
Chris trifft sich mit dem Großindustriellen Karl-Friedrich zum Tennis und bereut, mit dessen Frau geschlafen zu haben.
Chris mag ihn. Den Alten. Er mag es, ihn so zu nennen. Allerdings nur im Geheimen. Auch wenn es ihm vielleicht nichts ausmachen würde. Vor zehn Jahren hat Chris seine Firma gecoacht, und dem Alten dabei mindestens eine halbe Million Kosten erspart. Unabhängig davon hatten sie sich sympathisch gefunden und beschlossen, sich außerhalb des Business zu treffen. Außerdem hatten sie herausgefunden, dass sie beide gerne Tennis spielten. Ein herrlicher Sport, auch wenn er unterdessen schon fast etwas Altmodisches an sich hatte. Wer spielte heute schon Tennis?
Dass er vor zwei Wochen unvorsichtigerweise mit Karl-Friedrichs Frau geschlafen hat, bereut er.
Zuerst wegen Karl-Friedrich. Aber auch wegen Katja. Katja würde ihn umbringen, wenn sie es erfahren würde. Nein, nicht umbringen. Sie würde ihn ganz einfach verlassen.
Die Frauen der Generation vor ihm, Frauen wie seine Mutter, verließen die Männer nicht, sie duldeten still die Eskapaden. Und die Frauen der Generation nach ihm stehen auf Polyamorie. So gesehen hat er Pech.
Andererseits hat Chris in den letzten Jahren gelernt, seine Triebe zu kontrollieren.
Sowohl vor der Heirat mit Eva wie auch während der Ehe, hatte er es richtig krachen lassen. Er hatte eine gute Zeit.
Bis er eines Tages überhörte, wie im Gang jemand sich über ihn lustig machte. Der „sexy Berater“ nannte ihn jemand.
Chris war geschockt.
Der „sexy Berater“?
Wer sexy sagt, sagt unseriös.
Wenn es eines gibt, dass Chris nicht will, dann ist als unseriös zu gelten.
Dafür ist er zu intelligent.
Wenn er für etwas bewundert werden will, dann ist seine Intelligenz. Oder seine Coolness. Und seine Fähigkeit zur Selbstkontrolle.
Und weil ihm all das in diesem Moment klar geworden ist, geht er mit sich einen Pakt ein.
Ein paar Wochen später lernte er Katja kennen.
Sie war attraktiv, ehrgeizig und jung.
Was wollte er mehr?
Auch ihr hatte er damals bei ihrer Eheschließung die Treue versprochen. Diesmal wollte er es auch einhalten.
Dass er sich vor ein paar Wochen auf diese idiotische Sache in der Galerie eingelassen hatte, ärgert ihn.
Alles, was er kann, ist so zu tun, als habe es nicht stattgefunden. Es als eine Art Tagtraum abzuspeichern.
Passt.
Sie haben Pasta bestellt.
„Wie geht es Dir?“
„Gut. Bestens, ich habe gestern CallOne gecoacht“
„CallOne? Gratuliere mein Lieber!“
„Und zu Hause?“
„Bestens. Und bei dir?“
Karl-Friedrich seufzt.
„Ich mache mir Sorgen um meinen Sohn“
„Was ist mit ihm? Er studiert doch gerade. Jura war es, oder?“
„Ja. ja. Das Studium ist es nicht, das mich besorgt. Es ist seine Umgebung. Der Einfluss seiner Generation. Und seiner Freundin. Habe ich dir erzählt, dass sie bei FCFW ist?“
„FCFW?“, sagt Chris. „Das sind die Typen, die gestern bei CallOne eingedrungen sind!“
„Eine verlorene Generation, ich sag es dir.“
„So darfst du nicht denken, Karl Friedrich. Die Jungen sind unsere Zukunft“, sagt Chris. Dass ihm selbst mulmig zumute wird, wenn er an seinen eigenen Sohn denkt, sagt er nicht.
„Sybille steht natürlich immer hinter ihm. Aber ich sollte ihr das nicht übelnehmen, denn das tun Frauen nun mal. Ist schließlich ihre Aufgabe. Frauen halten die Familie zusammen. Was sollen sie sonst tun?“
„Du weißt, dass ich in puncto Rollenverteilung anderer Meinung bin“, sagt Chris, der versucht, mit dieser Bemerkung die Diskussion auf eine allgemeinere Ebene anzuheben. Dass Sybille plötzlich Gesprächsthema geworden ist, gibt ihm ein mulmiges Gefühl.
„Zudem musst du selber zugeben, dass sich das mit der Rollenverteilung doch in den letzten Jahren erheblich geändert hat“, fügt er noch hinzu.
„Mag sein“, antwortet Karl-Friedrich unwirsch. „Aber nicht unsere genetische Ausrichtung. Und die ist nun mal so, dass sich Frauen um ihre Brut kümmern und Männer um die Verteidigung der Familie.“
„Außer die Haubentaucher! Die bauen beide gemeinsam das Nest.“
Karl Friedrich sieht Chris an.
„Sehen wir aus wie Haubentaucher?“
Chris lacht.
Karl Friedrich ist und bleibt ein Dinosaurier.
„Dinosaurier“, so nennt Katja ihn, nachdem sie auf der Vernissage neben ihm gestanden hatte und dabei überhört hatte, wie er sagte, dass die Feministinnen noch so sehr davon schwärmen mögen, wie wunderbar es ist, dass die Männer jetzt Kinderwägen schoben – dass es aber immer nur ein Randphänomen bleiben würde. Als er dann noch hinterhergeschoben hatte, dass bei einer solchen Rollenverteilung nur alle verlieren können, war es bei Katja ganz aus gewesen. Sie hatte Chris heftig in die Rippen gestoßen.
Chris hatte sofort verstanden, dass sie erwartete, dass er hier und jetzt etwas sagte. Die Dinge zurechtrückte. Oder zumindest deutlich machte, wo er stand.
„Du weißt schon, dass du hier vor einem Kinderwagenschieber sitzt“, hatte Chris daraufhin mit einem verschmitzten Lächeln gesagt. „Übrigens, darf ich vorstellen, Katja, meine Frau.“
„Sehr erfreut“, hatte Karl-Friedrich gesagt und sofort weiter geredet. Er sprach von den goldenen Zwanzigern, davon wie in dieser Zeit in den Tanzpalästen und Modejournalen die Geschlechterordnung auf den Kopf gestellt wurde. Und eine kulturelle Elite bestimmte, dass Frauen sich die Haare abschneiden und sich eine Arbeit suchen mussten, während ein Arzt sich den Wahnsinn erlaubte, zum ersten Mal einen Mann zur Frau umzuoperieren.
Chris hatte Katja angeblickt. Gleich würde sie ihm an die Gurgel gehen, hatte er gedacht. Gleich.
„Bis die Leute irgendwann keine Lust mehr hatten, sich von einer verrückt gewordenen Oberschicht sagen zu lassen, wie sie leben sollten, und „Stopp“ gesagt haben. Was danach passierte, wissen wir.“
Er sah, wie Katja Luft geholt hatte.
„Wollen Sie ernsthaft sagen, dass Hitler nur deswegen an die Macht gekommen ist, weil es die Emanzipation der Frauen und den ersten Transsexuellen gegeben hat?“
Er kann am Tonfall ihrer Stimme ablesen, wie angewidert sie von Karl-Friedrich ist.
„Sagen wir mal so, ich will damit sagen, dass die Geschichte möglicherweise anders verlaufen wäre, wenn eine gewisse Schicht die Menschen nicht so verunsichert hätte“, hatte Karl-Friedrich ihr trocken geantwortet.
„Ich … das heißt, wir können da nicht mitgehen“, hatte Chris daraufhin mit einem schnellen Blick zu Katja rasch eingeworfen.
Karl-Friedrich hatte mit den Schultern gezuckt und ihm in die Augen gesehen.
„Du musst mir nicht zustimmen, mein Freund, weil ich weiß, dass du noch nicht so weit bist, aber wenn du siehst, ich meine wirklich siehst, wie sich die Dinge hier entwickeln, dann wirst du es verstehen. Und dann setzen wir uns mal in Ruhe zusammen. Aber jetzt Prost!“
Karl-Friedrich hatte sein Glas erhoben.
Chris hatte mit ihm angestoßen.
Um das Gespräch zu einem Abschluss zu bringen.
Nein, hatte Katja ihn auf der Heimfahrt geschrien. Wenn man mit jemandem anstößt, ist man mit ihm in diesem Moment einer Meinung.
„Es war die Bekräftigung unserer Freundschaft, nicht die seiner Thesen!“, hatte er versucht, sich zu verteidigen, aber Katja hatte davon nichts hören wollen.
Ob er eigentlich verrückt geworden sei? Und er wisse, dass das auch beruflich von größtem Nachteil sein könnte? Er, als HR-Experte, immer am Puls der Zeit, ethisch auf der richtigen Linie, mit so einem reaktionären rechten Irren?
Er hatte zwei Tage gebraucht, um sie wieder zu beruhigen.
Unangenehme zwei Tage waren das. Als ob er plötzlich einer feindlichen Gegenseite angehören würde.
Einfach nur, weil er Karl-Friedrich mochte.
Vielleicht weil er auch altersmäßig näher an ihm war als an ihr?
Die Frau in dem Café hatte recht gehabt. Die Stimmung im Land ist geladen, denkt Chris.
Dabei waren doch alle so voller Hoffnung gewesen, damals als Jakob Mauder an die Macht kam. Seine neue Partei, die für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit steht und endlich Bewegung in die Sache bringen und Deutschland zum ökologisch fortschrittlichsten Land der Welt machen würde. Hand in Hand mit der Wirtschaft. Und das aufgeklärteste. Kein Rassismus, kein Fremdenhass, keine Homophobie. Und kein Platz für die neuen Maskulinisten, die sich überall in der westlichen Welt über TikTok und Instagram seit Jahren formierten.
Natürlich hatte Chris ihn gewählt. Wen sonst.
Jetzt ist er seit zwei Jahren an der Macht. Von der Aufbruchsstimmung ist nicht mehr so viel zu spüren. Der Skandal um den „Green Think Tank“, der maßgeblich die Energie und Einwanderungspolitik beeinflusst hatte, von dem man herausgefunden hatte, dass er von einem US-amerikanischen Milliardär gesponsert wurde, hatte seinem Ansehen erheblich geschadet. Auch wenn er immer wieder versichert hatte, dass er damit nichts zu tun hatte. Und dies möglicherweise Fake News waren.
Als sie sich verabschieden, gibt ihm Karl-Friedrich die Hand und schlägt ihm dann auf die Schulter.
Dinosaurierstyle.
Er würde es Katja gegenüber nie zugeben, aber er mag das irgendwie.
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Bitte erlaubt mir die Frage : Wieviele Kapitel hat denn dieser “Roman”??? Wird´s noch lange dauern?
Bis zur Bundestagswahl.
Zum Glück wurde die vorgezogen.
Bis zur Wahl,
überleg dir also genau wo du dein Kreuz machst, ansonsten wird die Fiktion wirklich.
Wahlen ändern nichts, Rumänien ist gerade ein schönes Beispiel.
Wann werdet ihr das endlich einsehen?
Die wollen uns töten!
Im Übrigen bietet dieses kleine Elaborat, doch eine nette Kurzweil.
Man muss es ja nicht unbedingt lesen. 😉
Also ich bleibe dabei, das ist ein KI-Roman, der hat noch gar keine weiteren Kapitel, weil Florian Rötzer sich die täglich, von der KI, schreiben lässt.
Meine Vermutung ist, dass hier einer 14-jährigen pubertierenden Nichte von irgendwem Raum für ihre literarischen Schreibversuche stattgegeben wird. So eine Art von gefühlter literarisch-genialen Expression, die sich eventuell im Nobelpreis widerspiegeln und niederschlagen könnte. Aber nur eventuell.
Beim Lesen der Texte kommt mir immer wieder die Assoziation mit der naiven Malerei. Gibt es eigentlich die Literaturgattung des Naiven?
Wäre es Malerei, würde ich es in die Kategorie “Unimpressionismus” einordnen.
Ganz genau. Nur anders formuliert.
Naive Malerei kennzeichnet sich durch einen maximalen „Unimpressionismus“.
Die Vermeidung von Impressionen schlechthin.