»Die UNO wird von der amerikanischen Regierung systematisch liquidiert«

Jean Ziegler, 2015
Dontworry, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Jean Ziegler wurde am 19. April diesen Jahres 90 Jahre alt. Der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung kritisiert seit vielen Jahrzehnten die globalisierte Wirtschaft. Für ihn ist sie kannibalisch.

Im Jahr 2005 hat Arno Luik ein Interview mit Jean Ziegler geführt.

 

Arno Luik: Herr Ziegler, als Sie neulich von einer UNO-Versammlung zurückkamen, sagten Sie zu mir: „Die Zivilisation löst sich auf“.

Jean Ziegler: Ja, in tödlicher Stille vollzieht sich ihr Zerfall. Wir stehen an einer historischen Weggabelung: Wir erleben die rücksichtslose Privatisierung der Weltpolitik. Eine neue Macht hat die Regierungen übernommen, sie hält die Staaten im Griff und betreibt Weltpolitik im geopolitischen Interesse der Konzerne.

Und jetzt sagen Sie wahrscheinlich gleich noch: Die Globalisierung ist böse, sie ist an allem Schuld.

Die Globalisierung ist nicht böse. Der entfesselte, globalisierte Kapitalismus hat unglaubliche Reichtümer erschaffen. Seit 1991 ist das Weltbruttosozialprodukt um mehr als das Zweifache gestiegen, der Welthandel hat sich verdreifacht – aber gleichzeitig hat sich eine Refeudalisierung der Welt vollzogen, die unheimlich ist. Eine kalte Macht, ohne Moral und Anstand. Und diese neue Ordnung mordet und tötet. Sie verwüstet die Welt. Sie gefährdet die Demokratie und bedroht das Erbe der Aufklärung.

Sie sprechen drastisch, aber Sie sprechen in Rätseln.

Wieso denn? Ich sage, klar und deutlich: Diese neuen Feudalherren haben mehr Macht als je ein Kaiser, König oder Papst besessen hat. Diese neuen Feudalherren sind weder auf Staaten noch auf die UNO angewiesen, sie amputieren das Völkerrecht und haben ihre  Herrschaft auf den ganzen Planeten ausgedehnt.

„Das Böse“, hat Bert Brecht einmal gesagt, „hat eine Adresse und eine Telefonnummer“.

Sie haben Recht,  das Böse hat eine Adresse. Es residiert zum Beispiel in Houston, Texas, in diesen riesigen Wolkenkratzern der Ölindustrie. Aber nicht nur dort. 500 transkontinentale Konzerne kontrollieren 52 Prozent des Weltbruttosozialprodukts im Jahre 2004. Das waren alle in diesem Jahre produzierten Kapitalien, Waren, Dienstleistungen und Patente. Diese Konzerne arbeiten völlig wertfrei, ihr einziges Ziel ist Profitmaximierung. Ich nenne diese neue Herrscherkaste: die Kosmokraten.

Diese neuen globalisierten Reichen, meint der Münchner Philosoph Ulrich Beck,  und ihm „stockt der Atem, brauchen die Armen schlicht nicht mehr“.

Das stimmt, die neue Weltordnung ist eine kannibalische Ordnung. Sie nimmt es in Kauf, dass Menschen verhungern. Während wir hier reden, wachsen Leichenberge ohne Unterlaß.

Wir reden seit 30 Minuten.

Und in dieser Zeit sind 1800 Kinder unter zehn Jahren an Hunger gestorben, alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Jedes Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet. Unzählige, unzulänglich ernährte Kinder erleiden irreparable Gehirnschäden.

Der französische Philosoph Régis Debray nennt sie „von Geburt an Gekreuzigte“.

Ja, Hunger ist eine fürchterliche Massenvernichtungswaffe. Das  stille Massaker des Hungers ist eisige Normalität, ist Völkermord. Über 62 Millionen Menschen sterben jährlich, 35 Millionen sterben an Hunger. Alle fünf Minuten verliert jemand sein Augenlicht, weil es ihm an Vitamin A mangelt. 856 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr permanent unternährt. 186 Millionen Afrikaner, 34 Prozent der Gesamtbevölkerung, erleiden das Martyrium des Hungers. Und diese Opferzahlen steigen und steigen.

Soll ich mich nun vor Scham dort drüben in den Genfer See  werfen?

Nein, aber Sie sollen erkennen, dass die Ökonomie, die so Unfaßbares zuläßt, kein Fluch, kein Tsunami ist. Sie ist von Menschen gemacht und kann von ihnen geändert werden. Der Planet ist reich, er ist voller Schätze. Heute wäre es erstmals möglich, die Utopie des gemeinsamen Glücks zu verwirklichen. Zwölf Milliarden Menschen könnten nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO ernährt werden – das Doppelte der heutigen Weltbevölkerung.  Die Weltordnung des globalisierten Kapitalismus ist also nicht nur mörderisch, sie ist auch absurd. Sie tötet, aber sie tötet ohne Notwendigkeit. Für jeden ist genügend da, wenn nicht die Gier dieser Kosmokraten so grenzenlos wäre. Darauf hinzuweisen, finde ich, ist Aufgabe des redlichen Intellektuellen.

Der deutsche Intellektuelle und SZ-Autor Joachim Kaiser hat neulich einen ungewöhnlichen Vergleich gewagt. So wie früher die Deutschen vom Schicksal der Juden hätten wissen können, verdränge man heute im Westen das Elend der Verhungernden.

Er hat recht. Aber hilft das auf die Dauer? Bei Kafka gibt es diesen merkwürdigen Satz: „Weit, weit weg von Dir geschieht die Geschichte der Welt… die Weltgeschichte Deiner Seele“. Die Europäer können mit Nato-Stacheldraht und Maschinengewehr die Elensdszüge aus dem Sahel, Sudan stoppen, vielleicht. Aber, ganz gewißlich, ihre eigene Seele wird dabei zugrunde gehen.

Seit 50 Jahren, Herr Ziegler, schreiben und kämpfen Sie, wie Sie wohl sagen würden: Für eine bessere, eine gerechte Welt. Und was ist dabei herausgekommen? Gar nichts!

Meinen Sie? Ich denke schon, dass ich ich in manchen Köpfen Spuren hinterlassen habe. Aber ich habe jetzt immer öfter das Gefühl der Panik, dass die Zeit zu rasch vergeht, dass ich zu wenig erreiche. Mein Tod rückt näher.

Und wie ein Getriebener packen Sie in Ihr neues Buch „Das Imperium der Schande“ das Elend der Welt: Da knabbern katzengroße Ratten an brasilianischen Kindern, 30 000 verkrüppelte Bhopal-Opfer hoffen auf Entschädigung, zu Skeletten abgemagerte Kinder wärmen sich im mongolischen Ulan Bator in unterirdischen Tunneln – man denkt an Hieronymus Boschs Höllenbilder.

Ich glaube an das Wort und die Aufklärung. Mein Buch ist dafür eine Waffe. Manchmal komme ich mir allerdings vor wie ein Vampir. Meine Geschäftsgrundlage ist das Elend und Leid der Welt, und mein Ruf erwächst aus dem Blut, den Tränen, der Not der Kinder.

Das klingt sehr pathetisch.

Ja. Ich sehe die Hungernden vor mir, ganz konkret. Neulich war ich in Guatemala. Inmitten der UN-Kolonne komme ich in ein Bergdorf. Kinder mit ihren zündholz-mageren Beinchen berühren mich, Frauen, die mit 30 aussehen, als ob sie 80 wären, ohne Zähne, mit müdem Blick, erzählen, wie „die Bestie Hunger sie anfällt“, Sie sehen die Angst, Sie spüren die Erniedrigung, Sie fühlen die Scham – und ich weiß, ich kann nicht  helfen, nur Worte geben.

Im Klartext: Sie betrügen die Menschen?

Ja. Ich rede, ich verbreite Hoffnung. Aber ich weiß, die Kinder gehen zugrunde – wie im Niger. Dort steht die Bevölkerung am Abgrund, 3, 6 Millionen Menschen von 12 Millionen sind vom Hungertod bedroht. In Sagrar, im Süden des Landes, haben die Schwestern der Mutter Teresa, sechs Frauen, eine Deutsche, eine Amerikanerin, vier Sudaneserinnen, ein Lazarett aufgebaut, es ist ein Bettenbau hinter einer Eisentür, sie haben 60 Betten. Jeden Morgen stehen 3000 abgemagerte Mütter vor dieser Tür, sie sind tagelang gelaufen, voller verzweifelter Hoffnung, unter ihren Tüchern haben sie halbverhungerte Kinder, weil sie gehört haben, diese Schwestern könnten helfen. Und jeden Morgen öffnet sich die Eisentür, eine Schwester kommt heraus – und sie kann sechs, sieben, acht Kinder aufnehmen, sie am Leben erhalten. Mehr nicht. Und dann geht diese Tür wieder zu… ich stand da und hab geheult. Es ist doch ein Zufall, dass Sie hier geboren sind, ein Weißer sind, dass ich hier  geboren bin, ein absurder Zufall entscheidet über Glück oder Elend, über Privilegien,  über Leben oder Tod.

Aber Sie können dagegen etwas tun, Sie haben doch das Forum der UN-Vollversammlung, Sie können, Sie…

Ja, was kann ich? Was kann ich? Seit 60 Jahren gibt es die UNO, und sie ist – bei allen Schwächen – ein Bollwerk für die Zivilisation. Aber nun wird sie angegriffen von der amerikanischen Regierung, kalt und brutal, sie wird systematisch liquidiert.

Sie lieben die Polemik.

Nein, aber ich muss schreien, denn wir sind zurück auf dem Weg in den Dschungel.

Was meinen Sie denn damit?

Die Amerikaner, konkret, die Regierung Bush, zertrümmern prinzipielle Errungenschaften der Menschheit. Sie brechen mit den Menschenrechten. Sie pfeifen auf die Genfer Konvention. Sie schieben das Internationale Recht zur Seite.

Ich sag’s doch: Polemik.

Ich bin noch viel zu leise, ich müssste schreien. Der UNO-Artikel 51, der Selbstverteidigungsartikel, ist von der Bush-Regierung umformuliert worden. Bisher hieß es, wenn ich angegriffen werde, habe ich das Recht, mich zu verteidigen. Nun heißt es, wenn ich mich bedroht fühle, darf mich ich präventiv wehren. Das ist ein radikaler Zivilisationsbruch.

1648, im Frieden von Münster, wurde aus den Erfahrungen des 30jährigen Krieges jeder Angriffskrieg verboten.

Jetzt ist er wieder legitimiert. Nun herrscht das Faustrecht statt das Folterrecht. Der Starke kann über die Schwachen hinwegmarschieren. Barbarei. Und diese Verrohung erfaßt andere Bereiche. Das Folterverbot, Markstein und Grundpfeiler von rechtstaatlichen Gesellschaften, ist nun aufgehoben. Der Krieg gegen den Terrorismus – dieses Zauberwort um alle Rechte auszuhebeln – frißt die Gelder für die Armen. Stattdessen wird von den Amerikaner die Folter neu definiert, was für ein makabrer Fortschritt der Menschheit! Als Folter gilt nur noch, wenn der Gefolterte bleibende Schäden davonträgt, verstümmelt wird oder zu Tode kommt. 

Und warum rufen die anderen Länder nicht: „Stopp!“

Die Europäer schweigen, sie torkeln hilflos auf dem diplomatischen Parkett, lassen sich von den hemdsärmligen Kerlen aus dem Weißen Haus vorführen. Die Deutschen – auch unter Außenminister Fischer war da so – kuschen, sie benehmen sich wie Lakaien. Sie haben noch gar nicht realisiert, was für ein Zivilisationsbruch sich vollzieht. Oder sie schließen – weil das bequemer ist – die Augen.

Sie reden, als ob die Diplomaten einfältig wären.

Nein, was in Washington und New York geschieht, ist keine Diplomatie mehr. Bushs texanische Helfer, Rumsfeld, Wolfowitz oder der US-Botschafter John Bolton benehmen sich mit einer unfaßbaren Brutalität. Das ist kein Stilbruch, den ich beobachte, das ist ein Bruch mit den grundsätzlichen Werten: Die Europäer waren immer auf Konsens aus, aber diese Texas-Jungs sind brutal, rücksichtlos. Sehen Sie, bisher gab es keinen rechtsfreien Raum auf der Welt. Jeder Kriegsgefangene, jeder Deliquent hatte ein Statut, unveräußerliche Rechte. Für die schlimmsten Kriege gab es Regeln, festgehalten in der Genfer Konvention, Regeln, die nicht immer hielten, sicher, aber es gab sie – das ist nun vorbei.

Es gibt ja nun sogar den Begriff der „Nichtperson“.

So etwas hat es in der Geschichte noch nie gegeben, für die „Nichtperson“ gibt es kein Recht mehr, gar nichts. CIA-Kommandos eilen um die Welt, mit Listen, und sie können jeden schnappen, den sie für verdächtig halten, sie haben Geheimgefängnisse, ohne Kontrolle.

Das klingt wie bei der mittelalterlichen Inquisition.

Morgen, auf dem Flugplatz in Frankfurt, können Sie verhaftet werden – und irgendwohin verschwinden, und niemand wird wissen, was mit Ihnen passiert. Neulich schrieb der amerikanische Kolumnist Thomas Friedman in der New York Times, „wir müssen zugeben, dass Dutzende von Gefangene, die in unserem Gewahrsam gewesen sind, unter der Folter gestorben sind“. Das ist die Regression in die absolute Barbarei.

Ich könnte nun mit Georges Danton verzweifelt ausrufen: „Die Welt ist nichts als Ungerechtigkeit und Elend!“

Ja, das stimmt. Man könnte verzweifeln. Aber es gibt die Hoffnung jenseits der Hoffnung, sagt Ernst Bloch. Wir brauchen einen Aufstand des Gewissens.

Humpelnd, humpelnd, mit kleinen Schritten, mit Rückschlägen und Zwist, heißt es beim amerikanischen Dichter Walt Whitman, gehen die Völker einer besseren Zukunft entgegen.

Ja! So ist es, das ist die Hoffnung. Und für mich ist es ein kleiner Trost, dass ich in der UN-Versammlung ein Stachel im Fleisch der Gesättigten sein kann. Ich komme aus Guatemala zurück nach New York, im Kopf das Elend. Ich stehe dann vor dem UN-Forum, dort sitzen viele Täter, und der US-Botschafter muss zuhören.  Aber was hört er? Diplomatensprache, und das hört sich so an: „Some problems in Guatemala should be addressed.“  Einige Probleme müssten in Guatemala angegangen werden – und das heißt: 92 000 Kinder unter zehn Jahren sind letztes Jahr in Guatemala verhungert.

Some problems.

Diese Diplomatensprache, die das Leid verharmlost,  schüttelt mich. Und dann schütteln Sie Ministern oder Beamten die Hände, von denen Sie genau wissen, dass Blut und Raubgeld an ihnen klebt. Manchmal muss ich danach auf die Toilette hasten, und mir die Hände waschen.

Ähnliche Beiträge:

30 Kommentare

  1. Wirtschaft (Produktion, Handel, und so Zeugs) ist immer global. Danke, mehr muss ich eigentlich nicht mehr wissen. Ich arbeite ja in der Wirtschaft und komme viel rum.

    Hoffnungslos 🙁

  2. Es ist in 20 Jahren nur noch schlimmer geworden. Eine Zukunft der Menschheit kann es nur geben, wenn die USSA vernichtet werden.

    1. Nein. Nichts muss vernichtet werden. Es sei denn man versteht unter vernichten, vernichten. Ich vernichte zum Beispiel gleich eine Pizza. Und zwar restlos. Vernichtet man hingegen die USSA, taucht sie woanders einfach unter einem gänzlich neuen Gewand wieder auf, macht aber das Selbe, nur anders. Denn wer ist denn schon die USSA, wenn nicht ein Haufen einflussreicher Familien, bzw. Dynastien oder auch Gruppen wie Einzelpersonen – die auch Leute wie mich beschäftigen. Von der Gegenseite habe ich nie ernsthafte Angebote erhalten. Während diese Seite von Leuten wie mir gar nicht genug haben kann. Wir machen alles, zum Wohle der Gesellschaft (je nach Rechtsform). Das hätten wir uns nämlich verdient. Mit freundlichen Grüßen der Leistungsgesellschaft.

      1. “ Denn wer ist denn schon die USSA, wenn nicht ein Haufen einflussreicher Familien, bzw. Dynastien oder auch Gruppen wie Einzelpersonen – die auch Leute wie mich beschäftigen. Von der Gegenseite habe ich nie ernsthafte Angebote erhalten. “

        Das glaub ich Ihnen auf’s Wort. Denn welchen Nutzen sollten Sie der „Gegenseite“ auch bringen wenn Sie doch bestens dem liberalen Kapitalismus dienen.
        Im Übrigen sind die USA weit mehr als „ein Haufen einflussreicher Familien, bzw. Dynastien“. Mit dieser Aussage reduzieren Sie das Problem auf ein individuelles und lenken von den systemischen Ursachen des Kapitalismus ab, wo alles auf Profitmaximierung ausgerichtet ist.
        Stillschweigend geht man in liberalen Gesellschaften davon aus, dass damit auch der Gesellschaft gedient ist. Entsprechend handelt die Politik. Das funktioniert aber nur solange ihre Länder zu den Reichen und Mächtigen gehören. Das ist der Grund warum der Westen alles daran setzt die Welt zu beherrschen. Das ist auch der Grund warum sich die reichen Länder hinter den USA (als Interessen-Vertreter der Superreichen) sammeln und zu ihren Vasallen werden (im Falle von Schweden und Finnland sogar freiwillig, sie wollen ihren privilegierten Welt-Status nicht verlieren).

        1. Das Zins- und Zinseszinsproblem ist tatsächlich ein entscheidender Faktor. So ist selbst der Pommes-Budenbesitzer gezwungen, entweder:

          – immer mehr Ware zu verkaufen,
          – Arbeitshilfen freizusetzen,
          – die Warenmenge zu reduzieren,
          – an der Qualität zu sparen,
          – den Verkaufspreis zu erhöhen.

          Oder, so wie jetzt, alles geschieht gleichzeitig. Weil alles teurer wird.

  3. Ein Dank an Jean Ziegler für diese klaren Worte.
    Aber: „Der entfesselte, globalisierte Kapitalismus hat unglaubliche Reichtümer erschaffen.“? Naja, quantitativ, BIP und Bruttosozialprodukte mögen ja steigen. Aber qualitativ? Immer mehr Lebensmittel, die wir wieder wegschmeißen? Immer mehr Waffen, mit denen wir nicht nur Leben, sondern Erarbeitetes vernichten. Immer mehr arbeiten, damit wir einige Superreiche mit der Wahl quälen, auf welcher Superyacht sie mit ihrem Hubschrauber landen sollen, um Wasserski zu fahren. Die Arbeitslosen brauchen dringend 5G, damit sie ihre Netflix-Serie noch schneller herunterladen können, oder?
    Sorry, ich weiß, mein Zynismus hilft so viel wie Hände waschen.

    1. Sieht fast so aus, als hätte man darauf zu gearbeitet. Also nicht direkt. Aber wo gehobelt wird, fällt der Spahn. Der findet in dieser Zeit auch immer eine Anschlussverwendung. Auf den müsst ihr aufpassen. (wieder alles doppeldeutig) 😉

  4. Reiche Zionisten, altbekannte adeligen Familien, beherrschen seit dem 19. Jh. die westliche Welt. Demokratie ist eine Illusion die nur im Kleinen funktioniert. Diese Hegomonen kontrollieren unser Leben über Vereine und politische Vasallen. Sie planen fast alle Kriege und Katastrophen wie Operetten. Und sie schreiben selbst die Geschichte. Das sind nicht nur meine Worte, sondern auch die von Senator Kennedy.

        1. Geht das nicht eine Nummer kleiner? Muß es immer Satan, die Zionisten oder die Amis sein? Geht es nicht ohne?

          0,01 – 1 % der Weltbevölkerung völlig egal ob Satinst, Zionist, Ami, oder Nazi besitzen mehr als 60 % des Eigentums an den Möglichkeiten etwas herzustellen und zwar nicht nur in den USA sondern in jedem Land (Ausnahmen dürften Kuba und Nordkorea sein)

          Das Ziel dieser Menschen ist ihr Eigentum so zu gebrauchen das sie möglichst riskolos Profit machen. Um dies zu garantieren gibt es ganze Netzwerke von Instituten, Institutionen. politische und staatliche Einrichtungen aber natürlich auch den Staat selbst der diese Interessen schützt. 10-15% der Bevölkerung in jedem Land ist in so unterschiedlichen Berufen wie Wahlforscher, Politiker, Lobbyist, Manager, Wissenschaftler, Elite-Journalist eingebunden. Hier noch mal als Bild (von der Spitze bis zur 4.Etage)
          https://free21.org/wp-content/uploads/2024/03/Anti-capitalism_color%E2%80%94_Restored_web.jpg

          Wenn man das nicht mehr haben will dann muß man eine Revolution machen wie 1917 in Russland die genau das beseitigen wollte. Aber heute währe man noch schlechter wie die Petrograder Oktoberrevolutionäre auf die kommenden Schwierigkeiten danach vorbereitet, zumal ja in den letzten 30 Jahren viel von dem theoretischen Wissen das zweifellos nicht ausreichend und lückenlos war im kollektiven Gedächtnis verloren gegangen ist, oder eben verpönt ist.

          Außerdem werden die meisten die heute Revolution schreien eher keine sozialistische Revolution anstreben. Was aber dann? Revolutionen sind eigentlich nur sinnvoll wenn die Strukturen verändert werden sollen und nicht nur „Facelifting“ betrieben werden soll.

  5. Ich kann jedem nur raten, sich einmal mit der Entstehungsgeschichte der USSA zu beschäftigen.
    Wer danach noch behauptet, es dürfe weiter USSA geben, outet sich damit als Nichtmensch.

  6. Die Aufklärung scheitert, aber nur im Westen. Warum scheitert sie dort? Weil die Mächtigen Meister der Manipulation sind, sie schaffen es – auch dank massiver Zensur – sich als das Gute in der Welt hinzustellen und ihre Gegner als das ultimativ Böse. Putin verschenkt mW Mio Tonnen Getreide und Dünger an Afrika -> er ist das Böse. In Gaza stellt sich eine völlig unterlegene Hamas der genozidalen IDF entgegen -> sie ist das ultimativ Böse.

    Überhaupt zeigt Gaza wie krank westliche Eliten sind. Sie sind „bereit“ für ihren Profit ganze Völker auszulöschen. Das passiert auch in der Ukraine und vll auch bald in ganz Europa. Und warum?

    Jetzt komme ich dazu, dass es auch durchaus positive Entwicklungen gibt. Das ist ua in diesem Artikel beschrieben:

    „Afrika entgleitet dem Westen und das ist für die Afrikaner wohl auch gut so“
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=114328

    Auch der Völkermord von Gaza hat – so traurig es ist – seine positiven Seiten: er öffnet den Menschen vielfach die Augen. An der Stelle hat der Westen überzogen. Das hat er schon anderswo, aber noch nie hat er defacto so offen zugegeben, dass er ein Volk auslöschen will. Die Verhaftungen der Kritiker tun ihr Übriges: die geisteskranke Hitlereske westliche Elite entblöst sich. Den Menschen geht mehr und mehr auf, dass sie nur manipuliert werden, wenn von Menschenrechten, Demokratie etc gelogen wird.

    Und je gewalttätiger und skrupelloser der Westen vorgeht, umso mehr Zulauf bekommt dessen Gegenbewegung, insbesondere im sog. globalen Süden, zB in Form der BRICS.

    Ziegler’s Engagement hat sehr wohl was gebracht. Vll verstehen die Menschen im Westen nicht was er sagen will, die Menschen im globalen Süden aber sehr wohl. Der Psychopath ist immer versucht sich sein Opfer gefühig zu machen, indem er auch und gerade dieses manipuliert, ihm einredet sich gegen die Gewalt, die von den Eliten ausgeht (ua sog. „Gewaltmonopol des Staates“), zur Wehr zu setzen ein Vergehen sei. Er manipuliert sein Opfer so sehr, dass dieses glaubt, dass er die Gewalt hinnimmt und als richtig anerkennt. Es wird ein Hierarchie-Gefälle aufgebaut. Wenn nun ein Ziegler erklärt, dass die Gewalt der Eliten / Psychopathen eben nicht in Ordnung ist, beginnt das Opfer sie auch in Frage zu stellen, mehr für sich einzufordern. Es beginnt ein eigenes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

    Nicht zuletzt sind die Chancen für eine Entmachtung dieser kranken Eliten noch nie so groß gewesen wie heute. Russland stellt militärische Ressourcen zur Verfügung (siehe obiger nds-Artikel) und China ermöglicht wirtschaftliche Alternativen. Früher gab es ja praktisch nur den Westen mit seiner fortschrittlichen Industrie. Wer in den armen Ländern ein Auto fahren wollte oder andere Güter benötigte, wandte sich an diesen. Genauso beim Verkauf von Gütern… Die Möglichkeiten waren sehr limitiert. Das ist heute nicht mehr so.

    Bsp Russland: in den 80ern konnte man dem Vorgänger, der Sowjetunion, noch mit wirtschaftlicher Isolation und einem aufgezwungenen Krieg (Afghanistan) den Garaus machen. Wirtschaftliche Isolation ist so heute nicht mehr möglich. Folglich verpuffen die Sanktionen nicht nur vollständig, sondern treiben Russland dazu sich stärker selber zu entwickeln, kurz: sie haben sogar einen gegenteiligen Effekt, auch für den Westen selbst, der massive Vetluste davon trägt…

  7. „Sie haben Recht, das Böse hat eine Adresse. Es residiert zum Beispiel in Houston, Texas, in diesen riesigen Wolkenkratzern der Ölindustrie. Aber nicht nur dort. 500 transkontinentale Konzerne kontrollieren 52 Prozent des Weltbruttosozialprodukts im Jahre 2004.“

    Leider dringt der Autor nicht tief genug vor.

    In Housten residieren nur die Handlanger des „Bösen“. Hinter den 500 Konzernen stehen, durch ein undurchschaubares Geflecht aus Firmen, Beteiligungen, Briefkästen, Kleinaktionären etc versteckt, dann irgendwann die Personen, welche die wirkliche Macht ausüben.
    Die gilt es zu identifizieren und zu benennen.
    Leute wie Gates, Musk und Zuckerberg sind die „Neureichen“, erst ihre Urenkel werden so schlau sein wie die Altreichen, welche aus der französischen Revolution gelernt haben und sich nur ganz tief unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung bewegen.

    1. „In Housten residieren nur die Handlanger des „Bösen“. Hinter den 500 Konzernen stehen … dann irgendwann die Personen, welche die wirkliche Macht ausüben. Die gilt es zu identifizieren und zu benennen.“

      Und dann, was dann? Ein neuer Holocaust? Kontaktieren Sie Sofie Kampulek, die kennt die „Bösen“ schon.

      1. „Ein neuer Holocaust?“
        Das nennt sich in der Psychoanalyse „Projektion“: Sie projezieren ihre eigenen Wünsche und Traumvorstellungen auf andere.
        Von daher: „Kontaktieren Sie Sofie Kampulek, die kennt die „Bösen“ schon.“ unbenutzt zur eigenen Verwendung zurück.

        1. Sie schreiben, es gilt die wirklich Mächtigen zu identifizieren und zu benennen. Aber was dann? Den wirklich Mächtigen die Macht wegnehmen, dann wäre das Problem gelöst? Oder wie stellen Sie sich das vor? Haben Sie darauf eine Antwort?

          Dass es sich hier um ein systemisches Problem handelt und nicht auf das Versagen einzelner Individuen zurückzuführen ist, das kommt Ihnen nicht in den Sinn?

          1. „Haben Sie darauf eine Antwort?“
            Ich bin erst mal dabei, das Problem herauszuarbeiten, sonst bekommt man aufgrund der falschen Fragen Antworten, die das Problem nicht lösen.
            Ihre Statistik: 2x Punkt, 6 x Fragezeichen als Satzende.

            „Dass es sich hier um ein systemisches Problem handelt und nicht auf das Versagen einzelner Individuen zurückzuführen ist, das kommt Ihnen nicht in den Sinn?“

            Das hatte ich oben u.a. unter „etc“ gemeint: willfährige Helfer, damit beauftragt, das systemische Problem der oligarchengelenkten Fassadendemokratien hinter „Versagen einzelner Individuen“ zu verstecken.
            Danke, das Sie das noch einmal so deutlich herausstellen.

    2. Lem nannte das in seinem Roman mit dem bezeichnenden Titel Eden eine Kryptokratie. Er sah darin eine Welt voraus in der die Machthaber anonym sind, offiziell wird deren Existenz bzw Macht bestritten. Das Volk braucht nicht mal mehr bewacht und unterdrückt werden, sie halten sich durch gegenseitigen Neid und Hass gegenseitig in Schach. Obwohl Lem selbst einmal sagte, diese frühe Werk aus den 50igern gehörte nicht zu seinen besten, finde ich das entworfene gesellschaftliche Szenario aus heutiger Sicht geradezu prophetisch. Nun Lem war halt ein unglaublich heller Kopf was technische und gesellschaftliche Entwicklungen angeht. Es lohnt sich immer wieder in zu lesen oder neu zu entdecken.
      Einen blinden Fleck hat Zieglers Argumentation allerdings, insofern dringt sie nicht tief genug. An sich der schwerwiegendste blinde Fleck überhaupt, der in gewisser Weise seine gesamte Argumentation entwertet. Die Erde könnte 12 Milliarden Menschen ernähren, wenn es keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gäbe. Ja zweifellos. Dann muss man aber auch klar sagen, dass es nur funktioniert wenn die Natur gnadenlos zu Gunsten des Menschen ausgebeutet wird, insbesondere die meisten großen Wirbeltiere dezimiert werden. Nur die Menschen retten geht nicht. Entweder man hat Achtung und Respekt vor jedem Leben, oder man kann es gleich lassen.
      Und dann müsste auch das ganze Hypergamie-getriebene Streben nach immer mehr Luxus Besitz und Wohlstand allen Menschen ausgetrieben werden, was verhaltensbiologisch gesehen völlig unrealistisch scheint.
      Ja es sind konkrete Bösewichte. Aber deren Beseitigung würde nur Platz für neue schaffen, die deren Stelle einnehmen würden. Hypergamie halt. Das ganze Wesen der Menschheit bring wohl kein Märchen besser auf den Punkt als „Der Fischer und seine Frau“. Mehr braucht man an sich nicht zu lesen um zu verstehen warum die Menschheit so ist wie sie ist und sich selbst ruiniert. Aber nun genug der Literaturempfehlungen.

    3. Ich denke so einfach ist es nicht. Es gibt nicht die eine verborgene Macht, die im Hintergrund alle Strippen zeiht. Es sind viel eher viele Akteure, die man teils ein und derselben Kaste zuordnen kann, teilweise handelt es sich aber auch um Leute „niederer“ Kasten, die sich versprechen, indem sie der Macht nach dem Mund reden (bzw vielmehr glauben es zu tun), dass sie dadurch aufsteigen. Ich denke einige der Akteure kennen wir sehr wohl, wie eben ein Bil Gates mit seinen Stiftungen oder Elon Musk etc. Das System wird aber nicht zusammenbrechen, wenn man diese aus dem Spiel nehmen (zB verhaften) würde, weil es genug von denen gibt, die genauso gestrickt sind und diese auch das ganze westliche System durchsetzt haben. In Afrika werden diese Machtbünde gerade aufgelöst (durch Russland und China) und da flippen diese Psychopathen bereits aus, weil der Kern ihrer Macht auch darin besteht, dass es keine Alternativen gibt.

      1. Richtig, das Problem sind nicht einzelne Personen, es sind die Spielregeln, die geändert werden müssen. Die Spielregeln nennen sich liberaler Kapitalismus. Ja, auch die bürgerliche Ideologie, der Liberalismus sollte überdacht werden.

  8. Bald sind Wahlen in der EU, wer ist euer Favorit?
    Oder nehmt jegliche Wahl die stattgefunden hat (in D oder EUstaaten) , ob mit links rechts mittig oder kunterbunt zusammen gequält, alle sind vereint im Lobbyisten Kartell.
    Und die Hoffnungsträger der BSW oder AFD, sind diese in der Lage was zu ändern?
    Wenn jemand etwas verändern kann, dann ist das das Volk. Leider werden die nicht zu einer einzigen Stimme zusammen finden, oder doch?

  9. Noch hat sie durchgehalten, die UNO, sie existiert noch. Die USA wollen sie zwar durch eine selbst definierte „regelbasierte internationale Ordnung“ ersetzen. Aber die große Mehrheit in der Welt wehrt sich dagegen, die große Mehrheit setzt weiterhin auf die UNO. Es ist globaler Klassenkampf.

    1. Naja zu erst einmal ist das ein internationales Ringen um die Macht. Die U.S .of A. wollen eine Alleinherrschaft für sich durchsetzen. Die meisten anderen Staaten sind dagegen. Bisher konnten die U.S.A. sie einschüchtern, aber mit zunehmendem Erstarken und wirtschaftlicher Entwicklung des sogenannten globalen Südens traut man sich dem großmäuligen Anspruch zu wiedersprechen.

  10. Die Nummer mit den verhungernden Kindern, die ermordet würden, weil es genug Nahrung auf der Welt gibt…

    die zieht Ziegler jetzt schon seit 30 oder 40(?)Jahren ab und man kann sich nur wundern, wie stur der sich angesichts seiner völligen Wirkungslosigkeit den Schädel an der Betonwand einrennt.

    Oder ist das eine Art von borniertem Opportunismus, mit dem ein eitler Möchtegern auf billige Weise prominenten Ruhm erheischen kann?

    Man kann die Leithammel und die hinterher trottende Herde mit moralischen Vorwürfen anbrüllen, wie man will, es wird niemanden interessieren. Erstere nicht, wenn man ihnen nichts anhaben kann, letztere werden für den Vorteil der Kooperation nicht das schützende Kollektiv verlassen. Hierarchie ist vermutlich die stärkste soziale Bindung, die es in einer Gemeinschaft gibt.

    Was es bräuchte, sind Foto und Name eines Leithammels neben einem Schriftstück, welches seine Unterschrift trägt, und ihn zweifelsfrei für den Hungertod hunderter Menschen verantwortlich macht – dazu am besten noch Bilder von den vielen Leichen – erst dann könnte sich der einzelne nicht mehr aus der Verantwortung stehlen, wenn er weiter hinterhertrottet. Solche Beweise liegen aber nicht herum wie Personalausweise am Tatort.

    Das Problem ist vielleicht der Eichmann in uns, es braucht einen anderen Ansatz.

  11. Die Unterdrückung der Welt durch Europa hat System seit dem 15. Jahrhundert: Sie erfolgte zunächst im Verbund mit der Römisch-Katholischen Kirche bis ins 18. Jahrhundert hinein. Gewann eine Eigendynamik durch die Kolonialmächte Frankreich sowie das Vereinigte Königreich insbesondere während und nach dem Ersten Weltkrieg. Sie setzte sich fort im Verbund mit den USA während und nach dem Zweiten Weltkrieg: NATO-Staaten / G7-Staaten usw. Vgl. u. a. Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der Europäischen Expansion 1415 – 2015, München 2016.

    Heute wird seitens Politik wieder einmal offen darüber gesprochen, wie wichtig Afrika für Europa sei. Bereits im Jahre 2022 wurde daher zu einem Gipfel nach Elmau eingeladen: https://www.swp-berlin.org/publikation/mta-spotlight-10-axel-berger-zur-partnerschaft-der-g7-mit-afrika . Vgl. wieder https://www.euractiv.de/section/europa-kompakt/news/g7-vorsitz-italien-will-afrika-prioritaet-einraeumen/ .

    Für mich ist es unerträglich und beschämend zugleich, dass sich der afrikanische Kontinent von den USA und Europa immer noch – kräftiger denn je – ‚über den Tisch ziehen lässt‘.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert