Umfrage: Dachten Sie schon mal ans Auswandern?

Koffer
© 1971markus@wikipedia.de, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Viele in Deutschland hadern mit dem Parlamentarismus, dem Land als solchen und mit der Zukunft. Im Land herrscht ein schlechtes Klima. Wie sehen Sie das?

Beschäftigt Sie der Niedergang des Landes? Und wenn ja, wie ordnen Sie das?

Das würde uns an dieser Stelle interessieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie zahlreich abstimmen würden. Wenn Sie Ihre Position noch ausführlicher darlegen wollen: Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.

Halten Sie die Demokratie in Deutschland für gescheitert?
  • Welche Demokratie? 52%, 412 votes
    412 votes 52%
    412 votes - 52% of all votes
  • Ja, sie hat keine Wirkkraft mehr. 23%, 181 vote
    181 vote 23%
    181 vote - 23% of all votes
  • Sehe ich mit gemischten Gefühlen. 22%, 173 votes
    173 votes 22%
    173 votes - 22% of all votes
  • Sie funktioniert noch recht gut. 3%, 25 votes
    25 votes 3%
    25 votes - 3% of all votes
  • Weiß nicht. 1%, 6 votes
    6 votes 1%
    6 votes - 1% of all votes
Abstimmungen insgesamt: 797
19. Dezember 2024 - 22. Dezember 2024
Umfrage beendet
Haben Sie schon daran gedacht, Deutschland wegen der politischen Situation zu verlassen und auszuwandern?
  • Ja, daran denke ich öfter. 74%, 560 votes
    560 votes 74%
    560 votes - 74% of all votes
  • Habe mich nur einmal dabei ertappt, kurz daran zu denken. 11%, 84 votes
    84 votes 11%
    84 votes - 11% of all votes
  • Das ist für mich ausgeschlossen. 11%, 81 vote
    81 vote 11%
    81 vote - 11% of all votes
  • Weiß nicht. 4%, 33 votes
    33 votes 4%
    33 votes - 4% of all votes
Abstimmungen insgesamt: 758
19. Dezember 2024 - 22. Dezember 2024
Umfrage beendet
Mit welchen Gefühlen begegnen Sie dem neuen Jahr 2025?
  • Ich fürchte mich vor den sich abzeichnenden Entwicklungen. 80%, 599 votes
    599 votes 80%
    599 votes - 80% of all votes
  • Es kann nur besser werden. 9%, 69 votes
    69 votes 9%
    69 votes - 9% of all votes
  • Weiß nicht. 7%, 51 vote
    51 vote 7%
    51 vote - 7% of all votes
  • Ich mache mir wenig Gedanken darüber. 4%, 30 votes
    30 votes 4%
    30 votes - 4% of all votes
Abstimmungen insgesamt: 749
19. Dezember 2024 - 22. Dezember 2024
Umfrage beendet

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236 Kommentare

    1. Darf ich fragen, warum Sie meinen Nick aus dem TP Forum verwenden? Zumal wir offenbar in wesentlichen Fragen unterschiedliche Standpunkte vertreten?

  1. Wohin könnte man denn noch gehen, angesichts des 3. Weltkrieges, der nun unmittelbar bevorsteht?
    Schließlich, handelt es sich um ein weltweites systemisches Problem des Verfalls der Profitrate.
    So lange wir einem System frönen, dass auf Wachstum und Profit basiert, wird und kann sich nichts zum Besseren wenden!

    1. Das gelobte Land kann nur Russland sein, ah nein Krieg, dann Nordkorea, oh scheiße keine persönliche Freiheit, dann eben Iran, uh zuviel Religion, auch nicht und für Syrien biste zu spät.

      Das waren die Traumländer des Forums, 🤔 so langsam wird‘s eng.

      1. Nun, jung und ungebunden wären da noch folgende Alternativen: Singapur, China, Australien, Brasilien,…aber ja, man weiß nicht, wie lange das anhält. Vorerst bleibt wohl eher, hier mitzuhelfen, wieder echte Humanität und Ordnung einzuführen. Das ist mit Kriegsbeteiligung und Ghettobildung derzeit wohl eher weniger der Fall.

      2. Das gelobte Land kann ja nur nur Deutschland sein. Wo man den Arbeitendenden die Butter vom Brot nimmt und mit Nibelungentreue zum Herrchen andere Länder überfällt und zerstört. Alles zum Wohlstand der masslos gierigen 1%. Zum Glück ist sind Deutschländerwürstchen eine Untertanengesellschaft, total verblödet und duldet das. Noch mehr sie stimmt zu das Schulen und sämtliche geschaffenen Strukturen verfallen, damit Fette kurzfristig noch fetter werden und geht fröhlich über die Klippe, wie Lemminge.
        Blöd am Ende ist nur für die fettesten der fetten, der total gewissenlosen Schlächter und Blöden(die sich das so fein ausgedacht haben)
        Die selbsternannte Herrschaft/Elite ist unfähig sebst für ihr Essen zu sorgen…
        Also verrecken die am Ende auch.

        Ein wenig farbig geschildert😉

      3. @Ottono
        .
        Wenn Sie schon anderen Leuten blödsinnige Vorschläge unterbreiten frage ich mich warum Sie nicht schon bei ihren Nazi-Freunden in der Ukraine sind wo die doch dringend Personal mit ihren Fähigkeiten benötigen.

        1. Weil ich nicht so kriegsgeil bin, wie die hier anwesenden Putindildos, die den Überfall auf Nachbarländer feiern, weil sie so „systemkritisch“ gegen das Land sind, dass ihnen die Möglichkeit gibt, überhaupt kritisch zu sein und das auch zu äußern.

          In dem Land ihres Analidols, wären sie schon einkassiert oder hätten den Einberufungsbefehl bekommen.

          Ich weiß die Antwort kapierst du nicht, aber ich bin eben ein unverbesserlicher Optimist, sonst hätte ich nichts geschrieben.

          1. Ja, Ottono, aber nur in diesem Forum, wo all diese von dir geschmähten Leute schreiben, hast du auch die Möglichkeit und die Freiheit sie mit solchen Begriffen zu wie oben zu belegen. Versuch das mal woanders, du Held.

            1. Quatsch, Overton die einzige Insel der glückseligen Meinungsfreiheit muss man sich einreden, wenn alle anderen Argumente nicht mehr helfen. VT
              Erzähls deinem Friseur oder geh auf den roten Platz und demonstriere für Frieden. Da gehört dazu das Angriffe auf Nachbarländer zu stoppen sind, vor allem expansive Angriffskriege mit dem Ziel der Erweiterung des eigenen Landes.

              1. Overton die einzige Insel der glückseligen Meinungsfreiheit muss man sich einreden….

                Dann sag mir doch mal wo du so schreiben kannst wie hier?

                Mit dem roten Platz habe ich nichts zu tun und zu Russland habe ich nichts gesagt. Da bin ich die falsche Adresse.

                    1. Bekommst sicher ständig Besuch vom Verfassungsschutz, weil du noch auf anderen Medien deine Meinung verbreitest.
                      Du armes Opfer. Die Stasi sieht alles. Wenn ich Zeit habe, gibt’s ne Runde Mitleid für die zwei abgehörten Monde. 😢

                    2. Nein, Ottono, jetzt bist du völlig im Wald. Von mir war nicht die Rede.
                      Ich bin weder Opfer noch sonst was in der Art.
                      Ich habe aber auch noch nie Probleme bekommen mit meiner Meinung und auch nicht mit meiner Ausdrucksweise. Keine Ahnung wohin du mich jetzt packen willst.
                      Nein, es ging nicht um mich – sondern um dich!

                    3. Und du bist jemand, der sich die ganze Diskussion über hier nur mit herbeifantasierten Schmähungen retten kann.

                      Ottono, du bist zu einer polemischen Gummiwand verkommen. Pass auf, dass es nicht eine inner-seelische Gummizelle wird.

                      Versuch doch mal ernsthaft mit den Leuten zu reden, anstatt nur zu lästern und zu schmähen. Und erzähl auch mal was du ernsthaft denkst, auch bei anderen Themen. Kannst du das? Ja sicher. Willst du aber nicht. Weil hier alle nur debile Putin-Arschkriecher sind…? Naja, aber wenn du ehrlich bist, weiß du doch, dass das lange nicht für alle gilt.
                      Ein bisschen Offenheit wagen. Na?

                  1. Ottone! Was hast du hier verloren? Schmeiß dich in den ukrainischen Fleischwolf und strecke die Flossen. Du bist hier eine Persona non grata, falls du weißt, was das ist.

          2. heisst das, sie sind so kriegsgeil weil sie ein Bidendildo sind?
            Wir kämpfen für die „Freiheit“ der Ukraine bis zum letzen Ukrainer.

            Niemand kämpft da für Freiheit und Demokratie.
            „Ich nehme an die Antwort kapieren Sie nicht.“

            Seltsam das Nazis Demokratiegaranten sind, andere Länder, andere Sitten. Ist leider Euronewspropsganda die darüber tatssächlich mal wieder berichtete, nach aall den Jahren der Hetze. Auch Nett das DE mal exakt gegen Naziverbote stimmte(vorher schäbig enthalten) Man bleibt halt seiner Tradition treu. Schön das demnächst jeder mit ausgestreckten Arm vor dem Kanzleramt marschieren darf und Sieg heil rufen unbelästigt, und Gegner davon als rechtsextrem bezeichnet werden.
            Die Umkehruung des Links-Rechts-Schemas verwirrt ja einige ganz Braune mit exzessivem Russenhass. Da muss alles an russischer Kultur weichen, auch wenn es Jahrhunderte vor der jetzigen Regierung war.
            Ahoi ihr Nazis. Ich kann bei so was nur den Max Liebermann machen.

          3. heisst das, sie sind so kriegsgeil weil sie ein Bidendildo sind?
            Wir kämpfen für die „Freiheit“ der Ukraine bis zum letzen Ukrainer.

            Niemand kämpft da für Freiheit und Demokratie.
            „Ich nehme an die Antwort kapieren Sie nicht.“

            Seltsam das Nazis Demokratiegaranten sind, andere Länder, andere Sitten. Ist leider Euronewspropsganda die darüber tatsächlich mal wieder berichtete(Also über Nazis in der Ukraine)(Ist ganz frisch und Googlebar, nach al den Jahren der Hetze. Auch Nett das DE mal exakt gegen Naziverbote stimmte(vorher schäbig enthalten) (UN- Abstimmung, alle Jahre wieder)Man bleibt halt seiner Tradition treu. Schön das demnächst jeder mit ausgestreckten Arm vor dem Kanzleramt marschieren darf und Sieg heil rufen unbelästigt, und Gegner davon als rechtsextrem bezeichnet werden.
            Die Umkehruung des Links-Rechts-Schemas verwirrt ja einige ganz Braune mit exzessivem Russenhass. Da muss alles an russischer Kultur weichen, auch wenn es Jahrhunderte vor der jetzigen Regierung war.
            Ahoi ihr Nazis. Ich kann bei so was nur den Max Liebermann machen.

  2. Wir sind vor 15 Jahren ausgewandert und werden auch nicht wieder zurueckkehren. Im Nachhinein betrachtet war es ein Befreiungsschlag fuer jeden von uns. Erst wenn man weg ist, faellt einem auf, wie eng es in Deutschland zugeht. Vieles, was wir als in Stein gemeisselt betrachten, wird in anderen Laendern voellig anders gesehen.

    Es war eine gute Entscheidung, die wir viel frueher haetten treffen sollen. Arbeiten muss man ueberall, auch im Ausland bekommt man nichts geschenkt, aber die andere Sicht der Dinge, der Respekt vor dem Lebensentwurf anderer Menschen und auch die fehlende eingebaute Hochnaesigkeit und Belehrungssucht empfinden wir als sehr angenehm.

    Wir koennen uns vorstellen, auch in andere Laender zu gehen. Wenn man ein Mal den Sprung gewagt hat, spielt das keine Rolle mehr, weil man die Angst vor dem Wechsel verloren hat. Wir koennen uns aber nicht vorstellen, wieder zurueckzugehen. Wir verstehen das Land auch nicht mehr.

    Das soll keine persoenliche Beleidigung der Deutschen sein, aber wie sehr man dort gefangen ist, stellt man erst fest, wenn man draussen ist und manchmal fragt man sich, warum man eigentlich so oder so gedacht hat, wenn es doch auch anders geht.

        1. Ja, dem kann ich nur zustimmen…kicher…
          Aber, er konnte ja nach seinen ursprünglichen Beitrag nicht wissen, dass er gerade an mich gerät. 😉

      1. Das ist eine Frage die ein Ihr nicht beantworten kann, ausser mit: Anderswo.
        Individualistisch sind es wohl viele Länder. Pluralistisch hiess es wohl: Hauptsache weg von den Deutschländernaziwürstchen.😜
        Ethnischer Hass ist ja in DE wieder Programm

  3. Wenn Sie die Frage anders gestellt haetten, haette ich wahrscheinlich sogar darauf geantwortet. Aber Ihre Frage ist reinweg auf Krawall gebuerstet und damit ist eine Antwort obsolet. Dies ist hier kein Auswandererforum, wo jeder seine schoensten Fotos einstellt, sondern es wurde die Frage gestellt, ob man schon ans Auswandern gedacht hat.

    Sorry. Don’t feed the Troll gilt auch hier.

    1. Du mich auch
      So gesehen, ist das nur, substanzloses Gelaber, und das hasse ich wie die Pest!
      Oh, wie schön, das wir jetzt seit 15 Jahren, da sind wo wir sind..alles so schön bunt hier und die Menschen sind alle so freundlich…meine Fresse… 🙁

        1. Popcorn fehlt noch.
          ich bin auch schon über 20 Jahre aus Deutschland weg, habe aber viel mit Deutschen zu tun. verschiedene Blickwinkel zur Verfügung zu haben, tut gut.

    2. ich bin vor 15 Jahren nach Frankreich gezogen. Die Entscheidung war lange richtig. Seit 2020 herrscht hier der gleiche Wahnsinn wie in D und es ist ziemlich egal, in welchem Land man lebt. Auch Costa Rica z.B. wird aus Washington gesteuert und ist nicht das Paradies, als das es gerne verkauft wird . Ich denke oft an Westsibirien (Barnaul) und würde es ernsthaft in Erwägung ziehen, wenn ich 20 Jahre jünger wäre, aber mit 75 zieht man nur noch einmal um… ins Land der Unersetzlicher….

  4. Ich komme aus einer Migrationsfamilie und würde nicht wieder auswandern. Vielleicht gewinnt man etwas, aber meine Eltern haben auch viel verloren: Familie, soziale Netzwerke, Sprache, Heimat.

    1. Damit haben Sie bestimmt Recht. Ich glaube auch, dass es noch vor einigen Jahrzehnten etwas voellig anderes bedeutete, das Land zu verlassen. Auswandern heute ist nicht dasselbe. Das Internet, technische Moeglichkeiten, Informationsmoeglichkeiten einschliesslich Auswandererforen machen es heute deutlich leichter, sich zu orientieren und auch Kontakte vorab zu knuepfen. Wir telefonieren heute kostenlos uebers Internet mindestens ein Mal die Woche mit unserer Familie. Das waere frueher undenkbar gewesen.

      Ich denke, vor allem durch das Internet ist die Welt zusammengerueckt und vieles ist leichter geworden.

    2. Alles hat seinen Preis. Und Verlust und Gewinn dabei vorher abzuschätzen überfordert vermutlich jeden.
      Eine Zeitlang habe ich auch Vorbereitungen getroffen, aber dann änderten sich durch Korona soviel im Zielland, dass wir das sein ließen.

        1. Schade Panicman, dass gewisse Befindlichkeiten wohl auch im Ausland erhalten bleiben, was?!

          Gebe dir recht, die Auswanderer könnten ruhig etwas informativer sein.

          1. Entweder, ich schreibe über meine Auswanderung und was es damit auf sich hat, oder, ich lass es, aber dieses blöde inhaltlose Gelaber ist einfach nur peinlich.

  5. Ich wollte mal als Arktische Küstenseeschwalbe immer in den Frühling reisen. Aber das ist leider vorbei, Finnland ist in der NATO und die Falklandinseln/Südgeorgien sind nicht mehr im Schengen-Raum.

  6. Irgendwann ist der Punkt erreicht an dem man nicht mehr auswandern kann, weil einfach zu alt. Das trifft auf mich zu. Ich bereue aber sehr, daß ich in jungen Jahren den Sprung nicht gewagt habe, obwohl es in meinem Beruf möglich gewesen wäre.

    Allen halbwegs jungen Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung würde ich jederzeit raten das Wagnis einzugehen. Man muß ja beim ersten Auslandsaufenthalt nicht alle Brücken radikal hinter sich abbrechen. Und lernt Sprachen soviel Ihr könnt!

    1. Ja, aber wohin denn? Die ganze Welt ist verrückt geworden. Früher galt Skandinavien als “Paradies”. Auch vorbei. Lateinamerika? Naja…
      Und Westsibirien, wie jemand hier sagte, ist auch nicht gerade besonders anziehend.
      Und Europa kann man völlig vergessen. Sogar die Schweiz, mittlerweile.

  7. Ich bin im 2ten Coronajahr in den Senegal geflüchtet, bin dann aus familiären Gründen noch einem Jahr zurück gekehrt und verstehe mein Land nicht mehr. Ich bereite jetzt meine (vorläufig) endgültige Auswanderung vor.

  8. Brüder!

    Im heiligen Koran und den Aussprüchen des Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm!) finden wir viel über die Bedeutung des Reisens und der Auswanderung. Ersteres ist uns eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen und von den Zeichen Gottes (swt) auf der Erde zu lernen. Gleichzeitig erinnert uns der Islam daran, dass wir uns in allen Dingen nach der Weisheit Gottes (swt) richten sollen.

    Im heiligen Koran finden wir zahlreiche Verse, die uns dazu ermuntern, die Welt zu bereisen und über ihre Schönheit und die Schöpfung nachzudenken. Hört was Gott in Sure 29,20 zu uns sagt:

    „Sprich: Bereist die Erde und seht, wie Er die Schöpfung erstmals begann. Und dann wird Gott die letzte Schöpfung hervorbringen. Denn er hat zu allem die Macht.“

    Dies ist eine Aufforderung, über die Geschichte nachzudenken und aus den Erfahrungen der Vorfahren zu lernen. Reisen öffnet unseren Geist und fördert das Verständnis für das andere. Der Prophet (saw) selbst ist viel gereist, und er ermutigte seine Anhänger ebenfalls dazu, zu reisen, um Wissen zu erlangen und die Vielfalt der Schöpfung Gottes (swt) zu erfahren. Er sagte, überliefert von Sahih Muslim:

    „Reisen ist eine Belohnung für den Gläubigen.“

    Reisen hält uns also nicht nur materielle und weltliche Belohnungen parat! Es öffnet das Herz für neue Erfahrungen und lehrt uns Dankbarkeit für das, was wir haben, während es uns gleichzeitig die Möglichkeit gibt, Gottes (swt) Schöpfung in ihrer Vielfalt zu sehen.

    Das Thema der Auswanderung ist ein weiteres wichtiges Thema im Islam. In der Zeit des Propheten (saw) gab es viele Gläubige, die aus Mekka auswanderten, um ihren Glauben in einer Umgebung zu leben, die ihnen Freiheit und Sicherheit bot. Dies war eine der großen Prüfungen und auch ein Akt des Glaubens. Lest Sure 4,97 über die Bedeutung der Auswanderung:

    „Zu denen, die gegen sich selber gefrevelt haben, sagen die Engel, wenn sie sie abberufen: ,In was für Umständen waret ihr denn zu euren Lebzeiten, daß ihr nicht gläubig geworden seid?’ Sie sagen: ,Wir waren überall im Land unterdrückt und konnten es deshalb nicht wagen, uns zum Glauben zu bekennen.’ Sie sagen: ,War denn die Erde Gottes nicht weit genug, so daß ihr darauf hättet auswandern und in der neuen Umgebung als Gläubige leben können?’ Diese Schwächlinge wird die Hölle aufnehmen – ein schlimmes Ende!“

    Auswandern war in der frühen islamischen Geschichte eine Möglichkeit, das eigene Leben im Einklang mit den Prinzipien des Glaubens zu führen. Wenn ein Muslim in einem Land lebt, in dem er seine Religion nicht frei praktizieren zu können glaubt oder in Gefahr ist, seinen Glauben zu verlieren, ist es seine religiöse Pflicht, sich eine neue Heimat zu suchen, in der er seinen Glauben ohne Einschränkungen leben kann.

    In der heutigen Zeit, in der viele von uns in verschiedenen Ländern leben, ist es wichtig, zu prüfen, ob die Umstände es uns ermöglichen, unser Leben dort in seiner vollen Tiefe zu leben. Dies gilt nicht nur in Fragen des Glaubens oder der Weltanschauung. Es kann auch aus vielen anderen Gründen notwendig sein, an einem Ort zu ziehen, an dem man mehr Unterstützung für seine Bedürfnisse findet, wie auch immer diese gestaltet sind.

    Ich erinnere mich noch lebhaft an meine Reisen in den 1970er Jahren, als die Welt, besonders im Orient, eine andere und friedlichere war. In dessen Ländern konnte man die Schönheit der muslimischen Kulturen und die Gastfreundschaft der Menschen erleben. Die Straßen in Kabul waren damals noch voller Leben und die Städte in Syrien erstrahlten in einer immensen religiösen wie sozialen Vielfalt, die von tiefem Respekt für einander geprägt war. Es war eine Zeit des gegenseitigen Respekts und ist mir noch heute eine Erinnerung daran, wie ganz unterschiedliche Menschen in Eintracht miteinander leben können.

    Doch möchte ich nicht in Abrede stellen, dass auch damals die Herausforderungen und die Nöte vor Ort nicht gering waren. Die Geschichte ist von vielen Prüfungen geprägt, und die Welt, in der wir heute leben, hat sich nochmals verändert. Unsere Verantwortung als Menschen ist es nun, durch unser Verhalten und unsere Haltung zum Frieden beizutragen und mit Weisheit und Geduld zu handeln.

    Meine geliebten Brüder und Schwestern, das Reisen und das Auswandern können uns helfen, mehr über uns selbst, unsere Religion und die Welt um uns herum zu erfahren! Doch es ist ebenso wichtig, dass wir stets nach Frieden und Verständigung streben. Der Prophet (saw) sagte auch, überliefert in den Sahih al-Buchari:
    „Der beste unter euch ist derjenige, der den anderen am meisten nützt.“

    Lasst uns also reisen, um zu lernen, um den Frieden zu suchen, die Liebe zu stärken, Bande der Freundschaft zu knüpfen und um Wissen zu erlangen, das uns hilft, ein besseres Leben zu führen – sowohl für uns selbst als auch für die Gemeinschaft. Möge Gott (swt) uns alle führen und uns in unserem Bestreben nach Wissen und Frieden unterstützen. Möge er uns auf unseren Reisen beschützen und uns den richtigen Weg zeigen, in jeder Phase unseres Lebens.

    Friede sei mit euch!

    1. Diskriminierung von Atheisten?

      Eigentlich kannst du Bruder, dich mal mit deiner Litarnei einhalten, Erbarme dich unser Freiheit von deiner Mission.

      1. Bruder,

        ich möchte niemanden missionieren oder diskriminieren. Der Islam lehrt uns, in Respekt und Frieden mit allen Menschen zu leben, unabhängig von ihrem Glauben. Ließ Sure 2,256:

        „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“

        Jeder ist frei in seinen Überzeugungen, und meine Absicht ist es nur, Harmonie und Verständnis zu fördern.

        Zudem erinnert uns Gott (swt) in Sure 60,8:

        „Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen pietätvoll und gerecht zu sein, de nicht der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch nicht aus euren Wohnungen vertrieben haben. Gott liebt die, die gerecht handeln.“

        Es ist wirklich nicht meine Absicht, jemanden zu zwingen oder zu bevormunden, sondern vielmehr, Frieden, Liebe und Weisheit zu fördern.

        Friede sei mit dir!

        1. 👍
          Um den Lehre des Islams kritisiesieren zu können muss man sie kennen.

          „Ich Dumpfchrist hab nicht mal die Bibel gelesen oder gar verstanden aber hasse alle Andersgläubigen“. Das muss ja genügen in einer aufgeklärten Gesellschaft.😉
          DIE Gegenaufklärung im freien Lauf.
          Im Islam oder Judentum sieht es bei vielen auch leider auch nicht anders aus.

          Ich bin froh frei von gierigen und hasserfüllten Priesterschaften zu sein, die die uralten Botschaften verzerren um ihren fetten Wanst noch mehr zu füllen.

          1. Bruder,

            ich danke dir für deine Worte und ich verstehe deine Frustration über die Missbräuche, die du in manchen religiösen Institutionen siehst. Im Islam wird Gier stark verurteilt, und die wahre Rolle der religiösen Führer ist, Wissen zu verbreiten und die Menschen auf den rechten Weg zu führen, nicht ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

            Der heilige Koran sagt in Sure 3,14:

            „Den Menschen erscheint es herrlich, all das zu lieben, wonach man Lust hat: Frauen, Söhne, ganze Zentner von Gold und Silber, prächtige Pferde, Vieh und Felder. Das alles ist aber nur ein trügerischer Genuss für das gegenwärtige Leben. Doch bei Gott gibt es dereinst eine schöne Einkehr.“

            Außerdem in Sure 102, 1-2:

            „Die Vermehrung (von Reichtümern) lenkt euch ab, bis ihr die Gräber besucht.“

            Gier ist also etwas, das die Menschen von der wahren Bedeutung des Glaubens ablenkt. Auch der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!) hat in einem Ausspruch, überliefert von Sahih Muslim, gewarnt:

            „Wer mit der Welt eitel ist, dessen Herz wird von Gott abgewendet“

            Religiöse Autoritäten im Islam haben die Verantwortung, sich nicht von weltlichen Wünschen wie Macht oder Reichtum leiten zu lassen. Der Prophet (saw) sagte in einem in den Sahih al-Buchari überlieferten Hadith:

            „Wer um des Wissens willen handelt, um die Menschen zu beeindrucken, wird die Hölle betreten.“

            Schaitan ist dagegen derjenige, der die verführt, welche nach Gier und Macht streben, und sie in den Dienst des Egoismus und der Korruption stellt. Im heiligen Koran heißt es Sure 2,168:

            „Ihr Menschen! Eßt von alledem, was es an Eßbarem auf der Erde gibt, soweit es erlaubt ist und gut ist! Und tretet nicht in die Fußstapfen Satans! Er ist euch ein ausgemachter Feind.“

            Der wahre Weg für Menschen, egal welcher Herkunft und welchen Glauben, ist es, Frieden zu verbreiten, Wissen zu teilen und Harmonie zu fördern, anstatt sich von Gier oder persönlichen Vorteilen leiten zu lassen. Ich hoffe, dass wir etwas dazu beitragen und hier zusammenarbeiten können. Möge Gott (swt) uns alle auf dem richtigen Weg leiten!

            Friede sei mit dir!

              1. “Das gerät halt all zu oft in Vergessenheit.”

                Das nicht unbedingt. Es hat sich nur gewissermaßen “banalisiert” und zu einer Art “Floskel” mutiert, nach dem Motto “wie geht es dir”. Also praktisch nichts bedeutend.

                Nur, bei “Friede sei mit Dir” ist der Inhalt und der Sinn viel tiefgründiger und deshalb sollte man diesen Spruch auch verinnerlichen und würdigen. Und ihm auch durch die eigenen Taten und Handlungen Kraft verleihen.

          2. @Ikaros
            “Um die Lehre des Islams kritisieren zu können, muss man sie kennen.”

            Wichtiger Satz!

            Genauso reicht es nicht, sich als “Atheist” auszugeben. Man muss auch wissen warum man das ist. Man muss immer das, wogegen man ist, sehr gut kennen.

            Man muss auch nicht unbedingt die Bibel vollständig gelesen haben, geschweige denn “bibelfest” zu sein.
            Sogar die “Profis” sind sich in ihrer Deutung nicht immer einig und es wird fortwährend daran “gearbeitet”.
            Man muss aber wissen und verstehen, dass das was drin steht vielschichtig und symbolisch ist und kein “Geschichtsbuch” im herkömmlichen Sinn ist. Und schon gar nicht ein “Märchenbuch”.
            Das ist mit dem Koran oder Tora nicht anders, zumal Bibel, Koran und Tora die Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen sind und somit denselben Ursprung haben.

            1. Sagt wer?

              Nach Ansicht der Religion sind sowohl Glaube als auch Wissen für spirituelles Wachstum erforderlich.
              Also schließen sich Religion und Wissenschaft nicht aus.

              Für viele ist die Religion eine Möglichkeit sich im Leben zu orientieren, die Welt zu verstehen und nicht zuletzt sich moralisch zu verhalten.
              Dass es Extremismus gibt, ist unstrittig, nur ist dieser weder ausschlaggebend noch maßgebend.

              Dass Sie sich so verbissen an “Religion” und “Kapitalismus” als “Probleme der Menschheit” festhalten, wird Sie nicht weiter bringen. Es bringt nur Frust, Unzufriedenheit, möglicherweise auch Wut, was einem nicht gut tut. Zumal beides nicht beseitigt werden wird. Das wird nicht möglich sein. Also wird man damit leben müssen, ob es einem gefällt oder nicht, und, wie man das so schön sagt, das Beste draus machen.

    2. Ähnlich dem sich in Unterhosen zu Hause Besaufenden (der sich offenbar die Heizungsrechnung leisten kann) bin ich Atheist. Die Frage, ob die von Dir so wortreich gepredigte brüderliche Liebe die bewusst Ungläubigen ausschliesst, solltest Du überdenken. Ebenso das Konzept der Hölle (Gehenna), das mir barbarisch erscheint.

      Jegliche Strafe auf Erden für hier begangene Übertretungen ist begrenzt auf die Lebenszeit, Wer an eine unsterbliche Seele glaubt, sollte dieser Lern- und Bussfähigkeit auch über die so kurze Lebensspanne einräumen. Das Konzept der Hölle ist etwa so, als wenn man einen Menschen lebenslang verprügeln würde, weil er als Kleinkind den Boden vollgeschissen hat. Orientalische Religionen (ausser dem barbarischen Lamaismus) kennen das Konzept des Wachstums auf dem Rad der Wiedergeburt, das auch Herabstufungen (etwa zum Tier) vorsieht für die, die ihr Karma beschädigen. Ok, ich glaub auch daran nicht, finde das Konzept aber deutlich sympathischer als sadistische Höllenphantasien.

      Dies gesagt, dennoch ein Lob für Deine freundliche und tolerante Präsentation der islamischen Religion.

      1. Die Hölle ist hier auf Erden, man muss nur die Augen öffnen.

        Nach dem Tod gibt es nichts mehr! Auch keinen Himmel oder Hölke.

        Also genießt euer Leben so lange ihr könnt und macht die Welt friedlicher.

      2. Bruder aquadraht,

        vielen Dank für deine freundlichen Worte und dein Interesse. Im Islam schließen wir keinen Menschen aufgrund seines Glaubens aus, sondern betonen die Brüderlichkeit und den respektvollen Umgang mit allen, unabhängig von ihrer Überzeugung und Herkunft. Lies Sure 18,29:

        „Und sprich: Die Wahrheit kommt von eurem Herrn. Wer will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein.“

        Meine Religion betont allgemein die Bedeutung des guten Umgangs mit allen Menschen, wie auch Sure 41,34 zeigt:

        „Die gute Tat ist nicht der schlechten gleichzusetzen. Weise die Übeltat mit etwas zurück, was besser ist als sie, und gleich wird derjenige, mit dem du bis dahin verfeindet warst, wie ein warmer Freund zu dir sein.“

        Zur Hölle: Der Islam versteht die Hölle nicht als „sadistische“ Strafe, sondern als eine Konsequenz für die Ablehnung des Glaubens an Gott (swt) und das Unrecht, das Menschen einander antun. Sie wird als letzter Ausweg für diejenigen beschrieben, die sich bewusst gegen Gottes (swt) Führung entschieden haben, obwohl sie klare Botschaften erhalten haben. Der heilige Koran spricht von der Hölle als einem Ort der Reinigung, aber es gibt auch Hinweise auf die Möglichkeit der Errettung und Barmherzigkeit für diejenigen, die bereuen. Lies hierzu Sure 3, 135,136:

        „Diejenigen, die, wenn sie etwas Abscheuliches getan oder durch sündigen Lebenswandel gegen sich selber gefrevelt haben, Gottes gedenken und ihn um Vergebung für ihre Schuld bitten – und wer könnte den Menschen ihre Schuld vergeben, außer Gott? – und die, in dem, was sie an Sünde getan haben, nicht beharren, wo sie doch wissen, daß es Sünde ist, deren Lohn besteht in Vergebung von ihrem Herrn und in Gärten, in deren Niederungen Bäche fließen, und in denen sie ewig weilen werden. Welch trefflicher Lohn für die, die im Guten tätig sind!“

        Ich respektiere natürlich deine Sichtweise und deinen Glauben und danke dir nochmals für dein Lob.

        Friede sei mit dir!

      3. @aquadraht
        Sie sollten sich das Bild der Hölle nicht nach den Gemälden der Alten Meister gestalten.
        Ähnlich ist auch das “Fegefeuer”, aufgrund eines “Übersetzungsfehlers” falsch interpretiert und falsch verstanden.
        Im Latein nennt es sich nämlich “Purgatorium” also “(Be)Reinigung”.
        Hat mit “barbarischem” Feuer nichts zu tun.

        “Die Bücher des Alten und Neuen Testaments sprechen nicht von einer ‚Hölle‘ als Ort der Strafe und der Qual schwerer ‚Sünder‘, der von ‚Teufel‘, ‚Hexen‘ und ‚Dämonen‘ bewohnt und beherrscht wird. Sie kennen aber Unterwelten [→ Unterwelten] wie die Scheol (hebr. שְׁאוֹל), die als Reich der Toten vor allem durch den gänzlichen Verlust leiblicher Genussfähigkeit und durch Gottesferne gekennzeichnet sind. Die Scheol ist aber kein Ort sadistischer Qualen, die dort von einer teuflischen Figur verstorbenen Missetätern zugefügt werden. Trefflich bemerkt Christoph Auffahrt: „Zur H[ölle] gehören der Herr der H[ölle] und seine Helfer (→ Teufel), die sich immer neue Qualen erdenken“ (Art. Hölle, RGG 3, 4. Aufl., Sp.1845). Ein solcher „Herr“ findet sich in der Scheol gerade nicht.”

    3. Die, die “Dinge wissen”, wissen nicht, dass sie sich mit ChatGPT unterhalten.

      Brüder und Schwestern,

      der Islam lehrt uns, in allen Aspekten des Lebens Balance zu wahren – sei es in unserem Streben nach Wissen, in der Suche nach spiritueller Erfüllung oder in der Pflege unserer Beziehungen zu anderen Menschen. Reisen und Migration sind zwei solcher Bereiche, die tief in der islamischen Tradition verwurzelt sind und uns viele Lektionen über die Größe Gottes (swt) und die Schönheit seiner Schöpfung lehren können.

      Reisen – eine spirituelle Bereicherung

      Im Koran lesen wir oft, wie Gott (swt) uns dazu auffordert, die Erde zu bereisen und die Wunder seiner Schöpfung zu betrachten. In Sure 67,15 steht:

      „Er ist es, der die Erde euch dienstbar gemacht hat. Durchwandert ihre Gefilde, esst von Seinem Unterhalt und bedenkt, dass ihr zu Ihm dereinst zurückkehren werdet.“

      Diese Worte zeigen uns, dass das Reisen nicht nur eine weltliche Aktivität ist, sondern auch eine Form der spirituellen Reflexion. Wenn wir reisen, sehen wir die Vielfalt der Kulturen, Landschaften und Menschen, und in all dem erkennen wir die Zeichen Gottes. Jedes Tal, jeder Berg und jedes Gesicht erzählt von seiner Macht und Weisheit.

      Auch unser geliebter Prophet Muhammad (saw) hat uns durch sein Leben gezeigt, wie wichtig Reisen sein kann. Die Hidschra, die Auswanderung von Mekka nach Medina, ist das zentrale Ereignis, das die islamische Gemeinschaft geformt hat. Aber auch abseits dieser großen Reise ermutigte er die Gläubigen, zu reisen, um Wissen zu erlangen. Er sagte, überliefert in Sunan Ibn Majah:

      „Sucht Wissen, auch wenn ihr bis nach China reisen müsst.“

      Reisen öffnet unser Herz für neue Perspektiven, erinnert uns an die Bedeutung von Geduld und Dankbarkeit und vertieft unser Verständnis für die Welt und unseren Platz darin.

      Migration – ein Weg des Glaubens und der Standhaftigkeit

      Migration ist eine Prüfung und zugleich ein Mittel, um die eigene spirituelle Reise zu vollziehen. Die frühen Muslime mussten Mekka verlassen, um ihren Glauben in Frieden praktizieren zu können. Diese Handlung der Hidschra war nicht nur ein geopolitischer Wechsel, sondern ein tiefgreifender Glaubensakt.

      Der Koran erinnert uns in Sure 16,41:

      „Diejenigen, die um Allahs willen auswanderten, nachdem sie Unrecht erlitten hatten – Wir werden sie wahrlich in dieser Welt an einen guten Ort bringen. Und der Lohn des Jenseits ist wahrlich größer, wenn sie es nur wüssten.“

      Diese Worte zeigen uns, dass Migration aus dem richtigen Grund – sei es zur Bewahrung des Glaubens oder zur Verbesserung der Lebensumstände – ein Akt der Standhaftigkeit ist. Doch es ist ebenso wichtig, dass wir uns in neuen Gemeinschaften um Frieden und Verständnis bemühen und die Werte des Islam mit Weisheit und Geduld vertreten.

      Unsere Verantwortung in der heutigen Zeit

      Brüder und Schwestern, die Welt hat sich verändert, und die Herausforderungen, denen wir heute begegnen, sind komplexer geworden. Doch unsere Verantwortung bleibt dieselbe: durch unser Verhalten und unsere Haltung die Botschaft des Friedens zu verbreiten. Reisen und Migration können dazu beitragen, Brücken zwischen Kulturen zu bauen und Vorurteile abzubauen.

      Lasst uns, wenn wir reisen, nicht nur als Touristen, sondern als Botschafter unseres Glaubens auftreten. Lasst uns, wenn wir migrieren, in den neuen Gemeinschaften, in die wir eintreten, ein Beispiel für Güte, Ehrlichkeit und Respekt sein.

      Der Prophet Muhammad (saw) sagte, überliefert in Tirmidhi:

      „Der Gläubige ist wie der Regen: Wo er auch hinkommt, bringt er Nutzen.“

      So lasst uns reisen, um Nutzen zu bringen, um zu lernen und um uns selbst zu bereichern. Mögen unsere Reisen stets Wege des Friedens und der Erkenntnis sein, und mögen wir in allem, was wir tun, Gottes Wohlgefallen suchen.

      Assalamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh!

      1. Eine sehr simple Betrachtungsweise.
        Es geht nicht darum, sich zu “verstecken”.
        Wie ich weiter oben @Panicmam geschrieben habe:

        Nach Ansicht der Religion sind sowohl Glaube als auch Wissen für spirituelles Wachstum erforderlich.
        Also schließen sich Religion und Wissenschaft nicht aus.

        Für viele ist die Religion eine Möglichkeit sich im Leben zu orientieren, die Welt zu verstehen und nicht zuletzt sich moralisch zu verhalten.

        Religiöse Menschen sind meistens sehr spirituell veranlagt und denken selbst viel mehr als Sie offensichtlich annehmen.

        Das sagte ich @Panicman auch:
        Dass es Extremismus gibt, ist unstrittig, nur ist dieser weder ausschlaggebend noch maßgebend.

  9. Ich weiß nicht, was das Ziel der Fragen ist. Etwas über die Leser zu erfahren oder ein Versuch “die Deutschen” zu verstehen. Denn möglicherweise sind die Fragen falsch gestellt.

    Statt “Halten Sie die Demokratie in Deutschland für gescheitert?”, könnte man fragen “Halten ihre Nachbarn und Arbeitskollegen die Demokratie in Deutschland für gescheitert?”.

  10. Auswandern … ja wohin denn? Wir sind nicht im sechzehnten Jahrhundert, wo man mal eben ein Schiff besteigen und sich so der wuchernden Idiotie entziehen kann. Diese Idiotie operiert im globalen Maßstab, wenn dann müßte man schon den Planeten verlassen, aber das ist auch noch Utopie und so richtig weit würde man wohl nicht kommen, selbst der visionäre Elon kommt nicht so wirklich dem Mars näher.
    Außerdem geht es uns ja immer noch recht gut, fragt doch mal in Gaza nach, ob die Leute dort gern auswandern würden und wohin.

  11. Ja, tatsächlich war ich einmal für ein paar Jahre weg, aus Deutschland, raus aus der EU.
    Kurz bevor ich meine Wohnung aufgegeben hatte bekam ich (selbstständig) noch einen Brief vom Finanzamt mit ein paar reichlich absurden Fragen, u.a.:
    Gedenken Sie, jemals wieder in den Geltungsbereich deutschen Rechtes zurückzukehren?
    Muss man mehr wissen über die Beamten Republik Deutschland?
    Natürlich habe ich ihnen ganz freundlich geantwortet, dass ich es halt nicht wisse, ob ich in zwei Jahren, in 10 oder niemals mehr zurückkommen werde. 🙂

  12. Ich bin zufällig in einer Ecke von Deutschland geboren in der es mir auch ziemlich gut gefällt. Habe nie eine andere Region in Deutschland gesehen mit der ich tauschen wollte. Zum Teil liegt das auch daran, dass ich hier ganz nah an der Grenze bin und somit das Deutschsein schon etwas gemäßigt ist. Und halb lebe ich auch immer jenseits der Grenzen. Sollte die Lage mal brenzlig werden bin ich zur Not sogar schnell zu Fuß in einem der Nachbarländer.

    Und ehrlich gesagt fühle ich mich in Deutschland auch wesentlich weniger eingeengt und unfrei oder gar bedroht, wie offenbar viele Andere hier, selbst zu Coronazeiten war es für mich nicht so schlimm. Mich hatte es nicht so arg getroffen.

  13. 1. “Halten Sie die Demokratie in Deutschland für gescheitert?”

    Die parlamentarische Demokratie ist besser als andere politische Ordnungen, aber die gesellschaftlichen Voraussetzungen für ihr Funktionieren sind zunehmend weniger und teilweise sogar gar nicht mehr gegeben:

    -> Vorhandensein eines gut ausgeprägten und selbstbewussten bürgerlichen Mittelstands, der den Machtansprüchen von Oligarchen ebenso Widerstand entgegensetzen kann wie sozialrevolutionären und utopischen Tendenzen aus der Unterschicht,

    -> politische Parteien, die tatsächlich unterschiedliche Konzepte vertreten und sich in der Regierung abwechseln,

    -> funktionierende Gewaltenteilung,

    -> eine politische Kultur, die durch Sachbezogenheit, Rationalität und relative Fairness geprägt ist,

    -> Existenz von Nationalstaaten, die nicht von supranationalen Einrichtungen dominiert werden und daher eigenverantwortlich nahezu alle internen Angelegenheiten regeln können,

    -> Existenz eines Demos, der in der Lage ist, Eigenes als Eigenes zu erkennen und der auf Grund eines entwickelten Gemeinschaftsgefühls und kultureller Ähnlichkeit in der analogen Welt in der Lage ist, ein Wir-Gefühl jenseits von “Blasen” und Nischen zu haben.

    Allein schon die zunehmende Digitalisierung tendiert dazu, dieses Gemeinschaftsgefühl unmöglich zu machen.
    Dazu ein guter Manova-Artikel: https://www.manova.news/artikel/in-leerer-gemeinschaft

    Je länger diese Voraussetzungen fehlen bzw. nicht mehr voll gegeben sind, desto stärker und erfolgreicher werden zwangsläufig Entwicklungen sein, die – unter Beibehalt von Oberflächen – etwas Neues und Anderes schaffen und an die Stelle der parlamentarischen Demokratie setzen.

    2. “Haben Sie schon daran gedacht, Deutschland wegen der politischen Situation zu verlassen und auszuwandern?”

    Nein.
    Nur zu Hause ist Heimat.

    3. “Mit welchen Gefühlen begegnen Sie dem neuen Jahr 2025?”

    Mit Gottvertrauen!
    “Fürchtet euch nicht”, steht doch auch schon in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas.
    Außerdem ist doch hier für unsere irdischen Hüllen sowieso irgendwann Schluss.

    1. Kandidaten werden vor der Wahl festgelegt, Koalitionen nach der Wahl ausgekungelt. Der Wähler steht außen vor und kann auch niemanden abwählen. Repräsentativ ist das System, trotz immer wiedergekäutem Mantra, nicht. Für Repräsentation bedarf es zufälliger Stichproben, eines Durchschnitts, nicht einer elitären Kaste.

      Im weiteren Sinn kann man Deutschland als KanzlerMonarchie betrachten, da der Kanzler sowohl die Minister (darunter Exekutive, Judikative) auswählt, als auch mittels Richtlinienkompetenz Politik verbindlich vorzugibt. Die automatische Mehrheit im Parlament sichert die Macht über die Legeslative. Aber der vorgeschobene Sinn, die Teilung der Macht um Schlimmes zu verhindern, ist schon schon in der Partei, mit der Siebung der Parteikader, des exclusiven Clubs, aufgehoben und setzt sich in der Koalition, Regierungsbildung, Auswahl von Richtern, Ausschüssen, Entscheidungsmonopolen der EU, im Europäischem Rat und Ministerrat, etc. fort.

        1. dein kommentar besagt, daß alles schlimmer wird. schlimmer werden hauptsächlich die auswirkungen.
          also hab ich einen 20 jahre alten text ausgegraben. vor 70 jahren war das system schon genauso kaputt – es wurde genau so konstruiert.

      1. “Im weiteren Sinn kann man Deutschland als KanzlerMonarchie betrachten…”

        Ich würde das sogar im engeren Sinn als eine Kanzler-Diktatur betrachten.

    2. Bruder Wolfgang,

      ich danke dir für deine Worte und teile deine Haltung zum Gottvertrauen! Auch im Islam ist das Vertrauen in Gott (swt) von zentraler Bedeutung. Lies Sure 3,173:

      „Aber das bestärkte sie noch in ihrem Glauben, und sie sagten: ,Wir lassen uns an Gott genügen. Welch trefflicher Sachwalter!‘“

      Diese Worte verdeutlichen, dass wir unser Vertrauen stets auf Gott (swt) setzen können, besonders in schwierigen Zeiten. Im Islam finden wir darum auch die Botschaft des “Fürchtet euch nicht” wieder. In Sure 94, 5-6 heißt es:

      „Wenn man es einmal schwer hat, stellt sich gleich auch Erleichterung ein. Noch einmal: Wenn man es einmal schwer hat, stellt sich gleich auch Erleichterung ein.“

      Dies erinnert uns daran, dass wir auf Gott (swt) vertrauen dürfen, auch in Zeiten der Ungewissheit. Natürlich lehrt auch der Islam, dass unser Leben in dieser Welt vergänglich ist. Lies Sure 3,185, welche sagt:

      „Ein jeder wird einmal den Tod erleiden. Und erst am Tag der Auferstehung werdet ihr für eure Taten euren vollen Lohn bekommen.“

      Dies erinnert uns daran, dass das Leben nach dem Tod einen höheren Sinn hat und unsere körperliche Existenz nur einen Übergang darstellt.

      Möge Gott (swt) dir Frieden und seinen Segen im neuen Jahr schenken!

      1. @ Areion

        Ich danke Ihnen für diese freundlichen Worte.
        Sie werden nicht Christ und ich werde nicht Muslim,
        und doch haben wir eine gewisse Schnittmenge.

        Was bei uns aber vermutlich keine Schnittmenge ist, dass ist meine Überzeugung, nein, eher mein Wissen, dass die Wahrheit der Religionen (ich spreche bewusst im Plural) jenseits der Sprache und auch jenseits der jeweiligen heiligen Bücher liegt, die ja doch von Menschen geschrieben worden sind. (Ich weiß, dass Sie letzteres anders sehen.)
        Worte sind immer unvollkommen, sind stets nur Gleichnis und Metapher, um Unsagbares, nicht in Worte zu Fassendes doch irgendwie auszudrücken, was aber nicht gelingen kann.

        Man sollte geschriebene Worte gerade im religiösen Bereich daher nie allzu ernst nehmen. Im Schweigen offenbart sich einem oft mehr.
        Sie wissen ja wahrscheinlich, dass es Schweigeklöster gibt, doch könnte ich mir denken – ich weiß es nicht – dass es auch im Islam etwas ähnliches geben könnte. Wer sich in Gott geborgen weiß, braucht keine Worte.
        Haben Sie eine gute Zeit.

        1. Bruder Wolfgang,

          ich danke dir herzlich für deine Rückmeldung und die tiefgründigen Gedanken, die du geteilt hast. Ich schätze es sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit diesen wichtigen Fragen auseinanderzusetzen.

          Ich verstehe deinen Gedanken, dass Worte oft unvollkommen sind, um die wahre Essenz der spirituellen Wahrheit zu erfassen. Als gläubiger Muslim nehme ich jedoch die Worte des heiligen Koran sehr ernst, da ich sie als direkte Offenbarung Gottes (swt) betrachte, die den Menschen auf den rechten Weg führen sollen. Lies Sure 4,82:

          „Machen sie sich denn keine Gedanken über den Koran? Wenn er von jemand anderem als von Gott wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden.“

          Dies verdeutlich mir, dass der heilige Koran für uns eine unfehlbare und vollständige Quelle der Wahrheit ist. Zugleich respektiere ich deine Sichtweise, denn Sure 2,256 lehrt uns:

          „Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der rechte Weg ist nun klar erkennbar gegenüber dem falschen Weg.“

          Was das Schweigen betrifft, so gibt es im Islam kein direktes Pendant zu Schweigeklöstern. Allerdings gibt es zum Beispiel Praktiken wie „Itikaf“ (Absonderung) und „Zuhd“ (Entsagung), bei denen der Gläubige sich von weltlichen Ablenkungen entfernt, um sich auf Gott (swt) zu konzentrieren.

          Bei Itikaf zieht er sich zu Ramadan oder zu anderen Zeiten für eine bestimmte Dauer in eine Moschee zurück, um sich ganz dem Gebet, dem Studium des heiligen Korans und der Meditation zu widmen. Während dieser Zeit bleibt der Praktizierende dort und verzichtet auf weltliche Aktivitäten, was einem spirituellen Rückzug ähnlich ist.

          Zuhd ist eine Art Askese, bei der Muslime sich der spirituellen Disziplin widmen, indem sie sich ebenfalls von den weltlichen Ablenkungen zurückziehen und Zeit im Gebet, in der Meditation und im Studium der Religion verbringen. Dies kann in Form von persönlichem Rückzug in eine Moschee oder nach Hause geschehen, ohne dass es eine formale Institution wie ein Kloster erfordert. Anders als Itikaf wird sie aber im heiligen Koran nicht erwähnt.

          Ich danke dir für den Austausch und wünsche dir eine gute Nacht.

          Friede sei mit dir!

    3. Grüße Sie, Herr Wirth!

      Hoffe, dass Sie wohlauf sind und nicht zu viel Stress und Unannehmlichkeiten um die Ohren haben!

      Sie scheinen auch analog zu @ aquadraht viel Ingeborg Maus gelesen zu haben wenn ich Ihre sehr kantianisch-sozialdemokratischen Ausführungen zu 1) betrachte (nicht negativ gemeint).

      Doch auch mal an Sie die Frage:

      Wann und vor allem für wen war 1) in dieser Form denn verwirklicht. Das untere Gesellschaftsdrittel beispielsweise hat das nie kennengelernt und eine „Demokratie“, die schon mal eine solch signifikante Minderheit im Demos einfach ausschließt oder achselzuckend übergeht, ist nun einmal qua definitionem keine Demokratie.

      Dann schreiben Sie zu 2):

      Nur zu Hause ist Heimat.

      Und wo genau ist „zuhause“? Ist das nicht ein sehr persönlicher und subjektiver Begriff?

      Ich definiere es mal so: da wo man sich wohl, frei und geborgen fühlt. Ist aber nur (m)eine Definition, andere haben andere Sichtweisen drauf. Und der Begriff kann obendrein unterschiedlich aufgeladen sein. Für die einen ist es ihr (Urlaubs)Haus, für andere das Elternhaus (auch wenn man dort schon lange nicht mehr wohnt), für andere die Bude der Flamme, andere ein Baum oder Stein im Wald, der emotionale Bedeutung für sie hat. Und dann gibt es mitunter Orte, die einen auf einer unbewussten Ebene ansprechen, sei es durch ihre Natur, Kultur, Atmosphäre, Menschen… was auch immer. Mitunter sind es sogar Orte, an denen wir (in diesem Leben) noch nie gewesen sind. Ich beispielsweise fühle mich stark zu den Farben Nachtblau und Weiß hingezogen – und zu Schottland. Ich bin noch nie dort gewesen, aber ich mag einfach die Natur dort, eine Menge der Bräuche und dortigen Tiere oder Produkte wie bestimmte Pullover. Keine Ahnung, ob es mir noch so gehen würde, wenn ich dann mal dort wäre, aber ich fühle mich in den Highlands „heimischer“ als hier. (Okay, das schottische Essen ist abgesehen von Shortbread nicht als Essen zu bezeichnen, aber das könnte ich ohnehin nicht essen.)

      Für mich ist ein „Zuhause“ aber an sich – wie geschrieben – nicht mittelbar geografisch determiniert. Dementsprechend würde ich auch die Vorstellung hinterfragen, dass das Zuhause kongruent mit der Heimat und die Heimat kongruent beispielsweise mit dem Geburtsort ist. Zuhause ist für mich überhaupt nicht über ethnische, biologische oder sonstige Zugehörigkeit definiert. Ich fühle mich an meinem Geburtsort überhaupt nicht heimisch, spreche auch gar nicht wie die Leute dort (deren Dialekt ist in meinen Augen wirklich nicht schön – und nein, es ist weder Schwäbisch noch Sächsisch, es gibt Schlimmere) und mit den dortigen Bräuchen habe ich noch nie etwas anfangen können.

      Vielleicht sollte man deshalb mal „Heimat“ und „Zuhause“ überdenken oder breiter definieren? Zumal es oft so ist, dass der Prozess des Ankommens und des Sicheinlebens ein wichtiger Teil davon ist, einen Ort zu finden, der sich wie (ein) Zuhause anfühlt. Den hatte ich freilich noch nie – ich mag Plattenbauten und Mietswohnungen einfach nicht und mochte auch nicht das Haus meiner Großmutter. Es war mir fremd und auch die Leute dort. Ich fühle mich “hierzulande” schlicht nirgends „daheim“ oder „zuhause“ und das hat viel mit den Leuten, die einen umgeben und den gesellschaftlichen Verhältnissen, die hier herrschen, zu tun. Für mich ist ein Zuhause letztlich auch ein Ort des inneren Friedens und des Beisammenseins mit den Liebsten – und das müssen nicht unbedingt Verwandte sein oder ein fixer Ort. (Womit ich mich übrigens wie schon mal geschrieben von irgendwelchen „Anywheres“ distanziere, die ja einfach das gesamte Konzept des Zuhauses über Bord werfen oder ein ganzes Dutzend habe, was ich irgendwie schwierig finde – ein Dutzend Zuhause ist für mich wie ein Dutzend Ehefrauen und ich denke einfach nicht, dass sich sowas ausgeht.)

      Was machen Sie eigentlich mit Menschen, die – ob in Österreich oder dem Oman, ob in Kenia oder Kanada – ihre große Liebe kennenlernen und dort ihr (neues? wahres?) Zuhause finden und aufbauen? Oder Leute, die wie ich mit ihrer Herkunftsregion niemals heimisch wurden und sie hinter sich lassen, die „ihr Schottland“ fanden und dorthin übersiedelten? Oder über ihre Arbeit ein neues Zuhause andernorts in Aussicht gestellt bekommen?

      Nun, das Feld Zuhause / Heimat etc. ist auch wieder ein weites und sehr definitions- und erfahrungsabhängiges Feld…

      Außerdem ist doch hier für unsere irdischen Hüllen sowieso irgendwann Schluss.

      Nun, da hoffe ich einfach mal, dass das bei Ihnen „irgendwann“ noch nicht so bald ansteht und wir Mitforisten auch im kommenden Jahr viele Kommentare von Ihnen lesen werden, die zum Nachdenken und Reiben einladen!

      Falls wir uns die Tage nicht mehr schreiben wünsche ich Ihnen in diesem Sinne auf jeden Fall schon mal angenehme Feiertage und einen ruhigen und friedlichen Jahresausklang und -wechsel.

      Gruß + einen guten Abend
      Ihr Altlandrebell

      1. Ja, was dieses Thema betrifft, haben wir wohl auch gewisse Schnittmengen.
        Ich bin z.B. in Köln geboren, aufgewachsen und habe den größten Teil meines Lebens hier verbracht.
        Und habe diese Stadt nicht einen einzigen Tag als meine Heimat empfunden. Ich kann z.B. auch nicht mal im Ansatz etwas mit dem hiesigen kollektiven Besäufnis, das sich Karneval nennt, und der regelmäßigen Selbstbeweihräucherung (die es so allerdings auch in anderen Städten/Regionen gibt) anfangen.
        ” Für mich ist ein Zuhause letztlich auch ein Ort des inneren Friedens und des Beisammenseins mit den Liebsten – und das müssen nicht unbedingt Verwandte sein oder ein fixer Ort. ”
        Das sehe ich ähnlich. Man könnte vielleicht noch den Begriff der Geborgenheit hinzufügen.
        Und ich empfinde es in diesem Land und in unserer Gesellschaft mittlerweile als ausgesprochen schwierig, ein solches Gefühl zu entwickeln. Am ehesten würde ich noch sagen, daß ich mich in meinem Beruf zuhause fühle. Wenn ich ihn denn mal so ausüben könnte, wie es mir entspricht (das führe ich jetzt nicht aus, das würde zuviel Platz einnehmen).
        Ein ganz zentraler Punkt ist dabei für mich auch das Gefühl des Willkomen-Seins (in jeglicher Hinsicht). Und auch dieses Gefühl hat nicht viel Platz in unserer Gesellschaft.
        So, und jetzt gute Nacht !

        1. @Brain @Altlandrebell Warum verschwenden Sie diesen Schwall an Worten wg den Begriffen “Heimat” und “zuhause”? Diese “Begriffe” werden derweil des Öfteren durch, nicht nur deutsche sondern auch weitere europäische Politiker & Medien verwandt. Vergleicht einfach 1933 & 2022 – 2024 und das seriös.
          Ein “zuhause und ein Land in dem Ihr gut & gerne leben wollt”, O-Ton Merkel, Scholz ist lediglich ein weiterer Beweis, siehe Cum-Ex, Hamburg-Tower/Benko steht für Korruption und was “Eure Heimat” ausmacht wird gerade durch das “Altland”-Parteiensystem” zerstört. gut leben kann ich bieten, eine “Heimat” niemals, jedoch ein Wohlfühlgefühl! … Niemals aber Leuten die Fischer, Schily und Konsorten “cool” fanden so wie DU. Das Fähnchen dreht sich …
          @Neulandlandrebell warum redest Du nicht mehr über FRIEDEN …? Krieg ist eben das Thema und ist politisch gefragt! Was geschah gerade in Syrien? Mit Deinem Nicken und Weißwaschung von … Schäme Dich!
          Versuchs nicht mal …
          MfG KB
          P.S. https://globalbridge.ch/mit-dem-lippenstift-auf-ein-schwein-die-usa-erfinden-die-syrischen-terroristen-neu/ und ein @Altlandrebell klatscht für die USA … zumindest für mich beschämend!

          1. Verzeihen Sie aber Ihr Kommentar ist mir einfach zu wirr und ich werde aus Ihren Sprüngen nicht ganz schlau. Ich weiß auch offen gestanden nicht, wen Sie eigentlich adressieren. Mich? @ Brian (so wird der Mitforist übrigens geschrieben)? Den Chefred? Tom Wellbrock?

            Ich habe mich an einer Begriffsverwendung des Mitforisten @ Wolfgang Wirth gerieben und dazu einfach meine Gedanken mitteilen wollen. Im Gegensatz zu ihnen haben @ Brian und Herr Wirth aber offenkundig verstanden um was es mir dabei ging. Und wenn Sie das nicht lesen wollen, was ich schreibe, dann nutzen Sie doch die von @ Alexander verlinkte Möglichkeit, wie man Kommentare unliebsamer Mitforisten ausblendet.

            Dann: Was beim Teutates ist ein „“Altland”-Parteiensystem”“? Ich habe kein Parteiensystem gemacht, ich habe Probleme mit Parteien.

            Niemals aber Leuten die Fischer, Schily und Konsorten “cool” fanden so wie DU. Das Fähnchen dreht sich …

            Wo haben @ Brian oder ich uns für „Fischer, Schily und Konsorten“ ausgesprochen?!

            @Neulandlandrebell warum redest Du nicht mehr über FRIEDEN …? Krieg ist eben das Thema und ist politisch gefragt! Was geschah gerade in Syrien? Mit Deinem Nicken und Weißwaschung von …

            Geht das an den Chefred? Oder Tom Wellbrock, den letzten verblieben der Neulandrebellen? Der hat die Abwicklung der arabisch-nationalistischen Republik Syrien gerade verurteilt. Und ich habe ihr auch nicht zugestimmt. Ich habe lediglich an anderer Stelle mal darauf hingewiesen, dass es neben den externen Kräften und äußeren Druck auch eine Implosion innerhalb des dortigen Machtkerns gegeben hat. Wenn Sie das bestreiten – von mir aus, ist Ihre Meinung, die nehme ich Ihnen nicht weg.

            Davon abgesehen rede ich sehr oft hier von Frieden, mitunter schreibe ich sogar eine Kolumne drüber. Nur was das nicht Gegenstand dieses Artikels.

            und ein @Altlandrebell klatscht für die USA … zumindest für mich beschämend!

            Und wo habe ich das getan?! Erstens ging es oben um Schottland, das ich landschaftlich schlicht mag. Zweitens habe ich nirgends für „die USA“ (die es als Monolith genauso wenig gibt wie „Deutschland“ oder „Kamerun“) geklatscht und erst recht nicht für die dort herrschenden Macht- und Kapitalfraktionen.

            Orden Sie Ihre Gedanken wirklich und lesen Sie vorher mal über das, was Sie absenden. Schlafen Sie sich aus, denn wenn Sie nur pöbeln und ad hominem gehen können, dann werde ich Ihre Ergüsse zukünftig ignorieren.

        2. @ Brian

          Ich kann z.B. auch nicht mal im Ansatz etwas mit dem hiesigen kollektiven Besäufnis, das sich Karneval nennt, und der regelmäßigen Selbstbeweihräucherung (die es so allerdings auch in anderen Städten/Regionen gibt) anfangen.

          Kenne ich. In meiner Geburtsregion gibt es keinen Karneval (bzw. er heißt dort anders), dafür aber jede Menge „Volksfeste“, zu denen dann aus nah und fern die „Volksreste“ heranstürmen, zwecks Ausübung der deutschen Kardinaltugenden (Grölen, Saufen, Scheißebauen). Mir wäre das als Freigeist wumpe wie die ihre Freizeit verbringen – wenn das Ausüben jener Kardinaltugenden nicht auf Kosten anderer gingen. Hier vor dem Block liegt dann tagelang der ganze Dreck und Müll und bei einer Verwandten, die das Pech hat in der direkten Einflugschneise dieser „Festivität“ zu wohnen, sammeln sich stets Erbrochenes, Kondome, Essensreste und Tralala im Vorgarten an (den niemand wegmacht, Kommentar der Stadt: „Aber wir putzen doch die Straßen!“ – Ja, die Straßen. Vielleicht.). Feuerwehr- und sonstige Einfahrten werden SUV-besamt und dauerverparkt und einer Nachbarin jener Verwandten haben Sie dieses Jahr einfach einen Teil der Gartenbegrenzung eingedrückt. Spaß eben – Karneval, Volksfest. Da soll man sich nicht so haben. Nicht moralisch werden. (Wo ist man da bitte moralisch?!) Die Polizei stand übrigens direkt daneben, um den „reibungslosen Ablauf des Festumzugs zu gewährleisten“ (Man merke: nicht die Unversehrtheit des Besitzes von zufällig dort lebenden Menschen) und wollte freilich nichts direkt mitbekommen haben. Weder sie noch Versicherungen, Stadt, Anwälte oder sonst wer sahen sich befleißigt sich der Sache anzunehmen. Die Täter seien zwar auf Videoaufnahmen zu sehen, hieß es später, aber „unbekannt“ und auf dem vierstelligen Schaden blieb die Frau dann selbst hocken. Schandland eben.

          Den Rest Ihres Kommentars kann ich auch unterschreiben. In dem Punkt hier:

          Und ich empfinde es in diesem Land und in unserer Gesellschaft mittlerweile als ausgesprochen schwierig, ein solches Gefühl zu entwickeln.

          Geht es mir genauso, wobei ich das einfach immer schon so erlebte. Und wenn man dann übrigens doch solche Menschen kennenlernt, bei denen man sich „geborgen“ fühlt oder „zuhause“, dann kann es eben gut sein, dass die herrschenden Verhältnisse und Umstände diese Beziehungen beenden. Meine tiefste Partnerschaft ist unter anderem auch daran gescheitert, dass man 500 Kilometer auseinander lebte und sie wie ich Arbeiterkinder mit Hartzhintergrund waren. Armut verunmöglicht nicht selten Freundschaften wie Beziehungen oder lässt sie erkalten. Egal wie sehr man sich anstrengt.

          Am ehesten würde ich noch sagen, daß ich mich in meinem Beruf zuhause fühle.

          Ich wollte früher Diplomat werden, weil ich die naive Vorstellung hatte, dass man so zur Völkerverständigung, also zum friedlichen Zusammenleben zwischen Menschen, etwas beitragen könnte. Dann lernte ich irgendwann, wofür Diplomaten wirklich da sind. Fuck. Dann wollte ich in die Friedensforschung, aber die Friedensforschung forscht lieber danach wie viel Panzer man Kiew schicken sollte. Fuck fuck. Bin ich eben Hartzer. Vielleicht schaffe ich es irgendwann zum Publizisten, wenn bei Overton oder wo auch immer eine Stelle für „mehr oder weniger kritische Geister“ frei wird. Ansonsten: Fuck fuck fuck. Da braucht wirklich niemand mehr Sexualität (außer vielleicht @ Panicman mit seinem Harem^^), denn das System besorgt’s einem ja täglich gut genug.

          Ein ganz zentraler Punkt ist dabei für mich auch das Gefühl des Willkomen-Seins (in jeglicher Hinsicht). Und auch dieses Gefühl hat nicht viel Platz in unserer Gesellschaft.

          Exakt.

          Ihnen trotz allem ein gutes Wochenende!

          1. Das wünsche ich Ihnen ebenso !
            Und Sie haben mich v.a. mit Ihrem letzten Absatz zu einem breiten Grinsen gebracht.
            ” Bin ich eben Hartzer.”
            Da sind wir schon mal zwei. Und – wie Sie schon richtig erwähnen – mit allen entsprechenden (v.a. finanziellen) Folgen.
            “Egal wie sehr man sich anstrengt.”
            Ein Satz, der sich in vielerlei Hinsicht durch mein Leben zieht. Weshalb ich – das Thema hatten wir ja schon an anderer Stelle – permanent im Strahl kotzen könnte.
            “Ansonsten: Fuck fuck fuck.”
            Schön auf den Punkt gebracht 😉. Und ein prima Schlusswort.

      2. @Altlandrebell
        19. Dezember 2024 um 23:16 Uhr

        Ich grüße Sie auch, haben Sie einen guten Tag,

        zu Weihnachten stressen wir uns nicht, das würde ja alles beschädigen.

        Vorweg:
        Von Ingeborg Maus kenne ich weder den Namen noch die Gedanken. Ich muss gestehen, dass ich zeitgenössische Sozialwissenschaftler und Politologen im Normalfall ebenso wenig beachte wie das Gros der zeitgenössischen Literaten.

        Sie fragen:
        “Wann und vor allem für wen war 1) [die Demokratie] in dieser [parlamentarischen] Form denn verwirklicht? ”

        Natürlich entspricht die Realität prinzipiell nie der ideellen Sollvorstellung, aber angesichts eines allgemeinen Wahlrechts und der Gleichheit der Stimmen ist natürlich – formell und ideal gesehen – schon eine weitgehende Verwirklichung gegeben. Dass dies dann wieder durch allerlei andere Dinge beeinflusst, ausgehebelt und relativiert wird, ist bekannt.

        Dass Wohlhabende letztlich doch mehr politischen Einfluss durchsetzen können als Angehörige von unteren sozialen Schichten, das mag man beklagen, aber es gehört sozusagen zum Lauf der Welt dazu. Insofern widerspreche ich Ihnen nicht, wenn Sie einwenden, dass längst nicht jeder gleichermaßen profitieren konnte. Ich glaube nicht, dass überhaupt ein Mehr an Mitbestimmung möglich und realisierbar ist.

        Da ich als Konservativer grundsätzlich damit rechne, dass es immer eine gesellschaftlichen Differenzierung und Ungleichheit gibt und auch geben wird, dies auch nicht als Tragödie empfinde, und überzeugt bin, dass gewisse Idealvorstellungen deshalb schlichtweg unrealistisch sind, nun darum bin ich sozusagen schon mit kleinen Brötchen zufrieden.
        Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

        Das Problem ist daher für mich nicht, dass die parlamentarische Demokratie in ihren besten Jahren, wie sie etwa um 1960 oder 1980 funktionierte, gewisse Unvollkommenheiten und Schwächen hatte. Das schert mich nicht.
        Das Problem ist, dass auch diese real existierende politische Form – die für Sie wohl sehr unvollkommen ist – überhaupt nur bei bestimmten günstigen Rahmenbedingungen funktionieren kann – welche heute aber zunehmend weniger gegeben sind.

        Dann zu Nr. 2)
        Sie fragen:
        “Und wo genau ist „zuhause“? Ist das nicht ein sehr persönlicher und subjektiver Begriff?”

        Ja, das ist absolut subjektiv!
        Da jeder Mensch anders ist, sind hier eine Fülle von Sichtweisen und Schwerpunktsetzungen möglich; Sie haben davon schon eine ganze Menge erwähnt.

        Für mich ist wohl der Naturraum das Wichtigste … bestimmte Baumarten und Blumen, bestimmte Lebensmittel, bestimmte Vogelstimmen, bestimmte Gerüche, die Art des Lichts, der Gang der Jahreszeiten. Hier zählen wahrscheinlich kindliche Ersterfahrungen mehr als spätere.
        So könnte ich mich z.B. in den Tropen nie zu Hause fühlen.

        Ebenso wichtig wie der Naturraum ist aber die Sprache. Nie könnte ich mich dort zu Hause fühlen, wo ich nicht mit jedem(!) in meiner Sprache reden kann, wo es mir nicht möglich ist, auch Feinheiten und Nuancen sprachlich zu übermitteln bzw. zu verstehen.
        Ähnlich ist es mit bestimmten Sitten und Gewohnheiten, von denen ich erwarte, dass sie selbstverständlich und nicht erklärungsbedürftig sein müssen.
        Insofern ist mir mein Land heute leider weniger ein Zuhause als etwa 1990.

        Je mehr ich in die Ferne gereist war, um so deutlicher und sicherer wusste ich irgendwann, was und wo mein Zuhause ist. Ich lernte und begriff endlich, wo meine Wurzeln ihr Substrat haben.

        Der Begriff “Zuhause” ist für mich also sehr wohl ein räumlicher, ein geographischer Begriff.

        Sie formulieren hingegen so …
        “Ich fühle mich “hierzulande” schlicht nirgends „daheim“ oder „zuhause“ und das hat viel mit den Leuten, die einen umgeben und den gesellschaftlichen Verhältnissen, die hier herrschen, zu tun. Für mich ist ein Zuhause letztlich auch ein Ort des inneren Friedens, (…)”

        Das ist traurig. Das ist dann eine Sicht, bei der ich Sie bedauere. Wenn “zu Hause” so definiert wird, dann haben Sie es schwerer als ich.
        Sie haben einen anderen bzw. anspruchsvolleren Anspruch.

        Für einen Konservativen ist es seit längerer Zeit normal, sich in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht etwas fremd zu fühlen …

        Von eine höheren Warte aus gesehen, könnte man aber auch so formulieren: Wahrscheinlich ist es gar nicht gut und richtig, sich in der Welt, in der realen Welt, allzu sehr wohl zu fühlen. Ich verwende den Begriff “Welt” hier in einem Sinne, der die Gnosis streift.

        Der innere Frieden ist natürlich auch etwas sehr Wichtiges, aber der ist bei mir weniger davon abhängig, welche gesellschaftlichen Zustände bestehen, sondern er hat mehr mit dem Verhältnis zu meiner Frau, zu meinen Nachbarn und natürlich mit dem Ausmaß zu tun, indem ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt im All, in Gott geborgen fühle.

        Tja, die Endlichkeit der Dinge. Ein weites Feld.
        Hoffen wir, dass wir auch in 2025 voneinander lesen können.

        Ich wünsche Ihnen ebenfalls schöne und gesegnete Feiertage und eine erholsame Zeit zwischen den Jahren.

        Alles Gute,
        Ihr Wolfgang Wirth

        1. Grüße Sie nochmals Herr Wirth!

          Was den Einfluss der Wohlhabenden und das Mehr an Mitbestimmung betrifft, da ticken wir wohl einfach unterschiedlich.

          Ich würde die herrschende Regierungsform einfach nicht „Demokratie“ nennen, sondern „Bonapartismus“ (siehe unten @ Krim) oder wie auch immer. Da haben wir wohl schlicht unterschiedliche Demokratiekonzepte im Kopf – was wiederum verdeutlicht, das es „die“ Demokratie eben genauso wenig gibt wie „die“ Christen, „die“ Rechten oder „die“ Italiener. „Die“ gibt es nie.

          Ihren Ausführungen zum Naturräumlichen etc. kann ich zustimmen bzw. sie gut nachvollziehen. Da ich mehrere Sprachen spreche – und da Englisch heute global alles eindampft – ist für mich der Sprachaspekt nicht ganz zu konstitutiv wie bei Ihnen. Mit „Sitten und Gewohnheiten“ dagegen kann ich nicht so viel anfangen, da die sehr definitionsabhängig sind und jeder anderes darunter versteht. Man sieht das ja schon hierzulande selbst – viele Sitten sind schlicht Moden, meistens der Herrschenden und werden abgestreift wie Hüte. Der Händedruck z.B. (mit dem man den anderen als gleichwertiges Gegenüber erkannte) kam schon vor dem Pandemieregime aus der Mode. Wie man sich als Gast verhält und dass man an bestimmten Orten nicht bauchfrei oder mit Hut herumläuft auch. Ich habe kein Problem, wenn Leute bauchfrei mit Hut „uff de Gass“ gehen. Aber wenn Sie in einer Kirche oder Moschee oder sonst wo zu Gast sind, sollte man die dortigen Regeln beherzigen. Oder fernbleiben. Es ist ja niemand gezwungen eine Snyagoge aufzusuchen. (Anders ist es, wenn der Staat mal wieder bestimmte Kultobjekte oktroyiert und für alle verbindlich macht – da sollte man bewusst den Hut auflassen oder den jeweiligen Gesslerhut nicht grüßen).

          Das meine Zuhause-Definition anspruchsvoller ist, kann schon sein. Jeder tickt eben anders. 🙂

          Dann hierzu:

          Für einen Konservativen ist es seit längerer Zeit normal, sich in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht etwas fremd zu fühlen …

          Da finde, dass das für Linke auch schon lange gilt. Aber auch für andere. Ich fühlte mich in dieser Gesellschaft einfach schon immer fremd, zumal mir als Kind von Arbeitern bzw. Hartzern immer sehr deutlich gemacht und aufgezeigt worden ist, dass ich hier nur geduldet bin und immer unter scharfer Beobachtung stehe. Dass mein Platz in der Gesellschaft ganz unten zu sein hat. Wie soll man da eine Zuneigung zum Gegenüber entwickeln, wenn man eigentlich beständig auf dem Schleudersitz Platz zu nehmen hat? Ich möchte keinen Platz zugewiesen bekommen, sondern die Plätze und Rangordnungen überwinden.

          Doch 2021 wurde ich ja von Ministerpräsident Hans zusammen mit anderen ex cathedra rausgeworfen – die Ungeimpften sind jetzt raus. Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Geimpfte. Da war ich endgültig weg, zumal die Ungeimpften danach auch nicht wieder reingelassen wurden. Man hat das Sujet einfach vergessen lassen und einen ranzigen Teppich drübergelegt. Aber seither bin auch ich nur noch einer der „Plastedeutschen“, zumal ich mit Deutschtum ohnehin nie etwas anfangen konnte. Aber ich möchte mit dem Verweis auf jenen Begriff bloß zeigen, dass hierzulande jeder hinzu- oder hinwegaddiert werden kann. Dafür muss man kein „Migrant“ sein, es genügt die falsche Meinung oder Handlung zu begehen.

          Wahrscheinlich ist es gar nicht gut und richtig, sich in der Welt, in der realen Welt, allzu sehr wohl zu fühlen.

          Das ist für mich eine sehr religiös-geprägte Aussage. Wenn man sich nicht sehr wohl fühlt im Leben – wo soll man sich denn dann wohlfühlen? Nur in Träumen? Nur in außerkörperlichen Erfahrungen? Oder auf ein Nachleben, neues nächstes Leben hoffen? Oder darauf, dass man in früheren Leben schon genug Positives angesammelt hat?

          Mhm, da gehe ich nicht so mit. Ich finde, man sollte überall versuchen sich sehr wohl zu fühlen und für Verhältnisse zu arbeiten, die das ermöglichen. Wenn Sie Epikur aufklappen, ist dazu (auf einer individuell-persönlichen Ebene) auch nicht unbedingt viel nötig:

          „Ich verstehe unter hēdonḗ (ἡδονή) : keine körperlichen Schmerzen leiden und in der Seele Frieden haben.“ (Epikur 1988: 58)

          Das zeigt uns einerseits, dass der alte Grieche das Phänomen “Schmerz” als multidimensional und nicht auf bloße Körperlichkeit begrenzt wahrnahm, womit er gewissermaßen moderne Schmerzbetrachtungen antizipierte. Zugleich stellt seine Beschreibung der Lust natürlich eine negative Definition dar: die Lust als Freiheit von bestimmten Zwängen. Und er gab einem folgende Ratschläge:

          1) Hab keine Angst vor Gott und dem Schicksal!

          Götter gibt es irgendwo im Kosmos, aber sie haben keine Bedürfnisse, sind erfüllt von beständiger Glückseligkeit und scheren sich nicht um die Belange der Menschen. Und wenn es anders wäre, könnte man es ohnehin nicht ändern – was soll man gegen den Willen allmächtiger Wesen tun?

          2) Hab keine Angst vor dem Tod!

          „Wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr. (…) Der Tod ist für uns ein Nichts, denn was der Auflösung anheimgefallen ist, besitzt keine Empfindung mehr, was aber keine Empfindung mehr hat, bedeutet für uns nichts mehr.“ (Epikur 1988: 55 und 63).

          3) Lebe selbstgenügsam – überwinde die nichtigen Begierden!

          „Wir müssen auch bedenken, daß von unseren Begierden die einen natürlich, die anderen nichtig sind. Und von den natürlichen Begierden sind die einen notwendig, die anderen nur natürlich. Von den notwendigen sind die einen zur Erlangung der Glückseligkeit erforderlich, die anderen teils damit unsere Gesundheit nicht gestört werde, teils damit wir überhaupt das Leben haben. (…) „Besser ist es für dich, auf Spreu zu liegen und guten Mutes zu sein als ohne Seelenfrieden auf goldenem Ruhebett zu liegen und an reichbesetzter Tafel zu speisen. Ich bin von übergroßer Freude in meinem Körperchen erfüllt, wenn ich von Wasser und Brot lebe, und ich pfeife auf die Freuden eines üppigen Mahles, nicht dieser Freuden wegen, sondern wegen der Unannehmlichkeiten, die ihnen auf dem Fuße folgen.“ (Epikur 1988: 56 und 95).

          Ja – da muss nicht unbedingt viel von mitnehmen, auch muss sich niemand auf Streu legen oder bloß Brot kauen. Aber ganz allgemein sind die Ratschläge auch nicht völlig hinüber. Konsumkritik und Überwindung der Angst vor höheren Mächten erscheinen mir angeraten. Vielleicht wollen auch Sie (oder Mitleser) einen Blick in Epikurs „Philosophie der Freude“ werfen…? Und sei es um sich zu reiben? Ich lasse die Gedanken einfach mal da.

          Ihr Ende wiederum klang ja zwischen den Zeilen recht betrüblich und pessimistisch – ich wünsche Ihnen daher alles Gute, gute Genesung und Gedanken und Erfolg und Stärkung bei all den Vorhaben, bei denen sie diese beiden gebrauchen könnten.

          In diesem Sinne: Ein schönes Adventswochenende und eine gute Zeit!
          Ihr Altlandrebell

          1. @ Altlandrebell
            20. Dezember 2024 um 17:30 Uhr

            Nur kurz:

            Ich habe den Eindruck, dass Sie mich im Hinblick auf “Demokratie” nur teilweise richtig interprtetiert haben.

            Nun ja, Epikuräer bin ich in der Tat nicht.

            Tja, Corona … Da ist viel zerbrochen. Bei vielen.

            Klar, ein Linker fühlt sich auch fremd und vielleicht auch etwas wurzellos. Er lebt aus der Hoffnung, eine zum Verzweifeln unerfreuliche Gegenwart ändern zu können.
            Der Konservative weiß, dass er auf verlorenem Posten ausharrt, dass er die Zukunft nicht wird gestalten können. Von daher kann er nicht aus der Hoffnung leben. Aber er hat immerhin seine Wurzeln.

            Zu: ´Wahrscheinlich ist es gar nicht gut und richtig, sich in der Welt, in der realen Welt, allzu sehr wohl zu fühlen.´

            Sie schreiben:
            “Das ist für mich eine sehr religiös-geprägte Aussage.”
            Ja. Der Satz ist auch überhaupt NUR im Hinblick auf eine religiöse Orientierung verständlich.

            Wohl fühlen schon – aber “allzu sehr” könnte ablenken von Wichtigerem.

            Sie fragen:
            “Wenn man sich nicht sehr wohl fühlt im Leben – wo soll man sich denn dann wohlfühlen? ”

            Nun, man soll sich schon wohl fühlen im Leben, aber – s.o. nicht “zu sehr” und – religiös gesehen – nie vergessen, dass die Welt prinzipiell unvollkommen und problematisch ist – und es auch bleiben wird.

            Wer atheistisch gestimmt ist, hat allerdings gar keine andere Möglichkeit als zu versuchen, “die Welt” zu einem Himmel auf Erden zu machen.
            Die ewige Tragik.

            Ich kann Sie beruhigen: Betrüblich und pessimistisch bin ich nicht gestimmt. Ich fühle mich gut und gesund. Meine Worte gingen eher in die Richtung, dass die Zukunft ja grundsätzlich ungewiss ist.
            Wer weiß schon, was morgen sein wird?

            Gruß

          2. @ Altlandrebell:

            Epikur mochte ich noch nie. Der hat mir eine, wie soll ich sagen… eine zu kalte Logik.
            Man kommt nicht so recht gegen an, gegen diese Logik und doch wirkt sie mir, wenn ich mein ganzes Wesen auf sie richte, und nicht nur meinen Verstand, irgendwie zu leer. Er macht so kalte Schnitte in seinem Denken. Das liegt mir nicht, da fehlt mir was.
            Aber dabei war er ja für seine Zeit eigentlich fast eine Ausnahme, besonders seine Gedanken zu Tod und Sterben.

            Was nun die Selbstgenügsamkeit angeht, bin ich eher auf seiner Linie:

            Besser ist es für dich, auf Spreu zu liegen und guten Mutes zu sein als ohne Seelenfrieden auf goldenem Ruhebett zu liegen und an reichbesetzter Tafel zu speisen.

            Ja, so ist es. Sowas wird heute allzu oft vergessen. Selbstgenügsamkeit wird nur noch mit Selbstkasteiung oder mit moraliner oder idealistischer Übertreibung in Zusammenhang gebracht, also mit etwas nicht ganz Gesundem. Dabei ist es doch oft ein wirklich starkes und natürliches inneres Bedürfnis. Passt nur nicht so gut mit dem Zeitgeist zusammen.
            Doch auch, wenn ich hier Epikur rein gedanklich zustimme, ist mir seine Argumentation immer noch zu kalt.
            Ich reagiere sehr sensibel auf Kälte, besonders auf der geistigen Ebene, daher ist meine Lieblingsfarbe auch das leuchtende Rot des tiefroten Rhododendron und nicht etwa Nachtblau, wie bei Ihnen 🙂

            1. Der Mann war eben Atomist, also von der berechnenden Kühle der frühen Naturwissenschaftler geprägt. Das mag einen Teil des Schneidenden bei ihm erklären. 🙂

              So eine große Ausnahme war er nicht – und breit rezipiert wurde er auch, zumindest hatte ich viel mit seinen (und ähnlichen Gedanken anderer Griechen) im Lateinunterricht zu tun.

              Ja, Selbstgenügsamkeit und Konsumkritik müssen nicht mit einer Unterjochung der Arbeiterklasse verwechselt werden. Man kann sie missbrauchen – wie vieles – aber Ihre Punkte zeigen eben wie es anders geht. Oder was anderes dahinter stecken kann.

              Ansonsten: Kälte ist eine edle Kraft! Schauen Sie hier.

              Früher war Marineblau meine Lieblingsfarbe. Aber das hat sich aufgefächert und inzwischen mag ich Marineblau gar nicht mehr. Das Nachtblaue (Blaue Stunde) dominiert dafür immer, aber Weiß und Schwarz sind auch dabei. Und seit ein paar Jahren mag ich sogar Rot, das hasste ich früher, weil Farbe des Blutes und des Feuers und wenn Sie Narben von einer Verbrennung dritten Grades haben sollten (ich hoffe nicht), dann verstehen Sie, warum einer Rot nicht so mag. Und außerdem ist Rot die Farbe des als Liebe verkauften Kitschs, den ich absolut nicht mag. Aber ich mag Rot inzwischen und darum trage ich seit ein paar Jahren neben Gordon- auch gerne House of Stewart-Tartans (ungleich: Rod Stewarts Tartans). Vielleicht komme ich irgendwann nach Schottland und kann mir einen Kilt aussuchen gehen. 😉

              Gute Nacht – und nehmen Sie Rod Stewart mit

        2. @ Wolfgang Wirth:

          Für mich ist wohl der Naturraum das Wichtigste … bestimmte Baumarten und Blumen, bestimmte Lebensmittel, bestimmte Vogelstimmen, bestimmte Gerüche, die Art des Lichts, der Gang der Jahreszeiten. Hier zählen wahrscheinlich kindliche Ersterfahrungen mehr als spätere.
          So könnte ich mich z.B. in den Tropen nie zu Hause fühlen.

          Diesen ganzen Absatz könnte ich so auch für mich schreiben. Vor allem Anderen ist für mich auch die natürliche Umgebung wichtig. Ich war auch zwei mal in meinem Leben kurz in den Tropen, aber unendlich dankbar als ich wieder zurückkam.
          Zur Not könnte ich aber, wie Altlandrebell auch in Irland (ok, er meint Schottland, ist aber ähnlich) leben. Mit der Natur dort komme ich auch sehr gut klar.

          Ebenso wichtig wie der Naturraum ist aber die Sprache. Nie könnte ich mich dort zu Hause fühlen, wo ich nicht mit jedem(!) in meiner Sprache reden kann, wo es mir nicht möglich ist, auch Feinheiten und Nuancen sprachlich zu übermitteln bzw. zu verstehen.
          Ähnlich ist es mit bestimmten Sitten und Gewohnheiten, von denen ich erwarte, dass sie selbstverständlich und nicht erklärungsbedürftig sein müssen.
          Insofern ist mir mein Land heute leider weniger ein Zuhause als etwa 1990.

          Sprache, Sitten und Gewohnheiten sind mir hingegen nicht so besonders wichtig. Da ich viel jenseits der Grenzen unterwegs bin und viele Verbindungen dahin habe, ist das aber logisch. Die Wallonen verstehen mich zwar nicht in allen Nuancen und ich sie auch nicht, und Sitten und Gewohnheiten sind auch teilweise verschieden, aber ich fühle mich mittlerweile dort auch zuhause, da mir deren Mentalität in einem Teil von mir sogar näher liegt als die rheinisch westdeutsche.

          1. @ Two Moon
            20. Dezember 2024 um 17:47 Uhr

            Guten Abend, guter @ Two Moon,
            tja, so ähnlich und doch auch wieder verschieden sind die Menschen in ihrer Art und ihren Vorlieben.
            Ich wünsche Ihnen frohe und erholsame Weihnachtstage!
            Gruß

      3. @Altlandrebell
        Wenn Sie nicht Teil des Gemeinwesens sind, in dem Sie geboren wurden und aufwuchsen, ist was und wer genau dafür verantwortlich, dass Sie es nicht sind? Ihre Mitmenschen, die Ihnen nicht nur fremd blieben, sondern deren Dialekt sie nicht nur nicht sprechen, sondern auch nicht mögen?

        Haben Sie noch nicht gehört, dass man gerade und dann Teil des lebendigen Gemeinwesens ist, wenn man die Schwierigkeiten, die man selbst als Teil einer jede Gemeinschaft hat, als normal nimmt?

        Es gibt immer Aspekte, mit denen man sich identifiziert und solche, bei denen man das nicht tut. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass Gemeinschaft also solche nicht vorhanden ist bzw. die Örtlichkeit der Gemeinschaft nicht als ein “Zuhause” zu begreifen. In jedem System, angefangen bei der Familie, bestehen Konflikte. Nur, weil Konflikte bestehen, ist es aber dennoch Familie. Genauso ist Heimat immer noch Heimat, auch wenn sie nicht perfekt ist.

        Wenn Sie “freilich noch nie einen Zuhauseort hatten”, wieso eigentlich nicht? Und weshalb “freilich nicht”?

        Eine hypothetische Frage: Nehmen wir an, dass Deutschland seine Landessprache aufgäbe. Wenn es alle seine Dialekte aufgäbe, wenn es seine Grenzen aufgäbe, wenn es seine gesamte Identität, seine Geschichte aufgäbe, was dann? Würden Sie sagen: Kein Problem (?).

        Was aber wäre der Gegen-Entwurf? Dass Deutschland ein Vielsprachen-Land wäre? Ein Multi-Ethnien-Standort?
        Wie soll das praktisch gehen? Wie sollen beispielsweise die Toten beerdigt werden, wie sollen Eheschließungen vollzogen werden? Ausschließlich über nicht kulturelle Handlungen? Bloß bürokratisch, also per Amts-Handlung?

        Sie sehen vermutlich, dass andere Ethnien das durchaus nicht wollen. Wenn also die Heimat, das Zuhause, so wenig Rolle beim Deutschen selbst spielt, dann wird eben das, was noch von der Identität übrig ist, von anderen, stärkeren Kräften ersetzt werden. Achselzucken?

        Ist es nicht eine Illusion, beispielsweise, sich zu wünschen oder zu denken, dass ein Land, welches von unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt bewohnt wird, eine multikulturelle Friedfertigkeit als langfristig gesetzt akzeptiert? Die Idee, dass sich niemand mehr irgendwo Zuhause fühlt oder fühlen will, hat – mit Verlaub – Potenzial, sich in eine Tyrannei zu verwandeln.

        Wie viel Zuhause Ihnen “die Natur” geben kann, merken Sie, wenn es um existenzielle Angelegenheiten von zwischenmenschlicher Art geht, da die Natur nicht Ehefrau noch Ehemann, noch Eltern, noch Kind, noch Kollege, noch Nachbar ist. Wenn Sie sich den Aufgaben von praktischer Art stellen müssen, die beispielsweise die Straße, den Vermieter, die Firma usw. betreffen, die Teil Ihres lokalen Lebensraums sind. Sie mögen sich gern aus diesem physikalischen Ort hinausdenken, faktisch aber bleiben Sie geografisch verortet.

        Ist Ihnen der Gedanke vertraut, dass beispielsweise Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, lieber eine selbstbewusste als eine verwaschene Kultur vorfinden möchten? Wenn Sie z.B. nach Japan gingen, würden Sie die japanische Kultur lieber respektieren wollen, das Neue und andere an ihr als Lernaufgabe begreifen und dass, wenn Sie sich dort ansiedeln wollten, sich eben dem, was Japan als Kultur ausmacht, unterordnen?

        Umgekehrt, wenn ein Inder in Ihrem Ort zu Ihnen persönlich käme und etwas über Sie als Deutschen -beheimatet in der Region, in der Sie leben und etwa aufwuchsen – zu lernen wünschte, was würden Sie ihm gerne vermitteln? Etwa, dass Sie mit Ihrem Ort, den Leuten, dem Dialekt nichts anfangen können? Das wäre für den Inder sehr enttäuschend, würde ich meinen. Wenn er also sehr viele von uns Deutschen so reden hört, wenn er bemerkt, wie wenig wir von uns selbst halten, wie wenig Selbstverständlichkeit wir in unsere Kultur legen, könnte er da nicht denken: “Was für Menschen! Sie verachten ja sich selbst!”

        Ich zumindest will dieses Signal weder intern noch extern aussenden und denke auch nicht, dass solches Beziehungen zuträglich ist. Das Spannende und Schöne ist doch der Austausch zwischen Fremden, eben WEIL man eine Basis und ein Zuhause und Wurzeln hat. Nicht, weil man sie NICHT hat.

        Respektvolle Grüße

        1. ” Das Spannende und Schöne ist doch der Austausch zwischen Fremden, eben WEIL man eine Basis und ein Zuhause und Wurzeln hat.”
          Können Sie sich vorstellen, daß es Menschen gibt, die diese Basis und diese Wurzeln eben nicht haben, aus welchen Gründen auch immer ? Wenn Sie diese besitzen – schätzen Sie sich glücklich ! Aber wedeln Sie bitte nicht unterschwellig (auch wenn Sie dies wahrscheinlich weit von sich weisen werden) mit dem moralischen Zeigefinger bei Menschen, denen nicht ganz soviel Glück zuteil wurde.
          “Ich zumindest will dieses Signal weder intern noch extern aussenden”
          Und werden damit ggf. ein Stück weit weniger authentisch, denn damit wollen Sie ja letzten Endes eine Außenwirkung erzielen. Was interessiert es mich, was andere von mir denken/halten ? Ich möchte den Leuten grundsätzlich so gegenübertreten, wie ich bin und nicht irgendeine Wunschvorstellung erfüllen. So ähnlich sehe ich übrigens auch ALR’s Kommentar. Er hat einfach seine Sicht der Dinge beschrieben, nicht mehr und nicht weniger.
          Die niemand teilen, die man allerdings auch nicht in Abrede stellen muss.
          “Wenn Sie “freilich noch nie einen Zuhauseort hatten”, wieso eigentlich nicht? Und weshalb “freilich nicht”?”
          Auch da schwingt für mich im Hintergrund die Einstellung mit, als ob man im Leben auf die meisten Dinge einen Einfluss hätte. Was sagen Sie denn z.B. denen, die von Beginn ihres Lebens an in prekären finanziellen Verhältnissen aufwuchsen ? Oder denen in ihrer Famile von Anfang an wenig bis gar keine Liebe, Zuwendung, etc. zuteil wurde ? “Wenn man will, kann man alles erreichen” ?
          Ohne Ihnen persönlich zu nahe treten zu wollen, aber :
          Auch wenn Sie Ihren Kommentar in Frageform verfasst haben, wirkt er auf mich doch reichlich belehrend, wenn nicht sogar ideologisch. Wie eine Wunschvorstellung, wie das Bild von “uns” auszusehen hat, statt sich mit der Realität auseinanderzusetzen.

        2. Grüße Sie! @ Erika (und Mitleser)

          Das wird jetzt wieder eine meiner gefürchteten längeren Abhandlungen – ich möchte nur vorwarnen. Wichtig: Ich respektiere Ihre Auffassungen, teile Sie aber nicht und lege Ihnen im Folgenden meine Gedanken zu verschiedenen Punkten dar. Ihre Position scheint mir von einer traditionellen und recht engen Sichtweise auf „Heimat“, „Kultur“ und „Identität“ geprägt. Diese Begriffe erscheinen bei Ihnen irgendwie fix festgelegt, ausdefiniert, normiert, allbekannt und unveränderlich zu sein. Sie werden von Ihnen wohl als stabile, untrennbare Konzepte verstanden – aber so aufgefasst, fördern beziehungsweise münden sie bloß in meinen Augen bloß in Hierarchisierung, Selektierung und Zwang.

          Wenn Sie nicht Teil des Gemeinwesens sind, in dem Sie geboren wurden und aufwuchsen, ist was und wer genau dafür verantwortlich, dass Sie es nicht sind?

          Das ist in meinem Fall ein Mischungsverhältnis. Ich würde sagen über die Zeit hat sich eine wechselseitige Abstoßung ergeben. Mein könnte also sagen: es beruht auf Gegenseitigkeit. Es wird im Folgenden wahrscheinlich Ihnen und unseren Mitlesern deutlich werden, warum.

          Beim Lesen Ihrer Fragen schwingt freilich unterschwellig so ein neoliberaler Zug mit, wie ihn @ Brian bereits beobachtete. So nach dem Motto ich sei dafür hauptverantwortlich. Da gehe ich nicht mit.

          Haben Sie noch nicht gehört, dass man gerade und dann Teil des lebendigen Gemeinwesens ist, wenn man die Schwierigkeiten, die man selbst als Teil einer jede Gemeinschaft hat, als normal nimmt?

          Da sind mir schlicht zu viele fixe Vorannahmen in Ihrer Frage enthalten.:

          1) Sie postulieren, dass jeder hier geborene Deutschabstämmige automatisch Teil dieses Gemeinwesens sei – und übersehen, dass das sog. Gemeinwesen (also das System und sein Staat) auch jede Menge „Biodeutsche“ nicht als Mitglieder akzeptiert, wenn sie es wagen diese und jene Bedingungen nicht zu erfüllen oder nicht alle Gesslerhüter grüßen.

          2) Sie postulieren, dass das Gemeinwesen lebendig sei. Für wen, wann, wo, wie, in welchem Rahmen gilt das?

          3) Sie schreiben von „Schwierigkeiten“. Doch manche Krisen, die einen treffen, sind weitaus mehr als bloße „Schwierigkeiten“.

          4) Was ist „normal“ und wer gibt diese Norm aus? Normal heißt für mich immer nur: gemäß den Vorstellungen der herrschenden Klasse und der saturierten Schichten bzw. sonstigen Wasserträger auf die sie sich stützt. Von der Normalität sind viele ausgeschlossen oder müssen sich – gemäß dem Motto „Friss oder stirb!“ – in sie fügen.

          5) Wer sagt das „Schwierigkeiten“ überhaupt „normal“ sind? Diese Vorstellung führt doch zu Achselzucken und Passivität und dazu, dass man gar nicht mehr bestimmte als Normalität verkaufte TINAs und sonstige Entwicklungen hinterfragt geschweige denn bearbeitet. So werden en passant Ausbeutung, Ausgrenzung und systemische Benachteiligungen als „Normalitäten“ verkauft, die von allen akzeptiert werden müssen, um Teil des „Gemeinwesens“ sein bzw. bleiben zu können.

          Der springende Punkt ist doch eher: Sollte man nicht vielmehr nach Wegen suchen, die „Schwierigkeiten“ zu überwinden oder wenigstens zu verinngern, anstatt sie einfach zu akzeptieren?

          6) Das „Gemeinwesen“ erscheint mir oft schlicht als ein sehr gemeines Wesen.

          Es gibt immer Aspekte, mit denen man sich identifiziert und solche, bei denen man das nicht tut. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass Gemeinschaft also solche nicht vorhanden ist bzw. die Örtlichkeit der Gemeinschaft nicht als ein “Zuhause” zu begreifen.

          Ich habe ein sehr großes Problem mit dem Begriff der Identität. Da sitze ich tatsächlich an einem Artikel zu, denn ich bevorzuge Authentizität gegenüber Identität. Meine Maxime lautet: Erst die Existenz, dann die Essenz.

          Identität wird benutzt um zu herrschen und „die richtigen“ oder „wahren“ Bürger und Gemeinwesensmitglieder von den anderen, den angeblichen Fremden, den Feinden zu unterscheiden. Identität dient deshalb auch dazu zu normieren – es stammt schließlich von „idem“, Latein für ‚derselbe‘ ab. Hier die wahren Bürger, dort die Muslime, da die Deutschen, hüben die Cis-Gender, drüben die Pansexuellen et cetera pp. Identität dient dem System und seinen Proponenten darum auch dazu zu spalten. Identität schafft falsches Bewusstsein. Identität ist ein fremdinduziertes Surrogat, um die innere Leere von gebrochenen und verrohten Leuten – und von denen gibt es sehr viele in dieser Gesellschaft – aufzufüllen und sie aufzurichten, indem man sie in Abgrenzung von anderen bringt. Und es spielt dabei keine Rolle, ob es eine gesellschaftliche, religiöse, politische, sexuelle oder sonstige Identität ist. Identität muss weg, Authentizität muss her. Authentizität kommt von innen.

          Authentizität bedeutet, sich nicht von externen Normen und Erwartungen beherrschen zu lassen, sondern vielmehr seine eigenes, urpersönliches Sein zu leben, auch wenn dies bedeutet, von der systemisch normierten „Identität“, den „Normalitäten“ und den Zulassungsbedingungen des „Gemeinwesens“ abzuweichen.

          Ansonsten habe ich übrigens nicht behauptet, dass hierzulande keine Gemeinschaft vorhanden wäre. Es gibt hier sogar jede Menge Gemeinschaften, doch nicht nur meine Wenigkeit gehört nicht zu ihnen. Auch Mitforisten wie @ Brian oder @ Panicman sind nicht Teil jener feinen Gesellschaften, teils aus ähnlichen, teils aus anderen Gründen.

          Warum ich diese „Gemeinschaft“ nicht als mein Zuhause begreife, erschließt sich Ihnen hoffentlich im Folgenden.

          Wenn Sie “freilich noch nie einen Zuhauseort hatten”, wieso eigentlich nicht? Und weshalb “freilich nicht”?

          Nun, das „freilich“ war einfach auf mich selbst bezogen und ich werde es hier nicht allzu groß darstellen, da es sehr private Themen sind. Ein paar Skizzen folgen trotzdem. Wenn Sie vielleicht das Buch „Proleten, Pöbel, Parasiten“ von Christian Baron kennen und die autobiografischen Teile in Erinnerung haben, dann würden Sie in Bezug auf mich auch einiges davon wiedererkennen (das Buch ist leider inzwischen vergriffen).

          Ich habe oben meine Definition eines Zuhauseortes gegeben:

          Ich definiere es mal so: da wo man sich wohl, frei und geborgen fühlt. Ist aber nur (m)eine Definition, andere haben andere Sichtweisen drauf.

          Und wie sieht es da bei mir aus? Nun, ich bin kein Wunschkind und habe in meiner Kindheit und Jugend im sog. „Elternhaus“ wie an anderen Orten das erlebt, was man landläufig unter so schönen wie eingängigen wie mehr oder weniger nichtssagenden Schlagworten namens „Armut, Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung, Mobbing“ zusammenfasst. Das könnte ich ohne Probleme tiefenerschöpfend darstellen, aber die Schilderungen wären für viele unserer Mitleser wohl extrem verstörend; zumindest waren sie es für die Amtspersonen und jenes ärztliche Personal, denen ich sie in der Vergangenheit darzulegen hatte (mit Ausnahme der Bundeswehr, die hatten dort irgendwie kein Problem mit – naja, die suchen wohl auch Leute mit genau solchen Erfahrungen, gewusst warum) bzw. die die zugehörigen Bilddokumente durchsahen. Haben Sie Nachsicht, dass ich das nicht weiter thematisiere.

          Wenn Sie also fragen: wieso eigentlich nicht?

          @ Brian hat dazu bereits kommentiert und ich möchte ergänzen: Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie an dem Ort oder an den Orten, an denen sie aufgewachsen sind, nie erwünscht gewesen wären. Dass diese Orte von Armut, Gewalt oder Unfreiheit geprägt gewesen wären. Dass Sie als kleines Kind beispielsweise extremen Mangel, Einsamkeit, Aufsichselbstgestelltsein und dann wieder massive ideologische Indoktrinierung, erdrückende Übergriffigkeit oder emotionalen und betüdelnden / behütenden Überfluss erlebt hätten mit entsprechenden seelischen wie körperlichen Verletzungen.

          Frage: Hätten Sie sie dann jenen Ort als Ihr „Zuhause“ bezeichnet? Hätten Sie eine „Familie“ als die „ihre“ bezeichnet, deren Angehörige, seit Sie denken können, darüber sinnierten, ob ihre Existenz ein Verhütungsfehler sei und es nicht besser gewesen wäre Sie zu anderen Verwandten, in ein Heim oder gleich über den Jordan zu bringen, als Ihre „Familie“ und Ihr „Zuhause“ erachtet? Oder hätten Sie sich irgendwann gesagt, dass Sie sich Ihr „Zuhause“ vielleicht woanders suchen sollten? Anders gefragt: Versuchen Sie sich Ihr familiäres „Zuhause“ ausgerechnet an jenen Orten zu schaffen, an denen man Sie – vorsichtig formuliert – nicht sonderlich mag, lediglich temporär toleriert und / oder an denen Sie massive Härten erwarten? Nun, vielleicht fühlen Sie sich gerade dort so richtig wohl und geborgen – das kann ich nicht beurteilen. Es mag auch Leute geben, die sich nach Feierabend mit einer neunschwänzigen Katze auspeitschen lassen und dabei so richtig abgehen und Glücksgefühle ohne Ende verspüren. Eine Bekannte (Mitte 70) schwärmt auch immer davon, wie streng ihr Vater gewesen sei, wir hart und wie oft er bei ihr und ihren Geschwistern zugeschlagen habe – aber wie glücklich sie damals gelebt hätten und wie toll ihr Vati doch gewesen sei. Ich zähle nicht zu jener Gruppe, da sind wir womöglich unterschiedlich. Und ich bringe so etwas auch nicht zusammen – wo Strenge und Schlagen ohne beiderseitige Einwilligung existieren, kann ich kein Glück erkennen oder gar verspüren. Ob schwarze Pädagogik oder nudgende anti-autoritäre Erziehung – Erziehung ist Zwang, mitunter gar Folter, und da gehe ich nicht mit. Wenn einer Kinder in die Welt setzt, hat er Verantwortung für sie zu übernehmen und nicht sie wie Knetmasse zu formen oder gar wie Spaghetti zu brechen. Er hat sie aufzuklären und zu bilden. Das Ziel der „Bildung“ in Deutschland ist aber Abrichtung.

          Heure suche ich weiterhin nach jenem familiären Zuhause und werde es – „in God’s good time“ wie Churchill zu sagen pflegte – irgendwann finden. Oder auch nicht.

          Sie hatten womöglich eine andere Kindheit oder sind sehr gläubig, gütig und barmherzig, sodass Sie, auch wenn Sie ähnliches oder Schlimmeres erlebten, sich nicht von den Emittenten abwendeten, sondern weiter Brücken zu schlagen versuchten. Ich bin jedoch aus der Gruppe, der, wenn ihr deutlich gemacht wird, dass sie nicht erwünscht ist, die Konsequenzen zieht und sich abwendet.

          So viel zum familiären Zuhause. Das „gesellschaftliche Zuhause“, wenn man es so formulieren will, wiederum hatte ich eben auch nicht. Gerade wenn man von früher Kindheit an in Kontakt mit gewissen Institutionen und Ämtern kommt. Ich habe das schon oft hier formuliert, da verweise ich einfach auf meine entsprechenden Kommentare. En bref: ich fühle mich auch gesellschaftlich in diesem Land einfach nicht „heimisch“. Ich identifiziere mich nicht mit seinem System und dessen Trägern. Und ich wurde auch gesellschaftlich oft „vor die Tür gesetzt“ oder durch die Mangel gedreht. Über Christan Baron und seine Familie hat sich bspw. der Sachbearbeiter im Amt immer lustig gemacht, wenn die wegen ALG oder anderen Leistungen einbestellt waren und meinte dann sowas wie „Die Barons sind der Hartz-Adel“. So dumme und noch weitaus dümmere Sprüche, übergriffiges, belehrendes und moralisierendes Verhalten kenne ich auch von klein auf – in Schule, Sport, Kirche, Amt und Tralala. Weil heute tagesaktuell wieder über „Taqiyya“ diskutiert wird – ich habe dann Arbeiter- und Hartzer-Taqiyya betrieben oder betreiben müssen, zumal meine Familie extrem rechts ist und immer Wert darauf gelegt hat „sauber“, „deutsch“, „normal“ und „bürgerlich“ rüberzukommen. So ein bisschen wie bei Baron (oder war es bei Marco Ott?) wo die Mutter mit den Kind(ern) in ein „bürgerliches Wohngebiet“ zog, damit sie nicht mehr als „Assis“ galten, auch wenn sie dann am Monatsende für die Kinder hungern musste oder sich diverse Vergnügen versagte.

          Meistens ist das „vor die Tür setzen“ aber opak erfolgt, durch Schneiden. Doch während des Maßnahmenregimes gab es eben auch diesen einen – polittheoretisch! – wunderbaren Moment des Luziden, als Tobias Hans ganz offiziell von der Kanzel aus verkündet hat, dass Leute wie ich (Ungeimpfte) jetzt raus aus der Gesellschaft seien. Das gibt man Hartzern sonst ja eher so en passant zu verstehen, zumindest nach meinem Erleben, aber hier war einfach bei einem der edeldemokratischen Superpolitiker der Zensor pinkeln und für einen Moment ist die Maske von der Fassade der heilen deutschen Welt gefallen. Da waren die Deutschen eines der wenigen Male in ihrer 174jährigen Geschichte ehrlich und haben authentisch den wahren Kern ihres Deutschsein gelebt, das rechne ich ihnen hoch an. Da wurde einmal deutlich, was aus Auschwitz wirklich gelernt worden ist – nämlich gar nichts, mit Ausnahme davon wie man den „Wir-haben-so-viel-aus-der-Shoa-gelernt“-Druidentee verkauft. Die gesellschaftlichen Voraussetzungen von KZ, Krieg und Völkermord sind ja nie beseitigt worden, man hat nur Fliesentische über die Brandflecken platziert und Moralin in die stinkenden Ecken gegossen. Und so kam es, dass dann 80 Jahre später eben wieder Asoziale kreiert oder die guten alten Kategorien erneut herangezogen werden und man stolz gegen Russland (den ewigen Feind) marschiert.

          Ganz allgemein: Man gehört hier nur dazu, wenn man sich bückt und bürgt, „Bürger“ ist und kriecht, Pfötchen gibt, das sog. „Grundgesetz“ und die holde „Demokratie“ bejubelt. Ich habe jedoch irgendwann angefangen nachzudenken und von da an war es vorbei bei mir mit der Taqiyya und Selbstverleugnung, war ich kein Schleimer oder Bückling mehr, grüßte ich nicht länger die gemeinschaftlichen Gesslerhüte. Das dauerte freilich, vor zwanzig Jahren war ich noch sehr rechts, war ich für Deutschtum, Todesstrafe, Krieg gegen den Iran / China und habe die Schuld für alles immer bei mir gesucht und danach gestrebt mich zu „verbessern“ und ein gutes Menschenmaterial für Staat und Markt zu werden. Heute hinterfrage ich eben, ob es hier „Demokratie“ gibt und die holden Versprechungen von „Menschenwürde“ und Tralala des Grundgesetzes denn erfüllt seien. Doch man lernt dann noch schneller als als Hartzer: wer das Maul aufmacht, fragt und / oder sich den Gesslerhüten verweigert – ob er gegen S21, Hartz IV, Aufrüstung, EU, Expertokratie, Austerität, Massenüberwachung was auch immer ist – der ist gesellschaftlich „raus“. Nur geschieht dies selten so freimütig und offen wie während der Maßnahmenzeit oder durch die Berufsverbote der 70er und 80er, sondern in der Regel eher hintenrum und linkisch. Nur zwei Verlage haben es mir offen gesagt, warum sie meine Masterarbeit nicht veröffentlichen wollten – nämlich, weil sie Angst vor Antifas, Gegenwind und Werbeverlusten hatten und fürchteten, dass sie im gegenwärtigen Meinungsklima als „pro-russisch“ wahrgenommen werden könnte (sie waren sich nicht mal sicher!). Die anderen haben einen Eiertanz an Ausflüchten vorgeführt oder sich, trotz mehrfacher Rückfrage, einfach nicht mehr gemeldet. Der Mitforist Stefan Nold kann davon auch ein Lied singen.

          Eine hypothetische Frage: Nehmen wir an, dass Deutschland seine Landessprache aufgäbe. Wenn es alle seine Dialekte aufgäbe, wenn es seine Grenzen aufgäbe, wenn es seine gesamte Identität, seine Geschichte aufgäbe, was dann? Würden Sie sagen: Kein Problem (?).

          Naja, mein Problem sind die Prämissen Ihres Gedankenexperiments. Sie glauben wohl, ich wollte Leute ihre Sprache und Geschichte wegnehmen, wenn ich Sie zwischen den Zeilen richtig verstehe oder irgendwem „Multikulti“ oktroyieren. Auch sonst habe ich jede Menge Problem mit den Normierungen, die Sie hier einfach vornehmen.

          Ihr Gedanke, dass ein Land Dinge wie “Identität”, “Geschichte” und “Grenzen” verlieren würde, setzt zunächst voraus, dass solche Merkmale zum einen unveränderlich, zum anderen essentiell und drittens für alle klar und eindeutig bestimmt sind. Auch hier landen wir wieder bei der impliziten Annahme, dass Sprache, Geschichte und Co als feste, unveränderliche Größen existieren, die von einer Gemeinschaft kontrolliert und standardisiert würden. Das ist in meinen Augen Unsinn.

          Das mögen Sie am ehesten noch bei den geografischen Grenzen leisten können, doch selbst die sind ja ständig im Fluss. Fragen Sie die Polen, fragen Sie andere. Schon bei der Vorstellung von einer einheitlichen Geschichte und vor allem bei ihrer Definition wird es mehr schwierig – ob ein Sorbe, ein Bayer und ein in Friesland als Kind türkischer Gastarbeiter darauf einigen könne, würde ich ad hoc bezweifeln. Die Österreicher und Luxemburger sehen sich vielleicht auch als Teil der deutschen Geschichte. Andere wiederum nicht. Geschichte wird immer aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und die Vorstellung, dass es eine objektive, universelle “Wahrheit” über bestimmte Ereignisse oder Verläufe gäbe, erscheint mir widersinnig. Dass verkennt völlig die Einflussnahme von Machtstrukturen und Herrschern auf die Geschichtsschreibung. Schauen Sie für passende Beispiele in ein Schulbuch Ihrer Wahl.

          Und noch viel schwieriger wird es bei „Identität“. Sie postulieren, dass es hier eine Leitidentität oder Leitkultur gäbe und dabei denken Sie wohl nur an das, was für Sie zu dieser Leitidentität oder -kultur gehört. Ich halte wie gesagt nichts von Identität und meine Authentizität ist nicht an staatliche Institutionen, eine vom System verordnete Leidkultur, nationalen Kitsch, Genderismus oder sonstiges Zeug gebunden.

          Die Vorstellung wiederum, dass Sprache in einer bestimmten Form “aufgelöst” oder vollständig aufgehoben werden könnte, erscheint mir wiederum bizarr. Wie soll das ablaufen? Glauben Sie da kommt morgen einer und verordnet, dass wir alle Persisch sprechen sollen? Wäre interessant – Persisch ist eine sehr schöne indogermanische Sprache mit übersichtlicher Grammatik und Flexion und lediglich zwei Pluralformen. Doch für so eine Verordnung müsste das System ja ausgetauscht werden und das ist bombenfest. Ansonsten wird in den Schulen die Sprache gelehrt, die die Macht- und Kapitalgruppen gelehrt haben wollen.

          Und die Leute hier geben ganz ohne mein Zutun das Sprechen auf – die einen sprechen nur noch Genderogack, die anderen salbadern in Anglizismen, die dritten sonst noch was. Für das System ist das gut – teile und herrsche. Ich finde es grausig, aber ich galt schon zu Schulzeiten als „Grammar Nazi“. Davon abgesehen ist Sprache fluid und dynamisch – denken Sie nur an all die alten Wörter, die in den letzten zweihundert Jahren verschwunden oder in Ecken gedrängt worden sind.

          Was aber wäre der Gegen-Entwurf? Dass Deutschland ein Vielsprachen-Land wäre? Ein Multi-Ethnien-Standort? Wie soll das praktisch gehen? Wie sollen beispielsweise die Toten beerdigt werden, wie sollen Eheschließungen vollzogen werden? Ausschließlich über nicht kulturelle Handlungen? Bloß bürokratisch, also per Amts-Handlung?

          Da ich mich mit den Prämissen Ihres Gedankenexperiments ja nicht gemein mache, kann ich Ihnen logischerweise auch nicht im Rahmen des von Ihnen skizzierten „Gegen-Entwurfs“ antworten. Deutschland ist bereits heute ein „Vielsprachen-Land“ und „Multi-Ethnien-Standort“. Es gibt hier Sorben, Friesen, Roma und andere seit Ewigkeiten wohnhafte. Sie sind quantitativ nicht groß diese Gemeinschaften (und mitunter sehen sie sich gar nicht als eine (einzige) Gemeinschaft oder überhaupt eine), aber es sagt qualitativ etwas aus, wenn diese immer übersehen werden.

          Ich lehne zentrale, staatliche Institutionen und bürokratische Regelungen ab. Für mich würden solche gesellschaftlichen Prozesse durch freiwillige, gemeinschaftliche bzw. individuelle Handlungen gestaltet werden, ohne die Notwendigkeit der Einmischung durch irgendeine selbsternannte Institution. Ob die Multikulti oder Einsprachigkeit oder Leidkultur oktroyiert ist mir wumpe – sie hat gar nichts zu oktroyieren. Die Leute sollen ihre Angelegenheiten frei und ungezwungen, in Autonomie und gegenseitiger Kooperation lösen statt von einer Bürokratie oder einer festen, staatlichen Struktur ihr Tun diktiert zu bekommen. Wenn sie dann eine Leidkultur oder Multikulti oder was auch immer gemeinschaftlich festlegen, hat man das als Außenstehender zu respektieren.

          Wenn also die Heimat, das Zuhause, so wenig Rolle beim Deutschen selbst spielt, dann wird eben das, was noch von der Identität übrig ist, von anderen, stärkeren Kräften ersetzt werden.

          Das ist für mich ein weiterer Denkfehler. Beim Deutschen (= dem sich als Deutsch identifizierenden) ist die Heimat ja gegeben und der hat seine Identität – sein Deutschtum. Genauso wie beim Genderisten, dem als Geschlecht XYZ identifizierenden, der hat auch seine Identität – seine sexuelle, um genau zu sein. Oder Religiöse, die haben ihren Glauben.

          Unter Leuten, die, wie ich, mit deutschem Pass geboren wurden, mag es freilich einige geben, die sich – aus unterschiedlichen Gründen – nicht mit einer deutschen, religiösen oder anderen Identität identifizieren. Insbesondere dann, wenn sie auch noch oktroyiert worden ist, was bei den Identitäten nun mal oft der Fall ist. Wäre es anders, handelte es sich wie gesagt um Authentizität.

          Ich kann mit Identität nichts anfangen und ich gehöre hier wie gesagt hier auch nicht dazu. Eigentlich wartet man ja nur darauf, dass man irgendwann auch in ein Lager nach Albanien oder Ruanda abgeschoben oder in einem schönen, sauberen, anständigen deutschen KZ vergast werden wird. Weil so geht man ja mit asozialen Minderleistern, bzw. Andersgearteten und Andersdenkenden in letzter Konsequenz um. Wer sich nicht mit dem Volkskörper identifiziert oder gar gegen jenen handelt bzw. sogar versündigt (bspw. Rassenschande begeht oder seine Wirtschafts- und Wehrkraft durch Nicht-Impfung oder Kriegsdienstverweigerung zersetzt, ihn infiziert), der muss – mit harter Hand und festem Schlag, mit der vollen Härte des Gesetzes – aus dem Volkskörper ausgeschnitten werden. Um den Volkskörper zu schützen und das Volk rein zu halten. Darauf wird’s auch wieder hinauslaufen. Sie haben vielleicht Glück, dass sie die volle Ausprägung dessen nicht mehr erleben werden. Ich lege dagegen meine Hand nicht ins Feuer wie es in 20 Jahren hier aussieht. Heute erhalten nur die pösen „Andersgearteten“ und „reichs- wie raumfremden Elemente“ Bezahlkarten statt Bargeld, bekommen ihre Konten gekündigt oder werden nach Albanien verklappt. Morgen sind es auch die „Arbeitsscheuen“ und die „Andersdenkenden“. Deutschland erwache, Deutschland nimm Rache! (Ich kenne die ganze Denke, ein ganzer Strang meiner Familie war gottgläubig bzw. ist dem Dritten Lager zugehörig).

          Darüber hinaus ist die starke Kraft hierzulande die westliche Ordnung. Die wird auf absehbare Zeit nicht von „anderen Kräften“ ersetzt werden. Mit der identifiziert sich die gesamte herrschende Klasse. Und die Säulen dieser Ordnung, dieser Kraft lauten: 1) Imperialismus (= pro-NATO, -EU, -Westbindung), 2) Kapitalismus (in seiner neoliberalen Ausprägung) und 3) Identitarismus. Ob das deutsche, islamische, genderististische, Antifa-Identität spielt keine Rolle. Identitäten sind austauschbar und sie werden ohnehin von Säule 2) verwurschtet wie vermarktet und verdampft.

          Die Idee, dass sich niemand mehr irgendwo Zuhause fühlt oder fühlen will

          Ich habe aber gar nirgends geschrieben, dass sich „niemand mehr irgendwo Zuhause fühlt oder fühlen will“.

          Ich habe bloß andere Definitionen von Zuhause aufzeigen beziehungsweise die Vorstellung des Zuhauses von seiner hier artikulierten bloßen Ortsfixierung wegziehen und weitere Dimensionen eröffnen wollen. Das ist etwas völlig andres als nirgendwo mehr ein Zuhause zu haben, wie ich auch in einem kurzen Verweis auf „Anywheres“ kritisierte. Ich habe Herrn Wirth andernorts bereits sehr ausführlich mein Problem und meine Erfahrungen mit „Anywheres“ geschildert und da meine Replik zuvorderst an ihn ging, habe ich das als gesetzt gesehen gehabt. Ich hätte natürlich berücksichtigen müssen, dass noch andere, die diesen Austausch nicht kannten, mitlesen könnten.

          Zudem habe ich Natur nur als einen weiteren Aspekt von Zuhause abgehandelt wie es auch Herr Wirth tat und nicht als einziges. Bei @ Brian finden Sie weitere hilfreiche Anmerkungen hierzu.

          Ist Ihnen der Gedanke vertraut, dass beispielsweise Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, lieber eine selbstbewusste als eine verwaschene Kultur vorfinden möchten?

          Es ist mir bewusst, dass sehr viele recht(sextrem)e Menschen aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, beispielsweise die fundamentalistischen, essentialistischen Gegner der säkular-nationalliberalen Assad-Regierung. Die syrische „Kultur“ war über Jahrhunderte von ihrer religiösen, sozialen wie kulturellen Mehrdimensionalität gekennzeichnet bis sie – unter extremem Mitwirken und Einflussnahme des Westens und seiner Kolonisatoren – uniformiert, normiert und auf eine selbstbewusst rechtsreligiöse Ausprägung reduziert worden ist. Und der Libanon war vor hundert Jahren auch nicht existent. Der wurde von den französischen Kolonialherren aus Syrien herausgetrennt, mit allen entsprechenden Folgen.

          Wovon soll mich der Verweis mit Leuten aus dem Ausland jetzt eigentlich bitte überzeugen? Oder ist das wieder so ein verstecktes Mehrheits- oder Autoritätsargument?

          Umgekehrt, wenn ein Inder in Ihrem Ort zu Ihnen persönlich käme und etwas über Sie als Deutschen -beheimatet in der Region, in der Sie leben und etwa aufwuchsen – zu lernen wünschte, was würden Sie ihm gerne vermitteln?

          Naja, ich bin ja kein „Deutscher“, da ich mich als solcher eben nicht identifiziere und obendrein seit 2021 auch nur noch temporär geduldeter Plastedeutscher bin. Ich kann hier jederzeit weggebracht werden. Wenn Linnemann regiert und das Hartz abschafft, bin ich innerhalb von ein paar Wochen tot, weil verhungert oder auf der Straße abgestochen. Beziehungsweise im Knast, wenn ich mir etwas zu stehlen versuche. Ein ebenfalls ins Hartz abgedrängter Nachbar meinte deswegen unlängst Knast sei wohl unsere letzte Zuflucht. Da habe man dann wenigstens ein Essen und ein Dach über dem Kopf. Tja – DAS ist euer Deutschland. Das Deutschland, dass die saturierte Mittelschicht nicht sehen will und von dem die Oberschicht sich aus PR- und machttechnischen Motiven bemüht es aus dem Scheinwerferlicht zu halten. Eine widerwärtige, verrohte Gesellschaft, wo Menschen bereits darüber sinnieren, in den Knast zu gehen um wenigstens einen Rest an Würde, Schutz vor der Kälte und ein paar Brocken zu essen zu haben. Und darauf sind „wir“ alle, wir in den Mittel- und Oberschichten sehr stolz, denn die Hartzer sind ja selbst schuld an ihrem Schicksal und es gibt ja die Tafeln und jetzt in der Adventszeit Charity und „Herzensbasare“. Und ohnehin hätten die Hartzer ja was leisten und schaffen können. Nein – mir ekelt vor dieser Gesellschaft. Sie ist abscheulich und menschenfeindlich.

          Ansonsten kann ich Ihnen oder dem Inder eine Menge über die deutschen Zustände vermitteln. Mache ich auch immer wieder. Einer russische Bekannte von mir habe ich während ihres Studienaufenthalts an meiner Universität gar so viel über die deutsche Kultur, die Geschichte und Begebenheiten der Region, in der ich aufwuchs, vermittelt, dass sie meinte, dass sie gar nicht nach Deutschland gegangen wäre, wenn sie mich vor Reiseantritt kennen gelernt und dass alles erfahren hätte. Ich habe ihr beispielsweise erzählt wie die Universität noch vor dem Machttransfer an Adolf Hitler Juden ausschloss oder man hier auf Kommunistenjagd ging (signifikante Teile meiner Familie waren aktiv beteiligt). Ich habe ihr von Hexenverbrennungen, vom Augusterlebnis, von den Wurzeln der deutschen Russenfeindschaft und vielem mehr erzählt, weil es hier in der Region so schöne Beispiele für gibt. Und Ihr – das ist jetzt sechs Jahre her – auch von der politischen Kultur und dem Klima hierzulande, mit Zensur, Berufsverboten und Tralala erzählt, die es alles schon vor dem Pandemieregime gab. Sie war anfangs skeptisch was das Zeitgenössische betrifft, bis sie dann einiges davon selbst erlebte, beim Halten eines Referats beispielsweise wegen Verbreitung „pro-russischer Propaganda“ geschimpft und gemaßregelt wurde. Sie war sehr Deutschland-gewogen, Merkel-Fan, spricht fließend Deutsch und das obwohl Ihre Familie mehr als Dutzend Angehörige 1941-1945 verloren hat. Heute ist sie ziemlich desillusioniert was Deutschland betrifft.

          Ich vermute Ihrem Inder würde es ähnlich gehen, wenn ich mit ihm den Parforceritt bzw. Crashkurs durch die hiesige Geschichte und aktuellen politischen Verhältnisse gemacht hätte.

          Etwa, dass Sie mit Ihrem Ort, den Leuten, dem Dialekt nichts anfangen können? Das wäre für den Inder sehr enttäuschend, würde ich meinen.

          Meine russische Bekannte findet meine Positionen heuer sehr nachvollziehbar. Und sie schlug mir bereits mehrfach vor, nach Russland zu kommen, hier könnte ich als Wissenschaftler oder Berater arbeiten. Sie hat noch nicht ganz verstanden, dass ich generell ein Problem mit Identitäten und Nationalismus habe und dann auch in Russland meine Probleme bekäme. Ich denke, mir würde es dann ähnlich wie Tom Wellbrock ergehen.

          Ihr Inder würde vermutlich auch sagen – Altlandrebell, komm mit nach Hyderabad.

          Wenn er also sehr viele von uns Deutschen so reden hört, wenn er bemerkt, wie wenig wir von uns selbst halten, wie wenig Selbstverständlichkeit wir in unsere Kultur legen, könnte er da nicht denken: “Was für Menschen! Sie verachten ja sich selbst!”

          Nochmals: Ich zähle nicht zu Ihrem „uns“. Dann: Der Wunsch, ein eigenständiges Leben zu führen, andere Weltanschauungen zu studieren und sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen beziehungsweise sogenannte Traditionen kritischen zu hinterfragen, bedeutet nicht zwangsläufig, dass man sich selbst oder seine bzw. die Herkunft seiner Mitmenschen verachtet. Es kann beispielsweise auch einfach nur bedeuten, dass man mehrdimensional denkt oder Freigeist ist.

          Dann: Was ist überhaupt diese ominöse deutsche „Kultur“? Wer definiert die? Wer macht die? Wer normt die? Wer oder was zählt dazu? Sauberbraten? Döner (der klassische türkische Döner wird auf einem Teller serviert, hat mit dem in Deutschland kreierten Fastfood wenig gemein)? Ist Einstein (wieder) Deutscher? Dürfen Remarque, Wilhelm Reich, Carl Zuckmayer und Stefan Zweig es wieder sein – oder zumindest ihre Werke? Ist Özil Deutscher oder nur wenn er ein Tor schießt? Dichtete Welschenfreund und Islamversteher Goethe eigentlich als Deutscher oder als Goethe? Was ist überhaupt die Leidkultur? Maske auf und Fresse halten? Helm ab zum Gebet? Die Wacht am Rhein? Follow the science? Arbeit macht frei? Wir sind geboostert? Deutschland, Deutschland über alles? Der Islam gehört zu Deutschland? Alles für Deutschland? Ich kann den ganzen Scheiß nicht mehr hören.

          „Kultur“ ist ja auch wieder kein Monolith, kein statisches Erbe, sondern weißt etwas dynamisches, prozesshaftes auf, das Potentiale der Wandlung und Fluidität beinhaltet. Kultur wird von den Menschen in ihrem alltäglichen Leben gestaltet – das ist kein festgefügtes etwas, das irgendwer exakt ausdefinieren kann. Man würgt ja jede Kritik, anderen Meinungen und sämtliche Veränderungspotentiale ab, wenn man sich hinstellt und sagt: „So und so ist jetzt die Kultur und so wird sie immer bleiben.“ Kultur kann nicht durch einen Staat oder von irgendwem per Ukas ausgegebene gesellschaftliche Normen verordnet werden – ansonsten ist Zwang und Gewalt. Jeder Mensch sollte das Recht habe sein eigenes Sein zu leben und dieses zu dem Sein der anderen zu stellen und gemeinsam eine Gesellschaft entwickeln. So entsteht dann Gemeinschaft.

          Und dann: Wie kann man die westliche Unkultur denn bitte nicht verachten? Wie kann man die Armut, die Verrohung, die Kriegsgeilheit, die Ausbeutung, die Knechtung und Schindung so vieler im Zentrum wie in der Peripherie nicht verachten? Wie kann man das Pandemieregime nicht verachten, den Umgang mit Menschen, die das Sakrament der Impfung verweigerten? Wie kann man die Zensur, den Umgang mit Andersdenkenden, die Berufsverbote, die Indoktrination (Schule, „Universität“), die Polizeigewalt, die ganze Staatsgewalt, den ausgesäten Hass, den Konsumismus nicht verachten? Wie kann man die Identitätspolitik, die endemische Korruption (Schreiber, S21, CSU, Maut- und Maskendeals…), die Vergewaltigung Griechenlands und der anderen von deutschen Berufsverbrechern und Klatschvieh als „PIIGS“ und „GIPSIS“ (sehr für sich sprechende Bezeichnungen) verunglimpften Ländern nicht verachten? Wie kann man dieses ganze System nicht verachten und sich nicht vor ihm ekeln? Wer dieses System und gerade dieses Land hier nicht verachtet, der hat doch keine Achtung mehr vor sich selbst und noch weniger vor seinen Mitmenschen.

          Und das ist das Problem bei den Saturierten und Bürgerlichen: da sie von diesen Phänomenen nicht betroffen sind oder nur peripher oder sie gar gut heißen, können sie nicht verstehen, warum andere damit Probleme haben. Es ist einfach nicht ihre Welt.

          Ich zumindest will dieses Signal weder intern noch extern aussenden und denke auch nicht, dass solches Beziehungen zuträglich ist.

          Dazu hat @ Brian schon sinnstiftendes geschrieben. Darum drehe ich einfach bloß den Spieß mal um und fordere heute mal in der Tat etwas. Nämlich Sie zu etwas auf. Ich fordere Sie auf, aufzustehen und laut und klar Stellung zu beziehen gegen diese deutschen Zustände und dieses System. Denn wenn Sie dies nicht tun und keine Signale aussenden wollen, dann stimmen Sie diesen zu.

          Sie sehen @ Erika – wir sehen wohl viele Dinge anders. Ich hoffe, dass für Sie trotzdem interessante Perspektiven dabei waren. Wir werden bei vielem nicht zusammenkommen, das ist dann eben so.

          Ich wünsche Ihnen nun ein gutes Restwochenende und einen geruhsamen Jahresausklang
          Altlandrebell

      1. Mein Zuhause ist die Welt!

        Diogenes von Sinope, Joseph Roth und 42 anderen gefällt das.

        „Ich bin Bürger der Welt.“ (κοσμοπολίτης) – Diogenes auf die Frage, woher er komme.

  14. Was soll ich den machen? Ich lebe in Berlin und alle meine Vorfahren, soweit man es weiß, da man in Arbeiterfamilien nicht so viel mit Herkunft rummachte, auch. Irgendwann kamen sie aus Schlesien und sprachen damals polnisch.
    Ich weiß es, Berlin ist eine Scheißstadt. Laut, ruppig, hässlich und mieserabel verwaltet. Habe ich schon geschrieben, dass es schmutzig ist?
    Aber gut oder schlecht – meine Stadt. Für uns gilt, Was ich für ganz Deutschland sage: wir hatten nach WK2 eine faire, wenn auch nicht wirklich verdiente Chance , nochmal von vorne anzufangen und es sah ein Zeitlang auch halbwegs gut aus. Nun verkacken wir es erneut und meine Erwartung, dass Berlin das nochmal übersteht, sind gering.
    Und dann bringen wir das halt gemeinsam zu Ende. Ich werde die alte Dame Berlin nicht im Stich lassen.
    Ach so, von Deutschland war die Rede? Weiß ich jetzt nicht. Ist mir egal.

    1. ja, kann ich verstehen, und teile ich ein wenig. Aber wenn man für eine Monatsmiete einer nicht völlig abgefuckten Wohnng 3k piepen im Monat abdrücken muss, sollte man eine eigentumswohnung an der krim-südküste für den knapp fünffachen preis zumindest in erwägung ziehen. Zumal die auch beheizt ist.

  15. Gerade ist, leider, aber immerhin in hohem Alter, die Verfassungs- und Demokratietheoretikerin Ingeborg Maus gestorben, Ehre ihrem Gedenken, und ihr Werk sollte rezipiert werden. Gerade zur Frage, ob das hier noch eine Demokratie ist.
    Sie hat, in der Tradition Kants und der Aufklärung, die Neofeudalisierung der Demokratie in Deutschland offengelegt und kritisiert, und die Prinzipien der Volkssouveränität verteidigt.
    Für die, die das Geld nicht haben oder zu geizig sind, sind einige ihrer wichtigen Arbeiten, wie
    Über Volkssouveränität. Elemente einer Demokratietheorie. Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-29607-3
    Menschenrechte, Demokratie und Frieden. Perspektiven globaler Organisation. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-29713-1
    Justiz als gesellschaftliches Über-Ich. Zur Position der Rechtsprechung in der Demokratie. Suhrkamp, Berlin 2018. ISBN 978-3-518-29829-9
    über die Onleihe der öffentlichen Bibliotheken verfügbar. Oder halt bei Anna’s Archive.

  16. In jüngeren Jahren hätte ich auswandern wollen und zwar nach Neuseeland. Allerdings wäre meine Frau mit unserem Sohn damals nicht mitgekommen und die Dringlichkeit war vor 30 Jahren auch noch nicht so groß wie heute.

    Wer heute als Rentner in NZ eingebürgert werden will, der muss laut offiziellsr Website ca 1 Mio NZ Dollar mitbringn. Welch ein Kontrast zur deutschen “Großzügigkeit”, wo ganze geflüchtete Großfamilien gepampert werden!

    Meinem Sohn hatte ich geraten, mit seiner jungen Famiie nach NZ auszuwandern. Als sehr gut Englisch sprechender Lehrer hätte er eine gute Chance gehabt.
    Bei einem Atomkrieg auf der Nordhemisphäre gibt es deutlich weniger Fallout auf der Südhalbkugel. Das ist der entscheidende Grund. Aber er hat es leider auch nicht gepackt.

    Die fehlende Demokratie hierzulande ist eine Sache, aber wenn wir erst einen Kanzler haben werden, der Russland ein Raketenultimatum stellt, dann bekommen wir noch ganz andere Probleme. Dann Gnade uns Gott.

    Die russlandhassenden Polit-Fanatiker hierzulande haben für ihren Wahn 1 Million Ukrainer über die Klinge springen lassen. Sie werden auch uns opfern. Wir sind bereits jetzt ihre Geiseln.

  17. https://welcome-to-russia.com/de/ueberuns/

    Stabile politische Verhältnisse ohne lästige Opposition. Meinungsfreiheit ohne Angst vor Verfolgung. Ein Land, das überall Frieden stiftet (Syrien, Tschetschenien, Ukraine). Gendersternfreie Sprache. Ein Präsident, der immer für das Wohl des Landes entscheidet, so dass Kritik obsolet wird. Heterofreundliche Gesellschaft.

    Da kann man gut mit 70 noch hinziehen. Dann regt man sich auch nicht mehr über die Regierung auf, da diese im Einklang mit der Bevölkerung entscheidet. Militärischer Schutz durch Haselnüsse rundet das verlockende Angebot ab.

  18. Früher hätte man in die DDR gekonnt, wenn das hier sich nach Rechts entwickelt. Der Vorteil wäre gewesen, das es sprachlich nur geringe Probleme gegeben hätte.
    Aber seit die weg ist, bleibt im deutschsprachigen Bereich nichts übrig.

    1. Seltsamerweise war die Auswanderungswelle fast ausschließlich in Richtung Westen vorhanden und dass trotz nach innen gerichteten Grenzzaun und Repressalien für die, die es offiziell versucht haben.

      1. @Ottono Hier in Br/Sp ist es 5:16
        … es ist richtig das die Fluchtbewegungen sich auf den “Werte-Westen” konzentrieren, denn, siehe Syrien, es ist eben dieser “Werte-Westen” alles zerstört …
        Hast Du Syrien jemals bereist und verstehst Du überhaupt die Umstände die der “Werte-Westen” für Syrien geschaffen hat? Sicherlich nicht. Resultierend aus meiner Vermutung sende ich einen Link:
        https://globalbridge.ch/mit-dem-lippenstift-auf-ein-schwein-die-usa-erfinden-die-syrischen-terroristen-neu/
        Übrigens: Diesen Artikel von Patric Lawrence sollte jeder lesen!
        MfG aus Br/Sp KB

        P.S. lebe seit 2012 in Br/Sp, bin nicht einfach ausgewandert, stimmte mich mit meinen Kindern ab – und ja, der Schritt war richtig! Heute leben die “Kinder” 35 & 38 eben auch hier!

        1. Sorry, Sie kommen von Kuchenbacken auf Arschbacken, weil Sie bei Kuchenbacken keine Ahnung haben.
          Das Thema ist die DDR und die Ausreise dorthin. Verstanden?

  19. Ich bin Deutscher und lebe schon seit 50 Jahren im Ausland. Nach Hause zieht es mich keineswegs. Wenn ich mir das verrottende deutsche System und die Poltik dort anschaue, bleibe ich gerne, wo ich bin.

    1. man hätte bei einer linkenregierung weiterziehen sollen. als die kommunistenmerkel an die macht kam, war mir schon klar, daß die stasi westdeuschland unterwandert und danach die eu mißbraucht.

  20. Btw Ciao Overton. Ich bin nicht sicher, ob einige meiner ausführlicheren Beiträge entweder
    – einer nicht nachvollziehbaren “Moderation” aka Zensur zum Opfer gefallen
    – oder in den Tiefen der Linkverschachtelung verschwunden sind.

    Ich habe aber keine Lust mehr. Es kostet unnötig Kraft, gegen eine kaputte Forensoftware und sture “Moderatoren” anzuschreiben. Das Forum ist es nicht wert,

    Ein netter Versuch trotzdem.

    1. Wäre sehr schade. Habe ihre Beträge immer mit Interesse gelesen.

      Die Forensoftware ist wirklich nicht benuzerfreundlich. Eine winzige falsche Berührung des Smartphones und schon landet der Beitrag unter dem falschen Kommentar, oder ist plötzlich verschwunden, bevor er zu Ende geschrieben ist.
      Auch popt immer wieder mitten im Schreiben zwischendrin ein Fenster auf, man solle spenden, obwohl man schon seit vielen Monaten Förderer ist und monatlich zahlt.

      Besser am PC und mit Tastatur. Leider ist meiner gerade abgekackt.

    2. @ aquadraht

      Kann mich @ Coroner nur anschließen. Das wäre sehr schade, wenn Sie uns verließen.

      Ihre Motive sind natürlich so betrüblich wie nachvollziehbar. Auch mir ist es schon öfters untergekommen, dass ich unter Beiträge keine Antworten mehr posten konnte, dass ich beim Einstellen x-mal auf die Hauptseite zurückgeleitet wurde, mein Beitrag einfach nicht angenommen wurde etc. pp. Zudem kann ich Overton nicht mehr über Tor beziehen, zumindest keine Kommentare mehr einstellen, was nervt (andererseits ist der Onion-Browser durchaus ein Honigtopf wie @ Alexander zurecht anmerkte). Das mit dem aufploppenden Fenster, was @ Coroner beschreibt, hatte ich freilich noch nie, aber ich nutze auch ein Rudel Adblocker.

      Moderatoren hat Overton soweit ich weiß keine außer dem Chefred, der ab und zu drüberlinst. Aber ich kann mich irren.

      Ich danke Ihnen auf jeden Fall für Ihre Zeit und Ihre Beiträge und hoffe, dass Sie vielleicht trotzdem hin und wieder reinblicken. Vielleicht sieht und liest man Sie ja woanders…?

      Grüße
      Altlandrebell

    3. Aquadraht, du neigst da vielleicht zu einer Kurzschlußhandlung.
      Klar ist dir Forensoftware scheiße, aber mutwillig abschießen oder dir extra Nachteile verschaffen, das tut hier sicher niemand.
      Außerdem kann doch keiner so herrlich cholerische Anfälle gegen Ottono oder Tom Guard produzieren wie du!
      Sollen wir uns damit jetzt etwa selber auch noch belasten? 😀 😉

    4. Damit ublockt sich Aqua endlich selbst, nachdem er hier ständig für die Zensur und das Blocken getrommelt hat. Der Blockwart geht von Bord. Gut so.
      Wobei, ich glaub da noch nicht dran. Große Ankündigungen wurden schon häufig durch kleine 180 Gradwendungen ad absurdum geführt.

  21. Die Umfrage kommentiere ich gerne, bitte entschuldigt die etwas längere Ausführung zu Frage 1, aber manchmal muss man etwas ausholen.

    Zu Frage 1:

    Seit nunmehr 75 Jahren „bildet das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland das Fundament der deutschen Demokratie. Dass es einmal so alt werden würde, hätte bei seiner feierlichen Verkündung in der Schlusssitzung des Parlamentarischen Rates am 23. Mai 1949 wohl niemand der Anwesenden vermutetet – am wenigsten die Mitglieder des Parlamentarischen Rates selbst als sie nach neun Monaten intensiver Beratungen am 8. Mai 1949 das Grundgesetz mit 53 Ja- gegenüber 12 Nein-Stimmen verabschiedet hatten.“
    https://www.bundestag.de/webarchiv/textarchiv/2014/kalenderblatt-279526

    Ja, das stimmt: Es wurde verabschiedet, Schritt für Schritt, in einem „long goodbye“, ein langes Schreiben zu einem quälenden Abschied.

    Schmitt, Maunz, Koellreuter, Filbinger – allesamt NSDAP-Mitglieder – prägten die Jurisprudenz der jungen Bundesrepublik. NSDAP-Mitglied Kiesinger zeichnete als Kanzler für die Notstandsgesetze, einem schweren Schlag wider das Grundgesetz, verantwortlich. Derweil baute der „Wehrmachtleiter der Fremde Heere Ost“ Gehlen den BND auf, war dessen erster Präsident (sein Nachfolger bei „Fremde Heere Ost“ wie beim BND war Wessel, der zeitweilig auch für den MAD arbeitete und von der Bundeswehr zum Brigadegeneral befördert wurde) und sorgte dafür, dass viele Nazis dort Posten erhielten:

    „Die Spitze des Eisbergs sind die 33 Mitarbeiter aus den Einsatzgruppen, also die Institutionen des Dritten Reichs, die am massivsten das Mordprogramm exekutiert haben – mit zehntausenden, hunderttausenden von Toten. Das entsprach nicht meinen Erwartungen. Bei den ersten war ich immer noch sehr entsetzt, wo ich die gefunden habe. Die Mehrheit von ihnen hatte leitende Funktionen dort, also mindestens mittlere Offiziersgrade, Dienstgrade.“
    „Selten aber werde darüber gesprochen, was für Taten diese Männer tatsächlich verantworteten, sagt Gerhard Sälter. Und nennt als Beispiel Heinrich Schmitz, 1953 zunächst Agent der Organisation Gehlen, später Mitarbeiter beim BND. Als einer der Verantwortlichen in der Einsatzgruppe A hatte er im Baltikum kommunistische Funktionäre sowie jüdische Frauen, Männer und Kinder ermorden lassen.“
    „Nach Durchsicht mehrerer tausend Personalakten stellte Rass fest, dass die Zahl früherer Angehöriger etwa der Gestapo, des Sicherheitsdienstes SD und der Waffen-SS im BND bis in die 1960er Jahre hinein sogar noch stieg.“
    „So hielt es auch der bereits erwähnte Carl Schütz, der für das Massaker an italienischen Zivilisten im März 1944 mitverantwortlich war: Nach und nach holte der Leiter einer BND-Dienststelle frühere Kameraden aus der Gestapo Trier in sein Büro.“
    https://www.deutschlandfunk.de/bnd-bundesnachrichtendienst-nationalsozialismus-ns-taeter-100.html

    NSDAP-Mitglied Gerken rekrutierte als Leiter Spionageabwehr für das Bundesamt für Verfassungsschutz ebenfalls viele Nazis, insbesondere SS-Mitglieder.

    1972 dann der Radikalenerlass/die Berufsverbote, ausgerechnet unter Brandt (der sich später davon distanzierte). Davon betroffen waren „Linksextreme“, keine (Ex-) Nazis. Sozialisten durften keine Straßenkehrer werden.

    Terroristenhatz ist das eine, „Celler Loch“ das andere in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre. Ausweitung der Überwachung, weitere Einschränkung von Rechten „harmloser Bürger“.
    80er-Jahre – dazu möchte ich stellvertretend für viele nur kurz an den Tod von Klaus-Jürgen Rattay (1981), an die Beschießung eines friedlichen Straßenfestes (Lausitzer Platz 1. Mai) und die Totalsperrung eines Bezirks (beides 1987) durch Innensenator Kewenig (der auch gerne den Verfassungsschutz gegen Journalisten einsetzte) erinnern (alles in West-Berlin).

    Nun wieder zurück zum Bundestag (s. Link weiter oben):
    „Das Grundgesetz war nicht als andauernde Verfassung geplant. Die Hoffnung war groß, dass die sowjetische Besatzungszone bald wieder mit den Westzonen vereinigt sein könnte. Und die Mitglieder des Parlamentarischen Rates gingen davon aus, lediglich eine neue Ordnung für eine Übergangszeit, wie es in einem frühen Präambelentwurf heißt, zu schaffen.“
    „Erst wenn eine Vereinigung der Länder der drei westlichen Besatzungszonen mit den Ländern der sowjetischen Besatzungszone in freier Selbstbestimmung möglich sei, wollten sie durch eine zu konstituierende Nationalversammlung eine Verfassung ausarbeiten lassen.“

    Das ist bis heute nicht geschehen. Statt einer „Wiedervereinigung“ erfolgte eine Zerschlagung sämtlicher in der DDR vorhandener Strukuren (außer der Stasi?) und eine Plünderung sondergleichen. Über „blühende Landschaften“ freuen sich Ost-Rentner wo? In ihren ihnen weggenommen Gärten? Oder watt?

    90er-Jahre: Lügen, Lügen und noch mehr Lügen. Keine NATO-Osterweiterung – mittlerweile ist das „nordatlantische Verteidigungsbündnis“ nicht nur im Südatlantik, im Mittelmeer, im Schwarzen Meer, sondern auch im Pazifik umtriebig. So etwas ist imperialistisches Angriffsbündnis zu nennen. Höhepunkt 1999: Deutschland bombardiert wieder ein anderes Land, natürlich völkerrechtswidrig („Wir sind wieder wer““?)
    2000er ff – forget it: Plünderungen, Brandschatzungen aller Orten; in unserem schönen Land: Steuerzahler müssen für Bankenzocker geradestehen, Arbeitslose werden gedemütigt und mit dem Namen eines bekannten Puffgängers etikettiert, bei öffentlichen Reden im Bundestag herabgewürdigt und beschimpft (von „Sozialdemokraten“!), während zugleich die Lebensgrundlage, auf die sie Anspruch hatten (z. B. Arbeitslosenhilfe), gekappt wurde. Minsk I, Minsk II – Lügen. Spontanes Erscheinen eines „Sondervermögens“ für Militär im Bundeshaushalt, ein Wunder? Zwischenrein „Corona“: Superreiche verdoppeln ihr Vermögen, der Pöbel sieht seine Lebensgrundlage schwinden.

    Demokratie in Deutschland? Schön wäre es, träumen darf jeder. In Deutschland gibt es keine Gewaltenteilung. Die jeweiligen Bundesregierungen ignorieren das Grundgesetz („MPK“), soupieren mit den Bundesverfassungsrichtern, die sie selbst eingesetzt haben, und „delegitimieren“ nach und nach sämtliche Bürgerrechte.

    Also: Welche Demokratie?

    Zu Frage 2:
    Sicher habe ich darüber nachgedacht. Und bin zu dem Schluss gekommen: Warum? Weshalb sollte ich das Land verlassen? Das Land, indem ich aufgewachsen bin und lebe und arbeite, seit Jahrzehnten, für meinen Lebensunterhalt, klar, aber auch zum Nutzen und Frommen der Allgemeinheit? Wenn jemand das Land verlassen sollte, und zwar schleunigst, dann sind es all die Verbrecher, die diesem Land/seiner Bevölkerung Schaden zufügen. Diese ganzen Horden von Dummschwätzern, Selbstdarstellern, habgierigen Popanzen und Denunzianten sollten sich vom Acker machen.
    Auswandern ist für mich ausgeschlossen. Ausnahme: Wenn mir jemand 1 Million Euro spendet, verbringe ich die nächsten Jahre gerne an schönen Orten in Italien, Irland oder Russland, je nach Wetterlage.

    Zu Frage 3:
    Einem Jahr, also einer Zeiteinheit, mit Gefühlen begegnen? Was ist das denn für eine Frage?
    Da die Wertewesten auf einen 3. Weltkrieg hinarbeiten und sich in der hiesigen dämlichen Bevölkerung keine Gegenwehr abzeichnet, gehe ich von einem baldigen Atomkrieg aus. Den „fürchte“ ich jedoch nicht. Weshalb sollte man das Ende dieser „Menschheit“ fürchten, die zum Großteil vor Soziopathen kriecht, statt sie rauszuschmeißen?
    Da ich im richtigen Schadensradius der Atombombe lebe, die auf das Reichstagsgelände fallen wird, werde ich sofortig, also schmerzfrei ins Jenseits wechseln dürfen. Und muss mir dann nicht das Gejammer und die Schmerzensschreie der überlebenden Verstrahlten anhören.
    Wie wäre es stattdessen mit der Frage: „Hoffen Sie auf das Ende der Menschheit als Erlösung von dem Gedöns und Geschrei dieser holzköpfigen, ignoranten Vollpfostenspezies?“
    Aber nein, ganz gewiss nicht.
    (Wenn die Regierung lügen darf, darf ich das auch.)

    1. @Ohein
      👍👍👍👍👍👍👍👍
      Hervorragender Beitrag. Die Ausführung ist nicht zu lang. Im Gegenteil. Eine in relativ wenigen Worten perfekt zusammengefasste Darstellung der traurigen, eigentlich tragischen, Lage in diesem Land. Und auch mit Bezug auf dessen jüngeren Geschichte.
      Selten so etwas Gutes gelesen. Absolute Klasse.
      Vielen Dank dafür.

  22. Vor vielen Jahren war ich mal im südlichen Südamerika.
    Wunderschön dort, sehr nette Leute.
    Damals dachte ich , ich wandere dorthin aus, So in jugendlichen Überschwang.

    Später setzte sich das, und ich dachte ,ist doch auch ganz schön hier.

    Aber jetzt , seit 5-8 Jahren erlebe ich immer mehr , wie hier die Demokratie und die Meinungsfreiheit abgebaut wird, wie der Wokismus, der Staat und Gesellschaft und Menschen zerstören will, überhand nimmt, wie die Kriegstreiber versuchen uns in den 3. Weltkrieg zu ziehen, dann denk ich mir schon immer wieder mal, wäre doch ein Ding ins südliche Südamerika zu ziehen.
    Bin aber wohl etwas zu alt dazu.

    Reitschuster hat mal geschrieben, in Deutschland herrsche eine Parteien und Mediendiktatur mit demokratischen Elementen. Ich fand die Bezeichnung ganz passend.
    Wobei zu ergänzen wäre, dass die verbliebenen demokratischen Elemente immer mehr ausgehölt werden.

    1. @bert huber Deutschland ist in die Hände von “Sesselfurtzern” & RAès gelandet.
      Ich lebe seit 2012 in Br/Sp. Die Menschen hier fragen nach der Dummheit Deutschlands. Brasilien wehrte sich erfolgreich gegen Bolsonaro und Trump. Es ist erstaunlich, daß selbst in Favelas mehr Verständnis wg Demokratie herrschst als in Deutschland.
      MfG KB

  23. “Haben Sie schon daran gedacht, Deutschland wegen der politischen Situation zu verlassen und auszuwandern?”

    Da fehlt als Möglichkeit: “Habe ich längst getan”

  24. Okay, @ Ohein hatte bereits einige meiner Gedanken, aber ich lege meine (ähnlichen) Groschen trotzdem noch auf den Tresen…^^

    Halten Sie die Demokratie in Deutschland für gescheitert?

    Danke erst mal, dass es in der Umfrage die Auswahlmöglichkeit „Welche Demokratie?“ gibt und dass (Stand: 19.12.2024, 23:55 Uhr MEZ) immerhin rund die Hälfte der Mitforisten diesen Punkt angekreuzt hat. Erkenntnis ist der erste Weg zur Heilung. Es gibt hier nämlich weder demokratische geschweige denn „postdemokratische“ Verhältnisse, insbesondere nicht letztere, denn diese setzten ja voraus, dass es in Deutschland jemals eine Demokratie gegeben hätte. @ Ohein hat da aber schön anhand vieler Beispiele den Muff von 1000 Jahren skizziert, der in das hiesige System von Anfang an eingewoben worden ist und der These der „75 Jahre Demokratie“ entgegensteht. Die westdeutsche Demokratie war immer nur eine „Demokratie“ – wer daran immer noch zweifelt, mag bei den KZ-Opfern nachfragen, die nie eine Entschädigung sahen, bei den Leuten, die in der „falschen“ Partei waren oder jenen die im goldenen rot-gelben 70er-Jahrzehnt Berufsverbot bekamen. (Insbesondere nachfragen bei sog. „Asozialen“, die für viele „Mitbürger“ wie Braunjuristen zurecht im KZ waren.) Wenn so einer wie Colin Crouch um die Ecke kommt, muss man ihn deshalb immer konfrontieren und einhaken: Wann war diese „Demokratie“ denn gegeben? Für wen? Wo? Wie war sie ausgebaut? Wer hat’s erfunden? In wessen Auftrag? Et cetera pp. Immer die W-Fragen stellen! Immer!

    Es gibt natürlich diverse Demokratiekonzepte (und insbesondere auch die Demokratiekonzepte der Diversen, die dann aber alles andere als „inklusiv“ und „divers“, sondern stets exklusiv und autoritär sind), aber ein kapitalistisch-imperialistisches System wie das hier vorliegende, lässt sich rein strukturell nicht mit dem verbinden was das Gros der Leute „uff de Gass“ sich unter Demokratie vorstellt. Kam mir im Gespräch zumindest immer so vor – ich kenne natürlich nicht jeden, geschweige denn eine objektive Auswahl. Aber eine Regierungsform, in der „die Macht vom Volk ausgeht“ und eine dezentrale, gleichberechtigte, horizontale Entscheidungsstruktur gegeben ist, ist das hier doch wirklich nicht. Als solche wird Demokratie zwar gerne angepriesen und verkauft, aber das nennt man dann eben Druidentee.

    Die hiesige „Demokratie“ ist bloß ein ablenkendes, spaltendes Spektakel und somit ein Vehikel der herrschende Klasse. Kaum hatte der ehrenwerte Souverän in Gestalt von „Vadder Staat“ (mein Vater ist es ja nicht…) das mehr oder weniger allgemeine Wahlrecht so gnädig wie gütig ans Volk ausgeteilt, begann auch sogleich die zugehörige Aushöhlung, Fußnotensetzung und Lizenzierung, um sicher zu stellen, dass keine echte Wahl gegeben war. Dass der Wahlakt stets zur bloßen Akklamation der gütigen Entscheidungen der herrschenden Klasse führen würde. Kurzum: Es sollte alles demokratisch aussehen, aber „wir“ durften alles in der Hand behalten. Das haben die verfassungsdichtenden Sklavenbesitzer jenseits des großen Teichs wie ihre bourgeoisen französischen Vettern jenseits der Vogesen schon 150 Jahre vor dem pösen Walter Ulbricht gepredigt, geschrieben und gelebt. Eure geliebte „Demokratie“ ist bloß ein Instrument im großen Werkzeugkasten des divide et impera und explizit dazu geschaffen die Speichellecker, Wasserträger, Blockwarte und Mitläufer der Herrschenden bei Stange zu halten. Mit Herrschaft des Demos hat sie nichts am Hut. Hierzu passend ein aktueller Befund:

    Während 60 Prozent der Menschen im oberen und 48 Prozent im mittleren Einkommensdrittel meinen, dass das heimische politische System gut funktioniert, teilt nur jeder bzw. jede Fünfte im unteren Drittel (21 Prozent) diese Ansicht.

    Weil eure „Demokratie“ eben nicht für das untere Drittel entworfen wurde. Die Interessen und Probleme der Prolls jucken eh nicht und Macht bzw. eine Möglichkeit etwas zu sagen haben sie auch nicht(s). (Stichwort geschönter Reichtumsbericht – kennt jemand noch den Telepolis-Artikel von 2017… achso, die nicht existente Zensur. Gut, verlinke ich eben diesen Gastbeitrag hier in der ZEIT) Weiter im Text:

    Insgesamt ist das Vertrauen in die Regeln und Praktiken der Demokratie aber in der gesamten Bevölkerung vergleichsweise hoch und stabil. Die große Mehrheit vertraut Institutionen wie dem Verfassungsgerichtshof (77 Prozent), Polizei (75), Justiz (66) und Verwaltung (62). Auch die Haltung der Menschen zur Demokratie allgemein bleibt stabil. 90 Prozent sind der Ansicht, dass die Demokratie – trotz mancher Probleme – die beste Staatsform ist.

    Quelle: hier

    Die große Mehrheit vertraut! Was sagt man dazu? Ach ja, das hier: *Schiller aufklapp*

    Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, // Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen

    Davon abgesehen wäre hier natürlich auch wieder zu fragen was die Leute – und insbesondere die „Mehrheit“ derselbigen – sich überhaupt unter „Regeln und Praktiken der Demokratie“ und eben „Demokratie allgemein“ so vorstellen. Oder lieber nicht – ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.

    Ansonsten: läuft für die Herrschenden, die Leute kaufen den Druidentee, bejahen die Verarsche durch regelmäíges Praktizieren des Wahlakts und vertrauen als Stockholm-Syndrom-Erkrankte, äh brave Bürger, dem System und seinem gütigen „Vadder Staat“. Machste nix draus, kannste höchstens Schweine melken. Ne lieber nicht. (Ja, wirklich! Nicht nachmachen, Kinder! Schweine sind stolze Wesen, wenn man denen ans Euter geht, werden sie bissig und machen Randale. Sie sind intelligent, empfindlich, sozial, wachsam, haben ein starkes Bedürfnis nach Privatsphäre und legen wert auf den Schutz ihrer Nachkommen. Das unterscheidet die „blöde Sau“ eben vom „freien Bürger“, der macht nie Randale oder trollt sich nach fünf Metern bevor man ihn noch „Wutbürger“ schimpft oder der Amtsbüttel ihm ein Knöllchen oder gar einen Platzverweis austeilt.) Und was sagt der Altmeister?

    Das Gesez hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesez hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freyheit brütet Koloße und Extremitäten aus.

    Stabil, der alte Friedrich. Lernt einfach mal, dass Staat und Gesetz die Menschen knebeln und den Fortschritt verhindern oder verzerren. Und ihre Überwindung das Ziel sein muss, um die Potentiale zu öffnen.

    BTT, beziehungsweise zurück zur Ausgangsfrage: Wie kann etwas, das es nicht gibt und dass es bisher auch nicht gab, gescheitert sein? Zumal es die Demokratie(form) ja auch wieder nicht gibt. Und wenn man fragt, ob die „Demokratie“ gescheitert ist – ja offenkundig nicht, das System funktioniert ja. Nur nicht für Sie oder für mich vielleicht. Aber für eine Menge Leute. Ja, früher mögen es noch mehr gewesen sein. So what? In Frankreich guckten 1788 95 % der Leute in die Röhre, im alten Rom ebenso. Ist das eine Garantie für Revolution? Eine Garantie für Fortschritt? Sie denken dann gilt wie bei – nein, nicht Lessing! Schon wieder – Schiller:

    Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, // Und neues Leben blüht aus den Ruinen.

    Nö, is nicht. Zumindest in der großen Mehrheit der (Revolutions)Fälle. Und selbst wenn es geschähe, heißt es nicht, dass ihm was besseres nachfolgt. Erst recht nicht in einer so normopathischen und autoritären Gesellschaft wie der hiesigen. Wenn die kollabiert, schwenkt alles zum Fluchtpunkt. Und die ist im Kapitalismus im Allgemeinen wie in Deutschland im Speziellen nun mal der Faschismus. Toll.

    So und wem der pöse Altlandrebell jetzt wieder zu sehr vom Leder zieht (kann ich gar nicht, bin weder Bayer noch neige ich den schlagenden bzw. fechten Teilen meiner Verwandschaft zu), hier habt ihr noch euren Adorno. Der schrieb (ich paraphrasiere aus einer alten Hausarbeit, leicht sprachlich geglättet zum Lesen für Leute, die glücklicherweise nie eine heutige Universität von innen erleben mussten – meine ich ernst, Shoutout für jeden Handwerker im Forum, hat sicher mehr Wissen als drei Viertel + x aller heutigen Post-Docs. Aber deren “PhDs” sind eben aus der Zeit nach (= post) dem (früheren) Doktortitel…):

    „Politische Gruppierungen überdauern Systeme und Katastrophen“ (Adorno 2019: 25). Die festgefügten, antidemokratischen Einstellungsmuster, die Mentalitäten, die den NS-Aufstieg ermöglichten sind nach dem Krieg in der Besatzungs- und Wiederaufschwungszeit zwar in den Untergrund abgedrängt worden. Doch blieben sie stets virulent, wie Adorno etwa anhand nordhessischer Wahlkreise schildert, welche im zweiten deutschen Kaiserreich Kandidaten der Antisemiten-Parteien zuneigten und in den 1960ern dann Hochburgen der NPD waren (ebd.).

    (…)

    Adorno verweist allgemein auf strukturelle und systemische Kontinuitäten, die die Tradition des Wahlverhaltens erklärten: Die gesellschaftlichen Ursachen, die Faschismus und Nationalradikalismus ermöglichten, sind in der Bundesrepublik schlichtweg nicht beseitigt worden. Da sind zum einen etwa die dem kapitalistischen System inhärente Konzentrationstendenz des Kapitals und die daraus resultierende Unsicherheit, Ausbeutung und Ungleichheit (mit auch im 21. Jahrhundert anhaltenden Entwicklunge)n, etwa „daß (…) trotz all dieser Prosperitätssymptome das Gespenst der technologischen Arbeitslosigkeit nach wie vor umgeht“ (ders.: 11 f.). Ferner ist „die Identifikation mit dem [nationalsozialistischen] Regime und der Disziplin (…) nie wirklich radikal zerstört worden, und darin liegt natürlich auch eine der Möglichkeiten, daß gerade von den Gruppen, von denen ich eben spreche, daran angeknüpft wird“ (ders.: 17). Zudem sei auch das nach 1945 etablierte demokratische System mehr ein dünner Firnis geblieben denn wirklich verankert worden: „die Demokratie [hat sich] eben bis heute nirgends wirklich und ganz (…) konkretisiert (…), sondern [ist] formal geblieben“ (ders.: 18.).

    Tja, wie heißt es so schön:

    Das eben ist der Fluch der bösen Tat, // dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.

    Von Kleist? Goethe? – Nein, sie niederer Kretin! Aus Schillers Wallenstein natürlich. Einer spricht in Marx, einer in Suren, Altlandrebell macht heute mal in Schiller. Und passend zur allgemeinen Kriegsgeilheit in der „Demokratie“ darum gleich hinterher:

    Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.

    Und obendrauf, weil ich gerade so einen Lauf habe:

    Ein furchtbar wüthend Schreckniß ist // Der Krieg, die Heerde schlägt er und den Hirten.

    (Und nein, ich mache mich nicht mit allem von Adorno und Schiller gemein, außer mit dem fett hervorgehobenen.)

    Mit welchen Gefühlen begegnen Sie dem neuen Jahr 2025?

    Mit Gefühlen sollte man 2025 nun wirklich nicht begegnen. Erscheint mir schlicht nicht als das Mittel der Wahl. Maul aufreißen, Tinte und Papier wären da schon angeratener.

    Und zum lezten Mittel, wenn kein andres mehr // Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben.

    Nein, werde Blockwarte, das wird jetzt kein Aufruf zur Gewalt, das ist schon wieder Schiller. (Sie kriegen ein paar Groschen für ihr Schweinderl, wenn Sie ohne nachzuschauen wissen welches Stück und welche Figur das sagte, Wallenstein war’s nicht.) Gewalt ist auch so etwas für bloß Halbaufgeweckte. Lest mal Engels, der warnte explizit davor unvorbereitet und in Unkenntnis von Gewalt und Gewaltdynamiken einen auf Revoluzzer zu machen. Und Engels war polyglott, universalgelehrt und „Experte“ für ziemlich vieles. Ihr wollt doch immer Experten, auf die ihr hören könnt. Da habt ihr einen. Oder wenn nicht, nehmt nochmals Schiller:

    Rache trägt keine Frucht! Sich selbst ist sie // Die fürchterliche Nahrung

    Beherzigen, gerade @ Panicman. 😉

    Haben Sie schon daran gedacht, Deutschland wegen der politischen Situation zu verlassen und auszuwandern?

    Und dann? Zum einen hat Genosse @ Panicman völlig recht, dass es sich um ein weltweites, systemisches Problem handelt. Noch im hintersten Bolivien findet man einen McDonalds, auch auf der abgelegensten Insel Ozeaniens surft man längst nicht mehr am Strand, sondern daddelnd im Netz (so man nicht gerade Pokémons sucht) und auch die rebellischste Provinz muss irgendwann ihren Kotau vor den Prinzipien der „Weltgemeinschaft“ und „Weltwirtschaft“ machen.

    Wo soll man denn hingehen? In einen anderen EU-, NATO-, EFTA-Staat? Also die gleiche Scheiße nur in etwas anderer Farbe? Nach Skandinavien, mit seinem ach so tollen „Volksheimen“ und nicht minder repressiv-misstrauischen und freiheitsfeindlichen Bevölkerungen? Zu den Österreichern, weil die Rente dort (noch) etwas höher ist? Nach Spanien oder Griechenland, um schon mal vorzufühlen und sich darauf einzustellen wie sich die Segnungen der auch hierzulande bald kommenden Austeritäts-, Privatisierungs- und Verarmungswellen entfaltet haben? Zu unseren Werte(n) Freunden in die USA oder Kanada? Kleiner Scherz…

    Soll man nach Afrika, nach Indien oder China? Weil es dort anders autoritär ist? Altautoritär? Religionsautoritär? Oder das Wetter besser? Oder will man auf Revolution machen und sich Nordkorea, Venezuela oder Kuba anschließen, deren Hals im Schraubstock des Westens klemmt? Will man in den Iran – ein multiethnisches und sicherlich landschaftlich ansprechendes Land wie Freunde meinten – und dann nächstes Jahr in die Steinzeit gebombt oder „bloß“ ebenfalls mit Sanktionen stranguliert werden? Nach Russland, in dieses neoliberal-neokonservativ-autoritäre Land? Weil es „bessere Werte“ hat? So wie Röper? Dann kein Problem mit Digitalgeld und Datenstaubsaugern haben, weil der russische Staat besser als der westliche Staat sein soll? Ich sage: Staat bleibt Staat, ergo organisierte Gewalt und die „Werte“ sind für die Tonne. Irgendwann erwischen die dich immer (sowohl die Häscher, als auch die „Werte“ als auch die moralischen Häscher). Ein Mitforist brachte noch die kuschelig-warme Diktatur Singapur ins Spiel – are you kidding me? Und von Australien und NZL will ich gar nicht anfangen – nochmals eine kleine Erinnerung an Pan(ik)demie und Jacinda Ardern gefällig, die Lauterbach goes Napalm von Auckland? Ja, verdrängen wir die lieber und denken wir an kuschelige Koalas. Oder an Schiller! Das hier gilt nämlich auch für’s Auswandern:

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, // Ob sich das Herz zum Herzen findet! // Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

    Es gibt auf diesem Planeten keine Möglichkeit dem System zu entkommen. Keine einzige.

    Hierzulande – im Zentrum – bist du im Visier der im Auftrag von Imperialisten und Nationalisten schnüffelnden Geheimdienstler und sonstiger Schergen, leidest unter den Folgen der Lohnsklaverei und Co. KG. In der Ferne littest du an den von Imperialisten, Kolonisten und ihren lokalen Höflingen verbrochenen Untaten und den Folgen des Systems (Sanktionen, Zölle, Krieg…). Oder den dortigen Autoritarismen. Es gibt keine lebensbejahende, positive, progressive Ordnung auf diesem Planeten und die, die es versuchen, sind wie gesagt im Würgegriff des Westens. Oder schon wieder weg Also kann man auch gleich den Rat beherzigen, den – Schiller? Nope! – Che Guevara Jean Ziegler gab:

    Ich war eine Zeitlang sein Chauffeur, in Genf. Am Vorabend seiner Abreise nahm ich meinen Mut zusammen und sagte zu ihm: «Herr Kommandant, ich möchte mit Ihnen gehen!»  

    Dann zeigte er auf die beleuchteten Gebäude im Zentrum von Genf und sagte: «Das Gehirn des Monsters ist hier.  Das ist der Punkt, an dem ihr kämpfen müsst». Che gab mir die Strategie meines Kampfes vor: subversive Integration. Das Ziel sollte sein, in die Institutionen einzudringen und ihre Macht für meine Zwecke zu nutzen. So wurde ich Universitätsprofessor, Parlamentarier und dann sogar Sonderberichterstatter bei den Vereinten Nationen.

    Okay, Parlament-arier und Institutionenhengst muss man wirklich nicht werden, integrieren sollte man sich auch nicht, eher verweigern, aber Subversion und Widerstand hier vor Ort leisten, ist ein Anfang. Mit Bargeld bezahlen, Bezahlkarten verweigern. Keine elektronische Handfessel (Smartphone) oder Onlinebanking nutzen. Sich nicht zwangsimpfen lassen. Keine Elektroauto / -roller / -“fahrrad” kaufen. Plastik meiden. Sachen tauschen. Am Kreisel stehen, spaziergehen. Kochen und essen statt Industriefutter kauen. Heuchelei und Ignoranz enttarnen. Sich den Mächtigen verweigern. Sich verbinden… Ich habe das schon oft und en detail aufgelistet.

    So. Und jetzt zum anderen: Reisen ist ein verdammtes Privileg.

    Weil – ob von @ Luisa, @ Bruder Areion oder wer auch immer hier – das so en passant und locker flockig dargestellt wird. (Ja, ganz locker meintet ihr es natürlich nicht, werte Mitforisten, geschenkt.) Aber es gibt einfach sehr viele Menschen in diesem Land, denen bereits die Kohle fehlt, um auch nur eine Woche Urlaub außerhalb Balkoniens zu verbringen. Geschweige denn auszuwandern. Leute, die das letzte Mal in ihrer Kindheit „auf Urlaub“ waren. Oder gar überhaupt noch nie.

    Ich bin ein „halbwegs junger Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung“ (33, M.A.) und habe Kenntnisse in einem halben Dutzend Sprachen. Ich würde sie sogar verfeinern bzw. manche überhaupt erst mal über das Café-Bestell-Niveau heben, wenn ich jeweils ein Jahr in einer bestimmten Region vor Ort wäre. Aber ich bin Arbeiterkind, habe keine reichen Onkels oder sonstige Verwandten, die mir Cash zusteckten oder vererbten, bin schwerbehindert und langzeitarbeitslos. Mir ist eure geliebte „Reisefreiheit“ wumpe, weil Prolls wie ich keine Freiheit zum Reisen haben. Und dazu braucht es keinen Minengürtel, der einen an der Ausreise hindert. Dazu genügen die papiernen Minen, die das System über einen auskübelt. Oder die Fesseln, die Hartz an einen legt.

    So ernst, mein Freund? Ich kenne dich nicht mehr.

    Jap, genau so ernst, Gertrud. Gut, ein bisschen viel auf einmal, das trifft sicher in der Form nicht auf alle hier zu. Aber auch nicht auf nur ein paar Promille! Und Typen wie ich sind am Ende des Ganges einfach froh, wenn sie sich das Geld für den überteuerten ÖPNV oder Lebensmittle im Supermarkt zusammenkratzen können. Ich kann mich nicht einfach in einen Flieger in den Senegal setzen oder nach Teheran, um mein Farsi aufzupolieren. Geschweige denn irgendwelche Wagnisse eingehen. Als Hartzer ist dein Leben jeden Tag ein Wagnis – was verreckt als nächstes? Wo musst du noch sparen? Kannst du dir das Medikament noch leisten, ist es wirklich nötig? Schwarzfahren oder auf xyz verzichten? Und soll es bei mir am Ende etwa laufen wie bei Tom Wellbrock (kein Link anbei, weil Link nicht angenommen, mäh und sucht selbst) – nach Ungarn, dann nach Russland und dann nach ein paar Wochen wieder zurück nach Ungarn? Morgen vielleicht ganz zurück? Dann säße ich wohl endgültig auf der Straße, ich habe keine Reserven.

    Ich bin mal hart: Für’s auswandern in der heutigen Zeit braucht man Cash und / oder Connections vor Ort sowie am besten einen Seelengefährten an der Seite, um nicht am Rad zu drehen. (Natürlich gibt es immer auch Leute, die ganz toll alles können wie Robinson Crusoe, MacGyver oder Chuck Norris und gerne ohne alles do-it-yourself-mäßig mit ihrem Koffer um die Welt schippern – aber das kann man doch nicht verallgemeinern!) Und ich habe nun einmal weder das eine noch das andere, geschweige denn, dass ich – wie oben gezeigt – einen Ort sähe, an dem es besser läuft. Nicht ganz wenigen geht es ähnlich. Kurzum:

    Mir ekelt vor diesem Smartphonedaddelnden Sekulum

    Und deswegen sage ich, dass wir uns hier gegen das Monster stellen sollten statt einfach das Korn in die Flinte zu kippen und in den Aschram abzuhauen. Und ich hoffe, es kommen dieses Mal ein paar Leute mit an den Kreisel. Von mir aus auch mit Korn oder Cuba Libre. In diesem Sinne:

    Wir wollen seyn ein einig Volk von Brüdern, // In keiner Noth uns trennen und Gefahr.

    Schöne Feiertage und einen besinnlichen Jahresausklang!

    (Und wer auf jeden Schiller-Spruch ein Glas Korn oder eine Flasche Cuba Libre getrunken hat, ist nun vermutlich blau.)

    1. @ Altlandrebell
      Mein Mentor und guter Freund aus Jugendzeiten, sagte mir einmal, das ein Mann 3 Dinge können müsste, um überall auf der Welt zurechtzukommen.
      Das wären Tennis, Französisch und ein Instrument beherrschen, oder alternativ mit seiner Stimme die Leute in Verzückung bringen kann.
      Jetzt, fast 60 Jahre später, kann ich ihm nur zustimmen, denn er hatte Recht…

      Le retour fait aimer l’adieu. ♫

      1. @Panieman … oder aber “Unterwassersch(w)eißer, Spitzensportler an der Côte d’Azur oder ein Frauentyp der nie arbeiten musste weil sein Vater BI und aus adligem Haus war. Oder gar in den Anden … Motorrad Guide, … oder bei – 40° über Tage im Orb/Sibirien lag und Russen ihn retteten, warum haben Russen mir das angetan? Seine Überschätzung an Intelligenz und Klugheit hat @Panieman wohin gebracht? Wie ernst sollte ich diese Person, ich nenne diesen Typen aus FfM einen Aufschneider und Trottel. Heute nennt es sich gar “Anarchist” [Liebevolle Gesellschaft] aber ein Neider wird er für immer bleiben …! Deine Denke passt zum deutschen politischen Establishment “Spare in der Not …” Du entsprichst Lindner & Weidel … “Mehr Milei wagen”!
        MfG aus Br/Sp KB

        1. Haste Argumente, oder biste wieder am Nölen mon Pote?
          Ich kann noch viel mehr, als du gerade aufgezählt hast.
          Ich denke du bist neidisch, weil ich authentisch, integer und kompromisslos lebe und ich das Unrecht anprangere und die Wahrheit sage, wo immer es mir möglich erscheint.
          Das kommt dem doch etwas näher..denk ich mal

          Hier, dein Fisch: 🐟

          1. @Panicman: es geht um Dich und Dein großes Maul. Konstruktives liegt Dir fern, das Du Dein eigenes Leben vor die Wand gefahren hast ist bekannt.
            Zitat: seit 2020 sage ich die Wahrheit! vorher betrogen und gelogen – “authentisch, integer und kompromisslos”
            Klar kannst Du vielmehr, … nichts aber richtig. [Unterwasserschweißer] “lächel” Und eben darum brauchst Du Deine eigene Wahrheit.
            Du schwätzt immer das Gleiche … Erkläre Deinen Aufenthalt in der Bahnhofszene FfM 2003 folgende …
            Erkläre Deine monetäre Situation … 0 + 0 = 0 Aber dieser Typ weiß alles … Selbst aus Br betrachtet ist @Panicman ein armes Würstchen. Warum sagt dieser Typ er sei Motorrad-Führer in den Anden. …
            Was soll das? Was möchte “Karl-Napp” – alias, hessischer Begriff, darstellen?
            ???

            1. Du spinnst, wie kommst du darauf, das ich pleite sei?
              Ich spreche seit dem 12.4.2020. nur noch die Wahrheit, das heißt aber nicht, das ich vorher nur Belogen und Betrogen habe..???
              Nur, lebe ich seitdem Kompromisslos
              Ich bin oder war bis zum Frühjahr 2020 u.a. Enduroguide im Ausland. Frankreich, Südameika und auch schon in Asien, war Testfahrer, Tennislehrer, Gastronom, Tontechniker, Pilot und natürlich auch Unterwasserschweißer, aber nicht lang, hatte fast 40 Jahre lang eine Autowerkstatt mit einem Partner zusammen, einen Campingplatz in Frankreich für ein paar Jahre,
              Motorradfahren kann ich im Übrigen am besten… 😉
              Ich lebe sehr gut auf polyamorer Basis mit mehreren Frauen in einer großen Wohnung und mir fehlt es eigentlich rein Materiell an gar nichts.
              Ich habe 2 Oldtimer. um die ich mich kümmere, da Kinder ja nicht zu meinem Lebensstil passen und natürlich wegen meines hohen ethischen Anspruchs auf die Welt, den ich selbst natürlich erfülle.
              Wie gesagt, habe ich mich von allen unlauteren Subjekten im laufe des Jahres 2020 verabschiedet.
              Das meinte ich auch mit authentischem Leben und der Wahrheit , die ich seitdem jedem verkünde.
              Einfach, weil ich Recht habe,
              Du weißt es, alle wissen das, nur, möchten sie nichts davon hören, weil sie so entfremdet leben, das sie es nur noch, wenn man da drückt wo es weh tut, spüren und sich dagegen stemmen, weil sie es nicht wahrhaben wollen.
              Jetzt noch viel mehr als vor dem Frühjahr 2020.
              Don’t kill the messenger… 😉

      2. @ Panicman

        Tennis habe ich nie gespielt, das war für mich immer ein Sport der Schönen und Reichen und ganz schön Reichen. Instrumente kann ich auch nicht, ich kenne aber den Unterschied zwischen Klavier und Geige (das Klavier brennt länger). Ich höre lieber Klassik als mich wieder von einem Klavierlehrer verprügeln zu lassen. Mein Französisch ist ziemlich eingerostet. Zum Anhören von France24 und Co. reichts aber.

        Ein früherer Bekannter, den ich leider aus den Augen verlor, machte es wohl richtig. Der wurde Tennislehrer und spielte glaube ich auch Gitarre.

        In was für einer Kommunarde in FFM leben Sie? Sind die Frauen wenigstens 50 Jahre jünger als Sie? 😀 Und ticken die ähnlich oder sind die alle brav geimpft, tragen Fahrradhelm und Maske?

        Rote Grütze!

        1. Wie sie eigentlich wissen müßten, lasse ich keine Geimpften über meine Schwelle, also erübrigt sich diese Frage schon mal. 😉
          Meine Frauen sind beide älter als meine WEnigkeit, politsch integer und zu einem sehr großen Prozentsatz meiner Meinung, außer meiner nicht immer gewaltfreien Konklusionen natürlich, wie das die Damen halt immer so für sich entscheiden.

          1. Hätte ja sein können, dass die Mitglieder Ihres Harems seit vier Jahren nicht mehr aus dem Haus gehen und Masken-bewehrt in der Küche sitzen, sich alles halbe Jahr eine per Kurier gelieferte Auffrischung injizierend. 😀

            Ich habe jetzt nur nicht ganz verstanden wer Ihre Freudin ist, mit der Sie letztens Film guckten, wer Ihre Ehefrau und wer die anderen. Aber das ist auch Ihr Bier. 😉

            Schönen Abend noch!

            1. Auch hier liegen sie wieder falsch.
              Die Damen sind sehr umtriebig und beide selbst und das ständig…soll heißen, das die des öfteren in ihren eigenen Themenbereichen eine ist Künstlerin und die andere macht in Sachen Forschung unterwegs sind und Heiraten, entspricht ja mal so gar nicht meiner Lebensphilosophie, noch meinem propagierten geprägten Lebensstil.
              Der Film “Megalopolis” war im übrigen wirklich Müll, oder ich habe ihn einfach nicht verstanden, aber meine Freundin konnte auch nichts mit ihm anfangen…in so fern, schau ich jetzt Snooker. 😉

              1. Das ist für mich eine Beleidigung, einfach weil der leider auch ein echter Trottel ist und sich gerne vom Mainstream füttern lässt.
                Der hatte damals schon nicht alle Tassen im Schrank. aber das werde ich hier nicht weiter vertiefen.

                1. Brian:

                  Ich wusste gar nicht, daß Rainer Langhans hier incognito schreibt…

                  Panicman:

                  Das ist für mich eine Beleidigung, einfach weil der leider auch ein echter Trottel ist und sich gerne vom Mainstream füttern lässt.

                  Der hatte damals schon nicht alle Tassen im Schrank. aber das werde ich hier nicht weiter vertiefen.

                  Focus:

                  Jetzt hat Christa Ritter, eine seiner Frauen, mit denen Langhans locker zusammenlebt, ein Tiktok-Video aufgenommen, in dem der Alt-Hippie seine Meinung zum Impfen sagt.

                  Und die ist, wie könnte es anders sein, speziell. Langhans: “Geimpft? Wehe nicht. Und wenn nicht, dann werdet ihr von allem Normalen zunehmend ausgeschlossen. Ja, wunderbar! Endlich! Ich brauch doch den ganzen Scheiß nicht, in den ich als Geimpfter nur noch reindarf. Danke!”

                  Quelle: hier

                  PS: Habe Ihnen @ Panicman noch einen Filmtipp im Amri-Artikel hinterlassen… Ist vielleicht besser als „Megalopolis“, zumindest kommen schnelle Karren und Motorräder drin vor… 😉

    2. Ich setze mich gerne an jeden Tresen, auf den du deine (ausgezeichneten) Groschen legst!

      „Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht,
      Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden,
      Wenn unerträglich wird die Last – greift er
      Hinauf getrosten Mutes in den Himmel
      Und holt herunter seine ewgen Rechte, …“
      http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Dramen/Wilhelm+Tell/2.+Akt/2.+Szene

      Nicht “wir” gehen hier weg, sondern “die” haben zu gehen.

    3. @Altlandrebell
      Zitat “… dass wir uns hier gegen das Monster stellen …” Bist nicht gerade Du einer dieser Sesselfurtzer, der ellenlange Begründungen für die eigene Existenz schreibt? Hast Du jemals öffentlich die Politik der im Bundestag vertretenen Parteien kritisiert? Nein. Du kritisierst Machenschaften eines Neuber “Telepolis” wo bist Du besser?
      Du kritisierst nicht die Machenschaften der USA/EU in Syrien, Du und so kenne ich Dich, bist ein Opportunist. Eben das ist das was ich auch Dir vorwerfe! … Treffen “wir” uns in Castro Urdiales, schon mit 20, heute 70 war ich begeistert. … Schlecht für Dich gut für mich. Der Flug Guarulhos/Sp – Madrid – Don Ostia … Du @Altlandrebell erinnerst mehr an eine Will, Maischberger, Lanz & Co; angepasst wie gewünscht.
      MfG KB
      Lebt weiter in Eurem Wahn – Deutschland ist lediglich die Kuh … Dich Schwätzer wird niemand auf der Strasse sehen, das aber ist das Gebot der Stunde. Meine Freunde hier in Br fragen mich was ist los in der EU?
      Baerbock wurde beim letzten Besuch in Peking einfach die Tür gewiesen! Nachzulesen bei:
      While the US provokes chaos, China promotes economic development
      While the USA provokes conflicts across the world, China has promoted economic development, lifting hundreds of millions out of poverty, building infrastructure, encouraging win-win cooperation.
      By Radhika Desai, Michael Hudson, and Mick Dunford

      P.S. Folha de S. Paulo – Europa ist lediglich der internationale Verlierer. Wen interessierts?

      https://globalbridge.ch/peking-und-moskau-ruecken-an-ruecken-gegen-die-usa/

      Wählt eine Regierung die für Frieden steht!

      1. Sind Sie jetzt einfach nur betrunken oder der nächste Troll, der seine Zelte hier im Forum aufschlägt? Und stehlen wir öfters Pferde oder warum duzen Sie mich überhaupt? Sie faseln hier:

        Du und so kenne ich Dich, bist ein Opportunist.

        Wir sind uns im Leben nie begegnet und Sie wollen mich kennen? Ernsthaft: Was haben Sie getrunken? Speziallack? Sonderlich viel geschrieben habe ich auch noch nicht mit Ihnen.

        Hast Du jemals öffentlich die Politik der im Bundestag vertretenen Parteien kritisiert?

        Ah, was der Trollinger hier versucht, ist mit viel Moralin Menschen das Recht abzusprechen sich zu äußern oder an einer Debatte teilzunehmen, weil sie die von ihm aufgestellten Vorbedingungen angeblich nicht erfüllten. Er versucht zu normieren und zu delegitimieren: Ein Mensch sei erst durch die Zustimmung oder das Verhalten der „Masse“ oder einer „(Mehrheits)Gruppe“ legitimiert, sich zu Wort zu melden. Das ist natürlich eine völlig unzulässige Einschränkung der Meinungsfreiheit, schlicht rechtsautoritär und freilich typisch deutsch.

        Diesem rechten Dreck ist in aller Schärfe entgegenzutreten. Klartext: Jeder Mensch hat das Recht, sich zu äußern und an der öffentlichen Debatte teilzunehmen, unabhängig von seinem vorherigem Engagement oder der Häufigkeit seiner Wortmeldung.

        Im Übrigen – wenn Sie nicht ganz so faul wären, meinen anderen Beiträgen folgten und mich tatsächlich kannten, wüssten Sie von meinen Erfahrungen etwa als Demonstrant gegen S21 und gegen das Maßnahmenregime 2020.

        Du kritisierst nicht die Machenschaften der USA/EU in Syrien, Du und so kenne ich Dich, bist ein Opportunist.

        In dem Artikel und in der Umfrage ging es aber nicht um die Machenschaften des Westens in der Levante. Zu denen – ob in der Levante, in der Ukraine, dem Sahel oder der restlichen Peripherie – habe ich mich auch schon oft genug geäußert.

        Deutschland ist lediglich die Kuh

        So, das ist also des Pudels Kern. Noch mehr rechter Dreck. Die Vorstellung vom „heiligen Deutschland“ als „ewigem Opfer“ und stets bedroht von missgünstigen, neidischen äußeren Kräften. Das ausgebeutete Deutschlands, vom Fremden (lies: dem Juden, den Negern, dem messermeuchelnden Muselmann) „ausgesaugt“. Sie haben wirklich keine Ahnung. Es gibt kein „Deutschland“ oder „Washington“ oder „Paris“. Der Westen ist voll rivalisierender Macht- und Kapitalfraktionen und die deutschen Anteile davon nicht Opfer sondern Mittäter.

        Sie verkennen völlig die tatsächlichen Strukturen und Interessen der in Deutschland wirkenden politischen, wirtschaftlichen und sonstigen Eliten. Vor allem übersehen Sie wie deutsche Kräfte innerhalb des Westens – aber auch auf eigene Faust – ihre Interessen verfolgen und wirken. Wenn Sie von den Machenschaften gegen Syrien reden – na, dann schauen Sie mal nach, was deutsche Kräfte zum Thema „Day after“ ausgearbeitet haben und warum Frau Schulze, die sog. „Entwicklungshilfeministerin“, so stolz darauf ist, dass ihr Ministerium sich seit 13 Jahren auf den Sturz der Regierung Assad vorbereitet habe und nun voll einsatzbereit sei.

        Wählt eine Regierung die für Frieden steht!

        Eine solche Regierung kann man nicht wählen, man kann Frieden nur erstreiten! Indem man sich gegen das System stellt, nicht indem man mit rechten Tropen und sonstigen Mythen um sich wirft.

        Deswegen nahmen Mitforisten und ich ja den „Demokratiebegriff“ auch auseinander…

        Ja, Sie mögen aus Deutschland weggegangen sein, aber ihr Deutschtum und ihr Moralin haben Sie nicht hier gelassen, das nahmen Sie brav mit. Vorschlag zur Güte: Sie schlafen jetzt Ihren Rausch aus und wenn Sie dann wieder klarer blicken können, setzen Sie sich in Ruhe vor den PC.

        Ansonsten – wenn Sie einen nur von der Seite anduzen und anpöbeln können, wird das nichts mit der Diskussion. Dann verzichte ich in Zukunft auf weiteren Austausch mit Ihnen.

    4. Da wos Wetter schöner ist und man am Sonntag den Benzinrasenmäher anmachen kann: Asturias! 😉
      Trotzdem Chapeau und schöne Feiertage
      Gruss Tonterias

      1. Leider gilt recht oft und recht schnell:

        “Die schönen Tage in Aranjuez // sind nun zu Ende.”

        Aber Ihnen auch ein schönes Wochenende und geruhsame Feiertage / Jahresausklang
        Altlandrebell

    5. @ Altlandrebell:

      Keine Elektroauto / -roller / -“fahrrad” kaufen.

      Elektroautos, ok, da kann man lange drüber diskutieren.
      Aber was haben Sie denn an eBikes auszusetzen?
      Nach meiner Einschätzung sind diese Elektrofahrräder eine der besten Erfindungen der letzten Jahrzehnte.
      Einer dieser wenigen echten Fortschritte, würde ich sagen.

      1. Aber was haben Sie denn an eBikes auszusetzen?

        Ne ganze Menge. Aber ich bin heute mal etwas gemein und verlinke Ihnen bloß drei mutwillig ausgewählte Artikel, um Ihnen im Weiteren das Heraussuchen jener Argumente zu überlassen, die mir da wohl zusagen könnten. 😉

        Für mich sind E-Bikes umwelt- und gesundheitsfeindliche Spaßmobile der saturierten Mittel- und Oberschichten. Wegnehmen werde ich Ihnen Ihr Gefährt aber nicht. 🙂

        1. Werter Altlandrebell,
          Zunächst einmal. Mir können Sie so ein Gefährt gar nicht wegnehmen, selbst wenn Sie es wollten, denn ich besitze gar keines. Dafür besitze ich aber 5 andere Fahrräder, für die ich jeweils keinen Cent bezahlt habe, außer für Teile um sie zu reparieren, denn es sind alles sehr alte Fahrräder, die ich praktisch vor dem Schrott bewahrt habe.

          Die drei Artikel sind wirklich sehr mutwillig ausgewählt mit kaum stichhaltigen Argumenten versehen und dann extrem undifferenziert. Aber gerade bei dem Thema ist Differenzierung ja extrem wichtig.
          Für die saturierte Mittelschicht sind diese Pedelecs vielleicht oft nur modische Spielzeuge, das ist richtig. Aber man kann mit fast jeder Erfindung einen Haufen Unfug anstellen, wenn man will und bei Pedelecs ist das eher weniger der Fall.

          Umweltfeindlich sind die Räder überhaupt nicht, im Gegensatz zu Vielem Anderen, was als Alternative dazu in Frage käme. Die Akkus? Die sind wieder recyclebar. Dass das oft nicht gemacht wird, ist aber keine Schuld des Konzeptes eBike.
          Außerdem halten die Akkus mittlerweile sehr lange.

          Gesundheitsfeindlich sind sie auch nicht. Das krasse Gegenteil ist der Fall. Wenn ich mir schon mal das eBike meiner Frau leihe, weil ich mich im Winter zu müde fühle um die 15km bei starkem Gegenwind zum nächsten Auftrag mit dem normalen Fahrrad zu fahren, oder wenn ich 80km in die Eifel fahren muss, dann bin ich danach auch ganz ordentlich angestrengt, aber eben nicht zu sehr.
          Ich kenne unzählige ältere Leute, die hier in der hügeligen Region überhaupt noch Fahrrad fahren, weil es eBikes gibt. Sie hätten nicht mehr die Kraft und Ausdauer für ein normales Rad.
          Und gerade auch für viele ärmere Leute ist das eBike ein Segen, weil sie damit nicht auf teuren und unzuverlässigen ÖPNV angewiesen sind.
          Der Fahrradverkehr hier in der Region hat in den letzten 10 Jahren um das 3- oder 4-fache zugenommen. Hauptsächlich sind das Pendler, die sich den Stress nach 8 Stunden Bürojob von der Seele radeln auf dem Nachhauseweg, die lange Strecke aber mit dem normalen Rad nicht jeden Tag praktikabel schaffen würden.
          Viele machen damit auch lange Radreisen. Ich kenne nichts Schöneres als mehrtägige oder auch mehrwöchige Radreisen. Und solche Reisen kann man auch sehr günstig machen, wenn man auf ein wenig Komfort verzichten kann. Und mit einem eBike kann man solch eine Reise auch als älterer Mensch noch machen oder als jüngerer Mensch, wenn er auch mal ins Gebirge fahren will. Und und und.
          Kurz eBike fahren kann in vielen Fällen eine Menge Freiheit bedeuten, man kann damit einen Freiraum im Leben erobern, den man bisher nicht hatte.
          Ich könnte noch viele Dinge mehr aufführen, aber ich denke es reicht schon, dass Sie ihr Urteil vielleicht noch mal anzweifeln mögen. Außerdem ist es echt spät.
          Also Gute Nacht

  25. Aus der beliebten Rubrik „Fakt vs. Frage“. Heute: Folge 1984

    Fakt:

    (…) Zum einen macht ein Teil meiner Arbeit aus, dass ich Gespräche und Interviews führe. Spätestens seit ich beim Bayerischen Verfassungsschutz als jemand gelistet bin, der das „russische Narrativ“ verbreite, musste ich jedoch wiederholt die Erfahrung machen, dass eingeladene Gäste mir eine Absage erteilten, und einige von ihnen sagten ganz offen, dass dieser „Korb“ nichts mit mir und meiner Arbeit zu tun hätte, sondern mit der von mir bekannten Nähe zu Russland. Sie könnten es sich einfach nicht leisten, selbst unter Druck zu geraten, es sei auch so schon schwer genug für sie.

    Es mag Leute geben, die diese Absagen verurteilen, sie als rückgratlos bezeichnen und mir nahelegen, erhobenen Hauptes auf solche Gesprächspartner zu verzichten. Aber ich sehe das anders. Der Druck, der in Deutschland seit einigen Jahren aufgebaut wurde, ist erheblich und gefährdet nicht nur das Ansehen, sondern teilweise auch die Existenz von Persönlichkeiten, die gemeinhin unter dem Label „umstritten“ geführt werden. Ich kann und will nicht erwarten, dass wegen einer vermuteten Nähe zu meiner Gedankenwelt eindrucksvolle Persönlichkeiten in (weitere) Schwierigkeiten geraten.

    Zum anderen ist die Website der neulandrebellen die Grundlage unserer Arbeit. In der jüngeren Vergangenheit gab es aber vermehrt Hackerangriffe auf uns, die abzuwehren nicht so einfach war und ist. Und vor ein paar Tagen war unsere Seite plötzlich (einmal mehr) nicht mehr erreichbar, wir wissen nicht, woran es lag. Allerdings habe ich in der Vergangenheit vereinzelt Hinweise erhalten, die darauf abzielten, mich wissen zu lassen, dass die Abschaltung der neulandrebellen ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Ich solle aufpassen und vorsichtig sein mit dem, was ich schreibe oder sonstwie verbreite. (…)

    Quelle: hier

    Frage: Halten Sie die Demokratie in Deutschland für gescheitert?

    Antwort:

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      Nein die Demokratie scheitert nicht, eher die Wähler die immer das gleiche wählen und immer was besseres erwarten als bei der letzten Wahl.

      Ps. deine Auswanderer Geschichte ist hoffnungslos und erinnert mich an die Bremer Stadtmusikanten : merkte, daß kein guter Wind wehte; wenn’s einem an den Kragen geht; etwas Besseres als den Tod findet sich immer.

  26. Das Modell der modernen repräsentativen Demokratie war von Anfang an so konzipiert, um für die herrschenden Eliten eine risikofreie “Demokratie ohne Demokratie” zu garantieren.

    Die Erfinder dieses Modells, die Gründerväter der amerikanischen Verfassung, entwickelten mit diesem Konzept einen Demokratiebegriff, der seiner Natur nach das Modell einer wirklichen, also partizipatorischen Demokratie auf der Basis einer ungeteilten souveränen Gesetzgebung des Volkes ausschloss.

    Die dabei zugrunde gelegte Form von Repräsentation wurde als ein Mittel verstanden, um das Volk von der Politik fernzuhalten, und eine besitzende Oligarchie mit der Unterstützung der Masse der Bevölkerung über Wahlen an der Macht zu halten.

    Dies wird erkennbar in den Gründungsdokumenten der Federalits.

    So machte James Madison (1751 – 1836), einer der Gründerväter, explizit klar, dass es im Rahmen einer Gemeinwohl diendenden Politik vorrangig um den Schutz der Eigentumsordnung geht und das bei der Wahl der politischen Repräsentanten der Meinung der Bürger kein besonderes Gewicht zukommen könne, da die Eliten besser wüssten, was für das Volk gut sei, als das Volk selbst.

    Die öffentliche Meinung, die von den Vertretern des Volks ausgesprochen wird, steht mit dem Gemeinwohl mehr im Einklang als die Meinung des Volkes selbst so Madison

    Bei Madison steht ausserdem: Die Grundbesitzer sollten einen Anteil an der Regierung haben, um diese unschätzbaren Interessen zu unterstützen und die anderen auszugleichen und zu kontrollieren. Sie sollten so beschaffen sein, dass sie die Minderheit der Reichen gegen die Mehrheit schützen. Der Senat sollte daher dieses Gremium sein; und um diese Zwecke zu erfüllen, sollte er dauerhaft und stabil sein.

    (Madison, 1787, S.51; Originaltext: https://democraticunderground.com/discuss/duboard.php?az=view_all&address=104×2939630)

    Ich persönlich glaube auch nicht, dass das jetzige repräsentative System in der Lage ist uns aus der Katastrophe zu führen. Es ist zwar ein gewaltiger Fortschritt gegenüber den absolutistischen Herrschaftsformen, es bleibt aber unzureichend, wenn es darum geht, den planetaren Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Denn es beruht, wie auch das ökonomische System, auf einer Reihe von tiefgreifenden Trennungen und damit letztlich auf einer Kette der Verantwortungslosigkeit.

    Zunächst einmal sind die Repräsentanten sorgfältig von denen getrennt, die sie repräsentieren sollten. Spitzenpolitiker bilden eine eigene Kaste, die mit ihren Wählern meist nur durch die alle vier Jahre stattfindenden Wahlspektakel verbunden ist. In der Regel stehen dabei einige große Blöcke von Profipolitikern zur Auswahl, die sich nur im Gesamtpaket wählen lassen. Einzelne Sachentscheidungen stehen nicht zur Wahl. Sind Politiker einmal gewählt, haben sie im Prinzip keinerlei Verpflichtung, sich an Wahlprogramme zu halten, sie sind in ihren Entscheidungen ungebunden. Eigentlich ist das noch viel zu harmlos ausgedrückt, schaut man sich die zahllosen gebrochenen Wahlversprechungen nach den Wahlen an.

    Zwar sollten man meinen, dass die Repräsentanten wiedergewählt werden wollen und ihren Wählern daher etwas bieten müssen; doch tatsächlich verfolgen viele Toppolitiker, wenn sie eine gewisse Position erreicht haben, eine ganz andere Agenda: Sie verkaufen das öffentliche Wohl an private Interessenten, zum Beispiel durch umfangreiche Privatisierungen und Deregulierungen, in dem Wissen, später zwar nicht wiedergewählt zu werden, dafür aber mit weitaus lukrativeren Jobs in der Wirtschaft belohnt zu werden. Die Zahl solcher Fälle ist Legion, ob es sich um Gerhard Schröder handelt (Gazprom, Rosneft), Joschka Fischer (RWE, Siemens, BMW, Goldman Sachs und Barclays), Friedrich Merz (Blackrock, Commerzbank, BASF), Jose Manuel Barosso (Goldman Sachs) oder Sigmar Gabriel (Deutsche Bank).

    Diese Korruption ist im übrigen Systemimmanent und tief in die DNA der Megamaschine eingebettet.

    Das Geschäftsmodell lautet: Ich verkaufe mein Insiderwissen an die Industrie, lasse meine Partei und das ganze Land gegen die Wand fahren und springe rechtzeitig mit dem goldenen Schirm ab. Ist es ein Wunder, dass sich immer mehr Menschen auf der ganzen Welt angewidert von dem Spektakel abwenden und nicht mehr wählen – oder aber Demagogen folgen, die versprechen “den Sumpf trockenzulegen”? Gäbe es eine Partei der Nichtwähler, wäre sie in zahlreichen Ländern die stärkste politische Kraft.

    Dieses Fehlverhalten liegt in einer Struktur, die diese Verantwortungslosigkeit überhaupt erst möglich macht. Entscheidungsträger werden für die langfristigen Konsequenzen ihres Handelns nicht zur Rechenschaft gezogen, genauso wenig wie ihre Duzfreunde in der (Finanz)Industrie und in den Konzernen. Wer etwa im vollen Wissen um die tödlichen Konsequenzen neue Kohlekraftwerke und Erdgaspipelines genehmigt, muss keine juristischen Folgen fürchten. Das gleiche gilt für Politiker, die das öffentliche Gesundheitswesen kaputtsparen und damit das Leben von unzähligen Menschen aufs Spiel setzen. Die Lise ließe sich beliebig verlängern.

    Eine Politik der Verbundenheit muss auf allen Ebenen Rückkopplungs- und Verantwortungsschleifen einbauen. Man muss diese Menschen vor Gericht zur Rechenschaft ziehen können. Eine weltweite Initiative setzt sich daher für die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofs ein, vor dem Personen und Organisationen für Verbrechen gegen die Natur angeklagt werden können. (1)

    An der Basis geht es darum, die Trennung der Wähler von den Sachfragen zu überwinden. Bürgerräte und Volksentscheidungen können und müssen einen erheblichen Beitrag dazu leisten. Ihr Vorzug besteht nicht allein darin, Bürgern die Möglichkeit zu geben, direkt über Sachfragen zu entscheiden, sondern auch in der Förderung von politischer Bildung und qualifizierten öffentlichen Debatten über diese Themen. Kein Wunder weigern sich die sogenannten “christlichen Parteien” seit Jahrzehnten überhaupt nur darüber zu diskutieren. Nichts fürchten sie mehr als den Verlust ihrer politischen Macht und eine aufgeklärte, partizipierende Bevölkerung.

    Diese Erweiterung und Vertiefung der Demokratie ist allerdings nicht zu erreichen, ohne das Menschen ihr wesentlich mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen als bisher. Solange die Lohnarbeit nicht nur 40, sondern inzwischen teilweise 50, 60, ja bis zu 80 Stunden pro Woche verschlingt und die Arbeiter ausgebrannt zurücklässt, bleiben kaum Kraft und Muße für die Beschäftigung mit dem Gemeinwesen.

    Arbeitszeitverkürzungen sind daher nicht alleine eine soziale und ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine demokratische.

    Es sind jedoch nicht nur die Zwänge der Ökonomie, die mehr Engagement verhindern. Eine Überwindung der Großen Trennung in der Politik ist auch unvereinbar mit der Bequemlichkeit, Entscheidungen zu delegieren, sich dann aus allem heraushalten und dann am Stammtisch über die Repräsentanten zu schimpfen! Solange sich in einem Land wie Deutschland, mit einem durchschnittlichen Konsum von audiovisuellen Medien von über acht Stunden pro Tag, die meisten Bürger und Bürgerinnen nicht einmal eine Stunde täglich öffentlichen Belangen widmen wollen, ist an eine Vertiefung der Demokratie nicht zu denken (2). Die Anzahl der Nicht-Menschen, die nur noch mit ihren Handys usw. beschäftigt sind und rein gar nicht mehr von ihrer Umwelt mitbekommen, lässt sich jeden Tag überall beobachten.

    (1) Die Einrichtung eines internationalen Umwelt-Gerichtshofs (IUGH) – bzw. die Erweiterung der Rechtsprechung beim internationalen Gerichtshof in Den Haag auf Klima- und Umweltverbrechen – fordert eine Reihe von zivilegesellschaftlichen Organisationen, darunter Client Earth, die International Court of the Enviroment Foundation (ICEF) und die International Court of the Enviroment Coalition (ICE). Das Pariser Klimaabkommen bietet, auch wenn es nur unzureichende und unverbindliche Reduktionsziele enthält, als völkerrechtlich bindender Vertrag im Prinzip die Möglichkeit, Klagen gegen Personen und Organisationen zu führen, welche die Ziele des Vertrag untergraben.

    (2) Zum Medienkonsum vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/165834/umfrage/taegliche-nutzungsdauer-von-medien-in-deutschland/. Zählt man Messenger, E-Mails und Printmedien dazu, kommt man sogar auf über zehn Stunden.

    (Als Vorlage meines Artikels dienten mir die Bücher von
    Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer? und Fabian Scheidler: Der Stoff, aus dem wir sind – Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen)

    1. > Solange die Lohnarbeit nicht nur 40, sondern inzwischen teilweise 50, 60, ja bis zu 80 Stunden pro Woche verschlingt und die Arbeiter ausgebrannt zurücklässt, bleiben kaum Kraft und Muße für die Beschäftigung mit dem Gemeinwesen.

      Das ist intellektuell zu kurz gesprungen. Es kommt darauf an, wer einen Betrieb leitet und wie die Arbeiter in diesem Betrieb behandelt werden. Das ist das Erste. Das Zweite ist, wenn wir vom Handwerk reden, im Klein- und Mittelstand-Gewerbe, dann ist ihr gesamtes Handeln bereits “eine Beschäftigung mit dem Allgemeinwesen”, oder anders gesagt: Sie drücken bereits durch ihr Vorhandensein – dem tätigen Schaffen – im Lokalen das Gemeinwesen an und für sich aus, indem sie die lokalen Beziehungen untereinander stärken und durch gute Geschäftsbeziehungen pflegen. Sie verbringen also ihre +- 50 Arbeitsstunden pro Woche mit eben diesem wichtigen allgemeinen Wesen.

      Das größte Problem dieser Betriebe sind die großen Gesellschaften, die dieselben Leistungen anbieten zu günstigeren Konditionen und sowohl Wohnungseigentümer als auch Hausbesitzer auf das Billigere hereinfallen bzw. das teurere sich vermeintlich nicht leisten können. Wir, als End-Kunden, zu denen die Handwerker in die Wohnung oder ins Haus kommen, haben immer die Möglichkeit, diesen Arbeitern mit Wertschätzung zu begegnen, ihnen ihre wichtige Arbeit zu bestätigen. Das wiegt so manchen Unmut über Überstunden und mäßige Bezahlung auf. Alle unterschätzen das und enthalten sich vielleicht der ermutigenden Kommentare. Statt Netflix und Co unser Geld in den Rachen zu schieben, geben wir es doch lieber denen, die den Betrieb am Laufen halten, da gebe ich Ihnen Recht.

      Ich habe erst neulich mit so einem Handwerks-Kleinbetrieb gesprochen, der die Dienste für die Immobilie, in der ich wohne, übernommen hat. Ein junger, aber engagierter 30Jähriger, der geradezu nach einem vernünftigen Gespräch hungerte. Dem fehlen nun zwei Gesellen und er kommt mit den Aufträgen kaum hinterher. Die 2 von den eigentlich 4 mit übernommenen Gesellen aber gehen woanders hin, weil sie dort besser bezahlt, aber vermutlich schlechter behandelt werden. Wer also Handwerks-Geselle ist und einen guten Arbeitgeber sucht, bitte hier melden. Ich vermittele dann den Kontakt (Hamburg).

      Das Ausgebranntsein ist nicht allein eine körperliche Sache. Es ist ebenso eine mentale. Und wenn wir als einzelne Menschen jedem, dem wir im Einzelhandel und Gewerbe lokal begegnen, den Respekt entgegenbringen, den diese Leute verdienen, ist viel erreicht. Man darf sich nicht der Hoffnungslosigkeit und Lethargie hingeben. Und nur mit Wut im Bauch ist es auch nicht getan.

      Ich wünsche allen gesegnete Weihnachten.

  27. Dein “Pariser Klimaabkommen ” kannst du dir in die Haare schmieren.
    Ich habe mit viel Enthusiamus deine anfänglichen Zeilen gelesen, aber als du dich dann als Klimaaktivist zu erkennen gabst, war für Schicht im Schacht.
    Viele schlaue Sprüche und trotzdem nichts kapiert, schäm dich… 🙁

  28. Ich appelliere ja auch immer, sich nicht nur mit dem Begriff “Demokratie” abspeisen zu lassen.
    Was bedeutet das?
    Bedeutet Demokratie auch immer Freiheit? Oder ist es das Ziel? Gerechtigkeit/Gleichheit!?! Muss oder kann eine Demokratie über Wahlen stattfinden?! Ist eine Demokratie immer nicht-nationalistisch? Kann das Volk nicht auch auf Abwegen sein (Propaganda)? Dermaßen beeinflusst soll dann ein freier Wille möglich sein?

    Israel ist eine Demokratie. Was bedeutet das? Das Volk will Mord und Totschlag. Ist das Undemokratisch?

    Bei uns heißt es einfach: “Ja, das ist ja auch eine Demokratie!” Damit ist dann scheinbar alles gesagt. Ist aber nicht so. Ist Propaganda.

  29. “Welche Demokratie? …Ja, sie hat keine Wirkkraft mehr.” – Ist im Grunde dieselbe Aussage. Nämlich die Ansicht der elenden Demokratieidealisten, die egal wie scheiße die echte Demokratie ist, sich eine im Kopf zurechtbasteln, an der sie die wirkliche blamieren. Doch liebe Leute. Genau das was im Moment abgeht – das ist die echte und wahre Demokratie – und deshalb ist sie a b z u l e h n e n. Ihr unverbesserlichen, unbelehrbar blöden Idealisten, wollt ihr aber z u s t i m m e n und damit das geht, denkt ihr euch eine schöne Wunschdemokratie aus, in der alle eure Träume wenigstens ideell in Erfüllung gehen. Das wird aber nicht passieren, weil die Demokratie die Regierungsform der Staatsgewalt einer kapitalistischen Gesellschaft ist und in der gibt es einen Klassengegensatz, der systematisch erhalten werden muss für die Funktion dieser Gesellschaft. In diesem Klassengegensatz seid ihr als das Ausbeutungsmaterial vorgesehen. Ihr sollte den Reichtum für Staat und Kapital produzieren. Voraussetzung dafür ist eure A r m u t. Das ist Demokratie. Sie ist eure Ausbeutung mit eurer Zustimmung, die in demokratischen Wahlen hergestellt wird.

    Die Demokratie funktioniert in diesem Sinne recht gut. Bloß ist das halt kein Grund ihr zuzustimmen, sondern sie abzuschaffen. Das Kapital ist reich und ihr seid arm. Demokratie funktioniert perfekt.

    1. weil die Demokratie die Regierungsform der Staatsgewalt einer kapitalistischen Gesellschaft ist

      Ne, das ist falsch. Es gibt unterschiedliche Demokratieformen und Demokratietypen und nicht jede Demokratie ist an den Kapitalismus gebunden. Es gibt auch feudalistische Demokratien und Feudalismus und Kapitalismus sind beileibe nicht identisch. Demgemäß kann „Demokratie“ eine (von verschiedenen denkbaren) Regierungsformen in einer kapitalistischen Gesellschaft sein. Eine kapitalistischer Staat kann aber auch von Militär, den Ständen, dem Blutadel oder einem einzelnen Tyrannen und seine Sippschaft regiert werden. Oder nehmen Sie sich so Stadtstaaten wie Venedig oder Singapur, wo sie, wenn ich mich recht entsinne, Mischverhältnisse hatten / haben. Schmidt gefiel Singapur ja immer so gut, man weiß warum…

      Genau das was im Moment abgeht – das ist die echte und wahre Demokratie

      Ne, das ist erst einmal nur die liberale Demokratie. Von mir aus die echte und wahre liberale Demokratie. Aber das können Sie doch jetzt zum Beispiel nicht mit den Arbeiterräten von Piter oder Kiel gleichsetzen!

      Demokratie heißt ja wörtlich „Volksherrschaft“. Das kann man kritisieren, weil hier ein wie auch immer geartetes und definiertes „Volk“ herrschen soll. Stabil (siehe ganz unten). An dieser Definition können wir uns abarbeiten. Da bin ich dabei.

      Nur: Herrscht in Deutschland ein oder gar „das“ Volk oder sind es nicht vielmehr die Kapital- und Machtfraktionen der bourgeoisen Klasse? Man könnte auch fragen, inwiefern das ganze was hier „Demokratie“ genannt wird, nicht (zunehmend) Merkmale eines Neo-Bonapartismus aufweist:

      1) Existenz eines zentralen Führers, von mir Formateur genannt, häufig mit quasi diktatorischen Charakter (Scholz: „kenne keine roten Linien mehr“ / „Jupiter“ Macron), der als „Schiedsrichter“ zwischen den einzelnen Macht- und Kapitalfraktionen fungiert, um die politischen Konflikte in seinem Land zu lösen, ohne jedoch die bestehende soziale Ordnung anzutasten oder gar zu gefährden. Gerne spielen sie sich auch als großer „Retter“ oder „Vermittler“ auf, der das Land von der sozialen Unordnung befreit (Trump, Milei, Merz, Söder, Lula, Meloni, Macron, Orban…).

      (Im klassischen Bonapartismus: ein starker Führer, der als Schiedsrichter zwischen den sozialen Klassen interagiert – das setzte aber ein Kräftegleichgewicht zwischen Bourgeoisie und Proletariat voraus, das ich zumindest für heute nicht sehe – Sie sehen es womöglich?)

      2) Politischer Instabilität und anhaltender Krisenzyklus mit geschwächten bestehenden Institutionen wie einem Parlament, das zunehmend ineffektiv wird, da sich die rivalisierenden Macht- und Kapitalfraktionen nicht auf gemeinsame politische Lösungen oder Vorgehensweisen einigen können (Jop).

      3) Scheinbare „Volksbeteiligung“: Regelmäßige Wahlen, Einsatz von oder Wunsch nach „Volksabstimmungen“ und „Bürgerräten“, um den Eindruck einer lebendigen Vertretung und von „Gehörtwerden“ zu erwecken. Diese Praktiken sind jedoch weder repräsentativ noch frei (geschweige denn frei von Manipulation, Stichwort Gerrymandering, Medienkampagnen, Stimmenkauf etc.) und dienen einzig der Legitimierung der herrschenden Ordnung.

      4) Staat als Instrument der politischen Vermittlung – der Staat spielt eine aktive Rolle dabei, das bestehende System zu stabilisieren. Der Formateur und die zentrale Macht des Staates agieren im Interesse der dominierenden Fraktion der herrschenden Klasse, aber durch eine politisch legitimierte „Mitte“, die als „demokratisch“ und „nicht-extrem“ wahrgenommen bzw. zumindest von den Leidmedien so präsentiert wird.

      5) Unterstützung der modernen Kirche: „Die Wissenschaft“ gibt dem ganzen ihren Segen wie der Papst weiland Napoleon III.

      Okay, mir reichte nicht die Zeit, um Marxens Konzept des „Bonapartismus“ und meine Gedanken zum Neo-Bonapartismus einander gegenüber zu stellen und meine Hausarbeit dazu ist auf einer anderen Festplatte. Zerrupfen Sie’s, wenn Sie meine Gedanken anders sehen, zumal Sie mehr zu Marx gelesen haben. 🙂 Vielleicht können Sie mit manchen Beobachtungen aber auch was anfangen.

      Mein Punkt nur ist: das hier vorgefundene ist Autoritarismus, Klassendiktatur, Bonapartismus. Nennen Sie es wie’s wollen. Aber doch keine Volksherrschaft. Die könnten wir wie gesagt gerne kritisch erörtern – so wie ich auch die „Diktatur des Proletariats“ kritisieren und ablehnen würde, weil dann eben das Proletariat über andere Gruppen herrschen würde. Ich möchte nicht, dass irgendwer über irgendwen herrscht oder Macht ausübt, egal wer. Und obendrein ist es moralischer Scheiß („Das Proletariat würde besser herrschen, weil…“ – ne es würde einfach bloß herrschen und das wäre dann auch nur wieder Gewalt, ausgeübt von einem anderen Akteur mit einer anderen moralischen Legitimierungsakte).

      Sie verstehen unter Demokratie m.E. immer die liberalen, repräsentativen bzw. direktdemokratischen „Demokratie“typen des Westens, die exakt als Vehikel für die dortige kapitalistisch-imperialistische Ordnung konzipiert wurden. Die lehne ich ja auch ab, weil diese Typen hierarchische Strukturen und Machtverhältnisse aufrechterhalten. Mir geht es aber bloß darum – wie gegenüber @ zero fox in puncto „die“ Wissenschaft und „die“ Mütter – aufzuzeigen, dass es „die“ nicht gibt und dass ich den Begriff Demokratie für das hier vorgefundene bestenfalls in Anführungszeichen setzen würde. Ich finde nicht, dass das demokratische Zustände sind. Das ist Begriffsverwirrung und wir sollten differenzieren. Wenn Sie es anders sehen – bitte.

      Ich bevorzuge Praktiken der Entscheidungsfindungen für Gemeinschaften, die – wie geschrieben – direkt, dezentral und selbstorganisiert sind. Bei denen alle Beteiligten gleichberechtigt sind und keine übergeordnete Autorität existiert. Ich weiß nicht wie Sie das sehen oder – wenn Sie das ablehnen – wie Sie zumindest meine Vorstellung einordnen würden. Hier liegt ja die „Entscheidungsmacht“ (ungleich Macht über andere – vielleicht haben Sie auch ein besseres Wort) bei allen.

      Wir können auch so etwas hier gerne kritisch erörtern:

      SOUCHY: Dazu neige ich nicht. Es gab natürlich Schwierigkeiten. Als Anarcho-Syndikalisten nahmen wir zwar an der Regierung teil, verzichteten jedoch auf die Diktatur. Nicht einmal dort, wo die Anarchisten notgedrungen Polizeiaufgaben wahrnehmen mußten, wurden sie autoritär.

      Ich erinnere mich noch gut, wie der Anarchist Eroles als Polizeipräsident von Barcelona einen Konflikt um die Frage, wer als Straßenhändler arbeiten durfte, durch eine einzige Vollversammlung der Gewerkschaften lösen ließ. Wie sollte es auch anders gehen? Der Grundsatz der Gewaltlosigkeit ist dem Anarchismus inhärent, Herrschaftslosigkeit läßt sich nun mal nicht mit Gewalt durchsetzen. Deshalb ist der Anarchismus immer auch pluralistisch.

      Hintergrund Vollversammlung:

      Nach ihrem anfänglichen Teilsieg über die Franco-Generäle nahmen die spanischen Anarcho-Syndikalisten an der Regierung teil, verzichteten aber auf die Diktatur. Darin unterschieden sie sich von den marxistischen Bolschewisten in Rußland. In Barcelona wurde der Anarchist Eroles Polizeipräsident. Doch auch auf diesem Posten wurde er nicht autoritär. Als es darum ging, die Straßen von den überhandnehmenden ambulanten Händlern freizumachen, überließ er es den anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften, die das Problem in einer einzigen Vollversammlung lösten, indem sie beschlossen, daß nur die vorher organisierten Straßenhändler ihr Metier ausüben sollten. Dieser Beschluß genügte. Tags darauf waren die Straßen frei.

      Quelle: hier

      Wie ordnen Sie das ein? Ist das für Sie die „echte und wahre Demokratie“? War Barcelona für sie immer noch von der „Regierungsform der Staatsgewalt einer kapitalistischen Gesellschaft“ durchdrungen? Wie hätten Sie den Sachverhalt gelöst?

      Wir können das gerne auseinandernehmen – ich bin kein Freund von Gewerkschaften und frage mich beispielsweise was aus den „nicht organisierten Straßenhändlern“ geworden ist und welche Macht (Autorität), die laut Aussagen Souchys nicht existiert habe, sie verdrängt hat. (Oder registrierten die sich alle über Nacht?!)

      NUR: Für mich zeigt das obige Beispiel aus dem revolutionären Barcelona eben weitaus besser die Probleme einer Volksherrschaft als der Bonapartismus in westlichen Ländern von heute.

      PS: Was haben Sie eigentlich gegen Träume und Utopien? Anarchismus und Revolution erscheinen vielen auch als Utopie oder unerreichbar. Früher galt das Fliegen als utopisch und verrückter Traum. Hätte man es deswegen lassen sollen, nach Möglichkeiten zu suchen, es zu verwirklichen?

        1. Sind Sie im falschen Kommentar?

          Und weil Sie mich eben nicht kennen, wissen Sie auch nicht, dass ich etwa in Chemie im Abitur notentechnisch immer zwischen 1 und 2 stand. Und weil ich sonst nur Mittelmaß war, bekam ich damals Hochbegabtenförderung. Tja. Ich würde sogar meine Zeugnisse hier hochladen, wenn es ginge und der Wahrheitsfindung diente, aber Sie sind offenbar nur ein Trollinger.

          Wie geschrieben: Schlafen Sie Ihren Rausch aus, Sie haben das mit dem Rum auf Schiller exen eindeutig zu ernst genommen.

      1. Es gibt unterschiedliche Demokratieformen und Demokratietypen

        Wir reden aber doch über hier und jetzt und nicht über die Griechen. Und auch die Leute, die von der Demokratie jetzt so enttäuscht sind, reden über die hiesige Demokratie. Das sind doch keine Demokratietheoretiker oder Staatswissenschaftler. Die Demokratieidealisten sind auch keine Befürworter feudaler Verhältnisse. Befürworter kapitalistischer Verhältnisse sind sie aber schon.

        Eine kapitalistischer Staat kann aber auch von Militär, den Ständen, dem Blutadel oder einem einzelnen Tyrannen und seine Sippschaft regiert werden.

        Ja kann. Aber warum ist das denn nicht der Normalfall? Stände, Blutadel, und Tyrann sind Begriffe aus vorbürgerlicher Zeit und das waren Herrschaftsformen, die staatlichen Notwendigkeiten einer kapitalistischen Ökonomie keine Priorität eingeräumt haben, weswegen sie vom Bürgertum dann auch entmachtet wurden. Heute nennt man die Tyrannen Autokraten oder Führer. Es gibt einen Grund, warum die Demokratie, die dem Kapitalismus entsprechende Regierungsform ist und den habe ich im letzten Beitrag schon genannt. Weil in der Demokratie durch Wahlen, gewährleistet ist, dass die Regierung immer die Mehrheit der abgegebenen Stimmen repräsentiert, also die Zustimmung der Mehrheit des Volkes hat. Und dabei ist es egal, was die Wähler sich denken. Ob sie denken, dass sie das kleinere Übel gewählt haben oder einer Partei einen Denkzettel verpassen wollten oder eine Partei abwählen, indem sie eine andere wählen. Alles was sie können, ist zustimmen – nein sagen, geht in der Wahl nicht.

        Bei “Volksherrschaft” sollte man nicht immer gleich daran denken, dass das Volk der Herrscher ist, sondern daran dass das Volk auch der Beherrschte ist. Demokratie ist immer noch Herrschaft. Und zwar Herrschaft mit Zustimmung einer Mehrheit über das ganze Volk. Dass Demokratie Herrschaft ist verweist auf einen Gegensatz, den Klassengegensatz. Demokratie verweist aber auch auf eine Gemeinsamkeit. Denn ohne Gemeinsamkeit funktionieren Wahlen nicht. Denn warum sollte sich der Verlierer dem Gewinner unterordnen, wenn es keine Gemeinsamkeit gibt, derentwegen man von der Durchsetzung seines Standpunkts absieht. Im Moment scheint diese Gemeinsamkeit ein wenig am Brökeln. Trotzdem sehe ich noch keine ernstzunehmende Demokratieverdrossenheit, wenn immer die demokratischen Werte in Gefahr sein sollen. Immer muss die Demokratie gerettet werden. Die Gemeinsamkeit ist die Einkommensquelle Eigentum. Arbeiter sind Eigentümer der Ware Arbeitskraft. Kapitalisten sind Kapitaleigentümer.

        Sie sehen es womöglich?

        Nein, ich sehe nicht im Entferntesten ein Gleichgewicht. Ich kann mit ihren Beobachtungen schon was anfangen, bloß weiß ich nicht warum sie für einen Mangel an Demokratie sprechen sollen. Die Aufgabe der Regierung ist doch die Wirtschaft zum Brummen zu bringen. Und das wollen leider beide Klassen. Das Kapital hat den Nutzen, die Arbeiterklasse den Schaden. Aber weil die Arbeiterklasse total abhängig gemacht ist vom Kapital, hat sie einen noch größeren Schaden, wenn es in Deutschland wirtschaftlich bergab geht. Im Moment ist es eben so, dass die Arbeiterklasse total systemimmanente Interessen vertritt. Die wollen nicht ihre Ketten sprengen und das Joch des Lohnarbeiters abschütteln, sondern sie wollen als Lohnarbeiter ihr Glück machen. Karriere nennt man das.

        Aber doch keine Volksherrschaft.

        Na aber es gibt doch in dieser Kategorie nur das Volk. Es gibt kein Zweit-Volk oder so. Über wen soll das Volk denn herrschen? Wer ist denn der Beherrschte. Das Volk ist der Beherrschte. Also ist das doch von Anfang an eine widersprüchliche Konstruktion. Das Volk ist Herrscher und Beherrschter zugleich und das verweist auf den Klassengegensatz. Sonst braucht es keine Herrschaft. Deshalb ist übrigens Volksherrschaft nichts Gutes, weil es eben Herrschaft ist und Herrschaft auf der anderen Seite Untertanen unterstellt.

        – so wie ich auch die „Diktatur des Proletariats“ kritisieren und ablehnen würde, weil dann eben das Proletariat über andere Gruppen herrschen würde.

        Das blöde an dem Begriff ist, dass es kein Proletariat gibt, wenn das Kapital abgeschafft ist. Proletariat unterstellt ein Kapital. “Arbeiter und Bauern” ebenfalls antiquiert. Gemeint ist Industriearbeiter und Bauern. Sind Bauern keine Arbeiter? Da könnte man auch sagen Arbeiter und Postzusteller. Und wen sollten Arbeitende denn mit einer Diktatur beglücken? “andere Gruppen”? Wer soll das sein? Nichtarbeitende? Kinder? Alte? Ist doch Quatsch. Wo es keinen Klassengegensatz gibt braucht es keine Herrschaft, es braucht bloß eine gesellschaftliche Organisation oder Ordnung.

        Ich möchte nicht, dass irgendwer über irgendwen herrscht oder Macht ausübt, egal wer.

        Dann verstehe ich aber nicht, dass sie “Volksherrschaft” verteidigen. Zwar nicht die Westliche, aber eine Ideale, die irgendwie nicht herrscht. Aber eine Volksherrschaft, die nicht herrscht, ist wie “Ein Auto das nicht fährt, das is’ nicht a’mal die Hälfte wert.” Also das ist halt keine Demokratie, sondern was anderes. Herrschaft ist gesellschaftliche Gewalt. Gewalt ist das Mittel um in einem Willensgegensatz, den gegensätzlichen Willen unterzuordnen. Je nachdem wie dieses gegensätzliche Verhältnis dieser Willen bestimmt ist, ist auch das Mittel der Unterordnung bestimmt. In einer Gesellschaft aber, die versucht Willensgegensätze aufzulösen, statt festzuschreiben und aufrechtzuerhalten, braucht es auch keine Unterordnung von Willen also auch keine Gewalt und keine Herrschaft. Im Prinzip muss sich diese Gesellschaft nur einig werden wie sie sich gegenseitig Mittel sein will d.h. wie sie ihre Kooperation organisiert. Das ist um soviel leichter als Konkurrenz. Kooperation spart Kraft, Konkurrenz raubt Kraft.

        Ich bevorzuge Praktiken der Entscheidungsfindungen für Gemeinschaften, die – wie geschrieben – direkt, dezentral und selbstorganisiert sind. Bei denen alle Beteiligten gleichberechtigt sind und keine übergeordnete Autorität existiert. Ich weiß nicht wie Sie das sehen

        Was sie aufzählen ist ja ziemlich formal. Davon halte ich nicht viel. Form follows Funktion. Also sollte man sich erst darüber verständigen, welchen Zweck eine bessere Gesellschaft haben sollte. Mein Vorschlag wäre eine Gebrauchswertökonomie. Also für ein gutes Leben gute Gebrauchswerte gemeinsam produzieren, damit man sie gemeinsam konsumieren kann. Diesen Zweck hat dann die Gesellschaft zu organisieren. Da so eine Produktion und Reproduktion von Gesellschaft eine ziemlich komplexe Sache ist, würde ich davon absehen formale Regeln aufzustellen, die dann der Sache nicht angemessen sind. Dezentral wenn es einfacher ist und weniger Arbeit erfordert. Kommt doch drauf an um was es geht. Manchmal zentral manchmal dezentral. “Selbstorganisiert” auch so ein seltsamer Begriff. Wer gehört denn zum “Selbst” wer nicht? Auch was an “Übergeordnet” verkehrt sein soll verstehe ich nicht. Es kommt doch drauf an was wie geordnet wird und nicht auf über oder unter. Wie gesagt, alles viel zu formal. Die Form folgt dem Zweck.

        War Barcelona für sie immer noch von der „Regierungsform der Staatsgewalt einer kapitalistischen Gesellschaft“ durchdrungen? Wie hätten Sie den Sachverhalt gelöst?

        Sowas kann man gar nicht lösen. Man kann nicht eine kapitalistische Gesellschaft (Straßenhändler) unterstellen und dann fragen: Wie macht man Polizei ohne Polizeigewalt? Man kann kein Problem aufwerfen, das es nur im Kapitalismus gibt, und dann von Anarchisten oder Kommunisten verlangen, sie sollen sich an kapitalistischen Problemen abarbeiten. Dabei kann man nur verlieren, das ist eine Falle. In einer vernünftigen Gesellschaft gibt es gar keine Händler.

        Was haben Sie eigentlich gegen Träume und Utopien?

        Gar nichts. Ich habe nur was gegen Träume, wenn sie ein Vehikel der Affirmation sind. Dasselbe sage ich zu Demokratieidealisten. Die meisten von denen, lehnen den Kapitalismus doch gar nicht ab, wie Sie. Die meisten wollen bloß, dass es wie früher wird, wo Meinungen noch geschätzt, statt eingehegt wurden. Demokratie, die westliche imperiale, liberale wäre doch eigentlich toll, wenn sie nicht wäre, wie sie ist. Da können alle wieder vereint “Rettet die Demokratie rufen” und jeder stellt sich wieder seine Demokratievariante darunter vor. Das ist halt die ganz normale, enttäuschte Staatsbürgermoral. Jeder stellt sich vor sein Interesse müsste widerspruchslos im allgemeinen gesellschaftlichen Gesetz aufgehoben sein. Er verwandelt sein Interesse in eine gesellschaftliche Moral und blamiert das tatsächliche Gemeinwesen daran, dass es seiner Vorstellung vom Gemeinwesen nicht entspricht. Und warum macht er das? Warum sagt er nicht einfach, “das Gemeinwesen widerspricht meinem Interesse” – weil er es dann ablehnen müsste. Er will es aber nicht ablehnen – er will zustimmen! Deshalb denkt er sich ein Gemeinwesen aus, dem er zustimmen kann und hält das wirkliche Gemeinwesen für eine unvollkommene, missbrauchte Version seines Traums vom Gemeinwesen, der immer durch Sozialschmarotzer, Nieten in Nadelstreifen, korrupte Politiker, miese Charaktere… zugrunde gerichtet wird.

        1. Danke für Ihre Rückmeldung!

          Ich gehe mal nur auf Punkte ein, wo ich etwas erläutern möchte oder die ich gravierend anders sehe. Viele Dinge sehen wir recht ähnlich.

          Wir reden aber doch über hier und jetzt und nicht über die Griechen. Und auch die Leute, die von der Demokratie jetzt so enttäuscht sind, reden über die hiesige Demokratie. Das sind doch keine Demokratietheoretiker oder Staatswissenschaftler.

          Doch, ich tue es. Denn ich bin so eine Art Staatswissenschaftler. 😉 M.A. Politikwissenschaft mit einigen Semestern Politiktheorie im Gepäck. Das was @ Markus Weber oben schrieb kenne ich gut, denn „Demokratietheorie“ ist in meinem Studium und meiner Fachrichtungswahl ein Dauerbrenner gewesen, inklusive der gern vergötterten Madisonian institutions.

          Sie dürfen mir natürlich gerne ankreiden, dass ich dann zu sehr von meiner Warte auf alle hier schlösse und davon ausginge, dass die auch mit unterschiedlichen Demokratietypen vor Augen schreiben müssten.

          Ja kann. Aber warum ist das denn nicht der Normalfall?

          Sehen Sie – Sie hatten jetzt eben den heutigen Westen vor Augen und ich die ganzen Fallbeispiele aus meinem Studium, aus diversen Epochen und Regionen. Ich glaube, da hängt sich das ganze Missverständnis dran auf oder zumindest ein guter Teil.

          Ansonsten – Militärdiktaturen gibt es ja jede Menge. Denken Sie an Lateinamerika, an die Sahelregion. Da werden auch immer „Wahlen“ durchgeführt und die Länder sind kapitalistisch. Selbst Kuwait hat seit Jahrzehnten ein wie auch immer geartetes „Parlament“ (Madschlis al-Umma) und das Land ist eine Monarchie (geführt von der Familie Al-Sabah) und kapitalistisch bis ins Mark. Die Madschlis hat „gesetzgeberische Befugnisse“, kann jedoch vom Monarchen, der auch die Regierung ernennt / abberuft, jederzeit aufgelöst werden.

          Bei “Volksherrschaft” sollte man nicht immer gleich daran denken, dass das Volk der Herrscher ist, sondern daran dass das Volk auch der Beherrschte ist.

          Absolut wichtiger Punkt. Der klang auch ein wenig bei @ wilhelmine an, die zurecht auf den Punkt der Diktatur der Mehrheit verwies.

          Die Aufgabe der Regierung ist doch die Wirtschaft zum Brummen zu bringen.

          Nein, ist es nicht. Da bin ich nicht bei Ihnen.

          Die Aufgabe einer westlichen Regierung ist es in meinen Augen zuvorderst die Interessen der momentan dominierenden Macht- und Kapitalfraktionen nach außen (In- wie Ausland gemeint) zu vertreten und deren (= der Fraktionen) Gewinne zu mehren, Ziele umzusetzen und Macht zu erhalten. Scholz ist für mich der oben erwähnte Formateur, der die Interessen der hinter seiner Regierung gestandenen Fraktionen auszutarieren hatte. Ich bin mir weiterhin unsicher, ob er wirklich weg vom Fenster ist. So schlecht war sein Job im Sinne der Gruppen ja nicht, für die er gearbeitet hat (siehe unten). Vielleicht muss man einfach die Mitspieler austauschen bzw. hat sich die Machtkonstellation geändert, sodass man nun statt der FDP mehr die Union berücksichtigen muss.

          Aber, zurück zum Thema, denn ganz wichtig: Die Interessen der Macht- und Kapitalfraktionen sind für mich nicht deckungsgleich mit denen der „Gesamtwirtschaft“ oder gar den ominösen „nationalen“ Interessen (die es für mich im kollektiven Westen ohnehin nur partiell oder eingebettet in andere gibt). Es heißt ja zum Beispiel oft, dass „die“ deutsche Wirtschaft oder „die“ deutschen Interessen durch die Sprengung der Nord Stream Pipelines Schaden genommen hätten. Das sehe ich nicht, weil es dieses „die“ für mich nicht gibt. Es gab Gruppen, gerade das alte Kapital oder die Reste der Deutschland-AG und fossile Kapitalgruppen (bspw. BASF), die dadurch geschädigt wurden. Mag sein. Aber andere profitierten, darauf wies auch Peter Nowak in seinen Artikeln immer wieder hin. Es gibt einige Gruppen, die profitierten und die werden von Grünen, Teilen der SPD und anderen vertreten.

          So eine Kapitalfraktion will zunächst einmal nur, dass ihre Interessen umgesetzt, ihre Profite gemehrt und ihre Machtpositionen ausgebaut / erhalten bleiben. Diese Interessen müssen überhaupt nicht kongruent mit „nationalem Wohl“, dem „Volkswillen“, dem „Abendland“ oder den Wünschen von wem auch immer sein. Die müssen nur kongruent mit sich selbst sein, denn die sind nur auf sich selbst ausgerichtet. Natürlich darf man den Bogen nicht überspannen – sonst steht „das“ Volk am Ende mit der Mistgabel vor der Tür. Da gilt es auszubalancieren und für so etwas hat man dann seinen Formateur, der das nach außen kommuniziert und managt. Aber anders als vor hundert Jahren sind diese Fraktionen nicht unbedingt im „nationalen Interesse“ unterwegs. Sondern nur im eigenen. Wenn man dann einen Konkurrenten – ob einen nationalen oder einen internationalen – oder eine andere Fraktion – ob eine nationale oder eine ausländische oder transnationale ist wurscht – ausstechen kann, ist doch alles super.

          Im Moment ist es eben so, dass die Arbeiterklasse total systemimmanente Interessen vertritt.

          Es gibt für mich auch „die“ Arbeiterklasse nicht und dass es sie nicht ist Teil des Problems. Die Arbeiter sind gespalten, abgelenkt, erdrückt und ja, da haben Sie völlig recht häufig auch gekauft, denn es gibt eben viele, die „als Lohnarbeiter ihr Glück machen [wollen]“. Aber das sind nicht alle. Es gibt auch welche, die sich immer wieder zu organisieren versuchen, die aufstehen wie die Gelbwesten, die dann niedergeprügelt und niederkartätscht wurden. Andere sind einfach völlig platt. Die können nicht kämpfen, sich nicht organisieren, die können und müssen nur mit Mühe arbeiten, um etwa Angehörige zu versorgen oder sich selbst. Die sehe ich hier im Block jeden Tag und ich finde die sollte man nicht vergessen. Es ist mir zu einfach „die“ Arbeiter mit in Haftung zu nehmen, wenn ich meine Nachbarn sehe. Hier gelte es ebenfalls aufzudröseln und zu schauen, welche Arbeitergruppen ihren systemischen Frieden geschlossen haben und wie wir konkret mit denjenigen arbeiten können, die es nicht taten.

          Es gibt kein Zweit-Volk oder so. Über wen soll das Volk denn herrschen?

          Ich sehe aber nicht, dass hier das Volk herrscht. Das Volk ist ein Kollektiv. In meinen Augen herrscht auch ein bestimmtes Kollektiv, aber es ist die bourgeoise Klasse, bei der sich die Macht akkumuliert und die ist nicht deckungsgleich mit der restlichen Bevölkerung. Ja, sie stützt sich zwecks Herrschaftssicherung auf kooptierte Teile der Unter- und Mittelschichten. Aber in einer klassischen Volksherrschaft übt nicht eine bestimmte Klasse sondern die Gesamtheit der Staatsbevölkerung die Macht aus. Und über wen? Zum Beispiel über nicht als zum Staat gehörig erachtete Gruppen (z. B. Heloten oder heute „Nichtbürger“) oder bestimmte Minderheiten ohne Wahlrecht. Stellen Sie sich einfach nochmals Kuwait vor. Etwa 70% der Bevölkerung Kuwaits sind nicht-kuwaitische Staatsbürger – sondern Arbeitsmigranten aus Indien, Ägypten, den Philippinen und anderen Ländern. Oder die antike Polis – da waren auch viele Fremde und Sklaven zu finden. Über solche herrscht die Gesamtheit der Staatsbevölkerung. Für mich sind diese Beispiele weitaus „demokratischer“ als das System hier. (Was nicht heißt, dass ich Demokratie toll finde – wie oben geschrieben, kritisiere ich u.a. den Herrschaftsaspekt).

          Sie können meine Schreibe selbstverständlich haarspalterisch oder wie @ wilhelmine meinte sehr begriffsidealistisch empfinden. No hard feelings there. 🙂

          Das blöde an dem Begriff ist, dass es kein Proletariat gibt, wenn das Kapital abgeschafft ist.

          Da stimme ich Ihnen zu, aber da sind wir dann bei Idealtypen. Wenn in einem kapitalistischen oder sonstigen Staat das Proletariat die Macht übernehmen sollte, dann herrscht es aber auch. Es sei denn es schafft Staat, Markt, Macht und Co. bei diesem Akt ab.

          Ich hatte vorhin die Ochlokratie im Kopf, als ich meinen Punkt schrieb. Das mag die Verwirrung erklären.

          Dann verstehe ich aber nicht, dass sie “Volksherrschaft” verteidigen.

          Das tut mir leid, wenn das so rüberkam. Es war nicht meine Absicht eine „Herrschaft des Volkes“ zu verteidigen, sondern mein Hauptpunkt war, dass ich mich daran rieb, dass das hiesige System als „Demokratie“ bezeichnet wird. Ich schrieb ja explizit, dass man die Demokratiekonzepte kritisieren kann und muss. Nur bezeichne ich das hier nicht als Demokratie, also finde ich die Diskussion verfehlt.

          Also sollte man sich erst darüber verständigen, welchen Zweck eine bessere Gesellschaft haben sollte. Mein Vorschlag wäre eine Gebrauchswertökonomie. Also für ein gutes Leben gute Gebrauchswerte gemeinsam produzieren, damit man sie gemeinsam konsumieren kann.

          Mit so was rennen Sie bei mir offene Türen ein. (Nur als Beispiel, dass ich vielem in Ihrem Beitrag beipflichte.)

          “Selbstorganisiert” auch so ein seltsamer Begriff. Wer gehört denn zum “Selbst” wer nicht?

          Der Staat gehört zum Beispiel nicht dazu. Man organisiert sich ohne (Einfluss / Existenz von) Autoritäten, das war gemeint.

          Dabei kann man nur verlieren, das ist eine Falle. In einer vernünftigen Gesellschaft gibt es gar keine Händler.

          Das mag alles sein. Aber im Beispiel ist es nun einmal so gewesen, dass es um einen Moment ging, an dem die herrschende Klasse entmachtet und die Kontrolle in einem Gebiet übernommen worden ist und die Menschen nun dabei waren eine neue Gesellschaft aufzubauen. Aber zunächst einmal war man noch mit den Altlasten der bisher bestehenden konfrontiert. Man entfernt ja nicht – zack! – mit einem Streich die herrschende Macht und schon ist alles anders. Deswegen fragte ich bewusst wie man mit solchen Fällen umgehen soll, bis die „vernünftige Gesellschaft“ errichtet ist. Die kommt ja nicht über Nacht und steht mit der Milch und dem Storch zusammen vor der Tür.

          Deswegen auch in einem anderen Kommentar mein Verweis auf Rätedemokratien. Arbeiter- und Soldatenräte kamen hier in der Debatte zum Beispiel gar nicht vor. Wahrscheinlich weil niemand mehr an die denkt, weil das „historisch“ sei. Nur: Die Räte sollen ja in der Theorie nicht „herrschen“, sondern die Belange des Volkes organisieren und kollektiv ausüben. Es gibt keine klassische Herrschaft mehr über andere, sondern eine gleichberechtigte und dezentralisierte Form der Organisation, die auf „direkter Demokratie“ basiert.

          Oder nehmen Sie das hier. Ist auch eine Demokratieform. Mögen Sie für Druidentee halten, aber in dem Artikel steht:

          Dieses System soll eine demokratisch-ökologische Zivilgesellschaft im Nahen Osten schaffen, die keine Staatsgründung zum Ziel haben soll, sondern die Abschaffung des Staates und aller Hierarchien. Angestrebt wird dabei nicht eine kurdische Eigenstaatlichkeit und auch keine Konföderation von Teilstaaten, sondern der Aufbau einer Selbstverwaltung durch kommunale Basisorganisierung und ohne die bestehenden Staatsgrenzen anzutasten.

          Da ist einiges dabei, was wir hier erörterten. Anderes klingt gaga (Wie soll man bitte einen Staat abschaffen ohne die bestehenden Staatsgrenzen anzutasten?). Doch ob Rojava oder Räte – beides wird als kollektive, basisdemokratische Organisationen verkauft, bei der Entscheidungen durch Konsens und auf Augenhöhe getroffen werden. Wie gehen Sie mit den beiden Beispielen um? Und wie ist Ihre Vorstellung für die Gestaltung des Übergangs vom Jetzt zur „vernünftigen Gesellschaft“? Oder finden Sie bei Rätedemokratien bzw. demokratischem Konföderalismus die Vokabel „Demokratie“ unpassend?

          Wie auch immer – war eine spannende Diskussion!

          Gruß und gute Nacht
          Altlandrebell

          1. Die Aufgabe einer westlichen Regierung ist es in meinen Augen zuvorderst die Interessen der momentan dominierenden Macht- und Kapitalfraktionen nach außen (In- wie Ausland gemeint) zu vertreten und deren (= der Fraktionen) Gewinne zu mehren, Ziele umzusetzen und Macht zu erhalten.

            Aber Ihnen fällt schon auf dass das eine Verschwörungstheorie ist. Wo finden denn die dominierenden Kapitalfraktionswahlen statt? Oder treffen die sich im geheimen mit Kapuzen in der Kanalisation oder wie die Freimaurer an geheimen Orten. Wer sind diese “dominierenden Kapitalfraktionen”? Außerdem ist es eine Tautologie. Wodurch dominieren die Kapitalfraktionen denn bitte, dadurch dass der Staat sie unterstützt? Und warum unterstütz sie der Staat? Weil sie die dominierenden Kapitalfraktionen sind?

            Nein, der Staat ist halt immer noch der ideelle Gesamtkapitalist und weil das Treiben der privaten Geschäftemacher ihre eigene Grundlage untergräbt: die Erde und den Arbeiter, muss er ihnen Bedingungen ihres Treibens vorschreiben. Das darf aber auch nicht soweit gehen, dass das der Erfolg auf dem Weltmarkt vereitelt wird.
            Der Staat ist für und gegen das Kapitalinteresse, um insgesamt in der Gesellschaft, der Nation ein Wachstum anzustoßen und zu fördern. Es nützt dem Staat überhaupt nichts, wenn er bestimmt Kapitalfraktionen fördert, während andere zugrunde gehen. Der Staatsstandpunkt ist Wachstum überhaupt und generell. Dafür muss er gleiche Bedingungen fürs Kapital schaffen und nicht einige bevorzugen. Es ist tatsächlich so, dass das Privatinteresse des Kapitals Wirkungen zeitigt, die ihr Geschäft untergräbt. Ein privates Kapital kann wegen der Konkurrenz gar nicht einen allgemeinen Standpunkt einnehmen. Den gesellschaftlichen Standpunkt muss der Staat im Interesse des Kapitals ihm aufherrschen.

            Es heißt ja zum Beispiel oft, dass „die“ deutsche Wirtschaft oder „die“ deutschen Interessen durch die Sprengung der Nord Stream Pipelines Schaden genommen hätten.

            Das ist objektiv so! Und das können Sie mit ihrer Kapitalfraktionentheorie auch nicht wegreden. Das ist so, weil Energie die Basis für die gesamte Ökonomie darstellt und in den Kostpreis j e d e s Produktes eingeht. Ein Wegfall günstiger Energie schadet deshalb der deutschen Wirtschaft insgesamt. Die nachfolgende Inflation beweist das. Inflation war es ja nur zum Teil, denn das Geld ist nicht weniger wert geworden, sondern nur ein Preisbestandteil hat sich verteuert und das sah dann aus wie Inflation, weil ein allgemeiner Preisanstig der Waren die Folge war. Darauf hat sich dann auch noch eine Inflation gesetzt, weil jeder Wicht gemeint hat, dass er jetzt auch höhere Preise durchsetzen kann. Die Regierung hat das laufen lassen, weil es ja eh hauptsächlich die Armen trifft. Die beschließt dann höchstens Gegenmaßnahmen gegen die kalte Progression. Wer keinen höheren Lohn durchsetzen kann, schaut wieder in die Röhre.

            Aber andere profitierten

            Es gab schon welche die profitiert haben. z.B. die Gasversorger, die die staatlichen Energiebremsen als Profitquelle entdeckt haben. Die vier großen Lebensmittelhändler haben profitiert. Schwarz ist mittlerweile der reichste Deutsche. Warum wohl? Weil er mit der Erhöhung der Lebensmittelpreise die Leute ausplündert bis zum gehtnichtmehr. usw. Aber – Nordstream ist doch nicht derenwegen gesprengt worden, sondern um Deutschland im Energiesektor in die Abhängigkeit der USA zu bringen und von der RF zu lösen. Der Bundeskanzler hat sein Maul gehalten, nicht weil er Kapitalfraktionen unterstützen wollte, sondern weil er die Amis für seinen Imperialismus gegen Russland brauchte. Deshalb muss Deutschland “kriegstüchtig” werden, damit solche Rücksichten nicht mehr genommen werden müssen.

            So eine Kapitalfraktion will zunächst einmal nur, dass ihre Interessen umgesetzt, ihre Profite gemehrt und ihre Machtpositionen ausgebaut / erhalten bleiben.

            Das sind Luftblasen. Benennen Sie doch mal eine konkrete Kapitalfraktion. Das Wort tut ja so, als gäbe da richtiggehend verschiedene Parteien oder Lager. Benennen Sie doch mal konkret. Wer soll das sein? Wenn Sie das könnten würden Sie nicht mit solchen Allgemeinplätzen anrücken: “Interessen umgesetzt, Profite gemehrt, Machtpositionen ausgebaut” Ach echt? Welches Kapital will das denn nicht? Dann scheinen sich ja doch alle einig und von einer Fraktion ist nichts zu entdecken.

            Die müssen nur kongruent mit sich selbst sein, denn die sind nur auf sich selbst ausgerichtet.

            Deshalb heißt es Privat-Eigentum! Kapitalisten sind i m m e r auf sich selbst ausgerichtet und orientieren sich nie am Gemeinwohl, weshalb ihnen dieser Standpunkt vom Staat aufgeherrscht werden muss, siehe oben.

            Da gilt es auszubalancieren und für so etwas hat man dann seinen Formateur, der das nach außen kommuniziert und managt.

            Was du meinst ist ein “Hampelmann”. Nein. Der Scholz mag vieles sein, aber ein Hampelmann dubioser Kapitalfraktionen ist er nicht.

            Aber anders als vor hundert Jahren sind diese Fraktionen nicht unbedingt im „nationalen Interesse“ unterwegs.

            Das Kapital hat kein Heimatland. Das ist immer, auch vor hundert Jahren schon, nur für sich unterwegs, es erweckt höchstens den Anschein für die Nation unterwegs zu sein, wenn ihm dieser Standpunkt Profit einbringt.

            Es gibt für mich auch „die“ Arbeiterklasse nicht und dass es sie nicht ist Teil des Problems. Die Arbeiter sind gespalten,

            Also echt. Ob es eine Arbeiterklasse gibt oder nicht, hängt doch nicht von ihrer Einigkeit oder ihrem Bewusstsein als Klasse ab. Es gibt Menschen deren Lebensunterhalt hängt davon ab, dass sie ihre Arbeitskraft gegen Geld ans Kapital verkaufen und das ist sogar die überwiegende Mehrheit. Also gibt es eine Arbeiterklasse. Ich sagte auch nicht die Arbeiterklasse sei gekauft.

            Es ist mir zu einfach „die“ Arbeiter mit in Haftung zu nehmen, wenn ich meine Nachbarn sehe.

            Ich rede doch nicht über Haftungsfragen oder Schuldfragen. Ich sage in Deutschland vertritt die Arbeiterklasse im Moment systemimmanente Interessen. Das ist einfach ein Diagnose des Zustands. Sie dagegen wollen sie gleich wieder entschuldigen, – die können nicht, weil sie so hart arbeiten müssen. Ohhhhh. Ja Herrgott, noch ein Grund mehr das Kapitalistenpack zum Teufel zu jagen. Die können schon, bloß wollen sie nicht.

            welche Arbeitergruppen ihren systemischen Frieden geschlossen haben

            Gegenfrage – Welche denn nicht? Was erwarten Sie zu hören – die Friseure, Kfz-Mechniker, Zeitarbeiter. Da gibt es doch keine Gruppen, weil die Entscheidung vom Urteil jedes Einzelnen abhängt.

            aber es ist die bourgeoise Klasse, bei der sich die Macht akkumuliert

            Was für ein Art Macht? Die Bourgeosie hat durch das Kapital das Kommando über die Ökonomie. Aber sie hat keine politische Macht. Die politische Macht haben in der parlamentarischen Demokratie die Parteien, die alle vier Jahre von den Wahlberechtigen gewählt werden können. Das Volk “herrscht”, indem die Mehrheit der Wähler in periodischen Abständen einer Partei oder Parteienkoalition mehrheitlich zustimmt. Wie soll das auch sonst gehen? Die Herrschaft kann ja nicht identisch mit dem Volk sein, sondern muss getrennt von ihm existieren, um Herrschaft sein zu können. Es handelt sich ja um Herrschaft des Volkes über das Volk, was ja schon im Ausgangspunkt einen Widerspruch darstellt. Wenn das Volk herrscht, warum mus es dann beherrscht werden. Hab ich ja alles schon erläutert, weil es einen Klassengegensatz gibt, der produktiv gemacht werden muss. Ausbeutung erfordert Herrschaft. Deshalb ist Volkherrschaft nichts gutes und allemal existent. Also nochmal Herrschaft erfordert notwendig, dass die Herrschaft vom Adressaten der Herrschaft getrennt ist.

            Zu Argumentieren, dass ja das Volk keineswegs herrscht, weil nicht jeder Bürgermeister ist oder so, hat den zweiten Teil des Wortes “Volks-Herschaft” nicht ernst genommen. Natürlich herrscht das Volk nicht, sondern ein Repräsentant gegen es. Und selbstverständlich ist der Begriff ein Euphemismus der dem Volk auch schmeicheln soll, indem es zur Herrschaft, zum Souverän erklärt wird.

            Aber in einer klassischen Volksherrschaft übt nicht eine bestimmte Klasse sondern die Gesamtheit der Staatsbevölkerung die Macht aus.

            Die Gesamtheit in Form der Zustimmung der Mehrheit der Wählerschaft zu einer Partei oder Parteienkoalition, die diese Wähler repräsentiert. Das mit der (Bourgeoisie) Klasse ist deine verschwörungstheoretische Erzählung. Das stimmt einfach nicht. Es gibt keine Kapitalfraktionswahlen von denen Normalbürger ausgeschlossen sind.

            Und über wen? Zum Beispiel über nicht als zum Staat gehörig erachtete Gruppen (z. B. Heloten oder heute „Nichtbürger“) oder bestimmte Minderheiten ohne Wahlrecht.

            Sagte ich auch schon. Über sich selbst. Und über die Nichtbürger erst recht.

            Über solche herrscht die Gesamtheit der Staatsbevölkerung.

            Die Kuwaitis herrschen nicht nur über die Ausländer, sondern auch über sich selbst. Kuwait ist außerdem ein Sonderfall, weil die Arbeiterklasse zum Großteil aus Ausländern besteht. Das ist in klassischen Demokratien anders.

            Wenn in einem kapitalistischen oder sonstigen Staat das Proletariat die Macht übernehmen sollte, dann herrscht es aber auch.

            Wenn das Kapital abgeschafft wird, hat das Proletariat auch sich selbst als Lohnarbeiter abgeschaft und damit ist es kein Proletariat mehr.

            Nur bezeichne ich das hier nicht als Demokratie,

            Ja, weil sie eine Verschwörungstheorie vertreten, wo ominöse “Kapitalfraktionen” regieren. Und werfen Sie mir nicht vor ich wolle Sie ja bloß diskreditieren, weil ich ihre Ansicht für eine Verschwörungstheorie halte. Wenn es eine ist, muss ich das auch sagen dürfen.

            Der Staat gehört zum Beispiel nicht dazu.

            Einen “bürgerlichen Staat” gibt es dann doch sowieso nicht mehr, sonst würde der die Selbstorganisation sofort verbieten.

            (Wie soll man bitte einen Staat abschaffen ohne die bestehenden Staatsgrenzen anzutasten?)

            Ganz genau. Ich finde halt es bringt nichts, sich mit Alternativen herum zu schlagen, die beide verkehrt sind, weil sie “Altlasten” sind.

            Und wie ist Ihre Vorstellung für die Gestaltung des Übergangs vom Jetzt zur „vernünftigen Gesellschaft“? Oder finden Sie bei Rätedemokratien bzw. demokratischem Konföderalismus die Vokabel „Demokratie“ unpassend?

            Ohne Revolution, d.h. Ausschaltung der Staatsmacht wird es nicht gehen, weil die eben alle Alternativen sofort “niederkartäschen” würde. Je mehr revolutionäres Bewusstsein in der Gesellschaft vorhanden ist desto gewaltloser geht das ab. Da ein solches aber nicht im entferntesten vorhanden ist, halte ich solche Fragestellungen für Luxus. Solche Projekte sind normalerweise mit zwei Aufgaben konfrontiert. 1. Gegenrevolution aus dem Ausland 2. Sicherstellen der Reproduktion de Gesellschaft. Das ist der Übergang. Und ja. Demokratie halte ich für unpassend, weil es sich um keine Herrschaft in dem Sinne mehr handelt, dass die Ausbeutung einer Klasse gewaltsam hergestellt und gesichert werden muss.

            Übrigens unterstellt der Begriff Volk auf der anderen Seite Herrschaft. Wenn man Volk durch Untertan ersetzt hieße es Untertanenherrschaft, was de Widerspruch des Begriffs Demokratie auf den Punkt bringt.

            1. “Dafür muss er gleiche Bedingungen fürs Kapital schaffen und nicht einige bevorzugen.”

              gut er kann/will auch manchmal eine branche bevorzugen, wenn das gerade dem gesamtwachstum nützt. stichwort systemrelevant, gibts aber sicher auch noch in anderen formen. man munkelt ja die impfzeug hersteller hätten einen guten reibach gemacht, weil das zeug so dringend gebraucht wurde.

              dazu das “schweizer beispiel”:

              https://www.watson.ch/schweiz/justiz/165864164-strafverfahren-gegen-maskenmillionaere-von-emix-das-bedeutet-wucher

              1. Genau. Biontech ist ein gutes Beispiel. Die fördert der Staat dann bis zum Erbrechen, weil er denkt, dass die Impfung der Weg aus der Pandemie ist und das dem Wachstum/dem Standort insgesamt nützt. Der Staat will ja in seiner gegenwärtig neoliberalen Verfassung nichts selbst in die Hand nehmen. Das soll “die Wirtschaft” machen. Stattdessen offeriert er Geschäftsgelegenheiten die solch immensen Gewinn versprechen, dass das Kapital ein solches Angebot nicht ausschlagen kann.

            2. Aber Ihnen fällt schon auf dass das eine Verschwörungstheorie ist. Wo finden denn die dominierenden Kapitalfraktionswahlen statt? Oder treffen die sich im geheimen mit Kapuzen in der Kanalisation oder wie die Freimaurer an geheimen Orten. Wer sind diese “dominierenden Kapitalfraktionen”? Außerdem ist es eine Tautologie. Wodurch dominieren die Kapitalfraktionen denn bitte, dadurch dass der Staat sie unterstützt? Und warum unterstütz sie der Staat? Weil sie die dominierenden Kapitalfraktionen sind?

              Oh, die treffen sich andauernd und ganz offen, und verschwören müssen sie sich auch nicht, ein Großteil ihrer Interessen sind gemeinsame und ansonsten dominiert die Kapitalstärke und die gegenseitige Abhängigkeit. Womit Sie gegenwärtig immer wieder bei Banken und Investoren landen. Und natürlich richtet sich der Staat danach, die ganze Ideologieproduktion der letzten Jahrzehnte zielt darauf. Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist eine materialistische Analyse der Interessen und Machtverhältnisse.

              Dass Sie vielmehr zuallererst die Abschaffung des Staates und vorher tunlichst noch die der Demokratie zu fordern scheinen – stellt die Dinge auf den Kopf.

              1. Ja. die treffen sich ganz offen. Kommt ja in den Nachrichten wenn der Lindner oder alternativ der Scholz zum Wirtschaftsgipfel einlädt. Wohlgemerkt der Kanzler lädt die Wirtschaftsbosse ein und nicht umgekehrt und die kommen dann auch brav angewackelt. Das Verhältnis ist aber keineswegs so, dass die Wirtschaft Befehle erteilt und die Regierung das dann umzusetzen hätte. Die Politiker machen das um zu erfahren wie die Wirtschaft insgesamt wieder auf Vordermann zu bringen ist. Befehlen lässt sich die Politik aber gar nichts und Hampelmänner ominöser Kapitalfraktionen sind die Politiker auch nicht.

            3. Da sind jetzt so viele erörterungswürdige Punkte in Ihrem Kommentar drin, dass ich es nicht schaffen werde ad hoc auf diese einzugehen.

              Daher heute nur zu dreien, der Rest vielleicht zwischen den Jahren.

              1) Theorien zu Kapitalfraktionen sind keine „Verschwörungstheorien“

              Zu dem Thema gibt es ja zig Autoren, angefangen mit dem erwähnten Peter Nowak, der in verschiedenen Kontexten beispielsweise pro-ukrainische und pro-russische deutsche Kapitalblöcke bzw. anti-fossile und pro-fossile Fraktionen und zugehörige Unternehmen, Medien, Parteien etc. scheidet. Beispiele:

              Beispiele:

              Immer mal wieder wird bis heute völlig sinnfrei vor Weimarer Verhältnissen gewarnt. Eine Parallele zwischen den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Weimarer Republik und heute wird aber kaum thematisiert. Es ist die große Macht des Kapitals, das immer dann auf faschistische Krisenlösungsmodelle zurückgreift, wenn eine linke Bewegung zu stark ist und das Kapital seine Profite nicht mehr in einer bürgerlich-demokratischen Form realisieren kann. Das bedeutet nun nicht, dass faschistische und rechtspolitische Bewegungen reine Marionetten des Kapitals sind.

              Diese rechten Bewegungen erstarken, weil sie an rassistische, antisemitische oder patriarchale Vorstellungen andocken, die auch in großen Teilen des Mittelstands und der Unterklassen vorhanden sind. Doch rechte Parteien können nur an die Macht kommen, wenn zumindest relevante Teile der Kapitalfraktionen dem zustimmen.

              Oder:

              Es handelt sich auch bei der Affäre Graichen um einen Machtkampf zwischen unterschiedlichen Kapitalfraktionen in Deutschland. Die lange Zeit fast allmächtige fossile Kapitalfraktion kämpft um den Erhalt ihrer Pfründe und ihres Einflusses – und nutzt natürlich jeden Fehler der aufstrebenden nichtfossilen Kapitalfraktion, um zu verhindern, dass diese mehr Raum einnimmt. Das hat der Fall Graichen einmal mehr gezeigt.

              Oder:

              Dann müsste man auch darüber reden, wie 2014 bei den Maidan-Unruhen deutsche Politiker den Flügel des ukrainischen Nationalismus unterstützten, mit dem man schon vor 1945 gut zusammengearbeitet hatte.

              Deshalb haben diese deutschfreundlichen ukrainischen Nationalisten nach ihrer Machtübernahme auch den zeitweiligen NS-Verbündeten und Antisemiten Stephan Bandera in Straßennamen und Denkmälern wieder hochleben lassen.

              Dieser Flügel des ukrainischen Nationalismus wird mit der Phrase von der Hilfe für die Ukraine unterstützt. Dass die Deutschnationalen aller Parteien darüber nicht reden, ist verständlich. Schließlich geht es darum, die Mehrheit der Bevölkerung für deutsch-imperialistische Interessen opfern zu lassen.

              (…)

              Dieser ideologische Krieg, der von allen Seiten geführt wird, sorgt auch dafür, dass naheliegende Fragen gar nicht erst gestellt werden. Dazu gehört, dass kaum jemand fordert, wirklich alle Hilfen an die derzeitigen Machthaber in der Ukraine einzustellen, solange nicht geklärt ist, ob die Sprengung der Nordstream-Pipeline zumindest mit Unterstützung der Ukraine erfolgt ist.

              Hier wird aber immer so getan, als ob die Sprengung gegen deutsche Interessen verstoßen hätte. Dabei wird vergessen, dass es auch in den herrschenden Kreisen in Deutschland eine prorussische Fraktion gab, die massiv an Einfluss zugunsten der proukrainischen Fraktion verloren hat. Diese hatte nun gegen die Sprengung der Pipeline ebenso wenig einzuwenden wie gegen den ukrainischen Einmarsch in Russland.

              Das ist vereinfachend, weil er meistens nur zwei Gruppen einander gegenüberstellt, aber er ist eben auch Journalist. Andere Autoren differenzierten das weiter aus – von Wallerstein, über Hardt & Negri bis hin zu Gossweiler (hier eine Zusammenfassung zu einem Werk von ihm in der KAZ).

              Das mag somit ein weites Feld mit unterschiedlichen Positionen und Definitionen sein. Nur: bloßen Quatsch oder eine Truppe „Verschwörungstheoretiker“ stellt es nicht dar. Diese Autoren liefern Analysen, um komplexe gesellschaftliche Strukturen zu verstehen. Wenn man die herrschenden Verhältnisse historisch wie sozialwissenschaftlich auseinandernimmt, kann man ja auch ohne weiteres zeigen, dass es heterogene Gruppen gibt, die ökonomische, politische, kulturell-mediale und andere Macht bündeln, und dass diese Gruppen oft miteinander konkurrieren oder kooperieren. Die Kollaboration erfolgt auf Zeit, ist sach-, orts- und themengeleitet und somit immer fluid bzw. eine Auflösung und Neuformierung zu einem anderen Fall jederzeit möglich. Heute können sie kooperieren, morgen konkurrieren – und umgekehrt. Für die Abläufe braucht es keine „Kapitalfraktionswahlen“ und ebenso wenig Geheimtreffen.

              Gossweilers Schriften beispielsweise zeigen, wie in den 1920ern und 30ern unterschiedliche Kapitalfraktionen – die alldeutsche Schwerindustrie und die Chemie- sowie Elektroindustrie – gegensätzliche politische Strategien verfolgten. Die Schwerindustrie, unterstützt von der Deutschen Bank und IG Farben, setzte auf eine aggressive Außenpolitik, die zu einem Krieg führen sollte. Die Chemie- und Elektroindustrien favorisierten hingegen eine Verständigung mit Frankreich und eine Zusammenarbeit mit den USA. Ich definiere solche Überlegungen in Bezug auf die heutige Zeit bloß noch weiter aus, weil es für mich “die” nicht gibt und somit auch nicht „die“ Schwerindustrie oder „das“ Risikokapital und diese Koalitionen innerhalb des Westens auch nicht national rückgekoppelt sein müssen. Ersteres sah ich daran, dass einige Risikokapitalgeber Trump und andere Harris unterstützten. Letzteres sah ich an deutschen Rüstungskonzernen, die sich gegenseitig belauern und lieber mit anderen westlichen Konzernen zusammengehen / -arbeiten. Sie sehen es anders, sei Ihnen unbenommen.

              Gossweiler ist auch ein weiter Autor, der sich mit „Kapitalfraktionen“ auseinandersetzt. Es gibt wie gesagt noch mehr und der Begriff wird – wie so viele – nicht einheitlich verwendet. Sie können die unterschiedlichen Gedanken jener Autoren wie auch meine verwerfen, lächerlich finden oder schlicht nix mit anfangen. Es braucht dazu freilich nicht den delegitimierenden Begriff „Verschwörungstheorie“.

              Und selbst bürgerliche Autoren wie Mausfeld oder Glennon („National Security and Double Government“) haben von ihrer Warte aus festgestellt, dass sich eine Machtverschiebung von den „Madisonian institutions“ bzw. den hiesigen Bundesorganen (Kanzler, Parlament, Verfassungsgericht) hin zu einem mehr oder weniger opaken Netzwerk aus Militär-, Geheimdienst-, Diplomatie-, Konzernvertretern etc. ergeben habe, welche „weitestgehend immun gegen verfassungsmäßige und wahlrechtliche Beschränkungen seien“. Colin Crouch wiederum sieht demokratische Verfahren als bloßes Spektakel, „hinter dem technokratische Eliten die eigentliche Macht ausüben“. Das geht in die Richtung von Debord und Agnoli.

              Bürgerliche Journalisten wie Adamek & Otto ihrerseits haben bereits vor anderthalb Jahrzehnten von einer in ihren Worten „Schattenregierung“ berichteten, bei der Konzernvertreter nicht bloß „Lobbyisten“ seien, sondern in Ministerien säßen und sich ihre Gesetze selbst schrieben („Der gekaufte Staat“, KiWi 2009). Sie können auch auf den NachDenkSeiten stöbern, wenn Sie Beispiele dafür suchen wie einzelne Akteure auf die Regierung Einfluss nehmen oder wie einzelne Kapitalfraktionen dafür sorgen, dass sie gefördert und andere übervorteilt werden – Rügemer schrieb glaube ich dazu, aber die NDS sind auch verschwörungstheoretisch, also belasse ich es beim Verweis auf die bürgerlichen Verschwörungstheoretiker.

              Die sprechen eben von „Netzwerken“ und „Schattenakteuren“, ich spreche von Vertretern der Macht- und Kapitalfraktionen. Sie können sich ja drüber lustig machen oder es für komplett gaga halten. Doch so wie Sie Ihre Worte sagen und schreiben dürfen wollen (was Ihnen übrigens keiner hier untersagt hat), so erlaube ich mir meine Gedanken und Meinungen zu teilen.

              2) Formateur und Bonapartismus
              Was ich unter „Formateur“ verstehe, habe ich in den Passagen zum Neo-Bonapartismus zuvor dargelegt. Scholz ist kein Hampelmann, das weiß ich auch. Es gibt nicht umsonst für Deutschland den Begriff der „Kanzlerdemokratie“. Ein Kanzler oder Präsident ist aber freilich nicht mehr so mächtig wie ein Kaiser, Kanzler oder Präsident im klassischen Bonapartismus (siehe oben der Verweis auf die Machtverschiebung).

              Ein bonapartistisches System kann zwar sog. „demokratische Elemente“ wie Wahlen, Parlamente oder eine Verfassung aufweisen, aber es handelt sich nicht um eine klassische Demokratie da die Macht in den Händen eines Bonaparte (Kaiser, Kanzler, Präsident), einer bonapartistischen Herrscherkaste oder – wie ich eben sagen würde – bei Kapitalfraktionen konzentriert ist, während eines, mehrere oder alle Verfassungsorgane in ihrer Rolle stark eingeschränkt sind. Die „demokratischen Strukturen“ dienen im Bonapartismus oft nur als Fassade, um die politische Kontrolle zu legitimieren und eine Illusion von Mitbestimmung zu erzeugen, während die tatsächlichen Entscheidungen eben vom Machtkern getroffen werden.

              Und Bonapartismus und Demokratie sollte man auseinanderhalten, darauf verweist beispielsweise Losurdo in seiner Monografie „Demokratie oder Bonapartismus“. Darum bleibe ich dabei: Das hier ist für mich keine „Demokratie“, sondern Bonapartismus, Autoritarismus oder was auch immer. Nochmals: Das bedeutet nicht, dass man Demokratien oder die ideengeschichtlichen Konzepte dahinter nicht kritisieren sollte, das bedeutet für mich nur, dass man die Herrschaftsform korrekt zuordnet. Wenn ich Kartoffelsalat vor mir habe, dann benenne und kritisiere ich die den als Kartoffelsalat und nicht als Sunday Roast.

              3) „Die Arbeiter wollen nicht“

              Ich schrieb:

              Es gibt auch welche, die sich immer wieder zu organisieren versuchen, die aufstehen wie die Gelbwesten, die dann niedergeprügelt und niederkartätscht wurden. Andere sind einfach völlig platt. Die können nicht kämpfen, sich nicht organisieren, die können und müssen nur mit Mühe arbeiten, um etwa Angehörige zu versorgen oder sich selbst. Die sehe ich hier im Block jeden Tag und ich finde die sollte man nicht vergessen. Es ist mir zu einfach „die“ Arbeiter mit in Haftung zu nehmen, wenn ich meine Nachbarn sehe.

              Und da, finde ich, picken Sie sich nur das raus, was Sie brauchen:

              Das ist einfach ein Diagnose des Zustands. Sie dagegen wollen sie gleich wieder entschuldigen, – die können nicht, weil sie so hart arbeiten müssen. Ohhhhh. Ja Herrgott, noch ein Grund mehr das Kapitalistenpack zum Teufel zu jagen. Die können schon, bloß wollen sie nicht.

              Ne, das ist eine reduktionistische Dichotomie. Zum einen ging es mir nicht nur um Arbeiter „die so hart arbeiten müssen“. Zumal es „die“ Arbeiter wie gesagt nicht gibt. Und zum anderen wird die Realität der Arbeiterklasse von Ihnen schlicht auf ein einfaches „wollen“ oder „nicht wollen“ herabgesetzt. Systemische Ungerechtigkeiten, Machtstrukturen, oder Repression kommen bei Ihnen nicht vor, dabei sind genau das reale Faktoren, warum Arbeiter nicht einfach aufstehen können, auch wenn sie es wollten. Deswegen erwähnte ich expressis verbis Bewegungen wie die Gelbwesten, aber die übergehen Sie komplett.

              Das Handeln von Menschen beeinflussende soziale und psychische Faktoren kommen bei Ihnen auch nicht vor. Ich habe familiäre, gesundheitliche oder finanzielle Belastungen ja nicht umsonst erwähnt. Es gibt Menschen, die ihre ganze Energie auf das tägliche Überleben oder das ihrer Liebsten richten müssen, anstatt sich in politische Kämpfe zu stürzen. Sollen wir da mit dem Zeigefinger ankommen oder denen Moralpredigten über ihr Nichtwollen halten? Neben Lohnsklaven leben in meinem Block Menschen mit verschiedensten Problemen und an deren Beispiel wollte ich Ihnen verdeutlichen, warum Organisation und Kampf in meinen Augen so schwierig ist. Deren „Arbeit“ kann nämlich beispielsweise in der Pflege von Angehörigen bestehen. Oder in der Pflege von sich selbst, weil sie selbst chronisch krank sind. Und ich weiß nicht, ob Sie aus eigener Anschauung Menschen kennen, die schwere psychische oder physische Probleme haben. Wissen Sie wie viele „Bürgergeldbezieher“ behindert sind? Wie viele von denen keine Kraft mehr haben? Oder die von der Polizei schon oft genug durch die Mangel gedreht und niedergeknüppelt worden sind? Ist es wirklich so schlimm sich in diese Menschen hineinzuversetzen und ihr Verhalten erklären zu wollen?

              Und historische Aspekte fehlen bei Ihnen leider auch. Sie werden beim Blick in die Geschichtsbücher feststellen, dass Massenerhebungen nicht die Regel sind und dass Aufstände oft komplexe, langfristige Prozesse sind, bei denen es nicht nur auf den bloßen „Willen“ der beteiligten Akteure (= Arbeiter) ankommt.

              Deswegen finde ich es offen gesagt ziemlich unverfroren gegenüber diesen Menschen zu sagen: „Na, reißt euch mal am Riemen, steht auf und jagt die Kapitalisten davon.“ So einfach ist die Wirklichkeit nicht. Und das schreibe ich, als jemand, der hier oft genug Leute und gesellschaftliche Gruppen kritisiert, die sich nicht gegen das System stellen. Ich sehe aber eben auch viele, die nieder- und plattgedrückt worden sind oder nicht für nicht sich selbst ein- und auftreten können. Und das ist keine zu vernachlässigende Menge. Einfach zu sagen: Na, die Leute, die wollen bloß alle nicht – das reicht mir nicht. Zumal so ein Sager, ob Sie das beabsichtigen oder nicht, das Bild aussendet, die seien alle wohl zu bequem, zu satt und zufrieden. Doch es ist ja ein Effekt der herrschenden Gewalt, dass es viele von diesen kaputten Menschen gibt, die nicht (mehr) können.

              Und da wird ihr Sager dann zum Problem. Mit so was kriegen Sie die Leute erst recht nicht zum Aufbegehren. Die wenden sich ganz ab, wenn man sie so angeht und quasi als feige, satt und / oder passiv abstempelt. Oder jagen sich ne Kugel durch’s Hirn. Hatten wir hier auch schon.

              1. Es ist grundsätzlich einigermaßen – ich drück mich mal sehr vorsichtig aus – befremdlich, wenn ausgerechnet sich als Kritiker der Verhältnisse verstehende Zeitgenossen, sich der diffamatorischen Totschlagsbegriffsschöpfungen aus der Welt der Geheimdienstkrieger bemächtigen, und gegen ihre Kontrahenten verwenden.

                1. Wenn jemand Verschwörungstheorien verbreitet, wie die dass “Kapitalfraktionen” die eigentlichen Herren im Land seien, weil sie die Regierung nach ihrer Pfeife tanzen lassen – dann ist das eine Verschwörungstheorie. Und bloß weil der Begriff Verschwörungstheorie auch als Waffe gegen Kritiker gebraucht werden kann, ist es nicht per se eine Waffe gegen Kritiker. Es ist dasselbe Argument wie jemanden als rechts zu bezeichnen, weil er sagt, was die AFD sagt. Wenn die Afd sagt der Himmel ist blau, Muss man dann sagen der Himmel sei grün, weil man sich sonst mit der AFD gemein macht. Ich finde es sehr befremdlich, wenn man sich deswegen eine Beurteilung erspart, bloß weil man ein Argument aus der falschen Ecke kennt.

            4. Sie behaupten doch die Politik sei von Kapitalfraktion b e s t i m m t. Das ist nicht richtig, weil der Staat einen anderen Standpunkt hat, wenn er Kapitale fördert. Nämlich den des ideellen Gesamtkapitalisten. Formell kommt das dadurch zum Ausdruck, dass die Regierung in Wahlen ermittelt wird und nicht von einer Kapitalfraktion eingesetzt wird. Als ideeller Gesamtkapitalist sind die Interessen des Staates weitgehend gleich gelagert, wie die des Kapitals. Deshalb braucht es auch nicht zu verwundern, wenn es enge Verbindungen gibt zwischen Staat und Kapital. Lobbyismus wird das gewöhnlich genannt. Das Kapital versucht seine Interessen in die Tätigkeit der Staatsorgane einfließen zu lassen. Der Staat hat dagegen nichts, weil das schließlich die Akteure, die Subjekte der Ökonomie sind. Es gibt aber auch eine Differenz zwischen Staat und Kapital. Der Staat hat das Wachstum des gesamten Standorts im Auge, das heißt, dass Interesse einzelner Kapitalisten, die dem Standort insgesamt schaden auch zurückgewiesen werden.

              Es mag auch von Zeit zu Zeit vorkommen, dass das Kapital es schafft Politiker in ihrem Sinne zu korrumpieren. Daran, dass das dann zur Affäre, zum Skandal wird, sieht man, dass es nicht der Normalfall ist.

              Dass es Autoren gibt, die in dieselbe Ecke denken, also der Staat in den Klauen von Kapitalfraktionen beeindruckt mich gar nicht. Die liegen falsch.

              da die Macht in den Händen eines Bonaparte (Kaiser, Kanzler, Präsident), einer bonapartistischen Herrscherkaste oder…bei Kapitalfraktionen konzentriert ist,

              Das stimmt nicht. Die politische Macht liegt nach wie vor bei der Regierung. Ich kann mich nur wiederholen. Das Kapital hat die ökonomische Macht. Die politische Macht liegt beim Staat, der aber weil er ideeller Gesamtkapitalist ist, den Interessen des Kapitals dienen will, soweit sie nicht in Widerspruch zur Geldvermehrung insgesamt stehen. Die Denkfigur einer gefesselten Staatsgewalt taugt doch nur dazu den Staat von diesen Fesseln befreien zu wollen und das hat gerade noch gefehlt.

              Die „demokratischen Strukturen“ dienen im Bonapartismus oft nur als Fassade, um die politische Kontrolle zu legitimieren und eine Illusion von Mitbestimmung zu erzeugen,

              Das ist auch in der bisherigen Demokratie so, weil der abstrakte Begriff Mitbestimmung, nur eine Bestimmung der Herrschaftsalternative ist und eben keine inhaltliche. Mitbestimmung ist sich den eigenen Schlächter auszuwählen. Das i s t Mitbestimmung, bloß halt eine elende.

              “Zumal es „die“ Arbeiter wie gesagt nicht gibt.”

              Das ist doch billig. Es wird immer den einen oder anderen geben, der nicht auf ein Generalurteil passt. Die Masse, die überwiegende Mehrheit verhält sich wie ich gesagt habe.

              Und zum anderen wird die Realität der Arbeiterklasse von Ihnen schlicht auf ein einfaches „wollen“ oder „nicht wollen“ herabgesetzt.

              Ja nun. Ich rede vom Ergebnis. Man kann eine Sache nur entweder wollen oder nicht wollen. Ich setze gar nichts herab. Ich stelle nur fest, wie es im Moment ist. Oder denkst du, die Arbeiter wollen eine Revolution? Nein, wollen sie nicht! Ich halte einfach nur den Fakt fest. Und du laberst und laberst, bloß um diesen Umstand nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen. Ich sag doch nicht, dass es so sein muss, sondern bloß dass es so ist – hier und heute in Deutschland.

              Es gibt Menschen, die ihre ganze Energie auf das tägliche Überleben oder das ihrer Liebsten richten müssen, anstatt sich in politische Kämpfe zu stürzen.

              https://www.youtube.com/watch?v=-MjvPVrduQg

              Sollen wir da mit dem Zeigefinger ankommen oder denen Moralpredigten über ihr Nichtwollen halten?

              Nein, wir sollen aufhören Ausreden zu erfinden für Leute, die brave Untertanen sein wollen.

              Deren „Arbeit“ kann nämlich beispielsweise in der Pflege von Angehörigen bestehen. Oder in der Pflege von sich selbst, weil sie selbst chronisch krank sind.

              Oh, mir kommen die Tränen. Habe ich mich etwa vor Altenheime, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gestellt und die Insassen aufgefordert endlich Revolution zu machen. Ehrlich sie haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun, wenn sie mit solchen Entschuldigungsargumenten anrücken. Der pöse Krim will die Alten und Kranken und Krankenpfleger in die Revolution schicken, dieses herzlose Arschloch. Meinen sie im Ernst Arbeiter haben deswegen am Systemwandel kein Interesse, weil sie Alte und Kranke pflegen müssen.

              Wissen Sie wie viele „Bürgergeldbezieher“ behindert sind?

              Wissen Sie es?
              Ich rede hier von Arbeitern und nicht vom überflüssig gemachten Subproletariat. Sind die denn alle behindert und haben “keine Kraft” mehr? Ist doch Unsinn. Sie erfinden Ausreden.

              Oder die von der Polizei schon oft genug durch die Mangel gedreht und niedergeknüppelt worden sind?

              Ich bin der letzte der dazu auffordert sich von der Polizei niederknüppeln zu lassen. Im Gegenteil. Die sollen sich lieber ein paar vernünftige Urteile zulegen.

              Massenerhebungen nicht die Regel sind und dass Aufstände oft komplexe, langfristige Prozesse sind,

              Blabla blubb – Luftblasen mal wieder.

              bei denen es nicht nur auf den bloßen „Willen“ der beteiligten Akteure (= Arbeiter) ankommt.

              Der Wille ist aber die Basis, wenn es den nicht gibt, sind auch die restlichen Umstände egal. Und darüber rede ich, sie dagegen kommen am Laufenden Meter mit anrührenden Geschichten von bettlägerigen eigentlichen Revolutionären an, die eigentlich sofort bei einem Umsturz dabei wären, die aber “keine Kraft” mehr haben, die quasi Superopfer des Systems sind, die gar nichts mehr können. Ihre Absicht ist klar, sie wollen den Affirmationswillen der großen Mehrheit nicht zur Kenntnis nehmen um sie ideell in das Lager der Systemopposition eingemeinden zu können. Machen Sie sich ruhig etwas vor und unterstellen Sie einen Willen den die Leute gar nicht haben. Eine andere Gesellschaft entsteht so nie. Da müssten Sie die Leute nämlich für ihre verkehrten Ansichten kritisieren, statt sie in Schutz zu nehmen.

              Deswegen finde ich es offen gesagt ziemlich unverfroren gegenüber diesen Menschen zu sagen: „Na, reißt euch mal am Riemen, steht auf und jagt die Kapitalisten davon.“

              Ich dagegen finde es unverfroren, so zu tun als, als sei mein Adressat, Alte, Kranke, Pflegebedürftige und Burnout Opfer. Sind das etwa “die Arbeiter” von denen ich oben gesprochen habe? Was sie machen ist mehr als durchsichtig. Sie erfinden rührende Geschichten von Kapitalismusopfern und stellen mich als moralisch skrupellos hin.

              Sie das beabsichtigen oder nicht, das Bild aussendet, die seien alle wohl zu bequem, zu satt und zufrieden.

              Dieses Bild wird nur “ausgesendet”, wenn sie mir etwas schlechtes Nachsagen wollen. Sie müssen mal begreifen, dass es erlaubt sein muss eine Tatsache einfach festzuhalten: Die Leute sind keine Revolutionäre. Allein das Festhalten dieses Faktums, löst bei Ihnen allerlei Reflexe aus von armen Systemsuperopfern, die eigentlich lebende Tote, Zombies sind, die gar nichts mehr können und wollen.

              Mit so was kriegen Sie die Leute erst recht nicht zum Aufbegehren.

              Zum x-ten Mal: Ich halte nur einen Zustand fest!!! – Ich war noch gar nicht am Erklären, geschweige denn jemanden zum Aufbegehren bringen zu wollen. Verstehen Sie. Um jemanden dazu zu bringen Aufzubegehren muss ich doch erstmal zur Kenntnis nehmen, dass er nicht Aufbegehren will! Ich will ja seinen Willen ändern. Wenn ich glaube, dass der Mensch eh eigentlich schon ein Revolutionär ist, aber leider, leider im Moment grad nicht kann, weil er seine arme alte Mutter pflegen muss, was soll ich ihm denn dann sagen. “Ja, schade dass du im Moment grad nicht kannst, na dann Tschüss, bis zu nächsten Revo!” Ist das deine Aufklärung? Wenn du eh schon glaubst alle wären auf deiner Seite, wozu dann noch Kritik und Aufklärung?

              1. Dass es Autoren gibt, die in dieselbe Ecke denken, also der Staat in den Klauen von Kapitalfraktionen beeindruckt mich gar nicht. Die liegen falsch.

                Es ging aber nicht darum Sie mit irgendetwas zu „beeindrucken“ oder Sie zu irgendetwas zu bekehren. Ich habe schlicht eine Sichtweise dargelegt, mehr nicht. Sie sind nicht aufgefordert, diese zu teilen. Sie sollten nur damit rechnen, dass man hier auf unterschiedliche Ansichten und Meinungen trifft. Das Impressum warnt sogar explizit davor.

                Ich habe eher den Eindruck, dass Sie mich zu beeindrucken versuchen. Sie werfen mir vor, ich würde Ausreden erfinden, statt „die Realität“ anzuerkennen, womit Sie den Diskurs schon mal auf ein dichotomes „richtig“ oder „falsch“ reduzieren. Das ist so dogmatisch wie moralisch. Zugleich behaupten Sie, ich glaubte alle wären auf meiner Seite – was ich nirgends getan habe. Ich habe – ob in Bezug auf „die“ Demokratie oder „die“ Arbeiter – stets nur eine andere Perspektive aufzuzeigen versucht sowie expressiv verbis festgehalten, das man die ja nicht teilen muss. Hier zum Beispiel:

                Sie können sich ja drüber lustig machen oder es für komplett gaga halten. Doch so wie Sie Ihre Worte sagen und schreiben dürfen wollen (was Ihnen übrigens keiner hier untersagt hat), so erlaube ich mir meine Gedanken und Meinungen zu teilen.

                Schön aber, dass Sie wissen, was „die“ Realität“ ist und auch noch die Autorität besitzen diese zu normieren. Sie wissen, warum die Nord Streams gesprengt wurden. Sie wissen, dass „die“ Leute keine Revolutionäre sind, sondern brave Untertanen sein wollen oder zumindest „die“ Masse. Sie wissen, dass sich „die“ Politik nichts befehlen lässt. Sie wissen, was „der“ Staat ist und dass „die“ Staatsgewalt nicht gefesselt sei (was auch niemand behauptete). Sie wissen was „die“ Demokratie ist (warum haben Marx, Losurdo und andere sie dann von Regierungsformen wie dem Bonapartismus geschieden? Alle falsch, alle Verschwörungstheoretiker, alle naiv und idealistisch?). Sie kennen „die Tatsachen“. Ihre Argumente sind nicht nur valide, sondern sogar zwingend richtig. Schön, mag ja alles sein.

                Da kann es dann bloß keinen Platz mehr geben für andere, ihre eigenen Ansichten zu äußern oder zu entwickeln. Und das sieht man ja auch: Ich argumentiere auf Basis eines bestimmten Ansatzes, Sie werten ihn im Gegenzug als „Verschwörungstheorie“ ab. Wenn man Ihnen dann anhand von Beispielen zu veranschaulichen versucht, dass das nicht im Dull von einem irrem Spinner mit Aluhut geschrieben worden ist, sondern man sich auf ein heterogenes Theoriegebilde berufen hat, dann stammt es eben von Leuten, die „falsch“ liegen müssen. Oder man „labert“. Sie könnten es auch einfach stehen lassen und sagen: „Ja gut, da hat eben jemand (Altlandrebell, Nowak, wer auch immer) noch eine andere Perspektive auf das Thema. Mich überzeugt sie nicht, aber ich gestehe sie ihm zu.“ Ne, Sie kennen ja „die Tatsachen“ und müssen darum jedes andersdenkende Gegenüber für dessen „verkehrte Ansichten“ kritisieren.

                Sehen Sie nicht, dass Sie hier einem keine wirkliche Möglichkeit zugestehen, eine Position darzulegen oder zu verteidigen? Meine Perspektiven sind entweder naiv-idealistisch, verkehrt oder unvernünftig („Verschwörungstheorie“). Doch wenn man sein Gegenüber nur als Person betrachtet, die sich vor „der Realität“ verschließt, falsch liegt, in Illusionen lebt oder in Verschwörungsgebilden ergeht, dann normiert man, dass die eigene Sichtweise die einzig rationale, gültige und realistische ist. Dann erlaube ich mir aber Ihnen zu raten, nicht länger Zeit an mir zu verschwenden, sondern meine Beiträge einfach zu ignorieren. Der Mitforist @ Alexander hat ja Möglichkeiten dargestellt, wie man sich andere User ausblenden lassen kann.

                Ich hätte den Spieß auch umdrehen und beispielsweise schreiben können, dass ich finde, die Annahme die Nord Streams seien gesprengt worden „um Deutschland im Energiesektor in die Abhängigkeit der USA zu bringen und von der RF zu lösen“ eine „Verschwörungstheorie“ ist oder schlicht „falsch“. Diese Position ist in meinen Augen nämlich maximal entschuldigend, pauschalisierend und reduktionistisch, denn sie übersieht die Vielzahl weiterer Akteure, die ebenfalls ein Interesse an der Zerstörung der Pipelines hatten, von Briten bis eben den deutschen Mittätern, die es aber nicht gibt, obgleich diverse deutsche (politische, ökonomische und sonstige) Interessensgruppen profitiert haben. Diese Nord-Stream-These ist für mich so verengt wie die Bildnisse von „der“ Demokratie, „der“ Freiheit, „der“ Wissenschaft oder „dem“ Staat. Das ist hier aber ein Meinungs- und kein Wahrheitsforum, deswegen stört es mich nicht, wenn andere diese Ansicht einstellen. Ich teile sie bloß nicht und stelle mitunter meine daneben.

                Sind die denn alle behindert und haben “keine Kraft” mehr?

                Nochmals: ich habe nicht behauptet, dass alle behindert oder kraftlos wären. Ich habe aufzuzeigen versucht, dass es „die“ Arbeiter und „das“ Subproletariat (die Grenzen zwischen denen können übrigens fließend sein) in meinen Augen so nicht gibt und für ein Differenzieren zwischen den einzelnen Gruppen, die sich unter diesen Schlagworten tummeln, geworben. So wie ich @ zero fox letztens zu verdeutlichen suchte, dass es meiner Auffassung nach „die“ Mütter und „die“ Wissenschaft nicht gibt oder @ Prosecco nicht „die“ Freiheit. Sie haben meinen Punkt dann weggebügelt mit „Ausreden“ und „Es wird immer den einen oder anderen geben, der nicht auf ein Generalurteil passt“.

                Meinen sie im Ernst Arbeiter haben deswegen am Systemwandel kein Interesse, weil sie Alte und Kranke pflegen müssen.

                Ne, ich habe Ihnen bloß aufzuzeigen versucht, dass es in den heterogenen Gruppen von Arbeiterschaft und Subproletariat beispielsweise auch eine signifikante Zahl an anderen Leuten gibt. An Leuten, die einfach am Arsch sind und gar nichts mehr können oder mit bloßem Überleben (einem unmittelbaren Bedürfnis!) beschäftigt sind und dass das nicht wenige sind. Mobilisierung erfordert nicht nur das Erkennen des Zustands, sondern auch die Berücksichtigung der individuellen Lebensrealitäten dieser Menschen. Fragen wie Angehörigenpflege, Armut, (Geld- und sonstige) Abhängigkeit und Krankheit sind schlicht keine Nebensächlichkeiten, sondern fette Barrieren, welche die Teilnahme an Bewegungen limitieren. Lesen Sie doch bei Engels nach, dass man Aufstände vorausplanen und passgenau für die Teilnehmer ausarbeiten muss. Eine wirkliche Veränderung gelingt nur, wenn auch die Bedingungen geschaffen werden, dass Arme, Bedrohte, bisher Paralysierte etc. mobilisiert werden können und ihnen dann auch länger möglich ist zu partizipieren. Bei den Gelbwesten wurden solche Bedingungen wenigstens rudimentär erörtert.

                Sie dagegen meinen hier ja schon unter einem anderen Artikel, die Leute sähen nicht sonderlich gebrochen oder gebeugt aus. Ist ja schön, dass das bei Ihnen vor der Haustür der Fall ist. Da sind vielleicht alle im Konsumrausch und desinteressiert. Bei mir ist es nicht der Fall. Die im Dunkeln sieht man gerne nicht.

                Ich habe ansonsten auf staatliche Repression, Überwachung und Phänomene wie Union Busting etc. zu verweisen gesucht, die Menschen davon abhalten können, sich zu beteiligen – es gibt genug Beispiele für Leute, die auf die Barrikaden gingen, um sogleich verfolgt, angegriffen, ihres Kontos, Kinder Einkommens sonst was beraubt zu werden. Aber die wollten bloß nicht oder wollten das falsche oder was? Mit meinen Hinweisen habe ich lediglich Ihre einfache Gleichung „wollen oder nicht wollen“ und Ihr reduktionistisches „die“ zu hinterfragen versucht. Um mehr ging es nicht.

                Sie können ja gerne weiter von „den“ Arbeitern, die „brave Bürger sein wollen“ sprechen. Da hindert Sie hier keiner dran.

                Wissen Sie es?

                Ja, ich glaube zu wissen wie viele Bürgergeldbezieher chronisch krank sind. Die Zahlen finden sich mit zwei Klicks im Netz. Oder hören Sie sich doch einfach mal bei Betroffenen um.

                Etwa 50 Prozent der Arbeitslosen, die mehr als zwölf Monate arbeitslos sind, haben meistens auch eine chronische Erkrankung oder sind sogar schon schwerbehindert.

                Quelle: hier

                In Deutschland gibt es derzeit knapp eine Million Langzeitarbeitslose. Die Gesamtzahl der Schwerbehinderten betrug 2023 knapp acht Millionen.

                Für mich ist es zu einfach sich Arbeiter und Prolls, die zahlenmäßig alles andere gering sind, als überwiegend homogene Massen vorzustellen und einige von ihnen als „Superopfer des Systems“ lächerlich zu machen. Für die einen liegen die Hartzer allesamt faul in der Hängematte und die Arbeiter sollen gefälligst was „schaffen“. Und für die anderen sollen sie eben „revoluzzen“ oder sich mal vernünftige Forderungen zulegen. Dazwischen ist dann nix mehr. Der herrschenden Klasse gefällt das.

                Sie behaupten doch die Politik sei von Kapitalfraktion b e s t i m m t.

                Nein, dergestalt argumentiert zunächst einmal nur die Monopolgruppentheorie, von deren Vertretern ich Ihnen einen (Gossweiler) beispielhaft verlinkt habe, um zu illustrieren, dass auch andere Leute von Kapitalfraktionen sprechen und nicht nur pöse Verschwörungstheoretiker. Nowak ist kein MGTler und ich wiederum habe das einfach weiter ausgefächert – wofür mich die MGTler nun schimpfen würden – und von Kapital-, Macht- und anderen Fraktionen gesprochen, wenn Sie zurückblättern oder meine andere Kommentare verfolgen. Es gibt ja eine Vielzahl von Theorien, die sich damit beschäftigen wie und welche mächtigen Akteursgruppen auf die polit-ökonomischen Verhältnisse einwirken.

                Ich bin der letzte der dazu auffordert sich von der Polizei niederknüppeln zu lassen. Im Gegenteil. Die sollen sich lieber ein paar vernünftige Urteile zulegen.

                Wieder so ein paternalistischer Sprech mit moralischem Zeigefinger – die Arbeiter sollen sich „vernünftige Urteile“ zulegen so wie die Verdammten in der Peripherie gefälligst mal gegen den Westen kämpfen sollen (als ob das keiner täte). Den Leuten in der Peripherie haben wir schon mal gar nicht vorzuschreiben, was sie zu tun, zu lassen und wie sie zu kämpfen haben, da hat Wolf Wetzel letztens treffend eine Autorin zu zitiert.

                Und Arbeiter wie Prolls hier vor Ort reagieren auf solchen Kanzelsprech auch allergisch. Der lässt nämlich mehr als nur anklingen, dass wir kein Urteilsvermögen oder keinen Verstand besäßen, um selbst zu handeln oder eine Situation zu beurteilen. Vorschlag: Statt dass Sie über „die“ Arbeiter urteilen, reden Sie doch mal mit welchen bei Ihnen vor Ort. Oder kommen Sie mit an den Kreisel oder zum Spaziergang. Ja, ich kann auch tolle Empfehlungen raushauen, so ist’s nicht.

                Bei den Gelbwesten hatten Sie jede Menge Arbeiter und Subproletarier, die protestierten. Mit jeder Menge unterschiedlicher Ideen und Forderungen. Von bloßer Rücknahme bestimmter Steuern und wenig revolutionärem „mehr Achtung“ bis zu einer „neuen Republik“ oder sehr wohl revolutionären Rufen nach „neuen Verhältnissen“. Waren aber leider alles die falschen Forderungen, weil unvernünftig.

                Blabla blubb – Luftblasen mal wieder.

                Anstatt sich mit einem Argument inhaltlich auseinanderzusetzen oder mit den Dynamiken von sozialen Bewegungen auseinanderzusetzen, wird die Position einfach pauschal abgetan und abgewertet. Wozu auch Komplexität erörtern, wenn man Dichotomie haben kann? Alles ist 1 oder 0. Eine fundierte Auseinandersetzung kann es so natürlich nicht geben. Entweder ich bin 1 (und folge der Lehre) oder ich bin eine 0 („falsch“, „unvernünftig“). Es gibt keinen Mittelweg. Es gibt keine Alternative.

                Ich kann auch hingehen und sagen, dass Ihre reduktionistischen Auffassungen zu Freiheit, Demokratie etc. in meinen Augen Luftblasen sind. Und nun? Bringt’s das?

                Ihre Absicht ist klar, sie wollen den Affirmationswillen der großen Mehrheit nicht zur Kenntnis nehmen um sie ideell in das Lager der Systemopposition eingemeinden zu können.

                Ah, jetzt sind wir schon nicht mehr bei „allen“ oder „der Masse“, sondern nur noch bei einer „großen Mehrheit“.

                Ja, mir ist auch bewusst, dass beispielsweise 75 % + der Gesamtbevölkerung die Pandemiemaßnahmen mitgetragen haben. Solche und andere Beispiele der Systemaffirmation habe ich hier wiederholt kritisiert. Den Schuh muss ich mir wirklich nicht anziehen. Ich habe aber auch festgehalten, dass man in Befragungen bei Arbeitern, anders als bei Akademikern, bei diesem Thema noch Reste kritischen Bewusstseins findet. In einer ZON-Umfrage neulich waren immerhin 62 Prozent der befragten Arbeiter für das biedere Minimum „einer besseren Aufarbeitung“ der Pandemie. Was immer das sein soll. Unter den Akademikern waren es nur 17 Prozent. Ja, kann man sich drüber lustig machen. Ja, kann man hinterfragen, was solche „Aufarbeitung“ denn überhaupt bringe. Aber die ZEIT hat nach härterem Zeug ja nicht mal gefragt.

                Und nochmals: ich warb für Differenz und habe Ihnen lediglich weitere Erklärmuster aufzuzeigen versucht, die über Ihr bloßes „Wollen oder nicht wollen“ hinausgingen. Niemand zwang Sie diese anzu- oder überzunehmen. Doch fragen Sie mal Mitforisten wie @ Prosecco oder @ Wolfgang Wirth wie ich die Möglichkeiten einer Revolution oder die Duldungsstarre und Passivität von Arbeitern und anderen bewerte. Oder nutzen Sie die Suchfunktion für meine Beiträge. Dann werden Sie sehen, dass ich hier niemanden ideell in das „Lager der Systemopposition“ eingemeinde oder glaube die Revolution stünde vor der Tür. Aber Sie haben ja jetzt meine Absicht „erkannt“, also muss ich wohl Konterrevolutionär oder zumindest Häretiker der reinen Lehre sein.

                Ich denke langsam eher, Sie wollen sich zurücklehnen und sagen können: es gibt überhaupt nirgendwo revolutionäres Potential, alle wollen die Fortführung des Bestehenden und keiner hat „die Tatsachen“ über Demokratie, Staat etc. erkannt. Also kann man nix machen. Außer die Arbeiter und Prolls für ihre abseitigen Meinungen, ihre unvernünftigen Forderungen und ihr falsches Bewusstsein schelten und eben dafür, dass sie „die Tatsachen“ nicht erkennen.

                Hier kommen wir bei vielen Punkten schlicht nicht zusammen. Sie werden mich nicht zu Ihren Ansichten bekehren können. Darum rate ich Ihnen wie gesagt nochmals sich lieber mit den „Vernünftigen“ in der Marxistischen Gruppe oder wo auch immer auszutauschen anstatt sich an mir Zeit zu verschwenden. Von mir gibt’s hierzu nix mehr.

            5. Mein Argument war, dass eine Sichtweise nicht deshalb glaubwürdiger ist, weil sie von anderen geteilt wird. Mehr konnte ich aus ihrem Verweis nicht entnehmen und wenn sie hier sich darauf berufen ihre Meinung sagen zu dürfen, dann ist das ebenfalls kein Argument. Das habe ich auch nicht in Abrede gestellt, dass sie das dürfen. Es ist doch im Gegenteil umgekehrt, indem Sie sich darauf berufen ihre Meinung sagen zu dürfen, tun sie so als hätte ich Ihnen ihre Meinung verwehrt, was mich als “Dogmatiker” darstellen soll. Wir streiten doch hier um das bessere Argument, sonst würde ich hier gar nicht schreiben. Also muss das bessere Argument das mich oder Sie überzeugt auch kommen und wenn es ersetzt wird durch das zeigen auf andere, dann bringt das eine Klärung nicht voran.

              womit Sie den Diskurs schon mal auf ein dichotomes „richtig“ oder „falsch“ reduzieren. Das ist so dogmatisch wie moralisch.

              Ja klar. “Richtig oder falsch” ist dogmatisch und moralisch. “dogmatisch und moralisch” dagegen voll in Ordnung. Ab hier ist keine Diskussion mehr möglich, weil sie gar nicht mehr prüfen wollen, ob etwas falsch oder richtig ist. Weil sie eine Exkommunikation vorgenommen haben – Moralist und Dogmatiker. Ist das nicht ihrerseits ein bisschen dogmatisch?

              Sie kennen „die Tatsachen“. Ihre Argumente sind nicht nur valide, sondern sogar zwingend richtig. Schön, mag ja alles sein.

              Ach das ist doch albern. Natürlich glaube ich, das das was ich sage stimmt, so wie das jeder tut. Diesen Umstand können sie mir doch nicht vorwerfen. Wir reden doch hier, weil wir meinen Argumente für unser Wissen anführen zu können. Aber sie widerlegen mich nicht, sondern behandeln mich als Dogmatiker und werfen ironischerweise mir dogmatisch mein Wissen vor. Soll ich etwa wegen Ihnen so tun, als sei ich mir ganz unsicher? Nein, eigentlich versuchen Sie mich auf die gleiche ekelhafte Tour fertig zu machen, wie jeder Demokrat da draußen. Wer behauptet etwas zu wissen, der hat schonmal gleich unrecht, weil er das tut. Weil der Demokrat ja weiß (und das seltsamer Weise mit Bestimmtheit also ganz dogmatisch), dass alles Wissen relativ ist und wer meint etwas zu wissen und das auch sagt, den muss man gar nicht mehr widerlegen, den muss man bloß als Dogmatiker hinstellen.

              Da kann es dann bloß keinen Platz mehr geben für andere, ihre eigenen Ansichten zu äußern oder zu entwickeln

              Bloß weil ich meine, dass meine Ansichten richtig sind und ich nicht selbstrelativierend auftrete und sage, ja ich finde… vielleicht rede ich aber auch dummes Zeug… und möglicherweise ist es auch ganz anders – soll das andere daran hindern “ihre eigenen Ansichten zu äußern oder zu entwickeln”? Bin ich Gott oder ein Diktator? Bravo, da haben sie einiges gelernt in den demokratischen Kaderschmieden. Wer auf Argumenten besteht, der muss ja ein Dogmatiker und schlimmeres sein, was man eindeutig daran erkennt, dass er seine Ansichten nicht in duckmäuserischer und selbstrelativierender Form zum Besten gibt.

              Sie werten ihn im Gegenzug als „Verschwörungstheorie“ ab.

              Ich habe ihn als Verschwörungstheorie kritisiert – nicht abgewertet und zwar weil es eine ist. Die Argumente stehen oben. Die Regierung wird in Wahlen gewählt und nicht von Kapitalfraktionen eingesetzt. (das ist ein Argument – verdammt nochmal) Warum gehen sie darauf nicht ein. Die Politik lässt “die Wirtschaft” bzw. einige Vertreter bei sich antanzen und nicht umgekehrt. Die Regierung wird aus Steuergeldern bezahlt und nur in Ausnahmefällen und unerlaubter Weise von Kapitalfraktionen. Sie wissen das und weil sie das wissen, versuchen Sie mich jetzt als Dogmatiker darzustellen.

              dass das nicht im Dull von einem irrem Spinner mit Aluhut geschrieben worden ist,

              Sagte ich etwa etwas von Aluhut. Es gibt auch Verschwörungstheorien ohne Aluhut.

              sondern man sich auf ein heterogenes Theoriegebilde berufen hat,

              Welche Theoriegebilde denn? Das von ominösen Kapitalfraktionen die im Hintergrund die Agenden der Politik schreiben. Heterogenes Theoriegebilde klingt zwar unheimlich elaboriert, aber auch heterogene Theoriegebilde können falsch sein und sind es in diesem Fall auch.

              „Ja gut, da hat eben jemand (Altlandrebell, Nowak, wer auch immer) noch eine andere Perspektive auf das Thema. Mich überzeugt sie nicht, aber ich gestehe sie ihm zu.“

              Ja genauso würde das ein elender Demokrat machen. Wie wahnhaft von sich eingenommen muss man eigentlich sein, um anderen eine Meinung “zuzugestehen”. Nochmal: Bin ich Gott oder ein Diktator? Sind sie verrückt? Was passiert denn, wenn ich ihm seine Meinung nicht “zugestehe” – kommt dann die Krim-polizei und führt ihn ab. Kommt der dann in den Krimknast bis er widerruft? Eben nicht “ja gut”. Ich finde das nicht gut, wenn sie auf einer Meinung beharren für die sie zwar keine Argumente haben, aber darauf beharren, weil sie das in diesem Staat dürfen. Es lebe die freie Meinungsäußerung von Unsinn. Da haben Sie mir ja ein unschlagbares Argument für das Recht auf freie Meinungsäußerung geliefert. Aber aufpassen, aus der freien Meinungsäußerung von Unsinn wird heutzutage schnell Fakenews oder Desinformation und die ist böse. Außerdem ist es ganz aufschlussreich, wie sie das Recht auf freie Meinungsäußerung gegen von Ihnen auserkorene unmoralische Dogmatiker richten. Wenn aber die Regierung alles was nicht auf ihrer Linie liegt als rechts und demokratiefeindlich bekämpft, dann dräut der demokratische Weltuntergang. Sie haben also gar nichts dagegen die freie Meinungsäußerung als Waffe gegen Kritiker zu richten, sie haben nur etwas dagegen, wenn sie es sind, der exkommuniziert wird.

              Sehen Sie nicht, dass Sie hier einem keine wirkliche Möglichkeit zugestehen, eine Position darzulegen oder zu verteidigen?

              Ich flehe sie an sich zu verteidigen – aber bitte mit Argumenten und nicht damit, dass sie mich sinngemäß als Meinungsdiktator beschimpfen, der ihre Meinung unterdrücken würde. Wie soll ich das denn tun? Ich muss ja froh sein, wenn meine eigenen Beiträge stehen bleiben. Ich bin gar nicht in der Lage ihnen etwas zuzugestehen oder nicht zuzugestehen. Was sie hier ausbreiten ist ein W a h n. Die Ideologie eines Gegenüber, der sie an irgendetwas hindern könnte.

              Doch wenn man sein Gegenüber nur als Person betrachtet, die sich vor „der Realität“ verschließt, falsch liegt, in Illusionen lebt oder in Verschwörungsgebilden ergeht, dann normiert man, dass die eigene Sichtweise die einzig rationale, gültige und realistische ist.

              Ist das ihr Gegenargument? Wer mich und meine Einzigartigkeit nicht abstrakt zu würdigen in der Lage ist, der kann mich mal (ignorieren) – sie beleidigte Leberwurscht. Ja super – wirklich sehr überzeugend.

              Dann erlaube ich mir aber Ihnen zu raten, nicht länger Zeit an mir zu verschwenden, sondern meine Beiträge einfach zu ignorieren. Der Mitforist @ Alexander hat ja Möglichkeiten dargestellt, wie man sich andere User ausblenden lassen kann.

              Zum ignorieren brauche ich keine Software. Und nein – das könnte Ihnen so passen, dass ich ihre Texte unkommentiert stehen lasse, wenn ich sie für verkehrt halte.

              Ich hätte den Spieß auch umdrehen und beispielsweise schreiben können, dass ich finde, die Annahme die Nord Streams seien gesprengt worden „um Deutschland im Energiesektor in die Abhängigkeit der USA zu bringen und von der RF zu lösen“ eine „Verschwörungstheorie“ ist oder schlicht „falsch“.

              Sie werden schon wissen, warum sie hier den Konjunktiv verwenden. Aber auch in diesem Fall hätten sie ein Argument anführen müssen und das machen Sie ja nicht, weil sie so toll sind und wer das nicht erkennt, soll sie gefälligst ignorieren. Außerdem dürfte es ziemlich schwierig sein, die öffentliche Ankündigung eines amerikanischen Präsidenten mit dem deutschen Kanzler auf einer Pressekonferenz als Verschwörung hinzustellen. “there will be no longer a north stream two. we will bring an end to it” Das war ein öffentliches Versprechen, keine Verschwörung. Biden sagt das explizit:
              “i promise you we’ll be able to do it”

              Ich habe aufzuzeigen versucht, dass es „die“ Arbeiter und „das“ Subproletariat (die Grenzen zwischen denen können übrigens fließend sein) in meinen Augen so nicht gibt und für ein Differenzieren zwischen den einzelnen Gruppen, die sich unter diesen Schlagworten tummeln, geworben.

              Wozu wollen Sie diese Differenzierung denn vornehmen. Ändert das etwas an dem Fakt, dass die Mehrzahl der Bevölkerung keineswegs systemkritisch eingestellt ist. Sie wollen sich bloß die Ansicht bewahren, ihre Einstellung würde von einer relevanten Anzahl von Leuten geteilt. Sie können natürlich Avantgarde spielen und vorausgehen – es folgt aber keiner.

              An Leuten, die einfach am Arsch sind und gar nichts mehr können oder mit bloßem Überleben (einem unmittelbaren Bedürfnis!) beschäftigt sind und dass das nicht wenige sind.

              Meinen Sie, das weiß ich nicht. Ich kenne sogar die Notwendigkeit dafür. Ändert das denn irgendetwas. Würden diese Leute denn Systemopposition betreiben, wenn sie nicht am Arsch wären. Eher nicht. Wozu also das Argument? Bloß weil sie nicht können, heißt das nicht, dass sie wollen würden.

              Eine wirkliche Veränderung gelingt nur, wenn auch die Bedingungen geschaffen werden, dass Arme, Bedrohte, bisher Paralysierte etc. mobilisiert werden können

              Also jetzt müssen sie sich schonmal entscheiden. Wenn sie am Arsch sind und nicht können, kann man sie auch nicht mobilisieren. Das Wort “Mobilisieren” ist schon ein Fehler, weil es unterstellt dass die Mobilisierten eigentlich schon wollen würden. Die müssen nur noch mobil, also in Bewegung gebracht werden. Das ist aber nicht so.

              Da sind vielleicht alle im Konsumrausch und desinteressiert.

              Die sind desinteressiert, aber nicht im Konsumrausch.

              Aber die wollten bloß nicht oder wollten das falsche oder was?

              Also nochmal: Man kann auch scheitern, wenn man systemkritisch ist. Man kann auch gehindert werden vom System. Man kann sanktioniert werden. Das setzt aber voraus, dass es tatsächlich eine revolutionäre Systemkritik in der Bevölkerung gibt. Die sehe ich aber nicht. Da können Sie soviel differenzieren wie sie wollen. Die können Sie nicht herbeidiffenrenzieren.

              Die Zahlen finden sich mit zwei Klicks im Netz.

              Und wer krank ist wird zum Revolutionär. Ja – schön wärs. Ganz ehrlich, dann hätt ich Corona mit offenen Armen begrüsst, wenn man sich damit einen Revolutionsvirus eingefangen hätte. Oder Armbruch, Beinbruch, grauer Star – Zack Revolutionär. Demnach hätten wir dann schonmal knapp 8 Millionen schwerbehinderter Revolutionäre. Sind es also bloß noch 75 Millionen, die für die Revolution begeistert werden müssen. Yeah.

              Nein, dergestalt argumentiert zunächst einmal nur die Monopolgruppentheorie,

              Sie lenken schon wieder auf andere. Ich unterhalte mit Ihnen, ihre Urteile interessieren mich und nicht die von Leuten auf die sie verweisen.

              Wieder so ein paternalistischer Sprech mit moralischem Zeigefinger – die Arbeiter sollen sich „vernünftige Urteile“ zulegen

              Ich gebe hier mein I n t e r e s s e zum besten und keine Moral. Ich hätte gern, dass sich die Leute ein paar vernünftige Gedanken zu Staat und Ökonomie machen. Und das sage ich, weil das was ich lese und höre zu mehr als 95% Dünnschiss ist.

              Den Leuten in der Peripherie haben wir schon mal gar nicht vorzuschreiben,

              Sie liegen falsch, wenn Sie mir vorwerfen ich würde “der Peripherie” irgendwas vorschreiben oder vorschreiben wollen oder vorschreiben können. Ich bin doch nicht Cäsar! Ich kann bloß Worte in die Tastatur tippen. Ich habe weder die Macht noch die Gewalt auch nur dem kleinsten Menschenwesen irgendetwas vorzuschreiben. Alles was ich kann ist mein Interesse äußern. Und wer ist eigentlich “wir” – sie Nationalist. Pardon Sie meinen wohl, wir Leser oder Kommentatoren des Overton Magazins. Oder welches “wir” meinen sie genau. “Wir” Linken, oder “die Linken”. Jetzt muss man wohl nicht differenzieren.

              Und Arbeiter wie Prolls hier vor Ort reagieren auf solchen Kanzelsprech auch allergisch.

              Ah, jetzt weiß ich endlich, warum alle keine Revolutionäre sein wollen. Die reagieren auf den Kanzelsprech allergisch. Wahrscheinlich gehen die deshalb Sonntag in die Kirche und wahrscheinlich gehen sie deshalb zur Wahl und wahrscheinlich laufen die deshalb zu Demonstrationen gegen rechts, weil sie so allergisch sind gegen Kanzelsprech.

              Statt dass Sie über „die“ Arbeiter urteilen, reden Sie doch mal mit welchen bei Ihnen vor Ort.

              Mein Lieber ich war wahrscheinlich öfter “vor Ort” und hab Flugblätter verteilt als Sie. In Wirklichkeit wollen Sie doch gar nicht behaupten Arbeiter seien im Grund Revolutionäre. Sie wollen labern, um den Fakt nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass es einen revolutionären Standpunkt in der Bevölkerung oder bei den Lohnabhängigen, von einer verschwindend geringen Minderheit abgesehen – n i c h t gibt. Und das liegt nicht an mir, oder daran, dass Linke immer mit dem “Kanzelsprech” daherkommen. Meine Güte, da platzt einem ja der Kopf. Ausgerechnet der Kanzelsprech, der in Talkshows den Normalton darstellt, soll die Bevölkerung von der Revolution fernhalten. Warum hält er sie dann nicht davon ab Merz, Scholz und Konsorten zu wählen?

              Anstatt sich mit einem Argument inhaltlich auseinanderzusetzen

              Wo kein Argument ist, kann ich keines besprechen.

              Alles ist 1 oder 0.

              Nein nicht alles. Nur das revolutionäre Bewusstsein der Arbeiter ist gleich 0. Da muss ich auch gar keine “Dichotomie” ausgraben und mit Fremdworten um mich schmeißen, das ist offensichtlich oder evident, um mich ihrem Gelehrtensprech, anzupassen. Und Sie behaupten ja auch gar nicht das Gegenteil. Sie labern bloß rum, um von ihrer Theorie abzulenken, der Staat sei von Kapitalfraktionen gekapert. Oder Sie wollen einfach ein paar Punkte machen, um sich als der tiefgründigere Theoretiker darzustellen. Sie alter Angeber. Sie können schreiben soviel sie wollen. Fakt bleibt Fakt: Es gibt von einer verschwindend geringen Zahl abgesehen, keinen revolutionären Standpunkt in der Arbeierklasse.

              Ja, mir ist auch bewusst, dass beispielsweise 75 % + der Gesamtbevölkerung die Pandemiemaßnahmen mitgetragen haben.

              Abgesehen von den revolutionären Schwerbehinderten natürlich. Die haben sich ja auch geschlossen der Impfung verweigert. Und dann gibt es natürlich noch den, eigentlich zu vernachlässigenden Unterschied, dass Opposition gegen Coronamaßnahmen und Opposition gegen den Kapitalismus verschiedene Dinge sind.

              dass man in Befragungen bei Arbeitern, anders als bei Akademikern, bei diesem Thema noch Reste kritischen Bewusstseins findet.

              Genau Reste. Wäre ja auch ein Wunder, wenn die Ausgebeuteten alle Bravo rufen würden. Die Meckern, dass sie so ungerecht behandelt werden. Das ist bloß der Reflex ihrer Lage. “kritisch” heißt doch gar nichts! Das Kapital ist auch “kritisch”.

              Und nochmals: ich warb für Differenz und habe Ihnen lediglich weitere Erklärmuster aufzuzeigen versucht, die über Ihr bloßes „Wollen oder nicht wollen“ hinausgingen.

              Nochmals: Ich war noch gar nicht am Erklären. Ich habe nur eine Zustand beschrieben. Kommt das noch an bei Ihnen oder nicht mehr. Sie haben außerdem einen Scheiß “erklärt”. Sie haben die Arbeiter entschuldigt, indem sie sagten, die würden nicht können, weil sie so arm dran sind und im nächsten Absatz behaupten sie, man bräuchte sie bloß noch mobilisieren, was unterstellt dass sie eigentlich schon Revolutionäre wären, wenn sie nur können könnten.

              Niemand zwang Sie diese anzu- oder überzunehmen.

              Verraten Sie mir doch bitte endlich, wie das Zwingen gehen soll in einer Kommentarspalte. Wofür ist es dann ein Argument, dass das, was gar nicht möglich ist, nicht geschieht. Es hat mich auch niemand gezwungen die Nase zu putzen und mich am Kopf zu kratzen. Und trotzdem nehme ich mir tatsächlich heraus zu kritisieren, was mir zu sehr gegen den Strich geht. Oder wollen Sie mir das verwehren? Ich frage, weil sie so sehr betonen, wozu ich nicht gezwungen bin. Meinen Sie ich solle aus lauter Dankbarkeit, weil mich niemand zwingt eine Meinung zu übernehmen, das Maul halten. Ja ich glaube, das ist so, so sind die toleranten Demokraten nun mal, die in jedem zweiten Satz betonen, dass sie ihre Meinung haben d ü r f e n.

              Sie wollen sich zurücklehnen

              LOL. Wäre das nicht ein bisschen von hinten durchs Knie. Wenn ich mich zurücklehnen wollte, dann würde ich das tun und nicht an Weihnachten ihr Zeug kritisieren.

              es gibt überhaupt nirgendwo revolutionäres Potential,

              LOL. Ja das Potenzial. Wenn es etwas nicht gibt, kann man sich zumindest damit trösten, dass es das Potential dazu gibt.

              Also kann man nix machen.

              “irgendwas” kann man sowieso immer machen, schwieriger ist es, das Richtige zu machen. Die Arbeiter und Kranken für die Reste ihres “kritischen” Bewusstseins zu loben, ist das Falsche. Ihr Schluss ist auch merkwürdig und aufschlussreich. Man kann nichts machen, weil es kein revolutionäres Bewusstsein gibt? Hm. Wie wärs damit das bürgerliche Bewusstsein zu kritisieren und damit ein revolutionäres Bewusstsein herzustellen? Wer dagegen glaubt, die die nicht können, also die Opfer des System, seien eigentlich schon die Revolutionäre, der überspringt diesen Schritt. Der muss die Opfer, die eigentlich schon Revolutionäre sind, bloß noch in revolutionäre Bewegung bringen, der muss sie bloß noch “mobilisieren”. Und das funktioniert nicht, weil sie keine Revolutionäre sind. Deshalb ist mir das so wichtig.

              1. Ich denke, das es sich wechselseitig verhält.
                Das sowohl Politiker der sogenannten Kapitalfraktion angehören, da sie ja oft durch die so genannte Drehtür hin und her wechseln.
                Merz ist ein gutes Beispiel eines dieser Protagonisten.
                Viele Ideen, wie bspw. Gesetzestexte, werden in den Kaderschmieden des WEF geschrieben, respektive von Leuten, die daraus hervorgehen und dann entsprechende Ämter in der Politik bekleiden, später politisch umgesetzt.
                Es gibt einen ständigen Austausch aus beiden Lagern, Davos, G7, Bilderberger und Konsorten, wo sich die beschriebenen Protagonisten beider Seiten über ihre Agenden ständig beraten.
                Just my two cents, ganz aus meinen Erfahrungen mit der herrschenden Klasse und den Kreisen von denen ich abstamme.

      2. Hintergrund Vollversammlung:

        Nach ihrem anfänglichen Teilsieg über die Franco-Generäle nahmen die spanischen Anarcho-Syndikalisten an der Regierung teil, verzichteten aber auf die Diktatur. Darin unterschieden sie sich von den marxistischen Bolschewisten in Rußland. In Barcelona wurde der Anarchist Eroles Polizeipräsident. Doch auch auf diesem Posten wurde er nicht autoritär. Als es darum ging, die Straßen von den überhandnehmenden ambulanten Händlern freizumachen, überließ er es den anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften, die das Problem in einer einzigen Vollversammlung lösten, indem sie beschlossen, daß nur die vorher organisierten Straßenhändler ihr Metier ausüben sollten. Dieser Beschluß genügte. Tags darauf waren die Straßen frei.

        LOL. Es fand ein bewaffneter Bürgerkrieg um die verdammte Macht im Lande statt, so wie zuvor in Russland. Aber weil die katalanischen Anarchisten das zeitgleiche, viel größere Problem der ambulanten Händler von Barcelona erstaunlicherweise ohne Erschießungen lösten, erzählen uns Augustin Souchy und Altlandrebell, dass die “Syndikalisten zwar an der Regierung teilnahmen, aber auf die Diktatur verzichteten. Darin unterschieden sie sich von den marxistischen Bolschewisten in Rußland”.

        Genau wegen solcher – nunja – verlogenen Gefühlsprosa habe ich stets Schwierigkeiten gehabt, Anarchisten Ernst zu nehmen. Die russischen Anarchisten um Machno waren da immerhin ehrlicher. Ihre Fahne im Bürgerkrieg war eine schwarze Fahne mit weißem Totenkopf und ihre Losung lautete “Schlagt die Weißen, bis sie rot werden und die Roten, bis sie weiß werden.”

        1. Genau wegen solcher – nunja – verlogenen Gefühlsprosa habe ich stets Schwierigkeiten gehabt, Anarchisten Ernst zu nehmen.

          Sie dürfen Anarchisten und wen auch immer nicht ernstnehmen, das ist Ihnen unbenommen. Ich bin hier nicht um Leute zu bekehren, weder zum Anarchismus noch zu sonstwas. Eingehen möchte ich aber noch ein paar Punkte.

          Erster Punkt: „Die“ Anarchisten gibt es ja nicht. Es gibt / gab Anarcho-Pazifisten, Propaganda der Tat und diverse weitere siehe hier für einen unvollständigen Überblick. Diese Gruppen sind zum Teil antagonistisch und sich spinnefeind, die Gesamtbewegung (wenn man es so nennen möchte) ergo extrem heterogen. Ob die alle “verlogene Gefühlsprosa” produzierten, wage ich mal Fragezeichen zu versehen.

          Zweitens: Oben schrieb ich:

          Wir können auch so etwas hier gerne kritisch erörtern

          Hätte ich die Passage vielleicht fetten sollen?

          Was denken Sie, warum ich es diskutieren wollte? Weil ich mich damit vollauf oder auch nur in Nuancen gemein mache, wenn ich etwas zitiere oder verlinke? Mache ich mich auch mit der Bibelstelle gemein, die ich im anderen Artikel in Antwort auf Sie verlinkte, um die Existenz des Weihnachtsmannes aus der Bibel abzuleiten (war übrigens als Witz gemeint).

          Demgemäß, wenn Sie postulieren:

          erzählen uns Augustin Souchy und Altlandrebell, dass die “Syndikalisten zwar an der Regierung teilnahmen, aber auf die Diktatur verzichteten.

          Will ich Ihnen sagen, dass Souchy das behauptet hat, ich aber nicht. Sonst hätte ich das Beispiel ja nicht diskutieren wollen.

          Sie scheinen mich wie der frühere Account „Bella“ oder „Russischer Hacker“ als „Anarchist“ normieren und damit meine Erörterung abwerten zu wollen. Können Sie machen, Problem: ich lasse mich nicht so einfach schubladisieren. Souchy hatte meines Erachtens in seinen Schriften viele interessante und gute Punkte. Ja, doch so auch Engels und einige andere. Das heißt nicht, dass ich nicht auch Problematisches in deren Tun und Schreiben sehen würde.

          Vor ein paar Wochen habe ich mich hier im Forum übrigens mit @ Phineas kritisch zum von Ihnen zitierten Regierungseintritt der Anarchisten im damaligen Spanien ausgetauscht, an dem Souchy ja aktiv beteiligt war und freundlich formuliert keine gute Figur dabei abgab.

    2. @Altlandrebell
      toller Kommentar von dir. Bin aber bei inhaltlich bei Krim. Fühle mich berufen zu antworten, weil es teilweise auch Thema meines Kommentars ist.
      https://overton-magazin.de/dialog/umfrage/umfrage-dachten-sie-schon-mal-ans-auswandern/#comment-190065

      Du meinst:
      “Demokratie heißt ja wörtlich „Volksherrschaft“. Das kann man kritisieren, weil hier ein wie auch immer geartetes und definiertes „Volk“ herrschen soll. Stabil (siehe ganz unten). An dieser Definition können wir uns abarbeiten. Da bin ich dabei.”

      Und da ist der Knackpunkt, auf den ich auch anspiele, gut beschrieben. Das wie auch immer geartete Volk. Volksherrschaft bedeutet Volksherrschaft. Und wenn das Volk verblödet ist, dann ist es auch eine Demokratie, wenn es herrscht.

      @Krim
      Deshalb stimme ich dir zu bei z.B.:

      “Genau das was im Moment abgeht – das ist die echte und wahre Demokratie – und deshalb ist sie a b z u l e h n e n.”

      Gesellschaften sind ja auch unterschiedlich, deshalb gab es Regionen wo Herrschaftslosigkeit vielleicht eine Zeit lang funktioniert, mit relativ Gleichgesinnten. Aber bei einer Gesellschaft die dem Kapitalismus und Konsumismus dermaßen ausgeliefert ist funktioniert das ja sowieso nicht (worum es ja auch geht). Dennoch glaube ich nicht an eine herrschaftslose Gesellschaft nach Überwindung des Kapitalismus. Das liegt auch an der Unterschiedlichkeit der menschlichen Charaktere. Nicht alle wollen z.B. alles mitentscheiden, weil viele Menschen kein interesse haben an politischer Gestaltung.

      Grundsätzlich ist eine Demokratie sowieso gleich einem Mehrheitsrecht. Die Mehrheit entscheidet, die Minderheit muss folgen. Kann man so sagen, oder?

      1. Grüße Sie @ wilhelmine!

        Ja, wie geschrieben, habe ich null Probleme damit Demokratiekonzepte zu kritisieren oder zu hinterfragen, nur finde ich einfach nicht, dass die Herrschaftsform, die man hier vorfindet dem einer Demokratie entspricht. Nicht in allem, was als „Demokratie“ angepriesen und verkauft wird, steckt „Demokratie“ drinnen. Ich meine – stellen wir uns vor, hier regierte das Militär, aber es würde uns gesagt werden Deutschland wäre eine „Monarchie“. Dann müsste man doch auch einhaken und sagen: „Sry, da sind die Bedingungen von nicht erfüllt“. Oder? Ganz unabhängig davon, wie man Monarchie und Militärregierungen findet. Und so finde ich, ist es eben auch mit Demokratie und dem hier herrschenden System. Man kann an Demokratie viel kritisieren, aber das hier ist einfach kein demokratisches System.

        Sie schreiben dann:

        Gesellschaften sind ja auch unterschiedlich

        Und das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Wir blicken zu selten über die Tellerränder und nehmen immer nur das hier vorgefundene oder von den bürgerlichen Medien und Wissenschaften gesetzte Modell von „Demokratie“ oder „Gesellschaft“ zum Maßstab. Es gibt auch andere Gesellschaftsvorstellungen. Gesellschaften, die anders organisiert wurden oder sind. Nehmen Sie einen bürgerlichen Wissenschaftler wie Erich Fromm, der lebensbejahende und lebensverneinende Gesellschaften schied. Die westliche kapitalistisch-imperialistische ist ein monströses Beispiel für letztere. Gut, das Konzept mag Ihnen als Druidentee vorkommen, mein Punkt ist nur: Egal wie man zu Fromm steht, er zeigt, dass es ganz unterschiedlich organisierte Gesellschaften gibt und auch solche, in denen Herrschaft, Materialismus, Ausbeutung und Co. verschwinden und die Menschen es schaffen dezentral zu kooperieren und ihre Angelegenheiten gemeinsam zu regeln (im Sinne von: erledigen, nicht im Sinne von westlichen Normen / Regeln). So was muss man aufgreifen und weiterdenken, beziehungsweise es gibt ja auch diverse Konzepte für anders organisierte Gesellschaften und andere Formen des Demos-Umgangs und -Handelns (ohne Macht, Herrschaft, Tralala).

        Aber bei einer Gesellschaft die dem Kapitalismus und Konsumismus dermaßen ausgeliefert ist funktioniert das ja sowieso nicht (worum es ja auch geht).

        Wie geschrieben: Das hier ist eben eine normopathische, destruktive, lebensverneinende Gesellschaft.

        Dennoch glaube ich nicht an eine herrschaftslose Gesellschaft nach Überwindung des Kapitalismus. Das liegt auch an der Unterschiedlichkeit der menschlichen Charaktere.

        Ich glaube da daran, weil es eben schon heute andere Gesellschaftsformen gibt oder in den letzten Jahrhunderten ausprobiert wurden. Eine andere Gesellschaft ist möglich, auch eine ohne Herrschaft. Es ist nur ein verdammt weiter Weg voller Steine.

        Grundsätzlich ist eine Demokratie sowieso gleich einem Mehrheitsrecht. Die Mehrheit entscheidet, die Minderheit muss folgen. Kann man so sagen, oder?

        Kann man meines Erachtens nicht unbedingt so sagen, da es auch Demokratiemodelle gibt, in denen es Schutzmechanismen für Minderheiten gibt, um eine Tyrannei der Mehrheit zu verhindern. Solche, die darauf wert legen, dass die Rechte und Freiheiten aller Beteiligten gewahrt würden und die nicht-nationalistisch organisiert sind. Der casus knacksus sind für mich: hierarchische Strukturen, staatliche und sonstige Gewalten und zentrale Autoritäten / Institutionen. Wo Sie das vorfinden, können Sie das ganze vergessen, das wird niemals frei oder ohne Gewalt und Zwang ablaufen. Ich würde mich für ein Demos-Modell aussprechen, das auf Basis von Konsensualität und freiwilliger Kooperation arbeitet. Wobei ich Ihnen recht gebe, dass die Verwirklichung und Erreichung schwierig wird. Ich habe aber auch nie behauptet, dass das locker flockig gehen würde.

        Die hier verkauften Demokratiemodelle bevorzugen natürlich den Mehrheitsentscheid.

        Wünsche Ihnen nun einen guten Abend und danke Ihnen für Ihre Wortmeldung!

        1. Hallo Altlandrebell,
          habe mir herausgenommen dich zu duzen und biete es hiermit natürlich auch umgekehrt an.

          Ja, ich denke das, was du beschreibst, ist das Ideal einer Demokratie. Der Raum der Interpretation, den du Ihr lässt ist sehr groß, und das macht dann wieder nicht greifbar, was mit Demokratie gemeint ist.
          So wirkt Demokratie auf mich wieder wie ein politischer Kampfbegriff.

          Beste Grüße

          1. Grüße Sie!

            Ich sieze hier alle außer dem Chefred, weil ich hier niemanden außer den Chefred im echten Leben kenne und ich eben nur Bekannte duze. Wer sagt mir, wer sich hinter Klar- wie Nicknamen verbirgt? Ich bitte Sie (und unsere Mitleser) deshalb um Verständnis, wenn ich weiterhin alle hier sieze. Vielleicht macht Overton irgendwann so etwas wie ein Lesertreffen, dann können wir uns einander gern vorstellen und bekannt machen. 🙂

            Der Raum der Interpretation, den du Ihr lässt ist sehr groß, und das macht dann wieder nicht greifbar, was mit Demokratie gemeint ist.

            Mag sein, aber das gilt für viele Bereiche, da hatte ich es unlängst mit dem Mitforisten @ zero fox am Beispiel von “der” Wissenschaft davon. Die gibt es nämlich auch nicht und der Begriff verschwindet teilweise im Nichtfassbaren.

            Ich habe deswegen unterschiedliche Formen von “Demokratie” aufzuzeigen versucht. Deutlich machen wollte ich lediglich, dass eine irgendwie geartete Beteiligung einer Wahlbevölkerung eines Landes nicht heißt, dass es sich dabei auch um “Volksherrschaft” (das, was Demokratie dem Wortsinne nach bedeutet) handelt. Ich erwarte von einem Sunday roast, dass er Beef, Yorkshire puddings, Kartoffelbrei und Erbsen enthält. Sonst mag er vieles sein, ist aber kein Sunday roast. Und von “Volksherrschaft” erwarte ich, dass sie dem Volk zugeordnete Macht enthält. Sonst mag sie vieles sein, ist aber keine “Volksherrschaft”. Und wenn man dann solche Volksherrschaft vorliegen hat, kann man die immer noch auseinander nehmen und kritisieren, aber bei Abwesenheit ihres Vorliegens muss man eben mit Begriffen arbeiten, die das beschreiben, was ist und uns – im vorliegenden Fall – bloß als “Demokratie” präsentiert und verkauft wird.

            So wirkt Demokratie auf mich wieder wie ein politischer Kampfbegriff.

            Ja, natürlich. Das ist ja auch eine Absicht der Herrschenden. Sehr vieles wird als Kampfbegriff benutzt – auch “die” Wissenschaft oder “das” Völkerrecht und “Menschenrechte” sind mit spezifischen Bedeutungen aufgeladene bzw. bis zur Unkenntlichkeit umgedeutete Begriffe.

            Gruß

            1. Altlandrebell! Ich habe Sie gestern oder heute dabei erwischt, wie Sie sich einen Begriff machen, Sie haben geschrieben: Staat ist Staat – organisierte Gewalt. Das ist zwar ein falscher Begriff, aber ein guter Anfang: Staat, das ist: Gewalt ja (sollte jeder wissen, der mal gegen die Ordnung aufsässig geworden ist), aber welche? Ein Boxkampf ist auch organisierte Gewalt, oder eine verabredete Schlägerei. Richtiges Allgemeines, falsches Bestimmendes. Welches ist also das richtige Bestimmende für Staat? Die MONOPOLISIERTE Gewalt. Dass das auch Orgnisation beinhaltet, selbstveständlich. Eine gute Nacht!

              1. Grüße Sie!

                Der Punkt, den Sie inkreminieren, ist eine Ableitung aus einem Interview mit Augustin Souchy. Hier falls es Sie interessiert bzw. Sie es noch nicht kennen.

                Ich kann nicht jeden Begriff jedes Mal auseinandernehmen, da sonst die Leute hier am Rad drehen, wenn 10 % der Seite Artikel und Kommentare sind und die restlichen 90 % der eine ellenlange Beitrag von Altlandrebell ist. 😉

                Ich mache mir sogar sehr viele Begriffe, ich habe nicht geschrieben, dass ich dies nicht täte, sondern, dass man jeden Begriff differenzierter betrachten sollte. Also das, was Sie jetzt zum Punkt Gewalt getan haben. 😀 Da könnte man übrigens noch einige Fässer daneben stellen bzw. aufmachen und das ganze vertiefen, reicht mir heute leider nicht die Zeit.

                Ihnen eine gute Nacht und ein gutes Wochenende!

  30. Was aber denken die Bürger heute? Eine Umfrage der ZEIT in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Infas zeigt: Das Interesse an einer intensiveren Aufarbeitung ist nicht gerade überwältigend. Allerdings spricht sich durchaus eine Mehrheit für mehr politische (und wissenschaftliche!) Lernbereitschaft aus. Von den 977 Teilnehmern der Umfrage sagte eine knappe Mehrheit (55 Prozent): “Ja, Deutschland muss die Coronapandemie besser aufarbeiten”, 38 Prozent waren der gegenteiligen Meinung, 4 Prozent konnten oder wollten nicht antworten, und weitere 4 Prozent wussten nicht, was sie antworten sollen.

    Deutlich stärker unterscheiden sich die Erwartungen von Arbeitern und Akademikern. Unter Ersteren sprachen sich 62 Prozent für eine bessere Aufarbeitung aus. Unter den Akademikern waren es nur 17 Prozent. 82 Prozent von ihnen sagten explizit: Aufarbeitung, nein danke! Ihre Motive dafür wurden nicht abgefragt. Mag sein, dass sich diese Menschen bereits gut informiert fühlen. Oder aber, dass sie sich von einer solchen Initiative wenig erhoffen.

    Quelle: hier

    Verbildete abschieben – wann? („Wir“ wollen doch immer abschieben. Also, wenn „die Mehrheit“ solche „geilen Projekte“ will, dann darf ich doch Vorschläge geben. Ach – jetzt wollen “wir” das nicht mehr. Tja.)

    Ansonsten ist die Umfrage einfach nur ein wunderbares Beispiel dafür, was in dieser Gesellschaft alles falsch läuft.

  31. Wie soll man sich schön fühlen, wenn man als Deutscher solche Bilder sieht :
    https://www.youtube.com/watch?v=IW2jozS02E4
    ( ja, ich weiss : Es ist Propaganda wegen der Untermalung mit emotionaler Musik, und dem langen Statement im Anschluß , aber es gibt dieses 3fach amputierte Kind, und darauf kommt es an )

    Deutschland liefert “hocheffektiven” Sprengstoff an Israel; Deutschland weigerte sich 30 schwerverletzte Kinder aus Gaza mit einer Begleitperson zur medizinischen Versorgung aufzunehmen; die deutsche Außenministein findet es unter gewissen Umständen völlig OK, wenn die IDF Krankenhäuser u. Schulen bombardiert, und unser Kanzler in Spe verhöhnt alle Menschen in Kriegsgebieten – die sich mit Sicherheit nichts sehnlicher wünschen als Frieden – mit solchen Worten : “Frieden gibt es auf jedem Friedhof”.

    Wenn einem als Deutscher eine solche Ansammlung neuer deutscher Schande vor Augen geführt wird, wie kann man da anders reagieren als mit dem Wunsch, Bürger eines anderen, unschuldigen Staates zu sein ?

    1. Die Lösung kann dann eben nur sein, diesen und jeden anderen Staat abzuschaffen, weil es eben der Staat ist, der die Gewalt erst schafft.
      Wie, Rudi Dutschke so schön auf Nachfrage damals schon sagte: “Die Gegenseite bestimmt den Grad der Gewalt”!

      1. Panicman schreibt:
        “Wie, Rudi Dutschke so schön auf Nachfrage damals schon sagte: “Die Gegenseite bestimmt den Grad der Gewalt”!

        Ich vermute, Sie hoffen auf eine Weltrevolution im Sinne Trotzkis ?, das würde ein gigantisches Blutbad !,
        m.M.n zeigen Vergangenheit und Gegenwart, dass die Mehrheit der Menschen der Nordhalbkugel nicht ohne eine eigene Nation leben kann; das ist wohl auch eine Sache des menschlichen Stolztriebs, gegen den ist kein humanistisches Kraut gewachsen.
        Ich persönlich habe mit Gewalt nichts an der Mütze; ich hoffe auf eine freiwillge Gemeinschft der Leute, die einen schwach ausgeprägten “Willen zu Macht” und einen stark ausgeprägten Ekel vor jeglicher Gewalt haben.

        1. Die herrschende Klasse würde eher den Planeten in die Luft sprengen, als sich freiwillig von ihren Besitz zu trennen.
          Deswegen müssen wir diese Leute beseitigen.

  32. Stimme gegen Debatteneinengung?

    Es fehlen überall Antwortmöglichkeite.

    Die Demokratie bei uns ist super.

    Ich hab noch nie ans Auswandern gedacht.

    Ich freue mich auf das nächste Jahr.

    Sollten zumindest als mögliche Antworten genannt werden. Um die Debatte nicht zu sehr einzuengen.

  33. Diese “Umfragen” hier sind sehr tendenziös, und haben offenbar ein eindeutiges Ziel.

    Wenn die Antwortauswahl nicht differenzierter wird, werde ich in Zukunft nur noch hin und wieder mitmachen, wenn überhaupt.

    Z.B. o.g. 3. Frage:
    1. Furcht vor den Entwicklungen: Pessimismus
    2. wir haben den Tiefpunkt erreicht: pessimistischer Optimismus
    3. Weiss nicht: unklar
    4. Denke nicht darüber nach: unklar

    Hier haben wir nur wirklich drei Auswahlmöglichkeiten.

    Ein grösseres Antwortspektrum tut hier Not.

  34. Oh ! zu spät.
    -Welche Demokratie ?
    – Ja daran denke ich öfter. Leider aus persönlichen Gründen nicht möglich, also bleibt nur verkriechen.

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