»Umstritten« – so bezeichnen »Qualitätsmedien« heutzutage kritische Denker, die auf die Realitäts- und Sinnbrüche in Politik und Berichterstattung hinweisen. Wie fühlt sich das an, umstritten zu sein?
Marcus Klöckner hat ein Buch herausgebracht, in dem sich die Geschichten einiger Umstrittener finden. Einer von ihnen: Michael Meyen.
Wir stellten dem Umstrittenen fünf Fragen.
Redaktion: In den Mainstream-Medien wird (oder wurde) von Ihnen als »umstritten« gesprochen. Hat sich für Sie seither beruflich und privat etwas verändert?
Meyen: Eigentlich hat sich alles geändert. Ich wohne jetzt auf dem Land und habe in der Wissenschaft alles verloren, was mir vorher wichtig war. Forschungskontakte zum Beispiel oder meine Position als Sprecher in zwei Forschungsverbünden. Ausnahme sind nur die Kollegen in den USA, die nicht so schnell mitbekommen, was hier passiert. Dafür haben sich neue Türen geöffnet, für Vorträge, für Publikationen, aber auch in der Forschung. Dass die Leitmedien wichtig sind und dass dort nicht alles rundläuft, wissen heute viel mehr Menschen als noch vor ein paar Jahren.
Redaktion: Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Sie erstmal »zu den Umstrittenen« im Lande gehören?
Meyen: Im Rückblick ist das schwer zu sagen. Im September 2018 habe ich mit Kerem Schamberger ein Buch über »Die Kurden« bei Westend veröffentlicht und anschließend eine Lesetour gemacht, mit gut 50 Stationen. Es gab fast überall Stress, weil Kerem ein Festival in Palästina unterstützt hat und ich bei »KenFM im Gespräch« war. Außerdem hatten wir beide damals Andreas Zumach in die Uni zu einem Vortrag eingeladen. Thema war der BDS-Beschluss des Münchener Stadtrats und damit die Frage, ob ein Parlament ein bestimmtes Thema aus der Öffentlichkeit verbannen kann. Damit haben wir uns den Streit sozusagen frei Haus geholt.
Redaktion: Können Sie selbst dem Label »umstritten« etwas Positives abgewinnen?
Meyen: Es gibt jetzt dieses Buch von Marcus Klöckner mit lauter Leuten, die ich schätze. Das ist doch was. Auch das Buch über die Uni hätte ich sonst sicher nie geschrieben.
Redaktion: Würden Sie selbst behaupten, dass einige Ihrer Thesen umstritten sein könnten?
Meyen: Zweifel ist der Motor der Erkenntnis. Ohne Streit kommen wir nicht weiter. Ich wäre also eher irritiert, wenn alle immer zustimmen würden. Beim Thema Medien geht es außerdem um handfeste Interessen. Wer darf wo sprechen? Wer darf sein Thema in der großen Arena präsentieren und kann seine Anliegen damit pushen? Wenn ich den Journalismus kritisiere, geht es folglich um Deutungshoheit und damit um Macht. Es wäre merkwürdig, wenn das nicht alle bekämpfen würden, die etwas zu verlieren haben.
Redaktion: Wäre es für Sie erstrebenswert, unumstritten zu sein?
Meyen: Etwas mehr Ruhe wäre schon schön. Einfach nachdenken, recherchieren, diskutieren können, ohne sich permanent mit irgendwelchen Angriffen beschäftigen zu müssen. Vermutlich bringt einen aber genau das weiter. In den letzten sechs Jahren habe ich mehr gelernt als in den Jahrzehnten davor.
Dr. Michael Meyen hat als Journalist begonnen: in der Regionalpresse (Leipziger Volkszeitung) und im Radio (MRD Info). Noch stärker als das Tagesgeschehen lockte aber die Forschung. Deshalb ging er 2002 als Professor an die LMU nach München, bildet dort seitdem Journalisten, PR und Werbeprofis aus und schreibt über das, was uns alle am meisten angehen sollte: die Welt der Massenmedien.
Das ist jetzt das dritte Mal das ihr diesen “umstrittenen” Beitrag bringt!
Ja, aber mit verschiedenen Opfern.
Er stimmt immer noch!
Wenn man ein “Umstrittenenversteher” ist heisst das ja nicht das man den “Interessanten” in allen Punkten zustimmt. Vor einiger Zeit wurde im Oeffentlich-Rechtlichen Rundfunk ein Schauspieler und Kaberettist “gecancelt”, er ist seitdem mit eigenen Programm aber aber auch bei Youtube unterwegs. Ich hatte das mal wohl im Familienkreis mal erwaehnt nicht weil ich den Schauspieler besonders mochte, sondern weil fuer mich jeder seine Meinung frei aeussern soll, getreu dem Voltaire-Spruch “Ich teile nicht Ihre Meinung Sir, aber ich gaebe mein Leben damit Sie ihre aeussern koennen”. Und man ahnt es schon – Weihnachten lag natuerlich eine Karte unterm Baum. Die ganze Familie ging mit, umtauschen ohne Gesichtsverlust nicht moeglich. Also sass ich letzten Freitag in dieser Veranstaltung. Wie fuehlte sich das an? Wie eine AfD-Wahlkampfveranstaltung. Ja ehrlich jetzt obwohl die Veranstaltung immer mal durch Musik und Lieder aufgelockert wurde war es im Prinzip eine Wiedergabe der duemmlichen Linken-Gruenen-Migranten-Diverse Hetze die man auf einschlaegigen Rechtskonservativen Portalen findet. Der Saal tobte natuerlich auch bei staendigen DDR-Vergleichen oder der Verklaerung von Corona zur “Bronchitis”.
Was man an “Frueher hatten wir Sklaven anstatt Migranten – Unterschied die haben wenigstens gearbeitet” lustig finden kann, erschliesst sich mir auch nicht so ganz. Was wuerde denn der Herr Kaberettist sagen wenn die Migranten arbeiten duerften -und dem deutschen Arbeiter die Arbeit wegnehmen wuerden?
Im johlenden Publikum sassen alles normale Leute in den 50er und 60ern keine Nazis. Fuer meine Begleiter zum Teil treue Kunden des oeffentlich-rechtlichen Fernsehens war das zum grossen Teil etwas neues aber auch ihnen war vieles in der Veranstaltung zu extrem.
Ich bleibe trotzdem dabei jeder soll seine Meinung frei aeussern duerfen solange dies nicht strafrechtlich relevant ist. Aber mich wird man nicht nochmal bei einer solchen Veranstaltung sehen, und auch zu Internet-Seiten wo solche Meinungen vertreten werden halte ich mehr noch als frueher Abstand. Nicht weil ich ploetzlich ein Faible fuer SPD und Gruene keineswegs. Nur das Niveau war doch etwas zu niedrig gegriffen.
“Man kann das Kabinett nicht mit den Kaberett toppen” Richtg alleine die Baerbock ersetzt ein halbes Dutzend Kaberettisten. Man kann aber eine bezahlte Kaberett-Veranstaltung nicht in eine Rechte Propagandashow verwandeln und sich dann noch aufregen das man ueberall als “Rechter” eingestuft wird. Das geht nun wirklich nicht.
Selenski wurde im vergangenen Jahr die höchsten westlichen Auszeichnungen angetragen, heuer steht er wo da?
Umstritten ist wie ein Kinderbücherautor, manche schreiben so und später anders.
Je nachdem wo man Maulhelden benötigt…
Und bei welchem Kabarettisten waren Sie gewesen? So ein Bericht von einem Auftritt hilft ja wenig, wenn man nicht weiss wer und wo es war.
Vermutlich bei Uwe Steimle.
“Und man ahnt es schon – Weihnachten lag natuerlich eine Karte unterm Baum.”. Komische Familie. Oder nur komische erfundene Schwachsinnsstorie? Hat das eine KI für Sie zusammengeknüttelt? Oder sind Sie tatsächlich selbst so bescheiden?
Wir leben in einem Land, in dem eine führende Politikerin eine schlaue Idee hat. Man solle der AfD doch bitte inhaltlich zu Leibe rücken, meint Nancy Faser.
Unfassbar die Binse. Aber seit wann beschäftigen sich Politiker mit Inhalten? Wir leben doch im Wohlfühlstaat, wo alle gleicher Meinung sind.
OT oder auch nicht…
Warum steht eigentlich der Artikel
“Anlässlich des 100. Geburtstags der Kommunistischen Partei in China” immer als “Ähnlicher Beitrag” da? Soll das ein Hinweis darauf sein, dass die Chinesen überall mitmischen?
Ich bezweifele, daß die Vorschläge von einemMenschen kuratiert werden. Oder anders ausgedrückt: der Algorithmus ist doof.
Michael Meyen und andere haben die einseitigen Einflussstrukturen in den Breitband-Medien offen gelegt – aber keiner will daran rütteln.
Denn niemand ist wirklich bereit, etwas an den Verhältnissen zu ändern, der nicht eine umfassende Änderung der Besitz-, Einfluss- und Machtverhältnisse in den großen Medien fordert. Und das tut einfach niemand. Weil die Macht der dahinter Stehenden, in Davos und überall tafelnden, zu groß ist.
Dazu höre ich bisher weder etwas von Wagenknecht noch von Maaßen, weder von AfD noch von “dieLinken”, und auch nicht von sonstigen “linken” oder “rechten” Organisationen … all diese Parteien und Bewegungen dienen zu nichts anderem, als das Spalte und Herrsche! in immer weitere Runden zu drehen, in immer wieder wie neu scheinenden Theater-Akten aufzuführen.
Aktuell läuft dieses lächerliche “neue Wannseekonferenz”-Spektakel. Das Aufbauschen von Lächerlichem und das Unterdrücken von Entlarvendem ist das Geschäft der Groß-Medien. Und an der “full-spectrum-dominanz” in den Köpfen und bei den Themen und Meinungen wird laufend immer weiter gearbeitet.
Zum Lesen empfehle ich den verlinkten Vortrag von Andreas Zumach!
(Wer hier im Forum nicht nur AfD-nah jault & jammert, sondern etwas von Bedeutung wissen und vielleicht auch lernen möchte.)
Wie die Meinungsmache wirklich tickt, das macht der erfahrene Journalist und Pazifist Andreas Zumach deutlich – und der Journalist Michael Meyen hat dafür gesorgt, dass er es in einer Ausbildungsstätte der Herrschenden und des “Qualitätsmedien”-Nachwuchses kompetent vortragen kann!
Meine Hochachtung vor diesen beiden.