Harte Zeiten, Folge 3 — Transformationsberater

Harte Zeiten, Spreeufer
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Chris, der smarte „Transformationsberater“, hält eine seiner coolen Reden vor einem großen Tec-Unternehmen und wird von jungen Klimaaktivisten der Bewegung „FCFW  .Fair Climate for a Fair World“ – mit Eiern beworfen.

 

Chris lässt seinen Blick über den Konferenzraum gleiten. Dunkles Grau, exekutive anthrazit. Dazu die obligatorische Fensterfront mit Blick auf die Stadt. Und als besonderes Highlight: die Holzvertäfelung der Wände.

Office meets Chalet.

Natürlich ökologisch nachhaltig. Und hell. Auf keinen Fall irgend so ein dunkles Kiefernholz aus Zeiten, in denen man Wälder gedankenlos rodete. CallOne, die Telefongesellschaft zeigt, dass sie im Zeitalter des Klimawandels die Botschaft verstanden hat.

Dass sie dabei noch nicht alle selbstgesteckten Ziele umgesetzt hat, steht erst mal auf einem anderen Blatt. Alles mit der Zeit.

Was zählt ist das richtige Mindset. Erst die Idee, dann folgen die Taten. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Ein großartiger Spruch. Angeblich von Victor Hugo. Hätte aber auch von ihm kommen können.

Er, als der gefragteste Transformationsexperte Deutschlands weiß, schließlich wie niemand sonst um die Macht von Ideen.

Frank Bartel, der CEO von CallOne sitzt in einem eleganten Anzug und Cashmere-Pullover mit übergeschlagenen Beinen am Ende des Tisches und bedeutet der jungen Dame, die nur deswegen da ist, um die zehn Menschen hier mit Getränken zu versorgen, ihm Kaffee nachzuschenken. „Ich schuld‘ ihnen was“, sagt er freundlich nickend zu ihr, was Chris smart findet. Natürlich würde es ein Einfaches „Danke“ auch tun, so aber hat er auf subtile Weise die Hierarchien aufgebrochen und sei es nur für einen kurzen Augenblick. Es zeugt nicht nur von einer gewissen Großzügigkeit, sondern auch, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat. Good for him.

Frank wirft einen konzentrierten Blick auf sein Handy, bevor er es ausschaltet. Er wirkt gelassen, aber nicht cool. Cool ist etwas für die Marketingtypen mit Hipster-Bärten. Wer wirklich was bewegt, wer wirklich Verantwortung trägt, ist nicht cool. Man ist ruhig. Wenn es eines gibt, dass die Menschen aus den oberen Etagen gemeinsam haben, dann diese Ruhe. Die innere Gewissheit, hier und jetzt am richtigen Platz sein. Unhinterfragbar. Wer angespannt ist, gehört nicht hierher. Auch er, Chris, ist ruhig. Auch wenn er im Unterschied zu den meisten CEOs, die hier sitzen, sich diese innere Gewissheit erst erarbeiten hatte müssen. Er stammte nicht – wie die meisten hier – irgendeiner wohlhabenden Familie aus einem schicken Viertel in Hamburg oder München, hatte kein humanistisches Gymnasium besucht und nicht gelernt, wie man lockere Witze in gehobener Gesellschaft macht. Wenn man wie er in einer unbedeutenden Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern aufwächst, für die der Höhepunkt des Jahres das Frühlingsfest auf der Wiese hinter dem Supermarkt war, ist Nonchalance erst mal nur ein Fremdwort.

Dafür besitzt Chris etwas, dass die meisten Menschen nicht haben.

Intelligenz.

Als er das das Abitur machte, gehörte er zu den besten Absolventen und so ging es weiter. Auch an der Uni brillierte er. Man hatte ihm nahegelegt zu promovieren. Er hatte nein gesagt. Was hätte es ihm gebracht, an der Universität Karriere zu machen? Außer einem muffigen Büro, mühseligen Tagungen, bei denen man nicht einmal ein mickriges Hotel bezahlt bekam und statt Aufstiegsmöglichkeiten nur mühsame Forschung und die harte Arbeit der Drittmitteleinwerbung? Nein danke. Chris wollte mehr. Er wollte Einfluss nehmen, andere beeindrucken, Geld verdienen, also richtig Geld verdienen. Und ja, er wollte schöne Sachen, teure Sachen, eine Breitling-Uhr, einen teuren BMW-Cabrio und Skiurlaube in exklusiven Hotels in den Schweizer Alpen. Und ja, vielleicht wollte er diese Sachen, auch weil sie teuer sind. Ist es verboten, wenn man ab und zu zeigen will, dass man hart arbeitet und sich die schönen Dinge des Lebens verdient hat? Nein, findet Chris. Und so wollte Chris hoch hinaus. Und er will es noch immer.

Stillstand ist keine Option.

Aber Chris weiß auch, dass Intelligenz in seinem Metier nicht alles ist.

Kompetenz gepaart mit Lässigkeit ist die Zauberformel.

Chris weiß, wie Lässigkeit geht. Auch wenn er nicht damit aufgewachsen ist. Er hat es sich antrainiert. Bis sie zu seiner zweiten Natur geworden ist. In puncto Coolness muss man nämlich die Kunden übertrumpfen. Das ist das Tüpfelchen auf dem i. Das, was einen Berater erst richtig erfolgreich macht.

So wie ihn.

Viele sagen, dass Chris gut aussieht. Zumindest erhält er immer wieder mehr oder weniger dezente oder weniger dezente Hinweise von Frauen. Was ihm zwar schmeichelt, aber worauf er nicht eingeht. Affären können eine Karriere ruinieren.

Wenn einem das, was man hat, wichtig ist, reißt man sich zusammen.

Außerdem ist Willensschwäche auch eine Art von Dummheit.

Nachdem Frank etwas über die aktuelle Situation gesprochen hat, sein HR-Team dargelegt hat worum es geht und über die spezifischen Probleme gesprochen hat, ist er an der Reihe. Natürlich sind es immer spezifische Probleme, greift er den Faden auf (wohlwissend, dass ihre Probleme natürlich haargenau dieselben sind die andere Firmen auch haben) und leitet über zu seiner großen Rede, die ihn im Business berühmt gemacht hat.

Wie immer wird Chris dabei einen Balanceakt vollziehen. Einerseits die Einzigartigkeit des Unternehmens anerkennen und andererseits sie damit beruhigen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich mit solchen Problemen herumschlagen.

Am Ende hilft es nicht, sich in Details zu verlieren, man muss das große Bild sehen, the big picture, weil ja die Summe immer größer ist als die einzelnen Teile.

Wie immer beginnt er mit einer persönlichen Bemerkung. Heute ist es seine Fahrt mit der Bahn und dem Ausfall des Bordrestaurants (die Deutsche Bahn ist immer ein guter joke) Nachdem er die ersten Lacher auf seiner Seite hat, wird es ernst. Er spannt einen historischen Bogen, es geht um Ackerbauern, die Erfindung des Rads, dann des Pflugs, die Manufakturen im Mittelalter, dann die Fabriken des 19. Jahrhunderts und darum, dass es immer die Technologien sind, die die menschliche Gesellschaft neu strukturieren. Der Punkt ist, dass Erfindungen nicht nur die Wirtschaft prägen, sondern auch das soziale Gefüge der Menschen und damit ihre Kultur. Jede Wirtschaftsform hat ihre spezifische Kultur. Können Wirtschaftsformen unabhängig von der Kultur entstehen? Nein! Es sind die Kulturen, die den Boden für neue Wirtschaftsformen bereiten? Wäre die Industrialisierung so erfolgreich gewesen, wenn die hierarchischen Ideale des Militärs sie nicht geprägt hätten? Nein!

Dann kommt er zu dem, was die CEOs hören wollen: Dazu, wie sie ihr Unternehmen jetzt führen wollen. Jetzt, im Zeitalter des Postkolonialismus, der Gendergerechtigkeit und einem zunehmenden Bewusstsein für nachhaltiges Handeln.

Oder platt formuliert: wie man sich nach außen hin progressiv darstellen kann, ohne es zu sein.

Chris weiß, dass sie an dieser Stelle vulnerabel sind.

Und es seine Rolle ist, ihnen die Angst zu nehmen.

Also beginnt er mit der schlechten Nachricht. Dass sie nur innerhalb dieses kulturellen Wandels arbeiten werden können und nicht außerhalb. Aber  – und das ist die gute Nachricht – sie alle davon profitieren werden.

Butterbrot und Peitsche.

Funktioniert immer.

Sie wollen wissen, was das für sie bedeutet. Mal ganz konkret.

Also sagt er es ihnen. Dass es bedeutet, dass das neue Firmenparadigma von flacher Hierarchie und Empathie geprägt sein wird und mit einem völlig neuen Verständnis von Kooperation und Vertrauen arbeiten wird. Weil Menschen nur auf der Basis von Vertrauen auch Selbstverantwortung entwickeln. Und dass Selbstverantwortung mit Kreativität kombiniert werden muss. Und dass nicht nur weil Kreativität in unserer menschlichen DNA steckt, sondern auch der Schlüssel zur Innovation ist. Und das Unternehmen der Zukunft „creativity spaces“ haben werden, konkrete, aber auch ideelle Räume, die Mitarbeiter boosten.

Und weil kreative Menschen keine Angst vor Transformation haben.

Dann wendet er sich an den CEO.

Versichert ihm, dass auch in der neuen Kultur ein CEO trotz aller Horizontalität eine besondere Verantwortung trägt. Weil es seine Rolle ist, als Vorbild zu dienen und andere Menschen zu inspirieren. Wie Helden in einem Filmplot. Luke Skywalker zum Beispiel, oder Kapitän Picard … Helden, die sich im Laufe der Geschichte auch immer wandeln. Weil sie sich an neue Situationen und Herausforderungen anpassen. Und damit über sich selbst hinauswachsen. Und en passant die Welt retten.

Chris wirft die Gestalten der Popkultur gerne in die Runde. Wirklich wichtige und reiche Menschen wollen keinen 0815 Vortrag mit Power Point. Sie wollen unterhalten werden. Wenn auch auf hohem Niveau, aber sie wollen unterhalten werden. Je origineller, desto besser.

Und deshalb, meine sehr verehrten Damen und Herren, stehe ich hier. Ich stehe hier, um Sie auf ihrem ganz persönlichen, einzigartigen Transformationsprozess zu begleiten. Ein Transformationsprozess, der mit Ihnen, hier und jetzt, beginnt und in einer gemeinsam veränderten Unternehmenskultur mündet. Denn nur wenn SIE inspiriert sind, können sie auch andere inspirieren. Nur wer Transformation vorlebt, kann von anderen erwarten nachzuziehen. Und ich sage Ihnen, insgeheim wollen wir alle Transformation. Warum? Weil Transformation uns zu uns selbst bringt! Weil wir in der Transformation spüren können, aus welchem Holz wir geschnitzt sind und was wir alles können, oder auch was nicht. Weil Transformation der Motor des Lebens ist.

Dann kommt Chris zum Kern seines Vortrags und dem Bild, das ihn in der Beraterszene berühmt gemacht hat: dem Bild des Wagens aus den Upanischaden, der eigentlich für das menschliche Leben steht, aber das er für seine Zwecke abgewandelt hat als Symbol für das Unternehmen. Die Pferde sind die Mitarbeiter, die CEOS die Zügel und der Wagenlenker der Spirit des Unternehmens. „Nicht einzelne Menschen bestimmen über den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens, sondern seine Kultur“, lautet sein Credo.

Was wir aus diesem Bild lernen können? Dass wir uns vom Spirit der Zeit leiten lassen müssen. Weil wir nur dann die Zügel in der Hand haben können und wir….

Chris unterbricht seinen großen Schlussmonolog nur ungern, schließlich läuft jetzt alles auf die große rhetorische Apotheose zu, aber weiter hinten im Raum ist Unruhe entstanden. Irgendetwas ist los. Menschen reden laut aufeinander ein. Jetzt stürmen Menschen in orangefarbenen Jacken und schwarzen Gesichtsmasken nach vorne. Chris sieht gerade etwas auf sein Gesicht zufliegen, dann klatscht etwas auf seiner Wange auf. Er hört ein leises Knacken, dann spürt er wie eine Flüssigkeit sein Gesicht herunterläuft. Instinktiv fasst er sich ins Gesicht. Angeekelt hält er ein Stück Eierschale in der Hand, aus dem flüssiges Eigelb tropft.

„Was zum Teufel…“ entfährt es ihm.

Jetzt bemerkt er, wie zwei Männer in orangefarbenen Anoraks sich vorne an den Konferenztisch geklebt haben. Sie haben sich die Kapuze vom Kopf gerissen und blicken in das iPhone eines weiteren Demonstranten, der mit seinem Handy die gesamte Szene filmt.

„Glaubt ihr echt, dass das hier wichtige Themen sind? Im Ernst? Der Planet bricht gerade zusammen und ihr unterhaltet euch über Telefontarife? Wisst ihr, wie hoch der Co2-Ausstoß eurer beschissenen Fabriken in Asien ist?“

Chris blickt auf seinen Anzug herunter. Erst jetzt merkt er, dass sich dort ein zweites aufgeschlagenes Ei auf seiner linken Anzugshälfte befindet.

Zwei Monate lang hatte er sich auf den heutigen Tag vorbereitet.

Verdammte Aktivisten. Diese haben blaue Anzüge an, auf denen die Erde abgebildet ist, darunter steht. „FCFW . Fair Climate for a Fair World“. Als ob man das Weltklima dadurch retten kann, dass man Leute mit Eiern bewirft.

Jetzt ergreift ein anderer das Wort.

„Wir sprechen im Namen derer, die nicht sprechen können, wir sprechen im Namen derer, denen ihr Gewalt antut, weil ihr deren Lebensraum zerstört. Bei einer Erderwärmung von nur drei Grad werden die Meere steigen, Bangladesch wird untergehen, die Polkappen werden schmelzen und die Unwetter werden die Häuser der Ärmsten in Asien in Stücke reißen. Und ihr macht einfach weiter Business: Nein! Sagen wir!“

Er spricht wie ein Priester, durchfährt es Chris. Nur wie ein Priester ohne Gott.

Jetzt meldet sich Frank.

„Hören Sie sofort auf damit. Das ist Hausfriedensbruch.“

Er sagt es mit sonorer, entschiedener Stimme.
Chris mag seine Stimme. Er mag, dass er durchgreift. Verantwortung übernimmt.

„Hausfriedensbruch? Hausfriedensbruch ist das, was ihr mit unserer Erde anstellt. Die gehört euch nämlich nicht!“ brüllt der junge Mann, der jetzt ganz rot im Gesicht ist.

Die jungen Männer schreien ihre Botschaften weiter in den Saal hinein, steigern sich immer mehr in einen wuterfüllten Singsang. Am liebsten würde Chris den Demonstrierenden den Rest seines Eis ins Gesicht werfen.

Frank Bartels steht auf. Das Meeting sei beendet, er werde diesen Menschen nicht weiter eine Bühne bieten, außerdem werde er jetzt die Polizei rufen. Sein Assistent kommt auf Chris zu und reicht ihm ein Taschentuch.

„Entschuldigen Sie Herr Marks. Am besten Sie folgen mir jetzt raus.“

„Haut nur ab“, höhnen die orangefarbenen Klimairren. „Ihr könnt euch trotzdem nicht von der Wahrheit drücken.“

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14 Kommentare

  1. So viele Buchstaben. Und was bleibt hängen?
    Cashmere.
    Was für ein schönes buntes Bild, Was ist zu sehen?
    Dass die DDR so einen Fernsehturm hingekriegt hat.

    So, jetzt weiter mit dem Eierwurf.
    Gruß aus Halle (Saale)

  2. Intelligenz ist nicht, gut in der Schule oder im Studium zu sein. Wirklich intelligente Menschen zeigen ihre Intelligenz nicht freiwillig und merken schon sehr früh, daß das auch besser für sie ist. Sie tun nur, was nötig ist, in der Regel ist das trotzdem noch mehr als das der meisten anderen, und sind deswegen meist nur Mittelmaß, unauffällig, unscheinbarer Durchschnitt. Sie streben auch nicht nach mehr, mehr und immer mehr, sondern sind irgendwann einfach zufrieden mit dem, was sie haben. Die Ablehnung einer Promotion, weil das in einen absehbar lausigen Gemütszustand führt, ist da vielleicht ein Anflug von Intelligenz, aber sich dann in Richtung Manager entwickeln, ist eher das Gegenteil. Denn was intelligente Leute ganz sicher nicht wollen, ist sich mit Idioten abzugeben, die sich im Designer-Anzug mit Bullshit-Bingo verzücken lassen. Unterhaltung auf gehobenem Niveau, haha! Seit dem Bahn-Witz nicht mehr so gelacht.

  3. Wenn diese fiktive Romanfigur wirklich intelligent wäre, wäre er nicht Consult und würde nicht auf teure Statussymbole stehen, die doch nur Massenprodukte sind. Auch das Geschäft, das Hopium, was der Scharlatan verkauft, spricht nicht dafür, dass der Mann intelligent ist. Er bringt anderen seelenlosen Funktionsträgern bei wie sie besser lügen und sich einer lebensfeindlichen Psychosekte unterordnen, wo der einzige wirkliche Wert die Steigerung des Profits der Anteilseigner ist. Der Consult ist wahrscheinlich abhängig beschäftigt, und wenn nicht, verkauft er doch nur eine falsche Ideologie. Nein, ich bin kein Klimawandelleugner. Die Wissenschaftler, die dazu die Grundlagenforschung gemacht haben, die sind intelligent und ihre Arbeit ist ihnen wichtiger als Geld. Wenn dem Consult Geld so wichtig wäre, wäre er nicht ein Berater oder nur für kurze Zeit. Man kann sich auch als Consult selbstständig machen mit einigen Jahren Erfahrung. Aber das macht es nicht besser, sondern schlimmer.

    Wusste die Autorin, dass Berater wie andere angelsächsisch geprägten Leistungssimulanten ihren Bullshit-Job im Schnitt nur wenige Jahre machen bis sie entweder „burn out“ oder einen besser dotieren Job bei einem ihrer Kunden bekommen?

    Außerdem gibt es aus der Branche noch ganz andere Geschichten, gerade von den Beratenen oder den Opfern solcher Beratungsmaßnahmen, schon alleine darüber könnte man ein Buch schreiben, hat sicherlich auch Jemand. Whistleblower gibt es auch. Die Banalität des Bösen nennt man das auch, was die Autorin schildert ohne es zu benennen.

    Ich war mal als junger Student bei einem Recruitingvortrag einer der TOP 3 Beratungsagenturen der Welt. Das wurde natürlich als exklusives Event angepriesen. Vom CEO hörte ich, dass das Studium überhaupt nicht wichtig wäre, auch nicht was man studiert hätte, sondern man müsste ihr Assessement Center überstehen und danach ihr paar-wöchiges Training für die neuen Junior Partner. So eine Hybris muss man erst einmal haben, sich so vor Studenten zu präsentieren! Natürlich betonten sie mehrfach, dass sie nur die besten Absolventen nehmen würden und es war klar, dass sie damit meinten, dass die Anwärter eine möglichst hohe Arbeitsstundenzahl pro Woche erreichen sollten, so wie andere leere Rituale (sry, Benchmarks) erfüllen und auf gar keinen Fall falsche Fragen stellen sollten. Ein Assessment Center Training machte ich auch noch und dann hatte ich wirklich genug gesehen und vor allem gehört.

    Das sind keine altehrwürdigen Betriebe, die etwas produzieren, was eine Gemeinschaft braucht für ein besseres Leben ihrer Mitglieder, sondern zu groß geratene parasitäre Sekten. In einer solchen autokratischen Hierarchie kommt es maßgeblich darauf an, was der Boss sagt. So werden deutschen Unternehmen, oft nur noch mit deutsch klingendem Namen, von USA aus gesteuert, indoktriniert in amerikanischem Kapitalismus, möglichst viel Profit abgeschöpft und in Schattenbanken geleitet.

    Ich kenne auch einige Berater. Die reden sich ihren Job natürlich schön. Heutzutage wissen Viele von ihnen, dass sie einen BS-Job machen. Ich höre so Sätze wie „mein Sohn bei KPMG weiß schon, dass das ein niederträchtiges Geschäft ist und da viel geschummelt wird.“ – aber er macht es weiter, weil er wie ein Junkies auf seinen nächsten Gehaltscheck wartet. Papi, dessen Job eigentlich was mit Moral und Menschen helfen zu tun hätte, macht es mit, denn immerhin wurde aus dem Sohnemann was: Er hat studiert und einen angesehenen Job, verdient 6-stellig im Jahr.

    Die Meisten reden sich ein, dass sie das nur für eine kurze Zeit machen würden, etwas Geld sammeln, um dann ihren Lebenstraum zu verwirklichen oder kleine Robin Hoods wären. Aber gerade wer sich mit dem Geld auch mal gerne „selbst belohnt“ wird es nie packen und selbst wenn sie irgendwann einmal meinen sie hätten jetzt genügend Geld, dann werden sie merken, dass sie dieses neue Leben erst einmal lernen müssen und das dauert sehr lange das Erlebte zu verarbeiten, alte Gewohnheiten zu ändern und wirklich dort anzukommen, wo sie hinwollen. Die Meisten haben auch keine Ahnung und ihr Lebenstraum ist nur eine Chimäre.

    So betrügen sie sich selbst.

    vgl. der Methoden Wirtschaftsideologie gegen -religion

    https://www.youtube.com/@jonatackfamilyfriends6176

    1. Tja, Chris gehört zu den wenigen verbliebenen Aufsteigern.
      Die haben den Hang, ihren kleinen aber persönlich und für die Familie wichtigen Erfolg abzusichern und auszukosten. Beispiele dafür gibt es genug.
      Und mal ehrlich, es ist ihnen im Grunde nicht einmal vorzuwerfen bei dem Spagat, den sie leben.

  4. Wie soll denn das Unternehmen heißen, in dem es so zugeht? Ein Beispiel würde reichen.

    Ein AfD-Hampel erklärt die Welt. Unglaublich, was sich das rechte Hirn so ausdenkt.

    1. naja… Kleinkinder stellen sich die Welt halt so vor… Haben sie Mitleid… leider bekommen wir unser 5 Minuten fürs Lesen nicht wieder. Von all den Nervigen sind die Gut-Menschen immer die Schlimmsten…

      1. das sie dass nicht begreifen worum es mir ging, dass kann ich auch mit mehr das dass fehlern wohl nicht ändern. aber wieder mal die eigene weltanschauung entdeckt, michel!.. *seufz*

  5. „Und weil kreative Menschen keine Angst vor Transformation haben.“
    Ich habe keine Angst vor Transformationnen, aber hätte gerne mein Gehalt abgesichert.

    1. …. “Und weil kreative Menschen keine Angst vor Transformation haben.”
      Ich habe keine Angst vor Transformationnen, aber hätte gerne mein Gehalt abgesichert.

      …. bei der Transformation sowie der Digitalisierung …….

      …. “ werden Wir finanziell dick bluten müssen ….. “ !!!

      … die Grundsteuererhöhung ist erst der Anfang !!!!

  6. Sehr gut getroffen, also der Text (das Ei auch).
    Tut gut, aber klingt ein bisschen unwahrscheinlich, leider.
    Der Rest erinnert in seiner Reibungslosigkeit ein wenig an das Eingangskapitel von Marc Augés Nicht-Orte.
    „Ich schuld‘ ihnen was“. Respekt etwa? Worte sind immer preiswert zu haben.
    Und Geld puffert einen vor der Wirklichkeit ab.

  7. Ein herausfordernder ungewöhnlicher multiplot – Roman – ein bißchen wie ein Panorama- 360 Grad Foto – gefällt mir sehr und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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