Abbruch und Aufbruch

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Ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben? Dieser Slogan von einst trifft auf viele Menschen nicht mehr zu. Sie gehen ins Exil. Jim Baker erzählt davon.

Hier meldet sich Jim Baker, derzeit in Thessaloniki im Norden Griechenlands. Dorthin hat es uns verschlagen, nachdem wir zu Beginn dieses Jahres 2022 die deutsche Heimat verlassen haben und mit einem Camper in Richtung Süden aufgebrochen sind. Mit an Bord waren und sind meine Frau Ma Baker und unser Sohn Bully McGuire, 16 Jahre alt.

Wir haben uns Fahrtennamen zugelegt, so wie es schon viele Menschen vor uns taten, die aufgebrochen sind, weil sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten haben – auf der Flucht vor Tod und Terror, vor hinterhältigen Nachbarn, engstirnigen Familienmitgliedern, enttäuschten Liebhabern oder unnachgiebigen Steuerfahndern.

Uns saß die Schulbehörde im Nacken. Über Monate ist Bully nicht in die Schule gegangen: mit Corona kam eine undurchsichtige Flut von Neuerungen, die er so wenig begriffen hat, wie wir: Regeln, Massnahmen, Schadensbegrenzungen, Betroffenheiten, Verbote und Gebote, Hunderte von Mails jeden Tag, Homeshooling versus Präsenzunterricht, Umstellung von analog auf digital und wieder zurück. Und irgendwann ist unser Sohn gar nicht mehr hingegangen – auch als es theoretisch wieder möglich gewesen wäre. Stattdessen wurden wir einbestellt und saßen dann dem Schulleiter gegenüber, dem wir erklärten, dass wir unseren Sohn nicht bewegen könnten und auch nicht wollten, in die Schule zurückzukehren und wir übrigens sowieso vorhätten, auszuwandern.

Auswandern? Darüber hatte ich noch nie wirklich nachgedacht.

Aber jetzt hatten wir einfach mal die Behauptung aufgestellt und irgendwie das Gefühl, wir müssten Wort halten. Nicht, dass uns die Schulbehörde noch Tausende von Euro Strafgeld aufs Auge drückt, weil wir die Schulpflicht missachteten. Oder – noch schlimmer – das Jugendamt vor der Tür steht und uns den Jungen einfach wegnimmt. Kindeswohl-Missbrauch. Ab ins Heim, die Eltern am besten ins Umerziehungslager.

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3 Kommentare

  1. Hoffen wir mal, dass sich nicht allzu viele Ägypter oder Sudanesen demnächst in ihren Camper setzen und vor den unerträglichen Zuständen in ihrer Heimat fliehend nach Deutschland kommen.

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