Aussteigen für Anfänger

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Auswandern ist romantisch. Einfach weg und neu durchstarten. So denkt man sich das. Erstmal ausgewandert, gehen die Probleme erst los. Jim Baker über Exilantenkollegen.

Eine Million Menschen sollen Deutschland im letzten Jahr verlassen haben. Angeblich deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Woran könnte das liegen, habe ich auf unserer Reise diesen Deutschen gefragt, der uns in Montenegro begegnet ist:

»Die übertriebenen Corona Maßnahmen, die wirtschaftliche Lage, alles wird einem vordiktiert, die Leute fühlen sich belogen …«

Also – eine Millionen Deutsche auf der Flucht, auf einer großen Reise: Im gut ausgebauten Wohnmobil mit Heizung, Satellitenschüssel für die Bundesliga und genug Bier im Kühlschrank. Andere sind geflogen und suchen jetzt nach einer neuen Bleibe. Das Ersparte könnte in Bosnien oder Albanien dazu reichen, sich ein kleines Häuschen zu kaufen und eine neue Existenz aufzubauen. In Montenegro wirkten die deutschen Exilanten verloren, die meisten waren ohne Sprachkenntnisse gekommen und sicherten sich gegenseitig ihre Hilfe zu, bevor sie das nächste Mal wieder bei irgendwelchen Geschäften über den Tisch gezogen werden würden.

In Albanien ein ähnliches Bild: Die deutschsprachige Immobilienmaklerin verdient sich eine goldene Nase. Die Wohnungen, die auf dem Markt sind: für den Durchschnittsdeutschen immer noch erschwinglich. Aber in bedauernswertem Zustand. Besser gebaut als in Deutschland wird woanders nicht – und Dämmung ist ein Fremdwort.

Was ist eigentlich der klassische Aussteiger? Zurück zur Natur, mit wenig leben, viel draußen sein, erdverbunden. Zerschlissene Klamotten, zerzauste Haare, schlechte Zähne – die gute Gesundheitsvorsorge ist weit weg. Ich stelle mir Hippies vor. Oder Landstreicher. Wie im Süden Albaniens: Eine Deutsche campte vor einer alten Burg mitsamt ihren sieben Kindern, die sie gemeinsam mit einem Afrikaner hatte. Der hatte auf dieses Dasein keine Lust und war im heimischen Berlin geblieben. Irgendwo brannte ein Feuer, Ghettostyle, ein Kuchen wurde irgendwie hergestellt, den die ausgehungerten Kleinen begehrlich anblickten …

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4 Kommentare

  1. Warum schreibt ihr nicht mal über die vielen Auswanderer die in ihrer neuen Heimat glücklich und zufrieden sind und die niemals zurückkehren würden. Glaubt mir es gibt viele Erfolgsgeschichten und nicht nur die von abgerissenen “ Aussteigern „

    1. Das würde nicht ins Bild passen vom doch so tollen Deutschland und weil doch alle dahin wollen, muss es doch das Paradies auf Erden sein, zumindest für die echten, überzeugten und wirklichen Bio-Deutschen. Denn was ein echter Deutscher ist, der hält es auch in seinem Land aus und wenn es ihm noch so dreckig geht.

  2. Die Kellner sind in der Schweiz.
    Die Handwerker sind in Norwegen, die Ärzte, Altenpfleger, Krankenpfleger, Agraringenieure und Agrarmaschinenführer in Kanada, die Maschinenbauingenieure sind überall.
    Die sind abgehauen, weil sie woanders das 2-3 fache als in Deutschland verdienen. Das macht sie nicht zu „Aussteigern“.

    Die Daheimgebliebenen bekommen zum Billiglohn kostenloses Obst und Fruchtsäfte während der Arbeitszeit und dürfen günstig ein Dienstfahrad leasen.

    Die sind alle zu schwach zum Weglaufen und haben nur innerlich gekündigt.

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