Im Medienbetrieb gilt: Der Konformitätsdruck steigt und steigt. Die zwei Overton-Redakteure im Gespräch.
Florian Rötzer ist ein Urgestein des deutschen Alternativjournalismus. Als Mitgründer von Telepolis war er sich aber Mitte der Neunzigerjahre gar nicht darüber bewusst, dass er im Alternativmedienbereich tätig ist. Einfach deswegen, weil man damals noch nicht zwischen Mainstream und Alternativmedien unterschied.
Roberto J. De Lapuente spricht mit Florian Rötzer über dessen Vergangenheit, Werdegang im Journalimus und die Anfänge von Telepolis.
Florian Rötzer, geb. 1953, ist studierter Philosoph und beim Online-Magazin Overton tätig. Der freie Journalist arbeitete zuvor u.a. bei der taz, der Süddeutschen Zeitung und Frankfurter Rundschau sowie beim Bayerischen und Hessischen Rundfunk. Neben seiner publizistischen Tätigkeit mit den Schwerpunkten Medientheorie und -ästhetik, organisiert er zahlreiche internationale Symposien. 1996 hat er mit Telepolis eines der ersten deutschsprachigen Online-Magazine mitbegründet und war dort bis Ende 2020 Chefredakteur. Unter seiner Leitung erhielt Telepolis den Europäischen Preis für Online-Journalismus in der Kategorie Investigative Reportage (2000) sowie den Grimme Online Award in der Kategorie Medienjournalismus (2002) und den Lead Award für spezialisierte Onlinemagazine (2004).
Florian Rötzer existiert! Das ist mal das erste und wichtigste. Als Telepolis-Redakteur war er lange Zeit überhaupt nicht öffentlich sichtbar und ich hatte dann vermutet, dass sich hinter diesem Pseudonym die KI des Heiseverlags verbirgt und getestet wird, ob die Leser das merken. Da bin ich nun gänzlich widerlegt. Was kommt als nächstes? Dass Bielefeld existiert?
Das Dach unter dem Informatikverlag hat dem Projekt übrigens nicht geschadet. Kritische Informatiker waren dem Niveau durchaus zuträglich. Das Naturwissenschaftliche vermisst man hier etwas. Obwohl man ja sagen muss, dass Florian durchaus die Fähigkeit hat, sich in weit vom Philosophischen entfernte Themen einzuarbeiten. Eben als gar nicht so schlechter Stratege im Ukrainekrieg.
Punkt ist halt: die “Alternativen” sind fast durchweg rechts. Die schwimmen im Geld der Fossil- und Atomindustrie und sie sind durchaus in der Lage, Probleme zu thematisieren. Aber man sollte sifch immer klar machen, worauf die abzielen: die Sabotage der Energiewende. Telepolis und Overton sind da die Ausnahmen. Roberto hat neulich seiner Tochter empfohlen, auszuwandern. Man darf ja mal fragen: in welchem Land gibt es denn ein so kritisches Magazin, das nicht rechtzs unterwandert ist? Also ich sehe in ganz Europa nirgends so einen Lichtblick.
Die wirklich abstoßende Gleichschaltung des Mainstream haben wir seit dem Maidan 2014. Unglaublich, was da passierte. Da war Telepolis die Speerspitze der Aufklärung und Overton ist es bis heute. Telepolis hat Ulrich Heyden gekündigt, hier darf er noch schreiben. Gut so!
Es gibt ab und zu ein paar Videos mit Florian Rötzer.
https://www.youtube.com/@overtonmagazin3793/search?query=moshe%20zuckermann
Es gibt auch linke Medien abseits des Mainstream. So als erstes fallen mir die Mitte-links Nachdenkseiten ein. Indymedia wäre dann extremst links und Steine werfend. Um nur mal zwei Beispiele zu nennne.
Ich habe 2011, anlässlich des Syrienkriegs, schmerzlich wahrgenommen, dass nur noch ganz seltene Artikel im Feuilleton der FAZ außerhalb der Alternativmedien den Nato-Einheitsbrei abwechselten.
Beim Afghanistankrieg-Medienrummel ahnte ich, seit ich Reinhard Erös das erste mal im TV hörte, dass da was im Argen lag. Peter Scholl-Latour rührte auch gerne an den Nato-Darstellungen, aber die Augenöffner wurden bei mir nicht wirksam.
Du irrst! Die beiden Herren werden von Vovan und Lexus verkörpert. Den echten Rötzer kann man z.B. hier im Telepolis-Salon zu Sex-Bots
https://www.youtube.com/watch?v=WI-1ArVPV6U
sehen.
“Im Medienbetrieb gilt: Der Konformitätsdruck steigt und steigt. ”
Das ist wohl auch der Grund bei Telepolis.
Die Frage ist wie lange geht das hier noch. Bankkonten von Redaktionen werden gesperrt. Redakteure wandern aus, weil der Druck zu groß wird die Wahrheiit sagen zu dürfen, das Strafrecht !! wird auf Meinungsäußerungen umgebogen, achja fremde Sender werden zu Feindsendern. Alle großen Medien verbreiten eine Einheitsmeinung. Kleiner Lichtblick ist da die Berliner Zeitung, allerdings nicht von ungefähr, die gehört zu keinem Konzern.
Das Demokratiemeter wandert in den roten Bereich. Vor 20 Jahren hätte man gesagt, sowas kann hier nicht passieren, wir haben doch das Grundgesetz.
Durchhalten heißt die Parole. Wenn nicht wir, wer soll sonst noch Wahrheiten verbreiten? Man kann sich natürlich wegducken, sagen, man hat nichts gewusst. Sicherlich haben die meisten aufgrund von Arbeit und Familie gar nicht die Zeit und die Lust, zu recherchieren, aber wir, die meist beruflich mittlerweile Unabhängigen, sollten uns wenigstens noch gegenseitig Mut machen, Mensch zu sein und Verbrecherisches zu benennen. Zumindest ich und vermutlich auch viele andere können ihr Gewissen nicht ausschalten, wenn sie von Barbarei wissen. Bei telepolis wurden mir ohne Vorwarnung die Beine weggeschlagen, trotz dauerhaft grüner Bewertungen, einfach so, nach einem post. Aber ich sah es zu dieser Zeit als sinnlos an, zu rebellieren, zu offensichtlich war die Einflussnahme der Natovasallen. Also dann Tschüß. Auf tiktok wurde mir mittlerweile 2 x nach Einspruch der Post wieder freigegeben, der große Rest ging durch. Ich gebe erst Ruhe, wenn die Medien wieder einigermaßen neutral berichten oder die Demokratie mich mit anderen Mitteln mundtot macht. Aber ich habe kein schlechtes Gewissen, das dürfte mich von den vielen gekauften Redakteuren unterscheiden.
” Bei telepolis wurden mir ohne Vorwarnung die Beine weggeschlagen, trotz dauerhaft grüner Bewertungen, einfach so, nach einem post. ”
Ging mir auch so. War noch etwas lustiger, hatte 1 Tagessperre, nachdem ich zurückschrieb das stände 1:1 in der WP, kam der Fullbann.
Wahrheiten die dort keiner hören will, von der Redaktion. Dafür posten und beleidigen die … Propagandisten dort in einem fort.
Ich bin in letzter Zeit oft verwarnt worden, weil ich angeblich einem anderen User unsachlich gekommen wäre, in Wahrheit ihm Faktenferne vorgeworfen hätte.
Der 1-Tagesbann kam, als ich forderte, dass es “völkerrechtswidrige” Sanktionen heissen müsste.
Das ist nicht die Redaktion, das moderieren macht die externe Firma Interred. Der neue Chefredakteur wurde von denen auch schon mal gesperrt iirc. Die Angestellten dort sind wohl eingenordet.
Richtig lächerlich wird es, wenn Forumsschreiber gemaßregelt wurden und kurz Zeit später das Thema in einrm Artikrl verarbeitet wird. Die Forenmodetation macht ihr eigenes Ding offenbar.
Bei TP geschehen ganz merkwürdige Dinge. Nachdem ich jahrelang gesperrt war (ohne Benachrichtigung), hatte ich durch Zufall entdeckt, daß die Sperre (ebenfalls ohne Benachrichtigung) aufgehoben war.
Vor Kurzem bekam ich eine Mail, daß eine Antwort von mir auf einen anderen Beitrag aus dem November 23(!) gesperrt worden sei. Machen die jetzt große Wäsche rückwärts?
Was sich übrigens eisern hält, sind Knolle und Pippi.
Ansonsten fällt auf, daß sie brisante Statements gerne von US-Autoren vortragen lassen; “Responsible Statecraft” ist zu einem Hauptlieferanten geworden. Wer würde die – außer den üblichen Verdächtigen – angreifen wollen?
Ja das ist auch mein Eindruck, daß man um die Ecke über Bande nicht-narrativgemäße Ideen unterbringt.
Oder genau umgekehrt.
Man muß jedoch eins bedenken: Heise ist ein kommerzieller Verlag. Nun hab ich keine Ahnung, ob dieser Verlagsstatus in diesem Land mit irgendeiner Art Wohlwollen des Staates verknüpft ist (aka Lizenz, wie sie zum Bleistift auch jeder “Rundfunksender” benötigt), aber ich kann mir gut vorstellen, wenn denen irgendwer an die Karre fahren will, dann klappt das am besten wegen Unterlassung der inzwischen doch recht zahlreichen Einschränkungen der Nutzerfreiheiten. Im Zweifelsfall ist alles eben einfach ein Hasspost und schon bist du dran und darfst den Gesellschaftern erklären, warum ihr Invest zur Hölle fährt. Insofern sollte man das nicht überbewerten, da geht’s meiner Ansicht nach einfach nur ums Geschäft und Geschäftsleute und vor allem deren Sinn für Profit statt Moral, sind mit wenigen Ausnahmen etwas, auf das sich totalitäre Entwicklungen immer verlassen können.
Auch wenn ich eigentlich schweigend genießen wollte: Ich wurde vor ein paar Tagen in Summe für 14 Tage gesperrt, etliche Beträge auf einmal, wobei hierfür auch zwei Monate alte Beiträge rückwirkend gesucht und gesperrt wurden. Vielleicht war das auch eine Denunziation “schaut mal, das ist ein Russischer Troll” oder sowas – und dann hat sich ein Moderator auf die Suche begeben. Habe dort seit 2011 (in 13 Jahren) viele tausend Beiträge geschrieben und wurde nie zuvor auch nur ein einziges Mal gesperrt. Etliche der gesperrten Beiträge waren vollgrün (wie in der Regel die meisten meiner Beiträge, ohne das jetzt besonders herausheben zu wollen). Sei’s drum, ich verstehe das nicht als Zensur, der Hausherr mag bestimmen. Aber da hat jemand wirklich gezielt eine Keule gegen mich gesucht, aus seiner Sicht dann auch gefunden und verwendet. Weil ich – nach meiner bescheidenen Auffassung – einigermaßen konstruktiv Gegenargumentieren kann, gegen Kriegstreiberei beispielsweise, und niemals frontal direkt beleidige? Will man sowas nicht? Sperrgrund war überwiegend Desinformationsverbreitung und Irreführung.
Irgendwas ist da anders, bei Telepolis. Mir schwant Unheil, auch für Overton. Denn die üblichen Atlantiker, die auf der Mainstream-Meinung schwimmen (Knolle, Pippi, wer dort noch liest, der kennt sie) schreiben fleißig weiter – und sind auch nicht gerade zimperlich. In ein paar Monaten kann man das Forum vermutlich vergessen, da bildet sich grad die übliche Blase, die unseren Staat auf Kurs gegen Russland bringen soll.
Interessanterweise wiederholen Telepolis-Beiträge – beispielsweise auch von Herrn Neuber – in der Regel dann meine Meinung, wenn auch vielleicht nicht so drastisch formuliert, im Ende dann aber mit ähnlichen Bewertungen und Schlussfolgerungen.
(Sorry, musste raus, das soll’s gewesen sein)
Danke Herr Rötzer für die Klarstellung wieso seit 2014 die Admins auf Telepolis anscheinend frei drehen. Erst nach ihrem Interview ist mir klar geworden wieso das gemacht wird, es geht wie immer nur um Geld. Der Plan ist anscheinend einfach das langjährige Zielpublikum auszuwechseln und so entweder seinem “Sugar-Daddy” (wahrscheinlich transatlantische Großspender zu gefallen) oder einen wesentlich größeren Teil der Bevölkerung zu erreichen.
Nämlich den Teil der Bevölkerung der komplett verblödet und Gehirngewaschen wurde und der sowieso nicht mehr merkt welche Lügenmärchen einem da täglich in den MSM aufgetischt werden. Aber wieso macht sich Telepolis die ganze Mühe wir haben doch schon Spiegel und co. ? Eine weitere Propagandazeitung braucht niemand. Alleine bei dem Artikel von heute rollen sich einem die Fußnägel auf.
https://www.telepolis.de/features/Der-Ukraine-Krieg-und-seine-Folgen-fuer-Russland-9700983.html
Abundzu kommt auch noch ein kritischer Bericht auf TP. Allerdings traut sich da keiner das selbst zu sagen sondern wird als Übersetzung vom amerikanischen Quincy Institut gebracht. Nach dem Motto kreidet das nicht uns an, wir druckens nur ab.
Quincy schreibt auch mal Mist, wegen amerikanischer Sicht, aber haben auch viele passende Einschätzungen der Lage. Die Meinungsfreiheit in den USA ist doch erheblich tiefer verankert als in Deutschland. Auch was einige Uni Wissenschaftler von dort schreiben bin ich erstaunt, die wären hier schon längst rausgeflogen.
“Abundzu kommt auch noch ein kritischer Bericht auf TP.”
Absolut, gegen die Artikel kann man eigentlich nichts sagen, aber man merkt da schleichen sie langsam aber sicher immer mehr “Staatsfunk”- Artikel dazwischen, erst vereinzelt und dann in ein zwei Jahren werden neue Leser den schleichenden Übergang zum SPIEGEL 2.0 dann gar nicht mehr mitbekommen oder wahrnehmen können.
“Auch was einige Uni Wissenschaftler von dort schreiben bin ich erstaunt, die wären hier schon längst rausgeflogen.”
Versteh ich auch nicht. Was ein John Mearsheimer oder ein Jeffrey Sachs manchmal vom Stappel lassen (manchmal hochoffiziell bei der UN oder live im Staatsfernsehen) würde bei uns für eine Hexenverbrennung reichen. Die wären längst weg vom Fenster. Aber wahrscheinlich wird sich auch das noch ändern, wenn man sieht wie eine Professorin vor ein paar Tagen bei den Pro Palästina Protesten in den USA niedergeknüppelt wird. Ich glaub die Polizei hat auch ein Fahrrad nach einer anderen Professorin geschmissen. Mal sehen wie lange das noch so bleiben wird bevor auch ein Sachs oder Mearsheimer abserviert werden. Es wird langsam Finster am Horizont.
daß leute wie mearsheimer und sachs, und die sind ja nicht irgendwer, das alles in de usa so frei äussern dürfen, ist immer noch ein zeichen dafür daß dort die redefreiheit zumindest für die alten eliten gilt. bei einigen anderen wird da schonmal abschreckung gefahren, zum beispiel beim alten cia recken ray mcgovern, der nach kritik an den gerade herrschenden diskursen wie “russiagate” kurzerhand zuhause besuch bekam vom fbi, mit vorgehaltener knarre.
diese leute sind durchgehend das was man im geheimdienstund militärmilieu als “school of realism” bezeichnet hat und zwar als der kalte krieg noch richtig heiss war und als die bushclique ihren war on terror mit lügen durchgeprügelt hatte.
sachs war immerhin der chefökonom der us-regierungen die anch dem fall der sowjetunion die ostländer, zb polen, überführen sollte ins kapitalistische wirtschaftssystem. hat er auch äusserst erfolgreich geschafft. als dann russland dran war wurde er ohne absprache und info zurückgepfiffen. das war unter jelzin/putin. man wollte sich schlicht und ergreifend nicht des feindbildes entledigen.
mearsheimer ist oder war einer der führenden politwissenschaftler der usa.
ray mcgovern hochrangiger cia offizier, beraterstab des präsidenten zur einschätzung der politischen gegner weltweit.
da gibts noch etliche mehr und bis auf ganz wenige ausnahmen alles andere als linke.
“daß leute wie mearsheimer und sachs, und die sind ja nicht irgendwer, das alles in de usa so frei äussern dürfen, ist immer noch ein zeichen dafür daß dort die redefreiheit zumindest für die alten eliten gilt.”
Ja aber wer wird schon ins Fernsehen eingeladen oder bekommt so eine Plattform, da müssen schon so kalte Krieger wie Merheimer oder Sachs oder Mc Govern her die man nicht so einfach mundtot machen kann. Aber fragen sie mal die kleinen Leute die keine andere Möglichkeit haben als über “social”-media ihre Meinung kundzutun, die werden sofort aus sämtlichen Plattformen entfernt, ganz egal ob Musk Twitter jetzt übernommen hat oder nicht da wird heute immer noch genauso gecancelt. Zum Beispiel Garland Nixon wurde auch auf X mit dubioser und fadenscheiniger Begründung gebannt. Ich selber bin praktisch aus sämtlichen Plattformen geflogen die es da draußen so gibt.
Die Zeiten der freien Meinungsäußerung gehen langsam zu Ende (außer für oben genannte kalte Krieger) , was danach kommt will ich mir gar nicht vorstellen aber der “Dokumentarfilm” 1984 liefert glaube ich einen guten Eindruck was die Weltelite sich für die Zukunft so vorstellt.
Jo. Aber wehe, man kommentiert solche Artikel im Forum entsprechend. Dann hagelt es Beitragslöschungen, temporäre und dann endgültige Accountsperren. Das alles flankiert von Beleidigungen durch NATO-konforme Trolle mit teilweise bis zu 20 Jahre alten, und demzufolge nie gesperrten Accounts – trotz der routiniert rausgehauenen Beleidigungen.
Telepolis dürfte so ziemlich das einzige Onlinemedium dieses Landes sein, in dem man als Leser dafür bestraft wird, “auf Blattlinie” zu sein. Immerhin ein Alleinstellungsmerkmal…. 😉
“Telepolis dürfte so ziemlich das einzige Onlinemedium dieses Landes sein, in dem man als Leser dafür bestraft wird, „auf Blattlinie“ zu sein. Immerhin ein Alleinstellungsmerkmal…. 😉”
Das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Die Ursprungsidee, Telepolis als eine Art deutsche Wired zu erfinden, fand ich wirklich überraschend. Und eigentlich auch völlig vermessen, mich erinnert in Telepolis nichts an die Wired, die ja insbesondere durch ihr geniales, grelles 90er-Jahre-Design um Längen anders wirkte als das biedere Telepolis mit seinem schlichten Bleiwüstencharme. Allenfalls die Auswahl der Artikel ähnelt vielleicht ein wenig, wobei die Wired auch hier sehr sehr viel technikaffiner war. Gadget des Monats, gabs sowas je bei Telepolis?
Nunja, die c’t hatte ja damals auch eine Cooperation mi der absteigenden Byte. Vielleicht war dies ja auch Teil des Hintergedankens bei Heise: Byte haben wir schon, jetzt brauchen wir noch was hypermodernes.
Eine Anmerkung zum Begriff “Alternativmedien”: Diese entstanden nicht mit dem Internet, die gab es lange vorher, nach meiner Wahrnehmung etwa seit den 68er Jahren. Das begann mit schlecht gedruckten Flugblättern, in denen zu den Anti-Vietnamkriegs-Demos mobilisiert wurde und mündete in Zeitungen wie der taz und Verlagen wie Rotbuch & Co, in denen der vorwiegend linke oppositionelle Geist der Zeit seinen Ausdruck fand. Der Unterschied zum Internetzeitalter: Die Produktion von Medien war teuer. Ein moderner Satzbetrieb und eine Druckerei, die den gestiegenen Ansprüchen der Szene gerecht wurden, kosteten schon mal eine runde Million DM, nach heutigem Wert eher 2 Millionen €. Ein Farbauszug für einen farbigen Zeitschriftentitel (ich war einige Jahre an der Herstellung einiger Berliner Programmzeitungen beteiligt) kostete um die 400 DM. Etc. Dagegen ist die technische Produktion der Internetmedien praktisch für lau. Das Fotosatzgerät der 80er für 300.000 DM ersetzt der PC für nicht einmal 1 Prozent der damaligen Kosten, Fotos und Videos werden eh digital erstellt und am PC in die richtige Form gebracht, und teuer gedruckt muss das alles auch nicht mehr werden. Insofern eigentlich paradiesische Zeiten für Medienhersteller…
Es gab die taz, fast zeitgleich wurde der Berliner Extradienst gegründet, es gab die Konkret, die vor ihrer antideutschen Wende wirklich eine sehr gute Zeitschrift war. Es gab die DVZ. Es ist also keineswegs so, dass vor dem Internet es keine linken Alternativmedien gab.
Zeitgleich mit der taz wurde “Die Neue” gegründet als Nachfolger des “Berliner Extradienst”. Die hatte allerdings keinen langen Bestand. Die taz im Grunde auch nicht, jedenfalls mit ihrer ursprünglichen Zielsetzung.
Stimmt, das hatte ich nicht mehr so genau auf dem Schirm.
Achja, und die DVZ war die Deutsche Volkszeitung.
Das erste „Altrrnativmedium” dürfte die in Landessprache übersetzte und dann gedruckte Bibel sein. Sprich es gab immer Leute, die ihre andere Sicht zur offiziell publizierten Meinung verbreiten wollten. Vor dem Buchdruck gab es auch Einzelne, aber gedruckte Bücher sind um Größenordnungen billiger als handgeschriebene. Genauso ist das Internet um vieles billiger als Bücher.
Ich erinnere mich noch an einen selbstdenkenden Journalisten, der Ende der 70-er/Anfang der 80er-Jahre in Berlin aktiv war. Er bot seine handgeschriebenen, teilweise per Matritzendrucker (stromfrei, handbetrieben, auch „Nudelgerät“ genannt) vervielfältigten Artikel, die gesellschaftsrelevante Themen behandelten, in Lokalen zum Kauf an, 3-5 Seiten zum Groschenpreis. Obendrein war er stets gesprächsbereit.
Den ersten Halbjahrgang der taz hatte ich gesammelt. In den 90ern dann weggeworfen (natürlich in die Altpapiertonne). Als die taz Säzzer mundtot gemacht und sich den Popanzherrschaftseliten subordiniert hatte.
Ein damaliger Arbeitskollege von mir, Hardcorekiffer und Visionär, hatte damals schon eine Vision, die das Internet vorwegnahm: Eine regelmäßige Publikation, in der jeder das veröffentlichen kann, was er für wichtig hält. Damals nicht umsetzbar. Wer wollte sich schon durch Papierberge vom Umfang des Quelle-Katalogs durcharbeiten, und vor allem: Wer sollte dessen Produktion Bezahlen?!
So ein 30min Rückblick auf ein journalistisches Dasein zeigt auch hier, das die grosse Politik für jeden fest steht, der Zeitrahmen hängt nicht von den Wahlperioden ab, da alle peau a peau zum Ziel hinarbeiten.
Das Internet kam mit der Idee auf ‘die Welt’, das jeder mit jedem ohne Grenzen, Gesetze, Richtlinien, Vorgaben auf dem weltweitenweb kommunizieren kann.
Heute erfahren wir das genaue Gegenteil und Herr Rötzer hatte das selbst oft genug beschrieben.
Man sagt es geht um Kapital, Kapital ist ein Mittel zur Kontrolle und wer das Kapital kontrolliert, kontrolliert seine Surfer.
Alternativmedien können von jedem Geheimdienst selbst kreiert werden, um alternativen zur nicht vorhandenen alternative herbei zu fabulieren.
Deshalb lese ich hier, zumindest habe ich die Hoffnung und Glauben immer noch mit dem richtigen Journalismus verbunden zu sein.
Danke den Herren für das Gespräch
Alternative Html-Tags wie embed und video verhelfen Lokalem Content dazu auch lokal zu bleiben. Und nicht Kekslieferant für Gott und die Welt zu werden.
Telepolis wird nach dem Aufstieg vom backslash nun vollends von der Forumspolizei saubergewaschen. Rasch ist der kontroverse Kommentar vom kommentierten Artikel in den -ohne Bezug- Folder verschoben.
Geduzt wird man sowieso. Egal ob man andere mit Sie anspricht oder nicht geduzt werden will.
Hilft nur noch der eigene Blog; falls man kein Dissident ist oder keine politisch problematischen Umstände anprangert.
Sei es nun dass der Mangel das ganze Bundesland und die Hauptstadt betreffen, also z.B. Hessen und Bonn.
Oder, wie in meinem Fall, Katalonien, Generalitat de Catalunya und Ministerium/en in Madrid.
Also anprangern im Sinne von mitteilen. (Wobei es lediglich mitzuteilen gibt, dass es nichts gibt was nicht zu bemängeln wäre).
Und evtl. zum Boykott oder sonstigen Massnahmen aufruft.
Der persönliche Boykottaufruf, Spanien im Urlaub nicht zu besuchen, passt nun weder in das beförderte Forum, noch kann man ihn per Tor-Browser als Whistleblower ins Overton-Magazin stellen.
Und der spanische Pass mutiert in Anbetracht der Nutzlosigkeit der Staatsangehörigkeit zum Relikt.
(Was natürlich ein juristisches Problem ist und kein kulturelles).
Es ist kein kulturelles Problem, weil uns die Kultur nicht interessiert.
Dass früher nicht alles schlechter war wie z.B. das Autobahnen gebaut wurden oder etwas unter Franco nicht passiert wäre ist dann nebensächlich. Wäre schlecht, wenn es keine Autobahnen gäbe oder man nicht hätte auswandern können.
Und wenn das meiste dass ist was man mitbringt und man einen Schaden erleidet (am Mitgebrachten und an der Gesundheit) weil man sich nicht runtertauschen lässt, dann ist das ein Mangelsymptom des Status-Quo im Land.
Gemeint ist nicht nur das solche Länder im Allgemeinen Habenichtse exportieren, und ausser im Eigentum zu wohnen keine Agenda zu haben scheinen.
Und besser wäre es, wenn weiterhin aus solchen Euro-Empfängerländern qualifizierte Fachkräfte in benachbarte Länder auswandern würden um wenigstens etwas zur Europäischen Sache beizutragen.
Es gibt keinen ersten Platz in der zweiten Liga.
Danke Florian!
2014 bin ich unsanft aus der Mainstream Matrix gefallen. Mir war nicht klar, warum westliche Politiker auf dem Maidan zu einem Putsch einer gewählten Regierung aufrufen konnten.
Auf meiner Suche nach Antworten bin ich damals bei Telepolis gelandet und der Flory hat mir die Augen geöffnet.
Danach der versuchte Syrien Putsch. Ich liebte diese “dahingerötzerten” Beiträge, die zumindest versuchten, zwischen dem offiziellen Narrativ und der Realität zu vermitteln und wegen Telepolis war mir schon im Frühjahr 2022 klar, dass die Pandemie wohl ein Fake ist.
Du hast mir die Augen geöffnet und dafür ein ganz großes Dankeschön!!!!!
Hat se nicht alle
“Mir war nicht klar, warum westliche Politiker auf dem Maidan zu einem Putsch einer gewählten Regierung aufrufen konnten.”
Gut formuliert.
Hier wäre sowas btw strafbar. Also allein der Aufruf.
2erlei Maß wie seitdem nur noch.
Dabei war der Präsident noch nichtmal auf russischer Seite, er wollte nur sich nicht für eine Seite entscheiden und hat deshalb den EU Vertrag abgesagt. Durchaus nicht zu Unrecht wenn man heutzutage sieht wie weit die EU den Ländern reinredet incl Erpressung mit eigentlich vertraglich zugesicherten Fördermitteln.
tp ist seit einigen Monaten auffallend dünnhäutig geworden und entwickelt sich zum zweiten Spiegel Online.
Für Bagatellen, anders kann ich es nicht nennen werden 3tägige Forensperren verhängt. Allerdings nur, wenn diesbezügliche Beiträge von der vermeintlich falschen Seite kommen. Also in Opposition zur aktuellen NATO-Doktrin. Im Gegenzug sind mehr Artikel zu lesen, die den Untergang Russlands oder Wladimir Putins zum Gegenstand haben. Gut, Heise will Geld verdienen, und damit macht man sich angreifbar. Das die sich ebenso prostituieren wie die Tagesschau erschüttert mich dann doch.
Seit einigen Monaten? Meine Sperre dort liegt Jahre zurück. Ich hatte es gewagt, das Rumgeeire eines der neuen TP-Autoren zum Ukraine-Konfikt mit der Feststellung zu kommentiern, dass es soviel Feigheit unter der Regie Rötzers nicht gegeben hätte. Das wars dann. Im Grunde wiederholte sich bei TP nur das, was Jahrzehnte vorher mit der taz gelaufen ist. Als Sprachrohr der Oliv-Grünen begann der Marsch in den Mainstream. Das Problem ist, dass große Teile der Konsumenten dieser Medien solche “360°”-Wendungen noch nicht einmal mitbekommen. Die taz und die Oliv-grünen gelten weiterhin als “links”. Tatsächlich sind sie längst die deutschen Ableger der US-Neocons.
Ich habe alle Mails der TP-Forenzensur aufgehoben. Da ist in der Tat schon viel früher ein Wandel festzustellen. Ganz eindeutig auch: Während früher gelegentlich mal Beiträge auf der Trollwiese landeten gibt es jetzt gleich eine 24h-Sperre.
Solche Gespräche könnt ihr gerne öfter öffentlich führen.
Der Grundgedanke der Polis, der Mensch als zoon politkon, Gleichheit, Unabhängigkeit, freier Austausch von Meinungen – das schwingt in diesem Gespräch mit. Spiegelt sich m. E. auch hier im Forum wider.
Ich finde das gar nicht witzig…
Da wird ein Gespräch zwischen Roberto und Rötrzer angekündigt zum Thema “der-mainstream-will-uns-totschweigen”. Etwas das sicher nicht nur mich interessiert. Nach sage und schreibe 17 MInuten blabla noch immer kein Wort zu “der-mainstream-will-uns-totschweigen”
Echt TOLL !!!
Das ist genau der Grund dafür, warum ich mir solche Dinge nur sehr, sehr selten antue. Bei einem gedruckten Artikel / Interview hat man innerhalb von 30 Sekunden einen Überblick.
Ja, genau das hab ich mir auch angewöhnt, Artikel erst mal nach der Methode zu checken. Ist ja auch kein Problem, man muss ja nicht jeden Artikel lesen. Und auf telepolis darf halt nichts erscheinen was gegen die Werbenden in c’t gerichtet ist. Immerhin ist ds wenigstens eine gute Computer Zeitscheift
Und außerdem enthält das Video eindeutig zu wenig nudity!
Weil von einigen For-Enten immer wieder Telepolis erwähnt wird: Heute morgen mal wieder Post vom TP-Zensur-Admin. 24 h-Sperre, weil ich zu einem Artikel über die Reichsbürger nachgefragt habe, wie eigentlich deren Haltung zu Israel ist.
Passend zum Thema aktuell beim infosperber.ch:
Kurzer Auszug:
Ausführlich siehe:
https://www.infosperber.ch/politik/welt/auf-twitter-wagenknecht-nr-1-in-leitmedien-strack-zimmermann/
Nach einem Tag des Wartens, um zu sehen ob es jemanden aufgefallen ist, das geführte Interview zeichnete sich dadurch aus, wie eigentlich kritische Journalisten durch den ?politischen? Druck sich so äussern wie geschehen.
Herr Rötzer hatte wie oft mit einem verkrampften Lacher reagiert?
Für mein Empfinden war Herr Rötzer war alles andere als entspannt.
Ich spürte hierzu die Artikel Überschrift umso mehr, als er direkt nicht wirklich darauf reagierte. M. M. n. darf man die Simulation nicht direkt kritisieren.
Dafür hat Rötzer das Wort “Klima” gesagt, worauf hin es De Lapuente plötzlich ganz eilig hatte, das Interview zu beenden. Man kann ja zu dem Thema stehen wie man will, aber so von Overton-Redakteur zu Overton-Redakteur hätte es sich doch geziemt, Rötzer sein Anliegen noch kurz ausführen zu lassen.
Ein bisschen seltsam fand ich auch, Rötzer zu fragen, warum er nicht mehr “direkte” Medienkritik üben würde, ob ihn das nicht interessiere. Ich meine, Rötzer hinterfragt in beinahe jedem seiner Artikel das offizielle Narrativ, fragt auch nach den möglichen Beweggründen und stellt dem seine eigenen Recherchen und Analysen gegenüber. Und erst kürzlich brachte Rötzer eine Kritik an dem Polit-Talk von Maybrit Illner:
https://overton-magazin.de/top-story/wie-bei-illner-im-zdf-desinformation-durch-halbwahrheiten-verbreitet-werden/
So what?
Es war mir schon immer ein Rätsel, wie man Roberto gut finden kann. Nur in den seltensten Fällen schreibt er mal wirklich Lesbares, meist brav und harmlos… Immerhin hat er mir dadurch viel Jahre auf telepolis erspart, das war mir denn doch zu dumm mit der Zensiererei.
Und das war lang bevor man das outsourcte…
Das Overton-Magazin ist für mich kein “Alternativmedium”, sondern allenfalls ein Oppositionsmedium. Der Begriff “alternativ” war mit den Neuen Sozialen Bewegungen und mit einer eher libertären und nicht-marxistischen, außerparlamentarischen Linken verknüpft (neben Frieden spielten auch Ökologie, Anti-Atom, globale Gerechtigkeit, Antifaschismus, die Suche nach und das Experimentieren mit nicht-bürgerlichen, unkonventionellen Lebensentwürfen jenseits von Status- und Kapitalinteressen, der Kampf gegen die Diskriminierung von Minderheiten eine Rolle), und wurde von der AfD gekapert. Umgekehrt hat der Mainstream das alte “alternativ” durch “woke” ersetzt, und emanzipatorische Anklänge sehr stark eingegrenzt oder umgedeutet und autoritär pervertiert. Auch wurde so das historische Erbe der Links-Alternativen entsorgt, wozu ich neben dem utopischen und christlichen Sozialismus die Aufklärung, Humanismus und den politischen Liberalismus und in Maßen auch marxistische Einflüsse zählen würde. Das Lager wird zusammengehalten durch die Hysterie vor der angeblichen “rächten” Gefahr, nicht-woke oder woke-kritische Teile der alten Links-Alternativen werden ohne Umschweife als “Nazis” ausgegrenzt und sind großenteils in Deckung gegangen, alternative Medien im ursprünglichen Sinn sind nach meiner Wahrnehmung in Deutschland verschwunden und allenfalls noch vereinzelt im europäischen Ausland existent.
Die sich heute als “Alternativmedien” so selbst bezeichnenden Medien sind entweder AfD-nah oder BSW-nah und damit sehr stark auf eine parteipolitische Opposition ausgerichtet, die sich weniger in der Tradition Sozialer Bewegungen “von unten” verortet, sondern versucht, ein trotz allem noch einigermaßen zahlungskräftiges Milieu der angepassten Mittelschicht an mit der gegenwärtigen Politik Unzufriedenen und vom sozialen Abstieg Bedrohten zu bedienen. Auch wenn die Autoren vom Mainstream ausgeschlossen werden, so führen sie oft zumindest dem Anschein nach einen bürgerlichen Lebenswandel, den sie sich offenbar leisten können und befanden sich nicht selten in der Vergangenheit in privilegierten Positionen, im Bereich Medien, Wissenschaft, Politik oder auch Wirtschaft.
Allerdings versucht man durchaus, auch altlinke Autoren einzubeziehen, so dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
Es ist auch keine Bewegung “von unten”, sondern, sofern man sich “links” verortet, sehr dominiert von einigen Akteuren und Strategen der Wagenknecht-Initiative “aufstehen”. Deren Prinzipien entspringen Konzepten des sogenannten “Linkspopulismus” und “Linkskonservatismus”, wie sie von Strategen wie Peter Wahl entwickelt wurden. Damit einhergehend ist die Fokussierung auf in der Öffentlichkeit präsenten Einzelpersonen, die dann “gehypt” werden. Entsprechend zielt man auf eine eher passive Anhängerschaft. So wird tendenziell auch mehr auf Emotion, “Empörung” und Suggestion gesetzt, denn auf Sachlichkeit, Aufklärung und Auseinandersetzung, Zwischentöne werden vermieden (Rötzer ist da eine wohltuende Ausnahme).
Ein weiteres Kennzeichen ist die Polemik gegen sogenannte «Links-Liberale», die mit der Wählerschaft der kriegsfreundlichen Regierungsparteien einschließlich der Partei Die Linke und dem Wokeismus gleichgesetzt werden. Dabei sind sind diese weder «links» im ursprünglichen Sinne einer sozialen und emanzipatorischen Politik, noch – wie unschwer erkennbar – «liberal», und zwar weder im wirtschaftlichen noch im politischen Sinn. Es stellt sich also die Frage, wozu dieser Spin, die ich hier nicht beantworten kann. Möglicherweise möchte man so einerseits Sympatien im autoritär-marxistischen Lager gewinnen und andererseits eine Linken- und Liberalen-Feindlichkeit im traditionalistisch-konservativen Lager enttäuschter CDU-Wähler bedienen. Eine weitere Ursache könnte darin bestehen, sich Russland anzunähern, dass im Zuge der außenpolitischen Konflikte auf eine autoritär-konservatives gesellschaftliches Klima setzt, das mit Krieg und Militär eher vereinbar ist, als ein eigensinniger Liberalismus.
Problematisch ist allerdings, dass sich eben auch die deutsche Regierungsopposition an der instrumentellen Verdrehung der Begriffe beteiligt und so zur allgemeinen Verwirrung und Verblödung und Vergiftung der Diskurse beiträgt. Eine weitere Frage ist, ob sich mit der angepeilten Zielgruppe eine wirksame Opposition gegen Krieg und Militarisierung aufbauen lässt.
Einige heutige “Alternativ”-Medien haben auch eine fragwürdige Schlagseite in Richtung Esoterik, oder versuchen, die Unzufriedenen mittels Framing für andere abseitige Themen zu interessieren, seien es UFOs, Bitcoin, spezielle Investments und Finanzberatung, Israel-Unterstützung. Grob lässt sich das aufteilen in Propagierung einer anti-aufklärerischen Denkweise, Lobbyismus für zahlungskräftige Akteure oder Werbung für eigene Produkte. Grund ist vermutlich die Möglichkeit, durch dieses Framing die finanziellen Einnahmen zu erhöhen. Natürlich gab es auch früher viele Esoteriker und “Freaks” im Links-alternativen Spektrum, nur besetzten diese Leute Nischen und versuchten nicht, sich quasi als Speerspitze der Regierungsopposition zu etablieren.
Es gibt viele weitere Unterschiede, zwischen dem, was früher einmal “alternativ” war, und den heutigen “Alternativmedien”, aber mir fehlt die Zeit das genauer auszuführen.
“Alternativ” waren an Telepolis einige Autoren, die, nach den fetten Jahren wohl für ein eher spärliches Honorar zu allen möglichen Themen interessante, niveauvolle Artikel schrieben, die im Mainstream nicht untergekommen wären, insbesondere solchen, die gesellschafts- bzw. herrschaftskritisch waren. Technikkritik, transatlantische Eliten, Großkonzerne, faschistische Tendenzen, Korruption, historische Sachverhalte konnten dabei noch im Forum effizient und höflich diskutiert und interessante Links geteilt werden, während heute leider Polemik und mehr oder weniger belangloses Gequatsche im Vordergrund steht. Beleidigung irgendwelcher Autoren gehört sich übrigens gar nicht.
Auch leistete man es sich bei Telepolis frühzeitig, einige Tabus der Mainstream-Medien zu missachten, so z. B. das Berichten über die Bilderberg-Konferenzen.
https://www.telepolis.de/features/Keine-Angst-vor-den-globalen-Eliten-3442441.html
Heute kann man sagen, dass Neuber durchaus noch versucht, insbesondere in Sachen Ukraine-Krieg, auch kritische Artikel erscheinen zu lassen. Aber es ist kein Vergleich zu früher in Rötzers besten Zeiten.
Einen Lichtblick gab es jedoch auch in letzter Zeit:
https://www.telepolis.de/features/Revolution-von-oben-Die-Fabian-Society-und-die-Ideen-hinter-der-grossen-Transformation-9314858.html?seite=all
Oder auch:
https://www.telepolis.de/features/Die-Trilaterale-Kommission-Ein-Instrument-zur-Sicherung-der-westlichen-Wirtschaftsherrschaft-9674971.html
Rötzers Buchprojekt über Skeptizismus finde ich übrigens eine ausgesprochen gute Idee und bin gespannt auf das Ergebnis.