
Lucius Prince, Waffenlobbyist aus Washington und Joe Brisbane von FUC News fliegen gemeinsam nach Paris, um chinesische und Saudi-Arabische Geschäftspartner zu treffen, darunter Achmed Al Gossarah. Es geht um den Verkauf von Militärtechnologie. Auch Jason ist in Paris, allerdings auf Urlaub. Zufällig erspäht er Sabrina/Luella, die ihrerseits Prince nachspioniert. Als er sich nach einem kurzen Drama den Fuß verstaucht, bringt ihn Luella, die eigentlich Claudette heißt, auf sein Hotelzimmer, vor allem, um ihn auszufragen. Er erfährt, für wen sie arbeitet.
Der Eiffelturm! Der Jardin des Tuileries! Sacré-Cœur, gleich dort, im Herzen von Montmartre! Die Seine, die wie ein gewundenes Band durch die Stadt floss. Lucius Prince sah aus dem Fenster der Boeing 767, die zum Landeanflug auf den Flughafen Charles de Gaulle ansetzte, und grunzte leise. Auf seinem Klapptischchen stand ein Glas Bordeaux. In der Business Class wurden die Getränke in Kristallgläsern serviert, selbst bei American Airlines. Was für eine wunderbare Stadt! Nur schade, dass so viele Franzosen hier wohnten.
»Noch ein Bier!«, rief sein Sitznachbar der Stewardess zu und drehte sich zu ihm um. »Ist es nicht klasse, dass die hier Fosters haben?«, sagte er zu Prince. »Siehst du, deshalb fliege ich nicht Air France.«
Prince seufzte. Joe Brisbane hatte wirklich überhaupt keine Kultur. Als ob sie den FUC-Senderchef erst vorgestern aus dem australischen Busch gezogen hätten. Vermutlich hatten sie das auch. Warum wohnten sie bloß im gleichen Hotel? Er musste seiner Sekretärin unbedingt sagen, dass die das nächste Mal das Ritz Carlton buchen solle. Wer stieg schon freiwillig im Four Seasons ab? Er sah auf die Uhr. Ob er noch Zeit für ein weiteres Glas Bordeaux hatte?
Als Lucius Prince am Abend aus dem Aufzug des Four Seasons trat, sah er aus wie aus dem Ei gepellt. Ein maßgeschneiderter italienischer Anzug über dem fülligen Leib, ein weißes Hemd und eine hellblaue Seidenkrawatte mit der goldblauen Lilie der französischen Könige. Das Letzte, was er hier wollte, war, als Amerikaner aufzufallen.
Der Hotelpage brachte ihn an den reservierten Tisch, an dem die anderen schon saßen: Brisbane, dessen ohnehin rötliches Gesicht nach einem Nachmittag in Paris die Farbe australischen Wüstensandes angenommen hatte, ein mittelgroßer, vollschlanker Araber im weißen Kaftan und dem traditionellen arabischen Kopfputz, und ein kleiner, gedrungener Chinese im schwarzen Anzug mit randloser Brille. Und, wie immer in seinem weißen Anzug und mit überdimensionierter Rolex am Handgelenk, Achmed Al Gossarah, Princes alter Geschäftspartner, den er zuletzt in jener dubiosen Kellerbar in Washington getroffen hatte. Der Kellner hatte bereits einen Champagnerkühler und vier Champagnergläser auf den Tisch gestellt. Nur der Chinese trank Mineralwasser.
»Hallo, Lucius«, sagte Achmed und zwinkerte ihm zu. »Wie geht’s denn deinem Freund Harry Burton? Immer noch im Ölgeschäft?«
Prince verzog das Gesicht. Mit Achmeds Humor hatte er noch nie viel anfangen können. Der andere Araber lächelte höflich. »Lassen Sie uns erst einmal anstoßen, bevor wir zum Geschäftlichen kommen«, sagte er.
Achmed grinste. Ebenso Brisbane, wobei sich Prince nicht ganz sicher war, ob der überhaupt begriff, worum es ging. Der Araber bedeutete dem Kellner, die Champagnerflasche zu entkorken. Der Chinese blieb noch immer unbewegt. Er rückte seinen Krawattenknoten zurecht und wandte sich an Prince. »Bitte vergessen Sie nicht«, sagte er. »Alle Beteiligten legen Wert darauf, dass das Geschäft möglichst diskret abgewickelt wird.«
»Das wissen wir«, antwortete Prince. »Warum, glauben Sie, treffen wir uns hier anstatt in Washington?«
Der Araber im Kaftan lächelte noch etwas breiter und hob beide Hände. »Ich schlage vor, dass wir erst einmal mit dem Vorspeisenteller beginnen«, sagte er. »Und wie wäre es mit einem guten Weißwein? Chardonnay?«
Prince nickte. Er bekam sofort bessere Laune. »Das rohe Lamm bitte hauchdünn geschnitten«, sagte er zum Kellner. »Und nicht zu viel Thymian.«
»Und meine Pommes dafür etwas dicker geschnitten«, sagte Brisbane. Prince seufzte.
Achmed sah Brisbane zweifelnd an. »Sind Sie wirklich autorisiert für Mister Turnover zu sprechen?«, fragte er. »Sie wissen doch, um welche Größenordnung es bei dem Transfer geht.« Lachlan Turnover, der australische Medienmogul, war der Besitzer der FUC-Film- und Fernsehfamilie, der Featurenews Universal Corporation Filmproduktion in Hollywood, von drei Dutzend Zeitungen in den USA, Großbritannien und Australien und ungefähr der Hälfte eines den Globus umspannenden Satellitennetzes, dessen Zentrale in Hongkong saß. Damit war er auch Brisbanes allmächtiger Chef. Es hieß sogar, Turnover habe einmal die BBC kaufen wollen, und nur dem Einspruch von Queen Mum sei es zu verdanken gewesen, dass die Übernahme gescheitert war.
»Na, hören Sie mal«, sagte Brisbane zu Achmed und klang fast ein bisschen beleidigt. »Natürlich bin ich dazu autorisiert. Sonst wäre ich ja wohl nicht hier, oder?«
Der Araber legte dem Australier besänftigend die Hand auf die Schulter. »Wir haben vollstes Vertrauen zu Ihnen, mein Freund«, sagte er. »Mein guter Freund Abdullah will nur auf Nummer sicher gehen.«
»Achmed«, korrigierte der andere, ein wenig ungehalten. »Wir planen eine wirklich große Transaktion«, erklärte er. »Das muss diskret und professionell gehandhabt werden. Die institutionellen Investoren haben wir schon auf unserer Seite. Jetzt müssen wir nur noch die kartellrechtlichen Probleme klären. Und natürlich die juristischen.«
»Juristische Probleme?«, fragte der Araber, in dessen Stimme sich nun zum ersten Mal eine leichte Spur von Befremden mischte.
»Nun ja«, sagte Prince und zuckte mit den Schultern. »Strenggenommen verstößt es gegen das US-Recht, wenn ein Großkonzern mit dieser Art von Zukunftstechnologie und Input in den Informationssektor ins Ausland verkauft wird. Das könnte auch politische Folgen haben. Denken Sie nur an den Ärger um die plutoniumbetriebene, hypersonare Superdrohne, die wir …«
»Ist das nicht diese Drohne, die die Fernsteuerungstechnologie der Predator IV mit den Tarnfähigkeiten des Golfbombers verbindet?«, fragte Brisbane.
»Ins Ausland verkauft? So würde ich das nicht nennen«, warf der Chinese ein. »Ich würde eher von einem Transfer unter steuerrechtlichen Maßgaben reden.«
Prince grinste. »Wenigstens ist diesmal der Iran nicht involviert«, sagte er. »Oder Nicaragua.« Dann wurde er wieder ernst. »Wie auch immer«, sagte er. »Wenn unsere ultraliberale Presse davon Wind bekommt, gibt es wieder Ärger. Großen Ärger. Deshalb stimme ich Ihnen zu, Diskretion ist wichtig. Und was die politischen Folgen angeht, dafür bin ich ja da. Ich bin mir sicher, dass unser Verteidigungsminister, mein sehr guter Freund Dewey Drillson, diesen Transfer ähnlich beurteilen wird wie ich.«
»Für irgendetwas«, sagte Achmed zu Prince und klang nun ziemlich spitz, »musst du deine Millionenprovision ja bekommen.«
Der Araber lächelte nun wieder sein vereinnahmendes Lächeln und griff nach der Flasche mit dem Chardonnay. Der dritten. »Darf ich nachschenken?«, fragte er. Dann wandte er sich an Prince. »Wo wir gerade von Sicherheit reden«, sagte er. »Es gibt große Besorgnis, dass es zwischen unserem Land und den Vereinigten Staaten zu Missverständnissen kommen könnte. Dieses andauernde Gerede von einem Krieg gegen den Irak beunruhigt die Bevölkerung und sogar das Königshaus.«
»Und?«, fragte Prince und zog die dicken grauen Augenbrauen hoch. Diese saudischen Prinzen hatten Nervenkostüme wie Gummibärchen.
»Wir möchten – unser Herrscherhaus möchte anlässlich dieses zukunftsweisenden Geschäfts unsere amerikanischen Freunde daran erinnern, wie tief unsere traditionelle Freundschaft geht. Und wir würden uns wünschen, dass sich auch die amerikanische Presse das zu Herzen nimmt. Erst recht das Fernsehen. Vom Pentagon oder dem Weißem Haus ganz zu schweigen.«
»Na, hören Sie mal«, polterte Brisbane los. »Immerhin waren die Entführer vom 11. September Araber. Da dürfen wir doch wohl als unabhängige …«
Prince legte seine feiste, gepflegte Hand auf die von Brisbane und übte gerade genug Druck aus, dass der seinen Redefluss unterbrach. Dieser Australier hatte das Taktgefühl eines Buschkängurus. »Ich verstehe«, sagte Prince. »Ich versichere Ihnen, dass ich mein Möglichstes tun werde, um alle Missverständnisse zu beheben.«
»Du bekommst trotzdem nur zehn Prozent«, warf Achmed ein. Prince tauschte mit dem Araber einen schnellen Blick aus. Nicht alle Transaktionen wurden protokolliert.
»Ich bin mir ganz sicher«, sagte der Chinese, dass auch Mister Turnover unsere langjährige geschäftliche Verbundenheit am Herzen liegt.«
Brisbane blickte irritiert vom Chinesen herüber zu Prince, sagte aber nichts mehr. Prince lehnte sich zufrieden zurück. Er würde noch ein bisschen in Paris bleiben, beschloss er. Im Hochsommer war in Washington ohnehin nichts los.
Paris im Hochsommer war die Hölle. Jason Gilligan seufzte. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, hierherzufahren? Hupende Autos, verrauchte Cafés, unfreundliche Kellner, trockene Croissants, klebriger Asphalt, salmonellenhaltiges Speiseeis, keine funktionierende Klimaanlage im Hotel und eine drückende Hitze Tag und Nacht. Warum war er nicht am Mittelmeer geblieben?
Bei seiner Zeitung hatte sich alles wieder einigermaßen eingerenkt. Die Aufregung über seinen Artikel über das Amt für Strategischen Einfluss und die fragwürdigen Zahlungen der CIA an diverse arabische Empfänger hatte sich gelegt. Zwar hatte der Chefeinpeitscher der Republikaner im Senat sich telefonisch bei seinem Chefredakteur beschwert, Gilligan sei nicht nur unseriös, sondern auch unpatriotisch, aber der Chefredakteur hatte sich erstaunlicherweise vor ihn gestellt. Ansonsten hatte der Bericht keine weiteren Konsequenzen in Washington gehabt. Niemand war gefeuert, versetzt oder wenigstens degradiert worden. Immerhin hatte sein Chefredakteur ihm einen richtig langen Sonderurlaub bewilligt.
Deshalb saß er nun im glühenden August in einem Café an den Champs-Élysées und trank Milchkaffee. Langsam fing Jason an, sich zu entspannen. Er winkte dem Kellner zu und ließ sich noch ein vertrocknetes Croissant bringen.
Elisabeth war nicht mitgeflogen. Sie könne nicht weg aus Washington, hatte sie gesagt. Der Verlag, bei dem sie arbeitete, gab eine neue Reihe heraus. Dazu müsse sie auch im Sommer Gespräche mit Autoren führen, Manuskripte lesen, Termine mit Publizisten absprechen und so fort. Es klang so, als wolle sie sagen: »Wenigstens einer von uns hat eine Karriere.« Einerseits beunruhigte es ihn, dass sie ihn offenbar abgeschrieben hatte, aber tief in seinem Inneren hatte er gar nichts dagegen, mal ohne sie zu verreisen.
Vielleicht war das auch ein Wink des Schicksals. Eigentlich hatte er mit Elisabeth schon seit langer Zeit nur noch wenig gemeinsam. Vielleicht wollte das Schicksal ihm zeigen, dass auch noch ein anderes Leben möglich war. Mit anderen Frauen. Er grinste. Wenn das Schicksal es ernst meinte, sollte es ihm eine hübsche, junge Pariserin vorbeischicken. Eine wunderhübsche Frau wie – er setzte die riesige Kaffeetasse ab und sah sich amüsiert um – diese da drüben. Plötzlich fror er ein. Sabrina. Luella. Wie auch immer sie hieß. Sie saß an einem Tisch, keine zwanzig Fuß von ihm entfernt.
Kein Zweifel, das war sie. Er hatte sie sofort erkannt, obwohl sie ganz anders aussah als noch beim letzten Mal. Sie trug einen schwarzen Minirock, rote Stöckelschuhe und ihre Haare waren zur linken Seite gekämmt. Ihr Spaghettiträger-Top gab den Blick auf die Tätowierung frei, die rote Schlange. Sie saß vor einer Säule, halb verdeckt durch eine riesige Pflanzenschale, und hielt eine Zeitung vor ihr Gesicht.
Er überlegte, ob er zu ihrem Tisch gehen und sie begrüßen sollte. Hatte sie ihn vielleicht sogar gesehen? Er musterte sie über seine Kaffeetasse hinweg, aber sie sah nicht zu ihm herüber. Stattdessen starrte sie, halb verborgen hinter der aktuellen Ausgabe von Le Monde, zu einem Tisch ein paar Meter entfernt von ihr. Einem Tisch, den er von seinem Platz aus leider nicht sehen konnte. Offensichtlich war sie selbst gerade dabei, jemanden zu observieren. Sie sah sehr ernst aus. Angestrengt sogar. Was tat sie da bloß?
Die Erkenntnis traf Jason so plötzlich wie ein Blitz. Sabrina war eine Spionin! Das hätte er sich gleich denken können. Sie hatte tatsächlich etwas Mata-Hari-artiges an sich. Was nun? Sollte er sie seinerseits bespitzeln? Er merkte, dass sein Herz ein wenig zu aufgeregt schlug, als dass es sich noch gesund anfühlte. Für solche Abenteuer war er nicht geschaffen.
Doch die Versuchung war zu groß. So stand er möglichst unauffällig auf und schlenderte langsam, im großen Bogen, auf die Säule zu, die sie im Rücken hatte. Dann baute er sich hinter der Säule auf, so dass er in die gleiche Richtung starren konnte wie sie.
Sie beobachtete einen Tisch, auf dem zwei Espressotassen standen, zwei Wassergläser, zwei Weingläser, eine Flasche Weißwein und ein Serviettenhalter. An dem Tisch saß Lucius Prince. Der Fürst der Finsternis.
Gilligan musste an sich halten, um nicht laut zu quieken. Das darf nicht wahr sein, dachte er. Wobei ihn weniger überraschte, dass Prince Urlaub in Paris machte – der Washingtoner Strippenzieher tat zwar so, als sei er ein Franzosenfresser, hatte aber ein Ferienhaus in der Provence –, sondern dass Sabrina ihm nachspionierte.
Wobei, Urlaub schien Prince hier nicht zu machen. Das wurde Gilligan in dem Moment klar, als der zweite Mann an den Tisch zurückkehrte.
Der zweite Mann war Achmed Abul Abbas Al Gossarah. Gilligan stockte der Atem. Al Gossarah war ein international operierender Geschäftsmann, der mit Drogen, Schwarzgeld und Waffen handelte. Von der einfachen Kalaschnikow bis hin zu Cruise-Missiles, die mit atomaren Sprengköpfen bestückt waren. Die meisten seiner Kunden lebten in arabischen Ländern – und in Israel –, Achmed selbst hatte ein Chalet in der Schweiz. Außer an den Waffen verdiente Achmed auch an der Kapitalbeschaffung für die Deals, die er vermittelte. Und das nicht schlecht.
Gerade beugte sich Prince vor und sagte etwas zu Achmed. Der lachte breit, hob das Weißweinglas, prostete Prince zu und trank das Glas in einem Zug halbleer. Dann lachte er wieder und antwortete. Leider konnte Gilligan nicht hören, was er sagte. Aber Sabrina konnte das Gespräch vermutlich hören. Sie trug einen hautfarbenen Stöpsel im Ohr und ein unauffälliges Kabel führte zu einem Gerät, das auf ihrem Tisch lag. Das Gerät selbst sah aus wie eine Schachtel Gitanes, war aber wahrscheinlich ein Richtmikrofon. Wie aufregend! Sie war nicht nur eine Spionin, sie war sogar eine professionelle Spionin!
Wenn er sich näher ranschleichen konnte, würde er vielleicht auch etwas von dem Gespräch aufschnappen, dachte Jason. Er tat einen vorsichtigen Schritt vorwärts. Und noch einen. Ganz langsam schaffte er es, sich bis zu der großen Topfpflanze vorzuarbeiten, die hinter Sabrina stand. Von dort aus konnte er Princes Stimme zwar hören, aber er war noch immer schwer zu verstehen. Jason beugte sich noch ein wenig vor. »… offenbar die Reißleine gezogen«, hörte er Prince sagen. »Ich hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er so brutal sein kann – gleich die Kehle durchschneiden zu lassen? Vor laufender Kamera?«
Sein Gesprächspartner zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Du musst das verstehen. Er war kurz davor, herauszufinden, wo der Schutt vom World Trade Center gelandet ist. Und zwar nicht nur der Schutt, sondern, was noch wichtiger ist …«
Jason wurde schwindelig. Der Schutt des World Trade Centers? Wovon redeten die da bloß? Er trat noch einen Schritt nach vorne, rutschte auf einer Espressopfütze aus und schlug der Länge nach hin. Im Fallen griff er nach einem der Palmenblätter und riss die ganze Topfpalme mit sich. Es schepperte so laut, dass die Autos auf den Champs-Élysées stehenblieben. Das ganze Café starrte ihn an.
Auch Sabrina war hochgeschnellt und hatte sich zu ihm umgedreht. Ganz langsam schüttelte sie den Kopf. »Du Vollidiot«, zischte sie.
Jason hatte das ungute Gefühl, dass sie damit recht hatte.
Jason Gilligan saß in seinem Hotelzimmer, den Knöchel mit einer nasskalten Bandage umwickelt, und stöhnte. Vor ihm standen ein Krug mit Eiswasser und Claudette. Ihr richtiger Name sei Claudette, hatte sie ihm gesagt. Claudette Betancour. Nicht Luella, nicht Sabrina. Claudette. Sie war Französin. Sagte sie. »Was hast du dir bloß dabei gedacht«, fauchte sie ihn an. »Ich war so kurz davor, ihn an den Eiern zu haben. Genau in dem Moment musstest du ihn mit deiner Tollpatschigkeit verjagen. Wer denkst du, wer du bist? Jerry Lewis? Sei bloß froh, dass du unter der Palme gelandet bist, so dass er dich nicht gesehen hat.«
»Es tut mir leid«, sagte er noch einmal kleinlaut. »Es tut mir wirklich leid.« Noch immer ganz aufgewühlt, sah er sie an. Dennoch war er nun fest entschlossen, endlich herauszufinden, was hier eigentlich gespielt wurde. »Aber warum bist du überhaupt in Paris? Warum beobachtest du Prince? Das ist doch bestimmt kein Zufall, oder?«
»Nein, du Meisterdetektiv, das ist kein Zufall. Ich bin auf Prince angesetzt worden. Und auf Al Gossarah natürlich auch.«
»Angesetzt?«, fragte er. »Auf Prince?« Er wünschte sich, dass er wenigstens etwas weniger ahnungslos klingen würde.
Claudette seufzte und setzte sich neben ihn auf das Bett, wobei ihr Minirock ein Stück hochrutschte. Sie hatte lange, schlanke, olivfarbene Beine, die in zarten Fesseln endeten. Der Anblick half ihm nicht gerade dabei, sich zu konzentrieren. »Tut mir leid«, sagte Jason noch einmal. »Bitte, erklär’s mir.«
Sie biss sich auf die Lippen und starrte eine halbe Minute auf ihre Stilettos. Dann hob sie den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. »Na gut, bevor du noch mehr Unheil anrichtest, erzähle ich es dir lieber«, sagte sie. »Ich arbeite für das Deuxième Bureau.«
Er starrte sie verständnislos an. »Für die Défense et Sécurité du Territoire«, sagte sie und fügte ungeduldig hinzu: »Für den französischen Auslandsgeheimdienst.«
»Was?«, fragte er. Seine Welt fühlte sich immer noch an, als stünde sie auf dem Kopf.
»Ich bin im Auftrag des Bureaus in Washington stationiert und soll die Bewegungen einer Gruppe neokonservativer Politiker und Lobbyisten beobachten, die den Präsidenten beeinflussen«, erklärte sie. »Wir glauben, dass da ein paar Dinger gelaufen sind, die ganz und gar nicht koscher sind. Und wir glauben, dass die Ereignisse am 11. September damit zu tun haben. Irgendwie sind denen ihre eigenen Deals um die Ohren geflogen. Wir wissen nur leider nicht wie.« Und dann ergänzte sie mit vorwurfsvollem Blick: »Und dank dir haben sich Prince und Abdullah vorzeitig aus dem Staub gemacht.«
»Achmed«, korrigierte Jason sie geistesabwesend. Das war eine Nummer, die definitiv zu groß für ihn war. Aber jetzt war es zu spät, noch auszusteigen. Er steckte zu tief drin. Viel zu tief.
»Worüber haben die beiden überhaupt geredet?«, fragte er. »Den paar Worten nach zu urteilen, die ich aufschnappen konnte, ging es um jemanden, der getötet wurde, weil er zu viel über den Schutt des World Trade Centers wusste.« Er holte Luft. »Ich glaube, die haben von dem Journalisten geredet, der in Pakistan umgebracht wurde.«
Claudette sah ihn scharf an. »Keine Ahnung«, antwortete sie und fügte ein wenig milder hinzu: »Vielleicht.« Dann stand sie auf und schaute zu ihm herunter. Ihr Minirock endete ungefähr auf seiner Augenhöhe. Er versuchte, woanders hinzusehen, aber das schien vollkommen unmöglich zu sein. Sie streckte die Hand nach ihm aus und hob sein Kinn sanft an, so dass er ihr in die Augen sehen musste. »Ich muss mich wirklich darauf verlassen können, dass du niemandem erzählst, wer ich bin und was ich tue«, sagte sie.
Er nickte schwach. Kein Problem. Die ganze Geschichte hätte ihm ohnehin niemand geglaubt.
Zum ersten Mal, seit sie in diesem Hotelzimmer waren, lächelte sie nun über das ganze Gesicht. »Weißt du, vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Wir könnten zumindest ab und zu zusammenarbeiten. Deine Zeitung hat doch bestimmt Zugriff auf amerikanische Geheimdienstarchive, die Ausländern verschlossen sind, oder?«
Wieder nickte er. Ihm fiel der Aktenordner ein, den sie ihm gegeben hatte. Die Papiere darin waren, trotz aller Dementis von Rave, echt gewesen. Wo hatte sie den eigentlich her? Er stand auf und sah ihr in die Augen. Braune Augen mit grünen Pünktchen. Sie war fast so groß wie er, merkte er. »Soll ich unsere Dokumentation mal bitten, eine Akte Lucius Prince zusammenzustellen?«, fragte er.
»Liegen euch denn Informationen vor, die ihr nicht in der Zeitung veröffentlicht?«, wollte sie wissen.
Er musste grinsen. »Und ob«, antwortete er. »Wusstest du zum Beispiel, dass Prince schon mal gefeuert wurde, weil das FBI ihn verdächtigt hatte, ein israelischer Spion zu sein?«
»Nicht schlecht«, sagte sie. »Kannst du auch eine Akte Achmed Ziegenbart zusammenstellen? Ich schicke dir eine Liste mit all seinen Aliasen.« Sie lächelte wieder und kam seinem Gesicht dabei ganz nahe.
Ganz langsam streckte er die Hand aus, bis seine Fingerspitzen ihre Wangen berührten. Sie sah ihn noch immer an, aber nun war ihr Blick ernst. Eine Sekunde später lag sie in seinen Armen. Er spürte ihre Hüften, ihren flachen Bauch, ihre Brüste. »Claudette«, flüsterte er und presste sie an sich. Sie atmete ganz flach. Auch dann noch, als er ihr Ohrläppchen, ihre Wangen und ihre Lippen küsste. Gleichzeitig schob er die Hand unter ihre Bluse und registrierte, dass sie nichts darunter trug. Seine Finger tasteten sich zu ihrer Brust vor, bis sie ihre Brustwarze erreichten. Sie stöhnte. Dann schob sie beide Hände vor seine Brust und stieß ihn weg.
»Nicht«, sagte sie »Jason, nicht … bitte. Es geht nicht. Du hast ja keine Ahnung, wer ich bin. Was ich sonst tue.«
Er sah sie verstört an. »Ich, äh … entschuldige.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Schon gut«, sagte sie. »Du kannst ja nicht wissen …« Dann nahm sie ihre Leinenjacke vom Bett und drehte sich zur Tür um.
»Warte!«, rief er hinter ihr er. »Lass uns nicht so auseinandergehen. Sollen wir nicht noch etwas zusammen essen? Es gibt hier doch bestimmt ein Restaurant in der Nähe?«
Sie blieb stehen, drehte sich um und streichelte seine Wange kurz mit ihrer Hand. »Vielleicht ein anderes Mal«, sagte sie. »Ich habe noch zu tun. Ich rufe dich an.«
An diesem Abend blieb er noch lange wach. Bald schon überkam ihn wieder diese Unruhe. War es eigentlich legal, dem Geheimdienst eines befreundeten Landes Informationen zu liefern? War Frankreich ein befreundetes Land? Und was, wenn sie gar nicht für den französischen Geheimdienst arbeitete? Ihr leichter Akzent – war der wirklich französisch?
Er wälzte sich hin und her. Nein, dies war nicht die Zeit, um wegzurennen. Das hier war wichtig. Aber er wollte das alles nicht allein durchstehen. Wenn schon Claudette ihm nicht beistand, dann vielleicht eine andere Frau.
Die Frau, die er noch nie getroffen hatte.
Er knipste die Nachttischlampe an, stand auf und schaltete seinen Laptop ein. Dann wählte er sich ins Internet ein. »Ich muss dich unbedingt sehen«, schrieb er. »Und zwar nicht nur virtuell. In Person. Ganz real.«
Erstaunlicherweise dauerte es nur wenige Minuten, bis die Antwort kam. »Ich will dich auch sehen. Wie wäre es mit dem 11. September, um 8.44 Uhr, in New York. Bei Starbucks, Ecke Broadway und Reade Street? Ich bin mittelgroß, habe lange braune Haare und werde das aktuelle Wall Street Journal bei mir tragen.«
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Heidi Reichinnek, Linkende (Quelle: hier )
Und was war es dann? Vielleicht können die Ex-DDR-Bewohner, die hier noch im Forum anzutreffen sind, sachkundig weiterhelfen?
Dass die DDR kein Kommunismus war, ist klar. Denn im Kommunismus sind sowohl Staat als auch Markt abgestorben und durch eine (herrschafts)freie, klassenlose Gesellschaft ersetzt worden. Im Kommunismus sind freiwillige Kooperation, Selbstverwaltung, Gemeineigentum Trumpf. Das ist bisher nirgends verwirklicht gewesen; abgesehen von kleineren ethnischen Gruppen, Urgesellschaften und Gemeinschaften und Versuchen, die vom Westen plattgemacht worden sind.
In den realsozialistischen Staaten ist versucht worden, den Weg in diese Richtung zu gehen. Dass sie da nicht weit kamen, lag nicht zuletzt am Westen, der jeden Versuch mit seiner eisernen Faust begegnet(e), mit der er die Abweichler an der Gurgel packte. Oder bis heute packt (Stichworte Kuba, Nordkorea). Und was nicht nur auf Kommunisten und Anarchisten beschränkt ist (Stichwort Iran). Niemand darf sich gegen das System stellen, Dengler, niemand!
Der Sabbel der werten Heidi ging übrigens noch weiter:
Jaja, das Wirtschaftssystem ändern ohne das politische System zu ändern – und um die Geburtenrate zu erhöhen, setzen „wir“ dann auf mehr Enthaltsamkeit, oder wat? Aber – ganz wichtig: „Wir“ wollen nicht die Demokratie abschaffen! Gut, zu wissen. Momentan schafft die Demokratie ja auch eher ihre Insassen ab.
LOL, ja, insbesondere in das der linkenden Partei.
Und den Staat will die gute Heidi auch nicht abschaffen. Eher glaubt sie an ihn wie eine Götze und insbesondere an die von ihm verteilten Gütesiegel („Einordnung“) wie der Neuber an seine Newsguard-Zertifikate. Newsguard hat uns „seriös“ genannt! Der Verfassungsschutz überwacht uns nicht mehr! Wir sind keine Schmuddelkinder!1!! Wir sind die Guten, wir nicken auch jede Gurke ab und machen immer brav die Beine breit!
Dazu sachdienliche Hinweise von Wladimir L. aus S.:
In diesem Sinne – keine weiteren Fragen an „Genossin“ Heidi, euer Ehren!
Aber noch das hier, damit der Eimer richtig voll wird:
Mhm, „kleine Schritte“. So wichtig!
Und – hach – „Regierungsverantwortung“, noch wichtiger! Früher nannte man das soweit ich weiß „Arbeiterverkaufen“. Gerade in Thüringen hat das linkende Regierungsverantworten ja wirklich Gold und Manna vom Himmel regnen lassen für die einfachen Leute, vor allem die letzten Jahre. In Berlin sogar Bonusmeilen und verscherbelte Wohnungen…
Wie sprach doch gleich ihr Spezi von Aachen über seine RLS-Tätigkeit in – *blätter, blätter* – Tel Aviv? Ach ja, so:
Und allein darauf kommt’s bei der Linkenden an. Money for nothing and the (colonialist) chicks for free.
Den Rest lest’s selbst, ich brauch‘ jetzt nen Tee…
Die DDR war ab den 70 Jahren definitiv kein Sozialismus mehr.
Man schrieb sich eine neue Verfassung und praktizierte das Gegenteil.
Sozialistische Staatsgesellschaften haben die Tendenz sich abzuschotten.
Erst Vollbeschäftigung im eigenen Land dann denkt man über Migration ins Land nach.
Doch ein Mauerbau halt ich für übertrieben.
Das die Linke sobald im Stall der Regierung den Kopf verdreht wie bei der Exorzist sollte niemanden wundern.
Auf einmal in Regierungsverantwortung interpretieren Parteien das Grundgesetz wie die Bundesverfassungsrichter und erinnern sich an die vergangene Rechtspraxis dieses Gerichts.
Wenn durch Wahlen Gesetze beschlossen werden die vor morgen früh den Sozialismus einführen
werden diese vom Bundesverfassungsgericht gekippt.
Das Grundgesetz schließt eine sozialistische Gesellschaftsordnung aus.
Fun Fact: Man kann im Sozialismus nicht nur gemeinsam Arm werden sondern auch gemeinsam Reich.
Auch im Kapitalismus kann dies passieren
Ist nur sehr viel unwahrscheinlicher.
Aber in der sozialen Marktwirtschaft ist dies von vornherein ausgeschlossen.
Und Nein der Nationalsozialismus im dritten Reich (nannte sich tatsächlich so)
war kein Sozialismus
auch wenn Maria den Josef heiratete sieben Kinder hatte und zum Schluß der Heilandführer die Eva ehelichte.
>>Der Eiffelturm! Der Jardin des Tuileries! Sacré-Cœur, gleich dort, im Herzen von Montmartre!<<
Drauf gesch…. Nie wieder werde ich auch nur eine Zehenspitze auf diesen unzüchtigen Ort setzen, an dem Bezos seine letzte Hochzeit feiern wird und darum ist Paris auch nur eine Stadt, die nach der Zerstörung der Biosphäre erst einmal auf dem Mars wieder aufgebaut werden muss, um in ihrer vollkommenen Schönheit erneut erblühen zu dürfen, ganz ähnlich zu Venezien. Zum Glück haben wir schon ein paar einsatzbereite Marsraketen und völlig durchgeknalltes Führungspersonal.
Und da es hier ja um Verschwörungen geht, einfach mal das (bei passenderem Artikel ggf. in die Wiedervorlage):
Quelle: hier
Keine weiteren Klagen, euer Ehren!