„Wir stecken mitten in einem Kulturkampf“

Oskar Lafontaine
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Oskar Lafontaine wird heute 80. Gratulation! Tusch!! Und nochmals Tusch!!!

Wer, zum Teufel, ist Oskar Lafontaine? Klar, er war mal SPD-Chef, und jeder weiß: Das ist der mit Sahra Wagenknecht. Sicher, er hat die Linke groß gemacht und damit Gerhard Schröder aus dem Kanzleramt vertrieben. Aber er hat die Linkspartei auch frustriert verlassen. Wie tickt dieser Mann, der wie kein anderer Politiker seit Jahrzehnten fast jeden Deutschen bewegt und aufregt?

Arno Luik traf 2012 diesen Politiker, der mal „als gefährlichster Mann Europas“ galt, zum Gespräch, das verblüffend aktuell ist. Es geht um Richtungskämpfe, Eitelkeiten, die zerstrittene Linke, die Macht der Banken und der Medien. Es geht um den Traum von einer besseren Welt. Ein Gespräch also über all das, was heute Sahra Wagenknecht so heftig umtreibt. Lafontaine: „Sahra Wagenknecht übrigens brauchte und braucht niemanden, der sie nach vorne bringt. Es ärgert mich, dass sie jetzt oft nur noch als „meine Lebensgefährtin“ dargestellt wird. Sie ist eine eigenständige politische Persönlichkeit.“

 

Luik: Herr Lafontaine, ich mag nun frech wie Oskar sein, aber manchmal denke ich: Sie sind eigentlich ganz schön blöd.

Lafontaine: Das habe ich in den letzten Wochen manchmal auch gedacht. Es war nicht leicht für mich zu sagen: Ich stelle mich als Kandidat nochmals zur Verfügung. Es war ein innerer Kampf. Es ist doch  klar, dass es ein  massiver Verlust an Lebensqualität ist, nochmals Parteivorsitzender zu werden und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl zu sein. Ich habe deswegen nächtelang schlecht geschlafen, ich meine. . .

Luik: Ich meine, es gibt doch Schöneres, als sich mit den Genossen Bartsch, Ramelow oder Pau in Hinterzimmern um die Macht in der Linken zu balgen,  Richtungskämpfe auszutragen, dieser ganze nervenden Kladderatsch!

Lafontaine: Ja, es gibt tatsächlich Schöneres.

»Ich habe mich nicht nach Berlin gedrängt«

Luik: Zum Beispiel im Saarland zu sitzen mit einer jungen, klugen, attraktiven Frau, Ihrer Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht, erst ein Glas Weiß-, dann Rotwein trinken und von Ihrer Terasse in den Sonnenuntergang Richtung Frankreich schauen.

Lafontaine: Woher wissen Sie, dass ich von meiner Terasse Frankreich sehe? Aber es stimmt. Das waren auch Gründe, warum ich mich so gequält habe. Was sollst du jetzt machen? Was ist richtig? Jeder Mensch kennt dieses Hin- und Hergerissen-Sein.

Luik: Sie sind nicht mehr der Jüngste. Es ist doch ein Unterschied, ob man eine Partei mit 50 in den Wahlkampf führt oder als 70-Jähriger.

Lafontaine: Meine Leidenschaft fürs Politische ist nicht gebrochen. Aber manchmal bin ich schon müde. Jeder Politiker muss aufhören, wenn er spürt, dass seine Kräfte nachlassen, und dass andere die Aufgaben, die er sich selbst noch zumuten würde, besser machen. Ich habe mich nicht nach Berlin gedrängt, ich wurde ständig öffentlich aufgefordert, diese Aufgabe zu übernehmen.

Luik: Also gaben Sie den Wünschen der Anderen nach? Ist es so? Und Sie selbst waren zerissen zwischen Pflicht und Lebenslust?

Lafontaine: Ja, die Linke ist ja auch mein  Projekt, das. . .

Luik: Jetzt den Bach runtergeht.

Lafontaine: Nein, aber sie ist wirklich in Gefahr. Es war einfach meine Pflicht zu schauen, ob ich helfen kann.

Luik: Pflicht – so eine Sekundärtugend, die Sie 1981 bei Helmut Schmidt verhöhnten mit dem Satz: Damit kann man auch ein KZ führen.

Lafontaine: Dieses Zitat stand im „stern“, es war in einem anderen Kontext gesagt, nicht autorisiert und wurde absichtlich missverstanden – aber egal, Deutschand braucht die Linke, es war meine Pflicht, meine Hilfe anzubieten, Deutschland braucht eine Kraft, die dagegenhält: gegen Sozialabbau, gegen den Abbau der Demokratie in Europa, eine Kraft, die gegen Kriege ist, die sich dafür einsetzt, dass das Land nicht noch weiter nach rechts rutscht  und. . .

»Dank meiner christlichen Erziehung weiß ich, dass man sich nicht zum Heilsbringer aufwerfen kann«

Luik: Als tragische Figur stehen Sie nun da.

Lafontaine: So sehen das meine Gegner, nicht ich.

Luik: Die Berliner „Tageszeitung“ warf Ihnen „tumbes Führerverhalten“ vor, Ihren Rückzug sah sie so: „Er hat es ganz allein zu verantworten, dass er die große Bühne als jämmerlicher, eitler, alter Mann verlässt“.

Lafontaine: Solche Kommentare blamieren immer den Schreiber selbst. Von meinem verstorbenen Freund Horst Eberhard Richter weiß ich, dass bei so viel Gehässigkeit eine Projektion stattfindet, dass man dem anderen Menschen die eigenen Schwächen andichtet. Wenn ich so etwas lese, zucke ich mit den Schultern und lache.

Luik: Lachen Sie wirklich? Lachen Sie diese  Häme einfach weg?

Lafontaine: Ja, oder haben Sie den Eindruck, dass ein verzweifelter Mensch vor Ihnen sitzt?

Luik: Nein, aber trotzdem: Sie wollten der Retter sein, der Heilsbringer.

Lafontaine: Das sind die Vokabeln der „Parteifreunde“, die sich seit Jahren an mir abarbeiten.

Luik: Sie wollten, dass Ihnen der rote Teppich ausgerollt wird, dass Sie diktieren, wie Ihre Rückkehr an die Spitze der Linkspartei zu verlaufen hat, dass Sie ohne Gegenkandidat inthronisiert werden.

Lafontaine: Das wollte ich eben nicht. Man mag mir Eitelkeit unterstellen, aber nochmals: Ich sah mich nicht als Retter. Dank meiner christlichen Erziehung weiß ich, dass man sich nicht zum Heilsbringer aufwerfen kann. Ich dachte, auch in der Linken würde verstanden, dass ein Vorsitzender und Spitzenkandidat einen Geschäftsführer braucht, auf den er sich verlassen kann.

»Welche Macht? Die vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden?«

Luik: Vielleicht wollen Sie nun die Dinge schön reden. Fakt ist: Eine Kampfkandidatur gegen Dietmar Bartsch lehnten Sie ab. Als Demokrat sahen Sie da nicht gut aus, eher als anmaßend, als autoritär.

Lafontaine: Ich könnte Ihnen nun einfach antworten: Kohl, Merkel, Schmidt, Genscher, Schröder – sie alle wurden in der Regel Parteivorsitzende oder Kanzlerkandidat nach Hinterzimmer-Absprachen, ohne Gegenkandidat. Sind das alle keine Demokraten? Alle, um den Jargon der taz zu benützen, „tumbe Führer“? Ich fühle mich – ehrlich gesagt – auch etwas unter Wert gehandelt, wenn man mir eine Kampfkandidatur nicht zutraut.

Luik: 1995 haben Sie ja auf diese Weise Rudolf Scharping aus dem Amt gekippt.

Lafontaine: Zum Beispiel.

Luik: Aber als Marxist wissen Sie auch, dass Geschichte sich nicht wiederholt, allenfalls als Farce. Vielleicht war das Ihre Angst.

Lafontaine: Ach, was. Jetzt ging es doch nicht um die konfrontative Findung eines Parteivorsitzenden oder Sitzenkandidaten. Ich bin ja darum – ohne mein Einverständnis – ständig öffentlich gebeten worden.

Luik: Das sagen alle, immer: bin gebeten worden. Niemand sagt: Ich lechze nach Macht, nach Ruhm, nach Ehre.

Lafontaine: Ich bin jetzt 68. Da sehen Sie alles, gerade dieses Spiel der Eitelkeit, entspannter. Sie haben doch das Gespräch mit der Frage begonnen, ob ich blöd sei? Also: Warum tut er sich das an? Was denken Sie, wie die Kampfkandidatur medial verarbeitet worden wäre? Es hätte geheißen, da kämpft ein alter Herr, der von der Politik partout nicht lassen kann, noch einmal verbissen um die Macht. Dazu war ich mir nun wirklich zu schade.

Luik: Sie wollten die Macht einfach so.

Lafontaine: Was für eine Macht denn? Die Macht, in endlosen Konferenzen zu sitzen, die Macht, mal eine Pressekonferenz zu geben? Die Macht, vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden? Nein, auch die große Bühne lockt mich nicht mehr. Als ich zum ersten Mal das Blitzlichtgewiter erlebt habe, habe ich mich darin gesonnt. Aber das ist sehr lange her. Irgendwann nervt das eher. Mein Motiv war es, dem Projekt der Linken zu helfen.

»Wo ist in Deutschland die Bastille?«

Luik: So hilflos, so sich selbst zerfleischend wie die Linke sich präsentiert, könnte sie eine genial-perfide Erfindung vom IWF, der Deutschen Bank oder McKinsey sein. Diese Herren des Geldes und der Macht, also die „Finanzmafia“, wie Sie gerne sagen, können sich doch nur schlapp lachen über diese Oppositionspartei.

Lafontaine: Leider kann ich Ihnen nicht wirklich mit Verve widersprechen.

Luik: Im Moment sieht es so aus, dass die Linke aus dem Bundestag kippen könnte. Mit Ihnen als Parteichef wäre das nicht passiert, meinen Sie das?

Lafontaine: Man kann nicht in die Zukunft schauen. Ich war schon der Meinung, dass ich entscheidend dazu beitragen kann, dass wir 2013 wieder erfolgreich sein würden.

Luik: Was mich verblüfft: Woher nehmen Sie die Überzeugung, ein paar Millionen Wählerstimmen zu gewinnen?

Lafontaine: Aus den bisherigen Erfahrungen. Als ich die SPD 1998 als Parteivorsitzender mit Schröder in den Wahlkampf führte, kam sie auf über 40 Prozent. Als ich die Linke 2009 in den Wahlkampf führte, kam sie auf fast 12 Prozent, im Saarland waren es dieses Jahr 16 Prozent. Selbst in den gehässigsten Kommentaren wird eingeräumt, dass ich kein schlechter Wahlkämpfer bin.

Luik: Sie können, was kein deutscher Politiker kann, Peer Steinbrück nicht, Steinmeier schon gar nicht, Merkel erst recht nicht, Menschen mit Ihren Worten begeistern. Nach einer Rede von Ihnen sagte Willy Brandt, „es war als ob man Jesus über die Saar hat kommen sehen“. Wie ist das, wenn man die Macht hat, Menschen dazu zu bringen, die Bastille zu stürmen?

Lafontaine: Sehr freundlich, bloß – wo ist in Deutschland die Bastille? Vielleicht sind es ja heute die Banktürme in Frankfurt? Ich hab früh gemerkt, dass ich diese Gabe habe. Und der Beifall schmeichelt natürlich. Aber auch das nutzt sich ab. Und man muss vorsichtig sein mit dieser emotio. Ich war vor vielen Jahren bei einem Konzert von Lindenberg, er sang: „Ja, wir brauchen keinen Führer!“, und der Saal ging voll mit, die Leute tobten. Ich stellte mir damals die Frage, hätte er das „k“ weggelassen, wie viele hätten dann genauso gejubelt.

Luik: Ernüchternd. Also, die Aufklärung gibt es nicht?

Lafontaine: Aufklärung ist eine mühsame, eine ständige Aufgabe, gesellschaftlicher Fortschritt ist immer bedroht. Es tobt jetzt ein erbitterter Kampf um die Art unseres Gemeinwesens. Wir stecken mitten in einem Kulturkampf.

»Die Dinge falsch benennen, heißt das Unglück der Welt vergrößern«

Luik: Was meinen Sie damit?

Lafontaine: Die politische Sprache ist durch und durch korrumpiert. Staatsschuldenkrise. Was für ein Lügenwort! Ein Kampfwort, das auch von den Medien in die Köpfe der Menschen gehämmert wurde.  Wir haben keine Staatschuldenkrise. Wir haben eine Bankenkrise. Wenn ich Frau Merkel höre: „Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt!“ Wie bitte? Wer hat denn über seine Verhältnisse gelebt? Ich bin immer wieder fassungslos über diese ökonomische Ahnungslosigkeit.

Luik: Sie regen sich nun richtig auf!

Lafontaine: Ja. Über die Verhältnisse leben Gesellschaften, die mehr Waren verbrauchen als sie selbst herstellen. Unter den Verhältnissen leben Staaten, die mehr  Waren herstellen als sie selbst verbrauchen. Deutschland ist also ein klassisches Land, das unter seinen Verhältnissen lebt. Aber solange die Kanzlerin in ihrer Analyse die Dinge auf den Kopf stellt, wird sie immer Fehlentscheidungen treffen. Die Krise wird immer weiter eskalieren. „Die Dinge falsch benennen“, sagt Albert Camus, „heißt das Unglück der Welt vergrößern.“

Luik: Herr Lafontaine,. . .

Lafontaine: Das wollen Sie so nicht hören, oder?

Luik: Ach, kein Problem, mich reden Sie nicht schwindlig. Sie sagen ja auch, „die Linke vertritt die Interessen der Mehrheit“. Nur: Wenn Sie sich umdrehen, sehen Sie nicht gerade die Massen hinter sich oder hinter der Linken.

Lafontaine: Das hat mit diesem Kulturkampf zu tun, vom dem ich eben sprach.

Luik: Nun bin ich gespannt.

Lafontaine: Es tobt ein Kampf um die Köpfe. Jetzt muss ich mal Paul Sethe. . .

Luik: Er war Gründungsmitglied der FAZ, er schrieb auch für den „Stern“ und die „Zeit“, er war auch CDU-Bundestagsabgeordneter. . .

Lafontaine:. . . bemühen. Pressefreiheit, schrieb er, sei „die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“.

»Mein Fehler war, dass ich Schröder Kanzlerkandidat werden ließ«

Luik: Aha.

Lafontaine: Nicht aha, sondern soso. Sie können davon ausgehen, dass die Reichen nicht die Meinung der Linken verbreiten. Wenn wir eine Millionärssteuer fordern, werden schon manche Chefredakteure sauer. Unsere Gerechtigkeitsvorstellungen widersprechen den Interessen der Reichen, wenn ich sage, die Vermögen sind sehr ungerecht verteilt – warum sollen die Familien Burda, Springer, Jahr, Bauer diese Botschaft mit Begeisterung unters Volk bringen?

Luik: Jetzt, zur Abwechslung, beleidigen Sie mich. Sie sagen, ich schreibe, was „die Reichen“ von mir verlangen?

Lafontaine: Nein, das sage ich nicht. Sie sind, wie wir alle, auch Opfer dieser Strukturen. Es gibt immer wieder Artikel oder Fernsehsendungen, die Widersprüche enthüllen. Also aufklärerisch im besten Sinne sind. Aber sie ändern an den Strukturen nichts. Ich sage nur: Solange diese Machtstrukturen in der Medienwelt so sind wie sie sind, wundere ich mich nicht, dass unsere Gedanken nur schwer durchdringen.

Luik: Sie sagen jetzt: Der Bürger ist dumm, der Wähler ist zu doof, um für seine Interessen zu stimmen.

Lafontaine: Mal langsam. Große Vermögen vermögen viel. Ich will jetzt nicht mit Marx kommen und seinem Diktum, dass die herrschenden Gedanken immer die Gedanken der Herrschenden sind. Ich berufe mich auf Goethe: „Was Ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln.“

Luik: Das hört sich klug an, nur: Was soll es bedeuten?

Lafontaine: Dass die Herren, also die wirtschaftlich Mächtigen, den Zeitgeist machen. Es ist anstrengend, diesen Zeitgeist zu brechen. Nach der Lektüre eines Buchs von Alexander Mitscherlich hat mich diese Frage umgetrieben. Als ich ihn mal traf, habe ich ihn gefragt: Wie viele Menschen, glauben Sie, sind zu eigenständigem Denken in der Lage? Er saß lange da, dann meinte er: „Sieben Prozent“. Das hat mich dann doch ernüchtert. Wer sich gegen den Zeitgeist stellt, braucht viel Kraft.

Luik: 1999, das wird Ihnen immer noch vorgeworfen, warfen Sie den Bettel hin, flohen aus dem Amt als SPD-Finanzminister.

Lafontaine: Ich kenne die Leier. Ich bin nicht geflohen, ich sah keine Chance mehr, meine politischen Ziele umzusetzen. Mein Fehler war, dass ich Schröder Kanzlerkandidat werden ließ. Als Minister kann man nicht gegen das Kanzleramt kämpfen, das Posten en masse vergeben kann. Ich sah das Chaos der Deregulierungen und Liberalisierungen und Privatisierungen, unter den heute ganz Europa leidet, kommen. Aber ich konnte das Blatt nicht mehr wenden – und ging.

»Denkt eigentlich Frau Merkel darüber nach, was ihr Spardiktat den Menschen antut?«

Luik: Die FAZ schrieb damals, mit Ihrem Abgang habe die Politik das Primat über die Wirtschaft aufgegeben.

Lafontaine: Ja, das kann man so sehen. Die Aktien an der Börse gingen am Tag meines Rücktritts um sieben Prozent nach oben. Für mich eines der größten Komplimente meiner politischen Arbeit. Ich habe oft im Scherz gesagt: Das nächste Mal kaufe ich mir vorher Aktien, – leider wird es kein nächstes Mal geben. Aber damals gab es tatsächlich einige Idioten, die glaubten, ich hätte vor meinem Rücktritt für viele Millionen Aktien gekauft – sie recherchierten mit großem Eifer.

Luik: Beneiden Sie eigentlich den jungen Alexis Tsipras, der in Griechenland  wahrscheinlich das schafft, was Sie nie erreicht haben: Dass seine Linkspartei „Syriza“ beste Chance hat, stärkste Partei zu werden?

Lafontaine: Ich beneide ihn nicht. Es ist eine außergewöhnlich dramatische Situation in Griechenland. Menschen bringen sich dort um, weil sie keinen Ausweg mehr sehen, Mütter geben ihre Kinder ab, weil sie nicht mehr wissen, wie sie sie ernähren sollen, Rentner züchten auf dem Balkon Nutzpflanzen, junge Menschen fliehen ins Ausland. Tsipras wird es sehr schwer haben. Als Regierungschef muss er Kompromisse finden, die seine Wähler nicht enttäuschen. Denkt eigentlich Frau Merkel darüber nach, was ihr Spardiktat den Menschen antut?

Luik: Wieso bringen Sie nun Angela Merkel ins Spiel?

Lafontaine: Weil Frau Merkel umsetzt, was die Banken haben möchten. Die Banken aber führen Krieg gegen die Völker Europas.

Luik: Grüß Gott, Herr Populist! Solche Sätze machten Sie 1999 zum „gefährlichsten Mann Europas“.

Lafontaine: Das ist nicht mein Satz. Das hat der amerikanische Ökonom Michael Hudson neulich in der Frankfurter Allgemeinen  geschrieben. Er hat auch die Immobilienblase und den folgenden Crash in den USA vorausgesagt. Was aber hat Merkel vorausgesagt? Nichts. Sie muss mit immer mehr Steuergeld, mit Hunderten Milliarden Euro, den Schaden reparieren, den sie anrichtet. Sie ist nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Frau Europas.

Luik: Wenn Angela Merkel so weitermacht, meinen Sie, geht alles in die Grütze.

Lafontaine: Ja, sie gefährdet den Euro, sie gefährdet die Idee von Europa, die Demokratie und den Sozialstaat. Ich galt als gefährlich, weil ich im Sinne der Demokratie die Macht der Banken einschränken wollte. Sie ist gefährlich, weil sie den Finanzmarkt nicht durchschaut und alles macht, was die Banken möchten: Ihre Entscheidungen sichern das Geld der Reichen. Die Risiken aber trägt der Steuerzahler.

»Ich bin mit mir ziemlich im Reinen«

Luik: Sie reden nun, als ob die Kanzlerin Spass daran hätte, die Bürger zu quälen.

Lafontaine: Sie merkt ja gar nicht, was ihre Politik den Menschen antut, sie sieht ja nicht die Griechen in ihrem Elend. Sie weiß nicht, wie die Machtstrukturen funktionieren. Dieses Nichtwissen hat für einen kurzen Augenblick der Transparenz gesorgt – als sie den Chef der Deutschen Bank, Herrn Ackermann, zu seinem 60. Geburtstag ins Kanzleramt einlud. Wer die Richtlinien der Politik bestimmt, hat natürlich Anspruch, im Kanzleramt zu feiern.

Luik: Das ist doch platt, das ist nun vulgärmarxistisch argumentiert.

Lafontaine: Meinen Sie? Ich würde sagen, das ist ein rational-analytischer Blick auf die wirklichen Herrschaftsverhältnisse. „Geld regiert die Welt“, sagt der Volksmund. Seit 50 Jahren agiere in der Politik und ein wenig, das müssen Sie mir schon glauben, habe ich da mitgebekommen, wer das Sagen hat im Land.

Luik: Am 2. Juni ist Parteitag der Linken. Angenommen, der Bartsch-Flügel, von dem Sie meinen, er bedeutet das Ende der Linken, setzt sich bei den Wahlen durch – greifen Sie dann zum Mikrofon, um mit einer fulminanten Rede Ihre Lebenspartnerin Sahra Wagenknecht an die Spitze zu bringen?

Lafontaine: Wir brauchen jetzt eine Spitze, die die Partei zusammenführt und. . .

Luik: Nett, wie Sie das sagen – in dem Augenblick, in dem Ihre Partei sich wie eine wildgewordene Rasselbande benimmt. Der Laden fliegt doch bald auseinander.

Lafontaine: Das wäre fürchterlich für das Land.  Ich will, dass die Linke ein gesamtdeutsches Projekt bleibt. Sahra Wagenknecht übrigens brauchte und braucht niemanden, der sie nach vorne bringt. Es ärgert mich, dass sie jetzt oft nur noch als „meine Lebensgefährtin“ dargestellt wird. Sie ist eine eigenständige politische Persönlichkeit.

Luik: Jetzt muss ich mal ganz tief Luft holen: Mein Gott, was Sie alles waren und sind: Bürgermeister, Oberbürgermeister, Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Ministerpräsident, SPD-Chef, Kanzler-Kandidat, Finanzminister, Fast-Partei-Zerstörer, Bestseller-Autor, Parteigründer, Linken-Chef, wieder-Fast-Partei-Zerstörer. . .

Lafontaine: Stopp, Sie können wieder Luft holen. Das ist nun wirklich lustig, dass ich Parteizerstörer sein soll! Das sagen auch die amerikanischen Geheimdienste über mich, ich hätte die SPD und die Linke zerstört! Mit mir hatte die SPD ein Wahlergebnis von 40,9 Prozent, als ich Linken-Chef war, kam die Partei auf 11,9 Prozent! Ich wünschte, die Linke hätte noch viele solcher Parteizerstörer! Aber Ihre Aufzählung meines Lebens zeigt: Es war nicht langweilig!

Luik: Aber doch sind sie ein Unvollendeter – Sie sind nicht Kanzler geworden.

Lafontaine: Ach, Unvollendeter. . . Ich kenne keinen Menschen, der nicht unvollendet ist. Trotz aller Irrungen und Wirrungen: Ich bin mit mir ziemlich im Reinen.

Luik: Ja?

Lafontaine: Ja.

(stern, 23/2012)

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60 Kommentare

  1. Ein Dialog statt zweier Monologe. Toll.
    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die drei Erben Brandts zeitgleich die politische Bühne betraten. Scharping, der Trottel aus der Pfalz, Schröder als egomanischer, destruktiver Totengräber der SPD nebst seinem Ziehsohn Bonsai-Scholz und der vermutlich Begabteste und Intelligenteste, Lafontaine, der sich leider in seiner eigenen Hybris und Eitelkeit verfing.
    Wenn das Woertlein wenn nicht wär…..
    Es hätte politisch durchaus anders laufen können.

  2. Wie immer ist Oskar zu spät dran, Gerhard Schröder hatte kurz vor ihm Geburtstag . 🙂
    Trotzdem erstmal “Herzlichen Glühstrumpf” 🙂 zum Geburtstag und möge er uns noch lange gesund und frech wie Oskar erhalten bleiben.

  3. “Ich war vor vielen Jahren bei einem Konzert von Lindenberg, er sang: „Ja, wir brauchen keinen Führer!“, und der Saal ging voll mit, die Leute tobten. Ich stellte mir damals die Frage, hätte er das „k“ weggelassen, wie viele hätten dann genauso gejubelt.”

    Mit Sicherheit mindestens genauso viele.

    Als der Ukraine-Krieg losbrach brach auch ein regelrechter Glaubenskrieg auf Twitter aus. Ich kann bis heute nicht sagen, woher die vielen Kriegstreiber auf einmal kamen. Das fühlte sich an wie die Flut, die bekanntermaßen nicht nur von allen Seiten sondern auch von unten kommt. Zuerst habe ich die Schreihälse blockiert und ab irgendeinem Zeitpunkt liefen die vielen Tweets und Retweets völlig aus dem Ruder. Da war auch keine Vernunft mehr oder Debattenbereitschaft. Allein der Hinweis auf die Vorgeschichte des Krieges machte einen zum Russen-Bot. Ich habe daraufhin meinen account gelöscht und Twitter bis heute nicht mehr betreten.

    Meine furchtbare Erkenntnis war: Auf die Frage nach dem totalen Krieg würden die heute wieder JA brüllen. Voller Überzeugung, ohne zu hinterfragen. Social Media wäre Hitler’s feuchter Traum gewesen. Sie dienen ja nicht der Debattenkultur, sondern ausschließlich der Manipulation und sind damit kein gesellschaftlicher Gewinn, sondern verschlimmern die Schäden.

    1. @So Gesehen
      “Lindenberg, er sang: „Ja, wir brauchen keinen Führer!”

      “Mit Sicherheit mindestens genauso viele.”

      Ich stimme Ihnen da voll zu aber der Text ist ja so nicht vollständig und lautet wie folgt und an diesem Punkt sind wir heute angelangt:

      Nein, sie brauchen keinen Führer
      Nein, sie können’s jetzt auch alleine
      Nein, sie brauchen ihn nicht mehr
      Diese neuen Nazi-Schweine
      Und keine braune Uniform
      Die Klamotten sind jetzt bunt
      Doch die gleiche kalte Kotze
      Schwappt ihnen wieder aus dem Mund
      Sie marschieren nicht in der Reihe
      Doch die Front steht wie ein Mann

      1. Ich kenne dieses Lied nicht, aber da stimmt jedes Wort.

        Es gibt ja auch den Satz, dass der Faschismus beim nächsten Mal nicht als Faschismus kommt, sondern als Antifaschismus. Ich weiß nicht, wer diese schlaue Feststellung geprägt hat, aber genau so ist es gekommen.

        Und wieder machen die Mainstream-Medien mit. Es ist unglaublich, aber wir haben als Gesellschaft scheinbar nichts gelernt.

    2. @ So Gesehen

      “Meine furchtbare Erkenntnis war: Auf die Frage nach dem totalen Krieg würden die heute wieder JA brüllen. Voller Überzeugung, ohne zu hinterfragen.”

      Ja, das fürchte ich auch.

      Diese schreckliche Neigung, zur Gefolgschaft, zum Folgenwollen, zum Abschalten des eigenen Gehirns, zum Mitmachen und zum gläubigen Vertrauen gegenüber allen Verlautbarungen – das ist wohl leider wirklich eine deutsche Eigenart.

      Und diese Eigenart betrifft heute, nebenbei bemerkt, weniger jene, die so oft als “rechts” bezeichnet werden – das sind ja gerade Leute, die den Mut haben, GEGEN den Strom zu schwimmen und sich ausgrenzen zu lassen – nein, diese Eigenart betrifft gerade jene, die auch heute wieder voll hinter der herrschenden Meinung stehen.

      Das war schon bei “Corona” so und nun ist es erneut so.

      Ja:
      “Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus» Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus» ”

      Das Zitat stammt von Ignazio Silone (1900 – 1978).
      Der genaue Hintergrund wird auch auf der Wikipediaseite genannt:

      “Dieses Zitat ist durch den Schweizer Journalisten François Bondy (Vater des Regisseurs Luc Bondy) überliefert, findet sich aber nicht in Silones Schriften. Bondy kannte Silone aus seiner Zeit in der Schweiz und schrieb sowohl im Nachruf 1979 als auch in dem Buch “Pfade der Neugier” aus 1988 über eine Begegnung mit Silone an dem Tag, an dem dieser aus dem Exil nach Italien zurückkehrte. Das war, nach Aussagen verschiedener Quellen im Oktober 1944, also noch während des Zweiten Weltkriegs. Bondy beschrieb die Begebenheit in seinem Buch wie folgt:
      Ich traf Silone in Genf am Tag, an dem er aus dem Exil nach Italien zurückkehrte, und plötzlich sagte er: «Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.» Viele Jahre später, als «Antifaschismus» in der Tat instrumentalisiert wurde und zu einem Slogan herunterkam, verstand ich, daß dieses kaustische Aperçu prophetisch war.[30]

      1. Vielen Dank für das Update über den Ursprung des Zitats. Es ist wirklich sehr gut und wir sehen aktuell, wie sehr es zutrifft. Ich habe mir einen Link auf die Wikipediaseite gelebt.

        Ich bin mit meinen Ansichten neuerdings auch rechts.

        Was soll’s? Ich höre nicht mehr hin. Nur, weil die Parameter von den vermeintlich Linken so willkürlich verschoben wurden, dass jeder der nicht 100prozentig auf Linie ist, sich plötzlich “Rechts” wiederfindet, kann ich nicht einfach meine Überzeugung ändern.

        Diese Regierung ist eine Katastrophe für Deutschland und es gibt nur noch kleine Parteien, die man wählen kann. Also ertragen wir es mit Satire 😀

        1. @ So Gesehen

          Ja, die Bezeichnungen “rechts” und oft auch “rechtsextrem” sind heute bloß ein rein polemisches Etikett. Mehr nicht. Ein bisschen Lehm oder Straßenkot, der kleben bleiben soll. Eine Art von Verschwörungstheorie. Früher hieß es Ketzer oder Hexe.

      2. Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung
        von H.W. Ludwig

        „Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.“
        Jean Paul (1763 – 1825)

        Obrigkeitshörigkeit und Untertanengeist der Deutschen ziehen sich durch die neuere Geschichte. Das ist vielfältig beschrieben worden. Carl Friedrich von Weizsäcker wird die treffende Charakterisierung zugeschrieben, der typische Deutsche sei absolut obrigkeitshörig, ein typischer Befehlsempfänger und des eigenen Denkens entwöhnt; er sei zwar ein Held vor dem Feind, aber im bürgerlichen Leben kennzeichne ihn ein totaler Mangel an Zivilcourage. Letzteres beklagte selbst Bismarck mit den Worten: „Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, daß es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“ Heinrich Mann beschrieb in seinem Roman „Der Untertan“ eindrucksvoll den Typus des Mitläufers und Konformisten, der total an die von oben vorgegebenen gesellschaftlichen Normen, Meinungen und Erwartungen angepasst ist.

        Hier geht es weiter:
        https://fassadenkratzer.wordpress.com/2017/09/29/die-deutsche-obrigkeitshoerigkeit-und-ihr-ursprung/

        1. @ Zauberfee

          Danke für diesen äußerst interessanten Link!

          Die Argumentation von Herbert Ludwig klingt plausibel.
          Dass im deutschen Geisteslen der hier genannte Zug (Idealismus, Entwicklung als Ziel usw.) zu beobachten ist, hatte ich auch schon manches mal an anderer Stelle gemerkt oder gelesen.

          Aber was folgt daraus? Da muss man mal drüber nachsinnen …

          1. @ Wolfgang Wirth
            ich für meinen Teil bin zu der Erkenntnis gekommen, daß es keine andere Möglichkeit
            gibt, als daß diese Arbeit jeder Einzelne für sich selbst tun muß.

            Wenn man natürlich gewohnheitsmäßig aus Feigheit und Bequemlichkeit
            immer der Herde hinterher läuft, könnte das noch ein etwas längerer Prozess
            werden.

            Johann Wolfgang von Goethe hat es so formuliert:
            Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht.
            Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer ein Knecht.

    3. Was sagte Alexander Mitscherlich? Sieben Prozent… Das scheint leider wirklich zu stimmen. Und wenn die Masse mal rollt, halten die sieben Prozent sie nicht auf.

  4. Gratulation auch von mir!

    Einer der vielen einfach nur deprimierenden Blicke auf die Lage zehn Jahre später:

    “Zunächst müssten wir den Begriff “Journalist” nach dem Verständnis des Jahres 2023 definieren: Person, die Tweets, PR-Texte und Agenturmeldungen zu Nachrichten umschreibt und nunmehr gegen KI konkurriert.

    Herr Warweg ist insoweit überqualifiziert, als er Magister der Politikwissenschaft und der Wirtschaftsgeographie ist, für Bundestagsabgeordnete wie Hans-Christian Ströbele gearbeitet hatte und eigenständig recherchiert. Niemand mag überlegene Konkurrenz, erst recht nicht eine eitle Berufsgruppe wie Journalisten.”

    “Der Verein Bundespressekonferenz e.V. war früher mal eine ehrenwerte Einrichtung, die es allen professionellen Medienvertretern ermöglichte, gleichzeitig und fair an Regierungsinformationen aus erster Hand zu gelangen, ohne sich solche etwa durch Hofberichterstattung erkaufen zu müssen.”

    “Das darf man den Presseleuten aber nicht persönlich verübeln. Die Arbeitsplätze in den ausgedünnten Redaktionen der Papierverkäufer und die Fleischtöpfe bei den öffentlich-rechtlichen sind zu rar gesät, als dass professionelle Journalisten in die Hand beißen, die sie füttert. Zu den Ernährern gehört bekanntlich ja auch die Bundesregierung, die Journalisten mit üppig vergüteten Moderationsaufträgen usw. unter die Arme greift und freundlichen Medienvertretern Exklusivinterviews gibt. Da heult man halt mit den Wölfen.”

    https://www.telepolis.de/features/Bundespressekonferenz-gegen-Journalist-Das-ist-Realsatire-vom-Allerfeinsten-9305438.html

    Siehe auch

    “In ihren Schritten lag etwas Leichtes, Federndes, als sie am Montagmorgen in Kiew nach langer nächtlicher Reise aus dem Zug stieg. Annalena Baerbock bringt, wo sie geht und steht, nicht nur als Außenministerin, sondern schon als Persönlichkeit eine beeindruckende, über den Tag hinausweisende Botschaft mit: Hier kommt eine dynamische Frau aus Deutschland, erst 42 Jahre alt, idealistisch, zupackend und optimistisch, eine ehemalige Leistungssportlerin im Trampolinspringen. Baerbocks Gesprächspartner ahnen: Diese Frau hat, anders als viele andere Politikerinnen und Politiker, ein Potenzial, das mit dem gegenwärtigen Job noch gar nicht ganz abgerufen wird. Es kann sein, dass sie irgendwann noch mehr Einfluss in Deutschland und Europa gewinnen wird als bisher […]”

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=103777

    1. @Alexander
      „In ihren Schritten lag etwas Leichtes, Federndes, als sie am Montagmorgen in Kiew nach langer nächtlicher Reise aus dem Zug stieg.”

      War sie auf Droge oder hatte se sich die Sprungfeder von Zebulon ausgeliehen?

    2. Wobei auch Telepolis da gerade versucht, die Kurve zu kriegen.

      https://www.telepolis.de/features/Wenn-Netrebko-singt-sollte-Makejew-schweigen-9306187.html

      Gestern las ich diesen Artikel von Neuber über Anna Netrebko und die Gewissensprüfung, die Deutschland seit dem Ukrainekrieg gern bei Künstlern durchführt. Gefreut habe ich mich über den kritischen Charakter des Artikels, aber auch Telepolis sperrt mit schöner Regelmäßigkeit Kommentare, die die aktuelle Politik oder auch Handlungsweisen in Frage stellen. Einer meiner Kommentare dort befasste sich mit genau diesem Thema und damit, was das mit unserer Gesellschaft macht. So wurden in den ersten 6 Wochen des Krieges 380 Strafanzeigen von in Deutschland lebenden Russen gestellt. Getreten, bespuckt, geschlagen etc. Wieviele sind es heute und nicht jeder geht zur Polizei? Man weiß ja nicht, wer einem gegenüber sitzt. Ich mache mir Sorgen über unsere russischen Nachbarn in Deutschland und über meine russischen Programmteilnehmer, die in bilateralen Unternehmen arbeiten. Kurzum, für solche Gedanken wurde ich von Telepolis mit einer zweitägigen Sperre belegt. Sowas darf man nicht sagen. Kommentare werden durch die Redaktion mit rot und grün manipuliert. Kritische Fragen mit Rot. Gefällige Fragen mit Grün. Sperren erfolgen willkürlich.

      Wir haben die Sippenhaft wieder eingeführt. Denunziantentum sowieso und die Kriegshintergründe dürfen nicht hinterfragt werden. Wir marschieren im Gleichschritt. Und irgendwann fragen sich wieder alle mit Krokodilstränen in den Augen wie es angefangen hat. SO fängt es an.

      Deshalb nehme ich es Neuber nicht so wirklich ab, wenn er jetzt auf die “kritische” Schiene aufspringt. Es scheint eher eine Anpassung an Strömungen in der Gesellschaft zu sein. Die Stimmung kippt. Die AfD schwingt sich zu höchsten Höhen auf, was ich persönlich für eine Katastrophe halte. Auch für Telepolis muss es ein Nachher geben, also ändert man jetzt die Marschroute.

      1. “Sperren erfolgen willkürlich.”

        Ist zwar OT, aber erfolgt die Moderation wirklich durch TP selber oder gibt es da vielleicht externe Dienstleister? Vielleicht welche, die auch für die Zeit oder ähnliche Gazetten die Wahrheit hüten?

        1. Das ist sicherlich nicht auszuschließen, aber wenn die Redaktion eine offene Debatte auch in den Kommentarspalten haben will, kann sie sich nicht mit externen Anbietern herausreden.

          Zumindest regelmäßige Spotchecks der gesperrten Beiträge wären mehr als angebracht. Diese werden ja in den Threads als gesperrt ausgewiesen.

          Ist mir persönlich mittlerweile egal. Mein account dort ist gelöscht und Telepolis auf meiner persönlichen Liste der Fragezeichen. Ich lese dort noch mit und manche Beiträge finde ich auch gut, aber ansonsten bin ich da raus.

      2. @So Gesehen

        Stimmt, den Artikel habe ich auch gelesen und auch die Kommentare.

        Die Kommentare in der tp strotzen teilweise ja nur so von rechter Gesinnung

        1. Ich habe den extremen Rechten dort vor Jahren so richtig einen verpasst. Dann sind sie heulend zur Moderation gerannt und ich wurde zum ersten und letzten Mal ermahnt.

          Zumindest die FoSi hat sich also klar für eine Seite entschieden …

  5. R e s p e k t

    Danke für die erneute Veröffentlichung dieses Interviews. Die ersten Passagen sind noch etwas zeitverhaftet (2012), doch danach wird das Gespräch aus heutiger Sicht interessanter, gelangt mitunter auch ins zeitlos Gültige.

    Ja, Lafontaine. Einer der wenigen Politiker, die mir wirklich Achtung abnötigen. Einer mit Eigenwillen, Intelligenz, Charisma und klugen Äußerungen bis in diese Tage (etwa sein kürzliches Interview bei den “Nachdenkseiten”) – und eben kein Karrierist. Es ist die Überzeugung, hier einen Politiker vor sich zu haben, der glaubwürdig und persönlich integer ist – und klug dazu – die mich nachhaltig beeindruckt. Jemand, der Maßstäbe setzt – und auch keinen Redenschreiber braucht.

    Enttäuscht war ich von ihm eigentlich nur in den Tagen der Wiedervereinigung gewesen, weil er als Saarländer an der Westgrenze Deutschlands einfach kein Gespür und keine Empfindungen für uns Ostdeutsche und für Menschen, deren Verwandtschaft durch die Teilung getrennt worden war, zu haben schien. Diese relative Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Land und Volk in diesen unvergesslichen und wunderbaren Tagen und Monaten befremdete mich. Gleichwohl sollten sich seine nüchternen wirtschaftlichen Überlegungen später als realistischer erweisen als Kohls “blühende Landschaften”.

    Seine Rede von 1995 beim Nominierungsparteitag der SPD – zu ungunsten von Scharping – war so packend, dass wir unser Skatspiel unterbrachen, die Karten hinlegten und nur noch zuhörten.
    https://www.youtube.com/watch?v=dqnDYqfoThw

    Natürlich hatte auch ich dann sein “Das Herz schlägt links” gelesen und sein mutiges Eintreten gegen die schon Ende der 1990er Jahre stark entwickelten neoliberalen Eliten gefiel mir.

    Als ich an jenem Abend im März 99 von seinem unerwarteten Rücktritt als SPD-Vorsitzender und Wirtschaftsminister erfahren hatte, war ich auch noch am nächsten Morgen an meiner Arbeitsstätte teils fassungslos, teils bestürzt. Erregte Gespräche mit Kollegen.

    Und heute wird er nun 80 Jahre alt. Auch ohne Amt ist er wahrscheinlich der bedeutendste deutsche Politiker, der gegenwärtig lebt. Und das schreibe ich als jemand, der inzwischen längst konservativ geworden ist

    Alles Gute, Herr Lafontaine!

    1. @Wolfgang Wirth
      “Enttäuscht war ich von ihm eigentlich nur in den Tagen der Wiedervereinigung gewesen, weil er als Saarländer an der Westgrenze Deutschlands einfach kein Gespür und keine Empfindungen für uns Ostdeutsche und für Menschen, deren Verwandtschaft durch die Teilung getrennt worden war, zu haben schien.”

      Vermutlich hatte er die kommende wirtschaftliche Entwicklung schon vorausgesehen.
      In Hamburg standen schon kurz vor der Öffnung der Grenzen alle Ganoven bereit den Ossis mit Schund das Geld abzuluchsen.

      Danach kam die Treuhand um den Rest zu besorgen.

      Im Nachhinein kann man wohl sagen er wollte die Leute in der DDR vor größeren Schaden bewahren.
      Deshalb war er dafür die Anpassung langsamer vorangehen zu lassen.

      Viele Ex-DDR Bürger die dann in den Westen kamen mussten auch mit Ernüchterung feststellen dass ihre Verwandten im Westen, die bei Besuchen immer protzten, hier nur arme Leute waren die auf Pump lebten.

        1. Ich verstehe den Ärger! Trotzdem hätte ich inzwischen gern die alte BRD zurück. Notfalls sogar mit Kohl.

          (Himmel, dass ich das irgendwann einmal schreiben würde! Aber ok, ich lese inzwischen ja auch manchmal Emma.)

          1. Oh, die Emma. Das ist echter Hardcore 😀 😀 😀
            Aber da stehen wirklich manchmal auch sehr gute Artikel drin.

            Ansonsten kann ich Sie gut verstehen. Ich mache mir große Sorgen um Deutschland. Es ist zum Haareraufen, was die da anstellen. 🙁

        2. @Wolfgang Wirth
          “Hatten Sie Verwandte auf der anderen Seite?
          Waren Sie eingemauert?”

          Nein, ich habe nur erfahren wie viele Leute ganze Sattelschlepper mit Schund beladen haben und abfahrbereit waren.

          Auf unserem Campingplatz gab es einen Protzer dessen Verwandte aus der DDR nach Öffnung zu Besuch kamen und erleben mussten dass dieser nur auf Pump lebte. Jeder auf dem Campingplatz wusste das, nur die Verwandten noch nicht.

          Bei uns hat er zuvor immer rumgeprotzt wie er bei Besuchen in der DDR den Kellner auf dem Tisch tanzen ließ, einfach nur widerlich.

          Einer von denen, ein ganz netter Kerl mit einer Behinderung, fragte mich zaghaft was er mit dem Umtausch (1:1) machen sollte und ich riet ihm nicht alles für Schund auszugeben und es zusammenzuhalten.

          Ich glaube er hat meinen Rat befolgt, zumindest hat er sich dafür bedankt.

          Es einfach auszugeben wäre natürlich nach den Entbehrungen und den Verlockungen verständlich gewesen.

          Viele sind vermutlich in die Verlockungsfalle getappt, haben z. B. Schrottautos zu horrenden Preisen gekauft, etc., etc..

          Man konnte leider nur davor warnen.

          1. @ Otto0815

            Klar, damals ist auch viel Mist passiert und ich habe mich ebenfalls über einiges geärgert. Insofern verstehe ich Sie.
            So war ja beispielsweise auch der nackte Materialismus vieler Leute abstoßend. Andererseits wäre es zu diesem Materialismus wahrscheinlich gar nicht in dieser Form gekommen, wenn die SED zuvor nicht so gewirkt hätte wie es nun mal war.

            Trotz allem war für mich das Gefühl der Befreiung jedenfalls so gewaltig, dass ich diese Zeit hoffentlich nie vergessen werde. Allein schon AUF der Mauer zu stehen … !

            Die Haltung vieler Westdeutscher hierzu hat mich damals tief und nachhaltig enttäuscht. Da ist ein Riss entstanden.

            1. “Die Haltung vieler Westdeutscher hierzu hat mich damals tief und nachhaltig enttäuscht. Da ist ein Riss entstanden.”

              Auch das verstehe ich. Nur bin ich eben in einem geteilten Deutschland aufgewachsen. Für mich war das ganz normal.

              Der Mauerfall hat mich kein bisschen berührt, ich hatte genug eigene Probleme und war eher besorgt. In meinem bis dahin beschaulichen bayerischen Studienort ist dann auch bald mehrmals Abends eine gar nicht mal so kleine Gruppe Skinheads durch die Innenstadt gelaufen und hat Rufe wie “J**a verrecke!” von sich gegeben, was meine Sorgen nicht gedämpft hat.

    2. “Enttäuscht war ich von ihm eigentlich nur in den Tagen der Wiedervereinigung gewesen, weil er als Saarländer an der Westgrenze Deutschlands einfach kein Gespür und keine Empfindungen für uns Ostdeutsche und für Menschen, deren Verwandtschaft durch die Teilung getrennt worden war, zu haben schien. Diese relative Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Land und Volk in diesen unvergesslichen und wunderbaren Tagen und Monaten befremdete mich. Gleichwohl sollten sich seine nüchternen wirtschaftlichen Überlegungen später als realistischer erweisen als Kohls „blühende Landschaften“.”

      Jeder westdeutsche Ökonom muss gewusst haben, was die sofortige Währungsunion für Konsequenzen nach sich zieht. Allein schon deshalb, weil zwei Jahre später in Maastricht die europäische Währungsunion beschlossen wurde, und zwar mit einer vorhergehenden Anpassungsphase von 8 Jahren und ökonomischen Beitrittskriterien zum Euro. (Polen und Tschechien beharren bis heute auf einer eigenen Währung.)
      Lafontaine war leider einer der wenigen, der es ausgesprochen hat, um die Menschen zu warnen und das Ärgste zu verhindern. Aber die “Empfindungen der Ostdeutschen”, genauer ihr Konsumdrang und das nicht vorhandene ökonomische Verständnis, zogen sie unrettbar in den Abgrund.

      Ich gebe Ihnen mal ein paar Zahlen durch, die vom ostdeutschen Ökonomieprofessor Harry Nick stammen und nicht in der Zeitung standen.

      Betrug die Industrieproduktion im Monat vor der Währungsunion (Juni 1990) noch 86,5 % derjenigen des gleichen Vorjahresmonats, so im Monat _nach der Währungsunion_ (August 1990) nur noch 48,1 % des Vorjahresmonats. Es war ein plötzlicher Absturz, eine Halbierung der Produktion von einem Monat zum anderen.

      Die Zahl der Erwerbstätigen ging in Ostdeutschland von 9,5 Millionen im I. Quartal 1990 auf 6,1 Millionen im II. Quartal 1993 zurück. Die Zahl der Industriebeschäftigten je 1000 Einwohner sank von 132 im Jahre 1990 auf 47 im Jahre 1993. Die Zahl der Industrieforscher verringerte sich von 86000 Ende 1989 auf 16000 Ende 1993. In der Landwirtschaft ging die Zahl der Beschäftigten gleichfalls um vier Fünftel zurück.

      Auf dem Tiefpunkt der Deindustrialisierung – 1992 – war die Industrieproduktion ca. auf 31 Prozent gegenüber 1989 gesunken. Nicht nur in Friedenszeiten, nein, auch in Kriegszeiten hat es seit Beginn der Neuzeit einen solchen wirtschaftlichen Absturz nicht gegeben: Im ersten Nachkriegsjahr nach dem 1. Weltkrieg (1919) betrug die industrielle Produktion Deutschlands gegenüber dem letzten Vorkriegsjahr (1913) 57%; im ersten Nachkriegsjahr (1946) nach dem 2. Weltkrieg in Ostdeutschland 42 % gegenüber dem letzten Vorkriegsjahr (1938); die tiefste Wirtschaftskrise in Deutschland führte zu einem Rückgang der Industrieproduktion auf 59% (1932 gegenüber 1928).1989 waren 26% der in der Industrie Beschäftigten in Betrieben mit jeweils über 5000 Beschäftigten tätig; drei Jahre später gab es Betriebe dieser Größengruppe in Ostdeutschland gar nicht mehr.

      Man hat den Ostdeutschen im nachhinein erzählt, dass ohnehin alles “marode” gewesen sei und das glauben sie bis heute. Auch von der bösen Treuhand ist die Rede, obwohl es die von 50% der Ostdeutschen VERLANGTE sofortige Währungsunion (mit einer “Anpassungsphase” von drei Monaten) war, die der ostdeutschen Wirtschaft dauerhaft das Genick gebrochen hat.

      (Der heutzutage größte produzierende Betrieb in meiner Heimatstadt mit nunmehr 230.000 Einwohnern – ein Drittel der Einwohner ist weg – ist eine mittelständische Fabrik für Fertigbackmischungen mit 90 Beschäftigten. Im Mai 1991, als die Sche*ße, die angerichtet worden war, von den Ostdeutschen nicht mehr verleugnet worden konnte, ist Helmut Kohl von den wütenden Arbeitslosen meiner Stadt bei einem Besuch mit Eiern beworfen worden. Da war es aber schon zu spät.)

      1. @ Besdomny

        Danke für die sehr interessante Antwort und die eindrucksvollen Zahlen. Ich kopier mir das raus.

        Ja, Lafontaine hatte das schon früh angedeutet.
        Allerdings wäre manches durch eine andere Politik der Kohl-Regierung – Stichwort: Treuhand – etwas besser möglich gewesen. Sollte aber nicht sein, konnte es angesichts der Machtverhältnisse vielleicht auch nicht. Mich hat das damals bedrückt und wütend gemacht.

        1. Über Ungarn sind im Spätsommer 1989 ja nur mehrere Zehntausend ausgereist, wenn ich mich nicht irre. Das dürfte keine gravierenden Folgen für die Produktion gehabt haben.
          (Ich war übrigens zufällig Ende August 1989 “Augenzeuge” der Ereignisse in Ungarn. Wir reisten mit dem Zug von einem längeren Bergwanderurlaub in Bulgarien zurück und machten für ein paar Tage in Budapest Zwischenstation.)
          Anschließend verlief die Fluchtbewegung bekanntlich über die CSSR und nach der Maueröffnung im November 1989 direkt über die deutsch-deutsche Grenze.
          Die diesbezüglichen ökonomischen Folgen sind indirekt oben erwähnt: im Juni 1990 betrug die Industrieproduktion 86,5% von derjenigen des Vorjahresmonats (Juni 1989). Also Rückgang um 13,5% infolge der politischen Krise und der Migration nach Westdeutschland.

          Andere Zahlen habe ich leider nicht verfügbar. Die zuvor erwähnten Zahlen stammen von hier:
          http://www.harrynick.de/index.php?page=413794532&f=1&i=413794532

          Bei der westdeutschen Memorandum-Gruppe (Ag Alternative Wirtschaftspolitik) findet man noch eine Menge Artikel zur ökonomischen Situation in Ostdeutschland seit 1989.
          https://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/de/topic/3558774.memo-ostdeutschland.html

          Interessant sind insbesondere die Angaben in Heft 16 (Sondermemorandum) vom Mai 1990, das kurz vor der Währungsunion angefertigt wurde und die Folgen einer Währungsunion versucht abzuschätzen.
          https://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/de/article/10656202.memo-forum-nr-16.html

          MfG

          1. 🙂
            dank!
            ja, ich meinte schon die zeit vor maueröffnung. im berliner speckgürtel aufm dorf erschiens mir schon “mehr” (“rübergemachte”) und das halbleiterwerk hatte dann schon n kleines “fachkräftemangel”-problem wie auch “die bahn” (stellwerk) usw, naja, betriebe der eltern von mitschülern/cliquenfreunden…..kinder/teens blieben bei den großeltern während vati und mutti im auffanglager westdeutsche karrieren aufbaun wollten 😉 🙁 ….
            ich blätter mal in den links …
            (für mich ist das “heute” der letzten jahre dasselbe irrewerden der “leuts” wie “damals” , ziemlich eklige wiederholung 🙁 ……bei “pocket” wird mir n spiegel-artikel vorgeschlagen, überschriftet mit “wird ihre region abgehängt oder blühend?”, naja hier -niedersächsisches dorf- soll “die hard” mit “dorfgemeinschaft” aufgehalten werden, was iwie schräg läuft, wenn einer jede/r, dem/der “man” schlicht “freundlich” begegnet – nach knapp 10 jahren teils unbekanntem nebeneinanderhausens- geld dafür in die hand drücken will oder sich da so “vergemeinschaftenskonkurrenzen” austoben 🙄 )

            lg

  6. Wofür soll ich Lafontaine danken?

    Dafür Helmut Schmidt mit abgeschossen zu haben?
    Für die Annäherung der SPD an die Grünen?
    Für den Ausstieg aus der Kernenergie?
    Dafür der Migration alle Türen geöffnet zu haben?
    Für doppelte Staatsbürgerschaften?
    Für industriefeindliche Stimmungsmache?
    Dafür die SED salonfähig gemacht zu haben?
    Für die Teilnahme am Kampf gegen rechts? Ergo alles was rational, bürgerlich, freiheitlich und normal ist.
    Dafür. daß jeder Konservative der heute das Maul aufmacht zum Verdachtsfall für den Verfassungsschutz wird?
    Für die roten Verbrecher in der Erfurter Staatskanzlei, die dank rückgängig gemachter Wahl nun einfach ohne Wahlwiederholung regieren?

    Lafontaine ist einer der Urheber für den derzeitigen Zustands Deutschland, vom kaputten Strommarkt über die Deindustrialisierung bis hin zum gekaperten Rechtsstaat, selber nicht fähig sein eigenes Dazutun zu hinterfragen und seine Fans sind so borniert und blöd, die folgen solchen Typen auch noch in den Untergang.

    1. Lieber @ Majestyk,

      da ziehen Sie ja mächtig vom Leder. Unwillkürlich frage ich mich, ob ich weiter oben zu wohlwollend über ihn geschrieben habe. Vielleicht … ?

      Was Sie kritisieren, ist zwar in manchem etwas übertrieben – so bezweifle ich, dass Lafontaine für den Atomausstieg von Merkel verantwortlich war, die heutige schlechte Industriepolitik mitgestaltet hat oder vor ein paar Jahren in Thüringen Einfluss auf die Landespolitik genommen hat – aber Ihr Unmut ist deswegen keineswegs unberechtigt.

      Ich verstehe, was Sie meinen! Und ja, so manches, was Lafontaine mit unterstützt hat, halte ich ebenfalls für schlecht – insbesondere seine Distanzlosigkeit gegenüber den DDR-Kommunisten in der PDS (später in der Partei “Die Linke”), dann sein anscheinend gering entwickeltes Verhältnis zu den Traditionen des eigenen Landes und zur deutschen Einheit und schließlich die enorm großen Zugeständnisse an die Grünen im Koalitionsvertrag von 1998, z.B. doppelte Staatsbürgerschaft, Deutschland als “Einwanderungsland”.
      Ja, das sind zweifellos nicht nur Irrtümer, sondern Fehler, die erhebliches Gewicht haben. Insofern trägt auch er eine gewisse Mitschuld an dem desaströsen Zustand unseres Landes. Im Hinblick auf die Migration scheint er aber zumindest etwas dazugelernt zu haben.

      Mein Rückblick auf ihn beschreibt nun mal die Zeit, in der er mir wichtig war und in der ich ihn schon kannte. Und das war eben eine Zeit, da ich selbst noch eher links war.
      Das Negative seines Wirkens war 1999 noch nicht so wirksam geworden.
      Bedeutend finde ich ihn trotzdem.

      Alles Gute für Sie und ein schönes Wochenende
      Gruß Wolfgang

      1. Hallo Wolfgang,

        in dem Fall untertreibe ich eher. Wenn Sie möchten suche ich Ihnen Reden über die Gefahren der Kernkraft heraus die von Oskar Lafontaine stammen und zwar aus den 1980er Jahren. Der hat zwar nicht Merkels Rolle rückwärts zu verantworten, aber Rot-Grün zog mit Atomausstieg und doppelter Staatsbürgerschaft 1998 in den Wahlkampf. Scheinen viele vergessen zu haben, ich nicht. Lafontaine hat eindeutig die SPD in genau die Richtung geführt, den extremen Linksruck verdanken die Jusos auch dem Marxisten Lafontaine. Und das gesellschaftliche Klima für die Fortschrittsfeindlichkeit ebenfalls.

        Das sind auch keine Fehler, das war der Plan. Die haben genau das ernst gemeint. Mit NS2 sollte der Ausstieg nur versüßt werden. Auch mehr als nur eine Fehlentscheidung. Das macht man so unter europäischen Partnern nicht. Es ist auch nicht normal die Energieversorgung so einseitig und derart abhängig aufstellen zu wollen. Daß dies manchen Partnern nicht gepaßt hat kann ich nachvollziehen.

        Die Grünen waren seit ihrer Gründung industriefeindlich. Das war immer Teil ihrer Agenda. Wer aber die Interessen von Arbeitern vertritt, der koaliert nicht mit einer Partei, die den Arbeiter eigentlich abschaffen will. Haben die SPD-Wähler leider nie begriffen, genau wie die Unionwähler jetzt nicht begreifen, daß die Union eine Brandmauer errichtet, damit das Wahlvolk im Feuer gefangen bleibt und die Feuerwehr draußen.

        So und dann die Linke. Wo ist diese inhaltlich oder personell so viel anders als die SED? Lafontaine hat diese SED, hatte sich ja nur in PDS umbenannt politisch salonfähig gemacht. Die WASG war dafür das Bauernopfer. Und letztlich hat Lafontaine die SPD so auch weiter nach links gezogen, siehe Personalien wie Kevin Kühnert, etwas das umgekehrt die AfD nicht schafft. Die Union wird ja eher in die andere Richtung getrieben.

        Mir fallen noch andere Dinge ein, alleine die SED Regierung in Erfurt halte ich für unerträglich und ist ein Schlag ins Gesicht all jener die eben nicht der DDR hinterher trauern. Und das ist die Mehrheit der Mitteldeutschen, wenn man genau hinhört. Genau gegen Leute wie Ramelow sind mal Montags Millionen auf die Straße gegangen und der darf heute ungestraft die Mauertoten bagatellisieren und Demonstranten gegen die Coronamaßnahmen als Pack bezeichnen.

        Nein, tut mir leid, Lafontaine hat für mich die SPD auf irrationalem Kurs getrimmt. Ich war auch mal SPD Wähler, aber heute sage ich rückblcikend ganz klar, nach Schmidt war die SPD im Grunde unwählbar. Früher mochte ich den Strauß auch nicht, aber wenn ich mir heute die Reden von ihm auf YouTube anhöre muß ich ihm Recht geben, diese Leute haben Jahrzehnte an Aufbauarbeit kaputt gemacht und die Roten haben mit den Grünen zusammen Deutschland in ein Narrenschiff verwandelt, natürlich auch dank der Dame von der FDJ.

        Da lasse ich mit auch nichts einreden, Deutschland hat Schlagseite von links, nicht von rechts. Und beflügelt wird das nicht weil die USA der Hegemon ist, sondern wegen dessen inneren Zustand, da regieren ja auch linke Karnevalsprinzen. Für mich ist genau das passiert und das hat mit der Vertretung von Arbeiterinteressen nichts zu tun.

        Sozial ist nämlich vor allem mal das was Arbeit schafft und Fortschrit und zwar für die eigenen Leute, nicht in dem man Arbeitsplätze vertreibt und einen Arbeitsmarkt dank Überreglulierung völlig unattraktiv macht. Natürlich gehören dazu faire Bedingungen, aber Betriebe verlassen Deutschland doch heute nicht wegen der Lohnkosten, sondern wegen all dem anderen bevormundenden Unsinn.

        Heute wo ich älter werde ist mir aber auch egal, wie einer redet, ich betrachte was hinten raus kommt und mir ist auch nicht wichtig ob jemand sympathisch wirkt, das halte ich eh für einen großen Fehler. Der Begriff Populist ist zwar konstruiert, eigentlich heißt populi ja nur Volk, wie auch demos Volk heißt, aber Lafontaine ist ein Populist, so wie man den Begriff heutzutage verwendet, da hatte Helmut Schmidt schon recht.

        Ich nehme es Ihnen nicht krumm, aber ich habe mich so weit distanziert, ich kann den Mann nicht würdigen und ich finde es wirklich komisch, daß der nicht in der Lage ist sich mal selbst zu hinterfragen. Und wenn ich heute auf die Stromrechnung schaue, dann gehört auch Lafontaine zu den Leuten denen man diese Preise zu verdanken hat. Hätten wir eine Presse die den Namen verdient, da würde man auch nicht locker lassen und seine Positionen würden Herrn Lafontaine heute um die Ohren fliegen.

        Sie müssen mir da nicht zustimmen, ich kritisiere Sie auch nicht, aber ich möchte jemanden wie Lafontaine nicht in meinem Lager haben. Da springt für mich nichts bei raus, ich kann da nur verlieren. Genau deswegen grenze ich mich ja auch von Wagenknecht ab.

        Mit Bebel oder Liebknecht, da haben die heutigen Linken nichts mehr zu tun. Erstens haben sich zwar auch die Zeiten geändert, aber das sind ja auch keine Leute mehr, die wirklich was mit Arbeitern oder einfachen Menschen zu tun haben. Würden die mal wirklich zuhören, dann wüßten die was Leute wie ich wollen und dann wäre die politische und gesellschaftliche Landschaft eine andere.

        Ihnen auch alles Gute und ein schönes Wochenende
        Michael

        1. @ Majestyk

          Die Wahrheit hat viele Facetten.
          Vieles von dem, was Sie anführen, sehe ich auch so. Alles können Sie ihm persönlich aber nicht anlasten, und die Linkspartei hat er ja inzwischen verlassen. Andere haben mehr verbockt.

          Ich unterscheide vielleicht auch mehr als Sie zwischen politischem Werk und menschlichem Charakter.

          Die Wahrheit hat viele Facetten.

          “Werner” war mein Alias in einem anderen Forum. Mir unterlief hier ein Tippfehler.

          Alles Gute und ebenfalls ein schönes Wochenende
          Wolfgang

          1. @ Wolfgang Wirth:

            Moment, ich werfe Lafontaine ja nicht vor, daß er vertreten hat was er vertreten wollte. Letzten Endes haben den Erfolg jener Politik ja auch die Wähler mitzuverantworten. Es kommt ja auch nicht nur darauf an, wie man wählt, sondern auch wie man lebt. Man wird ja nicht gezwungen jeden Trend mitzumachen.

            Was ich Lafontaine ganz konkret vorwerfe, daß der nun eine irrationale Politk kritisiert und so tut als hätte er nichts damit zu tun.
            Das ist genau wie Palmer oder Sarrazin in ihren Renegatenrollen unglaubwürdig sind oder aus meiner Sicht auch Maaßen.

            Ich kann doch nicht bis gestern alle möglichen Positionen vertreten haben, so lange es der eigenen Karriere diente und genau diese jetzige Lebenswirklichkeit mit herbei geführt haben und nun weil es manchen dann doch zu bunt wird, da war man nie dabei.

            Und speziell Lafontaine hat sowohl bei Langemann-Medien und Weltwoche die Abschaltung der Kernkraftwerke kritisiert, kann man nachlesen. Das ist aber absurd. Der Habeck hat gemacht was immer schon Lafontaines Traum war. Und nun macht man dann Stimmung gegen den einstigen Partner.

            Man muß ja nicht für Kernernergie sein, nur ist der jetzige Zustand eben die Konsequenz. Und da muß man die Grünen nicht mögen, beim Pazifismus haben die vielleicht eine Rolle rückwärts gemacht, ansonsten setzen die aber um, was sie schon immer angekündigt haben, Einhegung von außen, Ausdünnung von innen, Demontage der Schwerindustrie und Verteilung deutschen Steuergeldes nach außen. Wenn ich das wissen konnte, dann konnte das jeder. Und wem das nicht gefällt, der verbündet sich nicht mit denen.

            Im übrigen glaube ich nicht, daß die Wahrheit viele Facetten hat. Sie hat viele Betrachtungswinkel ist aber immer diesselbe Wahrheit und da muß auch jeder für sich selbst ans Eingemachte gehen.

            Mein heutiger politischer Standpunkt, den habe ich mir ja nicht durch lesen angeeignet. Sondern ich betrachte meine eigenen Fehlentscheidungen und wo ich Mist gebaut habe und komme dann zum Ergebnis, daß das eigene Leben neben Prägung auch die Summe aller selber getroffenen Entscheidungen ist. Die in meinem Fall nicht immer wirklich klug waren. Das breite ich hier zwar nicht aus, aber wenn ich von einer Kultur rede, die den Menschen auch zu mehr Eigenverantwortlichkeit erzieht, dann kommt das nicht aus dem luftleeren Raum.

            Und eigenverantwortlich handelnde Menschen, die bedenken mögliche Konsequenzen vorab. Dann weiß man, ein Industriestandort braucht günstige Energie und auch einen guten Energiemix. Wenn man dann aber eigentverantwortlich denkt und handelt, dann steht man zu den eigenen Fehlentscheidungen und ist in der Lage zuzugeben, wo man selber vielleicht geirrt hat.

            Und genau das habe ich von einem Mann wie Lafontaine noch nie gehört. Ist bei Politikern zwar eh selten, aber auch das ist Größe. Hinterher zugeben zu können, das war falsch, ich wußte es damals nicht besser, heute würde ich es anders machen. Im Übrigen ist auch das Charakter.

            Charkater ist nicht gutes zu wollen. Wobei ja aus gutem Willen oft nichts wirklich sinnvolles heraus kommt. Charakter bedeutet zu dem zu stehen was man tut und was man äußert und letzten Endes für die Konsequenzen des eigenen Handelns auch geradezustehen.

            Irren ist menschlich, aber dies zuzugeben ist echte Größe. Und dann kann man solche Leute auch ernst nehmen. Selbst Helmut Schmidt, der ja nicht gerade frei von Arroganz war konnte später zugeben wo er falsch gelegen hatte. Ändert dann zwar auch nichts mehr am Ergebnis, aber wenn ich jemanden würdigen soll, dann gehört auch dazu, ob derjenige etwas aus den eigenen Fehlern gelernt hat oder sich stur wie ein Panzer immer noch selber für unfehlbar hält.

            Und wenn ich hier nicht alles über mein Leben verrate, dann liegen die Gründe auf der Hand. Jemand der aber mahnen will und Menschen aufwecken oder anleiten, der sollte mit gutem Beispiel vorangehen.

            Ob andere nun mehr verbockt haben oder nicht ist doch gerade nicht relevant. Thema ist ja die Person Lafontaine. Und der hat die Linke/ SED ja nicht verlassen, weil er diese grundsäztzlich in Frage stellt, sondern weil die nicht mehr so wollten wie er.

            Ich wähle die SPD nicht mehr, weil ich es für falsch halte und weil ich im Rückblick denke, es war schon falsch als ich es tat, der Denkfehler lag bei mir. Sagt der Lafontaine aber nicht. Der hält seinen Beitritt und sein Engagement ja noch immer für richtig. Wenn Sie jetzt aber mal genau hinschauen sehen Sie einen Unterschied. Ich sage, ich war damals kurzsichtig, der Lafontaine aber sagt, die Linke habe sich falsch entwickelt, sein Handeln aber sei richtig gewesen.
            Nein, war es nicht. Als westdeutscher Politiker mit derart viel Erfahrung ist der einfach nur hingegangen und hat die Strukturen der SED, was anderes war die PDS ja nicht, für seine politischen Ziele benutzt.

            Und das kann man nicht machen und wenn man es schon macht und derzeit eine derartige Ausgrenzung von Andersdenkenden stattfindet inklusive geheimdienstlicher Überwachung, dann hinterfragt man sich. Macht der Mann ja nicht, der will ja selbst heute noch, daß jemand wie ich ausgegrenzt wird und nicht politisch teilnehmen kann. Und was soll ich da bitte differenzieren? Ich bin die Gefahr von rechts von der der spricht. Selbst heute noch bin ich der Gegner. Und nein, ich bin kein Parteimitglied, aber ich höre sehr genau hin.

            In der Lebenswirklichkeit die Oskar Lafontaine schaffen will ist kein Platz für mich. Weder gestern noch heute und wenn man die Entwicklung nicht bald stoppt morgen erst recht nicht mehr.

            Rechts stehen ja nicht die echten Nazis, rechts ist alles, was nicht scharf links ist. Lafontaine kritisiert die Regierung, schön ud gut, der alte Spruch “der Feind meines Feindes” der stimmt aber nicht unbedingt. Die Erfahrung durften Briten und Amerikaner schon unmittelbar nach dem Krieg machen und zumindest Churchill war in der Lage zuzugeben, daß man sich womöglich geirrt hatte und Feuer mit noch stärkerem Feuer bekämpft hatte.

            Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, auch weil ich Sie sehr schätze, aber liegt die unterschiedliche Bewertung der Person Lafontaine auch daran, daß ich mehr mit meiner linken Vergangenheit gebrochen habe und heute für mich erkenne, ich hatte Unrecht. Und ich habe im Leben wirklich eine Menge Entscheidungen getroffen, die mein heutiges Ich niemals treffen würde.

            Nehmen Sie es mir nicht krumm, diesmal kommen wir nicht zusammen, alles Gute und bis bald wieder
            Michael

    2. @majestyk
      Mit Interesse las ich bisher ihre Kommentare obwohl ihr jeweilig gezogenes Fazit teilweise absurt war. Ab diesem Speech kann ich ihre Auslassungen leider nicht mehr ernst nehmen.

      1. @ Wölfchen:

        Oben führe ich 9 Punkte an. Nennen Sie mir einen bei dem ich falsch liege.

        Ansonsten vermute ich, daß ich einfach nur einen linken Säuligenheiligen demontiere.
        Das war aber auch meine Absicht. Sollten Sie Kernenergie ablehnen, Migration befürworten, Rechte als Dämonen betrachten und sowas wie die Grünen oder die SED als normale Parteien, dann fürfte klar sein, ich schreibe nicht für Sie und nicht in Ihrem Interesse. So soll es aber auch sein, ich schreibe ja für mich, meine Wahrnehmung und meinesgleichen und mein Ziel ist es nicht, von Linken positiv wahrgenommen zu werden. Wäre es so, daß ich aus linker Perspektive sympathisch wirke, dann würde ich etwas falsch machen.

        1. Dann sind sie doch so aufrichtig und sagen offen, dass sie das AfD-Programm herunter gebetet haben, das die sog. “kleinen Leute” mit Hilfe diverser Teppichverkäufer hinter die Fichte führen wird, sollten sie an die ganz große Macht kommen. Das “Ich war mal links, jetzt habe ich bereut und bin ich rechts”-Gesummse ist eigentlich nur peinlich.

          1. @ AeaP:

            Ich war schon nicht mehr links, da dachte noch niemand an eine AfD.

            Sagen Sie lieber offen, daß Sie zu viel Marx gelesen haben, zu faul sind selbstständig zu denken, zu dumm sind Zustände eigenständig zu hinterfragen und von Ihrer Gesinnung her zu hinterhältig sind um zu akzeptieren, daß andere Menschen zu anderen Ergebnissen kommen als Sie.

            Mit anderen Worten Sie sind links, also noch nicht intelligent genug um rechts zu sein. Sie könnten ja versuchen zu lernen, aber wenn man glaubt etwas zu sein und Evangelien herunterbetet die andere mal geschrieben haben, dann ist man dazu nicht fähig.

            Peinlich ist es als erwachsener Mensch Idole zu haben die man meint verteidigen zu müssen und völlig ohne Argument ein Gegenüber nur mit emotionaler Abwertung packen zu wollen. Hier ist keiner der widerlegen kann was ich geschrieben habe. Es ist nicht zu widerlegen, genau diese Postionen hat Eure Lichtgestalt vertreten und wenn Ihr Ihn verteidigt, dann verteidigt Ihr im Grunde Euch selber. Denn Eure Kinder sind die Grünen und Deutschlands wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Untergang, das seid Ihr. Der deutsche Alltag und die deutsche Zukunft ist Euer Werk in der einen oder anderen Form und sei es nur dadurch, daß Ihr alle die Ausgrenzung der Mahner duldend unterstützt habt.

            Geschichte wiederholt sich, wenn auch in Varianten. Man war als Ire für oder wider die britische Besatzung, man war als Franzose für oder wider den König und man war in den Kolonien für oder wider die Unabhängigkeit, man war auch für oder wider die SED. Und man ist nun für oder wider den Untergang Deutschlands. Also ist man entweder für oder wider die Ausgrenzung der AfD und von einer Type wie mir. So einfach ist das. Und ob Sie das nun in den Kopf bekommen oder nicht, es gibt außerhalb der AfD keine relevante politische Opposition, das ist unser Sinn Féin oder zumindest die Chance auf eine Partei für deutsche Interessen. Wer ein freies und demokratisches Deutschland will, der wählt AfD oder kann jammern bis er schwarz wird. Um etwas gestalten zu können muß man ja erst einmal die Freiheit haben, eigenverantwortlich zu gestalten, mit den Kolonialverwaltern ist das nicht möglich. Und selbst wenn die AfD niemals in die Nähe der Macht kommt, kann sie jene immer die Macht ausüben immer mehr dazu zwingen diese absurder zu mißbrauchen und immer mehr zu lügen.

            Um das zu verstehen muß man aber erstmal wissen was die Lügen sind, dann hat man aber auch begriffen, daß Migration, Klima, Gender oder Pandemie nichts anderes als Waffen sind und dann ist man schon rechts. Dann ist der wichtigste Schritt getan.

            Und einen Satz wie Migration und Klima sind Waffen, den bekommen Sie nicht hin. Der Oskar in der Form auch nicht und damit schließt sich der Kreis.

            1. Mayestic Sie schreiben:
              “Geschichte wiederholt sich, wenn auch in Varianten. Man war als Ire für oder wider die britische Besatzung, man war als Franzose für oder wider den König und man war in den Kolonien für oder wider die Unabhängigkeit, man war auch für oder wider die SED. Und man ist nun für oder wider den Untergang Deutschlands. Also ist man entweder für oder wider die Ausgrenzung der AfD und von einer Type wie mir. So einfach ist das. ”

              Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Diese Entweder-Oder-Geschichten sind meiner Ansicht nach überhaupt das größte Problem bei der Bewältigung von Konflikten, denn meistens (aber nicht immer) stellen sich beide Positionen später als falsch heraus, als zu extrem.
              Im Ergebnis führt das dazu, dass die daraus entstehenden Änderungen die Sache oft nicht wirklich besser machen, manchmal sogar deutlich verschlimmern.

              Leider sind wir Menschen aber (in der aktuellen Konfiguration) so gebaut uns immer dezidiert auf eine Seite schlagen zu müssen, wenn solche “scheinbaren” Entweder-Oder-Geschichten auftauchen.
              Das hat zum Einen wohl mit Stammesinstinkten so tun: Lieber mit vielen auf einer der beiden Seiten stehen, als dazwischen mit wenigen von allen zerrieben zu werden – Und zum Anderen hat es meiner Ansicht nach mit unterdrückten Aggressionen, resultiernd aus vermehrten Frustrationen, zu tun.
              Wenn der Ärger zu lange keinen klaren und guten Weg nach außen findet (dafür kann es alle möglichen Gründe geben), führt das am Ende dazu, dass die menschliche Psyche auf Teufel komm heraus so lange Druck ausübt, bis der Mensch dann auf irgendetwas losgehen muss, egal auf welches Ziel und auch egal ob das ‘Entweder’ Mist ist und das ‘Oder’ auch. Hauptsache man wird seine Aggressionen los und kann irgendwo draufhauen, auf die Entweder- oder auf die Oder-Fraktion, scheißegal.

              Und manche verantwortungslose Menschen, die um diese Dinge wissen, nutzen diese Verfasstheit der Menschen dann auf die ein oder andere üble Art aus, indem die jeweils andere Seite dämonisert wird.

              Sie beklagen sich, dass die AFD und somit auch Sie ausgegrenzt und dämonisiert werden. Die AFD und Sie selber tun Ähnliches aber auch mit dem was Sie für Links halten und allem was damit zusammenhängt.

              Das ist der schleichende Irrsinn, der hinter der Spaltung der Gesellschaft steckt. Irgendwann frisst die Rachsucht jede Vernuft und geistige Klarheit. Jedes Maß und jede Besonnenheit, jedes differenzierte Denken.
              Und dann eskaliert der Konflikt auf üble Weise, solange bis alle vom Schlachten genug haben und sich ganz betroffen umschauen, was sie denn da Furchtbares angerichtet haben. Aber dann ist es zu spät.
              Man kann nur noch die Leichen aufsammeln und beginnen alles wieder neu aufzubauen. Immerhin ist man jetzt aber nicht mehr wütend – bis zum nächsten Mal.

              1. @ Two Moon:

                Nein, einfach ist es nicht, das habe ich auch nicht behauptet.
                Im Kern ist aber hierzulande die Demokratie in ernsthafter Gefahr. Jetzt kann man darüber streiten, ob zur Demokratie nicht auch immer ein Stück weit Illusion gehört, aber faktisch kenne ich nichts Besseres als demokratische Strukturen. Und genau die müssen derzeit mehr verteidigt werden als nur wirtschaftliche Interessen.

                Das sieht man, siehe auch Bargeld oder Mobilitätswegnahme oder man sieht die Gefahr eben nicht. Und wenn man wie ich sieht, daß Demokratie UND Rechtsstaat fast verloren sind und immer mehr zur reinen Fassade herabgewürdigt werden, dann bedarf es entweder Widerstand oder man macht zumindest passiv mit. Widerstand kommt aber zunächst von widerstehen, also nicht mitmachen, in meinem Fall mit handfesten wirtschaftlichen Konsequenzen.

                Irgendwo habe ich mal gelesen, Quelle müßte ich suchen, daß 1776 gerade mal 3 Prozent der Kolonisten sich aktiv gegen den König und das Mutterland gestellt haben. Irgendwann muß man dazu dann Farbe bekennen. Es ist eigentlich egal ob ich wirklich rechts bin. Ich bin rechts, weil man rechts ausgrenzt und damit endlich das rechte Bein und das rechte Auge wieder so normal wird wie das linke Bein und das linke Auge. Man braucht nämlich beide um richtig gehen und sehen zu können. Deswegen verstecke ich auch meinen Namen nicht mehr.

                Getragen wird die Ausgrenzung von den Linken und den derzeitigen Kulturkampf hat links begonnen, nicht rechts. Ob Sie das nun zugeben wollen oder nicht. Das rechte Spektrum entfernt man aus Behörden etc. In den Medien verdrängt man die Konservativen und da können Anderslinke den Staat sozial oder wegen Rußland kritisieren soviel sie wollen, die linken Querköpfe machen bei der Ausgrenzung von rechts dennoch mit, siehe auch der Oskar.

                Gerade Sie halte ich ja wirklich nicht für dumm, sondern für ziemlich intelligent. Verteilungskämpfe kann man sich leisten wenn man die Beute hat. Erst muß einem aber mal wieder das Land gehören ehe man überlegen kann wie man es gestaltet. Und damit einem dieses Land gehört, muß es jenen Kolonialverwaltern und Globalistenjüngern entrissen werden.

                Ich hätte ja noch nicht mal etwas gegen eine Querfront mit Linkspatrioten, wenn man das Gefühl hätte man kann sich auf die zumindest für die Zeit des Widerstands verlassen. Aber selbst jetzt schießen linke Renegaten lieber gegen rechts und konservativ als gegen jene die den Staat kontrollieren.

                Niemand bezweifelt, daß die Regierung keine soziale Politik macht, es sind aber von ihrer Prägung her Linke und die Methoden und das Gedankengut kommen von links. Es ist nur eben vielleicht eine andere Fraktion.

                Ich bin geschichtlich nicht gerade ungebildet, ich weiß wie innerhalb der französischen Résistance die Kommunisten auch gerne mal gegen die Nationalpatrioten schossen, die ohnehin in der Minderheit waren. Von Massakern an unschuldigen Deutschen will ich nicht mal anfangen, war halt Krieg und Haß.

                Mit Leuten die einen Nazi nennen, wenn Ihnen sonst nichts einfällt gibt es keine Kooperation. Jetzt bin ich nur eine Einzelperson, auf den Demos lief es aber ähnlich. Bei einer Querfront läuft aber jeder mit seiner Fahne auf. Wenn aber die blaue Fahne angespuckt wird und die Blauen ihre Fahne zu Hause lassen sollen, dann ist das keine Querfront, sondern die Aufforderung sich bei links einzusortieren. Genau das macht Wagenknecht, bei Ihrem (Noch) Ehemann ist es ähnlich. Und der ist zudem auch noch unbelehrbar und frei von jeder Einsicht bezüglich eigene Fehler.

                Im übrigen ist der Konflikt schon längst eskaliert. Leichen inklusive. Diese sind nur noch nicht so zahreich hierzulande, aber das läuft. Und Sie werden vielleicht keinen Grund haben manche Nachrichten allzu ernst zu nehmen, ich registriere Dinge wie die Androhung von Paßentziu aber mit ganz anderen Augen. Ihren Paß will man ja nicht einziehen, meinen schon. Meine Existenz ist schon lange bedroht und die von vielen Leuten die nun die AfD unterstützen ebenfalls. Klar sind wir Zeitgeistverlierer, aber seit wann sollen die Verlierer auch noch applaudieren und auf jede Gegenwehr verzichten?

                Der Hauptunterschied zwischen uns ist glaube ich noch nicht mal der nationale Aspekt, ich wäre ja mit einem Paß eines demokratischen Kerneuropa ebenfalls zufrieden. Von mir aus kann man auch mit Benelux, Österreich oder ggf. Frankreich einen echten Bundesstaat bilden. Wir unterscheiden uns glaube ich in der Wahrnehmung der Bedrohung und die ist für mich schon sehr lange, sehr existentiell. Aus meiner Perspektive hat mein eigener Staat mir den Krieg erklärt. (Noch) kein Krieg mit Waffen, aber mit Enteignung, Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt und Entrechtung.

                Sie alle haben doch Verständnis für die Russen in der Ostukraine. Wo bitteschön macht es der jetzige Staat mit meinesgleichen anders? Wer eine nationale, wer auch nur eine konservative Gesinnung vertritt fliegt raus.

                Klar kann man seine Meinung frei äußern, man sollte dann hinterher nur keinen Wunsch mehr nach Karriere, ökonomischen Marktchancen oder sozialer Teilhabe haben. Kreditrahmen keiner,
                Bewerbung für geförderte Wohnungen? Chancenlos,
                Bewerbungen für staatliche oder halbstaatliche Stellen? – Keine Chance.
                Berufliche Förderung und Beförderung? Lachhaft.
                Teilhabe in Vereinen? – Je nach Wohnort nicht möglich.
                Kinder sollte man auch besser keine haben, die sind dann in den Schulen nämlich auch nicht mehr willkommen.

                Kennen Sie das?

                Nö, Sie sind aber auch nicht rechts. Sie kritisiseren vielleicht auch was, Sie werden aber nicht ausgegrenzt und müssen Angst haben, daß die Bank Ihnen das Konto sperrt, der Job gekündigt wird, daß Sie Kunden verlieren, der Vermieter Sie raussetzt, von Lappalien wie Androhungen von Prügelandrohungen oder platt gestochene Reifen ganz zu schweigen. Davon liest man in der Presse natürlich nicht viel, auch nicht in alternativen linken Medien und dagegen stehen auch Oskar und Sara nicht auf, das sind nämlich auch keine Voltaires.

                Gruß von einem Rheinländer zu einem anderen!

                1. Majestyk, Sie schreiben: “Nein, einfach ist es nicht, das habe ich auch nicht behauptet.”

                  Doch haben Sie: “…Also ist man entweder für oder wider die Ausgrenzung der AfD und von einer Type wie mir. So einfach ist das. “

                  Ja, so einfach legen Sie sich das zurecht. Ich kann das so nicht.
                  Und Sie mögen es auch anscheinend sich in die Nesseln zu setzen, sonst würden Sie hier nicht so ausführlich und offensiv in gerade diesem Forum agieren.
                  Und die Behinderungen in ihrem Leben, die Sie erdulden mussten, haben Sie wahrscheinlich der gleichen Vorliebe zu verdanken.

                  Aber eins ist doch klar: In einer Gesellschaft, die schon in der Entweder/Oder-Spaltung ist, wird die zur Zeit mächtigere und größere Fraktion natürlich einiges versuchen um auf die schwächere Fraktion draufzuhauen und sie weiter zu schwächen. Und da werden dann auch irgendwann keine Gefangenen mehr gemacht. Wenn man sich dem aussetzt, muss man auch mit den Konsequenzen rechnen.

                  Und ich mache mir keine Illusionen darüber, dass eine AFD-Fraktion oder eine rechte Regierung es nicht mindestens so schlimm treiben würde, käme sie an die Macht, denn dann käme ja noch die Rachsucht dazu.

                  Also das stehe ich nun, sehe was die Scheinlinken an den Machtpostionen in der Gesellschaft so anstellen und schaue mir die AFD, ihr Auftreten und ihre Reden an – und dann weiß ich, dass es mein Wille und sogar meine Pflicht ist mich beiden Seiten zu verweigern, weil ich sonst meine Überzeugungen verraten würde. Denn beide Seiten steuern aus meiner Sicht in eine zerstörerische Richtung.

                  Selbst wenn es so ist, dass in Deutschland mehr und mehr Freiheiten verloren gehen oder das gesellschaftliche Klima restriktiver wird – da hilft es auch nichts wenn ich mit dem Kopf gegen die Wand renne. Sondern ich tue das, was in meinem Umfeld möglich ist, ohne mich dabei selber zu verletzen.
                  Und ich versuche, wo möglich, auch für Ausgleich zwischen den Fraktionen zu sorgen, da es höchst wichtig ist, dass man in einer Gesellschaft irgendwie miteinander klar kommt.

                  Dabei ist mir persönlich meine wirtschaftliche Situation auch nicht so wichtig. Ich habe auch aufgrund meiner Überzeugungen auf Einiges an Einkommen verzichtet, aber nicht wegen politischer Dinge. Macht mir aber nichts aus, da mich materialler Wohlstand eh nie interessiert hat, für mich selbst.

                  Ich für mich käme sogar sehr gut klar in einer libertären Gesellschaft, da ich instinktiv nach Autarkie strebe und nie nach dem Staat frage.
                  Allerdings weiß ich, dass das nur meine persönliche Vorliebe und mein persönliches Talent ist. Von Anderen kann und sollte ich das nicht verlangen. Und deshalb lebe ich lieber in einem Staat, der “sozialer” ausgerichtet ist, auch wenn ich das selbst nicht brauche. Aber das allgemeine Klima im Land und das Miteinander ist dann besser, nach meiner Überzeugung.

                  1. @ Two Moon:

                    Mag anders gemeint sein, klingt aber nach der Passivität die Niemöller beschrieben hat und ziemlich viel nach “Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!”

                    Und Ihre Sicht auf die AfD ist die Wiederholung von Hörensagen aus dem Rundfunk. Ich weiß aber auch nicht was ein angeblich sozial eingestellter Mensch am jetzigen Zustand und der Entwicklung der letzten 30 Jahre als sozial empfinden kann. Machen wir einfach weiter so und warten ab, ob der Herr uns Manna schenkt, das ist Ihre Logik. Der Herr liebt aber jene, die sich selbst helfen, wenn diese es können. Der unterstützt keine Fatalisten und “die Hände in den Schoß Leger”. “Sie säen nicht, sie ernten nicht…” gilt für die Vögel am Himmel. Der Mensch muß sein Feld bestellen, muß sein Haus erbauen und muß sich erheben, wenn er Unrecht sieht und nicht einfach in eine andere Richtung schauen und Rasen mähen.

                    Nein, ich werde zwar vermutlich scheitern, aber zumindest aufrecht und mit erhobenem Haupt. Und wir werden uns nicht einig.

                    1. Ich bin nicht passiv. Ich lasse mich nur nicht dazu zwingen mich zwischen zwei schlechten Optionen entscheiden zu müssen.
                      Ich lasse mich nicht dazu zwingen beim Zerstörungswerk mitzumachen.

                      Meine Sicht auf die AFD habe ich durch das Lesen und Anhören von Reden der AFDler und vor allem von der Art _wie_ sie reden.

                      In der Tat, der jetzige Zustand und die Entwicklung in den letzten 30 Jahren hat auf der sozialen Ebene einen dramatischen Abstieg erfahren.
                      So schnell und so einfach lässt sich das aber nicht ändern.

                      Ich warte nicht nur ab, ich tue was ich für möglich halte und glaube zu wissen was (noch) nicht möglich ist. Und ja, teilweise ist da auch abwarten nötig, so quälend das manchmal sein mag.
                      Aber die Situation halte ich für extrem verfahren und die Ursache der Probleme liegt aus meiner Sicht noch viel tiefer, als da wo die meisten Menschen sie vermuten.

                      Ich bin kein Fan der Bibel. Aber ich sähe und ernte eine ganze Menge und das nicht nur im übertragenen Sinne 🙂
                      Eine höchst befriedigende Tätigkeit.
                      Aber abgesehen davon finde ich dieses Bild unpassend. Ackerbauern, wie die Bibel sie hier promoten will, sind Jäger und Sammlervölker sicher nicht immer und unbedingt vorzuziehen. Aber das nur nebenbei.

                      Und was Unrecht angeht, was aktuell alles dazu zählt oder wo es da gerade wirklich Handlung nötig hat, da haben wir sicher auch sehr unterschiedliche Meinungen.
                      Ja wir werden und nicht einig, wäre ja auch ein kleines Wunder.
                      Nun ja, aber wir reden zumindest.

    3. Mir fehlen die Quellen. Wenn ich z. B. bei Ihnen “industriefeindliche Stimmungsmache” lese und das abgleiche mit Lafontaines Warnungen vor der Finanzialisierung der westlichen Volkswirtschaften, der Fehlleitung des Kapitals in die Spekulation und den Finanzsektor zu Lasten der industriellen und technologischen Entwicklung, dann sind Sie völlig auf einem falschen Dampfer.
      Ansonsten fehlt mir in Ihrer Aufzählung der Vorwurf des “Anti-Amerikanismus” (Lafontaines letztes Buch: “Ami, it`s time to go”). Aber wahrscheinlich haben Sie den ganz bewusst weggelassen. Er würde schnell deutlich machen, aus welcher Ecke Ihre Kritik kommt.

      1. @ Goerlitzer:

        Also ich war vor kurzem ein paar Tage in Görlitz und habe dort wunderbare Gespräche geführt mit Leuten die auf meiner Wellenlinie lagen, Sie waren nicht darunter.

        Es gibt vieles zu kritisieren an Abhängigkeit von den USA, wobei im Einzelnen ja noch zu klären wäre, was gerade nun die Amerikaner verantworten und was die Europäer. Aber Anti-Amerikanismus war noch nie was anderes als Schuldzuweisung um von eigenem Fehlverhalten abzulenken.

        Wenn Sie mich aber konkret fragen, am liebsten wäre mir ein sehr unabhängiges Deutschland, gerne eingebunden in ein Europa der Vaterländer. Wenn ich aber nur die Wahl habe zwischen einem Hegemon USA oder einer westlichen Einbindung und auf der anderen Seite dem Hegemon Rußland/China, dann weiß ich wen ich wähle.

        Ich gebe Ihnen aber mal einen Tip, die Leine einem anderen zu geben und sich ein neues Herrchen zu wünschen macht einen nicht frei. Und ich als Westdeutscher kann sagen, die Leine war sehr, sehr lang bevor die DDR dazu kam. Und für einfache Menschen wie mich mit meiner Herkunft gab es niemals zuvor ein freiere Entfaltung und die Möglichkeit zu prosperieren als in Old West-Germany, welches am 3. Oktober 1990 genauso aufgehört hat zu existieren wie die DDR. Begreift nur keiner.

        Das Problem ist ja auch, daß die Westdeutschen zwar gerne konsumieren und Wohlstand genießen, aber kaum ein Westdeutscher ist so wie ich und hat auch etwas vom Wunsch nach Unabhängigkeit vom Staat, nach individueller Freiheit. Und mir ist schon klar, daß ich nicht nur kritisiert werde, weil ich für deutsche Souveränität eintrete, sondern auch für einen schwachen Staat und einen starken, selbstbestimmten Bürger. Und das geht mit einem Marxisten wie Lafontaine nicht, mit jemand wie Ihnen auch nicht. Denn ich kann zwar genau sagen, was mir an Amerika gefällt und was nicht, davon gibt es auch eine Menge. Sie würden sich aber nie von marxistischen Denken distanzieren, der Oskar auch nicht und genau das haben Sie beide gemeinsam und genau das trennt uns.

        Ich lehne jede Herrschaft ab, wo nur Einer oder wenige über viele herrschen. Ich lehne aber auch jede Herrschaft ab, wo viele über den Einen herrschen. Auch die Diktatur des Proletariats oder die Diktatur der angeblichen Mehrheit ist nichts anderes als Diktatur und das genaue Gegenteil von Demokratie.

        Und mir ist klar, daß genau diese Zeilen hier so gut wie keiner verstehen WILL. Darum geht es ja, Ihr alle versteht mich schon, nur verschleiert Ihr alle hinter Eurem Haß auf alles westliche worum es Euch wirklich geht. Ihr haßt die Demokratie und wollt die Herrschaft Eurer Gesinnung zurück. Ein echter Demokrat würde nämlich niemals die SED wählen, Ihr nicht beitreten, Sie nicht verharmlosen und echte Demokraten erkennen Lafontaine als das was er hinter der sozialdemokratischen Fassade schon immer war, ein Marxist und Antidemokrat, ein Täuscher, Blender und Rattenfänger.

  7. Nostalgie währt lange, ohne die Realitäten der Matrix abzugleichen!
    Früher konkurierten Staaten, heute Regionen und ihre Ressourcen.
    M.M.n. ist das konservative rechte und das linke soziale Konstrukt im Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen.
    Entweder wir erkennen diesen Planeten an, als ein Garten Eden oder wir vernichten ihn mit unserer nicht intelligenten Geist. Alle Wege zur Vernichtung sind geebnet.
    Ich frage mich oft, warum ist das Tierreich so konsequent in seiner Verfolgung sich nicht weiter zu entwickeln? Während der ‘denkenende Mensch’ alles ruiniert…

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