Wie steht es um den herrschenden Journalismus? Wenn es nach Patrick Baab geht: Schlecht bis sehr schlecht. Die Alternativen machen ihm aber Hoffnung.
Roberto J. De Lapuente sprach mit Patrik Baab über den Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Ursachen für ebendiesen. Der Journalist kritisiert das Harmoniebedürfnis seitens der Medien. Anstatt das der Konflikt mit den Herrschenden Politikern und Eliten gesucht wird, kuschelt man im Gegenteil mit jenen und berichtet in deren Sinne.
Mitten in der Berliner Blase sezierte Patrick Baab seinen Berufsstand. Zimperlich geht er dabei nicht vor – man kennt es von ihm nur so. Eine kurzweilige halbe Stunde voller Journalismuskritik.
Patrik Baab ist Politikwissenschaftler und Publizist. Seine Reportagen und Recherchen über Geheimdienste und Kriege passen nicht zur Propaganda von Staaten und Konzernmedien. Er berichtete u.a. aus Russland, Großbritannien, dem Balkan, Polen, dem Baltikum und Afghanistan. In Russland machte er mehrfach Bekanntschaft mit dem Inlandsgeheimdienst FSB. Auch die Staatsschutzabteilung des Bundesinnenministeriums führt eine Akte über ihn. Im Westend Verlag publizierte er Im Spinnennetz der Geheimdienste. Warum wurden Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby ermordet? (2017) und Recherchieren. Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung (2022). Seine Homepage findet sich unter https://patrikbaab.de/
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Als ich Bundesbürger wurde, war die Medienlandschaft der Republik tatsächlich eine andere. Klar, für uns, die wir aus der DDR kamen und meistens mit dem Westfernsehen vertraut waren, war es nicht vollkommen überraschend. Aber was man gedruckt bekam, machte oft schon Spaß. Schon, weil wir, jedenfalls die meisten von uns, von dem öden Sprachregeln die Nase voll hatten und das war in der neuen Republik bessser.
Sprachregeln, Einheitsmedien und den Anspruch, die alleinige Wahrheit zu verkünden, haben wir mittlerweile wieder und, was soll ich sagen, ich hätte darauf verzichten können. Auch ist meine Bereitschaft, mich erziehen zu lassen, sehr gering.
Aber viel von dem, was wir heute erleben, war damals schon angelegt. Das kann nicht aus dem Nichts, vielleicht als Reaktion auf böse “Coronaleugner” oder wegen der tödlichen Gefahr durch den russischen Bären und seine deutschen Freunde.
Im Umgang mit der DDR waren von Anfang an Dinge auffällig: Überheblichkeit und Gehässigkeit und ein erstaunlich kreativer Umgang mit der Wahrheit und nicht nur bei der BILD, die damals titelte : Stasiärzte entrissen Lebenden das Herz um es Bonzen einzupflanzen.
Der Spiegel bespielte diese Bühne auch und nicht viel besser. Ich erinnere mich an einen langen Text über die Akademie der Wissenschaften der DDR. Die Art und Weise, wie sie das machten, hätte in jeder Dorfkneipe eine Schlägerei provoziert. Aber abgesehen davon und jenseits der Bewertungen, die sie vornahmen, wimmelte es von Fehlern. Übertrieben ausgedrückt, stimmte garnichts. Die Lage und Bezeichnung von Instituten, Angaben zur Struktur, Namen von Personen und deren Zuständigkeit und weiß der Teufel, was noch alles. Aber darauf kam es den Autoren auch nicht an. Sie hatten von dem, worüber sie schrieben, nicht die geringste Ahnung und begleiteten nur propagandistisch die Abwicklung der Akademie.
Diese Art des Journalismus, die damals über ein paar tausend Mitarbeiter der Akademie eines untergegangenen Staates herfiel, ist heute flächendeckend. Ihre Merkmale sind die gleichen: Radfahrer, die nach oben buckeln und nach unten treten. Arrogant, gehässig, unwahrhaftig. Neu ist, dass das sprachliche Niveau ständig fällt und das Bildungsniveau der Autoren auch.
Das möge der von mir sehr geschätzte Barb, der viele Journalisten ausbildete, nicht persönlich nehmen. Aber das ist so und lässt sich durch nichts mehr fixen.
Patrik Baab – ups kein Eintrag in der Wikipedia. 😉
Nachdem man ihn mundtot machen wollte dreht er richtig auf und das in einer angenehm sachlichen Art.
Das Gespräch war mir ein Vergnügen – nur zu kurz. Erstaunlich, wie präzise Patrik Baab formulieren kann: er spricht wie gedruckt. Große Klasse, wie er die staatstragenden Journalisten als Schmierfinken abkanzelt, ohne auch nur eine Sekunde ausfallend zu werden: fast schelmisch leitet er sein Verdikt aus der Psychoanalyse nach Freud ab, um die Kollegen zielsicher auf den Nachttopf zu setzen. Schade, dass er danach gegen die Uhr reden musste – viele Aspekte des herrschenden Nicht-Journalismus wurden nur gestreift.
@Roberto: es kommt nicht gut, in die Hand vorm Bart zu nuscheln und den Spickzettel wie ein Kruzifix gegen den Interviewten zu heben. Nebbich – wann kommt die Fortsetzung?
Ein Journalist darf zumindest Konflikten nicht aus dem Weg gehen, wenn sich solche aufdrängen, weil man etwas anders abliefern soll, als man es gelernt hat, und dabei vieles Wichtige ausblenden und Belangloses überzubetonen.