Die NachDenkSeiten werden 20 Jahre alt – und haben es immer wieder mit Diffamierungskampagnen zu tun.
Roberto De Lapuente hat sich mit Jens Berger unterhalten.
De Lapuente: 20 Jahre sind die NachDenkSeiten, seid ihr jetzt alt. Pünktlich zum Jubiläum hat sich Markus Linden in der »Zeit« zu Wort gemeldet und das Projekt »Wagenknechts Schreibbrigade« genannt. Mit Angriffen lebt Ihr seid langem. Haben sie zuletzt zugenommen?
Berger: Das ist schon interessant. Wenn man sich einmal anschaut, wer uns mit welchen Worten vor zehn Jahren zum 10. Geburtstag gratuliert hat, könnte man glatt meinen, die Welt habe sich in dieser Zeit um 180 Grad gedreht. Kleiner Tipp: Es waren unter anderem Sigmar Gabriel, Jürgen Trittin, Stephan Hebel und zahlreiche weitere Journalisten aus dem – wie man es heute nennen würde – »linksliberalen« Umfeld. Unser Herausgeber Albrecht Müller und ich waren damals auch noch gerngesehene Gäste auf dem Podium und vor den Mikros bei den Öffentlich-Rechtlichen. Vor rund acht Jahren hat sich dies dann plötzlich geändert.
»Wir haben uns schon seit Gründung für Abrüstung und Frieden eingesetzt«
De Lapuente: Kannst du nachvollziehen warum?
Berger: Ich vermute der Hauptgrund waren die damaligen Entwicklungen in der Ukraine, zu denen wir klar und kritisch Stellung genommen haben, während die, die uns kurz zuvor noch lobten, ja nun mehr und mehr auf NATO-Linie einschwenkten und eine aggressive Außen- und Sicherheitspolitik vertraten. Es heißt dann immer, die NachDenkSeiten hätten sich geändert; ja, wir seien »früher besser« gewesen. Doch das ist Unsinn und das kann jeder gerne überprüfen, da unser komplettes Artikelarchiv ja online ist. Selbstverständlich haben wir uns schon seit Gründung der NachDenkSeiten für Abrüstung, Frieden und eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland eingesetzt. Alles andere wäre ja auch absurd, wenn man bedenkt, dass dies seit mehr als 50 Jahren eine der politischen Kernforderungen unseres Herausgebers Albrecht Müller ist, der ja damals aktiv an der »Neuen Ostpolitik« der SPD mitgearbeitet hat.
De Lapuente: Linden unterstellt euch Nähe zu Sahra Wagenknecht – eigentlich erklärt er ja, ihr seid ihre Schreiberlinge. Wie kommt er denn darauf?
Berger: Was damals in linken und sozialdemokratischen Kreisen noch nahezu Konsens war, ist heute offenbar »Putin-Propaganda«, wenn man Markus Linden und anderen »Kritikern« Glauben schenken will. Und da Sahra Wagenknecht, als eine der wenigen aktiven namhaften Politiker, diese neuen Narrative ebenfalls nicht übernimmt, wird eine Nähe zu ihr konstruiert. Wenn man mal die negativen und teils ehrabschneidenden Konnotationen herauslässt, liegen die inhaltlichen Überschneidungen jedoch auf der Hand. Ich persönlich empfinde es keinesfalls als Beleidigung, wenn man den NachDenkSeiten hier eine politische Nähe unterstellt. Und da Linden ja politisch eher bei den neuen Grünen zu verorten ist, die die exakt gegenteilige Position bei der Außen- und Sicherheitspolitik vertreten, ist es sogar verständlich, dass er uns nicht mag. Dass er dabei jedoch Fakten verdreht und verbal Gift und Galle spukt, zeugt nicht gerade von Anstand und Moral. Aber ja, wir wissen ja von wem es kommt.
»Sämtliche von der Regierungslinie abweichenden Medien sind verschwunden«
De Lapuente: Oft stellt man die NachDenkSeiten in eine postfaktische und verschwörungstheoretische Ecke. Die, die das tun, nennen selten Fakten, sondern bieten gefühlige »Analysen« an. Warum greift man Euch an, lieber Jens?
Berger: Das ist einfach zu beantworten. Wir sind ein Stachel im Fleisch des angestrebten Meinungsmonopols. Wie von Geisterhand sind in den klassischen Medien ja sämtliche von der Regierungslinie abweichenden Positionen bei den Kernthemen unserer Zeit verschwunden. In den letzten Jahren hat dies geradezu groteske Maßstäbe angenommen. Ich erinnere an die in den großen Medien nicht vorhandene offene Debatte über die Coronapolitik, über den Ukrainekrieg und aktuell über die Gewalt in Nahost. Und anscheinend haben wir die nötige Reichweite und Wirkmächtigkeit, um bekämpft zu werden. Dann haftet man unseren Argumentationen das Label »postfaktisch« an, was ja für sich genommen recht humorvoll ist.
De Lapuente: Weil es geradezu andersherum ist?
Berger: Ja, genau! Nehmen wir als ein Beispiel unter vielen die de facto nicht vorhandene Schutzwirkung der Coronaimpfstoffe für die Ansteckung Dritter. Dies war der Grundpfeiler nicht nur der gesamten Impfkampagne, sondern auch der Lockdowns und der G-Regeln. Wer argumentiert hier postfaktisch? Wir, die wir uns auf die Zulassungsstudien und die offiziellen Aussagen der EMA berufen? Also auf Fakten. Oder die, die heute noch die Coronapolitik bar jeder faktischen Erkenntnisse rechtfertigen? Und dies ließe sich mühelos für unzählige Sachfragen wiederholen, aber das würde hier den Rahmen sprengen.
»Die Welt um uns herum hat sich in schwindelerregender Geschwindigkeit geändert«
De Lapuente: Begonnen hat alles im November 2003 – als Widerstand gegen die Agenda 2010. Damals schien der »Feind« recht leicht auszumachen. Hat sich die Aufarbeitung des tagespolitischen Geschehen seither nicht massiv verkompliziert?
Berger: Auf jeden Fall. Damals hatte man ja sogar noch eine recht übersichtliche Trennung zwischen »links« und »rechts«, aber vielleicht war das ja auch der Beginn der Erosion dieser Übersichtlichkeit. Eine ehemals sozialdemokratische Partei exekutierte eine Politik, die mit Sozialdemokratie so gar nichts mehr zu tun hat. Ein wenig früher waren es ja die ehemals aus der Friedensbewegung stammenden Grünen, die mit ihrem »Ja« zum Kosovo-Krieg die Weichen für den ersten Angriffskrieg Deutschlands nach 1945 gestellt haben. Wie es weiterging, wissen wir heute ja.
De Lapuente: Ja, es ist erstaunlich, dass es Menschen gab, die die heutige grüne Kriegsbegeisterung überraschte. Damals zeichnete sich schon deutlich ab, wie Nahe sich deutsche Grüne und amerikanische Neocons wirklich sind …
Berger: Und bei den großen Medien hatten wir ja eine analoge Entwicklung. Der ehemals im eigentlichen Sinne linksliberale SPIEGEL ist heute ein Sprachrohr der Anhänger von Cancel Culture und einer aggressiven Außenpolitik. Die ehemals linksalternative taz ist heute das Leitmedium für die Anhänger der olivgrünen Partei. Übersichtlich ist da gar nichts mehr und mit wenigen Ausnahmen aus dem konservativen Lager, singen alle mit im Chor der sich selbst Gleichgeschalteten. Von Kritikern heißt es, die NachDenkSeiten hätten sich geändert. Nein, die Welt um uns herum hat sich in schwindelerregender Geschwindigkeit geändert und wir sind offenbar einer der wenigen Felsen in der Brandung.
»Sind wir hier in Deutschland oder Nordkorea?«
De Lapuente: Das Zentrum für Liberale Moderne (LibMod) hat vor einem Jahr eine Gegneranalyse in Auftrag gegeben. Bei eben jenem Markus Linden. Er »beleuchtete« die NachDenkSeiten und attestierte euch Verschwörungstheorien zu betreiben. LibMod wird auch vom Staat, vom Bundesfamilienministerium genauer gesagt, finanziert – wie fühlt sich das an, für die eigene Diffamierung als Steuerzahler aufkommen zu müssen?
Berger: Das ist schon ziemlich grotesk. Aber nicht nur das. Ich frage mich, in welchem Zustand unsere Demokratie ist, wenn die Regierung nun schon Lohnschreiber dafür anheuert, ihre Kritiker zu diffamieren? LibMod wurde von den beiden miteinander verheirateten Grünenpolitikern Ralf Fücks und Marieluise Beck gegründet – zwei olivbraune Denkhaubitzen und »Russenfresser« wie aus dem Bilderbuch, die sich gern als weltoffen, liberal und modern bezeichnen und dem fruchtbaren Schoß ebenjener politischen Linken entstammen, die sie heute mit schon fast religiösem Eifer bekämpfen. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin sehr für Meinungspluralität und auch solche Meinungen, denen ich nun wahrlich nicht viel abgewinnen kann, müssen ihren Platz in einer lebhaften Demokratie haben. Dass dieses Projekt, das sich ja hauptsächlich auf die Diffamierung von Kritikern der neuen grünen Kriegspolitik konzentriert hat, zu großen Teilen von einem grünen Bundesministerium mit Steuergeldern finanziert wird, kann doch eigentlich nur ein Treppenwitz der Geschichte sein. Sind wir hier in Deutschland oder Nordkorea?
»Vielleicht heilt sich unsere Demokratie ja selbst«
De Lapuente: Den Platz in der Bundespressekonferenz musstet ihr euch auch wieder zurückkämpfen. Wie sieht ihr die Zukunft? Befürchtet ihr, dass sich die Maßnahmen und Diffamierungen gegen euch noch verschärfen werden?
Berger: Ich vermute, dass diese Frage noch nicht entschieden ist. Es macht wenig Sinn, dies auf das im Vergleich doch eher kleine Portal NachDenkSeiten zu begrenzen. Hier geht es um einen größeren Zusammenhang. Wir beobachten ja zurzeit eine Erosion der Meinungsführerschaft der gesamten Berliner Blase – sowohl was die Wählerzustimmung für die Ampelparteien, als auch was die Kampagnenfähigkeit der großen Medien angeht. Die offene Frage ist nun, wie diese Berliner Blase darauf reagieren wird. Wird sie ihren jetzigen Kurs, jede abweichende Position zu bekämpfen und zu diffamieren fortführen, steht wohl ein Kulturkampf vor uns, in dem ich dem immer autoritärer werdenden Staat so ziemlich alles zutraue. Das wäre nicht nur für die NachDenkSeiten, sondern für uns alle das wohl schlechteste Szenario.
De Lapuente: Nun haben wir das Gespräch mit einem so freudigen Thema begonnen – und nun endet es so traurig?
Berger: Ich leide ja bekanntlich an jenem nicht heilbaren Grundoptimismus, den man für diesen Job sicher auch braucht, will man daran nicht kaputtgehen. Daher möchte ich es keinesfalls ausschließen, dass unsere Demokratie sich selbst heilt und ihre Fähigkeit, offene Debatten zu führen, wiederentdeckt. Und da möchte ich zum Abschluss auch gleich den Bogen zum Anfang unseres Gespräches spannen. Im nächsten Jahr wird es ja einige spannende Wahlen geben. Ich prognostiziere mal, dass die Parteien, die sich selbst so gerne als »demokratisch« bezeichnen, in den östlichen Bundesländern noch nicht einmal in einem Bündnis, das von der CDU bis zur Linkspartei reicht, auf die nötige Mehrheit kommen. Dann muss man anfangen, mit Sahra Wagenknecht zu reden, will man die AfD nicht an der Regierung beteiligen. Und das ist es doch, was wir brauchen: Mehr Debatte, mehr Dialog. Wer sagt denn, dass das nicht der Anfang vom Ende der undemokratischen Zeit ist, deren Zeuge wir zurzeit sind?
Jens Berger ist Journalist und politischer Blogger der ersten Stunde und Chefredakteur der NachDenkSeiten. Er befasst sich mit und kommentiert sozial-, wirtschafts- und finanzpolitische Themen. Berger ist Autor mehrerer Sachbücher, etwa “Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?” (2020) und des Spiegel-Bestsellers “Wem gehört Deutschland?” (2014).
Danke! Sowohl für R. D. L als auch J. B. .Es gibt noch Journalismus in Deutschland.
So ist es! Der wahre Gegner demokratischer Meinungsvielfalt steht auf der anderen Seite. Und da Medien wie NDS, Overton u.a. keine interne, auch pekuniäre Selbstzensur pflegen, müssen sie extern unter Druck bis hin zur offenen Zensur gesetzt werden. Das Dumme ist nur, dass man im offiziellen Dtschld wohl wieder als Letzter merken wird, wenn sich der Wind dreht – mit allen daraus folgenden negativen Konsequenzen., so oder so. Das physikalische Trägheitsgesetz scheint MS-Medien und Politik weiter in die einmal eingeschlagene falsche Richtung zu treiben, obwohl woanders bereits auf die Bremse getreten wird, und niemand von denen will das ‘Gras wachsen hören’. Der daraus folgende Schaden könnte immens werden! Und dann wird man die Schuld wiedermal auf breite Schultern verteilen wollen, dem dann nur die unsere Ehre rettenden Alternativmedien entgegenstehen, weil sie auch die Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung aufzeigen.
Übrigens, noch scheinen die Foren der Online-MSM entweder deutlich zensiert zu werden oder tatsächlich den Grad der Indoktrination der verbliebenen Leserschaft anzuzeigen, vergleicht man das mit den Foren der Flaggschiffe des ÖR-RfTV…
Holzwege müssen bis zum Endsieg marschiert werden! Das ist alternativlos!
Die BRD ist auch nicht Nordkorea. Im bestesten aller Koreas braucht man nicht solche Figuren wie die Eheleute Fücks oder einen Linden oder eine Libmod. Der Große Marschall Kim Jong-Un verkündet einfach die Wahrheit.
Ich denke, hier hat Jens Berger zwecks Verdeutlichung des Sachverhalts bewusst rhetorisch zugespitzt.
Ist mir auch klar. Aber auf das besteste Korea lasse ich nichts kommen! Juche! 😉
Daß es aber immer totalitärere Züge hier hat stimmt aber natürlich. Auch wenn ich es eher so Ausdrücke, daß in DDR und drittem Reich bei Parteiaufmärschen viele Fahnen geschwenkt wurden, aber wenigstens hatte man damals gebügelte und gestärkte Hemden an und das Stiefelleder war gewichst und poliert. Wenn man sich das blauhaarige Volk heute anschaut, daß Regenbogenflaggen schwenkt und Diversität kreischt… Geschichte wiederholt sich wohl doch als Farce.
Und wo ist der Unterschied?
Ohne seinen Apparat wäre Kim Jung-Un sehr machtfrei…
Oder glaubst du der schnippst nur mit dem Finger?
Von mir auch:
Vielen Dank an die Nachdenkseiten für all die sehr guten und direkten Artikel über die ganzen Jahre!
Seiten wie Overton und Nachdenkseiten sind bei mir ganz oben und fester Bestandteil meiner täglichen Infobeschaffungsmaßnahmen. Natürlich noch einige mehr.
Seinem Kurs treu bleiben……ich denke diese kriegstreibenden Grünenwähler sind schon im Glaube für den Frieden zu sein. In ihrer Sichtweise sind die Hamas-Kämpfer einfach Terroristen. Und Terroristen genießen im Westen keine Menschenrechte, haben verdient zu sterben. Und wenn der Stempel “Terrorist” erst mal anheftet, ist man als grüner Neocon zufrieden, da man wegen dieser Person keine Beschuldigungen mehr befürchten muss. Im Westen ist es allgemein akzeptiert “Terroristen” zu foltern etc..
Ein guter Mensch zu sein allein reicht halt nicht: Sie verdrehen einigen von uns mit ihrer Propaganda den Kopf. Man braucht eine Medienkompetenz. “Die da oben” haben jetzt gemerkt, dass sie alles machen können. Das Volk folgt allen Bedrohungsszenarien, wenn die Propaganda stimmt. Daher kann man den Massen auch nicht trauen…..
Beste Grüße an das tausend Dank an das Nachdenkseiten-Team!
“Vielleicht heilt sich unsere Demokratie ja selbst”
sagt Jens Berger. Aber was versteht er darunter oder besser gesagt, was verstehen all jene darunter, die darauf hoffen. Er ist nicht der einzige im weiten Rund, besonders der Alternativen wie NDS und all den anderen. Wie, werter Jens Berger, soll das gehen? Den einzigen Selbstheilungsansatz, den ich in den vergangenen Jahrzehnten kennen gelernt hatte, war die Aussage von Augusto Pinochet, dem Faschisten von Chile. Er verschrieb der Demokratie das Blutbad als Heilkur: “Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden, damit sie fortbestehen kann”.
Wenn man die Geschichte Chiles danach anschaut, muss man leider sagen, dass Pinochet damit bisher leider richtiger gelegen hat als all jene, die nach alternaitven Therapien suchten. Denn nach der Ermordung der Führung der Arbeiterklasse konnte man Jahre später wieder Demokratie spielen. Die Spielverderber, die mit ihren sozialistischen Vorstellungen die Regeln des Spiels hatten ändern wollten, haben die rote Karte erhalten, die blutrote – im Stadien und den Folterkellern von Santiago de Chile. Nun, da diese Spielverderber vom Platz gestellt wurden, kann das Spiel wieder angepfiffen werden. Einige Spieler wurden ausgetauscht. Aber die Regeln sind wieder und immer noch dieselben – demokratische, d.h. kapitalistische.
Auch Deutschlands Demokratie hatte durch die Nazis eine Frischzellenkur erhalten. Mit der Demokratie der Weimarer Zeit war ja kein Blumentopf mehr zu gewinnen, auch wenn einige Altvordere immer noch von der guten alten Weimarer Zeit schwärmen. Nur können wir nicht jedesmal Millionen von Menschen umbringen, damit die Demokratie nicht mehr so abgetakelt daher kommt. Aus sich selbst heraus aber scheint sie es nicht zu schaffen. Aus sich selbst heraus scheint sie sich eher abzuschaffen – von innen heraus aufgrund der inneren Widersprüche des kapitalistischen Systems.
Trotzdem, trotz unserer unterschiedlichen Ansichten zu dem und anderen Themen gilt mein Dank und meine Anerkennung den NDS und ihren Machern. Weiter so! Lasst Euch nicht unterkriegen.
Nur ein Gedanken von mir für die nächsten 20 Jahre: Kritik an den Herrschenden ist schön und gut. Gute Artikel sind schön und gut. Aber allmählich wäre es nach meiner Sicht an der Zeit, zu versuchen, Widerstand und Protest zu organisieren. Die Mittel dazu habt Ihr mit Eurem Medium. Und Unterstützung würdet Ihr sicherlich auch bekommen, wenn Ihr Euch entschließen könntet, über das Schreiben allein hinaus zu gehen.
Ich weiß nicht, bei welchem Klassiker es steht: Der Worte sind genug gewechselt…!
Warten Sie ab. Ich denke, dass sich da mit der Wagenknecht-Partei Einiges tun wird.
Auch ich danke den NDS für ihre unermüdliche Arbeit. Alternativmedien wie Overton, NDS usw. sind unverzichtbar. Toitoitoi und alles Gute!
Moin Rüdiger
Falls Ihr erster Absatz dahingehend korrekt zusammen gefasst ist, das Sie Jens diesbezüglich für Naiv halten können Sie sich dies Attribut für Ihre beiden letzten Sätze selbst annehmen, oder bringen Sie bitte ein Beispiel dafür, wann in den letzten 40Jahren Demonstrationen irgendwas bewirkt haben.
Grüße
Von naiv reden hier niemand außer Ihnen. Mit solch moralisierenden Denkweisen kommt man nicht weiter. Das ist die Haltung von Hasenfüßen, die aus ihrer Hasenfüßigkeit höhere Einsichten machen wollen, anstatt zu überlegen, WIE kann man etwas erreichen oder umsetzen.
Ich kann Ihnen sogar drei Beispiele für erfolgreichen Protest bringen: Atomkraftwerk Whyl am Kaiserstuhl, Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, Schneller Brüter Kalkar. Sie alle wurden durch den Protest der Bevölkerung verhindert. Aber das waren natürlich Leute, die nicht von vorneherein sich selbst den Schneid abkauften, indem sie als die großen Profeten der Aussichstslosigkeit anderen den Mut nahmen.
Vermutlich aber werden Sie an diesen drei Beispielen auch wieder etwas auszusetzen haben, was Ihre Sicht der Aussichtslosigkeit bestärkt. Leuten wie Ihnen geht es nicht um erfolgreiche Interessenvertretung. Ihnen geht es darum, sich die eigene Hasenfüßigkeit nicht eingestehen zu müssen. Ich bin kein Freund von Heldentum, schon gar nicht von solchem, das nichts bringt. Aber wenigstens so viel Mut sollte man haben, zu überlegen, wie man die eigenen Interessen erfolgreich vertreten kann.
Moin Rüdiger
“Von naiv reden hier niemand außer Ihnen.”
Ja. Dies
“„Vielleicht heilt sich unsere Demokratie ja selbst“
sagt Jens Berger. Aber was versteht er darunter … Wie, werter Jens Berger, soll das gehen? Den einzigen Selbstheilungsansatz, den ich in den vergangenen Jahrzehnten kennen gelernt hatte, …”
weckte den Eindruck, Sie hielten Jens für naiv, was explizit als vermutete Zusammenfassung gezeichnet war. 🙄
Es ist sicher schön, in Jugenderinnerungen zu schwelgen.
Dabei gerät auch mal der historische Blick durcheinander.
Der Protest gegen das AKW Whyl am Kaiserstuhl, der Beginn der Anti-AKW-Bewegung.
Diese unterlagen zwar vor Gericht und das AKW hätte gebaut werden können, Filbinger sei’s gedankt, aber das über die 1970’er Jahre eine Akkumulation industrieller Produktion stattfand, die durch den ‘Ölpreisschok’ geplanten 2x1200MW elektrischer Leistung von Anfang an unwirtschaftlich im Sinne, das die Kunden fehlten, waren, der Energiebedarf durch die Krise der Montanindustrie, in der Zechen, Hochöfen und Stahlwerke geschlossen wurden, deutlich sank, sei am Rande erwähnt.
Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf als Element des Projektes der Industrialisierung Bayerns von FJ Strauß wäre auch ein erster Schritt hin zu einer von ihm als Verteidigungsminister geforderten atomaren Bewaffnung der BRD gewesen, so das Wirtschaftlichkeit von Anfang an keine Rolle spielte.
Unter solchen Bedingungen sieht sich der Betreiber dann in der Lage, an bereits erteilten Genehmigungen vorbei neu zu Projektieren und zu bauen, mehrfach, was letztlich aus verwaltungsrechtlichen Gründen zum Baustop führte.
Trotzdem kommt den Protesten gegen die WAA-Wa eine entscheidende Bedeutung zu.
Sie verschaffte den Herren Friedhelm Farthmann und Reimut Jochimsen den nötigen Rückhalt, die Inbetriebnahme des ‘schnellen Brüters von Kalkar’, Kernkraftwerk Kalkar, zu verhindern und trug sicher dazu bei, daß die Bundesregierung von ihrem diesbezüglichen Weisungsrecht Abstand nahm, was gänzlich anders ausgesehen hätte, wäre Strauß Kanzler geworden.
Sie hätten mir neben Kalkar auch mit den Protesten, die zum Ende der DDR führten, kommen können.
Übrigens war bei den ersten Demonstrationen nicht klar, ob sie etwas bewirken, ob geschossen wird oder nicht – nur mal so.
Aber nehmen wir mal den NATO-Doppelbeschluss mit den Protesten gegen die Stationierung der Pershing II etc., wobei eine Nachbetrachtung Heute auch so aussehen kann:
“Heute vor 40 Jahren – am 22. November 1983 – hielten Union und FDP dem Druck der Friedensproteste stand und stimmten gegen SPD und Grüne für die Nachrüstung.”
(Cicero, CEDRIC BIERGANNS am 22. November 2023)
https://www.cicero.de/aussenpolitik/40-jahre-nachrustung-nato-doppelbeschluss-pershing-reagan
Da hat jemand wohl den Doppelwumms im Kopf.
Druck machten da in Bonn am 10. Juni 1982 500.000, im „Heißen Herbst“ 22. Oktober 1983 bundesweit 1,3 Millionen, sowie Europaweit insgesamt mehrere Millionen Menschen.
Angesichts solcher Erfahrungen der Wirksamkeit von Demonstrationen verwundert die Radikalisierung der anti-AKW-Bewegung weniger.
Und irgendwo müssen die Birne und Mutti das mit dem ‘aussitzen’ ja gelernt haben.
Proteste gegen den Umbau des Stuttgarter Bahnhofs verdienen auch eine Erwähnung.
Dazu auch ein interessanter Rückblick:
““Einfach weggeprügelt”: Vor zehn Jahren eskalierte der Stuttgart-21-Protest”
https://www.rnd.de/politik/einfach-weggeprugelt-vor-zehn-jahren-eskalierte-der-stuttgart-21-protest-SF4G5QNS7LD4PRJ4ZQT6VUN3AM.html
Der Protest eskalierte also – war es nicht eher die Polizei?
“”Da wurden normale und friedliche Bürger, die sich das erste Mal auflehnten, einfach weggeprügelt”, erinnert sich Matthias von Herrmann, Sprecher der sogenannten Parkschützer. “Das hat viele von ihnen traumatisiert.””
“sogenannten” – nachträglich in aktuellem Jargon diffamieren muss unglaublich viel Spaß machen.
” Das Verwaltungsgericht Stuttgart erklärte den Einsatz im November 2015 für rechtswidrig.”
Nur 5Jahre später, aber immerhin.
Noch ein Blick auf deutsche Realität aus 2021/22:
“Der UN-Menschenrechtsexperte, Nils Melzer, diagnostiziert Deutschland ein „Systemversagen“ im Umgang mit Polizeigewalt. Berichte über Polizeigewalt bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen hätten Melzer bereits 2021 aufgeschreckt. Die Bundesregierung habe „bedenklich“ darauf reagiert.
…
Nach Auffassung der Bundesregierung sei es verhältnismäßig gewesen, dass Polizisten beispielsweise einen nicht aggressiven Demonstranten vom Fahrrad stießen und auf den Boden warfen.”
https://www.rnd.de/politik/polizeigewalt-in-deutschland-un-menschenrechtsexperte-spricht-von-systemversagen-3GFT4WVAGJMDAM7UHEQ7TGOU3A.html
Realität ist meist nicht schön.
Großdemonstrationen mit 500k Teilnehmern oder bundesweit mit 1,3mio reichen nicht, eine Regierung zum Einlenken zu bewegen, wenn es um systemische Belange geht.
Friedlicher, passiver Protest ohne Chaotentruppe ist keine Garantie, nicht doch eine ‘auf’s Auge’ zu bekommen.
Wenn wirtschaftliche Ambitionen Aussichten auf Ertrag haben wird geknüppelt und gebaut, siehe Frankfurt/M-Startbahn West.
Anti-Protest-Strategien wurden entschieden weiter entwickelt, die Medienlandschaft hat sich entscheidend verändert, es sind in Form von ‘NGO’ andere Akteure im Spiel.
Prominente in der Anti-AKW-Bewegung brauchten sich nicht darum sorgen, deshalb kein Auskommen mehr zu haben.
Muss ich Sie hier wirklich daran erinnern, das sich direkte (U-Haft zB Ballweg wegen nichts, pathologiseren von engagierten Steuerprüfern, Entzug der Gemeinnützigkeit zB NDS, Gefährderhaft) und indirekte (Kontensperrung, Diffamierungskampagnen über unterschiedliche Kanäle) staatliche Repressionsmaßnahmen in den letzten Jahren geändert haben?
Es muss potentiellen Mitstreitern deutlich gemacht werden, auf was sie sich einlassen.
Sie fragen – Wie kann man etwas erreichen –
Zuerst muss man sich selbst darüber klar werden, ob man Demokrat oder Ideologe ist.
Dem Westen ist es jedoch so in ‘Fleisch und Blut’ über gegangen, gute Ideen abzulehnen, weil sie aus der ‘falschen’ Partei kommen, was sich als ‘kleines’ Hindernis herausstellen könnte, etwas zu erreichen.
Dann sollte man darauf achten, daß das Zeitfenster zum handeln offen ist.
Beispielsweise hätte eine Kampagne für eine Rente nach schweizer/östereicher Vorbild in dem Moment starten müssen, als der Beschiss mit Riester-Rente in der Tagesschau war.
Dann sollte man seine Möglichkeiten und die dessen, gegen die man agitieren möchte, möglichst vorher kennen, was am Bsp Rente heißt gegen Finanzkonzerne, wo ein CEO auch mal im Kanzleramt Geburtstag feiert und die sich ihre Kontrollgesetze selber schreiben.
“Protest auf die Straße tragen…” – das geschubse mit der Polizei gibt es gratis. Bestenfalls wird man ignoriert.
Das sehe ich wie Christa, erst wenn die, welche die Schnauze voll haben, auf die Straße gehen, bietet sich eine Chance für signifikante Veränderungen.
Bis dahin bleibt, im kleinen zu agieren. Aufstehn.at ist ein gutes Vorbild dafür.
https://www.aufstehn.at/
Grüße
PS “…die eigene Hasenfüßigkeit…” bitte, wo und unter welchen Umständen sind wir uns nochmal persönlich bekannt geworden, das Sie sich dieses Urteil über mich anmaßen? 😝
Kurz zum letzten Absatz: Keine der gesellschaftlichen Veränderungen, die real zivilisatorische Erfolge statt Tyrannei gebracht haben, entstand als Folge der Selbstorganisation von Schreiberlingen. Chronologisch kommt zuerst auf den Straßen und Plätzen das zornige Handeln derer, die die Schnauze voll haben. DANN braucht es gute Debatten und gute Anleiter. Herbeigeredet und geschrieben wurden grundlegende Veränderungen noch nie. Wieviele Opfer das Handeln danach fordert, bleibt offen.
“wenn Ihr Euch entschließen könntet, über das Schreiben allein hinaus zu gehen”. So rum geht´s eben leider nicht.
Es geht nicht um die Organisation von Schreiberlingen, werte Christa. Davon gibt es schon genug, wie die einschlägigen Foren jeden Tag unter Beweis stellen. Diese wimmeln förmlich von solchen Leuten wie SIE oder auch dem Element X, die immer genau zu wissen vorgeben, was etwas bringt und was nicht. Ich frage mich, worum solche Profeten nicht öfter Lotto spielen, wenn sie doch so genau wissen, was die Zukunft bringt. Es dürfte doch nicht so schwierig sein, wenn man solchen seherischen Gaben gesegent ist, für einen überschaubaren ZEitraum von nur wenigen tagen, die Zukunft voraussagen zu können.
Ich denke, dass viele Initiativen aus dem Grund gescheitert sind, weil immer jemand darunter war, die/der von vorneherein wusste, dass das alles nichts bringt. Kann natürlich auch nichts bringen, wenn man von vorneherein immer genau weiß, dass es nichts bringt.. Anstatt erst einmal zu überlegen, unter welchen Umständen man erfolgreich sein könnte, wimmeln Leute wie Sie von verneherein alles ab und bestätigen damit natürlich die Weissagungen, die sie zuvor gemacht haben. Kein Wunder, dass dann nix läuft. Vermutlich gehören Sie dann noch zu jenen, die die Schuld an der Erfolglosigkeit dem dem deutschen Micheltum geben.
Apropos postfaktisch. Vor zwei Wochen erging ein Urteil gegen die aktuellen Regierungskünstler, weil sie die selbst großartig verkündeten Klimaziele nicht eingehalten werden. Übers Wochenende machten sich die Verurteilten dann auf nach Katar, wo eine Klimakonferenz stattfindet und spielen dort schamlos die Oberklimaretter.
Unsere Aussenministerin leuchtet sogar jetzt noch den Klimaversagern heim, damit diese ein ihr genehmes Dokument erstellen, ohne das angeblich nichts passieren wird. Als ob sie oder irgend jemand anderes sich daran halten wollte. Macht eh keiner. Bestes Beispiel: die Regierung Scholz wie man hier lesen kann:
Klimapolitik paradox: LNG-Gas aus den USA ist bis zu dreimal so klimaschädlich wie Kohle.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=108069
Vogelhochzeit:
Der Linden ist ne arme Sau
Steckt ganz fest im Mittelbau
Fiderala, Fiderala, Fideralalala
Die Forschungstüren gehen zu.
Das frustet ihn, das siehst auch Du.
Fiderala, Fiderala, Fideralalala
Da komt der grüne Fücks daher
Plötzlich ist er endlich wer
Fiderala, Fiderala, Fideralalala
Beim kleinen Bürger gerne groß
Endlich ist bei ihm was los.
Fiderala, Fiderala, Fideralalala
Das größte Verdienst erwarben sich die Nachdenkseiten in der Corona-Zeit: Sie waren über viele Monate die einzigen, die Studien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften (z. B. für Pädiatrie und Krankenhaushygiene) veröffentlichten, während diese in den Foren von taz, Zeit usw. noch nicht einmal genannt werden durften.
Daher sind die Nachdenkseiten für mich die Versicherung gegen die Totalzensur in diesem Land, der wir leider ins Auge sehen müssen. Die Nachdenkseiten sind einer der ganz wenigen verbliebenen Garanten des Artikels 5, Satz 3, Grundgesetz, seitdem die Öffentlich-Rechtlichen zu einem sehr weitgehend entleerten Torso der Propaganda von Staat, Parteien und Kapital geworden sind.
Aber auch in den Nachdenkseiten war manches Ideologische, am stärksten die “Lügenpresse”, voll daneben. Das ist ein Grund, warum ich sie nur noch selten lese. Mit Ideologischem und Abstrusen wollen sie für bestimmte Leserkreise interessant sein, aber mich stoßen sie damit ab.
Zitat:
“Aber auch in den Nachdenkseiten war manches Ideologische, am stärksten die „Lügenpresse“, voll daneben.”
Also ich stelle eher fest, dass die Nachdenkseiten zu den Medien gehören, die Informationen bringen, die im Mainstream fehlen, sie also die Lücken füllen, die bei den reichweitenstarken Medien “unter den TIsch fallen”.
In diesem Sinne, sind letztere auch keine Lügenpresse, denn sie wissen genau, welches Wording und welche Vermutungsfloskeln sie einstreuen müssen, um das “nudging” der Konsumenten in die gewünschte RIchtung zu lenken. Viel eher passt der Begriff LÜCKENPRESSE – und solche Medien sind eher noch schlimmer. Offensichtliche Lügen können viele Leser erkennen, aber wenn ihnen Informationen FEHLEN, können sie ihre Meinung nur nach dem ausbilden, was ihnen präsentiert wurde. Und gerade SO “schubst” man die Medienkonsumenten in die “richtige” RIchtung.
Putzige Selbstbeweihräucherung der Kellerkinder, so wie man das von den Großen kennt, macht mal so weiter.
Die Nachdenkseiten sind qualitativ im Sinkflug, seit der von Prof. Krötz gelobte Wolfgang Lieb rausgemobbt wurde. Albrecht Müller kann sich den Niedergang seiner geliebten SPD nicht anders erklären, als das sie von USA-hörigen Unterwanderern gekapert wurde, denen Lieb angeblich nicht genug abschwören wollte.
Mit “Spiegelfechter” Jens Berger, der sich für Halsketten interessiert, kam der Stil eines gelernten Heise-Forentrolls hinzu, der natürlich alles mit ner Schüppe drauf erwidern kann.
Jetzt zeigt ein Florian Warweg mit trotzigen Poserfotos aus der BPK und nervigen Fragen, die man in einer Schülerzeitung erwarten würde, denen da oben mal so richtig wo der Hammer hängt!
Statt wie ein Wolfgang Lieb fachlich konzentriert und mit Nachdruck bei wichtigen Themen zu bleiben und so ein eigenes, linkspolitisches Profil aufzubauen, rennt man lieber allem Dreck hinterher, den die Konzernmedien hinterlassen, und motzt und meckert im Stil der alten 80er/90er Oppositions-SPD daran herum. Als Broterwerb.
Mit Müller, der den Laden mit dem typischen Bienenfleiß seiner Generation am Laufen hält, wird das ganze wahrscheinlich untergehen und bald vergessen sein. Mit seinen starken Themen Manipulation und Rente hat er keine allzu großen Akzente setzen können. Bei ersterem kann er einem Prof. Mausfeld nicht das Wasser reichen.
Beim Thema Rente ist ihm kein einziger Artikel gelungen, der als Sticky auf der Startseite einem Laien anschaulich und mit kerniger Argumentation aufklären könnte, dass private Rentenversicherer auch nur Umlage machen, aber mit Abzockaufpreis für die Zweitporsches der Direktorentöchter.
Die NDS sind ein beachtlicher Erfolg für einen zu engstirnigen und festgefahrenen Chef, aber sie sind meiner Meinung politisch ziemlich bedeutungslos. Typisch linkes Bouquet mit viel Wortklaubereien und Kompetenzgerangel aber ohne Blick aufs Ganze.
Sie haben in einem Punkt Recht. Müller ist bisweilen etwas festgefahren und betriebsblind. Aber es ist aller Ehren wert, sich mit Mitte 80 noch so stark zu engagieren. Das müssen Sie erst mal nachmachen. Und Müller ist kein Wissenschaftler, sondern ein Vollblut-Politiker, was man seinen manchmal impulsiven, auch einseitigen Texten anmerkt. In einem Punkt muss ich sogar Linden Recht geben. Die NDS haben tatsächlich eine wichtige Scharnierfunktion, und zwar zwischen den Normalbürgern, die noch mehrheitlich dem Mainstream nachlaufen, aber schon zweifeln, und den Alternativmedien und seinen Nutzern. Das macht die NDS so gefährlich, und Linden und Konsorten nervös. Ich wünsche den NDS jedenfalls weiterhin Stehvermögen. Mit Jens Berger steht ein fähiger Jüngerer bereit.
Auch als Freund und Leser der Nachdenkseiten ist mir hier ein kleiner Widerspruch zum anderen Artikel von Robert De Lapuente (“Fücks’ Schreibbrigadist”) aufgefallen: Während Jens Berger vor 10 Jahren noch diejenigen als Gratulanten sah, die heute auch zu den Kritikern gehören, nachdem sich “vor 8 Jahren das dann geändert hat”, sieht Robert seit Gründung der Nachdenkseiten eine Kontinuität der Angriffe, wo die Kritik immer aus dem gleichen Umfeld kam und kommt.
Nun, vermutlich ist beides richtig. Die damaligen Kritikaster sind sich treu geblieben und haben nun Verstärkung von denen bekommen, die gemerkt haben, dass es sich leichter lebt, wenn man im Mainstream mitschwimmt und “mit den Wölfen heult” – vielleicht gar um nicht selbst ins Schussfeld zu geraten.
Wer den guten Jens aus seinem Blog Spiegelfechter noch kennt, der weiß, dass er rasend schnell Fakten sammeln und interpretieren kann. Ich habe ihn seinerzeit dem Hamburger Magazin “sagen was ist” als Redakteur vorgeschlagen. Ich wusste nicht, das selbiges Magazin da schon auf der Linie “Fabulieren, was wir für wahr halten” relotiiert war. Bitte nachträglich um Entschuldigung.
Was den Prof. Dr. und LibMod-Literaten aus Trier betrifft, so vermute ich, es handelt sich um ein akademisch von einer Uni vorgeschobenes Mietmaul. Wegen der Drittmittel aus dem Parteienkartell (frei nach Hans-Herbert von Arnim). Des Professors Einschätzung der NDS ist dürftig, Der Ossip K. Flechtheim, bei dem ich vor 50 Jahren noch studieren durfte (bin Absolvent OSI 1973), hätte ihm das Pamphlet um die Ohren gehauen. Wir brauchen neben den PISA-Schuluntersuchungen eine solche für Dissertationen und Habilschriften. Meine Einschätzung ist, dass wir auch an den Universitäten eine Ansammlung von Koofmichsen haben. Die bekommen wir nicht mehr weg, denn die sind beamtet. Und verfügen über eine akademische Reservearmee aus M.A. – und Doktoranden, die ihnen das argumentative Rüstzeug für ihre Elaborate gratis liefern. Sie wollen ja alle noch in die erlauchten Kreise aufsteigen.
Leute wie Jens Berger sind dazu da, an der Wahrheit ganz knapp vorbei zu schrammen (oder können es eben nicht anders).
Sie behaupten zB dass es da, wo eine offensichtliche Verschwörung am Werk ist, keine sei. ZB der Corona-Wahn.
Jede Stufe darin deutet auf eine klar durchkomponierte Verschwörung hin. Bis hin zu dem Fakt, dass entgegen jeder Vernunft und Menschlichkeit eine offen Angstkampagne ausgerollt wurde. Es gibt sogar in aller Öffentlichkeit die regierungsamtlichen oder regierungsnahen Papiere für verschiedene westliche Länder, in denen klar die Angstkommunikation erklärt und empfohlen wird. Und jeder hat die Befolgung dieser “Empfehlungen” in seinem Alltag sehen können: Kinder verängstigt, Maskengesichter, Eltern in Angst, Supermarkt-Besucher, Erzieher, Lehrer, Pädagogen, Heimbewohner, … – bis hin zu Pflegenden, Ärzte, Beamte, … ja, insbesondere auch Ärzte.
Und dann die andere Komponente: das Anstacheln der Gier. Ärzte, Gesundheitsökonomen, Krankanhaus-Controller, Maskendealer, Testzentrenbetreiber, Security-Firmen sahen plötzlich überall Euroscheine regnen. Man musste nur noch zugreifen. Und über all dem die Genbrühen-Hersteller an den Goldgruben.
Angst und Gier.
Aber Leute wie dieser Berger können nichts sehen, nicht erkennen, nichts wahrnehmen, wollen nichts wahrhaben von alldem.
Solche Leute dienen einfach nur dazu, das brave Schafsvolk weiter brav zu halten.
Es watschelt wie eine Ente, quakt wie eine Ente, sieht aus wie eine Ente und scheißt wie eine Ente. Aber Leute wie Jens Berger sehen keine Ente, behaupten das zumindest. Fertig ist der Einflussagent mit oder wider Willen.
Und all dem unterlegt ist Solomon-Asch-Konformität. Leute wie Jens Berger sind die raffiniertesten Konformitätserzeugungs-Schausteller.