»Die Wokeness ist ein typisch amerikanisches Kulturphänomen«

New York City
Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / „New York City (New York, USA), Empire State Building — 2012 — 6436“ / CC BY-SA 4.0

Die Vereinigten Staaten im Griff woker Brigaden: Das Phänomen gibt es zwar, aber nicht alle sind gleichermaßen betroffen.

Roberto De Lapuente hat sich mit Eva C. Schweitzer unterhalten.

 

De Lapuente: Atmest Du auf, wenn Du nach Deutschland kommst? Ich meine, hier wird mittlerweile auch das Overton-Fenster ordentlich mit Milchkacheln geglast, sprich: der Meinungskorridor wird enger und enger, aber im Vergleich zu dem, was man aus den USA vernimmt, wirkt das hier fast noch liberal und weltoffen, oder?

Schweitzer: Eher umgekehrt. Amerikaner sind viel höflicher. Wenn ich auf dem Berliner Flughafen lande, habe ich sofort das Gefühl, ich bin von Rüpeln umgeben, die die Ellbogen ausfahren und mich anblaffen. In Amerika sind alle viel rücksichtsvoller und freundlicher.

De Lapuente: Selbst in New York?

Schweitzer: New York ist nicht wie im Hollywoodfilm aus den Siebzigern! Was aber die Wokeness angeht, auf die du abzielst: Ich beobachte das mehr wie ein Theaterstück. Ich bin nicht an einer Universität, ich arbeite nicht für eine amerikanische Zeitung, und ich schreibe auf Deutsch. Für Amerikaner könnte ich genauso gut auf Suhaeli schreiben. Mich persönlich betrifft das nicht. Aber es stimmt schon: Für Amerikaner kann das schon ziemlich hart sein.

»Den Begriff woke hat man den Schwarzen gestohlen«

De Lapuente: Konservative Amerikaner erklären, dass die Redefreiheit massiv eingeschränkt wurde – selbst jedes Unternehmen hat nun eine woke Agenda. Warum haben sich die US-Unternehmen, die eigentlich eher unpolitisch Geschäfte machten, so überrumpeln lassen?

Schweitzer: Woke bedeutete ursprünglich, wach zu sein bei rassistischen Übergriffen. Das ist ein Begriff, den schwarze Männer benutzen, um zu bemerken, dass einem anderen Afroamerikaner Unrecht getan wurde – was oft passiert. Das haben dann weiße Intellektuelle übernommen, so wie Jazz, oder gewürztes Hühnchen, oder Rastalocken. Nun hat das krude Formen angenommen – jetzt bist du woke, wenn du glaubst, dass ein biologischer Mann im Fummel eine Frau ist. Das hat mit der ursprünglichen Bedeutung überhaupt nichts mehr zu tun und stößt auch viele Schwarze ab. Eigentlich haben Weiße den Begriff und die Gravitas, die dazu gehört, den Schwarzen gestohlen. Rassenfragen aber prägen in Amerika die ganze Gesellschaft. Jemanden zu diskriminieren, kann sich keiner leisten, deswegen springen die Firmen darauf an.

De Lapuente: Weil es teuer werden kann?

Schweitzer: Nicht unbedingt, was Diskriminierungsklagen betrifft, sondern eher, was die Umsätze angeht. Unternehmen wollen ihre Cola oder ihr Bier möglichst an alle verkaufen. Eigentlich wollen sie niemanden vor den Kopf stoßen und nur Geschäfte machen. Aber sie beschäftigen manchmal Werbeleute, die wirklich 150-Prozenter sind und die schießen dann über das Ziel hinaus. Das sah man zuletzt bei Bud Light, die nach einer Webeaktion mit einem Transvestiten 13 Prozent Umsatz verloren haben. Die berechtigte Grundidee war aber nur, die Diskriminierung von Schwarzen zu beseitigen.

De Lapuente: Die Unterhaltungsbranche, namentlich Hollywood und Streaming-Dienste, verkaufen sich als progressiv, fördern aber Sexismus und Rassismus mit ihrer Agenda. So dürfen nur Homosexuelle Homosexuelle spielen und Rollen werden nach ethnischer Herkunft verteilt.

Schweitzer: Auch das kommt aus der Diskriminierung von Afro-Amerikanern. Früher wurden in den USA schwarze Rollen, übrigens auch indianische und asiatische, von geschminkten Weißen besetzt. Dagegen wehrten sich schwarze Schauspieler – und mit Recht. Nun aber nimmt das Formen an, wo eine israelische Schauspielerin attackiert wird, weil sie Kleopatra, eine griechisch-ägyptische Königin spielt. Oder wo Tom Hanks sagt, er würde heute keinen Schwulen mehr spielen, wie in »Philadelphia«. Damit schießen sich Minderheiten in den Fuß, denn bald wird ein Schwuler in einer Heterorolle nicht mehr akzeptiert, und von denen gibt es sehr viel mehr.

De Lapuente: Die Oscars spüren die Auswirkungen von übertriebener Wokeness am Schwinden der Zuschauerzahlen. Hat die Branche den Bogen überspannt?

Schweitzer: Diese schwindenden Quoten bei einzelnen Filmen kommen eher daher, dass es ein riesiges Überangebot von Film- und Streaming-Diensten gibt. Da werfen Konzerne ganz viel auf den Markt — zu Dumpingpreisen. Ich glaube, mit Wokeness hat das schwindende Interesse weniger zu tun. Den Studios geht es ja im Kern darum, afroamerikanische und asiatische Zuschauer zu gewinnen. Allerdings gibt es immer mal wieder Beschwerden von Zuschauern, oder auch das Phänomen, dass ein Film woke nachgedreht wird, wie etwa Ghostbusters, und der scheitert dann an der Kinokasse.

»Die Republikaner in New York mögen Trump nicht«

De Lapuente: In Fake News machen die demokratischen Medien mindestens so wie die republikanischen. Erstere glauben, auch sie müssten Rezipienten erziehen. Der demokratisch-liberale Journalist Don Lemon von CNN lässt sich beispielsweise so zitieren: »Ich glaube, dass Journalisten in diesem Moment klar wird, dass wir jetzt vortreten und unsere Bemühungen verstärken müssen. Wir müssen die Lügen entlarven und die Leute auf den ganzen blöden Mist aufmerksam machen, und das hat nichts mit Objektivität zu tun.« Objektivität ist demnach nicht mehr erstrebenswert. Die Medien sind gespalten wie nie. Welche Auswirkungen hat dieser Umstand auf sich informierende Menschen?

Schweitzer: Lemon ist ein gut aussehender junger schwarzer und schwuler TV-Unterhalter, der elegant reden kann, kein Nachrichtenjournalist. Und CNN ist, das darf man nicht vergessen, ein privates Unternehmen, das Quote braucht. Aber es ist schon richtig: Es gibt zwei getrennte Medieninseln, die alle beide Meinung machen wollen. Die rechte Insel guckt Fox News oder Newsmax. Auf der linken Insel werden die New York Times, MSNBC und CNN konsumiert – oder die Washington Post. Und die beiden Bubbles berühren sich kaum.

De Lapuente: Was macht das mit den Amerikanern?

Schweitzer: Es gibt diese klassische Sitcom-Situation vom Thanksgiving Dinner, wo der konservative Onkel auf den jungen demokratischen Neffen stößt und es gibt Streit. Selber kenne ich das nicht, aber ich bin bei einem Freund zu Thanksgiving eingeladen, und da diskutieren wir manchmal vorher, wer dieses Jahr den konservativen Onkel gibt, damit Leben in die Bude kommt. Aber in New York findet man kaum Republikaner. Die wenigen, die ich kenne, mögen zudem Trump nicht – sie wissen, er steht für nichts und ist nicht konservativ. Die Republikaner, die ihn gut finden, leben in Staten Island, das ist praktisch New Jersey. Ich habe nur eine Freundin, eine ältere Dame, die hat Trump gewählt. Sie hat mir einen heiligen Eid abgenommen, dass ich das niemandem verrate. Wahrscheinlich ist es Texas umgekehrt.

»Die Überzeugten sind eine kleine Minderheit«

De Lapuente: Der akademische Betrieb ist woke wie kaum sonst ein Bereich. Meinungen werden hier nicht mehr gehandelt, sie werden verwaltet. Dabei frisst die woke Revolution ihre Kinder: Die Harvard-Präsidentin musste kürzlich zurücktreten – die Afro-Amerikanerin galt selbst als woke Koryphäe. In der Wissenschaft sieht es ähnlich aus, wissenschaftliche Zeitschriften geben Kodizes heraus, wonach wissenschaftliche Standards mit der gewünschten politischen Korrektheit einhergehen müssen. Sind US-Intellektuelle künftig noch zurechnungsfähig?

Schweitzer: Harvard-Präsidentin Claudine Gay ist letztlich über Plagiate gestolpert, aber das war, nachdem sie gesagt hat, Ob Studenten auf dem Campus-Gelände zum Genozid gegen Israel aufrufen dürfen, hänge vom Kontext ab. Das kann schon zum Problem werden, wenn einer der wichtigsten Geldgeber der Uni aus einer Familie kommt, die vor antisemitischen Kosacken in die USA geflüchtet ist. Aber wenn der Zeitgeist mal andersherum spukt, dann würde die große Mehrheit der Intellektuellen mitten im Satz umschwenken. Wirklich Überzeugte sind immer eine Minderheit. Das gilt natürlich nicht für Afroamerikaner, die gegen Rassismus kämpfen, die meinen es ernst.

De Lapuente: Der konservative Autor Ben Shapiro erläutert in seinem Buch »Der autoritäre Terror«, dass sich eine neue Herrscherklasse mit eigenem Duktus und Umgangsformen etabliert hat, die ihren Terror über das Land bringt. Würdest Du ihm recht geben? Oder ist das eine Übertreibung?

Schweitzer: Ich würde Shapiro nie recht geben. Aber zunächst einmal trifft das hauptsächlich die Intelligenzija, in Universitäten, Journalisten, Schauspieler und Schriftsteller. Wenn du Zugführer bist oder Bauer, dann berührt dich das nur peripher. Das größte Problem haben liberale Linke, die für sozialdemokratische Ziele stehe, wie eine Krankenversicherung für alle, die aber dagegen sind, dass sich minderjährige Mädchen dann auch die Brüste aboperieren lassen dürfen. Die haben keine politische Heimat mehr. Für konservative Normalos ist das kein Problem. Und richtig Rechte haben rechte Verlagshäuser, TV-Sender und Internetportale. Das eigentliche Problem ist, dass Moderate über woke Exzesse in den Zeitungen lesen und dann Trump oder Ron DeSantis wählen. Wie viele das letztlich sind, ist unklar, aber bei den Verhältnissen machen ja schon drei Prozent richtig viel aus.

»Man versucht sich einander niederzubrennen«

De Lapuente: Was beliebt sein soll in den USA: Es werden alte Tweets oder Posts von unliebsamen Menschen – auch von Privatpersonen – recherchiert, mit denen man Skandalisierung betreiben kann. Manchen kostet das die Anstellung. War man nicht mal stolz auf die Redefreiheit?

Schweitzer: Redefreiheit heißt ja nicht, dass sie dir persönlich nicht an den Karren fahren können. Die garantiert nur, dass der Staat dich nicht verurteilen darf, wenn du was Falsches gesagt hast. Also, wie gesagt, es gibt immer irgendwo Plattformen, wo du unterkommst. Aber das ist hauptsächlich ein internes Problem des liberalen akademischen Milieus, kein bundesweiter Fluch.

De Lapuente: Ist Wokeness nicht eigentlich absolut unamerikanisch?

Schweitzer: Nein, ganz und gar nicht. Die US-Geschichte ist voll von hysterischer Hetze. Im 19. Jahrhundert wurden irische Kirchen abgebrannt, im Ersten Weltkrieg wurde Deutsche gelyncht, im Zweiten Weltkrieg Japaner interniert, unter McCarthy bekamen Kommunisten Berufsverbot und im Irakkrieg wurde gegen Franzosen gehetzt. Amerika stellt sich gerne als fortschrittliches, liberales Land dar, aber tatsächlich streiten und bekämpfen sich alle erbittert. Das ist Amerika.

De Lapuente: Sind die Vereinigten Staaten auf dem Weg zu einem Gesinnungsregime? Sind sie es schon? Oder ist das deiner Ansicht nach eine Modeerscheinung?

Schweitzer: Dass Leute sagen: »Hier geht’s lang und wenn du was Falsches sagst, bist du dumm oder schlecht« – das ist keine Mode. Das wird immer so sein. Nicht nur in Amerika, überall. Auch in Deutschland. Nur das, was dumm und schlecht und falsch ist, das ändert sich immer mal wieder. Und das kann auch ins komplette Gegenteil umschlagen, in erstaunlich kurzer Zeit. Wenn mir wer vor einem Jahr gesagt hätte, die Woken werden mit Palästinaflaggen durch Harvard laufen, unterstützt von der Präsidentin, dann hätte ich die Männer mit weißen Turnschuhen angerufen.

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22 Kommentare

  1. Interessanter Blick über den Teich.
    Quotes:
    “In Amerika sind alle viel rücksichtsvoller und freundlicher.”
    “(…) tatsächlich streiten und bekämpfen sich alle erbittert. Das ist Amerika.”

    Das hat schon was Exzeptionelles …

    1. “Aber wenn der Zeitgeist mal andersherum spukt, dann würde die große Mehrheit der Intellektuellen mitten im Satz umschwenken.”

      Der Satz erklärt’s tatsächlich am allerbesten.

      Schlimm ist, dass die orthodoxen Wortführer, so wie sie früher mit religiösen Phrasen gegen andere gehetzt haben, um sie in Richtung Gefängnis, Verbannung oder Galgen zu treiben, es heute mit solchen Zeitgeisttrends tun. Gerade heute diskutiert die SZ, ob man Höcke wegen seiner Beliebtheit, die Grundrechte entziehen kann, damit er nicht mehr zur Wahl antritt.

      Der (für mich) wahrste Satz: “Das größte Problem haben liberale Linke, die für sozialdemokratische Ziele stehe, wie eine Krankenversicherung für alle, die aber dagegen sind, dass sich minderjährige Mädchen dann auch die Brüste aboperieren lassen dürfen.”

  2. Im Grunde sind die Fragen von Herrn De Lapuente interessanter und oft auch klüger als die Antworten von Frau Schweitzer.

    Jedenfalls wurde deutlich, dass sie die gefährliche Dimension des “woken” Ungeistes überhaupt nicht zu begreifen imstande ist.

    1. Sie sagt doch, dass ihr Schreiben auf Deutsch außerhalb des Herrschaftsgebiets der woken Blockwarte und Denunziantentrupps stattfindet – und sie hat aus verständlichen Gründen wenig Interesse, das zu ändern.

      Schau dir die Anti-Oppositionsdemos vom Sonntag an. Die Leute wurden von den Medien mit der “Geheimtreffen”-Kampagne gegen eine handvoll rechter Industrieller und CDU-Politiker angespitzt, aber wenn die EU und Bundesparlament immer neue Asyl- und Ausweisungsverschärfungen diskutieren und beschließen, bleiben sie zu Hause, weil die Leitmedien keine Kampagne starten.

      Wenn du den Leuten sagst, dass sie komplett entpolitisiert sind, weil sie sich von den Leitmedien wie die sprichwörtlichen Schafe führen lassen, kannst du auch nur verlieren.

  3. Ich finde die Antworten auch sehr oberflächlich. Denn die Verfolgungen der McCarthy Ära waren staatlich orchestrierte Verfolgungen. Sie waren vorrangig politisch motiviert. Etwas völlig anderes sind die Shitstorms, die jeder Privatmensch lostreten kann, wenn ihm irgendeine Nase nicht gefällt. Irgend etwas verdächtiges findet jeder im Internet, um eine Kontaktschuld zu konstruieren. Ich musste das gerade erleben bei einer Organisation. Irgend jemand hat im Internet einen 10 Jahre alten Artikel gefunden, wo ein AFD Mensch etwas zu der Organisation gesagt hatte. Und schon wurde eine Kontaktschuld konstruiert und der Shitstorm ging los…. da kann man quasi nichts mehr machen, nur noch aushalten….

  4. Das ist mittlerweile kein Phänomen, das nimmt bereits religiöse Gestalt an. Nennen wir die Dinge bei Namen.
    Das ist ein Kult. Eine totalitäre Sekte.

    1. Es ist die neueste Inkarnation des Puritanismus. Man muss seinen Mitpuritanern ständig beweisen, daß man noch reiner ist als alle anderen. Das führt dann zwingend zu einer Spirale der immer extremeren Zurschaustellung der eigenen Reinheit.

      Es hatte schon seine Gründe warum man damals die Puritaner aus England verbannt hat nach Amerika. Sie nervten tierisch mit ihrem hypermoralischen Getue. Heutesind solche Strömungen natürlich gut manipulierbar via sozialer Medien,die ja nur für die narzisstische Selbstdarstellung gebaut sind. So hat man fanatische nützliche Idioten.

      1. Hm aus diesem Blickwinkel habe ich das noch nicht betrachtet.

        Ich frage mich wohin das noch führen wird. Ich habe nicht schlecht gestaunt über eine Frau, die eine Stoffpuppe geheiratet hat. Vollen ernstes mit Allem drum und dran, einschließlich Stoffpuppen-kinder bekommen in einer Geburtsklinik und Eifersuchtstress mit dem Stoff-Ehemann.

        https://www.youtube.com/watch?v=RF1b-BKcp2U

        Das ist jetzt auch so eine der vielen anerkannten Gender. Weiß nicht wie der “Fachbegriff” für Menschen die sich von Stoffpuppen angezogen fühlen. Aber man darf sich nicht über sowas lustig machen, das wäre ja total intollerant.

        In USA gibt es eine Bewegung von Zoophilen, die bei Gender-Parades immer dabei sind mit ihren vierbeinigen Fickfreundinen. Da muss man sich schon fragen, was wohl als nächstes kommt was man tolerieren muss um zu vermeiden gecancelt zu werden? Pädophelie? Nekrophälie? Mich würde ja gar nichts mehr wundern. Nicht einmal wenn sie demnächst mit einer vertrockneten Leiche auf der Straße rumknutschen. Und wehe du kuckst komisch, bist du gleich ein Nazi.

        1. Deshalb hat für manche, gut informierte konservative US-Amerikaner auch die RF eine Art Vorbildfunktion was (christlich-)konservative demokratische Ideale betrifft. Vgl D.Macgregor, S.Ritter (z.Z. wohl immer noch in Moskau) und L.Johnson (anfang Dezember zu einer Konferenz nach Moskau eingeladen).
          Ich hatte übrigens schon 1975 den Eindruck, dass sich russische und US-Landbevölkerung nur wenig unterscheiden; inzwischen wohl auch signifikante Teile der Bevölkerung der großen Städte.

  5. “»Die Wokeness ist ein typisch amerikanisches Kulturphänomen«”
    Das dürfte ja auch kein Wunder sein, wenn zig Länder mit ihren Immigranten ein Land übernehmen und mit jeden geführten Krieg, noch mehr Leute anzieht, ist man tatsächlich ‘woke’.
    Leider vermisse an diesem ‘woken’ Zustand, das die Politik irgendwie tatsächlich mit ihren LGBTXYZ und sonstige, irgendwo einen mehrheitlichen Konsens erreicht.
    Ein nettes Puzzlespiel was einige Damen und Herren dort und anderswo betreiben.
    Nur eines bekommen die woken Herrschaften nicht in den Griff, ihr Fundament vom Staat Amerika bröckelt zusehends.

    1. Kurzfristig sichert es die Macht durch Spaltung der Bevölkerung in Lager. Langfristig spaltet es das Land, wenn man es übertreibt, weil der Zusammenhalt und damit auch die Zusammenarbeit verloren geht. Nur noch kleine verfeindete Grüppchen, die sich anschreien.

  6. Man muß bestimmt nicht aus Amerika kommen, um sich in Berlin von Rüpeln umgeben zu fühlen. 🙂
    Und über die NYT als Teil der “linken” Medieninsel mußte ich herzlich lachen.

    1. Sie müssen natürlich unbedingt schwarz und homo- oder transsexuell sein. Genau wie die Zombies, die Römer, Jesus, Maria und Joseph, die Astronauten, die Nazis, die Russen und überhaupt alle Menschen sein.

  7. Zwei Weltregionen hatten schon immer einen starken Hang zum Puritanismus, US-Amerika und Skandinavien.
    Exakt das sind auch die zwei wo die politische Korrektheit besonders stark ist.

  8. Dazu, wie es sich mit den USA entwickelt, hier:
    https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/unser-bester-praesident/#comment-96192

    Was die generell grössere Freundlichkeit der US-Bürger angeht, hat Frau Schweitzer Recht, auch wenn es in jedem Land positive wie negative Ausreisser gibt. Generell sind die Amerikaner eher harmoniegeneigt und weniger streitlustig in politisch-gesellschaftlichen Fragen, vor allem gegenüber Fremden und Bekannten, selbst Freunden.

    Man vermeidet gern die Minenfelder. Auch im Familienumfeld ist das so. Ich habe da Verwandtschaft im eher evangelikalen und konservativen Umfeld, da gab es noch nie Konfrontation. Ok, jeder macht Kompromisse, schlimmstenfalls geh ich auch mal mit in die Kirche :). In Deutschland wären längst die Fetzen geflogen. Wie das mit der neuen woken Generation aussieht, weiss ich nicht

  9. Welches Wort man für ausgewählte Merkmale erfindet, ist mir ziemlich gleichgültig. Jeder Mensch hat das Recht andere zu mögen – oder auch nicht. Wer nicht zurück gemocht wird, sondern wegen seiner Zudringlichkeit abgelehnt, muss damit leben können. Wer meint, für individuelle Reaktionen auf Mitmenschen Gesetze formulieren zu müssen, ist auf dem Holzweg.
    Mensch darf die Schwiegermutter nicht erschlagen – aber muss er sie deshalb mögen? Glücklicherweise ist mein Eindruck – ich lebe in einem Dorf – dass dort die Regel “leben und leben lassen” relativ weit verbreitet ist. Das könnte damit verbunden sein, dass klar zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit – vor oder hinter meiner Tür – unterschieden wird. Wozu braucht man in der Stadt ein Fahrrad? Um anstößigen Nachbarn entkommen zu können und am anderen Ende der Siedlung seinesgleichen zu treffen. Eigentlich will man sich ja gar nicht fort bewegen, sondern lieber im eigenen Mief ersticken.
    Wem das zu dialektisch ist – manche sagen auch zu blöd oder widersprüchlich – der hat die Wahl: zustimmen oder widersprechen. Und? Hat diese Entscheidung gesellschaftliche, materielle Auswirkungen? Wenn ja, dann müsste man sich damit auch politisch-gesellschaftlich beschäftigen.
    Die Erfindung kleinster Unterschiede dient im Wesentlichen dazu, die Vertretung GEMEINSAMER Interessen gegenüber den real Mächtigen zu unterlaufen, wenn nicht sogar zu verhindern. Bevor die Herrenrasse entdeckt wurde, haben die Bayern noch auf die Preußen schießen dürfen. War das besser oder schlechter?
    Ländliche Regionen werden gegenwärtig hauptsächlich als touristische entwickelt. Kann sich der geneigte Leser das Gesicht eines Touris vorstellen, der unmittelbar erfährt, dass das mit Interesse befragte einheimische Wesen in Bayern genauso wenig weiß wie er, warum zu welchem Zeitpunkt die Kirchenglocken wie läuten?
    `Alle Menschen sind gleich.´ Sind sie nicht. Ameisen auch nicht. Wir halten Ameisen nur für gleich, weil wir keine sind. Auch wenn man die Schubladen, Kästchen immer kleiner macht, und mit sprachlich immer genaueren Etiketten beklebt, bleiben Luise Müller die Luis´ und Karl Gärtner der Karli. Zumindest für diejenigen, die sie kennen. “Über die Luis kann ich mich fürchterlich aufregen, aber der Karli… . “

  10. Die ideologischen und kulturellen Wurzeln das Wokeschismus mögen für Historiker und historisch Interessierte von Bedeutung sein. Ich sehe nicht, dass die Überlegungen, die ursprünglich vorhanden gewesen sind, noch irgendeine Bedeutung haben. Auch wenn diese dereinst unbestreitbar emanzipatorisch waren. Heute ist er zur puren Ideologie verkommen, die zunehmend wahnhafte Züge annimmt und den Bezug zur Realität verloren hat.
    Und das hat zwei Seiten. Zum Einen kann er als Herrschaftsinstrument gegen den politischen Gegner eingesetzt werden, was ausgiebig geschieht, und zur Formatierung der Beherrschten im Sinne der Herrschenden dienen. Die definieren das unumstößlich Gute, für das sie sich einsetzen und ggf gegen alles Böse mitteln staatlicher Gewalt verteidigen. Ich halte, und ich schreibe es nicht zum ersten Mal, amerikanische Eliten für unglaublich bösartige Bestien, aber nicht für vollkommen verblödet. Die wissen so wie wir, das Männer, die sich selbst zu Frauen erklären, trotzdem keine sind und wenn sie Gesetze erlassen, die –
    uns zwingen Gegenteiliges für richtig zu halten, geht es nicht um solche Menschen, sondern darum, einen Gesamtkatalog von Verhaltensnormen zu durchzusetzen.
    Die zweite Seite aber ist, dass Wokeschismus , als in sich selbst geschlossener Wahn, sich auf eigener Grundlage weiterentwickelt und permanenter Steigerung bedarf.
    Man kann das mit dem Furor der einstigen Hexenverfolgung vergleichen. Ich meine die Art, wie es funktionierte, nicht die Brutalität. Noch nicht.
    Die klügeren Pfaffen, und im Klerus sammelte sich schon das intellektuelle Potential der Zeit, wussten auch, dass sie nicht permanent mit den brennenden Frauen das Böse besiegten. Es war Instrument der Herrschaft und auch der Enteignung der Opfer, aber eben auch der in sich selbst begründete und sich steigernde Wahn, den sie zeitweilig selbst nicht mehr beherrschten und der sie zwang, mitzumachen.

    Das destruktive Potential der Wokeschisten ist meines Erachtens nach noch längst nicht ausgeschöpft. Es ist nicht der schrullige Übermut einiger Aktivisten, die gelegentlich zu weit gehen. Was etabliert wird, ist ein umfassendes System der Zensur und der Formatierung der Bevölkerung: Wenn du nicht dem folgst, was wir dir vorschreiben, werden wir dich sozial und ökonomisch vernichten. Du wirst deine Arbeit verlieren, wir werden dein Geschäft zerstören, deine Konten kündigen, dich diffamieren und ausgrenzen und, wenn es uns passt, vor die Gerichte zerren. Gleiches drohen wir allen an, die sich mit dir solidarisieren.
    Das alles ist keine paranoide Zukunftsvision, sondern hat längst begonnen. Und wir sollten nicht glauben, dass es, wenn der “rechte” Widerstand Erfolg haben sollte, besser wird. Die Waffen sind geschmiedet und sie werden von jedem geführt werden, der sie in die Hand bekommen wird.

  11. das macht in usa auch sinn. deren politsches denken, democrats sind leftists ,lol, ist derart rückständig und entbildet, daß man wokeness sogar fordern müsste. im einzelfall wird es leider immer absurde nichtlogische konsequenten geben. das ist nunmal so bei real existierender massenverblödung. deutschland ist ja nun auch nicht mehr soo weit davon entfernt tbh.
    der unterschied zu deutschland ist die im interview angedeutete aggression in der deutschen gesellschaft. die ist einfach kulturell geprägt von autoritärem gehabe, gegenseitigem aggressivem anschnauzen und militaristischer sprach gesten.

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