»Selbstzweifel sind unsere Privatangelegenheit«

Tippende Hände am Laptop
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Ist Polemik ein angemessenes Mittel, den ernsten Entwicklungen in Gesellschaft und der Welt zu begegnen? Zwei Lästermäuler im Dialog.

Volker Bräutigam hat eine spitze Feder. Und einen Partner, der ihn bremst: Friedhelm Klinkhammer. Beide haben aktuell ein Buch herausgegeben: »Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist am Ende«. Zimperlich geht es darin nicht zu. Ist Kritik in polemischem Stil angemessen?

Darüber diskutiert Roberto De Lapuente mit Volker Bräutigam.

 

De Lapuente: Hast du heute schon Tagesschau geguckt? Was stieß dir denn heute übel auf, Volker?

Bräutigam: Es ist grad fünf vor Zwölf, Roberto! Das mein ich jetzt konkret, es ist keine Metapher. Also: Nee, habe ich noch nichtgesehen. Die Sendung ist inzwischen meist dermaßen stumpf, dass ich mir nicht den Tag damit versauen will. Am Abend anschauen reicht.

De Lapuente: Hat dich der Abgang Caren Miosgas neulich nicht zu Tränen gerührt? Habe mich ja kritisch dazu geäußert; da hat mir mancher im Nachgang gesagt, dass das zu weit geführt habe. Als ob ich Gespenster sehe. Wie siehst du das?

Bräutigam: Ich hab blutige Tränen in mein Taschentüchlein geweint. Schlimm! Die Frau wird mir fehlen. Du findest wenige, die ihren Kopf so ausschließlich fürs Haare kämmen reservieren und die so intensiv in die Kamera glubschen, dass du glatt meinst, die guckt dir zu, während du in der Nase bohrst. Du nimmst unwillkürlich den Finger raus, obwohl du grad mehr Inhaltliches zutage förderst als die da im Nachrichtenstudio.

»Soziolekt der verweigerten Kernbotschaft? Hä?«

De Lapuente: Wenn du Zustände kommentierst, gehst du es gemeinhin mit spitzer Feder an die Sache. Man könnte auch sagen: Du bist weitestgehend frech. Finden sicher nicht alle angemessen, oder?

Bräutigam: Komm schon, das machst du doch auch. Und? Übertreiben und Überspitzen machen einen Text anschaulich, es bleibt außerdem eher erinnerlich, was du mitzuteilen hast. Ein schönes russisches Sprichwort: »Lieber zu viel gefurzt als gar nicht.« Um im Bilde zu bleiben: Das Schreiben dient auch der eigenen Gesundheit. Bloß nicht rumdrucksen, das ist ungesund! Wem es nicht behagt, der kann ja das Fenster öffnen. Wenn du so schreibst wie die Leute am Stehtisch vor der Fischbrötchenbude reden, dann wirst du verstanden. Ob man dir gedanklich folgt, hängt kaum von deiner Ausdrucksweise ab, sondern ob du gute Argumente hast. Leute, die daherquaken »wie ein Studierter«, gibt es viel zu viele.

De Lapuente: Ich kann diesen Agenda-Sprech auch nicht mehr hören. Dass die das in Funk und Fernsehen machen – geschenkt! Das ist deren Job. Aber dass so viele an sich normale Menschen diesen glitschigen Soziolekt der verweigerten Kernbotschaft mit in ihren Alltag übernehmen, macht mich gelinde gesagt stutzig.

Bräutigam: Jetzt hast du aber einen Zahn zugelegt! »Soziolekt der verweigerten Kernbotschaft«? Hä? Aber gut, die Hohlschwätzer, die du meinst, kann ich genau so wenig ab wie du. Die kommen mir vor wie jemand, der das Teetässchen mit abgespreiztem kleinem Finger hält, damit es vornehm aussieht. Ich greife lieber verbal in die Vollen. Zum Glück habe ich Mitstreiter, die mich bremsen, bevor ich aufklatsche. Ich publiziere bekanntlich gemeinsam mit Friedhelm Klinkhammer. Dem schick ich meine »Erst-mal-raus-mit-dem-Husten«-Entwürfe per E-Mail. Sie kommen selten zurück, ohne dass er Stellen drin markiert hätte: »Find ich zu scharf.« Oder, wenn er grad sein Frühstücksei drin und gute Laune hat, etwas höflicher: »Kannste das nicht ein bisschen anders formulieren?« Dann rufen wir uns an und suchen nach einem Kompromiss. Das ist zeitaufwändig, aber es kommt der Genießbarkeit zugute. Und dann habe ich noch einen lieben Freund in São Paulo, dem ich meine Elaborate zum kritischen Gegenlesen sende. Er passt auch auf, dass ich mit dem Florett argumentiere, nicht mit dem Stuhlbein.

»Arzt oder Apotheker? Nicht für die Tagesschau!«

De Lapuente: Die Polemik hat ein schlechtes Standing in unserer Gesellschaft – wie schon gesagt. Ich finde das nicht gerecht. Sie bringt Dinge auf den Punkt, die im sachlichen Kontext – das was heute einem als Sachlichkeit untergejubelt wird – nicht mehr vorkommt und sogar absichtlich unter den Tisch fällt. All diese Euphemismen etwa, diese vermittelnde Sprache, die so tut, als könne man die Ungerechtigkeiten hinter netten Floskeln verstecken. Warst du immer so polemisch, Volker?

Bräutigam: Was denn, was denn! Ich bin doch eigentlich immer nett? Also »nettttt«, mit fünf »t« hinten dran. Nur, wenn über die Tagesschau gesprochen wird oder die Bundesregierung und über den jüngsten Deutschland-Trend, dann läuft mein Fass meistens über. Auf jeden depperten TV-Reklamespot für Bettnässerpillen wirst du anschließend vor Risiken und Nebenwirkungen gewarnt. Sollst den Arzt oder Apotheker befragen. Sowas fehlt bei der Tagesschau-Nachricht. Das geht gar nicht. Grad fällt mir ein, da war doch was vom Georg Schramm:

»Interessensverbände machen die Politik. Die ziehen die Fäden, an denen politische Hampelmänner hängen, die uns auf der Bühne der Berliner Puppenkiste Demokratie vorspielen dürfen. Diese Politfiguren dürfen dann in den öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten … ihre Sprechblasen entleeren. Und wenn bei der intellektuellen Notdurft noch was nachtröpfelt, dann können sie sich bei Beckmann und Kerner an der emotionalen Pissrinne unter das Volk mischen.«

Also, ist das Polemik? Nö! Das Wort zum Sonntag! Vorbildlich pastoral. Und voll auf die Zwiebel!

De Lapuente: Gibt es Momente, in denen du das Polemische weglässt? Weil du es vielleicht pietätlos findest? Ich zum Beispiel bin nie polemisch, wenn ich über die Schwachen in der Gesellschaft schreibe. Nur wenn ich die Highperformer abhandle, erlaube ich mir das. Nach unten buckeln, nach oben treten: Entgegen dem eigentlichen Motto in unserer schönen Gesellschaft und Arbeitswelt.

Bräutigam: Jetzt wirst du ja richtig ernst. Also. Das ist keine Frage von Polemik oder nicht, sondern die Frage nach unserer Mitmenschlichkeit. Wenn Polemik nicht mehr die Tünche vom Sachverhalt abwäscht, sondern einen Adressaten verletzen soll, der sich nicht wehren oder der damit objektiv nicht fertig werden kann, dann ist die Grenze zur Gemeinheit überschritten. Aber mit Blick auf Politiker und ihre Qualitätsjournalisten gilt nach wie vor der Heinrich-Heine-Vers: »Ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.« Schade um jeden Schlag, der sie nicht trifft. Gib ihnen!

»Bloß nicht vor den Fürstenthronen sich selbst kasteien«

De Lapuente: Ich ertappe mich immer häufiger dabei, sarkastisch und zynisch zu sein. In meinen Texten – sicher auch als Mensch. Mache ich was falsch?

Bräutigam: Soll ich dich jetzt ein bisschen beruhigen? Eine ordentliche Portion christliche Schadenfreude ist selten verkehrt im politischen Meinungsstreit. Ein guter Anreiz fürs Schreiben. Du kannst deinen Artikel schließlich nicht von einem Kanarienvogel trällern lassen. Bloß nicht vor den Fürstenthronen sich selbst kasteien! Die Herrschaften verdienen deine Selbstzweifel nicht. Dass wir uns jederzeit in Frage stellen und mit den Antworten herumplagen, geht überhaupt niemanden anderen was an. Das sind unsere Privatangelegenheiten.

De Lapuente: Wir sind hier ja unter uns …

Bräutigam: Grad fallen mir die zynisch-selbstgerechten Äußerungen des einstigen SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag ein, Herbert Wehner. Gehasst und gefürchtet wegen seiner Redekunst und bösen Schlagfertigkeit. Der unterbrach den CDU-Abgeordneten Todenhöfer mit dem Zwischenruf: »Sie Hodentöter!« Das war gemein. Blödes Witzeln über Namen. Macht man doch nicht. Du fragst ja auch nicht, warum die Grüne Ricarda Lang nicht Ricarda Breit heißt. Aber der Wehner kannte da nix. Einem CDU-Abgeordneten namens Wohlrabe schrie er »Übelkrähe!« nach.  Er hatte aber ebenso das Bravouröse drauf:

»Es gibt Würstchen in diesem Parlament, für die wäre selbst der Mostrich zu schade, den man draufschmieren müsste, um sie halbwegs genießbar zu machen!«

Das war Polemik der Extraklasse. Herrlich zynisch. Der Mann ist ja schon lange tot, aber sein Spruch ist so lebendig, den könntest du glatt auf die Reichstagsinsassen von heute anwenden. Entschuldigung, als alter Mann krame ich gern in meinen Erinnerungen …

»Fürs öffentliche Reden gelten eigene Regeln«

De Lapuente: Du hättest dich nur entschuldigen müssen, wenn du mir nicht von dieser Wehner-Polemik erzählt hättest, Volker.

Bräutigam: Um auf deine grüblerische Bemerkung von eben zurückzukommen: Wie du dich im privaten Umgang äußerst, »als Mensch«, das bleibt deine Sache. Fürs Publizieren und öffentliche Reden gelten eigene Regeln. Ich alter Knochen mit meinen 82 Jahren habe häufig genug erlebt, dass viele als Zyniker und Polemiker auftretende Menschen im Privatleben sanft, herzlich und mitfühlend sind, und dass sie nach Gerechtigkeit für alle suchen.

De Lapuente: Ja, vielleicht ist das so. Aber ich fühle mich wie mancher da draußen, der das Gute will und doch das Böse schafft – übertrieben gesagt. Klar, ich will gerecht sein und werde dabei hier und da verächtlich. Aber gut, ich kenne jetzt das Wehner-Zitat. Manches Würstchen braucht es, verächtlich gemacht zu werden – nicht der Penner, aber so ein Minister hat es schon verdient. Hoffe ich …

Bräutigam: Um endlich auf den Punkt zu kommen, Roberto: Ich sollte möglichst kurz antworten, so war es abgemacht. Dann frag du halt länger. Aber über die NATO-Olivgrünen reden wir lieber nicht mehr. Dann schon lieber übers Gendern. Wie hältst du es damit eigentlich? Und was hältst du davon?

De Lapuente: Du hast mit den Grünen angefangen, Volker. Mir steht heute nicht der Sinn danach. Polemik ist für mich eine viel zu ernste Sache: Nicht jeder hat sie verdient. Hat Wehner mal so ähnlich gesagt – wusstest du das?

Bräutigam: Wusste ich nicht. Passt aber zu dem Mann. Leute wie der waren eine Bereicherung im Parlamentsleben. Wenn du da heute hinschaust und siehst diese Typen, wie sie zum Rednerpult laufen und dabei schon ihr Manuskript aufrollen, von dem sie gleich vorlesen, dann weißt du schon vorher genau was sie sagen werden.

»Gendern ist ein Ablenkungsmanöver«

De Lapuente: Wie ich es also mit dem Gendern halte? Tue ich es in meinen Texten? Nein! Die Sprache forme die Wirklichkeit, heißt es allenthalben. Ich halte das für akademische Ahnungslosigkeit. Wenn ich gendergerecht spreche, habe ich noch lange nicht soziale Gerechtigkeit hergestellt. Die formt sich über Geld, also Löhne, faire Arbeitszeiten und anständige Arbeitsbedingungen. Wenn man AufsichtsrätInnen gendert, bringt das der alleinerziehenden Mutter, die nur halbtags arbeitet und keine Wohnung findet, die sie bezahlen kann, rein gar nichts. Das Gendern, wenn du mich fragst, ist ein Ablenkungsmanöver, ein Trick, um die soziale Frage zu unterlaufen. Es ist völlig egal, wie man etwas nennt, wenn dieses Etwas am Ende in Missständen lebt, die sich nicht ändern. Das Gendern ist ein Euphemismus, der schlechte Verhältnisse sprachlich übertüncht. Am Ende hat keiner was davon. Nur jene regressiven Kräfte, die weiterhin Interesse an feudalen Grundstrukturen haben, in denen ganz klar ist, wer Herr und wer Knecht zu sein hat. Man sagt dann zwar KnechtIn, damit alle erfasst werden: Vereint sich sie aber zusammen in der Unterwerfung. Warum genderst du denn nicht?

Bräutigam: Gendern? Diese Sprachverhunzung geht mir auf den Seier. Auch so eine Zeitgeistlosigkeitserscheinung. Wie bitte genderst du »Großmannssucht«? Die Frage stammt nicht von mir. Der Kabarettist Heinz Becker hat sich kürzlich über »Krankenschwester*in« beamselt. Also, mein Beitrag dazu: Gegenüber der werten ARD-aktuell-Studioleiterin Tina Hassel hab ich mal »Schlappschwänz*in« benützt. Das muss reichen.

De Lapuente: Ist die polemische Aufarbeitung der Tagesschau, so wie du sie mit deinem Kollegen Friedhelm betreibst, nicht auch eine Art, mit dem Missstand umzugehen? Ich meine, man kann auch hochseriöse Sprache anwenden dabei – aber das macht doch depressiv. Ich kann nur für mich sprechen: Der flapsige Umgang mit den Geschehnissen ist eine Form von persönlicher Erträglichkeitsökonomie. Geht es dir genauso?

Bräutigam: Ja klar. Man empfindet die Tagesschau-Nachrichten als Angriff auf den eigenen Verstand, als Verhohnepipeln. Aber meine Gefühlslage beachte ich beim Schreiben über den Mist nicht. Ich schreibe, weil die Tagesschau mit ihrem Propagandagift die Integrität des Zuschauers verletzt. Damit das unmissverständlich rüberkommt, nenne ich in meinem Text-Entwurf die miese Tagesschau-Meinungsmache eine »Publikums-Verarsche«. Und Friedhelm merkt dann an: »Kannst du das ein bisschen indirekter formulieren?« Hernach verständigen wir uns auf »versuchte Massenverblödung«. Das muss reichen.

»Ich habe mir noch keine einzige Sendung mit Böhmermann angeschaut«

De Lapuente: Ich werfe dem hiesigen Journalismus gerne vor, dass er bevorzugt Aktivisten vor die Kameras setzt. Ist man, wenn man journalistisch arbeitet wie wir beide, Volker, also mit kecker Sprache, mit Spitzen und Kanten, mit dem ganzen polemischen Repertoire halt, nicht in gewisser Weise auch Aktivist?

Bräutigam: Na logisch sind wir das! Wenn man unsere Klappe dreimal totschlagen muss, damit sie einmal Ruhe gibt, dann ist es genau richtig. Wir nehmen schließlich nicht an einem wissenschaftlichen Diskurs teil, sondern an einem politischen. Wir haben uns als ein Korrektiv zu bewähren, das im Interesse der gesamten Öffentlichkeit Gegenwind veranstaltet. Nicht mit dem Anspruch, die einzig wahre Wahrheit zu kennen, sondern mit der Absicht, diese gewaltbereiten Alleininhaber der Wahrheit als Kaiser ohne Kleider sichtbar zu machen.

De Lapuente: Neulich habe ich eine alte Folge der Harald Schmidt Show geguckt. Zusammen mit Andrack hat er den Kölner Müllabfuhrskandal thematisiert – lang ist es her! Schmidt mit kölsche Akzent, dabei wurde aufgearbeitet, wer was und wo und mit wem – das war eine Comedy-Nummer, die gleichzeitig aufklärte. Mir persönlich fehlt heute diese Gratwanderung zwischen ernsten Themen und dem laxen Umgang damit. Böhmermann tut das gerade ja nicht. Viele sagen ja, er mache Kabarett. Das tut er ganz und gar nicht. Er ist der klassische Aktivist. Polemisch wird er nur, wenn er Gruppen anfasst, die er hasst oder die gesellschaftlich betrachtet schwächer sind. Ist Böhmermann nicht das Zukunftsmodell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Mensch mit Haltung verspottet die, die sein Salär bezahlen und wähnt sich dabei noch als investigative Koryphäe?

Bräutigam: Deine Defizit-Gefühle sind sehr verständlich. Es fehlt heute an Begabungen, die sich mit dem Ernst des Lebens auf eine ebenso witzig-unterhaltsame wie geist- und lehrreiche Art beschäftigen können. Kabarett als Schule der Nation sozusagen. Böhmermann? Jetzt verrate ich dir was: Ich habe mir noch keine einzige Sendung von dem angeschaut. Es hat sich einfach nicht ergeben. Aber ich habe Etliches von ihm und über ihn gelesen. Mehr hat mich nicht interessiert. Ich kann also nicht mitreden. Schlimm?

»Billige Anmache mit Oliver Welke«

De Lapuente: Du hast großes Glück, dass dir dieser Mann erspart blieb bislang. Bleib dabei, das hält dich gesund. Guckst du aber überhaupt Kabarettistisches? Also außer die Tagesschau, meine ich …

Bräutigam: Mein Interesse am politischen Kabarett, soweit im öffentlich-rechtlichen TV-Angeboten vorhanden, lässt generell nach. Mein Eindruck: Die leiden unter dem gleichen Qualitätsverlust wie die Fernseh-Nachrichten. Der »Scheibenwischer« mit Dieter Hildebrandt war mal ein richtiger Straßenfeger. Aufklärerisch, angriffslustig, informativ, ein Stachel im Fleisch der Mächtigen. »Die Anstalt« mit einem Georg Schramm und anfänglich mit Max Uthoff war es auch. Klasse Sendungen, Zuschauermagneten. So wie »Pelzig unterhält sich« (ARD), später »Pelzig hält sich« (ZDF), aber dieses Angebot wurde inzwischen ja ganz gestrichen. Platte, billige Anmache wie Oliver Welkes »heute-show« ist nachgerückt. Könnte es sein, dass die vom Böhmermann-Kaliber ist? Meine Lebenszeit ist mir zu kurz für Dergleichen.

De Lapuente: Die heute-show? Ich weiß es nicht, ich ertrage Welke nicht, der findet seine Scherze selbst am besten. Er ist wie einer dieser Hochzeitsunterhalter, die einem nur peinlich sind und bei denen man ganz genau weiß, warum er es nicht weiter gebracht hat in der Branche. Welke hat es weit gebracht – unergründlich ist das. Volker, vielen herzlichen Dank für Deine Zeit. Und später viel Spaß bei der Tagesschau.

Bräutigam: Aha. Danke auch für den ironischen Schlenker. Tagesschau und Spaß: das kriegst du bei Gelegenheit zurück!

 

Volker Bräutigam war zunächst als Redakteur für Tageszeitungen und danach 20 Jahre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig, unter anderem als Dienstleiter in der Tagesschau-Zentrale in Hamburg. Von 1996 an hatte er einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Fu Jen University, Taipei. Seit 2001 ist er freier Autor.

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15 Kommentare

  1. Freue mich immer, wenn ich einen Kommentar von Bräutigam und Klinkhammer zu lesen bekomme. Das intellektuelle Niveau der Tagesschau ist nämlich wirklich für jeden Aufgeklärten eine Zumutung. Das muss aber, dem Leben zugewandt, ausgehalten werden. Und dabei hilft Polemik eben enorm.

    1. Ja. Lese ich auch immer sehr gerne.

      @Interview: zu Polemik.

      Das Blöde an Polemik ist, dass sie immer auch gekonnte Präsentation erfordert und das nicht jeder kann. Die Methode ist also nicht verallgemeinerbar, was ihr im politischen Alltag die Nützlichkeit und Durchsetzungskraft nimmt.

      Gerade wenn Autoren und Journalisten gut recherchiert haben und schwergewichtige Argumente haben, sollten die keinesfalls für kabarettistische Spielereien verplempert werden. Bei den Schautafeln der Anstalt war es meist so, dass der Aufklärer, der die Schautafel füllte, nüchtern servierte, während der Andere oft der ins Spaßige Flüchtende war.

      Nach meiner Beobachtung (Gefühl) ist Polemik, wenn neue Konflikte gerade erst im Entstehen sind, eines der am häufigsten verwendete Werkzeug, um ohne echte Argumente Systemgegner in die Rechte-, Deppen- oder international in die Despotenecke zu stellen. Die Polemik soll davon abhalten, dass nach Gründen gefragt wird, bevor die Sprechformeln dann so vertieft ist, dass sie als Tatsache gilt.

      Wer gute Argumente hat, sollte dringendst auf irgendwelche Späße verzichten. Wenn es darum geht, über funktionale Personen wie Frau Miosga oder andere Nachrichten-Moderatoren zu sprechen, kann man die Späße schon machen. Es ist aber ungleich wichtiger und vor allem nützlicher, ihre fälschenden Methoden wie Einseitigkeit, Doppelstandards und Lückenerzählungen zu benennen und an konkreten Fällen zu zeigen.

      Wenn bspw. die Lückenerzählungen durch wichtige Informationen ergänzt, wie: Der Ukrainekrieg wurde nicht 2022 durch Putin “vom Zaun gebrochen”, sonder er begann als “Anti-Terroroperation” 2014 nach dem von den USA unterstützen Putsch, dann ist das so eine Informationsbombe, da würde Polemik nur die Aufmerksamkeit schwächen.

      Manche Sprechformeln wie “Der Krieg gegen die Ukraine” sind so brutal offensichtlich, dass ich einfach nicht verstehen kann, wieso öffentlich nicht diskutiert wird, wieso der Krieg in der Ukraine von 2014 bis 2022 denn OK war.

      Dann könnten polemische Button-Slogan geformt werden: Ukrainekrieg. In gut. Gegen böse.

    1. +1

      Kann mich nur anschließen. Wäre als Podcast mit Video der angewiderten Gesichter der Beiden echt noch unterhaltsamer gewesen. Diese unsäglichen Zustände kann man auch nur noch mit ätzendem Sarkasmus bewältigen.

  2. Ich kaufe nichts, wo sich Menschen über die Gebrechen anderer lustich machen.
    Außerdem ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht am Ende.
    Er kann, wenn er will.

      1. Politmagazin……äh…..konnte er mal und Tierfilme…..

        Lange Formate kann er….Reportage, Doku…..Die Autoren sollten allerdings nicht zu genau arbeiten…..nur bis an die Schmerzgrenze …..
        sonst sieht man die nie wieder…..Abgereichertes Uran als Antipanzermunition und so…., oder Radiomitschnitt Laschet….Hambacher Forst…und, und, und….

        Mein Fernseher liegt aber seit 2015 auf dem Müll…bin nicht mehr up to date….

  3. ich (81) danke euch für die Aufkläerung… ich kann den Mist die Lügen die Grobheiten nicht mehr anschauen, ich dachte schon es liegt an mir…
    mit Wehmut denke ich an Dieter Hildebrandt, Werner Schneider, Gerd Polt… das waren Sprachgenies

    1. Nun, inwiefern dieser Beitrag zur Aufklärung beiträgt, sei dahingestellt.
      Leicht dahinplätschernde Unterhaltung zweier Personen ohne Mehrwert.
      Wenn es um Aufklärung über wichtige Themen jenseits der gerade opportunen Headlines geht, empfehle ich andere Alternativen.
      Und bitte: hier niemals ein Zahl angeben, wenn Sie nicht in irgendeiner Weise aufgrund des Alters beleidigt, diffamiert, schuldig o.ä. für irgendetwas gesprochen werden wollen; ein darauf Reagieren ist in jedem Fall obsolet.
      Und nein – es liegt nicht an Ihnen!😊
      Beste Grüße

  4. Danke, es muss/sollte mehr Artikel dieses Formates geben. Ich (60) schaue überhaupt kein Fernsehen mehr, so seit ca. 2010. Wenn dann gezielt auf Empfehlung Mediatheken ÖRR. Dieses nach unten treten, diese einseitige Berichterstatung, ein Graus. Der Weltspiegel Erstes war lange Zeit ziemlich klasse, alles weg. Naja, polemisch gesagt, die ganzen naisen People seit Koepke, Berghof finanziere ich eher ungerne über meine Zwangsbeiträge ( lol, was der Riewa während Sprecherzeit rundlich ( dicklich ) geworden.

  5. Die Gehirnwäsche ersteckt sich nicht nur auf die Informationsverbreitung sondern auch auf die Kultur.
    Daher auch die ewigen Schlagershows, Shows mit den ewig gleichen systemkonformen Künstlern und das völlige Ausblenden, Totschweigen gehaltvoller Gegenwartskunst, , nur mal als Beispiel, d gibt es vieles gute mehr-

    https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=blutengel+kein+mensch&mid=441DBAC83EC5139EC113441DBAC83EC5139EC113&FORM=VIRE

  6. Danke für Eure Spaßtrunkenheit! 😉 Es geht nicht mehr anders und hilft das Maskottchen ‘Demokratisches System’ zu demaskieren! Weiter so!

  7. Gendern ist der Versuch, verbalaktivistisch zu schwafeln, um die eigene Feigheit zu verdecken.

    Danke für Eure erfrischende Polemik. Es stimmt, die Wehners fehlen heute.

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