»Wissen ist mehr als verarbeitete Information«

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Die Bertelsmann Stiftung nimmt starken Einfluss auf die deutsche Bildungspolitik. Wie konnte das geschehen? Und was steckt dahinter?

Roberto De Lapuente hat sich abermals mit Prof. Bernhard Krötz unterhalten.

 

De Lapuente: Lieber Herr Krötz, schön, dass wir erneut zusammenfinden. Sie gelten ja mittlerweile als nennenswerter Kritiker des deutschen Bildungs- und Schulwesens, Ihr YouTube-Kanal ist im letzten Jahr stark gewachsen. Fristet man als Bildungskritiker ein Nischendasein? Oder haben Sie den Eindruck, dass Sie offene Türen einrennen bei Fachkollegen und Fachfremden generell?

Krötz: Die Metapher »Nische« empfinde ich unpassend. Zutreffender ist die Vorstellung einer Höhle mit brennendem Feuer. Im Hintergrund, sozusagen am Feuer, führe ich Gespräche mit Kindergärtnerinnen, Lehrern, auch einige Schulleiter sind darunter, ich spreche mit Professoren, Unternehmern, Ökonomen und gemeinnützigen Organisationen. Die Resonanz aus der Bevölkerung ist überwiegend positiv und kommt aus allen Schichten der Gesellschaft. Nach Durchsicht öffentlicher Stellungnahmen und persönlichem Austausch, erachte ich eine Kooperation mit Fachverbänden in Sachen Schulmathematik und Lehrerausbildung, etwa der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) oder der Gesellschaft der Didaktik der Mathematik (GDM), für unfruchtbar, gar kontraproduktiv.

»Durch die PISA-Bildungspanik hat man Lehrpläne entkernt«

De Lapuente: Neulich haben Sie sich in einem Ihrer Videobeiträge mit der Bertelsmann Stiftung befasst. Sie kritisieren Sie stark. Kann man sagen, dass mit dieser Stiftung der Niedergang begann – oder stieß die Stiftung in den Neunzigern in ein Bildungswesen, dass ohnehin auf dem absteigenden Ast saß?

Krötz: Die Bertelsmann-Stiftung in der jetzigen Struktur formte sich Ende der 90er Jahre und kann dementsprechend für die Fehlentwicklungen des Bildungssystems in den 70er Jahren, wie etwa den überhasteten Hochschulausbau, nicht verantwortlich gemacht werden. Der systematische Eingriff von Bertelsmann begann vor etwa 25 Jahren.

De Lapuente: Wie kam es dazu?

Krötz: Bertelsmann orchestrierte den Bologna-Prozess (Beginn 1999) und den PISA-Schock im Jahr 2000, indem eine völlig überproportionale Reaktion auf einen letztlich irrelevanten Test erzeugt wurde. Irrelevant deshalb, da man in einem vierfach gegliederten Schulsystem per Definition kein einheitliches Testverfahren durchführen kann. Weiters waren die Tests nicht curricular, d.h. nicht an die Inhalte der nationalen Lehrpläne gekoppelt. Durch die damit induzierte PISA-Bildungspanik hat man die Lehrpläne unter Applaus entkernt und an deren Stelle die inhaltsleere Kompetenzorientierung etabliert. Wissen wurde zu Information degradiert.

De Lapuente: Ich hake hier mal ein, ich glaube, ich weiß, was Sie meinen, wenn Sie Wissen und Information nicht für deckungsgleich erachten. Wollen Sie das trotzdem ganz kurz erläutern?

Krötz: Wissen ist mehr als verarbeitete Information. Komplexes Wissen ist persönlich, wird willentlich erworben und erschaffen. Wissen lebt in den großen Geistern und geht in erheblichen Teilen mit ihnen ins Grab. Denken Sie an Wernher von Braun, der den US-Amerikanern sein umfassendes Wissen über den Raketenflug nur in Teilen überlassen hat. Oder zeitgemäßer: Es gibt nur noch eine kleine Gruppe von Menschen in Deutschland, welche die Komplexität eines Kernkraftwerks durchsteigen – und die sind schon sehr alt. Die nötigen Strukturen zur Weitergabe dieses Wissens haben wir auch zerstört: In ganz Deutschland gibt es nur noch neun Professuren für Kernphysik.

»Bertelsmann ist ein Handlanger des WEF«

De Lapuente: Zurück zum absteigenden Ast, ich habe Sie unterbrochen …

Krötz: Richtig – um Ihre Frage also abschließend zu beantworten: Das deutsche Bildungssystem hat vor Bertelsmann geschwächelt, hatte aber immer noch eine solide Substanz. Von solider Substanz kann man heute nicht mehr sprechen – Bertelsmann hat im deutschen Bildungssystem eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

De Lapuente: Entkernte Leerpläne, Vorzug von MINT-Fächern bei gleichzeitiger Degradierung von geisteswissenschaftlichen Fächern, die Allgemeinbildung versprechen, dazu eine starke Fokussierung auf Kompetenzen statt auf Lerninhalte: Die Liste an Vorwürfen gegenüber Bertelsmann ist lang. Was glauben Sie: Welche Interessen stecken dahinter?

Krötz: Eine erdrückende Indizienlage deutet drauf hin, dass die Bertelsmann-Stiftung ein wesentlicher Handlanger des gesellschaftszersetzenden World Economic Forums in Deutschland ist.

De Lapuente: Wollen Sie einige dieser Indizien nennen?

Krötz: Bertelsmann ist ständiger Gast in Davos und teilt die Agenda des WEFs vollumfänglich. Zum letzteren gehört beispielsweise die Implementierung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO. Bertelsmann proklamiert wie der große Bruder Governance x.0, die große Transformation und beansprucht mit erstaunlicher Hybris, ebenso gleich dem großen Bruder, Leadership – man übersetze dies bitte ins Deutsche.

De Lapuente: Wenn ich jetzt mal behaupte – und mich damit dem Vorwurf der Verschwörungstheorie aussetze –, dass es darum geht, die Bevölkerung dumm zu halten, indem man ihr nur rudimentäre Wissensinhalte vermittelt, würden Sie mir zustimmen? Oder zeigen Sie mir den Vogel?

Krötz: Das Dummmachen ist nur ein notwendiges Werkzeug, um die »große Transformation« hin zu einer moderneren Variante des Sozialismus zu bewerkstelligen. Und unter Sozialismus verstehe ich das, was durch den Mathematiker Igor Shafarevich in »Der Todestrieb in der Geschichte – Erscheinungsformen des Sozialismus« definiert und beschrieben worden ist.

»Ich sehe nur blutleere, sterbenslangweilige Technokraten ohne Vision«

De Lapuente: Mit Sozialismus verbinde ich eine andere Idee – eine mit humanistischen Ansprüchen, die zugegeben in der real existierenden Variante nicht gerade gut herausgearbeitet waren. Mich würde interessieren, wo Sie den Sozialismus wittern und heraufziehen sehen …

Krötz: Shafarevich macht den Sozialismus an drei Dingen fest: 1. Abschaffung des Privateigentums. 2. Zerstörung der Familie. 3. Zerstörung der Religion. Das Ganze geht einher mit einem aberwitzigen tausendjährigen Heilsversprechen und Shafarevich prägt den Begriff vom chiliastischen Sozialismus. Die Heilsversprechen haben Sie übrigens bei allen großen Ismen. Nun zum WEF. Lasen wir denn nicht auf deren Seiten Sie werden nichts mehr besitzen und glücklich sein? Das bezieht sich auf den ersten Punkt, Heilsversprechen inklusive. Von der Stärkung der Familie als Anker einer gesunden Gesellschaft lesen Sie beim WEF nichts. Es geht vielmehr darum, die Erziehung vollständig in die Kontrolle eines allmächtigen Staates zu legen; Stichwort »Bildung für nachhaltige Entwicklung« und eben nicht für menschliches und natürliches Wachstum. Das zu zweitens. Schließlich hat man eine mehr und mehr korrumpierte Wissenschaft als Ersatzreligion erschaffen – mit den fragwürdigen Fernsehprofessoren als neue Propheten.

De Lapuente: Das ist der dritte Punkt …

Krötz: Ja, aber es geht noch weiter, man ist ja schließlich modern und sprengt die natürlichen Geschlechterrollen, ein weitere, unwiderrufliche und tragende Säule einer gesunden Gesellschaft. Stichwort hier: Frühsexualisierung – man macht nicht mal vor den Kleinsten halt. Und schließlich erhebt man eine KI zum »besseren Menschen«. Dass auch die KI natürliche Grenzen hat, eigentlich nur ein Werkzeug sein kann und wird, übertönt man wieder mit Heilsversprechen. Mein Literatur-Tipp an dieser Stelle: Landgrebe und Smith »Why Machines Will Never Rule the World«. Von einem freien und fairen Spiel der Kräfte hält man beim WEF nichts. Die wollen vollständige Kontrolle und Steuerung und das hat mit dem Kapitalismus der österreichischen Schule wenig zu tun. Für das, was wir beim WEF vorfinden, gibt es übrigens eine Bezeichnung: Verschmelzung von Politik mit der Macht der Konzerne, kurz: Faschismus.

De Lapuente: Ist in der momentanen Bildungspolitik überhaupt noch eine politische Initiative möglich, in der nicht mindestens die Bertelsmann Stiftung mit am Tisch sitzt? Sprich, kann man auf der Ebene überhaupt noch was anschieben, ohne dass die grauen Eminenzen aus Gütersloh davon Kenntnis haben?

Krötz: Ich bin immer wieder erstaunt wie Intellektuelle eine Bertelsmannsche Übermacht hochstilisieren und sich dabei selbst hypnotisieren. Sind die wirklich so mächtig? Und werden Sie in zehn Jahren überhaupt noch da sein? Die Hauptgeschäftsfelder von Bertelsmann sind volatil und ein mittelfristiger Absturz ist nicht unwahrscheinlich. Ich sehe auch keine grauen Eminenzen, sondern nur blutleere, sterbenslangweilige Technokraten ohne Vision und Linie. Und wird es wirklich besser, wenn Bertelsmann weg ist? Das sind doch alles unfruchtbare Erwägungen. Zieht in die Gesellschaft wieder der gesunde Menschenverstand ein, der berüchtigte und gefürchtete Common Sense, sind wir all die Probleme los.

»Ist die Bertelsmann-Stiftung gemeinnützig«

De Lapuente: Wer will Ihnen da widersprechen, Herr Krötz? Aber dieser Menschenverstand wird ja an vielen Fronten unter Beschuss genommen. Es ist ja keine bloße Sache des Umdenkens, denn genau das wird ja unterminiert – Querdenker ist heute schließlich eine Beleidigung. Wie bringt man Kinder diesen in sich ruhenden Menschenverstand näher, ermutigt sie, ihn gegen alle Widerstände einzusetzen. Kann der Lehrer überhaupt dahingehend wirken – oder verlangt man da zu viel?

Krötz: Mit gesundem Menschenverstand verbinde ich, gerade heraus zu denken, zu seinen Ansichten zu stehen und sich in kritischer Selbstreflexion regelmäßig selbst zu überprüfen. Das muss vorgelebt werden und Lehrer sind hier ungemein wichtig, sind sie doch eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Mit dem Vorleben dieser Tugenden tut sich unsere derzeitige Politik, und zwar über alle Parteien hinweg, sehr schwer. Mit vernünftigen, von Ideologie entkernten Lehrplänen, einem Wiederaufleben von objektiver Sachlichkeit und Propädeutik an den Gymnasien, wäre unseren Lehrern viel geholfen. Brauchbare weitere Vorschläge finden Sie in meiner Videoreihe Ein erster Schritt aus der deutschen Bildungsmisere I und II.

De Lapuente: Nochmal einen Schwenk zurück zu Bertelsmann. Sie befassen sich ja mit dieser Stiftung. Haben Sie den Eindruck, dass in Ihrer Kollegenschaft eine Sensibilität bei diesem Thema besteht? Oder hat sich die Professorenschaft mit Bertelsmann arrangiert und hält deren Engagement für Normalität?

Krötz: Hier ist meine Universität – Paderborn liegt im Vorhof von Gütersloh, dem Sitz von Bertelsmann, und ist damit dem Einfluss der Stiftung unmittelbar ausgesetzt – nicht repräsentativ. Die Bertelsmannsche »Unternehmenskultur« und deren abstruse Vorstellungen von Bildung haben sich in großen Teilen der Paderborner Administration etabliert und bleiben unhinterfragt. Unabhängige Professoren sind in einem solchen System bestenfalls gelitten.

De Lapuente: Halten Sie Bertelsmann für einen Feind des gesunden Menschenverstandes?

Krötz: Die Frage sollte lauten: Ist die Bertelsmann-Stiftung gemeinnützig? Dem gesunden Menschenverstand nach klar – Nein! Und nach all den eingesehenen Stellungnahmen von Kollegen aus der Rechtswissenschaft wird eine objektive Beurteilung von unabhängigen Juristen voraussichtlich zu dem gleichen Ergebnis kommen.

 

Bernhard Krötz ist Mathematiker und Hochschullehrer an der Universität Paderborn.

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56 Kommentare

  1. Die Bertelsmänner seien verkappte Sozialisten?
    Und ideologische Verblendung sei die Ursache von Bologna usw.

    Weiß der Krötz, dass die Familie Bertelsmann seit vielen Generationen religiös-pietistisch getriebene Tiefschwarze sind, die niemals eine Abweichung von der CDU zulassen würden?

      1. Warum erwähnt die taz nicht den verurteilten Betrüger und Hochstapler Thomas Middelhoff, der später Kaufhof/Karstadt (Arcandor-Konzern) ausgeschlachtet und skelettiert hat – zum Profit ganzer Managerriegen und am meisten von ihm selbst.
        Middelhoff ist eine besonders hochkarätige Blüte der Bertelsmann-Kultur.

        Es hat niemand behauptet, dass Bertelsmann, die Bertelsmann-Stiftung und der Neoliberalismus besonders effektiv sind.
        Aber erwiesenermaßen sind sie tiefschwarz – und lassen da keine Abweichung zu.

    1. Genau. und der Bund demokratischer WissenschaftlerInnen hat vor etlichen Jahren ein Buch herausgebracht, das ich wärmstens empfehle

      https://www.bdwi.de/verlag/gesamtkatalog/564228.html

      “Bertelsmann Netzwerk der Macht . Der medial-politische Komplex aus Gütersloh.”

      Das müßte Grundlagenwissen sein, Die Bertelsmann-Stiftung ist ein Thinktank mit großem Einfluss in Berlin, z.B. auf den Gesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Gesundheitspolitik.

      1. Super-Quelle, noch dazu preisgünstig – Vielen Dank!

        Mir bekannt:
        Werner Biermann, Arno Klönne: Agenda Bertelsmann: Ein Konzern stiftet Politik. PapyRossa Verlag, Köln 2007

        P. S.: Wer wen beinflusst: die Stiftung den Lauterbach oder umgekehrt?
        Ich vermute Letzteres.
        (Lauterbach ist im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikkette groß geworden, trat erst dann von der Jungen Union zur SPD über und erhielt auch in diesem Kontext sein Krankenhaus-Privatisierungs-Institut in Köln als “Gesundheitsökonom”.)

    2. Shafarevich macht den Sozialismus an drei Dingen fest: 1. Abschaffung des Privateigentums. 2. Zerstörung der Familie. 3. Zerstörung der Religion.
      Wenn man sich auf diese Sichtweise beschränkt und ich hab den Eindruck, dass dies weit verbreitet ist*,
      hat er natürlich recht. Die Frage ist, wie weit man diese Definition mittragen will.
      * warum sonst werden Parteien, die ich als Rechts wahrnehme, im MSM als Links bezeichnet?

  2. Danke für dieses interessante Interview – alleine mein gesunder Menschenverstand zeigt mit, dass das heutige Abitur das Geld nicht mehr wert ist für das es die Eltern dieser Kinder ausgeben 😉

    Ich seh’s an meinen eigenen Neffen, die haben allesamt Abitur, aber wenn ich die etwas sagen höre, oder noch besser, in die Augen sehe, sehe ich keine Spur von hoher Intelligenz.

    Das war früher anders, denn als ich noch ein Jungspund war, im letzten Kalten Krieg, da gab es im Dorf auch Gymnasiasten bzw. Abiturienten, aber denen sah man alleine schon, ohne das die was sagten, die hohe Intelligenz an ihrer Ausstrahlung, bzw. in ihren Augen, an…..man wußte z.B. schon im Kindergarten, der geht mal auf’s Gymnasium, und dies betraff damals tatsächlich nur Kindern mit der entsprechenden hohen Eignung dafür….

    Tja, damals galt auch Deutschland noch was, heute sind wir ja zu einer ampelregierten, drittweltigen, Bananenrepublik verkommen – daran hat eben, auch die Bertelsmann-Stiftung, neben anderen unsäglichen “Reformen”, in vielen anderen Bereichen, einen hohen Anteil.

    Gruß
    Bernie

    1. “aber wenn ich die etwas sagen höre, oder noch besser, in die Augen sehe, sehe ich keine Spur von hoher Intelligenz”

      Da lob ich mir doch die frühere Intelligenz wie die von Aiwangers Bruder und seinen Wettstreit-Preisen für linke Lehrer.

      Früher als man selber noch jung und nicht dumm war, war eben auch alles andere besser.

        1. Und übrigens, dass hat keineswegs was mit Nostalgie zu tun. Leider muss man feststellen, auch ganz ohne Nostalgie, dass der Bildungsstand unserer Gymnasiasten/Abiturienten 2023/2024 – nicht allein dank PISA-Studie – dem der Hauptschüler der alten BRD, im echten Kalten Krieg, entspricht.

          Und noch was, unter Schröder/Fischer – ja sogar zur Endzeit der Regierung des Ex-CDU/CSU Kanzlers Helmut Kohl – fing die Mode an beim BaföG zu sparen, und alles ins Büro zu stecken, dass bis drei nicht auf dem Baum war – ergo seit dieser Zeit fehlt es an ausgebildeten Handwerkern, da niemand sich die Hände schmutzig machen will, und das hat keineswegs mit einer Sehnsucht nach alten Zeiten zu tun, wäre froh, dem wäre so, aber ist eben nicht so 🙁

          Bin übrigens entsetzt, dass diese Chose schon seit Jahrzehnten so abläuft, und kein Wunder, dass unser Land vor die Wand fährt – wie schon gesagt, sämtliche Regierungen der Alt-Parteien sind das Problem – auch in Sachen Duale Berufsausbildung, BaföG-Streichung und verkorkste Bildungs”reformen”…..Nostalgie? Alte Zeiten? Wie oben erwähnt: Ich wäre froh, dem wäre so, aber leider ist das eine Tatsache, und nein bin kein Fan der AfD – die ist auch nicht besser, läßt man mal das mit dem (angeblichen) Rechtsextremismus weg…..

          Sind sie nicht schockert darüber, dass diese Zustände schon seit Jahrzehnten andauern, und die Ampel-Regierung eigentlich nur die unsägliche Spitze eines gewalten Eisbergs darstellt, der eben jetzt den Altparteien auf die Füße fällt?

          Sarkastische Grüße
          Bernie

          1. Bernie,
            die Bafög-Leistungen sind gleich nach der geistig moralischen Wende erheblich reduziert und später (vor der Wende) wieder etwas hochgefahren worden.
            Die Schulbusfahrt eines Berufsschülers war damals relativ teurer als heute eine Reise mit dem Flixbus.
            Das nur zur Klarstellung auf Faktenbasis.
            Und es gibt immer noch Menschen (ohne Migrationshintergrund), welche sich auf Baustellen die Hände schmutzig machen. Aber es werden immer weniger.

            1. Danke für die Hinweise Luck, ich wollte ja nur darauf hinaus, als selber davon Betroffener, dass diese unsägliche Praxis schon zu Helmut Kohls Zeiten anfing – und das fällt jetzt eben der Ampel-Regierung, die ja aus diesen Altparteien besteht – außer der CDU/CSU des Herrn Merz, die eben auch mit daran schuld ist, aber (noch) nicht in Regierungsverantwortung steht, gewaltig auf die Füße.

              Gibt übrigens Bereiche wo man schlagartig – zugunsten der Betroffenen, ganz ohne Geld auszugeben – für “Reformen” sorgen könnte, aber das ist ein sehr weites Feld, dass ich hier nicht weiter ausholen will – da beschäftigen sich bessere als ich bereits damit, nur eben auch, leider, ohne Lobby – Personalverantwortliche.

              Nur soviel:

              Man müßte mal die Bewerbungsverfahren bei Unternehmen. mit Beteilung von Personalverantwortlichen statt Psychologen wie Hesse/Schrader/Püttjer/Schnierda – den angeblichen “Bewergungsprofis” so reformieren, dass jeder, auch mit unterbrochenem oder lückenhaften Lebenlauf, eine Anstellung erhält, und sich bewähren kann, d.h. die auf 2023/24 sowie reale heutige Zuständige umgestellt würden. – ja, ich weis, unrealistisch, da die ja keine Lobby in die Politik haben, die Entscheider über Personaleinstellungen in vielen Unternehmen, im Unterschied zu den oben erwähnten fachfremden Psychologen und “Bewerbungsgurus für Deutschland”, aber man wird ja noch davon träumen dürfen *augenroll*

              Sarkastische Grüße
              Bernie

          2. Klar, nicht alle in der AfD sind rechtsextrem, sondern viele rechtskonservativ. Aber Bernie, es gibt rechtsextreme Positionen in der AfD. Das “angeblich” ist daher Fehl am Platz.

            1. Ach, AeaP – Danke für die oberlehrerhafte Aufklärung, und nein bin also wirklich kein Fan der AfD, und Zuschreibungen an Parteien, die erst noch faktisch, und vor Gericht, bewiesen werden müssen.

              Noch so eine hirnrissige Faktenbehauptung über eine Partei, der ich mehr näher stehe? Die Parte von Frau Sahra Wagenknecht (auch BSW genannt) – Die “Werteunion” behauptet nun Frau Wagenknecht wäre immer noch eine “Kommunistin” – das versteht auch nur, wer deren neoliberale Positionen sieht, wonach schon im Wort “sozial…” Gulag, Stalin und KGB/Tscheka stehen….soviel zur unsinnigen Behauptung eines Herrn Maaßen die BSW wäre eine “kommunistische” Partei – Wie schon gesagt, uralte These der Alt-Neoliberalen wonach allein schon im Wortstamm “sozial…” eben die UDSSR und Josef Stalin mit drin stecken…..

              Nichts Neues unter der Sonne eben…..und auch vor Gericht ohne Bestand, denn wie schon gesagt, die marktfundamentalistisch-neoliberale Theorie ist längst entlarvt…..”sozial….” = “Sozialismus/Kommunismus” *kopfschüttel*

              Amüsierte Grüße
              Bernie

              1. Was ist an dem Wort Kommunismus “stalinistisch”.
                Grundsätzlich bezweifle ich, dass dieser Menschenschlag reif genug ist, um solche Begriffe überhaupt zu begreifen.
                Und Anhänger des “Liebe deines Nächsten wie dich selbst” waren sich auch nicht zu schade dafür, Kreuzzugsmassaker zu veranstalten oder Hexen aus angeblicher Liebe zu deren Seele der Verbrennung zuzuführen.

                Wie entwickelte sich übrigens die Lebenserwartung unter Stalin im Vergleich zur Jelzin-Periode auf russischem Gebiet?
                Das ist jetzt sicher keine Freisprechung des ehemaligen Priesterseminyristen georgischer Herkunft, sonst ein Aufruf zur Relativierung.

  3. Naja, der Krötz ist ja auch ein Reaktionär, was Roberto offenbar entweder nicht auffällt oder nicht stört. Kein Wunder, dass er den (durchaus begabten und wichtigen Mathematiker) Igor R. Schafarewitsch, einen religiösen Antisemiten, mit seinem antikommunistischen Geschmiere für seine wirren “Sozialismus”-Vorstellungen heranzieht.

    Schafarewitsch ist da auch ein lebender Widerspruch. Er hat lebenslang vom sowjetischen Bildungssystem profitiert und dazu beigetragen.

    Krötz hat da einfach vieles nicht kapiert. Der Bertelsmannstiftung oder dem WEF kann man vieles vorwerfen, “Sozialismus” ist sicher nicht dabei.

    Ehrlich gesagt, wenn man Bologna und die neoliberalen Curriculums”reformen” kritisiert, weiss ich nicht, ob Krötz die beste Adresse ist. In diesem Interview kommen nur ideologische Tiraden.

    1. Ergänzend: “natürliche Geschlechterrollen” ist auch eine ziemlich lächerliche Aussage. Als ob irgendwas an unserer Lebensweise “natürlich” wäre.

    2. In der Sache gebe ich Krötz weitgehend recht. Die von den Bertelsmännern forcierte “Bolognialisierung” hat die Probleme im Bildungssystem verursacht. Nicht jedoch die Mobilisierung der Bildungsreserven und Öffnung der gymnasialen und akademischen Bildung in den 1960er und 1970er Jahren auch für jene, die nicht mit dem stockkonservativ legitimierten goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen sind. Indem Grötz den “Sozialismus” an den Pranger stellt und als Ursache für die Misere sehen will, versucht er den von konservativer Seite seit den 1980er Jahren befeuerten Raubtierkapitalismus zu exkulpieren und einen “neuen” Rechtskonservatismus als neuen Messias und Retter aufzubauen. Durchsichtig.

    3. Naja, der Krötz ist ja auch ein Reaktionär, was Roberto offenbar entweder nicht auffällt oder nicht stört.

      Warum sollte sich ausgerechnet Herr De Lapuente daran stören? Wem gar nicht auffällt, dass der Interviewte nur den typischen Schwachsinn eines Reaktionärs schwallt, ist wohl selbst ein solcher. Quod erat demonstrandum, wie der Rheinländer sagt.

    4. Oh, da kann ich in allen Punkten zustimmen. Danke!

      Krütz ist noch ein alter US-Republikaner, so richtig Milwaukee Hinterland. Eine Fraktion, die seit Trump so gut wie ausgestorben ist. Sie hat ihre Wahlen immer mit “the family” gewonnen. Aber the family ist etwas in Verruf geraten, denn genau diese Wahlgewinner haben dann die großen Kriege vom Zaun gebrochen.

  4. Ein wichtiger und lesenswerter Beitrag. Geradezu erfrischend, mit welcher Deutlichkeit und Illusionslosigkeit hier ein Insider mit dem Bildungssystem abrechnet.

    Anregend ist natürlich die Frage von De Lapuente, ob es darum geht, die Bevölkerung dumm zu halten, indem man ihr nur rudimentäre Wissensinhalte vermittelt.

    Manch einer wird versucht sein, dies eher zu verneinen und die anwachsende Dummheit der jungen Leute (ja, sie sind immer dümmer!!!) lediglich als Nebenprodukt einer Abrichtung des Nachwuchses auf wirtschaftliche Verwendtbarkeit zu erklären; von anderen Ursachen wie der Smartphone-Epidemie mal ganz abgesehen.

    Mir scheint aber, dass die Frage durchaus zu bejahen ist, da die Leistungsanforderungen bewusst abgesenkt worden sind. Es ist gar nicht mehr das Ziel, viele zu guten Leistungen geschweige denn zu Spitzenleistungen zu führen. Das Ziel liegt im Gegenteil darin, ein breites relatives(!) Mittelfeld halbwegs wirtschaftstauglich und schön ideologiekonform “heranzubilden”. Das Wort “relativ” ist zu betonen, weil es sich oft nicht mehr um jene Mittelfeldleistungen handelt, die vor 30 oder 40 Jahren erzielt wurden. Das unausgesprochene Hauptziel besteht heute darin, nur nicht all zu viele Schüler zu den Schulversagern rechnen zu müssen … ! Dass selbst dieses Ziel in Teilen verfehlt wird, ist bekannt.

    Hinzu kommt, dass in den aktuellen Lehrplänen absichtlich ganz bestimmte Inhalte und Aspekte entfernt worden sind. Die Schüler sollen z.B. im Fach Geschichte oder in der Literatur gar kein Überblickswissen mehr erwerben, sondern lediglich sog. “Kompetenzen” anhand von oft idelogisch ausgesuchten Inhalten erwerben. Man sehe sich nur einmal die Deutsch-Lehrpläne oder die Geschichtslehrpläne an! Der umfassend gebildete, kritikfähige und selbstbewusst-freidenkende Schüler ist ganz offensichtlich nicht mehr das Ziel der Schule.

    Zur Irritation von De Lapuente über den Sozialismus-Begriff:
    Es gibt ja mehrere Sozialismus-Begriffe und eine verbindliche Definition existiert gar nicht.
    Herr Krötz bezieht sich auf die bürgerlich-altliberale Sozialismus-Definition (z.B. v. Hayek) und nicht auf die linke Definition. Zur bürgerlich-altliberalen Definition gehört in erster Linie ein stark ausgeprägter Staat, der Freiheitsrechte mit irgendwelchen ideologischen Begründungen beschränkt, der dem Kollektiv gegenüber dem Individuum den Vorrang einräumt, der massiv auf die Erziehung und die autonome Stellung der Familien einwirkt und der auch im Wirtschaftsleben eine dominante Stellung einnimmt (hoher Anteil von Beschäftigten im öffentlichen Sektor, hohe Staatsquote am BIP, Produktionsvorgaben und Reglementierung).
    Die von Krötz zitierten Gedanken von Igor fügen sich hier gut ein, auch wenn man Shafarevich jetzt nicht unbedingt als Politologen bezeichnen sollte. Krötz zitiert ihn vermutlich deshalb, weil er ihn als Mathematiker kennt.

    1. Moin @Wolfgang
      “Das unausgesprochene Hauptziel besteht heute darin, nur nicht all zu viele Schüler zu den Schulversagern rechnen zu müssen … !”
      Daran mag ich nicht glauben. Würde Ihre Aussage nur ein klein wenig zutreffen gäbe es ein ‘Sondervermögen Bildung’, stattdessen ein ‘Sondervermögen Militär’ und ca ein viertel funktionale Analphabeten unter Viertklässlern.
      Grüße

      1. Moin Element x,

        Sie können mir ruhig glauben. Ich meine ja nicht das “unausgesprochene Hauptziel” im Bereich der Politik überhaupt, also allgemein, sondern lediglich das Hauptziel im Bereich der Schulpolitik. Die Schulpolitik steht wiederum verglichen mit anderen Politikfeldern längst nicht an vorderer Stelle. Deshalb wird auch weniger Geld bereit gestellt.

        Allerdings ist es ein häufiger (und teils auch sehr beliebter) Irrtum anzunehmen, dass man mit mehr Geld automatisch zu besseren Bildungsergebnissen kommen würde. Der überwiegende Teil der heutigen Bildungskatastrophe (heute haben wir nämlich wirklich eine und 1964 zur Zeit von Georg Picht hatten wir keine!) hat wenig bis nichts mit Geld zu tun!! Die Fehler sind woanders.

        Anders gesagt: Auch mit einem “Sondervermögen Bildung” würde man unter den heute herrschenden bildungspolitischen Vorgaben und gesellschaftlichen Verhältnissen nur eine recht geringe Verbesserung erzielen.

  5. Der Konzern Bertelsmann ist in der Hand der Familie Mohn und Reinhard Mohn war ungläubig. Seine Nachkommen erscheinen ebenso areligiös. Sie verorten Pietismus, wo keiner ist.
    Bertelsmann hat keine besondere Vorliebe für eine bestimmte Partei und neuerdings zeigen sie eine deutliche Präferenz für grün. Als man Schröder zum Kanzler verhalf, war die Leuchte auf rot.
    Sie können nicht nur nicht lesen, sondern wissen auch nichts. Sie Küchengewürz, Sie.

  6. “Sozialismus: 1. Abschaffung des Privateigentums.”

    Ich dachte, die Produktionsmittel sollen vergesellschaftet werden. Als Punkt 1 so eine üble Verbiegung. Was soll da raus kommen?

    Die erste Zielsetzung des Stifters der Bertelsmann Stiftung ist meiner Erinnerung nach, die Einflussarbeit dergestalt zu betreiben, dass der staatliche Wirken in Richtung betriebswirtschaftlicher Unternehmerdenken geführt wird. Also nicht gerade Sozialismus und schon gar nicht nach meinen Vorstellungen, wie ein Staat funktionieren sollte, der natürlich nicht einfach Produktionslinien schließen oder abstoßen kann, wenn ihm bspw. die Rentner zu sehr auf der Tasche liegen. Darum wurde bspw. massiv die private Rente ausgebaut und die Umlagerente immer weiter reduziert.

    Immer wenn so irrational mit “Sozialismus” argumentiert wird, erinnert mich das an Wheirdis wie Bolsonaro, Milei und so manchen US-Republikaner. Dass der Interviewte gegen die Bertelsmann Stiftung ist und dass sich die Pisa-Wettstreite nicht unbedingt positiv auf Schulen auswirken, klingt erst mal gut und ist vermutlich richtig, aber einige der Argumente sind für meinen Geschmack reichlich schräg.

    1. Krötz degradiert. sich damit selbst zum intellektuellen Vollpfosten, wenn er Sozialismus mit der Abschaffung jeglichen Privateigentums charakterisiert. Private Konsummittel gibt es auch in sozialistischen Gesellschaften.
      Und dass die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln nur dem Zweck dient, daraus resultierende kapitalistische Restriktionen zu umgehen, ist diesem “Kritiker” auch noch nicht aufgefallen. Kritiker steht dabei deswegen in Anführungszeichen, weil dessen Kritik in dieser Hinsicht nicbts Substantielles, sondern nur viel Lärm um nichts enthält.
      Auch gibt es religiöse Sozialisten.
      Bei diesen dient aber Religion nicht der Herrscbaft, sondern zu deren Überwindung. Das Stichwort dafür lautet Befreiungstheologie. Und diese gibt es nicht nur im christlichen oder jüdischen, sondern auch im muslimischen Bereich.
      Wären Sozialisten wirklich immer Dialektiker, wäre ihnen das nicht verborgen geblieben.
      Aber so bleibt eine ganz frappierende Aussage des Ökonomen und Befreiungstheologen Franz Hinkelammert unbekannt und unbeachtet. Mit erkenntnistheoretischem Materialismus hat das in dieser Hinsicht nichts zu tun.

      Wobei ich zum Schluss noch ketzerisch bemerken will, dass Sozialismus auch mit privatem Eigentum an Produktionsmitteln funktionieren kann.
      Jedenfalls bessser, als wenn den Zugriff auf die Produktionsmittel eine Avantgarde dekadenter Coleur besitzt, welche sich im wesentlichen Sprüchen und Parolen “heiligen” Cbarakters verpflichtet weiß und keine dialektische Analyse mehr durchzuführen meint zu brauchen.

  7. Übler reaktionärer Dreiklang aus Kapitalismus, Religion und Kernfamilie. Eigenwillige verfälschende Strohmann-Definition von Sozialismus.

    Die auf dieser ideologischen Verblendung geäußerte Kritik am Bildungswesen und Bertelsmann ist trügerisch und manipulativ . “Sage A und transportiere B”.

  8. @Estragon

    “Und ideologische Verblendung sei die Ursache von Bologna usw.”

    Bologna hat ganz andere Gründe. Da haben Sie Recht.

    “Weiß der Krötz, dass die Familie Bertelsmann seit vielen Generationen religiös-pietistisch getriebene Tiefschwarze sind, die niemals eine Abweichung von der CDU zulassen würden?”

    Da hat Krötz Recht. Das offizielle Bertelsmann-Motto lautet seit den 90ern: “Jeder ist unseres Glückes Schmied” .

    Auch bei “religiös-pietistisch”, ” Tiefschwarze” und “seit vielen Generationen CDU” sind Sie auf dem Holzweg.
    So viele Generationen existiert die CDU ja gar nicht. Und das tiefschwarz-religiös Pietistische auch nicht.

    Es sei denn, dass Sie die Zeit, bevor Deutschland 1945 Vizeweltmeister wurde, auch schon der CDU zuschlagen. Denn damals war Bertelsmann tief mit dem schwarzen Orden verbandelt und der war bekanntlich u.a. religiös-pietitisch.

    1. Sie haben ja noch nicht einmal den Wikipedia-Eintrage über das Familienunternehmen gelesen.
      Und sie meinen wirklich, den Pietismus und christliche Parteien gebe es erst seit der CDU?

      1. “Sie haben ja noch nicht einmal den Wikipedia-Eintrage über das Familienunternehmen gelesen.”

        Das stimmt. Nur wieso “noch nicht einmal” ?Wikipedia ist keine verlässliche Quelle. Das gilt doch bekanntermaßen besonders im Bildungsbereich. Lernen Erstsemester bereits im Seminar “Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten” . Aus Wikipedia darf man nicht zitieren. ALs ehemalige Lehrkraft habe ich das auch meinen SuS beigebracht.
        Steht denn beim Wikipedia nicht drin, dass Bertelsmann vor 1945 mit der SS gekungelt und Juden gequält hat?

        “Und sie meinen wirklich, den Pietismus und christliche Parteien gebe es erst seit der CDU?”

        NEin, meine ich nicht. Ich bezog mich auf Ihre Aussage:

        “Weiß der Krötz, dass die Familie Bertelsmann seit vielen Generationen religiös-pietistisch getriebene Tiefschwarze sind, die niemals eine Abweichung von der CDU zulassen würden?”

        Damit wollte ich sagen, dass das fragwürdig ist. Bertelsmanns Tiefschwarz war immer ein pragmatisches. Vor 45 bei der SS, nicht beim Zentrum.

  9. Ich würde das Ziel der „Bertelsmänner“ eher als „Neofeudale Oligarchie“ bezeichnen.Die Menschen als Leibeigene des globalen Finanzkapitals.Der Staat ist überflüssig geworden,da ineffektiv.Die Macht über die Menschen wird direkt ausgeübt.Da der Mensch ein gesellschaftliches Wesen ist,muss alles eliminiert werden,was dieser direkten Macht entgegenwirkt…Familie und Religion.Und der ideologische Kampf in der Gegenwart ist genau davon geprägt.Zerstörung der Familie und der Religion.Der Mensch als „Staub im Wind“ sucht aber nach Gemeinschaft.Und diese findet er nur noch in der „digitalen Welt“,die von dem globalen Finanzkapital beherrscht wird.Bildung,selbständig denkende Menschen,sind nicht mehr gefragt….Querdenker war mal ein positiv besetzter Begriff.Inzwischen haben es die „Bertelsmänner“ und ihre willigen Helfer in Medien und Politik geschafft,daraus ein Verbrechen zu machen. Gebraucht wird der blind gehorchende Sklave,der aber gar nicht merkt,das er versklavt ist….

    1. “Gebraucht wird der blind gehorchende Sklave,der aber gar nicht merkt,das er versklavt ist….”

      Das ist wahrscheinlich der Punkt, der konservative Liberale “Sozialismus” assoziieren lässt – die Unfreiheit. Hier allerdings versklavt vom globalen Kapital im Sinne des Kapitals und nicht versklavt von einer Polit-Bürokratie mit ihrer kollektivistischen Ideologie. Was für sie allerdings kaum von Interesse ist, die sehen nur das Ergebnis, ein Symptom der Krankheit, aber nicht die Krankheit selbst, welche die Ursache ist. Die schmeißen alles in einen Topf.

  10. “Eine erdrückende Indizienlage deutet drauf hin, dass die Bertelsmann-Stiftung ein wesentlicher Handlanger des gesellschaftszersetzenden World Economic Forums in Deutschland ist.”
    ” Für das, was wir beim WEF vorfinden, gibt es übrigens eine Bezeichnung: Verschmelzung von Politik mit der Macht der Konzerne, kurz: Faschismus.”
    Einfach köstlich. Das Erfrischende ist, dass es von keinem der üblichen Verdächtigen kommt ( Wagenknecht, Afd, renitente Bauern etc. ) sondern von einem vollkommen etablierten Mathematikprofessor aus Ostwestfalen, der bisher nur mal ein bisschen gegen die Bildungspolitik gestänkert hat.
    Hoffentlich bleibt er uns erhalten, denn wer den WEF und seine Handlanger anpinkelt, der lebt gefährlich. Es wurden schon andere gecancelt.

  11. Wer das Märchen zu erzählen versucht, früher wäre das Bildungssystem um soviel besser gewesen, huldigt damit nur einer anderen Form von Bildungs-Philisterei.
    Intellektuelle Tiefgründigkeit, welche meinen Respekt abverlangt und keiner Schaumschlägerei gleicht, ist sehr selten gesät und noch weit geringer auch aufgegangen und noch wesentlich weniger in einem vitalen Zustand. Und selbst in dieser Konstellation wird diese meist nicht beachtet, weil die Fragestellungen dieser anderer Natur sind als der von Dominanz, Privilegien und Sieg.

  12. Vielfalt ist ja gut und schön, man darf auch die Ansichten eines Reaktionären veröffentlichen. Aber das kritisches Nachfragen fehlt, seitens des Interviewers (siehe die willkürliche Definition Sozialismus) ist schon etwas enttäuschend. Da ist ja Jung&Naiv noch kritischer aufgestellt und die kratzen meist nur an der Oberfläche.

    Ergo muss man davon ausgehen, dass entweder der Interviewer die inhaltliche Sicht teilt und sich daher nur als Stichwortgeber versteht oder sich nicht ausreichend mit der Materie seines Interviewpartners beschäftigt hat um gezielt nachfragen und kritisch hinterfragen zu können. Zu verstehen als die zwei Pole zwischen denen eine Einordnung geschieht. Andere Optionen sind auch denkbar, aber so böswillig will ich nicht sein.

    1. Warum sollte bei einem Thema nachgefragt werden, was eigentlich off topic ist und den Befragten schon von Anfang an überfordert?
      Es geht doch hauptsächlich darum aufzuzeigen, dass man durchaus auch eine größere Meinungsvielfalt zulässt.
      Für dieses Ziel wäre ein zu hartes Nachfragen eher kontraproduktiv, weil keine passenden Antworten zwecks Überforderung zu erwarten sind und eher eine gewisse Voreingenommenheit daraus konstruiert werden könnte.

  13. Nach etwa 20 Kommentaren fällt mir auf, dass es außer @ Bernie und mir wohl niemand der anderen Kommentatoren für nötig gehalten hat, sich mit den Schülerleistungen und der Bildungspolitik im eigentlichen Sinne zu beschäftigen. Sorry, falls ich jemanden übersehen habe.

    Wer die Irrtümer und Fehlleistungen der vergangenen 50 Jahre in der Bildungspolitik bekämpfen will, der MUSS ein Reaktionär sein. Krötz sollte diese Benennung durch andere Leser daher als Lob verstehen! Anders geht es nicht. Linke Bildungsträumer und neoliberale OECD- und McKinsey-“Bildungsfachleute” hatten wir schon viel zu viele!

    Das Problem linker Bildungspolitik – dies sei hier einmal am Rande bemerkt – liegt darin, dass Bildungspolitik fast nie als eigenständige Größe betrachtet wird, sondern stets nur als etwas, das andere Politikbereiche zu unterstützen hat. Es sind im wesentlichen drei andere Politikbereiche:

    Da ist zunächst die Sozialpolitik zu nennen (Karriere für möglichst alle, daher unbedingt viele gute Abschlüsse und wenig Leistungsdruck, Kampf gegen ein gegliedertes Schulsystem).

    Als zweites ist die Ideologieproduktion zu nennen (Beispiel: Brecht statt Goethe, weitgehende Reduzierung der deutschen Geschichte auf Weimar und NS-Zeit).

    An dritter Stelle folgt die Migrationspolitik. Die Schulen sollen ja nach Möglichkeit zeigen, dass die Migrantenkinder leistungsmäßig nicht abfallen, was wiederum nur durch ein Absenken der Anforderungen und Begrenzen der Themen zu erreichen ist. Schließlich wäre es aus Sicht von Migrationsbefürwortern äußerst unangenehm, wenn an den Tag käme, dass sie in den Schulen zu einem Debakel führt – nein: schon geführt hat.

    Die Politik des Bertelsmanns-Thinktanks ist in den letzten 25 Jahren stets eine ganz seltsame und unheilige Mixtur von explizit linken bildungspolitischen Positionen (z.B. Inklusion, Individualisierung des Lertnens, projektorientiertes Lernen, Ganztagsschule) UND GLEICHZEITIG auch neoliberalen Zielsetzungen (z.B. Ökonomisierung der Bildung, Kompetenzorientierung, Digitalisierung der Schulen, Hochschulentwicklung als private-public-partnership) gewesen.
    Weiterführend auch hier: https://www.nachdenkseiten.de/?p=15208

    Damit vertrat Bertelsmann diese auch in anderen Gesellschaftsfeldern gegebene unheilige Allianz zwischen dem Großen Geld und einer sog. Linken in besonders “gelungener” Weise.

    Vermutlich ist es auch eben diese Janusköpfigkeit des Konzerns – teils knallhart-neoliberal, teils bildungspolitisch links und sogar GEW-nah), die es manchen Linken schwerfallen lässt, Bertelsmann pauschal zu verurteilen.
    Oder anders gesagt: Ohne Bertelsmann wäre mit Sicherheit eine ganze Reihe bildungspolitischer Kern- und “Herzblutthemen” linker Lehrer und linker “Bildungspolitiker NICHT verwirklicht worden.

    1. Sind das vielleicht nur Finten um eben die GEW und andere Linke zu täuschen? Ganztagsschulen sind ja auch besser um die Arbeitskraft der Eltern besser ausbeuten zu können. Inklusion und der gamze andere Kram ist halt nur Tralala um die linken Gutmenschen zu täuschen und beschäftigt zu halten, damit sie nicht hinter den Vorhang schauen.

      1. @ Alfred Nonym

        Sie fragen:
        “Sind das vielleicht nur Finten um eben die GEW und andere Linke zu täuschen? ”

        Da würde ich Ihnen teilweise zustimmen, denn wenn man sich bestimmter, eigentlich kritischer, Gruppen versichern will, muss man sie ja auch füttern bzw. korrumpieren.

        Es kommt aber hinzu, dass die linken Bildungsthemen der letzten Jahrzehnte teilweise auch sehr gut in eine neoliberale Bildungspolitik passen, z.B. die Individualisierung des Lernen, die Ganztagsschule, die Wegnahme traditioneller und nicht-globalistischer Inhalte.

    2. Warum sollte man sich mit Schülerleistungen beschäftigen, wenn sie im realen Leben ziemlich irrelevant sind?
      Ein fähiger Unternehmer weiß die Kompetenzen so zu organisieren, dass sich diese gegenseitig ergänzen und auf diese Weise Arbeit effektiv und effizient verrichtet wird.
      Vor gut 20 Jahren hat ein in der 7. Klasse Hauptschule Entlassener einem Architekten gezeigt, wie man effizient mit Schalungen verfährt und das war keine Kleinigkeit.
      Die Dümmsten sitzen meist in der Planung und lassen sich nicht dreinreden, außer ein fähiger Unternehmer organisiert solche Interventionsmöglichkeiten oder sie ergeben sich zufällig.
      Es gibt überall massive Schlampereien und Unzulänglichkeiten, welche aber nicht selten auf Organisationsmängel dank Bürokratismus fußen.
      Als ehenaliger Musterschüler mit vorbildhafter Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit weiß ich sehr wohl, die Dinge richtig einzuordnen. Aber nicht unbedingt deswegen, weil ich (nur) Musterschüler war.

      1. @ Luck

        Ich will Ihnen da nicht so sehr widersprechen.

        Alölerdings gibt es auch Leistungen, die im Sinne der Bildung und ihrer Tradierung von Bedeutung sind und die ganz andere Dinge und Themen behandeln als das Klarkommen im Beruf.

        1. Das ist natürlich so.
          Und Schule und Ausbildung sind immer nur ein Fundament, auf welches man ein Bildungsgerüst errichtet.
          Und es gibt auch noch andere Fundamente.
          Ein gut Gebildeter weiß aber, dass er nie perfekt sein wird. Und das freut ihn auch noch. Denn so bleibt noch genügend Freiraum, um weiter zu lernen. Nicht aus einem Muss heraus, sondern animiert vom Interesse an einer Sache.

  14. Welchen Ausweg hat der Mensch?
    ‘Do not conform to the pattern of this world, but be transformed by the renewing of your mind’!
    Bildung könnte dazu beitragen, leider tut sie das nicht und viele leben weiterhin in der Matrix.

  15. Krätz ist ein übler Reaktionär. Aber dazu haben aquadraht und Bernd Neves obendrüber sachlich schon alles Notwendige gesagt.

    Ob nun Krätz, der ja nach eigenem Bekunden in Paderborn quasi bertelsmannisiert wurde, wirklich gegen Bertelsmann agitiert, wage ich arg zu bezweifeln.

    Jedenfalls leistet Krätz jener erzkapitalistischen und insbesondere seit je bundesrepublikanischen Ideologieproduktion vehement Vorschub, die Bertelsmann längst vor Bologna massenhaft in die betreuten Hirne der BRD-Insassen gefüllt hatte, beispielsweise mithilfe des Bertelsmann-Leserings.

    Auch dass der WEF Bertelsmann steuern würde (Krätz insinuiert sogar: gegen Deutschland!!!), sodass seit Bologna hierzulande vermeintlich keine so schlauen Konkurrenzmonaden mehr produziert würden, wie Krätz noch eine sein will, bedient einen uralten Mythos der Herrschenden, der, wäre er nicht so herrschaftsservil, nicht so systemuntertänig und verwertungsnützlich, längst von Correctiv, der Amadeu-Antonio-Stiftung und Bertelsmanns hauseigenen “Faktenchecks” als “Verschwörungsideologie” und “Volksverhetzung” entlarvt und der Krätz beruflich und beleumundet auf halbe Ration gesetzt worden wäre.

    Kretinistisch, vierschrötig, ja plump im eigentlichen Wortsinn bedient Krätz den militanten bundesrepublikanischen Antikommunismus/Antisozialismus, der ihm, dem Krätz, noch zu vorgeblich besseren Bildungszeiten, selbst gründlich einsozialisiert wurde und dessen Fahrwasser Krätz eine lebenslange Rundumversorgung als beamteter Matheprof beschert hat.

    Aber nicht nur kretinistisch, vierschrötig und plump im eigentlichen Wortsinn, sondern auch niederträchtig, dumm und verdummend geht Krätz vor. Auch insoweit passt zwischen Krätz’ Bildungsagenda und die von Bertelsmann kein Blatt.

    Niederträchtig, dumm und verdummend meint beispielsweise, dass Krätz jenen den BRD-Insassen per Pawlowkonditionierung u.a. von Bertelsmann antrainierten Nonsens verkaufen will, im Sozialismus würde das Privateigentum abgeschafft, sodass Oma Erna ihre Zahnbürste abgeben und im Freien schlafen müsste.

    Der Sozialismus schafft aber bloß das Privateigentum an den P r o du k t i o n s m i t t e l n ab. Das ist ein Unterschied ums Ganze.

    Selbst der Reaktionär Krätz dürfte also im Sozialismus weiter mit eigener Bürste seine Beißerchen schrubben.

    Wer sich wirklich mal bilden und grundlegend wissen will, wozu die schöne Familie und das schöne Privateigentum geführt haben, die Krätz jetzt niedergehen wähnt, sollte unbedingt den Shafarevich seinem originären Verwertungszweck zuführen: der Reinigung auf dem Donnerbalken.
    Und stattdessen Engels lesen: “Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats” :

    https://archive.org/details/derursprungderf00enge

    Von diesem Ursprung führt ein direkter Weg bis zu Krätz 2024.

    Niederträchtig, dumm und verdummend auch, wie Krätz – hauptsächlich implizit – das vor Bologna bestehende Bildungssystem idealisiert und mystifiziert.

    Die wahre Geschichte geht in Kurzfassung dagegen so: In der 60ern haben die Herrschenden in der BRD gemerkt, dass ihr bundesdeutscher Kapitalstandort mit “Wirtschaftswunder” in der Standortkonkurrenz (allein) mit (Montan-)Industrie demnächst nicht mehr genügend Mehrtwert aus seinem Menschenmaterial würde pressen können.

    Um in der kapitalischen Konkurrenz vorn zu bleiben, mussten deshalb neben Arbeitern der Faust auch vermehrt Arbeiter des Geistes produziert werden.

    Zu diesem Zweck haben die Herrschenden damals den Georg Picht (ein früher Krätz) zum Chefideologen ausgerufen und ihn seine “Deutsche Bildungskatastrophe” vermarkten lassen.

    Mit dem erwünschten Ergebnis, mehr gewinnträchtig auszubeutende Geistesgrößen zu produzieren. Dazu mussten die Zugangsvoraussetzungen für (höhere) Bildung erstmal abgesenkt werden.
    Das wird heute allzu gerne dahingehend verklärt, dass davor bildungsmäßig irgendetwas besser gewesen wäre. In Wahrheit gab es davor einfach deshalb (teilweise) höhere Hürden, um eben die Absolventenquote so (gering) einzustellen, dass die Schaltstellen zwar mit genügend Leuten besetzt werden konnten, der massenhafte Pöbel aber draußen blieb und sich beim Arbeiten wie gewünscht weiter die Hände schmutzig machte.

    Und seit Picht vertreten die Herrschenden eben eine andere Linie und ihre Bildungspolitiker haben ganz explizit mit durchgereichten genauen Zahlen dafür gesorgt, dass die Quote auf 20, 30, 40, 50 Prozent steigt.

    Und mal ehrlich: Der Picht und seine seit den 60ern wirkenden Handlanger haben dem Kapitalstandort Deutschland damit doch alles andere als geschadet. Oder hat Prof. Krätz seinen Shafarevich allzu gründlich studiert und darüber die Konzepte kapitalistisches Wachstum, Bruttosozialprodukt und Bruttoinlandsprodukt “zufällig” vergessen?

    Wer sich darüber hinaus bilden und wissen will, wozu das Bildungssystem von der Klippschule bis zum arriviert-habilitierten Matheprof wirklich dient, vor Bologna wie nach Bologna, dem sei allerwärmstens der Bildungsprof Freerk Huisken empfohlen:

    “Erziehung im Kapitalismus. Von den Grundlügen der Pädagogik und dem unbestreitbaren Nutzen der bürgerlichen Lehranstalten”

    https://www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-Huisken-Erziehung-im-Kapitalismus-NA.pdf

    Wenn ich mich richtig erinnere, hatte der Verlag Huiskens komplettes Buch als PDF mal zum Gratisdownload bereitgestellt. Finde es leide gerade nicht mehr.

    1. Krätz ist Reaktionär, weil er ein Nostalgiker eines noch an den Nationalstaat gebundenen Herrschafts- und Ökonomie-Modells sein dürfte.
      Formal sehr gebildet und auch sonst bestenfalls von mittelmäßiger Intelligenz, welche sich von Vorurteilen nährt und gleichzeitig stranguliert.
      In punkto gesellschaftlichen Fortschritts ist von solchen wenig bis noch weniger zu erwarten.

      1. “Pfarrer Nolte, wer ist Krätz?”

        Krätz ist Bertelsmanns Dark Messiah of Might and Magic, der von Sozialismus und staatlicher Bildungspolitik und deren Zielen und Zwecken so viel verstehen will wie Pfarrer Nolte von der korrekten Schreibweise eines Paderborner Matheprofnamens.

  16. Wenn man die Bertelsmann-Stiftung als neoliberalen Thinktank sieht, wenn man die Unterwanderung fast aller Parteien durch neoliberales Denken als Tatsache annimmt, geht das Interview runter wie Butter. Na klar ist die Sozialismus-Definition abseitig, aber sie dient den Bertelsmännern als Vehikel, linke Soziologen und Pädagogen anzusprechen, bis sie durch geschickte Manipulation bereitwillig für die Ziele der Stiftung arbeiten. Dazu stellen sie Honigtöpfe auf, an denen z.B. ein arbeitsloser Soziologe ungern vorbeigeht. Und das Ego fühlt sich geschmeichelt, wenn die eigenen Schriften nicht mehr in der Bibliothek verstauben, sondern von den Machteliten aufmerksam studiert werden.

    Diese Mechanismen wirken wie ein Krebsgeschwür, werden aber als einvernehmliche Übernahme wahrgenommen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet „Rot-Grün“ sich intensiv von Bertelsmann beraten ließ – man kannte sich noch von den Demos im Bonner Hofgarten und aus den Studentenkneipen. Prof. Krötz beschreibt sehr schön, welche Verheerungen die Stiftung im Bildungssystem angerichtet hat. Man sollte vielleicht hinzufügen, dass auch das Hartz-IV Konzept von ihr geschrieben wurde. Wer sich über das „Krankenhaussterben“ wundert: Yep, dass mehr als die Hälfte der jetzigen Kliniken überflüssig sei, ist ebenfalls einer Bertelsmann-Studie zu entnehmen.

    Die Agenda folgt dem Prinzip, öffentliche Aufgaben so weit wie möglich zu privatisieren – mit Arvato et al. hat Bertelsmann die passenden Dienstleister gleich im Angebot. Der „systematische Eingriff von Bertelsmann“ begann allerdings deutlich früher als von Prof. Krötz angenommen, also nicht unter „Rot-Grün“, sondern bereits Anfang der 1980er Jahre: Unter Kohl wurde die Bildungsplanung, die von den Sozialdemokraten bewusst eingerichtet wurde, um den „überhasteten Hochschulausbau“ zu flankieren, ersatzlos kassiert. So verschaffte er den Bertelsmännern eine „Marktlücke“ – die Stiftung sprang ein.

    Nicht ganz zufällig verhalf Kohl auch dem darbenden Medienzweig der Gütersloher zu einem Höhenflug: Nach der Zerschlagung des bislang öffentlich-rechtlichen Monopols musste RTL nicht mehr nur aus Luxemburg senden. Inzwischen beherrschen der Konzern ein riesiges Medienimperium von Büchern, Musik, Film und Fernsehen bis zu Print und Online, egal ob ich mir das Hirn von RTL, Spiegel oder Stern erweichen lasse. Dieses international aufgestellte Sammelsurium von Firmen und Geschäftsfeldern wird erst als „Gesamtkunstwerk“ erkennbar, wenn man dem Konzern eine neoliberale Agenda unterstellt. Daher Danke für das aufschlussreiche Interview: Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

  17. Warum soll Bertelsmann nicht auch ein paar pflegeleichte und GEW-nahe Grüne oder Linksparteiler einkaufen? Ist doch sinnvoll, um schwarz-grüne Koalitionen mit den Zielen der Stiftung auszustatten – zum Beispiel im einstigen Schulreformland Hessen.

    Von dem einstigen Engagement der (linken) Schulreformer ist in Deutschland nur noch wenig übrig. In diesem Sinne war Bertelsmann sehr erfolgreich.

    Außerdem hat die Stiftung der CDU ihr kulturkämpferisches Hinterwäldlertum bei Bildungsthemen abgewöhnt. Denn der Kapitalismus hat verstanden, dass Mengenlehre und Gesamtschule kein Teufelswerk sind (wie bis in die 1980er von der CDU noch inbrünstig verbreitet) – und jedenfalls der Klosterschule oder der Realschule (= weitere CDU-Marotten) überlegen, wenn es gilt, die Reserven an Talenten für den ständigen Bedarf der Industrie zu qualifizieren.

  18. Ein sehr schönes Forum. Sehr gelacht : D
    Aber was sich gegen all diese beklagenswerten Zustände machen ließe,
    ist ganz einfach: aus den öffentliche Bücherregalen, z.B. nach der Supermarktkasse,
    wo die Leute ihren Überhang heimischer Schränke und Dachböden glauben vergleichsweise human entsorgen zu können, immer mal was mitnehmen.
    So landete vorgestern neben Butter, Brot und Salat Guy de Maupassants ‘Eine Landpartie’ und auch Hesses ‘Heumond’.
    Taschenbücher der Weltliteratur, keine Prachtausgaben, doch voll von sprachlichen seelisch-seligen Welten.
    Gern gebe ich das ein oder andere Buch dann ‘an die Jugend’ weiter.
    Die sind erstaunt, was es außerhalb ihres Orbits alles zu lesen gibt,
    und auch darüber, dass die Leute früher ein Leben hatten.

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