Deutschland mit Distanz

 

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Es gab immer Menschen, die Deutschland verließen. Früher taten sie es wegen des Wetters. Heute flüchten sie vor der Bananenrepublik. Aus seinem griechischen Exil erzählt Jim Baker, wie er Deutschland heute sieht.

Hier meldet sich Jim Baker aus Griechenland. Das ist derzeit unser Fluchtpunkt nach über zwei Jahren viraler Schreckensherrschaft. Über die Umstände unseres Aufbruchs habe ich in der ersten Ausgabe des Tagebuchs berichtet und damit geschlossen, dass unser Exil beweglich ist. Soll heißen: Wir haben die Heimat zwar verlassen, aber nicht alle Brücken niedergerissen.

Wir sind zwischendurch mal wieder hingefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Deutschland im Spätsommer 2022. Ich habe alle Sinne auf doppelt-aufmerksam gestellt, als ich nach einem halben Jahr auf einen Besuch zurückgekehrt bin: erstmal habe ich mich gewundert, wie lange es dauert, bis man überhaupt mal einen Deutschen sieht. Vom Flughafen mit dem Zug zum Bahnhof, dann weiter mit der Straßenbahn, dann irgendwann, gefühlte Stunden später, mal einen Deutschen getroffen.

Toll, das ist ja wie in London hier oder New York. Voll Multi-Kulti. Aber irgendwie fand ich es auch befremdlich: Wozu bin ich denn ins Ausland geflohen, wenn es ein Inland gar nicht mehr wirklich gibt?

Na Hoppla: war ich jetzt auf einmal ein AfD–Versteher und verkappter Reichsbürger?

Das war der nächste Gedanke. Und wie war das noch mit der Bananenrepublik, zu der sich die Bundesrepublik (Deutschland) gerade degradiert? Das hatte mir ein Freund mit auf dem Weg gegeben: Ich sei ja wohl nicht nur auf der Flucht vor einer Art (Gesundheits-)Faschismus, sondern vor allem wolle ich den Niedergang dieses schönen Landes, seiner Wirtschaft, seiner Kaufkraft, dieser bisher so gut geölten Produktionsmaschine, nicht mit erleben. Sein Bruder hätte übrigens die deutsche Flagge, die bisher stolz im Schrebergarten hing, zerrissen, damit sie jetzt als Mahnmal der Niedertracht weithin sichtbar sei. Also, das habe ich nicht gesagt, sondern mein Freund.

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9 Kommentare

  1. Ich habe auch mal Deutschland verlassen, anfangs sogar mit dem Gedanken, immer in Südamerika zu bleiben. Die Rückkehr nach fast zwei Jahren hatte mehrer Gründe: zum einen kulturelle. Als Atheist hat man es in einer katholischen Welt nicht leicht, es sei denn, man bewegt sich hauptsächlich in der Immigrantenblase. Schließlich waren aber auch die familiären Bande stärker, als ich es anfangs vermutet hatte.
    Ein wichtiger Aspekt war der finanzielle. Dazu habe ich hier noch nichts gehört. Ich hatte damals eine Abfindung bekommen und außerdem konnte ich aus den Einnahmen aus der Vermietung der Wohnung in Berlin die laufenden Kosten dicke bestreiten.

    1. Hallo Nordzucker,

      ich finde Deine Geschichte sehr interessant, danke für den Beitrag!

      Ein Deutscher, der lange in Südamerika wohnt und Youtube-Videos zum Thema Auswanderung dreht, meinte, er bekam leider schon viele Rückwanderungen mit. Der Hauptgrund waren bei der großen Mehrheit der Menschen die Finanzen. Kulturelle Probleme erwähnte er nicht.

      Da ich selbst Agnostiker bin und davon ausgehe, ein Erzkatholik wird zwischen mir und einem Atheisten keinen Unterschied machen, interessiert mich, ob Du genauer schildern kannst, was hat Dich da zur Rückkehr bewegt?

  2. Man verlässt die Bananrepublik um sich durch Herr Schäuble’s Austeritätszwangspaket in Griechenland nieder zu lassen. Hat was.
    @Nordzucker, ist die Religion schlimmer als das was in D geschieht, oder ist die Korruption im täglichen Leben zu ausgeprägt?
    Bin bald 16Jahre wech, bezeichne mich als ‚Christ‘ in einem überwiegend sekulären muslimischen Staat. Was die Kultur hier vor Ort angeht, hatte ich nach ungefähr 3 Jahren autodiktatisch die Sprache erlernt. Sprache ist m. E. der wichtigste Aspekt um auch die gegebene Lebenswege zu verstehen. Hier ist zwar muslimisch überwiegend, aber es gibt Hindus, Bhuddist, Katholiken, Christen und auch sehr viele Menschen ihren Animismus leben und das obwohl die offiziell sich zu einer der möglichen monotheistischen Glauben bekennen…

  3. Ich verstehe die Auswanderer hier – hab selber überlegt auszuwandern, und zwar dorthin wo 1848/49 viele Deutsche ausgewandert sind – in die USA

    Ich ließ es, weil ich vom Scheitern von Auswanderern hörte – ist nämlich heute nicht mehr so einfach in die Staaten auszuwandern, aber sollten sich die Dinge hier.wirklich so verschlechtern wie Dystophisten befürchten habe ich ja eine deutschsprachige Alternative in meiner Nähe aus der zum Ende des furchtbaren 30 jährigen Krieges mit sehr großer Wahrscheinlichkeit meine Vorfahren ins Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einwanderten (auch mein allemannischer Dialekt, der mit dem Schwyzerdeutsch übereinstimmt, ist ein Überbleibsel dieser Zeit) :

    Die meinem Wohnort sehr nahe gelegene neutrale Schweiz.

    Übrigens dieser Tage schnappte ich auf, dass viele aus ganz Deutschland – der Arbeit wegen – in die Schweiz auswandern.

    Gruß
    Bernie

  4. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Menschen versuchen, dieses Land zu verlassen, wenn D zum Kriegsschauplatz wird oder zu werden droht (und es soll mir bitte keiner erklären, dass dies besonders unwahrscheinlich ist….); letztendlich wird straight darauf hingearbeitet.
    Ich denke tatsächlich darüber nach, dieses Land rechtzeitig zu verlassen. So sehr hängt man offenbar doch am Leben. Das ist dann jedoch eher Flucht und weniger Auswanderung.
    Ich habe lange an die Schweiz gedacht; ein „neutrales“ Land, für das ich große Sympathien hege.
    Aber von diesem Gedanken habe ich Abstand genommen, denn mit der Neutralität ist es nicht mehr sooo weit her und die geographische Nähe zum (untergehenden) Resteuropa unabänderlich…….
    Südamerika ist eine weitere und neuere Idee. Bolivien???
    Zitronensaure Grüße,
    k.

  5. „Wozu bin ich denn ins Ausland geflohen, wenn es ein Inland gar nicht mehr wirklich gibt?“
    Gute Frage, allerdings habe ich deinem Text entnommen das du wegen der corona Masnahmen abgehauen bist. Da hatten die Neu-deutschen ja nichts mit zu tun.
    ich bin auch mal abgehauen, vor ca 40 Jahren. Aus dem damals schon unerträglichen Deutschland.
    Ich bin vor den Deutschen geflohen, vor meinen bescheuerten Landsleuten. Weil deren Gesülze nicht mehr hören konnte.
    Geflohen vor Menschen die meinen das es so etwas wie deutsches Blut gibt. Vor Menschen die an dem festhalten was mal war. Vor Menschen die sich lieber wegducken/laufen als für ihre Freiheit zu kämpfen.
    Es sind immer die selben Kandidaten die auswandern.
    Ich bin auch nicht ausgewandert, ich bin 3000km weiter auf dem selben Kontinent fündig geworden.
    habe freundliche Menschen gefunden die mich gerne aufgenommen haben in einem Land das noch heute zu den ärmsten Europas gehört.
    Hier habe ich gar nicht erst versucht die Sprache perfekt zu lernen.
    Denn mir war klar das es es hier nicht anders ist als in Deutschland, meine Chance bestand darin die Besecheuerten nicht zu verstehen. Mit den anderen braucht der Mensch keine gemeinsame Sprache.
    hat gut geklappt, ich bin noch immer hier
    und das schöne wenn ich heute nach Deutschland komme ist, so wenige idioten, viel Leben auf den Straßen……fremde Menschen die zurück Grüßen wenn man aneinander vorbei geht.
    Bleib in Griechenland , wenn sie dich dort wollen, deutschland ist hoffnungslos verloren.

    1. da habe ich doch ein wichtiges Wort vergessen .
      „Bleib in Griechenland , wenn sie dich dort wollen, deutschland ist hoffnungslos verloren.“
      richtig sollte es heißen:
      Bleib in Griechenland , wenn sie dich dort wollen, Deutschland ist für „Deutsche“ hoffnungslos verloren.

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