssteuer (gab’s hier mal), Kapitalertrags- und Finanztransaktionssteuern. Von letzterer bemüht er die 0,5 Prozent (tun nicht weh), um aus dieser Kleinigkeit riesige Summen zu errechnen, die man den Armen versprechen könnte.
Burbachs Fazit: „0,5 Prozent reichen, um die Debatte zu drehen.“ Nein, eben nicht, wie man am Schicksal der Finanztransaktionssteuer sehen kann, die Schäuble mit einer Pirouette über die EU elegant beerdigte. Aber, nur mal angenommen, dieser „Klacks für die Reichen“ (Burbach) fände tatsächlich seinen Weg in den Steuersäckel: Wie würde daraus „ein Rettungsanker für die Gesellschaft“ (dito) werden? Bevor von dem Geld auch nur ein einziger Obdachloser von der Straße geholt wird, wird es doch in zusätzliche Waffen für die Banderisten umgemünzt, mal davon abgesehen, dass die Knete ohnehin für den „Schuldendienst“ draufgeht.
Eines muss ich dem Burbach lassen: Er befindet sich in bester Gesellschaft, wenn er mit seiner Nummer „Allen wohl und keinem weh“ hausieren geht. Damit tingeln die Sozialdemokraten in der SPD, die Sozialausschüsse der CDU und andere Heilsbringer seit Gründung der BRD durch die Wahlkampfarenen, um möglichst viele Stimmen des Wahlpöbels zu ergattern. Nach jeder Wahl durfte der Wähler dann den Erfindungsreichtum der Politiker beim Anbohren immer neuer Geldquellen bewundern, die sich seltsamerweise immer im eigenen Portemonnaie auftun.
Diesen Falschspielertrick versucht auch der Burbach, wenn er um die Pflegekräfte, die Rentnerin oder alleinerziehende Väter barmt, denen er mit seinem Notgroschen von 0,5 Prozent, einzutreiben von den Reichen, aus der Armutsfalle helfen will. Aber mit seinem vor Moral nur so triefenden Bettelbrief greift er fulminant in’s Leere, aus gleich zwei Gründen: Erstens lassen sich die reichen Strauchdiebe nebst ihrer staatlichen Komplizen ihre Beute niemals kampflos abknöpfen (auch nicht zu 0,5 Prozent), und zweitens ist unser Gemeinwesen so hoffnungslos überschuldet, dass jede Mehreinnahme in die Bedienung der Zinsen ginge.
Salopp gesagt: Das Geld, was noch gar nicht existiert, ist längst ausgegeben bzw. fest verplant, wie man schön an den „Sondervermögen“ der letzten zwei Jahre sieht: Zwar werden gigantische 1200 Milliarden Euro (zusätzlich zum bisherigen Staatshaushalt) der kapitalistischen Verwertung zugeführt, aber gleichzeitig wird bei Infrastruktur und im Sozialen gespart wie nie zuvor. Beides ist höchst real und bedingt sich gegenseitig: die Gewinne der Reichen und die Ausplünderung der Armen. Dagegen hilft es nicht, bei den Reichen mit dem Klingelbeutel rumzugehen, wir müssten schon die Systemfrage stellen. Das bringt der Burbach leider nicht über’s Herz, lieber schreibt er was Romantisches für die Tonne.
Rischtisch 👍
Deswegen, kann die Lösung nur sein, die Reichen und alle kapitalistischen Strukturen zu beseitigen.
Sehr schön!
Ein toller und gehaltvoller Kommentar, den ich dem Artikel gegenüber für um Längen überlegen halte!
Schönen Dank dafür!
Wirklich super!
Merci für die Blumen. Am Artikel kann man sehr schön sehen, welche Verheerungen es in den Köpfen anrichtet, wenn man nur lange genug beim Lanz in die Röhre guckt.
Auch von mir vielen Dank für deinen raren Realismus, Jenseits von Böse.
Da nich’ für, obwohl: Manchmal wünsche ich mir schon ein schlicht gestricktes Gemüt, der realistische Blick auf „dieses unser Land“ (Birne) ist ja nur noch zum Schreien.
Oh doch, und ob. Wasser (deins wunderbar klar) und Wüste und so.
Du glaubst nicht, wie gut ich das verstehe. Ich arbeite seit Jahrzehnten daran, mein Gemüt zu schlichten und dümmer zu werden – mit einigem Erfolg, muss ich anerkennend konzedieren. Leider hat es aber nicht gereicht, um die aufbrandenden Sieg- und Heil-Rufe ertragen zu können, und ich bin doch noch schreiend weggelaufen. Was nicht heißen soll, dass es ein Wohin gäbe. Höchstens ein Nichtganzsogrell.
Ach ja, die Nazis… In meiner Jugend war ich noch mit greisen Altnazis geschlagen, später durfte ich den Nachwuchs kennen lernen. Wenn aber die Birne noch nicht völlig weggedröhnt ist, sollten wir uns auf Satire verlegen – schwieriges Fach, bei Overton muss man nicht nur eine Triggerwarnung vorweg schicken, sondern auch noch eine Interpretationshilfe nachschieben… aber wenigstens kann ich mich dabei auf Karl Marx berufen, der im 18. Brumaire den Hegel mit dessen Spruch „Geschichte wiederholt sich zweimal“ hops nimmt: „Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.“. So gesehen und in Anbetracht der heutigen Politdarsteller besteht also Grund zu lästerlicher Heiterkeit – mit dem Segen des Meisters 😉
So ganz folgen kann ich dir wirklich nicht – die lumpige Farce ist ja schon die Satire, wie willst du dich da auf Satire verlegen? Selbst Sonneborn musste aufstecken.
Und ich meinte zwar durchaus das Gebrüll der
, aber die als Nazis zu bezeichnen wäre irgendwie doch … eine Beleidigung der Nazis. Jedenfalls ist es meine romantische Fantasie, dass es damals noch nicht Voraussetzung für höhere Ämter war, dem Kompromat einen sparsam zweistelligen IQ-Test beizulegen. (Vielleicht war ja der damalige Russlandfeldzug ein Versuch, sich da rückwirkend zu qualifizieren.)
Anmerkung: Spontan begriffsstutzig war ich schon immer mal, das ist nicht notwendigerweise ein Zeichen meines Erfolgs.
Ob Sie „spontan begriffsstutzig“ sind oder ich mich blöd artikuliere – darüber könnte man streiten. Im Zweifel nehme ich in Anspruch, von uns Beiden der Dumme zu sein. Und sorry, dass ich nicht zurück duze: Hier im Forum sieze ich pauschal, auch gute Freunde. Das ist nicht als Affront gemeint, Ihr freundliches Du lasse ich mir gerne gefallen. Aber nun zu Ihrem Einwand:
Stimmt, die Sieg-Heil-Fraktion und das landläufige Politpersonal sind zwei Paar Schuhe. Überhaupt sollte man sich den „Nazi“ für schwere Fälle aufheben, das „Höckepack“ (Friedrich Küppersbusch) pauschal als Wiederkehr des Faschismus und jeden, der nicht ‚woke‘ ist, als Rechten niederzumachen, verharmlost das Original, die NS-Zeit. Wir erleben heute eben nicht die Uraufführung, sondern eine Farce – die durchaus zum Schreien ist, also nicht wirklich lustig. Da wird Satire zu einem Akt der Notwehr, die ironische Distanz bewahrt mich allenfalls vor dem einen oder anderen Schreikrampf – „laughing just to keep from crying“.
Ob der Sonneborn „aufgesteckt“ hat ist für mich nicht ausgemacht, ich denke eher, dass ich Schwierigkeiten habe, Zugang zu seiner Art von (knochentrockenem) Humor zu finden. Aber wie er hier die Kaja Kallas angeht ist doch große Klasse, durch die Augen der Nato-Hure verschafft er uns einen direkten Blick in die Leere hinter ihrem Gesicht:
https://www.youtube.com/watch?v=C6To89SzVhY
Überhaupt, dass wir uns hier unter einem Artikel vom Burbach über Satire unterhalten hat auch seinen Grund: Ein Frühwerk des Autors hatte mich dermaßen aufgebracht, dass ich vor Empörung kaum noch laufen konnte. Also griff ich zur Notwehr:
https://overton-magazin.de/hintergrund/wirtschaft/wenn-das-gute-nicht-reicht-europas-niederlage-im-cyberkrieg/#comment-233254
Natürlich ist der Mann nicht nur lächerlich, der Level, auf dem er
agitiert,schwurbelt, äh: argumentiert, ist ja mittlerweile gängige Währung (man könnte sie in „Lanz“-Einheiten messen). Deshalb fühlte ich mich diesmal genötigt, seine zur Schau getragene Gratismoral mit der Darstellung von ein paar Zusammenhängen zu zerstören (™ Rezo), die mir geläufig sind, weil das Thema „Arm gegen Reich“ (frei nach Warren Buffett) meine Lebenswirklichkeit betrifft.Satire geht halt nicht immer, und dennoch hab ich was zu lachen: Wie @Wallenstein konstatierte, wäre mein kleiner Kommentar der bessere Artikel gewesen (aber ohne den Burbach-Schrieb nicht zustande gekommen). Dialektisch betrachtet hat der Burbach also auch sein Gutes 😉
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein paar ‚achtersinnige Gedankens‘ (Kuddl Schnööf)
Ihr JvB
Glauben die Leute etwa ein Herr Merz würde nur einen Cent abgeben?
Leute wie er werden den Armen die Euros nur si aus der Tasche ziehen um noch reicher zu werden!
Selbstverständlich mit kräftiger Hilfe der SPD deren Aufgabe darin besteht den Arbeitern etwas vorzugauckeln und um sie ruhig zu stellen
Niemals, das ganze Kapital geht zu den Händen von Blackrock, Statestreet und Konsorten.
Die herrschende Klassse wird uns alles nehmen.
Fragen wir doch einfach mal, ob sie glücklich damit sind.
Die können gar nicht anders. Also beneiden wir sie nicht!
Denen geht es ganz wunderbar dabei.
Ich weiß das, weil ich aus den gleichen Schoß entstamme.
Ich wüßte aber nicht warum ich sie dafür beneiden sollte.
Schließlich sind das alles Verbrecher und einige davon auch niederträchtige Mörder.
Es sind Menschen. Wenn sie „beseitigt“ sind, gibt es andere Menschen, die genauso drauf sind. Dich zum Beispiel.
Sind Revolutionsromantiker anwesend?
Die DGB-Vorsitzende und ehm. SPD-Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi kündigt beinharten Widerstand gegen den Herbst der Reformen.
Ja ,ja der DGB hatte doch schon bei der Einführung von HartzIV einen heissen Herbst verkündet aber nur ein laues Lüftchen realisiert.
Zu erwarten ist auch diesmal ein Protest mit gebremsten Schaum.
Die SPD kündigt immer irgend etwas Beinhartes an, bla, bla, blubb.
Und dann?
‚Nach Tische las mans anders“ , wie Schiller einst schrieb.
SPD? 👎👎👎
Dieser Text gehört in jede Tageszeitung mit wöchentlicher Wiederholung. Der Text muss an die Wähler gebracht werden, denn die können nur den Start für eine Luxussteuer erzwingen. Sie wählen die Parteien, die sich dazu bekennen. Installierte Regierungsparteien dazu zu bringen, scheitert aus den im Text ausführlich genannten Gründen.
Sie müssen die letzten 25 Jahre verschlafen haben: Seit der Jahrtausendwende forderte Attac in Deutschland die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die Linke, die Olivgrünen und die SPD hatten das Ding im ihren Wahlprogrammen, seit 2011 war auch die CDU dabei. Ebenfalls 2011 sprach sich der Bundesrat für eine EU-weite Einführung aus, 2013 war das Ding Thema der Koalitionsverhandlungen, als Kompromiss einigte man sich auf den Fiskalpakt (ein Nachrichtensprecher der Tagesschau: „Fispalkackt“). Im Koalitionsvertrag 2017 steht schließlich:
Zur Erinnerung: Das war eine schwarz-rote Koalition, ganz wie heute, und die Wähler waren mehrheitlich dafür. 2016 sprachen sich 57% der Deutschen für eine Finanztransaktionssteuer aus, ganz ohne Burbachs Rührstück. Das Thema war nämlich in den Medien präsent, es brannte den Deutschen nach der Einführung „des größten Niedriglohnsektors in Europa“ (Schröder) auf den Nägeln.
In der Wikipedia wurde das Thema vor 12 Jahren beerdigt, der Eintrag liest sich wie ein Erinnerungsfetzen aus einer längst vergangenen Zeit. Als Grund für das Scheitern wird vom Einfluss der Finanzlobby gemunkelt, wenn Sie Näheres wissen wollen, müssen Sie schon selbst nach den deutschen Finanzministern und den Spitzen der EU-Kommission googeln. Kleiner Tipp: Suchen Sie nach Wolfgang Schäuble, Olaf Scholz und Manfred Weber.
Dann hat das Thema offensichtlich kaum in den Wahlkämpfen eine Rolle gespielt, weder von den Parteien, noch von den Medien. Mich beeindrucken die möglichen gravierend hohen zahlenmäßigen Wirkungen. Um diese lohnt es sich doch, statt mit Pfeil und Bogen, mit Kanonen vorzugehen.
Heiner Geißler (ehem. Generalsekret der CDU und Attac-Mitglied seit 2007) allein brachte es mit seinem Spruch „Es ist Geld da wie Heu“ bundesweit in die Nachrichten, in den Spiegel (2019), die Frankfurter Rundschau (2019), Stuttgarter Nachrichten (2011), Thüringische Landeszeitung (2010), Deutschlandfunk (2008), Stern (2010), Weser-Kurier (2010) und die taz (2010). Die Liste ist nicht vollständig, ich habe nur nach der Wortfolge „Finanztransaktionssteuer Heiner Geißler“ gesucht und ein paar der ersten Treffer herausgepickt. Auch andere Bundespolitiker (Brüderle, Schäuble, Wagenknecht) schafften es mit dem Thema in die Schlagzeilen. Man könnte durchaus sagen, dass es für einen Bundesbürger zwischen 2010 und 2019 extrem schwer war, dem Begriff „Finanztransaktionssteuer“ nicht über den Weg zu laufen. Weder musste man dazu die Wahlprogramme durchforsten, alternative Medien bemühen noch die Pressemitteilungen von Attac studieren. Auf Heute, Tagesschau und heute-show wurde berichtet, in den Talkshows diskutiert…
Sorry Mann, aber wenn Sie nicht weniger als 25 Jahresringe unter der Borke tragen, kaufe ich Ihnen nicht ab, dass Sie ausgerechnet beim Burbach Ihr sozialpolitisches Erweckungserlebnis hatten. Die „gravierend hohen zahlenmäßigen Wirkungen“ mögen Sie beeindruckt haben, deshalb haut der Burbach solche Knallerzahlen ja überhaupt raus. Aber wehe, Sie fangen selber an zu denken! Sobald Sie die Summen, um die es geht, mit anderen Beträgen ins Verhältnis setzen, werden Sie schlagartig wieder nüchtern. Nehmen wir nur die 20 Milliarden, also das, was eine Finanztransaktionssteuer von 0,5 % angeblich bringt, wenn wir mal die ganzen Steuerspartricks vergessen, die allerdings auch schon lang und breit durch die Finanzpresse geschoben wurden und die Wirkung der Steuer auf Nullkommanix bringen könnten.
Also, knapp die Hälfte der Burbach-Nummer, nämlich 9 Milliarden, schicken wir jährlich in den korruptesten Staat der Welt, ab 2026 fordert dessen kleiner grüner Führer von der EU 160 Milliarden bzw. 8 Burbach (Deutschland zahlt den EU-Haushalt zu einem Viertel, also 2 Burbach). Unser Ex-Kanzler rechnet anders: Ein Wumms entspricht 5 Burbach, mit dem Doppelwumms kam die Ampel auf Sonderschulden von zusätzlich 10 Burbach. Jetzt rechnen Sie mal aus, wie hoch eine Finanztransaktionssteuer sein müsste, um das „Sondervermögen“ von Kanzler Merz (in Höhe von 45 Burbach) wieder einzuspielen. Ich kann Ihnen zweierlei versichern: Erstens werden Sie mit 0,5 Prozent nicht weit kommen, und zweitens werden es die Reichen sein, die dann mit Kanonen gegen Sie vorgehen. Wenigstens haben wir diese Kanonen längst mit unseren Steuern bezahlt, auch die an uns adressierten Geschosse, ja sogar die Fabriken, die Rheinmetall hier und in der Ukraine von unseren Steuergroschen (Olafs erster Wumms) hochgezogen hat.
Wenn Sie mir so weit folgen konnten, sind Sie vor lauter Burbachs schwindelig, aber wenigstens dürfte Ihnen dämmern, dass von den hier erwähnten Fantastilliarden nicht ein einziger Euro für die Armen vorgesehen ist.
Einmal mehr bestätigt Burbach das er 100 Prozent auf AFD Linie ist was sein Argumentationsmuster anbelangt.
Und was typischerweise immer wieder in der BRD auftaucht.
Zuerst zeigt er daß alle auf den Bürgergeldempfänger zeigen ob der Bürgeldempfänger nun will oder nicht.
Dann als echter Rebell will er den Reichen zärtlich an die Wäsche.
Danach hat er aber den Bürgergeldempfänger vergessen und erwähnt ihn nicht mehr.
Er kommt auf eine bescheidene Summe von 20 Milliarden die er u.a. in Schulsysteme renovieren will.
Meint er damit Gesamtschule für alle ?
Wohl kaum.
Es geht ihm eher um eine ideologische Neuausrichtung des Schulsystems die dort ebenso wenig zu suchen hat wie eine eventuelle alte ideologische Ausrichtung.
Diese existiert aber vielleicht nur u.a. bei Hr. Burbach als Hirngespinst.
Stichwort kulturmarxistische Transgender Weltverschwörung
auch Autos genannt.
Pflegekräfte und Energiewende fallen ihn noch ein.
Das es in Deutschland an noch sehr vielen anderen Enden und Ecken fehlt und es überall kracht im Gebälk braucht er nicht weiter zu erwähnen.
Burbach steht für die AFD-Linie Anno 2025.
Eine Linie die nach der Abspaltung bzw. Wegfall von Lucke und Petry kein bisschen mehr Alternativ ist und nur noch für misslungene Milchmädchenrechnungen und Nationalchauvinismus steht.
Das dabei die Reichen sich mehr Luxus holen werden und das Existenzminimum minimaler wird dafür steht Weidel.
Zwar nicht nur sie sondern man kann sagen alle doch mit ihr geht’s schneller.
Adolf Hitler war ihr nun mal zu Links.
Das die AFD in Umfragen an allen vorbeizieht sollte niemanden verwundern oder verzweifeln lassen
es wird nun mal das dazugehörige Volk gefragt.
Kann man nichts machen.
0.5 mal die Gerechtigkeit wäre ein passender
satirischer Wahlslogan
aber die Realsatire wird dies noch steigern.
Ach was! Die AfD ist nur die jüngste Partei, die eine Form der Finanztransaktionssteuer aus der Mottenkiste geholt hat. Alle im Bundestag vertretenen Parteien haben oder hatten das Ding im Programm, um ihr soziales Gewissen zu beweisen, ohne einer Umverteilung von Oben nach Unten verdächtigt zu werden. Ihre Kritik am Burbach ist ja richtig, aber die Zuordnung zu einer unappetitlichen Partei lenkt die Argumentation in die falsche Richtung: In Wahrheit handelt es sich um parteiübergreifende Folklore, mit der wir Wähler alle Jahre wieder für ein Kreuzchen geködert werden sollen. Nach jeder Wahl wischen sich unsere „Eliten“ mit all den sozialreformerischen Plänen gepflegt den Hintern ab – kein Problem, der Wähler hat kein Erinnerungsvermögen, stattdessen wird seine Festplatte tagesaktuell mit phantasievollem Müll der Qual.-Medien frisch gefüllt.
Habe bei
“ Zwar nicht nur sie sondern man kann sagen alle “
„alle Parteien“ vergessen zu schreiben.
Mit reduzierter Kenntnis der Realität (modifizierte bzw. modifizierende Saldenmechanik) lassen sich keine hinreichend brauchbaren Lösungen finden, um vorhandene Arbeitskraft sinnvoll und effizient zur Befriedigung menschlicher Bedarfe/Bedürfnisse einzusetzen, indem diese entsprechend organisiert wird.
Weil die vielen überforderten Politiker mit ihrer Lumpen-Moral, welche vom Wahlvolk anscheinend noch am besten honoriert wird, sicher auf dem Holzweg sind, werden sich die Probleme mit Sicherheit ohne wirkliche Intervention nur verschärfen können.
Ein wirklicher Krieg, an dem immer stärker gebastelt wird, kann aber diese Probleme lösen. Wenn auch auf die unsanfteste anzunehmende Art und Weise.
Technisch gibt es innerhalb des Kapitalismus durchaus Stellschrauben, deren Justierung entscheidend dabei helfen kann, diesen dadurch zu überwinden, weil man dessen Restriktionen erkannt hat.
Aber dazu bräuchte es die Bereitschaft zu echter Kenntnis und Erkenntnis, was herzlich wenig mit dem „religiös“ anmutendem Gelabere angeblicher Experten zu tun hat.
Ich weiß aber völlig sicher, dass fundierte und nachhaltige Lösungen möglich sind. Teilweise weitergehende Andeutungen dafür habe ich durchaus schon seit über 3 Jahren hier gemacht, wenngleich sich diese erst in vielen Unterkommentaren finden lassen,
Dazu nur eine Anmerkung: Überall dort, wo das fehlende Geld das Problem ist, um Lösungen umzusetzen, kann ich nur von Gesülze Inkompetenter sprechen. Denn dann hat man sich ins Gefängnis neoklassischer Vorstellungsmodelle begeben, welche noch keine Notenbank-Möglichkeiten kennt. Und auf die kommt es letztlich an, um auf das Geld „Reicher“ im Zweifel scheißen zu können. Verschuldungszwänge haben eine ebenso große Relevanz wie die Angst vor einem strafenden Gott, wenn man sein Geschäftsmodell beherrschen würde. Aber wenn man nicht einmal zu einer brauchbaren Analyse willens ist, wird die Fähigkeit dazu wohl schwerlich vom Himmel fallen…
Ist das hier vorgestellte Konzept jetzt „links“, oder ist das Konzept „rechts“? Nichts davon: es ist einfach gerecht wenn man von denen nimmt, die haben, oder oft sogar viel zu viel haben. Es ist sogar auch noch christlich (was nach heutiger „links“-Leseart ja auch schon „rechts“ sei).
Aber wie immer wird so ein Konzept im „links“-„rechts“-Spaltungsschema zerpflückt: wenn eine LePen, wenn eine Weidel, wenn ein Orban für so ein Konzept wäre, dann würden die „Linken“ sofort „rächtsrächtsrächts“ brüllen – wie ja auch jede Kritik an dem Finanzsystemraubrittertum gleich angeblich Antisemitismus sei.
Erst wenn dieses „links“-„rechts“-Spaltungschema endlich aufgelöst ist kann irgend etwas voran gehen. Wie war denn das mit der Blockupy und Tobin-Steuer? Sicher alles „rächtsrächtsrächts“ gewesen – und also durch Spaltung zerlegt – wie heute etwa auch die Friedensbewegung, etc.
Hier sind wieder die „links“-Marxisten in der Überzahl die jede Verbesserung der Verhältnisse als angebliche Verhinderung der ansonsten sicher kurz bevor stehenden Revolution torpedieren.
„Links“ und Ausbeuter und Bedrücker sind sich da vollkommen einig – wie auch bei Migrationsförderung, Diversitäts-Agenda, Globalisierung, Digitalisierung, Viren-Zwangsmaßnahmen, Klimaverarschung, …
„Links“-Marxisten sind gegen Arbeiter, gegen Angestellte, gegen Demokratisierung, gegen freies Denken, gegen freie Menschen.
Die Vermögensteuer wurde zuletzt 1996 erhoben; in jenem Jahr betrug ihr Aufkommen rund 9 Milliarden DM.
Seither hat es keine Regierung geschafft/gewollt/für nötig erachtet die Vorgaben des BVG zu erfüllen.
Deutschland ist ein Reichenparadies.
Deutschland ist ein CDU-Staat!
Ein CDU-SPD-Staat trifft es – wenn man bei der Parteienmetapher bleiben möchte – doch eher. Seit 1949 regieren die wahlweise über Bundestag, Bundesrat oder Kommunen immer in irgendeiner Form mit. Außer in Bayern, da war schon immer Krautsupp.
Zu wieviel Prozent der Zeit hat die Reichenpartei CDU seit 1949 doch gleich den Kanzler gestellt?
Spielt das eine Rolle? Wollen Sie in alter ostwestfälischer Manier die Sammelbewegung zur Proletarierdemütigung glorifizieren?
Wenn Sie’s wissen unbedingt wollen: rund 32 Prozent der Zeit.
Spielt aber keine Rolle, da die Kanzlerschaft innehaben nicht das Entscheidende ist.
Kinners, nicht streiten! Die BRD war seit Anbeginn ein konservatives Konstrukt. Die Verräterpartei musste erst über zwei Jahrzehnte strammen Antikommunismus beweisen, bevor sie „regierungsfähig“ wurde. Willy Brandt – besser: sein kleines Häufchen von Reformern – blieb ein kurzer Frühling, Schmidt „Schnauze“ kehrte (lange vor Kohl) zum konservativen Konsens zurück und scheuchte die letzten Sozialdemokraten aus der SPD.
Die DDR wurde staatsstreichartig einkassiert, deren Bürgerrechtler landeten scharenweise bei der CDU. Antikommunismus zieht hierzulande eben immer. Inzwischen hat der Neoliberalismus, also eine besonders extremistische Spielart der „Marktwirtschaftler“, die Republik komplett im Würgegriff, der Parteienstaat marschiert geschlossen in einen Militarismus Wilhelminischer Prägung, ohne den Russenhass der NS-Zeit zu vergessen.
Selbst die leisesten „Reformer“ werden zum Schweigen gebracht. Eine organisierte Linke, die diesen Namen verdiente, gibt es nicht, höchstens brüsten sich woke Wohlstandsbürger mit diesem Etikett, um ihr Herz für exotische Opfergruppen zu beweisen. Da sie gleichzeitig die mühsam erkämpften Rechte von Frauen, Gewerkschaftern, Armen und Zukurzgekommenen unter den Bus werfen, sind sie das glatte Gegenteil von Links.
Wenn wir den Staat schon über bestimmte Parteien definieren, sollte man von einem CDU-AfD-Staat reden, denn als Gegenspieler der CDU ist die SPD ein Totalausfall. Deutschland ist vollkommen schwarz, die Grünen haben sogar schon braune Streifen in der Unterhose. Inzwischen ist es geradezu ein Euphemismus, Deutschland nur konservativ zu nennen. Die Wirklichkeit ist schlimmer.
– Die sog. „AfD“ ist eine CDU-Abspaltung.
– Alle vier SPD-Kanzler mussten vorzeitig gehen
Deutschland ist ein CDU-Staat!
Pssst! Wenn das rauskäme: wo bliebe denn dann die „Brandmauer“? 😉
Da wird es bald heißen „Weiß der Teufel, wo die geblieben ist!“
(Der ist übrigens nachweislich auch in der CDU! ;-> )
Also ich streite überhaupt nicht.
Davon abgesehen ist das Zauberwort für die Verhältnisse in Deutschland „Kartellparteien“. Diese Tradition gab es schon zu Bismarcks Zeiten und die hat sich so bewährt, dass sie bis heute Anwendung findet.
Das Kartell ruht auf drei Säulen:
Pro-Kapitalismus (insbesondere pro-Neoliberalismus, Austerität, schwäbische Hausfrau)
Pro-Imperialismus (pro-NATO, -EU und -Interessen deutscher Großkonzerne)
Pro-Identitarismus (ob Genderismus oder Nationalchauvinismus – eine Identität muss es sein, denn Authentizität wird verabscheut wie die Pest)
Wer dagegen verstößt wird beschämt, verfolgt, verspottet und zur Not verboten, eingesperrt oder endet wie Barschel in der Badewanne. Nur rein kommt er auf keinen Fall. 🤷♂️
Der Unterschied zwischen den Kartellparteien findet sich ergo in so weltbewegenden Differenzen à la ob ein Windrad 500 oder 1000 Meter von einem Haus stehen soll oder ob man Kiew die Waffen in einem Präsentkorb oder einm Präsentkorb mit Schleife überreicht.
Tut mir leid, aber mich können Sie mit dem Begriff der „Kartellparteien“ nicht bezaubern. Im meinen Augen haben Katz und Mair einen alten Begriff aus der Kaiserzeit ausgegraben, um eine Theorie draufzusatteln, mit der man sich im Wissenschaftsbetrieb einen Namen machen kann. Foucault war in dieser Hinsicht wesentlich umtriebiger, wie zuvor auch die „Frankfurter Schule“. Dieser „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ bringt nicht nur ständig neue Moden hervor, er fördert auch den Anspruch, das einzig seligmachende Wissenschaftsgebäude aufgetürmt zu haben, kurz: die beste Erklärung der Welt. Warum sonst tingelt ein Richard David Precht wohl durch die Fernsehanstalten?
Hinter der Gockelei gibt es allerdings eine Vielzahl großer und kleiner Theorien, die in einem hohen Maß dem Mindeststandard genügen, nämlich mit der beobachtbaren Wirklichkeit einigermaßen kompatibel zu sein. Gute Theorien fördern darüber hinaus Einsichten zutage, liefern plausible Erklärungen für Mechanismen, die wir zuvor nur phänomenologisch fassen konnten. Die Königsklasse schließlich sind jene Theorien, die sich auch im interdisziplinären Diskurs behaupten können, also nicht im Widerspruch zu Forschungen anderer Fakultäten stehen.
Katz und Mair ordne ich der zweiten Kategorie zu. Mit den „Kartellparteien“ kann man die deutsche Parteienlandschaft (inklusive ihrer Stellung zum Staat) plausibel beschreiben, mit Ihrer Beschreibung der drei Säulen liefern Sie darüber hinaus den Beweis, dass man die Geschichte auf die Gegenwart fortschreiben kann – das ist nicht das Verdienst von Katz und Mayr, sondern Ihrem Verstand geschuldet. Die Theorie selbst gibt zu Begriffen wie Neoliberalismus, EU-Interessen und Genderismus nichts her.
Nun bezweifele ich keineswegs Ihre Fähigkeit, eine Sache zu durchdringen, Zusammenhänge herzustellen und das Ganze verständlich zu erklären, nur den „Zauber“ sehe ich in diesem Fall nicht. Aus der Theorie erschließt sich mir nicht, warum die BRD – so meine These – ein konservatives Konstrukt ist, ja nicht einmal, wie sich die Farbenlehre – also das Parteienspektrum – erklärt (das ist aber eine andere Baustelle). Auch für den geradezu religiösen Eifer der Neocons muss ich die Erklärung woanders suchen, und wenn es schließlich um den Kapitalismus geht… nun, da hat Marx die Latte schon recht hoch gehängt.
Puh, so ein akademischer Plausch treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn – und trifft nicht mal des Pudels Kern. Meine Einmischung bezog sich auf Alexanders „CDU-Staat“ und Ihre Replik, man möge doch bitte die SPD nicht vergessen („CDU-SPD-Staat“). Meiner Sicht, die SPD bezüglich der politischen Ausrichtung der Republik als quantité négligeable zu betrachten, wollen Sie nicht so recht folgen, stattdessen bieten Sie die Kartellparteien als Erklärung an. Also, ich sag’s mal so: Die These hat was, aber glücklich werde ich damit nicht. Ich werde darüber noch ein, zwei Nächte schlafen müssen.
Die Vermögenssteuer entspricht ja auch nicht dem Wesen des Kapitalismus
Nämlich, die Akkumulation des Kapitals bei ein paar Wenigen.
Unsinn, sie entspricht sehr dem Wesen des Systems, denn sie hilft beim divide et impera. Beschrieb ich doch in meinem Kommentar oben wie das läuft und warum Steuern wegmüssen. 🤷♂️
Ja, für die Anarchisten generell schon, aber nicht aus der Sicht der Kapitalisten und des kapitalistischen Verwertungszwangs.
„ratzefatz
13.10.2025 12:02 Uhr
Hier sind wieder die „links“-Marxisten in der Überzahl “ und betreiben ihr „links-rechts“-Schema-Verdummungsprogramm. Es geht denen nicht darum, was die Menschen wollen, also nicht um Demokratie, sondern es geht denen darum, was ihr Idol und Götze Karl Marx verquarkt hat. Andere kommen dann noch mit „Anarchie“ daher – auch eine verquere Ideologie bzw. Traumtänzerei wenn man dahinter kuckt.
Dabei ist es offensichtlich, dass das Politische nicht auf ein eindimensionales „links-rechts“-Schema reduziert werden kann. Es gibt noch viel mehr Kategorien, Freiheitsgrade der Entscheidung und Auswahl. Nehmen wir mal den Medien-Navigator von „swiss policy research“ (nicht mehr „swiss propaganda research“), der ordnet die politische Position von Medien immerhin in ein ZWEIdimensionales Feld ein: „politische Ausrichtung“ und „geopolitische Ausrichtung“ – beides also Politikfelder. Und selbst diese Einordnung ist schon unterdimensioniert und kann deshalb nur Medien erfassen, die im Mainstream-Korridor auftauchen und somit nur die Grenzen des heute Denk- und Sagbaren markieren.
Referenz: ht#tps://swprs.org/medien-navigator